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    Plenarprotokoll 11/218 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 218. Sitzung Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 Inhalt: Gedenkworte für die Opfer der Erdbebenkatastrophe im Iran 17301 A Wahl der Rundfunkräte und Verwaltungsräte der Deutschen Welle und des Deutschlandfunks 17301 B Erweiterung der Tagesordnung 17301 C Absetzung der Punkte 1 f und 28 von der Tagesordnung 17302 A Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und den Richtlinien für Aktuelle Stunden in der Sitzungswoche ab 3. September 1990 17328 C Nachträgliche Überweisung von Gesetzentwürfen an den Ausschuß für Wirtschaft bzw. an den Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau 17348 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Gefahren für die Demokratie in Rumänien (Drucksache 11/7467) Vizepräsidentin Renger 17302 A Duve SPD (Erklärung nach § 31 GO) . . 17303 A Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags des Abgeordneten Dr. Hauchler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Entwicklungspolitik in gesamtdeutscher Verantwortung (Drucksache 11/7387) 17303 A Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags des Abgeordneten Graf von Waldburg-Zeil, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Hoppe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ein gemeinsamer deutscher Beitrag für eine verstärkte Entwicklungszusammenarbeit durch Entspannung zwischen Ost und West (Drucksache 11/7473) . . . 17303 A Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 166 zu Petitionen (Drucksache 11/7159) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 167 zu Petitionen (Drucksache 11/7271) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 168 zu Petitionen (Drucksache 11/7445) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 169 zu Petitionen (Drucksache 11/ 7446) 17303 C Zusatztagesordnungspunkt 12: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschus- II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 ses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Kelly und der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung einer Friedensordnung für Kambodscha, die eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht ausschließt (Drucksachen 11/6251, 11/7474) 17303D Tagesordnungspunkt 24: a) Zweite und dritte Beratung des von der Abgeordneten Frau Beck-Oberdorf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Benachteiligung von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere in der Erwerbsarbeit (Antidiskriminierungsgesetz Teil I — ADG I) (Drucksachen 11/3266, 11/7449, 11/7450) b) Zweite und dritte Beratung des von der Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Gleichstellung von Frau und Mann im Berufsleben (Gleichstellungsgesetz) (Drucksachen 11/3728, 11/7449) Frau Schmidt (Hamburg) GRÜNE . . . 17304 C Frau Männle CDU/CSU 17306A Frau Nickels GRÜNE . . . . 17306B, 17308 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 17306 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 17309 C Frau Würfel FDP 17311C Frau Nickels GRÜNE 17313 C Frau Nickels GRÜNE 17314B Frau Seuster SPD 17315 B Frau Limbach CDU/CSU 17317 A Frau Nickels GRÜNE 17318 A Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 17319B Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 17320D Frau Weyel SPD 17322 D Tagesordnungspunkt 25: Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beendigung der energiewirtschaftlichen Nutzung der Kernenergie und ihrer sicherheitstechnischen Behandlung in der Übergangszeit (Kernenergieabwicklungsgesetz) (Drucksachen 11/13, 11/4654, 11/4661) Schäfer (Offenburg) SPD 17323 B Harries CDU/CSU 17325 D Schäfer (Offenburg) SPD 17326B Frau Wollny GRÜNE 17327 B Baum FDP 17328 C Dr. Friedrich CDU/CSU 17330 A Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . 17330 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 17331 B Tagesordnungspunkt 26: Beratung des Zweiten Berichts der Enquete Kommission Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre: Schutz der tropischen Wälder (Drucksache 11/7220) Schmidbauer CDU/CSU 17333 C Frau Ganseforth SPD 17336 D Frau Dr. Segall FDP 17338 B Dr. Knabe GRÜNE 17340D Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 17342 D Müller (Düsseldorf) SPD 17344 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 17346 D Tagesordnungspunkt 27: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausstieg aus der Produktion und Verwendung von PVC (Polyvinylchlorid) zu dem Antrag des Abgeordneten Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Vorsorge gegen Schadensfälle in der chemischen Industrie zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Garbe, Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung der Störfall-Verordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Dr. Laufs, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Baum, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verbesserung der Gesundheits- und Umweltvorsorge im Chemikalienbereich (Drucksachen 11/3059, 11/714, 11/1037, 11/2348, 11/7184) Frau Garbe GRÜNE 17349 A Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . . 17349 D Müller (Düsseldorf) SPD 17350 D Frau Dr. Segall FDP 17351 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . . 17352 B Frau Garbe GRÜNE (zur GO) 17353 B Dr. Rüttgers CDU/CSU (zur GO) 17354 A Nächste Sitzung 17354 D Berichtigungen 17355 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17357 * A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frau Kelly (DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag: Unterstützung einer Friedensordnung für Kambodscha, die eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht ausschließt (Zusatztagesordnungspunkt 12) 17357* B Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 17358* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 17301 218. Sitzung Bonn, den 22. Juni 1990 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 17355 Berichtigungen 217. Sitzung Bei der namentlichen Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ausschusses Deutsche Einheit auf Drucksache 11/7465 ist auf Seite 17 278 D hinter „Dr. Haack" einzufügen: „Haack (Extertal)". Bei dem Endgültigen Ergebnis auf Seite 17 277 D ist bei „ja" zu lesen: „487". Bei der namentlichen Abstimmung über den Gesetzentwurf vom 18. Mai 1990 über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik ist auf Seite 17 281 D hinter „Dr. Haack" einzufügen: „Haack (Extertal)". Bei dem Endgültigen Ergebnis auf Seite 17 281 A ist bei „ja" zu lesen: „445". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Bahr SPD 22. 06. 90 Dr. Blank CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. von Bülow SPD 22. 06. 90 Dr. Ehmke (Bonn) SPD 22. 06. 90 Eich GRÜNE 22. 06. 90 Dr. Gautier SPD 22. 06. 90 Genscher FDP 22. 06. 90 Gerster (Mainz) CDU/CSU 22. 06. 90 Grünbeck FDP 22. 06. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 22. 06. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 22. 06. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 22. 06. 90 Ibrügger SPD 22. 06. 90 * Jung (Düsseldorf) SPD 22. 06. 90 Jung (Lörrach) CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. Lammert CDU/CSU 22. 06. 90 Linsmeier CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 22. 06. 90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 22. 06. 90 Müller (Schweinfurt) SPD 22. 06. 90 Dr. Niese SPD 22. 06. 90 Pauli SPD 22. 06. 90 Reuschenbach SPD 22. 06. 90 Frau Rock GRÜNE 22. 06. 90 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 22. 06. 90 Scherrer SPD 22. 06. 90 Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 22. 06. 90 Schröer (Mülheim) SPD 22. 06. 90 Sieler (Amberg) SPD 22. 06. 90 Toetemeyer SPD 22. 06. 90 Frau Trenz GRÜNE 22. 06. 90 Vosen SPD 22. 06. 90 Wimmer (Neuss) CDU/CSU 22. 06. 90 Dr. Zimmermann CDU/CSU 22. 06. 90 Zywietz FDP 22. 06. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frau Kelly (DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zu dem Antrag: Unterstützung einer Friedensordnung für Kambodscha, die eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht ausschließt (Zusatztagesordnungpunkt 12) Frau Kelly (GRÜNE): Ich freue mich, daß dieser Antrag noch vor der Sommerpause einstimmig abgestimmt werden konnte. Ich stimme diesem Antrag zu, weil die Gefahr einer Rückkehr der Roten Khmer an die Macht in Kambodscha von Tag zu Tag wächst. Die Roten Khmer rücken nach neuesten Meldungen in Kambodscha weiter vor: zwei Tage nach ihrer Weigerung, ein Waffenstillstandsabkommen zu unterzeich- Anlagen zum Stenographischen Bericht nen, haben die Truppen der Roten Khmer weitere Gebietsgewinne erkämpft. Ich habe diesem Antrag zugestimmt, weil schon im Januar 1990 bei Vorlage des von mir eingebrachten ursprünglichen Antrags und bei der ersten Lesung im Bundestag wir uns alle für den Vorschlag der australischen Regierung eingesetzt haben, den Sitz Kambodschas in den Vereinten Nationen der „Widerstandskoalition" zu entziehen und erst dann neu zu besetzen, wenn - dem Vorbild Namibia entsprechend - nach allgemeiner Abrüstung unter treuhänderischer UNO-Verwaltung in freien Wahlen eine neue Regierung gebildet und im Amt ist. Inzwischen sind fast sechs Monate vergangen und, wie die „Time" im April 1990 schrieb, Kambodscha ist immer noch ein „Killing Field". Es gab Hoffnung zwischendurch. Vietnam und China hatten z. B. eine Vereinbarung zwischen Hun Sen (Kambodschas Ministerpräsident) und der Führung der Widerstandsbewegung akzeptiert, nach der das vom Bürgerkrieg zerrissene Kambodscha ein gemeinsames Regierungsgremium erhalten soll. Die chinesische und die vietnamesische Seite, so die Zeitungen, haben angeblich Konzessionen gemacht. Auch ist die Überwachungsrolle der Vereinten Nationen in dem Konflikt akzeptiert worden. Doch am 6. Juni 1990 haben die Roten Khmer in Tokio gesagt, sie seien an die von der kambodschanischen Regierung und dem Führer der Widerstandsallianz Prinz Sihanouk unterzeichneten Vereinbarung zur Beilegung des bewaffneten Kampfes nicht gebunden. In einer Mitteilung heißt es, der Versuch, den Konflikt in Kambodscha zu schlichten, sei „zum Scheitern verurteilt". Die Roten Khmer, die militärisch stärkste Fraktion des kambodschanischen Widerstandsbündnisses, hatten in Tokio die Unterzeichnung einer Vereinbarung boykottiert, die den „freiwilligen Verzicht von Waffengebrauch aller Parteien" festschreibt. Die Lage spitzt sich in Kambodscha dramatisch zu, auch deswegen weil die Volksrepublik China ihre Schützlinge, die Roten Khmer, nach wie vor reichlich mit Waffen versorgt, die immer noch ihren Weg durch Thailand nehmen. Ich habe diesem Antrag zugestimmt, denn nach wie vor, so erklärt die chinesische Regierung, wird sie die Roten Khmer mit Waffen versorgen (Radio Peking am 19. Juni 1990). Wir hier im Deutschen Bundestag haben eine große Verantwortung für das, was dort in Kambodscha geschieht, denn inzwischen haben die Roten Khmer hochmoderne Panzerabwehrwaffen aus bundesdeutscher Produktion auf dem illegalen Waffenmarkt erworben. Die Roten Khmer haben die „Armbrust" und prahlen auch noch damit! Wir haben auch eine große Verantwortung, und auch deswegen habe ich für diesen Antrag gestimmt, weil die Bundesrepublik bei den Abstimmungen in den Vereinten Nationen zum Thema Kambodscha einen anderen Weg hätte gehen können, den Weg der Enthaltung oder den Weg der Nein-Stimme, als es um den offiziellen Sitz Kambodschas hei den Vereinten Nationen ging. Bis heute wird Kambodscha bei den Vereinten Nationen von der 17358* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juni 1990 „Widerstandskoalition" einschließlich der Roten Khmer vertreten. In der VN-Resolution Nr. 44/22 vom 16. November 1989 stimmte die Bundesrepublik für den „wirkungsvollen" Kampf dieser Widerstandskoalition, und ich betone noch einmal: einschließlich der Roten Khmer! Dies alles verpflichtet uns erst recht, alles nur mögliche zu tun, um eine Rückkehr der Roten Khmer an die Macht zu verhindern. Ich habe diesem Antrag zugestimmt, weil den mit ungeheuren Verbrechen gegen die Menschlichkeit belasteten Roten Khmer unverzüglich jede direkte und indirekte materielle und ideelle Unterstützung entzogen werden muß. Da China hierzu nicht bereit sein wird, müssen die westlichen Regierungen und Parlamente um so entschiedener handeln. Die jetzige Situation und die Unterstützung der Roten Khmer direkt durch China (und indirekt durch USA) hält die Überlebenden des kambodschanischen Holocaust als Geiseln, konfrontiert mit der Aussicht auf Machtergreifung oder durch eine von den USA, China, ASEAN durchgedrückte diplomatische Regelung! Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 1. Juni 1990 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz zu Änderung des Arbeitsgerichtsgesetzes und anderer arbeitsrechtlicher Vorschriften (Arbeitsgerichtsgesetz-Änderungsgesetz) Neuntes Gesetz zur Änderung des Bundeswahlgesetzes Gesetz zur Reform des Rechts der Vormundschaft und Pflegschaft für Volljährige (Betreuungsgesetz — BtG) Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie des Rates vom 21. Dezember 1988 über eine allgemeine Regelung zur Anerkennung der Hochschuldiplome, die eine mindestens dreijährige Berufsausbildung abschließen, für die Berufe des Rechtsanwalts und des Patentanwalts Gesetz zu dem Protokoll vom 17. Oktober 1989 zu dem Abkommen vom 11. August 1971 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen in der Fassung des Protokolls vom 30. November 1978 Gesetz zu dem Abkommen vom 18. Oktober 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Verhinderung der Steuerverkürzung Gesetz zu dem Zusatzabkommen vom 28. September 1989 zur Änderung des Abkommens vom 21. Juli 1959 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik zur Vermeidung der Doppelbesteuerungen und über gegenseitige Amts- und Rechtshilfe auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie der Gewerbesteuern und der Grundsteuern in der Fassung des Revisionsprotokolls vom 9. Juni 1969 Gesetz zu dem Zusatzprotokoll Nr. 4 vom 25. April 1989 zu der am 17. Oktober 1868 in Mannheim unterzeichneten Revidierten Rheinschiffahrtsakte Gesetz zu dem Abkommen vom 4. Juli 1989 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Volksrepublik Bulgarien über die Schiffahrt auf den Binnenwasserstraßen Gesetz zu dem Vertrag vom 10. November 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Beichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/5331 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/5099 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 11/6486 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/6941 Nr. 1, 2 Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 11/6502 Nr. 18, 19, 20
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    Rede von Bernd Schmidbauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Am 9. März 1989 hat der Deutsche Bundestag über den Ersten Bericht der Enquete Kommission Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre debattiert, der sich vorwiegend mit der Zerstörung der Ozonschicht und mit dem vom Menschen verursachten Treibhauseffekt befaßt. In einem einstimmigen Beschluß wurde den weitreichenden Maßnahmenvorschlägen zur Reduktion der Fluorchlorkohlenwasserstoffe und der Halone zugestimmt. Diese Empfehlungen bildeten auch die Grundlage für die am 30. Mai dieses Jahres vom Bundeskabinett beschlossene Verordnung zum Verbot der FCKW und Halone.
    Heute liegt der Zweite Bericht der Kommission über den Schutz der tropischen Wälder zur Beratung vor. Sehr verehrter Herr Präsident, ich darf Ihnen das erste Exemplar dieses Berichts, ein Unikat, übergeben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dieser Bericht schließt sich an den Ersten Bericht an, in dem dieses Thema als Teil einer Gesamtstrategie zum Schutz der Erdatmosphäre bereits aufgegriffen wurde. Diese gesonderte Abhandlung, die ausschließlich die Tropenwaldproblematik untersucht, dokumentiert, wie ernst wir das Problem der Vernichtung der Tropenwälder nehmen.
    Ich möchte der Frau Präsidentin des Deutschen Bundestages, dem gesamten Präsidium des Deutschen Bundestages und der Verwaltung sehr herzlich für die tatkräftige Unterstützung danken, die sie der Kommissionsarbeit gewährt haben.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Mein gleicher Dank gilt der Bundesregierung für die sehr intensive Begleitung der Kommissionsarbeit durch alle beteiligten Ressorts, mal mehr, mal weniger intensiv. Ich danke aber insbesondere dem Herrn Bundeskanzler für seine nachdrückliche Unterstützung in der Sache bei allen wichtigen nationalen und internationalen Anlässen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, des Abg. Neuhausen [FDP] und des Abg. Dr. Knabe [GRÜNE])

    Ebenfalls bedanke ich mich bei allen Kommissionsmitgliedern. Es war eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit bei über 100 Sitzungen.
    Ich danke insbesondere dem Sekretatriat der Enquete Kommission für die Mitarbeit an diesem Bericht.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Hier wurde wesentlich mehr als das geleistet, was wir als übliches Maß bezeichnen. Hier wurde teilweise in Tag- und Nachtarbeit der Kommission zugearbeitet. Meinen herzlichen Dank an den Sekretär und an alle Mitarbeiter der Kommission!

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Tag für Tag werden 500 Quadratkilometer Tropenwald vernichtet, 500 Quadratkilometer eines in Jahrmillionen gewachsenen unvorstellbaren Artenreichtums. Ein großer Teil dieses wertvollen, für unsere genetische Evolution unersätzlichen Ökosystems ist bereits unwiderbringlich verloren. Ein weiterer Teil



    Schmidbauer
    stirbt täglich, unbekannt und unerforscht. Die Vernichtung der tropischen Wälder, der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt und der Ozonabbau in der Stratosphäre sind Gefahren für unsere Erde, eine Bedrohung für alle Menschen. Bislang wurden Zerstörung und Verschmutzung der Umwelt als begrenzbar, als weitgehend reparabel betrachtet. Nun wird immer deutlicher, daß wir vor einer der größten ökologischen Herausforderungen stehen. Es ist inbesondere eine Herausforderung an die internationale Staatengemeinschaft, hier so schnell wie möglich zu handeln.

    (Zustimmung des Abg. Dr. Knabe [GRÜNE])

    Der Deutsche Bundestag hat im November 1987 die Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" eingesetzt, um Ursachen und Auswirkungen des stratosphärischen Ozonabbaus, des Treibhauseffektes und der Zerstörung tropischer Wälder aufzuzeigen und — dies ist besonders wichtig — auch Vorschläge für Maßnahmen zu erarbeiten.
    In dem heute vorliegenden zweiten Bericht hat die Enquete-Kommission Ausmaß, Ursachen und Auswirkungen der Tropenwaldzerstörung sehr ausführlich dargestellt. Wir kommen zu dem Ergebnis, daß sofort umfangreiche Maßnahmen notwendig sind, um die noch vorhandenen Waldbestände zu nutzen.
    Im Jahre 1980 umfaßte die Gesamtfläche der Tropen noch etwa die Hälfte ihres ursprünglichen Bestandes, nämlich 19,4 Millionen Quadratkilometer. Davon entfielen 12 Millionen Quadratkilometer auf geschlossene und 7,4 Millionen Quadratkilometer auf offene Wälder. Heute geht die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen davon aus, daß nur noch ein Bestand von 18 Millionen Quadratkilometern vorhanden ist. Allein in diesem Jahr werden weitere 200 000 Quadratkilometer tropischer Wälder vernichtet. Dies entspricht fast der Fläche der Bundesrepublik Deutschland. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen wird der Umfang der Zerstörung weiterhin rapide zunehmen. Im Jahre 2000 wird die verbleibende Waldfläche vielleicht noch 15 Millionen Quadratkilometer betragen, im Jahre 2050 schätzungsweise nur noch 9 Millionen Quadratkilometer, etwa die Hälfte der 1990 vorhandenen Tropenwaldfläche. Mit Sicherheit werden zahlreiche Tropenwaldländer bis dahin keinerlei Waldbestände mehr besitzen.
    Um Wege und Mittel zu finden, die noch verbliebenen Tropenwälder zu schützen, müssen wir die Ursachen ihrer Vernichtung kennen. Diese sind äußerst vielschichtig und unterscheiden sich nicht nur länder- und regionenspezifisch, sondern verändern sich auch zeitlich, abhängig von wirtschaftlichen, politischen und sozialen Faktoren. Im Vordergrund steht die Vernichtung durch Brandrodung. Dadurch will man landwirtschaftliche Flächen schaffen für Viehweiden, für den Anbau von Nahrungsmitteln, für die lokale Bevölkerung oder für devisenbringende Agrarexporterzeugnisse. Die Wälder werden ferner zur Brennholzgewinnung oder durch den kommerziellen Holzeinschlag übernutzt oder kahlgeschlagen, oft mit der Folge weiterer Brandrodungen. Straßenbau- und Industrieprojekte sowie deren Erschließung sind ebenso
    Ursache der Vernichtung. Brandrodung, Holzeinschlag und die anderen erwähnten Aktivitäten tragen zwar zur Vernichtung der Tropenwälder bei,

    (Dr. Knabe [GRÜNE]: Sehr wesentlich!)

    sind aber nicht die eigentlichen Ursachen dieser bedrohlichen Entwicklung.
    Diese liegen im sozialen, wirtschaftlichen und politischen Bereich. Vor allem die Bevölkerungsexplosion, die in fast allen Tropenwaldländern zu beobachten ist, gehört zu den mittelbaren Ursachen der Tropenwaldzerstörung. Im Jahr 1950 lebten ungefähr 2,5 Milliarden Menschen auf der Erde. Im Jahr 2000 werden es nach Schätzungen zwischen 6,1 und 6,5 Milliarden sein. Das Bevölkerungswachstum konzentriert sich auf die ohnehin armen Regionen in Asien, Afrika und Lateinamerika. Dort wird sich die Bevölkerung in knapp drei Jahrzehnten verdoppeln und die betroffenen Staaten vor große ökonomische und soziale Probleme stellen. Der zunehmende Bedarf an landwirtschaftlicher Nutzfläche und Brennholz als nahezu einzigem Energieträger zwingt die in Armut und existentieller Not lebenden Menschen zu Raubbau an Böden und Brennholzressourcen.
    Bevölkerungswachstum ist aber nur ein Teil der Vernetzung verschiedener Ursachen der Tropenwaldzerstörung. Auch ökonomische und politische Hintergründe sind zu berücksichtigen. So spielt die Verschuldung dieser Länder eine äußerst wichtige Rolle. Sie hat sich nach Angaben der Weltbank seit 1980 mehr als verdoppelt. Ende 1988 betrug das Volumen der Auslandsverschuldung aller Entwicklungsländer nahezu 1 200 Milliarden US-Dollar.
    Mit Hilfe von Rohstoffen wird versucht, mehr Devisen für die Zins- und Tilgungsleistungen zu erwirtschaften. Finanzielle Mittel für Investitionen im Hinblick auf ressourcenschonende Technologien, die eine starke Übernutzung verhindern könnten, fehlen.
    Welche Folgen hat die Vernichtung der tropischen Wälder? Der anthropogen verursachte Treibhauseffekt wird um etwa 15 % verstärkt. In den tropischen Ländern selbst kommt es zu folgenreichen regionalen Klimaänderungen. Soziale, ökonomische und ökologische Auswirkungen wiegen, kurzfristig gesehen, für diese Länder möglicherweise schwerer als die Folgen der globalen Erwärmung.
    Der tropische Regenwald ist in seiner Substanz bedroht, und damit sind es auch seine unvorstellbare Artenfülle und Artenvielfalt. Die Zahl aller Tier- und Pflanzenarten wurde weltweit bislang auf 3 bis 10 Millionen geschätzt. Neue Überlegungen, die auf Stichprobenuntersuchungen in tropischen Feuchtwäldern beruhen, gehen von einem Gesamtartenbestand zwischen 30 und 50 Millionen aus. Der überwiegende Teil davon, mindestens 50 bis 75 %, möglicherweise sogar 90 %, ist in den tropischen Feuchtwäldern beheimatet. Auch wegen dieses hohen Anteils an Tier- und Pflanzenarten kommt den tropischen Wäldern besondere Bedeutung zu.
    Allein auf dem Staatsgebiet Kolumbiens befinden sich 10 % der bisher weltweit bekannten Pflanzenarten, und auf der nur 7,3 km2 großen Forschungsstation



    Schmidbauer
    La Selva in Costa Rica kommen mehr Säugetier-, Vogel- und Amphibienarten als in der gesamten Bundesrepublik Deutschland vor.
    Zwischen 1970 und 1990 hat die Vernichtung von Arten eine bisher unvorstellbare Dynamik erreicht. Während im Verlauf der vergangenen 200 Millionen Jahre im Durchschnitt eine Art pro Jahr ausgestorben ist, stirbt seit Mitte der 80er Jahre mindestens eine Art pro Stunde aus; richtig gesagt: sie wird vernichtet. Bei Fortdauer des gegenwärtigen Trends werden Ende dieses Jahrhunderts weltweit 20 bis 50 % aller Arten nicht mehr existieren. Dramatisch dabei ist, daß die Natur Artenverluste nicht ausgleichen kann, da der Prozeß der Artenbildung in extrem langen Zeiträumen abläuft.
    Jeder anthropogene Eingriff in unberührte Primärwälder, insbesondere in die tropischen Feuchtwälder, führt zwangsweise zu einem Verlust der Artenvielfalt. Dazu zählt auch die Übernutzung durch Holzeinschlag. Mittel- bis langfristig führt sie zu einer Verringerung der Biodiversität und zu einer zeitweiligen oder dauerhaften Verdrängung von Tieren und Pflanzen aus ihrem angestammten Lebensbereich.
    Die volkswirtschaftlichen Schäden lassen sich zwar noch nicht hinreichend berechnen. Doch werden die mit der Abholzung und Brandrodung verbundenen Bodenzerstörungen und Klimaveränderungen und der Rückgang der Artenvielfalt gravierende negative Auswirkungen haben.
    Angesichts der teilweise rücksichtslosen Ausbeutung der tropischen Wälder werden z. B. langfristig die Exporterlöse aus der Holzwirtschaft sinken. Hält die gegenwärtige Entwicklung an, so können sich viele Tropenwaldländer bereits in naher Zukunft nicht einmal mehr selbst mit Holz und Holzprodukten versorgen.
    Die tropischen Wälder sind nicht nur Grundlage der Evolution, Klimaregulator und Wirtschaftsfaktor, sondern sie sind auch Heimstätte und Teil der kulturellen Identität vieler Naturvölker und ethnischer Minderheiten, die sich dem Leben im Wald angepaßt haben. Der Prozeß der wirtschaftlichen Erschließung der Tropenwälder bedeutet für die Stammesvölker Umsiedlung, Vertreibung und für viele Vernichtung.
    Ich denke, wir haben nicht nur die moralische Verantwortung, sondern auch eine Chance, den Tropenwald zu retten. Voraussetzung ist eine neue Kooperation zwischen Nord und Süd, ein neues Beziehungsgefüge zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Wir schlagen hierfür in unserem Bericht ein breit gefächertes, in sich abgestimmtes Maßnahmenbündel vor, nämlich erstens ein nationales und internationales Sofortprogramm, zweitens eine internationale Konvention zum Schutz der Tropenwälder, drittens einen internationalen Treuhandfonds und viertens eine ökologisch verträgliche internationale Politik.
    Nur mit einem globalen Stufenplan kann das rapide Ansteigen der Tropenwaldvernichtung gestoppt, danach gänzlich unterbunden und verlorengegangene Bestände, soweit das möglich ist, wiederaufgeforstet werden.
    Die Zeit drängt. Ein Sofortprogramm soll daher bis zum Inkrafttreten eines Treuhandfonds zum Schutz der Tropenwälder vorsehen, daß die Teilnehmerstaaten des Wirtschaftsgipfels noch in diesem Jahr zusätzlich einen Betrag in Höhe von insgesamt 750 Millionen DM zur Verfügung stellen. Dieser Betrag sollte unabhängig von den jeweils national aufzubringenden Mitteln koordiniert und in Abstimmung mit den Tropenwaldländern wie folgt eingesetzt werden: erstens um geplante oder bestehende Maßnahmen zum Schutz besonders gefährdeter Primärwaldgebiete zu beschleunigen, zu erweitern oder fortzuführen; zweitens für flächendeckende Agrarforstprojekte in Asien, Afrika und Lateinamerika, und zwar insbesondere dort, wo Bevölkerungsdruck über Brandrodung, Wanderfeldbau und anderes zur Vernichtung von Wäldern führt; drittens für den Aufbau von Brennholz- und Nutzholzplantagen und zur Förderung von Vorhaben einer umweltverträglichen Energieversorgung, um damit den Nutzungsdruck von den Wäldern zu nehmen; viertens zur Aufforstung von entwaldeten und zur Wiedergewinnung von versteppten Flächen und fünftens zur Durchführung von integrierten Regionalerschließungsmaßnahmen unter Einschluß von Handel, Gewerbe und Arbeitsplatzförderung außerhalb der Tropenwälder.
    Die internationale Konvention zum Schutz der tropischen Wälder ist die wichtigste mittel- und langfristige Maßnahme zur Unterstützung eines Stufenplanes. Dieses Übereinkommen muß völkerrechtlich verbindliche Verpflichtungen für die Unterzeichnerstaaten enthalten. Auch diejenigen Staaten, die nicht über eigene Tropenwaldvorkommen verfügen, sind aufgerufen, das Übereinkommen zu unterzeichnen und damit ihre Mitverantwortung für den Schutz der tropischen Wälder auszudrücken.
    Dazu gehört auch, daß keine Aktivitäten durchgeführt oder unterstützt werden, die im eigenen Land, im Rahmen von außenwirtschaftlichen Beziehungen oder in Tropenwaldländern direkt oder indirekt zur Waldzerstörung beitragen.
    Die Tropenwaldländer brauchen Unterstützung, und zwar durch die Bereitstellung programmgebundener finanzieller Mittel; wenn möglich, auch in Form nicht rückzahlbarer Zuschüsse. Sie brauchen Unterstützung durch den Transfer umwelt- und sozialverträglicher Technologien in den Bereichen Forst- und Landwirtschaft sowie in den Bereichen Umwelt- und Energietechnik. Sie brauchen Unterstützung durch eine verbesserte Grundversorgung der Bevölkerung der Tropenwaldländer mit dem Ziel ihrer Lebenssicherung. Sie brauchen Unterstützung durch Bereitstellung von Fachwissen in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Regionalplanung. Und sie brauchen Unterstützung durch umfangreiche Forschungsmaßnahmen und Forschungskooperation sowohl in den Tropen- wie in den Industrieländern sowie durch einen intensiven Austausch von Forschungsergebnissen.
    Im Rahmen der Konvention zum Schutz der Tropenwälder sollten sich die Unterzeichnerstaaten, die über Tropenwaldvorkommen verfügen, bereit erklären: erstens ihre Primärwälder weitestmöglich zu erhalten und zu diesem Zweck u. a. verstärkt Schutzgebiete



    Schmidbauer
    einzurichten; zweitens die übrigen Wälder naturnah zu bewirtschaften; drittens Aufforstungs- und Regenerationsmaßnahmen durchzuführen, damit langfristig neue Sekundärwälder entstehen können, und viertens die Lebensräume der indigenen Gesellschaften und damit deren kulturelle Identität zu schützen.

    (Beifall des Abg. Dr. Knabe [GRÜNE]) — Vielen Dank, lieber Wilhelm.

    Ein zentraler Bestandteil dieses Protokolls muß sein, daß jedes Unterzeichnerland, das über Tropenwaldvorkommen verfügt, einen im Rahmen dieses Protokolls rechtlich abgesicherten Tropenwaldschutzplan konzipiert und verabschiedet. Dieser soll als Grundlage für die bilaterale und multilaterale Unterstützung dienen. Diese neu zu erstellenden Tropenwaldschutzpläne müssen den Anforderungen und Zielen der Konvention entsprechen. Auf keinen Fall dürfen sie Neuauflagen von Tropenforstwirtschaftsaktionsplänen werden, die erfahrungsgemäß die Erhaltung und den Schutz der Tropenwälder nicht gewährleisten konnten.
    Für die Umsetzung der Konventionsvereinbarungen sind erhebliche Mittel notwendig. Als eine Finanzierungsmöglichkeit wäre ein projekt- und programmorientierter internationaler Treuhandfonds zum Schutz der Tropenwälder vorstellbar, der federführend vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen unter fachlicher Mitwirkung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen und der Weltbank betreut werden könnte. Um die notwendigen Programme einleiten zu können, müßte auf der Grundlage von Expertenberechnungen ein Mittelvolumen in Höhe von 10 Milliarden DM pro Jahr verfügbar sein. Zur Ergänzung der internationalen Maßnahmen sollten die EG-Mitgliedstaaten ihr gemeinsames Engagement erheblich verstärken, und zwar unabhängig von ihren nationalen Aufwendungen für den Schutz der tropischen Wälder.
    In diesem Zusammenhang ist es erforderlich, daß die EG-Kommission ihre Vergabekriterien für laufende und geplante Projekte so ausrichtet, daß die Umweltverträglichkeit aller Projekte sichergestellt ist und die Vorhaben sich sehr viel mehr am Tropenwaldschutz orientieren. Die EG-Kommission muß gewährleisten, daß auf EG-Ebene nur noch umweltverträgliche Investitionsentscheidungen getroffen werden.
    Die Forderung an die Tropenwaldländer, ihrerseits Maßnahmen zur Erhaltung der tropischen Wälder zu ergreifen, ist nur gerechtfertigt, wenn die EG-Mitgliedstaaten selbst verstärkte Anstrengungen zum Schutz ihrer heimischen Wälder sowie auf anderen Feldern der Umweltpolitik unternehmen, um dem Treibhauseffekt entgegenzuwirken, denn Glaubwürdigkeit auf internationaler Ebene setzt eine entsprechende nationale Politik voraus.

    (Beifall der Abg. Frau Ganseforth [SPD])

    Die Bundesrepublik Deutschland trägt bereits jetzt in einem erheblichen Umfang zur Tropenwalderhaltung bei. Wir können aber im Bereich der Kooperation mit den Tropenwaldländern noch wesentlich mehr tun.
    Wir können unsere bisherigen Anstrengungen auf dem Gebiet des Schuldenerlasses weiter ausbauen. Hier war die Politik der Bundesregierung beispielgebend. Dabei sollte das betreffende Land durch sein Verhalten deutlich erkennen lassen, daß es seine tropischen Wälder schützen will.
    Unabhängig von Maßnahmen zur Eindämmung der Verschuldungsproblematik sollten wir in der Bundesrepublik Deutschland den Betrag von 250 Millionen DM jährlich für Tropenwaldschutzmaßnahmen ab dem Jahre 1994 auf 500 Millionen DM verdoppeln. Diese Mittel sollen weitere Möglichkeiten für Maßnahmen zur Tropenwalderhaltung schaffen.
    Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, die Bereitstellung finanzieller Mittel ist nicht genug, sie ist nicht ausreichend. Eine weitere zentrale politische Forderung ist, daß wir unsere Zusammenarbeit mit den Tropenwaldländern — wie überhaupt mit allen Entwicklungsländern — in allen Bereichen umweltverträglich gestalten. Unter Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten müssen wir auf die entsprechende Ausgestaltung der kommerziellen Handelsbeziehungen hinwirken. Als eines der größten Industrieländer können und müssen wir entscheidende Impulse geben.
    Die Tropenwälder gehören zum gemeinsamen Erbe der Menschheit. Sie sind in Gefahr, für immer verlorenzugehen. Nur eine systemübergreifende und internationale Kooperation kann ihre Erhaltung sichern.
    Wir müssen entschlossen sein, die Fehler der Vergangenheit durch effektive Maßnahmen umgehend zu korrigieren. Die Vereinten Nationen könnten als Zentralstelle die Koordination, Ausführung und Kontrolle der hierfür erforderlichen Programme übernehmen. Andere internationale Gremien könnten hier unterstützen, insbesondere die Weltbank, auf die eine große Verantwortung zukommt.
    Jetzt steht die Solidarität der internationalen Staatengemeinschaft auf dem Prüfstand. Gemeinsam haben wir eine Chance, die noch vorhandenen tropischen Wälder zu retten und sie als Teil unserer Lebensgrundlage auch für künftige Generationen zu bewahren. Geben wir in der Bundesrepublik Deutschland ein gutes Beispiel, und gehen wir mit entschlossenem Handeln voran! Es muß uns gelingen, noch rechtzeitig die Notbremse zu ziehen, indem wir alle Kräfte mobilisieren, um diesen einzigartigen, für unsere Erde unentbehrlichen Lebensraum zu retten.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei allen Fraktionen)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Ganseforth.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Prof. Monika Ganseforth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als wir uns in der Enquete-Kommission daranmachten, uns mit dem Tropenwald zu befassen, ging es uns darum, den Beitrag seiner Vernichtung zum zusätzlichen Treibhauseffekt sowie die Ursachen und möglichen Gegenmaßnahmen der Urwaldzerstörung zu ermitteln. Das hängt so zusam-



    Frau Ganseforth
    men: Alle Pflanzen, besonders Wälder und speziell die tropischen Wälder, nehmen Kohlendioxid, also CO2, aus der Atmosphäre auf, sie fixieren den Kohlenstoff und geben den Sauerstoff wieder an die Atmosphäre ab. Die Pflanzen und Wälder und insbesondere die tropischen Wälder sind, wie wir sagen, eine Senke für CO2 und können damit dem Treibhauseffekt entgegenwirken. Wird der Wald jedoch abgeholzt, dann wird dieser Prozeß gestoppt. Wenn Holz verbrannt wird oder vermodert, dann entsteht wieder CO2, das dann an die Atmosphäre abgegeben wird und den Treibhauseffekt vergrößert.
    Die Zerstörung der Tropenwälder macht etwa 20 der CO2-Wirkungen aus, d. h., das CO2 bewirkt die Hälfte des Treibhauseffektes. Dies bedeutet: Der Beitrag der Zerstörung der tropischen Wälder zum Treibhauseffekt beträgt etwa 10 %. Das ist viel, aber wenn wir es an anderen Einflüssen messen, etwa halb so viel, wie die FCKW zum Treibhauseffekt beitragen.
    Die Störung des globalen Klimas ist aber nur einer der Gründe, warum der Tropenwald erhalten werden muß. Für diese Länder selber bedeutet die Zerstörung der Tropenwälder nämlich eine Störung des lokalen Klimas, z. B. Überschwemmungskatastrophen, wie wir in Thailand gesehen und gehört haben, und zusätzliche Erosion.
    Je mehr wir uns in der Enquete-Kommission mit diesem Thema beschäftigt haben, desto deutlicher wurde die Erkenntnis, daß es sich beim Tropenwald um ein Erbe der gesamten Menschheit handelt. Herr Schmidbauer hat schon darauf hingewiesen, daß der Treibhauseffekt und die Klimaproblematik nur ein Teil sind. Viel schlimmer ist noch, daß diese unendlich artenreichen Ökosysteme zerstört werden, was irreversible Auswirkungen hat. Wir waren mit einer Delegation der Enquete-Kommission — ich bin mitgewesen — in Südostasien. Man kann gar nicht beschreiben, wenn man sieht, was passiert, wenn ein jahrhundertealter, von Lianen bewachsener Baum in einem Urwald mit großen Motorsägen gefällt wird, wie er mit schwerem Gerät durch den Wald gezogen wird, wie rechts und links die Bäume umfallen, wie der Boden zerstört wird, und welche Schäden das hinterläßt. Dann kann man nicht mehr nur von „CO2-Senke" oder „Biomasse" sprechen, wenn man über die tropischen Regenwälder spricht.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN sowie des Abg. Schmidbauer [CDU/CSU])

    Inzwischen ist die Hälfte der tropischen Wälder zerstört. Der Tropenwaldbericht, den wir hier heute vorlegen, listet das in umfangreichen Zahlen auf, analysiert die Ursachen und macht Vorschläge zur Rettung der noch verbleibenden Wälder. Wir, die Mitglieder der Enquete-Kommission, haben intensiv mitgearbeitet und tragen den Bericht in großen Teilen mit. Aber der im Kommissionsbericht vorgeschlagene Stufenplan zur Reduzierung der Zerstörungsraten ist unserer Meinung nach nicht ausreichend. Er wird die Zerstörung der Tropenwälder noch etwa 20 Jahre zulassen.
    Wir schlagen einen Vier-Phasen-Dringlichkeitsplan vor. Dadurch sollte es möglich sein, innerhalb von fünf Jahren einen weitgehenden Stopp der Tropenwaldvernichtung zu erreichen. Der Dringlichkeitsplan ist nach Jahren gegliedert. Dieses Jahr ist die erste Phase, 1991 die zweite, 1992 die dritte und 1993 die vierte. Bis dahin muß die Tropenwaldvernichtung beendet sein.
    Der Dringlichkeitsplan umfaßt bilaterale und internationale Teile. Entschuldung ist ein Thema. Ein Tropenwaldfonds wird gegründet. Ein Übereinkommen zum Schutz der tropischen Wälder im Rahmen einer Klimakonvention, Solarnutzungsprogramme und Modellprojekte zum Tropenwaldschutz sind enthalten. Wir haben den Dringlichkeitsplan oft genug vorgestellt, und er ist im Bericht enthalten.
    Zusätzlich zu diesem Plan müssen die internationalen Organisationen reformiert werden. Soziale und ökologische Standards müssen in die Vergabepraxis der nationalen und internationalen Kreditinstitute eingeführt werden. Die Entwicklungszusammenarbeit muß umstrukturiert werden — darüber sind wir uns in der Enquete-Kommission einig — , denn die Menschen in den Tropenländern zerstören ihre Wälder aus Not. Sie brauchen Verdienstmöglichkeiten. Sie brauchen Anbaumöglichkeiten. Sie brauchen alternative Möglichkeiten, Devisen zu erwirtschaften, ohne daß sie ihre Wälder zerstören. Dazu brauchen sie unsere Hilfe. Aber sie müssen selber ihren Beitrag dazu leisten; das wissen wir.
    Als wir mit unserer Delegation vor einem knappen Jahr in Südostasien waren, haben wir in einer Zeitung aus Malaysia, der „New Straits Times", vom 29. Juli einen Bericht gelesen, der sich mit einer ähnlichen Debatte im Kongreß der USA beschäftigte. Ich möchte aus diesem Bericht einige Passagen vorlesen bzw. übersetzen. Ich möchte das so machen, daß ich, wenn da „USA" steht, „Bundesrepublik" und, wenn es „Kongreß" heißt, „Bundestag" sage; denn ich denke: Das ist genau das Echo, das auch auf unsere Debatten hier kommen kann. In dem Bericht hieß es: „America should teach not preach". Manches, was hier gesagt wird — so kommt es mir vor —, wird gepredigt, anstatt zu helfen und zu lehren.

    (Frau Schulte [Hameln] [SPD]: Das ist leider wahr!)

    In diesem Artikel heißt es:
    Lange bevor die Entwicklungsländer damit begannen, Wälder zu fällen, um ihre Bevölkerung mit Land zu versehen, hatten die Europäer von den Tropenwäldern profitiert. Wälder waren vernichtet worden, um den Westen mit Edelhölzern zu versorgen. Die besten, produktivsten Regenwälder waren zerstört, lange bevor die Staaten Afrikas und Südostasiens unabhängig wurden. Sie
    — die Edelhölzer —
    sind aufgegangen in einigen der schönsten Häuser und Gebäude Europas.
    Dann hieß es in dem Bericht:
    Wer sind die größten Verschmutzer der Welt? Sicher nicht die armen Völker der Dritten Welt. Die wahren Zerstörer der Umwelt sind die Industrien und Verbraucher des Westens. Sie entwickelten, produzierten und verwendeten die ozonzerstö-



    Frau Ganseforth
    renden FCKWs. Also bevor die Deutschen und der Bundestag anfangen können, der Welt die Bedeutung von Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie zu diktieren, müssen sie selber tun, was sie predigen.
    Soweit diese Stimme aus Malaysia.
    Ich glaube, wir müssen sehr ernst nehmen, was da geschrieben ist. Herr Knabe und ich haben übrigens mit den Verfassern dieses Artikels damals ein Gespräch geführt, weil es uns sehr wichtig war, auf diese Argumente auch im Dialog einzugehen.
    Wenn wir es also mit der Rettung der Tropenwälder ernst meinen und wenn es uns nicht nur um Ankündigungen geht, dann muß man diese Botschaft sehr ernst nehmen. Wir dürfen die Sorge um den Tropenwald nicht zum Alibi machen, um von Versäumnissen hier abzulenken oder uns selber vor schmerzhaften und unbequemen Maßnahmen zu drücken und das „Weiter so" zu verbergen. Wir dürfen uns nicht nur um den fernen Tropenwald kümmern, weil wir das Waldsterben bei uns und die Nordseeverschmutzung nicht in den Griff bekommen oder nicht in den Griff bekommen wollen.
    Vor unserer Reise nach Südostasien war ich radikal in bezug auf Forderungen zum Schutz der Tropenwälder. Zurückgekommen bin ich mit radikalen Forderungen in bezug auf uns, auf die Industrienationen, auf unsere Art zu produzieren und zu konsumieren:

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    z. B. FCKW- und Halonausstieg, kein Einstieg in die Produktion teilhalogenierter Kohlenwasserstoffe — das haben wir gestern in der Enquete-Kommission wieder diskutiert —, eine radikale Änderung der Verkehrspolitik und unseres Umgangs mit dem Pkw sowie mit dem Flugzeug, eine radikale Änderung der Energiepolitik sorgsamer Umgang mit Rohstoffen — dazu gehört auch Holz, dazu gehört auch Tropenholz —, denn, liebe Kolleginnen und Kollegen, wirksamer Tropenwaldschutz beginnt bei uns.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)