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    1. tocInhaltsverzeichnis
      Plenarprotokoll 11/218 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 218. Sitzung Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 Inhalt: Gedenkworte für die Opfer der Erdbebenkatastrophe im Iran 17301 A Wahl der Rundfunkräte und Verwaltungsräte der Deutschen Welle und des Deutschlandfunks 17301 B Erweiterung der Tagesordnung 17301 C Absetzung der Punkte 1 f und 28 von der Tagesordnung 17302 A Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und den Richtlinien für Aktuelle Stunden in der Sitzungswoche ab 3. September 1990 17328 C Nachträgliche Überweisung von Gesetzentwürfen an den Ausschuß für Wirtschaft bzw. an den Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau 17348 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Gefahren für die Demokratie in Rumänien (Drucksache 11/7467) Vizepräsidentin Renger 17302 A Duve SPD (Erklärung nach § 31 GO) . . 17303 A Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags des Abgeordneten Dr. Hauchler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Entwicklungspolitik in gesamtdeutscher Verantwortung (Drucksache 11/7387) 17303 A Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags des Abgeordneten Graf von Waldburg-Zeil, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Hoppe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ein gemeinsamer deutscher Beitrag für eine verstärkte Entwicklungszusammenarbeit durch Entspannung zwischen Ost und West (Drucksache 11/7473) . . . 17303 A Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 166 zu Petitionen (Drucksache 11/7159) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 167 zu Petitionen (Drucksache 11/7271) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 168 zu Petitionen (Drucksache 11/7445) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 169 zu Petitionen (Drucksache 11/ 7446) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 12: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschus- II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 ses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Kelly und der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung einer Friedensordnung für Kambodscha, die eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht ausschließt (Drucksachen 11/6251, 11/7474) 17303D Tagesordnungspunkt 24: a) Zweite und dritte Beratung des von der Abgeordneten Frau Beck-Oberdorf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Benachteiligung von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere in der Erwerbsarbeit (Antidiskriminierungsgesetz Teil I — ADG I) (Drucksachen 11/3266, 11/7449, 11/7450) b) Zweite und dritte Beratung des von der Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Gleichstellung von Frau und Mann im Berufsleben (Gleichstellungsgesetz) (Drucksachen 11/3728, 11/7449) Frau Schmidt (Hamburg) GRÜNE . . . 17304 C Frau Männle CDU/CSU 17306A Frau Nickels GRÜNE . . . . 17306B, 17308 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 17306 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 17309 C Frau Würfel FDP 17311C Frau Nickels GRÜNE 17313 C Frau Nickels GRÜNE 17314B Frau Seuster SPD 17315 B Frau Limbach CDU/CSU 17317 A Frau Nickels GRÜNE 17318 A Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 17319B Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 17320D Frau Weyel SPD 17322 D Tagesordnungspunkt 25: Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beendigung der energiewirtschaftlichen Nutzung der Kernenergie und ihrer sicherheitstechnischen Behandlung in der Übergangszeit (Kernenergieabwicklungsgesetz) (Drucksachen 11/13, 11/4654, 11/4661) Schäfer (Offenburg) SPD 17323 B Harries CDU/CSU 17325 D Schäfer (Offenburg) SPD 17326B Frau Wollny GRÜNE 17327 B Baum FDP 17328 C Dr. Friedrich CDU/CSU 17330 A Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . 17330 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 17331 B Tagesordnungspunkt 26: Beratung des Zweiten Berichts der Enquete Kommission Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre: Schutz der tropischen Wälder (Drucksache 11/7220) Schmidbauer CDU/CSU 17333 C Frau Ganseforth SPD 17336 D Frau Dr. Segall FDP 17338 B Dr. Knabe GRÜNE 17340D Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 17342 D Müller (Düsseldorf) SPD 17344 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 17346 D Tagesordnungspunkt 27: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausstieg aus der Produktion und Verwendung von PVC (Polyvinylchlorid) zu dem Antrag des Abgeordneten Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Vorsorge gegen Schadensfälle in der chemischen Industrie zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Garbe, Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung der Störfall-Verordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Dr. Laufs, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Baum, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verbesserung der Gesundheits- und Umweltvorsorge im Chemikalienbereich (Drucksachen 11/3059, 11/714, 11/1037, 11/2348, 11/7184) Frau Garbe GRÜNE 17349 A Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . . 17349 D Müller (Düsseldorf) SPD 17350 D Frau Dr. Segall FDP 17351 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . . 17352 B Frau Garbe GRÜNE (zur GO) 17353 B Dr. Rüttgers CDU/CSU (zur GO) 17354 A Nächste Sitzung 17354 D Berichtigungen 17355 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17357 * A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frau Kelly (DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag: Unterstützung einer Friedensordnung für Kambodscha, die eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht ausschließt (Zusatztagesordnungspunkt 12) 17357* B Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 17358* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 17301 218. Sitzung Bonn, den 22. Juni 1990 Beginn: 9.00 Uhr
    2. folderAnlagen
      Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 17355 Berichtigungen 217. Sitzung Bei der namentlichen Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ausschusses Deutsche Einheit auf Drucksache 11/7465 ist auf Seite 17 278 D hinter „Dr. Haack" einzufügen: „Haack (Extertal)". Bei dem Endgültigen Ergebnis auf Seite 17 277 D ist bei „ja" zu lesen: „487". Bei der namentlichen Abstimmung über den Gesetzentwurf vom 18. Mai 1990 über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik ist auf Seite 17 281 D hinter „Dr. Haack" einzufügen: „Haack (Extertal)". Bei dem Endgültigen Ergebnis auf Seite 17 281 A ist bei „ja" zu lesen: „445". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Bahr SPD 22. 06. 90 Dr. Blank CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. von Bülow SPD 22. 06. 90 Dr. Ehmke (Bonn) SPD 22. 06. 90 Eich GRÜNE 22. 06. 90 Dr. Gautier SPD 22. 06. 90 Genscher FDP 22. 06. 90 Gerster (Mainz) CDU/CSU 22. 06. 90 Grünbeck FDP 22. 06. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 22. 06. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 22. 06. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 22. 06. 90 Ibrügger SPD 22. 06. 90 * Jung (Düsseldorf) SPD 22. 06. 90 Jung (Lörrach) CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. Lammert CDU/CSU 22. 06. 90 Linsmeier CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 22. 06. 90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 22. 06. 90 Müller (Schweinfurt) SPD 22. 06. 90 Dr. Niese SPD 22. 06. 90 Pauli SPD 22. 06. 90 Reuschenbach SPD 22. 06. 90 Frau Rock GRÜNE 22. 06. 90 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 22. 06. 90 Scherrer SPD 22. 06. 90 Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 22. 06. 90 Schröer (Mülheim) SPD 22. 06. 90 Sieler (Amberg) SPD 22. 06. 90 Toetemeyer SPD 22. 06. 90 Frau Trenz GRÜNE 22. 06. 90 Vosen SPD 22. 06. 90 Wimmer (Neuss) CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. Zimmermann CDU/CSU 22. 06. 90 Zywietz FDP 22. 06. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frau Kelly (DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag: Unterstützung einer Friedensordnung für Kambodscha, die eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht ausschließt (Zusatztagesordnungpunkt 12) Frau Kelly (GRÜNE): Ich freue mich, daß dieser Antrag noch vor der Sommerpause einstimmig abgestimmt werden konnte. Ich stimme diesem Antrag zu, weil die Gefahr einer Rückkehr der Roten Khmer an die Macht in Kambodscha von Tag zu Tag wächst. Die Roten Khmer rücken nach neuesten Meldungen in Kambodscha weiter vor: zwei Tage nach ihrer Weigerung, ein Waffenstillstandsabkommen zu unterzeich- Anlagen zum Stenographischen Bericht nen, haben die Truppen der Roten Khmer weitere Gebietsgewinne erkämpft. Ich habe diesem Antrag zugestimmt, weil schon im Januar 1990 bei Vorlage des von mir eingebrachten ursprünglichen Antrags und bei der ersten Lesung im Bundestag wir uns alle für den Vorschlag der australischen Regierung eingesetzt haben, den Sitz Kambodschas in den Vereinten Nationen der „Widerstandskoalition" zu entziehen und erst dann neu zu besetzen, wenn - dem Vorbild Namibia entsprechend - nach allgemeiner Abrüstung unter treuhänderischer UNO-Verwaltung in freien Wahlen eine neue Regierung gebildet und im Amt ist. Inzwischen sind fast sechs Monate vergangen und, wie die „Time" im April 1990 schrieb, Kambodscha ist immer noch ein „Killing Field". Es gab Hoffnung zwischendurch. Vietnam und China hatten z. B. eine Vereinbarung zwischen Hun Sen (Kambodschas Ministerpräsident) und der Führung der Widerstandsbewegung akzeptiert, nach der das vom Bürgerkrieg zerrissene Kambodscha ein gemeinsames Regierungsgremium erhalten soll. Die chinesische und die vietnamesische Seite, so die Zeitungen, haben angeblich Konzessionen gemacht. Auch ist die Überwachungsrolle der Vereinten Nationen in dem Konflikt akzeptiert worden. Doch am 6. Juni 1990 haben die Roten Khmer in Tokio gesagt, sie seien an die von der kambodschanischen Regierung und dem Führer der Widerstandsallianz Prinz Sihanouk unterzeichneten Vereinbarung zur Beilegung des bewaffneten Kampfes nicht gebunden. In einer Mitteilung heißt es, der Versuch, den Konflikt in Kambodscha zu schlichten, sei „zum Scheitern verurteilt". Die Roten Khmer, die militärisch stärkste Fraktion des kambodschanischen Widerstandsbündnisses, hatten in Tokio die Unterzeichnung einer Vereinbarung boykottiert, die den „freiwilligen Verzicht von Waffengebrauch aller Parteien" festschreibt. Die Lage spitzt sich in Kambodscha dramatisch zu, auch deswegen weil die Volksrepublik China ihre Schützlinge, die Roten Khmer, nach wie vor reichlich mit Waffen versorgt, die immer noch ihren Weg durch Thailand nehmen. Ich habe diesem Antrag zugestimmt, denn nach wie vor, so erklärt die chinesische Regierung, wird sie die Roten Khmer mit Waffen versorgen (Radio Peking am 19. Juni 1990). Wir hier im Deutschen Bundestag haben eine große Verantwortung für das, was dort in Kambodscha geschieht, denn inzwischen haben die Roten Khmer hochmoderne Panzerabwehrwaffen aus bundesdeutscher Produktion auf dem illegalen Waffenmarkt erworben. Die Roten Khmer haben die „Armbrust" und prahlen auch noch damit! Wir haben auch eine große Verantwortung, und auch deswegen habe ich für diesen Antrag gestimmt, weil die Bundesrepublik bei den Abstimmungen in den Vereinten Nationen zum Thema Kambodscha einen anderen Weg hätte gehen können, den Weg der Enthaltung oder den Weg der Nein-Stimme, als es um den offiziellen Sitz Kambodschas hei den Vereinten Nationen ging. Bis heute wird Kambodscha bei den Vereinten Nationen von der 17358* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 „Widerstandskoalition" einschließlich der Roten Khmer vertreten. In der VN-Resolution Nr. 44/22 vom 16. November 1989 stimmte die Bundesrepublik für den „wirkungsvollen" Kampf dieser Widerstandskoalition, und ich betone noch einmal: einschließlich der Roten Khmer! Dies alles verpflichtet uns erst recht, alles nur mögliche zu tun, um eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht zu verhindern. Ich habe diesem Antrag zugestimmt, weil den mit ungeheuren Verbrechen gegen die Menschlichkeit belasteten Roten Khmer unverzüglich jede direkte und indirekte materielle und ideelle Unterstützung entzogen werden muß. Da China hierzu nicht bereit sein wird, müssen die westlichen Regierungen und Parlamente um so entschiedener handeln. Die jetzige Situation und die Unterstützung der Roten Khmer direkt durch China (und indirekt durch USA) hält die Überlebenden des kambodschanischen Holocaust als Geiseln, konfrontiert mit der Aussicht auf Machtergreifung oder durch eine von den USA, China, ASEAN durchgedrückte diplomatische Regelung! Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 1. Juni 1990 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz zu Änderung des Arbeitsgerichtsgesetzes und anderer arbeitsrechtlicher Vorschriften (Arbeitsgerichtsgesetz-Änderungsgesetz) Neuntes Gesetz zur Änderung des Bundeswahlgesetzes Gesetz zur Reform des Rechts der Vormundschaft und Pflegschaft für Volljährige (Betreuungsgesetz — BtG) Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie des Rates vom 21. Dezember 1988 über eine allgemeine Regelung zur Anerkennung der Hochschuldiplome, die eine mindestens dreijährige Berufsausbildung abschließen, für die Berufe des Rechtsanwalts und des Patentanwalts Gesetz zu dem Protokoll vom 17. Oktober 1989 zu dem Abkommen vom 11. August 1971 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen in der Fassung des Protokolls vom 30. November 1978 Gesetz zu dem Abkommen vom 18. Oktober 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Verhinderung der Steuerverkürzung Gesetz zu dem Zusatzabkommen vom 28. September 1989 zur Änderung des Abkommens vom 21. Juli 1959 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik zur Vermeidung der Doppelbesteuerungen und über gegenseitige Amts- und Rechtshilfe auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie der Gewerbesteuern und der Grundsteuern in der Fassung des Revisionsprotokolls vom 9. Juni 1969 Gesetz zu dem Zusatzprotokoll Nr. 4 vom 25. April 1989 zu der am 17. Oktober 1868 in Mannheim unterzeichneten Revidierten Rheinschiffahrtsakte Gesetz zu dem Abkommen vom 4. Juli 1989 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Volksrepublik Bulgarien über die Schiffahrt auf den Binnenwasserstraßen Gesetz zu dem Vertrag vom 10. November 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Beichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/5331 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/5099 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 11/6486 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/6941 Nr. 1, 2 Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 11/6502 Nr. 18, 19, 20
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      Rede von Dr. Wilhelm Knabe


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

      Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Besucher im Bundestag! Die Erhaltung der Tropenwälder ist ein wichtiges Thema,

      (Dr. Rüttgers [CDU/CSU]: Deshalb spricht der Kollege Knabe jetzt auch persönlich!)

      vielleicht eines der entscheidenden Themen der kommenden Zeit.
      Die tropischen Wälder, so wurde gesagt, sind die wichtigsten Ökosysteme der Erde. 10 bis 20 Millionen



      Dr. Knabe
      Tier- und Pflanzenarten — man schätzt, noch mehr — leben dort. Millionen Angehörige von Stammesvölkern wirtschaften dort im Einklang mit der Natur. Mehrere 100 Millionen Wanderfeldbauern treiben dort Subsistenzwirtschaft. Eine noch größere Anzahl von Menschen ist Nutznießer anderer Dienstleistungen. Und alle Menschen wären Opfer der Klimaveränderungen, zu denen die Entwaldungen beitragen. Würden die Regenwälder verschwinden, wäre das eine Katastrophe, die nur mit der Zerstörung durch einen Atomkrieg vergleichbar ist.
      Meine Damen und Herren, die Regenwälder verschwinden nicht, sie werden vernichtet — vernichtet mit einer rasant zunehmenden Geschwindigkeit. Heute wird doppelt so viel Regenwald pro Jahr zerstört wie vor zehn Jahren, 1990 wahrscheinlich knapp die Fläche der Bundesrepublik Deutschland.
      Wer ist dafür verantwortlich? Nach der Arbeit in unserer Kommission ist heute vielen klarer denn je, daß es in erster Linie die Industrieländer sind. Es sind unsere Konzerne, unsere Regierungen und wir Verbraucher. Seit Jahrhunderten beuten Unternehmen aus Europa die Tropenländer aus und zerstören deren Wälder. Unser Wohlstand baut seit kolonialen Zeiten auch auf der Ausbeutung der Regenwälder auf.
      Heute haben sich zwar die Formen der Ausbeutung geändert, aber das Ausmaß unserer Verantwortung hat noch zugenommen. Deutsche Holzkonzessionäre verwüsten die Regenwälder Afrikas. Deutsche Holzhandelshäuser beteiligen sich an der Vernichtung der Lebensgrundlagen von Eingeborenen. Deutsche Erzimporteure lassen Löcher in die Vegetationsdecke des Amazonas reißen. Private und staatliche Banken profitieren, wenn Wälder in den Fluten großer Stauseen versinken. Deutsche Beamte sind beteiligt, wenn Regenwälder Entwicklungsprojekten geopfert werden oder wenn die EG-Agrarpolitik brasilianische Kleinbauern in die Regenwälder treibt. Auch wir Verbraucher sind beteiligt, wenn wir Tropenwaldprodukte konsumieren.
      Solche direkten Zusammenhänge gelten natürlich auch für die EG, die USA und Japan. Wir sind aber auch indirekt mit verantwortlich. Die Industrieländer und ihre Konzerne nutzen ihre wirtschaftliche Vorherrschaft, um die Austauschverhältnisse zu Lasten der Tropenländer zu verschlechtern. Eine forcierte Ausplünderung der Naturressourcen dort ist die Folge.
      Im vergangenen Jahrzehnt verdoppelte sich die Auslandsverschuldung der Dritten Welt, und gleichzeitig — dies ist sicherlich kein Zufall — verdoppelte sich der Grad der Tropenwaldzerstörung. Die Industrieländer erhöhen den Verwertungsdruck auf diese Wälder, indem sie den verschuldeten Ländern untragbare Schuldendienste aufbürden. Sie diktieren über den Internationalen Währungsfonds Strukturanpassungsprogramme, die keine Alternative zur verschärften Naturausbeutung zulassen.
      Wir haben diese Verantwortung der Industrieländer in einem Zusatzvotum zum Bericht dargestellt, weil eine Kommissionsmehrheit die zweifelhafte Ansicht vertrat, daß interne Faktoren — Sie haben es von Frau
      Segall gehört — der Tropenländer eine wichtigere Rolle spielen.

      (Zuruf von der FDP: In der Tat!)

      In der Frage der sogenannten Bevölkerungsexplosion ist es allerdings ein Verdienst des Berichts, mit einem Mythos aufgeräumt zu haben; denn er zeigt überzeugend, daß der Bevölkerungszuwachs nur e i n Faktor in einem komplexen Zusammenhang ist, der von der weltwirtschaftlichen Entwicklung beeinflußt wird.
      Meine Damen und Herren, es ist höchste Zeit, diesen ökologischen Holocaust zu stoppen. Für die GRÜNEN im Bundestag ist der Schutz des Regenwaldes eine Schwerpunktaufgabe. Dies drückt sich in zahlreichen Anträgen und Anfragen in enger Zusammenarbeit mit den Betroffenen aus. In der Enquete-Kommission habe ich als Forstwissenschaftler und Politiker intensiv mitgearbeitet, um den Forderungen der Betroffenen Ausdruck zu geben und hier wirksame Strategien zu entwickeln. Ich danke aber auch unserem Vorsitzenden Bernd Schmidbauer, der heute leider erkrankten Liesel Hartenstein und allen Mitgliedern, auch dem Sekretariat. Es ist eine unheimliche Menge Arbeit hineingesteckt worden. Wir sind in alle Tropenwaldländer gefahren, in alle drei Kontinente, um dort vor Ort die Lage zu erkunden.

      (Beifall der Abg. Frau Gaube [GRÜNE])

      Die tropischen Feucht- und Trockenwälder zu schützen bedeutet etwas anderes, als nur bewaldete Flächen zu erhalten oder Ödland aufzuforsten. Zwei Ziele müssen hier unbedingten Vorrang haben: die Durchsetzung des Selbstbestimmungsrechts der Stammesvölker, damit sie das Recht bekommen, zerstörerische Einbrüche in ihre Lebensräume selbst abzuwehren — bei den Gummizapfern Amazoniens haben wir das erlebt — , zum anderen der Schutz der Primärregenwälder vor destruktiven Aktivitäten wie Holzeinschlag, Bergbau und Agrarkolonisation.
      Die Regenwälder zu schützen bedeutet dagegen nicht, unter dem Anspruch angeblicher Nachhaltigkeit den Holzeinschlag in die Primärwälder hineinzutreiben. Selbst die Internationale Tropenholzorganisation gibt ja zu, daß nur auf rund 1 Promille der Regenwälder von nachhaltiger Forstwirtschaft geredet werden kann. Auch das ist noch übertrieben, weil inzwischen erwiesen ist, daß die als mustergültig propagierte Forstwirtschaft in Queensland nicht das Prädikat „nachhaltig" verdient. Wer Primärregenwälder forstwirtschaftlich nutzen will, macht nach heutigem Kenntnisstand den Bock zum Gärtner. Das sage ich als Forstmann.
      Der Schutz der Tropenwälder muß so schnell wie möglich verwirklicht werden, nicht erst in 20 Jahren. Denn für die meisten Stammesvölker — wie die Penan in Sarawak oder die Yanomami in Brasilien — wäre es dann zu spät. Und zu spät wäre es auch für die westafrikanischen Regenwälder, für die südostasiatischen Dipterocarpaceen-Wälder und für viele bedrohte Arten. Die beiden Papageien hier an meinem Revers sind das Symbol der bedrohten Wälder und Arten, ausgewählt und mir geschenkt von der brasilianischen Umweltorganisation Mata Atlantica.



      Dr. Knabe
      In der intensiven Kommissionsarbeit zeigte sich, daß der Schutz der Regenwälder den Rahmen jeder Sektorpolitik sprengt und internationale Partnerschaft erfordert. Es geht um nicht weniger als den ökologischen Umbau der Weltwirtschaft. Die Enquete-Kommission hat sich dieser Herausforderung gestellt. Vielleicht hat sie sich übernommen.
      Die Industrieländer richten mit ihrer Wirtschaftsweise die Erde zugrunde. Die Regenwälder sind die Ökosysteme, die in diesem Prozeß der Selbstzerstörung als erste bedroht sind. Ihr Schutz ist ein Testfall dafür, ob die Menschheit die Erde für zukünftige Generationen erhalten kann. Wir tragen dabei eine doppelte Verantwortung: zum einen als Hauptverursacher und zum anderen, weil nur wir die zu erwartenden ökonomischen Lasten tragen können.
      Meine Damen und Herren, mutige, weitreichende und unverzügliche Maßnahmen sind erforderlich, um die tropischen Wälder zu retten. Es handelt sich um Maßnahmen — da soll sich niemand etwas vormachen — , die die Interessen der Industrieländer im Kern beeinträchtigen. Wir dürfen nicht länger Produkte importieren, die zur Schädigung dieser Wälder führen. Dazu brauchen wir ein europaweites Einfuhrverbot für Tropenholz und eine drastische Reduzierung der Futtermitteleinfuhren.
      Wir dürfen nicht länger Preise für tropische Produkte akzeptieren, die die Tropenländer zur Naturzerstörung zwingen. Unsere Unternehmen dürfen nicht länger Tropenwälder zerstören. Wir brauchen also Kontrollmechanismen, um destruktive Aktivitäten zu unterbinden.
      Unsere Entwicklungshilfe darf nicht länger Regenwälder zerstören. Es gibt auch positive Ansätze; das will ich gar nicht bestreiten. Aber die Entwicklungshilfe der Bundesrepublik, der EG, der FAO und der Weltbank muß schon radikal umgestellt werden: Wir brauchen Akteneinsichtsrechte für die Öffentlichkeit, wir brauchen die Rechenschaftspflicht unserer Regierungsvertreter bei den internationalen Organisationen, und wir brauchen die volle Mitbestimmung der von Entwicklungsprojekten Betroffenen. Wir brauchen natürlich auch höchste Standards für die Prüfung von Umwelt- und Sozialverträglichkeit.
      Jetzt kommt ein Punkt, bei dem Dissens besteht. Wenn sich die Bundesregierung nicht länger der Zerstörung von Regenwäldern schuldig machen will, muß sie die Zahlungen an den Tropenforstwirtschafts-Aktionsplan einstellen.
      Unsere Verantwortung wahrzunehmen heißt auch, die notwendigen strukturellen Voraussetzungen zu schaffen. Solange die Dritte Welt mit 1 300 Milliarden Dollar verschuldet ist, kann sie keine Garantie für den Schutz ihrer Wälder geben. Deshalb fordern wir drastische Schuldenstreichungen. Die Bundesregierung sollte eine internationale Entschuldungskonferenz vorschlagen und sich an die Spitze eines Vorstoßes zum umfassenden Schuldenabbau setzen.
      Der Schlüssel zum Schutz bedrohter Regenwälder liegt im Nutzungsverzicht, nicht aber in gefährlichen Inwertsetzungsstrategien, die sich zu Unrecht mit dem Etikett der sogenannten Nachhaltigkeit schmükken. Nutzungsverzicht — sei es als Rücknahme von
      Konzessionen, als Stopp von Besiedlungsprogrammen oder anderer Ausbeutung — geht nicht ohne Entschädigungen. Deshalb müssen die Industrieländer Kompensationszahlungen leisten. Sie müssen einen Kompensationsfonds einrichten, bei dem wir mit 20 Milliarden DM im Jahr rechnen. Schließlich brauchen wir eine Wälderkonvention, in die auch die Wälder unserer Bundesrepublik einbezogen sind.
      Meine Damen und Herren, der Schutz der tropischen Wälder wird nur gelingen, wenn wir selber ökologisch glaubwürdig handeln. Wir müssen alles beitragen, was in unseren Kräften steht. Die Handlungsempfehlungen der Kommissionsmehrheit reichen dafür nicht aus. Manchmal führen sie sogar vom Ziel weg.
      Die erforderlichen Maßnahmen führen wahrscheinlich zu tiefen Einschnitten in unseren gewohnten Wohlstand. Der Schutz der Regenwälder ist nicht umsonst zu haben. Aber was wiegen solche Kosten schon gegenüber dem noch zu vermeidenden Untergang der Stammesvölker, und was wiegen sie schon gegenüber dem noch zu vermeidenden Verlust von 20 Millionen Arten und dem Ende der Evolution?
      Der letzte Satz: Was der Schutz der tropischen Wälder auch kosten mag, für die GRÜNEN ist kein Preis zu hoch.

      (Beifall bei den GRÜNEN und des Abg. Repnik Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Lippold. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die faszinierende Erscheinungsform des tropischen Regenwaldes, seine üppigen Formen, der Artenreichtum, der Pflanzenreichtum und der Tierreichtum, all dies wäre alleine eigentlich schon ein Grund, für den Schutz des tropischen Regenwaldes zu streiten. Aber ich glaube, viel wichtiger ist die Schutzfunktion, die tropischer Regenwald weltweit ausübt, seine Funktion für das Klima, seine Funktion zum Bodenschutz, zur Erhaltung der Wasserreservoire, der Wasservorräte. Das alles ist unverzichtbar für eine Vielzahl von Menschen, für Millionen, die dort leben und deren natürliche Lebensgrundlagen für die Zukunft geschützt werden müssen. Die Daten, die die Enquete-Kommission über das Ausmaß der Zerstörung der tropischen Regenwälder zusammengestellt hat, und die daraus resultierenden Folgen für die gesamte Menschheit sind ein Alarmsignal zum Handeln, ich sage: zum sofortigen Handeln, weil wir keine Zeit mehr haben zuzuwarten. Wir haben uns deshalb in der Enquete-Kommission für ein Sofortprogramm entschieden, das initiiert werden soll. In diesem Sofortprogramm, das von den Teilnehmern des Weltwirtschaftsgipfels beschlossen werden soll, sollen 750 Millionen DM sofort für die Rettung der tropischen Regenwälder zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Wir sagen dies so, weil wir meinen: Bis eine internationale Konvention abgeschlossen ist, vergeht nach allen diplomatischen ErDr. Lippold fahrungen, die wir international haben, Zeit. Diese Zeit wollen wir nicht verlieren; deshalb das Sofortprogramm. Ich sage dies aber auch mit Blickrichtung auf GRÜNE und SPD. Ich glaube, daß es illusorisch ist, hier von einer Veränderung der Weltwirtschaft zu sprechen und sie als Utopie in den Raum zu stellen. Eine Veränderung der Weltwirtschaft würde nicht Jahre, sondern Jahrzehnte und Jahrhunderte dauern. Bis dahin hätten wir, Wilhelm Knabe, keinen tropischen Regenwald mehr. Deshalb ist es nicht möglich, untaugliche Utopien zu vertreten, die sehr schön klingen mögen, die aber in der Sache nicht helfen. Gefragt ist konkretes Handeln; gefragt sind konkrete Maßnahmen für Menschen, die jetzt in einer schwierigen Situation in den Entwicklungsländern leben. Aber ich sage auch ganz deutlich: Wir tun es ja nicht nur für sie, wir tun es auch für uns. Deshalb glaube ich, daß wir dieses Geld für die flächendeckende Umsetzung von Agroforstprojekten und für Intensivierung der Landwirtschaft brauchen, die es ermöglicht, daß nicht weiter in den tropischen Regenwald eingegriffen wird, die ökologisch angepaßt ist und die dadurch verhindert, daß der Bevölkerungsdruck, der sonst zum Eindringen in den tropischen Regenwald führen würde, aufgefangen wird. Dies ist unabweisbar notwendig. Ich sage das auch, weil es hier gerade so klang, als sei die Bevölkerungsexplosion in den Ländern der Dritten Welt, dort, wo wir den tropischen Regenwald finden, ein eigentlicher Randpunkt. (Dr. Knabe [GRÜNE]: Nein, ich habe gesagt: ein Punkt!)


    Rede von Dieter-Julius Cronenberg
    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
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      Rede von Dr. Klaus W. Lippold


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


      (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





      (Frau Teubner [GRÜNE]: Gefragt ist der politische Wille!)


      (Beifall des Abg. Repnik [CDU/CSU])

      Nein, der Zuwachs um Milliarden und Abermilliarden in den nächsten 30 Jahren wird dazu führen, daß hier, wenn wir nicht in dieser Form handeln, immer mehr tropischer Regenwald brandgerodet wird und immer mehr tropischer Regenwald gefällt wird.
      Ich mache eine Bemerkung am Rande, die nicht direkt das Tropenwaldprogramm betrifft. Aber ich glaube, daß wir uns auch weltweit noch intensiver um Strategien der Familienplanung kümmern müssen

      (Repnik [CDU/CSU]: Das machen wir! Ein neues Programm, Herr Kollege!)

      und hier ansetzen müssen, um auch von dieser Seite her dafür zu sorgen, daß flankierend nicht der Druck erzeugt wird, der zur Zerstörung führt. Der Weltbevölkerungsbericht ist noch einmal ein dramatisches Alarmsignal, und ich glaube, er ist auch noch einmal ein Zeichen für die großen Konfessionen und Kirchen weltweit, ihre Einstellung zur Familienplanung noch einmal zu überdenken.

      (Beifall bei der FDP — Frau Teubner [GRÜNE]: Besonders der Papst! — Dr. Knabe [GRÜNE]: Ja, ja, der Papst!)

      Ich glaube, wir müssen auch daran denken, Nutzholz- und Brennholzplantagen zu schaffen. Warum? Hier wird in der Diskussion über den tropischen Regenwald immer still übergangen, daß knapp 90%, des tropischen Regenwaldes gefällt werden, weil die Menschen Brennholz zum Kochen und zum Wärmen brauchen.

      (Dr. Knabe [GRÜNE]: Nein, beim Regenwald stimmt das nicht!)

      Ich sage das so. Das sind die Fakten, an denen wir nicht vorbeikommen. Wenn ich diesen Menschen nicht andere Energie gebe, seien es angepaßte Energieformen, sei es — weil ich glaube, daß dies schneller geht — Holz, das in Brennholzplantagen hochgebracht wird, dann können wir den Regenwald nicht schützen.
      Machen wir uns doch auch nichts vor: Auch die Strategie eines undifferenzierten Tropenholzboykotts ist doch nur eine Beruhigungspille, die letztlich nichts bringt.

      (Zuruf von der FDP: Reines Showbusiness!)

      Nur 14 % des Holzes sind Nutzholz, und davon geht nur ein Drittel in den Export. Wer daran ansetzt, erfaßt die wahren Ursachen bedauerlicherweise nicht.

      (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

      Auch hier werden wir zu anderen Positionen kommen müssen.
      Wir werden auch — ich halte das für wichtig — der Aufforstung entwaldeter Flächen und der Wiedergewinnung versteppter Flächen für die Landwirtschaft mehr Aufmerksamkeit widmen müssen. Wir haben hier als Bundesrepublik Deutschland — auch durch unsere Entwicklungshilfemaßnahmen und unsere Entwicklungshilfeprojekte — die Lösungsmodelle entwickelt, die wir hier ansetzen können. Wir haben Modelle entwickelt, wie wir mit Alang-Alang-Gras bewachsene Flächen wieder nutzbar machen können, wie wir sie wieder bewirtschaften können. Deshalb sind die Vorwürfe, die von Wilhelm Knabe gerade in Richtung Entwicklungshilfepolitik der Bundesregierung kamen, zurückzuweisen.

      (Dr. Knabe [GRÜNE]: Es gibt solche und solche!)

      Ohne diese Projekte, ohne diese Modelle hätten wir jetzt nicht die Instrumente, mit denen wir den Menschen dort sinnvoll helfen können!

      (Repnik [CDU/CSU]: Sehr gut!) Das sind praktikable Modelle.


      (Vorsitz : Vizepräsident Westphal)

      Das einzige, was wir brauchen, ist mehr Geld, damit aus dem Modellprojekt eine Umsetzung in der ganzen Fläche, in der Region wird, damit es wirklich flächendeckend hilft und es nicht nur beim Modellfall verbleibt.
      Das heißt natürlich auch, daß ich integrierte Entwicklungshilfemaßnahmen brauche, weil ich den Menschen dort ja etwas zum Leben geben muß.

      (Repnik [CDU/CSU]: Genau das ist unser Ansatz, Herr Kollege!)




      Dr. Lippold (Offenbach)

      Ich muß ihnen Arbeit geben. Auch die Millionen, die dort zuwachsen und keine Arbeitsplätze finden, muß ich ja in Arbeit und in Lohn bringen. Deshalb brauche ich eine Agroforstpolitik; aber kombiniert mit einer kleingewerblichen Entwicklungshilfepolitik, die durchaus ökologisch verträglich sein kann. Aber auch das geht nur mit den Modellen, die wir hier in der Bundesrepublik glücklicherweise entwickelt und auch zur Verfügung gestellt haben.
      Daß wir ergänzend eine Internationale Konvention brauchen, ist, so glaube ich, unbestreitbar. Ein einzelnes Land, auch einige wenige Länder können dies nicht tun.
      Ich warne vor einem: daß wir in falscher Arroganz von hier aus Strategien entwickeln und sie den Ländern der Dritten Welt aufzwingen. Man kann nicht — wie es viele GRÜNE tun — auf der einen Seite sagen, man dominiere die Entwicklungsländer, und auf der anderen Seite sagen: Aber wir schreiben euch bis auf das letzte Komma vor, wie ihr vorzugehen habt. Ich glaube, hier ist mehr Ehrlichkeit im Umgang miteinander Voraussetzung dafür, daß wir in diesen Ländern mehr Akzeptanz für Maßnahmen schaffen, die wir gemeinschaftlich für notwendig erachten.
      Deshalb ist auch die absolute Negativkritik am Tropenforstaktionsplan nicht angebracht. Hier sind wenigstens einmal erste Maßnahmen in Gang gebracht worden, um etwas zu tun. Wenn ich das völlig streiche, werden wieder Jahre vergehen, bis neue Instrumente auf die Schiene gebracht worden sind. Auch das ist kein verträgliches Mittel, auch das ist kein taugliches Mittel.
      Ich sage auch noch einmal deutlich: Nur Schuldenstreichung allein bringt nichts. Undifferenzierte Schuldenstreichung wäre falsch, denn sie belohnt die Falschen. Durch die Streichung von Schulden allein wird der tropische Regenwald nicht geschützt, wird nicht wieder aufgeforstet. Ich muß also — das haben wir in Vorschlag gebracht — Geld in die Hand nehmen. Wenn ich Schulden streiche, habe ich noch keine einzige Mark, um einen Baum zu pflanzen, um einen Acker anzulegen, um das zu tun, was wir brauchen. Insofern muß also auch dieses Konzept der GRÜNEN überdacht werden; es muß verändert werden.

      (Frau Teubner [GRÜNE]: Das eine tun und das andere nicht lassen!)

      Ich glaube, daß wir als Enquete-Kommission mit den Vorstellungen, die die Bundesregierung ja aufgreift, hier auf dem richtigen und — so möchte ich auch sagen — auf dem besseren Weg sind.
      Ich will noch etwas deutlich machen: daß wir sicherlich mit all dem nur etwas erreichen können, wenn wir weltweit bei allem, was wir tun, auch bedenken, die Umweltverträglichkeit zu prüfen. Ich halte es für unabweisbar notwendig, daß wir bei uns selbst damit anfangen — aber auch im Zusammenwirken mit anderen, mit denen wir Projekte realisieren — , die Umweltverträglichkeit dieser Projekte zu überprüfen.

      (Repnik [CDU/CSU]: Jedes Projekt!)

      Ich freue mich — deshalb greife ich den Zuruf auf —,
      daß die Bundesrepublik dies tut, daß unserer Projekte
      jetzt geprüft werden. Daß in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, als wir alle miteinander gemeinsam diesen Punkt noch nicht gesehen haben und als in der Regierungszeit des Kanzlers Schmidt die Sägewerke genehmigt wurden, die wir heute gemeinsam besichtigen, wobei wir dann der Bundesregierung sagen, sie solle keine Fehler machen,

      (Repnik [CDU/CSU]: Richtig!)

      ist richtig. Es waren andere Zeiten, als dies alles gemacht wurde.
      Aber ich möchte den heutigen Tag nicht nutzen, um kleinliche Vergangenheitsbewältigung zu betreiben. Ich glaube, Umweltverträglichkeitsprüfung, internationale Konvention, gekoppelt mit einem Sofortprogramm, das sind Schritte, die wir gemeinsam tun sollten, auf die wir uns verständigen sollten, wie wir es ja in weiten Teilen auch schon getan haben. Über alles andere lohnt sich nicht kleinlich zu streiten. Wir müssen sofort einsteigen. Ich glaube, das ist der einzig richtige Weg.
      Herzlichen Dank.

      (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)