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    Plenarprotokoll 11/181 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 181. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1989 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Pfuhl 13926 A Erweiterung der Tagesordnung 13926 A Tagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Melderechtsrahmengesetzes (MRRG) (Drucksache 11/5111) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Verbraucherkredite, zur Änderung der Zivilprozeßordnung und anderer Gesetze (Drucksache 11/5462) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Jugendgerichtsgesetzes (1. JGGÄndG) (Drucksache 11/5829) d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem VN-Übereinkommen vom 10. Dezember 1984 gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe (Drucksache 11/5459) e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. Juli 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien über den gegenseitigen Schutz und die Förderung von Kapitalanlagen (Drucksache 11/5726) f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 13. Juni 1989 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache 11/5727) g) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zusatzabkommen vom 11. August 1989 zum Abkommen vom 7. April 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Fürstentum Liechtenstein über Soziale Sicherheit und zu der Vereinbarung vom 11. August 1989 zur Durchführung des Abkommens (Drucksache 11/5725) 13926B Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU sowie dem Abgeordneten Gattermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Drucksache 11/5977) 13927 A Tagesordnungspunkt 3: a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Bundesbahngesetzes (4. BbÄndG) (Drucksachen 11/1516, 11/4074, 11/4109) b) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 181. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1989 Änderung des Bundesbahngesetzes (5. BbÄndG) (Drucksachen 11/2411, 11/4073, 11/4110) c) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Bundesbahngesetzes (6. BbÄndG) (Drucksachen 11/2412, 11/4091, 11/4111) d) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundesbahngesetzes (7. BbÄndG) (Drucksachen 11/3770, 11/4248) e) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Ausbau des Schienenwegenetzes der Deutschen Bundesbahn (BbSchwAbG) (Drucksachen 11/2410, 11/4075) f) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Frau Brahmst-Rock, Weiss (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abbau der Wettbewerbsverzerrungen und zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen Bundesbahn (Bundesbahnsanierungsgesetz — BbSanG) (Drucksachen 11/1789, 11/4090, 11/4108) g) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Übernahme überhöhter Versorgungslasten (Drucksachen 11/1515, 11/4072) h) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu dem Antrag der Abgeordneten Daubertshäuser, Antretter, Bamberg, Ewen, Faße, Haar, Hasenfratz, Ibrügger, Kretkowski, Müntefering, Dr. Niese, Pauli, Purps, Roth, Scherrer, Steinhauer, Toetemeyer, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: DB-Strecke Ruhr—Sieg/Rhein—Sieg zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Rock und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausbau und Verbesserung der Ruhr—Sieg- und Rhein—Sieg-Strecke (Drucksachen 11/2694, 11/3072, 11/4092) i) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu dem Antrag der Abgeordneten Weiss (München), Frau Rock und der Fraktion DIE GRÜNEN: Vorschläge der Koalitionsarbeitsgruppe Bahn zur Sanierung der Deutschen Bundesbahn (Drucksachen 11/3162, 11/4093) j) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu dem Antrag der Abgeordneten Weiss (München), Frau Rock und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verstoß gegen § 5 Bundesbahngesetz durch den Deutschen Bundestag (Drucksachen 11/3648, 11/4183) k) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu dem Antrag der Abgeordneten Weiss (München), Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausbau der Bundesbahnstrecke München—Mühldorf—Freilassing (Drucksachen 11/3973, 11/5269) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu dem Antrag der Abgeordneten Weiss (München), Frau Rock und der Fraktion DIE GRÜNEN: FCKW (Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe) in den ICE-Triebköpfen der Deutschen Bundesbahn (Drucksachen 11/4439, 11/5959) Dr. Zimmermann, Bundesminister BMV 13929 B Daubertshäuser SPD 13932 B Dr. Jobst CDU/CSU 13936 C Weiss (München) GRÜNE . . 13940B, 13970C Kohn FDP 13945 A Rauen CDU/CSU 13948 C Bamberg SPD 13950 A Bauer CDU/CSU 13953 A Gries FDP 13954 B Ewen SPD 13957 A Haungs CDU/CSU 13959 B Jung (Limburg) CDU/CSU 13960 D Dr. Niese SPD 13962 B Hinsken CDU/CSU 13964 B Haar SPD 13966 B Fischer (Hamburg) CDU/CSU 13968 C Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 13972 B Spilker CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13974 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Sofortige Einstellung der Entwicklungshilfe für El Salvador (Drucksache 11/5453 [neu]) in Verbindung mit Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 181. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1989 III Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Zur Lage in El Salvador (Drucksache 11/5969) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Rückkehr zum Friedensprozeß in El Salvador (Drucksache 11/5973) Volmer GRÜNE 13975 A Hedrich CDU/CSU 13975 D Wischnewski SPD 13976 C Irmer FDP 13977 B Schäfer, Staatsminister AA 13978 B Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 11/5951 vom 1. Dezember 1989 — Schutz der deutschen Landwirtschaft vor Verlusten bei Auf- und Abwertungen innerhalb des Europäischen Währungssystems MdlAnfr 2 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . . 13915 B ZusFr Eigen CDU/CSU 13915 C Zulassung von in anderen EG-Ländern genehmigten Pflanzenschutzmitteln MdlAnfr 3 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . . 13916A ZusFr Eigen CDU/CSU 13916 C Verkauf des Abfallprodukts „Dikegulac" aus der Vitamin-C-Herstellung als Wachstumsregulator an die Landwirtschaft; Belastung des Rheinwassers; Interpretation des Begriffs „verursachergerechte Lösung" MdlAnfr 11, 12 Frau Weyel SPD Antw PStSekr Pfeifer BMJFFG 13917B, 13917 D ZusFr Frau Weyel SPD . . . . 13917C, 13918A Vermehrte Krebsausbreitung in Höhen des Schwarzwaldes MdlAnfr 13 Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE Antw PStSekr Pfeifer BMJFFG 13918 C ZusFr Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE 13918 C Bau von Schleusenkammern zur Vermeidung unvertretbarer Wartezeiten auf der Mosel angesichts der Verdoppelung des Transportaufkommens seit Öffnung des Saarkanals; Untersuchungen über die Einstellung des Nachtbetriebs MdlAnfr 14, 15 Pauli SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 13919A, 13919D ZusFr Pauli SPD 13919B, 13920 A Beschleunigter Ausbau der Bundesstraßen in Oberfranken angesichts des vervielfachten Grenzverkehrs zur DDR MdlAnfr 16 Dr. de With SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 13920 C ZusFr Dr. de With SPD 13920 C Beschleunigung des Ausbaus der Eisenbahnübergänge zur DDR in Oberfranken MdlAnfr 17 Dr. de With SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 13921 A ZusFr Dr. de With SPD 13921 A Rechtsgrundlage für das vorgesehene Nachtfahrverbot für österreichische Lastwagen MdlAnfr 18 Dr. Kübler SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 13921D ZusFr Dr. Kübler SPD 13921D Novellierung der Wärmeschutz- und der Heizungsanlagen-Verordnung MdlAnfr 23, 24 Frau Teubner GRÜNE Antw PStSekr Echternach BMBau 13922B, 13923 A ZusFr Frau Teubner GRÜNE . 13922B, 13923 A ZusFr Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE 13922D, 13923 B Beruflicher Status des Versicherungsdetektivs Werner Mauss im Bereich des Bundeskriminalamtes MdlAnfr 50, 51 Dr. Emmerlich SPD Antw PStSekr Dr. Waffenschmidt BMI . 13923D, 13924 D ZusFr Dr. Emmerlich SPD . . . 13924A, 13925 A ZusFr Dr. Hirsch FDP . . . . 13924C, 13925 C ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 13924 C, 13925 C Nächste Sitzung 13980 C Berichtigungen 13980 IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 181. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1989 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13981* A Anlage 2 Einspruch des Abg. Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) vom 27. Oktober 1989 nach § 39 GO gegen den am 26. Oktober 1989 durch Vizepräsident Cronenberg erteilten Ordnungsruf 13981* C Anlage 3 Eingriff in die Unabhängigkeit der Gerichte durch die Äußerungen des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Jahn zum „Soldatenurteil" MdlAnfr 1 — Drs 11/5951 — Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD SchrAntw BMin Engelhard BMJ . . . . 13982* A Anlage 4 Mitbeauftragung von Prof. Schroeder von der Universität Regensburg mit der Herausgabe des DDR-Handbuchs angesichts dessen „rassistischer und ausländerfeindlicher Äußerungen" laut Presseberichten von 1983 und 1984 MdlAnfr 4, 5 — Drs 11/5951 —Hiller (Lübeck) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Hennig BMB . . 13982* C Anlage 5 Verhinderung der Zerstörung der Naturschutzgebiete an der Grenze zur DDR MdlAnfr 6 — Drs 11/5951 — Wüppesahl fraktionslos SchrAntw PStSekr Grüner BMU . . . . 13982* D Anlage 6 Förderung des Baus von Entsorgungsanlagen für ölverschmutztes Wasser in Nordseehäfen mit Bundesmitteln angesichts ausreichender privat finanzierter Kapazitäten MdlAnfr 7 — Drs 11/5951 — Uldall CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMU . . . . 13983* A Anlage 7 Kritik an der vom Bundesgesundheitsamt abgegebenen Beurteilung von Asbest durch den Bundesrechnungshof MdlAnfr 10 — Drs 11/5951 — Frau Würfel FDP SchrAntw PStSekr Pfeifer BMJFFG . . 13983* C Anlage 8 Vorschläge der Bundesregierung zu den EG-Beratungen über die Bekämpfung der zunehmenden Obdachlosigkeit MdlAnfr 21, 22 — Drs 11/5951 — Müntefering SPD SchrAntw PStSekr Echternach BMBau . 13983' D Anlage 9 Aufgaben der „Projektgruppe Belegungsrechte" im Bundesbauministerium; Vorlage des ersten Berichts MdlAnfr 25, 26 — Drs 11/5951 — Dr. Sperling SPD SchrAntw PStSekr Echternach BMBau . 13984* B Anlage 10 Spezielle Schulung der für den Umkreis des Deutschen Bundestages zuständigen Einsatzleiter der Polizei; Kennzeichnung der Bannmeile MdlAnfr 52, 53 — Drs 11/5951 — Sielaff SPD SchrAntw PStSekr Dr. Waffenschmidt BMI 13984* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 181. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1989 13915 181. Sitzung Bonn, den 6. Dezember 1989 Beginn: 13.00 Uhr
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    Berichtigungen 179. Sitzung, erste Seite, rechte Spalte: Bei Einzelplan 11 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — ist zwischen den Namen Zywietz FDP und Dreßler SPD einzufügen: „Frau Unruh fraktionslos" und die Seitenzahl „13777 C". Seite 13851 A Zeile 8: Statt „abgelehnt" ist „angenommen" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 08. 12. 89 * Antretter SPD 08. 12. 89 * Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 08. 12. 89 Frau Becker-Inglau SPD 08. 12. 89 Bindig SPD 08. 12. 89 * Frau Blunck SPD 08. 12. 89 * Dr. Bötsch CDU/CSU 08. 12. 89 Büchner (Speyer) SPD 08. 12. 89 * Duve SPD 08. 12. 89 Ehrbar CDU/CSU 08. 12. 89 Eich GRÜNE 08. 12. 89 * Frau Eid GRÜNE 08. 12. 89 Frau Fischer CDU/CSU 07. 12. 89 * Frau Ganseforth SPD 08. 12. 89 Dr. Gautier SPD 08. 12. 89 Heimann SPD 08. 12. 89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 08. 12. 89 * Höffkes CDU/CSU 07. 12. 89 * Ibrügger SPD 06. 12. 89 Jaunich SPD 08. 12.89 Frau Kelly GRÜNE 06. 12. 89 Kittelmann CDU/CSU 08. 12. 89 * Kißlinger SPD 08. 12. 89 Klein (Dieburg) SPD 08. 12. 89 Dr. Klejdzinski SPD 08. 12. 89 * Frau Luuk SPD 08. 12. 89 * Dr. Mahlo CDU/CSU 06. 12. 89 Frau Matthäus-Maier SPD 06. 12. 89 Meyer SPD 07. 12. 89 Dr. Müller CDU/CSU 08. 12. 89 * Niegel CDU/CSU 08. 12. 89 * Pfuhl SPD 06. 12. 89 * Rawe CDU/CSU 08. 12. 89 Reddemann CDU/CSU 08. 12. 89 * Frau Rock GRÜNE 08. 12. 89 Frau Rost (Berlin) CDU/CSU 08. 12. 89 Roth (Gießen) CDU/CSU 06. 12. 89 Dr. Scheer SPD 08. 12. 89 * Frau Schilling GRÜNE 08. 12. 89 Schmidt (München) SPD 08. 12. 89 * von Schmude CDU/CSU 08. 12. 89 * Schröer (Mülheim) SPD 08. 12. 89 Dr. Soell SPD 08. 12. 89 * Steiner SPD 08. 12. 89 * Dr. Unland CDU/CSU 08. 12. 89 * Voigt (Frankfurt) SPD 06. 12. 89 * von der Wiesche SPD 06. 12. 89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 08. 12. 89 Zierer CDU/CSU 08. 12. 89 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Einspruch des Abgeordneten Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) vom 27. Oktober 1989 nach § 39 GO gegen den am 26. Oktober 1989 durch Vizepräsident Cronenberg erteilten Ordnungsruf * ) Gegen den mir am 26. Oktober 1989 erteilten Ordnungsruf lege ich formal und inhaltlich Einspruch ein. Begründung: Durch Anruf aus meinem Wahlkreis wurde ich heute davon informiert, daß mir gestern nachträglich im Deutschen Bundestag ein Ordnungsruf erteilt worden ist. Offensichtlich ist in der dortigen Presse darüber berichtet worden. Zur Form stelle ich fest, daß ich für den gestrigen und heutigen Tag wegen Teilnahme an einer Sitzung der Westeuropäischen Union von Ihnen beurlaubt bin, was gewiß auch aus der Anlage zum Protokoll der Bundestagssitzung hervorgehen wird, in der mir in meiner Abwesenheit der Ordnungsruf erteilt wurde. Ich halte dieses Verfahren für unzulässig, denn ich muß in der Lage sein, gegen diesen Ordnungsruf Einspruch einlegen zu können, was mir jetzt nur durch den puren Zufall einer Presseveröffentlichung und ein daran anschließendes Telefongespräch möglich geworden ist. In der Sache begründe ich den Einspruch wie folgt: 1. Es kann und darf im Deutschen Bundestag nicht gerügt werden, wenn Kommunisten als das bezeichnet werden, was sie sind, nämlich „Mauermörder". Seit dem Bau der Mauer sind mehr als 200 Menschen ermordet worden, weil sie von ihren Menschenrechten Gebrauch machen wollten. Bisher waren sich alle Demokraten darin einig, daß es sich dabei um „Mord" handelt. Es gibt unzähliche Aussagen dieser Art. 2. Frau Kollegin Wieczorek-Zeul sprach in ihrem Redebeitrag, zu dem ich meinen Zwischenruf machte, über die „Gleichsetzung von Nazis und Kommunisten", zuvor war mehrfach von den Koalitionen gesprochen worden, die von der SPD auf örtlicher Ebene mit Kommunisten abgeschlossen worden sind. Diese Kommunisten sind politisch voll haftbar zu machen für die politisch bedingten Untaten ihrer Genossen an der Mauer, vor allem wenn sie sich davon nicht distanzieren, sondern sie sogar billigen. 3. Der Bürgermeister von Langenselbold, Ebner (SPD), hat in einem Gespräch mit der Tageszeitung „DIE WELT" seine Koalition mit den Kommunisten verteidigt und sieht keine Veranlassung, dieses Bündnis aufzulösen. Er habe dafür auch keinen Rüffel oder eine Anfrage aus seiner Partei (also der SPD) erhalten. Ebenfalls in dem Beitrag der *) Vgl. 164. Sitzung vom 5. Oktober 1989 Seite 12449 A 171. Sitzung vom 26. Oktober 1989 Seite 12828 B 174. Sitzung vom 9. November 1989 Seite 13099 B 13982* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 181. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1989 „WELT" (vom 18. 8. 1989) erklärte der kommunistische Koalitionspartner der SPD Emil Schäfer (DKP) auf die Frage, warum seine Partei den Kurs der DDR stütze: „In der DDR funktioniert, was bei anderen nicht funktioniert. Auch bei uns nicht." Er werde Honecker nicht raten, die Grenze aufzumachen. Weiter heißt es: „Schäfer weigerte sich, auch nur einen einzigen Kritikpunkt gegenüber der DDR zu nennen. Auch die blutige Niederschlagung der StudentenDemonstrationen in China wollte er nicht verurteilen. " Diesen eindeutigen Aussagen des SPD-Koalitionspartners ist nichts hinzuzufügen. 4. Es ist in der Debatte kein Ordnungsruf erteilt worden für die zahlreichen Hinweise auf Koalitionen von SPD und Kommunisten. Ich erhielt den Ordnungsruf folglich dafür, daß ich statt von Kommunisten von „Mauermördern" gesprochen habe. Das aber ist sowohl generell als auch im konkreten Fall voll gerechtfertigt. Anlage 3 Antwort des Bundesministers Engelhard auf die Frage der Abgeordneten Frau Dr. Däubler-Gmelin (SPD) (Drucksache 11/5951 Frage 1): Welche Konsequenzen hat der Bundesminister der Justiz aus der Tatsache gezogen, daß der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz, Dr. Jahn, sich am 7. November 1989 in einer Presseerklärung zu dem sogenannten Soldatenurteil des Landgerichts Frankfurt vom 20. Oktober 1989 in einer Weise geäußert hat, die nach weit verbreiteter Auffassung u. a. des Deutschen Richterbundes einen in der Justizgeschichte der Bundesrepublik Deutschland bislang einmaligen Eingriff in die Unabhängigkeit der Gerichte darstellt? Nachdem das Landgericht Frankfurt die mündliche Begründung seines „Soldaten-Urteils" über die Presse am 20. Oktober 1989 veröffentlicht und offensichtlich bewußt seine rechtlichen Erwägungen damit öffentlich zur Diskussion gestellt hatte, hat Herr Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Jahn am 7. November 1989 in einer bewußt als persönliche Erklärung, nicht als offizielle Presseerklärung des BMJ, abgefaßten Verlautbarung in sachlicher Form zu dem Urteil Stellung genommen, wobei er ausdrücklich eingangs erklärte, daß er nicht in ein schwebendes Verfahren eingreifen wolle. Er hat damit als frei gewählter Abgeordneter des Deutschen Bundestages, der auch Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz ist, in Ausübung der freien Meinungsäußerung seine subjektive Auffassung u. a. auch zu den rechtlichen Erwägungen des Landgerichts Frankfurt in der Form und der Sache nach nicht angreifbarer und demgemäß auch keinerlei Konsequenzen erfordernder Weise geäußert. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Fragen des Abgeordneten Hiller (Lübeck) (SPD) (Drucksache 11/5951 Fragen 4 und 5): Wie begründet die Bundesregierung, daß sie für die geplante Neuauflage des DDR-Handbuches neben Prof. Zimmermann von der Freien Universität Berlin, der bisher die wissenschaftliche Leitung hatte, Prof. Schroeder von der Universität Regensburg, Prof. Fischer von der Universität Bonn und Prof. Gutmann von der Universität Köln mit der Herausgabe beauftragt hat? Wie beurteilt die Bundesregierung, daß es sich bei Prof. Schroeder um den gleichen Dozenten handelt, der in den Jahren 1983 und 1984 durch „rassistische und ausländerfeindliche Äußerungen" (s. Presseberichte wie beispielsweise im SPIEGEL Nr. 37, 10. September 1984, S. 94, in der FAZ vom 13. Oktober 1983) auf sich aufmerksam gemacht hat? Zu Frage 4: Das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen hat die vier genannten Wissenschaftler angesprochen, um die wissenschaftliche Leitung der unterschiedlichen Fachbereiche für die Neuauflage des DDR-Handbuches jeweils einem Wissenschaftler dieser Disziplin zu übertragen. Bei allen vier Wissenschaftlern handelt es sich um renommierte Vertreter ihres Fachs. Angesichts der zu erwartenden Umgestaltung in der DDR erhält die Konzeption, die wissenschaftliche Leitung des DDR-Handbuches auf eine breitere Grundlage zu stellen, besondere Bedeutung. Sie sichert auch die rasche Berücksichtigung aktueller Veränderungen bei der Neuauflage. Drei der angesprochenen Wissenschaftler haben diesen Auftrag angenommen, der vierte, Dr. Zimmermann, hat eine Mitarbeit in der wissenschaftlichen Leitung aufgrund anderweitiger Verpflichtungen abgelehnt, steht jedoch dem Projekt als Autor zur Verfügung. Zu Frage 5: Das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen nimmt nicht zu unbestätigten Presseberichten aus dem Lehrbetrieb der Universitäten Stellung. Bei Prof. Schroeder handelt es sich um einen renommierten und international anerkannten Rechtswissenschaftler mit besonderer Kenntnis des DDR-Rechts. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Frage des Abgeordneten Wüppesahl (fraktionslos) (Drucksache 11/5951 Frage 6): Hat die Bundesregierung Konzepte, und wenn ja, wie sehen diese aus, wie damit umgegangen werden soll, daß Naturschutzgebiete — wie z. B. die Lauenburgische Seenplatte —, die an der Grenze zur DDR liegen und dadurch maßgeblich zu ökologischen Refugien für Tiere und Pflanzen geworden sind, in Zukunft zu behandeln sind bzw. ihre Zerstörung durch die Öffnung der Grenze verhindert werden soll? Entlang der innerdeutschen Grenzen befinden sich zahlreiche Gebiete, die für den Naturschutz von großer Bedeutung sind und die dauerhaft geschützt werden sollten. Grenzüberschreitende Naturschutzvorhaben sind deshalb von Anfang an ein wichtiger Bestandteil der Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 181. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1989 13983* Zusammenarbeit auf der Basis des 1987 geschlossenen Umweltabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR gewesen. In einem Falle (Drömling, Niedersachsen) hat dies bereits zu konkreten Vereinbarungen mit der DDR hinsichtlich der notwendigen Abstimmungsschritte für den Schutz und die langfristige Sicherung dieses Gebietes geführt. Von unserer Seite aus ist vorgesehen, die Abstimmungsgespräche baldmöglichst fortzusetzen. Dabei ist es notwendig, daß für das jeweils in Frage kommende Gebiet detaillierte Vorstellungen über die Ziele des Naturschutzes und die zu ergreifenden Maßnahmen, die mit den betroffenen Fachbehörden abzustimmen sind, entwickelt werden. Dazu bedarf es der Einbeziehung der betroffenen Bundesländer, die für Maßnahmen im Bereich des Naturschutzes zuständig sind. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Frage des Abgeordneten Uldall (CDU/CSU) (Drucksache 11/5951 Frage 7): Wie beurteilt die Bundesregierung die Pläne, neu zu errichtende Entsorgungsanlagen für ölverschmutzte Wässer von Schiffen in Cuxhaven, Wilhelmshaven und Nordenham mit Bundesmitteln zu fördern, obwohl bereits ausreichende, ausschließlich privat finanzierte Kapazität vorhanden ist? Die Bundesregierung beteiligt sich mit Mitteln des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an einem auf drei Jahre befristeten Demonstrationsvorhaben zur Schiffsentsorgung. Ziel dieses Demonstrationsvorhabens ist die Schaffung einer dauerhaften Entsorgungsstruktur, die sowohl dem Verursacherprinzip Rechnung trägt als auch die Reeder von zurechenbaren Entsorgungskosten entlastet. Für den Ablauf des Demonstrationsvorhabens sind zwei Phasen vorgesehen: — In der ersten bis Mai 1989 dauernden Phase wurden über eine Zeitspanne von 12 Monaten die bestehenden technischen und organisatorischen Entsorgungsstrukturen erprobt. Schwachstellen wurden analysiert und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. — In der zweiten Phase, die im Juni d. J. begonnen hat, sollen die technischen und organisatorischen Verbesserungsvorschläge umgesetzt werden. Hierzu muß das Konzept des Demonstrationsvorhabens einvernehmlich fortgeschrieben werden. Für diese Fortschreibung müssen die Küstenländer die geplanten Investitionen benennen und ein gemeinsames Investitionsprogramm erarbeiten. Bei diesem Investitionsprogramm müssen die Länder selbstverständlich die bereits vorhandenen Entsorgungskapazitäten berücksichtigen, um unnötige Investitionen zu vermeiden. Aus Sicht der Bundesregierung wird es darauf ankommen, in der für die Abwicklung von Investitionen knapp bemessenen restlichen Laufzeit des Demonstrationsvorhabens und im Rahmen der insgesamt plafondierten Bundesmittel die Investitionsanstrengungen zu optimieren, um eine dauerhafte Entsorgungsstruktur zu vertretbaren Kosten aufzubauen. Die Küstenländer erarbeiten zur Zeit ein Investitionsprogramm, das sie Ende Dezember 1989 dem Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit übermitteln wollen. In welchem Umfang Investitionen für Entsorgungsanlagen im Raum Cuxhaven, Wilhelmshaven und Nordenham für sinnvoll und erforderlich anzusehen sind, kann die Bundesregierung erst danach beurteilen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage der Abgeordneten Frau Würfel (FDP) (Drucksache 11/5951 Frage 10) : Wie ist zu vereinbaren, daß einerseits der Bundesrechnungshof die wissenschaftliche Bewertung des Bundesgesundheitsamtes zur gesundheitlichen Beurteilung von Asbest aus dem Jahre 1982 kritisiert, wenn andererseits ein internationales Expertengremium im September 1989 zu der Feststellung kommt, daß die damalige Aussage wissenschaftlich zutreffend war und auch aus heutiger Sicht noch zutrifft? Der Bundesrechnungshof hat in seinem Prüfbericht vom 9. Mai 1989 ausgeführt: Es ist nicht Aufgabe des Bundesrechnungshofes, zu der wissenschaftlichen Auseinandersetzung um den Grenzwert der Asbestfaserbelastung und die gesundheitlichen Folgen Stellung zu nehmen. Danach gibt es zwischen den Aussagen des Bundesrechnungshofes und der wissenschaftlichen Bewertung des Bundesgesundheitsamtes zur gesundheitlichen Beurteilung von Asbest keinen Widerspruch. Die wissenschaftliche Bewertung des Bundesgesundheitsamtes von 1982 war nach der Feststellung des internationalen Expertengremiums im September 1989 damals wissenschaftlich zutreffend und trifft auch aus heutiger Sicht noch zu. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Echternach auf die Fragen des Abgeordneten Müntefering (SPD) (Drucksache 11/5951 Fragen 21 und 22): Was wird die Bundesregierung anläßlich der Beratungen der EG-Minister im Dezember zum Thema Obdachlosigkeit an Maßnahmen vorschlagen? Denkt die Bundesregierung zur Bekämpfung der steigenden Obdachlosigkeit an neue Maßnahmen, die über die Koalitionsvereinbarung vom 7. November hinausgehen? Zu Frage 21: Die Beratungen der EG-Minister im Dezember dienen dem Erfahrungsaustausch über die Situation auf den Wohnungsmärkten unter besonderer Berücksichtigung von sozialen Problemgruppen und Obdachlosen. 13984* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 181. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1989 Konkrete Vorschläge oder Beschlüsse der EG-Minister-Konferenz sind nach dem gegenwärtigen Stand der Vorbereitungen nicht zu erwarten; insbesondere ist nicht daran gedacht, den Bereich der nationalen Wohnungspolitik zum Gegenstand von Harmonisierungsbemühungen zu machen. Zu Frage 22: Der Deutsche Bundestag hat erst vor wenigen Wochen zur Obdachlosigkeit festgestellt: Soweit Fälle von Obdachlosigkeit auftreten, liegt es nach unserer verfassungsgemäßen Aufgabenverteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden in der Verantwortung der dafür zuständigen Gemeinden, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Die Beseitigung von Obdachlosigkeit haben die Kommunen stets als originäre Aufgaben verstanden. Dazu steht ein bewährtes Instrumentarium zur Verfügung, ergänzt durch Hilfen freier Träger. Eine direkte Einwirkungsmöglichkeit des Bundes besteht hierbei nicht. Der Bund leistet aber einen entscheidenen Beitrag zur Entspannung der aktuellen Probleme durch seine Hilfen zur Erhöhung des Wohnungsangebots insgesamt. Neue Maßnahmen, die über die Beschlüsse vom 7. November 1989 hinausgehen, sind nicht beabsichtigt. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Echternach auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Sperling (SPD) (Drucksache 11/5951 Fragen 25 und 26): Wie lautet der Arbeitsauftrag der im Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau gebildeten „Projektgruppe Belegungsrechte"? Wann wird der erste Bericht dieser Projektgruppe vorliegen? Zu Frage 25: Die im Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau eingesetzte interne Projektgruppe „Belegungsrechte" hat den Auftrag, die Möglichkeiten des Erwerbs von Belegungsrechten im Wohnungsbestand durch die Kommunen zu prüfen. Neben rechtlichen und finanziellen Fragen geht es in erster Linie um die wohnungspolitische Wirksamkeit eines solchen Instruments. Zu Frage 26: Die interne Arbeitsgruppe hat nicht den Auftrag, einen für die Öffentlichkeit oder die parlamentarische Beratung geeigneten Bericht vorzulegen. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Waffenschmidt auf die Fragen des Abgeordneten Sielaff (SPD) (Drucksache 11/5951 Fragen 52 und 53): In welcher Form wirkt die Bundesregierung darauf hin, daß Einsatzleiter der Polizei im Umkreis des Deutschen Bundestages besonders geschult und qualifiziert sind, um im Umgang mit Bürger/innen nicht durch übereifriges Handeln ein negatives Bild unserer demokratischen Gesellschaft zu vermitteln? Wie stellt die Bundesregierung sicher, daß die Bannmeile in Bonn als solche klar erkennbar ist und Bürger/innen nicht aus Unwissenheit — z. B. durch eine Demonstration am Rande der Bannmeile — in ein Strafverfahren verwickelt werden? Zu Frage 52: Eine unmittelbare Einwirkungsmöglichkeit der Bundesregierung ist nicht gegeben. Ebenso wie allgemeine Aufgaben der Gefahrenabwehr werden auch polizeiliche Schutzmaßnahmen im Umkreis des Deutschen Bundestages durch den Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen bzw. seine nachgeordneten Polizeibehörden (Polizeipräsident in Bonn) wahrgenommen. Dazu gehört auch die Auswahl der Einsatzleiter der Polizei. Sofern sich Ihre Frage auf ein konkretes Vorkommnis bezieht, bin ich gerne bereit, entsprechende Angaben an den Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen weiterzugeben. Zu Frage 53: Die Durchführung des Versammlungsgesetzes und des Bannmeilengesetzes ist Aufgabe der zuständigen Behörden der Länder. Nach § 14 des Versammlungsgesetzes sind öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel oder Aufzüge spätestens 48 Stunden vor der Bekanntgabe bei der zuständigen Behörde anzumelden. Sofern sich aus der Anmeldung ergibt, daß eine Verletzung der Bannmeile eintreten könnte, weist der Polizeipräsident in Bonn die Veranstaltungsteilnehmer auf die Grenzen der Bannmeile hin. Eine Bestrafung wegen Bannkreisverletzung nach § 106a des Strafgesetzbuches setzt voraus, daß der Täter vorsätzlich handelt. Der Vorsatz muß auch das Verbot der Versammlung umfassen. Wer also bei einer Versammlung versehentlich in das von der Bannmeile umfaßte Gebiet gerät, setzt sich erst dann der Gefahr einer Bestrafung aus, wenn er ungeachtet entsprechender Hinweise der Polizei die Versammlung in diesem Bereich fortsetzt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dirk Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Haar, ich glaube, daß Sie wenige Tage vor dem SPD-Bundesparteitag in Berlin Gelegenheit nehmen sollten, Ihren „führungsstarken" Fraktions- und Parteivorsitzenden zu bitten, im Hause „SPD" endlich für Ordnung zu sorgen in der Frage „mehr oder weniger Straßenbaumittel?".
    Ich halte es für Volksverdummung, wenn ich erleben muß, daß der Bund in Hamburg wegen der Mehranforderung — allein von diesem einen Bundesland, Herr Kollege Dr. Niese — von 560 Millionen DM in dem Zehnjahreszeitraum in Anspruch genommen wird, kritisiert wird, vorgeführt wird zum gleichen Zeitpunkt, da hier Kollegen die Verminderung um 500 Millionen DM beantragen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Außerdem wäre es redlich gewesen, Herr Kollege Haar, darauf hinzuweisen, daß der Kollege Bauer heute morgen Ihren Antrag problematisiert hat im Zusammenhang mit den doch erheblichen investiven Mehrbedarfen, die wir bei der Wiederherstellung innerdeutscher Verkehrswege zu finanzieren haben. Dies ist doch der Zusammenhang, der doch wahrscheinlich auch zwischen Ihnen und uns unstreitig sein wird, daß man nämlich die Wege nicht wiederherstellen kann für null Mark, sondern daß wir alle gemeinsam dem Finanzminister sagen müssen: Wenn wir das wollen, dann ist das im Rahmen der Ansätze nicht zu bewältigen, sondern es muß mehr Geld zur Verfügung gestellt werden.
    Herr Kollege Daubertshäuser, Ihre Kritik an der Verkehrspolitik der Bundesregierung

    (Zuruf von der SPD: War voll berechtigt!)

    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 181. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1989 13969
    Fischer (Hamburg)

    ist unberechtigt. Die Fakten beweisen: SPD-Bahnpolitik war der perspektivlose Ritt in die Pleite der Deutschen Bundesbahn.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Sie haben eine Steigerung der Zuschüsse pro Jahr von 4 Milliarden DM auf 14 Milliarden DM erlebt, ohne daß Sie damit einen einzigen positiven Effekt für die Strukturverbesserung des Unternehmens erzielt haben. Die Struktur ist nie verbessert worden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr wahr!)

    Sie wären heute vielleicht bei 35 Milliarden DM Zuschuß, ohne daß das Unternehmen aus sich heraus kräftiger geworden wäre.

    (Zuruf von der SPD: Setzen Sie sich einmal mit Ihren sieben Jahren auseinander!)

    Herr Kollege Daubertshäuser, ich sage noch eines: Die Investitionsdefizite Ihrer Jahre sind nicht mehr aufholbar. Diese versäumten Jahre sind nicht mehr aufholbar. Das ist unser Problem.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Wir haben Engpässe im Netz, wo heute Transporte auf der Schiene von der Nachfrage her durchgeführt werden könnten, Herr Kollege. Die Bahn muß sie zurückweisen, weil das Netz nicht mehr belastbar ist. Wäre investiert worden, hätten wir einen höheren Transportanteil auf der Schiene. Dieses müssen wir heute bitter bereuen.
    Woran liegt das? Die Jahre Ihrer Verantwortung, auch Ihrer ganz persönlichen Verantwortung, Herr Kollege Haar, waren Jahre der Rekordablieferung an Autobahnkilometern. Ihnen gebührt der goldene Betonorden, Herr Kollege Haar. Das haben wir hier soundso oft gesagt.

    (Daubertshäuser [SPD]: Haben Sie jemals einen Änderungsantrag gestellt? Sie wollten immer nur noch mehr!)

    Ich meine, es muß in dem Zusammenhang, in dem Sie immer Ihre große persönliche Wende feiern, darauf hingewiesen werden, daß erst unsere Bundesregierung eine Umkehrung des Trends herbeigeführt hat,

    (Rauen [CDU/CSU]: So ist es!)

    nämlich von 1986 bis 1995 35 Milliarden DM für die Bahn, d. h. 25 % mehr als im Zehn-Jahres-Zeitraum davor, als Sie politische Verantwortung getragen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Rauen [CDU/CSU]: Das ist die Wahrheit — Zurufe von der SPD)

    Herr Kollege Daubertshäuser, ich sage noch einmal: Hier betätigt sich der Brandstifter als Feuerwehrmann. Das ist das richtige und zutreffende Bild.
    Meine Damen und Herren, die Deutsche Bundesbahn bleibt trotz, man kann vielleicht sogar sagen: wegen des stark gestiegenen Straßen-Personen- und -Güterverkehrs für uns ganz unverzichtbar, aber nicht mit dem Nachsatz: koste es, was es wolle. Diese Leistung muß auch bezahlbar und in den Dimensionen beherrschbar bleiben. Die finanzielle Entwicklung
    der DB ist besorgniserregend. Wer wollte das bestreiten? Ich will das Problem hier gar nicht verkleinern, weil ich glaube, daß wir der Verkehrspolitik und der Deutschen Bundesbahn nicht damit helfen, daß wir das Problem schönreden oder verkleinern. Nein, wir müssen es ungeschminkt darstellen.

    (Haar [SPD]: Kommen Sie zur Sache, bitte! — Rauen [CDU/CSU]: Er ist genau bei der Sache, das tut nur weh!)

    Ich sage, das Thema Bundesbahn wird uns in der Politik, und zwar gemeinsam, noch sehr, sehr lange begleiten. Allen, Herr Kollege Haar, Herr Kollege Daubertshäuser, die hier sehr große Worte machen, muß man sagen, das Problem Deutsche Bundesbahn wird uns noch sehr, sehr lange begleiten. Ich glaube, daß deswegen die einfachen, schlichten Patentrezepte überhaupt nicht helfen.
    Wir haben dennoch die Hoffnung, daß die Bahn mit attraktiveren Angeboten ihre Rolle als umweltfreundlicher und energiesparender Verkehrsträger nutzen und in einem wachsenden Verkehrsmarkt auch ihre wachsenden Marktanteile erkämpfen kann.

    (Daubertshäuser [SPD]: Dann schaffen Sie doch die politischen Voraussetzungen, damit sie attraktive Angebote erbringen kann! Das ist doch scheinheilig!)

    Aber dazu bedarf es — das ist hier dargestellt worden — einschneidender Maßnahmen, nachhaltiger Verbesserungen, und das geht, Herr Kollege Haar, nicht nach der Methode: Es soll alles so bleiben, wie es ist, und der Staat soll halt mehr Geld geben. Ich unterstreiche das, was der Minister gesagt hat — das ist der Kernsatz — : Der Bahn ist allein durch mehr Geld nicht geholfen. Das kann man immer nur wiederholen. Dies ist zutreffend; da müssen wir uns ein bißchen mehr einfallen lassen.

    (Zurufe von der SPD)

    Herr Kollege Daubertshäuser, staatliche Ladungslenkung bringt überhaupt nichts, sondern wir müssen erreichen, daß die verladende Wirtschaft gerne und freiwillig ihre Güter auf der Bahn verlädt. Damit hilft man der Bahn, nicht aber mit Dirigismus. Was ist denn Dirigismus? Dirigismus ist die Beseitigung unternehmerischer Herausforderung und Schaffung einer Monopolsituation. Sie können in der Welt hingucken, wo Sie wollen, auch in unserem Land, eine Monopolsituation ist für den Kunden das Allerschlimmste und für das anbietende Unternehmen auch, weil sich dort nämlich Strukturen fehlentwickeln, ohne daß darauf reagiert werden kann und diese Dinge verbessert werden können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich meine, daß die intelligente Nutzung der Technologien und kundenorientierte Konzepte die Chance für die Bahn sind.

    (Vorsitz : Vizepräsident Westphal)

    Herr Kollege Weiss, es ist auf das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz hingewiesen worden, wo wir mit Schnelligkeit und dennoch attraktiven Preisen etwas gewinnen wollen. Ich finde es ziemlich abenteuerlich, daß Sie hier mal pro und mal kontra Hoch-
    13970 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 181. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1989
    Fischer (Hamburg)

    geschwindigkeitsstrecken argumentieren. Dies ist doch die permanente Kimble-Flucht aus der Verantwortung. Wenn Sie Angst haben, daß der nächste Parteitag vielleicht gegen Hochgeschwindigkeitszüge entscheidet, dann seilen Sie sich hier schnell ab!
    Ich sage Ihnen jetzt schon: Wir alle, die Politik, das Unternehmen — der Vorstand, seine Mitarbeiter —, auch die Kunden, die auf die Bahn angewiesen sind, müssen sich für das Unternehmen engagieren. Engagieren heißt: Man muß Verantwortung übernehmen. Man übernimmt nicht dadurch Verantwortung, daß man in unpopulären Sachfragen draußen populistische und opportunistische Reden hält, die im Grunde genommen eher geeignet sind, sich aus der Verantwortung zu stehlen.
    Die Koalition will alles tun, um die Konfrontation der Verkehrsträger zu beseitigen und die Kooperation und die Vernetzung zu fördern. Wir brauchen nicht den Verdrängungswettbewerb der Verkehrsträger, sondern wir brauchen den Wettbewerb um das beste und preisgünstigste Konzept für Transport und Logistik.
    Herr Daubertshäuser, wenn man die Verkehrsträger in dieser Weise gegeneinander aufhetzt, dann trägt man nicht zu Kooperation und Vernetzung bei, sondern man baut Frontstellungen auf,

    (Rauen [CDU/CSU]: So ist es!) die kooperationsfeindlich sind.


    (Daubertshäuser [SPD]: Sie haben überhaupt nicht kapiert, was Sache ist!)

    Deswegen appelliere ich noch einmal an Sie: Unterlassen Sie bitte dieses ständige Aufhetzen der verschiedenen Transportmittel gegeneinander. Wir müssen sie vielmehr anleiten und dazu animieren, aufeinander zuzugehen

    (Frau Weyel [SPD]: Tun Sie es doch!) und ihre Angebote zu vernetzen.


    (Daubertshäuser [SPD]: Das ist alles substanzloses Geschwätz!)

    Meine Damen und Herren, die Leitlinien der Bundesregierung zur Konsolidierung haben sich als richtig, als erfolgreich erwiesen. Sie müssen fortgeführt werden.

    (Weiss [München] [GRÜNE]: So ein Schmarren!)

    Mit unseren Entscheidungen — Einstieg in die Fahrwegsbeteiligung, Übernahme der Altschulden — haben wir auch Ihr Gewissen entlastet, Herr Kollege Haar, denn in der Regierungserklärung Brandts 1969 ist der Bahn die Übernahme der Altschulden versprochen worden. Diese Regierung unter Kanzler Kohl mit dem Verkehrsminister Zimmermann löst Zusagen von Brandt ein. Ihr Gewissen ist also durch uns entlastet worden. Das sollten Sie, wie ich glaube, alle miteinander begrüßen.

    (Daubertshäuser [SPD]: Von Einlösen ist überhaupt nicht die Rede! — Haar [SPD]: So ein Quatsch!)

    So, wie sich diese Bundesregierung verhalten hat, hat sie deutlich gemacht, daß sie nicht nur mit Reden, sondern mit Taten zur Bundesbahn steht,

    (Daubertshäuser [SPD]: Ihre genaue Unkenntnis der Dinge ist beeindruckend!)

    daß die Bahn für uns Zukunft hat. Wir wollen, daß trotz aller Schwierigkeiten und Probleme auch in der Zukunft eine Solidarität der Politik mit der Bahn besteht. Das umzusetzen ist das Entscheidende, aber nicht, nur vollmundige Reden zu halten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Weiss.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Weiss


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich eines richtigstellen: Es ist immer davon geredet worden, die Bahn sei nicht das flächendeckende Verkehrsmittel, die Bahn könne in der Fläche nicht wirtschaftlich fahren. Ich muß sagen, auch ich war bisher immer der Auffassung, daß der größte Defizitbringer bei der Bahn tatsächlich der Schienenpersonennahverkehr in der Fläche ist. Das hat sich doch mit den Unterlagen geändert, die die Bahn jetzt vorgelegt hat. In der von der Bahn vorgelegten Spartenerfolgsrechnung, wo sie den Nahverkehr getrennt rechnet, zeigt sich, daß letztlich, allerdings unter Einrechnung der 1 191-Mittel des Bundes, vom Nahverkehr tatsächlich ein positiver Kostendeckungsbeitrag für das Wirtschaftsergebnis der Bahn ausgeht. Ich denke, wir sollten deshalb aufhören, den öffentlichen Personennahverkehr gerade in der Fläche immer zu diskriminieren.
    Die Richtigkeit der These, daß der Nahverkehr eben nicht der Defizitbringer ist, zeigt sich allein an der Tatsache, daß eine jahrzehntelange Politik der Strekkenstillegung schlicht und einfach nichts gebracht hat. Eine Strecke nach der anderen im Nahverkehr wurde stillgelegt. Nur, wenn die Wirkung wie erwartet gewesen wäre, hätte sich das doch deutlicher im Wirtschaftsergebnis der Bahn zeigen müssen. Aber es hat sich in dieser Richtung nichts gezeigt.

    (Fischer [Hamburg] [CDU/CSU] : Schauen Sie doch in die Spartenerfolgsrechnung! Die Spartenerfolgsrechnung sagt schlicht etwas anderes, als Sie hier sagen!)

    — Die Spartenerfolgsrechnung — ich nenne gern noch einmal die Zahlen; ich habe es vorhin schon getan — sagt aus: Einnahmen im Nahverkehr — das ist jetzt das, was die Bahn selbst errechnet hat —5,663 Milliarden DM, Selbstkosten 4,124 Milliarden DM.

    (Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Schienenpersonennahverkehr!)

    — Schienenpersonennahverkehr. —

    (Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Sie müssen die Postbedienung mitnehmen!)

    Das heißt, es gibt eine Überdeckung von 1,539 Milliarden DM. Die Einnahmen liegen also ganz deutlich
    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 181. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Dezember 1989 13971
    Weiss (München)

    über dem Betrag, den die Bahn beim Schienenpersonennahverkehr für den Fahrweg ausgibt.

    (Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Da fehlen alle Overhead-Kosten! Das stimmt einfach nicht!)

    — Das können Sie einfach an den neuen Zahlen der Bahn ablesen. Herr Kollege Fischer, wenn Sie es nicht glauben, dann kann ich Ihnen nicht helfen. Aber die Zahlen sind richtig. Sie müssen sie bloß lesen und begreifen.

    (Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Die Zahlen sind unvollständig, Herr Kollege!)

    — Ich habe sicher nicht alles vorgelesen. Aber es ist eine Tatsache, daß man das heute anders bewerten muß als bisher.
    Lassen Sie mich ein Zweites sagen. Sie sprechen immer die GRÜNEN bezüglich der Unglaubwürdigkeit im Zusammenhang mit dem europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz an. Dazu muß ich Ihnen folgendes sagen. Erstens.

    (Dr. Jobst [CDU/CSU]: Jetzt sagen Sie mal die Wahrheit!)

    Die Rechtfertigung der Bundesmittel für die Bahn liegt im Nahverkehr. Ein Bundeszuschuß für den Fernverkehr ist eigentlich nicht gerechtfertigt.

    (Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Warum nicht?)

    — Weil da keine nennenswerten Marktanteile erwirtschaftet werden. In der Tat müssen Sie bei den Hochgeschwindigkeitsstrecken, wenn sie so teuer wie die bisherigen Strecken gebaut werden, damit rechnen, daß damit eine viel stärkere Subventionierung des Unternehmens Bahn betrieben wird als im Nahverkehr. Das Faß ohne Boden ist dann nämlich das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz, wenn Sie es entsprechend hart und ohne Rücksicht auf Verluste mit teuren Tunnels und Brückenbauwerken durchziehen wollen.

    (Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Wir wollen doch den Individualverkehr von der Straße und aus der Luft holen!)

    Auch wenn ich die Notwendigkeit von Neubaustrecken erkenne, so habe ich doch Verständnis für die Leute, die in der Fläche wohnen und denen die Bundesbahn zumutet, daß sie praktisch ihr Land zur Verfügung stellen und den Lärm auf sich nehmen sollen, bloß damit die Bewohner der Metropolen und der Großstädte bessere Verkehrsverbindungen haben. Den Bewohnern in der Region wird der Nahverkehr stillgelegt, und die Hochgeschwindigkeitsbahn rauscht vorbei, verlärmt und zerschneidet ihre Gegend. Da muß doch irgendwo auch einmal ein Umdenken bei der Bahn einsetzen.

    (Rauen [CDU/CSU]: Das ist ein gordischer Knoten! Wie soll das gehen?)

    Ich kann gar nicht verstehen, daß die Bundesbahn vor Inkrafttreten des letzten Sommerfahrplans die Strecke Montabaur—Koblenz im Schienenpersonennahverkehr stillgelegt hat. Sie wußte doch, daß sie einige Monate später dort vielleicht mit den Leuten
    über eine Neubaustrecke reden will, die eventuell an Montabaur vorbeiführt. Für ein solches Vorgehen habe ich absolut kein Verständnis. Ich halte es für völlig berechtigt, wenn die Leute sagen: Das stinkt uns; uns nimmt man alle Verkehrsmöglichkeiten, aber für die Frankfurter und Kölner sollen wir den Lärm auf uns nehmen und sollen unsere Landschaft zerschneiden lassen. Wir haben nichts von der Bahn, uns wird die Bahn genommen.
    Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie die Bundesbahn hier vorgegangen ist. Ich habe auch kein Verständnis dafür, daß eine Streckenstillegung wie die eben besprochene von der Bundesregierung genehmigt wird.

    (Rauen [CDU/CSU]: Aber die Montabaurer sind gerade nicht mit dem Zug gefahren!)