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    Plenarprotokoll 11/218 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 218. Sitzung Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 Inhalt: Gedenkworte für die Opfer der Erdbebenkatastrophe im Iran 17301 A Wahl der Rundfunkräte und Verwaltungsräte der Deutschen Welle und des Deutschlandfunks 17301 B Erweiterung der Tagesordnung 17301 C Absetzung der Punkte 1 f und 28 von der Tagesordnung 17302 A Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und den Richtlinien für Aktuelle Stunden in der Sitzungswoche ab 3. September 1990 17328 C Nachträgliche Überweisung von Gesetzentwürfen an den Ausschuß für Wirtschaft bzw. an den Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau 17348 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Gefahren für die Demokratie in Rumänien (Drucksache 11/7467) Vizepräsidentin Renger 17302 A Duve SPD (Erklärung nach § 31 GO) . . 17303 A Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags des Abgeordneten Dr. Hauchler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Entwicklungspolitik in gesamtdeutscher Verantwortung (Drucksache 11/7387) 17303 A Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags des Abgeordneten Graf von Waldburg-Zeil, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Hoppe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ein gemeinsamer deutscher Beitrag für eine verstärkte Entwicklungszusammenarbeit durch Entspannung zwischen Ost und West (Drucksache 11/7473) . . . 17303 A Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 166 zu Petitionen (Drucksache 11/7159) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 167 zu Petitionen (Drucksache 11/7271) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 168 zu Petitionen (Drucksache 11/7445) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 169 zu Petitionen (Drucksache 11/ 7446) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 12: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschus- II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 ses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Kelly und der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung einer Friedensordnung für Kambodscha, die eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht ausschließt (Drucksachen 11/6251, 11/7474) 17303D Tagesordnungspunkt 24: a) Zweite und dritte Beratung des von der Abgeordneten Frau Beck-Oberdorf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Benachteiligung von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere in der Erwerbsarbeit (Antidiskriminierungsgesetz Teil I — ADG I) (Drucksachen 11/3266, 11/7449, 11/7450) b) Zweite und dritte Beratung des von der Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Gleichstellung von Frau und Mann im Berufsleben (Gleichstellungsgesetz) (Drucksachen 11/3728, 11/7449) Frau Schmidt (Hamburg) GRÜNE . . . 17304 C Frau Männle CDU/CSU 17306A Frau Nickels GRÜNE . . . . 17306B, 17308 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 17306 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 17309 C Frau Würfel FDP 17311C Frau Nickels GRÜNE 17313 C Frau Nickels GRÜNE 17314B Frau Seuster SPD 17315 B Frau Limbach CDU/CSU 17317 A Frau Nickels GRÜNE 17318 A Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 17319B Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 17320D Frau Weyel SPD 17322 D Tagesordnungspunkt 25: Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beendigung der energiewirtschaftlichen Nutzung der Kernenergie und ihrer sicherheitstechnischen Behandlung in der Übergangszeit (Kernenergieabwicklungsgesetz) (Drucksachen 11/13, 11/4654, 11/4661) Schäfer (Offenburg) SPD 17323 B Harries CDU/CSU 17325 D Schäfer (Offenburg) SPD 17326B Frau Wollny GRÜNE 17327 B Baum FDP 17328 C Dr. Friedrich CDU/CSU 17330 A Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . 17330 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 17331 B Tagesordnungspunkt 26: Beratung des Zweiten Berichts der Enquete Kommission Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre: Schutz der tropischen Wälder (Drucksache 11/7220) Schmidbauer CDU/CSU 17333 C Frau Ganseforth SPD 17336 D Frau Dr. Segall FDP 17338 B Dr. Knabe GRÜNE 17340D Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 17342 D Müller (Düsseldorf) SPD 17344 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 17346 D Tagesordnungspunkt 27: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausstieg aus der Produktion und Verwendung von PVC (Polyvinylchlorid) zu dem Antrag des Abgeordneten Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Vorsorge gegen Schadensfälle in der chemischen Industrie zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Garbe, Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung der Störfall-Verordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Dr. Laufs, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Baum, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verbesserung der Gesundheits- und Umweltvorsorge im Chemikalienbereich (Drucksachen 11/3059, 11/714, 11/1037, 11/2348, 11/7184) Frau Garbe GRÜNE 17349 A Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . . 17349 D Müller (Düsseldorf) SPD 17350 D Frau Dr. Segall FDP 17351 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . . 17352 B Frau Garbe GRÜNE (zur GO) 17353 B Dr. Rüttgers CDU/CSU (zur GO) 17354 A Nächste Sitzung 17354 D Berichtigungen 17355 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17357 * A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frau Kelly (DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag: Unterstützung einer Friedensordnung für Kambodscha, die eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht ausschließt (Zusatztagesordnungspunkt 12) 17357* B Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 17358* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 17301 218. Sitzung Bonn, den 22. Juni 1990 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 17355 Berichtigungen 217. Sitzung Bei der namentlichen Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ausschusses Deutsche Einheit auf Drucksache 11/7465 ist auf Seite 17 278 D hinter „Dr. Haack" einzufügen: „Haack (Extertal)". Bei dem Endgültigen Ergebnis auf Seite 17 277 D ist bei „ja" zu lesen: „487". Bei der namentlichen Abstimmung über den Gesetzentwurf vom 18. Mai 1990 über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik ist auf Seite 17 281 D hinter „Dr. Haack" einzufügen: „Haack (Extertal)". Bei dem Endgültigen Ergebnis auf Seite 17 281 A ist bei „ja" zu lesen: „445". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Bahr SPD 22. 06. 90 Dr. Blank CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. von Bülow SPD 22. 06. 90 Dr. Ehmke (Bonn) SPD 22. 06. 90 Eich GRÜNE 22. 06. 90 Dr. Gautier SPD 22. 06. 90 Genscher FDP 22. 06. 90 Gerster (Mainz) CDU/CSU 22. 06. 90 Grünbeck FDP 22. 06. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 22. 06. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 22. 06. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 22. 06. 90 Ibrügger SPD 22. 06. 90 * Jung (Düsseldorf) SPD 22. 06. 90 Jung (Lörrach) CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. Lammert CDU/CSU 22. 06. 90 Linsmeier CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 22. 06. 90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 22. 06. 90 Müller (Schweinfurt) SPD 22. 06. 90 Dr. Niese SPD 22. 06. 90 Pauli SPD 22. 06. 90 Reuschenbach SPD 22. 06. 90 Frau Rock GRÜNE 22. 06. 90 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 22. 06. 90 Scherrer SPD 22. 06. 90 Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 22. 06. 90 Schröer (Mülheim) SPD 22. 06. 90 Sieler (Amberg) SPD 22. 06. 90 Toetemeyer SPD 22. 06. 90 Frau Trenz GRÜNE 22. 06. 90 Vosen SPD 22. 06. 90 Wimmer (Neuss) CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. Zimmermann CDU/CSU 22. 06. 90 Zywietz FDP 22. 06. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frau Kelly (DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag: Unterstützung einer Friedensordnung für Kambodscha, die eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht ausschließt (Zusatztagesordnungpunkt 12) Frau Kelly (GRÜNE): Ich freue mich, daß dieser Antrag noch vor der Sommerpause einstimmig abgestimmt werden konnte. Ich stimme diesem Antrag zu, weil die Gefahr einer Rückkehr der Roten Khmer an die Macht in Kambodscha von Tag zu Tag wächst. Die Roten Khmer rücken nach neuesten Meldungen in Kambodscha weiter vor: zwei Tage nach ihrer Weigerung, ein Waffenstillstandsabkommen zu unterzeich- Anlagen zum Stenographischen Bericht nen, haben die Truppen der Roten Khmer weitere Gebietsgewinne erkämpft. Ich habe diesem Antrag zugestimmt, weil schon im Januar 1990 bei Vorlage des von mir eingebrachten ursprünglichen Antrags und bei der ersten Lesung im Bundestag wir uns alle für den Vorschlag der australischen Regierung eingesetzt haben, den Sitz Kambodschas in den Vereinten Nationen der „Widerstandskoalition" zu entziehen und erst dann neu zu besetzen, wenn - dem Vorbild Namibia entsprechend - nach allgemeiner Abrüstung unter treuhänderischer UNO-Verwaltung in freien Wahlen eine neue Regierung gebildet und im Amt ist. Inzwischen sind fast sechs Monate vergangen und, wie die „Time" im April 1990 schrieb, Kambodscha ist immer noch ein „Killing Field". Es gab Hoffnung zwischendurch. Vietnam und China hatten z. B. eine Vereinbarung zwischen Hun Sen (Kambodschas Ministerpräsident) und der Führung der Widerstandsbewegung akzeptiert, nach der das vom Bürgerkrieg zerrissene Kambodscha ein gemeinsames Regierungsgremium erhalten soll. Die chinesische und die vietnamesische Seite, so die Zeitungen, haben angeblich Konzessionen gemacht. Auch ist die Überwachungsrolle der Vereinten Nationen in dem Konflikt akzeptiert worden. Doch am 6. Juni 1990 haben die Roten Khmer in Tokio gesagt, sie seien an die von der kambodschanischen Regierung und dem Führer der Widerstandsallianz Prinz Sihanouk unterzeichneten Vereinbarung zur Beilegung des bewaffneten Kampfes nicht gebunden. In einer Mitteilung heißt es, der Versuch, den Konflikt in Kambodscha zu schlichten, sei „zum Scheitern verurteilt". Die Roten Khmer, die militärisch stärkste Fraktion des kambodschanischen Widerstandsbündnisses, hatten in Tokio die Unterzeichnung einer Vereinbarung boykottiert, die den „freiwilligen Verzicht von Waffengebrauch aller Parteien" festschreibt. Die Lage spitzt sich in Kambodscha dramatisch zu, auch deswegen weil die Volksrepublik China ihre Schützlinge, die Roten Khmer, nach wie vor reichlich mit Waffen versorgt, die immer noch ihren Weg durch Thailand nehmen. Ich habe diesem Antrag zugestimmt, denn nach wie vor, so erklärt die chinesische Regierung, wird sie die Roten Khmer mit Waffen versorgen (Radio Peking am 19. Juni 1990). Wir hier im Deutschen Bundestag haben eine große Verantwortung für das, was dort in Kambodscha geschieht, denn inzwischen haben die Roten Khmer hochmoderne Panzerabwehrwaffen aus bundesdeutscher Produktion auf dem illegalen Waffenmarkt erworben. Die Roten Khmer haben die „Armbrust" und prahlen auch noch damit! Wir haben auch eine große Verantwortung, und auch deswegen habe ich für diesen Antrag gestimmt, weil die Bundesrepublik bei den Abstimmungen in den Vereinten Nationen zum Thema Kambodscha einen anderen Weg hätte gehen können, den Weg der Enthaltung oder den Weg der Nein-Stimme, als es um den offiziellen Sitz Kambodschas hei den Vereinten Nationen ging. Bis heute wird Kambodscha bei den Vereinten Nationen von der 17358* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 „Widerstandskoalition" einschließlich der Roten Khmer vertreten. In der VN-Resolution Nr. 44/22 vom 16. November 1989 stimmte die Bundesrepublik für den „wirkungsvollen" Kampf dieser Widerstandskoalition, und ich betone noch einmal: einschließlich der Roten Khmer! Dies alles verpflichtet uns erst recht, alles nur mögliche zu tun, um eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht zu verhindern. Ich habe diesem Antrag zugestimmt, weil den mit ungeheuren Verbrechen gegen die Menschlichkeit belasteten Roten Khmer unverzüglich jede direkte und indirekte materielle und ideelle Unterstützung entzogen werden muß. Da China hierzu nicht bereit sein wird, müssen die westlichen Regierungen und Parlamente um so entschiedener handeln. Die jetzige Situation und die Unterstützung der Roten Khmer direkt durch China (und indirekt durch USA) hält die Überlebenden des kambodschanischen Holocaust als Geiseln, konfrontiert mit der Aussicht auf Machtergreifung oder durch eine von den USA, China, ASEAN durchgedrückte diplomatische Regelung! Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 1. Juni 1990 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz zu Änderung des Arbeitsgerichtsgesetzes und anderer arbeitsrechtlicher Vorschriften (Arbeitsgerichtsgesetz-Änderungsgesetz) Neuntes Gesetz zur Änderung des Bundeswahlgesetzes Gesetz zur Reform des Rechts der Vormundschaft und Pflegschaft für Volljährige (Betreuungsgesetz — BtG) Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie des Rates vom 21. Dezember 1988 über eine allgemeine Regelung zur Anerkennung der Hochschuldiplome, die eine mindestens dreijährige Berufsausbildung abschließen, für die Berufe des Rechtsanwalts und des Patentanwalts Gesetz zu dem Protokoll vom 17. Oktober 1989 zu dem Abkommen vom 11. August 1971 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen in der Fassung des Protokolls vom 30. November 1978 Gesetz zu dem Abkommen vom 18. Oktober 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Verhinderung der Steuerverkürzung Gesetz zu dem Zusatzabkommen vom 28. September 1989 zur Änderung des Abkommens vom 21. Juli 1959 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik zur Vermeidung der Doppelbesteuerungen und über gegenseitige Amts- und Rechtshilfe auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie der Gewerbesteuern und der Grundsteuern in der Fassung des Revisionsprotokolls vom 9. Juni 1969 Gesetz zu dem Zusatzprotokoll Nr. 4 vom 25. April 1989 zu der am 17. Oktober 1868 in Mannheim unterzeichneten Revidierten Rheinschiffahrtsakte Gesetz zu dem Abkommen vom 4. Juli 1989 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Volksrepublik Bulgarien über die Schiffahrt auf den Binnenwasserstraßen Gesetz zu dem Vertrag vom 10. November 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Beichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/5331 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/5099 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 11/6486 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/6941 Nr. 1, 2 Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 11/6502 Nr. 18, 19, 20
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    Rede von Dr. Klaus W. Lippold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





    (Frau Teubner [GRÜNE]: Gefragt ist der politische Wille!)


    (Beifall des Abg. Repnik [CDU/CSU])

    Nein, der Zuwachs um Milliarden und Abermilliarden in den nächsten 30 Jahren wird dazu führen, daß hier, wenn wir nicht in dieser Form handeln, immer mehr tropischer Regenwald brandgerodet wird und immer mehr tropischer Regenwald gefällt wird.
    Ich mache eine Bemerkung am Rande, die nicht direkt das Tropenwaldprogramm betrifft. Aber ich glaube, daß wir uns auch weltweit noch intensiver um Strategien der Familienplanung kümmern müssen

    (Repnik [CDU/CSU]: Das machen wir! Ein neues Programm, Herr Kollege!)

    und hier ansetzen müssen, um auch von dieser Seite her dafür zu sorgen, daß flankierend nicht der Druck erzeugt wird, der zur Zerstörung führt. Der Weltbevölkerungsbericht ist noch einmal ein dramatisches Alarmsignal, und ich glaube, er ist auch noch einmal ein Zeichen für die großen Konfessionen und Kirchen weltweit, ihre Einstellung zur Familienplanung noch einmal zu überdenken.

    (Beifall bei der FDP — Frau Teubner [GRÜNE]: Besonders der Papst! — Dr. Knabe [GRÜNE]: Ja, ja, der Papst!)

    Ich glaube, wir müssen auch daran denken, Nutzholz- und Brennholzplantagen zu schaffen. Warum? Hier wird in der Diskussion über den tropischen Regenwald immer still übergangen, daß knapp 90%, des tropischen Regenwaldes gefällt werden, weil die Menschen Brennholz zum Kochen und zum Wärmen brauchen.

    (Dr. Knabe [GRÜNE]: Nein, beim Regenwald stimmt das nicht!)

    Ich sage das so. Das sind die Fakten, an denen wir nicht vorbeikommen. Wenn ich diesen Menschen nicht andere Energie gebe, seien es angepaßte Energieformen, sei es — weil ich glaube, daß dies schneller geht — Holz, das in Brennholzplantagen hochgebracht wird, dann können wir den Regenwald nicht schützen.
    Machen wir uns doch auch nichts vor: Auch die Strategie eines undifferenzierten Tropenholzboykotts ist doch nur eine Beruhigungspille, die letztlich nichts bringt.

    (Zuruf von der FDP: Reines Showbusiness!)

    Nur 14 % des Holzes sind Nutzholz, und davon geht nur ein Drittel in den Export. Wer daran ansetzt, erfaßt die wahren Ursachen bedauerlicherweise nicht.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Auch hier werden wir zu anderen Positionen kommen müssen.
    Wir werden auch — ich halte das für wichtig — der Aufforstung entwaldeter Flächen und der Wiedergewinnung versteppter Flächen für die Landwirtschaft mehr Aufmerksamkeit widmen müssen. Wir haben hier als Bundesrepublik Deutschland — auch durch unsere Entwicklungshilfemaßnahmen und unsere Entwicklungshilfeprojekte — die Lösungsmodelle entwickelt, die wir hier ansetzen können. Wir haben Modelle entwickelt, wie wir mit Alang-Alang-Gras bewachsene Flächen wieder nutzbar machen können, wie wir sie wieder bewirtschaften können. Deshalb sind die Vorwürfe, die von Wilhelm Knabe gerade in Richtung Entwicklungshilfepolitik der Bundesregierung kamen, zurückzuweisen.

    (Dr. Knabe [GRÜNE]: Es gibt solche und solche!)

    Ohne diese Projekte, ohne diese Modelle hätten wir jetzt nicht die Instrumente, mit denen wir den Menschen dort sinnvoll helfen können!

    (Repnik [CDU/CSU]: Sehr gut!) Das sind praktikable Modelle.


    (Vorsitz : Vizepräsident Westphal)

    Das einzige, was wir brauchen, ist mehr Geld, damit aus dem Modellprojekt eine Umsetzung in der ganzen Fläche, in der Region wird, damit es wirklich flächendeckend hilft und es nicht nur beim Modellfall verbleibt.
    Das heißt natürlich auch, daß ich integrierte Entwicklungshilfemaßnahmen brauche, weil ich den Menschen dort ja etwas zum Leben geben muß.

    (Repnik [CDU/CSU]: Genau das ist unser Ansatz, Herr Kollege!)




    Dr. Lippold (Offenbach)

    Ich muß ihnen Arbeit geben. Auch die Millionen, die dort zuwachsen und keine Arbeitsplätze finden, muß ich ja in Arbeit und in Lohn bringen. Deshalb brauche ich eine Agroforstpolitik; aber kombiniert mit einer kleingewerblichen Entwicklungshilfepolitik, die durchaus ökologisch verträglich sein kann. Aber auch das geht nur mit den Modellen, die wir hier in der Bundesrepublik glücklicherweise entwickelt und auch zur Verfügung gestellt haben.
    Daß wir ergänzend eine Internationale Konvention brauchen, ist, so glaube ich, unbestreitbar. Ein einzelnes Land, auch einige wenige Länder können dies nicht tun.
    Ich warne vor einem: daß wir in falscher Arroganz von hier aus Strategien entwickeln und sie den Ländern der Dritten Welt aufzwingen. Man kann nicht — wie es viele GRÜNE tun — auf der einen Seite sagen, man dominiere die Entwicklungsländer, und auf der anderen Seite sagen: Aber wir schreiben euch bis auf das letzte Komma vor, wie ihr vorzugehen habt. Ich glaube, hier ist mehr Ehrlichkeit im Umgang miteinander Voraussetzung dafür, daß wir in diesen Ländern mehr Akzeptanz für Maßnahmen schaffen, die wir gemeinschaftlich für notwendig erachten.
    Deshalb ist auch die absolute Negativkritik am Tropenforstaktionsplan nicht angebracht. Hier sind wenigstens einmal erste Maßnahmen in Gang gebracht worden, um etwas zu tun. Wenn ich das völlig streiche, werden wieder Jahre vergehen, bis neue Instrumente auf die Schiene gebracht worden sind. Auch das ist kein verträgliches Mittel, auch das ist kein taugliches Mittel.
    Ich sage auch noch einmal deutlich: Nur Schuldenstreichung allein bringt nichts. Undifferenzierte Schuldenstreichung wäre falsch, denn sie belohnt die Falschen. Durch die Streichung von Schulden allein wird der tropische Regenwald nicht geschützt, wird nicht wieder aufgeforstet. Ich muß also — das haben wir in Vorschlag gebracht — Geld in die Hand nehmen. Wenn ich Schulden streiche, habe ich noch keine einzige Mark, um einen Baum zu pflanzen, um einen Acker anzulegen, um das zu tun, was wir brauchen. Insofern muß also auch dieses Konzept der GRÜNEN überdacht werden; es muß verändert werden.

    (Frau Teubner [GRÜNE]: Das eine tun und das andere nicht lassen!)

    Ich glaube, daß wir als Enquete-Kommission mit den Vorstellungen, die die Bundesregierung ja aufgreift, hier auf dem richtigen und — so möchte ich auch sagen — auf dem besseren Weg sind.
    Ich will noch etwas deutlich machen: daß wir sicherlich mit all dem nur etwas erreichen können, wenn wir weltweit bei allem, was wir tun, auch bedenken, die Umweltverträglichkeit zu prüfen. Ich halte es für unabweisbar notwendig, daß wir bei uns selbst damit anfangen — aber auch im Zusammenwirken mit anderen, mit denen wir Projekte realisieren — , die Umweltverträglichkeit dieser Projekte zu überprüfen.

    (Repnik [CDU/CSU]: Jedes Projekt!)

    Ich freue mich — deshalb greife ich den Zuruf auf —,
    daß die Bundesrepublik dies tut, daß unserer Projekte
    jetzt geprüft werden. Daß in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, als wir alle miteinander gemeinsam diesen Punkt noch nicht gesehen haben und als in der Regierungszeit des Kanzlers Schmidt die Sägewerke genehmigt wurden, die wir heute gemeinsam besichtigen, wobei wir dann der Bundesregierung sagen, sie solle keine Fehler machen,

    (Repnik [CDU/CSU]: Richtig!)

    ist richtig. Es waren andere Zeiten, als dies alles gemacht wurde.
    Aber ich möchte den heutigen Tag nicht nutzen, um kleinliche Vergangenheitsbewältigung zu betreiben. Ich glaube, Umweltverträglichkeitsprüfung, internationale Konvention, gekoppelt mit einem Sofortprogramm, das sind Schritte, die wir gemeinsam tun sollten, auf die wir uns verständigen sollten, wie wir es ja in weiten Teilen auch schon getan haben. Über alles andere lohnt sich nicht kleinlich zu streiten. Wir müssen sofort einsteigen. Ich glaube, das ist der einzig richtige Weg.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Müller (Düsseldorf).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Angesichts der fortgeschrittenen Zeit will ich nur ein paar Anmerkungen machen.
    Während sich der Bundestag bei der gestrigen Debatte mit den Folgen der Spaltung Europas, also sozusagen mit der Aufarbeitung der Vergangenheit, beschäftigt hat, sprechen wir heute Konflikte und Risiken an, die sich, aus meiner Sicht, in den nächsten Jahrzehnten dramatisch zuspitzen und das Zusammenleben der Weltgemeinschaft entscheidend bestimmen können.
    Ich will die Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen hier nicht kritisieren. Jeder — ich sage das auch für die Zuhörer und Zuschauer — , der die Belastungen der letzten Wochen mitbekommen hat, kann hierfür Verständnis haben. Aber ich glaube, ich spreche auch im Namen aller Kolleginnen und Kollegen in der Enquete-Kommission, daß wir diese Diskussion als einen Einstieg verstehen, nicht als Abhandlung des Themas.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Scheint ein ausführlicher Einstieg zu sein!)

    — Ja, das ist bei dem Thema auch sehr notwendig.
    Unter diesem Gesichtspunkt möchte ich einige wenige Aspekte ansprechen, die mich besonders bewegen, die nicht nur in engerem Sinne die Frage des Schutzes des Tropenwaldes behandeln, sondern meines Erachtens Trends aufzeigen, wie sich in einer, für mich, gefährlichen Weise das Verhältnis zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern zuspitzt.
    Ich habe es beispielsweise als sehr beeindruckend empfunden, wie auf der Weltversammlung der Kirchen der Konflikt zwischen den Entwicklungsländern und den Industrieländern überhaupt kein Konflikt mehr zwischen den Systemen, sondern nur noch einer



    Müller (Düsseldorf)

    zwischen Entwicklungsländern und Industrieländern war. Wir sollten uns nichts vormachen: Was da auf uns zukommt, ist, wenn man sich die Daten der ökologischen Zerstörung anschaut, ein Sprengsatz, den wir uns heute in seiner Tragweite noch nicht ausmalen können.
    Wir haben mehrfach davon gesprochen, daß der Tropenwald das gemeinsame Erbe der Menschheit sei. Dieser Begriff „gemeinsames Erbe der Menschheit" ist meines Erachtens ein sehr weitreichender. Wenn das so ist, treffen unsere traditionellen Kategorien von Verwertung für diese große Ressource nicht zu. Wenn wir das ernst nehmen, müssen wir daraus weitreichende Schlußfolgerungen ziehen.
    Ich halte das für richtig: Der Tropenwald ist ein entscheidender Faktor für die ökologische Stabilität der Menschheit, und zwar wegen der engen Verflechtung von Klimasystem und Biosphäre. Wir können durch seine Vernichtung Prozesse in den Lebensbedingungen der Menschen einleiten, unter denen wir im Kern alle zu leiden hätten. Es ist bekannt — das ist auch hier mehrfach gesagt worden — , daß die Menschheit in einem Umfang und Tempo wie noch nie in der Umwelt gewütet hat. Die Zahlen, die genannt worden sind, will ich nur durch eine ergänzen: Pro Minute vernichten wir zur Zeit Tropenwald in der Größenordnung von 30 Fußballfeldern — pro Minute 30 Fußballfelder! Wir wissen, daß die Fortsetzung dieser Dezimierung in die ökologische Katastrophe führt.
    Insofern ist klar, daß es, wenn wir den Begriff vom „gemeinsamen Erbe der Menschheit" ernst nehmen, nicht eine Verantwortung der Tropenländer allein gibt, sondern daß es dann nur die Verantwortung der Weltgemeinschaft insgesamt gibt,

    (Repnik [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    schnell und ohne koloniale Bevormundung zu reagieren.
    Das bedeutet für mich insbesondere zweierlei.
    Erstens. Wir müssen alles tun, um Not, Ausbeutung und Unwissenheit in der Dritten Welt schnell zu beseitigen.
    Zweitens. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir das globale Wirtschaftssystem, das, wie meines Erachtens auch der Brundtland-Bericht völlig zu Recht nachgewiesen hat, die Länder der Dritten Welt in eine verhängnisvolle Abwärtsspirale der Vernichtung preßt, ökologisch umbauen und gestalten können.
    Meines Erachtens stehen wir deshalb vor einer doppelten Aufgabe:
    Die erste: Wir müssen die entwickelten Industrieländer durch den ökologischen Umbau zukunftsfähig machen.
    Zweitens. Wir müssen die sozialen Probleme in der Dritten Welt lösen, um diese Länder daran zu hindern, daß sie überhaupt den Weg in die armutsbedingte Umweltzerstörung gehen.

    (Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und der CDU/CSU)

    Das ist die doppelte Aufgabe, die wir haben. Hier
    zeigt sich sozusagen, daß unsere ganze national orientierte Denkweise zumindest nicht mehr die Denkweise des nächsten Jahrhunderts sein kann und sein darf.

    (Repnik [CDU/CSU]: Wir sind eine Welt! Das ist unser Motto!)

    — Richtig. Meines Erachtens müssen wir dem Fernsehen für diese Serie an dieser Stelle ruhig einmal danken. Ich finde, daß es solche Serien immer noch viel zu wenig gibt. Wir sollten auch die Intendanten der Rundfunkanstalten bitten, solche Veranstaltungen, solche Diskussionen und solche Fernsehreihen fortzuführen. Sie sind wichtig. Sie haben bisher viel zu wenig stattgefunden.

    (Zustimmung bei der SPD, den GRÜNEN und der CDU/CSU)

    Aber was ist die entscheidende Frage, wenn das so ist? Ich glaube, daß die ökologische Zerstörung der Dritten Welt gesellschaftspolitische Auswirkungen für die Welt hat, die meines Erachtens die BrundtlandKommission im folgenden Beispiel zu Recht beschrieben hat:
    Die immer krasser zutage tretende Umweltkrise stellt für die nationale Sicherheit, ja, das Überleben der Menschheit unter Umständen eine größere Bedrohung dar als feindliche Militärbündnisse. Bereits heute ist in vielen Teilen der Dritten Welt
    — also auch in den Tropenwaldländern —
    die Krise der Umwelt zu einer gefährlichen Quelle politischer Unruhe und internationaler Spannungen geworden. Die meisten Länder aber gehen bei ihrem Verständnis von Sicherheit noch immer von überholten, ausschließlich militärisch bestimmten Sicherheitskategorien aus.
    Das ist genau die Konfliktlage, über die wir reden müssen. Es ist keine Fiktion, wenn wir ernst nehmen, was wir auf Grund vieler Daten wissen: daß sich nämlich wirtschaftliche Rücksichtslosigkeit, soziale Abhängigkeit, Unterentwicklung und Umweltzerstörung in zerstörerischer Weise miteinander verbinden.
    Einige Zahlen dazu: In absehbarer Zeit werden sich vierzig Länder der Erde selbst nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgen können. Schon heute haben zwei Millionen Menschen keinen Zugang zu hygienisch sauberem Wasser. Wir entnehmen im Augenblick dem globalen Wasserhaushalt tagtäglich Wasser in einer Größenordnung des 70fachen des Bodensees. Zur Zeit liegt die Rate der Artenvernichtung 10 000 mal über dem Tempo, bevor der Mensch auf die Erde kam. Das heißt, wir sind in einer Situation, daß jede Stunde eine lebendige Art auf der Erde stirbt. Das sind Daten, die man erweitern kann.
    Hinzu kommen die sozialen Daten. Nach Aussagen der FAO leiden ungefähr 800 Millionen Menschen an absoluter Armut. Mehr als 500 Millionen Menschen auf der Erde leiden an Unterernährung. Pro Tag sterben 40 000 Kinder unter fünf Jahren. Diese Zahlen lassen sich durch infrastrukturelle Daten ergänzen. Beispielsweise kommen in den Ländern der Dritten Welt auf einen Arzt ungefähr 18 000 zu Versorgend, Bei uns sind es etwa 600.



    Müller (Düsseldorf)

    Es gibt also unglaubliche Unterschiede in der sozialen Situation der Welt. Gleichzeitig haben wir — hier ist es mehrfach angesprochen worden — ein ungeheures und bisher kaum gebremstes Bevölkerungswachstum in der Welt. Da frage ich, wenn wir diese Situation sehr viel ernster nehmen als bisher: Wo soll das enden? Es gibt dann im Kern nur zwei Möglichkeiten. Die eine Möglichkeit lautet: Globale Verlagerung der Konflikte in das Verhältnis von Industrieländern und Entwicklungsländern mit allen Risiken, meines Erachtens auch für militärische Konflikte. Die zweite Möglichkeit lautet: Sie setzen den Schlüssel hier in den Industrieländern an. Wenn wir bei den Industrieländern ansetzen, ist es meines Erachtens die Pflicht der Enquete-Kommission, weiter darüber nachzudenken. Ich will ganz deutlich sagen, daß ich ein großes Interesse habe, daß wir viele der Empfehlungen aus dem Bericht gemeinsam vertreten. Wir haben mit dem Bericht viele positive Fortschritte gemacht. Aber es gibt eine Reihe von Themen, wo wir weiter diskutieren müssen und wo ich nicht weiß, ob es zwischen uns nicht erhebliche Unterschiede gibt.
    Ich spreche jetzt aus meiner Sicht. Ich glaube, daß wir nicht an dem Tatbestand vorbeikommen, daß industrielle Gesellschaften aus sich heraus eine Dynamik der Beschleunigung des Wachstums und der Komplexität haben, die ich nicht aufheben kann, auch nicht mit moderner Technik. Ich will das sehr deutlich ansprechen, weil ich glaube, daß wir darüber viel zu wenig nachdenken. Ich gehe also davon aus, daß das industrielle System aus sich heraus eine Logik hat, die auf ständige Vermehrung, auf ständige Erweiterung und damit auch auf ständige Erweiterung des Naturverbrauchs und der Zerstörung von Materie angelegt ist.
    Das ist ein Grundproblem, über das ich meines Erachtens in diesem Zusammenhang nachdenken muß. Ich kann das nicht verdrängen, ich kann es mir mit den Antworten nicht so einfach machen: Wir machen einfach nur bessere Technik. Wenn das so wäre, dürften die Industrieländer nicht die Hauptverursacher der globalen Umweltzerstörung sein. Insofern geht es meines Erachtens vor allem um die erste Schlüsselfrage: Wie bekomme ich ein Industriesystem hin, das ökologisch dauerhaft verträglich ist? Ich kann darauf heute noch keine Antwort geben. Ich weiß aber, daß bisher das entscheidende Kriterium für Industriegesellschaften die Entgrenzung, die Beschleunigung und die Grenzenlosigkeit waren, daß sozusagen das Hauptproblem im Verhältnis zwischen Industriegesellschaften und Natur die Geschwindigkeit ist, mit der wir leben, wirtschaften, produzieren, arbeiten, und mir scheint der entscheidende Ansatzpunkt zu sein, wie wir vor allem in unseren Gesellschaften das Leben, den Naturverbrauch reduzieren, also der ökologischen Wertschöpfung anpassen. Ich glaube, daß wir im Augenblick nur in der Lage sind, hierzu sozusagen alles zu tun, um in diese Richtung zu gehen, aber wir haben noch keine überzeugenden Antworten.
    Der zweite Punkt, der für mich dann zentral ist: Wie verteile ich den Weltreichtum so neu, daß sich die Spirale der sozialen Abhängigkeit, der Unterentwicklung, also von Armut, Not und Umweltzerstörung in den nächsten Jahrzehnten nicht wahnsinnig beschleunigt? Wir sehen beispielsweise, daß das Bevölkerungswachstum in der Dritten Welt zu 90 % in den Ballungsgebieten stattfindet, wo heute die ökologischen Situationen schon katastrophal sind, und daher werde ich nicht daran vorbeikommen, auch in der Dritten Welt zu neuen Modellen der Entwicklung zu kommen, die meines Erachtens nur durchsetzbar sind, wenn wir das entwickeln, was de Maizière auch für das Verhältnis zwischen der DDR und Bundesrepublik genannt hat, nämlich daß Teilen die Voraussetzung der Überwindung der Teilung ist. Ich halte das auch im Verhältnis zur Dritten Welt für eine Schlüsselfrage.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Ich habe hier jetzt weniger zum Tropenwald-Bericht gesprochen, und ich bitte um Verständnis dafür, weil mich diese Frage sehr bewegt. Ich glaube, wir müssen auch über die gesellschaftspolitischen Konsequenzen der globalen Umweltzerstörung nachdenken. Wir dürfen nicht wie bisher erst reagieren, wenn die Schäden eingetreten sind, wenn sie sichtbar sind, denn das Grundproblem von ökologischen Krisen ist, wir können sie nicht mehr reparieren, wenn wir die globale Skala erreicht haben. Das ist das Grundproblem.
    Ich meine, daß der Tropenwaldbericht eigentlich nur stellvertretend steht für die ungeheure Beschleunigung in den Wechselprozessen zwischen Ökonomie und Ökologie, vor allem in der Aufteilung der Welt zwischen Nord und Süd, und daß wir als Industrieländer, wenn wir diese Gefahren erkannt haben, die verdammte Pflicht und Schuldigkeit haben, darüber anders nachzudenken und andere Konsequenzen daraus zu ziehen, als das in der Vergangenheit der Fall war, ohne Vorwurf an die Vergangenheit, denn viele Lernprozesse waren Lernprozesse der letzten Jahre.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei allen Fraktionen)