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    Plenarprotokoll 11/197 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 197. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 Inhalt: Begrüßung des Bundespräsidenten . . . 15101A Begrüßung des Vizemarschalls des Sejm der Republik Polen und einer Delegation . . 15101 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Deres 15101 B Eintritt des Abg. Schneider (Idar-Oberstein) in den Deutschen Bundestag 15101B Erweiterung der Tagesordnung 15101 B Absetzung des Punktes 11 a — C-WaffenProduktion in Libyen — von der Tagesordnung 15101 D Absetzung des Punktes 9 — Gesetzentwurf über die Errichtung von Rundfunkanstalten des Bundesrechts — von der Tagesordnung 15175B Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Mitwirkung von Bundestag und Bundesrat am Zusammenschluß der beiden deutschen Staaten (Drucksache 11/6462) Dr. Kohl, Bundeskanzler 15102 A Dr. Vogel SPD 15110 C Dr. Dregger CDU/CSU 15115 C Hoss GRÜNE 15118C Genscher, Bundesminister AA 15121 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 15123 B Momper, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 15125A Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 15128A Frau Matthäus-Maier SPD 15134 A Glos CDU/CSU 15135B Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 15137 A Stratmann GRÜNE 15138D Frau Matthäus-Maier SPD 15139B Dreßler SPD 15140 C Frau Beer GRÜNE 15143 A Wüppesahl fraktionslos 15144 B Glos CDU/CSU 15146 A Gansel SPD 15147 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 15148B Häfner GRÜNE 15149A Lintner CDU/CSU 15150A Frau Wieczorek-Zeul SPD 15151 B Dr. Ehmke (Bonn) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 15152 C Vizepräsident Westphal 15152 B Tagesordnungspunkt 4: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Ernährungssicherstellungsgesetzes (Drucksache 11/6156) II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ernährungsvorsorgegesetzes (EVG) (Drucksache 11/6157) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Pick, Dr. Däubler-Gmelin, Bachmaier, Schmidt (München), Schütz, Singer, Stiegler, Wiefelspütz, Dr. de With, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Erhöhung der Pfändungsfreigrenzen nach § 850c ZPO (Drucksache 11/6347) d) Beratung des Antrags des Abgeordneten Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Einstellung des integrierten Entwicklungsvorhabens Bondoc/ Philippinen (Drucksache 11/6199) e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Knabe, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Bedingungen für die Zustimmung zum neuen Weltbankkredit für das brasilianische Regionalentwicklungsvorhaben Polonoroeste (Drucksache 11/6298) f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Wertpapier-Verkaufsprospekte und zur Änderung von Vorschriften über Wertpapiere (Drucksache 11/6340) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung versicherungsrechtlicher Richtlinien des Rates der Europäischen Gemeinschaften (Zweites Durchführungsgesetz/EWG zum VAG) (Drucksache 11/6341) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags des Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN: Förderung des Aufkommens von elektrischem Strom aus Wasserkraft, Wind- und Solarenergie oder anderer, regenerativer unerschöpflicher Energie sowie aus rationellen Energieerzeugungsanlagen (Drucksache 11/6408) 15165 B Tagesordnungspunkt 7: Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 31. Mai 1988 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Osterreich über Amts- und Rechtshilfe in Verwaltungssachen (Drucksachen 11/4308, 11/6386) b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Verwaltungsvereinbarung vom 26. November 1987 zur Durchführung des Übereinkommens vom 30. November 1979 über die Soziale Sicherheit der Rheinschiffer (Drucksachen 11/3815, 11/6393) c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. Juli 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien über den gegenseitigen Schutz und die Förderung von Kapitalanlagen (Drucksachen 11/5726, 11/6404) d) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 13. Juni 1989 der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 11/5727, 11/6403) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Sechsundsechzigste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste — Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung — (Drucksachen 11/5455, 11/6115) f) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft in Ludwigsburg, Hindenburgstraße 37-45 (Drucksachen 11/5714, 11/6271) g) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 25 02 Titel 642 01 — Wohngeld nach dem Wohngeldgesetz — Haushaltsjahr 1989 (Drucksachen 11/6107, 11/6394) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 III h) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 33 04 Titel 433 03 und 433 04 — Übergangsgebührnisse und Ausgleichsbezüge sowie Übergangsbeihilfen — Haushaltsjahr 1989 (Drucksachen 11/6202, 11/6395) i) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung a) Außerplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 60 04 Titel apl 688 51 Haushaltsjahr 1990 — Zahlungen in einen gemeinsamen Reisedevisenfonds mit der DDR — b) Außerplanmäßige Verpflichtungsermächtigung bei Kapitel 60 04 Titel apl. 671 51 Haushaltsjahr 1989 — Erstattung von Verwaltungskosten der Kreditinstitute bei der Durchführung des gemeinsamen Reisedevisenfonds mit der DDR — c) Außerplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 60 04 Titel apl. 671 51 Haushaltsjahr 1990 — Erstattung von Verwaltungskosten der Kreditinstitute bei der Durchführung des gemeinsamen Reisedevisenfonds mit der DDR — (Drucksachen 11/6196, 11/6396) j) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 27 02 Titel 642 21 — Kosten aufgrund des Gesundheitsabkommens mit der DDR und Förderung des Besuchsreiseverkehrs — Haushaltsjahr 1989 (Drucksachen 11/6204, 11/6397) k) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 15 02 Titel 681 15 — Erziehungsgeld — Haushaltsjahr 1989 (Drucksachen 11/6131, 11/6398) 1) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 02 Titel 656 54 — Zuschüsse zur Sicherung der späteren Altersversorgung als Arbeitnehmer bei Abgabe landwirtschaftlicher Unternehmen (Nachentrichtungszuschüsse) —Haushaltsjahr 1989 (Drucksachen 11/6103, 11/6399) m) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 02 Titel 656 55 — Krankenversicherung der Landwirte — Haushaltsjahr 1989 (Drucksachen 11/6080, 11/6401) n) Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 04 Titel 682 04 — Von der EG nicht übernommene Marktordnungsausgaben — Haushaltsjahr 1989 (Drucksachen 11/6102, 11/6402) 15166B Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 40 Titel 681 05 — Einmalige Unterstützung für im Bundesgebiet einschließlich Berlin (West) eintreffende Aus- und Übersiedler — (Drucksachen 11/6159, 11/6426) 15168C Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung des Untersuchungsauftrags des 1. Untersuchungsausschusses der 11. Wahlperiode (Drucksache 11/50 in Verbindung mit Plenarprotokoll 11/8) (Drucksache 11/6463) Eylmann CDU/CSU 15169B Gansel SPD 15170C Frau Seiler-Albring FDP 15172 C Frau Eid GRÜNE 15173 C Bohl CDU/CSU 15174 C Tagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Struktur der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (KOV-Strukturgesetz 1990) (Drucksachen 11/5831, 11/6414, 11/6415) Seehofer, Parl. Staatssekretär BMA . . 15175D Kirschner SPD 15177 B Heinrich FDP 15179 C Louven CDU/CSU 15180 C Kirschner SPD 15181B IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 Tagesordnungspunkt 8: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Drucksachen 11/6174, 11/6420, 11/6421) b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Drucksachen 11/5977, 11/6420, 11/6422) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Ergänzung des gemeinsamen Mehrwertsteuersystems und zur Änderung der Artikel 32 und 28 der Richtlinie 77/388/EWG — Sonderregelung für Gebrauchtgegenstände, Kunstgegenstände, Antiquitäten und Sammlungsstücke (Drucksachen 11/4451 Nr. 2.2, 11/4534 [Berichtigung], 11/6420) Jung (Lörrach) CDU/CSU 15182D Oesinghaus SPD 15184 B Rind FDP 15185 C Hüser GRÜNE 15186D Zusatztagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Fremdrentenrechts (Drucksache 11/6452) Müller (Wesseling) CDU/CSU 15188A Dreßler SPD 15188D Cronenberg (Arnsberg) FDP 15190 B Dreßler SPD 15191A Schreiner SPD 15191 C Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 15192 C Seehofer, Parl. Staatssekretär BMA . . 15193 C Schreiner SPD 15193D Tagesordnungspunkt 10: a) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Beendigung des Neuerwerbs des Vertriebenenstatus und bundeseinheitliche Anwendung des Staatsangehörigkeitsrechts (Drucksache 11/6311) b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Neuregelungen für Übersiedlerinnen und Übersiedler (Drucksache 11/6381) Frau Hämmerle SPD 15195 D Dr. Czaja CDU/CSU 15197 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 15197 C Frau Hämmerle SPD . . . . 15198D, 15201A Schreiner SPD 15199D Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 15201 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 15202 D Lüder FDP 15203 C Wiefelspütz SPD 15204 C Frau Hämmerle SPD 15204 D Sielaff SPD 15205 A Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 15206 A Dr. Penner SPD 15206 D Brück SPD 15211A Sielaff SPD 15211B Lüder FDP 15211 C Fellner CDU/CSU 15211 D Dr. Czaja CDU/CSU 15213 B Wiefelspütz SPD 15215 B Dr. Schäuble CDU/CSU 15215 C Dr. Czaja CDU/CSU 15216 B Tagesordnungspunkt 11 b: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Export von TORNADO-Flugzeugen nach Jordanien (Drucksachen 11/3283, 11/5302) Dr. Soell SPD 15217 D Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 15219A Dr. Mechtersheimer GRÜNE 15220 B Funke FDP 15221 B Müller (Pleisweiler) SPD 15221 C Schäfer, Staatsminister AA 15222 B Tagesordnungspunkt 12: a) Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kernfusion (Drucksachen 11/4561, 11/5425 [neu]) b) Beratung des Antrags des Abgeordneten Vosen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Energieforschungsprogramm der Bundesregierung (Drucksache 11/6185) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Beendigung des Forschungsprojekts Eurobrüter (ERUG) (Drucksachen 11/4179, 11/6108) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 V Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . 15223 D Lenzer CDU/CSU 15225 B Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . 15226B Frau Ganseforth SPD 15227 B Dr.-Ing. Laermann FDP 15229 B Catenhusen SPD 15230 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 15232 C Catenhusen SPD 15233 D Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . 15235 A Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes (Drucksache 11/5651) Frau Saibold GRÜNE 15235 D Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . 15236 C Frau Limbach CDU/CSU 15237 A Frau Dr. Götte SPD 15237 B Frau Würfel FDP 15237 D Tagesordnungspunkt 2 (Fortsetzung) : Fragestunde — Drucksachen 11/6412 vom 9. Februar 1990 und 11/6451 vom 14. Februar 1990 — Kostenlose Beförderung von Hilfspaketen nach Rumänien DringlAnfr 14.2.90 Drs 11/6451 Dr. Holtz SPD Antw StMin Schäfer AA 15153 A ZusFr Dr. Holtz SPD 15153 C ZusFr Frau Eid GRÜNE 15154 A ZusFr Werner (Ulm) CDU/CSU 15154 A ZusFr Reschke SPD 15154 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . . 15154 C ZusFr Jungmann (Wittmoldt) SPD . . . . 15155 A Umfang der sogenannten strategischen Kontrolle durch den Bundesnachrichtendienst 1989; Wegfall der Voraussetzungen nach § 3 G-10-Gesetz angesichts der politischen Entwicklungen MdlAnfr 31, 32 Dr. Hirsch FDP Antw StMin Dr. Stavenhagen BK 15155C, 15157A ZusFr Dr. Hirsch FDP . . . 15155C, 15157 B ZusFr Such GRÜNE 15156A, 15157 C ZusFr Jungmann (Wittmoldt) SPD . . . . 15156A ZusFr Lüder FDP 15156B ZusFr Gansel SPD 15156B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 15156 C ZusFr Jäger CDU/CSU 15156 D Sammlung von Informationen über Bundestagsabgeordnete und Mitarbeiter durch das Bundesamt für Verfassungsschutz, den Militärischen Abschirmdienst und den Bundesnachrichtendienst in den letzten zehn Jahren MdlAnfr 33, 34 Such GRÜNE Antw StMin Dr. Stavenhagen BK . . . 15158A ZusFr Such GRÜNE 15158A Ausschluß der Beteiligung Deutscher an der Giftgasproduktion in Libyen und der Inbetriebnahme bundesdeutscher Komponenten für die Steuerungsanlagen MdlAnfr 39 Gansel SPD Antw StMin Dr. Stavenhagen BK . . . 15158B ZusFr Gansel SPD 15158 C ZusFr Jäger CDU/CSU 15158 D ZusFr Erler SPD 15159A Wiedererrichtung der Wolga-Republik für die Deutschen in der Sowjetunion MdlAnfr 40, 41 Jäger CDU/CSU Antw StMin Schäfer AA . . . 15159B, 15160B ZusFr Jäger CDU/CSU . . . . 15159C, 15160B ZusFr Werner (Ulm) CDU/CSU 15160A Haltung des Bundesaußenministers zur geplanten Aufhebung der EG-Sanktionen gegen das Apartheid-Regime MdlAnfr 42, 43 Frau Eid GRÜNE Antw StMin Schäfer AA . . . 15161A, 15161 C ZusFr Frau Eid GRÜNE . . . . 15161A, 15161 C ZusFr Verheugen SPD 15161B Intervention bei der südafrikanischen Regierung zur Rücknahme der Anwendung des „Gesetzes zur Offenlegung finanzieller Zuwendungen aus dem Ausland" gegen das Wilgespruit Fellowship Centre MdlAnfr 44, 45 Verheugen SPD Antw StMin Schäfer AA . . . 15162A, 15162B ZusFr Verheugen SPD . . . . 15162A, 15162 C ZusFr Frau Eid GRÜNE 15162 C VI Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 Existenz von Spielgeräten mit Zählwerken entgegen der Behauptung der Automatenwirtschaft MdlAnfr 59 Reschke SPD Antw PStSekr Beckmann BMWi 15163 B ZusFr Reschke SPD 15163 B Schutz für Vielspieler durch ein Verbot der Sonder- und Risikospiele; Beurteilung der Selbstbeschränkung der Automatenwirtschaft bezogen auf Jugendschutz und Spielsucht MdlAnfr 64, 65 Frau Becker-Inglau SPD Antw PStSekr Beckmann BMWi 15163D, 15164 C ZusFr Frau Becker-Inglau SPD 15164 A ZusFr Reschke SPD 15164B, 15164 D Nächste Sitzung 15238 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . .15239* A Anlage 2 Ursprüngliche Fassung eines Absatzes in der Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Frage 4 des Abgeordneten Gansel in der 193. Sitzung am 7. Februar 1990 (Seite 14845 B, C) 15239* C Anlage 3 Initiativen der Bundesregierung zur Überwachung von Bundestagsabgeordneten durch deutsche Nachrichtendienste, insbesondere im Fall T. MdlAnfr 35, 36 — Drs 11/6412 — Frau Dr. Vollmer GRÜNE SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen BK . .15239* C Anlage 4 Einstellung ehemaliger Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR durch den Bundesnachrichtendienst; Kompetenz der Parlamentarischen Kontrollkommission im Zusammenhang mit den Rechten des Bundestages MdlAnfr 37, 38 — Drs 11/6412 — Frau Hensel GRÜNE SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen BK . .15239* D Anlage 5 Auswirkungen der vorgeschlagenen Spielverordnungs-Novelle auf die Eindämmung der Spielhallenflut, den Schutz pathologischer Spieler, den Jugendschutz und die Beschaffungskriminalität im Umfeld von Spielhallen MdlAnfr 60, 61 — Drs 11/6412 — Frau Blunck SPD SchrAntw PStSekr Beckmann BMWi . . .15240* B Anlage 6 Auswirkung der Spielverordnung auf die Entwicklung der Spielhallen seit 1988 und nach Ablauf der Übergangsfristen MdlAnfr 62, 63 — Drs 11/6412 — Westphal SPD SchrAntw PStSekr Beckmann BMWi . . .15240* C Anlage 7 Ausklammerung der Konversionsproblematik bei der in Bonn stattfindenden KSZE-Wirtschaftskonferenz MdlAnfr 66 — Drs 11/6412 — Müller (Pleisweiler) SPD SchrAntw PStSekr Beckmann BMWi . . .15240* D Anlage 8 Erhöhung der Kinderbetreuungskosten MdlAnfr 67 — Drs 11/6412 — Frau Schmidt (Nürnberg) SPD SchrAntw PStSekr Seehofer BMA . . . .15241* A Anlage 9 Benachteiligung von Übersiedlern und einheimischen Arbeitnehmern durch Ausschluß der Berufsausbildungsförderung gegenüber Aussiedlern und Asylbewerbern mit Förderung von Sprachkursen MdlAnfr 68, 69 — Drs 11/6412 — Andres SPD SchrAntw PStSekr Seehofer BMA . . . .15241* C Anlage 10 Zahl der nur zur Erhöhung der Rente arbeitslos gemeldeten Personen, insbesondere Frauen; Verweigerung der Annahme vermittelter Stellen und Verhängung von Sperrzeiten MdlAnfr 70, 71 — Drs 11/6412 — Hinsken CDU/CSU SchrAntw PStSekr Seehofer BMA . . . .15241* D Anlage 11 Zivile Teilnutzung des kanadischen Militärflugplatzes Söllingen MdlAnfr 72, 73 — Drs 11/6412 — Dr. Feldmann FDP SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg . . . .15242* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 VII Anlage 12 Abzug von US-Truppen aus der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 74 — Drs 11/6412 — Dr. de With SPD SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg . . . .15242* C Anlage 13 Abzug von US-Streitkräften aus besonders belasteten Ballungsgebieten im Rahmen des Truppenabbaus MdlAnfr 75 — Drs 11/6412 — Dr. Kübler SPD SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg . . . .15242* D Anlage 14 Arrondierung des Truppenübungsplatzes Munster-Nord nach der Sperrung gegen den Willen der Bürgerinitiative Breloh; Größe des Umkreises für Bodenproben MdlAnfr 76, 77 — Drs 11/6412 — Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg . . . .15243* A Anlage 15 Stationierung des Waffensystems Patriot in Peißenberg angesichts der Entwicklung der Ost-West-Beziehungen MdlAnfr 78, 79 — Drs 11/6412 — Vahlberg SPD SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg . . . .15243* B Anlage 16 Verlegung von Bundeswehr-Truppenteilen bereits im Spannungsfall in die vorgesehenen Einsatzgebiete; vorübergehende Unterbringung von Aus- und Übersiedlern in den freien Unterkünften MdlAnfr 80, 81 — Drs 11/6412 — Dr. Klejdzinski SPD SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg . . . .15243* D Anlage 17 Geringe Nutzung der Kasernenunterkünfte durch einen hohen Heimschläferanteil; zwingende Bereitstellung eines Unterkunftsplatzes für Heimschläfer MdlAnfr 82, 83 — Drs 11/6412 — Steiner SPD SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg . . . .15244* A Anlage 18 Stand der Planung für den Truppenabbau der Bundeswehr; Auswirkungen für Schleswig-Holstein MdlAnfr 84, 85 — Drs 11/6412 — Jungmann (Wittmoldt) SPD SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg . . . .15244* C Anlage 19 Sicherung der Anlagen der chemischen Industrie vor Abstürzen von Militärflugzeugen angesichts des Unfalls von Maxdorf bei der BASF MdlAnfr 86, 87 — Drs 11/6412 — Erler SPD SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg . . . .15244* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 15101 197. Sitzung Bonn, den 15. Februar 1990 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP 16. 02. 90 Dr. Ahrens SPD 16. 02. 90 Austermann CDU/CSU 15. 02. 90 Börnsen (Ritterhude) SPD 16. 02. 90 Brandt SPD 15. 02. 90 Frau Dempwolf CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. Dollinger CDU/CSU 16. 02. 90 Duve SPD 16. 02. 90 Dr. Emmerlich SPD 15. 02. 90 Frau Fischer CDU/CSU 16. 02. 90 Francke (Hamburg) CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. von Geldern CDU/CSU 15. 02. 90 Glos CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 16. 02. 90 Frau Hensel GRÜNE 15. 02. 90 Heyenn SPD 15. 02. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 16. 02. 90 Ibrügger SPD 16. 02. 90* * Kastning SPD 16. 02. 90 Kittelmann CDU/CSU 16. 02. 90* Klein (München) CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. Knabe GRÜNE 16. 02. 90 Kohn FDP 16. 02. 90 Kolbow SPD 16. 02. 90 Lamers CDU/CSU 15. 02. 90 Lattmann CDU/CSU 16. 02. 90 Lennartz SPD 15. 02. 90 Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 16. 02. 90 Maaß CDU/CSU 16. 02. 90 Mischnick FDP 16. 02. 90 Paintner FDP 16. 02. 90 Petersen CDU/CSU 16. 02. 90* * Repnik CDU/CSU 15. 02. 90 Dr. Riedl (München) CDU/CSU 16. 02. 90 Schäfer (Offenburg) SPD 16. 02. 90 Dr. Scheer SPD 16. 02. 90* Frau Schilling GRÜNE 16. 02. 90 Dr. Schmude SPD 16. 02. 90 Schreiber CDU/CSU 16. 02. 90 Schröer (Mülheim) SPD 15. 02. 90 Steiner SPD 16. 02. 90* Frau Unruh fraktionslos 16. 02. 90 Voigt (Frankfurt) SPD 16. 02. 90* * Vosen SPD 15. 02. 90 Wieczorek (Duisburg) SPD 15. 02. 90 Wischnewski SPD 16. 02. 90 Zierer CDU/CSU 16. 02. 90* * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union * * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Ursprüngliche Fassung eines Absatzes in der Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Frage 4 des Abgeordneten Gansel in der 193. Sitzung am 7. Februar 1990 (Seite 14845 B, C) Auch Sie selbst, Herr Kollege Gansel, der Sie Ende 1989 noch Ihrer Partei das Prinzip vom Wandel durch Abstand von dieser SED empfohlen hatten, meinten am 23. Januar gegenüber der Presse, eine Unterwanderung der SPD durch SED-Mitglieder bestehe nicht. Sie verwiesen dabei darauf - ich zitiere wörtlich -, daß ehemalige SED-Leute sehr wohl in die SPD aufgenommen werden sollten, wenn die Basis der Partei das entscheide, weil die Betreffenden keinen Dreck am Stecken hätten und ihr Gesinnungswandel glaubwürdig sei. Anlage 3 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer (GRÜNE) (Drucksache 11/6412 Fragen 35 und 36): In wie vielen Fällen während der letzten zehn Jahre hat die Bundesregierung über Maßnahmen deutscher Nachrichtendienste gegenüber Abgeordneten des Deutschen Bundestages in der Parlamentarischen Kontrollkommission und im G 10-Gremium jeweils informiert, und war darunter bereits der aktuelle Fall des Abgeordneten T.? In wie vielen Fällen ging hierbei die Initiative von der Bundesregierung aus? Die Bundesregierung unterrichtet die Parlamentarische Kontrollkommission sowie das G 10-Gremium und die G 10-Kommission entsprechend den gesetzlichen Vorgaben (§ 2 PKK-Gesetz, § 9 Gesetz zu Artikel 10 GG). Soweit Maßnahmen, wie Sie sie in Ihrer Frage ansprechen, durchgeführt wurden, wird auch hierüber unterrichtet. Zu Einzelheiten - dazu möchte ich auch die Zahl der Unterrichtungen rechnen - vermag ich hier nicht Stellung zu nehmen, denn die Bundesregierung ist - wie frühere Bundesregierungen auch - der Auffassung, daß sich diese Materie für eine öffentliche Erörterung nicht eignet. Anlage 4 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Fragen der Abgeordneten Frau Hensel (GRÜNE) (Drucksache 11/6412 Fragen 37 und 38): Wie viele ehemalige und wie viele heute noch nicht entlassene Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR hat der Bundesnachrichtendienst im Laufe des letzten Jahres jeweils als feste oder freie Mitarbeiter gewonnen? Ist die Bundesregierung gegebenenfalls bereit, beim Umfang ihrer Antwort § 1 Abs. 2 des PKK-Gesetzes zur Kenntnis zu nehmen, wonach durch die Kontrolle der PKK die Rechte des Deut- 15240* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 schen Bundestages unberührt bleiben, sowie außerdem die Gesetzes-Kommentierung des BMI-Beamten Roewer zur Kenntnis zu nehmen, wonach hierdurch eine volle Parallelzuständigkeit statt exklusiver Kompetenz der PKK festgeschrieben wird? Zu Frage 37: Ich wiederhole zunächst meine Feststellung aus der Fragestunde am 8. Februar 1990, daß der BND keine ehemaligen Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit einstellt. Er hat das auch in den letzten Jahren nicht getan. Im übrigen entspricht es der Übung aller bisherigen Bundesregierungen, daß sie auf Fragen nach Art und Zahl von Personen, die der BND als Informationsquellen nutzt, zumindest nicht öffentlich antwortet. Selbst das PKK-Gesetz gesteht der Bundesregierung in seinem § 2 Absatz 2 zu und verpflichtet sie gleichzeitig, bei der Unterrichtung dieses Gremiums den notwendigen Schutz der Nachrichtenzugänge zu beachten. Zu Frage 38: Die Bundesregierung ist überzeugt, daß die Antwort auf Ihre vorangegangene Frage mit dem PKK-Gesetz vom 11. April 1978 — also auch mit der von Ihnen genannten Vorschrift des § 1 Absatz 2 — in voller Übereinstimmung steht. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Beckmann auf die Fragen der Abgeordneten Frau Blunck (SPD) (Drucksache 11/6412 Fragen 60 und 61) : Teilen die Bundesregierung und die Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit die Auffassung, daß durch den dem Bundesrat vorgelegten Vorschlag zur Änderung der Spielverordnung die Aufforderung des Deutschen Bundestages zur Eindämmung der Spielhallenflut aus städtebaulichen Gründen und zum Schutz von pathologischen Geldspielern und der Jugend konterkariert wird? Haben die Bundesregierung und die Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Vorstellungen, wie sich diese Maßnahmen auf die zunehmende Beschaffungskriminalität im Umfeld der Spielhallen und das pathologische Vielspielen auswirken werden? Zu Frage 60: Die Bundesregierung ist nicht der Auffassung, daß durch die Zweite Verordnung zur Änderung der Spielverordnung der Beschluß des Deutschen Bundestages vom 20. April 1989 konterkariert wird. Die beabsichtigte Änderung ergibt sich zwangsläufig aus der Forderung des Deutschen Bundestages unter Nr. II.3 seines Beschlusses. Hierauf bin ich schon bei der Beantwortung der Frage 12 des Kollegen Dr. Jens eingegangen, auf die ich insoweit verweisen möchte. Zu Frage 61: Weder über Fragen der Beschaffungskriminalität im Zusammenhang mit Geldspielgeräten mit Gewinnmöglichkeit noch über Entwicklungstendenzen beim pathologischen Vielspielen liegen der Bundesregierung Erkenntnisse vor, die es gestatten würden, quantifizierende Aussagen zu machen oder eine diesbezügliche Einschätzung vorzunehmen. Eine eher ungünstige Entwicklung kann zwar nicht ganz ausgeschlossen werden, jedoch ist angesichts der Vielzahl der zu berücksichtigenden Einflußfaktoren, insbesondere des in Ausführung der Entschließung des Deutschen Bundestages von der Bundesregierung vorgeschlagenen Maßnahmenpakets eher eine rückläufige Tendenz zu erwarten. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Beckmann auf die Fragen des Abgeordneten Westphal (SPD) (Drucksache 11/6412 Fragen 62 und 63): Wie sieht die Entwicklung im Bereich der Spielhallen und Geldspielgeräte gemessen an Anträgen und Genehmigungen für die Jahre 1988 und 1989 aus, und wie hat sich die seit 1985 geltende Spielverordnung darauf ausgewirkt? Welche Auswirkungen werden mit Ablauf der Übergangsfristen (nach § 3 Abs. 3 SpielV) 1991 bis 1996 erwartet? Zu Frage 62: Die Zahl der Spielhallenerlaubnisse hat sich nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Urbanistik 1988 im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 %, die Zahl der in Spielhallen aufgestellten Geldspielgeräte um 9,9 % erhöht. Angaben für das Jahr 1989 liegen der Bundesregierung noch nicht vor. Nach Inkrafttreten der Spielverordnung Ende 1985 hat es zwar Steigerungen bei den Spielhallenerlaubnissen gegeben, die durch den Nachholbedarf des Gewerbes auf Grund der zurückhaltenden Zulassungspraxis der Kommunen bis zur neuen Rechtslage zu erklären sind. Wie ich eben ausgeführt habe, sind sie im Jahre 1988 auf 1,2 % zurückgegangen. Dies dürfte sich 1989 fortgesetzt haben. Die Bundesregierung rechnet mit einer Stagnation der Spielhallenerlaubnisse. Die genauen Daten wird der Bericht enthalten, den die Bundesregierung gem. Nr. 1I.6 des Beschlusses des Deutschen Bundestages vom 20. April 1989 im Jahre 1992 abzuliefern hat. Zu Frage 63: Die erste Übergangsfrist des § 3 Abs. 3 Satz 1 SpielV läuft am 31. Dezember d. J. aus. In Altunternehmen muß danach jedes dritte Gerät entfernt werden, sofern der jetzige Flächenstandard — 15 qm pro Geldspielgerät — nicht eingehalten wird. Die Bundesregierung erwartet, daß mit Ablauf der zweiten Übergangsfrist am 31. Dezember 1995 etwa 30 bis 40 % der ursprünglich in Altunternehmen vorhandenen Geldspielgeräte abgebaut werden müssen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Beckmann auf die Frage des Abgeordneten Müller (Pleisweiler) (SPD) (Drucksache 11/6412 Frage 66): Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 15241* Warum ist die Konversionsproblematik bei der demnächst in Bonn stattfindenden KSZE-Wirtschaftskonferenz ausgeklammert? Das Mandat für die Bonner Wirtschaftskonferenz ist durch die 35 Teilnehmerländer am KSZE-Folgetreffen in Wien einhellig beschlossen worden. Von keinem Teilnehmerland ist während der Mandatsverhandlungen vorgeschlagen worden, die Konversionsproblematik zum Konferenzthema zu machen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Seehofer auf die Frage der Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) (Drucksache 11/6412 Frage 67): Ist die Bundesregierung bereit, dafür zu sorgen, daß die Erstattungen von Kinderbetreuungskosten nach § 45 AFG so erhöht werden, daß insbesondere Frauen bei ihrer Rückkehr in das Berufsleben in die Lage versetzt werden, an Maßnahmen der beruflichen Fortbildung und Umschulung teilzunehmen, und teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß der heutige Betrag von 60 DM auf mindestens 100 DM für jedes betreuungsbedürftige Kind erhöht werden muß? Die Bundesregierung widmet den Problemen, vor denen Frauen stehen, die nach einer Phase der Geburt und Betreuung von Kindern wieder in das Berufsleben zurückkehren wollen, ihre besondere Aufmerksamkeit. Um diesen Frauen die Wiedereingliederung soweit wie möglich zu erleichtern, hat sie gerade im Bereich der Förderung der beruflichen Weiterbildung eine Reihe von Sonderregelungen getroffen. Die Rahmenfrist von drei Jahren, innerhalb derer die zweijährige Beitragsleistung zur Bundesanstalt für Arbeit erbracht worden sein muß, wird bis zu fünf Jahren für jedes Kind erweitert; sie entfällt ganz, wenn die Frau zur Sicherung des Lebensunterhalts zur Aufnahme einer Arbeit gezwungen ist. Frauen, die wegen Fortbestehens von Betreuungspflichten gehindert sind, an einer ganztägigen Bildungsmaßnahme teilzunehmen, erhalten in bestimmten Fällen auch bei Teilnahme an Teilzeitbildungsmaßnahmen ein Teilunterhaltsgeld. Zu den Sonderregelungen gehört auch die Übernahme der infolge der Teilnahme an einer Bildungsmaßnahme entstehenden Kinderbetreuungskosten bis zu 60 DM monatlich. Nach ursprünglich sehr enger Auslegung dieser Vorschrift hat der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung in Erörterung mit der Bundesanstalt für Arbeit erreicht, daß die Kinderbetreuungskosten auch dann bis zur Höchstgrenze übernommen werden, wenn sie nicht nur während der Teilnahme an einer Bildungsmaßnahme, sondern auch bei der Erwerbstätigkeit im Anschluß an die Bildungsmaßnahme entstehen. Diese Sonderregelungen sind sehr kostenaufwendig und müssen aus dem Beitragsaufkommen der Versichertengemeinschaft finanziert werden. Da die Beitragsbelastungen und die Höhe der Leistungen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen müssen, hält es die Bundesregierung im Augenblick nicht für richtig, diese Kosten-Leistungs-Relation durch Leistungsverbesserungen im Bereich der Kinderbetreuungskosten zu verändern. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Seehofer auf die Fragen des Abgeordneten Andres (SPD) (Drucksache 11/6412 Fragen 68 und 69): Welchen Grund sieht die Bundesregierung darin, daß zwar Sprachkurse für Aussiedler im Teilzeitunterricht gemäß § 62 c Abs. 3 AFG gefördert werden, nicht aber für die berufliche Integration der Übersiedler ebenso wichtige berufliche Bildungsmaßnahmen mit Teilzeitunterricht? Sieht die Bundesregierung eine Ungleichbehandlung darin, daß zwar für Aussiedler, Asylberechtigte und Kontingentflüchtlinge Sprachkurse im Teilzeitunterricht gefördert werden, für einheimische Arbeitnehmer — abgesehen von den zeitlich befristeten Ausnahmefällen des § 44 Abs. 2 b AFG — eine Förderung von beruflichen Bildungsmaßnahmen mit Teilzeitunterricht ausgeschlossen ist? Bei der beruflichen Integration der Aussiedler haben sich in der Praxis insbesondere die Maßnahmen als erfolgreich herausgestellt, in denen das Erlernen der deutschen Sprache und die Anpassung der beruflichen Qualifikationen kombiniert werden. Um den Aussiedlern, die zwar einer Sprachschulung, nicht aber einer Anpassung ihrer beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten bedürfen, die Aufnahme einer Arbeit zu ermöglichen, hat der Gesetzgeber die Einführung eines Teileingliederungsgeldes nach § 62 c Abs. 3 AFG beschlossen, so daß dieser Personenkreis Arbeit und Sprachschulung kombinieren kann. Bei den Aussiedlern und Übersiedlern, die zur Aufnahme einer Arbeit einer vorherigen Anpassung ihrer Qualifikationen bedürfen, erscheint es sinnvoll, die entsprechenden Maßnahmen schnell und möglichst kompakt durchzuführen. Diesem Ziel dienen am ehesten Vollzeitmaßnahmen. Reichen die Kenntnisse aus, um eine Arbeit aufzunehmen, so ist sowohl den Aussiedlern und Übersiedlern als auch den einheimischen Arbeitnehmern zuzumuten, ihre beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten im berufsbegleitenden Unterricht zu verbessern. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Seehofer auf die Fragen des Abgeordneten Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 11/6412 Fragen 70 und 71): Kann die Bundesregierung darüber Angaben machen, wie viele Personen, insbesondere Frauen, nur deshalb arbeitslos gemeldet sind, weil sich dadurch später ihre Rente erhöht, und in welcher Höhe erhöht sich diese dadurch durchschnittlich? In wie vielen Fällen wurden im Jahre 1988 bzw. 1989 von den Arbeitsämtern vermittelte Stellen, einmal oder mehrmals, verweigert, und wie oft wurden aus diesen Gründen Sperrzeiten verhängt? Zu Ihrer ersten Frage liegen der Bundesregierung keine Angaben vor. Wer, ohne arbeitsbereit zu sein, 15242* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 sich beim Arbeitsamt arbeitslos meldet, um sich damit Vorteile für die spätere Rente zu verschaffen, wird dies nicht zu erkennen geben. Denn um als Arbeitsloser geführt zu werden, genügt nicht die Tatsache, daß keine Arbeit ausgeübt wird. Weitere Voraussetzungen sind die Suche nach einer Arbeit und die Bereitschaft, für jede zumutbare Arbeit zur Verfügung zu stehen. Fällt eine dieser Voraussetzungen später weg, so ist der Arbeitslosgemeldete ab diesem Zeitpunkt nicht mehr als Arbeitsloser zu zählen. Im übrigen können Zeiten der Arbeitslosigkeit in der Rentenversicherung nur dann als Ausfallzeiten rentensteigernd berücksichtigt werden, wenn 1. eine Leistung der Bundesanstalt für Arbeit (Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe) bezogen wird oder 2. durch die Arbeitslosigkeit eine rentenversicherungspflichtige Beschäftigung oder Tätigkeit unterbrochen wird, der Arbeitslose bei einem deutschen Arbeitsamt als arbeitsuchend gemeldet ist und Sozialhilfe erhält bzw. Sozialhilfe oder Arbeitslosenhilfe wegen des zu berücksichtigenden Einkommens oder Vermögens nicht erhält. Diese Voraussetzungen werden von Hausfrauen vielfach nicht erfüllt. Ausfallzeiten wegen Arbeitslosigkeit werden mit dem Monatsdurchschnitt bewertet, der sich aus der Bewertung aller bis zum Ende des Kalenderjahres vor der zu bewertenden Zeit zurückgelegten Versicherungs- und Ausfallzeiten ergibt. Bei einem Versicherten mit kontinuierlichem Durchschnittsverdienst beträgt der auf ein Jahr Arbeitslosigkeit entfallende Anteil der Rente z. Z. monatlich 38,39 DM. Die Zahl der Sperrzeiten wegen Ablehnung einer zumutbaren Arbeit betrug im Jahr 1988 16 989 Fälle (davon Männer: 11 713, Frauen: 5 276) und im Jahr 1989 20 074 Fälle (davon Männer: 15 289, Frauen: 6 785). Hinzu kamen Sperrzeiten in 10 589 Fällen wegen Ablehnung oder Abbruches einer beruflichen Bildungsmaßnahme. Werden Sperrzeitentatbestände mehrfach erfüllt, so erlischt der Leistungsanspruch. Dies betraf — im Jahr 1988 — 4 394 Leistungsfälle und — im Jahr 1989 —4 959 Leistungsfälle. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Feldmann (FDP) (Drucksache 11/6412 Fragen 72 und 73): Kann die Bundesregierung Meldungen der Presse, siehe Badische Neueste Nachrichten vom 3. Februar 1990 sowie die kanadische Tageszeitung Sun (Ottawa), bestätigen, daß derzeit Überlegungen angestellt werden, den kanadischen Militärflughafen in Söllingen für eine zivile Teilnutzung als Regionalflughafen der Region Mittlerer Oberrhein zu öffnen, und in welcher Phase befinden sich diese Überlegungen? Wie beurteilt die Bundesregierung die Möglichkeit der Realisierung eines gemischten militärischen und zivilen Flugbetriebs auf dem Flughafen in Söllingen vor dem Hintergrund der abnehmenden militärischen Bedrohung durch den Warschauer Pakt einerseits und der wirtschafts- und umweltpolitischen Zukunftsperspektiven der mittelbadischen Region andererseits? Zu Frage 72: Die Bundesregierung kann solche Meldungen nicht bestätigen. Zu Frage 73: Bei der Erörterung der Frage, ob und ggf. in welchem Umfang der NATO-Flugplatz Söllingen für eine zivile Mitbenutzung als Regionalflughafen geöffnet werden kann, handelt es sich um Spekulationen, zu denen die Bundesregierung keine Stellung nimmt. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Frage des Abgeordneten Dr. de With (SPD) (Drucksache 11/6412 Frage 74): Ist die Bundesregierung bereits von den Vereinigten Staaten von Amerika informiert worden, wo und wie in diesem Jahr und später US-Truppen aus der Bundesrepublik Deutschland abgezogen werden? Die Bundesregierung ist vor Bekanntgabe in den USA durch den amerikanischen Verteidigungsminister Cheney über Planungen unterrichtet worden, ein Depot der US-Armee in Pirmasens bis Ende 1991 aufzulösen und den amerikanischen Militärflugplatz in Zweibrücken im Jahr 1993 zu schließen. Konkrete Aussagen weitergehender Art zu der Frage: „Wo und wie" US-Truppen aus der Bundesrepublik Deutschland abgezogen werden sollen, sind nach Auffassung der US-Regierung erst nach einem Abschluß der Verhandlungen über „Konventionelle Streitkräfte in Europa" (VKSE) möglich. Die Bundesregierung geht davon aus, daß sie über konkrete Planungsabsichten der US-Regierung rechtzeitig unterrichtet wird. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Frage des Abgeordneten Dr. Kübler (SPD) (Drucksache 11/6412 Frage 75): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß nach der Konkretisierung der Truppenreduzierungspläne der USA zuallererst die durch militärische Einrichtungen besonders belasteten Ballungsräume (wie der Rhein-Neckar-Raum) durch Truppenabzug und Aufgabe militärischer Anlagen entlastet werden müssen, und wird die Bundesregierung zu diesem Zweck schon jetzt mit Planungen zur Reduzierung und Aufgabe militärischer Anlagen gemeinsam mit der amerikanischen Regierung beginnen? Angesichts der gegenwärtigen Fortschritte bei den Wiener Verhandlungen erarbeiten USAREUR und das Pentagon Alternativen für den bei positivem Abschluß zu realisierenden Truppenabzug. Die US-Vorstellun- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 15243* gen werden Gegenstand von Beratungen im Bündnis sein. Die Bundesregierung wird dann auch ihre Überlegungen vorbringen. Die Bundesregierung wird bemüht sein, die vielfältigen, teilweise konträren Interessen der Regionen und Kommunen zu berücksichtigen. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Lippelt (Hannover) (GRÜNE) (Drucksache 11/6412 Fragen 76 und 77): Besteht die Bundesregierung auch nach der Sperrung des Truppenübungsplatzes Munster-Nord noch gegen den Willen der Bürgerinitiative Breloh auf ihrer Absicht, den Truppenübungsplatz um 11 ha im Gebiet der Gemeinde Breloh zu arrondieren? Wie groß wird der Umkreis bemessen, in dem über den Truppenübungsplatz Munster-Nord hinaus Bodenproben gezogen werden, nachdem nun seit Jahrzehnten auf dem Gebiet des Truppenübungsplatzes Schieß- und Schanzübungen stattgefunden haben? Zu Frage 76: Die Bundesregierung hält an ihrer Absicht fest, den Truppenübungsplatz Munster-Nord im Gebiet des Altdorfes Breloh zu erweitern. Vor weiteren Maßnahmen wird jedoch die Entschließung des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages zur Eingabe der Bürgerinitiative abgewartet. Zu Frage 77: Für die Beseitigung von Altlasten sowie für Untersuchungen innerhalb und außerhalb des Truppenübungsplatzes Munster-Nord ist das Land Niedersachsen zuständig. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Fragen des Abgeordneten Vahlberg (SPD) (Drucksache 11/6412 Fragen 78 und 79): Wie bewertet die Bundesregierung aktuell die geplante Stationierung des Waffensystems PATRIOT in der Gemeindeflur Peißenberg (Guselried) vor dem Hintergrund der Entwicklung in Osteuropa und der sich abzeichnenden Vereinigung der beiden Teile Deutschlands? Wie sieht gegebenenfalls der zeitliche Ablauf der Stationierung dieses Waffensystems aus? Zu Frage 78: Das integrierte Luftverteidigungssystem in der Bundesrepublik Deutschland stützt sich neben Jagdflugzeugen vor allem auf Flugabwehrraketensysteme der Luftwaffe sowie der hier stationierten Verbündeten. Seine Aufgabe ist im Verteidigungsfall der Schutz des deutschen Territoriums, der deutschen Bevölkerung und der Streitkräfte gegen Luftangriffe. Die beiden wesentlichen Stützen des Systems waren bislang das Flugabwehrraketensystem NIKE, welches auch nuklear bestückt war, und das rein konventionelle System HAWK. Auf Grund eines Abkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den USA ersetzen beide Staaten ihre Systeme vom Typ NIKE durch das rein konventionelle, moderne Flugabwehrraketensystem PATRIOT. Dies verbessert die Wirksamkeit der Luftverteidigung insgesamt und ermöglicht den Verzicht auf nukleare Systeme in der Luftverteidigung. Wirksame Luftverteidigung entspricht den Zielen, die bei den Wiener Verhandlungen über die konventionellen Streitkräfte verfolgt werden: sie stärkt die militärische Stabilität, und sie ist betont defensiv. Deshalb sind Flugabwehrraketensysteme auch nicht Gegenstand der Verhandlungen. Die vorgesehene Stationierung von PATRIOT in Guselried wird notwendig, um im Rahmen eines abgestimmten NATO-Konzeptes einen örtlichen Verbund der Luftverteidigungssysteme PATRIOT und HAWK zu erreichen. Die Ausbildung an den Flugabwehrsystemen wird im Frieden in ortsfesten Stellungen, den sogenannten Friedenseinsatzstellungen durchgeführt. Eine solche ist in Guselried geplant. Im Einsatzfall würden die Flugabwehrraketensysteme die Friedenseinsatzstellungen verlassen und ihren Schutzauftrag im beweglichen Einsatz erfüllen. Zu Frage 79: Im Zuge der Umrüstungsmaßnahmen verlegt das Flugabwehrraketengeschwader 22 bis Ende 1992 von Burbach in den Raum Landsberg. Das Geschwader unterhält künftig Guselried, Kaufbeuren sowie Zechfeld als Friedensstellungen. Guselried ist vorgesehen für die 1. und 2. Staffel des FlaRak-Geschwaders 22, das in Penzing untergebracht wird. Das Personal befindet sich zur Zeit in der Ausbildung für das Flugabwehrsystem PATRIOT. Der Gerätezulauf beginnt für das Geschwader Mitte 1991. Die Umrüstung soll bis Ende 1992 abgeschlossen sein. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Klejdzinski (SPD) (Drucksache 11/6412 Fragen 80 und 81) : Ist es richtig, daß bereits im Spannungsfall die Einsatztruppenteile der Bundeswehr in die ihnen zugewiesenen Einsatzräume verlegen, die in der Regel nicht mit ihren Friedensstandorten identisch sind? Sieht die Bundesregierung Möglichkeiten, auch einen Teil dieser durch die Heimschläfersituation schon jetzt freien Unterkunftskapazität vorübergehend für Aus- und Übersiedler zur Verfügung zu stellen, oder was spricht dagegen? 15244* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 Zu Frage 80: Die Feststellung des Spannungsfalls bedarf nach Artikel 80 a GG einer Mehrheit von 2/3 der abgegebenen Stimmen des Deutschen Bundestages. Richtig ist, daß in einem Spannungsfall Teile der Einsatztruppen in ihre Einsatzräume verlegen. Dies trifft insbesondere auf Truppenteile des Feldheeres zu. Die Verlegungen würden abgestimmt im Bündnis und mit Zustimmung des Ausschusses für Verteidigungsplanung der NATO (DPC), gesteuert über das NATO-Alarmsystem, erfolgen. Zu Frage 81: Die Bundesregierung hat bereits seit längerer Zeit erhebliche Unterkunftskapazität zur Unterbringung von Aus- und Übersiedlern bereitgestellt. Diese Kapazität wurde in den meisten Fällen durch engere Belegung der Stuben geschaffen. Der Grundsatz, daß jeder kasernenpflichtige Soldat Anspruch auf eine Unterkunft in der Kaserne hat, wurde dabei aufrecht erhalten. Für eine Erhöhung der Unterbringungskapazität für Aus- und Übersiedler wird z. Z. keine Notwendigkeit gesehen, da die angebotenen Unterkünfte bisher nur zu etwa einem Drittel genutzt werden. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Fragen des Abgeordneten Steiner (SPD) (Drucksache 11/6412 Fragen 82 und 83): Ist es richtig, daß viele Kasernenunterkünfte, die verkehrsgünstig oder in Ballungsgebieten liegen, einen hohen Heimschläferanteil haben und deshalb diese Unterkunftskapazitäten nur zu einem sehr geringen Teil wirklich genutzt werden? Ist es aus dienstlichen Gründen zwingend geboten, für jeden Heimschläfer einen Unterkunftsplatz nach den Kriterien für kasernenpflichtige Soldaten dienstgradabhängig bereitzustellen? Zu Frage 82: Da keine zentrale Erfassung der Heimschläfergenehmigungen erfolgt, kann die Aussage, daß Kasernen in Ballungsgebieten einen hohen Heimschläferanteil haben, nicht bestätigt werden. Zu Frage 83: Zum Wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft und zur Teilnahme an der Gemeinschaftsverpflegung sind nach § 18 SG — neben den wehrpflichtigen Soldaten — alle Soldaten auf Zeit und Berufssoldaten bis zum Dienstgrad Oberleutnant, sofern sie das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, verpflichtet. Der Bataillonskommandeur oder ein Offizier in entsprechender Dienststellung kann im Einzelfall Soldaten von der Verpflichtung zum Wohnen in einer Gemeinschaftsunterkunft aus persönlichen oder dienstlichen Gründen auf Widerruf befreien. Hieraus hat sich im täglichen Sprachgebrauch der Begriff „Heimschläfererlaubnis" entwickelt. Der Widerruf kann jederzeit erfolgen, bei der Befreiung ist gem. ZDv 10/5 ein strenger Maßstab anzulegen. Hieraus ergibt sich, daß eine heimatnahe Einberufung allein noch kein Grund zur Erteilung einer „Heimschläfergenehmigung" ist, es bedarf vielmehr persönlicher oder dienstlicher Gründe. Die Möglichkeit des jederzeitigen Widerrufes, aber auch aus der Präsenzpflicht bei Krisen oder erhöhter Bereitschaft aus anderen Gründen, wie z. B. Übungen, Katastrophen, erfordert die Bereitstellung entsprechender Unterkünfte auch für die von der Verpflichtung zum Wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft befreiten Soldaten vom Mannschaftsdienstgrad bis zum Offizier. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Fragen des Abgeordneten Jungmann (Wittmoldt) (SPD) (Drucksache 11/6412 Fragen 84 und 85): Wie ist der Stand der Planung für die vom Bundeskabinett beschlossene Reduzierung der Bundeswehr auf 400 000 Soldaten? Mit welchen personellen Auswirkungen dieser Reduzierung rechnet die Bundesregierung für das Land Schleswig-Holstein und die einzelnen dortigen Bundeswehrstandorte? Zu Frage 84: Die vom Bundeskabinett beschlossenen Planungen für den aktiven Friedensumfang der Streitkräfte haben unverändert Gültigkeit. Dies bedeutet, daß bei einem erfolgreichen Abschluß der Wiener VKSE-Verhandlungen die ab 1992 vorgesehene Verlängerung des Grundwehrdienstes auf 18 Monate aufgehoben und der 15monatige Grundwehrdienst beibehalten wird. Zugleich wird dann zu prüfen sein, inwieweit eine Verringerung des aktiven Umfangs möglich ist. Zu Frage 85: Die aus neuen Personalumfängen resultierenden Strukturveränderungen sind Gegenstand laufender Untersuchungen bei allen drei Teilstreitkräften. Vor Abschluß dieser Untersuchungen können Aussagen über regionale Auswirkungen der Strukturveränderungen verständlicherweise noch nicht getroffen werden. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Fragen des Abgeordneten Erler (SPD) (Drucksache 11/6412 Fragen 86 und 87): Hält die Bundesregierung ihre Empfehlung an die Industrie aufrecht, von Abstürzen militärischer Flugzeuge gefährdete Industrieareale durch „Härtungsmaßnahmen" zu sichern, wie dies die Bundesregierung zuletzt Mitte Januar 1990 gegenüber der BASF vorgeschlagen hat? Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 197. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Februar 1990 15245* Welche Forderungen für die Praxis militärischer Flüge über oder in der Nähe von chemischen Großanlagen zieht die Bundesregierung aus dem Unfall von Maxdorf am 18. Dezember 1989, auf den hin Vorstandssprecher der BASF von einer „unverantwortlichen eher vermeidbaren Gefährdung" gesprochen haben und die Vermeidung einer Katastrophe lediglich auf „riesiges Glück" zurückführten? Zu Frage 86: Eine Unterscheidung von zivilem und militärischem Flugverkehr erscheint in diesem Zusammenhang nicht angebracht. Die Überlegung bezüglich baulicher Schutzmaßnahmen an Anlagen der chemischen Industrie — etwa vergleichbar mit denen an Kernkraftwerken — die in einem Schreiben an den Vorstand der BASF geäußert wurden, basieren auf vier wesentlichen Feststellungen: 1. Notfälle, die zu einem Absturz eines Luftfahrzeuges führen können, ereignen sich in allen Höhenbereichen. 2. Luftfahrzeuge stürzen in der Regel nicht senkrecht ab, sondern folgen einer im wesentlichen von Höhe und Geschwindigkeit abhängigen, nicht vorher bestimmbaren Parabel. 3. In der Bundesrepublik Deutschland ereignen sich mehr Abstürze zivil-zugelassener als militärischer Luftfahrzeuge. 4. Bezüglich der Folgen eines Luftfahrzeugabsturzes besteht bei den im Vergleich zu Kernkraftwerken baulich verhältnismäßig ungeschützten Anlagen der chemischen Industrie kaum ein Unterschied, aus welcher Höhe der Absturz erfolgt und ob es sich dabei um ein ziviles oder militärisches Luftfahrzeug handelt. Dementsprechend müßte ein Gebiet mit Überflugbeschränkung für den gesamten, d. h. sowohl für den zivilen wie den militärischen Luftverkehr gelten und es müßte ausreichende, mit steigender Höhe zunehmende seitliche Ausdehnungen aufweisen. Derartige Beschränkungsgebiete würden eine sichere, geordnete Durchführung des Luftverkehrs erheblich erschweren, wenn nicht unterbinden. Die Einrichtung derartiger Gebiete verbietet sich deshalb aus Sicht der zivilen Luftfahrt aus wirtschaftlichen Erwägungen und seitens der Streitkräfte aufgrund der Ausbildungserfordernisse. Deshalb sieht auch der Bund/Länder-Fachausschuß Luftfahrt von einer Empfehlung ab, Überflugverbote um Industrieanlagen zu erlassen. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus angebracht, über andere als flugbetriebliche oder luftraumstrukturelle Maßnahmen zum Schutz von Industrieanlagen nachzudenken. Zu Frage 87: Auch hier ist es unangebracht, zwischen zivilem und militärischem Flugverkehr zu unterscheiden. Bereits seit mehreren Jahren befaßt sich der Bund/ Länder-Fachausschuß Luftfahrt, in dem der Bundesminister für Verkehr, die Luftfahrtbehörden der Länder und der Bundesminister der Verteidigung vertreten sind, mit der Frage der Gefährdung von Industrieanlagen hoher Gefahrenklasse durch den Luftverkehr. Es besteht in dem Ausschuß Übereinstimmung, daß Unterschiede zwischen dem militärischen und zivilen Flugbetrieb in dieser Frage nicht angebracht sind. Wie bereits erwähnt, sieht sich dieses Gremium aufgrund der erheblichen einschränkenden Auswirkungen für den gesamten Luftverkehr und zudem fehlender Kriterien für die Klassifizierung der Industrieanlagen entsprechend ihrer Schutzwürdigkeit nicht in der Lage, Überflugverbote zu empfehlen. Gleiche Gründe veranlassen auch den Bundesminister der Verteidigung, von flugbetrieblichen Eigenbeschränkungen für die Streitkräfte abzusehen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In voller Übereinstimmung mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in der DDR bejahen wir die deutsche Einigung und als ihr Ergebnis die deutsche Einheit.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir freuen uns über jeden Fortschritt, der auf dem Wege dorthin erzielt wird.
    Deshalb haben wir es begrüßt, daß Generalsekretär Gorbatschow Ende Januar im Zusammenhang mit dem Besuch von Ministerpräsident Modrow erklärt hat, das Selbstbestimmungsrecht gelte auch für die Deutschen; es sei ihre Sache, über die Form ihres Zusammenlebens zu entscheiden. D a s war der entscheidende Fortschritt der sowjetischen Politik in der deutschen Frage.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Rüttgers [CDU/ CSU]: Unglaublich!)

    Wenn schon von einem historischen Ereignis gesprochen wird, dann war diese Entscheidung Michail Gorbatschows von Ende Januar eine historische Entscheidung,

    (Beifall bei der SPD — Dr. Rüttgers [CDU/ CSU]: Unglaublich!)

    eine Entscheidung, die erneut seinen Realitätssinn und sein Verantwortungsbewußtsein unter Beweis gestellt hat, eine Entscheidung, die unseren Dank und den Dank aller Deutschen verdient.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich wiederhole in diesem Zusammenhang den Dank an unsere Verbündeten, Partner und Freunde, den ich an dieser Stelle mehrfach ausgesprochen habe. Ich wiederhole den Dank an die Ungarn, die Polen und die Tschechoslowaken. Ich wiederhole den Dank aber auch an die Männer und Frauen, die Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre durch die Ost- und Deutschlandpolitik sowie den Helsinki-Prozeß die Voraussetzungen für diese Entwicklung geschaffen haben.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Die Äußerungen von Generalsekretär Gorbatschow haben übrigens auch dazu geführt, daß sich wenige Tage später auch die Regierung Modrow zur deutschen Einheit, zur Wiederherstellung der Länder in der DDR und zur raschen Verwirklichung einer Wirtschafts-, Währungs- und Verkehrsunion bekannt hat.
    Aber Gorbatschow hat nicht nur diese Feststellungen zur deutschen Einheit getroffen. Er hat auch betont, die deutsche Einigung müsse sich in die Architektur Europas einfügen, sie müsse die Prinzipien von Helsinki und die bestehenden vertraglichen Verpflichtungen beachten, und sie müsse den Sicher-



    Dr. Vogel
    heitsinteressen aller Beteiligten, insbesondere denen der Sowjetunion, Rechnung tragen. Das sagt nicht er allein. Unsere europäischen Nachbarn, Partner und Verbündete sagen es ebenso, und sie sagen es mit Recht, auch auf dem Hintergrund ihrer geschichtlichen Erfahrungen.
    Wir haben begrüßt, Herr Bundeskanzler, daß Generalsekretär Gorbatschow die Erklärungen vom Januar Ihnen und dem Bundesaußenminister gegenüber wiederholt und konkretisiert hat. Das war ein nützliches Ergebnis dieses Besuches.
    Es war aber ein Fehler, in der Euphorie des letzten Wochenendes den wesentlichen Bestandteil des Ja zur deutschen Einigung, den ich gerade erwähnt habe, in den Hintergrund treten zu lassen. Herr Gerassimow, der Sprecher des sowjetischen Außenministeriums, hat Ihnen denn auch schon am Tage nach Ihrer Abreise aus Moskau diesen Teil des Ja nachdrücklich in Erinnerung gebracht. Wer die deutsche Einheit will, muß diese Gesichtspunkte ernst nehmen und mit großer Sorgfalt zu Werke gehen. Sinn der gemeinsamen Anstrengungen beider deutscher Staaten muß es dabei sein, Deutschland in eine europäische Friedensordnung einzubetten, in eine Friedensordnung, in der die Bündnisse aufgehen, die militärischen Potentiale auf ein Minimum reduziert und zum Angriff unfähig sind, jeder die Sicherheit des anderen gewährleistet und dann auch die Vorbehaltsrechte der Alliierten der Vergangenheit angehören.

    (Beifall bei der SPD)

    Dieses Endziel ist nur in Schritten zu erreichen. Es setzt als Zwischenstufen eine rasche und umfassende Abrüstung und einen grundlegenden Wandel der Bündnisse voraus, die entsprechend der völlig veränderten Bedrohungslage von militärischen Allianzen zu politischen Instrumenten werden müssen, zu Instrumenten, mit deren Hilfe die Abrüstung und der Helsinki-Prozeß vorangebracht werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer hier einen deutschen Sonderweg befürwortet, etwa eine Neutralität Deutschlands, der — da stelle ich ein bemerkenswertes Maß an Übereinstimmung fest — blockiert die Einigung Europas und die Einheit Deutschlands. Wir würden das Mißtrauen all unserer Nachbarn wecken, wenn wir uns auf uns allein zurückziehen wollten.

    (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ebensowenig — das hätten wir gern ein bißchen deutlicher gehört — ist aber die Ausdehnung des einen Bündnisses auf Kosten des anderen möglich. Wir müssen vielmehr — diese Aufgabe ist erst noch zu lösen — Lösungen finden, die die Sicherheitsrelation der Bündnisse unverändert lassen. Es wäre in hohem Grade unvernünftig, auf die fundamentale Verminderung der Bedrohung mit der Verstärkung des militärischen Gewichts unseres Bündnisses zu antworten.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE])

    Das wäre destabilisierend.
    Die jetzt in Aussicht genommenen Verfahrensschritte, nämlich zunächst die Verständigung der beiden deutschen Staaten auf ein konkretes Konzept, sodann die Behandlung dieses Konzepts auf einer gemeinsamen Konferenz der beiden deutschen Staaten und der Vier Mächte und schließlich das Zusammentreten einer zweiten KSZE-Konferenz

    (Frau Beer [GRÜNE]: Die mit Fakten konfrontiert wird!)

    entsprechen unseren Vorstellungen. Deshalb begrüßen wir auch die Verständigung, die gestern in Ottawa erzielt worden ist. Sie, Herr Kollege Genscher, haben hier einen erfreulichen Fortschritt erzielt. Hier zahlen sich Behutsamkeit, Geduld und Erfahrung aus.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Wir anerkennen das, Herr Kollege Genscher.
    Sie, Herr Bundeskanzler, haben es hingegen an der notwendigen Sorgfalt und Behutsamkeit im Umgang mit unseren Partnern und Nachbarn auch in jüngster Zeit immer wieder fehlen lassen.

    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    Nicht umsonst hat kein geringerer als Václav Havel, der neue tschechoslowakische Staatspräsident, nach Ihrer Rückkehr aus Moskau die Mahnung wiederholt — das sollte Ihnen zu denken geben —, die Vereinigung Deutschlands behutsam und vorsichtig vorzubereiten. Herr Bundeskanzler, es war ein Fehler — ich glaube, das wird selbst in Ihren Reihen heute nicht mehr bestritten —, daß Sie sogar unsere Verbündeten mit Ihren Vorschlägen vom 28. November 1989 überrascht haben.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Bohl [CDU/ CSU]: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!)

    Es bleibt ein Kardinalfehler, daß Sie in der Frage der Endgültigkeit der polnischen Westgrenze immer wieder aufs neue Zweifel und Ungewißheit hervorrufen.

    (Beifall bei der SPD)

    Zum vorläufig letzten Male haben Sie das am Dienstag bei der Pressekonferenz mit Herrn Modrow getan. Als Herr Modrow dort ausführte, er habe Sie so verstanden, daß Sie in Moskau die Oder-Neiße-Grenze akzeptiert und festgestellt hätten, daß keine Gebietsansprüche erhoben würden, antworteten Sie mit dem Hinweis, das sei eine Frage für das spätere gesamtdeutsche Parlament und die spätere gesamtdeutsche Regierung.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    — Dieser Beifall der 26, die schon damals nicht mitmachen wollten, ist kennzeichnend. — Nein, Herr Bundeskanzler, die Frage nach der Endgültigkeit der polnischen Westgrenze ist eben keine spätere Frage; es ist eine Frage, die jetzt klipp und klar — klipp und klar! — beantwortet werden muß.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der GRÜNEN und der FDP)




    Dr. Vogel
    Es ist eine Frage, die der Herr Bundespräsident und der Außenminister klar beantwortet haben. Nur Sie weichen immer wieder aus. Das nährt Mißtrauen und stört den Einigungsprozeß in gefährlicher Weise. Ich sage Ihnen: Wenn die Grenzfrage nicht über jeden Zweifel hinweg beantwortet ist, dann wird es die deutsche Einigung auch unter den gegenwärtigen Voraussetzungen nicht geben. Sie sind gefordert.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Der internationale, der europäische Aspekt der deutschen Einigung ist wichtig, noch wichtiger aber ist, daß wir die Einheit auf den Gebieten, die für das tägliche Leben der Menschen von Bedeutung sind, nämlich auf dem Gebiet der Währung, der Wirtschaft, der sozialen Sicherheit, des Verkehrs und der Umwelt, bereits vorbereiten und organisieren, solange die bündnisrelevanten Fragen noch Gegenstand der Verhandlungen sind.
    Hinsichtlich der von uns schon lange geforderten Währungsunion ist zu Beginn dieser Woche mit der Einsetzung einer Expertenkommission endlich ein Anfang gemacht worden.
    Zur Entwicklung eines konkreten Konzeptes auf all diesen Gebieten sollten nach den Wahlen vom 18. März 1990 unverzüglich sowohl eine gemeinsame Parlamentskommission des Bundestages und der Volkskammer als auch eine gemeinsame Kommission der beiden Regierungen gebildet werden. Dabei, meine Damen und Herren, müssen die demokratisch legitimierten Organe der DDR Gelegenheit haben, ihre Vorstellungen und ihre Wünsche in vollem Umfang einzubringen,

    (Beifall bei der SPD)

    etwa die Vorstellung über ein Bodenrecht, das besser ist als das unsere,

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    oder über Sicherungen für berufstätige Frauen, die über die unseren hinausgehen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Notwendig ist bei alldem insbesondere die soziale Flankierung, d. h. die Absicherung der Rentner und Arbeitslosen, aber auch die Bildung von Betriebsräten, die die Interessen der Arbeitnehmer auf betrieblicher Ebene wirksam zur Geltung bringen können.
    Es geht eben nicht um den Anschluß eines herrenlosen Territoriums, es geht um die Vereinigung mit Menschen, die sich selbst die Freiheit erkämpft haben und über Erfahrungen verfügen, die sie uns voraus haben.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der GRÜNEN und der FDP)

    Das alles muß im partnerschaftlichen Geiste geschehen.

    (Zuruf von der SPD: Kein Anschluß!)

    Wir dürfen uns dabei auch nicht gegenseitig überfordern.
    Manche, gerade auch aus Ihren Reihen, verlangen, dieser Prozeß solle damit beginnen, daß die Länder der DDR sogleich nach ihrer Wiedererrichtung der
    Bundesrepublik beitreten. Wir sagen: Die Wiederrichtung der Länder ist richtig und notwendig, Dezentralisierung ist richtig, auch kommunale Selbstverwaltung sollte drüben wieder geschaffen werden. Die staatliche Vereinigung aber, ob durch Vertrag oder nach Art. 23 des Grundgesetzes, die muß am Ende dieses Prozesses stehen. Der schrittweisen Herstellung der Einheit auf den verschiedenen konkreten Lebensgebieten steht das nicht entgegen, diese kann schon im Verlauf des Prozesses Bereich für Bereich erreicht werden.
    Der Einigungsprozeß wird für die Bürgerinnen und Bürger in beiden Teilen Deutschlands erhebliche soziale und materielle Veränderungen und für geraume Zeit auch Belastungen mit sich bringen. Die soziale Absicherung der Menschen in der DDR hat deshalb hohe Bedeutung. Das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit muß aber auch auf unserer Seite, den Menschen in der Bundesrepublik gegenüber, voll gewahrt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Es darf nicht sein — ich hoffe, wir stimmen darin überein — , daß die einen an der deutschen Vereinigung verdienen und die anderen dafür mit der Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen aufzukommen haben.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Garbe [GRÜNE])

    Die Sorge — das wissen Sie doch aus Ihren eigenen Wahlkreisen — ist nicht erfunden, sondern beschäftigt und bewegt unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger zunehmend.

    (Kraus [CDU/CSU]: Hetzer! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Gerade weil wir die Einheit wollen, wollen wir, daß dieser Sorge überzeugend begegnet wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir wollen, daß die Belastungen, wenn sie denn notwendig sind, gerecht verteilt werden, daß die mit den stärkeren Schultern mehr zu tragen haben als die mit den schwächeren Schultern.
    Sie, Herr Bundeskanzler, haben die Umverteilung von unten nach oben in dieser Bundesrepublik schon weit genug getrieben.

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Der Anteil der Arbeitnehmereinkommen am Volkseinkommen hat unter Ihrer Verantwortung einen Tiefstand erreicht. Das darf durch den Einigungsprozeß nicht noch zusätzlich verschärft werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Soziale Spannungen sind schon jetzt dadurch entstanden, daß Sonderleistungen für Übersiedler, die vor dem 9. November 1989 gerechtfertigt waren, jetzt aber nicht mehr gerechtfertigt sind, weiterhin gewährt werden. Wer von Stendal nach Braunschweig übersiedelt — das sagen uns doch gerade die Repräsentanten der Oppositionsbewegung in der DDR —, muß künftig genauso behandelt werden wie der, der



    Dr. Vogel
    von Bremen oder von Trier oder von sonstwoher nach Braunschweig zieht.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben unsere Anträge eingebracht. Sie müssen jetzt endlich Farbe bekennen und in dieser Frage Entscheidungen treffen.
    Ich warne überhaupt uns alle davor, die soziale Problematik der deutschen Einigung zu unterschätzen. Es geht nicht nur um Fragen der staatlichen Organisation, um die Wirtschaft und um Bündnisfragen, es geht vor allem auch um die soziale Stabilität. Wer sie aus den Augen verliert, wer sie nicht als ein zentrales Element des Einigungsprozesses anerkennt, der muß sich nicht wundern, wenn von daher die Einigung selbst an Akzeptanz in unserem Volk verlieren könnte. Dies ist ein Argument für die Einigung, nicht, wie Sie es darzustellen versuchen, ein Argument gegen die Einigung.

    (Beifall bei der SPD)

    Wichtig ist, daß sich die Verhältnisse in der DDR nicht verschlechtern, sondern daß sie sich stabilisieren. Es wäre unverantwortlich, auf den Konkurs der DDR zu spekulieren und zu glauben, sie falle uns dann einfach zu. Das wäre die schlechteste Form der Vereinigung, zumal ihr der Exodus von Hunderttausenden, wenn nicht von Millionen DDR-Bürgerinnen und -Bürgern und ihre Übersiedlung in die Bundesrepublik vorausginge, und zwar ganz gleich, welche Leistungen sie dann hier zu erwarten haben.
    Die Äußerungen des Herrn Teltschik, Ihres engsten außenpolitischen Beraters, über die angebliche Zahlungsunfähigkeit der DDR und die Möglichkeit einer nochmaligen Vorverlegung des Wahltermins — was zum völligen Chaos geführt hätte — haben da schon genug Schaden angerichtet. Graf Lambsdorff hat bekanntlich gefordert, daß Sie dem Herrn einen Maulkorb anlegen oder ihn feuern. Wo der Graf recht hat, hat er recht. Ich empfehle Ihnen, Sie sollten beides tun, erst das eine und dann das andere.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Auch sonst haben Sie den Menschen in der DDR bisher so gut wie keine konkrete, dort erfahrbare Hilfe zukommen lassen. Sie haben geredet, Sie haben Hoffnungen geweckt, Sie haben Bedingungen gestellt, Parteien gegründet, Parteienbündnisse organisiert und über Ihren Platz in den Geschichtsbüchern meditiert; geholfen haben Sie kaum.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch vorgestern haben Sie die DDR-Delegation enttäuscht und mit leeren Händen nach Hause geschickt. Das haben Ihnen gerade die Minister bescheinigt, die der Delegation von Herrn Modrow als Vertreter der Opposition angehören.

    (Bohl [CDU/CSU]: Herr Eppelmann hat etwas anderes gesagt!)

    Was bisher an konkreter, dort erfahrbarer Hilfe geleistet wird, kommt im wesentlichen von den Ländern
    und Gemeinden, und ihnen gebührt dafür unser Dank.

    (Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/ CSU — Dr. Waigel [CDU/CSU]: Von Berlin und vom Saarland hauptsächlich?! — Bohl [CDU/CSU]: Vom Saarland 1,5 Millionen! Wo ist der Herr überhaupt?)

    Sagen Sie nicht, Herr Bundeskanzler, Sie hätten so gehandelt, um die Regierung Modrow oder die alten Kräfte nicht zu stärken. Darum geht es doch gar nicht. Herr Modrow und die Minister der Blockparteien, etwa die Minister der von Ihnen unterstützten Ost-CDU, machen sich doch selbst über die Wahlchancen der ehemaligen Staatsparteien und der Blockparteien nicht die geringsten Illusionen. Außerdem, bei allem, was man Herrn Modrow vorwerfen mag: daß die Situation in der DDR bisher nicht außer Kontrolle geraten ist, das ist nicht zuletzt sein Verdienst, und das Verdienst des Runden Tisches, mit dem er zu einer vernünftigen und konstruktiven Zusammenarbeit gefunden hat.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN — Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: Ihres jedenfalls nicht!)

    Es wäre auch deshalb gut gewesen, wenn die DDR-Delegation am Dienstag ein bißchen weniger überheblich behandelt worden wäre.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Zu dieser in der DDR von den Bürgerinnen und Bürgern wohl wahrgenommenen Überheblichkeit rechne ich auch, daß man der Regierung der DDR den Vorschlag einer Währungsunion durch die Medien zur Kenntnis gebracht und nicht auf dem allgemein üblichen Weg übermittelt hat. Das läßt Gedanken entstehen, welchen Zweck diese Ankündigung eigentlich verfolgt hat. Daß Sie auch den Präsidenten der Deutschen Bundesbank nicht vorweg informiert haben, macht die Sache keineswegs besser. Ich kann nur hoffen, Sie bereiten sich jetzt wenigstens darauf vor, nach dem 18. März 1990 massive Hilfe zu leisten.
    Die demokratisch gewählte Regierung, die aus diesen Wahlen hervorgeht, wird vor einem unglaublich hohen Erwartungshorizont stehen, und wenn wir nicht alles tun, daß sie wenigstens das Mögliche leisten kann, dann ist die Situation nach dem 18. März mindestens so kritisch wie die Situation vor dem 18. März.

    (Beifall bei der SPD)

    Und die Hilfe kann dann nicht von der parteipolitischen Zusammensetzung der neuen Regierung abhängig gemacht werden.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Wird aber!)

    Was bislang im Nachtragshaushalt veranschlagt ist, ist unzureichend, für die soziale Absicherung der Wirtschafts- und Währungsunion allemal. Wenn das ernst war, was Sie über die flankierenden Maßnahmen — Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherungshilfe — gesagt haben, dann ist der Nachtrags-



    Dr. Vogel
    haushalt, den Herr Waigel vorgelegt hat, schon völlig überholt;

    (Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: Schauen Sie mal ins Haushaltsrecht!)

    denn die Zahlen dort stimmen mit diesen Zahlen überhaupt nicht überein. Aber auch für das, was auf dem Gebiet des Verkehrs, der Telekommunikation, der öffentlichen Infrastruktur und des Umweltschutzes dringend erforderlich ist, reichen die Anschläge nicht aus.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: „Anschläge" ist gut!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir auch in vielen Fragen unterschiedlicher Meinung sind, in zwei Dingen stimmen wir — und ich habe den Eindruck, inzwischen auch ein Teil der GRÜNEN-Fraktion — jedenfalls überein: im Willen zur Einheit und in der Einsicht, daß es dabei um Grundfragen unserer staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung und unseres Verhältnisses zu unseren Nachbarn, ja daß es um unsere nationale Zukunft geht. Ich glaube nicht, daß wir in den letzten Jahrzehnten viele Fragen von vergleichbarer nationaler Bedeutung und vergleichbarem Gewicht zu behandeln hatten.
    Mit aller Ruhe muß ich Ihnen sagen: Die Art und Weise, in der Sie diese Fragen im Spiel der politischen Kräfte der Bundesrepublik behandeln, widerspricht dieser Einsicht diametral.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie behandeln nämlich die Deutschlandpolitik so, als sei sie Ihre Privatsache oder bestenfalls ein Feld politischer Profilierung.

    (Bohl [CDU/CSU]: Diese Platte ist bekannt! Drehen Sie mal die Platte um!)

    Wieder mit Ruhe sage ich: In jeder anderen Demokratie würde der Regierungschef in einer vergleichbaren Lage das Gespräch mit allen politischen Kräften suchen und sich um einen nationalen Konsens in solchen Gesprächen bemühen.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie halten, wo immer es geht, sogar Ihren Außenminister auf Distanz.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Na, gucken Sie ihn mal an!

    (Heiterkeit bei der SPD — Kraus [CDU/CSU]: Helau! — Zuruf von der CDU/CSU: Wir haben doch keine Kappensitzung!)

    Sie laden zwar parteiübergreifend und mit allen Zeichen der Dringlichkeit zu einer interfraktionellen Besprechung darüber ein, ob die staatlichen Zuwendungen an die Parteien zum Zwecke der Weiterleitung von Mitteln an die DDR-Parteien erhöht werden sollen

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Mit Ausnahme der GRÜNEN!)

    — das ist Ihnen sofort einen Termin wert und eineinhalb Stunden Zeit —, hingegen war Ihnen die deutsche Einigung bislang nicht ein einziges ernsthaftes
    Gespräch über die Grenzen von Koalition und Opposition wert.

    (Beifall bei der SPD — Bohl [CDU/CSU]: Menschenskind, Herr Vogel, das ist selbst unter Ihrem Niveau!)

    Das ist unangemessen, das vergiftet das Klima in einer Zeit, in der das Bemühen um Konsens, zumindest aber das Bemühen um regelmäßigen Kontakt und Informationsaustausch selbstverständlich sein sollte.
    Ich muß an dieser Stelle hinzufügen: Das politische Klima haben Sie aber auch mit dem schlimmen Ausfall in Ihrer heutigen Rede zusätzlich vergiftet.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Die Wahrheit tut weh!)

    Das war eine unverantwortliche Diffamierung Tausender von Sozialdemokraten, die im Zuge der Zwangsvereinigung und danach Freiheit, Gesundheit und — nicht wenige — auch das Leben geopfert haben. Ich weise das mit Entschiedenheit zurück.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Hinweis auf Teilnahme an einem FDGB-Kongreß ist deswegen abwegig

    (Dr. Rüttgers [CDU/CSU]: Sie verwechseln da immer was! DGB!)

    — an einem FDGB-Kongreß — , weil der Sprecher des DGB bei dieser Gelegenheit das CSU- oder CDU-Mitglied Gustav Fehrenbach war. Herr Bundeskanzler, hören wir mit diesen Peinlichkeiten und Aufrechnungen auf!

    (Beifall bei der SPD — Dr. Rüttgers [CDU/ CSU]: Sie verwechseln schon wieder etwas! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Dieser schlimme Ausfall, den Millionen von Menschen auch in der DDR mit angesehen haben, war eines Bundeskanzlers unwürdig.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD)

    Ich richte aber auch noch ein mahnendes Wort an den Parteivorsitzenden Kohl: Herr Parteivorsitzender, ich empfehle folgende Überlegung: Wer mit Geld und allen Möglichkeiten die Blockpartei Ost-CDU, die 40 Jahre alles mitgemacht hat, unterstützt, hat nicht das Recht, auf Sozialdemokraten zu zeigen. Ich weise das zurück.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD)

    Sie, Herr Bundeskanzler, haben eine Regierungserklärung dazu mißbraucht, diese Polemik zu beginnen. Ich habe Ihnen geantwortet. Ich rege an und bitte — , vielleicht kann das sogar den Ältestenrat beschäftigen — , daß diese gegenseitige Verteufelung in einer Zeit, in der die Menschen das Alte drüben abwählen wollen, zum Ende gebracht wird.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP — Zurufe von der CDU/ CSU)

    — Ich biete das für uns an.


Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Dr. Vogel, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Gerster (Mainz)?




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Nein.

    (Kraus [CDU/CSU]: Feigling! — Gegenrufe von der SPD: Nein! — Zuruf von der CDU/ CSU: Buchstabieren Sie mal PDS von hinten!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Phase der Entwicklung, in der wir uns jetzt befinden, birgt Risiken und Chancen in sich. Die Risiken nach außen sehen wir darin, daß in Europa wieder alte Sorgen und Ängste gegenüber uns Deutschen wachwerden könnten, und nach innen besteht das Risiko, daß die soziale Gerechtigkeit Schaden leidet, daß in der DDR eine Zwei-Drittel-Gesellschaft entsteht und daß bei uns der Trend zu einer Zwei-Drittel-Gesellschaft noch verstärkt wird.
    Das Risiko besteht auch darin, daß uns die Mängel und Unzulänglichkeiten unserer eigenen Gesellschaftsordnung, die es ja bei allen Vorzügen gegenüber dem zusammengebrochenen Bevormundungs-
    und Kommandosystem der DDR auch gibt, aus dem Blick geraten, daß wir in Selbstzufriedenheit, ja, in triumphierende Selbstgerechtigkeit verfallen und die Arbeitslosen und Hilfsbedürftigen und die Umwelt bei uns aus dem Blick verlieren, weil wir nur noch das eine Thema im Auge haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber diese Risiken lassen sich mit Vernunft, mit dem Willen zur Zusammenarbeit und mit Besonnenheit meistern.
    Die Konzepte der beiden sozialdemokratischen Parteien Deutschlands zeigen dafür einen Weg. Es mag auch andere geben. Aber diese übereinstimmenden Konzepte der sozialdemokratischen Parteien gewährleisten unseren Nachbarn, daß sie sich auch vor einem vereinten Deutschland nicht fürchten müssen. Es kann gelingen, daß die deutsche Einigung die europäische Einigung — dabei denke ich auch an die weitere Integration der Europäischen Gemeinschaft, die sich gleichzeitig für die Zusammenarbeit mit den EFTA-Staaten und den osteuropäischen Staaten noch weiter öffnen muß; und ich danke Jacques Delors für die konstruktive Haltung, die er in diesen Fragen einnimmt —

    (Beifall bei der SPD)

    nicht bremst und behindert, sondern ihr ebenso zusätzliche Impulse gibt wie der Realisierung der europäischen Friedensordnung und der Abrüstung. Die gestrige oder vorgestrige Verständigung der USA und der Sowjetunion über die Reduzierung ihrer zentraleuropäischen Streitkräfte auf unter 200 000 Mann ist ein ermutigendes Signal, für das ich beiden Seiten danke; ein Signal, das übrigens auch anzeigt wie dringend die Verringerung der Präsenzstärke der Bundeswehr jetzt geworden ist. Neues Denken endlich auch auf der Hardthöhe, meine Damen und Herren!

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Konzepte gewährleisten auch, daß der wirtschaftliche Aufschwung, den ich schon in absehbarer Zeit in der DDR erwarte, allen zugute kommt. Darum lohnt es auch, zu Hause zu bleiben und bei diesem Aufschwung mitzuhelfen. Sie gewährleisten, daß mit dem ökologischen Umbau in der DDR, in der er besonders notwendig ist, aber auch bei uns ernst gemacht wird. Hier liegen die großen Chancen.
    So, kann wahr werden, was eine große Mehrheit in der DDR und eine ganz deutliche Mehrheit auch bei uns wünscht, nämlich Deutschland als freies Vaterland, als soziales und demokratisches Vaterland, als europäisches und friedliebendes Vaterland, aber auch als einig Vaterland.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD)