Rede:
ID1122803400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 27
    1. Sie: 2
    2. der: 2
    3. Herr: 1
    4. Ministerpräsident,: 1
    5. würden: 1
    6. uns: 1
    7. sagen,: 1
    8. wie: 1
    9. es: 1
    10. unter: 1
    11. föderalistischen: 1
    12. Gesichtspunkten: 1
    13. gerechtfertigt: 1
    14. haben,: 1
    15. daß: 1
    16. auch: 1
    17. das: 1
    18. Saarland: 1
    19. Stimmenveränderung: 1
    20. im: 1
    21. Bundesrat: 1
    22. zu: 1
    23. Lasten: 1
    24. kleinen: 1
    25. Länder: 1
    26. zugestimmt: 1
    27. hat?\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/228 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 228. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 4. Oktober 1990 Inhalt: Präsidentin Dr. Süssmuth 18015A Verzicht des Abg. Porzner auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 18017 B Eintritt des Abg. Weinhofer in den Deutschen Bundestag 18017 B Erweiterung der Tagesordnung 18017 B Tagesordnungspunkt 1: Eidesleistung von Bundesministern Präsidentin Dr. Süssmuth 18017 D Frau Dr. Bergmann-Pohl, Bundesministerin für besondere Aufgaben 18018A de Maizière, Bundesminister für besondere Aufgaben 18018A Dr. Krause, Bundesminister für besondere Aufgaben 18018B Dr. Ortleb, Bundesminister für besondere Aufgaben 18018B Dr. Walther, Bundesminister für besondere Aufgaben 18018 C Tagesordnungspunkt 2: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur Politik der ersten gesamtdeutschen Bundesregierung Dr. Kohl, Bundeskanzler 18018D Brandt SPD 18029 B Dr. Dregger CDU/CSU 18032 C Dr. Knabe GRÜNE 18033 B Dr. Ullmann GRÜNE 18036 A Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 18037 D Stratmann-Mertens GRÜNE 18040 B Dr. Hirsch FDP 18041 A Dr. Gysi PDS 18043 A Wetzel GRÜNE 18044 B Stratmann-Mertens GRÜNE 18045 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 18046A Dr. Bötsch CDU/CSU 18053 A Dr. Klejdzinski SPD 18054 B Thierse SPD 18055 C Dr. Elmer SPD 18056 C Dr. Lammert CDU/CSU 18056 D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 18058A Dr. Wieczoreck (Auerbach) CDU/CSU 18060A Frau Unruh fraktionslos 18061 D Wüppesahl fraktionslos 18063 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Anzahl der Mitglieder des Präsidiums des Deutschen Bundestages Frau Birthler GRÜNE 18065 C Bohl CDU/CSU 18066 A Jahn (Marburg) SPD 18066 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 18067 A Frau Birthler GRÜNE 18067 C Dr. Steinitz PDS 18067 D Wüppesahl fraktionslos 18068A, D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 4. Oktober 1990 Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes sowie zur Änderung des Parteiengesetzes (Drucksache 11/8023) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksache 11/8033) Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 18070B Bernrath SPD 18071 B Frau Birthler GRÜNE 18071 D Lüder FDP 18072 D Dr. Knabe GRÜNE 18073 B Jahn (Marburg) SPD 18073 C Häfner GRÜNE 18074 B Dr. Heuer PDS 18076 B Gerster (Mainz) CDU/CSU 18077A, 18079 C Stahl (Kempen) SPD 18077 D Reddemann CDU/CSU 18078 A Westphal SPD 18079 A Wüppesahl fraktionslos 18079D, 18080D Frau Unruh fraktionslos 18080 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. September 1990 über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland (Drucksache 11/8024) 18081 A Nächste Sitzung 18081 C Berichtigung 18081 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 18083 A Anlage 2 Liste der Abgeordneten, in deren Namen der Abgeordnete Conradi eine mündliche Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 31. August 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands — Einigungsvertragsgesetz — (Drucksachen 11/7760, 11/7817, 11/7831, 11/7841, 11/7920, 11/7931, 11/7932) abgegeben hat 18083* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 4. Oktober 1990 18015 228. Sitzung Berlin, den 4. Oktober 1990 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 225. Sitzung, Seite 17797 * C, Zeile 17: Statt „.. 2-39 Jahre. " ist „... 12-39 Jahre." zu lesen. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 4. Oktober 1990 18083* Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 05. 10. 90 * Büchner (Speyer) SPD 05. 10. 90 * Dr. Gautier SPD 05. 10. 90 Gerster (Worms) SPD 05. 10. 90 Grünbeck FDP 05. 10. 90 Hornhues CDU/CSU 05. 10. 90 Kalisch CDU/CSU 05. 10. 90 Kastning SPD 05. 10. 90 Müller (Düsseldorf) SPD 4. 10. 90 Frau Nickels GRÜNE 5. 10. 90 Schäfer (Offenburg) SPD 05. 10. 90 Dr. Schulte (Schwäbisch CDU/CSU 05. 10. 90 Gmünd) Steiner SPD 05. 10. 90 * Wischnewski SPD 05. 10. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Liste der Abgeordneten, in deren Namen der Abgeordnete Conradi eine mündliche Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 31. August 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands — Einigungsvertragsgesetz — (Drucksachen 11/7760, 11/7817, 11/7831, 11/7841, 11/7920, 11/7931, 11/7932) abgegeben hat* ) Antretter, Büchner (Speyer), Dr. von Bülow, Conradi, Duve, Egert, Erler, Fuchs (Verl), Gansel, Dr. Glotz, Frau Dr. Götte, Frau Dr. Hartenstein, Heyenn, Hiller (Lübeck), Dr. Holtz, Jungmann (Wittmoldt), Kirschner, Kühbacher, Frau Kugler, Kuhlwein, Lambinus, Lutz, Müller (Düsseldorf), Müller (Pleisweiler), Frau Odendahl, Opel, Peter (Kassel), Dr. Pick, Rixe, Schanz, Dr. Scheer, Schmidt (Salzgitter), Dr. Schöfberger, Sielaff, Frau Dr. Skarpelis-Sperk, Sonntag-Wolgast, Steiner, Dr. Struck, Frau Terborg, Toetemeyer (alle SPD) *) Siehe 226. Sitzung, Seite 17891 C
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Bitte schön.


Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Ministerpräsident, würden Sie uns sagen, wie Sie es unter föderalistischen Gesichtspunkten gerechtfertigt haben, daß auch das Saarland der Stimmenveränderung im Bundesrat zu Lasten der kleinen Länder zugestimmt hat?

(Beifall bei der FDP)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Sehr geehrter Herr Kollege Hirsch, erstens gehörte das Saarland zu den Bundesländern, die zunächst einmal erklärt haben, sie hielten es nicht für richtig, das zu tun, bevor die neuen Bundesländer da seien.
    Zweitens. Wir haben uns lange Zeit bemüht, eine zu starke Verschiebung der Stimmenanteile zugunsten der einwohnerstarken Bundesländer zu verhindern.
    Drittens kam es dann zu einem Kompromiß, der uns besser erschien als die Majorisierung durch die starken Bundesländer.
    So erkläre ich Ihnen meine Haltung.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich komme zur Solidarität. Niemand werde auf etwas verzichten müssen, es komme nur auf die Verteilung der Zuwächse an — so haben Sie, Herr Bundeskanzler, den Einigungsprozeß beschrieben. Ich glaube, daß der Bundespräsident recht hatte, gestern festzustellen, dies würde die Vertagung des Teilens auf die Zukunft heißen und für viele menschliche Schicksale käme ein solches Teilen zu spät.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Daher bleiben wir dabei: Der deutsche Einigungsprozeß ist nur zustande zu bringen, wenn man ihm nicht die entscheidende Grundlage entzieht. Die entscheidende Grundlage ist nun einmal die Solidarität. Das heißt, es wird in der ehemaligen DDR für einige Jahre einige soziale Schwierigkeiten geben, und wir in den „alten" Bundesländern müssen Opfer bringen. Das ist die Wahrheit.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der PDS)

    Nirgendwo, Herr Bundeskanzler, waren Sie in Ihrer Regierungserklärung so unpräzise wie bei der Frage, wie das denn alles zu finanzieren sei.
    Sie sprachen von den Kosten der Teilung und von den Erträgen der Einheit. Niemand bestreitet die Kosten der Teilung. Niemand bestreitet auch, daß die Einheit auf lange Sicht Erträge abwerfen wird und daß auch Investitionen Erträge abwerfen werden.

    (Vorsitz : Vizepräsident Cronenberg)

    Aber das hindert doch nicht daran, jetzt eine solide Finanzpolitik einzufordern. Was wir jetzt erleben, ist ein Milliardenspiel, ein Lotteriespiel, das mit solider Finanzpolitik gar nichts mehr zu tun hat.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der PDS)

    Ich habe bereits mehrfach gesagt: Die Kosten nicht der Einheit, sondern der finanzpolitischen Fehlentscheidungen werden in den nächsten Jahren pro Jahr 100 Milliarden DM oder mehr betragen. Es gibt heute niemanden mehr, der dies bestreitet. Die Londoner „Times" schreibt heute zu diesem Thema: Die Finanzierung der deutschen Einheit wird schwierig, weil die Regierung Kohl eine Reihe von Fehlern begangen hat, darunter das Versprechen, die Steuern nicht zu erhöhen, und den günstigen Wechselkurs für die OstMark.
    Ich zitiere diese Stimme aus England; man mag sie akzeptieren oder nicht akzeptieren. Aber wir brauchen eine solide Finanzpolitik.
    Das heißt für uns Sozialdemokraten erstens: keine Unternehmensteuersenkung in der Größenordnung von 25 Milliarden DM,

    (Beifall bei der SPD)

    zweitens: deutliche Kürzung der Verteidigungsausgaben.
    Drittens sagen wir den Wählerinnen und Wählern: Wer von Solidarität redet, wer von Opfern redet, muß bitte schön auch die Wahrheit sagen, nämlich daß es ohne Steuererhöhungen nicht abgehen wird. Bei uns Sozialdemokraten heißt das nicht, die kleinen Leute zu belasten, sondern zunächst einmal diejenigen, die mehr tragen können.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der PDS — Zuruf von der CDU/CSU: Zunächst einmal!)

    Es ist ja interessant zu beobachten, daß jetzt die Golfkrise bemüht wird, um steuerpolitische Entscheidungen in einigen Monaten, falls Sie an der Regierung bleiben, zu begründen.
    Meine Damen und Herren, dies ist ein Schlingerkurs, den Ihnen doch niemand abnimmt. Ich wiederhole noch einmal: Die große Mehrheit der Bevölkerung in beiden Teilen Deutschlands ist schlauer als die gegenwärtige Mehrheit hier im Parlament.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Im übrigen geht es nicht nur um Steuern, sondern in ökonomischen und verteilungspolitischen Prozessen immer auch um Zinsen. Wer dem Anstieg der Realzinsen tatenlos zusieht, begeht den zweiten schweren ökonomischen Fehler, für den dann alle zu bezahlen haben. Diejenigen, die Häuser gebaut haben, bezahlen bereits jetzt Ihre unsolide Finanzpolitik. Die Hypothekenzinsen haben Höhen erreicht, die Familien teilweise bereits an den Rand der Existenzkrise treiben.

    (Beifall bei der SPD)

    In den neuen Bundesländern gab es früher Zinssätze
    von — das ist vielleicht weniger bekannt — 1,5 %.
    Wenn die Menschen, die dort ein Haus erworben ha-



    Ministerpräsident Lafontaine (Saarland)

    ben und eine Hypothek abzutragen haben, diese Hypothek jetzt mit 9 % oder noch mehr bedienen müssen, dann ist das eine weitere Härte, an der wir doch nicht lächelnd oder ignorant vorbeigehen dürfen.

    (Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und der PDS)

    Der Wohnungsbau, meine Damen und Herren, ist eine Angelegenheit, die in allen Bundesländern dringend not tut. Wenn Sie sich die Zahlen der Zuwanderung vergegenwärtigen, die wir in den letzten Jahren gehabt haben und die wir haben werden, dann reichen die von Ihnen geschilderten Maßnahmen nicht aus. Wir brauchen eine Forcierung des sozialen Wohnungsbaus, und wir brauchen eine Begrenzung des Mietpreisanstiegs, denn 30 % sind nicht mehr zumutbar.

    (Beifall bei der SPD und der PDS sowie bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Zinsen, wenn sie eine gewisse Höhe überschreiten, blockieren logischerweise den Aufbau in den neuen Bundesländern.
    Wenn es um die neuen Bundesländer geht, mahnen wir noch einmal eine andere Bodenpolitik an, die nicht Investitionsunsicherheit zur Folge hat. Wir mahnen einen zügigen Ausbau der Infrastruktur an. Die Post allein genügt nicht; ich erkenne an, daß hier frühzeitig die Weichen gestellt worden sind. Wir mahnen Beschäftigungsgesellschaften an, weil Beschäftigungsgesellschaften ein moderneres Konzept als eben Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sind.

    (Dr. Graf Lambsdorff [FDP]: Unsinn!)

    Wir haben in den alten Bundesländern damit gute Erfahrungen gesammelt. Wir plädieren dafür, in den neuen Bundesländern Arbeit zu organisieren, statt Nichtstun zu bezahlen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wir mahnen statt ideologischen Verhärtungen eine Industriepolitik an. Wir brauchen eine neue Industriepolitik für die neuen Bundesländer, wenn wir nicht tatenlos zusehen wollen, daß der ehemalige Industriestandort DDR immer mehr den Bach heruntergeht, weil die Produktion dort immer mehr zerfällt. Wir sollten an das anknüpfen, was sich nach dem Kriege bewährt hat: an das industrielle Bundesvermögen. Betriebe wie VW oder Veba sind daraus hervorgegangen, die sich heute im internationalen Wettbewerb behaupten können.

    (Beifall bei der SPD — Feilcke [CDU/CSU]: Im Gegensatz zur Neuen Heimat!)

    Ich sage hier auch ein Wort zu den Rentnerinnen und Rentnern. Sie haben sich sehr allgemein ausgedrückt, Herr Bundeskanzler. Ich habe bereits in der letzten Bundestagssitzung an Sie die Bitte gerichtet, nach den Verhandlungen zum 2. Staatsvertrag noch einmal über die Dynamisierung der Mindestrenten zu verhandeln. Es ist doch nicht zumutbar, daß wir den Menschen in der DDR, die unter der Nazidiktatur und unter der SED-Diktatur gelitten haben, jetzt eine festgeschriebene Mindestrente bei steigenden Preisen zumuten.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der PDS)