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ID1117606600

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    Plenarprotokoll 11/176 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 176. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13325 A Absetzung der Punkte 12 c) und e) sowie 17 von der Tagesordnung 13326 A Änderung des Beschlusses betr. die Überweisung des Entwurfs eines Wohnungsbauförderungsgesetzes an Ausschüsse . . . . 13326 A Nachträgliche Überweisung des Entwurfs eines Dritten Rechtsbereinigungsgesetzes an den Verteidigungsausschuß zur Mitberatung 13326 A Begrüßung einer Delegation finnischer Parlamentarier 13380 A Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und für Aktuelle Stunden in der Sitzungswoche ab 27. November 1989 . . 13397 C Tagesordnungspunkt 10: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur Polenreise und zur Lage in der DDR b) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Nichtigkeitserklärung zum Hitler-StalinPakt (Drucksache 11/5273) c) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Einführung des Themas „Europäische Friedensordnung" in den KSZE-Prozeß (Drucksache 11/5276) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Verurteilung des Hitler-Stalin-Paktes (Drucksache 11/5683) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD zur Öffnung der deutsch-deutschen Grenze und zur Deutschlandpolitik (Drucksache 11/5691) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Zur Unterstützung der Reformen und Soforthilfe für Polen (Drucksache 11/5692) Dr. Kohl, Bundeskanzler 13326D Brandt SPD 13335 C Dr. Waigel CDU/CSU 13340A Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 13344 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 13347 A Momper, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 13352 C Rühe CDU/CSU 13356A Koschnick SPD 13361A Genscher, Bundesminister AA 13364 B Frau Dr. Schreyer, Senator des Landes Berlin 13367 A Roth SPD 13368B Dr. Hornhues CDU/CSU 13370 C Frau Dr. Vollmer GRÜNE 13372 D Bahr SPD 13375 C Wüppesahl fraktionslos 13377 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Stobbe SPD 13379 B Becker (Nienberge) SPD (nach § 31 GO) 13380D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE (nach § 31 GO) 13381 A Tagesordnungspunkt 11: Beratungen ohne Aussprache a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates betreffend die Transparenz von Maßnahmen zur Regelung der Preisfestsetzung für Arzneimittel für den menschlichen Gebrauch und ihre Einbeziehung in die staatlichen Krankenversicherungssysteme (Drucksachen 11/138 Nr. 3.45, 11/392, 11/1191) b) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 136 zu Petitionen (Drucksache 11/5473) c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Dritten Zusatzprotokoll vom 20. April 1989 zu dem Protokoll zu dem Europäischen Abkommen zum Schutz von Fernsehsendungen (Drucksachen 11/5319, 11/5696) d) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Sozialplan im Konkurs- und Vergleichsverfahren (Drucksachen 11/5585, 11/5701) e) Zweite und dritte Beratung des von dem Abgeordneten Dr. Pick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Konkursordnung (Drucksachen 11/5483, 11/5701) f) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Entlastung des Bundesfinanzhofs (Drucksachen 11/5584, 11/5673) 13381 C Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für einen Beschluß des Rates über die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen und die Förderung ihrer Entwicklung, insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen in der Gemeinschaft (Drucksachen 11/4405 Nr. 3.3, 11/4860) 13382 B Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Entwurf einer Richtlinie des Rates zur Einführung eines gemeinschaftlichen Verfahrens zur Gewährleistung der Transparenz der vom industriellen Endverbraucher zu zahlenden Gas- und Strompreise zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1056/72 über die Mitteilung der Investitionsvorhaben von gemeinschaftlichem Interesse auf dem Erdöl-, Erdgas- und Elektrizitätssektor an die Kommission zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über den Transit von Elektrizitätslieferungen über die großen Netze (Drucksachen 11/5497 Nr. 2.5, 2.6, 11/5642 Nr. 3.10, 11/5693) 13382 C Zusatztagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung des Arzneimittelrechts (Drucksache 11/5700) 13382 D Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes (Drucksache 11/5392) aa) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft (Drucksache 11/5646) bb) Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 11/5649) b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Rationalisierung im Steinkohlenbergbau (Drucksachen 11/5318, 11/5647) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Umbaukonzept für die heimische Steinkohle: Neuer Konsens zur Sicherung der Arbeitsplätze im Bergbau und zum ökologischen Umbau der Kohlereviere (Drucksachen 11/1476, 11/5633) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 III f) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Stratmann, Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ersatz des Kohlepfennigs durch eine Primärenergie- und Atomstromsteuer (Drucksachen 11/3655, 11/5634) Gerstein CDU/CSU 13384 C Müller (Wadern) CDU/CSU 13384 D Jung (Düsseldorf) SPD 13386 C Dr.-Ing. Laermann FDP 13388 C Stratmann GRÜNE 13389 D Dr. Sprung CDU/CSU 13391 B Schreiner SPD 13392 C Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi . 13395 C Tagesordnungspunkt 13: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie des Rates vom 27. Juni 1985 über die Umweltverträglichkeitsprüfung bei bestimmten öffentlichen und privaten Projekten (85/337/EWG) (Drucksachen 11/3919, 11/5532) b) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP-Gesetz) (Drucksachen 11/1844, 11/5532, 11/5617) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag des Abgeordneter Dr. Hartenstein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Umweltverträglichkeitsprüfung (Drucksachen 11/1902, 11/5532) d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesberggesetzes (Drucksachen 11/4015, 11/5601) Brauer GRÜNE (zur GO) 13398 C Dr. Rüttgers CDU/CSU (zur GO) 13398 D Frau Weyel SPD (zur GO) 13399 A Dörflinger CDU/CSU 13399 A Frau Dr. Hartenstein SPD 13401 C Baum FDP 13404 A Brauer GRÜNE 13405 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 13406 B Kiehm SPD 13408 B Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Antrag des Abgeordneten Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Kündigung des deutsch-brasilianischen Abkommens über Zusammenarbeit auf dem Gebiet der friedlichen Nutzung der Kernenergie zu dem Antrag des Abgeordneten Stratmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kündigung des Deutsch-Brasilianischen Atomvertrages von 1975 (Drucksachen 11/5266, 11/5358, 11/5624) Bachmaier SPD 13410 C Jäger CDU/CSU 13411D Stratmann GRÜNE 13414A, 13419B Timm FDP 13415B Frau Ganseforth SPD 13416C Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 13417 C Zusatztagesordnungspunkt 12: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der steuerlichen Förderung schadstoffarmer Personenkraftwagen (Drucksachen 11/5289, 11/5495, 11/5623, 11/ 5676) Schulhoff CDU/CSU 13420 D Opel SPD 13422 C Gattermann FDP 13424 D Hüser GRÜNE 13425 D Tagesordnungspunkt 15: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung von Eingliederungsleistungen für Aussiedler und Übersiedler (Eingliederungsanpassungsgesetz — EinglAnpG) (Drucksachen 11/5110, 11/5677, 11/5678) Dr. Czaja CDU/CSU 13427 B Frau Hämmerle SPD 13428 D Lüder FDP 13430A Meneses Vogl GRÜNE 13431 A Sielaff SPD 13432 A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 13433 B Tagesordnungspunkt 16: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Unterhaltssicherungsgesetzes und des Arbeitsplatzschutzgesetzes (Drucksachen 11/5058, 11/5614, 11/5618) IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Breuer CDU/CSU 13435 D Steiner SPD 13436 D Nolting FDP 13437 D Frau Hürland-Büning, Parl. Staatssekretär BMVg 13438 C Zusatztagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Bericht und den Empfehlungen der Enquete-Kommission „Gestaltung der technischen Entwicklung; Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung" gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 5. November 1987 (Drucksachen 11/220, 11/311, 11/403, 11/979): Zur Notwendigkeit und Ausgestaltung einer ständigen Beratungskapazität für Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung beim Deutschen Bundestag zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Rüttgers, Dr. Kronenberg, Dr. Mahlo, Kraus, Lenzer und der Fraktion der CDU/ CSU sowie des Abgeordneten Dr. Hitschler und der Fraktion der FDP: Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung beim Deutschen Bundestag zu dem Antrag des Abgeordneten Schreiner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Technikfolgenabschätzung und -gestaltung beim Deutschen Bundestag zu dem Antrag der Abgeordneten Schreiner, Westphal, Bulmahn, Paterna, Vosen, Catenhusen, Fischer (Homburg), Ganseforth, Grunenberg, Lohmann (Witten), Nagel, Seidenthal, Vahlberg, Bernrath, Dr. Klejdzinski, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Technikfolgenabschätzung und -gestaltung beim Deutschen Bundestag zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN: Institutionalisierung von TechnikfolgenAbschätzung und -Bewertung beim Deutschen Bundestag zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN zur Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN: Praxis und Perspektiven der Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung (Drucksachen 11/4606, 11/4749, 11/4377, 11/4832, 11/4828, 11/5489) Dr. Rüttgers CDU/CSU 13440 B Schreiner SPD 13442 B Dr. Hitschler FDP 13444 D Frau Rust GRÜNE 13446 D Dr. Kronenberg CDU/CSU 13448 C Frau Bulmahn SPD 13450 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Nickels, Frau Schoppe, Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Errichtung einer Gedenk- und Dokumentationsstätte im ehemaligen Konzentrationslager Salzgitter-Drütte (Drucksache 11/786) Frau Dr. Vollmer GRÜNE 13452 C Frau Dr. Wisniewski CDU/CSU 13453 B Schmidt (Salzgitter) SPD 13454 A Lüder FDP 13455 A Tagesordnungspunkt 19: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Rust, Frau Olms, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Sanktionen gegen die Militärdiktatur in Chile (Drucksachen 11/894, 11/3930) b) Beratung der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung für die Bemühungen um Aufklärung der Menschenrechtsverletzungen in Chile und um Gerechtigkeit für ihre Opfer (Drucksachen 11/2985, 11/3931) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Sofortige Aufnahme der in Chile mit der Todesstrafe bedrohten politischen Gefangenen (Drucksachen 11/2986, 11/4391) d) Beratung der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung der Oppositionspresse in Chile (Drucksachen 11/2987, 11/3929) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Präsidentschaftswahlen in Chile (Drucksache 11/5688) Meneses Vogl GRÜNE 13456 D Dr. Müller CDU/CSU 13457 C Waltemathe SPD 13458B Irmer FDP 13459 D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 V Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 13460 C Meneses Vogl GRÜNE (Erklärung nach § 31 G0) 13461 B Dr. Müller CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13461 C Tagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Stopp des Abbaus von Qualifizierungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (Drucksache 11/5467) Andres SPD 13462A, 13469 A Scharrenbroich CDU/CSU 13464 A Hoss GRÜNE 13467 B Heinrich FDP 13467 D Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 13470 C Andres SPD (Erklärung nach § 30 GO) . 13472 A Vizepräsidentin Renger 13472 B Zusatztagesordnungspunkt 15: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Radioaktive Bestrahlung von Lebensmitteln (Drucksachen 11/1745, 11/4421) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über mit ionisierenden Strahlen behandelte Lebensmittel und Lebensmittelbestandteile (Drucksachen 11/4081 Nr. 2.14, 11/4186, 11/5104) Frau Saibold GRÜNE 13472 D Frau Limbach CDU/CSU 13473 C Frau Dr. Götte SPD 13473 D Frau Würfel FDP 13474 C Chory, Staatssekretär BMJFFG 13475 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung) : Fragestunde — Drucksache 11/5641 vom 10. November 1989 — 13381 C Nächste Sitzung 13475 D Berichtigung 13476 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13477* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hinsken und Lattmann zur Abstimmung über den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes (TOP 12a) 13477* C Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 13477* D Anlage 4 Nichterteilung eines Sichtvermerks für die Ehefrau des in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Mohamed Askcen Awan durch die deutsche Botschaft in Islamabad; Zustimmung zur Erteilung des Sichtvermerks durch die Ausländerbehörde in Osnabrück MdlAnfr 1, 2 — Drucksache 11/5641 — Dr. Emmerlich SPD SchrAntw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 13478* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 13325 176. Sitzung Bonn, den 16. November 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    13476 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Berichtigung 175. Sitzung, Seite IV linke Spalte: Bei Anlage 7 betrifft die Inhaltsangabe in den Zeilen 5 bis 7 Umschichtung der Mittel für die Magnetbahn „Transrapid" zugunsten der Bahn insbesondere ihres ICE-Netzes die Frage 11, die nicht von dem Abgeordneten Uelhoff (CDU/CSU), sondern von dem Abgeordneten Zierer (CDU/CSU) gestellt wurde. Bei der auf Seite 13319 bei Anlage 7 abgedruckten zweiten Frage handelt es sich um die Frage 11 des Abgeordneten Zierer und unten bei „zu Frage 11" um die entsprechende Antwort. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 17. 11. 89 * Antretter SPD 16. 11. 89 * Büchner (Speyer) SPD 17. 11. 89 * Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 17. 11. 89 * Conradi SPD 17.11.89 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 17. 11. 89 Frau Eid GRÜNE 17. 11. 89 Fellner CDU/CSU 17.11.89 Gallus FDP 16.11.89 Gerster (Mainz) CDU/CSU 17. 11. 89 Dr. Götz CDU/CSU 17. 11. 89 Graf SPD 17.11.89 Dr. Haack SPD 17. 11. 89 Haack (Extertal) SPD 17. 11. 89 Dr. Haussmann FDP 17. 11. 89 Hedrich CDU/CSU 17.11.89 Heimann SPD 17.11.89 Kastning SPD 17.11.89 Frau Kelly GRÜNE 17. 11. 89 Klein (Dieburg) SPD 17. 11. 89 Klose SPD 16.11.89 Dr. Kreile CDU/CSU 17. 11. 89 Lennartz SPD 16.11.89 Lenzer CDU/CSU 17. 11. 89 * Frau Luuk SPD 17. 11. 89 Frau Dr. Niehuis SPD 17. 11. 89 Paintner FDP 17. 11.89 Rappe (Hildesheim) SPD 16. 11. 89 Reddemann CDU/CSU 17. 11. 89 * Frau Rock GRÜNE 17. 11. 89 Schäfer (Mainz) FDP 16. 11. 89 Dr. Scheer SPD 17. 11. 89 * Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 17. 11. 89 Schröer (Mülheim) SPD 17. 11. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 17. 11. 89 Seehofer CDU/CSU 17. 11.89 Dr. Soell SPD 17. 11. 89* * Dr. Todenhöfer CDU/CSU 17. 11. 89 Toetemeyer SPD 16.11.89 Frau Trenz GRÜNE 17. 11. 89 Verheugen SPD 17.11.89 Volmer GRÜNE 17.11.89 Vosen SPD 16.11.89 Dr. Wieczorek SPD 17. 11. 89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 17. 11. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hinsken und Lattmann (beide CDU/CSU) zur Abstimmung Ober den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes (TOP 12 a) Mit dem Gesetz wird zwar ein kleiner Schritt in die richtige Richtung gemacht, weil der Revierausgleich und der Erschwerniszuschlag für niederflüchtige Kohle im wesentlichen über die Haushalte und den Selbstbehalt des Kohlebergbaus abgedeckt wird, aber es reicht bei weitem nicht aus. Aus der Sicht der Bürger und der Wirtschaft revierferner Länder ist u. a. insbesondere anzumerken: - dem CO2-Problem wird nicht Rechnung getragen - der „Kohlepfennig" ist zu hoch; die Abnahmeschritte sind viel zu klein - die Plafondierung des Ölausgleichs wurde nicht durchgesetzt; damit bleibt der Beitrag der Kraftwirtschaft zu gering - eine stärkere regionale Spreizung des Kohlepfennigs ist unterblieben, d. h. die Revierländer übernehmen nicht in erforderlichem Ausmaß die notwendige regionalpolitische Eigenverantwortung - der Konsens über den Einsatz von Kernenergie und Kohle bleibt von den SPD-geführten Regierungen der Revierländer aufgekündigt. Aus diesen Gründen können wir dem Gesetz nicht zustimmen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 10. November 1989 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Viertes Gesetz zur Änderung des Vieh- und Fleischgesetzes Gesetz zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes Gesetz über den Beruf der Orthoptistin und des Orthoptisten (Orthoptistengesetz - OrthoptG) ... Gesetz zur Änderung des 2. Haushaltsstrukturgesetzes Gesetz zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte und der Patentanwälte Gesetz zu dem Abkommen vom 16. April 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Türkei zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen Gesetz zum Zusatzprotokoll vom 17. März 1978 zum Europäischen Übereinkommen vom 20. April 1959 über die Rechtshilfe in Strafsachen Gesetz zu der Erklärung vom 11. Dezember 1986 zu dem Übereinkommen vom 3. Dezember 1976 zum Schutz des Rheins gegen Verunreinigung durch Chloride 13478* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Wahl der Vertreter der Bundesrepublik zur Beratenden Versammlung des Europarats Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Das vorliegende Änderungsgesetz sieht in § 1 unverändert vor, daß sämtliche Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom Deutschen Bundestag aus seiner Mitte gewählt werden. Der Bundesrat bedauert, daß der Deutsche Bundestag ihm nach wie vor eine Beteiligung in den Versammlungen des Europarates, der Westeuropäischen Union und auch in der Interparlamentarischen Union verwehrt und sich damit überzeugenden rechtlichen und fachlichen Gründen verschließt. Der Bundesrat erinnert an seine Entschließung vom 28. Juli 1950 (BR-Drucksache 602/50) sowie an den Gesetzentwurf der Bundesregierung (BR-Drucksache 467/57) und an seinen im wesentlichen Bleichlautenden Gesetzentwurf (BR-Drucksache 453/65), die eine Beteiligung auch des Bundesrates in der Versammlung des Europarates vorsahen. Die Beteiligung der Gesetzgebungsorgane des Bundes an der internationalen Zusammenarbeit muß nach Auffassung des Bundesrates im Einvernehmen zwischen dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat geregelt werden. Der Bundesrat ist davon überzeugt, daß eine Regelung gefunden werden kann, die den Interessen von Bundestag und Bundesrat gerecht wird. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 8. November 1989 ihren Antrag Zur politischen Entwicklung in Polen — Drucksache 11/ 5195 — zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachfolgenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/2201 Drucksache 11/2619 Drucksache 11/4174 Drucksache 11/4644 Drucksache 11/5064 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/554 Drucksache 11/1677 Drucksache 11/3407 Drucksache 11/3802 Drucksache 11/3898 Drucksache 11/4611 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/3021 Nr. 2.3 Drucksache 11/4680 Nr. 2.4 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/3703 Nr. 2.10, 2.12-2.19, 2.21-2.25 Drucksache 11/3831 Nr. 11 Drucksache 11/4680 Nr. 2.10, 2.11 Drucksache 11/4758 Nr. 2.13-2.29 Drucksache 11/4874 Nr. 2.1 Ausschuß für Forschung und Technologie Drucksache 11/5051 Nr. 45-50 Drucksache 11/5145 Nr. 3.34 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 11/4680 Nr. 2.14 Anlage 4 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Adam-Schwaetzer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Emmerlich (SPD) (Drucksache 11/5641 Fragen 1 und 2) Aus welchen Gründen ist der Antrag von Frau T. A., verheiratet mit dem seit 1976 in der Bundesrepublik Deutschland lebenden und seit 1988 eine Aufenthaltsberechtigung innehabenden M. A. A., auf Erteilung eines Sichtvermerks von der deutschen Botschaft in Islamabad bis heute nicht beschieden worden? Trifft es zu, daß die Ausländerbehörde der Stadt Osnabrück bereits mit Schreiben vom 21. Juni 1988 und erneut mit Schreiben vom 13. Juli 1988 die Zustimmung zur Erteilung des Sichtvermerks erteilt hatte? Zu Frage 1: Die Botschaft Islamabad hat bisher keinen Sichtvermerk ausgestellt, da nach ihren Erkenntnissen der erhebliche Verdacht besteht, daß der pakistanische Ehemann der Antragstellerin seine Aufenthaltserlaubnis im Bundesgebiet durch strafbare Handlungen erlangt hat. Er hat trotz fortbestehender Ehe mit der Antragstellerin und unter Vorlage gefälschter pakistanischer Scheidungsdokumente eine deutsche Staatsangehörige geheiratet. Nach der dadurch erlangten Aufenthaltserlaubnis für die Bundesrepublik Deutschland hat er sich wieder von der deutschen Ehefrau scheiden lassen, um dann unter Vorlage einer neuen jedoch gefälschten pakistanischen Heiratsurkunde die Antragstellerin im Wege des Ehegattennachzuges in die Bundesrepublik Deutschland nachziehen zu lassen. Zu Frage 2: Mit Schreiben vom 21. 6. 1988 stimmte die Ausländerbehörde der Stadt Osnabrück der SichtvermerksErteilung für die Dauer eines Monats zu. Das Schreiben vom 13. 7.1988 stellt die Antwort der Ausländerbehörde auf die Bitte der Botschaft Islamabad dar, die geschilderten Verdachtsmomente zu überprüfen. Sie konnten durch die Ausländerbehörde damals nicht bestätigt werden, so daß die Botschaft weitere Ermittlungen vor Ort anstellen mußte. Die zuletzt gewonnenen Erkenntnisse der Botschaft, die unter anderem den Verdacht auf Bigamie und Betrug bestätigen, wurden der Ausländerbehörde Osnabrück am 31. 10. 1989 zur abschließenden Stellungnahme übersandt, die noch nicht vorliegt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rudolf Sprung


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist kein Geheimnis, sondern hinlänglich bekannt, daß der Kohlepfennig, das Verstromungsgesetz, bei den revierfernen Ländern — das gilt zumindest für die drei größten von ihnen — auf keine große Gegenliebe stößt. Das gilt auch für die vorliegende Novellierung, insbesondere für die Höhe der Ausgleichsabgabe für die nächsten vier Jahre. Ich meine, die revierfernen Länder haben gute Gründe dafür. Sie bemängeln immer wieder, daß die jeweiligen Regelungen — und das gilt auch für die vorliegende Novellierung — weder den energiepolitischen noch den finanzpolitischen Erfordernissen Rechnung tragen. Sie kritisieren — und ich meine, das tun sie zu Recht — , daß die Kosten der Verstromung inländischer Steinkohle nicht gerecht verteilt sind. Sie
    weisen darauf hin, daß sie mit dem Kohlepfennig erhebliche Transferleistungen erbringen, die sich allein im letzten Jahr 1988 auf rund 1,3 Milliarden DM beliefen, von denen mehr als 1 Milliarde DM in die beiden Kohleförderländer Nordrhein-Westfalen und Saarland geflossen sind. Sie bemängeln, daß sie Vorschläge für eine gerechtere Lastenverteilung in Form einer regionalen Differenzierung der Ausgleichsabgabe gemacht hätten, mit denen sie bisher nur auf taube Ohren gestoßen seien.
    Ich meine, meine Damen und Herren, daß es das gute Recht der revierfernen Länder ist, ihre Interessen genauso geltend zu machen, wie es die Kohleländer tun. Was die revierfernen Länder aber besonders kritisch anmerken, ist die Aufkündigung des früheren energiepolitischen Konsenses über die gemeinsame Nutzung von Kohle und Kernenergie.
    Die revierfernen Länder haben sich stets zur Solidarität mit den Kohleländern bekannt.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Richtig!)

    Sie waren sich darüber im klaren, daß der Kohlebergbau mit seinen Problemen nicht alleingelassen werden dürfte.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Auch richtig!)

    Aber, meine Damen und Herren, sie durften Ihrerseits auch davon ausgehen, daß umgekehrt der Konsens in der Energiepolitik erhalten bleiben würde, den es ja einmal gab. Dieser Konsens war die Grundlage für die Verstromungsregelung. Das sollten Sie bitte nicht vergessen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Mit der Forderung der SPD nach einem Ausstieg aus der Kernenergie ist dieser Konsens aufgekündigt worden.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Aber, meine Damen und Herren, es sind ja nicht nur die revierfernen Länder, die den Verlust der Gemeinsamkeit in der Energiepolitik beklagen. Genauso sehen es die Versorgungsunternehmen. Die Gräben in dieser Frage sind inzwischen tiefer denn je. Und jetzt ein Zitat, Herr Jung:
    Überwinden Sie in unser aller Interesse ideologische Schranken und geben Sie der Verstromungswirtschaft einen verläßlichen, langfristig gesicherten Rahmen für ihre Investitionsplanung unter Einschluß von Kohle- u n d Kernergie. Orientieren Sie sich am Wohl der Bürger und nicht am kurzfristigen Wahlerfolg.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, diese Worte waren in der letzten Woche in Braunlage im Harz, an die Politiker gerichtet, vom Vorstandsvorsitzenden der RheinischWestfälischen Elektrizitätswerk AG auf einem Workshop zu hören.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Der also zu Unrecht hier beschimpft worden ist!)

    — Sie können gleich die Antwort hören, und zwar die
    Antwort von Ihrer Seite, des nordrhein-westfälischen
    Wirtschaftsministers auf der gleichen Veranstaltung:



    Dr. Sprung
    Kernenergie ist zur künftigen Energieversorgung nicht erforderlich.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, wie kann man da die Haltung der revierfernen Länder kritisieren? Bei einigen von ihnen findet die Stromerzeugung zu mehr als 50 % — in Bayern z. B. zu 63,7 %, in Niedersachsen sogar zu 75 % — über die Kernenergie statt. Darauf zahlen Sie einen Kohlepfennig, der mit einem deutlichen Finanztransfer zu den Kohleländern verbunden ist.
    Da mühen sich die einen, zu niedrigeren Strompreisen zu gelangen und damit einen Beitrag zu leisten, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu verbessern und Arbeitsplätze zu sichern — zur Wettbewerbsfähigkeit: eine Reihe von Branchen ist durch zu hohe Strompreise gefährdet, auf jeden Fall nach 1992 —, und die anderen nehmen für sich in Anspruch, daß sie allein über die Energiepolitik zu entscheiden hätten und daß dabei Preis- und Kostenaspekte keine Rolle zu spielen hätten. So einfach ist das wahrhaftig nicht.
    Wenn es allerdings nach dem Chef der NRW-Staatskanzlei ginge, so würde künftig nicht mehr die Kohle einen Vorrang für die Stromgewinnung haben, sondern die Sonne; also künftig Sonnevorrang statt Kohlevorrang und außerdem, Herr Jung, keine festgeschriebenen Mengen mehr für die Kohle. Ist das das neue Energiekonzept der SPD?
    Wir müssen akzeptieren, daß die Frage der Sicherheit unserer nationalen Energieversorgung nur noch bedingt — wenn überhaupt — in Zukunft das Kriterium für den Einsatz der Steinkohle zur Stromerzeugung sein kann. Es gibt mehr als genug Steinkohle auf dem Weltmarkt und zu einem Drittel der Förderkosten in der Bundesrepublik. Das muß Konsequenzen haben.
    Die Mikat-Kommission wird diese veränderte Situation mit in Rechnung zu stellen haben. Die revierfernen Länder gehen davon aus, daß eine Anschlußregelung für den Jahrhundertvertrag dieses Faktum nicht übersehen kann. Dabei sind sie sich durchaus darüber im klaren, daß Anpassungsmaßnahmen mit genügend langen Vorlaufzeiten gekoppelt und sozial- und regionalverträglich ausgestaltet werden müssen. Aber Anpassungen müssen erfolgen.
    Was die Regelungen in der Novelle im einzelnen betrifft, so ist es zu begrüßen, daß der Verstromungsfonds künftig durch eine Reihe von Maßnahmen finanziell entlastet wird. Dies gilt für die Erschwerniszuschläge für niederflüchtige Kohle ebenso wie für den Revierausgleich, auch wenn es insofern wieder nur eine halbe Maßnahme ist, als an ihre Stelle Zuschüsse aus Haushaltsmitteln des Bundes und der Bergbauländer treten.
    In die gleiche Richtung einer Entlastung des Verstromungsfonds zielt der progressiv ansteigende pauschale Selbstbehalt. Unzureichend ist nach meiner Meinung der Verzicht der EVU auf Ansprüche in Höhe von 650 Millionen DM für fünf Jahre in Verbindung mit der Festschreibung der Abnahmemenge auf 40,9 Millionen t.
    Ich wünsche mir sehr, daß die Mikat-Kommission einen Bericht vorlegt, der auch die berechtigten Anliegen der revierfernen Länder berücksichtigt und ihnen damit eine uneingeschränkte Zustimmung zu einer Anschlußregelung erlaubt.
    Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Schreiner.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ottmar Schreiner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich will einige Bemerkungen zu den Vorrednern machen. Wenn der Kollege Sprung eben abschließend gesagt hat, Anpassungen müßten erfolgen, könnte unterstellt werden, Anpassungen seien bisher nicht erfolgt. Ich will Sie nur an die jüngste Anpassungsrunde, die Kohlerunde '87, erinnern, mit einem Beschäftigungsverlust im deutschen Steinkohlebergbau von insgesamt 30 000. Anpassungen sind über die ganzen Jahrzehnte hinweg in hohem Maße erfolgt. Insofern bedürfte es dieser Bemerkung nicht.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Für die Zukunft!)

    — Ja, aber es gibt irgendwo eine Schmerzgrenze, auch für die Zukunft. Ich komme aus einer Region, die einmal 80 000 Menschen im Bergbau beschäftigt hatte. Es sind heute gerade noch 20 000. Wenn die Kohlerunde '87 durchgezogen wird, werden wir bei 16 000 landen. Irgendwo gibt es Schmerzgrenzen, was die Anpassung anbelangt.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Es geht um die Umstrukturierung!)

    Der zweite Gesichtspunkt: Sie haben davon gesprochen, wer den Konsens gebrochen habe. Man könnte diese Karte an Sie zurückgeben; denn Konsens wäre immer der Vorrang der heimischen Steinkohle gewesen. Aus diesem Vorrang der heimischen Steinkohle ist unter der Hand im Rahmen der Politik der Bundesregierung längst ein Vorrang der Atomenergie geworden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Welche Regierung meinen Sie, die unter Helmut Schmidt?)

    — Ich meine die Regierung seit 1982,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Unter Helmut Schmidt!)

    während deren Zeit eine systematische Ausweitung der Kernenergie zu Lasten der Kohle stattgefunden hat. Das kann man Ihnen an Hand von vielen, vielen Zahlen belegen.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Stimmt doch nicht! — Sie haben keine Ahnung!)

    Dritte Bemerkung zum Kollegen Müller. Der Kollege Müller hätte besser daran getan, statt fortgesetzt die saarländische Landesregierung zu beschimpfen,

    (Müller [Wadern] [CDU/CSU]: Die hat es verdient!)

    die Interessenlage des Saarlandes darzustellen und sich anschließend mit dem vorliegenden Gesetzentwurf zu beschäftigen.



    Schreiner
    Ich sage Ihnen: Es ist der SPD-Fraktion nicht leichtgefallen, dem Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes zuzustimmen. Ausschlaggebend war die Überlegung — Kollege Jung hat bereits darauf hingewiesen —, daß die Position der Bundesregierung in den Verhandlungen mit der EG-Kommission in der Tat erheblich stärker ist, wenn sie von einem möglichst breiten nationalen Konsens getragen und begleitet wird. Trotz erheblicher Bauchschmerzen in etlichen Einzelfragen kommen wir damit dem Wunsch der Bundesregierung entgegen, den vorgeschlagenen Rahmen zur gesetzlichen Stabilisierung des Jahrhundertvertrags mitzutragen und damit eine Situation zu schaffen, an der die Brüsseler Kommission nur schwerlich vorbei kann.
    Die Verhandlungsposition der Bundesregierung hängt allerdings auch ganz wesentlich davon ab, ob der kohlepolitische Zickzackkurs der vergangenen Jahre aufgegeben und das bisherige kohlepolitische Verwirrspiel insbesondere der FDP-Männer Bangemann und Haussmann — Kollegen Beckmann nehme ich ausdrücklich aus — zugunsten einer verläßlichen und berechenbaren Kohlepolitik beendet wird.
    Für uns ganz unerträglich aber wäre es, wenn wir auf der einen Seite als sozialdemokratische Bundestagsfraktion durch unsere Zustimmung zum vorliegenden Gesetzentwurf der Bundesregierung den Rücken für die Verhandlungen in Brüssel stärkten, andererseits die Bundesregierung an der Durchsetzung der hier vorgegebenen Ziele gar nicht ernsthaft interessiert wäre. Für augenzwinkerndes Spiel über die Bande, wie es in der Billardsprache heißt, mit Brüssel gibt es allerdings ernsthafte Anzeichen.

    (Müller [Wadern] [CDU/CSU]: Da bin ich mal gespannt!)

    Über die jüngsten Gespräche zwischen dem Bundeswirtschaftsminister und EG-Kommissar Cardoso gibt es keine offizielle gemeinsame Vereinbarung.
    Ich frage nun den nicht anwesenden Bundeswirtschaftsminister — —

    (Hinsken [CDU/CSU]: Sein Staatssekretär ist da!)

    — Sie haben beim letzten Mal immer Getöse gemacht, wenn die Bundesratsbank nicht korrekt besetzt war. Hier geht es um eine zentrale Frage, und der Wirtschaftsminister ist mal wieder perdu.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Bedanken Sie sich mal bei beiden, die haben es verdient!)

    Ich frage den sehr verehrten Kollegen Beckmann, ob Informationen zutreffen, wonach die Herren Haussmann und Cardoso tatsächlich verabredet hätten, daß die Verstromungsmengen entgegen den Beschlüssen der Bundesregierung vom 24. August 1989 spätestens ab 1993 drastisch sinken sollen,

    (Jung [Düsseldorf] [SPD]: Hört! Hört!)

    daß sie zudem vereinbart haben sollen, daß die Finanzierung der Kohleverstromung nach 1993 gemeinsam als offen angesehen wird. Ich frage weiter, ob es zutreffend ist, daß zudem die EG-Kommission zur Frage der kartellrechtlichen Genehmigung des Jahrhundertvertrags nichts Verbindliches gesagt hat. Trifft dies zu?
    Ich frage zudem: Trifft es zu, daß in der für Kohle zuständigen Abteilung des Bundeswirtschaftsministeriums die Verhandlungsführung der Bundesregierung gegenüber der EG-Kommission in der Mengenfrage — das ist eine ganz zentrale Frage, ein Herzstück der anstehenden Gesetzeslösung — so fixiert worden ist, daß die Bundesregierung zu akzeptieren habe, wenn die EG-Kommission fordere, die Verstromungsmenge für die Jahre nach 1993 für offen zu erklären. Das stünde in glattem Widerspruch zum Herzstück des vorliegenden Gesetzentwurfs.
    Trifft es zudem zu, daß im Wirtschaftsministerium gewissermaßen im Vorgriff auf die Mikat-Kommission fest davon ausgegangen wird, daß die Anschlußregelung beim Jahrhundertvertrag 1996 zu einer wesentlich niedrigeren Kohlemenge führen wird und von daher in der Schlußphase des laufenden Jahrhundertvertrags ein Übergang von der beschlossenen Jahresverstromungsmenge von 40,9 Millionen Tonnen auf das wesentlich niedrigere Niveau ab 1996 zu finden sei? Trifft das zu?
    Sollten diese Informationen zutreffen, dann wird der hier zu beratende Gesetzentwurf von der Bundesregierung bereits gebrochen, bevor er überhaupt in Kraft getreten ist.
    Wir warnen die Bundesregierung nachdrücklich vor dem Versuch, ein doppeltes Spiel zu treiben. Es wäre in der Tat ein unglaublicher Vorgang, wenn auf der einen Seite die Solidarität der Opposition eingefordert würde und andererseits dieselbe Bundesregierung ein abgekartetes Spiel mit Brüssel betriebe, das dem eigenen Gesetzentwurf den Boden unter den Füßen entzöge.

    (Beifall bei der SPD)

    Eine völlig ungeklärte Frage ist auch, ob die Bergbauunternehmen den vorgesehenen Selbstbehalt beim Revierausgleich ohne Existenzgefährdung überhaupt erbringen können. Auch hier heißt es bislang nur, daß die Bundesregierung davon ausgeht, daß die sogenannten Randgruben dies könnten. Gerade die wirtschaftlich schwachen Randgruben sollen wider jegliche betriebswirtschaftliche Vernunft steigende Erlöseinbußen verkraften, von 10 % des bisher bezogenen Revierausgleichs im nächsten Jahr ansteigend bis auf 40 % im Jahr 1993. Es wird also jenseits aller Realität erwartet, daß diese Bergbauunternehmen von Jahr zu Jahr wachsende Rationalisierungs-
    und Kostensenkungspotentiale ausschöpfen können. Über die Tragbarkeit dieser zusätzlichen finanziellen Belastung will die Bundesregierung — jedenfalls bis vor wenige Stunden, bis vor der letzten Sitzung des Haushaltsausschusses — erst ab 1992 mit den betroffenen Unternehmen reden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht gut informiert!)

    — Das steht so jedenfalls in den entsprechenden Erläuterungen des Bundesfinanzministeriums. — Wäre es bei der Formulierung „ab 1992" geblieben, so wäre auch dies ein Anzeichen dafür, mit haushaltsrechtli-



    Schreiner
    chen Tricks zu versuchen, einigen Zechen den Garaus zu machen.
    In der soeben zitierten Vorlage des Bundesfinanzministeriums für den Haushaltsausschuß heißt es zudem, es sei vorgesehen, daß sich das Saarland — Herr Kollege Müller — für den wegfallenden Revierausgleich mit einem Sechstel an den Zuschüssen für den Bergbau beteiligt.

    (Müller [Wadern] [CDU/CSU]: Ist das Verhandlungsergebnis!)

    Die saarländische Landesregierung hat diesem Vorschlag bis zur jetzigen Stunde nicht zugestimmt. Dafür gibt es gute Gründe.

    (Müller [Wadern] [CDU/CSU]: Da bin ich anders informiert!)

    Die seit 1980 — nicht 1985 — anhaltende Haushaltsnotlage des Landes

    (Müller [Wadern] [CDU/CSU]: Die seit 1985 verdoppelten Schulden!)

    ist nach Auffassung aller saarländischen Landtagsfraktionen — die CDU-Landtagsfraktion eingeschlossen, die FDP-Landtagsfraktion eingeschlossen — an sich verfassungswidrig. Gerade auch unter Verfassungsgesichtspunkten ist jede Landesregierung unabhängig von der parteipolitischen Einfärbung geradezu genötigt, weitere Belastungen abzulehen.
    Ich darf zudem daran erinnern, daß das Saarland seit 1970 Kohlelasten von rund 4 Milliarden DM trägt
    — Herr Kollege Hinsken, 4 Milliarden DM seit 1970, ein sehr, sehr kleines Land — , wiewohl der Bund auf Grund seiner Zuständigkeit für die nationale Energiepolitik verpflichtet wäre, den Landesanteil an den Kohlehilfen zu tragen.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Es ist schon penetrant, wenn Löhne und Gehälter um 3,9 % erhöht werden bevor dieses Gesetz beschlossen ist!)

    — Nun hören Sie doch einmal auf, so herumzulärmen, und hören Sie einmal zu, wenn ich Ihnen die Interessenlage des Landes zu schildern versuche!

    (Hinsken [CDU/CSU]: Sie haben mich angesprochen!)

    — Sie können gleich eine vernünftige Zwischenfrage stellen, und dann kann man sich wie unter vernünftigen Leuten unterhalten. Aber dieses ständige Gelärme da vorne macht einen langsam ein bißchen schicki.
    Ich darf Ihnen schließlich ins Gedächtnis rufen, daß das Saarland beim Anpassungsgeld für die Bergleute aus der Kohlerunde 1987 in der Zeit bis 1995 mit rund 185 Millionen DM belastet werden soll.

    (Abg. Müller [Wadern] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)