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    Plenarprotokoll 12/20 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 20. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 17. April 1991 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Die Lage im Irak und die Situation der irakischen Flüchtlinge, insbesondere der Kurden Hans-Dietrich Genscher, Bundesminister AA 1255 B Freimut Duve SPD 1258B, 1267 D Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 1260 A Cornelia Schmalz-Jacobsen FDP 1261 A Andrea Lederer PDS/Linke Liste 1262 B Freimut Duve SPD 1263 A Heinrich Lummer CDU/CSU 1263 C Gerd Poppe Bündnis 90/GRÜNE 1264 D Katrin Fuchs (Verl) SPD 1265 D Tagesordnungspunkt 2: Befragung der Bundesregierung (Gesetz über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1991; Bericht zur Frage weiterer Maßnahmen der Frauenförderung in Beruf, Familie und anderen Bereichen; weitere aktuelle Fragen) Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI 1268B Günter Graf SPD 1269 A Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI 1269 B Dr. Burkhard Hirsch FDP 1269 C Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI 1269 C Renate Schmidt (Nürnberg) SPD 1269D Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI 1269D Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 1270 C Vizepräsident Hans Klein 1271 A Dr. Willfried Penner SPD 1271B Gerlinde Hämmerle SPD 1271 C Dr. Edith Niehuis SPD 1271 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 1272A Angelika Barbe SPD 1272 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 1272D Ulrike Mascher SPD 1273 A Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 1273 B Hanna Wolf SPD 1273 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 1273 D Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 1274 A Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 1274 A Tagesordnungspunkt 3: Fragestunde — Drucksache 12/351 vom 12. April 1991 — Gesetzliche Regelung der Strafbarkeit der Geldwäsche MdlAnfr 4 Johannes Singer SPD Antw PStSekr Dr. Reinhard Göhner BMJ 1274 C ZusFr Johannes Singer SPD 1274 D ZusFr Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD . . 1275A II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. April 1991 Eingetretene Verbesserung durch die Pflegegeldleistung gemäß Gesundheits-Reformgesetz MdlAnfr 31 Gabriele Iwersen SPD Antw PStSekr Horst Günther BMA . . . 1275 C ZusFr Gabriele Iwersen SPD 1276A ZusFr Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste . 1276A Gleichstellung der Schwerbehinderten im öffentlichen Dienst in den neuen Bundesländern MdlAnfr 32 Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste Antw PStSekr Horst Günther BMA . . . . 1276B ZusFr Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste . . 1276D Umsetzung des nationalen Drogenbekämpfungsplans MdlAnfr 22 Johannes Singer SPD Antw PStSekr Dr. Horst Waffenschmidt BMI 1277 B ZusFr Johannes Singer SPD 1278 A ZusFr Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD . . 1278B Zahl der den neuen Bundesländern zugewiesenen Aussiedler MdlAnfr 23 Claire Marienfeld CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Horst Waffenschmidt BMI 1278C ZusFr Clemens Schwalbe CDU/CSU . . 1279A Änderung des BAT-Ost mit dem Ziel der Anrechnung der vollen Dienstzeit bei der Vergütung der Ärzte MdlAnfr 24 Dr. Dagmar Enkelmann PDS/Linke Liste Antw PStSekr Dr. Horst Waffenschmidt BMI 1279C Überprüfung des Bundestagsabgeordneten Hans Modrow auf Verbindungen zur Stasi in seiner damaligen Funktion als Erster Sekretär des Bezirks Dresden MdlAnfr 25, 26 Monika Brudlewsky CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Horst Waffenschmidt BMI 1279D ZusFr Jutta Braband PDS/Linke Liste . . 1280 A Dr. Gerhard Riege PDS/Linke Liste . . . 1280 C Verringerung der Kohleförderung der Saarbergwerke auf jährlich 7 Mio. Tonnen MdlAnfr 27 Ottmar Schreiner SPD Antw PStSekr Klaus Beckmann BMWi . . 1280 D ZusFr Ottmar Schreiner SPD 1280 D ZusFr Hans-Werner Müller (Wadern) CDU/ CSU 1281 C ZusFr Elke Ferner SPD 1282 A Übertragbarkeit von Annahmen über die Konkurrenzfähigkeit einer Strom-WärmeKopplung und die Beschäftigungswirkungen einer auf Energieeinsparung und dezentrale Energiebereitstellung ausgerichteten Energiepolitik auf die geplanten Atomkraftwerksneubauten in Stendal und Greifswald MdlAnfr 28, 29 Jutta Braband PDS/Linke Liste Antw PStSekr Klaus Beckmann BMWi . . 1282B, 1283 A ZusFr Jutta Braband PDS/Linke Liste . . 1282C, 1283 C Verstoß gegen die Zollvorschriften durch Zweckentfremdung von Düsenjets des Marinegeschwaders 1 in Jagel; Gefährdung des Verteidigungsauftrags bei Einziehung der Jets als corpora delicti MdlAnfr 34, 35 Dr. Eckhart Pick SPD Antw PStSekr Willy Wimmer BMVg . . . 1284A, 1285 C ZusFr Dr. Eckhart Pick SPD . . . 1284A, 1285 D ZusFr Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD . . . 1284 C Zusatztagesordnungspunkt: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den Auswirkungen des vom Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen für die nächsten Jahre dargestellten Finanzbedarfs für die neuen Bundesländer im Zusammenhang mit den von der Bundesregierung geplanten Steuerabschaffungen und Steuersenkungen Ingrid Matthäus-Maier SPD 1285 B Wolfgang Schulhoff CDU/CSU 1286 C Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 1287B Gerhard Schüßler FDP 1288 B Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste . . . 1289 B Gunnar Uldall CDU/CSU 1291 C Ludwig Eich SPD 1292A Carl-Ludwig Thiele FDP 1293 A Lydia Westrich SPD 1294 B Gerhard Schulz (Leipzig) CDU/CSU . . 1295 B Dr. Joachim Grünewald, Parl. Staatssekretär BMF 1296A Karl Diller SPD 1297 C Arnulf Kriedner CDU/CSU 1298B Dr. Gero Pfennig CDU/CSU 1299 C Nächste Sitzung 1300 D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. April 1991 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1301* A Anlage 2 Änderung der steuerlichen Förderung selbstgenutzten Wohneigentums; vorzeitige Zurückzahlung von Fördermitteln des sozialen Wohnungsbaus 1990; Anzahl der betroffenen Wohnungen MdlAnfr 1, 2 — Drs 12/351 — Achim Großmann SPD SchrAntw PStSekr Jürgen Echternach BMBau 1301* B Anlage 3 Herstellung einheitlicher Ortsnetze entsprechend der Gebietsreform durch die Telekom MdlAnfr 10 — Drs 12/351 — Peter Paterna SPD SchrAntw PStSekr Wilhelm Rawe BMPT . 1301* C Anlage 4 Solidaritätsbeitrag des Bundespräsidenten, des Bundeskanzlers, der Ministerpräsidenten, der Bundes- und Länderminister sowie der Parl. Staatssekretäre zur Finanzierung der Deutschen Einheit (z. B. Verzicht auf das 13. Monatsgehalt) MdlAnfr 18, 19 — Drs 12/351 — Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Horst Waffenschmidt BMI 1301* D Anlage 5 Überprüfung der geplanten Erhöhung der Ablieferung der TELEKOM auf EG-Konformität MdlAnfr 30 — Drs 12/351 — Peter Paterna SPD SchrAntw PStSekr Klaus Beckmann BMWi 1302* B Anlage 6 Belieferung von Ungarn und CSFR mit Waffen und Munition aus Beständen der NVA MdlAnfr 33 — Drs 12/351 — Ortwin Lowack CDU/CSU SchrAntw PStSekr Willy Wimmer BMVg . 1302* C Anlage 7 Stopp der Tiefflüge über Ostholstein zum Schutz des Vogelgebietes auf Fehmarn MdlAnfr 36, 37 — Drs 12/351 — Antje-Marie Steen SPD SchrAntw PStSekr Willy Wimmer BMVg . 1302* D Anlage 8 Verstärkter Flugbetrieb vom und zum amerikanischen Militärflughafen Ramstein MdlAnfr 38, 39 — Drs 12/351 — Dr. Rose Götte SPD SchrAntw PStSekr Willy Wimmer BMVg . 1303* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. April 1991 1255 20. Sitzung Bonn, den 17. April 1991 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Becker-Inglau, Ingrid SPD 17. 04. 91 Conradi, Peter SPD 17. 04. 91 Doss, Hansjürgen CDU/CSU 17. 04. 91 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 17. 04. 91 Glos, Michael CDU/CSU 17. 04. 91 Dr. Glotz, Peter SPD 17. 04. 91 Henn, Bernd PDS 17. 04. 91 Dr. Hornhues, Karl-Heinz CDU/CSU 17. 04. 91 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 17. 04. 91 Dr.-Ing. Krüger, Paul CDU/CSU 17. 04. 91 Dr. Graf Lambsdorff, Otto FDP 17. 04. 91 Dr. Laufs, Paul CDU/CSU 17. 04. 91 Lintner, Eduard CDU/CSU 17. 04. 91 Michalk, Maria CDU/CSU 17. 04. 91 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 17. 04. 91 Nitsch, Johannes CDU/CSU 17. 04. 91 Rauen, Peter Harald CDU/CSU 17. 04. 91 Dr. Riedl (München), CDU/CSU 17. 04. 91 Erich Schmidt (Spiesen), Trudi CDU/CSU 17. 04. 91 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 17. 04. 91 Hans Peter Dr. Schmude, Jürgen SPD 17. 04. 91 Schröter, Karl-Heinz SPD 17. 04. 91 Skowron, Werner H. CDU/CSU 17. 04. 91 Dr. Sperling, Dietrich SPD 17. 04. 91 Spilker, Karl-Heinz CDU/CSU 17. 04. 91 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 17. 04. 91 Wimmer (Neuötting), SPD 17. 04. 91 Hermann für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jürgen Echternach auf die Fragen des Abgeordneten Achim Großmann (SPD) (Drucksache 12/351 Fragen 1 und 2): Welche Schritte plant das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, um die Frage der Umstellung der steuerlichen Förderung selbstgenutzten Wohneigentums auf Abzug von der Steuerschuld wie angekündigt weiter auf der politischen Tagesordnung zu halten? Wie viele Mittel aus der Förderung des sozialen Wohnungsbaues sind im Jahre 1990 vorzeitig zurückgezahlt worden, und wie viele Wohnungen waren davon betroffen? Zu Frage 1: Der Entwurf des Steueränderungsgesetzes 1991 wird zur Zeit in den Ausschüssen sowohl des Bundestages als auch des Bundesrates beraten. Er sieht u. a. eine Verbesserung der steuerlichen Wohneigentumsförderung vor; dabei wird allerdings keine Umstellung der Förderung auf einen Abzug von der Steuerschuld vorgeschlagen. Die parlamentarische Beratung des Entwurfs wird Gelegenheit bieten, die mit Anlagen zum Stenographischen Bericht einer eventuellen Umstellung des Fördersystems verbundenen Fragen zu erörtern und das Thema „auf der politischen Tagesordnung zu halten". Zu Frage 2: Nach Angaben der Länder sind im Jahre 1990 öffentliche Baudarlehen in Höhe von rd. 269 Mio. DM vorzeitig zurückgezahlt worden. Davon waren rd. 50 000 Mietwohnungen betroffen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wilhelm Rawe auf die Frage des Abgeordneten Peter Paterna (SPD) (Drucksache 12/351 Frage 10): Wird die Bundesregierung die DBP-Telekom veranlassen, die Kritik des Deutschen Städtetages zu beachten und bei der fortschreitenden Digitalisierung der Knoten- und Ortsvermittlungsstellen der kommunalen Gebietsreform entsprechende einheitliche Ortsnetze herzustellen? Eine Anpassung der Ortsnetzbereichsgrenzen an kommunale Gebiete ist mit Einführung der digitalen Vermittlungstechnik in den Knoten- und Ortsvermittlungsstellen technisch grundsätzlich möglich. Die technische Realisierung bedarf jedoch eines enormen Investitionsaufwandes. Da es sich hierbei um ertraglose Investitionen handelt, müßten die auftretenden Kosten für diese Ortsnetzbereichsanpassung in Form von Gebührenerhöhungen auf die Kunden der Deutschen Bundespost TELEKOM umgewälzt werden. Vor diesem Hintergrund beabsichtigt die Bundesregierung nicht, die Deutsche Bundespost zu beauftragen, Ortsnetzbereiche an kommunale Grenzen anzupassen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Horst Waffenschmidt auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup (CDU/CSU) (Drucksache 12/351 Fragen 18 und 19) : Auf welchen Gesamtbetrag beläuft sich die Summe der 13. Monatsgehälter (Weihnachtsgeld) des Bundespräsidenten, des Bundeskanzlers, der Ministerpräsidenten, der Bundes- und Länderminister sowie der Parlamentarischen Staatssekretäre im Jahre 1991? Ist die Bundesregierung bereit, in Abstimmung mit den Ländern dem Parlament einen Gesetzentwurf zuzuleiten, durch den dieser Gesamtbetrag für die Dauer der 12. Legislaturperiode jährlich „als Zeichen der Solidarität zur Finanzierung der Einheit" zur Verfügung gestellt wird? Zu Frage 18: Das sog. 13. Monatsgehalt oder Weihnachtsgeld steht auch den in der Frage genannten Personen zu. 1302* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. April 1991 Der Bundespräsident, die Mitglieder der Bundesregierung und die Parlamentarischen Staatssekretäre erhalten die Sonderzuwendung nach dem Gesetz über die Gewährung einer jährlichen Sonderzuwendung in der Fassung vom 23. Mai 1975 (BGBl. S. 1173), die Gewährung der Sonderzuwendungen an die Mitglieder der Landesregierungen ist in den Landesgesetzen geregelt. Die Summe der jährlichen Sonderzuwendungen beträgt bei diesem Personenkreis rund 2 800 000, —DM. Bei der Berechnung der Sonderzuwendungen für die Ministerpräsidenten und die Minister in den alten Bundesländern ist ein durchschnittliches Amtsgehalt zugrunde gelegt worden. In dem Gesamtbetrag sind die jährlichen Sonderzuwendungen für die Ministerpräsidenten und Landesminister der fünf neuen Bundesländer aufgrund der dort zum Teil noch fehlenden gesetzlichen Grundlagen nicht enthalten. Zu Frage 19: Die Bundesregierung hat erst kürzlich für 1991 ein Aufbauprogramm in den neuen Bundesländern mit einer Gesamtsumme von über 100 Mrd. DM beschlossen. Ein vergleichbares Engagement des Bundes hat es bisher in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland nicht gegeben, dies hat auch der Bundeskanzler mehrfach hervorgehoben. Zu dieser finanziellen Kraftanstrengung tragen alle Bürger entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit durch die Erhebung des Solidarzuschlags zur Lohn-, Einkommen- und Körperschaftssteuer bei. Die Bundesregierung ist im übrigen der Auffassung, daß nach Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen nunmehr andere Aspekte beim Aufbau in den neuen Bundesländern in den Vordergrund treten. In nächster Zeit wird vielmehr entscheidend für den Aufschwung sein, daß die Verwaltungen in Bund, Ländern und Gemeinden, die private Wirtschaft, die Tarifpartner und die Verbände die vorhandenen Freiräume nutzen und durch persönlichen Einsatz sowie durch Übermittlung von Erfahrung und Wissen zur Überwindung der Schwierigkeiten beitragen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Klaus Beckmann auf die Frage des Abgeordneten Peter Paterna (SPD) (Drucksache 12/351 Frage 30): Hat die Bundesregierung die geplante Erhöhung der Ablieferung der DBP-Telekom in Brüssel, insbesondere bei der Generaldirektion 4, auf EG-Konformität prüfen lassen, und wenn ja, mit einem wie begründeten Ergebnis? Die Bundesregierung hat das Vorhaben, die Ablieferung der Deutschen Bundespost in den Jahren 1991-94 um jeweils 2 Mrd. DM zu erhöhen, bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaften nicht notifiziert. Für eine solche Maßnahme besteht auch keine rechtliche Verpflichtung. Zu Teilaspekten des Vorhabens haben allerdings informelle Kontakte mit Dienststellen der EG-Kommission stattgefunden. Diese haben jedoch zu keinen Bedenken Anlaß gegeben. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Willy Wimmer auf die Frage des Abgeordneten Ortwin Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 12/351 Frage 33): Was spricht nach Auffassung der Bundesregierung dagegen, Ungarn und die CSFR mit Waffen und Munition aus den Beständen der NVA zu beliefern, und warum bleiben entsprechende Anforderungen bis heute unbeantwortet? Das Material der ehemaligen NVA wurde im Rahmen des deutschen Einigungsprozesses von der Bundeswehr übernommen und zunächst auf seine Weiterverwendungsfähigkeit in der Bundeswehr überprüft. Der Bundesregierung liegt eine Vielzahl von Anfragen nach NVA-Material vor. Die abschließende Prüfung von Einzelfragen erfolgt auf der Grundlage einer politischen Grundsatzentscheidung. Ein großer Teil der Hauptwaffensysteme der NVA, die nicht weiter verwendet werden, fällt unter den Begriff „Treaty Limited Equipment (TLE) " gemäß KSE-Vertrag. Nach Typen notifiziertes, vertragsbegrenztes Gerät unterliegt der Reduzierungsverpflichtung gemäß Art. 8 des KSE-Vertrages, sofern die Anteilshöchstgrenzen in den entsprechenden Kategorien überschritten werden. Die Bundesregierung hat festgelegt, daß grundsätzlich auch für die Abgabe von NVA-Kriegswaffen und sonstige NVA-Rüstungsgüter von Regierung zu Regierung die rüstungsexportpolitischen Grundsätze vom 28. April 1982 Anwendung finden. Im vorliegenden Fall sind außer einem laufenden interministeriellen Abstimmungsprozeß auch Gespräche und Beratungen im multilateralen Rahmen (Bündnispartner und KSE-Rahmen) erforderlich. Ungarn hat bereits einen Zwischenbescheid über die gewünschten Materiallieferungen erhalten. Seitens der Tschechischen und Slovakischen Föderativen Republik liegen derzeit keine spezifischen Materialwünsche vor. Anlage 7 Antwort Parl. Staatssekretärs Willy Wimmer auf die Fragen der Abgeordneten Antje-Marie Steen (SPD) (Drucksache 12/351 Fragen 36 und 37): Weshalb und in welcher Höhe werden Tiefflüge in Ostholstein durchgeführt? Werden Überlegungen angestellt, diese Region wegen der besonderen Lage des Vogelschutzgebietes auf Fehmarn von den Tiefflügen auszunehmen, und trifft es zu, daß nach Aussage des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Hennig vorgesehen war, in den nächsten vier Jahren keine Tiefflüge über Ostholstein stattfinden zu lassen? Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. April 1991 1303* Zu Frage 36: Militärische Flüge in niedrigen Höhen werden zur Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit der deutschen und alliierten Luftstreitkräfte durchgeführt. Der Bundesminister der Verteidigung hat angeordnet, daß mit Wirkung vom 17. September 1990 strahlgetriebene Kampfflugzeuge hierbei grundsätzlich eine Mindestflughöhe von 300 m (1 000 Fuß) nicht unterschreiten dürfen. Darüber hinaus sind für derartige Flüge auch folgende zeitliche Beschränkungen verfügt: Nur an Werktagen von 07.00-17.00 Uhr Ortszeit mit einer zwischen jeweils dem 1. Mai und 31. Oktober einzuhaltenden Mittagspause von 12.3013.30 Uhr Ortszeit. Außerhalb dieser genannten Tageszeiten beträgt die Mindestflughöhe 1 500 Fuß (ca. 500 m). Ausnahmen hiervon hat sich der Bundesminister der Verteidigung seiner Entscheidung vorbehalten. Diese für die Bundesrepublik generell geltenden Bestimmungen treffen auch für Ostholstein zu. Zu Frage 37: Es werden keine Überlegungen angestellt, für diese Region besondere und von den allgemein gültigen Bestimmungen abweichende Regelungen zu treffen. Es ist vorgesehen, auch in diesem Bereich militärische Flüge in niedrigen Höhen durchzuführen, aber nur unter den zuvor genannten Einschränkungen. Ein vergleichsweise zu anderen Gebieten der Bundesrepublik Deutschland vermindertes Flugaufkommen in dieser Region ist aufgrund der Einrichtung der sogenannten „Entflechtungszone" beiderseits der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu erwarten. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Willy Wimmer auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Rose Götte (SPD) (Drucksache 12/351 Fragen 38 und 39): In welcher Weise wurde die Bundesregierung über den verstärkten Flugbetrieb von und zum amerikanischen Militärflughafen Ramstein informiert, und wie lange werden insbesondere die seit Monaten in großer Zahl stattfindenden nächtlichen Flugbewegungen andauern? Auf welcher Rechtsgrundlage findet der das Normalmaß weit übersteigende aktuelle Flugbetrieb beim amerikanischen Militärflughafen Ramstein statt, und bedarf es hierzu einer Genehmigung deutscher Behörden? Zu Frage 38: Der Flugbetrieb auf dem Flugplatz Ramstein wird grundsätzlich nach den Erfordernissen der amerikanischen Streitkräfte abgewickelt. Bei den seit einigen Wochen verstärkt stattfindenden Flugbewegungen handelt es sich vor allem um Unterstützungsflüge für die multinationalen Streitkräfte in der Golfregion, die in vollem Einverständnis der Bundesregierung durchgeführt wurden. Zu Frage 39: Der Flugbetrieb wird gemäß den Bestimmungen des Luftverkehrsgesetzes (LuftVG) durchgeführt. Nach § 1 LuftVG ist die Benutzung des Luftraumes durch Luftfahrzeuge frei. Einer besonderen Genehmigung entsprechender Flüge bedarf es danach nicht.
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    Rede von Freimut Duve


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich glaube, selten ist das, was wir hier miteinander diskutieren, so von den Menschen in unserem Lande getragen worden, die Abend für Abend die Bilder sehen und die Abend für Abend diese Bilder fast nicht mehr aushalten können. Sie erwarten von uns, sie erwarten von der Bundesregierung, daß wir das, was wir können und was wir dürfen, auch wirklich tun.
    Alexander Dubček hat heute morgen bei uns im Auswärtigen Ausschuß zum Schluß sehr eindrucksvoll auf den Zusammenhang von Krieg und Vertreibung hingewiesen. Er hat die Sudetendeutschen genannt und gesagt: Es gibt hier einen unauflöslichen Zusammenhang; denn nach dem Krieg hat es Vertreibung gegeben. Wir haben auch in dieser Lage einen
    Zusammenhang zwischen Krieg und Vertreibung. Wir müssen ihn auch ansprechen.
    Um Völkerrecht durchzusetzen, sind eine halbe Million Soldaten über die halbe Welt geflogen worden. Um Völkerrecht in Kuwait wieder herzustellen, sind viele Milliarden eingesetzt worden. Um Völkerrecht durchzusetzen, ist eine ökologische Katastrophe riskiert worden.
    Um Völkermord zu verhindern, hat es jetzt die bemerkenswerte UNO-Resolution 688 gegeben. Seit heute nacht wissen wir, daß es auch zu einer Aktion kommen wird — die Vereinigten Staaten haben ihre Haltung hier geändert — , zu einer Aktion, die den Diktator daran hindert, Menschen seines Machtbereichs umzubringen oder sie Bedingungen auszusetzen, in denen sie umkommen müssen, wenn ihnen andere Staaten nicht zu Hilfe kommen. Aus der Golfkrise ist die Kurdenkatastrophe geworden.
    Was sind die Tatsachen? Etwa 2 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Wir kennen nicht genau die Art und Weise, in der die irakischen Soldaten mit den Menschen dort umgehen. Wir haben relativ wenige konkrete Berichte. Tatsache ist, daß die Menschen nach wie vor Todesangst haben und daß sie die großen Risiken der Flucht ins Gebirge dem Bleiben in der tödlich gewordenen Heimat vorziehen. Der Iran hat seine Grenzen geöffnet. Die Türkei hat jetzt die Öffnung ihrer Grenzen angekündigt. Wir werden in den nächsten Tagen hoffentlich erleben, daß wirklich alle Menschen in die Täler können.
    Der wichtigste Aspekt dieser Debatte: Es muß den Flüchtlingen geholfen werden — da hat die Bundesregierung die volle Unterstützung der Opposition —, und es muß politisch und, wenn nötig, auch militärisch garantiert werden können, daß die irakischen Kurden ohne Todesfurcht umkehren können. Dieser Forderung der EG hat sich jetzt die amerikanische Regierung mit dem Vorschlag von heute nacht angeschlossen. Wie danken allen, die sich dafür einsetzen.
    Der Völkermordversuch hat 1988 mit dem Giftgaseinsatz gegen die Kurden begonnen. Damals haben wir unsere Beziehungen nicht abgebrochen. Es sind damals Zehntausende aus Angst vor Giftgas in die Türkei geflohen, und wir haben relativ schwach reagiert.
    Meine Damen und Herren, nach Kambodscha, nach Neu-Guinea sind vielen von uns, glaube ich, die Maßstäbe abhanden gekommen, die nach Auschwitz Bestandteil des Völkerrechts geworden waren. Seit 1948 gibt es die Konvention, die feststellt: Die Souveränität eines Staates umfaßt nicht die Souveränität von Massenmördern, ihre eigenen Leute umzubringen.

    (Beifall bei SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des Bündnisses 90/ GRÜNE)

    Die Souveränität des Staates endet dort, wo sich Regierungen anschicken, Massenmord zu begehen. Massenvertreibung in dieser Form, in der Form eines elenden Menschentrecks, ist versuchter Massenmord.
    Im wichtigsten Punkt sind wir mit der Erklärung der Vereinigten Staaten von heute morgen jetzt weiter:



    Freimut Duve
    Der Massenflucht kann, wenn die Maßnahmen anlaufen, durch den Einsatz der UNO Einhalt geboten werden. Wir alle kennen die Risiken, die auch damit verbunden sind. Wir alle wissen, daß schon die Resolution 688 ein wichtiger neuer Schritt ist, auch für das Völkerrecht.
    Wenn nicht jetzt gehandelt wird, wann je können wir dem Mittel der Vertreibung Einhalt gebieten? Vertreibung darf kein Mittel der Politik bleiben. Es war es in den letzten 40 Jahren weiß Gott schon zu häufig, ohne daß die Völkergemeinschaft reagiert hat.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Die Menschen müssen also aus dem Iran zurückkehren können, sie müssen aus der Türkei zurückkehren können; sonst hätte Saddam sein Ziel erreicht. Denn wenn seine Entvölkerungspolitik Erfolg hätte, dann gäbe es drei Konsequenzen: Erstens. Die Massen der kurdischen Flüchtlinge im Iran und in der Türkei werden immer die Quelle neuer Konflikte in ihren Gastländern und zwischen den drei betroffenen Staaten bleiben. Zweitens. Die Völkergemeinschaft sieht sich wieder einmal gezwungen, den Zufluchtsstaat kritischer zu beurteilen als den Vertreiberstaat. Drittens. Für viele andere Konfliktparteien und Staaten mit schwierigen Minderheiten wäre dies das Signal: Man kommt ungestraft davon, wenn man sich auf diese Weise nicht nur eines Problems, sondern auch der Menschen selbst entledigt.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und des Abg. Gerd Poppe [Bündnis 90/ GRÜNE])

    Ich fordere uns alle auf, die Konvention gegen den Völkermord zu erweitern und auf eine neue Konvention, eine Konvention zum Schutz der Menschen vor Vertreibung, hinzuarbeiten.
    Meine Damen und Herren, die Türkei empfängt mehr Entwicklungshilfe und mehr Militärhilfe von uns als irgendein anderes Land der Welt. Wir können von ihr nicht verlangen, stellvertretend für uns alle Millionen Flüchtlinge aufzunehmen und allein dafür verantwortlich zu sein. Aber wir möchten darum bitten — auch Sie, Herr Bundesaußenminister, möchten wir darum bitten — , daß die Bilder, die wir von der Grenze und von dem Einsatz türkischer Soldaten gesehen haben, die mit Gewehrkolben gegen Frauen und Kinder vorgegangen sind, ein Ende haben.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Die Türkei ist zwar unser Bündnispartner, aber es ist für uns unmöglich, einen solchen Bündnispartner dann nicht zu kritisieren.
    Wir können erwarten, daß nicht geschossen wird, wo geholfen werden müßte. Die Menschen, die dort kommen, haben keine Waffen. Sie haben ihre Waffen abgegeben. Also muß man auch nicht mit Gewehren auf sie losgehen.
    Keiner von uns übt diese Kritik an der türkischen Situation in moralischer Überheblichkeit. Wir alle waren nicht in der Lage, polnische Touristen wirkungsvoll gegen Angriffe von Rechtsradikalen zu schützen. Ich weiß nicht, wie es an unseren Grenzen und hier im
    Parlament aussähe, wenn Millionen von Menschen aus einem anderen Land in panischer Flucht in unser Land drängen würden. Der erhobene Zeigefinger gegen die Türkei ist sicher angebracht bei der Behandlung der kurdischen Minderheit im eigenen Land. Angesichts des Ausmaßes dieses Elends wäre er jetzt fehl am Platze, es sei denn, wir wären bereit, auch bei uns Hunderttausende von Kurden aufzunehmen. Wir erwarten allerdings, daß die Türkei den irakischen Flüchtlingen — auch denen von 1988 — endlich die Möglichkeit der Betreuung und Registrierung durch den Hohen Kommissar ermöglicht.
    Angesichts der Kurdenfrage sitzt, glaube ich, niemand von uns mit ganz reinem Gewissen auf einem hohen moralischen Thron. Wir alle haben das Thema nicht ernst genug genommen. Ich möchte hier im Deutschen Bundestag ausdrücklich der Gesellschaft für bedrohte Völker und ihrem Vorsitzenden Tilman Zülch dafür danken, daß sie seit 15 Jahren immer wieder auf das Schicksal der Kurden hinweist.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Die Kurden brauchen den Minderheitenstatus, der ihnen nach geltenden Konventionen, denen die fünf betroffenen Staaten beigetreten sind, schon heute zusteht. Das ist das mindeste, was sie brauchen. Sie brauchen darüber hinaus Perspektiven, die sie nicht immer wieder zum Spielball von zwischenstaatlichen Konflikten werden lassen. Es ist übrigens erstaunlich, daß zur Zeit keine Kurden aus dem Irak nach Syrien fliehen. Da will wohl niemand hin.
    Wir können hier aus Europa keinen Kurdenplan entwickeln. Aber wir können dabei helfen, daß das Schicksal der Kurden in den fünf Staaten wichtiger Tagesordnungspunkt im Friedensprozeß des Nahen Ostens wird. Dazu können und dazu wollen wir beitragen.
    Mit unserem Antrag bitten wir die Bundesregierung, das Handeln der UNO voranzutreiben. Mit dem Antrag rufen drei Fraktionen — es ist schade, daß Bündnis 90/GRÜNE zum Schluß doch nicht mitmachen konnten — in Erinnerung, daß es Instrumente gegen den Völkermord gibt, auch gegen den versuchten Völkermord.
    Heinrich Böll hat das 20. Jahrhundert das Jahrhundert der Flüchtlinge genannt. Welche Konsequenzen die UNO, welche Konsequenzen wir aus der Kurdenkatastrophe dieser Wochen ziehen, davon wird das Gesicht des nächsten Jahrhunderts mitgeprägt. Werden die Kämpfe um knappes Wasser und knappe Nahrung, werden die neuen Religionskriege, die ethnischen Konflikte und neue Nationalismen mit den zahllosen ungelösten Minderheitenproblemen immer wieder zur Vertreibung führen, als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln? Vor dieser Frage steht die Weltgemeinschaft. Eine Teilantwort gibt sie jetzt mit der Art, wie sie auf Saddam Husseins Vertreibungspolitik reagiert.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall im ganzen Hause)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Norbert Blüm.




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Blüm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich möchte dem Deutschen Bundestag berichten, was ich am vergangenen Wochenende im irakisch-türkischen Grenzgebiet gesehen und erlebt habe. Hunderttausende von geflüchteten Kurden lagern und kauern an den Berghängen. Sie schützen sich vor Kälte und Regen mit nichts anderem als dem, was sie am Leibe tragen oder mitschleppen konnten. Von Napalm- und Phosphorbomben Verletzte liegen auf nacktem Zeltboden.
    Ich habe ein Lager mit 80 000 Flüchtlingen in 1 500 Metern Höhe gesehen: ohne Wasserquelle. 80 000 Flüchtlinge ohne Wasser! Sie stillen ihren Durst, indem sie den Schnee schmelzen. Aber der Schnee wird bald geschmolzen sein. Sie backen ihr Fladenbrot mit dem Holz, das sie geschlagen haben. Aber es wird bald kein Holz mehr da sein.
    Viele sterben. Viele, viele Kinder sterben.
    Unter den Plastikplanen und unter regendurchlässigen Decken, die ein Zeltdach ersetzen sollen, findet das leise Sterben des kurdischen Volkes statt.
    Das ist Völkermord.
    Mehr als Worte bleibt mir das Bild eines jungen Vaters im Gedächtnis, der sein sterbenskrankes Kind, das er auf dem Arm trug, einem Arzt hilfesuchend entgegenhielt. Auf das resignierende Kopfschütteln des Arztes hatte er, sich abwendend, nur noch den Satz übrig: „Aber ich habe heute schon eines meiner Kinder beerdigt. "
    Es müßte ein Mensch aus Stein sein, der kein Mitleid hätte. Aber Mitleid ohne Folgen verändert die Welt nicht. Unsere erste Forderung geht an die türkische Regierung: Laßt all e Flüchtlinge ins Tal.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Das ist ein unaufschiebbares Gebot der Lebensrettung. Es reicht nicht, nur die Kranken ins Tal zu lassen. Die nicht krank sind, sind noch nicht krank. Der Uhrzeiger des Todes läuft. Hunderte, Tausende werden sterben, wenn sie oben bleiben müssen.
    Die Verletzten müssen in Hospitäler gebracht werden. Auch unsere Krankenhäuser in der Bundesrepublik werden Schwerverletzte aufnehmen.
    Ich bitte auch die Sozialversicherungsträger, die Solidarität hier in der Bundesrepublik nicht national zu begrenzen. Einige haben sich gestern bereits zur Aufnahme in Kliniken bereiterklärt.
    Die humanitäre Soforthilfe ist die eine Seite, die politische Lösung die andere. Die Ursachen von Flucht, Vertreibung und Mord können nur politisch beseitigt werden. Ihr Heimatrecht werden die Kurden nur in Anspruch nehmen — und sie wollen zurück in die Heimat — , wenn ihre Dörfer und Wohngebiete vor Überfällen und Massakern geschützt werden. Den Zusagen des Saddam Hussein glauben die Kurden kein Wort.
    Deshalb brauchen sie eine waffengeschützte Sicherheitszone. Die Sicherheitszone für die Kurden muß international geschützt werden, notfalls durch UN-Truppen. Resolutionen genügen nicht.
    Diese Sicherheitszone ist aber nur eine Seite des völkerrechtlichen Schutzes. Ich glaube, wir brauchen eine neue, größere Übereinkunft zum Schutz von Flüchtlingen. Staatliche Grenzen dürfen internationale humanitäre Hilfe nicht behindern. Wenn die Vereinten Nationen für ein Gebiet den Flüchtlingsnotstand erklären, muß grenzenlos geholfen werden können. Staatliche Grenzen dürfen nicht eine Grenze für solche lebensrettenden Aktionen sein. Die Souveränität des Staates muß vor der Lebensrettung zurücktreten.
    So wie die Welt noch immer eingerichtet ist, werden Flüchtlingsströme sie weiter belasten. Helfen und arbeiten für eine Welt ohne Flüchtlinge! Hilfe und Arbeit für eine Welt, in der alle ihre Heimat haben! In diesem Ziel sollten wir über alle Parteigrenzen übereinstimmen.
    Die Welt ist gespalten. Fortschritt und Rückschritt begleiten ihre Entwicklung. Wir in Deutschland haben ein Jahr hinter uns, in dem wir das Glück von Freiheit und Einheit erleben konnten. Vielleicht ist eine Form des Dankes für diesen Fortschritt, daß wir mithelfen, Rückschritt und Barbarei in der Welt zurückzudrängen.
    Auch unsere Bundeswehr leistet einen Beitrag im Rahmen einer internationalen Hilfstruppe im Kampf gegen Not. Not bedroht den Frieden. Die Bundeswehr als Teil einer internationalen Notwehr, das macht eine neue Seite eines friedenssichernden Dienstes deutlich.
    Am Wochenende habe ich in der Türkei viele Bundeswehrsoldaten erlebt, die sich mit großem Engagement an humanitären Aktionen beteiligen. Dafür möchte ich der Bundeswehr und allen Mitbürgern, die dort helfen, unseren großen Respekt und unsere Bewunderung zum Ausdruck bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der SPD und dem Bündnis 90/GRÜNE)

    Laßt uns über das Helfen nicht die Ursache und die Verursacher des Flüchtlingselends vergessen. Die Massaker an den Kurden sind nicht die Privatangelegenheit des Saddam Hussein und nicht die innere Angelegenheit des Irak. Die Massaker sind eine Schande der Menschheit und eine innere Angelegenheit der ganzen Welt. Verbrechen gegen die Menschlichkeit müssen von der zivilisierten Welt geahndet werden. Das Embargo gegen den Irak kann so lange nicht aufgehoben werden, solange Saddam Hussein die Kurden bedroht.
    Grenzen und Staaten sind wichtige Ordnungselemente der Weltzivilisation. Noch wichtiger als Grenzen und Staaten ist die Würde des Menschen und sein Lebensrecht. Menschenrechte kennen keine Grenzen. Dies zu verkünden, bedarf es weder einer Ideologie noch komplizierter gedanklicher Anstrengungen, sondern der einfachen Fähigkeit, sich in die Lage von Menschen zu versetzen, die um ihr Leben zittern. Sie haben Anspruch auf unseren Beistand und auf unsere Einmischung.
    Im Lager der Kurden haben mir viele Briefe zugesteckt. Stellvertretend lese ich einen vor:
    Wir haben alles, was wir hatten, im Irak zurück-
    gelassen und konnten nur unser nacktes Leben
    retten. Wir haben alles verloren, unsere Zukunft,



    Dr. Norbert Blüm
    unsere Hoffnung, unsere Träume, unsere Ausbildung, unsere Häuser. Einige von unseren Angehörigen sind tot. Deshalb hoffen wir zu Gott, daß Sie uns helfen und uns eine Zukunft geben können.
    Dieser Hilferuf darf nicht ungehört verhallen; lassen Sie uns gemeinsam dafür arbeiten!

    (Beifall bei allen Fraktionen)