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    Plenarprotokoll 11/173 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 173. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. November 1989 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Czaja 13009A Erweiterung der Tagesordnung 13009 A Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Dritten Zusatzprotokoll vom 20. April 1989 zu dem Protokoll zu dem Europäischen Abkommen zum Schutz von Fernsehsendungen (Drucksache 11/5319) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 160 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1985 über Arbeitsstatistiken (Drucksache 11/5316) c) Erste Beratung des von dem Abgeordneten Dr. Pick, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Konkursordnung (Drucksache 11/5483) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Sozialplan im Konkurs- und Vergleichsverfahren (Drucksache 11/5585) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Entlastung des Bundesfinanzhofes (Drucksache 11/5584) 13009B Tagesordnungspunkt 4: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Hensel, Dr. Lippelt (Hannover) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Doppelstaatsangehörigkeit für Bürger und Bürgerinnen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik (Drucksache 11/5275) Dr. Kohl, Bundeskanzler 13010 B Dr. Vogel SPD 13018 C Dr. Dregger CDU/CSU 13026 D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 13030 C Mischnick FDP 13034 A Momper, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 13037 C Dr. Bötsch CDU/CSU 13040 B Büchler (Hof) SPD 13042 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB 13044 B Dr. Knabe GRÜNE 13046A Genscher, Bundesminister AA 13048 B Dr. Ehmke (Bonn) SPD 13052 A Hoppe FDP 13054 C Reddemann CDU/CSU 13055 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 173. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1989 Gansel SPD 13057 B Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13059 A Jahn (Marburg) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 13059B Dr. Ehmke (Bonn) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 13063 A Dr. Haack SPD (Erklärung nach § 31 GO) 13063 C Namentliche Abstimmungen . 13060A, 13063 A Ergebnisse 13061 B, 13064 C Tagesordnungspunkt 5: Beratungen ohne Aussprache a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zweiter Jahresbericht der Kommission über die Durchführung der Richtlinie des Rates über Grenzwerte und Leitwerte der Luftqualität für Schwefeldioxid und Schwebestaub (Drucksachen 11/2266 Nr. 2.25, 11/4810) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinien 81/602/EWG und 88/146/EWG hinsichtlich des Verbots von bestimmten Stoffen mit hormonaler Wirkung und von Stoffen mit thyreostatischer Wirkung (Drucksachen 11/4534 Nr. 2.18, 11/5305) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über aktive implantierbare elektromedizinische Geräte (Drucksachen 11/4161 Nr. 2.18, 11/5445) d) Beratung der Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses: Übersicht 14 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 11/5481) 13060B Zusatztagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde betr. die Haltung der Bundesregierung zur gerichtlichen Feststellung über die Unzulässigkeit des Betriebs der Atomanlage in Hanau Kleinert (Marburg) GRÜNE 13077 B Schmidbauer CDU/CSU 13078 C Reuter SPD 13079 C Frau Dr. Segall FDP 13080 B Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE 13081A Harries CDU/CSU 13081 C Stahl (Kempen) SPD 13082 C Baum FDP 13083 C Dr. Kübler SPD 13084 A Dr. Friedrich CDU/CSU 13085 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU 13085 C Schäfer (Offenburg) SPD 13087 C Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 13088 C Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksache 11/5528 vom 3. November 1989 — Gespräche mit der Autoindustrie über die Verringerung des Benzinverbrauchs und die Einführung von „Flottenverbrauchswerten" MdlAnfr 3 Dr. Kübler SPD Antw PStSekr Grüner BMU 13063 D ZusFr Dr. Kübler SPD 13064 A Auswirkung des Binnenmarktes ab 1993 auf den Arzneimittelsektor; Harmonisierung des Arzneimittelrechts MdlAnfr 11, 12 Kirschner SPD Antw PStSekr Pfeifer BMJFFG 13066B, 13067 A ZusFr Kirschner SPD 13066D, 13067 B Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes mit dem Ziel der Zahlung einer ruhegehaltsfähigen Zulage bei Wahrnehmung höherwertiger Tätigkeiten MdlAnfr 17 Steiner SPD Antw PStSekr Spranger BMI 13067 D ZusFr Steiner SPD 13068 A Aufhebung der Visumspflicht für die Einreise ungarischer Staatsangehöriger in die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 22 Dr. Wulff CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 13068 C ZusFr Dr. Wulff CDU/CSU 13068 D Vergabe von Jagdrechten für Grundeigentum der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 23 Dr. Wulff CDU/CSU Antw PStSekr Carstens BMF 13069B ZusFr Dr. Wulff CDU/CSU 13069 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 173. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1989 III Manöverschäden durch die Bundeswehr und die NATO-Verbündeten im Bundesgebiet von 1976 bis 1988 MdlAnfr 25 Dr. Kübler SPD Antw PStSekr Carstens BMF 13069 D ZusFr Dr. Kübler SPD 13070 A Ausklammerung der Schadstufe 1 bei der Waldschadenserhebung 1989 MdlAnfr 26, 27 Dr. Knabe GRÜNE Antw PStSekr Gallus BML 13070C, 13070 D ZusFr Dr. Knabe GRÜNE 13071A, 13072A ZusFr Kreuzeder GRÜNE 13072 B ZusFr Frau Flinner GRÜNE 13072 D ZusFr Frau Saibold GRÜNE 13073A, 13073 B ZusFr Oostergetelo SPD 13073 C ZusFr Frau Wollny GRÜNE 13073 D ZusFr Brauer GRÜNE 13074 A ZusFr Hüser GRÜNE 13074B, 13074 C ZusFr Frau Hensel GRÜNE 13074 D Erhöhung des Reports für Getreide MdlAnfr 28 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 13075 A ZusFr Eigen CDU/CSU 13075 B ZusFr Oostergetelo SPD 13075 D Behinderung des Imports von Agrarprodukten in die USA MdlAnfr 29 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 13076 A ZusFr Eigen CDU/CSU 13076 A Umsetzung der EG-Verordnung zur Einführung vorübergehender landwirtschaftlicher Einkommensbeihilfen MdlAnfr 30 Oostergetelo SPD Antw PStSekr Gallus BML 13076 C ZusFr Oostergetelo SPD 13076D Nächste Sitzung 13089 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13091* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP auf Drucksache 11/5589 des Abgeordneten Sauer (Salzgitter) und weiterer Abgeordneter der CDU/CSU 13091* B Anlage 3 Erklärung nach § 31 Ahs 1 GO des Abgeordneten Dr. Kappes (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP auf Drucksache 11/5589 13092 * B Anlage 4 Trassenführung der neuen Eisenbahnstrecke Köln—Rhein/Main MdlAnfr 1, 2 — Drs 11/5528 — Dr. Weng (Gerlingen) FDP SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV 13092* C Anlage 5 Aufbereitung der Uranerze aus Menzenschwand und Ellweiler in der CSSR; Menge der freigesetzten radioaktiven Isotope MdlAnfr 4 — Drs 11/5528 — Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE SchrAntw PStSekr Grüner BMU 13092* D Anlage 6 Verschärfung der Wärmeschutzverordnung für Neubauten MdlAnfr 5 — Drs 11/5528 — Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE SchrAntw PStSekr Echternach BMBau 13093* A Anlage 7 Stand der Beratungen zum neuen Umwelthaftungsrecht MdlAnfr 7 — Drs 11/5528 — Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Dr. Jahn BMJ 13093* B Anlage 8 Aushöhlung der Auflagen von Bundeswirtschaftsminister Dr. Haussmann für die Fusion Daimler-Benz/MBB durch Verschiebung von Aufträgen und „Ausschlachtung" der zu verkaufenden Teile von MBB MdlAnfr 8, 9 — Drs 11/5528 — Dr. Jens SPD SchrAntw PStSekr Dr. Riedl BMWi 13093* C Anlage 9 Zurverfügungstellung einer Waschmaschine an die nach Namibia abgestellten Grenzschutzbeamten MdlAnfr 18 — Drs 11/5528 — Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI 13094* B IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 173. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1989 Anlage 10 Unterwanderung des Bundesgrenzschutzes durch Mitglieder der „Republikaner" MdlAnfr 20, 21 — Drs 11/5528 — Duve SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI 13094* C Anlage 11 Verlängerung der Laufzeit des § 82 a der Einkommensteuer-Durchführungsverordnung MdlAnfr 24 — Drs 11/5528 — Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Carstens BMF 13095* A Anlage 12 Änderung des § 37 (2) SGB V zur Aufhebung der Beschränkung der ärztlichen Behandlung durch die Krankenkassen im Zusammenhang mit der häuslichen Krankenpflege MdlAnfr 31 — Drs 11/5528 — Frau Schmidt (Nürnberg) SPD SchrAntw PStSekr Seehofer BMA 13095* B Anlage 13 Anteil der von Lohnpfändungen bedrohten Arbeitslosen MdlAnfr 32 — Drs 11/5528 — Dr. Müller CDU/CSU SchrAntw PStSekr Seehofer BMA 13095* D Anlage 14 Nichtausschöpfung der Möglichkeiten für Knochenmarkübertragungen wegen Personalmangels MdlAnfr 33 — Drs 11/5528 — Frau Walz FDP SchrAntw PStSekr Seehofer BMA 13096* B Anlage 15 Beförderungspraxis bei der Bundeswehrverwaltung MdlAnfr 34, 35 — Drs 11/5528 — Heistermann SPD SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg 13096* C Anlage 16 Verbesserung der Beförderungsmöglichkeiten der Beamten der Bundeswehrverwaltung MdlAnfr 36 — Drs 11/5528 — Steiner SPD SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg 13097* A Anlage 17 Vergabe einer Lizenz zur Fertigung von G3-Gewehren durch die bundeseigene Firma Fritz Werner Industrie-Ausrüstungen im Iran; Rückflüsse aus dieser Lizenz an den Bundeshaushalt bis Ende der 70er Jahre; Vereinbarkeit mit Art. 26 Abs. 1 GG und Endverbleibsregelung MdlAnfr 37, 38 — Drs 11/5528 — Frau Vennegerts GRÜNE SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg 13097* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 173. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1989 13009 173. Sitzung Bonn, den 8. November 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 10. 11. 89 Böhm (Melsungen) CDU/CSU 10. 11. 89 * Büchner (Speyer) SPD 10. 11. 89 ** Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 10. 11. 89 ** Clemens CDU/CSU 8. 11. 89 Dr. Dollinger CDU/CSU 10. 11. 89 Frau Eid GRÜNE 10. 11. 89 Dr. Geißler CDU/CSU 10. 11. 89 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 10. 11. 89 Höffkes CDU/CSU 10. 11. 89 * Dr. Hüsch CDU/CSU 8. 11. 89 Klein (Dieburg) SPD 10. 11. 89 Linsmeier CDU/CSU 10. 11. 89 Lintner CDU/CSU 10. 11. 89 Lowack CDU/CSU 10. 11. 89 Frau Luuk SPD 10. 11. 89 Paintner FDP 10. 11. 89 Frau Rock GRÜNE 10. 11. 89 Dr. Schmude SPD 10. 11. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 10. 11. 89 Steiner SPD 10. 11. 89 * Frau Dr. Timm SPD 10. 11. 89 Toetemeyer SPD 10. 11.89 Vahlberg SPD 8. 11. 89 Verheugen SPD 10. 11. 89 Volmer GRÜNE 10. 11. 89 Dr. Warnke CDU/CSU 8. 11. 89 Weiß (Kaiserslautern) CDU/CSU 10. 11. 89 Wüppesahl fraktionslos 10. 11. 89 Zierer CDU/CSU 8. 11. 89 ** * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP auf Drucksache 11/5589 der Abgeordneten Sauer (Salzgitter), Dr. Czaja, Frau Dempwolf, Ehrbar, Dr. Friedmann, Dr. Götz, Hauser (Esslingen), Hinsken, Frau Hoffmann (Soltau), Graf Huyn, Jäger, Dr. Jenninger, Kalisch, Dr. Kunz (Weiden), Dr. Müller, Nelle, Niegel, Dr. Rose, Rossmanith, Sauter (Epfendorf), von Schmude, Werner (Ulm), Wilz, Windelen, Frau Dr. Wisniewski, Dr. Wittmann (alle CDU/CSU). Der frei organisierte Teil Deutschlands, die Bundesrepublik Deutschland, hat die Mitverantwortung für alle Positionen ganz Deutschlands. Sie hat nach dem Grundgesetz auch die nationale und staatliche Einheit Deutschlands zu wahren. Das Bundesverfassungsgericht hat durch seine für alle Staatsorgane verbindlichen Entscheidungen ständig die Beachtung der Mitverantwortung für ganz Deutschland gefordert und festgestellt, daß die Bundesrepublik Deutschland weder im Grundlagenvertrag noch in den Ostverträgen sich verpflichtet hat, etwas zur Wahrung aller Positio- Anlagen zum Stenographischen Bericht nen ganz Deutschlands zu unterlassen. Wir stehen selbstverständlich auch politisch in Treue zu ganz Deutschland und zur deutschen Geschichte. Wir stehen zu den eindeutigen gemeinsamen Willensbekundungen aller rechtmäßig geschlossenen Verträge. Die Ostverträge sind nach ihrem Wortlaut und den begleitenden Dokumenten konkretisierte Gewaltverzichtsverträge und keine Verträge zur Gebietsübertragung oder Teilung. Auch die Vertragspartner haben sich verpflichtet, sie nicht als Ersatz oder Präjudizierung für die ausstehenden Friedensvertragsregelungen und auch nicht als Anerkennung von Grenzen, Gebietsübertragungen oder Teilungen zu behandeln. Wir bestehen gegenüber allen Pressionen von Politikern, die fremde Maximalforderungen und überhaupt nicht mehr berechtigte Positionen Deutschlands vertreten, und gegenüber nicht zulässigen ausländischen Forderungen auf diesen Verpflichtungen aller Vertragspartner und auf unserer Mitverantwortung, alle Positionen und Rechte ganz Deutschlands offenzuhalten. Ausgehend von der Rechtslage müssen wir in ehrlichem Dialog einen Weg zum Ausgleich in einem Friedensvertrag und damit die Strukturelemente für einen gemeinsamen freiheitlichen und föderalen gesamteuropäischen Staatenbund suchen. Bundesaußenminister Scheel hat auf Fragen der Länder am 9. Februar 1972 vor dem Bundesrat namens der Bundesregierung erklärt, auch der Warschauer Vertrag habe keine Gebietsübertragung oder Grenzen anerkannt, die Rechtslage Deutschlands nicht verändert und als Kronzeugen dafür die eindeutigen Erklärungen Gromykos bei den Moskauer Verhandlungen im Juli 1970 gegenüber der deutschen Delegation über die Ausgestaltung der Ostverträge ausschließlich als Gewaltverzichtsverträge zitiert. Die Verbündeten haben in einem von der Bundesregierung bestätigten und der polnischen Regierung vor Unterzeichnung des Warschauer Vertrages bekannten Notenwechsel an der Fortgeltung des Londoner Abkommens und der Berliner Vierererklärung vom 5. Juni 1945 festgehalten. Darin werden - ohnehin seit 1930 keine Rechtstitel zur Gebietsübertragung darstellende - Annexionen in Deutschland mit Gebietsstand vom 31. Dezember 1937 vor friedensvertraglichen Regelungen ausdrücklich verworfen. In Art. IV des Warschauer Vertrages nimmt die VR Polen die Unberührtheit des Deutschlandvertrages hin. Art. 7 dieses besten Vertrages Adenauers verpflichtet daran festzuhalten, daß erst bei frei vereinbarten friedensvertraglichen Regelungen die Grenzen Deutschlands festgelegt werden. Die Denkschrift der Bundesregierung Brandt/Scheel zu den Ostverträgen an den Bundestag hält ausdrücklich daran fest. Daran und an ihren Erklärungen in Karlsruhe hat das Bundesverfassungsgericht die Bundesregierung ausdrücklich festgehalten, als es in ständiger Rechtssprechung bis 21. Oktober 1987 alle Staatsorgane zur Wahrung des Gebietsstandes Deutschlands von 1937 bis zu friedensvertraglichen Regelungen und freier Selbstbestimmung verpflichtete. 13092* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 173. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1989 Es gibt kein völkerrechtlich wirksames Dokument zur Abtrennung von 108 000 Quadratkilometern von Deutschland. Das will nur das von Anfang an nichtige Geheimabkommen Stalins mit dem Lubliner Komitee vom Juli 1944. Daher hält die britische Regierung nach der öffentlichen Erklärung des britischen Botschafters am 23. Mai 1986 in Essen an dem rechtlichen Fortbestand Deutschlands von 1937 fest. Sogenannte Politische Erklärungen an der staats- und völkerrechtlichen Lage vorbei können daran nichts ändern. Wir stehen zum bedingungslosen Gewaltverzicht gegenüber Polen. Bis zur Stunde besteht Deutschland rechtlich im Gebietsstand von 1937 nach Staats- und Völkerrecht fort. Daran hat die Lagebeschreibung (so Scheel) des Warschauer Vertrages nichts geändert. Die Beachtung aller gemeinsamen eindeutigen Willensbekundungen verpflichtet uns, Gebietsansprüche an Polen, die über den weiterhin unveränderten Gebietsstand von 1937 hinausgehen, nicht zu erheben, aber auch Polen keine Grenzanerkennungsansprüche und Ansprüche auf Anerkennung von Gebietsübertragung vor friedensvertraglichen Verhandlungen uns gegenüber — zum Schaden Deutschlands — zu stellen. Wir wollen normalisieren und einen tragbaren Ausgleich aushandeln. Niemand darf und soll unterdrückt oder gar vertrieben werden. Wir tragen auch die Mitverantwortung für die Menschenrechte der Deutschen und Nichtdeutschen. Zu ihrer Verwirklichung müssen nach Ankündigungen Taten folgen. Wir wollen auf Grund freier Verträge einen dauerhaften Ausgleich mit Polen, wir stehen dabei für berechtigte Interessen ganz Deutschlands und für Achtung der Würde, der Existenz und der Entfaltung der Polen in einem freien polnischen Staatswesen in noch auszuhandelnden gesicherten Grenzen. Vor allem aber wollen wir einen gemeinsamen Wiederaufbau, Schulter an Schulter, der Unrecht und Gegensätze überwindet. Anlage 3 Erklärung nach § 31 Abs. 1 GO des Abgeordneten Dr. Kappes (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP auf Drucksache 11/5589 Dem Entschließungsantrag der Fraktionen von CDU/CSU und FDP kann ich nicht zustimmen, weil er in hohem Maße unterschiedliche Interpretationen zuläßt und zu Mißdeutungen geradezu einlädt. Bei aller Notwendigkeit von Kompromissen und notfalls auch von Formelkompromissen in der Politik erweckt der Antrag bei mir den Eindruck von Augenwischerei. Viele, die ihm scheinbar zustimmen, meinen in Wirklichkeit anderes. Die Glaubwürdigkeit der Politik erfordert aber gerade in unserer Zeit klare Aussagen. Ich bin einverstanden, soweit es sich darum handelt, bestehende Verträge einzuhalten, auf Gewalt zu verzichten und das Heimatrecht auch der Polen in den von ihnen verwalteten deutschen Ostgebieten anzuerkennen. Hingegen sehe ich mich außerstande, Aussagen mitzutragen, die nach meinem Verständnis über den Warschauer Vertrag als Gewaltverzichtsvertrag hinausgehen und offensichtlich von anderen auch so gemeint sind. Nicht nur rechtlich, sondern auch politisch fühle ich mich nicht zu Erklärungen befugt, die bei der Aushandlung eines späteren Friedensvertrages mit dem gesamten deutschen Volk politisch als bindende Vorausleistungen verstanden werden könnten. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Weng (Gerlingen) (FDP) (Drucksache 11/5528 Fragen 1 und 2): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß eine wie auch immer geartete Kopplung der Entscheidung über die Trassenführung der Deutschen Bundesbahn-Neubaustrecke Köln/ Rhein—Main an Überlegungen bezüglich der Magnetschnellbahn TRANSRAPID nicht sachgerecht ist? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß eine schnellstmögliche Entscheidung über die Trassenführung der Deutschen Bundesbahn-Neubaustrecke Köln/Rhein—Main sinnvoll ist, und wann wird die Bundesregierung diese Entscheidung treffen? Zu Frage 1: Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß die Neubaustrecke Köln—Rhein/Main auf alle Fälle gebaut werden muß, um das Eisenbahnnetz der Zukunft zu komplettieren. Zu Frage 2: Ja, baldmöglichst. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Frage des Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg) (DIE GRÜNEN) (Drucksache 11/5528 Frage 4): Welche Mengen Uranerz sollen aus Menzenschwand und Ellweiler in der CSSR aufbereitet werden, und welche Mengen an radioaktiven Isotopen werden dabei frei werden? Das Land Baden-Württemberg hat mit dem Betreiber der Uranerzgrube Menzenschwand, der Gewerkschaft Brunhilde, eine Vereinbarung geschlossen, wonach die Gewerkschaft Brunhilde ihre bergbaulichen Maßnahmen in Menzenschwand im Rahmen der Uranaufsuchung bis zum 31. Dezember 1990 beendet. Ein Bestandteil dieser Vereinbarung ist eine Regelung über die Entnahme der durch die Untersuchungsarbeiten bereits freigelegten Erzmengen. Die Entfernung dieses Erzes soll sicherstellen, daß von der Grube auch nach deren Stillegung keine radioaktiven Gefahren für die Bevölkerung in der Umgebung aus- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 173. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1989 13093* gehen können. Die Menge des noch abzutransportierenden Erzes wird ausschließlich durch diese Zielsetzung bestimmt. Dieses Erz wird in der Tschechoslowakei aufbereitet werden. Die Gewerkschaft Brunhilde hat ihr Erzlager in der Urananlage Ellweiler inzwischen geräumt. Der Lagerbestand von ca. 1 600 t Uranerz ist in die Tschechoslowakei zur Aufbereitung verbracht worden. Die Freisetzung von Radionukliden bei der Aufbereitung von Uranerz wird im wesentlichen durch Radon-222 über den Luftpfad und Radium-226 über den Wasserpfad bestimmt. Beim Wasserpfad kann die Freisetzung von Radium durch Wasseraufbereitung verhindert werden. Über den Luftpfad muß mit einer Freisetzung von einigen Prozent des im Erz enthaltenen Radons gerechnet werden. Angaben aus der Tschechoslowakei zu den Freisetzungen bei der dortigen Uranerzaufbereitung liegen nicht vor. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Echternach auf die Frage des Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg) (DIE GRÜNEN) (Drucksache 11/5528 Frage 5): Bis wann wird die Bundesregierung die Wärmeschutzverordnung für Neubauten verschärfen, wie sie es im BMFT-Journal vom Oktober 1989 empfiehlt, und denkt sie dabei die Werte auf die Höhe der schwedischen Baunormen zu heben? Im BMFT-Journal vom Oktober 1989 empfiehlt nicht die Bundesregierung, die Wärmeschutzverordnung für Neubauten zu verschärfen, es wird vielmehr über ein im Auftrag des BMFT erstattetes Gutachten berichtet, das unter anderem zu einer entsprechenden Empfehlung kommt. Unabhängig hiervon prüft die Bundesregierung zur Zeit, wie sie in ihrer Antwort auf eine Frage des Abgeordneten Baum bereits am 9. Oktober 1989 (Drucksache 11/5382) ausgeführt hat, auf welche Weise Maßnahmen im Gebäudebereich zur Schadstoffentlastung der Luft beitragen können. In diesem Zusammenhang werden auch Möglichkeiten untersucht, die Wärmeschutzverordnung für Neubauten zu novellieren. Diese Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. In sie werden auch die Ergebnisse des im BMFT-Journal angesprochenen Gutachtens mit einbezogen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Jahn auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 11/5528 Frage 7): Wie ist der derzeitige Stand der Beratungen zum neuen Umwelthaftungsrecht, und bis wann ist mit einer Regierungsvorlage zu rechnen? Das Bundeskabinett hat bekanntlich am 24. Mai 1989 Eckwerte für ein Umwelthaftungsgesetz und den Diskussionsentwurf eines solchen Gesetzes zur Kenntnis genommen. Es hat den Bundesminister der Justiz beauftragt, auf dieser Grundlage in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und den anderen beteiligten Bundesministern einen Entwurf für ein Umwelthaftungsgesetz zu erstellen. Das Bundesministerium der Justiz hat den Diskussionsentwurf in der Zwischenzeit mit den übrigen Bundesressorts erörtert. Er ist dann an die Länder und Verbände versandt worden. Die Stellungnahmen von Ländern und Verbänden gehen wegen der Schwierigkeit der Materie langsamer ein als zunächst erwartet. Zu welchem Zeitpunkt mit einer Regierungsvorlage zu rechnen ist, kann daher exakt noch nicht gesagt werden. Die Bundesregierung bleibt fest entschlossen, eine Regierungsvorlage so schnell wie möglich zu beschließen und dafür Sorge zu tragen, daß dieses wichtige Gesetzesvorhaben noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden kann. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Riedl auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Jens (SPD) (Drucksache 11/5528 Fragen 8 und 9) : Kann die Bundesregierung bestätigen, daß die Auflagen von Bundesminister Dr. Hausmann bei der Mammutfusion DaimlerBenz/MBB durch Verschiebung von Aufträgen, dazu gehört z. B. die Vergabe eines Entwicklungsauftrages für eine Infrarotkamera an Telefunken System-Technik, Hamburg, sowie der Auftrag für den Raketenwerfer „RAM" an die Mütter von MBB bzw. AEG und nicht mehr an MBB-Marinetechnik in Bremen, wie ursprünglich vorgesehen, ausgehöhlt werden? Was gedenkt die Bundesregierung dagegen zu unternehmen, daß auf diese Art und Weise die nach den Auflagen zu verkaufenden Teile des MBB-Konzerns vorher von der Muttergesellschaft Daimler-Benz/MBB „ausgeschlachtet" und wirtschaftlich unattraktiv gemacht werden? Zu Frage 8: Die Vermutung, die vom Bundesminister für Wirtschaft anläßlich der Genehmigung der Beteiligung von Daimler-Benz an der Firma MBB festgelegten Auflagen zum Verkauf u. a. der marinetechnischen Bereiche der Firmen MBB und AEG würden durch Verschiebung von Aufträgen unterlaufen, trifft nicht zu. Aus diesem Anlaß hat der Bundesminister der Verteidigung weder erteilte Aufträge verlagert, noch Entscheidungen zur künftigen Auftragsvergabe revidiert. Im Rahmen des deutsch-französischen Gemeinschaftsvorhabens „Kleinfluggerät für Zielortung" (KZO) läuft derzeit die Ausschreibung für eine Infrarotkamera. Hierzu haben die Firmen bzw. Firmengemeinschaften MBB/Thomson, Leitz/Rafael, Eltro/ SAT, Zeiss/TRT und GEC Angebote eingereicht, die von den beiden für das KZO-Programm vorgesehenen Hauptauftragnehmern MBB und Matra getrennt ausgewertet werden. Für das deutsch-amerikanische Flugkörper-Abwehrsystem „Rolling Airframe Missile " (RAM) ist die 13094* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 173. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1989 US-Navy federführend. Sie schloß vor kurzem mit der Firma Translant Inc., Kalifornien/USA, einen ersten Vertrag über die Fertigung von Abschußanlagen. Der industrielle Vertragspartner ist ein Gemeinschaftsunternehmen der an dem Vorhaben hauptbeteiligten Unternehmen General Dynamics, MBB, BGT, Diehl und TST und unterhält in München eine Zweigstelle. Zu Frage 9: Der Bundesminister für Wirtschaft hat in seiner Entscheidung vom 6. September 1989 verfügt, daß mit der Überwachung der Einhaltung der Veräußerungsauflagen eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu beauftragen ist. Dieser Auftrag ist inzwischen von den Unternehmen mit Zustimmung des Bundesministers für Wirtschaft erteilt worden. Bei der Veräußerung der Unternehmensteile aus der Telefunken System-Technik GmbH und der Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH wird dabei insbesondere überwacht, daß sich die Veräußerung auf alle den Unternehmensteilen zugeordneten Aktiva und Passiva, Forderungen und Verbindlichkeiten, Lieferbeziehungen und Projekte sowie auf Anteile an Gemeinschaftsunternehmen und Kooperationen, die den Unternehmensteilen zugeordnet sind, erstreckt. Hierzu gehören auch Aufträge und Auftragsoptionen des Bundesministers der Verteidigung, die vor einer Entflechtung erteilt wurden. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage der Abgeordneten Frau Dr. Däubler-Gmelin (SPD) (Drucksache 11/5528 Frage 18): Trifft es zu, daß noch immer geprüft wird, ob den nach Namibia entsandten Grenzschutzbeamten, die dort seit September unter schwierigsten Umständen im Rahmen des UNTAG-Polizeikontingents Dienst tun, nunmehr nach mehr als einem Monat eine Waschmaschine zur Verfügung gestellt werden kann, und wenn ja, hat die Dauer ihren Grund in einer — gegebenenfalls in welcher — besonderen Schwierigkeit und Kompliziertheit der auf den ersten Blick einfach erscheinenden Frage? Nein! Der „UNTAG" (United Nations Transition Assistance Group) in Namibia wurden Haushaltsmittel zur Anschaffung von 2 Waschmaschinen und 5 Kühlschränken zur Verfügung gestellt, mit der Maßgabe, diese Haushaltsgeräte vornehmlich zur Ausstattung der Unterkünfte der in Namibia diensttuenden Beamten des Bundesgrenzschutzes zu verwenden. Der Bewilligung der Mittel ist ein entsprechendes Ersuchen des „UNTAG " -Hauptquartiers in Windhoek vorausgegangen. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Duve (SPD) (Drucksache 11/5528 Fragen 20 und 21): Trifft es zu, daß an einer Ausbildungseinheit des Bundesgrenzschutzes in Lübeck Beamte nicht nur Mitglieder in der Partei „Die Republikaner" sind, sondern sogar Parteifunktionen wahrnehmen und an ihrem Arbeitsplatz Werbung für diese rechtsradikale Gruppierung machen (Zeitschrift „Tempo", Oktoberheft), und wie bewertet die Bundesregierung dies? Was will die Bundesregierung unternehmen, um den Bundesgrenzschutz vor dem Verdacht in Schutz zu nehmen, Mitglieder der „Republikaner" könnten versuchen, den Bundesgrenzschutz zu unterwandern? Zu Frage 20: Nach Kenntnis der Bundesregierung ist ein Angehöriger der Grenzschutzschule in Lübeck Vorsitzender des Kreisverbandes Lübeck der Partei „Die Republikaner". Es handelt sich um einen Polizeivollzugsbeamten, der als Innendienstleiter eines Fachbereiches der Grenzschutzschule eingesetzt ist. Der Bundesregierung ist außerdem bekannt, daß ein Angehöriger der Grenzschutzausbildungsabteilung Küste 1 in Lübeck Mitglied des Bundesvorstandes und stellvertretender Landesvorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Partei „Die Republikaner" ist. Dabei handelt es sich um einen Polizeivollzugsbeamten des gehobenen Dienstes, der gegenwärtig weder als Ausbilder noch als Lehrer eingesetzt wird. Dieser Beamte hat nach Kenntnis der Bundesregierung im Jahre 1988 in Pausen- und Kollegengesprächen um Unterstützungsunterschriften für die Landtagswahlen 1988 in Schleswig-Holstein auf entsprechenden Formularen der Partei „Die Republikaner" geworben. Diese Sammlung der Unterschriften erfolgte teils in der häuslichen Wohnung, teilweise auch außerhalb der Dienstzeit in der Unterkunft der Grenzschutzausbildungsabteilung Küste 1. Nach Aufklärung des Sachverhalts wurde das Verhalten des Beamten ausdrücklich schriftlich mißbilligt. Das Einbringen von Werbematerial politischer Organisationen in Standorte des Bundesgrenzschutzes und sonstige Werbung für politische Parteien im Rahmen dienstlicher Tätigkeit sind ausdrücklich untersagt. Durch Dienstaufsicht wird darauf hingewirkt, daß die aus dem in Artikel 33 Absätze 4 und 5 des Grundgesetzes verankerten Dienst- und Treueverhältnis abgeleiteten beamtenrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. Dies gilt insbesondere für die Verpflichtung aus § 53 des Bundesbeamtengesetzes, wonach jeder Beamte bei politischer Betätigung diejenige Mäßigung und Zurückhaltung zu wahren hat, die sich aus seiner Stellung gegenüber der Gesamtheit und aus der Rücksicht auf die Pflichten seines Amtes ergeben. Zu Frage 21: Die Bundesregierung hat keinen Zweifel, daß der Bundesgrenzschutz — wie die Polizei in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt — uneingeschränkt auf dem Boden des Grundgesetzes steht. Deshalb sieht sie keinen Anlaß zu der Annahme, der Bundes- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 173. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1989 13095* grenzschutz sei für radikale oder extremistische politische Zielsetzungen anfällig. Bei den Angehörigen des Bundesgrenzschutzes finden sich Auffassungen und politische Vorstellungen wie auch sonst in der Bevölkerung. Die Auseinandersetzung mit radikalen und extremistischen Tendenzen ist eine gesamtpolitische Aufgabe, insbesondere der demokratischen Parteien. Im Bereich der Polizeien des Bundes und der Länder hat die umfassende Vermittlung politischer Bildung bei der Aus- und Fortbildung besonderes Gewicht; die Inhalte sind an den Wertvorstellungen des Grundgesetzes ausgerichtet. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Carstens auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 11/5528 Frage 24): Wird die Bundesregierung die Laufzeit von § 82 a der Einkommensteuer-Durchführungsverordnung über den jetzigen Zeitraum hinaus verlängern, und bis wann ist mit einer entsprechenden Initiative auf dem Verordnungswege zu rechnen? Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, die Verlängerung der Laufzeit des § 82 a der Einkommensteuer-Durchführungsverordnung über den 31. Dezember 1991 hinaus vorzuschlagen. Durch das Steuerreformgesetz 1990 vom 25. Juli 1988 ist die Ermächtigungsvorschrift des § 51 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. 1 EStG, auf der § 82 a der EStDV beruht, befristet worden auf vor dem 1. Januar 1992 abgeschlossene Maßnahmen. In der Gesetzesbegründung heißt es hierzu: Das Angebot an energiesparenden Maßnahmen im Sinne des § 82 a EStDV ist nach dem derzeitigen Stand der Entwicklung und als Folge wirtschaftlicher Konkurrenz reichhaltig. Diese Maßnahmen sind auch ohne einkommensteuerliche Vergünstigungen wirtschaftlich. Darüber hinaus hat sich in der Bevölkerung das Bewußtsein für energiesparendes Verhalten gebildet, so daß eine unbegrenzte weitere Förderung entbehrlich ist. Sie könnte zudem zu ungerechtfertigten Mitnahmeeffekten führen und widerspräche schließlich auch der angestrebten Steuervereinfachung . . . Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Seehofer auf die Frage der Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) (Drucksache 11/5528 Frage 31): Beabsichtigt die Bundesregierung eine Änderung oder Ergänzung des § 37 (2) SGB V, durch die es den Krankenkassen untersagt werden soll, in ihrer Satzung Umfang und Dauer der Leistung häuslicher Krankenpflege zur Sicherung des Zieles der ärztlichen Behandlung zu beschränken, und falls nein, welche Maßnahmen wird die Bundesregierung statt dessen ergreifen, damit zukünftig verhindert wird, daß todkranke Menschen aus der Solidargemeinschaft als Pflegefälle ausgeschlossen werden? Die häusliche Krankenpflege zur Sicherung des Ziels der ärztlichen Behandlung war und ist eine Satzungsleistung der Krankenkassen. Nach dem Gesundheits-Reformgesetz gehen die Aufwendungen für diese Leistungen aber nicht mehr in den Finanzausgleich der Krankenversicherung der Rentner ein. Deshalb hat eine Reihe von Krankenkassen die Dauer dieser Leistung beschränkt. Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung hat an die Krankenkassen appelliert, diese Beschränkungen im Interesse ihrer Versicherten rückgängig zu machen. Inzwischen hat eine Krankenkasse entsprechend reagiert, zahlreiche weitere Kassen haben von einer einschränkenden Satzungsregelung abgesehen. Ergänzend wird geprüft, die entsprechenden Ausgaben — ggf. auch rückwirkend — wieder ausgleichsfähig zu machen. Dagegen beabsichtigt die Bundesregierung nicht, in die Satzungsautonomie der Krankenkassen einzugreifen. Im übrigen werden kranke Versicherte durch die vorgenannten Satzungsregelungen nicht „aus der Solidargemeinschaft ausgeschlossen" . Versicherte, die nach dem zeitlichen Auslaufen der häuslichen Krankenpflege auf eine medizinische Behandlung angewiesen sind, erhalten diese — im Regelfall im Wege der kassenärztlichen Versorgung — von ihrer Krankenkasse. Darüber hinaus erhalten Schwerpflegebedürftige nun die neuen Leistungen der häuslichen Pflegehilfe, seit 1. Januar dieses Jahres für bis zu 4 Wochen im Jahr bei Urlaub oder Verhinderung der Pflegeperson, ab 1991 zusätzlich bis zu 25 Pflegeeinsätze von je 1 Stunde für den Kalendermonat oder eine Geldleistung von 400 DM im Monat. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Seehofer auf die Frage des Abgeordneten Dr. Müller (CDU/CSU) (Drucksache 11/5528 Frage 32): Ist der Bundesregierung bekannt, wie hoch der Anteil der von Lohnpfändungen Bedrohten unter den Arbeitslosen ist? Die Bundesregierung besitzt keine Erkenntnisse darüber, wie viele der bei den Arbeitsämtern gemeldeten Arbeitslosen im Falle einer Beschäftigungsaufnahme mit Lohnpfändungen durch ihre Gläubiger zu rechnen hätten. Soweit es sich bei diesen Arbeitslosen um Empfänger von Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe handelt, ergeben sich gewisse Anhaltspunkte aus der Zahl der Pfändungen dieser Lohnersatzleistungen. Diese betrug im zweiten Quartal 1989 37 035 oder — bezogen auf alle Empfänger von Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe — 2,7 %. Für das dritte Quartal 1989 lauten die entsprechenden Zahlen 34 814 oder 2,6%. Diese Daten allein lassen zwar keine konkreten Rückschlüsse darauf zu, inwieweit sich die zugrundeliegenden Zahlungsverpflichtungen der Arbeitslosen auf die Aufnahme und Ausübung einer neuen Beschäftigung auswirken, jedoch dürfte die Vermutung 13096* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 173. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1989 nicht unbegründet sein, daß die Wiedereingliederungschance überschuldeter Arbeitsloser gemindert ist. Arbeitsverhältnisse kommen z. T. deshalb nicht zustande, weil — das durch die Beschäftigung erzielte zusätzliche Einkommen ganz oder teilweise gepfändet wird und deshalb kein Anreiz zur Arbeitsaufnahme besteht, — Arbeitgeber die aufwendigen zusätzlichen Arbeiten scheuen, die sich bei Lohnpfändungen ergeben. Außerdem gelingt es häufig nicht, stabile Arbeitsverhältnisse zu begründen, weil die Arbeitsstelle aufgegeben wird, sobald Gläubiger eine Lohnpfändung vornehmen. Die Bundesregierung hält eine stärkere Erforschung der Grundlagen der Problematik für geboten. Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit hat eine entsprechende Sonderuntersuchung veranlaßt. Wichtige Erkenntnisse dürften sich auch aus dem vom Bundesminister der Justiz und Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit initiierten Forschungsprojekt „Überschuldungssituation und Schuldnerberatung in der Bundesrepublik Deutschland" ergeben, dessen erster Teil Mitte 1990 vorliegt. Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Schuldnerberatung der Gemeinden, Kirchen und Wohlfahrtsverbände zu. Für die Beratungstätigkeit in diesem Bereich können auch Mittel des Bundesprogramms „Maßnahmen für besondere beeinträchtigte Arbeitslose" (250-Mio-Programm) eingesetzt werden. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Seehofer auf die Frage der Abgeordneten Frau Walz (FDP) (Drucksache 11/5528 Frage 33): Ist der Bundesregierung bekannt, daß Kliniken mit entsprechenden Fachabteilungen von ihren Möglichkeiten zu Knochenmarkübertragungen nicht voll Gebrauch machen können, weil es an Personal fehlt? Die Bedeutung der Knochenmarktransplantation und die besonderen Anforderungen an das pflegende Personal sind von der Bundesregierung frühzeitig erkannt worden. 1986 wurde ein Modellprogramm zur Förderung der Knochenmarktransplantation an 10 verschiedenen Kliniken begonnen. Im Gesamtbetrag von rund 7 Millionen DM wurden Ärzte und zusätzliches Pflegepersonal sowie die benötigten Geräte gefördert. Das Programm konnte inzwischen in die Regelfinanzierung übernommen werden. Die Durchführung der Knochenmarktransplantation ist nur mit besonders einsatzbereitem und qualifiziertem Personal möglich. Trotz zunehmender Probleme bei der Gewinnung qualifizierter Krankenschwestern ist nach Auskunft der zuständigen Fachgesellschaft bisher keine Knochenmarktransplantation daran gescheitert, daß die erforderliche Pflege nicht hätte sichergestellt werden können. Dies liegt auch am besonderen Engagement des in den Stationen tätigen Personals. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Fragen des Abgeordneten Heistermann (SPD) (Drucksache 11/5528 Fragen 34 und 35): Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß Beamte der Bundeswehrverwaltung nach Übertragung höherwertiger Aufgaben mehr als zwei Jahre auf die ihnen zustehende Beförderung warten müssen? Welche Maßnahmen sind seitens der Bundesregierung vorgesehen, um diese seit Jahren bestehende Ungerechtigkeit zu beseitigen? Zu Frage 34: Die Wartezeiten für die Beförderung in das 2. oder ein höheres Beförderungsamt im Kapitelbereich 1404 — Bundeswehrverwaltung — sind in den einzelnen Besoldungsgruppen unterschiedlich lang. Nach den Ergebnissen des Jahres 1988 lagen die durchschnittlichen Wartezeiten zwischen 5 und 20 Monaten und erreichten nur bei BesGr A 16 die Dauer von 2 Jahren. Die Wartezeiten sind bedauerlich, liegen aber noch im zumutbaren Rahmen. Zu Frage 35: Die Bundesregierung hat dem Beförderungsstau im Bereich der Wehrverwaltung bereits entgegengewirkt. Neben den 300 Hebungen im Haushaltsjahr 1986 hat die im Haushalt 1988 beschlossene schrittweise Strukturbereinigung für den mittleren und gehobenen Dienst mit insgesamt 1 353 Hebungen einen erheblichen Fortschritt gebracht. Die Strukturbereinigung wird 1990 mit 313 Hebungen abgeschlossen. Nach Abschluß dieser Maßnahmen sind die gesetzlichen Obergrenzen nach § 26 BBesG zu rund 95 % ausgeschöpft. Eine weitere Entlastung brachten die für den mittleren und gehobenen Dienst neu bewilligten Planstellen der Haushalte 1986 bis 1989. Für den Haushalt 1990 sind weitere Planstellenverbesserungen vorgesehen. Ob für 1991 weitere neue Planstellen ausgebracht werden können, wird die Bundesregierung mit dem Haushaltsentwurf 1991 entscheiden. Weitere Planstellenhebungen im Rahmen der Obergrenzen nach § 26 BBesG können nur in Betracht gezogen werden, wenn gleichzeitig die Zahl der Angestellten auf Beamtenplanstellen abgebaut wird. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 173. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. November 1989 13097* Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Frage des Abgeordneten Steiner (SPD) (Drucksache 11/5528 Frage 36) : Warum ist die Bundesregierung in Kenntnis der unzumutbaren Beförderungswarteschlangen bei den Beamten der Bundeswehrverwaltung im mittleren, gehobenen und höheren Dienst nicht bereit, die Obergrenzen des gesetzlichen Stellenkegels voll auszuschöpfen? Der Bundesregierung ist die Beförderungssituation der Beamten der Bundeswehrverwaltung bekannt. Sie ist daher auch bereit, die sich aus der Ausschöpfung der Obergrenzen des Planstellenkegels ergebenden Beförderungsmöglichkeiten für diese Beamten zur Verfügung zu stellen. Die Bundesregierung hat im Jahre 1986 begonnen, die Struktur im mittleren und gehobenen Dienst der Bundeswehrverwaltung mit 300 Planstellenhebungen zu verbessern. In den Jahren 1987 und 1988 konnte sie die Strukturverbesserungen für den einfachen Dienst mit über 100 Planstellenhebungen abschließen. Sie hat die Verbesserungen im mittleren und gehobenen Dienst im Haushalt 1988 mit rund 1 350 Planstellenhebungen fortgesetzt, die sich in drei Jahresschritten bis in den Haushalt 1990 auswirken. Die Obergrenzen nach § 26 BBesG sind nunmehr zu rund 95 % ausgeschöpft. Die Bundesregierung beabsichtigt, diese Strukturverbesserungen in den Folgejahren konsequent fortzusetzen und dann auch den höheren Dienst in der Bundeswehrverwaltung einzubeziehen. Weitere Planstellenhebungen im Rahmen der gesetzlichen Obergrenzen können in Betracht gezogen werden, wenn gleichzeitig die Zahl der Angestellten auf Beamtenplanstellen abgebaut wird. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Fragen der Abgeordneten Frau Vennegerts (DIE GRÜNEN) (Drucksache 11/5528 Fragen 37 und 38): Wie erklärt die Bundesregierung die Tatsache, daß Unterlagen über die Art der an den Iran vergebenen Lizenz zur Fertigung des G3-Gewehres „nur noch teilweise vorhanden" sein sollen, obwohl beispielsweise die Anlage zur G3-Fertigung von der bundeseigenen Firma Fritz Werner im Iran errichtet und die Lizenz zur Herstellung des Schnellfeuergewehrs von der Bundesregierung selbst vergeben wurde? Gemäß welcher gesetzlich relevanten Vorgabe und mit welchen real wirksamen Kontrollinstrumenten beabsichtigt die Bundesregierung, indirekte Endverbleibsregelungen bei Lizenzvergaben im Kleinwaffenbereich zu überwachen (vgl. Drucksache 11/5399), wenn der Endverbleib gemäß den gesetzlich unrelevanten politischen Grundsätzen von 1982 lediglich „anzustreben" ist und „ausschließlich der Verantwortung des Exportlandes„ unterliegt (vgl. Drucksache 11/1336)? Zu Frage 37: Die Entwicklung des Gewehres G3, dessen Einführung in und Beschaffung für die Bundeswehr sowie die Mehrzahl der Lizenzvergaben für dieses Gewehr — einschließlich der Lizenzvergabe an den Iran — erfolgte in den 60er Jahren. Nach über 20 Jahren gibt es nur noch wenige Akten und Wissensträger aus damaliger Zeit, die für eine Beantwortung der z. T. sehr spezifischen Fragen hätten herangezogen werden können, wie sie in der Kleinen Anfrage vom 15. August 1989 gestellt worden sind. Zufällig noch vorhandene Restakten hätten in den fraglichen Bereichen nur Aussagen zugelassen, deren Richtigkeit und Vollständigkeit hier nicht mehr nachprüfbar wären. Auf diesen Umstand bezieht sich die Aussage, daß „aufgrund nur teilweise vorhandener Unterlagen keine zuverlässigen Angaben mehr gemacht werden können". Dies trifft auch auf die in der Frage enthaltene Aussage zu, die Bundesregierung hätte die Lizenz zur Herstellung des Gewehres G3 im Iran vergeben. Zu Frage 38: Die Endverbleibserklärung ist eine wesentliche Voraussetzung für die Erteilung jeder Ausfuhrgenehmigung. Bei festgestellten Verstößen gegen den vereinbarten Endverbleib kann die Ausfuhrgenehmigung nachträglich aufgehoben werden oder können beantragte neue Ausfuhrgenehmigungen für die betreffende Lizenzproduktion versagt werden. Da bei Lizenzvergaben ins Ausland in der Regel über eine lange Zeit noch genehmigungspflichtige Zulieferungen erfolgen, liegt es im eigenen Interesse des ausländischen Lizenznehmers aus obigen Gründen den vereinbarten Endverbleib einzuhalten.
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    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Von der Lage der Nation ist kein anderer Ort in Deutschland so abhängig wie Berlin. Nirgendwo in Deutschland zeigen sich die Auswirkungen von Veränderungen so schnell und so massiv wie in dieser Stadt. Das ist so seit den Tagen Ernst Reuters.
    Unter Ernst Reuter hat die Stadt die Freiheit bewahrt und sich gegenüber dem Zugriff und der Blokkade einer Besatzungsmacht behauptet. Unter Willy Brandt ging es 1961 um das Überleben der abgeschnürten Stadt. Heute stellt sich eine positive Perspektive.
    Es geht um die Überwindung der Mauer. Es geht darum, die Abschnürung wieder aufzuheben. Es geht darum, Berlin als eine Stadt zu denken, die in ihr natürliches Umland eingebettet ist und die auch aus ihrem natürlichen Hinterland lebt. Und es geht darum, daß Berlin wieder die natürlichen Vorteile seiner geographischen Lage in der Mitte Europas

    (Beifall bei SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der GRÜNEN)

    als ein Ort auf halbem Wege zwischen Paris und Moskau und Helsinki und Wien nutzen kann.
    Diese Perspektive bürdet uns große Probleme auf; das wissen wir wohl. Aber die Zukunft der Stadt neu zu bestimmen, ist auch eine historische Chance, die sich durch den Prozeß der Erneuerung und der Demokratisierung in Osteuropa jetzt bietet. Glasnost und Perestroika in der Sowjetunion, in Ungarn und in Polen haben die DDR in den Sog der Entwicklung gezogen, und die Bürgerinnen und Bürger der DDR haben den Prozeß von innen her in Bewegung gesetzt.
    Es war absehbar, daß bei Wegfall des äußeren Zwanges, der das Regime des bürokratischen Sozialismus stabilisierte, sehr bald auch die Machtstrukturen ins Wanken geraten mußten. In dem Moment, in dem Ungarn seine Grenze öffnete und die Zäune niederriß, verlor die Mauer ihre Funktion der Machtsicherung nach innen. In diesem Moment verlor die SED-Führung die Kontrolle über die Menschen. So wurden die DDR-Urlauber in Ungarn zum Auslöser einer deutschen Perestroika.
    Die Flucht der vielen zehntausend Menschen brachte bei den Zurückgebliebenen in der DDR die Unzufriedenheit auf einen Siedepunkt und setzte die Energie frei, den Protest auf die Straße zu tragen. Es ist bewundernswert, wie bewußt und wie diszipliniert die Menschen das tun.

    (Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und der Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP])




    Regierender Bürgermeister Momper (Berlin)

    Wir empfinden Hochachtung für den Mut, für die Besonnenheit und für die Disziplin, mit der die Menschen für ihre Freiheit und für die Erneuerung der DDR-Gesellschaft eintreten.
    Es gibt keinen Staat mehr, der der DDR den Rücken für eine repressive Politik stärken will. Nicht Ungarn, nicht Polen und auch nicht die CSSR wollen die Flüchtlingsströme aufhalten. So wurden die Botschaften der Bundesrepublik in Budapest und Prag zu Schicksalsorten der DDR.
    Die Zeiten der Unterdrückung und der BreschnewDoktrin sind vorbei. Wer auch immer jetzt in der DDR die Verantwortung trägt, muß eine Politik betreiben und eine Gesellschaft gestalten, mit der sich die Menschen freiwillig identifizieren. Diese Aufgabe hat außerordentliche Kräfte in allen Schichten der Bevölkerung, in allen Parteien und in allen Gruppen freigesetzt.
    Der 4. November 1989 wird in die Geschichte als der Tag eingehen, an dem das Volk der DDR seine Geschicke sichtbar selber in die Hand genommen hat. Mit der größten freien Demonstration in ihrer 40jährigen Geschichte haben die DDR-Bürger unmißverständlich unter Beweis gestellt, wie ernst sie es mit dem politischen Umbau ihrer Gesellschaft meinen. Gegen oder ohne diese Bewegung kann schon jetzt niemand in der DDR regieren.
    Doch der Dialog mit den politisch Verantwortlichen ist nur die „Vorspeise und nicht das Hauptgericht", wie es auf dem Alexanderplatz hieß. Was das Hauptgericht ist, brachten Hunderttausende zum Ausdruck: Schluß mit der Bevormundung durch den Staat. Das Volk lernt den aufrechten Gang. Es will über sich selbst bestimmen.
    Informations- und Meinungsfreiheit, Pluralismus und Reisefreiheit und demokratische Wahlen in der DDR — das sind die Forderungen. Das Volk der DDR will Demokratie, Selbstbestimmung und eine soziale Gesellschaftsordnung. Die Schriftstellerin Christa Wolf brachte es auf die griffige Formel: „Stell' dir vor, es ist Sozialismus, und keiner geht weg."
    Der nun begonnene Reformprozeß in der DDR ist unumkehrbar wie in der Sowjetunion, wie in Polen und wie auch in Ungarn. Freiheit läßt sich nicht in eine Strategie einbinden, sondern sie nimmt sich selbst, was sie braucht. Die SED hat A gesagt, und sie wird auch B sagen müssen. Ihr Anspruch auf das Machtmonopol im Staate zerbröckelt. Der geschlossene Rücktritt des Politbüros ist nur ein logischer Schritt dieser Entwicklung und Eingeständnis der Einsicht in diese Situation.
    Die SED ist nicht das ganze Volk.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)

    Sie ist ein Teil des Volkes. Deshalb wird sie die Ausübung der Staatsgewalt mit anderen teilen müssen.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Warum denn nur teilen?)

    Wie dieser Übergang in Pluralismus und Demokratie ausgestaltet wird, ist die Schlüsselfrage der inneren Entwicklung in der DDR in den kommenden Tagen. Dabei darf man eins nicht vergessen: Wie man jetzt auch den öffentlichen Diskussionen entnehmen kann,
    gibt es in der SED-Mitgliedschaft eine Vielfalt von Meinungen und Strömungen. Es wäre töricht, mit dieser Partei nicht im Gespräch bleiben zu wollen.

    (Beifall bei der SPD)

    Die SED hat allerdings die Zeit schlecht genutzt. Sie hat bisher die Chance vertan, den Prozeß der Umgestaltung und Erneuerung politisch führen und steuern zu können. Reformen wurden zu spät eingeleitet. Mutige Entscheidungen wurden durch halbherzige Maßnahmen konterkariert. Der Wille zur Erneuerung mag wohl dasein, aber eine entschlossene Umsetzung ist nicht zu erkennen. So wird die SED selbst zum Objekt der gesellschaftlichen Entwicklung. Scheibchenweise wird ihr abgerungen, was sie selbst hätte einleiten müssen.
    Ein richtiges Signal war die Amnestie für die wegen Republikflucht einsitzenden DDR-Bürger. Angekündigt ist, daß der Straftatbestand der Republikflucht aufgehoben wird. Das ist eine historische Veränderung. Wir sollten bei der Gelegenheit all jener gedenken, die seit dem Mauerbau am 13. August 1961 erschossen wurden oder elend gestorben sind, nur weil sie das Land verlassen wollten.

    (Beifall bei der SPD, der FDP und den GRÜNEN)

    Die Tage der Mauer sind erkennbar gezählt. Den Zweck, für den sie einmal gebaut wurde, nämlich die Menschen davon abzuhalten, die DDR zu verlassen, erfüllt sie nicht mehr. Jeder kann die DDR über Polen, über Ungarn oder über die CSSR verlassen.
    Als Antwort auf den Massenexodus ihrer Bürger hat die DDR-Führung jetzt ein Reisegesetz vorgelegt, das schon überholt war, als es veröffentlicht wurde. Das Gesetz bringt nicht die ersehnte Reisefreiheit. Reisefreiheit heißt: Freiheit zu reisen ohne staatliche Reglementierung und Bürokratie.

    (Beifall bei der SPD)

    Es war ein fataler Fehler der SED, erneut den Eindruck von Bevormundung und staatlicher Gängelung zu erzeugen. Mit diesem Gesetz wird das Mißtrauen in die neue Führung nicht abgebaut, sondern verstärkt. Ein Staat, der seinen Bürgern nicht vertraut, darf sich nicht wundern, wenn die Bürger auch dem Staat nicht trauen und ihm den Rücken kehren.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der GRÜNEN)

    Jetzt ist die Stunde, in der das Volk der DDR selbst bestimmen will. Bei aller notwendigen Besinnung auf unsere eigenen politischen Ziele und Werte sollten wir genau hinhören, was dort gefordert wird. Diese Forderungen sollten wir unterstützen. Jetzt kommt es auf Frieden und Freiheit an, so wie es die Bürgerinnen und Bürger in der DDR selbst wollen.
    Und die Frage der Einheit? Wir können der Geschichte kein Korsett anlegen. Es wäre unhistorisch, ein Zusammengehen beider deutscher Staaten auszuschließen. Aber das ist nicht die Frage, die die Bürger der DDR jetzt bewegt. Von den kritischen und oppositionellen Gruppen in der DDR und bei den Demonstrationen wird nicht die Kopie der bundesdeutschen



    Regierender Bürgermeister Momper (Berlin)

    Gesellschaftsordnung gefordert, sondern die Bürger der DDR wollen einen eigenen Weg gehen.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Woher wissen Sie das denn?)

    — Das kann man, wenn man hinhört und hinschaut, sehr gut erfahren. Auch das DDR-Fernsehen ist ein guter Mittler dafür. Sie sollten sich das öfter einmal anhören.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Reddemann [CDU/CSU]: Die Aktuelle Kamera? Beziehen Sie immer von diesem Sender Ihre Informationen?)

    — Herr Kollege, gerade die Aktuelle Kamera. Aber da Sie sie hier in Bonn nicht empfangen können, können Sie das nicht wissen. Aber Sie können es mir glauben.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Reddemann [CDU/CSU]: Glauben kann ich es nicht, weil ich es anders weiß!)

    — Von der DDR verstehen wir Berliner immer noch etwas mehr als die CDU.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, im Westen werden jetzt viele kleinmütig vor der Größe der Probleme. Allerdings ist wahr, daß die Lasten, die auf uns zukommen, gewaltig sind. Die Veränderungen in Osteuropa und in der DDR wirken sich in ganz besonderem Maße in Berlin aus.
    Eine große Zahl von Aus- und Übersiedlern strömt in die Stadt, weil sie sich dort ihrer alten Heimat näher fühlen. Allein 1988 hat Berlin 40 000 zusätzliche Einwohner bekommen, und 1989 hat Berlin bis jetzt schon 45 000 zusätzliche Einwohner gewonnen. 23 000 Neuberliner leben schon jetzt in Heimen und Lagern. Wir brauchen noch mehr Heimplätze, weil die Stadt bereits in den letzten fünf Jahren 143 000 zusätzliche Einwohner aufgenommen hat.
    Der Wohnungsmarkt ist zu. Es gibt keine verfügbaren Wohnungen mehr. Wir bringen die Menschen in Fabrikhallen, in Flughangars und Messehallen unter. Der Bau von Wohnungen, Schulen und Kindertagesstätten allein für 50 000 Neuberliner und deren Eingliederung in das Leben der Stadt kosten Jahr für Jahr 500 Millionen DM.

    (Dr. Knabe [GRÜNE]: Da müßte Bonn helfen!)

    Berlin mit seinen 2 Millionen Einwohnern macht knapp 3 % der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland aus. Aber wir nehmen 9 % der Aus- und Übersiedler auf.
    Um die erheblichen finanziellen Folgen des Zuzugs zu bewältigen, benötigen wir von der Bundesregierung eine schnelle und eine wirksame Hilfe.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Diese Hilfe, meine Damen und Herren, ist aus unserer Sicht eine nationale Aufgabe. Berlin darf mit dieser Situation nicht alleingelassen werden. Es hat immer am stärksten an der Teilung Europas getragen. Auch jetzt wird Berlin über Gebühr belastet.
    Meine Damen und Herren, es ist wahr: Die Herausforderung für Berlin ist riesig. Aber ich weiß, die Berlinerinnen und Berliner werden die Herausforderung annehmen. Wir haben nicht 40 Jahre Freiheit für die Deutschen in der DDR gefordert, um vor der Größe der Aufgabe zu verzagen, die sich uns jetzt stellt.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Denn Reisefreiheit und Selbstbestimmung für die Menschen in der DDR und in Osteuropa und das Wohlstandsgefälle zwischen Ost und West bürden uns nicht nur Lasten auf, sondern geben Berlin eine neue, eine große Perspektive in Europa. Berlin wird der Ort des Austausches zwischen Ost und West werden. Selbst wenn man von der Zweistaatlichkeit auf deutschem Boden ausgeht, so verlieren doch die Grenzen ihren trennenden Charakter; so werden Konfrontation und Gegensätze durch Kooperation und gute Nachbarschaft abgelöst werden.
    Eingebunden in die Europäische Gemeinschaft, als Teil der Bundesrepublik Deutschland, an der Nahtstelle zwischen West- und Osteuropa hat Berlin die Chance, beide Teile Europas wie ein Scharnier miteinander zu verbinden. Die Völker Osteuropas wollen engere Bindungen zu den Völkern Westeuropas, und Berlin ist der Ort der kurzen Wege.
    Mittel unserer Politik ist die Fortsetzung des KSZE-Prozesses; Ziel ist die europäische Friedensordnung, und Voraussetzung dafür ist die Einigung und die Selbstbehauptung Europas.
    Die Veränderungen in Europa erfordern auch bei uns ein neues Denken. Die DDR hat den Wehrkundeunterricht gestrichen. Streichen wir das Blockdenken aus unseren Köpfen.

    (Beifall bei der SPD — Reddemann [CDU/ CSU]: Wieder mal der Trug der falschen Gleichung!)

    Denn es gibt den Ostblock, wie wir ihn bisher kannten, nicht mehr. Ihnen ist das vielleicht noch nicht bekannt. Aber auch Sie können es ja jetzt erfahren.

    (Beifall bei der SPD)

    Streichen wir den Rüstungswettlauf und die alten Sicherheitsphilosophien der Abschreckung. Denn die Bedrohung schwindet. Streichen wir die Feindbilder. Denn Ungarn und Polen sind keine kommunistischen Länder mehr, und die DDR wird es auch nicht mehr lange bleiben.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Auch die Sowjetunion ist dabei, sich von den Fesseln des Dogmatismus zu befreien.
    Wir wollen mit unseren Nachbarn das gemeinsame europäische Haus bauen und bewohnen. Jeder soll darin eine Wohnung haben, die seinen Bedürfnissen entspricht. Dazu gehört natürlich auch ein Berliner Zimmer mit Türen nach vielen Seiten.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Lüder [FDP])

    Schon jetzt ist Berlin für Polen die offene Tür nach Westen. Wöchentlich kommen 70 000 Touristen aus



    Regierender Bürgermeister Momper (Berlin)

    Polen nach Berlin. Bald wird sich die Tür zur DDR mehr öffnen. Die Sowjetunion wird Anfang des Jahres ihren Bürgern weitgehende Reisemöglichkeiten einräumen. Berlin allein wird es nicht schaffen, die Aufgabe zu bewältigen, die durch die Umwälzungen in der DDR und in den Staaten Osteuropas auf uns zukommt.
    Wir brauchen dabei die solidarische Unterstützung und die Hilfe der ganzen Bundesrepublik Deutschland. Vierzig Jahre lang hat Berlin immer die Hilfe vom Westen her bekommen, die wir brauchten. Während der Blockade, während des Berlin-Ultimatums, nach dem Bau der Mauer und auch für das Viermächteabkommen konnten wir uns auf die Hilfe und Unterstützung der westalliierten Schutzmächte, der Bundesregierung und der Länder der Bundesrepublik Deutschland verlassen. Voraussetzung dafür, daß wir die Zukunft Deutschlands und Berlins neu bestimmen können, ist der Erfolg der Erneuerung und der Demokratisierung der DDR. Wir dürfen dabei nicht nur Zuschauer sein.
    Die Verwirklichung der Reisefreiheit für die Bürger der DDR bedeutet, daß noch in diesem Jahr mehrere hunderttausend als Gäste zu uns kommen werden. Dabei erweisen sich die Reisefinanzen als ein besonderes Problem. Wie es zu lösen ist, darüber müssen wir uns über die Parteigrenzen hinweg ganz schnell verständigen. Ich bin dem Herrn Bundeskanzler dankbar dafür, daß er das ebenso wie die notwendige Hilfe für Berlin hier in Aussicht gestellt hat.
    Meine Damen und Herren, die Ereignisse in der DDR spitzen sich zu. Die Risiken wachsen nicht nur für die DDR, sondern auch für uns. Keiner ist mehr von den Entwicklungen in dem einen oder in dem anderen Land nicht betroffen. Die DDR wird ihren runden Tisch brauchen. Einen runden Tisch brauchen wir aber auch für die Fragen, die die beiden deutschen Staaten nur gemeinsam, nämlich miteinander lösen können. Ich schlage vor, sich an diesem runden Tisch in Berlin zusammenzufinden.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der GRÜNEN und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Bötsch.

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    Rede von Dr. Wolfgang Bötsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die deutsche Frage ist offen. Das ist das herausragende Merkmal der Lage der Nation im noch geteilten Deutschland. Die deutsche Frage ist offen, und sie steht auf der Tagesordnung der Weltpolitik. Das wurde zunächst dadurch ausgelöst, daß zehntausend vorwiegend junge Menschen ihre Verwandten, ihre Bekannten, ihr Hab und Gut zurückgelassen haben, um in Freiheit zu leben. Die deutsche Frage steht auf der Tagesordnung der Weltpolitik, weil die Deutschen im Westen ihre Landsleute aus der DDR mit offenen, hilfsbereiten Armen empfangen haben und empfangen. Die Art und Weise der Aufnahme der Flüchtlinge bei uns zeigt der ganzen Welt: die deutsche Einheit lebt.
    Für mich sind manch abwertende Äußerungen von SPD-Politikern über die Behandlung von DDR-Flüchtlingen nicht verständlich.

    (Büchler [Hof] [SPD]: Gibt es solche? — Frau Matthäus-Maier [SPD]: Wer?)

    — Ja, die gibt es. Zum Beispiel „verhätscheln" ist in Ihren Reihen gefallen. — Offensichtlich gefällt es Teilen der SPD nicht, daß die Solidarität der Bundesbürger vorhanden ist.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Das ist ein Quatsch!)

    Da treten Ressentiments der SPD gegen jene Deutschen zutage, die dem Sozialismus den Rücken kehren, wie Fritz Ullrich Fack am 1. November 1989 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" schrieb.

    (Poß [SPD]: Das ist Käse!)

    Ich will ausdrücklich konstatieren, daß Ihr Fraktionsvorsitzender Dr. Vogel heute der Versuchung widerstanden hat, in diese Ressentiments einzutreten, sondern meines Erachtens das Problem auch in unserem Sinne behandelt hat. Er hat allerdings, Frau Kollegin Däubler-Gmelin, an anderer Stelle dem bei ihm ausgeprägten Hang zur Polemik dann doch nicht widerstehen können.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sie sind doch an sich so ein netter Mensch! Warum machen Sie so etwas?)

    Meine Damen und Herren, wir alle sollten zur Kenntnis nehmen: Das Experiment des Sozialismus ist gescheitert.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Briefs [GRÜNE]: Das ist Ihr Wunschdenken! Das hätten Sie gern!)

    Dem Sozialismus marxistisch-leninistischer Prägung laufen die Leute weg. Und die Deutschen sind eine Nation, die wie andere Nationen in Freiheit leben will.

    (Dr. Briefs Millionen und Milliarden, die Sie da kassieren können!)

    Sie lassen sich weder durch Ideologien noch durch Gewaltherrschaften auf Dauer teilen.
    Und die DDR, Frau Kollegin Vollmer, hat keine eigene Identität. Ich bin überzeugt, diese Identität, die sie bisher allein aus dem Machtmonopol der SED zu schöpfen suchte, wird sie auch in Zukunft nicht gewinnen. Heute mutet es doch geradezu lächerlich an, wie die SED versucht hat, eine eigene deutsche Teilnation mit sozialistischer Prägung zu schaffen und gegen die Außenwelt abzugrenzen.
    Daß sie in diesem Bestreben von den GRÜNEN immer noch und jedenfalls von Teilen der SPD in der Vergangenheit unterstützt wurde — Forderung nach einer DDR-Staatsbürgerschaft etwa ist ein Stichwort — , ist eine der bedauernswerten Tatsachen der deutschen Zeitgeschichte.
    Auch hier hat Vogel heute klargestellt, daß für die SPD nur eine einheitliche Staatsbürgerschaft in Frage kommt. Wir nehmen das zur Kenntnis, wir begrüßen, daß dies in der Form hier klargestellt worden ist. Aber



    Dr. Bötsch
    Frau Vollmer hat ja ihre Position gegenteiliger Art nochmals unterstrichen.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Die lernt nie!)

    Meine Damen und Herren, die Bürger Mitteldeutschlands wollen nicht eine Variante des Sozialismus, sondern ihre Alternative heißt: Weg vom Sozialismus. Und die zahlreichen Rücktritte von SED-Funktionären, der Rücktritt der gesamten Regierung gestern, der Rücktritt des Politbüros heute, die Öffnung der Medien

    (Dr. Briefs [GRÜNE]: Herr Bötsch, hören Sie doch mal zu, was auf den Demonstrationen gesagt wird!)

    — darauf komme ich noch, Herr Kollege — und anderes sind ein begrüßenswerter, notwendiger Anfang. Es kann aber nur der Anfang sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich glaube, jeder Versuch, die Bevölkerung in der DDR mit Scheinreformen zu besänftigen, wird sich als Fehlspekulation erweisen. Die Menschen in der DDR wollen einen gesellschaftlichen Befreiungsprozeß. Sie wollen — und sie tun es — das Machtmonopol der SED in Frage stellen. Sie wollen wählen, sie wollen auswählen, sie wollen abwählen, meine sehr verehrten Damen und Herren. Das ist das, was die Menschen in der DDR wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Besser als viele Worte bringt die Sehnsucht der Menschen jenes Foto, das dieser Tage durch die Presse ging, zum Ausdruck, auf dem ein Transparent mit der Aufschrift „Wir fordern freie Wahlen" am Gebäude der Volkskammer über dem dort angebrachten Schriftzug „Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik" zu sehen war.
    Meine Damen und Herren, alle diejenigen, die in der Vergangenheit sehr laut Kontakte zur Volkskammer gefordert haben, müssen sich heute überlegen, ob sie mit diesen Forderungen nicht etwas frühzeitig dran waren.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Ist es nicht absurd, daß die DDR der UNO ein Polizeikontingent zur Verfügung stellt, das die Aufgabe hat, in Namibia die Durchführung freier Wahlen sicherzustellen,

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    während solche den eigenen Bürgern bisher vorenthalten worden sind?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, die SED wird eines Tages — hoffentlich bald — freie Wahlen zulassen müssen. Darauf hat Golo Mann in einem Gespräch mit der „Welt" am 6. November mit Recht hingewiesen. Ein wirklicher Umwandlungsprozeß erfordert Demokratie , erfordert Pluralismus, erfordert Parteienvielfalt, erfordert freie Wahlen.

    (Müller [Pleisweiler] [SPD]: Wo ist der Pluralismus in Bayern?)

    Noch zeigt sich Egon Krenz nicht bereit, auf den ungerechtfertigten Führungsanspruch der SED zu
    verzichten. Er wird ja heute in den vor wenigen Minuten eingegangenen Meldungen als der wirklich starke Mann beschrieben, der jetzt völlig freie Hand hat. Solange aber hier keine wirklichen Reformen kommen, wird weiterhin Trabi um Trabi über die Straßen der Tschechoslowakei und Ungarns in den Westen, in die Freiheit rollen.
    Diese Kolonnen haben natürlich die Demonstrationen mit ausgelöst, von denen wir Tag für Tag aus Dresden, aus Leipzig, aus Schwerin, aus Ost-Berlin, aus Erfurt und fast allen mittleren und größeren Städten der DDR hören. Die Willensbekundung der Menschen ist jedesmal eindeutig. Sie zeigen der ganzen Welt, wie ungerechtfertigt das SED-Machtmonopol ist.
    Den Menschen, die dafür auf die Straße gehen, gehören unsere uneingeschränkte Sympathie und Solidarität.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Mangels eines frei gewählten Parlaments ist die Straße im Augenblick zum alleinigen Forum der Bekundung des wahren Willens der DDR-Bevölkerung geworden.

    (Dr. Briefs [GRÜNE]: Und was sagen Sie sonst über die Straße? Was sagen Sie sonst dazu?)

    Doch wir müssen genau zuhören, wer sich wie zu Wort meldet.

    (Müller [Pleisweiler] [SPD]: Was haben Sie bei Wackersdorf gesagt?)

    Es ist manchmal erstaunlich, welche Persönlichkeiten sich da zu Wort melden.
    In der DDR macht derzeit das geflügelte Wort vom „Wendehals" die Runde, eine Bezeichnung für Menschen, die ihre Fahne in den Wind hängen.
    Nicht jeder Redner, auch nicht jeder der Redner, die am vorigen Samstag in Ost-Berlin auftraten, können für sich in Anspruch nehmen, für das Volk zu sprechen.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Siehe Markus Wolf im Schafspelz! — Dr. Briefs [GRÜNE]: Mit welchem Recht zensieren Sie das?)

    Hier wird den Deutschen drüben ein Sondierungsprozeß nicht erspart bleiben — auch uns nicht, auch nicht dem Fraktionsvorsitzenden der SPD.
    Es gibt weiter über den Fortgang des Prozesses Ungewißheiten. Aber sie dürfen uns nicht veranlassen, die Hände in den Schoß zu legen. Wir müssen uns auf Eventualitäten gründlich vorbereiten. Und wir müssen auch mit unseren westlichen Verbündeten in ein intensives Gespräch eintreten. Die westlichen Verbündeten müssen an unserer Seite stehen, wenn wir für unsere Landsleute in der DDR die Selbstbestimmung einfordern.
    Ich habe allerdings manchmal den Eindruck, als wollten einige Deutsche selber die Besorgnis im westlichen Lager vor einem vereinigten Deutschland noch höher stilisieren, als sie tatsächlich ist. Sicher, es gibt noch solche Vorbehalte, die vor einem wiedervereinigten Deutschland warnen, weil es angeblich eine



    Dr. Bötsch
    Gefahr für die Stabilität in Europa wäre. An uns ist es, diesen Vorbehalten entgegenzutreten. Ich glaube, Präsident Mitterrand und Präsident Bush sind beispielhaft für das, was wir auch von den westlichen Verbündeten für uns verlangen.
    Ich freue mich, daß auch das Europäische Parlament nicht geschwiegen hat. Es hält es „für das legitime Recht der Bevölkerung in der DDR, ihr Wirtschaftssystem, ihre Regierungsform und über die Zukunft des Landes selbst zu bestimmen".
    Wir, CDU und CSU, stehen zu dem Auftrag des Grundgesetzes, „in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden".

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    In der Gemeinsamen Erklärung, die Generalsekretär Gorbatschow und Bundeskanzler Kohl am 13. Juni in Bonn unterzeichnet haben, heißt es unter anderem:
    Der Mensch mit seiner Würde und mit seinen Rechten und die Sorge für das Überleben der Menschheit müssen im Mittelpunkt der Politik stehen.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr richtig!)

    Dann heißt es an anderer Stelle:
    Das Selbstbestimmungsrecht der Völker muß beachtet, die Menschenrechte müssen verwirklicht werden.
    Darum geht es. Ich freue mich, daß mir Frau DäublerGmelin hier zunickt.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sie sind heute richtig gut!)

    Meine Damen und Herren, ein wiedervereinigtes Deutschland würde die Stabilität in Europa nicht gefährden. Ein wiedervereinigtes Deutschland würde im Gegenteil zum Kernelement einer europäischen Friedensordnung werden. In einem einigen Europa ist kein Platz mehr für den Eisernen Vorhang, und es ist kein Platz mehr für die Mauer.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    So ist Deutschlandpolitik natürlich auch West- und Europapolitik und hat ihren Platz selbstverständlich auch im Rahmen der Ostpolitik. Das Offensein der deutschen Frage behindert den Aufbau fruchtbarer gegenseitiger Beziehungen mit östlichen Staaten nicht. Dies war schon immer die Auffassung der Union, und sie hat sich jetzt wieder bestätigt. Das Offensein der deutschen Frage entspricht den Entwicklungen, wie wir sie jetzt in Polen und in Ungarn feststellen können, denn auch den Polen und den Ungarn geht es um nichts anderes als um ihr Selbstbestimmungsrecht. Wir müssen ihnen für ihren Mut dankbar sein, denn ihre Reformen haben auch den wesentlichen Anstoß zur Kurswende in der DDR gegeben; das dürfen wir nicht übersehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Als 18jähriger habe ich mit Entsetzen, mit Bedauern und stiller Wut die Rundfunkmeldungen
    gehört und die Bilder gesehen, die zeigten, wie russische Panzer in Budapest einfuhren und den Volksaufstand 1956 niederwalzten. Mit innerer Bewegung habe ich die Fernsehbilder gesehen, wie vor einigen Monaten 300 000 Menschen auf dem Heldenplatz in Budapest den damaligen Anführer des Aufstandes, Imre Nagy ehrten. Wir alle haben sicherlich noch in Erinnerung, wie am 23. Oktober 1989, jetzt vor wenigen Tagen genau 33 Jahre nach dem ungarischen Volksaufstand, das ungarische Volk nach westlichem Vorbild die Republik ausgerufen hat. Dabei stand auf einem Spruchband „Ungarn kehrt heim nach Europa". Ich habe die Vision, daß einmal auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin Hunderttausende Seite an Seite mit einer vor ihr frei gewählten Regierung stehen werden und der Opfer des 17. Juni 1953 und der Toten an der Mauer gedenken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Handeln wir so, daß diese Vision kein Traum bleibt, sondern erlebte Wirklichkeit werden kann!

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)