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    Plenarprotokoll 11/188 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 188. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 18. Januar 1990 Inhalt: Nachruf auf die ehemaligen Mitglieder des Deutschen Bundestages, Bundesminister a. D. Dr. Schröder und Klein (Dieburg) . . 14473 A Glückwünsche zum Geburtstag der Abg. Brandt und Dr. Laermann 14473 B Erweiterung der Tagesordnung 14473 B Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zu den Erfolgen der Gesundheitsreform Dr. Blüm, Bundesminister BMA 14474 A Dreßler SPD 14480 C Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 14485 C Kirschner SPD 14486 D Frau Wilms-Kegel GRÜNE 14488 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 14492 C Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 14494 A Heyenn SPD 14496 C Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . 14498 A Egert SPD 14498 B Dr. Hoffacker CDU/CSU 14499 A Louven CDU/CSU 14499 D Frau Unruh fraktionslos 14501 C Dr. Hoffacker CDU/CSU 14502 B Wüppesahl fraktionslos 14504 A Egert SPD 14505 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Bericht der Bundesregierung über die Verhandlungen mit der DDR (Drucksache 11/6214) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Deutschlandpolitik der Bundesregierung (Drucksache 11/6231) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Zusammenarbeit der beiden deutschen Staaten (Drucksache 11/6236) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Garantie der polnischen Westgrenze (Drucksache 11/6237) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Endgültige Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze als Westgrenze Polens (Drucksache 11/6250) II Deutscher Bundestag — í 1. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18 Januar 1990 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt: Antrag des Abgeordneten Dr. Mechtersheimer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Modernisierung für Waffensysteme, insbesondere sofortiger Stopp der Entwicklung des Jagdflugzeuges 90 (Drucksache 11/6242) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt: Antrag des Abgeordneten Dr. Mechtersheimer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verkürzung des Grundwehrdienstes und des Zivildienstes auf 12 Monate (Drucksache 11/6243) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt: Antrag des Abgeordneten Dr. Mechtersheimer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Reduzierung der Präsenzstärke der Bundeswehr (Drucksache 11/6244) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt: Antrag der Abgeordneten Such, Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Auflösung des Bundesamtes für Verfassungsschutz (Drucksache 11/6249) Seiters, Bundesminister BK 14508 D Dr. Ehmke (Bonn) SPD 14512 B Lintner CDU/CSU 14516D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 14518B Dr. Graf Lambsdorff FDP 14521 D Roth SPD 14525 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA 14526 D Dreßler SPD 14530 B Dr. Hornhues CDU/CSU 14532 C Hoss GRÜNE 14534 B Dr. Gerhardt, Staatsminister des Landes Hessen 14535 B Conradi SPD 14536 B Dr. Vogel SPD 14537 C Rühe CDU/CSU 14540A, 14544 B Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 14543 A Gansel SPD 14544 A Wüppesahl fraktionslos 14544 B Büchler (Hof) SPD 14546 B Dr. Briefs GRÜNE 14546 D Tagesordnungspunkt 4: Überweisung im vereinfachten Verfahren Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Drucksache 11/6174) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Wahl der Vertreter der Bundesrepublik Deutschland zur Parlamentarischen Versammlung des Europarats (Drucksache 11/6241) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags des Bundesministers für Wirtschaft: Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" Wirtschaftsjahr 1988 (Drucksache 11/6186) 14547 D Tagesordnungspunkt 5: Beratungen ohne Aussprache a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Halbjahresbericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament über den zeitlichen Ablauf der Verwendung der Tranchen des neuen Gemeinschaftsinstruments (NGI) 1. Juli 1987 bis 31. Dezember 1987 (Drucksachen 11/3021 Nr. 2.2, 11/5202) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Halbjahresbericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament über den zeitlichen Ablauf der Verwendung der Tranchen des neuen Gemeinschaftsinstruments (NGI) 1. Januar 1988 bis 30. Juni 1988 (Drucksachen 11/4758 Nr. 2.2, 11/5534) c) Beratung der Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses: Übersicht 15 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 11/6013) . . 14548B Tagesordnungspunkt 6: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Schmidt (Nürnberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sofortprogramm für schwangere Frauen, Müt- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. Januar 1990 III ter und Familien — Hilfen mit Rechtsanspruch und Maßnahmen für eine kinder-und familienfreundlichere Gesellschaft (Drucksache 11/2532) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Schmidt (Nürnberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Konzept zur Sexualaufklärung (Drucksache 11/4978) Frau Dr. Götte SPD 14557 C Frau Verhülsdonk CDU/CSU 14559 A Jäger CDU/CSU 14560 D Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 14561 C Geis CDU/CSU 14563 B Frau Würfel FDP 14564 C Conradi SPD 14565 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 14567 B Frau Schmidt (Spiesen) CDU/CSU . . . 14569 C Frau Dr. Götte SPD 14571 A Frau Dr. Wegner SPD 14571 B Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 14572 C Frau Dr. Götte SPD 14573 B Tagesordnungspunkt 7: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Chemikaliengesetzes (Drucksachen 11/4550, 11/5121, 11/6216) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag des Abgeordneten Schmidbauer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Baum, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verbot von Pentachlorphenol (PCP) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur 9. Änderung der Richtlinie 76/769/EWG zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten für Beschränkungen des Inverkehrbringens und der Verwendung gewisser gefährlicher Stoffe und Zubereitungen (Drucksachen 11/3599, 11/2465 Nr. 2.27, 11/4653) Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . . 14574 D Müller (Düsseldorf) SPD 14576 C Frau Dr. Segall FDP 14579 A Frau Garbe GRÜNE 14580 B Schmidbauer CDU/CSU 14581 B Weiermann SPD 14582 D Grüner, Parl. Staatssekretär BMU . . . . 14583 C Tagesordnungspunkt 8: a) Zweite und dritte Beratung des vom Abgeordneten Susset, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU sowie dem Abgeordneten Paintner, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Milchaufgabegesetzes (Drucksachen 11/6090, 11/6246, 11/6256) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Schutz vor Verbrechen in der Tiermast (Drucksache 11/5732) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verbesserung der sozialen Situation der Bäuerinnen (Drucksachen 11/4468, 11/5475) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Entschließungsantrag des Abgeordneten Susset, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des Abgeordneten Paintner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP zum Agrarbericht 1989: Agrar- und ernährungspolitischer Bericht der Bundesregierung zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Frau Flinner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN Agrarbericht 1989: Agrar- und ernährungspolitischer Bericht der Bundesregierung zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zum Agrarbericht 1989: Agrar- und ernährungspolitischer Bericht der Bundesregierung (Drucksachen 11/3968, 11/3969, 11/4487, 11/4505, 11/4517, 11/5486) Michels CDU/CSU 14586 C Oostergetelo SPD 14588 C Bredehorn FDP 14590 B Frau Weyel SPD 14590 C Oostergetelo SPD 14590 D Frau Flinner GRÜNE 14592 B Kiechle, Bundesminister BML 14593 B Kreuzeder GRÜNE 14594 A Frau Weyel SPD 14594 D IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. Januar 1990 Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu dem Entschließungsantrag des Abgeordneten Weiss (München), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN zur Großen Anfrage des Abgeordneten Weiss (München), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN: Alpentransitverkehr und seine Auswirkungen auf die Umwelt zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage des Abgeordneten Weiss (München), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN: Alpentransitverkehr und seine Auswirkungen auf die Umwelt (Drucksachen 11/4099, 11/4949, 11/5243, 11/5256, 11/6143) Weiss (München) GRÜNE 14596 C Oswald CDU/CSU 14598 B Bamberg SPD 14600 C Wimmer (Neuötting) SPD . . 14601D, 14202B Dr. Jobst CDU/CSU 14602 A Weiss (München) GRÜNE 14602 B Gries FDP 14603 C Peter (Kassel) SPD 14604 A Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Beer, Dr. Mechtersheimer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Staatsterrorismus und Terrorismus (Drucksachen 11/2124, 11/2984) Frau Beer GRÜNE 14605 A Dr. Olderog CDU/CSU 14606 A Wischnewski SPD 14607 A Schäfer, Staatsminister AA 14607 D Tagesordnungspunkt 2 (Fortsetzung): Fragestunde — Drucksache 11/6220 vom 12. 1. 1990 — Trassenführung der Eisenbahnschnellverbindung Berlin—Hannover über Stendal MdlAnfr 25 Seidenthal SPD Antw StSekr Dr. Knittel BMV 14548 D ZusFr Seidenthal SPD 14549 A ZusFr Kühbacher SPD 14549 B Ausbau und Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke Braunschweig—Magdeburg MdlAnfr 26 Seidenthal SPD Antw StSekr Dr. Knittel BMV 14549 C ZusFr Seidenthal SPD 14549 C ZusFr Kühbacher SPD 14549 D Verhinderung der Abkoppelung des schwäbisch-bayerischen Wirtschaftsraumes durch den Halt aller IC-Züge in Augsburg und Ulm MdlAnfr 27, 28 Amling SPD Antw StSekr Dr. Knittel BMV 14550A, 14551A ZusFr Amling SPD 14550A, 14551 A ZusFr Höpfinger CDU/CSU . 14550C, 14551B Neuregelung der Entsorgungsgrundsätze für Atomkraftwerke; Verhandlungsstand betr. Auslegung der Planfeststellungsunterlagen zum geplanten atomaren Endlager „Schacht Konrad" in Salzgitter MdlAnfr 31, 32 Frau Wollny GRÜNE Antw PStSekr Gröbl BMU . . 14551 C, 14552 B ZusFr Frau Wollny GRÜNE . . 14551D, 14552 C ZusFr Weiss (München) GRÜNE 14552 A Haltung der Bundesregierung zur gemeinsamen lothringisch-saarländischen Kandidatur für die beabsichtigte EG-Umweltagentur MdlAnfr 33 Schreiner SPD Antw PStSekr Gröbl BMU 14552 D ZusFr Schreiner SPD 14552 D Einmischung des deutschen Botschafters in Irland in die Ausweisung von Mülldeponien im Main-Kinzig-Kreis MdlAnfr 44, 45 Reuter SPD Antw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 14553C, 14554 A ZusFr Reuter SPD 14553C, 14554 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 14554 A ZusFr Kühbacher SPD 14554 B Anstieg der Zahl der politischen Gefangenen trotz genereller Verbesserung der Menschenrechtslage in Südkorea MdlAnfr 46, 47 Dr. Klejdzinski SPD Antw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 14554C, 14555 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD . 14554D, 14555 B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. Januar 1990 V Einsatz von G-3-Gewehren der Firma Fritz Werner im Iran MdlAnfr 48 Frau Vennegerts GRÜNE Antw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 14555 C ZusFr Frau Vennegerts GRÜNE 14555 D Unterstützung der baltischen Völker bei der Durchsetzung ihres Selbstbestimmungsrechts MdlAnfr 51 Jäger CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 14556 A ZusFr Jäger CDU/CSU 14556 B Bemühungen der Bundesregierung im Zusammenhang mit der Verhaftung der deutschen Soziologin Dr. Hella Schlumberger am 10. Januar 1990 in der Türkei MdlAnfr 53 Schreiner SPD Antw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 14556 C ZusFr Schreiner SPD 14556 D Nächste Sitzung 14608 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 14609* A Anlage 2 Kosten der Anzeigen „Gutes Neues Jahr 1990" in Tageszeitungen MdlAnfr 7 — Drs 11/6220 — Frau Schulte (Hameln) SPD SchrAntw BMin Klein BK 14609* C Anlage 3 Aktivitäten der Sekte „Scientology Church" ; Aufhebung der Gemeinnützigkeit MdlAnfr 20, 21 — Drs 11/6220 — von Schmude CDU/CSU SchrAntw PStSekr Pfeifer BMJFFG . . . 14609* C Anlage 4 Gefahren durch die Arbeit der Scientology-Sekte MdlAnfr 22 — Drs 11/6220 — Kuhlwein SPD SchrAntw PStSekr Pfeifer BMJFFG . . . 14610* A Anlage 5 Änderung der Trinkwasserverordnung, insbesondere Neuregelung der bereits in Verbindung mit Sanierungsprogrammen genehmigten Grenzwertüberschreitungen für Pestizide MdlAnfr 23, 24— Drs 11/6220 — Kiehm SPD SchrAntw PStSekr Pfeifer BMJFFG . . . 14610* B Anlage 6 Störungen des Amateurfunks durch die zunehmende Verkabelung MdlAnfr 34, 35 — Drs 11/6220 — Dr. Diederich (Berlin) SPD SchrAntw PStSekr Rawe BMPT 14611* A Anlage 7 Auswirkungen der Aktivitäten der Scientology-Sekte MdlAnfr 36 — Drs 11/6220 — Kuhlwein SPD SchrAntw PStSekr Rawe BMPT 14611* C Anlage 8 Ergebnisse des Treffens der EG-Wohnungsbauminister, insbesondere für die bundesdeutsche Wohnungspolitik; Anteil der in Sozialwohnungen in Gebieten mit erhöhtem Wohnungsbedarf lebenden Ausländer MdlAnfr 38, 39 — Drs 11/6220 — Müntefering SPD SchrAntw PStSekr Echternach BMBau . . 14612* A Anlage 9 Förderung der Wiedereingliederung abgeschobener Frauen aus der Dritten Welt, insbesondere in Thailand und auf den Philippinen MdlAnfr 40, 41 — Drs 11/6220 — Frau Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU SchrAntw StSekr Lengl BMZ 14612* B Anlage 10 Förderung von Kurzausbildungsprogrammen zur Wiedereingliederung von in der Bundesrepublik Deutschland der Prostitution nachgehenden Frauen der Dritten Welt aus dem Einzelplan des BMZ; Sensibilisierung von Mitarbeitern des BMZ für die Bedeutung der Frauenförderung in der Dritten Welt MdlAnfr 42, 43 — Drs 11/6220 — Frau Männle CDU/CSU SchrAntw StSekr Lengl BMZ 14613* A VI Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. Januar 1990 Anlage 11 Haltung der Bundesregierung zu den US-Aktionen in Panama MdlAnfr 49, 50 — Drs 11/6220 — Conradi SPD SchrAntw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 14613*C Anlage 12 Personelle Verstärkung der Botschaften in den reformbereiten Ostblockstaaten MdlAnfr 52 — Drs 11/6220 — Stiegler SPD SchrAntw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 14613* D Anlage 13 Verantwortung für die Gutachten des Auswärtigen Amtes zur Verhinderung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen im Zusammenhang mit dem U-Boot-Geschäft mit Südafrika MdlAnfr 54 — Drs 11/6220 — Gansel SPD SchrAntw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 14614* A Anlage 14 Überdurchschnittliche Anhebung der Mittel zur Erhaltung des kulturellen Erbes der Heimatvertriebenen seit 1983; Anteil des Bundes der Vertriebenen und Verwendung der Mittel MdlAnfr 55, 56 — Drs 11/6220 — Hiller (Lübeck) SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . . 14614* B Anlage 15 Bundesmittel und Mittel aus dem von dem ehemaligen DDR-Staatssekretär Schalck-Golodkowski geleiteten Unternehmen für Waffenkäufe zugunsten der Guerillabewegung in El Salvador MdlAnfr 57 — Drs 11/6220 — Dr. Müller CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . . 14614* D Anlage 16 Ausbau des Eisenbahnübergangs zur CSSR in Bayerisch Eisenstein MdlAnfr 58 — Drs 11/6220 — Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . . 14615* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. Januar 1990 14473 188. Sitzung Bonn, den 18. Januar 1990 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein CDU/CSU 19. 01. 90 Dr. Ahrens SPD 19. 01. 90* Antretter SPD 19. 01. 90 * Biehle CDU/CSU 19. 01. 90 ** Böhm (Melsungen) CDU/CSU 19. 01. 90 * Büchner (Speyer) SPD 19. 01. 90 * Dr. von Bülow SPD 19. 01. 90 Dr. Diederich (Berlin) SPD 18. 01. 90 Dr. Emmerlich SPD 19. 01. 90 Eylmann CDU/CSU 19.01.90 Dr. Fell CDU/CSU 18. 01. 90 Frau Frieß GRÜNE 19. 01. 90 Dr. Geißler CDU/CSU 19. 01. 90 Genscher FDP 18.01.90 Glos CDU/CSU 19.01.90 Dr. Götz CDU/CSU 19. 01. 90 Grünbeck FDP 19.01.90 Harries CDU/CSU 19.01.90 Häuser SPD 19.01.90 Heimann SPD 19.01.90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 19. 01. 90 Frau Hensel GRÜNE 19. 01. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 19. 01. 90 Ibrügger SPD 19. 01. 90 ** Kolbow SPD 19.01.90 Koschnick SPD 18.01.90 Dr. Kreile CDU/CSU 19. 01. 90 Frau Luuk SPD 19. 01. 90 * Mischnick FDP 18.01.90 Möllemann FDP 18.01.90 Nagel SPD 19.01.90 Niegel CDU/CSU 19. 01. 90* Paterna SPD 18.01.90 Petersen CDU/CSU 19. 01. 90 **' Pfeifer CDU/CSU 19.01.90 Pfuhl SPD 19. 01. 90 * Rauen CDU/CSU 19.01.90 Reddemann CDU/CSU 19. 01. 90 * Repnik CDU/CSU 19.01.90 Frau Rost (Berlin) CDU/CSU 18. 01. 90 Schartz CDU/CSU 18.01.90 Dr. Schulte (Schwäbisch CDU/CSU 19. 01. 90 Gmünd) Schwarz CDU/CSU 19.01.90 Sielaff SPD 18.01.90 Dr. Stoltenberg CDU/CSU 19. 01. 90 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 19. 01. 90 Dr. Uelhoff CDU/CSU 19. 01. 90 Uldall CDU/CSU 19.01.90 Vosen SPD 18.01.90 Dr. Warnke CDU/CSU 19. 01. 90 Weiß (Kaiserlautern) CDU/CSU 19. 01. 90 Frau Wieczorek-Zeul SPD 19. 01. 90 Frau Dr. Wilms CDU/CSU 19. 01. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Bundesministers Klein auf die Frage der Abgeordneten Frau Schulte (Hameln) (SPD) (Drucksache 11/6220 Frage 7): In welchen Tageszeitungen sind die Anzeigen „GUTES NEUES JAHR 1990" vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung in Auftrag gegeben worden, und welche Kosten sind hierfür insgesamt entstanden? Die Anzeigenserie „GUTES NEUES JAHR 1990" ist in der Zeit vom 27. Dezember 1989 bis 11. Januar 1990 in allen Tageszeitungen, in den Wochenzeitungen sowie in der Kirchenpresse erschienen. Die Kosten der Anzeigen betragen etwa 3,4 Millionen DM; die genaue Abrechnung der Verlage steht noch aus. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Fragen des Abgeordneten von Schmude (CDU/CSU) (Drucksache 11/6220 Fragen 20 und 21): Welche Informationen liegen der Bundesregierung über die Aktivitäten der Sekte „Scientology Church" vor, insbesondere über das Geschäftsgebaren und deren Versuche, junge Menschen in ihre Abhängigkeit zu bringen? Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, das Vorgehen dieser Sekte zu überwachen und gegebenenfalls einzugreifen, und ist die Bundesregierung bereit und in der Lage, gegebenenfalls auch die Gemeinnützigkeit dieser Sekte aufzuheben? Zu Frage 20: Die Bundesregierung verfügt über umfangreiches Informationsmaterial über die „Scientology-Church", aus dem Zielsetzung, Aktivitäten und Praktiken dieser Gruppierung und der ihr zuzuordnenden Organisationen hervorgehen. Es handelt sich hierbei um Materialien, die im wesentlichen aus dem Bereich der Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Kirchen und von den im Bereich der sogenannten „Jugendreligionen/Jugendsekten" tätigen Elterninitiativen erstellt worden sind. In diesem Zusammenhang wird z. B. verwiesen auf die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart, die Kath.-Sozialethische Arbeitsstelle in Hamm sowie auf die Aktion für geistige und psychische Freiheit - Arbeitsgemeinschaft der Elterninitiativen e. V. in Bonn und die Aktion Psychokultgefahren e. V. in Düsseldorf. Die Bundesregierung hat im übrigen in ihrem Bericht an den Petitionsausschuß des Deutschen Bundestages vom Dezember 1979 „Jugendreligionen in der Bundesrepublik Deutschland", in dem auch die „Scientology-Church" erwähnt ist, zu dem Problembereich Stellung genommen. 14610' Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. Januar 1990 Zu Frage 21: Die Bundesregierung geht davon aus, daß das rechtliche Instrumentarium ausreicht, um evtl. Verstößen gegen die Rechtsordnung seitens der „Scientology-Church" im Rahmen der bestehenden Gesetze wirksam begegnen zu können. Soweit aus polizeirechtlicher Sicht eine Beobachtung bzw. Überwachung dieser Gruppierung in Betracht kommt, sind hierfür die entsprechenden Behörden der Länder zuständig. Schwerpunkte der Bemühungen der Bundesregierung in der Auseinandersetzung mit dem Problem „Jugendreligionen/Jugendsekten" ist die Unterstützung einer breit angelegten Informations- und Aufklärungsarbeit. Diese wird in enger Kooperation mit den Bundesländern, den öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe, den Elterninitiativen, den Beauftragten der Kirchen für Weltanschauungs- und Sektenfragen sowie anderen gesellschaftlichen Gruppierungen und Institutionen geleistet. Die Anerkennung bzw. der Entzug der Gemeinnützigkeit fällt ausschließlich in die Zuständigkeit der Länderfinanzverwaltungen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage des Abgeordneten Kuhlwein (SPD) (Drucksache 11/6220 Frage 22) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Gefahren, die von der Arbeit der Scientology-Sekte für die geistige und seelische Entwicklung von jungen und erwachsenen Menschen ausgehen, und welche Maßnahmen will sie gegebenenfalls ergreifen, um diesen Gefahren zu begegnen? Die Bundesregierung hat im Rahmen ihrer Informations- und Aufklärungsarbeit auch auf mögliche Gefährdungen hingewiesen, die nach Einschätzung der Bundesregierung von den Aktivitäten und Praktiken der „Scientology-Church" für die Persönlichkeitsentwicklung und die sozialen Bezüge junger Menschen ausgehen können. Die Bundesregierung sieht in einer breit angelegten Informations- und Aufklärungsarbeit ein wichtiges Instrument, um solchen Gefährdungen frühzeitig zu begegnen. Diese Informations- und Aufklärungsarbeit wird in enger Kooperation mit den Bundesländern, den öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe, den Elterninitiativen, den Beauftragten der Kirchen für Weltanschauungs- und Sektenfragen sowie anderen gesellschaftlichen Gruppierungen und Institutionen geleistet. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Fragen des Abgeordneten Kiehm (SPD) (Drucksache 11/6220 Fragen 23 und 24): Welche konkreten Verbesserungen für den Trinkwasserschutz will die Bundesregierung durch die jetzt vorgelegte Änderung der Trinkwasserverordnung erreichen, und wie beurteilt sie die Argumente der EG-Kommission, die Bundesrepublik Deutschland trotz beabsichtigter Änderung der Trinkwasserverordnung wegen nicht ausreichender Umsetzung der EG-Richtlinie insbesondere in bezug auf die Grenzwerte für Nitrat und Pestizide vor dem Europäischen Gerichtshof zu verklagen? Wie wird sich durch Einfügen des Begriffs „Notfall" in § 4 Abs. 1 der Trinkwasserverordnung die Praxis der Gesundheitsämter bei der Genehmigung von Grenzwertüberschreitungen ändern müssen, und was soll in den Fällen geschehen, in denen nach dem 1. Oktober 1989 Pestizid-Grenzwertüberschreitungen — verbunden mit Sanierungsprogrammen — genehmigt wurden? Zu Frage 23: Mit der vorgesehenen Novellierung der Trinkwasserverordnung verfolgt die Bundesregierung drei Ziele: 1. Die Regelungen für die Aufbereitung von Trinkwasser und die Vorschriften über die Qualität und die Untersuchung des Trinkwassers, die bisher in zwei Rechtsverordnungen geregelt waren, sollen im Interesse der Übersichtlichkeit und einer besseren Handhabung in der Praxis in einer Rechtsverordnung zusammengefaßt werden. 2. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit der Trinkwasserverordnung sollen Verbesserungen vorgesehen werden, die einige bekanntgewordenen Unstimmigkeiten im Vollzug bereinigen sollen. 3. Durch die Herabsetzung von Grenzwerten für gesundheitlich relevante Substanzen, wie z. B. Arsen und organische Chlorverbindungen soll der Gesundheitsschutz weiter verbessert werden. 4. Die Bundesregierung ist entgegen der EG-Kommission der Auffassung, daß die Trinkwasserrichtlinie der EG materiell in innerstaatliches Recht umgesetzt ist. Schon die deutsche Trinkwasserverordnung von 1975 hat eine Reihe strenger Anforderungen festgelegt. Die 1980 zusätzlich durch die EG-Richtlinie vorgesehenen Qualitätsanforderungen wurden durch die neue Trinkwasserverordnung vom 22. Mai 1986 umgesetzt. Dabei traten die Grenzwerte für chemische Stoffe, somit auch für Nitrat am 1. Oktober 1986 in Kraft. Aus technisch-analytischen Gründen konnte der Grenzwert für Pfanzenschutzmittel also für Pestizide erst am 1. Oktober 1989 in Kraft treten. Der Bundesregierung ist der Inhalt einer EG-Klage nicht bekannt. Um aber die Risiken eines angekündigten Rechtsstreites zu vermindern, hat die Bundesregierung gegenüber der EG die Bereitschaft erklärt, Forderungen der EG-Kommission bei der Änderung der Trinkwasserverordnung, soweit sie aus dem Vorverfahren bekannt sind, zu berücksichtigen. Zu Frage 24: Nach § 4 Abs. 1 der Trinkwasserverordnung können von den zuständigen Landesbehörden Abweichungen von den Grenzwerten zugelassen werden, und zwar — für einen befristeten Zeitraum, Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. Januar 1990 14611 — bis zu einer festzusetzenden Höhe, — wenn dadurch die menschliche Gesundheit nicht gefährdet wird, und — die Trinkwasserversorgung nicht auf andere Weise mit vertretbarem Aufwand sichergestellt werden kann. Dies deckt sich inhaltlich mit den Kriterien, die in der EG-Richtlinie im Art. 10 für Grenzwertüberschreitungen in Notfällen vorgesehen sind. Nach Auffassung der Bundesregierung liegt ein Notfall im Sinne der EG-Richtlinie immer dann vor, wenn die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung nicht sichergestellt werden kann. Mit der beabsichtigten ausdrücklichen Einführung des Begriffes „Notfälle" wird auch dies nochmal klargestellt. Für die Praxis der Gesundheitsbehörden der Länder bedeutet dies, daß Abweichungen von den Grenzwerten nur unter strikter Einhaltung der strengen Bedingungen des § 4 Abs. 1 der Trinkwasserverordnung genehmigt werden können. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Diederich (Berlin) (SPD) (Drucksache 11/6220 Fragen 34 und 35): Trifft die Feststellung eines renommierten Fachorgans für den Amateurfunkdienst zu, daß im Zuge der zunehmenden Verkabelung allenthalben die „Hausverteilungsnetze auf einem dem Amateurfunk exklusiv zugewiesenen Frequenzband" strahlen und so in vielen Stadtbereichen der Funkbetrieb auf den beeinträchtigten Frequenzen nicht mehr möglich sei, und wie viele Beschwerden über solche Störungen gehen der Bundesregierung zu? Was wird die Bundesregierung tun, um ihren hoheitlichen Aufgaben der Frequenzkoordination und Überwachung gerecht zu werden und diese Störungen des Amateurfunkbetriebs abzustellen? Zu Frage 34: Der Frequenzbereich 144-146 MHz ist dem Amateurfunk als Primärfunkdienst zugewiesen. Die Deutsche Bundespost betreibt keine Sender im Frequenzbereich des Amateurfunks. Bei Nutzung der Amateurfunkfrequenzen in drahtgebundenen und geschirmten Versorgungsanlagen, z. B. in Breitbandverteilanlagen, kann es allerdings zu Störungen des Amateurfunks kommen. Von jedem elektrischen Gerät oder System dürfen unerwünschte elektromagnetische Abstrahlungen in einer durch die Regelungen der Funk-Entstörung vorgegebenen Höhe ausgehen. Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen ist eine Entstörung auf den Wert „Null" nicht realisierbar. Allgemein sind alle Frequenzen mit diesen „Störsignalen" belastet, also auch die für den Amateurfunk zugewiesenen Frequenzen im Bereich 144 —146 MHz. Dies steht im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen und muß insoweit geduldet werden. Die Zahl der im obigen Sinne zu Recht bestehenden Funkamateur-Störungsmeldungen — wenn also der Grenzwert überschritten wird — ist statistisch nicht erfaßt, wird aber als gering eingeschätzt. Zu Frage 35: Soweit im Einzelfall der erlaubte Grenzwert von z. B. einer Hausverteilanlage überschritten wird, muß diese auf den Grenzwert nachgebessert werden. Es besteht aber keine Veranlassung, auf die Belegung des sogenannten Sonderkanals 6, der den Amateurfunk berührt, in den Breitbandverteilanlagen zu verzichten, was im übrigen auch aus Gründen der Programmvielfalt nicht möglich ist. Darüber hinaus hat sich auch schon die Deutsche Bundespost TELEKOM um Abhilfemaßnahmen bemüht, indem z. B. ein Frequenzversatz des beeinträchtigenden Ton- oder Bildträgers durchgeführt wurde. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Frage des Abgeordneten Kuhlwein (SPD) (Drucksache 11/6220 Frage 36) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Verteilung der Werbezeitung der Scientology-Sekte „Der Freiheitsspiegel" im südlichen Schleswig-Holstein durch die Deutsche Bundespost im Hinblick auf die bekannten Praktiken dieser Sekte, junge und erwachsene Menschen in psychische und finanzielle Abhängigkeit zu bringen? Bei der in der Anfrage genannten Sendung handelt es sich um eine Wurfsendung, die am 8. 1. 90 beim Postamt 2070 Ahrensburg 1 zur Verteilung in Ahrens-burg und in den umliegenden Orten eingeliefert worden ist. Die Verteilung von Wurfsendungen durch die Deutsche Bundespost unterliegt dem Grundrecht auf Meinungsäußerungsfreiheit. Die Deutsche Bundespost kann daher die Annahme und Verteilung nur ablehnen, wenn bestimmte gesetzlich vorgesehene Ausnahmetatbestände gegeben sind, bei deren Auswahl und Auslegung die Post zudem eine strenge Abwägung der jeweils mit dieser Ausschlußvorschrift geschützten Rechtsgüter mit den Grundrechten nach Art. 5 Abs. 1 Grundgesetz vornehmen muß. § 13 Abs. 1 der Postordnung vom 16. Mai 1963 (BGBl. I S. 341) sieht daher einen Ausschluß von aufschriftlosen Postsendungen — und Wurfsendungen sind solche Sendungen — nur vor, wenn deren — Inhalt oder Beförderung gegen strafgesetzliche Bestimmungen verstößt oder — Außenseite oder einsehbarer Inhalt erkennbar gegen das öffentliche Wohl oder die Sittlichkeit verstößt, insbesondere, wenn sie wegen des offenen Versands anstößig wirken. Im vorliegenden Falle ist keiner der genannten Ausschlußgründe gegeben. Die Sendungen mußten deshalb bestimmungsgemäß ausgeliefert werden. 14612* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. Januar 1990 Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Echternach auf die Fragen des Abgeordneten Müntefering (SPD) (Drucksache 11/6220 Fragen 38 und 39): Zu welchen konkreten Ergebnissen und Beschlüssen hat das erste Treffen der Wohnungsbauminister der EG am 18. Dezember 1989 geführt, und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Wohnungspolitik der Bundesregierung? Welche Informationen liegen der Bundesregierung zum Anteil von Ausländern an den Haushalten vor, die in Sozialwohnungen in Gebieten mit erhöhtem Wohnungsbedarf leben, und wie ist der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung in diesen Gebieten? Zu Frage 38: Wie ich Ihnen bereits bei der Antwort auf eine entsprechende Anfrage für die Fragestunde im Dezember 1989 dargestellt habe, diente das Treffen der EGWohnungsbauminister am 18./19. Dezember in Lille einem ersten Erfahrungsaustausch über die Lage auf dem Wohnungsmarkt in den Mitgliedstaaten. Dabei standen die Situation von sozialen Problemgruppen und die wohnungspolitischen Maßnahmen zugunsten dieser Gruppen im Mittelpunkt der Diskussion. Eine Harmonisierung der Wohnungspolitik auf EG-Ebene streben die EG-Mitgliedstaaten nicht an. Mit dem Treffen in Lille wollten sie vielmehr einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch auf EG-Ebene über die Wohnungspolitik einleiten. Die wohnungspolitischen Beschlüsse der Bundesregierung vom Herbst 1989 haben bei der Konferenz aufmerksame Beachtung gefunden. Zu Änderungen dieser Beschlüsse im Hinblick auf die Ergebnisse der Konferenz besteht kein Anlaß. Zu Frage 39: Über den Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung in Gebieten mit erhöhtem Wohnbedarf sowie über den Anteil der Ausländerhaushalte an den in diesen Gebieten mit einer Sozialwohnung versorgten Haushalten liegen der Bundesregierung keine Informationen vor. Anlage 9 Antwort des Staatssekretärs Lengl auf die Fragen der Abgeordneten Frau Rönsch (Wiesbaden) (CDU/CSU) (Drucksache 11/6220 Fragen 40 und 41) : Wie ist der Stand der Überlegungen im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in bezug auf die Förderung von Wiedereingliederungsmaßnahmen für aus der Bundesrepublik Deutschland abgeschobene Frauen aus der Dritten Welt, die hier in der Prostitution tätig waren? Welche Maßnahmen zur Frauenförderung sind in der letzten Zeit in Thailand und auf den Philippinen durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit initiiert und finanziert worden? Zu Frage 40: Im BMZ wird gegenwärtig überlegt, wie die Instrumente zur Förderung der beruflichen Eingliederung und Existenzgründung von Fachkräften aus Entwicklungsländern auch für einen Personenkreis geöffnet werden können, der noch nicht über die grundsätzlich vorausgesetzte fachliche Qualifizierung verfügt. Das setzt eine entsprechende Anpassung der bestehenden Förderungsrichtlinien voraus. Ressortgespräche hierüber sollen noch im Frühjahr 1990 begonnen werden. Zu Frage 41: Es wird zur Zeit für die Philippinen geprüft, wie die Einbeziehung und Förderung von Frauen in bereits laufende TZ-Vorhaben verstärkt werden kann. Dazu wurde im August 1989 ein Prüfbericht über „Möglichkeiten der Frauenförderung in den Philippinen" erstellt. Die Ergebnisse wurden von einem interdisziplinären philippinisch-deutschen Team erarbeitet und mit den offiziellen philippinischen Stellen NEDA (National Economic Development Authority) und NCRFW (National Commission on the Role of Filipino Women) in einem kontinuierlichen Dialog abgestimmt. Das Gutachten sieht zwei Teilprojekte vor. So sollen zum einen in drei laufenden TZ-Vorhaben auf den Philippinen (Ländliches Entwicklungsvorhaben „Cebu Upland Projekt", Sonderenergieprogramm, Obstanbau in Luzon) verstärkt Maßnahmen zur Frauenförderung durchgeführt werden. In einem zweiten Teilprojekt soll die NCW (National Commission on Women), die staatliche Dachorganisation für Frauen, institutionell gestärkt werden. Hierzu soll ein Pilotprogramm für eine effektive Implementierung des philippinischen Entwicklungsplans für Frauen finanziert werden. In Thailand werden verschiedene Vorhaben durchgeführt, die Maßnahmen zur Frauenförderung beinhalten. Im Rahmen eines ländlichen TZ-Vorhabens im Nordosten Thailands (Community Based Integrated Rural Development) werden einkommensschaffende Maßnahmen für Frauen und Mädchen angeboten. Das TZ-Vorhaben zur Bergregionenentwicklung sieht die Einbeziehung von Frauen in landwirtschaftliche Beratungsmaßnahmen, Gesundheitsprogramme sowie die Durchführung einkommensschaffender Maßnahmen für Frauen vor. In dem Vorhaben zur Dorf gesundheitsentwicklung durch Parasitenkontrolle werden insbesondere auch Frauen als Zielgruppe angesprochen und in entsprechende Aus- und Beratungsmaßnahmen einbezogen. Über die Friedrich-Ebert-Stiftung fördert das BMZ ein weiters Vorhaben, das einkommens- und beschäftigungswirksame Aktivitäten von Frauen im ländlichen Raum unterstützt. In dem Vorhaben, das Ende 1987 begonnen wurde, werden Frauengruppen beim Aufbau eigener kleiner Betriebe durch technisch und betriebswirtschaftlich ausgerichtete Ausbildungs- und Beratungsmaßnahmen sowie den Aufbau eines revolvierenden Kreditfonds unterstützt. Es wird erwartet, daß diese Projekte dazu beitragen, den wirtschaftlichen Druck zu verringern, der Frauen vielfach zur Prostitution zwingt. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. Januar 1990 14613* Anlage 10 Antwort des Staatssekretärs Lengl auf die Fragen der Abgeordneten Frau Männle (CDU/CSU) (Drucksache 11/6220 Fragen 42 und 43): Sind mittels der Titelgruppe 02 des Einzelplans 23 des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit „Förderung von Entwicklungsländern durch Maßnahmen der Reintegration oder zur Verbesserung der Beschäftigungslage in diesen Ländern" Förderungsmöglichkeiten von Kurzausbildungsprogrammen zur Wiedereingliederung für solche Frauen aus der Dritten Welt gegeben, die in der Bundesrepublik Deutschland der Prostitution nachgegangen sind? Wie wird im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit die in der Frauenförderrichtlinie enthaltene Zusage umgesetzt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses für die Bedeutung der Frauenförderung in der Dritten Welt zu sensibilisieren? Zu Frage 42: Die Förderungsmaßnahmen der Titel 02 stehen gegenwärtig nur Personen offen, die in der Bundesrepublik Deutschland aus- und fortgebildet worden sind (Ausbildungsabsolventen) und/oder eine nachgewiesene mehrjährige Arbeits- und Berufserfahrung erworben haben. Bereits bei der Antwort auf Frage 40 habe ich darauf hingewiesen, daß gegenwärtig überlegt wird, die Förderungsrichtlinien zu überprüfen. Zu Frage 43: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit bietet Fortbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter/-innen zum Thema „Förderung von Frauen in Entwicklungsländern" an. Ein solches Seminar wurde erstmalig 1988 durchgeführt. Da durch die Verpflichtung von zwei externen Referentinnen die knapp bemessenen Haushaltsmittel für die allgemeine Fortbildung (außerhalb der Informationstechnologie-Fortbildung) über die Hälfte in Anspruch genommen wurden (ca. 6 000 DM pro Seminar), konnte 1988 und 1989 jeweils nur eine Veranstaltung durchgeführt werden. Für 1990 wurde bei der Bundesakademie beantragt, zwei Seminare in deren Jahresarbeitungsprogramm als geschlossene Veranstaltung für Mitarbeiter/ -innen des BMZ aufzunehmen und zu finanzieren. Diesem Antrag wurde nicht entsprochen. Bei der Bedarfsmeldung für den Haushalt 1990 wurden durch das BMZ im Hinblick auf die dringend erforderliche Fortbildung zur Einführung der Informationstechnologie, aber auch u. a. wegen der beabsichtigten Veranstaltung von zwei Seminaren zur Frauenförderung insgesamt 260 000 DM beantragt. Davon sollten ca. 20 000 DM für die allgemeine Fortbildung verwandt werden. Durch erhebliche Kürzung dieses Betrages um 95 000 DM wird auch 1990 nur ein Seminar zur Frauenförderung für ca. 20 Personen durchgeführt werden können. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit hat das BMZ eine Materialie zur „Förderung von Frauen in Entwicklungsländern" in Auftrag gegeben, die auch der Sensibilisierung der Mitarbeiter/-innen dienen soll. Anlage 11 Antwort der Staatsministerin Frau Dr. Adam-Schwaetzer auf die Fragen des Abgeordneten Conradi (SPD) (Drucksache 11/6220 Fragen 49 und 50): Wie beurteilt die Bundesregierung die völkerrechtswidrigen Aktionen der US-Regierung in Panama, und wie hat sie in den Vereinten Nationen dazu abgestimmt? Auf welche Weise hat die Bundesregierung ihre Meinung zu den völkerrechtswidrigen Gewaltmaßnahmen der USA in Panama geäußert? Zu Frage 49: Gemeinsam mit ihren europäischen Partnern hat die Bundesregierung auf dem Pariser Ministertreffen am 22. Dezember 1989 ihre tiefe Sorge über die Verluste an Menschenleben in Panama geäußert und den Wunsch zum Ausdruck gebracht, daß der Friede in diesem Lande und die persönliche Sicherheit seiner Bürger wiederhergestellt werden, so daß die Rückkehr zu einer verfassungsmäßigen und demokratischen Ordnung gewährleistet werden kann. Die Bundesregierung bedauert die Entwicklung in Panama, die der Endpunkt einer schwerwiegenden und planmäßigen Zerstörung der Demokratie war. Nach der Annullierung der Wahlen vom 7. Mai 1989, die eine grobe Mißachtung des demokratischen Volkswillens bedeutete, hatte die Bundesregierung zusammen mit ihren europäischen Partnern das Nonega-Regime wiederholt aufgefordert, den Weg zum inneren Frieden und zur Demokratie freizumachen. Die Bundesregierung hat — wie fast alle EG-Partner — in der Generalversammlung der Vereinten Nationen den von Nicaragua und Kuba eingebrachten Resolutionsentwurf nicht unterstützen können, weil er einseitig formuliert war und wichtige Aspekte der Entwicklung der Krise in Panama außer acht ließ. Zu Frage 50: Die Bundesregierung hat sich entsprechend der zu Frage 1 gegebenen Antwort öffentlich geäußert. Anlage 12 Antwort der Staatsministerin Frau Dr. Adam-Schwaetzer auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 11/6220 Frage 52): Was unternimmt die Bundesregierung, um das Personal der Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in der Tschechoslowakei, in Ungarn, in Polen und in den anderen Reformstaaten so aufzustocken, daß der enorme zusätzliche Arbeitsanfall produktiv bewältigt werden kann? Das Personal der Botschaften in Warschau, Prag und Budapest ist durch Zuweisung von Stellen aus den Haushalten 1989 und 1990 und dem Nachtragshaushalt 1989 verstärkt worden. Eine weitere Entlastung werden diese Auslandsvertretungen durch die für Mitte dieses Jahres vorgesehenen Eröffnungen der Generalkonsulate in Krakau und Fünfkirchen erfahren. Auch unsere Auslandsvertretungen in der Sowjetunion, die insbesondere im Aussiedler- und Sichtvermerksbereich immer stärker unter Druck gerieten, 14614* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. Januar 1990 wurden personell verstärkt. Außerdem wurde Mitte letzten Jahres das Generalkonsulat in Kiew eröffnet. Angesichts der erweiterten Anforderungen in Osteuropa bleibt die Bundesregierung bemüht, diese Auslandsvertretungen personell und technisch so auszurüsten, daß sie ihren Aufgaben gerecht werden können. Anlage 13 Antwort der Staatsministerin Frau Dr. Adam-Schwaetzer auf die Frage des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 11/6220 Frage 54): Trifft es zu, daß auch nach der jüngsten Verurteilung des U-Boot-Geschäfts mit Südafrika durch die Vereinten Nationen das Auswärtige Amt den Eintritt einer „erheblichen Störung der auswärtigen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland" verneint hat, und wer trägt im Auswärtigen Amt dafür die Verantwortung, daß zum wiederholten Male durch sogenannte Gutachten des Auswärtigen Amtes gegenüber der Staatsanwaltschaft Kiel versucht worden ist, die Aufnahme staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen wegen der rechtswidrigen Lieferung von Konstruktionsunterlagen für den U-Boot-Bau nach Südafrika zu verhindern? Es trifft zu, daß das AA mit Schreiben vom 15. Dezember 1989, gerichtet an die Staatsanwaltschaft Kiel in Beantwortung einer entsprechenden Anfrage der Staatsanwaltschaft, das Vorliegen einer erheblichen Störung der auswärtigen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland im Sinne des § 34 des Außenwirtschaftsgesetzes verneint hat. Diese Bewertung beruht auf einer sorgfältigen Prüfung, an der alle zuständigen Stellen des Auswärtigen Amtes beteiligt wurden. Die in ihrer Frage enthaltene Unterstellung, hiermit sei versucht worden, staatsanwaltschaftliche Ermittlungen zu verhindern, weise ich entschieden zurück. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Hiller (Lübeck) (SPD) (Drucksache 11/6220 Fragen 55 und 56): Wie erklärt die Bundesregierung die Tatsache, daß in Kapitel 06 40 der Titel 684 06-246 Förderung der Erhaltung und Auswertung des kulturellen Heimaterbes der Heimatvertriebenen sowie der kulturellen Bestrebungen der Flüchtlinge (§ 96 BVFG) in den Jahren 1983 bis 1989 von 4,359 Mio. DM auf 17,594 Mio. DM gestiegen ist und im Jahre 1990 noch einmal auf 20,424 Mio. DM steigen soll, was einer unverhältnismäßig hohen Steigerung um 368,55 % in sieben Jahren oder einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von 52,65 % entspricht, während im gleichen Zeitraum der Bundeshaushalt von 188,3731 Mrd. DM auf 242,9729 Mrd. DM (Entwurf 1990) gestiegen ist, was einer Steigerung von 28,99 % oder einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von 4,14 % entspricht? Wieviel Prozent hat der Bund der Vertriebenen in der Vergangenheit von der Projektförderung erhalten, die 1987 knapp 2 Mio. DM (Kapitel 06 40 Titel 684 05-246) erreichte, 1989 waren das 14 839 000 DM und nun liegt sie bei 39 042 000 DM, und für welche konkreten Projekte hat er bisher Gelder bekommen? Zu Frage 55: Die Steigerung der ostdeutschen Kulturmittel erklärt sich aus der Tatsache, daß sich die Bundesregierung mit Unterstützung des Deutschen Bundestages darum bemüht haben, für die ostdeutschen Kulturaktivitäten ähnliche Rahmenbedingungen zu schaffen, wie sie für die übrige Kulturarbeit in der Bundesrepublik Deutschland seit langem bestehen. Es geht hierbei schließlich um die Erhaltung und Vermittlung des über Jahrhunderte gewachsenen ostdeutschen Anteils an der gesamten deutschen und auch europäischen Geschichts- und Kulturentwicklung und um eine kulturelle Vielfalt, die vor Flucht und Vertreibung von über 17 Millionen Deutschen getragen war. Darüber hinaus trägt die ostdeutsche Kulturarbeit dazu bei, die Kenntnisse über die verbindenden Elemente unserer Geschichts- und Kulturentwicklung mit der unserer östlichen Nachbarvölker zu vertiefen. Im übrigen weise ich darauf hin, daß im Mittelzuwachs 1989 0,5 Millionen DM und 1990 1,0 Millionen DM für die kulturelle Integration der Aussiedler enthalten sind. Welche Maßnahmen im einzelnen bis 1993 notwendig sind, ist in dem Aktionsprogramm des Bundesministeriums des Innern zur Förderung der ostdeutschen Kulturarbeit dargelegt, das der Deutsche Bundestag zusammen mit dem genannten Bericht über die ostdeutsche Kulturarbeit in den Jahren 1984 und 1985 ebenfalls zustimmend zu Kenntnis genommen hat. Das Aktionsprogramm baut seinerseits auf den Überlegungen der Grundsatzkonzeption zur Weiterführung der ostdeutschen Kulturarbeit von 1982 auf. Zu Frage 56: Der Bund der Vertriebenen e. V. (BdV) ist wie folgt mit Projektmitteln des BMI aus Kap. 0640 Tit. 684 05 gefördert worden: 1987 0 v. H. 1988 52 600,— DM 2,1 v. H. 1989 240 728,— DM 1,6 v. H. Für 1990 steht die Mittelverteilung gegenüber dem BdV noch nicht fest, weil die Projektmaßnahmen noch nicht endgültig vereinbart sind. Diese Mittel sind zweckgebunden für die Durchführung von Eingliederungsseminaren für Aus- und Übersiedler, die insbesondere von den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege, den zentralen Vertriebenen- und Flüchtlingsverbänden, den kirchlichen Institutionen, sowie sonstigen zentralen Organisationen wahrgenommen werden. Anlage 15 Antwort Parl. Staatssekretär Spranger auf die Frage des Abgeordneten Dr. Müller (CDU/CSU) (Drucksache 11/6220 Frage 57): Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. Januar 1990 14615* Wie hoch ist nach Erkenntnis der Bundesregierung der Betrag von Waffenkäufen zugunsten der Guerillabewegung in El Salvador, der in der Bundesrepublik Deutschland aufgebracht wurde, und in welchem Umfang hat nach Erkenntnis der Bundesregierung das Unternehmen, das in der DDR von dem ehemaligen Staatssekretär Schalck-Golodkowski geleitet wurde, Waffen mit Mitteln aus der Bundesrepublik Deutschland an die Guerillabewegung verkauft? Nach Veröffentlichungen in der „taz" ( „die tageszeitung") wird von Mitarbeitern dieser Zeitung ein Spendenkonto „Waffen für El Salvador" verwaltet. Über die Herkunft der einzelnen Spenden ist der Bundesregierung nichts bekannt. Über den Kontostand des Spendenkontos wurde in verschiedenen Veröffentlichungen die folgenden Zahlen angegeben: 15. 09. 1988: 4 108 311,74 DM und 28. 11. 1989: 4 281 396,10 DM. Weitere Einzelheiten zu dem von der Frage angesprochenen Sachverhalt sind der Bundesregierung nicht bekannt. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 11/6220 Frage 58): Was unternimmt die Bundesregierung, auch in Form finanzieller Angebote, um an der Grenze zur CSSR die Möglichkeit der Eröffnung weiterer Grenzübergänge, insbesondere auch des Ausbaus des Eisenbahnübergangs in Bayerisch Eisenstein, voranzubringen, und bis wann wird mit Ergebnissen gerechnet? Die Bundesregierung setzt sich mit Nachdruck für die Eröffnung weiterer Grenzübergänge an der Grenze zur CSSR ein. Diese Bemühungen schließen den in der Frage angesprochenen Ausbau des Eisenbahnüberganges in Bayerisch Eisenstein ein. Anfang Februar 1990 werden die bereits im vergangenen Jahr begonnenen Expertengespräche über alle damit zusammenhängenden Fragen fortgesetzt. Im Hinblick auf die großen politischen Veränderungen in der CSSR ist die Bundesregierung zuversichtlich, daß bald mit Ergebnissen gerechnet werden kann.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Horst Ehmke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Jahresrückblick 1989 hat uns noch einmal vor Augen geführt, welch ein erstaunliches Jahr hinter uns liegt. In ihm hat sich mehr verändert als früher in Jahrzehnten.
    Vorherrschend für uns Deutsche bei dem Jahreswechsel war sicher das Gefühl des Glücks und auch ein wenig des Stolzes über die deutsche Revolution in der DDR. Sie hat tiefe europäische Wurzeln, was nicht nur in den Jahreszahlen 1789/1989 symbolisch zum Ausdruck kommt. Die Freude über dieses Ereignis kann uns niemand verübeln.
    Umgekehrt müssen wir uns vor einem nationalen Rausch hüten. Den unglücklichen Ausgang der Silvesternacht am Brandenburger Tor sollten wir insofern als Mahnung verstehen.
    Es geht darum, mit Herz und Verstand die Chance zu nutzen, die sich uns als Deutsche und als Europäer bietet. Auch beim Herrn Bundeskanzler scheint ja die erste vorschnelle Euphorie verflogen zu sein. Sein Auftritt in Dresden war von Umsicht und Besonnenheit gekennzeichnet. Das war notwendig und gut zugleich.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das war immer so!)

    Eine neue staatliche Einheit der Deutschen wartet nicht um die nächste Ecke. Es geht für unser Volk darum — ein Volk waren wir ja schon immer — , unser politisches Zusammenleben in Europa neu, demokratisch zu gestalten. Insofern, Herr Seiters, haben Sie recht: Da liegt noch viel Arbeit vor uns.
    Zu der Ernüchterung der Union mag auch die harte Reaktion Gorbatschows auf den anfänglichen Alleingang des Bundeskanzlers beigetragen haben.

    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wir sollten insofern nicht vergessen, daß ohne Michail Gorbatschow diese Entwicklung überhaupt nicht möglich gewesen wäre.

    (Beifall bei der SPD, der FDP und den GRÜNEN)

    Auch darum wünschen jedenfalls wir Sozialdemokraten ihm Glück bei der Bewältigung der schweren Probleme,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wir auch!) vor denen sein Land heute steht.


    (Beifall bei allen Fraktionen)

    — Ich freue mich darüber, daß das für das ganze Haus gilt.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Übrigens, wie geht es Ihrem Freund Axen?)

    Aber auch die Reaktion unserer westlichen Nachbarn hat noch einmal gezeigt: Selbst in unserer ureigensten, der deutschen Frage kann es keinen deutschen Alleingang geben.
    Doch nun zu der nüchternen Arbeit, die vor uns liegt. Wir haben die heutige Debatte verlangt, weil wir zwei Monate nach dem Fall der Mauer von der Bundesregierung gern etwas Genaueres und Verbindlicheres dazu gehört hätten, was sie denn nun mit der Übergangsregierung dort weiter verhandelt; denn die Dresdener Erklärung vom Bundeskanzler und von Herrn Modrow war ja — notwendigerweise — mehr durch allgemeine Ankündigungen gekennzeichnet. Welche Kommissionen haben schon Ergebnisse erreicht, vor allen Dingen aber: Was sind die Ziele dieser Arbeit, und in welchen Schritten sollen sie erreicht werden?
    Ich muß Ihnen sagen: Unsere Information darüber ist nicht sehr beglückend. Das liegt u. a. daran, daß der Bundeskanzler unseren Vorschlag, wir sollten uns zusammensetzen, seinerzeit abgelehnt hat. In der DDR lachen die Leute schon darüber und sagen: Komischerweise sprecht ihr hier mit uns allen, aber untereinander findet das bei euch offenbar nicht statt. — Ich halte das für sehr töricht!

    (Beifall bei der SPD)




    Dr. Ehmke (Bonn)

    Ich halte es für sehr töricht, daß wir in Fragen, die uns alle betreffen und die so schwierig sind, wie sie sind — und die Debatte der letzten Tage hat ja auch bei Ihnen gezeigt, wie schwierig sie sind —, ein Verfahren praktizieren,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Es ist doch bestens gelaufen!)

    in dem mehr gegeneinander geredet wird als miteinander. Ich bin nicht der Meinung, daß das klug ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir sind weiter zur Zusammenarbeit bereit. Meine Kollegen werden dazu noch sprechen. Ich muß feststellen: Sie, Herr Seiters, haben uns heute eigentlich nicht sehr viel weitergeholfen. Es gibt eine berühmte englische Geschichte, die besagt: Eine Regierungsauskunft muß kurz und wahr sein, und sie darf keine Informationen preisgeben, die nicht schon vorher bekannt waren. Nach diesem Motto sind Sie heute verfahren. Das, was Sie gesagt haben, wußten wir alles. Wir hätten gerne gehört, wie es weitergehen soll. Sie sagen: Es soll Rahmenbedingungen geben. Gut, aber Sie sagen leider nicht, welche. Mit welchen Zielvorstellungen gehen Sie in die Verhandlungen hinein?

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Zehn-PunktePlan! Da steht alles drin!)

    — Nein, das steht da nicht drin!
    Ich bin der Meinung, daß es für die Diskussion hier im Lande — die Sie, wenn ich Ihre Reaktionen hier sehe, offenbar nur für albern halten — sehr hilfreich wäre, wenn wir zu einem viel engeren Informationsaustausch kämen. Dies heute war, so muß ich sagen, nur ein sehr bescheidener Anfang auch an Informationen.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    Wir sind der Meinung, so können wir das nicht weitermachen, sondern die Dinge sind eilig. Das sagt jetzt auch die Regierung. Es muß zu einem viel engeren Austausch, zu einer viel engeren Zusammenarbeit kommen. Es hat doch keinen Zweck, sich über etwas zu streiten, über das man offenbar — jedenfalls in bestimmten Grundsätzen — einig ist.
    Wir haben auch — und das beunruhigt natürlich alle — ernsthafte Prognosen, daß die Zahl der Übersiedler und der Aussiedler noch entscheidend anwachsen wird. Darum sagt nun auch die Bundesregierung — und dem stimmen wir zu — , am wichtigsten sei es, den Übersiedlerstrom einzudämmen.

    (Conradi [SPD]: Da hat sie aber lange gebraucht!)

    Das Nächstwichtige ist dann, daß das Geld, das wir für diesen Zweck aufwenden, nach drüben gegeben wird und eben nicht hier für die Übersiedler ausgegeben wird. Das haben wir von Anfang an gesagt, und wir sind froh darüber, daß das nun auch die Meinung der Bundesregierung ist.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sie sind der Entwicklung immer hinterher gelaufen! Sie sind immer zehn Jahre zu spät gekommen!)

    Herr Bundeskanzler, Sie werden ja noch sprechen. Da Herr Seiters es nicht gesagt hat, frage ich Sie: Welche konkreten Schritte wollen Sie denn unternehmen, um dieses Ziel zu erreichen? Denn das, was bisher gemacht worden ist, reicht ja ganz sicher nicht aus. Es kann ja auch nicht nur heißen, die DDR müsse dafür Voraussetzungen schaffen. Das muß sie auch, aber wir wollen die Debatte gerade darüber, welche Schritte mit welchen Zielsetzungen wir jetzt tun, um das entscheidende Ziel zu erreichen, daß die Menschen dort bleiben, daß sie nicht die DDR schwächen, indem sie hierher kommen — mit all den Problemen, die sich dadurch auch in der Bundesrepublik ergeben und auf die ich gleich noch zurückkomme. Also, Herr Bundeskanzler: Welche Schritte soll es geben, und welche Finanzmittel wollen Sie dafür demnächst in den Nachtragshaushalt einstellen?
    Dann kommt die Frage, was hier in der Bundesrepublik getan werden muß, um den Zuzug einzudämmen. Wir sind der Meinung: Man darf die Übersiedlung nicht auch noch materiell begünstigen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Wer tut das denn?)

    Wir sind weiter der Meinung: Von der Entwicklung in der DDR und in Osteuropa überholte Leistungen und Regelungen müssen abgeschafft werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Das gleiche gilt für Aussiedler.
    Herr Bundeskanzler, die Bundesregierung und die Koalitionsparteien haben erst so getan, als bestünden diese Probleme gar nicht oder als ob man sie ignorieren oder aussitzen könnte. Dann haben Sie angefangen, auf Oskar Lafontaine zu schimpfen, der die Dinge beim Namen genannt und damit den Menschen in unserem Land aus dem Herzen gesprochen hat.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Dregger [CDU/ CSU]: Schämt euch doch dieses Mannes!)

    — Herr Dregger, weil Sie gerade dazwischenrufen, sage ich Ihnen folgendes. Ich habe diese Ausfälle sowohl von Ihrer Seite

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Ausfälle? Das ist die Wahrheit!)

    als auch von Graf Lambsdorff gegenüber Oskar Lafontaine sehr wohl gehört. Ich freue mich darüber, weil das zeigt, daß er schon jetzt für Sie ein Angstgegner ist.

    (Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/ CSU und der FDP)

    Jetzt kommt zum Schaden auch noch der Spott, denn jetzt müssen Sie tröpfchenweise zugeben, daß er recht hat. Nur trauen Sie sich noch nicht ganz, das zu sagen. Sie haben nun tagelang innerhalb der Koalition diskutiert, weil wir diese Debatte verlangt haben. Was hat Herr Seiters uns heute erzählt? — Daß Sie im Grundsatz beim Grundsatz bleiben. Ja, das wissen wir auch. Wir möchten aber auch noch wissen, was Sie tun wollen. Das haben wir bisher nicht gehört.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir sind der Meinung: Es wird höchste Zeit, daß die Bundesregierung in Abstimmung mit den Ländern und den Gemeinden handelt. Die Außerungen von Herrn Späth und Herrn Rommel sind ja sicherlich



    Dr. Ehmke (Bonn)

    auch von Ihnen zur Kenntnis genommen worden, auch wenn sie nicht auf der Linie des Kanzlers liegen. Wir sagen: Auch in diesem Bereich sollte es so sein, daß wir miteinander reden, mehr miteinander als gegeneinander.
    Meine Damen und Herren, ich habe die wirtschaftlichen und die sozialen Probleme in der DDR und in der Bundesrepublik zuerst genannt, weil auf diesen Gebieten jetzt die wichtigsten Entscheidungen fallen müssen. Darüber sind wir uns sicherlich einig. Wir sind aber auch froh, Herr Seiters, daß nun endlich Klarheit bezüglich der Vertragsgemeinschaft geschaffen worden ist. Der Bundeskanzler hatte ja in Dresden unterschrieben, daß er sie noch vor dem 6. Mai abschließen will. Er hatte als Datum dann sogar April genannt. Nun hat sich unsere Position durchgesetzt, nämlich, daß man dies — da man die Vertragsgemeinschaft als konstitutiven Akt ansehen muß — mit der Übergangsregierung nicht tun kann. Wir sind froh, daß die Bundesregierung, anders als in Dresden gesagt wurde, jetzt auf unsere Position eingeschwenkt ist.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von den GRÜNEN: Es scheint sich um ein Schwarzer-Peter-Spiel zu handeln!)

    Ich glaube übrigens nicht, daß wir dabei viel Zeit verlieren. Es gibt ja Anzeichen dafür, daß die Regierung, die aus den freien Wahlen hervorgehen wird, auf dem Weg zur deutschen Einheit etwas gelenkiger sein wird als die Übergangsregierung. Wir finden es gut, daß insofern Übereinstimmung besteht.
    Weil wir draußen gefragt werden, will ich noch ein Wort der Erklärung dazu sagen, daß wir in bezug auf solche konstitutiven Akte die freien Wahlen abwarten wollen. Das steht nicht im Widerspruch zu der Tatsache, daß man im Interesse der Stabilisierung der DDR unverzüglich handeln und verhandeln muß. Es hat bei uns nie einen Zweifel daran gegeben, daß diese Wochen genutzt werden müssen. Herr Seiters, darüber gibt es keinen Streit.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Macht doch die DDR-Debatte nicht zum Wahlkampfthema!)

    Der Streit im Zusammenhang mit der Frage, ob man mit der Übergangsregierung eine Vertragsgemeinschaft vereinbaren soll, ging darum, daß man nicht durch die Art, in der man mit der Übergangsregierung umgeht, die SED durch vermeidbare politische Akte aufwertet.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Mit der SED haben wir noch nie etwas zu tun gehabt!)

    — Ich weiß, Herr Dregger — wenn ich das recht verstanden habe — : Sie haben nie mit Honecker gesprochen, nur wir. Honecker war als Staatsgast nicht vom Bundeskanzler eingeladen, sondern von der SPD.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich schlage Ihnen vor, diese idiotische Diskussion zu begraben.

    (Beifall bei der SPD)

    Es war völlig richtig von dieser Regierung und von unserer Regierung, mit den Machthabern dort im Interesse des Friedens und der Menschen drüben zu sprechen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sie hatten Parteikontakte!)

    Inzwischen hat es dort drüben eine deutsche Revolution gegeben, auf die wir uns gern und oft berufen. Darum bin ich der Meinung: Nachdem sie stattgefunden hat, muß man natürlich mit den demokratischen Kräften sprechen und nicht mit denen, die sie fast 40 Jahre lang verhindert haben. Was daran zu verstehen so schwer sein soll, verstehe ich nicht. Daß Sie so tun, als ob Sie das nicht verstünden — das ist eine lächerliche Diskussion in einer der zentralen Fragen dieser Wochen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Wendehals!)

    — Wir werden ja gleich sehen, ob Sie mir in dem zustimmen, was ich jetzt sage. Wir sind der Meinung: Die SED muß als Hauptverantwortliche für das, was dort 40 Jahre lang geschehen ist, durch freie Wahlen schon am 6. Mai von der Macht abgelöst werden.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU — Bohl [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Ich weiß nicht, ob es überhaupt eine Reform dieser Partei geben kann; wenn, dann jedenfalls nur in der Opposition.
    Wenn wir uns darin einig sind, sind wir uns ganz sicher auch darin einig, daß wir alles vermeiden müssen, was in den Augen der Wähler oder der Demokratiebewegung drüben wie eine direkte oder indirekte Begünstigung der SED aussehen könnte.

    (Beifall bei der SPD — Bohl [CDU/CSU]: Ihr habt doch noch euer Papier mit denen, das Strategiepapier!)

    Es ist eine andere Problematik, daß, wenn die Reformkräfte gewinnen, sie noch jahrelang mit einem Teil der alten Kader werden arbeiten müssen. Das ist in Polen so, das ist in Ungarn so, das wird auch in der DDR so sein. Da mache ich mir nichts vor.
    Ich sage nur: Für die Wahlen muß klar sein, daß wir nicht direkt oder indirekt irgend etwas machen, was einen falschen Anschein hervorrufen kann.

    (Bohl [CDU/CSU]: Wie ist das eigentlich mit Salzgitter?)

    Ich möchte in diesem Zusammenhang auch ein Wort zu unseren Landsleuten in der DDR und besonders in Leipzig sagen. Ich habe eine herzliche Bitte an sie: Lassen Sie Ihr Eintreten für Freiheit und Einheit, für Einheit in Freiheit nicht von sogenannten „Republikanern" mißbrauchen, weder von solchen aus der Bundesrepublik noch von solchen aus der DDR. Für den Aufbau eines demokratischen Deutschland — darin sollten wir uns einig sein — können wir Rechtsradikale so wenig brauchen wie Stalinisten. Diese schaukeln sich doch schon jetzt aneinander hoch.

    (Beifall bei der SPD)

    Nun komme ich zur Gretchenfrage, zu den Blockparteien. Sie sind zwar, mit der SED verglichen, differenziert zu behandeln, aber im Grundsatz nicht an-



    Dr. Ehmke (Bonn)

    ders. Sie sind 40 Jahre mit der SED mitgelaufen. Viele Menschen in der DDR sagen: Teilweise waren sie schlimmer als die SED. Sie müssen ihre Verantwortung tragen, genauso wie die SED.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ihr eure auch!)

    — Ich verstehe, daß dies für die FDP und für die Union Schwierigkeiten schafft, die sie nicht zu verantworten haben. Aber auch für diese Parteien gilt: Sie werden sich um so eher reformieren, wenn überhaupt, je eher sie in der Opposition sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Darum ist klar: Auch eine Unterstützung der Blockparteien liefe auf einen Akt gegen die Demokratiebewegung hinaus. Ich war sehr froh, als ich heute morgen der Zeitung entnehmen konnte, daß jedenfalls der CSU-Vorsitzende, Herr Waigel, sich im gleichen Sinne geäußert hat.
    Die wirkliche Scheidelinie verläuft zwischen alt und neu. Das ist keine Frage der Taktik. Es geht um die geistige und politische Wirkkraft eines Ereignisses, das wir nicht herbeigeführt haben, sondern mit dem wir beschenkt worden sind. Wir müssen die Wirkkraft der deutschen Revolution in der DDR erhalten und unbeschadet mit herübernehmen in das gemeinsame europäische Haus und in die gemeinsame deutsche Wohnung in diesem europäischen Haus.
    Ich weiß aus persönlichen Gesprächen, daß viele Menschen in der Demokratiebewegung drüben lieber in einer Bürgerinitiative arbeiten wollen, um Macht zu kontrollieren, als in einer Partei, um Macht auszuüben. Diesen Ansatz des „Neuen Forums" verstehe ich. Beides schließt sich nicht aus. Ich fände es schade, wenn diese Idee der Bürgerkontrolle — das ist vor allen Dingen die Idee des „Neuen Forums" — verlorenginge.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Dann müßte man aber ein großes Wahlbündnis schließen!)

    Wir müssen als politische Partei aber daran interessiert sein, der Macht der alten Parteien eine neue politische Gestaltungskraft gegenüberzustellen. Das ist für uns unsere sozialdemokratische Schwesterpartei in der DDR.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Nicht mehr die SED?)

    Dafür sprechen eine Menge Gründe. Zunächst einmal spricht dafür, daß fast alle Reformgruppen im weiteren Sinne im Spektrum des demokratischen Sozialismus beheimatet sind,

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    also der ökologischen und sozialen Erneuerung.

    (Zuruf des Abg. Dr. Dregger [CDU/CSU])

    — Sie sind offenbar nicht viel drüben, Herr Dregger.
    Für die Wiedergründung der SPD in der DDR und für die Zusammenarbeit mit ihr spricht aber auch die deutsche Geschichte. Leipzig und Dresden, Erfurt und Chemnitz, Ost-Berlin und Magdeburg waren Hochburgen der deutschen Arbeiterbewegung. Hitler und Stalin haben die Sozialdemokratie blutig unterdrückt, aber sie haben sie nicht vernichten können, auch nicht in der DDR.

    (Beifall bei der SPD)

    Für uns gehört diese Gewißheit zu den beglückendsten Erlebnissen dieser Wochen. Ich muß Ihnen auch ganz ehrlich sagen: Wir sind stolz darauf, mit welchem Mut und mit welchem Elan die Sozialdemokraten in der DDR darangegangen sind, diese Partei wiederzugründen und sie aus ihrem eigenen Erlebnis- und Erfahrungsschatz neu zu gestalten.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Sozialdemokraten in der DDR wollen im Wahlbündnis mit anderen Reformkräften zur bestimmenden politischen Kraft nach den Wahlen werden. Sie haben darin unsere volle Unterstützung.

    (Beifall bei der SPD)

    Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Schluß noch zwei Themen ansprechen, die eng mit diesen Fragen zusammenhängen. Das erste ist die polnische Westgrenze. Herr Bundeskanzler, ich habe aufmerksam gelesen, was Sie in Paris gesagt haben. Aber das, was wir hören wollten, haben wir nicht gehört, daß nämlich wir Deutsche generell sagen: Wir haben keine Gebietsansprüche. Ich darf Sie darauf hinweisen, daß in der „International Herald Tribune " vom 16. Januar einer der Hauptkommentatoren dieser Zeitung einen Vergleich zwischen den neuen Führern des freien Osteuropas und dem Bundeskanzler angestellt und das Verhalten des Bundeskanzlers in dieser Frage „unverantwortlich" genannt hat.

    (Zurufe von der CDU)

    — Wenn Sie das für Quatsch halten, dann verstehen Sie nichts von deutscher Außenpolitik meine Herren.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Dregger [CDU/ CSU]: Wer war das? — Bohl [CDU/CSU]: Wie hieß der Herr noch mal?)

    Der Kanzler hat doch der Bundestagserklärung vom 8. November letzten Jahres zugestimmt. Ich weiß nicht, warum es dann nachher so schwer ist, zu sagen: Wir werden auch, wenn die beiden deutschen Staaten wieder zusammen sind, keine Gebietsansprüche stellen. — Vielleicht ist das Wahltaktik. Herr Bundeskanzler, ich bin der Meinung, so wie die Debatte mit dem Hickhack zwischen Außenminister und Bundeskanzler jetzt geführt wird, treiben Sie den sogenannten „Republikanern" die Wähler in die Scheuern.
    Die Frau Bundestagspräsidentin, die Ihrer Partei angehört, wie Ihnen sicher noch in Erinnerung sein wird, hat, weil sie das genauso sieht wie wir, einen sehr vernünftigen Vorschlag gemacht. Diesen Vorschlag hätten wir heute gerne zur Abstimmung gestellt. Durch die Art der Debatte, die Sie gewählt haben, geht das heute nicht. Aber Sie können sicher sein, wir werden das im Auswärtigen Ausschuß behandeln. Dann kommen wir mit diesem Antrag zurück ins Plenum. Das wird dann auch der FDP Gelegenheit geben, ihre Meinung noch einmal deutlich zu machen. Meine Damen und Herren von der FDP: Es ist



    Dr. Ehmke (Bonn)

    natürlich schön, zu sagen, Sie seien unserer Meinung.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Nein, überhaupt nicht!)

    Auf der anderen Seite tragen Sie diese unklare Politik in der Koalition immer noch mit. Ich finde es auch für die Glaubwürdigkeit des deutschen Außenministers nicht gut, daß er vor den Vereinten Nationen eine Erklärung abgibt, es dann aber, wenn er nach Hause kommt, heißt,

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Der ist auf Sie nicht angewiesen, Herr Ehmke!)

    daß die Bundesregierung nicht hinter dieser Erklärung stehe. Was ist das für eine Regierung, wenn der Außenminister vor einem internationalen Gremium eine Erklärung abgibt, die er selbst als völkerrechtlich verbindlich bezeichnet hat, dann aber gesagt wird: Nein, sie gilt nicht.
    Wir sind der Meinung, das muß aus der Welt, so schnell wie möglich. Darum unser Antrag. Über ihn kann heute nicht abgestimmt werden; wir kommen auf ihn zurück.

    (Bohl [CDU/CSU]: Herr Axen ist immer noch in Moskau! — Pfeffermann [CDU/CSU]: So gestottert haben Sie schon lange nicht! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Die zweite Frage betrifft die Rüstungs- und die Abrüstungspolitik.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Immer draufsatteln!)

    — Herr Dregger, ich will Ihnen gerade ein Kompliment machen. — Im Grunde ist die Union dabei, mit dem gebührenden 10jährigen Abstand — wie in der Ostpolitik — langsam auf unsere sicherheitspolitische Linie einzuschwenken.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Wir begrüßen das. Die Gemeinsamkeit in außen- und sicherheitspolitischen Fragen kann gar nicht groß genug sein. Wir erkennen auch gerne an, daß die Bundesregierung wichtige Beiträge zu den Verhandlungen über konventionelle Abrüstung in Wien geleistet hat. Wir hoffen, daß noch in diesem Jahr ein erstes Abkommen zustande kommt. Nur, Herr Bundeskanzler und meine Damen und Herren von der Union, da nun auch Sie wissen, daß die alte Bedrohungsanalyse nicht stimmt, da nun auch Sie wissen, daß es um gemeinsame Sicherheit und strukturelle Angriffsunfähigkeit geht, ziehen Sie daraus doch endlich die Konsequenzen für unsere eigene sicherheitspolitische Planung, statt noch weitere Jahre zu vergeuden, wie das schon Herr Wörner getan hat. Auch Herr Stoltenberg versucht ja nur mit kleinen Schritten Versäumtes nachzuholen.
    Unserer Meinung nach ist es ein Skandal, daß die Bundesregierung in dieser Situation in Europa wieder an einer Wintex/Cimex-Übung teilnehmen will, deren Szenario hirnrissig ist.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Hirsch [FDP])

    Es ist ein Trauerspiel, daß Sie in dieser Situation den höchsten Wehretat in unserer Geschichte verabschiedet haben. Es ist unverantwortlich, auch gegenüber den jungen Wehrpflichtigen, daß Sie in der Frage der Wehrpflicht — 12, 15, 18, wieder 15, 12 Monate — so herumpfuschen. Daß Sie ein milliardenschweres Rüstungsprojekt wie den Jäger 90 weiter durchziehen, ist ebenfalls unverantwortlich und hat auch Folgen; denn selbst, wenn Sie abbrechen, müssen Sie berücksichtigen: Je länger Sie den Abbruch hinauszögern, um so höher werden die Abbruchkosten. Vergessen Sie das bitte nicht.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Graf Lambsdorff [FDP]: Völlig falsch!)

    — Das ist nicht falsch.
    Es ist schließlich schizophren, wenn Sie noch heute atomare Kurzstreckenraketen fordern und aufstellen wollen, die das freie Polen, das freie Ungarn, Magdeburg, Leipzig, Dresden und Rostock erreichen. Das ist doch schizophren!

    (Beifall bei der SPD — Dr. Dregger [CDU/ CSU]: Das wollen wir doch gar nicht!)

    Nachdem die FDP in fast allen Punkten, die ich genannt habe, auf SPD-Position umgeschwenkt ist, kann man ja wohl sagen, Herr Bundeskanzler, daß die amtierende Bundesregierung heute sicherheitspolitisch blockiert ist.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Wir sprechen über Deutschland und nicht über Raketen!)

    Darum wünschen wir uns Sozialdemokraten, Herr Dregger, daß wir bei einem Jahresrückblick 1990 werden sagen können: Die Regierungen in Bonn und in Ost-Berlin haben mit kräftiger Unterstützung der Opposition in beiden Staaten in der Übergangszeit recht ordentliche Arbeit geleistet; die Ausgestaltung der deutschen demokratischen Einheit in einem demokratischen Europa haben die Wähler in der DDR wie in der Bundesrepublik aber den Sozialdemokraten anvertraut.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Bötsch [CDU/ CSU]: So hättet ihr das wohl gerne!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Lintner.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Eduard Lintner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Ehmke, wir haben Ihnen aufmerksam zugehört. Aber man muß zu Ihrer Rede natürlich schon sagen, daß es außerordentlich schwierig ist, beispielsweise mit der SPD deutschlandpolitisch vernünftig ins Gespräch zu kommen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Na!)

    Ich will Ihnen nur einmal kurz aufzählen, was Sie uns so alles empfohlen haben. Sie haben uns etwa empfohlen, uns nicht mit Modrow zu treffen, Herr Büchler. Das zweite war, der Herr Bundeskanzler sollte sich doch mit Modrow zusammensetzen. Das nächste war, wir sollten keine Verträge vor dem 6. Mai abschlieBen. Heute höre ich, es gehe nur um die Optik.

    (Dr. Vogel [SPD]: Nein! Zuhören! — Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])




    Lintner
    — Herr Ehmke, Sie haben hier auf die Optik abgestellt.
    In Ihrem Antrag, den Sie vorgelegt haben, heißt es wörtlich: „Sofortmaßnahmen" und „schnelles Handeln" . Bringen Sie Ihre eigene Argumentation bitte zunächst einmal in eine logische Reihenfolge.
    Im übrigen müßte man sagen: Das Jahr 1989 hat für die SPD z. B. das Faktum gebracht, daß Sie die Kurve von ihrer Gemeinsamkeit mit der SED hin zur SPD gekratzt haben. Meine Damen und Herren, diesen empörenden Vorgang, den wir ja noch immer gut in Erinnerung haben, sollte die deutsche Öffentlichkeit nicht so schnell vergessen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Ich bin auch darüber etwas empört, wie Sie ohne zusätzliche Erläuterung und Differenzierung von den Blockparteien drüben sprechen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Sie wollen damit hoffentlich nicht darüber hinwegtäuschen, daß natürlich viele von denen, die sich heute aus durchaus lobenswerten Motiven etwa in der SPD drüben engagieren, früher in der SED Mitglied waren. Man sollte doch nicht so tun, als hätte diese Vergangenheit etwa nur die Ost-CDU aufzuarbeiten. Das ist ein generelles Problem für den Bereich der DDR.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Wer regiert denn dort? — Frau Matthäus-Maier [SPD]: Das ist aber defensiv!)

    — Frau Kollegin, Sie wissen, daß z. B. der Vorsitzende, Herr Böhme, früher Mitglied der anderen Partei war. Was soll also der Vorwurf? Was soll das, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen?

    (Dr. Vogel [SPD]: Eingesperrt war er! Unglaublich!)

    Es ist wichtig, meine Damen und Herren, an der Gemeinsamkeit in den grundsätzlichen Positionen dennoch keinen Zweifel zu lassen; denn die SED und die Regierung Modrow dürfen wirklich keine Chance haben, uns gegeneinander auszuspielen. Dieser Zusammenhalt ist notwendig; denn im Verlaufe der letzten Wochen hat sich ja bereits gezeigt, wie trickreich die SED und leider auch die Regierung der DDR agieren, wenn es darum geht, der SED soviel Macht wie möglich zu erhalten.
    Man schreckt noch nicht einmal davor zurück — das ist leider zu konstatieren — , die eigene Bevölkerung einzuschüchtern und ihr Angst vor den notwendigen, unumgänglichen Veränderungen zu machen. Selbst auf die Gefahr hin, meine Damen und Herren, mit solchen Kampagnen die Leute geradezu in die Bundesrepublik zu treiben, wird in der DDR leider noch von amtlicher Stelle Desinformation betrieben. Es werden unnötig Ängste geschürt.
    Schon das Eintreten für staatliche Einheit wird dort als „rechtsradikal" verunglimpft. Jeder Zentimeter Macht wird geradezu mit Tricks, Zähnen und Klauen verteidigt.
    Echte Abhilfe für die Bevölkerung in der DDR brächte eigentlich nur die Auflösung der SED/PDS, ein Schritt, der eigentlich überfällig ist, wie ich meine, der aber leider noch nicht zustande gekommen ist.
    Der Spuk, meine Damen und Herren — da sind wir uns einig — , ist hoffentlich spätestens am 6. Mai zu Ende, wenn die Wähler in der DDR die SED mit dem Stimmzettel in die Wüste schicken können.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Der Schulterschluß hier in der Bundesrepublik und der Schulterschluß mit den oppositionellen Kräften in der DDR sind die beste Gewähr dafür, daß alle Restaurationsversuche erfolglos bleiben.
    Ausdrücklich begrüßen will ich auch, das klare und unumkehrbare Nein ehemaliger Blockparteien, zur Zusammenarbeit mit der SED/PDS in der Zeit nach dem 6. Mai und vielleicht sogar schon vorher.
    Erfreulich ist, daß sich praktisch alle bedeutsamen politischen Kräfte, außer der SED, mittlerweile dafür ausgesprochen haben, die alten Länder wiederherzustellen;

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Bravo!)

    denn auf diese Weise können auch wichtige Teile der so langlebigen und undemokratischen Machtstrukturen der SED aufgebrochen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Erfreulich ist aus unserer Sicht natürlich auch, daß sich, wiederum außer der SED, alle wichtigen Parteien und Gruppen in der DDR voll zum Ziel der staatlichen Wiedervereinigung bekennen. Damit kommt zugleich der Wille der überwiegenden Mehrheit der Landsleute in der DDR zum Ausdruck, einen deutschen Staat herbeizuführen.
    Unsere Sorge gilt allerdings in diesem Punkt — es kann nicht verschwiegen werden — mehr der SPD hier in der Bundesrepublik.

    (Büchler [Hof] [SPD]: Was haben Sie denn für Sorgen?)

    — Herr Büchler, Sie wissen das noch besser als ich, weil Sie Akteur in dieser Sache sind.
    Noch immer stehen Ihrer Glaubwürdigkeit in diesem Punkt viele Worte und viele Äußerungen aus der letzten Zeit entgegen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Büchler [Hof] [SPD]: Sagen Sie doch einmal etwas!)

    — Ich darf Prominentere als Sie zitieren.
    Nehmen Sie z. B. Ihren Ehrenvorsitzenden Willy Brandt, der im Zusammenhang mit der Bezeichnung „Wiedervereinigung" noch vor einiger Zeit von der „Lebenslüge der zweiten deutschen Republik" gesprochen hat.

    (Jahn [Marburg] [SPD] und Dr. Vogel [SPD]: Zu Recht!)

    — Sie nicken, Herr Dr. Vogel; ich bedanke mich.

    (Jahn [Marburg] [SPD]: Armer Mensch! Er hat es nicht begriffen!)




    Lintner
    Ich kann auch Sätze von Egon Bahr zitieren: „Die Wiedervereinigung ist kein Thema".

    (Dr. Vogel [SPD]: Fragen Sie doch die Magdeburger und die Rostocker nach Willy Brandt!)

    — Hören Sie ruhig zu. Es sind wörtliche Zitate; Sie können meiner Rede durchaus vertrauen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Sie müssen sie richtig lesen!)

    Auch der Satz vom „leichtfertigen und illusionären Wiedervereinigungsgerede" stammt von einem von Ihnen, nämlich vom Regierenden Bürgermeister Momper.
    Besonders attraktiv sind in dem Zusammenhang die Sprüche der SPD-Genossen aus Bayern. Herr Glotz und Herr Schöfberger haben sich dort im Dezember letzten Jahres geäußert. Der eine hat die Wiedervereinigung noch als „opportunistisches", gar „widerwärtiges Wort" bezeichnet, und der andere hat von der „stereotypen Formel" gesprochen, die „außer ein paar Rückwärtsgewandten", wie es hier heißt, „niemanden mehr befriedigen" könne. Soviel an Zitaten aus Ihrer jüngsten Vergangenheit.
    Aber ich kann Ihnen auch nicht den Hinweis auf die jetzt wörtlich zitierte Feststellung in Ihrem gemeinsamen Papier mit der SED ersparen:
    „Sozialdemokraten und Kommunisten — hier war die SED gemeint —
    berufen sich beide auf das humanistische Erbe Europas. "

    (Dr. Vogel [SPD]: Dann kommt die Widerlegung! — Zuruf von der SPD: Sie berufen sich auf die Soziale Marktwirtschaft!)

    Herr Ehmke, das steht hier alles noch im Raum. Wir und die deutsche Öffentlichkeit warten immer noch auf klarstellende, den Irrtum ehrlich bekennende Worte der hiesigen SPD.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP — Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Mehr fällt euch nicht ein, das ist das Problem!)

    Es ist schade, daß Sie sich dazu bis heute nicht bereit gefunden haben. Ich glaube, Sie sollten diesen Mut um der großen Sache willen, um die es geht, tatsächlich auch aufbringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)