Rede von
Bernd
Neumann
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das bedeutet das, was ich eben gesagt habe. Sie haben sich leider unterhalten, aber ich wiederhole es trotzdem:
Es bedeutet, daß wir natürlich einem interfraktionellen Antrag zustimmen, weil wir im Augenblick keinen Konflikt mit dem Haushaltsausschuß haben wollen. Dies bedeutet aber wiederum, daß wir an der Zielsetzung, eine vergleichbare Einstufung des Direktors des Hauses der Geschichte und des Direktors des Deutschen Historischen Museums vorzunehmen, festhalten und zum gegebenen Zeitpunkt darauf zurückkommen. Mehr kann ich nun nicht sagen.
Meine Damen und Herren, kurz noch einmal zur Bewertung der Arbeit des Hauses der Geschichte, die bisher schon geleistet worden ist. Es gibt dort bereits seit längerer Zeit ein engagiertes qualifiziertes Mitarbeiterteam — der Direktor wurde berufen — , und dieses Team bereitet die Eröffnung des Hauses vor. Aber es ist wichtig: Diese Arbeit geschah nicht im verborgenen, sondern es sind inzwischen mehrere öffentliche Ausstellungen erfolgt. Einige von Ihnen haben sie besucht. Ich erinnere an „Notbehelfe der Nachkriegszeit", an die Ausstellung „Medien vor 40 Jahren" , an die kürzliche Ausstellung im Bundeskanzleramt „Sammlerfreude — 40 Jahre Bundesrepublik Deutschland" sowie an die Ausstellung „1949 — Gründungsjahr der Bundesrepublik " .
Die bisherige Arbeit des Hauses kann man, wenn überhaupt, also nur an Hand dieser Ausstellungen bewerten. Diese Ausstellungen und ihre Strukturen sind damit die ersten Vorzeichen für die späteren Konturen des Hauses, und hier kann man feststellen, Herr Kollege Duve, daß von den verschiedensten Experten, vom wissenschaftlichen Beirat dieser Stiftung wie auch von dem Arbeitskreis gesellschaftlich relevanter Gruppen der Stiftung, alle diese Ausstellungen insgesamt als sehr positiv und als sehr qualifiziert beurteilt wurden. Deshalb kann man sagen: Das Haus der Geschichte und seine Mitarbeiter sind auf einem guten Weg, und die Eröffnung 1993 läßt hoffen, daß wir eine gute Arbeit vorgelegt bekommen.
Nun kann man natürlich in Anbetracht der aktuellen Ereignisse in Deutschland die Frage stellen: Ist es überhaupt sinnvoll, zu diesem Zeitpunkt ein Haus der
Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 185. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. Dezember 1989 14275
Neumann
Geschichte der Bundesrepublik Deutschland — und dann noch in Bonn — zu planen und zu bauen?
Die Antwort lautet eindeutig ja, denn gerade im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen erhält dieses Haus der Geschichte eine besondere Dimension.
Wer wird sich in einigen Jahren möglicherweise noch an die Zeit vor dem 9. November 1989 erinnern, oder wer wird sich an die Geschehnisse in der Nachkriegszeit erinnern? Wir als CDU/CSU hoffen und machen Politik dafür, daß sich die beiden Teile Deutschlands in Einheit und Freiheit mit der Folge zusammenfinden, daß der jetzige Staat Bundesrepublik Deutschland irgendwann tatsächlich einmal der Geschichte angehört. Wie lange dieser Prozeß dauert, der in das Zusammenwachsen Europas eingebettet sein muß, wissen wir nicht.
Tatsache bleibt, daß sich in den letzten 40 Jahren eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland entwickelt hat und daß diese Geschichte in der Bundeshauptstadt Bonn entscheidend geprägt wurde. Von den politischen Entscheidungen in Bonn ausgehend hat sich in einem Teil Deutschlands eine der attraktivsten und gesündesten Demokratien der Welt formiert, die für die Nachkriegsgeschichte Europas von prägender Bedeutung war und ist, deren Existenz und zum Teil auch deren Faszination für die aktuelle Entwicklung in der DDR und in Osteuropa mit ursächlich war. Dies in einem Haus der Geschichte und natürlich in Bonn zu dokumentieren bleibt unabhängig von den künftigen Entwicklungen ein legitimes und wichtiges Vorhaben.
Meine Damen und Herren, je schneller wir uns verändern, desto wichtiger ist es, das Gewesene festzuhalten. Wir müssen immer aus der Geschichte lernen, aber wir können dies nur, wenn wir sie nicht vergessen. Das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wird dazu — da bin ich sicher — einen guten Beitrag leisten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.