Rede:
ID1122810200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 87
    1. die: 4
    2. Sie: 3
    3. —: 3
    4. das: 3
    5. den: 3
    6. ich: 3
    7. des: 2
    8. wir: 2
    9. im: 2
    10. Ich: 2
    11. Ihnen: 2
    12. noch: 2
    13. Antrag: 2
    14. Wort.\n: 2
    15. Überweisung: 2
    16. Herr: 1
    17. Wüppesahl,: 1
    18. informiert: 1
    19. müßte: 1
    20. man: 1
    21. schon: 1
    22. sein:: 1
    23. Die: 1
    24. Frage: 1
    25. PDS-Status: 1
    26. klären: 1
    27. morgen: 1
    28. Ältestenrat.: 1
    29. können: 1
    30. nicht: 1
    31. Entscheidungen: 1
    32. vorwegnehmen.\n: 1
    33. möchte: 1
    34. ohnehin: 1
    35. gleich: 1
    36. wieder: 1
    37. Wort: 1
    38. geben,: 1
    39. weil: 1
    40. uns: 1
    41. beschieden: 1
    42. haben,: 1
    43. diesen: 1
    44. Tagesordnungspunkt: 1
    45. abzusetzen.: 1
    46. Bitte,: 1
    47. gebe: 1
    48. Halt!: 1
    49. habe: 1
    50. Eifer: 1
    51. Gefechts: 1
    52. vergessen,: 1
    53. daß: 1
    54. dieses: 1
    55. Antrags: 1
    56. vornehmen: 1
    57. müssen.Interfraktionell: 1
    58. wird: 1
    59. vorgeschlagen,: 1
    60. Fraktion: 1
    61. DIE: 1
    62. GRÜNEN: 1
    63. auf: 1
    64. Drucksache: 1
    65. 11/7067: 1
    66. an: 1
    67. Ältestenrat: 1
    68. zu: 1
    69. überweisen.: 1
    70. sind: 1
    71. damit: 1
    72. einverstanden?: 1
    73. Dann: 1
    74. ist: 1
    75. so: 1
    76. beschlossen.Bevor: 1
    77. Zusatzpunkte: 1
    78. 2: 1
    79. und: 1
    80. 3: 1
    81. der: 1
    82. Tagesordnung: 1
    83. aufrufe,: 1
    84. erteile: 1
    85. dem: 1
    86. Abgeordneten: 1
    87. Wüppesahl: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/228 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 228. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 4. Oktober 1990 Inhalt: Präsidentin Dr. Süssmuth 18015A Verzicht des Abg. Porzner auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 18017 B Eintritt des Abg. Weinhofer in den Deutschen Bundestag 18017 B Erweiterung der Tagesordnung 18017 B Tagesordnungspunkt 1: Eidesleistung von Bundesministern Präsidentin Dr. Süssmuth 18017 D Frau Dr. Bergmann-Pohl, Bundesministerin für besondere Aufgaben 18018A de Maizière, Bundesminister für besondere Aufgaben 18018A Dr. Krause, Bundesminister für besondere Aufgaben 18018B Dr. Ortleb, Bundesminister für besondere Aufgaben 18018B Dr. Walther, Bundesminister für besondere Aufgaben 18018 C Tagesordnungspunkt 2: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur Politik der ersten gesamtdeutschen Bundesregierung Dr. Kohl, Bundeskanzler 18018D Brandt SPD 18029 B Dr. Dregger CDU/CSU 18032 C Dr. Knabe GRÜNE 18033 B Dr. Ullmann GRÜNE 18036 A Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 18037 D Stratmann-Mertens GRÜNE 18040 B Dr. Hirsch FDP 18041 A Dr. Gysi PDS 18043 A Wetzel GRÜNE 18044 B Stratmann-Mertens GRÜNE 18045 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 18046A Dr. Bötsch CDU/CSU 18053 A Dr. Klejdzinski SPD 18054 B Thierse SPD 18055 C Dr. Elmer SPD 18056 C Dr. Lammert CDU/CSU 18056 D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 18058A Dr. Wieczoreck (Auerbach) CDU/CSU 18060A Frau Unruh fraktionslos 18061 D Wüppesahl fraktionslos 18063 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Anzahl der Mitglieder des Präsidiums des Deutschen Bundestages Frau Birthler GRÜNE 18065 C Bohl CDU/CSU 18066 A Jahn (Marburg) SPD 18066 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 18067 A Frau Birthler GRÜNE 18067 C Dr. Steinitz PDS 18067 D Wüppesahl fraktionslos 18068A, D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 4. Oktober 1990 Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes sowie zur Änderung des Parteiengesetzes (Drucksache 11/8023) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksache 11/8033) Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 18070B Bernrath SPD 18071 B Frau Birthler GRÜNE 18071 D Lüder FDP 18072 D Dr. Knabe GRÜNE 18073 B Jahn (Marburg) SPD 18073 C Häfner GRÜNE 18074 B Dr. Heuer PDS 18076 B Gerster (Mainz) CDU/CSU 18077A, 18079 C Stahl (Kempen) SPD 18077 D Reddemann CDU/CSU 18078 A Westphal SPD 18079 A Wüppesahl fraktionslos 18079D, 18080D Frau Unruh fraktionslos 18080 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. September 1990 über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland (Drucksache 11/8024) 18081 A Nächste Sitzung 18081 C Berichtigung 18081 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 18083 A Anlage 2 Liste der Abgeordneten, in deren Namen der Abgeordnete Conradi eine mündliche Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 31. August 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands — Einigungsvertragsgesetz — (Drucksachen 11/7760, 11/7817, 11/7831, 11/7841, 11/7920, 11/7931, 11/7932) abgegeben hat 18083* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 4. Oktober 1990 18015 228. Sitzung Berlin, den 4. Oktober 1990 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 225. Sitzung, Seite 17797 * C, Zeile 17: Statt „.. 2-39 Jahre. " ist „... 12-39 Jahre." zu lesen. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 4. Oktober 1990 18083* Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 05. 10. 90 * Büchner (Speyer) SPD 05. 10. 90 * Dr. Gautier SPD 05. 10. 90 Gerster (Worms) SPD 05. 10. 90 Grünbeck FDP 05. 10. 90 Hornhues CDU/CSU 05. 10. 90 Kalisch CDU/CSU 05. 10. 90 Kastning SPD 05. 10. 90 Müller (Düsseldorf) SPD 4. 10. 90 Frau Nickels GRÜNE 5. 10. 90 Schäfer (Offenburg) SPD 05. 10. 90 Dr. Schulte (Schwäbisch CDU/CSU 05. 10. 90 Gmünd) Steiner SPD 05. 10. 90 * Wischnewski SPD 05. 10. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Liste der Abgeordneten, in deren Namen der Abgeordnete Conradi eine mündliche Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 31. August 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands — Einigungsvertragsgesetz — (Drucksachen 11/7760, 11/7817, 11/7831, 11/7841, 11/7920, 11/7931, 11/7932) abgegeben hat* ) Antretter, Büchner (Speyer), Dr. von Bülow, Conradi, Duve, Egert, Erler, Fuchs (Verl), Gansel, Dr. Glotz, Frau Dr. Götte, Frau Dr. Hartenstein, Heyenn, Hiller (Lübeck), Dr. Holtz, Jungmann (Wittmoldt), Kirschner, Kühbacher, Frau Kugler, Kuhlwein, Lambinus, Lutz, Müller (Düsseldorf), Müller (Pleisweiler), Frau Odendahl, Opel, Peter (Kassel), Dr. Pick, Rixe, Schanz, Dr. Scheer, Schmidt (Salzgitter), Dr. Schöfberger, Sielaff, Frau Dr. Skarpelis-Sperk, Sonntag-Wolgast, Steiner, Dr. Struck, Frau Terborg, Toetemeyer (alle SPD) *) Siehe 226. Sitzung, Seite 17891 C
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Thomas Wüppesahl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (GRÜNE)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Mich haben die Ausführungen von Herrn Bohl und Herrn Wolfgramm dazu gereizt, ebenfalls das Wort zu ergreifen. Sie sprachen davon, daß es um eine Persönlichkeitswahl ginge. Die kandidierenden Personen müßten das Vertrauen des Hauses erringen. Wie absurd das ist, wissen gerade Sie nur zu gut. Denn die Fraktionen sind im wesentlichen zu Zustimmungsmaschinen verkommen. Wenn Sie in den Führungsgremien sagen, daß dieses oder jenes Abstimmungsverhalten zu einem Sachgegenstand oder zu einer Wahl praktiziert werden solle, dann wird das in der Regel nur mit wenigen Abweichlern — wenn überhaupt Abweichler auftreten — von den Fraktionen so exekutiert.

    (Beifall bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wenn die Geschäftsführer beschlossen haben: Wir hätten uns geeinigt — das hört sich toll an —, die Gremien für die letzten Wochen nicht mehr zu verändern, dann ist das vor dem Hintergrund, daß heute fünf neue Bundesminister vereidigt wurden, einfach lächerlich, wirklich lächerlich.

    (Beifall bei Abgeordneten der GRÜNEN und der SPD sowie bei der PDS)

    Es geht hier tatsächlich um ein demokratisches Prinzip im Parlament: das Minderheitenrecht. Und die Minderheit ist in diesem Fall nicht ein Einzelabgeordneter Wüppesahl, mit dem man hier alles Mögliche machen kann

    (Lachen bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)

    — dazu werden Sie gleich noch mehr hören — , sondern die Minderheit ist erstens eine ganze Bundestagsfraktion, die GRÜNEN, und zweitens ein bisher undefiniertes Häuflein. Die PDS hat ja noch nicht einmal den Gruppenstatus zuerkannt bekommen. Darüber hätten Sie sich in der Geschäftsführerrunde mehr Gedanken machen sollen.
    Das heißt, diese beiden Gruppen, sowohl die Fraktion DIE GRÜNEN als auch die PDS, gehören natürlich selbstverständlich, wenn man Demokratie im Parlament und damit diesen Parlamentarismus noch ernst nimmt, ins Präsidium des Deutschen Bundestages. Deswegen werde ich selbstverständlich diesem Antrag der GRÜNEN meine Zustimmung ebenfalls geben.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Wüppesahl, informiert müßte man schon sein: Die Frage des PDS-Status klären wir morgen im Ältestenrat. Sie können nicht Entscheidungen vorwegnehmen.

(Wüppesahl [fraktionslos]: Und heute?)

— Ich möchte Ihnen ohnehin gleich wieder das Wort geben, weil Sie uns noch den Antrag beschieden haben, diesen Tagesordnungspunkt abzusetzen. Bitte, ich gebe Ihnen das Wort.

(Jahn [Marburg] [SPD]: Überweisen!)

— Halt! Ich habe im Eifer des Gefechts vergessen, daß wir noch die Überweisung dieses Antrags vornehmen müssen.
Interfraktionell wird vorgeschlagen, den Antrag die Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 11/7067 an den Ältestenrat zu überweisen. Sie sind damit einverstanden? — Dann ist die Überweisung so beschlossen.
Bevor ich die Zusatzpunkte 2 und 3 der Tagesordnung aufrufe, erteile ich dem Abgeordneten Wüppesahl das Wort.

(Jahn [Marburg] [SPD]: Hat der hier ein Abonnement? — Dr. Vogel [SPD]: Der Alleinunterhalter!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Wüppesahl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (GRÜNE)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Ich unterhalte doch gerade das ganze Plenum.

    (Dr. Graf Lambsdorff [FDP]: Aber nicht sehr unterhaltsam!)

    Sehr verehrte Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe mit dem Datum von vorgestern Anträge für die Aufsetzung und die Absetzung von Punkten der Tagesordnung beim Präsidium eingereicht.
    Erstens möchte ich, daß die erste Lesung des Wahlgesetzes heute nicht stattfindet.
    Zweitens möchte ich, daß die erste Lesung des Wahlgesetzes morgen stattfindet, damit wir heute anstelle der ersten Lesung des Wahlgesetzes
    drittens — das ist ein Antrag zur Aufsetzung eines Punktes auf die Tagesordnung — eine Aussprache über den „Vorfall verfassungswidriger Wahlvertrag" über zwei Stunden durchführen können, weil es aus meiner Sicht unerträglich ist, daß Sie in diesem Durchmarschtempo, nachdem das Verfassungsgericht gerade letzten Samstag in Karlsruhe gesagt hatte, daß die überwältigende Mehrheit

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    — da lachen schon wieder einige von denen, die dazugehören — des Deutschen Bundestages ein verfas-



    Wüppesahl
    sungswidriges Gesetz erlassen habe, ein neues Wahlgesetz beschließen wollen.
    Daraus würde folgen, daß wir die zweite und dritte Lesung so durchführen können, daß wir sehr wohl noch die Termine halten können. Mir geht es nicht damm, über Verfahrensfragen den Willen der politischen Mehrheit beugen zu wollen. Wir könnten sehr wohl am kommenden Donnerstag in einer Sondersitzung noch die zweite und dritte Lesung des Wahlgesetzes durchführen, so daß in der Zeitspanne von morgen bis zum Donnerstag die noch erheblichen Probleme im Detail sach- und fachgerecht behandelt werden könnten.
    Meine Damen und Herren, das Verfassungsgericht hat festgestellt, daß wesentliche Teile des Wahlvertrages und des Wahlgesetzes verfassungswidrig sind. Eine Selbstverständnis-Debatte des Bundestages, vor allen Dingen der Kolleginnen und Kollegen, die dafür ihre Hand gehoben haben, halte ich für unbedingt erforderlich. Deshalb die Bitte, daß wir das heute durchführen können.
    Einmal mehr — erinnern Sie sich bitte auch an das Volkszählungsgesetz 1983 — muß sich die überwältigende Mehrheit des Bundestages vom höchsten deutschen Gericht attestieren lassen, daß sie ohne Not — ohne Not! — verfassungswidrig gehandelt hat.
    Ohne Not auch deshalb, weil schon im Vorfelde der Verabschiedung dieses Vertrages und eben nicht bloß von dem Einzelabgeordneten Wüppesahl immer wieder Bedenken gegen die Verfassungsmäßigkeit der beanstandeten bundesweiten Fünfprozent-Sperrklausel und der Möglichkeit der Listenverbindung erhoben wurden.
    Was hierbei ein besonderes Schlaglicht auf die aus meiner Sicht verkommene parlamentarische Kultur in Bonn wirft, ist folgendes:

    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Motivation bei den vier Parteien bestand darin, zu versuchen, unliebsame politische Konkurrenz bzw. gewollte innerparlamentarische Bündnispartner via Wahlrecht und nicht, wie es in einer funktionierenden Demokratie üblich wäre, in politischem Meinungskampf aus dem Rennen zu schlagen bzw. später gegebenenfalls mit diesen Kräften im Parlament zusammenzuarbeiten. Sie wollen mir doch wohl nicht erzählen, daß zu diesem Sachverhalt keine Selbstreflexion erforderlich ist, bevor wir uns an die Arbeit machen, das nächste Wahlgesetz, die zehnte Änderung des Bundeswahlgesetzes, zu verabschieden.
    Dabei machten auch alle Abgeordneten in den drei Fraktionen mit, obwohl sie zum großen Teil wider ihre eigene Überzeugung abstimmten, wie ich aus zahllosen Gesprächen weiß. Aber die Partei hatte gerufen, und die Parteisoldatinnen und die Parteisoldaten, hier: die frei gewählten und eigentlich nur ihrem Gewissen verantwortlichen Abgeordneten des ganzen deutschen Volkes, Art. 38 des Grundgesetzes, parierten wieder einmal.
    Der direkte Durchgriff der Parteien auf das nach ihrem Selbstverständnis und Auftreten längst angeeignete Parlament funktionierte wieder einmal.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich weiß, daß ich nicht alleine stehe, sondern auch in Ihren Reihen, CDU/CSU, FDP und SPD, die dieses Gesetz zu verantworten haben, gibt es eine Reihe von Personen, die darüber sehr gerne mal einen Austausch führen würden, und zwar hier im Plenum des Deutschen Bundestages.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Mit Sicherheit nicht mit Ihnen!)

    Fünf Tage vor der deutschen Einheit muß das höchste deutsche Gericht den Rettungsanker werfen. Was für eine Belastung für den gestrigen Staatsakt, ohne daß bisher ein Wort darüber gefallen ist! Wie wird jetzt wieder in der heutigen — das haben wir erlebt — angesetzten Regierungserklärung an den tatsächlichen sozialen, kulturellen, finanziellen und demokratischen Problemen vorbeigeredet werden? Diese und noch viele Fragen mehr zwingen sich auf, über diese Fragen muß hier und jetzt in diesem Hause gesprochen werden.
    Ich wünsche mir, daß der Deutsche Bundestag die jetzt bestehende unverdiente Chance nutzt und das nächste Wahlgesetz nicht bloß an Hand der vom Verfassungsgericht, entsprechend seiner Funktion, beschriebenen Mindeststandards, sondern so, wie sie fachpolitisch gerechtfertigt und notwendig sind, formuliert. Das hätte dann allerdings mit den egoistischen Machtinteressen der CDU/CSU, FDP und SPD nicht mehr viel gemein.
    Es ist das Problem, daß wir jetzt über so einen Antrag auf Aufsetzung auf die Tagesordnung entscheiden müssen, praktisch kurz bevor die eigentliche erste Lesung stattfinden soll, weil ein solcher Antrag natürlich eigentlich zu Beginn des Sitzungstages beschlossen werden muß. So stehen wir alle ein bißchen unter diesem Zeitdruck. Ich möchte Sie dennoch bitten, sich selbst darüber Rechenschaft abzulegen, ob Sie tatsächlich so unvorbereitet das nächste Wahlgesetz vorbereiten wollen.
    Ich bitte um Zustimmung zu meinem Antrag.