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ID1115907300

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    Plenarprotokoll 11/159 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 159. Sitzung Bonn, Freitag, den 15. September 1989 Inhalt: Ausscheiden der Abg. Frau Unruh aus der Fraktion DIE GRÜNEN 12067 A Erweiterung der Tagesordnung 12067 A Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfes sowie eines Antrages an den Verteidigungsausschuß 12067 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde betr. Kabinettsbeschluß zur Entsendung von BundesgrenzschutzEinheiten nach Namibia Such GRÜNE 12067 C, 12072 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 12068 C Graf SPD 12069 C Irmer FDP 12070 C Schäfer, Staatsminister AA 12071 C Dr. Hornhues CDU/CSU 12073 B Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 12074 B Dr. Hirsch FDP 12075 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 12076A Wüppesahl fraktionslos 12077 A Toetemeyer SPD 12077 D Zeitlmann CDU/CSU 12078 C Verheugen SPD 12079B Clemens CDU/CSU 12080 C Tagesordnungspunkt 8: Aussprache aus Anlaß des 100jährigen Bestehens der Interparlamentarischen Union Frau Geiger CDU/CSU 12081 C Dr. Holtz SPD 12083 C Irmer FDP 12085 A Volmer GRÜNE 12086 B Frau Fischer CDU/CSU 12087 C Dr. Klejdzinski SPD 12089 A Frau Dr. Timm SPD 12089 D Tagesordnungspunkt 9: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Eid, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Auswirkungen der Anpassungsprogramme von Weltbank und Internationalem Währungsfonds in der Dritten Welt (Drucksachen 11/1793, 11/5122) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hauchler, Dr. Mitzscherling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Berlin vom 27. bis 29. September 1988 zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Gemeinsame Jahresversammlung 1988 des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank (Drucksachen 11/2765, 11/2988, 11/5142) Dr. Grünewald CDU/CSU 12091 A Dr. Hauchler SPD 12092 B Dr. Solms FDP 12094 B Volmer GRÜNE 12095 B Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF 12096 C Feilcke CDU/CSU 12097 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 159. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. September 1989 Dr. Wieczorek SPD 12098 D Dr. Warnke, Bundesminister BMZ 12100 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Siebenter Bericht zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung (Drucksachen 11/2020, 11/4381) Höffkes CDU/CSU 12102 A Schluckebier SPD 12103 B Frau Folz-Steinacker FDP 12105D Volmer GRÜNE 12108B Dr. Warnke, Bundesminister BMZ 12109B Dr. Pinger CDU/CSU 12111 B Frau Dr. Niehues SPD 12112 C Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Flächengebundene Bestandsobergrenzen in der Tierhaltung zum Schutz der bäuerlichen Landwirtschaft und der Umwelt (Drucksachen 11/1986, 11/5042) Kreuzeder GRÜNE 12113 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 12114 B Frau Adler SPD 12115 B Bredehorn FDP 12116 B Zusatztagesordnungspunkt: Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Susset, Michels, Eigen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Paintner, Heinrich, Bredehorn und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Durchführung der Gemeinsamen Marktorganisation (Drucksachen 11/5124, 11/5184) Michels CDU/CSU 12117D Frau Weyel SPD 12119 A Bredehorn FDP 12120 B Frau Flinner GRÜNE 12121 A Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Drucksache 11/4909) Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 12122 B Schütz SPD 12123 C Harries CDU/CSU 12125 C Brauer GRÜNE 12126C Baum FDP 12127 C Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Abwasserabgabengesetzes (Drucksache 11/4942) Harries CDU/CSU 12129 A Kiehm SPD 12129 D Baum FDP 12130 D Frau Garbe GRÜNE 12131 C Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 12132 B Nächste Sitzung 12133 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 12134* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 159. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. September 1989 12067 159. Sitzung Bonn, den 15. September 1989 Beginn: 8.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Ahrens SPD 15. 09. 89 * Bahr SPD 15. 09. 89 Frau Beer GRÜNE 15. 09. 89 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Biedenkopf CDU/CSU 15. 09. 89 Biehle CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Conrad SPD 15. 09. 89 Daubertshäuser SPD 15. 09. 89 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 15. 09. 89 Dreßler SPD 15. 09. 89 Duve SPD 15. 09. 89 Frau Eid GRÜNE 15. 09. 89 Eigen CDU/CSU 15. 09. 89 Erler SPD 15. 09. 89 Eylmann CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Falthauser CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Feldmann FDP 15. 09. 89 Fellner CDU/CSU 15. 09. 89 Francke (Hamburg) CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Fuchs (Verl) SPD 15. 09. 89 Dr. Glotz SPD 15. 09. 89 Dr. Götz CDU/CSU 15. 09. 89 Gries FDP 15. 09. 89 Dr. Häfele CDU/CSU 15. 09. 89 Hedrich CDU/CSU 15. 09. 89 Heinrich FDP 15. 09. 89 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 15. 09. 89 Horn SPD 15. 09. 89 Graf Huyn CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 15. 09. 89 Ibrügger SPD 15. 09. 89 Jaunich SPD 15. 09. 89 Kalisch CDU/CSU 15. 09. 89 Kießlinger SPD 15. 09. 89 *für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Klein (Dieburg) SPD 15. 09. 89 Dr. Kohl CDU/CSU 15. 09. 89 Kolb CDU/CSU 15. 09. 89 Kolbow SPD 15. 09. 89 Koschnick SPD 15. 09. 89 Dr. Kreile CDU/CSU 15. 09. 89 Leidinger SPD 15. 09. 89 Lowack CDU/CSU 15. 09. 89 Marschewski CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 15. 09. 89 Menzel SPD 15. 09. 89 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 15. 09. 89 Meyer SPD 15. 09. 89 Frau Nickels GRÜNE 15. 09. 89 Niggemeier SPD 15. 09. 89 Paintner FDP 15. 09. 89 Reimann SPD 15. 09. 89 Reschke SPD 15. 09. 89 Reuschenbach SPD 15. 09. 89 Schmidt (München) SPD 15. 09. 89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 15. 09. 89 Schulhoff CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Schulte (Hameln) SPD 15. 09. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 15. 09. 89 Spranger CDU/CSU 15. 09. 89 Tietjen SPD 15. 09. 89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Trenz GRÜNE 15. 09. 89 Vahlberg SPD 15. 09. 89 Verheugen SPD 15. 09. 89 Voigt (Frankfurt) SPD 15. 09. 89 Frau Dr. Vollmer GRÜNE 15. 09. 89 Dr. Vondran CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Waigel CDU/CSU 15. 09. 89 Weisskirchen (Wiesloch) SPD 15. 09. 89 Westphal SPD 15. 09. 89 Wieczorek (Duisburg) SPD 15. 09. 89 Wissmann CDU/CSU 15. 09. 89 Würtz SPD 15. 09. 89 Zander SPD 15. 09. 89 Zierer CDU/CSU 15. 09. 89 *
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Wilhelm Höffkes


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine verehrten Damen und Herren! Der Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit hat sich am 19. April dieses Jahres mit dem Siebenten entwicklungspolitischen Bericht auseinandergesetzt und eine umfangreiche Beschlußempfehlung verabschiedet. Leider ist es erstmalig nicht zu einer gemeinsamen Stellungnahme gekommen. Lediglich Teil C — berufliche Aus- und Fortbildung — wurde mit 14 : 0 Stimmen angenommen.
    Bei Teil A, einer grundsätzlichen Wertung des Siebten Berichts, konnten sich SPD und GRÜNE nicht zu einer Zustimmung durchringen, obwohl die kritischen Ansätze des Siebten Berichts, z. B. die verfehlte Agrarpolitik vieler Entwicklungsländer, der Protektionismus der Industriestaaten und die die Entwicklungshilfeanstrengungen vielfach konterkarierende EG-Agrarpolitik, unterstrichen wurden.
    Die Verweigerung der SPD ist um so überraschender, als deutlich zum Ausdruck gebracht wird, daß beispielsweise umfassende wirtschaftliche, soziale und politische Reformen in den Entwicklungsländern durchgeführt werden müssen und daß die Rolle der Frau im Entwicklungsprozeß noch stärker zu beachten ist.
    Mit 9 : 6 Stimmen wurde Teil B verabschiedet. Die ablehnende Haltung von SPD und GRÜNEN ist nicht nachvollziehbar, da die Bundesregierung aufgefordert wird, im Achten entwicklungspolitischen Bericht die Bedrohung der Umwelt erneut umfassend zu behandeln und auf den geleisteten entwicklungspolitischen Beitrag zur Überwindung von Umweltgefahren einzugehen.
    Weiter haben sich SPD und GRÜNE dagegen ausgesprochen, im nächsten Bericht den Bereich Aus- und Fortbildung von Fach- und Führungskräften der Entwicklungsländer in einem gesonderten Kapitel zu behandeln und die bisher erfolgten Anstrengungen zur Lösung der weiteren Verschuldungskrise darzustellen und zu bewerten.
    Das Abstimmungsverhalten ist um so widersprüchlicher und wohl nur wahltaktisch zu erklären, als SPD und GRÜNE Teil C der Empfehlung zugestimmt haben, der sich mit beruflicher Aus- und Fortbildung
    beschäftigt und die zentralen Erkenntnisse der Anhörung vom 13. April 1988 sowie die Antworten auf die Kleinen Anfragen 11/1855 und 11/2470 zu diesem Thema zusammenfaßt.
    Ihre Zustimmung verweigerten SPD und GRÜNE auch Teil D, der sich mit der Auswertung der öffentlichen Anhörung vom 5. November 1986 zum Thema „Einfluß der von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds geforderten Anpassungsprogramme auf die entwicklungspolitische Zusammenarbeit" beschäftigt.
    Das Abstimmungsergebnis 9 : 6 muß überraschen, da die Beschlußempfehlung kritisch, aber konstruktiv auf die Anpassungsprogramme beider Institutionen eingeht. So wird z. B. unter anderem festgestellt, daß die bisherigen Programme „nicht immer im nötigen Umfang auf die politische, soziale und ökologische Verträglichkeit der wirtschaftspolitischen Empfehlungen Rücksicht genommen" haben und die Anpassungsprogramme „die demokratische Entwicklung eines Landes nicht gefährden" sollen. Weiter heißt es: „Belastungen, die einem Land durch Anpassungsprogramme " — vorhin ist darüber gesprochen worden — „entstehen können, müssen gerecht verteilt werden". Und: Die oberen Einkommensschichten in den Ländern müssen „ihren Anteil dazu leisten". Ferner: „Die Anpassungsprogramme von IWF und Weltbank und die langfristige entwicklungspolitische Strategie eines Landes müssen aufeinander abgestimmt werden. "
    Teil E bei 5 Enthaltungen mit 9: 1 Stimmen angenommen! Es war pikanterweise der Bereich Umwelt, bei dem die Vertreterin der GRÜNEN durch Fundamentalopposition glänzte.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Was ist das?)

    — Ich komme darauf. — Es wurde eindeutig und klar darauf hingewiesen, daß eine der gravierendsten Gefahren für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in der Dritten Welt in wachsender Bedrohung und Zerstörung der Umwelt besteht. Damit wurde von der Opposition nein gesagt zu den Forderungen:
    Erstens. Angesichts der regionalen und globalen Umweltprobleme sind ein gemeinsames Handeln aller Staaten der Welt sowie neue Formen internationaler Kooperation notwendig.
    Zweitens. Durch Entwicklungshilfe geförderte Maßnahmen dürfen nicht zu Umweltzerstörung oder unvertretbaren Umweltbelastungen führen.
    Im Forderungsteil wird festgestellt, daß Industrieländer ihre Umweltprobleme nicht in die Länder der Dritten Welt verlagern dürfen — Müllverlagerungen etc. — und durch Umweltverträglichkeitsprüfungen alle unvertretbaren Umweltbelastungen absolut auszuschließen sind.
    Meine Damen und Herren, analysiert man die für erledigt erklärten SPD-Vorschläge — auf die der GRÜNEN, die von den anderen Fraktionen abgelehnt worden sind, brauche ich nicht einzugehen — , so gilt es, folgendes festzustellen:
    Erstens. Große Teile des 7. Entwicklungspolitischen Berichts werden auch von der SPD begrüßt.



    Höffkes
    Zweitens. Falsch und abzulehnen sind die Auffassungen, daß a) aus den Fakten der Vergangenheit angeblich unzureichende Schlußfolgerungen gezogen worden seien, b) die Legitimität der Schulden diskutiert werden soll, c) der Bundesregierung auf internationaler Ebene, z. B. beim Internationalen Währungsfonds und GATT, egoistische und kurzsichtige Interessenpolitik unterstellt wird.
    Als nächstes ist absolut die Fehleinschätzung auch dort abzulehnen, wo Entwicklungszusammenarbeit angeblich als Vehikel wirtschaftlicher Eigeninteressen mißbraucht würde.

    (Zuruf von der SPD: Das ist leider so!)

    Zum letzten. Zu einfach macht es sich meines Erachtens die SPD,

    (Zuruf von der SPD: Na, na!)

    wenn sie fordert, Einsparungen von 1 Milliarde DM im Bereich der Verteidigung vorzunehmen und diese Mittel dann für die Entwicklungsländer zu fordern. So einfach geht es nicht, meine Damen und Herren!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der Abg. Frau Folz-Steinacker [FDP] — Bindig [SPD]: Wir machen es uns ja gar nicht einfach!)

    Als Fazit: Die von den Koalitionsfraktionen im Ausschuß mehrheitlich getragenen Beschlußempfehlungen nehmen, so meine ich, den Siebten entwicklungspolitischen Bericht nicht nur rein zustimmend zur Kenntnis, sondern stehen einzelnen Teilbereichen auch durchaus kritisch gegenüber. Aber gleichzeitig unterstützen wir die kritischen Anmerkungen, die sich aus dem Bericht selbst ergeben.
    An der Stelle, meine Damen und Herren, möchte ich mich bei der Bundesregierung und all denen, die an dem Bericht in fleißiger Arbeit mitgewirkt haben, ausdrücklich und ganz herzlich bedanken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich bitte Sie, der Beschlußempfehlung der Ausschußmehrheit Ihre Zustimmung zu geben.
    Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Volmer [GRÜNE]: Daran denken wir gar nicht!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Schluckebier.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Günter Schluckebier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will das noch einmal unterstreichen: Seit 1972 wird von der Bundesregierung alle zwei Jahre der entwicklungspolitische Bericht erstattet. Seit dieser Zeit waren alle Fraktionen immer kompromißbereit und zu einem gemeinsamen Votum fähig. Wir Sozialdemokraten bedauern es sehr, daß es diesmal nicht zu einer gemeinsamen Empfehlung zum Siebten entwicklungspolitischen Bericht gekommen ist.
    Die Probleme der Länder der Dritten Welt haben sich in den letzten Jahren verstärkt. Wir sind der Überzeugung, daß nur gemeinsame Anstrengungen zu vernünftigen und durchgreifenden Lösungen führen
    können. Die Gemeinsamkeit weiter zu stärken bleibt daher das Ziel der SPD-Fraktion.
    Meine Fraktion hat es auch begrüßt, daß der Siebte entwicklungspolitische Bericht unserer Kritik in Teilen gefolgt ist und sich eine Reihe unserer Forderungen zu eigen gemacht hat. Ich hebe hier die erkannte Bedeutung der Projektevaluierung, die angekündigte Schwerpunktverlagerung auf die Umwelt und die vorgesehenen Untersuchungen soziokultureller Aspekte und der Auswirkungen der Projekte auf die Lage der Frauen hervor. Allerdings, wenn wir was erreichen wollen, dürfen wir mit unserer Kritik nicht hinter dem Berg halten.
    Ich stelle fest: Der Siebte entwicklungspolitische Bericht der Bundesregierung wird den Erfordernissen einer erfolgreichen Nord-Süd-Politik nicht gerecht. Besonders deutlich wird dies in der Frage der Verschuldung der Dritten Welt. Zwar sieht die Bundesregierung das Problem, doch ihre Lösungsvorschläge bleiben hinter allen Notwendigkeiten und Erwartungen zurück.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Bundesregierung hat keinen Gesetzentwurf zur Lösung der Schuldenkrise vorgelegt, der die Gesundung der Wirtschaft der Entwicklungsländer langfristig vorantreiben könnte. Vor zwei Jahren hat meine Fraktion dazu einen Vorschlag unterbreitet, an dessen Eckwerten sich die Bundesregierung orientieren sollte.
    Ganz und gar unzulänglich, geradezu egoistisch sind ihre Vorhaben zur Lösung des Problems der Rückflüsse aus der finanziellen Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern. Mit einer wachsenden Tendenz haben diese Rückflüsse bereits die Milliardengrenze überschritten. Wenn es nicht gelingen sollte, meine Damen und Herren, die Rückflüsse in viel höherem Maße für neue entwicklungspolitische Maßnahmen einzusetzen bzw. sie in den Schuldnerländern zu lassen, so wird der Anteil unserer Hilfeleistungen am Bruttosozialprodukt weiter absinken. Die Bundesrepublik setzt sich schon jetzt der Gefahr aus, ihren international eingegangenen Verpflichtungen nicht mehr nachzukommen.

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, mit ihren „Grundlinien der Entwicklungspolitik" vom 19. März 1986 versuchte die Bundesregierung, „Antworten auf neue Herausforderungen an die Entwicklungspolitik wie Verschuldungskrise und Hungerkatastrophen zu geben" .

    (Frau Folz-Steinacker [FDP]: Sie hat sie gefunden!)

    Ihr Ziel sei es, so die Bundesregierung in ihrem Siebten entwicklungspolitischen Bericht, die elementaren Lebensvoraussetzungen der Menschen zu sichern und sie in den Stand zu versetzen, sich selbst zu helfen. Die Bilanz der Taten, die diesen Antworten folgen sollten, ist mehr als dürftig, meine Damen und Herren.

    (Toetemeyer [SPD]: Das kann man wohl sagen!)




    Schluckebier
    In Wirklichkeit läßt sie die öffentliche Entwicklungshilfe seit 1982 ausbluten.

    (Dr. Holtz [SPD]: Das ist leider wahr!)

    Betrug — die Zahlen sind ja wohl klar — ihr Anteil am Bruttosozialprodukt 1983 noch 0,48 %,

    (Frau Folz-Steinacker [FDP]: Rechnet doch mal andersherum!)

    sank er bis 1988 auf 0,39 % ab. Im Haushaltsplan des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit für 1989 sind 7,1 Milliarden DM ausgewiesen, 700 Millionen DM weniger, als ursprünglich in der mittelfristigen Finanzplanung vorgesehen. Wichtige Entwicklungsinstitutionen wie die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, wie Stiftung für Internationale Zusammenarbeit beklagen sich darüber, daß sie zuwenig Mittel für die Umsetzung dringender Vorhaben erhalten.

    (Toetemeyer [SPD]: Ein Skandal!)

    Wenn diese Talfahrt so anhält, meine Damen und Herren, droht der Entwicklungshaushalt Anfang der 90er Jahre auf den kläglichen Anteil von 0,3 % des Bruttosozialprodukts zu schrumpfen.

    (Toetemeyer [SPD]: Es wird Zeit, daß wir wieder drankommen!)

    Gerade angesichts der Internationalisierung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Probleme ist dies, so glauben wir sagen zu müssen, ein Skandal.

    (Beifall bei der SPD)

    Innenpolitisch diskutieren wir z. B. schon lange, auch in diesem Haus, wie man den Problemen der massiven Flüchtlingsströme in der Dritten Welt begegnen könnte. Die politischen Parteien, die Kirchen und der Deutsche Bundestag sind sich darin einig, daß eine verstärkte, sinnvoll betriebene Entwicklungspolitik wertvolle Beiträge dazu leisten kann.

    (Frau Folz-Steinacker [FDP]: Sehr gut!)

    Wenn wir dieses Ziel erkannt haben, darf unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Dritten Welt nicht stagnieren oder gar zurückgehen. Sie muß massiv gesteigert werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Anfang Juli 1989 wurden Sie, Herr Bundesminister Warnke, vom ,,General-Anzeiger" in Bonn gefragt — ich zitiere mit Erlaubnis des Präsidenten — :
    Die Industrienationen haben 0,7 % des Bruttosozialprodukts als Sollmarke für die Entwicklungshilfe vereinbart. Ihr Sieben-Milliarden-Etat verfehlt das Ziel um 0,3 %. Wie verbindlich sind solche Zusagen?
    Sie antworteten:
    Das ist ein Zielwert. Unter den großen Geberländern nimmt die Bundesrepublik mit ihren 0,4 eine ausgezeichnete Position ein.
    Wie ausgezeichnet unsere Position ist, meine Damen und Herren, wird deutlich, wenn wir unsere 0,39 % mit den 1,12 % Norwegens vergleichen,

    (Dr. Osswald [SPD]: Richtig!)

    das an der Spitze aller Geberländer steht. Andere Industriestaaten wie Japan, England, Kanada, Finnland oder die USA haben ihre Etats im Gegensatz zu uns verhältnismäßig stark erhöht.
    Die Sozialdemokraten fordern eine Trendumkehr und eine Erhöhung der Mittel für die entwicklungspolitische Zusammenarbeit.

    (Volmer [GRÜNE]: Das ist ein Wort!)

    Weltweit steigende Arbeitslosigkeit, massive Umweltzerstörung, Armut und Elend in der Dritten Welt sind Grund genug, die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit als Teilbaustein zu einem fairen NordSüd-Ausgleich zu erhöhen.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch bei der Lösung der enormen Verschuldungskrise hat es — wir haben es vorhin in der Debatte bereits gehört — immer noch keinen Durchbruch zugunsten der betroffenen Entwicklungsländer gegeben. Deswegen fordert die SPD nach wie vor ein NordSüd-Abkommen für einen maßgeblichen Schuldenabbau und einen gesteigerten Zufluß neuer Finanzmittel. Dabei wissen wir sehr wohl, meine Damen und Herren, daß mehr Geld allein noch nicht Entwicklung bedeutet.

    (Frau Folz-Steinacker [FDP]: Sehr richtig!)

    Angesichts der laufenden GATT-Verhandlungen muß sich die Bundesregierung zusammen mit den anderen EG-Staaten für den Abbau der protektionistischen Handelspolitik und der auch für viele Entwicklungsländer schädlichen Subventionierung von Produkten und Exporten, insbesondere im Agrarbereich, einsetzen.

    (Beifall der Abg. Frau Folz-Steinacker [FDP])

    Für die Entwicklungsländer ist das Vermeiden des Dumpings von Überschüssen der Industrieländer auf den Märkten der Dritten Welt eine Überlebensfrage geworden.

    (Toetemeyer [SPD]: In der Tat!)

    Überproduktion im Norden und Lebensmittelknappheit im Süden verstärken sich gegenseitig. Es liegt im beiderseitigen Interesse, so glauben wir, den Weltmarkt neu zu organisieren.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir müssen auch diesmal darauf hinweisen, daß sich neben den wichtigen äußeren Faktoren die inneren Verhältnisse in den Ländern der Dritten Welt nicht wesentlich verbessert haben. Ich meine, die politischen und gesellschaftlichen Strukturen, das teilweise Versagen ihrer Eliten, eine extrem ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen, Ausbeutung und Korruption, überzogene Rüstung, bürokratische Gängelung und gewaltsame Repression hemmen die Entfaltung der eigenen Kräfte. In vielen Entwicklungsländern werden der Bevölkerung die bürgerlichen und politischen Grundrechte und Menschenrechte verweigert und mit Füßen getreten, ganz zu schweigen von dem Einsatz staatlicher Gewalt gegen soziale und demokratische Bewegungen.



    Schluckebier
    Nun komme ich zu einem Teil meiner Ausführungen, welcher indirekt auch mit dem Haushalt zu tun hat. Der Haager Umweltgipfel liegt ja noch nicht lange zurück. Er war am 11. März 1989. Dort sind, auch von deutscher Seite, große Worte über internationale Solidarität und über das globale Ausmaß der Umweltaufgaben gefunden worden. Es war die Rede von der Entwicklung neuer Strategien und neuer völkerrechtlicher Grundsätze einschließlich neuer wirksamer Entscheidungs- und Durchsetzungsmechanismen. Beim Weltwirtschaftsgipfel in Paris gab es sogar eine deutsche Initiative. Wir ließen uns feiern. Dies galt zumindest für die beteiligte Bundesregierung in bezug auf den globalen Umweltschutz.
    Nun fragen wir die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen, worin denn diese Initiativen bestehen, deren Erwähnung bei den anderen Gipfelteilnehmern große Erwartungen weckte. Geht die Bundesregierung mit gutem Beispiel voran, wenn die Weltbank zusätzliche Beiträge zur Finanzierung von Umweltschutzmaßnahmen in den Entwicklungsländern bei den Verhandlungen zur Aufstockung der IDA-Fonds fordert? Diejenigen, die gestern im Ausschuß waren, als wir darüber gesprochen haben, wissen, daß uns gesagt worden ist, daß wir, solange wir noch nicht wissen, wie das so wird, auch in diesem Haushalt und auch mittelfristig nichts einzustellen brauchten.

    (Dr. Hauchler [SPD]: Keine Daseinsvorsorge! Die Regierung lebt von der Hand in den Mund!)

    Ihr Entwicklungshilfehaushalt gibt nichts mehr her. Jetzt und auch mittelfristig ist nichts eingeplant.
    Das heißt, wir haben auf internationalen Konferenzen große Worte gebraucht, aber gefolgt sind nur relativ kleine Taten. Ich appelliere hier an die Kolleginnen und Kollegen des parlamentarischen Fachausschusses. Dies kann und darf doch bei allen Zwängen, denen ein Bundeshaushalt unterliegt, letztlich nicht so bleiben.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, die Bundesrepublik Deutschland trägt als führende Industrienation eine besondere Verantwortung gegenüber den Entwicklungsländern, insbesondere den Regenwaldländern. Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit müßten doch die Ursachen der Regenwaldzerstörung bekämpft werden. Sie sollte durchaus den beispielgebenden Vorreiter bei der Erhaltung der Regenwälder spielen, aber den Schwerpunkt der Maßnahmen im Bereich der multilateralen Entwicklungszusammenarbeit sehen. Nur hier besteht die Chance, die Behörden und Regierungen der betroffenen Entwicklungsländer einzubinden, Eigenverantwortung und Eigeninitiative zu fördern und ein komplexes Gerüst ursachenangepaßter und standortspezifischer Maßnahmen zu entwickeln. Nur in einer internationalen Umweltpartnerschaft, wie sie auch von der Bundesregierung gefordert wird, kann den Ursachen und den verheerenden Folgen der Zerstörung der tropischen Regenwälder begegnet werden.
    Beispielgebend sollte die Bundesregierung mit den Entwicklungsländern Vereinbarungen treffen, nationale revolvierende Fonds einzurichten, in die ein wesentlicher Teil der Zinsen und Tilgungen aus der finanziellen Zusammenarbeit fließen sollte, damit daraus nationale Umweltschutz- und Entwicklungsorganisationen Mittel für Umweltschutzprojekte erhalten können. Andere Gläubigerländer sollten angeregt werden, sich an diesen Fonds zu beteiligen.
    Wir erwarten, daß im Achten entwicklungspolitischen Bericht zu dieser Problematik Stellung genommen wird.
    Meine Damen und Herren, wir Sozialdemokraten legen erneut unsere Initiative „Zukunftsprogramm Dritte Welt" auf den Tisch. Einige Tage vor Ihrem Parteitag, meine Damen und Herren von der CDU, veröffentlichte Ihr Parteivorstand „Zwölf Thesen der CDU zur Entwicklungszusammenarbeit der 90er Jahre". Ein Vergleich ergibt, daß sich die beiden großen Parteien in vielem einig sein könnten. Das betrifft die Analyse über die Lage der Länder der Dritten Welt, die strukturellen Ursachen für den wirtschaftlichen Niedergang der Entwicklungsländer, das Sinken des Pro-Kopf-Einkommens, die weitere Verarmung und die Vergrößerung des sozialen Abstandes zwischen den kleinen Oberschichten und der Bevölkerung. Aber auch hinsichtlich der äußeren Einflüsse gibt es vergleichbare Analysen.
    Das heißt, wir sind gar nicht so weit voneinander entfernt. Die Frage ist nur, ob wir eine Gemeinsamkeit finden zwischen den Sprüchen, die dahingesagt werden, und den materiellen Notwendigkeiten, die in den Haushalt eingesetzt werden, um eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit betreiben zu können.
    Ich kann daher für meine Fraktion nur unser außerordentliches Bedauern kundtun und, wenn wir Ihr Thesenpapier berücksichtigen, unsere Enttäuschung darüber zum Ausdruck bringen, daß Sie unseren Vorschlägen nicht gefolgt sind bzw. nicht bereit waren, einen gemeinsamen Nenner zu finden.
    Namens meiner Fraktion beantrage ich die Ablehnung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Annahme unseres Änderungsantrages.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD)