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    Plenarprotokoll 11/176 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 176. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13325 A Absetzung der Punkte 12 c) und e) sowie 17 von der Tagesordnung 13326 A Änderung des Beschlusses betr. die Überweisung des Entwurfs eines Wohnungsbauförderungsgesetzes an Ausschüsse . . . . 13326 A Nachträgliche Überweisung des Entwurfs eines Dritten Rechtsbereinigungsgesetzes an den Verteidigungsausschuß zur Mitberatung 13326 A Begrüßung einer Delegation finnischer Parlamentarier 13380 A Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und für Aktuelle Stunden in der Sitzungswoche ab 27. November 1989 . . 13397 C Tagesordnungspunkt 10: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur Polenreise und zur Lage in der DDR b) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Nichtigkeitserklärung zum Hitler-StalinPakt (Drucksache 11/5273) c) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Einführung des Themas „Europäische Friedensordnung" in den KSZE-Prozeß (Drucksache 11/5276) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Verurteilung des Hitler-Stalin-Paktes (Drucksache 11/5683) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD zur Öffnung der deutsch-deutschen Grenze und zur Deutschlandpolitik (Drucksache 11/5691) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Zur Unterstützung der Reformen und Soforthilfe für Polen (Drucksache 11/5692) Dr. Kohl, Bundeskanzler 13326D Brandt SPD 13335 C Dr. Waigel CDU/CSU 13340A Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 13344 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 13347 A Momper, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 13352 C Rühe CDU/CSU 13356A Koschnick SPD 13361A Genscher, Bundesminister AA 13364 B Frau Dr. Schreyer, Senator des Landes Berlin 13367 A Roth SPD 13368B Dr. Hornhues CDU/CSU 13370 C Frau Dr. Vollmer GRÜNE 13372 D Bahr SPD 13375 C Wüppesahl fraktionslos 13377 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Stobbe SPD 13379 B Becker (Nienberge) SPD (nach § 31 GO) 13380D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE (nach § 31 GO) 13381 A Tagesordnungspunkt 11: Beratungen ohne Aussprache a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates betreffend die Transparenz von Maßnahmen zur Regelung der Preisfestsetzung für Arzneimittel für den menschlichen Gebrauch und ihre Einbeziehung in die staatlichen Krankenversicherungssysteme (Drucksachen 11/138 Nr. 3.45, 11/392, 11/1191) b) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 136 zu Petitionen (Drucksache 11/5473) c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Dritten Zusatzprotokoll vom 20. April 1989 zu dem Protokoll zu dem Europäischen Abkommen zum Schutz von Fernsehsendungen (Drucksachen 11/5319, 11/5696) d) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Sozialplan im Konkurs- und Vergleichsverfahren (Drucksachen 11/5585, 11/5701) e) Zweite und dritte Beratung des von dem Abgeordneten Dr. Pick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Konkursordnung (Drucksachen 11/5483, 11/5701) f) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Entlastung des Bundesfinanzhofs (Drucksachen 11/5584, 11/5673) 13381 C Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für einen Beschluß des Rates über die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen und die Förderung ihrer Entwicklung, insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen in der Gemeinschaft (Drucksachen 11/4405 Nr. 3.3, 11/4860) 13382 B Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Entwurf einer Richtlinie des Rates zur Einführung eines gemeinschaftlichen Verfahrens zur Gewährleistung der Transparenz der vom industriellen Endverbraucher zu zahlenden Gas- und Strompreise zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1056/72 über die Mitteilung der Investitionsvorhaben von gemeinschaftlichem Interesse auf dem Erdöl-, Erdgas- und Elektrizitätssektor an die Kommission zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über den Transit von Elektrizitätslieferungen über die großen Netze (Drucksachen 11/5497 Nr. 2.5, 2.6, 11/5642 Nr. 3.10, 11/5693) 13382 C Zusatztagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung des Arzneimittelrechts (Drucksache 11/5700) 13382 D Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes (Drucksache 11/5392) aa) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft (Drucksache 11/5646) bb) Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 11/5649) b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Rationalisierung im Steinkohlenbergbau (Drucksachen 11/5318, 11/5647) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Umbaukonzept für die heimische Steinkohle: Neuer Konsens zur Sicherung der Arbeitsplätze im Bergbau und zum ökologischen Umbau der Kohlereviere (Drucksachen 11/1476, 11/5633) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 III f) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Stratmann, Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ersatz des Kohlepfennigs durch eine Primärenergie- und Atomstromsteuer (Drucksachen 11/3655, 11/5634) Gerstein CDU/CSU 13384 C Müller (Wadern) CDU/CSU 13384 D Jung (Düsseldorf) SPD 13386 C Dr.-Ing. Laermann FDP 13388 C Stratmann GRÜNE 13389 D Dr. Sprung CDU/CSU 13391 B Schreiner SPD 13392 C Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi . 13395 C Tagesordnungspunkt 13: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie des Rates vom 27. Juni 1985 über die Umweltverträglichkeitsprüfung bei bestimmten öffentlichen und privaten Projekten (85/337/EWG) (Drucksachen 11/3919, 11/5532) b) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP-Gesetz) (Drucksachen 11/1844, 11/5532, 11/5617) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag des Abgeordneter Dr. Hartenstein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Umweltverträglichkeitsprüfung (Drucksachen 11/1902, 11/5532) d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesberggesetzes (Drucksachen 11/4015, 11/5601) Brauer GRÜNE (zur GO) 13398 C Dr. Rüttgers CDU/CSU (zur GO) 13398 D Frau Weyel SPD (zur GO) 13399 A Dörflinger CDU/CSU 13399 A Frau Dr. Hartenstein SPD 13401 C Baum FDP 13404 A Brauer GRÜNE 13405 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 13406 B Kiehm SPD 13408 B Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Antrag des Abgeordneten Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Kündigung des deutsch-brasilianischen Abkommens über Zusammenarbeit auf dem Gebiet der friedlichen Nutzung der Kernenergie zu dem Antrag des Abgeordneten Stratmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kündigung des Deutsch-Brasilianischen Atomvertrages von 1975 (Drucksachen 11/5266, 11/5358, 11/5624) Bachmaier SPD 13410 C Jäger CDU/CSU 13411D Stratmann GRÜNE 13414A, 13419B Timm FDP 13415B Frau Ganseforth SPD 13416C Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 13417 C Zusatztagesordnungspunkt 12: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der steuerlichen Förderung schadstoffarmer Personenkraftwagen (Drucksachen 11/5289, 11/5495, 11/5623, 11/ 5676) Schulhoff CDU/CSU 13420 D Opel SPD 13422 C Gattermann FDP 13424 D Hüser GRÜNE 13425 D Tagesordnungspunkt 15: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung von Eingliederungsleistungen für Aussiedler und Übersiedler (Eingliederungsanpassungsgesetz — EinglAnpG) (Drucksachen 11/5110, 11/5677, 11/5678) Dr. Czaja CDU/CSU 13427 B Frau Hämmerle SPD 13428 D Lüder FDP 13430A Meneses Vogl GRÜNE 13431 A Sielaff SPD 13432 A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 13433 B Tagesordnungspunkt 16: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Unterhaltssicherungsgesetzes und des Arbeitsplatzschutzgesetzes (Drucksachen 11/5058, 11/5614, 11/5618) IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Breuer CDU/CSU 13435 D Steiner SPD 13436 D Nolting FDP 13437 D Frau Hürland-Büning, Parl. Staatssekretär BMVg 13438 C Zusatztagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu dem Bericht und den Empfehlungen der Enquete-Kommission „Gestaltung der technischen Entwicklung; Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung" gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 5. November 1987 (Drucksachen 11/220, 11/311, 11/403, 11/979): Zur Notwendigkeit und Ausgestaltung einer ständigen Beratungskapazität für Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung beim Deutschen Bundestag zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Rüttgers, Dr. Kronenberg, Dr. Mahlo, Kraus, Lenzer und der Fraktion der CDU/ CSU sowie des Abgeordneten Dr. Hitschler und der Fraktion der FDP: Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung beim Deutschen Bundestag zu dem Antrag des Abgeordneten Schreiner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Technikfolgenabschätzung und -gestaltung beim Deutschen Bundestag zu dem Antrag der Abgeordneten Schreiner, Westphal, Bulmahn, Paterna, Vosen, Catenhusen, Fischer (Homburg), Ganseforth, Grunenberg, Lohmann (Witten), Nagel, Seidenthal, Vahlberg, Bernrath, Dr. Klejdzinski, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Technikfolgenabschätzung und -gestaltung beim Deutschen Bundestag zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN: Institutionalisierung von TechnikfolgenAbschätzung und -Bewertung beim Deutschen Bundestag zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN zur Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN: Praxis und Perspektiven der Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung (Drucksachen 11/4606, 11/4749, 11/4377, 11/4832, 11/4828, 11/5489) Dr. Rüttgers CDU/CSU 13440 B Schreiner SPD 13442 B Dr. Hitschler FDP 13444 D Frau Rust GRÜNE 13446 D Dr. Kronenberg CDU/CSU 13448 C Frau Bulmahn SPD 13450 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Nickels, Frau Schoppe, Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Errichtung einer Gedenk- und Dokumentationsstätte im ehemaligen Konzentrationslager Salzgitter-Drütte (Drucksache 11/786) Frau Dr. Vollmer GRÜNE 13452 C Frau Dr. Wisniewski CDU/CSU 13453 B Schmidt (Salzgitter) SPD 13454 A Lüder FDP 13455 A Tagesordnungspunkt 19: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Rust, Frau Olms, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Sanktionen gegen die Militärdiktatur in Chile (Drucksachen 11/894, 11/3930) b) Beratung der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung für die Bemühungen um Aufklärung der Menschenrechtsverletzungen in Chile und um Gerechtigkeit für ihre Opfer (Drucksachen 11/2985, 11/3931) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Sofortige Aufnahme der in Chile mit der Todesstrafe bedrohten politischen Gefangenen (Drucksachen 11/2986, 11/4391) d) Beratung der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung der Oppositionspresse in Chile (Drucksachen 11/2987, 11/3929) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Präsidentschaftswahlen in Chile (Drucksache 11/5688) Meneses Vogl GRÜNE 13456 D Dr. Müller CDU/CSU 13457 C Waltemathe SPD 13458B Irmer FDP 13459 D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 V Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 13460 C Meneses Vogl GRÜNE (Erklärung nach § 31 G0) 13461 B Dr. Müller CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13461 C Tagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Stopp des Abbaus von Qualifizierungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (Drucksache 11/5467) Andres SPD 13462A, 13469 A Scharrenbroich CDU/CSU 13464 A Hoss GRÜNE 13467 B Heinrich FDP 13467 D Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 13470 C Andres SPD (Erklärung nach § 30 GO) . 13472 A Vizepräsidentin Renger 13472 B Zusatztagesordnungspunkt 15: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Radioaktive Bestrahlung von Lebensmitteln (Drucksachen 11/1745, 11/4421) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über mit ionisierenden Strahlen behandelte Lebensmittel und Lebensmittelbestandteile (Drucksachen 11/4081 Nr. 2.14, 11/4186, 11/5104) Frau Saibold GRÜNE 13472 D Frau Limbach CDU/CSU 13473 C Frau Dr. Götte SPD 13473 D Frau Würfel FDP 13474 C Chory, Staatssekretär BMJFFG 13475 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung) : Fragestunde — Drucksache 11/5641 vom 10. November 1989 — 13381 C Nächste Sitzung 13475 D Berichtigung 13476 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13477* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hinsken und Lattmann zur Abstimmung über den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes (TOP 12a) 13477* C Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 13477* D Anlage 4 Nichterteilung eines Sichtvermerks für die Ehefrau des in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Mohamed Askcen Awan durch die deutsche Botschaft in Islamabad; Zustimmung zur Erteilung des Sichtvermerks durch die Ausländerbehörde in Osnabrück MdlAnfr 1, 2 — Drucksache 11/5641 — Dr. Emmerlich SPD SchrAntw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 13478* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 13325 176. Sitzung Bonn, den 16. November 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    13476 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Berichtigung 175. Sitzung, Seite IV linke Spalte: Bei Anlage 7 betrifft die Inhaltsangabe in den Zeilen 5 bis 7 Umschichtung der Mittel für die Magnetbahn „Transrapid" zugunsten der Bahn insbesondere ihres ICE-Netzes die Frage 11, die nicht von dem Abgeordneten Uelhoff (CDU/CSU), sondern von dem Abgeordneten Zierer (CDU/CSU) gestellt wurde. Bei der auf Seite 13319 bei Anlage 7 abgedruckten zweiten Frage handelt es sich um die Frage 11 des Abgeordneten Zierer und unten bei „zu Frage 11" um die entsprechende Antwort. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 17. 11. 89 * Antretter SPD 16. 11. 89 * Büchner (Speyer) SPD 17. 11. 89 * Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 17. 11. 89 * Conradi SPD 17.11.89 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 17. 11. 89 Frau Eid GRÜNE 17. 11. 89 Fellner CDU/CSU 17.11.89 Gallus FDP 16.11.89 Gerster (Mainz) CDU/CSU 17. 11. 89 Dr. Götz CDU/CSU 17. 11. 89 Graf SPD 17.11.89 Dr. Haack SPD 17. 11. 89 Haack (Extertal) SPD 17. 11. 89 Dr. Haussmann FDP 17. 11. 89 Hedrich CDU/CSU 17.11.89 Heimann SPD 17.11.89 Kastning SPD 17.11.89 Frau Kelly GRÜNE 17. 11. 89 Klein (Dieburg) SPD 17. 11. 89 Klose SPD 16.11.89 Dr. Kreile CDU/CSU 17. 11. 89 Lennartz SPD 16.11.89 Lenzer CDU/CSU 17. 11. 89 * Frau Luuk SPD 17. 11. 89 Frau Dr. Niehuis SPD 17. 11. 89 Paintner FDP 17. 11.89 Rappe (Hildesheim) SPD 16. 11. 89 Reddemann CDU/CSU 17. 11. 89 * Frau Rock GRÜNE 17. 11. 89 Schäfer (Mainz) FDP 16. 11. 89 Dr. Scheer SPD 17. 11. 89 * Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 17. 11. 89 Schröer (Mülheim) SPD 17. 11. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 17. 11. 89 Seehofer CDU/CSU 17. 11.89 Dr. Soell SPD 17. 11. 89* * Dr. Todenhöfer CDU/CSU 17. 11. 89 Toetemeyer SPD 16.11.89 Frau Trenz GRÜNE 17. 11. 89 Verheugen SPD 17.11.89 Volmer GRÜNE 17.11.89 Vosen SPD 16.11.89 Dr. Wieczorek SPD 17. 11. 89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 17. 11. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hinsken und Lattmann (beide CDU/CSU) zur Abstimmung Ober den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes (TOP 12 a) Mit dem Gesetz wird zwar ein kleiner Schritt in die richtige Richtung gemacht, weil der Revierausgleich und der Erschwerniszuschlag für niederflüchtige Kohle im wesentlichen über die Haushalte und den Selbstbehalt des Kohlebergbaus abgedeckt wird, aber es reicht bei weitem nicht aus. Aus der Sicht der Bürger und der Wirtschaft revierferner Länder ist u. a. insbesondere anzumerken: - dem CO2-Problem wird nicht Rechnung getragen - der „Kohlepfennig" ist zu hoch; die Abnahmeschritte sind viel zu klein - die Plafondierung des Ölausgleichs wurde nicht durchgesetzt; damit bleibt der Beitrag der Kraftwirtschaft zu gering - eine stärkere regionale Spreizung des Kohlepfennigs ist unterblieben, d. h. die Revierländer übernehmen nicht in erforderlichem Ausmaß die notwendige regionalpolitische Eigenverantwortung - der Konsens über den Einsatz von Kernenergie und Kohle bleibt von den SPD-geführten Regierungen der Revierländer aufgekündigt. Aus diesen Gründen können wir dem Gesetz nicht zustimmen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 10. November 1989 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Viertes Gesetz zur Änderung des Vieh- und Fleischgesetzes Gesetz zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes Gesetz über den Beruf der Orthoptistin und des Orthoptisten (Orthoptistengesetz - OrthoptG) ... Gesetz zur Änderung des 2. Haushaltsstrukturgesetzes Gesetz zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte und der Patentanwälte Gesetz zu dem Abkommen vom 16. April 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Türkei zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen Gesetz zum Zusatzprotokoll vom 17. März 1978 zum Europäischen Übereinkommen vom 20. April 1959 über die Rechtshilfe in Strafsachen Gesetz zu der Erklärung vom 11. Dezember 1986 zu dem Übereinkommen vom 3. Dezember 1976 zum Schutz des Rheins gegen Verunreinigung durch Chloride 13478* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 176. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. November 1989 Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Wahl der Vertreter der Bundesrepublik zur Beratenden Versammlung des Europarats Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Das vorliegende Änderungsgesetz sieht in § 1 unverändert vor, daß sämtliche Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom Deutschen Bundestag aus seiner Mitte gewählt werden. Der Bundesrat bedauert, daß der Deutsche Bundestag ihm nach wie vor eine Beteiligung in den Versammlungen des Europarates, der Westeuropäischen Union und auch in der Interparlamentarischen Union verwehrt und sich damit überzeugenden rechtlichen und fachlichen Gründen verschließt. Der Bundesrat erinnert an seine Entschließung vom 28. Juli 1950 (BR-Drucksache 602/50) sowie an den Gesetzentwurf der Bundesregierung (BR-Drucksache 467/57) und an seinen im wesentlichen Bleichlautenden Gesetzentwurf (BR-Drucksache 453/65), die eine Beteiligung auch des Bundesrates in der Versammlung des Europarates vorsahen. Die Beteiligung der Gesetzgebungsorgane des Bundes an der internationalen Zusammenarbeit muß nach Auffassung des Bundesrates im Einvernehmen zwischen dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat geregelt werden. Der Bundesrat ist davon überzeugt, daß eine Regelung gefunden werden kann, die den Interessen von Bundestag und Bundesrat gerecht wird. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 8. November 1989 ihren Antrag Zur politischen Entwicklung in Polen — Drucksache 11/ 5195 — zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachfolgenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/2201 Drucksache 11/2619 Drucksache 11/4174 Drucksache 11/4644 Drucksache 11/5064 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/554 Drucksache 11/1677 Drucksache 11/3407 Drucksache 11/3802 Drucksache 11/3898 Drucksache 11/4611 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/3021 Nr. 2.3 Drucksache 11/4680 Nr. 2.4 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/3703 Nr. 2.10, 2.12-2.19, 2.21-2.25 Drucksache 11/3831 Nr. 11 Drucksache 11/4680 Nr. 2.10, 2.11 Drucksache 11/4758 Nr. 2.13-2.29 Drucksache 11/4874 Nr. 2.1 Ausschuß für Forschung und Technologie Drucksache 11/5051 Nr. 45-50 Drucksache 11/5145 Nr. 3.34 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 11/4680 Nr. 2.14 Anlage 4 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Adam-Schwaetzer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Emmerlich (SPD) (Drucksache 11/5641 Fragen 1 und 2) Aus welchen Gründen ist der Antrag von Frau T. A., verheiratet mit dem seit 1976 in der Bundesrepublik Deutschland lebenden und seit 1988 eine Aufenthaltsberechtigung innehabenden M. A. A., auf Erteilung eines Sichtvermerks von der deutschen Botschaft in Islamabad bis heute nicht beschieden worden? Trifft es zu, daß die Ausländerbehörde der Stadt Osnabrück bereits mit Schreiben vom 21. Juni 1988 und erneut mit Schreiben vom 13. Juli 1988 die Zustimmung zur Erteilung des Sichtvermerks erteilt hatte? Zu Frage 1: Die Botschaft Islamabad hat bisher keinen Sichtvermerk ausgestellt, da nach ihren Erkenntnissen der erhebliche Verdacht besteht, daß der pakistanische Ehemann der Antragstellerin seine Aufenthaltserlaubnis im Bundesgebiet durch strafbare Handlungen erlangt hat. Er hat trotz fortbestehender Ehe mit der Antragstellerin und unter Vorlage gefälschter pakistanischer Scheidungsdokumente eine deutsche Staatsangehörige geheiratet. Nach der dadurch erlangten Aufenthaltserlaubnis für die Bundesrepublik Deutschland hat er sich wieder von der deutschen Ehefrau scheiden lassen, um dann unter Vorlage einer neuen jedoch gefälschten pakistanischen Heiratsurkunde die Antragstellerin im Wege des Ehegattennachzuges in die Bundesrepublik Deutschland nachziehen zu lassen. Zu Frage 2: Mit Schreiben vom 21. 6. 1988 stimmte die Ausländerbehörde der Stadt Osnabrück der SichtvermerksErteilung für die Dauer eines Monats zu. Das Schreiben vom 13. 7.1988 stellt die Antwort der Ausländerbehörde auf die Bitte der Botschaft Islamabad dar, die geschilderten Verdachtsmomente zu überprüfen. Sie konnten durch die Ausländerbehörde damals nicht bestätigt werden, so daß die Botschaft weitere Ermittlungen vor Ort anstellen mußte. Die zuletzt gewonnenen Erkenntnisse der Botschaft, die unter anderem den Verdacht auf Bigamie und Betrug bestätigen, wurden der Ausländerbehörde Osnabrück am 31. 10. 1989 zur abschließenden Stellungnahme übersandt, die noch nicht vorliegt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte Ihnen, Herr Kollege Brandt, Dank und Respekt für vieles aussprechen, das Sie jetzt gesagt haben. Auch die Art und Weise, wie Sie es gesagt haben, macht Schule, ist Beispiel.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Sogar das Kritische, das Sie gesagt haben, ist so, wie Sie es gesagt haben, leichter erträglich.

    (Heiterkeit)

    Ich möchte mich bei Ihnen, Herr Kollege Brandt, auch für die Art und Weise bedanken, wie Sie etwas zu manchem Verhalten damals bei der Kundgebung in Berlin gesagt und wie Sie es auch vor dem Schöneberger Rathaus zum Ausdruck gebracht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es geht hier nicht um Achtung oder Mißachtung, um verletzte Eitelkeit eines Politikers; das ist nicht die Frage. Es geht vielmehr darum: Welches Bild machen sich in einer historischen Stunde Deutschland selbst und die internationale Welt von Deutschland und von der Art und Weise, wir wir miteinander auftreten?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dabei ist es schlimm und ist es eine Schande, wenn ein Pfeifkonzert während des gemeinsamen Absingens der Nationalhymne ertönt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es gab allerdings noch eine weitere Kundgebung an diesem Tag in Berlin, liebe Kolleginnen und Kollegen. Fast niemand weiß, daß auf dieser weiteren Kundgebung in Berlin etwa zehnmal soviel Menschen versammelt waren wie vor dem Schöneberger Rathaus. Nur: Davon haben die veröffentlichte Meinung und vor allen Dingen die öffentlichen Massenmedien — aus welchen Gründen auch immer — nicht Kenntnis genommen und nichts Entsprechendes übertragen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich möchte auch noch, Herr Kollege Brandt, auf das eingehen, was Sie zu Polen gesagt haben. Ich meine im Gegensatz zu einer Andeutung von Ihnen: Der Zeitpunkt, zu dem der Bundeskanzler die Reise durchgeführt hat, war richtig, war sogar sehr gut. Das Angebot und die Vereinbarung sind substantiell, übertreffen um vieles das, was andere Länder dazu sagen, bei denen die Ankündigungen manchmal umgekehrt proportional sind zu ihrem substantiellen Inhalt.
    Herr Kollege Brandt, liebe Kolleginnen und Kollegen, es waren auch die richtigen Adressaten, die der Bundeskanzler, die die Bundesregierung zum richtigen Zeitpunkt getroffen hat; denn der Ministerpräsident und der Finanzminister sind Anhänger der sozialen Marktwirtschaft. Sie sind nicht nur für einen Kurswechsel hin zur Demokratie, sondern auch für einen Kurswechsel hin zu einer freien, sozialen Marktwirtschaft. Der polnische Finanzminister hat mir bei einer Begegnung in Washington anläßlich der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds erklärt, daß sein Modellbild einer neuen polnischen Gesellschaft die soziale Marktwirtschaft sei. Ich füge hinzu: Ich bedanke mich bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, die ihm das Kennenlernen unseres Modells durch ein Stipendium ermöglicht hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, im berühmten Vorwort zur „Kritik der politischen Ökonomie" prophezeite Karl Marx, mit der sozialistischen Revolution, mit der Abschaffung des Privateigentums und der bürgerlichen Produktionsverhältnisse und mit der Diktatur des Proletariats ende die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft, und es beginne die marxistische Epoche der Weltgeschichte. Wie die Reformen im Ostblock zeigen, geht die marxistische Geschichtsepoche zu Ende. Mehr noch, wir können spätestens seit dem 9. November 1989 vom Ende der Nachkriegsgeschichte sprechen.
    Glasnost und Perestroika sind die politischen und wirtschaftlichen Folgerungen aus Gorbatschows Einsicht, den Wettlauf mit dem Westen nicht gewinnen zu können. Um den Anschluß an die wirtschaftliche und technologische Entwicklung im Westen nicht zu verlieren, hat Gorbatschow erste Schritte zur politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Liberalisierung des Sowjetsystems unternommen. Polen und Ungarn haben mit einer Revolution von oben den Kommunismus über Bord geworfen; sie befinden sich in einem Prozeß der Annäherung an die westlichen Systeme mit Demokratie und Marktwirtschaft.
    Der 9. November mit der Entscheidung für die Reisefreiheit war auch in der DDR ein Startschuß auf dem Weg in die Freiheit, dem hoffentlich noch weitere Schritte folgen werden.
    Der Sozialismus marxscher Prägung ist an der unaufhebbaren Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, an der Verwechslung von Utopie und Wissenschaft gescheitert.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Er ist gescheitert, weil er davon ausging, den in der Natur des Menschen liegenden Hang zur Freiheit unterdrücken, einen neuen, mit besserem und höherem Bewußtsein ausgestatteten Menschen schaffen und den Individualismus durch den absoluten Vorrang des Kollektivismus ausschalten zu können.
    Die Realität des real existierenden Sozialismus sah und sieht jedoch anders aus. Statt Überflußgesellschaft Versorgungsengpässe, an Stelle des versprochenen Reiches der Freiheit Archipel Gulag und Bautzen, statt der noch vor wenigen Jahren beschworenen wirtschaftlichen Überrundung des Westens eine immer größer werdende Lücke zu den marktwirt-



    Dr. Waigel
    schaftlichen Systemen. Den sozialistischen Wirtschaftssystemen ist es zwar gelungen, Weltraumstationen und Interkontinentalraketen zu entwickeln, es ist ihnen aber nicht gelungen, mit sozialistischen Produktionsverhältnissen, nämlich mit verstaatlichten Produktionsmitteln und mit staatlicher Planung und Kontrolle leere Regale und lange Schlangen zu verhindern und einen ausreichenden Lebensstandard zu ermöglichen. Marx hat sich selber widerlegt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist fast gespenstisch, wenn man sich die letzten Sätze des Kommunistischen Manifests vorliest. Dort rief Karl Marx die Proletarier aller Länder auf, ihre Ketten abzuwerfen. Heute erleben wir, wie die Bürger im Osten und in Mitteleuropa ihre Ketten abwerfen, aber es sind nicht die Ketten des Kapitalismus, es sind die Ketten des Marxismus-Leninismus, die sie abwerfen, um eine Welt für sich zu gewinnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Tage seit der Öffnung der Grenze sind erfüllt von Freude, von Emotionen und von Glücksgefühlen. Wir — damit meine ich den Deutschen Bundestag — tun in dieser Stunde aber auch gut daran, jener zu gedenken und die nicht zu vergessen, die infolge von Mauer und Schießbefehl mit ihrem Leben bezahlen mußten oder deren Widerstand in den Zuchthäusern des SED-Regimes endete. Es liegt nun an der DDR, jene Reformen in Richtung Demokratie und Rechtsstaatlichkeit durchzusetzen, die es uns ermöglichen, auf die Erfassungsstelle in Salzgitter zu verzichten.
    Die Wende in der DDR, angestoßen durch Gorbatschow und die Reformen in Ungarn und Polen, ist das Ergebnis eines neuen Selbstbewußtseins der Bürger der DDR. Zehntausenden ist mit Hilfe der Verantwortlichen in Budapest und Warschau und mit Unterstützung Österreichs damals der Sprung in die Freiheit gelungen. Die Flüchtlinge — seit der Gründung der DDR sind es rund 3,5 Millionen — haben mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln das Selbstbestimmungsrecht in die eigene Hand genommen. Zusammen mit den Millionen von friedlichen Demonstranten haben sie jenen Druck erzeugt, der zu den bisherigen Reformmaßnahmen geführt hat. Wir sollten dabei auch den Kirchen in der DDR herzlich Dank sagen, da sie lange Jahre das entscheidende und mitunter einzige Forum für die Artikulation von Kritik und für die Herstellung einer Form von Öffentlichkeit waren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Den bisherigen Reformen müssen weitere im politischen und wirtschaftlichen Bereich folgen. Wir hören in diesen Tagen immer wieder Stimmen, die vor der Gefahr einer Destabilisierung der DDR warnen. Stabile Verhältnisse in der DDR erfordern Vertrauen in die Führung. Doch dieses Vertrauen läßt sich nur durch mutige Schritte in Richtung demokratische Verhältnisse herstellen, also durch Wahlen, Zulassung konkurrierender Parteien und Verzicht der SED auf den politischen Führungsanspruch, d. h. letztlich durch das Recht des Volkes, selber über die künftige Staatsform entscheiden zu können, wie es von Gorbatschow in der gemeinsamen deutsch-sowjetischen Erklärung zugestanden wurde.
    Wenn wir uns zur politischen und gesellschaftlichen Entwicklung in der DDR äußern, so hat dies nichts mit einer Einmischung in die inneren Verhältnisse zu tun. Es gibt auf deutschem Boden zwar zwei Staaten, aber eine Nation, deren einer Teil sich bis vor wenigen Tagen politisch überhaupt nicht legal artikulieren konnte. Auch 40 Jahre nach der Gründung ist es der SED nicht gelungen, eine staatliche Identität der DDR zu schaffen. Das haben die Bürger der DDR in den letzten Tagen und Wochen wirklich hinreichend unter Beweis gestellt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn die Reise in der DDR in Richtung Freiheit geht, dann müssen übergreifende Zusammenhänge beachtet werden. Freiheit ist unteilbar. Eine freiheitliche Demokratie ist mit einer zentralen Planwirtschaft ebensowenig vereinbar wie eine soziale Marktwirtschaft mit einem Einparteienregime.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Wenn die DDR im ökonomischen Bereich Anschluß an die Entwicklung im Westen erreichen will, so geht dies nur durch die Schaffung marktwirtschaftlicher Rahmenbedingungen, was keineswegs eine Kopie unseres Konzepts bedeuten muß.
    Aber Dezentralisierung der Entscheidungsstrukturen, schrittweise Einführung von Privateigentum an den Produktionsmitteln, vor allem in Handwerk und Dienstleistung, Schaffung echter Märkte, Übergang zu leistungsorientierter Entlohnung, Preisreform mit Subventionsabbau, drastische Einschränkung der staatlichen Planvorgaben — das sind die Elemente einer Wirtschaftsreform für die DDR. Wenn dies die, die die Situation drüben richtig analysieren und begreifen, schon fordern und verlangen, dann muß es um so mehr auch uns möglich sein und muß es gerechtfertigt sein, darauf hinzuweisen, weil nur auf diesem Weg den Menschen in der DDR eine langfristige Perspektive eröffnet werden kann und sie damit die Chance haben, in ihrer Heimat zu bleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Nun hat der SPD-Vorsitzende Vogel — der Kollege Brandt hat das in seiner Rede aufgegriffen — für die Bundesrepublik Deutschland einen runden Tisch zur Erarbeitung eines nationalen Hilfsprogramms gefordert. Nur, das geht am Kern der Probleme vorbei. Am Zug sind nicht wir, sondern die DDR. Die DDR braucht den runden Tisch, an dem sie mit allen Verantwortlichen klären muß, ob sie zu einer politischen, einer demokratischen und einer marktwirtschaftlichen Erneuerung bereit ist oder ob sie mit dem sozialistischen Instrumentarium weiterwursteln will. Wir wollen die Einbindung, die bestmögliche Information und auch die Verantwortung der Opposition. Wir wollen aber auch an der klaren Verantwortlichkeit in der Bundesrepublik Deutschland festhalten, und daran hat es auch von 1969 bis 1982 keinen Zweifel gegeben. Es war nicht immer ein runder Tisch, an dem damals — von 1969 bis 1982 — die wichtigsten Dinge für die Zukunft Deutschlands entschieden worden sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Dr. Waigel
    Ich bleibe dabei: Die wirksamste Wirtschaftshilfe der DDR besteht in der Einführung marktwirtschaftlicher Konzepte. Mit der Entscheidung für die Soziale Marktwirtschaft ist es Ludwig Erhard nach dem Zweiten Weltkrieg gelungen, wirtschaftliche Effizienz und sozialen Wohlstand zu schaffen. Angesichts der Intelligenz, des Ausbildungsniveaus, der Leistungsbereitschaft und der Aufbruchstimmung bin ich mir sicher: Einen entsprechenden ordnungspolitischen Neuanfang vorausgesetzt, könnte die DDR innerhalb eines Jahrzehnts Anschluß an die Entwicklung in der Europäischen Gemeinschaft gewinnen. Die Menschen brauchen nur den politischen und ökonomischen Rahmen, damit sie ihre Entfaltung endlich auch vollziehen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Wirtschaftliche Hilfen von uns müssen Hilfe zur Selbsthilfe sein. Sie können nur zum Erfolg führen, wenn sie zur Erhöhung der Produktivität der DDR-Wirtschaft beitragen. Leistungen, die nur in den Konsum fließen, wären Fehlinvestitionen. Wie bei den Leistungspaketen für Polen und Ungarn können wir das Engagement von Firmen der Bundesrepublik — vor allem des Mittelstandes — in der DDR wirksam unterstützen. Wie bisher kann sich die Bundesrepublik Deutschland an Infrastruktur- oder Umweltschutzprojekten in der DDR beteiligen. Doch mit solchen Maßnahmen — darüber müssen wir uns im klaren sein — läßt sich die DDR-Wirtschaft nicht sanieren. Hierzu bedarf es vielmehr der Mobilisierung privaten Kapitals im Wege von Anreizen und rechtlichen Absicherungen von Direktinvestitionen, Kooperationen, wirtschaftlichen und technologischen Gemeinschaftsprojekten, die durch große Betriebe und durch den Mittelstand initiiert werden müssen.
    Meine Damen und Herren, im Gegensatz zu der Situation von 1948 und 1949, als es kaum Kapital gab, zumal schon in Deutschland nicht, als es aber auch nur wenig internationales Kapital gab, stünde heute deutsches und internationales Kapital zur Verfügung, wenn dort der Rahmen, wenn dort die Voraussetzungen, wenn dort der entsprechende Rechtsschutz für private Investitionen geschaffen würde.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das heißt im Klartext: Die Bürger der DDR müssen selber über ihre Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung entscheiden. Aber sie müssen zunächst überhaupt über diese Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung entscheiden können. Dann bin ich sehr sicher, daß sie sich nicht mehr für das System entscheiden, das ihnen bisher aufoktroyiert war.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn dieser Prozeß in Richtung Marktwirtschaft läuft, werden wir ihn im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen. Wir werden aber nicht die bisherige oder eine neue Spielart der sozialistischen Planwirtschaft in der DDR finanzieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    In den letzten Tagen war auch von einer Vermögensabgabe, von einer Ergänzungsabgabe auf die
    Lohn-, Einkommen- und Körperschaftsteuer sowie vom Verzicht auf die Steuerreformstufe 1990 die Rede. Das wäre nach meiner festen Überzeugung das Kontraproduktivste, was wir im Augenblick tun könnten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Arbeit und Wohnraum für Zehntausende von Aus- und Übersiedlern, finanzielle Hilfen für reformwillige Ostblockstaaten und Staaten in Mitteleuropa wie Polen und Ungarn und Hilfen für die DDR können wir nur dann bereitstellen, wenn die Dynamik unseres Konjunktur- und Wachstumsprozesses anhält.
    Wir sollten auch nicht auf dem Umweg über die Deutschlandpolitik falsche, sozialistische Steuerkonzepte wieder in die nationalökonomische Diskussion einführen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Was ökonomisch falsch ist, kann auch deutschlandpolitisch nicht richtig sein.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Führende Politiker der SED haben jüngst das Konzept einer marktorientierten sozialistischen Planwirtschaft in die Diskussion gebracht. Das allerdings läßt wenig Positives hoffen. Die gesamtwirtschaftliche Produktion muß in der überwiegenden Mehrheit der Wirtschaftssektoren entweder an den Steuerungsfaktoren eines Marktes oder aber an den Vorgaben eines staatlichen Plans ausgerichtet werden. Reformen in Richtung einer sozialistischen Marktwirtschaft wie die Experimente von Liberman in der UdSSR und andere haben sich als katastrophale Fehlschläge erwiesen. Auch die sozialistischen Experimente einiger Parteien in Westeuropa in den zurückliegenden Jahrzehnten ermutigen keineswegs zur Wiederholung.
    Die Volkswirtschaften der Europäischen Gemeinschaft haben in den 80er Jahren eine Dynamik entfaltet, weil sich alle Partner in der Frage der Stärkung der Marktkräfte einig waren und demzufolge die Steuern gesenkt, die Märkte dereguliert, öffentliche Unternehmen privatisiert, die staatliche Beeinflussung des privaten Sektors reduziert, bei Steuern und Abgaben entlastet und eine konsequente Stabilitätspolitik betrieben haben. Nur auf dieser Basis, auf diesem bewährten Kurs mit der Revitalisierung der Marktwirtschaft werden wir die riesigen Herausforderungen der 90er Jahre auch bewältigen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Der Wirtschaftspublizist Hans Barbier hat das in seinem Kommentar jüngst wie folgt auf einen Punkt gebracht: „In eine sozialistische Gesellschaft aber werden trotz aller politischen Appelle keine Mittel fließen. Denn die Kapitalisten haben gelernt: es gibt nur einen Sozialismus."

    (Zurufe von der CDU/CSU: So ist es!)

    Einige kritische Zeitgenossen, die den Zusammenbruch des Sozialismus marxistischer Prägung innerlich nicht verkraften können, werfen uns nun vor, wir feierten gegenwärtig den Sieg des Kapitalismus über den Sozialismus. Das Gegenteil kann man ja wirklich



    Dr. Waigel
    nicht feiern, weder jetzt noch in der Vergangenheit noch in der Zukunft.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Warten Sie mal ab!)

    — Die einzige Politikerin, die in den letzten Wochen gemeint hat, die gegenwärtige Entwicklung sei ein Sieg des Marxismus über den Kapitalismus, scheint offensichtlich Frau Vollmer gewesen zu sein.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Frau Vollmer, bei allen Gegensätzen, die wir bisher gepflegt haben: Ich hätte Sie in dem Punkt für intelligenter gehalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von den GRÜNEN: Oh!)

    Was sich im Osten abzeichnet, ist ein Sieg der Freiheit über staatliche Willkür und staatlichen Zwang im politischen, im gesellschaftlichen und im wirtschaftlichen Bereich.
    Es gab und es gibt Stimmen, die meinten, wir könnten von der DDR viel lernen. Wir können von den Menschen in der DDR in der Tat viel lernen;

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    nichts aber können wir von dem Staat und von dem lernen, was das Regime in den letzten 40 Jahren hervorgebracht hat.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE])

    Von den Menschen müssen wir in der Tat lernen, wie sie Leid und Unrecht getragen haben, wie sie nicht verzagt haben, wie sie nicht aufgegeben haben, wie sie ihre innere Würde trotz dieses Systems bewahrt haben und wie sie selbstbeherrscht und mutig die Demokratie fordern.

    (Vorsitz: Vizepräsident Stücklen)

    Zeitgenossen, deren Herz besonders weit links schlägt, verweisen in diesem Zusammenhang auf die Überlegenheit der sozialen Absicherungen in der DDR. Ich will die sozialpolitischen Leistungen der DDR keineswegs verschweigen, empfehle aber doch eine realistische Beurteilung, und zwar deswegen, weil es da immer wieder heißt, es herrsche die „soziale Kälte " im Westen.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Kindergärten! Erziehungszeiten!)

    — Ich hätte jedenfalls meine Kinder in den letzten Jahrzehnten nicht in die Kindergärten der DDR schikken mögen; das will ich Ihnen sagen, Frau Vollmer.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Sie haben ja auch eine Frau, die das für Sie macht!)

    Aber eines ist ebenfalls richtig: Weder Kindergärten noch Schulen, noch Gesamtschulen, noch Universitäten haben das auslöschen können, was in der Würde und in der inneren Selbstbestimmung der Menschen enthalten ist, nämlich ihren Drang zur Freiheit, zur
    Menschenwürde und zu den Menschenrechten. Das ist das Großartige dieser Zeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die durchschnittliche Altersrente belief sich 1987 in der DDR nach mir vorliegenden Berichten auf monatlich 377 DM. Das sind knapp 42 % des durchschnittlichen Nettoeinkommens, das ebenfalls nicht gerade üppig ist. Welchen Preis muß die DDR für das riesige Volumen an Subventionen für Grundnahrungsmittel und Mieten bezahlen? Aus einer Vielzahl von Gesprächen mit Bürgern der DDR weiß ich, wie sie die von der SED hochgehobene soziale Geborgenheit empfinden, nämlich zunehmend als Gängelung, als Erziehung zur Unmündigkeit und als Bevormundung.
    Es gibt auch immer wieder Zeitgenossen, die in der Marktwirtschaft eine „kalte Ellenbogengesellschaft" , eine „Zwei-Drittel-Gesellschaft" , eine Mischung aus Profitgier und Konsumterror sehen und statt dessen die soziale Gerechtigkeit und die weitergehende materielle Gleichheit im Sozialismus preisen. Ob die betroffenen Völker und die Menschen das auch so sehen, wage ich stark zu bezweifeln. Wo alle gleich arm sind, ist der Lebensstandard meist nicht gerade empfehlenswert. Wer hinter die Kulisse dieser Systeme schaut, weiß, daß es hier, wie der Volksmund sagt, Gleiche und noch Gleichere gibt.
    Die DDR-Bürger sind mündig genug, um ihre Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen. Sie sind selbstbewußt genug, um nach 40 Jahren Einparteiendiktatur das Selbstbestimmungsrecht im Wege freier Wahlen und freier Parteien auf der Grundlage von Meinungs- und Pressefreiheit selbst in die Hand zu nehmen.
    Die Unionsparteien halten unbeirrbar am deutschlandpolitischen Ziel fest, wie es in der Präambel unseres Grundgesetzes verankert ist. Danach bleibt „das gesamte deutsche Volk ... aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden".

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, wer etwas anderes will, wer davon abgehen will oder wer das nicht mehr aussprechen will, der soll dies von dieser Stelle des Deutschen Bundestages aus tun, damit dann auch die Klärung der Geister in diesem Punkt herbeigeführt werden kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sollte sich eine Mehrheit für zwei deutsche Staaten entscheiden, so werden wir dies selbstverständlich respektieren.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Das ist interessant!)

    Was den weiteren Verlauf der Bewegungen in Ost und West betrifft, bin ich im Hinblick auf die Entscheidung für die Einheit optimistisch. Ich teile in diesem Punkt die Meinung Rudolf Augsteins. Ich zitiere:
    Wenn die Nachkriegsordnung mit einer anderen Welt schwanger geht, dann werden am Ende dieser langwierigen und schmerzhaften Geburt nicht zwei Deutschländer stehen.



    Dr. Waigel
    Die deutsche Frage steht auf der Tagesordnung. Wenn in Washington und Paris von führenden Vertretern der EG-Kommission wie von Vertretern der polnischen Solidarität darüber gesprochen wird, wenn Schriftsteller wie Martin Walser und Reiner Kunze darüber reden und wenn selbst die Herren Augstein und Böhme über die Wiedervereinigung diskutieren, dann ist es auch unsere Aufgabe, jetzt und heute über Deutschland zu reden.
    Helmut Schmidt, der frühere Bundeskanzler, kann sich mit der Teilung Deutschlands nicht abfinden. Herr Farthmann, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Nordrhein-Westfalen warnt, nicht zum „Reichsbedenkenträger gegen die Wiedervereinigung" zu werden. Wenn die Bürger der DDR im Wege der Ausübung ihres Selbstbestimmungsrechts für die Einheit votieren wollen, darf ihnen dieses Recht nicht vorenthalten werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, für uns, die Unionsparteien, hat nicht die Einheit, sondern die Freiheit Vorrang. Die Westbindung, die Einbindung in die Europäische Gemeinschaft, steht für uns nicht zur Disposition. Die Europäische Gemeinschaft entwickelt sich mit einer neuen Dynamik, deren Ausstrahlungskraft nicht an den östlichen Grenzen Österreichs endet, mittlerweile vielmehr auch einige Staaten des Ostblocks erreicht hat.
    Die europäische Einigung könnte zu einem weltweiten Modell der Völkerverständigung werden. Die föderalistische Struktur einer europäischen Union bietet die Möglichkeit, nationalstaatliche Grenzen zu überwinden, ohne dabei auf wirtschaftliche oder kulturelle Sonderentwicklungen in einzelnen Regionen zu verzichten. Im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft sehe ich auch die Chance zur Lösung der deutschen Frage, da sie Spielräume vom wirtschaftlichen Zusammenschluß über eine Konföderation bis hin zur Aufrechterhaltung eigenstaatlicher Strukturen schafft.
    Meine Damen und Herren, auf dem Weg Europas zur Wirtschaftsunion und zur politischen Union halten wir am Ziel der Einheit Deutschlands in Freiheit unbeirrt fest.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Lippelt.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Lippelt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
    Die derzeitigen Veränderungen in Zentral- und Osteuropa geschehen schnell, sind irreversibel und epochal im wahrsten Sinne des Wortes. Sie markieren das Ende eines Status quo, der in den meisten dieser Gebiete seit vier Jahrzehnten existiert, in der Sowjetunion sogar schon seit sieben Jahrzehnten . . .
    Die Zukunft Europas hängt von der staatsmännischen Größe ab, mit der die vielen beteiligten Regierungen sein neues Gesicht gestalten.
    So George Kennan, der große weise Mann der amerikanischen Diplomatie in einem vor einigen Tagen geschriebenen Artikel, in einem Artikel übrigens, der deutlich vor jeder Wiedervereinigungspolitik, jetzt und für absehbare Zukunft, warnt.
    Es ist ein hoher Maßstab, den er an die europäischen Regierungen legt. An keine Regierung ist er so sehr anzulegen wie an die Bundesregierung — erst recht nach dieser Woche, die das Verhältnis der Bundesrepublik zu Polen neu definieren sollte und die überlagert wurde von der Dramatik der Ereignisse in Berlin.
    Keine Regierung hätte auf sie besser vorbereitet sein müssen als die eines Kanzlers, der doch immer nach den Symbolen zur Vergangenheitsbewältigung sucht und dabei die Geschichte in so verhängnisvoller Weise verfehlt.
    Die Vorgeschichte dieser Reise haben wir hier mit unserer Kritik begleitet: den vor zwei Jahren vom Außenminister geplanten Durchbruch vor dem 50. Jahrestag des 1. Septembers zu erreichen; die Vorbereitungen, vom Kanzler erst boykottiert, dann von ihm selbst übernommen, weiter verzögert aus der kleinlichen Berechnung dem Herrn Bundespräsidenten gegenüber, dann auf die lange Bank geschoben aus Furcht vor Republikanern und Vertriebenenverbänden.
    Nicht im April, nach dem Erfolg des runden Tisches, nicht im Mai, vor dem Gorbatschow-Besuch, nicht vor dem 1. September kam die Einigung zustande. Obwohl aber alles verpaßt war, was diesem Besuch hätte historische Dimension geben können, war die Reise immer noch eine Chance, die für den europäischen Friedensprozeß hätte genutzt werden können.
    Dann die Peinlichkeiten der Vorbereitung. Ich nenne nur die Stichworte: Annaberg, Auschwitz-Termin und jener Zungenschlag des Regierungssprechers, dem auch in den Worten der Entschuldigung noch nicht einmal anzumerken war, daß er begriff, was er gesprochen hatte.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zuruf von der CDU/CSU: Miesmacher!)

    Es gibt eine historische Ignoranz, die nicht mehr verzeihbar ist, und im Wiederholungsfall haftet der Herr auch für sein Gescherr.
    Doch nun zu den Inhalten: Wir hatten Ihnen, Herr Bundeskanzler, hier einen Beschluß dieses Bundestages mit auf den Weg gegeben. Ihre Partei hatte sich die Worte des Außenministers in dieser Entschließung zu eigen gemacht. Sie sind vom polnischen Staatspräsidenten, vom Ministerpräsidenten, vom Außenminister auf die Grenzfrage angesprochen worden. Warum haben Sie nicht ein einziges Mal diese Sätze Ihres Außenministers über Ihre Lippen gebracht?

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Es wäre ein befreiendes Wort gewesen. Sie haben einen der wichtigsten Beschlüsse dieses Parlaments mißachtet. Sie haben das, was in dem Beschluß zusammengefügt war, in seine Teile zerlegt und nur den



    Dr. Lippelt (Hannover)

    CDU-Teil zitiert. Das bedeutet: Sie haben nicht für dieses Parlament gesprochen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zuruf von der CDU/CSU: Er spricht für die Regierung!)

    Für den Friedensprozeß in Europa haben Ihnen die Worte gefehlt, und das hatte Konsequenzen, die schon während Ihres Besuchs in Polen deutlich wurden. Da standen in Kreisau die angereisten Oberschlesier mit ihren ebenso rührenden wie deplacierten Parolen.

    (Straßmeir [CDU/CSU]: Das stört Sie!) — Ich habe viel Verständnis für sie.

    Wer 40 Jahre zunächst von seiner Umgebung isoliert worden ist, sich dann in die Selbstisolierung geflüchtet hat, der mag sich in solche politisch trostlose Sprüche flüchten. Wie schön wäre es gewesen, Sie hätten ihnen aus der Erstarrung heraushelfen können. Stellen Sie sich vor, Sie hätten in Warschau, in Ihren Warschauer Gesprächen zuerst das von Ihnen erwartete Wort zur Grenzfrage über die Lippen gebracht. Wäre es dann nicht möglich gewesen, mit Herrn Mazowiecki zusammen auf diese Gruppe zuzugehen und spontan mit ihnen über die Rolle zu reden, die sie im deutsch-polnischen Verhältnis übernehmen könnten und die doch von Walesa so hervorragend definiert ist mit seinem Hinweis auf die Brückenfunktion, die diesen Oberschlesiern jetzt zuwachsen kann?

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Aber wer es nicht fertigbringt, sich von jener inzwischen nur noch papiernen Vorbehaltsformel zu lösen, dem bleiben solche Möglichkeiten der Verständigung verschlossen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Faltlhauser [CDU/CSU]: Recht ist für Sie nur Papier!)

    Und noch ein Drittes: Sie sind von Ihren polnischen Gesprächspartnern auch angesprochen worden auf die Frage der Zwangsarbeiterentschädigung. Und die ehemaligen Zwangsarbeiter haben vor den Toren von Auschwitz auf Sie gewartet. Sie haben sie ignoriert. Wir haben Ihnen hier in diesem Hause mehrfach unsere Anträge vorgelegt. Und Sie wissen, es würde sich um nicht viel mehr als eine Geste handeln, die aber für den einzelnen ehemaligen Zwangsarbeiter in der jetzigen Lage materiell sehr viel bedeuten würde. Und das wäre ein Stück praktischer Versöhnung gegenüber den Menschen Polens gewesen, die wir so sehr brauchen für das Zusammenleben im gemeinsamen europäischen Haus.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wir lesen in der Presse, die Gräfin Moltke, von Ihnen wie von ihrem Enkel mit der Bitte angesprochen, der Enkel Moltke möge mitreisen, antwortete dem Enkel: „Reise nicht jetzt, folge später einer polnischen Einladung. Sonst könnten die Leute sagen: Die Moltkes sind zurückgekommen. " — Und sie sagte zu Ihnen: „Wir gehören zu denen, die die Oder-Neiße-Linie anerkennen.

    (Duve [SPD]: Hört! Hört!)

    Und wir möchten nicht als Familie dastehen, so als ob wir noch Ansprüche auf Kreisau hätten."

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Welch ein Kontrast zu Ihrem Verhalten.
    Von Ihrem eiligen Gang durch Auschwitz möchte ich schweigen. Laufende Busmotoren an diesem Ort. Wären Sie doch besser ganz weggeblieben.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Pfui-Rufe bei der CDU/CSU — Zurufe von der CDU/CSU: Miesmacher! Sie sind ein Miesmacher! Sie sind ein übler Miesmacher! Unerhört! — Pesch [CDU/CSU]: Was er sagt, ist zutiefst verlogen!)

    Und dann noch das Öffnen der Mauer in Berlin. Es muß doch deprimierend für die polnischen Gastgeber gewesen sein, wenn die Pressekonferenz ihres Gastes am ersten Abend nicht seinen Eindrücken in Polen gewidmet war, sondern einzig von der Frage beherrscht wurde: Wann und wie lange wird er wohl das Land verlassen? Selbst wenn ich noch Verständnis aufbringe für den Abstecher nach Berlin — Sie wollten eben auch einfach dabeisein —, mußten Sie dann auch noch nach Bonn, wo Sie doch nur die Presse beschimpften? Berlin liegt doch so nah an Polen. Was ein Abstecher von drei Stunden hätte sein können, mußte sich nicht zu einem ganzen Tag ausdehnen.
    Ihr Abstecher zeigt, wie wenig Sie mit Polen überhaupt anfangen können. Wir reden hier, und zwar fraktionsübergreifend, gelegentlich davon, daß die deutsch-polnischen Beziehungen in diesen und in den vor uns liegenden Jahren die Bedeutung haben müssen, die die deutsch-französischen Beziehungen in den 50er Jahren hatten. Bei diesem ersten, so sehr verspäteten Besuch bringen Sie nicht die Konzentration auf, der es doch bedarf, um Gastgeber zu Freunden zu gewinnen.
    Nachdem Sie zwei Jahre lang Polen als eine lästige Nebensache behandelt haben,

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: So was Dummes!)

    nachdem Sie die von der Geschichte gebotenen Chancen fahrlässig verpaßt haben, stürzten Sie jetzt hinter der Geschichte her, ernteten Pfiffe und reagierten mit Schelte.

    (Zuruf von den GRÜNEN: So ist es! — Pfeffermann [CDU/CSU]: Unglaublich was Sie da verbreiten! Gegen besseres Wissen ist das!)

    In dem Bemühen, sich an die Spitze der Geschichte zu setzen, vereinbarten Sie als erstes ein baldiges Gespräch mit Herrn Krenz.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Verleumderische Hetzrede!)

    Da sollte Ihnen keiner mehr zuvorkommen. In den Erklärungen, die von Ihnen und aus Ihrem Amt dazu abgegeben wurden, hörte man, daß Sie großzügig helfen wollten, wenn man Ihren sozioökonomischen Kriterien folge.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Aufhören!)




    Dr. Lippelt (Hannover)

    Es ist vielleicht bezeichnend, daß sich Herr Krenz lieber von Ihnen Zugeständnisse gegenüber seiner Opposition im Lande abhandeln läßt — —

    (Pesch [CDU/CSU]: Kabarettist! Unwürdig, was wir uns anhören müssen! — Feilcke [CDU/CSU]: Eine miese Schmierenkomödie! Eine ganz miese Rede! Unwürdig! Mies! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)