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ID1115906700

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    Plenarprotokoll 11/159 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 159. Sitzung Bonn, Freitag, den 15. September 1989 Inhalt: Ausscheiden der Abg. Frau Unruh aus der Fraktion DIE GRÜNEN 12067 A Erweiterung der Tagesordnung 12067 A Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfes sowie eines Antrages an den Verteidigungsausschuß 12067 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde betr. Kabinettsbeschluß zur Entsendung von BundesgrenzschutzEinheiten nach Namibia Such GRÜNE 12067 C, 12072 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 12068 C Graf SPD 12069 C Irmer FDP 12070 C Schäfer, Staatsminister AA 12071 C Dr. Hornhues CDU/CSU 12073 B Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 12074 B Dr. Hirsch FDP 12075 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 12076A Wüppesahl fraktionslos 12077 A Toetemeyer SPD 12077 D Zeitlmann CDU/CSU 12078 C Verheugen SPD 12079B Clemens CDU/CSU 12080 C Tagesordnungspunkt 8: Aussprache aus Anlaß des 100jährigen Bestehens der Interparlamentarischen Union Frau Geiger CDU/CSU 12081 C Dr. Holtz SPD 12083 C Irmer FDP 12085 A Volmer GRÜNE 12086 B Frau Fischer CDU/CSU 12087 C Dr. Klejdzinski SPD 12089 A Frau Dr. Timm SPD 12089 D Tagesordnungspunkt 9: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Eid, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Auswirkungen der Anpassungsprogramme von Weltbank und Internationalem Währungsfonds in der Dritten Welt (Drucksachen 11/1793, 11/5122) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hauchler, Dr. Mitzscherling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Berlin vom 27. bis 29. September 1988 zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Gemeinsame Jahresversammlung 1988 des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank (Drucksachen 11/2765, 11/2988, 11/5142) Dr. Grünewald CDU/CSU 12091 A Dr. Hauchler SPD 12092 B Dr. Solms FDP 12094 B Volmer GRÜNE 12095 B Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF 12096 C Feilcke CDU/CSU 12097 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 159. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. September 1989 Dr. Wieczorek SPD 12098 D Dr. Warnke, Bundesminister BMZ 12100 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Siebenter Bericht zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung (Drucksachen 11/2020, 11/4381) Höffkes CDU/CSU 12102 A Schluckebier SPD 12103 B Frau Folz-Steinacker FDP 12105D Volmer GRÜNE 12108B Dr. Warnke, Bundesminister BMZ 12109B Dr. Pinger CDU/CSU 12111 B Frau Dr. Niehues SPD 12112 C Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Flächengebundene Bestandsobergrenzen in der Tierhaltung zum Schutz der bäuerlichen Landwirtschaft und der Umwelt (Drucksachen 11/1986, 11/5042) Kreuzeder GRÜNE 12113 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 12114 B Frau Adler SPD 12115 B Bredehorn FDP 12116 B Zusatztagesordnungspunkt: Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Susset, Michels, Eigen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Paintner, Heinrich, Bredehorn und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Durchführung der Gemeinsamen Marktorganisation (Drucksachen 11/5124, 11/5184) Michels CDU/CSU 12117D Frau Weyel SPD 12119 A Bredehorn FDP 12120 B Frau Flinner GRÜNE 12121 A Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Drucksache 11/4909) Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 12122 B Schütz SPD 12123 C Harries CDU/CSU 12125 C Brauer GRÜNE 12126C Baum FDP 12127 C Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Abwasserabgabengesetzes (Drucksache 11/4942) Harries CDU/CSU 12129 A Kiehm SPD 12129 D Baum FDP 12130 D Frau Garbe GRÜNE 12131 C Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 12132 B Nächste Sitzung 12133 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 12134* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 159. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. September 1989 12067 159. Sitzung Bonn, den 15. September 1989 Beginn: 8.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Ahrens SPD 15. 09. 89 * Bahr SPD 15. 09. 89 Frau Beer GRÜNE 15. 09. 89 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Biedenkopf CDU/CSU 15. 09. 89 Biehle CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Conrad SPD 15. 09. 89 Daubertshäuser SPD 15. 09. 89 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 15. 09. 89 Dreßler SPD 15. 09. 89 Duve SPD 15. 09. 89 Frau Eid GRÜNE 15. 09. 89 Eigen CDU/CSU 15. 09. 89 Erler SPD 15. 09. 89 Eylmann CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Falthauser CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Feldmann FDP 15. 09. 89 Fellner CDU/CSU 15. 09. 89 Francke (Hamburg) CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Fuchs (Verl) SPD 15. 09. 89 Dr. Glotz SPD 15. 09. 89 Dr. Götz CDU/CSU 15. 09. 89 Gries FDP 15. 09. 89 Dr. Häfele CDU/CSU 15. 09. 89 Hedrich CDU/CSU 15. 09. 89 Heinrich FDP 15. 09. 89 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 15. 09. 89 Horn SPD 15. 09. 89 Graf Huyn CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 15. 09. 89 Ibrügger SPD 15. 09. 89 Jaunich SPD 15. 09. 89 Kalisch CDU/CSU 15. 09. 89 Kießlinger SPD 15. 09. 89 *für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Klein (Dieburg) SPD 15. 09. 89 Dr. Kohl CDU/CSU 15. 09. 89 Kolb CDU/CSU 15. 09. 89 Kolbow SPD 15. 09. 89 Koschnick SPD 15. 09. 89 Dr. Kreile CDU/CSU 15. 09. 89 Leidinger SPD 15. 09. 89 Lowack CDU/CSU 15. 09. 89 Marschewski CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 15. 09. 89 Menzel SPD 15. 09. 89 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 15. 09. 89 Meyer SPD 15. 09. 89 Frau Nickels GRÜNE 15. 09. 89 Niggemeier SPD 15. 09. 89 Paintner FDP 15. 09. 89 Reimann SPD 15. 09. 89 Reschke SPD 15. 09. 89 Reuschenbach SPD 15. 09. 89 Schmidt (München) SPD 15. 09. 89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 15. 09. 89 Schulhoff CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Schulte (Hameln) SPD 15. 09. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 15. 09. 89 Spranger CDU/CSU 15. 09. 89 Tietjen SPD 15. 09. 89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Trenz GRÜNE 15. 09. 89 Vahlberg SPD 15. 09. 89 Verheugen SPD 15. 09. 89 Voigt (Frankfurt) SPD 15. 09. 89 Frau Dr. Vollmer GRÜNE 15. 09. 89 Dr. Vondran CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Waigel CDU/CSU 15. 09. 89 Weisskirchen (Wiesloch) SPD 15. 09. 89 Westphal SPD 15. 09. 89 Wieczorek (Duisburg) SPD 15. 09. 89 Wissmann CDU/CSU 15. 09. 89 Würtz SPD 15. 09. 89 Zander SPD 15. 09. 89 Zierer CDU/CSU 15. 09. 89 *
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jochen Feilcke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ja.

    (Volmer [GRÜNE]: Danke!)

    Meine Damen und Herren, eine gute Umweltpolitik ist eine gute Wirtschaftspolitik, oder — anders ausgedrückt — ohne eine gute Umweltschutzpolitik kann, darf es heute eigentlich keine gute Wirtschaftspolitik — was immer „gut" in diesem Zusammenhang bedeuten mag — geben. Insofern sage ich auch, daß diese so beschriebene gute Wirtschaftspolitik die beste Entwicklungspolitik ist.
    Gestatten Sie mir eine kurze Aufzählung der Weltbank-Initiativen im vergangenen Jahr. Wir können der Presse täglich Meldungen darüber entnehmen, daß die Weltbank hinsichtlich der Beseitigung von Giftmüll, der Ersetzung von Fluorkohlenwasserstoffen
    und der Umweltverträglichkeitsprüfung bei Projekten — das geht ja auch in die Richtung Ihrer Fragestellung, Kollege Volmer — berät. Vor wenigen Tagen hat die Weltbank ihren Willen bekundet, sich dem Thema Treibhauseffekt zuzuwenden. Der Umfang der Kredite für die Forstwirtschaft wird verdreifacht. Programme für eine sinnvolle Bodennutzung werden aufgelegt. Seit der Umstrukturierung der Weltbank im Jahre 1987 gibt es eine eigene Umweltabteilung mit immerhin 50 Experten. Ja, es werden sogar — ich darf das einmal sagen — Gespräche unter „feindlichen Brüdern" geführt, also mit Gruppen, die vorher klare Feindbilder hatten, also mit Umweltgruppen. Spätestens seit Berlin sind hier Feindbilder abgebaut worden.
    Wir begrüßen die Lernfähigkeit der Weltbank ausdrücklich. Aber man lernt nie aus. Deshalb sage ich: Entwicklungspolitik beginnt zu Hause. Wir müssen — wenn ich das noch nachtragen darf — die Weltbank im übrigen auch noch auffordern, Umweltaktionspläne in die Liste der Kreditbedingungen aufzunehmen.
    Entwicklungspolitik beginnt zu Hause.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Das heißt: Industrieländer, IWF, Weltbank und GATT müssen sich beim Wort nehmen lassen. Wir können nicht permanent gegen Regeln verstoßen, deren Einhaltung wir den Ländern der Dritten Welt abverlangen.

    (Beifall bei allen Fraktionen)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Wieczorek.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mit einem Zitat von Helmut Schmidt aus dem von ihm verantworteten Report „Angesichts der Einen Welt", der in diesem Sommer vorgelegt wurde, beginnen — ich zitiere — :
    Während der letzten 5 Jahre ist die Netto-Übertragung von Finanzressourcen in die Entwicklungsländer negativ gewesen. Diese Umkehr der Finanzströme hat die krisenhaften Schwierigkeiten ernstlich vertieft, vor denen viele Entwicklungsländer und im besonderen die hochverschuldeten und geringstentwickelten Länder stehen. Selbst unter der Annahme, daß unsere Vorschläge
    — damit meint er natürlich die seiner Kommission —
    angenommen und rasch verwirklicht werden könnten, würde es einer Reihe von Jahren bedürfen, um den negativen Finanzstrom umzukehren und um den Umfang der Finanzmittel für Entwicklungsländer bedeutsam zu vergrößern. Angesichts der verzweifelten Lage vieler Entwicklungsländer ist es unabweisbar, daß wir uns unverzüglich an diese Aufgabe machen.
    Viele politische Führer in den Entwicklungsländern haben aus ihren Fehlern in der Vergangenheit gelernt und unternehmen nun Anstrengungen, sie zu korrigieren. Es ist an der Zeit, daß die politischen Führer und Banker in den Gläubiger-



    Dr. Wieczorek
    ländern ihre eigenen Fehler anerkennen und tätig werden, sie zu korrigieren. Mehr als je zuvor bedürfen die Entwicklungsländer heute der Hilfe.
    Ich finde, das ist eine sehr präzise Beschreibung der Situation. Sie hebt sich allerdings von dem ab, was Sie, Herr Voss, für die Bundesregierung gesagt haben.
    Es ist unserer Auffassung nach wirklich Zeit, mit den jährlichen Ritualen des Versprechens, die Dinge würden sich schon regeln, und der Ansicht, es bedürfe nur etwas der Kosmetik, und ansonsten brauche man sich nur weiter durchzuwursteln, aufzuhören und eine neue Ordnung herbeizuführen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Denn tatsächlich verändert sich die Lage doch drastisch. Schuldendienstfähigkeit und Schuldendienstanforderungen klaffen immer weiter auseinander. Die jetzt veröffentlichten Zahlen über die Fortdauer des Nettokapitaltransfers — für 1988 wird er auf 43 Milliarden US-Dollar von Süd nach Nord geschätzt — zeigen nur zu deutlich, daß die Situation alles andere als im Lot ist. Die fehlgeschlagene BakerInitiative ist uns noch gut im Gedächtnis.
    Ich möchte auch zur Brady-Initiative etwas kritisch äußern. Sie ist sicherlich ein Hoffnungsschimmer, aber es ist hier schon von anderen Kollegen zu Recht ausgeführt worden, daß sie möglicherweise nicht mehr als das ist, denn die Summen sind absolut unzureichend, um tatsächlich eine Ordnung der Verhältnisse herbeizuführen. Die Initiative ist auch nicht frei von Prioritäten amerikanischer Außenpolitik, die nicht unbedingt mit den Entwicklungsinteressen der betroffenen Länder identisch sind.

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Am problematischsten erscheint mir aber das Verhalten der privaten Gläubiger. Ich darf daran erinnern, daß ich in diesem Haus schon bei früherer Gelegenheit auf die Gefahr eines Auseinanderfallens der privaten Gläubigergruppen hingewiesen habe. Dieses Auseinanderfallen beruht auf unterschiedlichen regionalen Interessen, auf unterschiedlichen Reservepositionen, unterschiedlichen Steuerbedingungen und unterschiedlichen Konkurrenzinteressen. Das ist privatwirtschaftlich verständlich, aber für die Lösung der Schuldenproblematik ein äußerst hinderlicher und schädlicher Prozeß. Eine Situation, in der eine Gruppe von Gläubigern darauf wartet, daß eine andere Gruppe von Gläubigern die Kastanien aus dem Feuer holt, ist nicht geeignet, sinnvolle Abmachungen dafür zu treffen, daß die verschuldeten Länder einen Entwicklungspfad einschlagen können, der ihren wirtschaftlichen und sozialen Voraussetzungen entspricht.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Chuzpe der Brady-Initiative, den sogenannten Sekundärmarkt für Forderungen an die Schuldnerländer für deren teilweise Entschuldung zu nutzen, ist sicher nicht ohne Charme. Sie birgt jedoch die große Gefahr in sich, daß der Weg für eine echte Gesamtlösung für jedes Land dadurch verbaut wird, daß eben die Interessenidentität der Gläubiger aufgelöst wird.
    Das Beispiel des Hin und Hers gerade beim MexikoPaket — europäische Banken gegen amerikanische Banken gegen japanische Banken, deutsche gegen englische Banken, aber auch innerhalb der deutschen Bankenwelt und innerhalb der amerikanischen Bankenwelt hieß es: Wer kann sich das leisten und wer nicht, wen kann ich weiter schwächen? — ist ein deutliches Anzeichen dafür, was an Schwierigkeiten in dieser Initiative, so wie sie bisher praktiziert wird — ich meine nicht die Grundidee; sie begrüße auch ich — , enthalten ist.
    Das ist im übrigen auch der Grund, liebe Kollegen von der CDU/CSU und FDP, warum wir eine Schuldenkonferenz fordern. Herr Kollege Grünewald, ich darf daran erinnern, daß wir zu dieser Schuldenkonferenz nie gesagt haben, daß sie eine große Konferenz aller dieser Länder sein muß. Wir haben gesagt: Warum nehmen wir nicht die Initiative der 24erGruppe innerhalb des IWF auf, warum können wir nicht — es sind amerikanische Banken gewesen, die diesen Vorschlag gemacht haben — eine gemeinsame Kommission von Weltbank und Weltwährungsfonds unter — es ging hin bis zu Personalvorschlägen — dem Vorsitz von Volcker gründen, damit Richtlinien ausgearbeitet werden, die dann — das betone ich auch — individuell für jedes Land ausgefüllt werden müssen? Das eine ist ein Set von „rules'' , und das andere ist, was man in dem einzelnen Land macht. Darum geht es uns bei der Schuldenkonferenz. Das wissen Sie auch.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist tatsächlich politische Führung vonnöten, und zwar hier und heute, weil sonst die Zersplitterung weiter fortschreitet und politische Hebel für ein im Grunde politisches Problem nicht mehr angesetzt werden können. Was Inhalt eines solchen Schuldenabkommens sein kann, haben wir in verschiedenen Anträgen bereits ausgeführt. Lassen Sie mich noch einmal sagen: Hören Sie auch einmal in die deutsche Bankenwelt hinein. Da werden Sie auch den Ruf nach politischer Führung hören. Das habe ich bei dem Vertreter der Bundesregierung heute leider ein bißchen vermißt.

    (Beifall bei der SPD)

    Lassen Sie mich kurz in Stichworten nennen, was für ein solches Abkommen wichtig ist: Schuldendienstobergrenze, neue Projektfinanzierung, Öffnung der Importmärkte, gemeinsame Bekämpfung der Kapitalflucht, um nur einige Punkte zu nennen. Diese politische Initiative stellt Forderungen an die Anpassung in den Schuldnerländern nicht nur in bezug auf die wirtschaftlichen Strukturen, sondern auch auf die sozialen Verhältnisse. Hier gebietet es die Glaubwürdigkeit der Position, Mißstände beim Namen zu nennen. Kapitalflucht wird schließlich nicht von denjenigen begangen, deren Grundnahrungsmittel durch sogenannte Preisreformen verteuert wurden, und Korruption kann nicht dadurch bekämpft werden, daß die Verdächtigen die Untersuchungen über sich selbst einstellen lassen können, wie das in diesen Tagen in Argentinien geschehen ist. Die Glaubwürdigkeit in diesem Zusammenhang verlangt aber auch, daß die Fluchtgelder nicht mit klammheimlicher Freude zur Finanzierung des Kapitalbedarfs der Industrieländer,



    Dr. Wieczorek
    insbesondere der USA, genutzt werden. Auch das gehört zur Glaubwürdigkeit.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Dies führt zu dem, wie ich meine, entscheidenden Punkt, daß die Lösung des Schuldenproblems auch und gerade in den Gläubigerländern wirksame Maßnahmen erfordert.
    Für die Schuldenreduzierung gilt, daß die privaten Gläubiger für ihre eigenen Fehler tatsächlich zur Kasse gebeten werden und sie nicht — wie etwa in der Bundesrepublik — die drohenden Verluste vor allem dafür nutzen können, erhebliche Gewinne in steuerfreie Reservepositionen einzustellen, wo sie dann mit dem Geld natürlich weiter arbeiten können. Das ist doch der Fakt. Insofern hat der Steuerzahler schon eine ganze Menge geleistet; er hat es nur nicht gemerkt. Herr Kollege Grünewald, darin stimmen wir dann doch überein.
    Dazu gehört auch, daß sich die Gläubigerländer für ihre staatlichen Forderungen im Rahmen des Pariser Clubs nicht länger hinter den privaten Umschuldungsvereinbarungen verstecken — immer das, was die machen, machen wir dann auch —, sondern ihrerseits ihre Position als Gläubiger zur Konditionierung nutzen, um die notwendigen Konzessionen zu erzwingen.

    (Beifall bei der SPD)

    Es gehört auch dazu — das sei in der Kürze der Zeit noch angemerkt — , daß die Industrieländer ihre Märkte für die Exporte der Schuldnerländer wirklich öffnen. Ich glaube, darin sind wir uns einig.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Die bisherigen Ergebnisse der GATT-Verhandlungen stimmen dabei allerdings nicht allzu optimistisch.

    (Feilcke [CDU/CSU] : Leider wahr!)

    Die in diesen Tagen laut gewordene Klage — wir werden übrigens an Hand unserer Großen Anfrage zum GATT Gelegenheit haben, auch darüber zu diskutieren — ausgerechnet Kolumbiens über die amerikanische Kaffeepolitik ist für mich ein Musterbeispiel für die Diskrepanz zwischen frommen Reden einerseits und harter Handelsrealität andererseits.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Zu den wichtigsten Punkten gehört aber auch — gerade für die Jahrestagung des Währungsfonds möchte ich dies mit auf den Weg geben; er sollte ja etwas anderes als eine Entwicklungsinstitution sein — die Aufgabe, ein funktionierendes Wechselkurssystem zu schaffen. Das aus dem Floating entstandene System mittel- und längerfristiger krasser Über- und Unterbewertungen von Währungen und die Dominanz kurzfristiger Kapitalinteressen über mittelfristige Handels- und reale Investitionsinteressen sind für die Schuldnerländer mit Sicherheit schädlich, die diesen Entwicklungen ohne jeden nennenswerten Einfluß ausgesetzt sind; sie haben dabei ja nichts zu sagen.
    Es ist aber wahrscheinlich auch für die entwickelten Industrieländer selbst schädlich — daran sollten wir uns erinnern —; denn die Machbarkeit der Geldillusion verschleiert die realen Diskrepanzen und Fehlentwicklungen. Ich habe den Eindruck, daß ein bißchen naive Sorglosigkeit dazu verführt, den Traum zu haben, daß die Blüte der Weltwirtschaft ewig andauert, bloß weil man mit dem Geldhahn manipulieren kann. Es wäre auch in unserem Interesse, daß wir dieses zerrüttete Weltwährungssystem — das haben wir nämlich in Wirklichkeit — unabhängig von der Verschuldungsproblematik endlich ordnen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)