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    Plenarprotokoll 11/176 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 176. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13325 A Absetzung der Punkte 12 c) und e) sowie 17 von der Tagesordnung 13326 A Änderung des Beschlusses betr. die Überweisung des Entwurfs eines Wohnungsbauförderungsgesetzes an Ausschüsse . . . . 13326 A Nachträgliche Überweisung des Entwurfs eines Dritten Rechtsbereinigungsgesetzes an den Verteidigungsausschuß zur Mitberatung 13326 A Begrüßung einer Delegation finnischer Parlamentarier 13380 A Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und für Aktuelle Stunden in der Sitzungswoche ab 27. November 1989 . . 13397 C Tagesordnungspunkt 10: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur Polenreise und zur Lage in der DDR b) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Nichtigkeitserklärung zum Hitler-StalinPakt (Drucksache 11/5273) c) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Einführung des Themas „Europäische Friedensordnung" in den KSZE-Prozeß (Drucksache 11/5276) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Verurteilung des Hitler-Stalin-Paktes (Drucksache 11/5683) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD zur Öffnung der deutsch-deutschen Grenze und zur Deutschlandpolitik (Drucksache 11/5691) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Zur Unterstützung der Reformen und Soforthilfe für Polen (Drucksache 11/5692) Dr. Kohl, Bundeskanzler 13326D Brandt SPD 13335 C Dr. Waigel CDU/CSU 13340A Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 13344 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 13347 A Momper, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 13352 C Rühe CDU/CSU 13356A Koschnick SPD 13361A Genscher, Bundesminister AA 13364 B Frau Dr. Schreyer, Senator des Landes Berlin 13367 A Roth SPD 13368B Dr. Hornhues CDU/CSU 13370 C Frau Dr. Vollmer GRÜNE 13372 D Bahr SPD 13375 C Wüppesahl fraktionslos 13377 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Stobbe SPD 13379 B Becker (Nienberge) SPD (nach § 31 GO) 13380D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE (nach § 31 GO) 13381 A Tagesordnungspunkt 11: Beratungen ohne Aussprache a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates betreffend die Transparenz von Maßnahmen zur Regelung der Preisfestsetzung für Arzneimittel für den menschlichen Gebrauch und ihre Einbeziehung in die staatlichen Krankenversicherungssysteme (Drucksachen 11/138 Nr. 3.45, 11/392, 11/1191) b) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 136 zu Petitionen (Drucksache 11/5473) c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Dritten Zusatzprotokoll vom 20. April 1989 zu dem Protokoll zu dem Europäischen Abkommen zum Schutz von Fernsehsendungen (Drucksachen 11/5319, 11/5696) d) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Sozialplan im Konkurs- und Vergleichsverfahren (Drucksachen 11/5585, 11/5701) e) Zweite und dritte Beratung des von dem Abgeordneten Dr. Pick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Konkursordnung (Drucksachen 11/5483, 11/5701) f) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Entlastung des Bundesfinanzhofs (Drucksachen 11/5584, 11/5673) 13381 C Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für einen Beschluß des Rates über die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen und die Förderung ihrer Entwicklung, insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen in der Gemeinschaft (Drucksachen 11/4405 Nr. 3.3, 11/4860) 13382 B Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Entwurf einer Richtlinie des Rates zur Einführung eines gemeinschaftlichen Verfahrens zur Gewährleistung der Transparenz der vom industriellen Endverbraucher zu zahlenden Gas- und Strompreise zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1056/72 über die Mitteilung der Investitionsvorhaben von gemeinschaftlichem Interesse auf dem Erdöl-, Erdgas- und Elektrizitätssektor an die Kommission zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über den Transit von Elektrizitätslieferungen über die großen Netze (Drucksachen 11/5497 Nr. 2.5, 2.6, 11/5642 Nr. 3.10, 11/5693) 13382 C Zusatztagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung des Arzneimittelrechts (Drucksache 11/5700) 13382 D Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes (Drucksache 11/5392) aa) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft (Drucksache 11/5646) bb) Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 11/5649) b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Rationalisierung im Steinkohlenbergbau (Drucksachen 11/5318, 11/5647) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Umbaukonzept für die heimische Steinkohle: Neuer Konsens zur Sicherung der Arbeitsplätze im Bergbau und zum ökologischen Umbau der Kohlereviere (Drucksachen 11/1476, 11/5633) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 III f) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Stratmann, Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ersatz des Kohlepfennigs durch eine Primärenergie- und Atomstromsteuer (Drucksachen 11/3655, 11/5634) Gerstein CDU/CSU 13384 C Müller (Wadern) CDU/CSU 13384 D Jung (Düsseldorf) SPD 13386 C Dr.-Ing. Laermann FDP 13388 C Stratmann GRÜNE 13389 D Dr. Sprung CDU/CSU 13391 B Schreiner SPD 13392 C Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi . 13395 C Tagesordnungspunkt 13: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie des Rates vom 27. Juni 1985 über die Umweltverträglichkeitsprüfung bei bestimmten öffentlichen und privaten Projekten (85/337/EWG) (Drucksachen 11/3919, 11/5532) b) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP-Gesetz) (Drucksachen 11/1844, 11/5532, 11/5617) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag des Abgeordneter Dr. Hartenstein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Umweltverträglichkeitsprüfung (Drucksachen 11/1902, 11/5532) d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesberggesetzes (Drucksachen 11/4015, 11/5601) Brauer GRÜNE (zur GO) 13398 C Dr. Rüttgers CDU/CSU (zur GO) 13398 D Frau Weyel SPD (zur GO) 13399 A Dörflinger CDU/CSU 13399 A Frau Dr. Hartenstein SPD 13401 C Baum FDP 13404 A Brauer GRÜNE 13405 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 13406 B Kiehm SPD 13408 B Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Antrag des Abgeordneten Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Kündigung des deutsch-brasilianischen Abkommens über Zusammenarbeit auf dem Gebiet der friedlichen Nutzung der Kernenergie zu dem Antrag des Abgeordneten Stratmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kündigung des Deutsch-Brasilianischen Atomvertrages von 1975 (Drucksachen 11/5266, 11/5358, 11/5624) Bachmaier SPD 13410 C Jäger CDU/CSU 13411D Stratmann GRÜNE 13414A, 13419B Timm FDP 13415B Frau Ganseforth SPD 13416C Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 13417 C Zusatztagesordnungspunkt 12: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der steuerlichen Förderung schadstoffarmer Personenkraftwagen (Drucksachen 11/5289, 11/5495, 11/5623, 11/ 5676) Schulhoff CDU/CSU 13420 D Opel SPD 13422 C Gattermann FDP 13424 D Hüser GRÜNE 13425 D Tagesordnungspunkt 15: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung von Eingliederungsleistungen für Aussiedler und Übersiedler (Eingliederungsanpassungsgesetz — EinglAnpG) (Drucksachen 11/5110, 11/5677, 11/5678) Dr. Czaja CDU/CSU 13427 B Frau Hämmerle SPD 13428 D Lüder FDP 13430A Meneses Vogl GRÜNE 13431 A Sielaff SPD 13432 A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 13433 B Tagesordnungspunkt 16: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Unterhaltssicherungsgesetzes und des Arbeitsplatzschutzgesetzes (Drucksachen 11/5058, 11/5614, 11/5618) IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Breuer CDU/CSU 13435 D Steiner SPD 13436 D Nolting FDP 13437 D Frau Hürland-Büning, Parl. Staatssekretär BMVg 13438 C Zusatztagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Bericht und den Empfehlungen der Enquete-Kommission „Gestaltung der technischen Entwicklung; Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung" gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 5. November 1987 (Drucksachen 11/220, 11/311, 11/403, 11/979): Zur Notwendigkeit und Ausgestaltung einer ständigen Beratungskapazität für Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung beim Deutschen Bundestag zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Rüttgers, Dr. Kronenberg, Dr. Mahlo, Kraus, Lenzer und der Fraktion der CDU/ CSU sowie des Abgeordneten Dr. Hitschler und der Fraktion der FDP: Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung beim Deutschen Bundestag zu dem Antrag des Abgeordneten Schreiner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Technikfolgenabschätzung und -gestaltung beim Deutschen Bundestag zu dem Antrag der Abgeordneten Schreiner, Westphal, Bulmahn, Paterna, Vosen, Catenhusen, Fischer (Homburg), Ganseforth, Grunenberg, Lohmann (Witten), Nagel, Seidenthal, Vahlberg, Bernrath, Dr. Klejdzinski, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Technikfolgenabschätzung und -gestaltung beim Deutschen Bundestag zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN: Institutionalisierung von TechnikfolgenAbschätzung und -Bewertung beim Deutschen Bundestag zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN zur Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN: Praxis und Perspektiven der Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung (Drucksachen 11/4606, 11/4749, 11/4377, 11/4832, 11/4828, 11/5489) Dr. Rüttgers CDU/CSU 13440 B Schreiner SPD 13442 B Dr. Hitschler FDP 13444 D Frau Rust GRÜNE 13446 D Dr. Kronenberg CDU/CSU 13448 C Frau Bulmahn SPD 13450 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Nickels, Frau Schoppe, Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Errichtung einer Gedenk- und Dokumentationsstätte im ehemaligen Konzentrationslager Salzgitter-Drütte (Drucksache 11/786) Frau Dr. Vollmer GRÜNE 13452 C Frau Dr. Wisniewski CDU/CSU 13453 B Schmidt (Salzgitter) SPD 13454 A Lüder FDP 13455 A Tagesordnungspunkt 19: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Rust, Frau Olms, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Sanktionen gegen die Militärdiktatur in Chile (Drucksachen 11/894, 11/3930) b) Beratung der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung für die Bemühungen um Aufklärung der Menschenrechtsverletzungen in Chile und um Gerechtigkeit für ihre Opfer (Drucksachen 11/2985, 11/3931) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Sofortige Aufnahme der in Chile mit der Todesstrafe bedrohten politischen Gefangenen (Drucksachen 11/2986, 11/4391) d) Beratung der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung der Oppositionspresse in Chile (Drucksachen 11/2987, 11/3929) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Präsidentschaftswahlen in Chile (Drucksache 11/5688) Meneses Vogl GRÜNE 13456 D Dr. Müller CDU/CSU 13457 C Waltemathe SPD 13458B Irmer FDP 13459 D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 V Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 13460 C Meneses Vogl GRÜNE (Erklärung nach § 31 G0) 13461 B Dr. Müller CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13461 C Tagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Stopp des Abbaus von Qualifizierungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (Drucksache 11/5467) Andres SPD 13462A, 13469 A Scharrenbroich CDU/CSU 13464 A Hoss GRÜNE 13467 B Heinrich FDP 13467 D Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 13470 C Andres SPD (Erklärung nach § 30 GO) . 13472 A Vizepräsidentin Renger 13472 B Zusatztagesordnungspunkt 15: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Radioaktive Bestrahlung von Lebensmitteln (Drucksachen 11/1745, 11/4421) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über mit ionisierenden Strahlen behandelte Lebensmittel und Lebensmittelbestandteile (Drucksachen 11/4081 Nr. 2.14, 11/4186, 11/5104) Frau Saibold GRÜNE 13472 D Frau Limbach CDU/CSU 13473 C Frau Dr. Götte SPD 13473 D Frau Würfel FDP 13474 C Chory, Staatssekretär BMJFFG 13475 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung) : Fragestunde — Drucksache 11/5641 vom 10. November 1989 — 13381 C Nächste Sitzung 13475 D Berichtigung 13476 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13477* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hinsken und Lattmann zur Abstimmung über den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes (TOP 12a) 13477* C Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 13477* D Anlage 4 Nichterteilung eines Sichtvermerks für die Ehefrau des in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Mohamed Askcen Awan durch die deutsche Botschaft in Islamabad; Zustimmung zur Erteilung des Sichtvermerks durch die Ausländerbehörde in Osnabrück MdlAnfr 1, 2 — Drucksache 11/5641 — Dr. Emmerlich SPD SchrAntw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 13478* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 13325 176. Sitzung Bonn, den 16. November 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    13476 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Berichtigung 175. Sitzung, Seite IV linke Spalte: Bei Anlage 7 betrifft die Inhaltsangabe in den Zeilen 5 bis 7 Umschichtung der Mittel für die Magnetbahn „Transrapid" zugunsten der Bahn insbesondere ihres ICE-Netzes die Frage 11, die nicht von dem Abgeordneten Uelhoff (CDU/CSU), sondern von dem Abgeordneten Zierer (CDU/CSU) gestellt wurde. Bei der auf Seite 13319 bei Anlage 7 abgedruckten zweiten Frage handelt es sich um die Frage 11 des Abgeordneten Zierer und unten bei „zu Frage 11" um die entsprechende Antwort. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 17. 11. 89 * Antretter SPD 16. 11. 89 * Büchner (Speyer) SPD 17. 11. 89 * Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 17. 11. 89 * Conradi SPD 17.11.89 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 17. 11. 89 Frau Eid GRÜNE 17. 11. 89 Fellner CDU/CSU 17.11.89 Gallus FDP 16.11.89 Gerster (Mainz) CDU/CSU 17. 11. 89 Dr. Götz CDU/CSU 17. 11. 89 Graf SPD 17.11.89 Dr. Haack SPD 17. 11. 89 Haack (Extertal) SPD 17. 11. 89 Dr. Haussmann FDP 17. 11. 89 Hedrich CDU/CSU 17.11.89 Heimann SPD 17.11.89 Kastning SPD 17.11.89 Frau Kelly GRÜNE 17. 11. 89 Klein (Dieburg) SPD 17. 11. 89 Klose SPD 16.11.89 Dr. Kreile CDU/CSU 17. 11. 89 Lennartz SPD 16.11.89 Lenzer CDU/CSU 17. 11. 89 * Frau Luuk SPD 17. 11. 89 Frau Dr. Niehuis SPD 17. 11. 89 Paintner FDP 17. 11.89 Rappe (Hildesheim) SPD 16. 11. 89 Reddemann CDU/CSU 17. 11. 89 * Frau Rock GRÜNE 17. 11. 89 Schäfer (Mainz) FDP 16. 11. 89 Dr. Scheer SPD 17. 11. 89 * Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 17. 11. 89 Schröer (Mülheim) SPD 17. 11. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 17. 11. 89 Seehofer CDU/CSU 17. 11.89 Dr. Soell SPD 17. 11. 89* * Dr. Todenhöfer CDU/CSU 17. 11. 89 Toetemeyer SPD 16.11.89 Frau Trenz GRÜNE 17. 11. 89 Verheugen SPD 17.11.89 Volmer GRÜNE 17.11.89 Vosen SPD 16.11.89 Dr. Wieczorek SPD 17. 11. 89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 17. 11. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hinsken und Lattmann (beide CDU/CSU) zur Abstimmung Ober den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes (TOP 12 a) Mit dem Gesetz wird zwar ein kleiner Schritt in die richtige Richtung gemacht, weil der Revierausgleich und der Erschwerniszuschlag für niederflüchtige Kohle im wesentlichen über die Haushalte und den Selbstbehalt des Kohlebergbaus abgedeckt wird, aber es reicht bei weitem nicht aus. Aus der Sicht der Bürger und der Wirtschaft revierferner Länder ist u. a. insbesondere anzumerken: - dem CO2-Problem wird nicht Rechnung getragen - der „Kohlepfennig" ist zu hoch; die Abnahmeschritte sind viel zu klein - die Plafondierung des Ölausgleichs wurde nicht durchgesetzt; damit bleibt der Beitrag der Kraftwirtschaft zu gering - eine stärkere regionale Spreizung des Kohlepfennigs ist unterblieben, d. h. die Revierländer übernehmen nicht in erforderlichem Ausmaß die notwendige regionalpolitische Eigenverantwortung - der Konsens über den Einsatz von Kernenergie und Kohle bleibt von den SPD-geführten Regierungen der Revierländer aufgekündigt. Aus diesen Gründen können wir dem Gesetz nicht zustimmen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 10. November 1989 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Viertes Gesetz zur Änderung des Vieh- und Fleischgesetzes Gesetz zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes Gesetz über den Beruf der Orthoptistin und des Orthoptisten (Orthoptistengesetz - OrthoptG) ... Gesetz zur Änderung des 2. Haushaltsstrukturgesetzes Gesetz zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte und der Patentanwälte Gesetz zu dem Abkommen vom 16. April 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Türkei zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen Gesetz zum Zusatzprotokoll vom 17. März 1978 zum Europäischen Übereinkommen vom 20. April 1959 über die Rechtshilfe in Strafsachen Gesetz zu der Erklärung vom 11. Dezember 1986 zu dem Übereinkommen vom 3. Dezember 1976 zum Schutz des Rheins gegen Verunreinigung durch Chloride 13478* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Wahl der Vertreter der Bundesrepublik zur Beratenden Versammlung des Europarats Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Das vorliegende Änderungsgesetz sieht in § 1 unverändert vor, daß sämtliche Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom Deutschen Bundestag aus seiner Mitte gewählt werden. Der Bundesrat bedauert, daß der Deutsche Bundestag ihm nach wie vor eine Beteiligung in den Versammlungen des Europarates, der Westeuropäischen Union und auch in der Interparlamentarischen Union verwehrt und sich damit überzeugenden rechtlichen und fachlichen Gründen verschließt. Der Bundesrat erinnert an seine Entschließung vom 28. Juli 1950 (BR-Drucksache 602/50) sowie an den Gesetzentwurf der Bundesregierung (BR-Drucksache 467/57) und an seinen im wesentlichen Bleichlautenden Gesetzentwurf (BR-Drucksache 453/65), die eine Beteiligung auch des Bundesrates in der Versammlung des Europarates vorsahen. Die Beteiligung der Gesetzgebungsorgane des Bundes an der internationalen Zusammenarbeit muß nach Auffassung des Bundesrates im Einvernehmen zwischen dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat geregelt werden. Der Bundesrat ist davon überzeugt, daß eine Regelung gefunden werden kann, die den Interessen von Bundestag und Bundesrat gerecht wird. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 8. November 1989 ihren Antrag Zur politischen Entwicklung in Polen — Drucksache 11/ 5195 — zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachfolgenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/2201 Drucksache 11/2619 Drucksache 11/4174 Drucksache 11/4644 Drucksache 11/5064 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/554 Drucksache 11/1677 Drucksache 11/3407 Drucksache 11/3802 Drucksache 11/3898 Drucksache 11/4611 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/3021 Nr. 2.3 Drucksache 11/4680 Nr. 2.4 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/3703 Nr. 2.10, 2.12-2.19, 2.21-2.25 Drucksache 11/3831 Nr. 11 Drucksache 11/4680 Nr. 2.10, 2.11 Drucksache 11/4758 Nr. 2.13-2.29 Drucksache 11/4874 Nr. 2.1 Ausschuß für Forschung und Technologie Drucksache 11/5051 Nr. 45-50 Drucksache 11/5145 Nr. 3.34 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 11/4680 Nr. 2.14 Anlage 4 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Adam-Schwaetzer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Emmerlich (SPD) (Drucksache 11/5641 Fragen 1 und 2) Aus welchen Gründen ist der Antrag von Frau T. A., verheiratet mit dem seit 1976 in der Bundesrepublik Deutschland lebenden und seit 1988 eine Aufenthaltsberechtigung innehabenden M. A. A., auf Erteilung eines Sichtvermerks von der deutschen Botschaft in Islamabad bis heute nicht beschieden worden? Trifft es zu, daß die Ausländerbehörde der Stadt Osnabrück bereits mit Schreiben vom 21. Juni 1988 und erneut mit Schreiben vom 13. Juli 1988 die Zustimmung zur Erteilung des Sichtvermerks erteilt hatte? Zu Frage 1: Die Botschaft Islamabad hat bisher keinen Sichtvermerk ausgestellt, da nach ihren Erkenntnissen der erhebliche Verdacht besteht, daß der pakistanische Ehemann der Antragstellerin seine Aufenthaltserlaubnis im Bundesgebiet durch strafbare Handlungen erlangt hat. Er hat trotz fortbestehender Ehe mit der Antragstellerin und unter Vorlage gefälschter pakistanischer Scheidungsdokumente eine deutsche Staatsangehörige geheiratet. Nach der dadurch erlangten Aufenthaltserlaubnis für die Bundesrepublik Deutschland hat er sich wieder von der deutschen Ehefrau scheiden lassen, um dann unter Vorlage einer neuen jedoch gefälschten pakistanischen Heiratsurkunde die Antragstellerin im Wege des Ehegattennachzuges in die Bundesrepublik Deutschland nachziehen zu lassen. Zu Frage 2: Mit Schreiben vom 21. 6. 1988 stimmte die Ausländerbehörde der Stadt Osnabrück der SichtvermerksErteilung für die Dauer eines Monats zu. Das Schreiben vom 13. 7.1988 stellt die Antwort der Ausländerbehörde auf die Bitte der Botschaft Islamabad dar, die geschilderten Verdachtsmomente zu überprüfen. Sie konnten durch die Ausländerbehörde damals nicht bestätigt werden, so daß die Botschaft weitere Ermittlungen vor Ort anstellen mußte. Die zuletzt gewonnenen Erkenntnisse der Botschaft, die unter anderem den Verdacht auf Bigamie und Betrug bestätigen, wurden der Ausländerbehörde Osnabrück am 31. 10. 1989 zur abschließenden Stellungnahme übersandt, die noch nicht vorliegt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans Koschnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube allerdings, daß am heutigen Tag in einigen wichtigen Reden Akzente gesetzt worden sind, die hinterher leider nicht in gleichem Umfang fortgesetzt worden sind. Ich sage im Blick auf eine Position, die mich bewegt: In der schwierigen Zeit für Berlin steht heute ein knorriger Mann dort und bemüht sich, für seine Bürger den richtigen Weg zu gehen. Ein Gleiches sage ich für den Bundeskanzler in der jetzigen schwierigen Situation. Legen Sie Ihre Betroffenheit beide ab, arbeiten Sie für Deutschland gemeinsam weiter!

    (Beifall bei der SPD — Pfeffermann [CDU/ CSU] : Ein trauriger Mann!)

    Wenn ich diesen Klub anschaue, dann kann ich nur sagen: Ich habe eben bei der Rede von Herrn Rühe das Gefühl gehabt: Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU, haben mit Geißler wirklich etwas verloren.

    (Beifall bei der SPD)

    Am heutigen Tage geht es darum, gemeinsam über eine veränderte Politik im Ostblock, in den Bereichen von Polen, Ungarn und in der DDR nachzudenken und insonderheit das, was Ihr Kanzler in diesen Bereichen getan hat,

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Sie meinen jetzt Momper!)

    neu zu bewerten und vielleicht gemeinsame Wege zu finden. Sie aber „kloppen" hier herum, als wenn Sie eine Wahlkampfveranstaltung hätten.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Frau Garbe [GRÜNE] — Pfeffermann [CDU/CSU]: Sie meinen doch Momper! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ich habe das Gefühl, Sie haben einen Adrenalinstoß bekommen. Nun bleiben Sie doch mal ruhig!

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Die Hoffnungen haben sich leider nicht voll verwirklicht, der Besuch des Herrn Bundeskanzlers in Polen werde eine neue Dimension in den deutschpolnischen Beziehungen eröffnen, ähnlich dem Durchbruch nach der deutsch-polnischen Verständigung mit dem Vertrag vom 7. Dezember 1970. Ein neuer Abschnitt deutsch-polnischer Geschichte wurde nicht eingeläutet, doch auf vorgezeichneten Bahnen wurde Respektables erreicht. Mit den in Warschau getroffenen Absprachen, nicht zuletzt mit der Gemeinsamen Erklärung, wurde vieles geregelt bzw. beseitigt, was bisher als Stein des Anstoßes auf dem Weg zur Normalisierung und Aussöhnung schier unüberwindliche Ärgernisse verursachte. Ich denke, daß man deshalb von dem Beginn einer zweiten Etappe in den deutsch-polnischen Beziehungen sprechen sollte.
    Die SPD-Fraktion anerkennt jedenfalls — wie bereits von Willy Brandt ausgeführt — das Ergebnis der abgeschlossenen Verhandlungen. Sie sieht viele auch von offenen Initiativen wie dem Deutsch-Polnischen Forum angeregte Wünsche durch die Absprachen mit Warschau auf einen guten Weg gebracht. Ich glaube, wenn man sehr aufmerksam das liest, was abgesprochen ist, erkennt man, daß sogar manches mehr auf den Weg gebracht worden ist, als wir vorhergesehen haben.

    (Scharrenbroich [CDU/CSU]: Weil es gut vorbereitet war, Herr Kollege!)

    Wenn dennoch einige kritische Anmerkungen nicht zu vermeiden sind, dann nicht aus oppositioneller Grundhaltung, sondern aus Sorge wegen möglicher Fehlentwicklungen. Was ich bei all meinen Gesprächen in Polen früher nicht gesehen habe, ja nicht vermuten konnte, ist die bängliche Reaktion von Teilen der CDU und der CSU auf die Erfolge der Republikaner bei Regionalwahlen. Wer so einknickte und als einzige Antwort auf dumpfe Gefühle des „Ausgegrenztseins" in eine nationalistisch-reaktionäre Haltung flüchtete, der kann natürlich nicht dem Kanzler, nicht dem eigenen Parteivorsitzenden Hilfe und Unterstützung sein, wenn es um eine vergangenheitsbewußte , gegenwartsreflektierende und zukunftsorientierte Vertretung deutscher Interessen geht.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Was soll denn das?)

    Wenn ich an den Eiertanz in der CDU/CSU-Fraktion denke, als wir eine in der Sache wichtige und in der Formulierung vorbildliche Erklärung des für die Wahrung des deutschen Rechtsstandpunktes zuständigen Außenministers

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Der kommt wieder!)

    vor den Vereinten Nationen zur gemeinsamen Beschlußübernahme im Deutschen Bundestag empfahlen, dann weiß ich, mit welch schwerem Reisegepäck der Bundeskanzler nach Warschau fuhr, weiß ich, was ihm seine Freunde Waigel und Czaja an Ballast mit aufgeladen haben. Es waren nicht nur die mehr als



    Koschnick
    10 % der CDU/CSU-Fraktion, die bei ihrem Sondervotum zur Beschlußfassung über die Erklärung deutlich machten,

    (Dr. Vogel [SPD]: Leider wahr!)

    daß ihre Zustimmung nur bedeutete, keine Gebietsforderungen an Polen über die Reichsgrenzen von 1937 hinaus zu stellen

    (Dr. Vogel [SPD]: Unglaublich!)

    — hier kann man wirklich nur sagen: Mein Gott, Herr Dregger, was haben Sie für eine Fraktion! —, sondern es gab auch noch die Empfehlung von ihnen befreundeten Vertriebenenfunktionären, eine Pilgerreise nach Schlesien zu unternehmen — z. B. nach Anna-berg — , um nicht den Verdacht einer indirekten völkerrechtlichen Anerkennung der vermeintlichen Okkupation von Schlesien auszudrücken.

    (Dr. Lippelt [Hannover] [GRÜNE]: Als Unperson sollte er hingehen!)

    Da kann man beinahe die Ängste von Herrn Andreotti, dem einstigen Führer der christdemokratischen Parteien in Europa und heutigen italienischen Ministerpräsidenten, vor den irrationalen Deutschen verstehen.
    Verehrter Herr Bundeskanzler, ich beneide Sie jedenfalls nicht um diese Weggenossen. Hätten Sie doch nur nicht auf sie gehört! Sie hätten im Bundestag immer eine überwältigende Mehrheit für eine zukunftsgewandte, mutige Politik gegenüber Polen gefunden,

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    übrigens auch in Ihrer eigenen Partei. Verzagtheiten gegenüber einer bestimmten rückwärtsgewandten Funktionärsschicht zahlen sich nie aus, besonders nicht für Vorsitzende demokratischer Parteien.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich frage deshalb: Warum haben Sie sich in Polen um die Übernahme der vom Bundestag beschlossenen Erklärung zur polnischen Westgrenze gedrückt? Sie hatten doch die Unterstützung dieses Hauses, Ihres liberalen Koalitionspartners, ja mehrheitlich auch des Kabinetts und der CDU/CSU-Fraktion.
    Wenn Sie, aus welchen Gründen auch immer, als Vorsitzender einer Koalitionsregierung nicht einen Kabinettsstreit bewirken wollten, dann hätten Sie, Herr Dr. Kohl, doch zumindest als Vorsitzender der CDU für Ihre Partei klarer und verbindlicher sagen können, was Sie zunächst im Bundestag und dann in Ihrer Tischrede in Warschau umschrieben haben, nämlich daß in den ehemaligen deutschen Gebieten jetzt in zweiter Generation polnische Staatsbürger leben, denen diese Landschaften zur Heimat geworden sind, und daß wir dies achten und nicht in Frage stellen.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Das hat er doch gesagt!)

    — Das sage ich ja auch. Ich zitiere doch gerade! — Eine eindeutige Erklärung hätte für die politisch-psychologische Situation in Polen mehr bewirkt. Sie hätte auch bei uns nichts verschüttet; denn Sie hätten nur
    das wiedergegeben, was Demokraten in unserem Lande, Demokraten aus allen Lagern, längst an Konsequenzen aus einer verhängnisvollen verbrecherischen Politik gezogen haben. Hitler und seine Spießgesellen, Hand in Hand mit seinen Koalitionspartnern aus der Harzburger Front — Stahlhelm eingeschlossen — , haben verspielt, was viele von uns geliebt haben und in Trauer um verlorene Heimat noch lieben. Vielleicht hätte eine klarere Aussage die Grenzen durchlässiger gemacht, wie es sich Bundespräsident Richard von Weizsäcker zu Recht erhofft.
    Ihr Wunsch, Herr Bundeskanzler, auch mit Polen in guter Nachbarschaft zu leben, wird von uns geteilt. Ich kenne und würdige Ihre Bemühungen, bedaure aber, daß Sie für eine längere Zeit auf den Rat und den Sachverstand des Auswärtigen Amtes verzichtet haben; ich hoffe, nicht auch auf die Kenntnisse und Beziehungsgeflechte des Herrn Außenministers, nicht, weil sich das im Ergebnis ausdrücken muß, wohl aber, weil bei der empfindsamen Linie einer problembelasteten Politik gegenüber Polen Mißtrauen und Schadenfreude zwischen Bundeskanzleramt und Auswärtigem Amt das ungeeignete Schlachtfeld für Kompetenzrangeleien wären.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch erlaube ich mir die Anmerkung, daß, wenn schon der Sprecher der Bundesregierung in den Ministerrang gehoben wurde, dieser dann auch die Regeln des Umgangs mit besonders dunklen Tatbeständen unserer Geschichte einüben muß, soll die Bundesregierung nicht weltweit in ein schiefes Licht geraten. Seine Bemerkungen über das „internationale Judentum" schließen sich seinem Freispruch der Waffen-SS von allen Verbrechen der Nazizeit würdig an; immer war es am Ende nicht so gemeint. Ich meine, Herr Minister Klein müßte ein höheres Maß an Sensibilität bei seinen Aussagen entwickeln und die Wirkungen im Ausland und wohl auch im Inland stärker beachten.

    (Beifall bei der SPD)

    Schließlich spricht er ja nicht für sich, nicht einmal für die bayerische CSU, sondern für die ganze Regierung. Merke: So hält man die Republikaner nicht klein!

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Hohes Haus, wer heute die Ergebnisse der Politik des Bündnisses seit 1966 betrachtet und von Reykjavik zum Harmel-Bericht und von daher zur gemeinsamen Sicherheits- und Entspannungspolitik, zur bündnisabgesicherten deutschen Ostpolitik sowie zu den Verträgen der vier Siegermächte über West-Berlin und unseren Verträgen mit Warschau und Moskau, dem Grundlagenvertrag mit der DDR und den Verträgen mit Prag, Budapest und Sofia bis hin zur KSZE-Schlußakte von Helsinki gelangt, der vergißt nicht, daß dies alles mit einer Politik verbunden ist, die mit dem Namen Willy Brandt untrennbar verknüpft bleibt, übrigens mit einer Politik, die damals keineswegs die Zustimmung der CDU/CSU fand.
    Mit dem Abbau von Mißtrauen, der Eingrenzung der militärischen Rüstung, der Verbreiterung wirtschaftlicher Zusammenarbeit und der Öffnung zu mehr Menschen- und Bürgerrechten befindet sich ein



    Koschnick
    einstmals ideologisch monolithischer Block heute in einer auf Freiheit und Selbstbestimmung ausgerichteten Metamorphose. Auch aus dieser Erfahrung prüfen wir die Ergebnisse dieser neuen Absprachen zwischen Warschau und Bonn.
    Meine Damen und Herren, ich darf Ihnen sagen, daß die Bundestagsfraktion der SPD eine Vielzahl von Absprachen und Verträgen voll mitträgt, und zwar ohne Einschränkungen. Sie sieht in den Regelungen im Kulturbereich und zum Jugendaustausch einen guten und perspektivreichen Schritt nach vorn. Sie begrüßt die Klärung im gegenseitigen Rechtsverkehr, die Lösung für die konsularischen Vertretungen, die Beendigung des unsinnigen Ortsbezeichnungsstreits und setzt auf die Ausformung und Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Austausches.
    Von besonderer Bedeutung ist für uns Sozialdemokraten, daß sich die polnische Regierung jetzt auch für die Probleme der Minderheiten in ihrem Land geöffnet und daß die Bundesregierung es geschafft hat, dabei für die deutsche Minderheit einen gesicherten Rechtsstatus für kulturelle Selbstbestimmung zugestanden zu erhalten.
    Was die Absprachen im wirtschaftlichen Bereich und die daraus abzuleitenden Konsequenzen für die Zukunft anlangt, wird gleich mein Kollege Roth das Notwendige sagen. Ich begrüße, daß die Bundesregierung — Sie haben das vorhin ausgeführt, Herr Bundeskanzler — schon jetzt ihren Einfluß auf Weltbank, Internationalen Währungsfonds und Pariser Club ausüben will, damit die internationalen Hilfen für Polen nicht erst bewilligt werden, wenn soziale Explosionen eine geordnete Umstrukturierung ohne ruinösen Substanzverlust kaum noch möglich machen. Aus gleichem Grunde bitte ich die anderen Fraktionen im Bundestag, sich unserem Antrag mit dem Ziel einer Soforthilfe für Polen nicht zu versagen.
    Wir begrüßen die Einladung von Präsident Mitterand zu einem Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft und hoffen auf ein adäquates Hilfsangebot der Gemeinschaft an Polen und Ungarn. Mit dem Herrn Bundeskanzler vertreten wir die Auffassung, daß materielle Unterstützungen Bestandteil einer sinnvollen Sicherheitspolitik sind und entsprechend als Bündnisleistungen anzurechnen sind.
    Meine Damen und Herren, wir wollen, daß über Visa-Pflichten nicht nur ernsthaft nachgedacht und ein vereinfachtes Verfahren eingeführt wird, sondern schon vor Abschluß dieser Überlegung der Wegfall der 50-DM-Visa-Regelung für Reisen nach Westdeutschland beschlossen wird. Denn bei dem jetzigen Verfahren haben die Devisenärmeren nur eine Chance, auszuweichen: Sie fahren nach West-Berlin und belasten hier die Stadt — wir sehen es am Polen-Markt — in wirklich dramatischer Weise, nicht zum Wohl des Ansehens der polnischen Bürger wie der Offenheit der Stadt.
    Auch ein anderes Problem muß angesprochen werden: die Frage nach der Entschädigung für im Kriege
    nach Deutschland verschleppte und ausgebeutete polnische Zwangsarbeiter.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE])

    Bei dem Besuch der SPD-Delegation in Warschau vor knapp einem Monat hat mein Fraktions- und Parteivorsitzender Dr. Vogel allen Gesprächspartnern deutlich gemacht, daß auch ein sozialdemokratischer Bundeskanzler der Forderung nach einer allgemeinen Entschädigung für alle zur Zwangsarbeit gezwungenen polnischen Bürgerinnen und Bürger nicht entsprechen könne. Neben dem Londoner Schuldenabkommen, den damit verbundenen Reparationsabgrenzungen und den verschiedenen Vertragsabsprachen im Ausfluß der deutsch-polnischen Verständigung vom 7. Dezember 1970 steht auch die Frage, daß diese deutsch-polnische Problematik nicht eine speziell auf die Bundesrepublik bezogene ist, sondern zur Gemeinschaftshaftung beider deutscher Staaten gehört. Die Politik des Reiches von 1933 bis 1945 erfordert eine Antwort aller Deutschen im Zusammenhang mit den noch ausstehenden Friedensverträgen und keine allein durch die bundesrepublikanischen Bürger.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Deswegen darf man es nicht hinausschieben!)

    Gleichwohl sind wir der Meinung, daß in besonderen individuellen Notlagen geholfen werden sollte. Durch eine Stiftung könnte — neben öffentlichen Mitteln — auch die damals den Nutzen aus der Arbeit der Zwangsarbeiter ziehende Industrie zur Mitleistung aufgefordert werden. Eine gute Gelegenheit, ein Beispiel zu geben — hierzu hat die Fraktion DIE GRÜNEN einen Antrag gestellt — , hätte die Bundesregierung, wenn sie für den Salzgitter-Konzern der Stiftung entsprechende Mittel zuführte.

    (Dr. Lippelt [Hannover] [GRÜNE]: Salzgitter ist bereit zu zahlen!)

    Die früheren Hermann-Göring-Werke, heute der Salzgitter-Konzern, haben von der Ausbeutung polnischer Zwangsarbeiter damals sehr profitiert. Einer muß jetzt den Anfang machen: Der Bund als Eigentümer ist hier gefordert.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Dr. Lippelt [Hannover] [GRÜNE]: Salzgitter ist bereit, aber Sie von der Regierung fangen ja nicht an!)

    Zum Abschluß meines Beitrages noch ein Wort des Dankes. Ihre Absprachen, Herr Bundeskanzler, zur Errichtung einer deutschen Gedenkstätte in der bedrückenden Auschwitz-Anlage sind ein wichtiger Schritt, um der Weltöffentlichkeit in die Erinnerung zurückzurufen, daß die ersten jüdischen Menschen in Europa, die von den Nazis verfolgt, drangsaliert, terrorisiert, ja gemordet wurden, deutsche Staatsbürger jüdischer Abstammung waren. Sie zahlten einen schrecklichen Blutzoll gleich den Millionen jüdischer Frauen und Männer, Kinder und Greise aus den damals unter der Nazi-Gewaltherrschaft leidenden anderen Staaten Europas.
    Ihre Bemühungen um die Erinnerungstafeln in Kreisau und Rastenburg oder an dem Geburtshaus



    Koschnick
    von Kurt Schumacher in Kulm hatten Erfolg. Sie werden auch in Polen hoffentlich sichtbar machen, daß sich in unserem Lande nicht wenige Frauen und Männer einer Gewalt- und Unrechtspolitik mit allem Risiko entgegenstemmten und dafür mit dem Leben oder zumindest mit ihrer Gesundheit zahlten. Ihnen für diesen Einsatz zu danken, Herr Bundeskanzler, ist selbstverständliche Pflicht. Der Dank sollte daher auch in aller Öffentlichkeit ausgesprochen werden.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Bei dieser grundsätzlich positiven Bewertung des Ergebnisses der Bemühungen der Bundesregierung, zu einer zweiten Etappe der Zusammenarbeit mit Polen überzugehen, versteht es sich, daß wir der Gemeinsamen Erklärung der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen wie auch dem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen zur Rechtsungültigkeit des Hitler-Stalin-Paktes von Anfang an zustimmen.
    Vielleicht gestatten Sie mir eine historische Reminiszenz: Es war der Exil-Vorstand der SPD, der bereits im Frühherbst 1939 den von Ribbentrop und Molotow gezeichneten Vertrag und die nachfolgenden Absprachen für von Anfang an rechtsungültig erklärte. Die Absprachen wurden als das bezeichnet, was sie waren: Unrechtsabsprachen zwischen zwei das Menschen- und Völkerrecht mißachtenden Regimen. Dazu stehen wir auch heute noch.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE] und des Abg. Cronenberg [Arnsberg] [FDP])



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Ich erteile das Wort dem Herrn Bundesminister des Auswärtigen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In dem, Herr Kollege Koschnick, was Sie am Schluß als Dank an den Bundeskanzler gesagt haben, können wir uns hier im Hause alle vereinen, genauso in dem, was Willy Brandt hier für Ihre Partei zum Ausdruck gebracht hat.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wir werden noch sehr viel Übereinstimmung und Zusammenwirken brauchen, wenn wir den Herausforderungen gerecht werden wollen, die diese geschichtliche Entwicklung in Osteuropa, aber auch in der DDR an uns stellt. Jeder einzelne von uns wird daran gemessen werden, ob er dieser Herausforderung gewachsen ist. Die Maßstäbe dafür setzen die Deutschen in der DDR. Wir werden uns messen lassen müssen an der Verantwortung, an der demokratischen Reife, an der Besonnenheit, mit der sie ihre Freiheitsrechte einfordern. Voller Stolz hat vor den Fernsehkameras in Leipzig ein junger Mann gesagt: Wir haben die Chance, das demokratischste Land der Welt zu werden. — Ich wünsche von ganzem Herzen, daß er recht behalten möge.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Eines aber steht schon heute fest. Was sich in der DDR vollzieht, ist ein urdemokratischer Aufbruch. Es ist wirklich Demokratie von unten und — ich stimme
    Ihnen gerne zu, Herr Kollege Brandt — auch Einheit von unten, was sich dort vollzieht. Es ist eine gewaltlose Revolution der Freiheit; sie läßt keinen Raum mehr für Überheblichkeit, für Selbstgerechtigkeit und Trägheit derjenigen, die die politische Verantwortung tragen.
    Ich wiederhole, was ich an derselben Stelle vor einer Woche gesagt habe: Nichts wird mehr sein, wie es vorher war, weder in der DDR noch bei uns noch irgendwo in Europa.
    Die glücklichen Tage in Berlin und an den vielen Grenzübergängen von Lübeck bis Hof sind nicht nur Tage der Wiederbegegnung, es sind Tage der Zusammengehörigkeit, der Solidarität. Es sind Tage der fröhlichen Besinnung auf die Kraft des Volkes. Alle Welt erfährt, was wir immer wußten: In und für Berlin schlägt das Herz der ganzen Nation. Wir sind das Volk. Das ist ein stolzes Bürgerwort. Das richtet sich auch an uns.
    Der Respekt vor dem Freiheitswillen der Deutschen in der DDR verlangt, daß wir den Weg respektieren, für den sie sich in Freiheit entscheiden werden. Das gilt auch für die Tagesordnung, mit der sie diese Ziele — ihre Ziele — erreichen wollen.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Wir sollten der Versuchung widerstehen, ihnen hineinzureden. Es würde den schweren Weg, der wahrlich vor ihnen liegt, noch schwerer machen. Sie waren es ja auch, die das deutsche Schicksal auf die internationale Tagesordnung gesetzt haben. Überlassen wir ihnen weiter die Federführung.

    (Beifall bei der FDP und den GRÜNEN)

    Wir sind unseren Weg in Freiheit gegangen und haben dabei auch immer an die Deutschen in der DDR gedacht. Sie haben das gleiche Recht, und sie werden dabei nicht weniger an uns denken. Deutsche der DDR schreiben nicht nur deutsche, sie schreiben europäische Friedensgeschichte, und sie sind dabei, eine neue politische Kultur zu schaffen.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der GRÜNEN)

    Wir, die wir im freiesten und sozialsten Staat unserer Geschichte leben, tun gut daran, ohne Überheblichkeit zu prüfen, was wir von dieser neuen politischen Kultur und von den mündigen Bürgern in der DDR lernen können.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Meine Damen und Herren, die Menschen in der DDR geben uns auch viel mit ihrem Freiheits-, ihrem Demokratie- und ihrem Friedensbekenntnis. Sie haben aufs neue und unter viel schwereren Umständen als wir weltweit den deutschen Namen untrennbar mit Freiheit und Demokratie verbunden. Das, was der Teil der Nation, der in den letzten vier Jahrzehnten die schwerere Last unserer gemeinsamen Geschichte und Verantwortung zu tragen hatte, in diesen Wochen bewirkt, macht uns alle, alle Deutschen reicher. Wir dürfen darüber Stolz empfinden. Noch stolzer dürfen die Deutschen der DDR selbst sein. Ich empfinde aber auch Dankbarkeit, was sie damit für uns alle tun. Sie



    Bundesminister Genscher
    geben uns viel. Auch wir sind aufgerufen zu geben, nicht gönnerhaft, sondern von gleich zu gleich.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Dem Prozeß, der sich derzeit in Europa vollzieht, wird sich niemand, wird sich keine Regierung entziehen können. Der Preis der Reformunwilligkeit ist die Isolation von den eigenen Bürgern und von den europäischen Nachbarn. Was wir dazu beitragen können, diesen Prozeß europäischer Selbstbesinnung unumkehrbar zu machen, das sollten wir tun.
    Der Besuch des Bundeskanzlers in Polen hat die tiefgreifenden Veränderungen besonders deutlich gemacht. Er stand im Zeichen unserer Verantwortung gegenüber dem polnischen Volk, unserer historischen Verantwortung, unserer Verantwortung für das Gelingen des Reformprozesses. Es war ein weiter Weg, der von dem Warschauer Vertrag, dem historischen Besuch Willy Brandts bis zu diesem Besuch zurückgelegt werden mußte.
    Wir besuchten jetzt ein neues Polen, ein Polen, in dem sich alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte vereint haben, um eine glückliche Zukunft zu gestalten.
    Die gemeinsame deutsch-polnische Erklärung eröffnet die Chance einer immer engeren Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Polen. Sie erweist, daß wir unseren Worten der Unterstützung des polnischen Reformprozesses Taten folgen lassen.
    Der bewegende Gottesdienst in Kreisau bezeugte, daß Polen und Deutsche ohne Verdrängung der Geschichte im Bewußtsein ihrer Verantwortung für Freiheit und für Frieden zueinander finden können. Deutsche und Polen sind nicht nur symbolisch zusammengerückt. Polen weiß, daß wir, aufgewühlt durch die Ereignisse in der DDR, auch in Zukunft unserer Verantwortung gerecht werden.
    Die Reformprozesse in Mittel- und Osteuropa sind untrennbar miteinander verbunden, und wir sind dabei keine unbeteiligten Zuschauer. Wir waren es auch in der Vergangenheit nicht. Eine langjährige westliche Friedenspolitik beginnt ihre Früchte zu tragen. Wir haben mit unseren Ostverträgen und im KSZE-Prozeß einen unverzichtbaren Beitrag dazu geleistet.
    Die Reformentwicklung in der DDR wäre so nicht möglich geworden, wenn nicht Gorbatschow mit seiner schon heute als historisch zu bezeichnenden Politik den Weg dafür geöffnet hätte, wenn nicht die Polen und die Ungarn eine mutige Reformpolitik eingeleitet hätten. Es wird das historische Verdienst Ungarns bleiben, daß es als erstes Land den Eisernen Vorhang durchschnitten hat.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Das nimmt nichts von der Kraft und von der Verantwortung des Freiheitswillens der Deutschen in der DDR. Aber es lehrt uns, daß auch auf dem Weg zur Freiheit ein deutscher Alleingang nicht möglich ist.
    Wir wissen um die inneren Zusammenhänge der Reformprozesse in den Staaten des Warschauer Pakts; deshalb müssen wir sie alle unterstützen. Wir müssen die deutsch-sowjetische Erklärung nutzen,
    und wir müssen dafür sorgen, daß unser Antrag Wirklichkeit wird, daß die Außenminister der 24 Staaten, die sich zur Hilfe für Polen und Ungarn verpflichtet haben, noch in diesem Jahr zusammenkommen, um über die gemeinsamen Hilfsmaßnahmen zu entscheiden. Dann müssen alle ihren Worten Taten folgen lassen.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Es geht jetzt darum, daß wir erkennen, daß der Reformprozeß im Osten der Abstützung in jeder Hinsicht bedarf, daß wir stabile Rahmenbedingungen für diesen Reformprozeß schaffen müssen. Wir können einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Wir tun es mit unserer Treue zu den Verträgen, die wir geschlossen haben. Wir tun es mit unserer Mitwirkung im KSZE-Prozeß. Wir tun es mit dem, was in der deutschpolnischen Erklärung steht, wonach die territoriale Integrität und Souveränität aller Staaten, wonach die Unverletzlichkeit der Grenzen in Europa ein Unterpfand des Friedens in Europa, eine Bedingung des Friedens in Europa sind. Und wir können es tun, indem wir unsere aktive Rolle in der Europäischen Gemeinschaft für die Zusammenarbeit mit den Staaten Mittel- und Osteuropas verstärken und gleichzeitig zur Vertiefung dieser Europäischen Gemeinschaft beitragen. Sie darf ihre Dynamik nicht verlieren; sonst verliert sie auch ihre Faszination und ihre Kraft.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Deshalb wird es wichtig sein, daß wir beim Europäischen Rat in Straßburg die dann anstehenden Entscheidungen treffen. Deshalb wird es wichtig sein, daß die Europäische Gemeinschaft ihre Ostpolitik entwickelt und daß wir dabei mit allen unseren Mitpartnern in der Europäischen Gemeinschaft einig bleiben, daß die DDR in einem besonderen Verhältnis zu dieser Europäischen Gemeinschaft steht. Darauf haben wir bei Abschluß des EWG-Vertrags hingewiesen. Daß muß sich nicht nur in der jetzigen Sonderstellung erweisen, sondern auch bei jedem Schritt, den die DDR nach freien Wahlen tun will, um näher mit der Europäischen Gemeinschaft zusammenzukommen.
    Die Europäische Gemeinschaft, meine Damen und Herren, ist für uns eine Heimstatt, wenn es gewünscht wird, für alle Deutschen, natürlich auch für alle Europäer.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Wir werden deshalb zur Vertiefung wie zur Gestaltung des Verhältnisses zu den Nachbarn im Osten unsere unverzichtbaren Beiträge leisten.
    Meine Damen und Herren, wir in der Bundesrepublik Deutschland werden den Bürgern in der DDR im Respekt vor ihrer freien Entscheidung nichts auf drängen von unseren Erfahrungen, die wir gemacht haben.

    (Zuruf der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE])




    Bundesminister Genscher
    Unser Beispiel ist ein Angebot, Frau Kollegin Vollmer; ob es angenommen wird, ist die freie Entscheidung der Deutschen in der DDR.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Sie haben unter viel schwierigeren Umständen — oder trotz sehr schwieriger Umstände — für sich viel erreicht, und darauf können sie mit Recht Stolz empfinden.
    Das nimmt nichts von der Bitterkeit, die sie darüber spüren, was sie mit der gleichen Anstrengung hätten schaffen können, wenn man ihnen nur die Möglichkeit dazu gegeben hätte.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Aus einer solchen Erfahrung kann ein Wir-Gefühl entstehen, wie wir das jetzt in der DDR erleben.

    (Baum [FDP]: Sehr gut!)

    Jetzt muß sich unsere nationale Solidarität bewähren. Das verlangt eben den Respekt vor den dort zu treffenden freien Entscheidungen. Wir sollten uns hier darüber verständigen können, daß Deutsche für uns auch dann Deutsche bleiben und Anspruch auf unsere Solidarität haben, wenn sie sich in Freiheit für andere Modelle entscheiden, als es die unseren sind.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Wenn wir, meine Damen und Herren, sagen, wir wollen unser Beispiel und Modell nicht aufdrängen, so sollte doch andererseits auch bei uns niemand glauben, er könne die DDR nun zum Experimentierfeld für Vorstellungen machen, die anderenorts schon versagt haben und die er bei uns nicht hat durchsetzen können.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der GRÜNEN)

    Von der Führung der DDR erwarten wir, daß sie die Forderung der Bürger nach freien, geheimen und gerechten Wahlen erfüllt. Das bedeutet mehr, als nur ein neues Wahlgesetz zu verabschieden. Das bedeutet vor allen Dingen, daß die Führung der DDR den Bürgern die Angst vor dem immer noch bestehenden staatlichen Apparat der Repression nimmt.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Die Entmündigung beenden! Freiheit einführen!)

    Meine Damen und Herren, es ist die Verantwortung der Führung der DDR, angesichts der friedlichen Demonstrationen ihr Verhältnis zu ihren Bürgern zu entfeinden. Es ist ihre Verantwortung, Rechenschaft darüber abzulegen, welche Politik es war, die zu dieser Lage geführt hat. Dann wird auch klar sein, wie es weitergeht und was geschehen muß, damit durchgreifende ökonomische Reformen eingeleitet werden können. Ein Demonstrant hat es auf die ganz knappe Formel gebracht: „Freie Wahlen, wahre Zahlen" .
    Es liegt im gemeinsamen Interesse, daß unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit immer enger wird. Das wird uns zu einer immer stärkeren Vernetzung führen. Ich bin von der Dynamik dieser Entwicklung
    überzeugt. Ich bin auch überzeugt, daß das die Stabilität in Europa stärken wird. Es wird also nicht ausreichen abzuwarten, wohin der Weg der DDR geht. Es gilt zu erkennen, daß wir den Menschen heute schon helfen können, und das bedeutet, daß wir ihre Bedürfnisse definieren, daß wir feststellen können, was wir für den Umweltschutz, was wir für die Verbesserung der Verkehrswege, was wir für eine bessere Kommunikation tun können.
    Herr Regierender Bürgermeister, bei der Besprechung über die Frage, ob man die neue Trasse von Hannover nach Berlin noch in der alten Zielrichtung verfolgt oder ob man nicht angesichts neuer Entwicklungen darüber nachdenkt, sie über Madgeburg zu führen, um damit eine gesamtdeutsche Infrastruktur zu schaffen, sollte der Senat seine ablehnende Haltung zu diesen Vorstellungen einmal überprüfen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ich denke, daß wir alle uns jetzt gegenseitig beraten sollten und uns nicht gegenseitig kritisieren sollten. Der Herr Bundespräsident hat in dieser Woche die zahllosen freiwilligen Helfer ausgezeichnet, die die Deutschen in den Botschaften betreut haben, die bei der Besucherbetreuung aktiv sind; er hat Beamte des Bundesgrenzschutzes ausgezeichnet, des Auswärtigen Dienstes, der inneren Verwaltung. Herr Regierender Bürgermeister, nach dem, was Kollege Seiters Sie gefragt hat, sollten Sie wirklich Ihre Kritik an der Bundesregierung und ihren organisatorischen Vorbereitungen noch einmal überprüfen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Zurücknehmen!)

    Ich kann Ihnen sagen: Bei dem letzten Treffen der EG-Außenminister haben sich meine Kollegen in einem ganz anderen Sinne geäußert. Sie haben gesagt: Wir bewundern die Deutschen der DDR, wie sie ihre Freiheit verfolgen, aber wir erkennen auch an, wie ihr es schafft, daß ihr dieser Herausforderung gerecht werdet. — Da haben alle ihren Anteil, Berlin genauso wie die Bundesregierung und vor allen Dingen die Menschen, die das tun.
    Meine Damen und Herren, in dieser bewegenden Zeit wird uns bewußt, wie groß unsere Verantwortung ist, unsere Verantwortung für Europa und unsere Verantwortung als Deutsche. Ich habe in diesen Wochen des befreienden Aufbruchs in der DDR oft an das Wort Rudolf Hagelstanges aus Nordhausen denken müssen. Es schreibt im „Venezianischen Credo" :
    Ich habe lange, lange wie ein Stein geschwiegen und mehr noch als ein Stein.
    Dann gibt er uns seine Verheißung, die auch heute fortbesteht. Er sagt:
    Freiheit ist der Odem unseres Lebens, und nur Freien bleibt ein freies Vaterland.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der GRÜNEN)