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    Plenarprotokoll 11/218 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 218. Sitzung Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 Inhalt: Gedenkworte für die Opfer der Erdbebenkatastrophe im Iran 17301 A Wahl der Rundfunkräte und Verwaltungsräte der Deutschen Welle und des Deutschlandfunks 17301 B Erweiterung der Tagesordnung 17301 C Absetzung der Punkte 1 f und 28 von der Tagesordnung 17302 A Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und den Richtlinien für Aktuelle Stunden in der Sitzungswoche ab 3. September 1990 17328 C Nachträgliche Überweisung von Gesetzentwürfen an den Ausschuß für Wirtschaft bzw. an den Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau 17348 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Gefahren für die Demokratie in Rumänien (Drucksache 11/7467) Vizepräsidentin Renger 17302 A Duve SPD (Erklärung nach § 31 GO) . . 17303 A Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags des Abgeordneten Dr. Hauchler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Entwicklungspolitik in gesamtdeutscher Verantwortung (Drucksache 11/7387) 17303 A Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags des Abgeordneten Graf von Waldburg-Zeil, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Hoppe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ein gemeinsamer deutscher Beitrag für eine verstärkte Entwicklungszusammenarbeit durch Entspannung zwischen Ost und West (Drucksache 11/7473) . . . 17303 A Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 166 zu Petitionen (Drucksache 11/7159) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 167 zu Petitionen (Drucksache 11/7271) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 168 zu Petitionen (Drucksache 11/7445) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 169 zu Petitionen (Drucksache 11/ 7446) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 12: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschus- II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 ses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Kelly und der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung einer Friedensordnung für Kambodscha, die eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht ausschließt (Drucksachen 11/6251, 11/7474) 17303D Tagesordnungspunkt 24: a) Zweite und dritte Beratung des von der Abgeordneten Frau Beck-Oberdorf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Benachteiligung von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere in der Erwerbsarbeit (Antidiskriminierungsgesetz Teil I — ADG I) (Drucksachen 11/3266, 11/7449, 11/7450) b) Zweite und dritte Beratung des von der Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Gleichstellung von Frau und Mann im Berufsleben (Gleichstellungsgesetz) (Drucksachen 11/3728, 11/7449) Frau Schmidt (Hamburg) GRÜNE . . . 17304 C Frau Männle CDU/CSU 17306A Frau Nickels GRÜNE . . . . 17306B, 17308 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 17306 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 17309 C Frau Würfel FDP 17311C Frau Nickels GRÜNE 17313 C Frau Nickels GRÜNE 17314B Frau Seuster SPD 17315 B Frau Limbach CDU/CSU 17317 A Frau Nickels GRÜNE 17318 A Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 17319B Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 17320D Frau Weyel SPD 17322 D Tagesordnungspunkt 25: Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beendigung der energiewirtschaftlichen Nutzung der Kernenergie und ihrer sicherheitstechnischen Behandlung in der Übergangszeit (Kernenergieabwicklungsgesetz) (Drucksachen 11/13, 11/4654, 11/4661) Schäfer (Offenburg) SPD 17323 B Harries CDU/CSU 17325 D Schäfer (Offenburg) SPD 17326B Frau Wollny GRÜNE 17327 B Baum FDP 17328 C Dr. Friedrich CDU/CSU 17330 A Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . 17330 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 17331 B Tagesordnungspunkt 26: Beratung des Zweiten Berichts der Enquete Kommission Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre: Schutz der tropischen Wälder (Drucksache 11/7220) Schmidbauer CDU/CSU 17333 C Frau Ganseforth SPD 17336 D Frau Dr. Segall FDP 17338 B Dr. Knabe GRÜNE 17340D Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 17342 D Müller (Düsseldorf) SPD 17344 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 17346 D Tagesordnungspunkt 27: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausstieg aus der Produktion und Verwendung von PVC (Polyvinylchlorid) zu dem Antrag des Abgeordneten Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Vorsorge gegen Schadensfälle in der chemischen Industrie zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Garbe, Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung der Störfall-Verordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Dr. Laufs, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Baum, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verbesserung der Gesundheits- und Umweltvorsorge im Chemikalienbereich (Drucksachen 11/3059, 11/714, 11/1037, 11/2348, 11/7184) Frau Garbe GRÜNE 17349 A Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . . 17349 D Müller (Düsseldorf) SPD 17350 D Frau Dr. Segall FDP 17351 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . . 17352 B Frau Garbe GRÜNE (zur GO) 17353 B Dr. Rüttgers CDU/CSU (zur GO) 17354 A Nächste Sitzung 17354 D Berichtigungen 17355 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17357 * A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frau Kelly (DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag: Unterstützung einer Friedensordnung für Kambodscha, die eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht ausschließt (Zusatztagesordnungspunkt 12) 17357* B Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 17358* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 17301 218. Sitzung Bonn, den 22. Juni 1990 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 17355 Berichtigungen 217. Sitzung Bei der namentlichen Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ausschusses Deutsche Einheit auf Drucksache 11/7465 ist auf Seite 17 278 D hinter „Dr. Haack" einzufügen: „Haack (Extertal)". Bei dem Endgültigen Ergebnis auf Seite 17 277 D ist bei „ja" zu lesen: „487". Bei der namentlichen Abstimmung über den Gesetzentwurf vom 18. Mai 1990 über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik ist auf Seite 17 281 D hinter „Dr. Haack" einzufügen: „Haack (Extertal)". Bei dem Endgültigen Ergebnis auf Seite 17 281 A ist bei „ja" zu lesen: „445". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Bahr SPD 22. 06. 90 Dr. Blank CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. von Bülow SPD 22. 06. 90 Dr. Ehmke (Bonn) SPD 22. 06. 90 Eich GRÜNE 22. 06. 90 Dr. Gautier SPD 22. 06. 90 Genscher FDP 22. 06. 90 Gerster (Mainz) CDU/CSU 22. 06. 90 Grünbeck FDP 22. 06. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 22. 06. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 22. 06. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 22. 06. 90 Ibrügger SPD 22. 06. 90 * Jung (Düsseldorf) SPD 22. 06. 90 Jung (Lörrach) CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. Lammert CDU/CSU 22. 06. 90 Linsmeier CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 22. 06. 90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 22. 06. 90 Müller (Schweinfurt) SPD 22. 06. 90 Dr. Niese SPD 22. 06. 90 Pauli SPD 22. 06. 90 Reuschenbach SPD 22. 06. 90 Frau Rock GRÜNE 22. 06. 90 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 22. 06. 90 Scherrer SPD 22. 06. 90 Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 22. 06. 90 Schröer (Mülheim) SPD 22. 06. 90 Sieler (Amberg) SPD 22. 06. 90 Toetemeyer SPD 22. 06. 90 Frau Trenz GRÜNE 22. 06. 90 Vosen SPD 22. 06. 90 Wimmer (Neuss) CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. Zimmermann CDU/CSU 22. 06. 90 Zywietz FDP 22. 06. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frau Kelly (DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag: Unterstützung einer Friedensordnung für Kambodscha, die eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht ausschließt (Zusatztagesordnungpunkt 12) Frau Kelly (GRÜNE): Ich freue mich, daß dieser Antrag noch vor der Sommerpause einstimmig abgestimmt werden konnte. Ich stimme diesem Antrag zu, weil die Gefahr einer Rückkehr der Roten Khmer an die Macht in Kambodscha von Tag zu Tag wächst. Die Roten Khmer rücken nach neuesten Meldungen in Kambodscha weiter vor: zwei Tage nach ihrer Weigerung, ein Waffenstillstandsabkommen zu unterzeich- Anlagen zum Stenographischen Bericht nen, haben die Truppen der Roten Khmer weitere Gebietsgewinne erkämpft. Ich habe diesem Antrag zugestimmt, weil schon im Januar 1990 bei Vorlage des von mir eingebrachten ursprünglichen Antrags und bei der ersten Lesung im Bundestag wir uns alle für den Vorschlag der australischen Regierung eingesetzt haben, den Sitz Kambodschas in den Vereinten Nationen der „Widerstandskoalition" zu entziehen und erst dann neu zu besetzen, wenn - dem Vorbild Namibia entsprechend - nach allgemeiner Abrüstung unter treuhänderischer UNO-Verwaltung in freien Wahlen eine neue Regierung gebildet und im Amt ist. Inzwischen sind fast sechs Monate vergangen und, wie die „Time" im April 1990 schrieb, Kambodscha ist immer noch ein „Killing Field". Es gab Hoffnung zwischendurch. Vietnam und China hatten z. B. eine Vereinbarung zwischen Hun Sen (Kambodschas Ministerpräsident) und der Führung der Widerstandsbewegung akzeptiert, nach der das vom Bürgerkrieg zerrissene Kambodscha ein gemeinsames Regierungsgremium erhalten soll. Die chinesische und die vietnamesische Seite, so die Zeitungen, haben angeblich Konzessionen gemacht. Auch ist die Überwachungsrolle der Vereinten Nationen in dem Konflikt akzeptiert worden. Doch am 6. Juni 1990 haben die Roten Khmer in Tokio gesagt, sie seien an die von der kambodschanischen Regierung und dem Führer der Widerstandsallianz Prinz Sihanouk unterzeichneten Vereinbarung zur Beilegung des bewaffneten Kampfes nicht gebunden. In einer Mitteilung heißt es, der Versuch, den Konflikt in Kambodscha zu schlichten, sei „zum Scheitern verurteilt". Die Roten Khmer, die militärisch stärkste Fraktion des kambodschanischen Widerstandsbündnisses, hatten in Tokio die Unterzeichnung einer Vereinbarung boykottiert, die den „freiwilligen Verzicht von Waffengebrauch aller Parteien" festschreibt. Die Lage spitzt sich in Kambodscha dramatisch zu, auch deswegen weil die Volksrepublik China ihre Schützlinge, die Roten Khmer, nach wie vor reichlich mit Waffen versorgt, die immer noch ihren Weg durch Thailand nehmen. Ich habe diesem Antrag zugestimmt, denn nach wie vor, so erklärt die chinesische Regierung, wird sie die Roten Khmer mit Waffen versorgen (Radio Peking am 19. Juni 1990). Wir hier im Deutschen Bundestag haben eine große Verantwortung für das, was dort in Kambodscha geschieht, denn inzwischen haben die Roten Khmer hochmoderne Panzerabwehrwaffen aus bundesdeutscher Produktion auf dem illegalen Waffenmarkt erworben. Die Roten Khmer haben die „Armbrust" und prahlen auch noch damit! Wir haben auch eine große Verantwortung, und auch deswegen habe ich für diesen Antrag gestimmt, weil die Bundesrepublik bei den Abstimmungen in den Vereinten Nationen zum Thema Kambodscha einen anderen Weg hätte gehen können, den Weg der Enthaltung oder den Weg der Nein-Stimme, als es um den offiziellen Sitz Kambodschas hei den Vereinten Nationen ging. Bis heute wird Kambodscha bei den Vereinten Nationen von der 17358* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 „Widerstandskoalition" einschließlich der Roten Khmer vertreten. In der VN-Resolution Nr. 44/22 vom 16. November 1989 stimmte die Bundesrepublik für den „wirkungsvollen" Kampf dieser Widerstandskoalition, und ich betone noch einmal: einschließlich der Roten Khmer! Dies alles verpflichtet uns erst recht, alles nur mögliche zu tun, um eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht zu verhindern. Ich habe diesem Antrag zugestimmt, weil den mit ungeheuren Verbrechen gegen die Menschlichkeit belasteten Roten Khmer unverzüglich jede direkte und indirekte materielle und ideelle Unterstützung entzogen werden muß. Da China hierzu nicht bereit sein wird, müssen die westlichen Regierungen und Parlamente um so entschiedener handeln. Die jetzige Situation und die Unterstützung der Roten Khmer direkt durch China (und indirekt durch USA) hält die Überlebenden des kambodschanischen Holocaust als Geiseln, konfrontiert mit der Aussicht auf Machtergreifung oder durch eine von den USA, China, ASEAN durchgedrückte diplomatische Regelung! Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 1. Juni 1990 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz zu Änderung des Arbeitsgerichtsgesetzes und anderer arbeitsrechtlicher Vorschriften (Arbeitsgerichtsgesetz-Änderungsgesetz) Neuntes Gesetz zur Änderung des Bundeswahlgesetzes Gesetz zur Reform des Rechts der Vormundschaft und Pflegschaft für Volljährige (Betreuungsgesetz — BtG) Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie des Rates vom 21. Dezember 1988 über eine allgemeine Regelung zur Anerkennung der Hochschuldiplome, die eine mindestens dreijährige Berufsausbildung abschließen, für die Berufe des Rechtsanwalts und des Patentanwalts Gesetz zu dem Protokoll vom 17. Oktober 1989 zu dem Abkommen vom 11. August 1971 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen in der Fassung des Protokolls vom 30. November 1978 Gesetz zu dem Abkommen vom 18. Oktober 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Verhinderung der Steuerverkürzung Gesetz zu dem Zusatzabkommen vom 28. September 1989 zur Änderung des Abkommens vom 21. Juli 1959 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik zur Vermeidung der Doppelbesteuerungen und über gegenseitige Amts- und Rechtshilfe auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie der Gewerbesteuern und der Grundsteuern in der Fassung des Revisionsprotokolls vom 9. Juni 1969 Gesetz zu dem Zusatzprotokoll Nr. 4 vom 25. April 1989 zu der am 17. Oktober 1868 in Mannheim unterzeichneten Revidierten Rheinschiffahrtsakte Gesetz zu dem Abkommen vom 4. Juli 1989 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Volksrepublik Bulgarien über die Schiffahrt auf den Binnenwasserstraßen Gesetz zu dem Vertrag vom 10. November 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Beichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/5331 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/5099 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 11/6486 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/6941 Nr. 1, 2 Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 11/6502 Nr. 18, 19, 20
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    Rede von Prof. Monika Ganseforth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als wir uns in der Enquete-Kommission daranmachten, uns mit dem Tropenwald zu befassen, ging es uns darum, den Beitrag seiner Vernichtung zum zusätzlichen Treibhauseffekt sowie die Ursachen und möglichen Gegenmaßnahmen der Urwaldzerstörung zu ermitteln. Das hängt so zusam-



    Frau Ganseforth
    men: Alle Pflanzen, besonders Wälder und speziell die tropischen Wälder, nehmen Kohlendioxid, also CO2, aus der Atmosphäre auf, sie fixieren den Kohlenstoff und geben den Sauerstoff wieder an die Atmosphäre ab. Die Pflanzen und Wälder und insbesondere die tropischen Wälder sind, wie wir sagen, eine Senke für CO2 und können damit dem Treibhauseffekt entgegenwirken. Wird der Wald jedoch abgeholzt, dann wird dieser Prozeß gestoppt. Wenn Holz verbrannt wird oder vermodert, dann entsteht wieder CO2, das dann an die Atmosphäre abgegeben wird und den Treibhauseffekt vergrößert.
    Die Zerstörung der Tropenwälder macht etwa 20 der CO2-Wirkungen aus, d. h., das CO2 bewirkt die Hälfte des Treibhauseffektes. Dies bedeutet: Der Beitrag der Zerstörung der tropischen Wälder zum Treibhauseffekt beträgt etwa 10 %. Das ist viel, aber wenn wir es an anderen Einflüssen messen, etwa halb so viel, wie die FCKW zum Treibhauseffekt beitragen.
    Die Störung des globalen Klimas ist aber nur einer der Gründe, warum der Tropenwald erhalten werden muß. Für diese Länder selber bedeutet die Zerstörung der Tropenwälder nämlich eine Störung des lokalen Klimas, z. B. Überschwemmungskatastrophen, wie wir in Thailand gesehen und gehört haben, und zusätzliche Erosion.
    Je mehr wir uns in der Enquete-Kommission mit diesem Thema beschäftigt haben, desto deutlicher wurde die Erkenntnis, daß es sich beim Tropenwald um ein Erbe der gesamten Menschheit handelt. Herr Schmidbauer hat schon darauf hingewiesen, daß der Treibhauseffekt und die Klimaproblematik nur ein Teil sind. Viel schlimmer ist noch, daß diese unendlich artenreichen Ökosysteme zerstört werden, was irreversible Auswirkungen hat. Wir waren mit einer Delegation der Enquete-Kommission — ich bin mitgewesen — in Südostasien. Man kann gar nicht beschreiben, wenn man sieht, was passiert, wenn ein jahrhundertealter, von Lianen bewachsener Baum in einem Urwald mit großen Motorsägen gefällt wird, wie er mit schwerem Gerät durch den Wald gezogen wird, wie rechts und links die Bäume umfallen, wie der Boden zerstört wird, und welche Schäden das hinterläßt. Dann kann man nicht mehr nur von „CO2-Senke" oder „Biomasse" sprechen, wenn man über die tropischen Regenwälder spricht.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN sowie des Abg. Schmidbauer [CDU/CSU])

    Inzwischen ist die Hälfte der tropischen Wälder zerstört. Der Tropenwaldbericht, den wir hier heute vorlegen, listet das in umfangreichen Zahlen auf, analysiert die Ursachen und macht Vorschläge zur Rettung der noch verbleibenden Wälder. Wir, die Mitglieder der Enquete-Kommission, haben intensiv mitgearbeitet und tragen den Bericht in großen Teilen mit. Aber der im Kommissionsbericht vorgeschlagene Stufenplan zur Reduzierung der Zerstörungsraten ist unserer Meinung nach nicht ausreichend. Er wird die Zerstörung der Tropenwälder noch etwa 20 Jahre zulassen.
    Wir schlagen einen Vier-Phasen-Dringlichkeitsplan vor. Dadurch sollte es möglich sein, innerhalb von fünf Jahren einen weitgehenden Stopp der Tropenwaldvernichtung zu erreichen. Der Dringlichkeitsplan ist nach Jahren gegliedert. Dieses Jahr ist die erste Phase, 1991 die zweite, 1992 die dritte und 1993 die vierte. Bis dahin muß die Tropenwaldvernichtung beendet sein.
    Der Dringlichkeitsplan umfaßt bilaterale und internationale Teile. Entschuldung ist ein Thema. Ein Tropenwaldfonds wird gegründet. Ein Übereinkommen zum Schutz der tropischen Wälder im Rahmen einer Klimakonvention, Solarnutzungsprogramme und Modellprojekte zum Tropenwaldschutz sind enthalten. Wir haben den Dringlichkeitsplan oft genug vorgestellt, und er ist im Bericht enthalten.
    Zusätzlich zu diesem Plan müssen die internationalen Organisationen reformiert werden. Soziale und ökologische Standards müssen in die Vergabepraxis der nationalen und internationalen Kreditinstitute eingeführt werden. Die Entwicklungszusammenarbeit muß umstrukturiert werden — darüber sind wir uns in der Enquete-Kommission einig — , denn die Menschen in den Tropenländern zerstören ihre Wälder aus Not. Sie brauchen Verdienstmöglichkeiten. Sie brauchen Anbaumöglichkeiten. Sie brauchen alternative Möglichkeiten, Devisen zu erwirtschaften, ohne daß sie ihre Wälder zerstören. Dazu brauchen sie unsere Hilfe. Aber sie müssen selber ihren Beitrag dazu leisten; das wissen wir.
    Als wir mit unserer Delegation vor einem knappen Jahr in Südostasien waren, haben wir in einer Zeitung aus Malaysia, der „New Straits Times", vom 29. Juli einen Bericht gelesen, der sich mit einer ähnlichen Debatte im Kongreß der USA beschäftigte. Ich möchte aus diesem Bericht einige Passagen vorlesen bzw. übersetzen. Ich möchte das so machen, daß ich, wenn da „USA" steht, „Bundesrepublik" und, wenn es „Kongreß" heißt, „Bundestag" sage; denn ich denke: Das ist genau das Echo, das auch auf unsere Debatten hier kommen kann. In dem Bericht hieß es: „America should teach not preach". Manches, was hier gesagt wird — so kommt es mir vor —, wird gepredigt, anstatt zu helfen und zu lehren.

    (Frau Schulte [Hameln] [SPD]: Das ist leider wahr!)

    In diesem Artikel heißt es:
    Lange bevor die Entwicklungsländer damit begannen, Wälder zu fällen, um ihre Bevölkerung mit Land zu versehen, hatten die Europäer von den Tropenwäldern profitiert. Wälder waren vernichtet worden, um den Westen mit Edelhölzern zu versorgen. Die besten, produktivsten Regenwälder waren zerstört, lange bevor die Staaten Afrikas und Südostasiens unabhängig wurden. Sie
    — die Edelhölzer —
    sind aufgegangen in einigen der schönsten Häuser und Gebäude Europas.
    Dann hieß es in dem Bericht:
    Wer sind die größten Verschmutzer der Welt? Sicher nicht die armen Völker der Dritten Welt. Die wahren Zerstörer der Umwelt sind die Industrien und Verbraucher des Westens. Sie entwickelten, produzierten und verwendeten die ozonzerstö-



    Frau Ganseforth
    renden FCKWs. Also bevor die Deutschen und der Bundestag anfangen können, der Welt die Bedeutung von Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie zu diktieren, müssen sie selber tun, was sie predigen.
    Soweit diese Stimme aus Malaysia.
    Ich glaube, wir müssen sehr ernst nehmen, was da geschrieben ist. Herr Knabe und ich haben übrigens mit den Verfassern dieses Artikels damals ein Gespräch geführt, weil es uns sehr wichtig war, auf diese Argumente auch im Dialog einzugehen.
    Wenn wir es also mit der Rettung der Tropenwälder ernst meinen und wenn es uns nicht nur um Ankündigungen geht, dann muß man diese Botschaft sehr ernst nehmen. Wir dürfen die Sorge um den Tropenwald nicht zum Alibi machen, um von Versäumnissen hier abzulenken oder uns selber vor schmerzhaften und unbequemen Maßnahmen zu drücken und das „Weiter so" zu verbergen. Wir dürfen uns nicht nur um den fernen Tropenwald kümmern, weil wir das Waldsterben bei uns und die Nordseeverschmutzung nicht in den Griff bekommen oder nicht in den Griff bekommen wollen.
    Vor unserer Reise nach Südostasien war ich radikal in bezug auf Forderungen zum Schutz der Tropenwälder. Zurückgekommen bin ich mit radikalen Forderungen in bezug auf uns, auf die Industrienationen, auf unsere Art zu produzieren und zu konsumieren:

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    z. B. FCKW- und Halonausstieg, kein Einstieg in die Produktion teilhalogenierter Kohlenwasserstoffe — das haben wir gestern in der Enquete-Kommission wieder diskutiert —, eine radikale Änderung der Verkehrspolitik und unseres Umgangs mit dem Pkw sowie mit dem Flugzeug, eine radikale Änderung der Energiepolitik sorgsamer Umgang mit Rohstoffen — dazu gehört auch Holz, dazu gehört auch Tropenholz —, denn, liebe Kolleginnen und Kollegen, wirksamer Tropenwaldschutz beginnt bei uns.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Dr. Segall.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Inge Segall


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen! An der Schwelle zum 21. Jahrhundert steht die Menschheit vor der größten Herausforderung in ihrer Geschichte. Sie steht vor der Gefahr, durch hemmungslose Inanspruchnahme der Ressource Umwelt ihre eigene Lebensgrundlage zu zerstören. Sie muß erkennen, daß die Erde kurz vor dem Punkt angelangt ist, an dessen Überschreitung eine Umkehr nicht mehr möglich ist.
    Vielen Gefahren, die Plünderung des Planeten Erde durch den Verbrauch der fossilen Brennstoffe, die alarmierende Vernichtung der Wälder, die Ausbreitung der Wüsten, die Belastung von Böden, Luft und Gewässern mit Schadstoffen, bedrohen das Überleben auf unserer Erde. Die Menschheit ist leider — von vielen noch unbemerkt — zur Überlebensgemeinschaft geworden.
    Wir müssen erkennen, wie sehr der soziale Frieden, der Frieden zwischen den Völkern und der Frieden mit der Natur, einander bedingen. Verantwortung nicht nur für uns, sondern für alle künftigen Generationen muß unser Denken und Handeln bestimmen. Die Achtung vor der Menschenwürde und vor der ganzen Schöpfung, der Wille, mehr und nicht weniger Freiheit zu verwirklichen, verpflichten uns, künftigen Generationen die materiellen Möglichkeiten und die Freiheit zu belassen, über ihre eigenes Schicksal selbst zu entscheiden.
    Die Frage nach der Vereinbarkeit von Umwelt und Entwicklung steht im Mittelpunkt der globalen Umweltherausforderung. Entwicklung muß sich künftig in den einzelnen Staaten wie im weltweiten Rahmen an den natürlichen Grenzen der ökologischen Tragfähigkeit orientieren.
    Notwendiges Wachstum und die legitime Nutzung von Ressourcen stellen dabei nicht von vornherein einen Gegensatz zu den Erfordernissen der Umwelterhaltung dar.
    Gestatten Sie mir dazu eine kleine Anmerkung: Wir beobachten, daß der technologische Fortschritt und das damit verbundene „down sizing" in vielen Produktionsbereichen eine Steigerung des Bruttosozialprodukts bei gleichzeitiger Verringerung des Ressourcenverbrauchs ermöglicht, allerdings unter steigendem Energieaufwand — ein Problem, dem sich die Enquete-Kommission noch stellen muß.
    Das Konzept des „sustainable development" muß zum Maßstab allen wirtschaftlichen und entwicklungspolitischen Handelns werden. Das von dem Philosophen Hans Jonas formulierte Prinzip Verantwortung für die Zukunftsbewältigung muß auch im Mittelpunkt der heutigen Debatte stehen, in der es um den Schutz der tropischen Wälder geht.
    Die alarmierende Zerstörung der tropischen Wälder hat in den letzten Jahren dramatische Ausmaße angenommen. Nicht nur das Tempo des Zerstörungsprozesses, sondern auch die zu befürchtenden globalen Auswirkungen sowohl auf das Weltklima als auch auf die politische, ökonomische, soziale und ökologische Situation der betroffenen Entwicklungsländer erfordern dringend Gegenmaßnahmen.
    Alle politisch Verantwortlichen sind sich hinsichtlich der Notwendigkeit und Dringlichkeit einig, wirksame Maßnahmen zum Schutz der verbliebenen Tropenwälder zu ergreifen. Angesichts der Komplexität des Problems und der Tatsache, daß es keine allgemeingültige Patentlösung geben kann, wird die öffentliche Diskussion über mögliche Lösungsstrategien nach wie vor äußerst kontrovers geführt.
    Die Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" hat mit ihrem zweiten Zwischenbericht eine umfassende Darstellung und Wertung der Tropenwaldproblematik vorgenommen sowie in den Handlungsempfehlungen weitreichende Vorschläge und Forderungen für einen wirksamen Tropenwaldschutz unterbreitet.
    Die Analyse der Ursachen der Vernichtung tropischer Wälder zeigt, wie vielschichtig und komplex die Zusammenhänge der Tropenwaldzerstörung sind. Zusammensetzung, Verknüpfung und Gewichtung



    Frau Dr. Segall
    der Ursachen unterscheiden sich nicht nur nach Land und Region, sondern auch zeitlich in Abhängigkeit von wirtschaftlichen, politischen und sozialen Faktoren.
    Häufig werden die Ursachen der Tropenwaldzerstörung durch eine verfehlte nationale Wirtschafts-, Finanz- und Währungspolitik sowie soziale Mißstände noch verschärft. Fälschlicherweise werden die Aktivitäten, die zur Schädigung und Zerstörung der tropischen Wälder beitragen, wie Brandrodung, Brennholzgewinnung, Nutzholzeinschlag und Rodungen für die infrastrukturelle Erschließung als Ursachen bezeichnet. Diese Aktivitäten sind jedoch nur die äußeren Erscheinungsformen der Tropenwaldzerstörung und haben tieferliegende Ursachen.
    Dabei handelt es sich um Rahmenbedingungen, die in fast allen Tropenwaldländern gleichermaßen anzutreffen sind und deren Auswirkungen weit über die eigentliche Tropenwaldproblematik hinausgehen. Hierzu gehören vor allem das enorme Bevölkerungswachstum und die Armut breiter Bevölkerungsschichten.
    Diese miteinander zusammenhängenden Faktoren werden in dem Bericht der Enquete-Kommission folgerichtig als die tieferliegenden Ursachen für die zunehmende Zerstörung der Tropenwälder bezeichnet.
    Das Bevölkerungswachstum stellt nicht nur die Tropenwaldländer vor schwierige ökonomische, soziale und ökologische Probleme. Hohes Bevölkerungswachstum ist eine entscheidende Ursache dafür, daß sich die Armut in den Ländern der Dritten Welt verschärft und gleichzeitig zur Übernutzung der natürlichen Ressourcen führt.
    Welche Gefahren von einem weiteren ungezügelten Bevölkerungswachstum ausgehen, macht der kürzlich veröffentlichte Weltbevölkerungsbericht 1990 der Vereinten Nationen mit folgenden Worten sehr deutlich:
    ... das schnelle Bevölkerungswachstum in den armen Ländern hat bereits begonnen, die Erde unwiderruflich zu verändern. Diese Veränderungen werden in den 90er Jahren ein kritisches Ausmaß erreichen. Zu Beginn der 90er Jahre müssen wir uns für konsequente Maßnahmen entscheiden, um das Bevölkerungswachstum aufzuhalten, die Armut zu bekämpfen und die Umwelt zu schützen. Andernfalls können wir unseren Kindern nur ein vergiftetes Erbe hinterlassen.
    Dieser dramatische Appell spricht für sich. Nach der jüngsten Prognose der Vereinten Nationen soll die Weltbevölkerung bis zum Ende des nächsten Jahrhunderts 11 bis 14 Milliarden Menschen erreichen. Eine solch unvorstellbare Bevölkerungsexplosion wird nicht nur an die Substanz der Erde selbst gehen; sie wird auch alle Eigenanstrengungen der betroffenen Entwicklungsländer und die Erfolge einer wirksamen entwicklungspolitischen Zusammenarbeit letztlich wieder zunichte machen.
    In einer solchen für die Zukunft der Menschheit entscheidenden Frage dürfen parteipolitische und ideologische Überlegungen keine Rolle spielen. Durch die gebetsmühlenartigen Wiederholungen sozialistischer Patentrezepte zur Beseitigung einer ungleichen Verteilung von Reichtum und Macht im Sinne der dirigistischen Vorstellungen einer sogenannten neuen Weltwirtschaftsordnung

    (Dr. Knabe [GRÜNE]: Die sind doch ungleich verteilt!)

    sind die ökonomischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen der Zukunft nicht zu bewältigen.
    Welche Folgen Jahrzehnte sozialistischer Wirtschaftspolitik haben, erleben wir gegenwärtig in den Staaten Osteuropas. Notwendig ist künftig gemeinsames Handeln aller politischen Kräfte bei der Gestaltung einer auf Partnerschaft und Solidarität beruhenden internationalen Zusammenarbeit, die sich auf die Prinzipien des untrennbaren Zusammenhangs zwischen der Achtung der Menschenrechte, der Nichtdiskriminierung, der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der auf privater Initiative beruhenden sozialen und ökologischen Marktwirtschaft gründet.
    Darüber hinaus müssen künftig alle Anstrengungen auf die Lösung der zentralen Probleme in der Dritten Welt konzentriert und dabei Umwelterhaltung, Armutsbekämpfung sowie die Reduzierung des Bevölkerungswachstums zur Strategie einer auf Dauer tragfähigen Entwicklung gemacht werden. Dazu zählt auch die Fortsetzung der Maßnahmen zur Überwindung der Verschuldungsproblematik sowie zur Unterstützung der Entwicklungsländer bei ihren Bemühungen um volle Integration in die weltwirtschaftliche Zusammenarbeit.
    Im Rahmen einer solchen ökologisch orientierten Gesamtstrategie spielt der Schutz und die Erhaltung der tropischen Wälder eine bedeutende Rolle. Daher müssen alle bestehenden und realisierbaren Handlungsmöglichkeiten für eine zügige Verwirklichung von Schutzkonzepten und Maßnahmen zur Tropenwalderhaltung genutzt werden. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung von Lösungsvorschlägen ist allerdings zunächst die Akzeptanz und Bereitschaft der Tropenwaldländer, sich an der Realisierung solcher Vorschläge aktiv zu beteiligen. Nicht der Versuch, den Tropenwaldländern noch so gut gemeinte Konzepte von außen aufzuzwingen, sondern der die gemeinsamen Interessen berücksichtigende Dialog und konstruktive Zusammenarbeit in klar definierten Kooperationsprogrammen führen weiter.
    Neben einer Unterschutzstellung von großen Teilen des Primärwaldes kommt es vor allem darauf an, durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der übrigen Wälder deren ökologische Funktionen zu erhalten und die Interessen einer wirtschaftlichen Nutzung dieser Ressourcen langfristig zu wahren. Auch in der internationalen Expertenanhörung zum Tropenwaldproblem bestand weitgehend Konsens in der Beurteilung, daß nur das dauerhafte wirtschaftliche Interesse der ansässigen Bevölkerung und der Regierungen der Tropenwaldländer auf Grund dauerhafter Nutzungsmöglichkeiten unter Einschluß von Nichtholzprodukten wie Rattan, Nüssen und Kautschuk den Wald langfristig vor Zerstörung schützt. Die Vertreter von



    Frau Dr. Segall
    Umweltschutzorganisationen plädierten einhellig für eine Strategie „conservation and development" , d. h. Kopplung von Nutz- und Schutzzielen.
    Ein wirksamer Tropenwaldschutz erfordert vor allem eine geschlossene Landnutzungsstrategie für Tropenwaldregionen, welche die Probleme der Ernährungssicherung, der Energieversorgung und der ländlichen Entwicklung mit einbezieht, sowie verstärkte international koordinierte Maßnahmen zur Umsetzung wirksamer Schutzkonzepte. Patentrezepte sind hierfür ungeeignet. Zu diesen gehört auch die Forderung nach einem allgemeinen Tropenholzimportverbot

    (Dr. Knabe [GRÜNE]: Das wäre sehr nötig!)

    oder einem Verzicht auf die Nutzung tropischer Hölzer. Solche Maßnahmen sind keine praktikablen und erfolgversprechenden Handlungsmöglichkeiten. Sie können schon rein quantitativ keinen wirksamen Beitrag zum Schutz tropischer Wälder leisten und würden sich eher schädlich auswirken, da sie das Eigeninteresse der Tropenwaldländer am Erhalt ihrer Waldressourcen untergraben, statt es zu stärken.
    Ein genereller Tropenholzboykott würde sich für die betroffenen Entwicklungsländer nicht nur wegen der dadurch sinkenden Tropenholzpreise negativ auswirken, sondern hätte wegen der dann zu erwartenden Überführung großer Tropenwaldflächen in andere Nutzungsformen erst recht eine vermehrte Tropenwaldvernichtung zur Folge. Dagegen könnte durch eine gezielte Verwendung von Tropenholz, das nachweislich aus nachhaltig bewirtschafteten Tropenwaldbeständen stammt, zur Unterstützung umweltgerechter Waldwirtschaft in den Tropen beigetragen werden.
    Allerdings ist ein solcher selektiver Verwendungsverzicht ebenfalls kein geeignetes Mittel zum Tropenwaldschutz, solange die Einhaltung wirksamer Kontrollmaßnahmen noch nicht durch internationale Vereinbarungen sichergestellt ist. Unter diesen Gesichtspunkten stellt die Initiative der Bundesregierung zur Durchsetzung einer ausschließlich „nachhaltigen Tropenwaldnutzung" durch Erarbeitung eines internationalen Verhaltenskodex im Rahmen von ITTO einen wichtigen Beitrag dar.
    Im Interesse eines wirksamen Tropenwaldschutzes sind auch verstärkte Anstrengungen in der bilateralen und multilateralen Entwicklungszusammenarbeit erforderlich. Eine entscheidende Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Unterstützung von Maßnahmen für Waldschutz und Forstentwicklung im Rahmen des TFAP, des Tropen-Forstwirtschafts-Aktionsplans.
    Trotz der Notwendigkeit, dieses Instrument zu verbessern und weiterzuentwickeln, kann es jedoch nicht darum gehen, eine weitere Mittelbereitstellung für nationale TFAP-Pläne bis zu einer vollständigen Neustrukturierung zu stornieren. Diese von SPD und GRÜNEN in ihrem Minderheitsvotum aufgestellte Forderung ist nicht nur in der Sache verfehlt, sondern würde auch jede Möglichkeit einer gezielten Unterstützung tropenwalderhaltender Maßnahmen für mehrere Jahre unterbinden. Bei aller berechtigten Kritik am bisherigen Konzept des TFAP als des bisher einzigen weltweiten und umfassenden Rahmenprogramms zur Tropenwalderhaltung und forstwirtschaftlichen Entwicklung: Es stellt zur Zeit das wichtigste Instrument zur Verhinderung der fortschreitenden Tropenwaldzerstörung dar.
    Angesichts der dramatischen Tropenwaldzerstörung mit ihren globalen Auswirkungen muß es vor allem darum gehen, ein weiteres Ansteigen der Vernichtungsrate umgehend zu stoppen und durch eine Unterbindung des Zerstörungsprozesses und durch Wiederaufforstungsmaßnahmen in einem realistischen Zeitrahmen Tropenwaldbestände auf Dauer zu erhalten. Dies stellt eine globale Herausforderung dar, die sowohl die Eigenverantwortung der Tropenwaldländer als auch die Solidarität aller anderen Mitglieder der internationalen Staatengemeinschaft erfordert.
    Zur Erreichung dieser ehrgeizigen Ziele hat die Enquete-Kommission einen Drei-Stufen-Plan vorgeschlagen, der sich durch realistische Zeitperspektiven, klare Zielhorizonte sowie einen noch überschaubaren finanziellen Rahmen auszeichnet und der Bundesregierung damit als eine wichtige Grundlage ihrer weiteren Bemühungen um den internationalen Tropenwaldschutz zur Verfügung steht. Entscheidende Elemente dieses Stufenplans sind ein Sofortprogramm und die Verwirklichung einer Internationalen Konvention zum Schutz der tropischen Wälder.
    Die Bundesregierung ist aufgefordert, auf eine Realisierung der von der Enquete-Kommission als dringend notwendig bezeichneten Maßnahmen auf internationaler, EG-weiter und nationaler Ebene mit Nachdruck hinzuwirken und an Hand dieser Vorgaben ein entsprechendes Aktionsprogramm bis zum 1. Oktober 1990 zu verabschieden.
    Einen ersten Schritt in diese Richtung hat die Bundesregierung durch die vor kurzem erfolgte Vorlage ihres Tropenwaldberichtes bereits getan. Ich begrüße die in diesem Zusammenhang von der Bundesregierung abgegebene Erklärung, die Empfehlungen der Enquete-Kommission bei ihrer Politik zur Erhaltung der Tropenwälder berücksichtigen zu wollen, und erwarte, daß sie ihre Vorreiterrolle beim Tropenwaldschutz auf internationaler Ebene weiterhin wahrnimmt.
    Zum Schluß möchte ich nicht vergessen, dem Sekretariat für die mühselige Arbeit noch einmal ganz herzlich zu danken.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)