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    Plenarprotokoll 11/236 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 236. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Schwarz-Schilling 18861A Erweiterung der Tagesordnung 18861 A Zur Geschäftsordnung Such GRÜNE/Bündnis 90 18861 B Bohl CDU/CSU 18862 B Jahn (Marburg) SPD 18863 A Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 18930 B Außerhalb der Tagesordnung Dr. Ullmann GRÜNE/Bündnis 90 (Erklärung nach § 32 GO) 18930 C Dr. Heuer Gruppe der PDS (Erklärung nach § 32 GO) 18930 D Tagesordnungspunkt 1: Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Ergebnissen des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der KSZE in Paris und zum bevorstehenden Europäischen Rat in Rom Dr. Kohl, Bundeskanzler 18863 D Dr. Ehmke (Bonn) SPD 18869A Dr. Bötsch CDU/CSU 18873 D Duve SPD 18874 A Frau Dr. Vollmer GRÜNE/Bündnis 90 . 18876 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 18879 D Frau Dr. Kaufmann Gruppe der PDS . . 18883 A Bahr SPD 18885 D Dr. Knabe GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18887A Dr. Hornhues CDU/CSU 18890D Frau Kottwitz GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18892 D Genscher, Bundesminister AA 18893 D Frau Unruh fraktionslos 18895 C Hoppe FDP 18896 D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE/Bündnis 90 (Erklärung nach § 31 GO) 18897 C Tagesordnungspunkt 2: Aussprache zur Haltung der Bundesregierung zur Erhöhung von Steuern und Abgaben Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlan- des 18898 A Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 18906 D Frau Matthäus-Maier SPD 18908 B Dr. Ullmann GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18910 D Frau Matthäus-Maier SPD 18912 C Frau Vennegerts GRÜNE/Bündnis 90 . 18912 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 18915 C Westphal SPD 18917 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 18917 C Dr. Gysi Gruppe der PDS 18919 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 18921 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 18924 B Schäfer (Offenburg) SPD 18924 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 Frau Unruh fraktionslos 18925 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 18925D, 18927 C Dreßler SPD 18927 A Cronenberg (Arnsberg) FDP 18927 C Hoss GRÜNE/Bündnis 90 18928A Wüppesahl fraktionslos 18928 B Präsidentin Dr. Süssmuth 18931A Berichtigung 18932 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . .18933* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abg. Glos (CDU/CSU) zu TOP 2 — Aussprache zur Haltung der Bundesregierung zur Erhöhung von Steuern und Abgaben 18933* D Anlage 3 Amtliche Mitteilung 18935* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 18861 236. Sitzung Bonn, den 22. November 1990 Beginn: 10.01 Uhr
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    Berichtigung 235. Sitzung, Seite 18839B, Zeile 10 von unten: Statt „Es wird Überweisung an die zuständigen Ausschüsse beantragt." ist „Es wird Überweisung an den Auswärtigen Ausschuß beantragt." zu lesen. Anlage i Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 22. 11. 90 * Antretter SPD 22. 11. 90 * Frau Becker-Inglau SPD 22. 11. 90 Beckmann FDP 22. 11. 90 Frau Beer GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Bindig SPD 22. 11. 90 Frau Birthler GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Börnsen (Ritterhude) SPD 22. 11. 90 Borchert CDU/CSU 22. 11. 90 Brunner CDU/CSU 22. 11. 90 Büchler (Hof) SPD 22. 11. 90 Frau Bulmahn SPD 22. 11. 90 Daweke CDU/CSU 22. 11. 90 Dörfler GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Frau Faße SPD 22. 11. 90 Francke (Hamburg) CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Fuchs (Verl) SPD 22. 11. 90 Gattermann FDP 22. 11. 90 Graf SPD 22. 11. 90 Gröbl CDU/CSU 22. 11. 90 Grünbeck FDP 22. 11. 90 Dr. Haack SPD 22. 11. 90 Haack (Extertal) SPD 22. 11. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 22. 11. 90 Häfner GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 22. 11. 90 Hasenfratz SPD 22. 11. 90 Dr. Haussmann FDP 22. 11. 90 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Jobst CDU/CSU 22. 11. 90 Jung (Düsseldorf) SPD 22. 11. 90 Frau Kelly GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Kißlinger SPD 22. 11. 90 Koschnick SPD 22. 11. 90 Kossendey CDU/CSU 22. 11. 90 Kreuzeder GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Kühbacher SPD 22. 11. 90 Dr. Langner CDU/CSU 22. 11. 90 Maaß CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 22. 11. 90 Meyer SPD 22. 11. 90 Dr. Modrow Gruppe 22. 11. 90 der PDS Dr. Müller CDU/CSU 22. 11. 90 * Platzeck GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Dr. Pohlmeier CDU/CSU 22. 11. 90 Reddemann CDU/CSU 22. 11. 90 * Regenspurger CDU/CSU 22. 11. 90 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Rehm CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Schäuble CDU/CSU 22. 11. 90 Schmidt (München) SPD 22. 11. 90 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 22. 11. 90 Schütz SPD 22. 11. 90 Schulz GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Dr. Seifert Gruppe 22. 11. 90 der PDS Seiters CDU/CSU 22. 11. 90 Spilker CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Trenz GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Vosen SPD 22. 11. 90 Waltemathe SPD 22. 11. 90 Frau Weiler SPD 22. 11. 90 Weinhofer SPD 22. 11. 90 Wiefelspütz SPD 22. 11. 90 Wischnewski SPD 22. 11. 90 Wissmann CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Wittmann CDU/CSU 22. 11. 90 Zeitlmann CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Zimmermann CDU/CSU 22. 11. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Glos (CDU/CSU) zu Tagesordnungspunkt 2 Aussprache zur Haltung der Bundesregierung zur Erhöhung von Steuern und Abgaben Glos (CDU/CSU): Die CDU/CSU plant keine Steuererhöhungen, weder eine höhere Mehrwertsteuer noch eine höhere Mineralölsteuer noch eine sonstige Steuererhöhung. Es gibt keinen Grund, unsere langjährig erfolgreiche Politik des knappen öffentlichen Geldes und der Verbreiterung des privaten Sektors unter dem Vorzeichen der Angleichung der Lebensverhältnisse in Deutschland aufzugeben. Unsere Politik der Senkung der Steuerquote - wir haben 1990 mit rund 22,5 Prozent den niedrigsten Stand seit 30 Jahren - hat zum Beispiel entscheidend dazu beigetragen, daß wir - auf dem Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik - jetzt in das neunte Jahr ununterbrochenen Wirtschaftswachstums hineingehen. Im Gegensatz zur SPD - die eine 9prozentige Ergänzungsabgabe, eine Erhöhung der Mineralölsteuer um 50 Pfennig je Liter sowie zahlreiche sogenannte Ökosteuern fordert - ist die CDU/CSU der Auffassung, daß Steuererhöhungen das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen und damit die solideste aller Finanzierungsquellen verschütten würden. Entgegen der Äußerung von Graf Lambsdorff am Sonntag in „Bonn direkt" ist die CDU/CSU in Sachen Finanz- und Steuerpolitik mindestens so sattelfest wie die FDP. Anders als die FDP fordern CDU und CSU 18934* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 zum Beispiel keine Vermehrung der Steuervielfalt um eine Klimasteuer. Wenn Graf Lambsdorff am vergangenen Wochenende meinte, feststellen zu müssen, daß die CDU/CSU in der Finanz- und Steuerpolitik wackelt, dann spricht er gegen besseres Wissen, denn die CDU/CSU-Bundestagsfraktion und insbesondere die Finanz- und Steuerpolitiker haben nie gewackelt. In dieser hektischen Wahlkampfzeit ist seine Aussage nur als Profilierungsversuch zu werten, die FDP als bessere Steuererhöhungsverhinderungspartei darzustellen. Bedeutend mehr Freude macht uns natürlich, wenn der wirtschafts- und finanzpolitische Mentor der SPD, Professor Karl Schiller, vor zwei Wochen bei der von der SPD verlangten öffentlichen Anhörung zur Finanzierung der deutschen Einheit bestätigt hat, daß er — Schiller — nicht anders gehandelt hätte als unser CSU-Bundesfinanzminister Theo Waigel. Wir von der CDU/CSU verstehen ja, daß ein solches Lob aus der roten Ecke an die schwarze Adresse die FDP schmerzen muß. Ist es doch ihr Wirtschaftsminister, der seit langem jegliches Lob schmerzlich vermißt. Auf einem anderen Blatt steht die Notwendigkeit, die Leistungs- und Innovationskraft der Sozialen Marktwirtschaft verstärkt in den Dienst der Umwelt zu stellen. Unabhängig von der Finanzierung des Anpassungsprozesses in den neuen Bundesländern und seiner sozialen Absicherung ist eine breitere Anwendung des Verursacherprinzips mit marktwirtschaftlichen Maßnahmen geboten. Dazu können auch nichtsteuerliche Sonderabgaben gehören, wenn sie das Ziel verfolgen und auch geeignet sind, schädliche Umweltbelastungen zu verringern und bereits eingetretene Schäden zu beseitigen. Das Aufkommen solcher Sonderabgaben nimmt in dem Maße ab, in dem das Umweltziel erreicht wird. Eine solche Sonderabgabe hat also nichts mit Steuererhöhungen zur Aufbesserung der Staatseinnahmen zu tun, meine Damen und Herren von der Opposition! Steuererhöhungen schmälern die Investitionsbereitschaft und die Leistungsbereitschaft der Betriebe und der Berufstätigen. Sie wirken preistreibend. Dadurch wird eine verhängnisvolle Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt, die zwar kurzfristig inflationsbedingte Steuermehreinnahmen bringen kann, aber mittelfristig mit realen Wachstumsverlusten und folglich Steuerverlusten bezahlt werden muß. Die richtige Finanzpolitik im vereinten Deutschland heißt vor allem Ausgabendisziplin. Unabweisbare Mehrausgaben für die Angleichung der Lebensverhältnisse in Deutschland müssen mit Ausgabeeinsparungen in den öffentlichen Haushalten verbunden werden. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt deshalb den Beschluß der Bundesregierung, den mittelfristigen Ausgabenanstieg im Bundeshaushalt auf durchschnittlich 2 Prozent jährlich zu begrenzen. Auf Grund der kurzfristig notwendigen Unterstützung des Anpassungsprozesses in den neuen Bundesländern ist auch eine vorübergehend höhere Nettokreditaufnahme im Bundeshaushalt erforderlich. Vor allem 1991 wird es zu Mehrbelastungen kommen, die aber auf der Grundlage der dynamischen Wirtschaftsentwicklung in den alten Bundesländern und des baldigen Aufschwungs in den neuen Bundesländern bewältigt werden können. Meine Damen und Herren! Der Wiederaufbau des östlichen Teils unseres Vaterlandes ist die größte und wichtigste Investition seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland. Auf mittlere Sicht wird der ökonomische Nutzen der deutschen Wiedervereinigung die zusätzlichen Belastungen von heute deutlich übersteigen. Auch aus diesem Grunde ist eine vorübergehend höhere Nettokreditaufnahme der bessere Weg als die von der SPD geforderten neuen Steuern und Abgaben. Karl Schiller hat der SPD in der öffentlichen Anhörung des Haushaltsausschusses am 7. November folgendes vorgerechnet: Die Einführung der SPD-Ergänzungsabgabe würde gerade diejenigen Steuerpflichtigen treffen, die die höchste Sparquote haben. Damit würde das Weniger an Kreditaufnahme des Staates auf ein Weniger an Kreditangebot der Privaten treffen und hätte deshalb keinerlei zinsentlastende Wirkung. Frau Matthäus-Maier sollte noch mal bei Herrn Schiller studieren; vielleicht ist er sogar bereit, ihr Privatunterricht zu geben. Noch eine Bemerkung an die Adresse von Graf Lambsdorff: Die privatwirtschaftliche Finanzierung und Durchführung von Investitionsprojekten soll nach dem Eckwertebeschluß der Bundesregierung, der vor 9 Tagen gefaßt wurde, für eine zusätzliche Entlastung der öffentlichen Haushalte sorgen. Soweit geeignete Objekte vorhanden sind, die Private besser als die öffentliche Hand erbringen können, sind die rechtlichen und sachlichen Voraussetzungen für eine privatwirtschaftliche Finanzierung baldmöglichst geschaffen. Dies ist die Beschlußlage, die die FDP im Kabinett mitgetragen hat. Es ist deshalb — zurückhaltend formuliert — unfair, wenn der Vorsitzende der FDP die Möglichkeit der privaten Finanzierung eines Autobahnbaus im östlichen Deutschland durch Gebühren als ein Marterinstrument bezeichnet und damit den Regierungsbeschluß konterkariert. Oder weiß Graf Lambsdorff nicht, daß die von ihm bevorzugte Vignette nach Schweizer Muster nichts anderes ist als eine Pauschalgebühr für die Autobahnbenutzung? Trotz des wahlkampfbedingten Geplänkels werden wir in der Koalition unsere bewährte Zusammenarbeit im Kampf gegen eine zu hohe Steuerbelastung für Bürger und Unternehmungen fortsetzen. Unsere Finanzpolitik hat die Angebotsbedingungen der Volkswirtschaft innerhalb von 8 Jahren nachhaltig verbessert, den Wohlstand der Bürger erhöht und die Selbstfinanzierungskräfte der Sozialen Marktwirtschaft gestärkt. Die glänzende Verfassung unserer Volkswirtschaft auf dem Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik ist ganz wesentlich ein Ergebnis unserer wachstums- und investitionsfreundlichen Finanz- und Steuerpolitik. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 18935* Die Bürger und Bürgerinnen unseres Landes haben keinen Grund, ausgerechnet jetzt die Wirtschafts- und Finanzpolitik den Sozialisten als Experimentierfeld zu überlassen. Das SPD-Konzept eines völligen ökologischen Umbaus unseres Steuersystems verkennt grundlegende finanzpolitische Zusammenhänge. Ein Umkrempeln des Steuer- und Abgabesystems im Zeichen des Umweltschutzes würde irreparable Störungen unserer Wirtschafts- und Sozialordnung zur Folge haben. Dies kann sich das vereinte Deutschland, das international zunehmend in die Pflicht genommen ist, nicht leisten. Anlage 3 Amtliche Mitteilung Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 15. November 1990 ihren Entschließungsantrag auf Drucksache 11/8438 zurückgezogen.
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    Rede von Dr. Horst Ehmke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das gestern abgeschlossene Gipfeltreffen der KSZE-Staaten von Paris ist aus der Sicht der SPD ein außenpolitisch notwendiger, sicherheitspolitisch sinnvoller und europapolitisch hoffnungsvoller Schritt auf dem Weg zu einer europäischen Friedensordnung.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Neues im Konsens von 34 Staaten durchzusetzen wird nie einfach sein. Daß es bei dieser Konferenz in beachtlichem Maße gelungen ist, ist zunächst Ausdruck dessen, daß sich die KSZE-Staaten in den letzten Jahren entscheidend nähergekommen sind. Es ist aber auch Ausdruck des Einsatzes der Verhandlungsdelegationen in den verschiedenen Bereichen, und ich spreche sicher nicht nur im Namen meiner Fraktion, wenn ich den Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes, des Verteidigungsministeriums und allen anderen an dem Verhandlungserfolg beteiligten Ressorts meinen herzlichen Dank und Glückwunsch ausspreche.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Die Ergebnisse von Paris sind ein Erfolg der KSZE-Staaten, aber auch ein Erfolg deutscher Außenpolitik. Ich erinnere daran, daß sich Paris nahtlos in die Architektur der sozialdemokratischen Friedens-, Sicherheits- und Menschenrechtspolitik einfügt, die mit der Person von Willy Brandt verbunden ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Es war Willy Brandt, der die Entspannung in Europa eingeleitet hat, deren Früchte Sie und wir heute ernten. Die Kollegen aus den Unionsparteien erinnern sich vielleicht noch daran, daß es nicht ganz leicht war, Helsinki und die KSZE gegen ihre starre KalteKriegs-Mentalität durchzudrücken.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Ohne Helsinki gäbe es heute keine deutsche Einheit.
    Herr Bundeskanzler, ich möchte Ihnen dazu gratulieren, daß Sie sich überwunden haben, heute zuzugeben, daß sich die Union damals geirrt hat,

    (Beifall bei der SPD)

    und daß Sie Willy Brandt gratuliert haben, daß er trotz Ihres starren Widerstandes die Entspannungspolitik fortgeführt hat. Das ehrt Sie, Herr Bundeskanzler. Ich darf Ihnen sagen, wir Sozialdemokraten sind immer froh, wenn Sie und andere Mitglieder der Unionsparteien sozialdemokratisches Gedankengut übernehmen. Wir haben nur noch eine kleine Bitte: es sollte nicht immer fünfzehn Jahre dauern, Herr Bundeskanzler.

    (Beifall bei der SPD)

    In diesem Zusammenhang möchte ich auch Egon Bahr nennen, der heute seine Abschiedsrede in diesem Hohen Hause halten wird.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN/Bündnis 90)

    Unser Freund Egon Bahr trug hohe Verantwortung bei der Konzipierung und Ausführung einer zukunftsweisenden Ost- und Entspannungspolitik. Wir alle haben ihm für sein Wirken in der Bundesregierung und als Abgeordneter zu danken.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN/Bündnis 90)

    Der KSZE-Prozeß war von Beginn an mit dem Bemühen um konventionelle Abrüstung verbunden. Der Grundsatz, daß Kooperation in Europa ohne den Abbau von Konfrontation nicht möglich ist, hat heute nichts an Gültigkeit verloren. Wir begrüßen daher nachdrücklich, daß mit dem am 19. November unterzeichneten Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa der Einstieg in die konventionelle Abrüstung gelungen ist. Der konventionelle Rüstungswettlauf, der uns nicht nur höhere Kosten, sondern auch höhere Risiken aufgebürdet hatte, wird nun durch einen politisch kontrollierten Abrüstungsprozeß ersetzt.
    Die Bundeswehr wird — das stand schon vorher fest — auf 370 000 Mann begrenzt. Für uns, Herr Bundeskanzler und Herr Bundesverteidigungsminister, steht außer Frage, daß diese Reduzierung der Mannschaftsstärke auch von einer deutlichen Verringerung der Rüstungsausgaben begleitet werden muß.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [fraktionslos])

    Unser Ziel ist es, den Verteidigungshaushalt in der kommenden Legislaturperiode um die Hälfte zu reduzieren.

    (Beifall bei der SPD)

    Dabei spreche ich von den reinen Militärausgaben. Wir sind uns bewußt, daß die Abrüstung auch mit vielen strukturpolitischen und sozialen Problemen verbunden ist, für deren Lösung in der Übergangsphase auch Gelder eingesetzt werden müssen, die im Verteidigungshaushalt frei werden.

    (Beifall bei der SPD — Unruhe im Saal — Dr. Vogel [SPD]: Herr Präsident! — Weitere Zurufe von der SPD: Ruhe bitte!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Meine Damen und Herren, darf ich Sie bitten, Platz zu nehmen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Horst Ehmke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Bundeskanzler und vor allem Herr Bundesaußenminister, das Festhalten der Regierungskoalition am Jäger 90 — um nur dieses Beispiel noch einmal zu nennen — ist sicherheitspolitisch ebenso sinn- wie finanzpolitisch verantwortungslos.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [fraktionlos] )

    Herr Bundeskanzler, diese Waffe ist die technische Vergegenständlichung alten Denkens, ein Restbestand einer verstaubten Gleichgewichtsutopie, die von zwei Bündnissen ausgeht, die alles versuchen, um
    18870 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung, Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990
    Dr. Ehmke (Bonn)

    sich gegenseitig die Hälse umzudrehen. Schmeißen Sie endlich auch diese Antiquität Ihrer sogenannten Politik der Stärke über Bord!

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN/Bündnis 90)

    Herr Bundeskanzler und Herr Außenminister, noch eins: Sie sollten nach den Vorgängen im Golf, von denen Sie gerade gesprochen haben, nun endlich Ernst machen mit einer restriktiven Politik des Waffenexports.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN/Bündnis 90)

    Die lasche Haltung Ihrer Regierung hat bereits viel Unheil im Nahen Osten angerichtet.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN/Bündnis 90 — Dr. Laufs [CDU/ CSU]: Unsinn!)

    Da das so ist und da deutsche Gas-Produktionsstätten in Rabta wie auch im Irak gebaut werden konnten — meine Herren, ich weiß nicht, was es darüber zu lachen gibt; das ist einer der traurigsten Tatbestände der deutschen Politik Ihrer Regierungszeit —,

    (Beifall bei der SPD, den GRÜNEN/Bündnis 90 sowie bei Abgeordneten der Gruppe der PDS und der Abg. Frau Unruh [fraktionslos])

    sollten wir die durch Willy Brandts Aktion eingeleitete Freigabe aller deutscher Geiseln, die wir mit Freude für sie und ihre Familienangehörigen begrüßen, zum Anlaß nehmen, uns in der Beschränkung des Waffenexports doppelt verpflichtet zu fühlen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN/ Bündnis 90 — Vogel [Ennepetal] [CDU/ CSU]: Das ist der billige Jakob!)

    — Wenn Gasproduktion im Nahen Osten, Kollege Vogel, für Sie der billige Jakob ist, dann ist es höchste Zeit, daß Sie

    (Beifall bei der SPD — Dr.-Ing. Kansy [CDU/ CSU]: Der Redner ist der billige Jakob! — Dr. Laufs [CDU/CSU]: Das hat doch mit der Bundesregierung nichts zu tun! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Leuten Platz machen, die das anders sehen, die das richtig sehen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Sie wissen doch genau, daß es dieses Versagen der Bundesregierung ist, das Sie in der Geisel-Frage so schweigsam gemacht hat, weil die Amerikaner Sie mit den Versäumnissen auf diesem Gebiet jeden Tag vorführen können.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN/ Bündnis 90 — Zuruf von der SPD: Unglaublich ist das! — Bohl [CDU/CSU]: Herr Ehmke, ich bitte Sie, das ist ja selbst unter Ihrem Niveau!)

    Aber zurück zu Paris: Die Fortsetzung der Wiener Verhandlungen und die Aussicht auf ein weiteres Abrüstungsabkommen im Jahre 1992 stimmen hoffnungsfroh. Ich bin aber der Auffassung, daß wir den
    europäischen Abrüstungsprozeß bereits jetzt langfristiger anlegen, stärker ausweiten und neu strukturieren sollten. Insbesondere gilt es, die vertrauens- und sicherheitsbildenden Maßnahmen auszuweiten. Die militärischen Potentiale in Europa müssen nicht nur verringert werden, sondern sie müssen auch in der Struktur so verändert werden, daß sie zum Angriff nicht mehr tauglich sind. Der sozialdemokratische Leitgedanke der Angriffsunfähigkeit muß jetzt verwirklicht werden.

    (V o r sitz : Vizepräsident Westphal)

    Das im Rahmen des Pariser VKSE-Abkommens einzurichtende Verifikationsregime ist zu begrüßen. Noch besser wäre allerdings eine gemeinsame — d. h. eine supranationale — Verifikations- und Kontrollagentur. Sie wäre ein wichtiger Beitrag zu kooperativer Sicherheit in Europa.
    Gemeinsame Anstrengungen sind auch im Bereich der Konversion gefordert. Wir stecken bei der Konversionsforschung und auch hinsichtlich der Verfahren zur Vernichtung von Waffen und militärischem Gerät noch ganz in den Anfängen. Aber es wäre doch widersinnig, gerade dieses Gebiet von der internationalen Arbeitsteilung auszunehmen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Nachdem wir von unseren ost- und mitteleuropäischen Nachbarn, vor allem von der Sowjetunion Zustimmung zu weitgehenden Abrüstungsmaßnahmen erreicht haben, liegt es in unserem eigenen Interesse, diesen Ländern bei der Umstellung ihrer Industrien und bei der Vernichtung von Waffen und militärischem Gerät zu helfen.
    Wir sollten auch das neue Denken im sowjetischen Militär politisch nutzen und eine institutionalisierte Kooperation militärischer Stäbe aufbauen. Wir müssen unsere Vorstellungen von gemeinsamer Sicherheit bzw. Sicherheitspartnerschaft in eine auf Dauer angelegte und supranational verankerte Abrüstungsgemeinschaft umsetzen.
    Die Vereinbarungen zur Intensivierung und Institutionalisierung des KSZE-Prozesses — der Bundeskanzler hat sie aufgezählt — sind zu begrüßen. Dabei geht es nicht nur um eine Verstetigung des Verhandlungsprozesses, sondern es geht auch um den ersten Schritt auf dem Wege zum Aufbau integrativer Sicherheitsstrukturen in Europa.
    Uns Europäern ist nach zwei Weltkriegen klargeworden, daß ein bloßes Neben- und selbst ein Miteinander von Nationalstaaten noch keine feste Friedensordnung schafft. Die Länder im Nahen und Mittleren Osten machen heute in der Golfkrise die gleiche Erfahrung noch einmal. Wir freuen uns, Herr Bundeskanzler, Sie auch hinsichtlich der Frage von Krieg und Frieden im Nahen Osten heute auf den Spuren Willy Brandts gefunden zu haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer eine dauerhafte Friedensordnung in Europa will, muß zweigleisig vorgehen: Nicht nur müssen die Militärpotentiale abgebaut und damit die Fähigkeit zur Kriegsführung verringert werden, sondern es müssen auch supranationale, friedenschaffende Strukturen aufgebaut werden. Der westeuropäische



    Dr. Ehmke (Bonn)

    Integrationsprozeß hat gezeigt, daß das möglich ist. So wie heute auf Grund dieses Prozesses ein Krieg zwischen Frankreich und Deutschland undenkbar ist, so muß morgen jeder militärische Konflikt in Europa vom Antlantik bis zum Ural undenkbar werden.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN/Bündnis 90 sowie der Abg. Frau Unruh [fraktionslos])

    Dabei erfordert die Errichtung eines europäischen Sicherheitssystems nicht nur die endgültige Überwindung der Blockkonfrontation, sondern auch die Erarbeitung und Umsetzung einer gemeinsamen Friedens- und Sicherheitsordnung. Das erfordert den Verzicht auf nationale Souveränität, so wie ihn das Grundgesetz heute bereits erlaubt.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die neue Ordnung muß über kompetente, demokratisch legitimierte und durchsetzungsfähige Institutionen verfügen.
    Die Ergebnisse von Paris spiegeln die Veränderung der Grundkonstellation europäischer Politik aber nur sehr unvollkommen wider. Das Pariser Gipfeltreffen hat im Bereich der konventionellen Abrüstung beachtliche Ergebnisse gebracht. Was die Institutionalisierung des KSZE-Prozesses angeht, so kann bestenfalls von bescheidenen Ansätzen gesprochen werden.
    Nun muß man sehen: Die Ausgangslage war unterschiedlich. Während die konventionelle Abrüstung an langjährige Erfahrung aus den MBFR-Verhandlungen anknüpfen konnte und von den noch bestehenden Militärallianzen organisiert wurde, müssen für die neuen Aufgaben der KSZE-Staaten, gemeinsame Sicherheit zu organisieren, neue kooperative Strukturen geschaffen werden.
    Dies geht sicher nicht von heute auf morgen. Lassen Sie mich aber bitte daran erinnern, daß die NATO im Jahre 1986 ihr Bekenntnis zu konventioneller Abrüstung mit der Forderung nach kühnen neuen Schritten verbunden hat. Ein wenig von dieser Kühnheit hätte man sich auch in Paris für die nun eingeleitete Institutionalisierung des KSZE-Prozesses gewünscht. Statt dessen regiert im Augenblick leider eher Kleingläubigkeit.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich denke da, Herr Bundeskanzler, z. B. an das sehr mager ausgestattete KSZE-Sekretariat. Ich denke aber insbesondere an das neu eingerichtete Konfliktverhütungszentrum, das der auf dem NATO-Gipfel in London erhobenen Forderung, es solle auch zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen KSZE-Mitgliedstaaten dienen, in der jetzigen Form nicht genügen kann. Hier fehlt eindeutig ein politisches Mandat, das diese KSZE-Institution in die Lage versetzen würde, den neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen in Europa gerecht zu werden. Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, der Kalte Krieg ist zwar vorbei, der Ost-West-Konflikt existiert nicht mehr; dem steht aber der Ausbruch nationaler Spannungen im Osten und Südosten Europas gegenüber — Spannungen, die von der kommunistischen Zwangsherrschaft zwar Jahrzehnte lang unterdrückt, aber nicht gelöst worden sind. Die KSZE-Staaten müssen daher gemeinsam dafür sorgen, daß solche Spannungen entschärft und, wenn es geht, abgebaut werden und daß auf keinen Fall die Sicherheit Europas Opfer solcher neuen nationalen Konflikte wird.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der Gruppe der PDS sowie der Abg. Frau Unruh [fraktionslos])

    Ein Konfliktverhütungszentrum, das wie das in Paris geschaffene nur buchhalterische Aufgaben hat, wird dieser Aufgabe nicht gerecht.
    Den in Paris verhandelnden Staaten ist es nur ansatzweise gelungen, die Grundlagen einer Friedenspolitik der 90er Jahre festzulegen. Zu definieren ist beispielsweise auch noch, Herr Bundeskanzler, die künftige Gestaltung transatlantischer Beziehungen. Die Stärkung und Ausweitung der europäischen Zusammenarbeit und des Dialogs mit den Vereinigten Staaten und mit Kanada kommen beiden Seiten zugute. Aber was immer verabschiedet worden ist, Herr Bundeskanzler, wir bedauern, daß die vorbereitete transatlantische Erklärung leider nicht die Zustimmung der Konferenz gefunden hat.
    In Europa selbst wird angesichts zunehmend offener Grenzen die alte Unterscheidung zwischen Außen- und Innenpolitik immer prekärer. Der Sieg der demokratischen Idee — gerade dieses positive Ereignis — , hat zur Folge, daß die Wohlstandsdifferenzen zwischen den verschiedenen Staaten wie ein Magnet auf die Wanderungsströme wirken. Eine nationale Abschottung ist auf die Dauer keine Lösungsmöglichkeit. Wir werden hoffentlich nach dem Wahlkampf sehr schnell auf die Vorschläge und die Anregungen von Oskar Lafontaine zurückkommen. Wir werden dasselbe wie bei den Aus- und Übersiedlern erleben: Erst schreien Sie „Das ist nicht gut! ", und hinterher schreiben Sie es ab. So wird es auch in diesem Fall gehen.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [fraktionslos])

    Der konsequente Ausbau der KSZE-Bereiche wirtschaftliche Zusammenarbeit und Menschenrechte ist daher neben der Lösung der Abrüstungsfrage dringend geboten.
    Wirtschaftliche Hilfe bei der Umstrukturierung und beim Aufbau der Volkswirtschaften in Osteuropa und der Sowjetunion ist nicht nur ein Gebot demokratischer Solidarität und spezifisch deutscher historischer Verantwortung; das alles liegt auch in unserem eigenen Interesse. Wir dürfen es nicht zulassen, daß nach Überwindung des alten Ost-West-Gegensatzes nun ein neuer Konflikt zwischen verarmten östlichen und reichen westlichen Ländern entsteht.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Richtig!)

    Wir dürfen auch nicht zulassen, daß die mühsam erreichte Demokratisierung in Osteuropa deshalb scheitert — übrigens mit Rückwirkung auf den Prozeß der deutschen Einheit; machen Sie sich da bitte nichts vor —, weil die neuen demokratischen Regierungen



    Dr. Ehmke (Bonn)

    nicht rasch genug die sozio-ökonomischen Krisen meistern können.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Richtig!)

    Was wir jetzt benötigen, ist schnelle sofortige Hilfe, verbunden mit der gemeinsamen Ausarbeitung eines Konzepts für die Heranführung der neuen Demokratien in Mittel- und Osteuropa an die Europäische Gemeinschaft.
    Herr Bundeskanzler, Sie haben über Ihre Absprache mit Präsident Gorbatschow in bezug auf eine Soforthilfe berichtet. Alles, was dort nur irgend möglich ist, Herr Bundeskanzler, wird die Unterstützung der deutschen Sozialdemokraten haben;

    (Beifall bei der SPD)

    denn wir sind der Meinung: In dem bevorstehenden Winter wird sich für die Völker der Sowjetunion und Osteuropas zeigen, was unsere Worte eigentlich wert sind.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der GRÜNEN/ Bündnis 90)

    Ich halte es im übrigen nicht nur für sinnvoll, die politische, wirtschaftliche und menschliche Dimension auszubauen; der KSZE-Prozeß muß gleichzeitig auch alle Aspekte des Umweltschutzes umfassen. Friedenspolitik heißt heute auch, die grenzüberschreitenden Umweltrisiken zu mildern. Die ökologischen Probleme Osteuropas einschließlich der Sowjetunion sind bekannt. Wir erleben sie ja hautnah in den neuen Bundesländern. Wir wissen: Die osteuropäischen Volkswirtschaften werden nur sehr langsam in der Lage sein, mit diesen Problemen fertig zu werden, schon aus finanziellen Gründen.
    Weil wir davon unmittelbar und mittelbar betroffen sind und nicht noch weitere Jahre zuwarten dürfen, müssen wir jetzt gemeinsame Lösungen suchen. Ich halte es für erforderlich, schon auf der nächsten Konferenz 1992 einen KSZE-Umweltministerrat einzurichten mit einem ständigen Sekretariat, einer Umweltschutzagentur, einer gesicherten europaweiten Datenerhebung, einem Technologietransfer-Zentrum und insbesondere einer europäischen supranationalen Aufsichtsbehörde auf dem Gebiet der Reaktorsicherheit.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn ich hier einen langen sozialdemokratischen Wunschkatalog vortrage, der bei weitem noch nicht vollständig ist, ist mir durchaus klar, daß im Rahmen der KSZE viele Interessen berücksichtigt werden müssen und daß man immer nur schrittweise vorwärtskommt.