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    Plenarprotokoll 11/232 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 232. Sitzung Bonn, Freitag, den 26. Oktober 1990 Inhalt: Wüppesahl fraktionslos (zur GO) . . . . 18431 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD (zur GO) 18432 B Hüser GRÜNE/Bündnis 90 (zur GO) . . 18432 B Dr. Riege Gruppe der PDS (zur GO) . . 18432 C Tagesordnungspunkt 16: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU, SPD und FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung des Untersuchungsauftrags des 1. Untersuchungsausschusses der 11. Wahlperiode (Drucksache 11/50) (Drucksachen 11/50, 11/6483, 11/8109, 11/8176) Eylmann CDU/CSU 18433 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD (zur GO) 18435 A Bohl CDU/CSU (zur GO) 18435 B Hüser GRÜNE/Bündnis 90 (zur GO) . . 18436 A Stobbe SPD 18436 C Frau Seiler-Albring FDP 18439 D Frau Eid GRÜNE/Bündnis 90 18443 C Lowack CDU/CSU 18446 A Frau Dr. Kaufmann Gruppe der PDS . . 18447 B Frau Beer GRÜNE/Bündnis 90 18448 B Bohl CDU/CSU . . . 18449A, 18454D, 18456 D Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 18449 D Gansel SPD 18451C, 18456 C Eylmann CDU/CSU 18452 B Austermann CDU/CSU 18456 D Frau Eid GRÜNE/Bündnis 90 (zur GO) . . 18457 A Präsidentin Dr. Süssmuth . . . 18449A, 18456 B Tagesordnungspunkt 17: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Zweiten Bericht der Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" zum Thema Schutz der tropischen Wälder gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 16. Oktober und 27. November 1987 sowie vom 7. Dezember 1988 (Drucksachen 11/533, 11/787, 11/971, 11/1351, 11/3479, 11/7220, 11/8009) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission Die politischen Zielsetzungen der Gemeinschaft zum Treibhauseffekt (Drucksachen 11/7319 Nr. 2.20, 11/8007) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Laufs, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Baum, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Klima- und Artenschutz durch Erhaltung der tropischen Regenwälder zu dem Antrag der Abgeordneten Volmer, Dr. Knabe, Frau Eid und der Fraktion DIE GRÜNEN: Umfassender Schutz für die Trocken- und Feuchtwälder in den Ländern der Dritten Welt II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. Oktober 1990 zu dem Antrag des Abgeordneten Schanz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Erhaltung der tropischen Regenwälder zum Schutz einheimischer Bevölkerungen, des Klimas und der genetischen Artenvielfalt durch entwicklungspolitische Maßnahmen zu dem Antrag des Abgeordneten Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Verwendung tropischer Hölzer in bundeseigenen Einrichtungen (Drucksachen 11/2010, 11/2933, 11/3740, 11/1838, 11/8010) Schmidbauer CDU/CSU 18458 C Frau Dr. Hartenstein SPD 18460 D Frau Dr. Segall FDP 18464 B Dr. Knabe GRÜNE/Bündnis 90 18466D, 18478D Frau Dr. Hartenstein SPD 18468 C Frau Dr. Fischer Gruppe der PDS . . . 18468 D Steiner (Oelsnitz) CDU/CSU 18469 D Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . . 18471A Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE/Bündnis 90 18471 C Dr. Kübler SPD 18472 C Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 18474 A Frau Dr. Fischer Gruppe der PDS . . 18475 A Dr. Heuer Gruppe der PDS 18475 B Dr. Knabe GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18475 C Dr. Heuer Gruppe der PDS 18476 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 18477A Tagesordnungspunkt 18: a) Beratung des Schlußberichts der Enquete-Kommission „Zukünftige Bildungspolitik — Bildung 2000" (Drucksachen 11/1448, 11/7820) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu dem Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Zukünftige Bildungspolitik — Bildung 2000" gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 9. Dezember 1987 (Drucksachen 11/1448, 11/5349, 11/7381) Kuhlwein SPD 18480 A Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 18481 D Frau Hillerich GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18482 D Neuhausen FDP 18484 A Frau Stolfa Gruppe der PDS 18484 D Wüppesahl fraktionslos 18485 D Dr. Lammert, Parl. Staatssekretär BMBW 18486 D Tagesordnungspunkt 19: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Berufsbildungsbericht 1989 zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Berufsbildungsbericht 1990 (Drucksachen 11/4442, 11/6787, 11/7904) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Hillerich und der Fraktion DIE GRÜNEN: Einrichtung eines 8. Förderungsschwerpunktes „Mädchen und Frauen" für Modellversuche der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) (Drucksachen 11/5713, 11/7918) Oswald CDU/CSU 18488A Dr. Elmer SPD 18489 B Neuhausen FDP 18491 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 18491 C Frau Hillerich GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18493 A Dr. Lammert, Parl. Staatssekretär BMBW 18494 B Dr. Elmer SPD 18494 D Nächste Sitzung 18495 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 18497* A Anlage 2 Nichterwähnung der Modelle „Mietermodernisierung" und „Erwerb von Belegungsbindungen" in der vom BPA herausgegebenen Kurzfassung des Gutachtens „Wirtschaftliche und soziale Perspektiven der deutschen Einheit" MdlAnfr 16, 17 — Drs 11/8162 — Großmann SPD SchrAntw BM Klein BK 18497* D Anlage 3 Nichterwähnung des Vorschlags „Erleichterung von Wohnungskündigungen wegen Eigenbedarfs" in der Broschüre des Bundespresseamtes über das Gutachten „Wirtschaftliche und soziale Perspektiven der deutschen Einheit" MdlAnfr 22, 23 — Drs 11/8162 — Reschke SPD SchrAntw BM Klein BK 18498* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. Oktober 1990 III Anlage 4 Inhalt eines dem Bundesnachrichtendienst vorliegenden Tonbandberichts Kirchners für den Stasi MdlAnfr 25 — Drs 11/8162 — Frau Wollenberger GRÜNE/Bündnis 90 SchrAntw StM Straßmeir BK 18498* B Anlage 5 Grundlage für die Hinweise des innerdeutschen Ministeriums zur Aussetzung von Mieterhöhungen bis Dezember 1991 und zur Umlage von Instandsetzungskosten von Wohnraum auf die Jahresmiete im Einigungsvertrag MdlAnfr 60, 61 — Drs 11/8162 —Müntefering SPD SchrAntw PStS Dr. Hennig BMB . . . . 18498* C Anlage 6 Zusammenarbeit des Bundesministers de Maizière mit der Bundesregierung während seiner früheren Anwaltstätigkeit in Familienzusammenführungs- und politischen Strafverfahren MdlAnfr 62 — Drs 11/8162 — Kirschner SPD SchrAntw PStS Dr. Hennig BMB . . . 18499* A Anlage 7 Amtliche Mitteilungen 18499* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. Oktober 1990 18431 232. Sitzung Bonn, den 26. Oktober 1990 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 26. 10. 90 * Frau Barbe SPD 26. 10. 90 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE/ 26. 10. 90 Bündnis 90 Frau Becker-Inglau SPD 26. 10. 90 Beckmann FDP 26. 10.90 Dr. Biedenkopf CDU/CSU 26. 10. 90 Frau Birthler GRÜNE/ 26. 10. 90 Bündnis 90 Dr. Briefs fraktionslos 26. 10. 90 Büchler (Hof) SPD 26. 10. 90 Dr. von Bülow SPD 26. 10. 90 Frau Bulmahn SPD 26. 10. 90 Catenhusen SPD 26. 10. 90 Dr. Daniels (Bonn) CDU/CSU 26. 10. 90 Ehrbar CDU/CSU 26. 10.90 Dr. Ehrenberg SPD 26. 10. 90 Eich GRÜNE/ 26. 10. 90 Bündnis 90 Frau Fuchs (Köln) SPD 26. 10. 90 Frau Fuchs (Verl) SPD 26. 10. 90 Dr. Gautier SPD 26. 10. 90 Dr. Geißler CDU/CSU 26. 10. 90 Glos CDU/CSU 26. 10. 90 Dr. Götz CDU/CSU 26. 10. 90 Graf SPD 26. 10. 90 Grünbeck FDP 26. 10. 90 Haack (Extertal) SPD 26. 10. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 26. 10. 90 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 26. 10. 90 Hauser (Krefeld) CDU/CSU 26. 10. 90 Dr. Haussmann FDP 26. 10. 90 Heistermann SPD 26. 10.90 Hiller (Lübeck) SPD 26. 10. 90 Graf Huyn CDU/CSU 26. 10. 90 Ibrügger SPD 26. 10. 90 Jahn (Marburg) SPD 26. 10. 90 Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU 26. 10. 90 Dr. Jens SPD 26. 10. 90 Jung (Düsseldorf) SPD 26. 10. 90 Kastning SPD 26. 10. 90 Dr. Kertscher Gruppe der 26. 10. 90 PDS Kiechle CDU/CSU 26. 10. 90 Kittelmann CDU/CSU 26. 10. 90 Klose SPD 26. 10. 90 Koschnick SPD 26. 10. 90 Kossendey CDU/CSU 26. 10. 90 Lamers CDU/CSU 26. 10. 90 Lehment FDP 26. 10. 90 Leidinger SPD 26. 10. 90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 26. 10. 90 Meyer SPD 26. 10. 90 Dr: Meyer zu Bentrup CDU/CSU 26. 10. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Modrow Gruppe der 26. 10. 90 PDS Müller (Wesseling) CDU/CSU 26. 10. 90 Niggemeier SPD 26. 10. 90 Oesinghaus SPD 26. 10. 90 Opel SPD 26. 10. 90 Peter (Kassel) SPD 26. 10. 90 Petersen CDU/CSU 26. 10. 90 Platzeck GRÜNE/ 26. 10. 90 Bündnis 90 Rappe (Hildesheim) SPD 26. 10. 90 Reschke SPD 26. 10. 90 Reuschenbach SPD 26. 10. 90 Rixe SPD 26. 10. 90 Roth SPD 26. 10. 90 Dr. Schäuble CDU/CSU 26. 10. 90 Schmidt (München) SPD 26. 10. 90* Schmidt (Salzgitter) SPD 26. 10. 90 Dr. Schnell SPD 26. 10. 90 Schreiber CDU/CSU 26. 10. 90 Schröer (Mülheim) SPD 26. 10. 90 Frau Dr. Seifert Gruppe der 26. 10. 90 PDS Seiters CDU/CSU 26. 10. 90 Spilker CDU/CSU 26. 10. 90 Dr. Stephan SPD 26. 10. 90 Frau Terborg SPD 26. 10. 90 Toetemeyer SPD 26. 10. 90 Frau Trenz GRÜNE/ 26. 10. 90 Bündnis 90 Unger CDU/CSU 26. 10. 90 Frau Unruh fraktionslos 26. 10. 90 Vahlberg SPD 26. 10. 90 Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 26. 10. 90 Voigt (Frankfurt) SPD 26. 10. 90 * * Frau Dr. Vollmer GRÜNE/ 26. 10. 90 Bündnis 90 Dr. Vondran CDU/CSU 26. 10. 90 Vosen SPD 26. 10. 90 Dr. Waigel CDU/CSU 26. 10. 90 Dr. Walther CDU/CSU 26. 10. 90 (Gast) Frau Weyel SPD 26. 10. 90 Frau Wieczorek-Zeul SPD 26. 10. 90 Wischnewski SPD 26. 10. 90 Wittich SPD 26. 10. 90 Zierer CDU/CSU 26. 10. 90 * Anlage 2 Antwort des Bundesministers Klein auf die Fragen des Abgeordneten Großmann (SPD) (Drucksache 11/8162 Fragen 16 und 17): Warum wird in der Kurzfassung des Gutachtens die positive Bewertung des Modells der Mietermodernisierung nicht erwähnt? Warum wird in der Kurzfassung des Gutachtens die negative Bewertung des Modells Erwerb von Belegungsbindungen nicht erwähnt? 18498* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. Oktober 1990 Ihre Mündlichen Fragen Nr. 16 und 17 an die Bundesregierung beantworte ich wegen des Zusammenhangs gemeinsam. In Zusammenfassungen bzw. Kurzfassungen von ausführlichen Gutachten können zwangsläufig nicht alle behandelten Zusammenhänge und Einzelforderungen wiedergegeben werden. Die Bedeutung der genannten Sachverhalte wird dadurch natürlich nicht verringert. Anlage 3 Antwort des Bundesministers Klein auf die Fragen des Abgeordneten Reschke (SPD) (Drucksache 11/8162 Fragen 22 und 23): Warum wird in der Kurzfassung des Gutachtens „Wirtschaftliche und soziale Perspektiven der deutschen Einheit", die das Bundespresseamt erstellt hat, nicht der Vorschlag der Gutachter erwähnt, Wohnungskündigungen wegen Eigenbedarfs zu erleichtern? Warum heißt es in der Kurzfassung des Gutachtens „stufenweise Freigabe der Mieten" , während das Gutachten die Aussage trifft „Die Chancen einer angemessenen Wohnungsversorgung der DDR werden stark davon abhängen, wie schnell sich die gegenwärtigen Mieten an tatsächliche Knappheitsmieten herantasten können. "? Ihre Mündlichen Fragen Nr. 22 und 23 an die Bundesregierung beantworte ich wie folgt: 1. In der Zusammenfassung bzw. Kurzfassung eines umfassenden Gutachtens können zwangsläufig nicht alle Einzelheiten enthalten sein. Solche Zusammen- bzw. Kurzfassungen haben zudem auch den Zweck, zur Lektüre des ganzen Gutachtens zu ermuntern. 2. Die beiden zitierten Aussagen aus der Broschüre und aus dem Gutachten widersprechen sich nicht, sondern sind im Gegenteil in der Sache vollständig deckungsgleich. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Straßmeir auf die Frage der Abgeordneten Frau Wollenberger (DIE GRÜNEN/ Bündnis 90) (Drucksache 11/8162 Frage 25): Treffen Informationen zu, wonach dem BND ein Tonbandbericht Martin Kirchners für das ehemalige Ministerium für Staatssicherheit bzw. eine Abschrift hiervon vorliegen, und wenn ja, seit wann und mit welchem Inhalt? Ihre Frage ist identisch mit der Frage Nr. 7 der Kleinen Anfrage der GRÜNEN vom 2. September 1990. Meine Antwort heute lautet ebenso wie die 2 Wochen alte Antwort der Bundesregierung vom 11. Oktober 1990 auf die Kleine Anfrage der GRÜNEN: Die Bundesregierung nimmt zu Inhalt und Zeitpunkt von Erkenntnissen des Bundesnachrichtendienstes aus grundsätzlichen Erwägungen nicht öffentlich Stellung, ist jedoch bereit, den zuständigen parlamentarischen Gremien gegenüber zu berichten. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Fragen des Abgeordneten Müntefering (SPD) (Drucksache 11/8162 Fragen 60 und 61) : Auf welcher Bestimmung des Einigungsvertrages beruht die Aussage in der Broschüre des innerdeutschen Ministeriums „Einhundertzwanzig Antworten, Hinweise für den Alltag in den neuen Bundesländern", daß Mieten bis zum 31. Dezember 1991 nicht erhöht werden können? Auf welcher Bestimmung des Einigungsvertrages beruht die Aussage in der Broschüre des innerdeutschen Ministeriums „Einhundertzwanzig Antworten, Hinweise für den Alltag in den neuen Bundesländern", daß bis zu 11 % der Instandhaltungskosten von Wohnraum auf die Jahresmiete umgelegt werden können? Zu Frage 60: Die Aussage beruht auf der Bestimmung in Anlage II, Kapitel V, Sachgebiet A, Abschnitt III, Ziffer 1 des Einigungsvertrages; diese sieht die befristete Fortgeltung der DDR-Verordnung vom 25. Juni 1990 über die Aufhebung bzw. Beibehaltung von Rechtsvorschriften auf dem Gebiet der Preise (GBl. DDR I Nr. 37, S. 472) u. a. im Bereich der Mieten und Pachten vor, und zwar soweit sie sich auf Wohnräume beziehen, bis 31. 12. 1991, soweit sie sich auf andere als Wohnräume beziehen, bis 31.12. 1990. (BGBl. II Nr. 35, S. 1201) Nach § 2 Abs. 1 dieser DDR-VO sind unter staatlichen Preisregelungen u. a. „die am 30. 6. 1990 geltenden Vorschriften auf dem Gebiet der Preise für Waren und Leistungen ... für Mieten und Pachten" zu verstehen. Nach der Anlage zu der fortgeltenden DDR-VO bleiben für Mieten die Preisanordnung Nr. 415 — Anordnung über die Forderung und Gewährung preisrechtlich zulässiger Preise — vom 6. Mai 1955 (GBl. I Nr. 39, S. 330) in Kraft. Die Überleitungsbestimmungen zum Miethöhegesetz ermächtigen allerdings die Bundesregierung, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates den höchstzulässigen Mietzins unter Berücksichtigung der Einkommensentwicklung schrittweise zu erhöhen. Dabei wird dem Vermieter die Möglichkeit gegeben, den Mietzins bis zur Höhe des nach der Rechtsverordnung zulässigen Betrages einseitig zu erhöhen. (vgl. Anlage I, Kapitel XIV, Abschnitt II, Ziff. 7, § 11 Abs. 3 Ziff. 1, BGBl. II Nr. 35 S. 1126). Bislang ist eine solche Rechtsverordnung durch die Bundesregierung nicht erlassen worden. Zu Frage 61: Die Aussage beruht auf Anlage I, Kapitel XIV, Abschnitt II, Ziff. 7 des Einigungsvertrages (BGBl. II Nr. 35 S. 1126). Der Einigungsvertrag sieht hier eine Ergänzung des Gesetzes zur Regelung der Miethöhe vor; durch einen neuen § 11 Abs. 2 MHG soll sichergestellt werden, daß für den gesamten Wohnraumbestand in der ehemaligen DDR die Regelung des § 3 MHG zur Anwendung kommt. Danach kann der Vermieter bei Durchführung der Modernisierung eine Erhöhung der jährlichen Miete von 11 % der für die Wohnung aufgewendeten Modernisierungskosten verlangen. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. Oktober 1990 18499* Die Überleitungsbestimmungen zum Miethöhegesetz sehen weiterhin vor, daß durch Rechtsverordnung bis 1. Januar 1996 auch Aufwendungen für Instandsetzungsmaßnahmen auf die Mieter überwälzt werden können (§ 11 Abs. 7 MHG). Soweit eine Rechtsverordnung nach § 11 Abs. 7 MHG ergangen ist, stehen die darin geregelten Instandsetzungsmaßnahmen bei der Anwendung der sonstigen Vorschriften des Gesetzes den baulichen Maßnahmen des § 3 MHG gleich. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Frage des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Drucksache 11/8162 Frage 62): Welche Zusammenarbeit ergab sich aus der früheren anwaltlichen Tätigkeit des Bundesministers für besondere Aufgaben, Lothar de Maizière, bei Verfahren im Rahmen der DDR-Gesetzgebung hinsichtlich der Familienzusammenführung und insbesondere des politischen Strafrechts mit der jetzigen und früheren Bundesregierungen? Die jetzige Bundesregierung hat mit Rechtsanwalt de Maizière „bei Verfahren im Rahmen der DDR-Gesetzgebung hinsichtlich der Familienzusammenführung und insbesondere des politischen Strafrechts" nicht zusammengearbeitet. Das gilt auch für die früheren Bundesregierungen. Gesprächspartner der Bundesregierung in diesem humanitären Bereich war der mit einem entsprechenden Mandat seiner Regierung ausgestattete Rechtsanwalt Prof. Dr. Wolfgang Vogel. Anlage 7 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 21. September 1990 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Einspruch gemäß Artikel 77 Abs. 3 GG nicht einzulegen. Gesetz über die Inkraftsetzung von Vereinbarungen betreffend den befristeten Aufenthalt von Streitkräften der Französischen Republik, der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland und der Vereinigten Staaten von Amerika in Berlin und von sowjetischen Streitkräften auf dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet nach Herstellung der Deutschen Einheit Viertes Agrarsoziales Ergänzungsgesetz (4. ASEG) Gesetz über die Statistik für das Hochschulwesen (Hochschulstatistikgesetz — HStatG) Drittes Gesetz zur Änderung des Abwasserabgabengesetzes Gesetz zur Verbesserung der Überwachung des Außenwirtschaftsverkehrs und zum Verbot von Atomwaffen, biologischen und chemischen Waffen Gesetz zur Überleitung von Bundesrecht nach Berlin (West) nach Fortfall der alliierten Vorbehaltsrechte (Sechstes Überleitungsgesetz) Gesetz zu dem Vertrag vom 31. August 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands — Einigungsvertragsgesetz — und der Vereinbarung vom 18. September 1990 Gesetz zur Fortentwicklung der Datenverarbeitung und des Datenschutzes. Zu den beiden letztgenannten Gesetzen hat der Bundesrat folgende Entschließungen gefaßt: Zum Gesetz zu dem Vertrag vom 31. August 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands — Einigungsvertragsgesetz — und der Vereinbarung vom 18. September 1990: 1. Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme vom 7. September 1990, Drucksache 600/90 (Beschluß), zu Artikel 7 und Artikel 15 dargestellt, welche Erklärungen der Bund in Verhandlungen mit den Ländern zu einigen bedeutsamen Fragen der Bund-LänderFinanzbeziehungen abgegeben hat. Der Bundesrat stellt fest, daß die Bundesregierung der Darstellung dieser politischen Erklärungen und Vereinbarungen in ihrer Gegenäußerung nicht widerspricht. Die von der Bundesregierung vorgenommenen Interpretationen ändern nichts am Inhalt dieser Erklärungen. Der Bundesrat geht deshalb davon aus, daß die als Grundlage für das Einvernehmen zum Einigungsvertrag abgegebenen Erklärungen des Bundes unverändert Gültigkeit haben. 2. Der Bundesrat bittet, im Rahmen der Überlegungen zu Artikel 5 des Einigungsvertrages künftig auch die Rechte der nationalen Minderheiten und Volksgruppen durch besondere Hervorhebung zu garantieren, so wie sie in Artikel 5 der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein und für die Sorben in der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik verankert sind. Zum Gesetz zur Fortentwicklung der Datenverarbeitung und des Datenschutzes: 1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, — baldmöglich einen Gesetzentwurf vorzulegen, in dem geregelt werden die Voraussetzungen und das Verfahren zur Durchführung einer Sicherheitsüberprüfung, welche Umstände ein Sicherheitsrisiko begründen und welche Folgen für Bewerber und Beschäftigte beim Vorliegen eines Sicherheitsrisikos eintreten, — bei anstehenden Verhandlungen über die in der Bundesrepublik Deutschland stationierten ausländischen Streitkräfte auf Vereinbarungen hinzuwirken, daß ihnen übermittelte personenbezogene Daten nur zu dem Zweck verwendet werden dürfen, zu dem sie übermittelt worden sind und den zuständigen deutschen Stellen das Recht eingeräumt wird, Auskunft über die Verwendung der Daten zu erhalten, — zu prüfen und dem Bundesrat zu berichten, ob es insbesondere in Anbetracht der Verkürzung des Grundwehrdienstes zweckmäßig ist, die Zuständigkeit für die Beobachtung von Bestrebungen von Bundeswehrangehörigen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung vom Militärischen Abschirmdienst auf die Verfassungsschutzbehörden zu übertragen. 2. Der Bundesrat hält außerdem zur Gewährleistung des Datenschutzes im nicht-öffentlichen Bereich über die im neuen Bundesdatenschutzgesetz getroffenen Regelungen hinaus ergänzende bereichsspezifische Vorschriften für dringend erforderlich. Er fordert deshalb die Bundesregierung auf, umgehend einen Gesetzentwurf mit Regelungen über den Arbeitnehmerdatenschutz vorzulegen. Darüber hinaus wird die Bundesregierung aufgefordert, Gesetzentwürfe zur Gewährleistung des Datenschutzes im Versicherungswesen, im Kreditwesen sowie bei Auskunfteien und Detekteien vorzulegen. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 8. Oktober 1990 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Zehntes Gesetz zur Änderung des Bundeswahlgesetzes sowie zur Änderung des Parteiengesetzes Gesetz zu dem Vertrag vom 12. September 1990 über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland 18500* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 232. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. Oktober 1990 Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 12. Oktober 1990 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz über die Wahl der Vertreter der Bundesrepublik Deutschland zur Parlamentarischen Versammlung des Europarates (EuRatWahlG) Zwölftes Gesetz zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und Elftes Gesetz zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes Gesetz zur Durchführung der Richtlinie des Rates der Europäischen Gemeinschaften über den Jahresabschluß und den konsolidierten Abschluß von Banken und anderen Finanzinstituten (Bankbilanzrichtlinie-Gesetz) Vierzehntes Gesetz zur Änderung des Soldatengesetzes Viertes Gesetz zur Änderung des Binnenschiffsverkehrsgesetzes Gesetz zur Änderung der Gewerbeordnung Gesetz zu dem Europäischen Übereinkommen vom 18. März 1986 zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Wirbeltiere Gesetz zu dem Wiener Übereinkommen vom 21. März 1986 über das Recht der Verträge zwischen Staaten und internationalen Organisationen oder zwischen internationalen Organisationen Gesetz zu den Zusatzprotokollen I und II zu den Genfer Rotkreuz-Abkommen von 1949 Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 160 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 25. Januar 1985 über Arbeitsstatistiken Gesetz zu dem Abkommen vom 29. August 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und einiger anderer Steuern Gesetz zu dem Beschluß der Generalversammlung des Internationalen Ausstellungsbüros vom 31. Mai 1988 zur Änderung des Abkommens über Internationale Ausstellungen vom 22. November 1928 Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Neuregelung des Ausländerrechts Gesetz über die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien in das öffentliche Netz (Stromeinspeisungsgesetz) Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat begrüßt das Gesetz über die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien in das öffentliche Netz. Er bedauert jedoch, daß der Anwendungsbereich des Gesetzes aus Gründen eines wirksamen Klimaschutzes und der Ressourcenschonung nicht auch die Abnahme und die Vergütung von Strom aus Anlagen, die in Kraft-Wärme-Kopplung betrieben werden, erfaßt. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung daher auf, in der nächsten Legislaturperiode auf eine entsprechende Novellierung des Gesetzes hinzuwirken. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 12. Oktober 1990 beschlossen, der Änderung der Gemeinsamen Geschäftsordnung des Bundestages und des Bundesrates für den Ausschuß nach Artikel 77 GG (Vermittlungsausschuß) gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes zuzustimmen und den Ergänzenden Beschluß des Deutschen Bundestages zur Änderung der Gemeinsamen Geschäftsordnung des Bundestages und des Bundesrates für den Ausschuß nach Artikel 77 des Grundgesetzes zustimmend zur Kenntnis zu nehmen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksachen 11/7492, 11/7521, 11/7578, 11/7555 Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Drucksachen 11/4329, 11/4343 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksachen 11/6387, 11/6388 Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 11/6886 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/6423 Nr. 2.2 Haushaltsausschuß Drucksache 11/7319 Nr. 2.03 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/7609 Nr. 10-14, 16-20 Drucksache 11/7732 Nr. 6-11 Drucksache 11/7755 Nr. 3.3-3.7 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/6017 Nr. 2.8, 2.11, 2.12 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 11/7115 Nr. 2.14 Drucksache 11/7192 Nr. 2.9 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 11/6629 Nr. 2.7 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/4019 Nr. 2.45 Drucksache 11/7319 Nr. 2.21
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    Rede von Dr. Klaus Kübler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich vorab zwei Bemerkungen machen, die beide wichtig sind. Auch wir von der SPD-Fraktion möchten allen, die zu der in Rede stehenden Arbeit beigetragen haben, herzlich danken, insbesondere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sekretariats.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Eine zweite Bemerkung. Lieber Herr Knabe, wir sollten in der Tat jetzt nicht so tun, als könne man uns auseinanderdividieren. Ich glaube, wir sind in der Sache weitgehend einig. Ich will bei Ihnen das Wort „künstlich" nicht mißinterpretierend gebrauchen, weil ich Sie dafür zu gut kenne.
    Ich möchte für die SPD-Fraktion ausdrücklich erklären, daß wir natürlich ohne Wenn und Aber an unserem Sondervotum festhalten. Wenn Sie die beiden Anträge kennen — Sie kennen sie —, stellen Sie fest, daß da inhaltlich keine Unterschiede bestehen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Lassen Sie mich auf Charles Darwin zurückkommen, den ich üblicherweise nicht übermäßig überzeugt zitiere, der, als er 1831 nahe Bahia an der brasilianischen Atlantikküste an Land ging, als Naturforscher schrieb — ich zitiere — :
    Freude ist ein schwacher Ausdruck für die Gefühle eines Naturforschers, der zum erstenmal durch einen brasilianischen Wald streift. Die Eleganz der Gräser, die eigentümlichen Schmarotzerpflanzen, das glänzende Grün der Blätter, vor allem aber der Reichtum der Vegetation erfüllten mich mit Bewunderung.
    Wenn Darwin heute wieder dorthin ginge, würde er sich in der Tat — ich gebrauche diesen Ausdruck bewußt — einer Apokalypse Amazoniens gegenübersehen.
    Ich will in aller Kürze aus meiner Sicht auf sieben oder acht Ursachen eingehen.



    Dr. Kübler
    Für die Entwaldung der Amazonas-Wälder als des noch größten Tropenwaldgebietes der Erde z. B. gibt es eine Reihe vernetzter Ursachen. So können — man darf ja nicht nur die allerjüngste Zeit sehen, sondern muß dies über einen längeren Zeitraum betrachten — die zahlreichen nationalen und internationalen Viehranches und Plantagen auf eine schon jahrzehntelange Tradition des Raubbaus zurückblicken. Die Folgen — Verödung, Nicht-mehr-Nutzbarmachung des Erdbodens usw. — sind bekannt.
    Eine lange Tradition hat auch die Gold- und Diamantensuche im Amazonas-Becken. Die Zahl der Goldsucher, um nur einmal eine Zahl zu nennen, betrug 1989 nach Schätzungen 1,2 Millionen und wächst weiter an.
    Auch der Export an Edelhölzern ist zweifellos ein weiterer in diesem Zusammenhang zu nennender Faktor.
    Aber der wesentliche Faktor sind in der Tat die Auslandsschulden, die die lateinamerikanischen Länder zwingen, die Rohstoff-, Fleisch- und Futtermittelexporte so hoch wie möglich zu halten. Eine verantwortliche Planung der Zukunft ist unter den gegebenen Bedingungen aus ihrer Sicht ausgeschlossen.
    Auch die brasilianische Siedlungspolitik — ich konzentriere mich im Augenblick darauf — ist hier als Ursache zu nennen. Die brasilianische Bevölkerung hat sich verzehnfacht, so daß Amazonien von seiten der brasilianischen Regierung jetzt faktisch zum Einwanderungsgebiet gemacht worden ist.
    Es gibt noch weitere Gründe, die ich aber im Hinblick auf die Kürze der Zeit nur mit zwei oder drei Stichworten umreißen möchte.
    Die Bundesrepublik importiert — da darf ich doch etwas verweilen — heute wohl schon 40 % des dort gewonnenen Erzes, um ihren eigenen Bedarf zu dekken. Und da frage ich natürlich auch Sie, Herr Warnke, den Umweltminister oder auch den Wirtschaftsminister: Müßte man nicht, wenn man wirklich etwas machen will, darüber nachdenken, ob man diese Zahl von 40 % reduzieren will? Ich glaube, darüber muß man wohl wirklich nachdenken. Aber ich sehe da in der Tat keine Ansätze, außer verbalen Formulierungen.
    Im übrigen — auch dies ein wichtiger Gesichtspunkt — : Im Bereich des Amazonas leben wohl 50 000 oder mehr Yanomami-Indianer. Lassen Sie mich in dem Zusammenhang sagen: Die Zerstörungen der Urwälder sind nicht nur Menschenrechtsverletzungen gegenüber den in Südamerika lebenden Ureinwohnern, sondern das sind auch Menschenrechtsverletzungen, die jetzt schon im Hinblick auf unsere Kinder und Kindeskinder angelegt sind.
    Es sind in der Tat keine wirksamen Lösungsansätze, wenn z. B., wie geschehen, bei einem 8-MilliardenProgramm für Tropenforstwirtschaft der Weltbank und der FAO nur 7 oder 8 % zur Konservierung bestehender Tropenwälder bestimmt sind und der ganz überwiegende Anteil für Forschungsprojekte, für Ausbildungsstätten, für Waldanbau zur industriellen Nutzung, für die Entwicklung der Ackerforstwirtschaft und für weitere Maßnahmen verwendet wird — typisch klassische entwicklungspolitische Maßnahmen, die eben bis jetzt nicht gegriffen haben. Diese Maßnahmen der traditionellen Entwicklungspolitik — und darauf setzt die Bundesregierung leider überwiegend weiterhin — sind für die Erhaltung der Tropenwälder wenig nützlich. Das Risiko, daß diese Maßnahmen die Zerstörung der Tropenwälder eher fördern als verhindern, ist zu groß.
    Die Politik der Bundesregierung, mit nach wie vor überwiegend entwicklungspolitischen Programmen und zuwenig neuer Wirtschafts- und Finanzpolitik an die Lösung heranzugehen, ist unzureichend und gefährlich. Deswegen hat die Bundesregierung auch noch keine Lorbeeren dafür geerntet, daß sie jetzt 250 Millionen DM Entwicklungshilfe zum Schutz der Tropenwälder — auf fünf Jahre verteilt; das muß man wissen — gibt. Ich bin hoffentlich nicht zu polemisch, wenn ich sage, daß dies im Grunde genommen nichts anderes ist als eine europäische Ausgleichszahlung an diese Länder für Umweltverschmutzungen, die in Europa entstehen.
    Lassen Sie mich, Frau Dr. Segall, nur noch folgendes sagen: Ich beschönige überhaupt nichts von dem, was in dem Dreieck, wie vorhin gesagt wurde, DDR—Tschechoslowakei usw. an Beschädigungen der Umwelt geschehen ist. Aber es ist zweifellos richtig, daß die Länder mit Tropenwäldern — Brasilien, Philippinen, Thailand, Zaire — sicherlich eher kapitalistisch orientierte Länder sind. Es ist sicherlich auch richtig, daß der Kommunismus mit diesen Ländern relativ wenig Handel getrieben hat. Ich möchte also Ihren Einwand, wir würden in diesem Sektor sozialistische oder sonstige Politik betreiben, deutlich zurückweisen.

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Völlig aus der Luft gegriffen!)

    Herr Minister Warnke, ich möchte Ihrem Argument mit der Souveränität das auf den ersten Blick nicht schlecht klingt und dem man in dieser generellen Form auch zustimmen könnte, folgendes entgegenhalten: Es geht nicht darum, daß wir auf das Einfluß nehmen, was die dort machen, sondern es geht darum, daß wir auf unsere Wirtschaftspolitik, auf unsere Entwicklungspolitik und auf unsere Finanzpolitik Einfluß nehmen. Darüber müssen in der Tat doch wir souverän entscheiden. Es ist auch unsere souveräne Entscheidung, ob wir im Zusammenhang mit dem Freihandel — Sie nannten eben das Beispiel — die Grenzen öffnen. Ich warne davor, mit dem Argument, wir dürften in die Souveränität nicht eingreifen — das wollen wir natürlich auch nicht — , den Kriegsschauplatz zu wechseln.
    Ich will sehr deutlich betonen, daß wir massiv versuchen und dies auch für den richtigen Weg halten, über die Schuldenerlaßpolitik — Frau Hartenstein hat dazu das Notwendige schon gesagt — , an Lösungen heranzukommen.
    Ehemals tropische Waldregionen sind soweit wie möglich wieder aufzuforsten. Ich wiederhole in diesem Zusammenhang, daß wir mit weniger traditioneller Entwicklungspolitik und mit mehr neuer Wirtschaftspolitik wesentlich mehr erreichen können.
    Wir haben in der Tat im Grunde genommen keine ökologisch orientierte Außenwirtschaftspolitik. Ich



    Dr. Kübler
    wäre dankbar, wenn der Herr Bundesumweltminister aus seiner Sicht speziell zu dieser Frage Stellung nehmen würde.
    Lassen Sie mich zum Schluß sagen: Die Menschen in den Tropen, die ganz normalen Brasilianer oder Zairer, orientieren sich — wer kann ihnen das verdenken — an unserem Lebensstandard und streben ihn auch an. Ein Recht — jetzt spreche ich von individueller Souveränität — , ihnen das abzuschlagen, haben wir nicht.
    Es ist deshalb an uns, einen Wohlstand zu entwikkeln, der die Umwelt weniger zerstört. Wer, wenn nicht der reiche Norden, hat sonst die finanziellen und technischen Mittel für diese überlebensnotwendigen Anstrengungen? Der reiche Norden ist gefordert.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN/ Bündnis 90)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Lippold.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus W. Lippold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Einige kurze Vorbemerkungen: Jedesmal, wenn ich in Entwicklungsländern war, habe ich gesehen, daß wir für die Förderung von Bildung, von Fachwissen und für den Bau von Schulen gesorgt haben und daß wir Infrastruktureinrichtungen im Bereich der Hygiene geliefert haben. Soll sich unsere Bundesregierung, die das alles mit den Mitteln der westdeutschen Steuerzahler unterstützt hat, heute und hier von denen kritisieren lassen, die dorthin Waffen geliefert haben, die das Schuldenpotential vergrößert haben und die den Menschen nichts anderes als Vernichtung gebracht haben? Genau diese stellen sich nämlich hierhin und kritisieren.
    Wenn Sie nur einen Funken von Anstand hätten — das richte ich an die Mitglieder der SED/PDS —, dann würden Sie sich erst einmal selber kritisieren, bevor Sie mit dem Finger auf andere zeigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir werden nicht in Vergessenheit geraten lassen, was Sie alles angestellt und getrieben haben. Vielmehr werden wir ganz deutlich machen, wie Sie in diesen Ländern der Dritten Welt gewirtschaftet haben. Wenn Sie hier so etwas noch einmal sagen, werden wir darauf hinweisen, zu welchen Katastrophen Sie mit beigetragen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Schmidtbauer [CDU/CSU]: Die haben die ganzen Bonzenhäuser mit Tropenholz ausgestattet!)

    Ich finde es in Anbetracht der Größe des Problems und der Herausforderung, vor der wir stehen, insbesondere bei der Artenschutzproblematik gerade in den tropischen Regenwäldern, ein bißchen kleinkariert, wenn ich sehe, wie hier die SPD und die grünen Kollegen um ein bißchen Profil rangeln, wo wir doch in den weitestgehenden Bereichen flächendeckende Maßnahmenkataloge haben, die wir gemeinschaftlich akzeptieren können und die auch Sie mitgetragen haben. Je näher allerdings der Wahlkampf rückte, um so kleinkarierter sind Sie von dieser Gemeinschaftlichkeit abgerückt, die wir eigentlich draußen brauchen, um dem Ganzen mehr Durchschlagskraft zu geben.

    (Abg. Frau Dr. Fischer [Gruppe der PDS], Abg. Dr. Heuer [Gruppe der PDS] und Abg. Dr. Knabe [GRÜNE/Bündnis 90] melden sich zu einer Zwischenfrage)