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ID1117709700

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    Plenarprotokoll 11/177 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 177. Sitzung Bonn, Dienstag, den 28. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13479 A Nachträgliche Überweisung eines Antrages — Drucksache 11/5692 — an den Haushaltsausschuß 13479 B Zusatztagesordnungspunkt: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Statistik der Straßenverkehrsunfälle (Straßenverkehrsunfallstatistikgesetz) (Drucksache 11/5464) . . 13479A Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksachen 11/5000, 11/5321, 11/5389) Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes Dr. Vogel SPD 13479 D Dr. Bötsch CDU/CSU 13488 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 13492 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 13496 A Dr. Kohl, Bundeskanzler 13502 D Voigt (Frankfurt) SPD 13514 B Bohl CDU/CSU 13516A Frau Eid GRÜNE 13518 C Genscher, Bundesminister AA 13520 B Dr. Meisner, Senator des Landes Berlin . 13523 C Wüppesahl fraktionslos 13525 A Frau Dr. Vollmer GRÜNE 13527 A Roth SPD 13527 D Austermann CDU/CSU 13529 C Jungmann (Wittmoldt) SPD 13532 A Namentliche Abstimmung 13533 D Ergebnis 13536 B Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen Hiller (Lübeck) SPD 13534 A Dr. Neuling CDU/CSU 13538 A Frau Frieß GRÜNE 13541 D Hoppe FDP 13544 A Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . 13545 D Frau Terborg SPD 13548 D Lintner CDU/CSU 13550 D Heimann SPD 13552 C Weisskirchen (Wiesloch) SPD 13553 B Stratmann GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13555 A Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts Waltemathe SPD 13555 C Dr. Rose CDU/CSU 13557 C Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 13561 B Hoppe FDP 13563 A Stobbe SPD 13564 A II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 28. November 1989 Frau Beer GRÜNE 13567 D Genscher, Bundesminister AA 13568 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Diller SPD 13572 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 13574 B Frau Flinner GRÜNE 13576 C Bredehorn FDP 13578 C Kiechle, Bundesminister BML 13579 C Koltzsch SPD 13582 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für Post und Telekommunikation Frau Faße SPD 13584 B Bohlsen CDU/CSU 13587 D Hoss GRÜNE 13589 C Funke FDP 13590 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT 13591 D Nächste Sitzung 13594 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13595* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 28. November 1989 13479 177. Sitzung Bonn, den 28. November 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 01. 12. 89 * Amling SPD 28.11.89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 01. 12. 89 Frau Dempwolf CDU/CSU 01. 12. 89 Dr. Dollinger CDU/CSU 01. 12. 89 Engelsberger CDU/CSU 29.11.89 Graf SPD 28.11.89 Dr. Haack SPD 01. 12. 89 Frhr. Heereman von CDU/CSU 28. 11. 89 Zuydtwyck Dr. Hennig CDU/CSU 29. 11. 89 Frau Hensel GRÜNE 28. 11. 89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 28. 11. 89 Höffkes CDU/CSU 01. 12.89 Hörster CDU/CSU 28. 11.89 Kißlinger SPD 01. 12.89 Klein (Dieburg) SPD 01. 12. 89 Dr. Klejdzinski SPD 28. 11. 89* Linsmeier CDU/CSU 01. 12.89 Frau Luuk SPD 01. 12. 89 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Lüder FDP 28.11.89 Meneses Vogl GRÜNE 01. 12. 89 Mischnick FDP 28.11.89 Niegel CDU/CSU 01. 12. 89 * Poß SPD 28. 11.89 Rappe (Hildesheim) SPD 28. 11. 89 Frau Rock GRÜNE 01. 12. 89 Frau Schilling GRÜNE 28. 11. 89 Frau Schoppe GRÜNE 28. 11. 89 Schreiber CDU/CSU 30. 11.89 Schröer (Mülheim) SPD 01. 12. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 01. 12. 89 Singer SPD 28. 11.89 Dr. Stark (Nürtingen) CDU/CSU 28. 11. 89 Dr. Stoltenberg CDU/CSU 28. 11. 89 Tietjen SPD 01. 12.89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 28. 11. 89 Verheugen SPD 30. 11.89 Vosen SPD 28. 11.89 Dr. Warnke CDU/CSU 28. 11. 89 Werner (Ulm) CDU/CSU 28. 11. 89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 01. 12. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Karl Diller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Für die Bundesregierung hat die Förderung in der Agrarpolitik das Ende der Fahnenstange erreicht, was die Finanzen angeht. Der Finanzplan für die Jahre 1989 bis 1993 zeigt, daß er mittelfristig die Obergrenze der Förderung der Landwirtschaft aus dem Bundeshaushalt bei 10 Milliarden DM jährlich sieht.
    Weil der größte Kostenblock die landwirtschaftliche Sozialpolitik mit jährlichen Wachstumsraten von 6 % überproportional von 5,1 auf 6,4 Milliarden DM steigt, will die Bundesregierung, um die Marke von 10 Milliarden DM Bundesmittel einzuhalten, die Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe bei 1,8 Milliarden DM einfrieren und alle übrigen Maßnahmen für die Landwirtschaft in den nächsten Jahren stetig zurückfahren. Dies ist mit ein Grund, warum die Bundesregierung mit dem vorliegenden Haushalt gegenüber den Landwirten wortbrüchig wird. Für die zu Beginn der Wahlperiode angekündigte große Agrarsozialreform ist jedenfalls auch im nächsten Jahr und damit im letzten Jahr Ihrer Wahlperiode keine müde Mark vorgesehen.
    Nicht nur ökologische, sondern auch gewichtige finanzielle Gründe zwingen also dazu, die Ausgaben im Haushalt daraufhin zu überprüfen, ob sie den Erfordernissen einer Neuorientierung der Agrarpolitik entsprechen. Wir Sozialdemokraten lassen uns dabei von dem Gedanken leiten, daß wir wegkommen müssen von den produktionssteigernden Subventionen. Die so freiwerdenden Mittel brauchen wir einmal für eine gerechte Agrarsozialpolitik, zum anderen für produktionsneutrale Beihilfen an die bäuerlichen Familienbetriebe.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    In diesem Sinne wäre das Gesetz zur Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft zu begrüßen, wenn es nicht den Begriff „bäuerliche Landwirtschaft" poli-



    Diller
    tisch mißbrauchen und jedem Gefühl für soziale Gerechtigkeit widersprechen würde; denn die bereitgestellten 700 Millionen DM gehen in Beträgen zwischen 1 000 DM und 8 000 DM an Empfänger, die z. B. bis zu 120 Milchkühe halten können, was einer Produktion von bis zu 600 0001 Milch, abgenommen zum Garantiepreis, entspricht, an Empfänger, die z. B. bis zu 700 000 Hähnchen jährlich produzieren dürfen, an Empfänger, die außerlandwirtschaftlich in unbegrenzter Höhe hinzuverdienen dürfen. In aller Regel werden dabei die notleidenden kleinen Familienbetriebe eher mit 1 000 DM bis 2 000 DM abgespeist,

    (Frau Flinner [GRÜNE]: So ist es!)

    während die Großagrarier mit weiteren 8 000 DM begünstigt werden und damit die Mittel genau auf die Falschen konzentriert werden.

    (Eigen [CDU/CSU]: Wieder dieser dumme Klassenkampf!)

    Die zweite groß angekündigte Neuerung, das FELEG, also die Produktionsaufgaberente, von der SPD mit Gründen abgelehnt, hat sich mittlerweile als agrarpolitische Pleite der Koalition entpuppt.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Die Bauern haben die von der SPD kritisierten Schwachpunkte und Fallstricke des Gesetzes erkannt und nehmen es nur in sehr kleinem Umfang an.

    (Frau Flinner [GRÜNE]: Die wollen es schon wieder ändern!)

    Der Ansatz wurde deshalb einvernehmlich um 80 Millionen DM auf 100 Millionen DM gekürzt.
    Die geringe Akzeptanz des FELEG verschärft im übrigen die Bauchladenprobleme des Herrn Kiechle; auch das gibt es. Bis Oktober lagen die deutschen Milchbauern um 2 % über der Garantiemenge. Es zeichnete sich ab, daß 116 Millionen DM als Superabgabe nach Brüssel gezahlt werden müssen. Da ist die nun beschlossene einprozentige Milchquotenerhöhung durch die EG nur ein schwacher Trost. Während in anderen Mitgliedstaaten, die ihren Milchmarkt bereits in Ordnung haben, diese Mengen zur Förderung junger Landwirte eingesetzt werden können, Herr Kiechle, bewirkt der Beschluß bei uns nur eine geringe Verminderung der finanziellen Belastung, die sich aus den beiden Anlastungsrisiken und Ihrem Bauchladen ergibt und die immerhin bei rund 500 Millionen DM liegt — eine Erblast, die sich Kiechle selbst vermacht hat und die er so sehr verdrängt, daß er keine Mark im Haushalt veranschlagt hat, mit der er sie endgültig aus der Welt schaffen könnte.

    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    Ein neues Subventionsfaß hat die Koalition auf Geheiß des Kanzlers aufmachen müssen. Trotz des Moserns der FDP, insbesondere des Kollegen Weng, über des Kanzlers teure Reisen in die Provinz werden in den nächsten Jahren 75 Millionen vom Bund und 75 Millionen DM von Niedersachsen den Steuerzahlern abgeknüpft, damit großtechnisch Biosprit erzeugt wird.

    (Frau Flinner [GRÜNE]: Das ist wirklich ein Hammer!)

    Die Zuckerindustrie in Niedersachsen und ein paar Landwirte werden die Begünstigten sein. Ein Forscherteam wird mit weiteren 7 Millionen DM begleitend erforschen dürfen, was alle Experten für komplett überflüssig erachten.

    (Zuruf von der SPD: Schnapsidee!)

    Das alles nur, damit der Regierung Albrecht bis zum Frühjahr noch ein paar Wähler erhalten bleiben!

    (Frau Flinner [GRÜNE]: So ist es!)

    Wie auch immer, der Biosprit, der dort erzeugt wird, muß, weil er so komplett unverkäuflich ist, ganz hoch subventioniert werden, damit er überhaupt Abnehmer findet.
    Wir werfen Ihnen, Herr Kiechle, deshalb vor, die Empfehlungen des Bundesrechnungshofs zu mißachten, den fachlichen Rat aus Ihrem eigenen Ministerium und dem Forschungsministerium zu ignorieren, einen einseitigen Anbau in einer Region massiv zu fördern und damit ökologische Schäden zu konzentrieren, kurz: aus Angst vor einem Wahltermin Unsinniges mit Steuermitteln in Millionenhöhe zu fördern.
    Ihrer bösen Tat werden weitere folgen. Wie zu hören ist, hat Rheinland-Pfalz und damit eine weitere auf der Kippe stehende CDU-Regierung bereits ähnliche Wünsche unter dem Stichwort „Biodiesel aus Rapsöl" für das dortige Wahljahr — das ist 1991 — an den Bund herangetragen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, positiv werten wir dagegen, daß jetzt aus den Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe auch Umschulungsbeihilfen an Vollerwerbslandwirte gezahlt werden können, die sich beruflich verändern und in den Nebenerwerb gehen wollen.
    Positiv vermerken wir auch, daß meine Kritik vom Vorjahr an Ihnen, Herr Kiechle, nämlich daß Sie für die Schaffung teurer Staatssekretärsposten — er hat, daran sei erinnert, genauso viele wie das Verteidigungsministerium, zwei Parlamentarische und zwei beamtete —

    (Walther [SPD]: Unglaublich!)

    und für Spitzenbeamtenstellen mehr tun als für die Übernahme von Auszubildenden, auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Wurde 1988 von Ihnen nur jedem fünften der Ausgebildeten eine Stelle angeboten, war es dieses Jahr immerhin jeder zweite, und zwar trotz erheblich gestiegener Zahl der Absolventen. Ich hoffe, sehr geehrter Herr Kiechle, daß die befristeten Arbeitsverhältnisse noch in unbefristete umgewandelt und Sie im nächsten Jahr jedem einen Dauerarbeitsplatz anbieten werden.
    Positiv ist drittens die Bereitschaft der Koalition, dem SPD-Antrag auf Bereitstellung von 5 Millionen DM Bundesmitteln zur Rettung der Insel Sylt im Grundsatz zu entsprechen. Ich sage „im Grundsatz", weil wir diese 5 Millionen DM zusätzlich zu den Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe haben wollten, während die Koalition leider nur bereit war, von den Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe 5 Millionen DM eigens für Sylt zu reservieren. Damit hängt nun alles Wohl und Wehe vom PLANAK ab, dem gemeinsamen Ausschuß von Bund und Bundesländern, weil dieser die Mittel festlegt und verteilt und entscheidet, ob für



    Diller
    Sylt etwas getan werden kann. Die SPD-Fraktion jedenfalls appelliert an den PLANAK, die besondere Notlage der Insel und die Eilbedürftigkeit von Rettungsmaßnahmen anzuerkennen und das Geld zu bewilligen.
    Dies war im übrigen der einzige SPD-Antrag, dem zumindest ein Teilerfolg beschieden war. Alle anderen haben Sie abgelehnt. Unser Fazit lautet deshalb: Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist die Koalition nach wie vor auf dem falschen agrarpolitischen Kurs. Deshalb müssen wir den Einzelplan 10 ablehnen.
    Die Anträge der GRÜNEN müssen wir ebenfalls ablehnen, weil beispielsweise der Antrag auf Drucksache 11/5772 völlig unberücksichtigt läßt, daß die Leute eine Übergangszeit zur Umstellung brauchen. Ihr Antrag auf Drucksache 11/5773 läßt völlig unberücksichtigt, daß man nicht zum 1. Januar 1990 knallfall aussteigen und die Leute ihrem Schicksal überlassen kann. Der Antrag auf Drucksache 11/5774 übersieht völlig, daß keine Gesetzesgrundlagen, noch nicht einmal Gesetzesentwürfe vorliegen und deshalb die Mittel überhaupt nicht etatfähig sind. Ich hoffe, daß irgendwann die ansonsten von mir sehr geschätzte Kollegin Christa Vennegerts dies einsieht und solche Anträge künftig überläßt.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von den GRÜNEN)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Schmitz (Baesweiler).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans Peter Schmitz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auch in diesem Jahr hat der Einzelplan 10 gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung erfahren. Der Agraretat für das Jahr 1990 ist nunmehr auf die Rekordhöhe von 9,568 Milliarden DM angestiegen.

    (Walther [SPD]: Für die falschen Leute!)

    — Ich höre das gern, Herr Kollege Walther. Die Bauern werden es mit Sicherheit nicht so gerne hören, wenn Sie als Vorsitzender des Haushaltsausschusses dies sagen. — Das ist gegenüber dem laufenden Agraretat eine Steigerung von immerhin 1,1 % und entspricht einer Anhebung von 101 Millionen DM. Der Etat des Jahres 1990 — das sollten wir hier einmal festhalten — ist damit zwischenzeitlich sicherlich der größte Agrarhaushalt in der gesamten Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
    In Zeiten der SPD-geführten Bundesregierung sah die Entwicklung noch ganz anders aus — und das sollten Sie sich einmal merken — : Im Zeitraum von 1979 bis 1983 ist der Gesamthaushalt des Bundes um durchschnittlich fast 6 % gewachsen, der Agrarhaushalt dagegen um annäherend 2 % jährlich gesunken!

    (Frau Flinner [GRÜNE]: Die Bauern haben das Geld für Produkte gekriegt und nicht als Almosen!)

    — Ach, wissen Sie, die Lautstärke ist nicht immer ein
    Argument dafür, daß Sie recht haben. — In der Zeit
    der Verantwortung einer unionsgeführten Bundesregierung ist der Agraretat allein von 1983 bis 1988 um 44 % aufgestockt worden.

    (Müller [Schweinfurt] [SPD]: Und was hat es genützt?)

    In der gleichen Zeit wuchs der Gesamthaushalt nur um 12 %.

    (Müller [Schweinfurt] [SPD]: Da muß doch was falsch sein!)

    1989 erfuhr der Einzelplan 10 eine nochmalige Steigerung um 10,7 %.

    (Müller [Schweinfurt] [SPD]: Da muß doch was falsch sein!)

    Dies alles macht deutlich, wie ernst diese Koalition und die von ihr getragene Bundesregierung die Sorgen der Landwirtschaft nehmen und ganz konkrete Schritte zur Lösung anstehender Probleme eingeleitet haben.
    Lassen Sie uns zu den Einzelheiten kommen: Den mit Abstand größten Schwerpunkt im Agraretat bildet die Sozialpolitik. Hierauf entfallen für das Jahr 1990 weit über 50 % der Ausgaben des Einzelplans 10. In diesem Bereich beläuft sich die Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr auf 4,2 % oder, in absoluten Zahlen ausgedrückt, auf 188 Millionen DM.
    Wegen dieses erheblichen Ausgabenanstiegs für Altersgelder wurde der Bundeszuschuß zur Altershilfe um 115 Millionen DM auf 2,855 Milliarden DM gegenüber 2,74 Milliarden DM im laufenden Jahr aufgestockt. Die Ausgaben für die landwirtschaftliche Krankenversicherung wurden auf Grund aktueller Bedarfsschätzungen um 79 Millionen DM erhöht. Meine Damen und Herren, die Mittel für die Agrarsozialpolitik insgesamt steigen damit 1990 auf 5,331 Milliarden DM.
    Mit dem Gesetz zur Förderung der Einstellung landwirtschaftlicher Erwerbstätigkeit haben wir 1989, Herr Kollege Diller, ein Angebot gemacht.

    (Frau Flinner [GRÜNE]: Traurig genug!)

    — Darüber brauchen Sie sich gar nicht aufzuregen. — Ich verrate kein Geheimnis, daß das Angebot zur Zeit nicht in dem von uns gewünschten Maße angenommen wird.

    (Frau Flinner [GRÜNE]: Das ist richtig!)

    Das heißt konkret: Die bereitgestellten Mittel fließen nicht in vollem Umfang ab. Deshalb haben wir im Haushaltsausschuß den Ansatz für 1990 dieser Entwicklung angepaßt; das ist nur logisch. Sollte dieser Zustand anhalten, so ist es überhaupt kein Beinbruch; das ist in der Geschichte solcher schwierigen Gesetze immer einmal der Fall. Wir sind dann bereit, dieses Gesetz einer nochmaligen Prüfung zu unterziehen, um es den veränderten Bedürfnissen 1990/91 anzupassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das gilt auch für die von uns als notwendig erachtete Korrektur im Rahmen des 4. ASEG, des 4. Agrarsozialen Ergänzungsgesetzes. Hier gehen wir davon aus, daß wir nach dem vorliegenden, sorgfältig erarbeiteten Gutachten in der nächsten Legislaturperiode



    Schmitz (Baesweiler)

    1990/91 an die notwendigen Veränderungen herangehen können.

    (Zuruf von der SPD: Da sind Sie nicht mehr dran!)

    — Warten Sie das einmal ab! Das entscheidet der Wähler, nicht Sie.

    (Zuruf der Abg. Frau Flinner [GRÜNE])

    — Frau Kollegin, das ist mit Sicherheit nicht von den GRÜNEN abhängig.
    Lassen Sie mich an dieser Stelle, meine Damen und Herren, einen weiteren Schwerpunkt nennen: Ein weiterer Schwerpunkt ist die zukünftige Strukturpolitik im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes". Sie hat zwischenzeitlich einen Umfang in der Größenordnung von 1,775 Milliarden DM erreicht. Davon entfallen auf Maßnahmen zur Anpassung an die Marktentwicklung 250 Millionen DM. Diese Maßnahmen haben wir in einem Sonderrahmenplan aufgeführt. Im einzelnen handelt es sich dabei um die Stillegung von Ackerflächen, die endgültige Aufgabe von Rebflächen, Maßnahmen zur Extensivierung und Umstellung auf nicht überschüssige Erzeugnisse sowie um eine nationale Zusatzprämie für die Mutterkuhhaltung — eine Forderung, die immer im Raum gestanden hat. Hier sind also Maßnahmen ergriffen worden, die die Überproduktion verhindern.
    Meine Damen und Herren, auch an dieser Stelle darf ich sagen, daß wir von der Koalition für den Schutz der Küste von Sylt gegen die dort drohenden Naturgefahren umgehend 5 Millionen DM bereitgestellt haben. Wir sehen dies sehr wohl als eine nationale Aufgabe an, gehen aber gleichzeitig von folgender Voraussetzung aus — Herr Kollege Diller, dahin gehend bestand ja ein Dissens — : Das Land Schleswig-Holstein kann ja machen, was es will. Nur, man sollte den normalen Weg einhalten, indem man zunächst einmal Mittel in den eigenen Haushalt einstellt, bevor man nach dem Bund ruft. In diesem Falle war es genau umgekehrt.

    (Zuruf des Abg. Diller [SPD])

    — Gut, wir können das ja noch vertiefen. — Wir gehen davon aus, daß das Land Schleswig-Holstein seine komplementären Mittel zur Verfügung stellt und daß sich im PLANAK kein Widerspruch gegen den von uns aufgezeigten Weg erhebt. Das ist unser Weg; es ist ein ganz normaler und logischer Weg.
    Die Landwirtschaft, meine Damen und Herren, hat eine herausragende Funktion im ländlichen Raum. Deshalb ist es Sache der Politik, den bäuerlichen Familien einen angemessenen Lebensstandard zu ermöglichen — dies hat diese Bundesregierung und dieser Bundesminister getan —, dafür zu sorgen, daß ein breit gestreutes Eigentum erhalten bleibt — das ist ebenfalls erfolgt — , ihnen zu ermöglichen, auf dem Lande wohnen zu bleiben — das ist unsere Politik für den ländlichen Raum —, und den Betrieb dann, wenn er sich nicht mehr im Haupterwerb führen läßt, auch im Nebenerwerb führen zu können.
    Hierzu haben wir im Laufe des Jahres wichtige Weichenstellungen vorgenommen. Im Juli dieses Jahres ist das Gesetz zur Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft in Kraft getreten. Die bäuerlichen Familienbetriebe zu stärken, der Massentierhaltung entgegenzuwirken und umweltschonende Produktionsweisen zu fördern sind die wichtigsten Ziele der unionsgeführten Bundesregierung und der sie tragenden Bundestagsfraktionen. Mit dem Agrarstrukturgesetz ist ein weiterer Meilenstein dieser Politik gesetzt, die Landwirtschaft durch direkte Hilfen zu stärken.
    So erhalten bäuerliche Familienbetriebe von 1989 bis 1992 einen betriebsbezogenen Einkommensausgleich für währungsbedingte Einkommensverluste.