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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/153 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 153. Sitzung Bonn, Freitag, den 23. Juni 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 11557 A Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und den Richtlinien für Aktuelle Stunden in der Sitzungszeit vom 1. bis 8. September 1989 11557 B Tagesordnungspunkt: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Statistiken im Handwerk — Handwerkstatistikgesetz — Drucksache 11/4801 — 11557 B Tagesordnungspunkt 25: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (Drucksache 11/4610) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Roth, Dr. Jens, Pfuhl, Stiegler, Dr. Hauchler, Dr. Gautier, Jung (Düsseldorf), Dr. Martiny, Dr. Ehrenberg, Meyer, Dr. Mitzscherling, Müller (Pleisweiler), Reuschenbach, Dr. Skarpelis-Sperk, Dr. Sperling, Zeitler, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Stärkung des Wettbewerbs und Verhinderung des Mißbrauchs wirtschaftlicher Macht (Novellierung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen) (Drucksache 11/2017) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Saibold, Frau Vennegerts und der Fraktion DIE GRÜNEN: Demokratisierung der Wirtschaft und Erhalt der Lebensgrundlagen: Zur 5. GWB Novelle (Drucksache 11/4069) d) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 1985/1986 sowie über die Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (§ 50 GWB) (Drucksache 11/554) e) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sechstes Hauptgutachten der Monopolkommission 1984/85 hier: Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksache 11/555) f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Saibold, Frau Vennegerts und der Fraktion DIE GRÜNEN: Demokratisierung der Wirtschaft und Erhalt der Lebensgrundlagen: Zur Wettbewerbspolitik der Europäischen Gemeinschaft (Drucksache 11/4070) g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Roth, Dr. Jens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Für eine funktionsfähige europäische Wettbewerbsordnung (Drucksache 11/4378) h) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum 16. Bericht der Kommission der Europäischen Gemeinschaften über die Wettbewerbspolitik (Drucksache 11/1677) i) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem geänderten Vorschlag der Kommission an den Rat für eine Verordnung (EWG) über die Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen (Drucksache 11/3407) in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1989 Zusatztagesordnungspunkt 13: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 1987/88 sowie über die Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (§ 50 GWB) (Drucksache 11/4611) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 14: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Siebtes Hauptgutachten der Monopolkommission 1986/87 hier: Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksache 11/4804) Wissmann CDU/CSU 11558 C Dr. Jens SPD 11560D Grünbeck FDP 11564 D Frau Vennegerts GRÜNE 11566C Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 11568D Hinsken CDU/CSU 11570D Vahlberg SPD 11572 C Dr. Pinger CDU/CSU 11574 D Antrag der Fraktion der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Todesurteile in der Volksrepublik China (Drucksache 11/4873) 11575 C Tagesordnungspunkt 26: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes (Drucksache 11/4230) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes (Drucksache 11/4568) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Überwachung des Außenwirtschaftsverkehrs und zum Verbot von Atomwaffen, biologischen und chemischen Waffen (Drucksache 11/4609) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Zweiundsechzigste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste — Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 11/4355, 11/4683) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Dritte Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 11/4303, 11/4685) f) Erste Beratung des von den Abgeordneten Gansel, Frau Adler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Kriegswaffenkontrolle (Drucksache 11/2920) g) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Veröffentlichungspraxis der Bundesregierung zu Rüstungsexporten (Drucksache 11/4499) h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Beer, Frau Garbe, Dr. Lippelt (Hannover) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verbot der Forschung an B-Waffen, Toxinwaffen und C-Waffen (Drucksache 11/3940) i) Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Pleisweiler), Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rüstungsexporte deutscher Unternehmen in den Irak, Rumänien, Ägypten und Argentinien (Drucksache 11/4519) j) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Zwischenbericht über den Stand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen des Verdachts illegaler Ausfuhren von Ausrüstungsteilen zur Produktion chemischer Kampfstoffe im Irak (Drucksache 11/3762) k) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Vennegerts und der Fraktion DIE GRÜNEN: MBB die Erlaubnis zur Kriegswaffenproduktion entziehen (Drucksache 11/4498 [neu]) in Verbindung mit Zusatztagsordnungspunkt 15: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid und der Fraktion DIE GRÜNEN: Umsetzung der UNO-Resolution 591 in bundesdeutsches Recht (Drucksache 11/4825) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 16: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid und der Fraktion DIE GRÜNEN: Einhaltung des UNO-Rüstungsembargos gegenüber Südafrika (Drucksache 11/4826) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Pleisweiler), Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verminderung der Rüstungsexporte und verbesserte Rüstungsexportkontrolle (Drucksache 11/4842) in Verbindung mit Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1989 III Zusatztagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Pleisweiler), Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Keine Genehmigung für Waffenexporte in den Nahen und Mittleren Osten (Drucksache 11/4843) Kittelmann CDU/CSU . . . . 11578A, 11592 D Müller (Pleisweiler) SPD 11580 C Beckmann FDP 11583 B Stratmann GRÜNE 11585 A Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 11587A Vosen SPD 11588D Niegel CDU/CSU 11590 B Gansel SPD 11591B, 11593 A Tagesordnungspunkt 27: a) Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Polizeihilfe für Guatemala (Drucksachen 11/1813, 11/3579) b) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Einstellung der Polizeihilfe für Guatemala (Drucksache 11/2898) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Konditionierung der Entwicklungshilfe für El Salvador (Drucksachen 11/2405, 11/ 4574) d) Beratung der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Schutz von Bundesbürgern/Bundesbürgerinnen in El Salvador (Drucksachen 11/2844, 11/ 4551) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 19: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses a) zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Friedensprozeß in Mittelamerika b) zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Förderung des Friedensprozesses in Zentralamerika (Drucksachen 11/824, 11/1130, 11/4812) Volmer GRÜNE 11594A, 11601D Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU . . . . 11595B Wischnewski SPD 11596C, 11602A Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 11598B Irmer FDP 11599B Repnik, Parl. Staatssekretär BMZ . . . 11600A Duve SPD (Erklärung nach § 30 GO) . . 11602 B Volmer GRÜNE (zur GO) 11601D Vizepräsidentin Renger 11601 C Tagesordnungspunkt 15: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung eines Sozialversicherungsausweises und zur Änderung anderer Sozialgesetze (Drucksachen 11/2807, 11/4865) Seehofer, Parl. Staatssekretär BMA . . 11603 D von der Wiesche SPD 11605 A Kolb CDU/CSU 11606D Hoss GRÜNE 11608A Heinrich FDP 11609B Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Rechts der Vormundschaft und Pflegschaft für Volljährige (Betreuungsgesetz) (Drucksache 11/4528) Engelhard, Bundesminister BMJ 11610 C Dr. de With SPD 11611 C Dr. Langner CDU/CSU 11615A Frau Unruh GRÜNE 11616D Frau Dr. Berghofer-Weichner, Staatsminister des Freistaates Bayern 11617 D Funke FDP 11619D Nickels GRÜNE 11621B Nächste Sitzung 11622 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11623* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11623* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1989 11557 153. Sitzung Bonn, den 23. Juni 1989 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Andres SPD 23.06.89 Antretter SPD 23. 06. 89* Dr. Apel SPD 23. 06. 89 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 23. 06. 89 Bredehorn FDP 23.06.89 Dr. von Bülow SPD 23. 06. 89 Carstens (Emstek) CDU/CSU 23. 06. 89 Frau Conrad SPD 23. 06. 89 Diller SPD 23.06.89 Dr. Faltlhauser CDU/CSU 23. 06. 89 Fellner CDU/CSU 23.06.89 Gattermann FDP 23.06.89 Dr. Glotz SPD 23. 06. 89 Graf SPD 23.06.89 Großmann SPD 23.06.89 Hasenfratz SPD 23.06.89 Frau Hasselfeldt CDU/CSU 23. 06. 89 Dr. Hauchler SPD 23. 06. 89 Dr. Häfele CDU/CSU 23. 06. 89 Heistermann SPD 23.06.89 Dr. Hennig CDU/CSU 23. 06. 89 Frau Hensel GRÜNE 23. 06. 89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 23. 06. 89 Dr. Holtz SPD 23. 06. 89 * Frau Hürland-Büning CDU/CSU 23. 06. 89 Jung (Düsseldorf) SPD 23. 06. 89 Jung (Lörrach) CDU/CSU 23. 06. 89 Kalisch CDU/CSU 23.06.89 Klein (Dieburg) SPD 23. 06. 89 Dr. Knabe GRÜNE 23. 06. 89 Koschnick SPD 23.06.89 Dr. Kreile CDU/CSU 23. 06. 89 Dr.-Ing. Laermann FDP 23. 06. 89 Lamers CDU/CSU 23.06.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Lennartz SPD 23.06.89 Lenzer CDU/CSU 23. 06. 89 * Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 23. 06. 89 Dr. Müller CDU/CSU 23. 06. 89 * Poß SPD 23.06.89 Reddemann CDU/CSU 23. 06. 89 * Reuschenbach SPD 23.06.89 Dr. Riedl (München) CDU/CSU 23. 06. 89 Rixe SPD 23.06.89 Frau Rock GRÜNE 23. 06. 89 Frau Roitzsch CDU/CSU 23. 06. 89 (Quickborn) Ruf CDU/CSU 23.06.89 Dr. Scheer SPD 23. 06. 89 * Schmidbauer CDU/CSU 23.06.89 Schröer (Mülheim) SPD 23. 06. 89 Such GRÜNE 23.06.89 Tietjen SPD 23.06.89 Frau Trenz GRÜNE 23. 06. 89 Vogt (Duren) CDU/CSU 23. 06. 89 Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 23. 06. 89 Frau Wieczorek-Zeul SPD 23. 06. 89 Wiefelspütz SPD 23.06.89 Frau Wollny GRÜNE 23. 06. 89 Zander SPD 23.06.89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 23. 06. 89 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Innenausschuß Drucksache 11/883 Nr. 30 Drucksache 11/3882 Nr. 3.42 (Berichtigung 11/4019) Drucksache 11/4238 Nr. 2.1 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/2465 Nr. 2.24 Drucksache 11/4161 Nr. 2.22 Drucksache 11/4337 Nr. 24
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Albrecht Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Am 27. Januar dieses Jahres erlebten wir hier eine jener nicht so häufigen bemerkenswerten Debatten. Wir diskutierten über den geplanten Export von acht Tornados nach Jordanien. Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen sprachen sich damals — offenbar noch unter dem Eindruck der Giftgasaffäre mit Libyen — für eine restriktivere Rüstungsexportpolitik aus. Es war von der Notwendigkeit die Rede, die Rüstungsexportspirale anzuhalten. Damals vereinbarten wir auch, gemeinsam in eine ernsthafte Grundsatzdebatte über unsere Rüstungsexportpraxis einzutreten.
    Ich frage: Wo ist der Geist jener Debatte, wo ist die damals spürbare Nachdenklichkeit geblieben?
    Gut, zugegeben, Herr Minister, die Bundesregierung hat Änderungen der einschlägigen Bestimmungen vorgelegt. Dies ist ein Fortschritt. Aber die Entwürfe sind im Prozeß der Willensbildung innerhalb der Bundesregierung entschärft und verwässert worden. Das ist nicht gut. — Noch schlimmer ist jedoch die fortwährende Praxis der Bundesregierung. Mein Kollege Bachmaier, der sich mit anderen zusammen im 2. Untersuchungsausschuß um die Aufklärung illegaler Nuklearexporte bemüht, kann ein Lied davon singen, genauso wie Norbert Gansel und die Kollegen im U-Boot-Untersuchungsausschuß. Dort ist von dem bemerkenswerten Geist der Debatte vom 27. Januar 1989, von Umdenken und von Nachdenklichkeit bei Rüstungsexporten nichts zu spüren.

    (Dr. Vogel [SPD]: Sehr wahr! — Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Kittelmann [CDU/CSU]: Übertreiben Sie nicht ein bißchen?)

    — Herr Kittelmann, ich will zwei konkrete Beispiele nennen. Die Bundesrepublik unterstützt zwar auf der einen Seite das UNO-Waffenembargo gegen Südafrika, auf der anderen Seite werden aber von deutschen Firmen klammheimlich Baupläne für U-Boote geliefert.
    Ist dafür, Herr Minister Haussmann, bisher jemand zur Verantwortung gezogen worden? Im Gegenteil, Beamte verschiedener Ministerien berieten am 24. Mai 1989, also vier Monate nach unserer Debatte im Januar, darüber, wie sie die Ermächtigung zur Strafverfolgung zweier Firmen verweigern können, die U-Boot-Konstruktionsunterlagen — VS-Geheim



    Müller (Pleisweiler)

    eingestuft — nach Südafrika geliefert hatten. Wörtlich heißt es in dem Besprechungsprotokoll jener Bundesbeamten — ich lese vor — :
    Von Vertretern des Verteidigungsministeriums und ZB
    — einer Unterabteilung bei Herrn Haussmann —
    wurde darauf hingewiesen, daß die mit einer Verweigerung der Ermächtigung zwangsläufig verbundene Durchbrechung des „Legalitätsprinzips" hingenommen werden könne,

    (Dr. Vogel [SPD]: Aha!)

    — und jetzt müssen Sie zuhören —
    weil der Unrechtsgehalt, der mit einer Weitergabe von VS-Sachen an Südafrika verbunden wäre, verhältnismäßig gering zu bewerten ist.

    (Dr. Vogel [SPD]: Hört! Hört! — Gansel [SPD]: Und das mitten im Rechtsstaat! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Beamte dieser Bundesregierung

    (Vosen [SPD]: Beamte!)

    nehmen also an, die Weitergabe von militärisch geheimen Blaupausen an Südafrika sei von einem — wörtlich — „verhältnismäßig geringen" Unrechtsgehalt. Das ist eine skandalöse Fehleinschätzung, das ist ein unglaublicher Vorgang.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Kittelmann [CDU/CSU]: Eine unglaubliche Übertreibung!)

    In der Zeitung „Die Zeit" ist im Zusammenhang mit der U-Boot-Affäre schon einmal davon geschrieben worden, das Verhalten der Bundesregierung bewege sich am Rande der Rechtsbeugung. Dies scheint rückblickend und in Kenntnis des neuerlichen Vorgangs eine sehr zurückhaltende Beurteilung gewesen zu sein.

    (Beifall des Abg. Scherrer [SPD] — Gansel [SPD]: So ist es!)

    Herr Minister Haussmann, ich halte Ihnen persönlich ja den guten Willen zugute, die Rüstungsexport-praxis in den Griff zu bekommen. Diese Gesprächsnotiz jedoch ist ein Dokument der Unfähigkeit, die Durchsetzung von Recht und Gesetz in den eigenen Reihen sicherzustellen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Rüstungsexporteure auch in Zukunft — Herr Kittelmann, das ist das Entscheidende — darauf setzen können, daß sich die Beamten der Bundesregierung zusammenhocken, um darüber nachzudenken, wie sie Gesetzesbrecher vor der Strafverfolgung schützen können,

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Herr Müller, ist das nicht eine unfaire Übertreibung, was Sie da machen?! — Gegenruf des Abg. Dr. Vogel [SPD]: Sie waren doch gar nicht dabei! — Kittelmann [CDU/CSU]: Aber er verallgemeinert doch! Ich nehme die Beamten in Schutz! Das ist eine Verallgemeinerung, die man so nicht hinnehmen kann!)

    dann können Sie Ihre Gesetzesnovellen, Herr Minister, am besten gleich in den Papierkorb werfen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Das zweite Beispiel für die Kluft zwischen Absichtserklärung und Praxis: Deutsche Firmen haben bei der Entwicklung von Raketen im Irak eine Schlüsselrolle gespielt. Das Projekt SAAD 16 ist der jüngste skandalöse Fall einer Weiterverbreitung von Raketentechnologie. Die zugesagten außenpolitischen Kontrollen durch die Bundesregierung sind umgangen worden. Sie waren offenbar ausgesprochen lasch. Daß die Bundesregierung von diesen Vorgängen etwas wußte, kann ich mir nur schwer vorstellen. Daß Sie davon nichts wissen wollten, dafür spricht allerdings die bisherige Erfahrung.

    (Beifall bei der SPD — Gansel [SPD]: So ist es leider!)

    Ich frage Sie, Herr Minister Haussmann: Warum tun Sie nichts zur Offenlegung des Raketenskandals? Warum überlassen Sie die mühsame Aufklärung der Zusammenhänge der Opposition und den Journalisten von „Stern", „Spiegel" und anderen Zeitschriften? Warum lassen Sie sich — wie bei der LibyenAffäre — die Wahrheit stückchenweise wie Würmer aus der Nase ziehen?

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Bringen Sie doch einmal etwas Neues!)

    Ich frage Sie: Wo bleibt eigentlich die fällige Prüfung der Zuverlässigkeit der Firma MBB nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz? Warum kommt sie nicht? Wollen Sie das verantwortliche Management im Amte halten, bis die von der Bundesregierung befürwortete Fusion von Daimler-Benz und MBB über die Bühne gegangen ist? Ich werde das Gefühl nicht los: Wenn — —

    (Grünbeck [FDP]: Wollen Sie vorverurteilen? — Gegenruf des Abg. Jungmann [SPD]: Aber die Frage darf man doch noch stellen!)

    — Herr Grünbeck, es geht hier um die Prüfung der Zuverlässigkeit, um die Einleitung dieser Prüfung, nicht um Vorverurteilung.

    (Vosen [SPD]: Sehr gut! — Kittelmann [CDU/ CSU]: Warum vorverurteilen Sie denn dann?)

    Ich werde das Gefühl nicht los: Wenn deutsche Unternehmen eine bestimmte Größe überschritten haben, wenn sie über Einfluß und die nötigen Mittel zur Öffentlichkeitsarbeit verfügen, dann können sie sich den Verstoß gegen Buchstaben und Geist der Gesetze leisten, ohne daß der Staat gegen diese Regelverletzungen einschreitet.

    (Beifall bei der SPD und Abgeordneten der GRÜNEN)

    Hinter uns liegen eine Fülle von Rüstungsexportskandalen. Dennoch läßt, wie beschrieben, auch die Praxis der letzten Wochen nicht auf eine Umkehr schließen, die wir nach dieser Debatte vom 27. Januar erwartet haben.

    (Vosen [SPD]: Das liegt an der Gesinnung!)




    Müller (Pleisweiler)

    Ich fürchte, die Bundesregierung ist nicht bereit und offenbar auch nicht fähig, den Trend zu immer mehr Rüstungsexport und Rüstung zu brechen.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Aber das Gegenteil ist der Fall!)

    Das ist schade; denn dieser Trend läuft der Chance zur Abrüstung diametral entgegen.
    Gegenwärtig werden auf der Welt jährlich 1 000 Milliarden Dollar für die Rüstung ausgegeben. Die Summe der Weltrüstungsausgaben macht mehr aus als das Einkommen der gesamten armen Hälfte der Weltbevölkerung. 5 To des Weltbruttosozialprodukts werden in die Rüstung gesteckt.

    (Frau Flinner [GRÜNE]: Traurig, traurig!)

    Hier stecken die Ressourcen, die wir dringend bräuchten, um gegen Armut und Unterentwicklung, gegen Hunger und Umweltkatastrophen anzugehen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Wir müssen diesen Trend zu immer mehr Rüstung und Rüstungsexport brechen. Wir können dies auch ohne Sorge um unsere Volkswirtschaft tun, denn Rüstungsexport ist, volkswirtschaftlich betrachtet, eine Null. Er lohnt sich gesamtwirtschaftlich wirklich nicht. Da muß man einmal die Zahlen sehen. Wirklich hoch geschätzt sind es nur 0,5 % unseres Gesamtexports und gut geschätzt nur 0,2 % unseres Bruttosozialprodukts. Wegen dieser 0,2 % handeln wir uns außenpolitische Schwierigkeiten, die Beschädigung unseres Ansehens und die Dauerbeschäftigung des Parlaments ein!

    (Beifall bei der SPD)

    Daß dennoch so viele Menschen und Politiker glauben, unser Heil hänge vom Rüstungsexport ab, hat damit etwas zu tun, daß sich die am Rüstungsexport Interessierten weltweit gut organisiert haben und sich gegenseitig hochschaukeln in Bewunderung und Stimmungsmache für diese Produkte. Es hat auch etwas damit zu tun — das muß man ganz nüchtern sehen —, daß in diesem Geschäft offenbar unheimlich gut verdient wird und — das füge ich hinzu — vermutlich auch unheimlich gut geschmiert wird. Im Zusammenhang mit dem erwähnten Tornado-Geschäft — das ist wohl einer der Gründe gewesen, warum es geplatzt ist — war die Rede von einer halben Milliarde Schmiergeldern. Wenn es nur 200 Millionen waren, ist das schon ein unglaublicher Skandal. Das erklärt vieles von dem, weshalb wir von diesen Dingen nicht wegkommen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Volkswirtschaftlich bringt Rüstungsexport offensichtlich nichts. Wäre dies anders, dann müßten die Rüstungsexporteure, die UdSSR, die USA, Frankreich und Großbritannien, die Stars der Weltwirtschaft sein. Sie sind es aber nicht. Für uns ist es nicht erstrebenswert, im Rüstungsexportwettlauf zu diesen Nationen aufzuschließen. Das leuchtet auch ein, denn Ingenieurkapazitäten, die für Bomben, für Jäger und für Raketen eingesetzt werden, sind nicht frei für Mikrochips, für Werkzeugmaschinen und für Umwelttechnik. Aber dafür sollten sie frei sein.
    Mit unserem Antrag betreffend Verminderung der Rüstungsexporte und verbesserte Rüstungsexportkontrolle fordern wir konkrete Ergänzungen und Verschärfungen der von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzesnovelle. Ich möchte einige unserer ergänzenden Vorschläge nennen:
    Wir wollen erstens, daß das Strafmaß bei Verstößen gegen die Bestimmungen des Außenwirtschaftsgesetzes auf zehn Jahre erhöht wird. Wir raten zweitens zu freiwilligen Vereinbarungen mit den betroffenen Industrieverbänden. Wir drängen drittens auf eine EG-weite Regelung der Rüstungskontrolle. Viertens sollten Ministerien, Behörden und Gerichte verpflichtet werden, in Verdachtsfällen die Strafverfolgungsbehörden zu unterrichten. Fünftens sollten Unternehmen, die gegen Rüstungsexportbestimmungen verstoßen, damit rechnen müssen, daß ihnen Subventionen gestrichen werden. Sechstens schlagen wir eine Endverbleibsklausel vor, mit der jedes Exportunternehmen verbindlich erklärt, daß nach seiner Kenntnis die exportierten Güter nur zum angegebenen friedlichen Verwendungszweck genutzt werden. Siebtens fordern wir, die Raketentechnologie in das Kriegswaffenkontrollrecht zu übernehmen.
    Wenn Sie diese und die anderen in unserem Antrag enthaltenen Vorschläge prüfen, werden Sie feststellen, Herr Kittelmann und die anderen Kollegen, daß wir nicht auf die komplette bürokratische Kontrolle setzen. Im Gegenteil!

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Das meiste ist schon in dem Vorschlag der Bundesregierung enthalten!)

    — Um so wichtiger ist unsere entscheidende Forderung an die Bundesregierung: Wir verlangen von ihr, zu einer Politik zurückzukehren, mit der der Trend zu immer mehr Rüstungsexporten umgekehrt und die Rüstungsexportspirale auch wirklich angehalten werden kann. Wir verlangen von der Bundesregierung, endlich wieder ein politisches Klima zu schaffen, in dem Geschäftemacherei mit Rüstung und Rüstungsexport nicht gedeihen kann.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Das ist das Entscheidende. Es muß für jeden deutschen Staatsbürger und für jede deutsche Firma klar sein: Die Lieferung von Waffen in Entwicklungs- und Schwellenländer, in Kriegs- und Spannungsgebiete schadet unserem Volk. Es darf nicht so sein, wie es in diesem Protokoll zum Ausdruck kommt. Es muß klar sein: Wer gegen diesen politischen Willen und gegen die Regeln verstößt, muß mit Sanktionen aller rechnen. Diese politische Willenserklärung der Bundesregierung ist wichtiger als die bürokratischen Regelungen.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese politische Erklärung kann auch sofort abgegeben werden. Da bedarf es keiner Hearings und keiner weiteren Beratungen.
    An diesem klaren Willen der Bundesregierung fehlt es aber nach meiner Einschätzung bisher.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)




    Müller (Pleisweiler)

    Deshalb häufen sich die Skandale. Das kann doch nicht so weiterlaufen!

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Sie haben nur Dinge genannt, die seit zwei Jahren bekannt sind!)

    — Das ist ein neues Protokoll. Die Raketengeschichte ist neu. Es war mühsam, aus Ihnen überhaupt herauszuziehen, daß MBB weitergemacht hat. Früher war von anderen Daten die Rede. Das ist alles noch ein Versteckspiel.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Für Sie ist es so!)

    Das deutet darauf hin, daß Ihre klare Willenserklärung eben nicht da ist.
    Die Koalition tut gut daran, sich der Debatte vom Januar zu erinnern. Wir hoffen, daß die Mehrheit unsere sachlichen Vorschläge ernsthaft prüft. Wir hoffen auf eine konstruktive Zusammenarbeit in den Ausschüssen.
    Viele Menschen trauen den verantwortlichen Politikern wirkliche Schritte zur Rüstungskontrolle und damit auch zur Exportkontrolle nicht zu. Sie liegen damit so sehr neben der Wahrheit nicht, wie ich finde. Viele Menschen mißtrauen uns Politikern. Sie halten Regierung und Parlament für gefügige Partner der Rüstungsindustrie. Wenn man die Skandale anschaut, dann kann man dieses Mißtrauen verstehen.
    Die Neuregelung der Rüstungsexportkontrolle ist deshalb auch ein Test auf die Entscheidungsfreiheit und damit auf die Vertrauenswürdigkeit des deutschen Parlaments. Wir sollten gemeinsam versuchen, dieses Vertrauen zurückzugewinnen.

    (Nolting [FDP]: Was hätte Helmut Schmidt dazu gesagt?)

    — Lassen Sie mich zu diesem Zuruf noch nachtragen: In der Debatte am 27. Januar, auf die ich mich vorhin bezogen hatte, war es eine gute Eigenart, daß genau diese Aufrechnung der Geschichte nicht gemacht worden ist. Da war nämlich klar, daß man durchaus selbstkritisch auf die eigene Vergangenheit zurückblicken kann. Wenn wir davon ausgehen, daß das nicht möglich ist, dann können wir gleich aufgeben, ernsthaft über solche Dinge zu diskutieren.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, das Wort hat Herr Abgeordneter Beckmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus Beckmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Wenn man die umfangreiche Liste der Vorlagen betrachtet, über die wir heute hier debattieren, so könnte man zu der Überzeugung kommen, daß die Bundesrepublik Deutschland nicht nur Exportweltmeister ist, sondern, wie es die Opposition behauptet — ich zitiere sie auch mehr und mehr zu einem Waffenexporteur in Entwicklungs- und Schwellenländer

    (Ibrügger [SPD]: Sie haben überhaupt nicht zugehört!)

    und in Kriegs- und Spannungsgebiete wird. Es liegt
    also offensichtlich im Interesse der Opposition, der
    Bundesregierung zu unterstellen, sie begünstige durch eine liberale Exportgenehmigungspraxis geradezu die Ausfuhr von Kriegswaffen und militärisch verwendbaren Gütern.

    (Müller [Pleisweiler] [SPD]: Versteckspiel!)

    Das, meine Damen und Herren, entspricht aber nicht den Tatsachen.

    (Beifall bei der FDP — Grünbeck [FDP]: Herr Müller hat es bestätigt: unter 0,2 % vom Bruttosozialprodukt!)

    Mit der FDP, für die ich hier zu sprechen habe, mit uns ist eine verantwortungslose Exportpolitik jetzt und in Zukunft nicht möglich.

    (Vosen [SPD]: In der Vergangenheit? — Ibrügger [SPD]: Jetzt auch?)

    Wir setzen uns dafür ein, daß auch weiterhin nach restriktiven Grundsätzen für den Waffenexport verfahren wird.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Gansel [SPD]: C-Waffen für Libyen!)

    Meine Damen und Herren, die Zahlen sprechen für sich:
    Erstens. Die Bundesrepublik Deutschland steht zwar an der fünften Stelle bei der Ausfuhr von Rüstungsgütern. Sie folgt aber den Großmächten erst in weitem, weitem Abstand.

    (Müller [Pleisweiler] [SPD]: Gott sei Dank!)

    Zweitens. Der Anteil des Exports von Kriegswaffen und militärischen Gütern an unserem Bruttosozialprodukt und an der Gesamtausfuhr ist verschwindend klein. Der Kollege Müller hat eben mit Recht darauf hingewiesen.

    (Grünbeck [FDP]: 0,2 %!)

    Die Exporte von Kriegswaffen erreichten 1988 nicht einmal 0,2 % unseres gesamten Ausfuhrwertes.

    (Vosen [SPD]: Dann können wir es auch bleiben lassen!)

    Drittens. Erheblich weniger als die Hälfte der Kriegswaffenausfuhren ging in Drittländer, die nicht der NATO angehören oder diesen faktisch gleichgestellt sind. Von diesen Waffenexporten in Drittländer wiederum bleibt nur weniger als ein Drittel übrig, die überhaupt zu Lande eingesetzt werden können.
    Viertens. Exporte von Kriegswaffen in Spannungsgebiete oder von Unterdrückungswaffen an menschenrechtsverletzende Diktaturen sind weiterhin ausgeschlossen.
    Fünftens. Das Embargo der Vereinten Nationen gegenüber Südafrika wird eingehalten.
    Der Kollege Müller von der SPD, der eben hier gesprochen hat, der, wie ich meine, von der Sache manchmal wirklich etwas versteht,

    (Vosen [SPD]: Manchmal? Immer!)

    hat diese Woche in einer Pressekonferenz gesagt, wenn ich das richtig verstanden habe, daß der Rüstungsexport in die Dritte und die Vierte Welt sowie in Spannungsgebiete volkswirtschaftlich völlig überschätzt werde. Sie haben das eben hier wiederholt. Ich



    Beckmann
    kann dieser Aussage an Hand der vorliegenden Zahlen nur beipflichten.
    Meine Damen und Herren, diese Fakten unterstützen mich auch in der Auffassung, daß mit den genehmigten Ausfuhren nicht die Unterdrückung der Menschenrechte, die Bedrohung ziviler Bevölkerung, die Unterwerfung von Befreiungsbewegungen oder die Verschärfung kriegerischer Auseinandersetzungen in unserer Welt verbunden ist.

    (Vosen [SPD]: Das ist eine Fehleinschätzung!)

    Ich weise auch die Vorwürfe strikt zurück, Herr Kollege Vosen, die darauf hinauslaufen, der Regierungspolitik ein — ich zitiere — „stillschweigendes Einverständnis" oder eine „Augenzwinkernde Ermutigung" von brisanten Exportaktivitäten selbst illegaler Art zu unterstellen.
    Niemand, Herr Kollege Vosen und auch Herr Kollege Müller — das möchte ich an die Adresse der SPD sagen — , kann von sich behaupten, zu seinen Regierungszeiten die Sache besser im Griff gehabt zu haben, als es unter dieser Koalition der Fall ist. Wer, wie der Herr Kollege Dr. Vogel, seinerzeit Regierungsverantwortung getragen hat, weiß, wovon ich spreche.

    (Dr. Vogel [SPD]: Redet ihr mal lieber von Friderichs und Lambsdorff!)

    Meine Damen und Herren, im Gegenteil: Wir haben aus den Fehlern gelernt und daraus auch die nötigen Schlüsse gezogen. Das kommt in diesem Regierungsentwurf zum Ausdruck.
    Auch in Zukunft wird es sicherlich nicht einfach sein, die verbrecherische Waffenschieberei in den Griff zu bekommen. Es wird jetzt alles auf dem Gesetzesweg überhaupt Mögliche getan, um illegale Praktiken deutlicher zu brandmarken und sie auch leichter verfolgen zu können.
    Meine Damen und Herren, es wäre auch falsch, an dieser Stelle Mängel in der Vergangenheit nicht offen einzugestehen. So hat uns das Beispiel der Anlage im libyschen Rabta darüber belehrt, wie raffiniert organisierte Ankäufergruppen Technologie für eine Produktionsanlage für chemische Waffen zusammenbringen konnten, ohne daß bei einigen liefernden Firmen ein Gefühl des Argwohns überhaupt aufkam.
    Ich erinnere auch an illegale Ausfuhren einer Anlage zur Rückgewinnung von Tritium nach Pakistan, an libysch-deutsche Pläne zur Luftbetankung von Flugzeugen oder an Zulieferungen für das irakische Raketenprojekt, die teilweise nicht rechtzeitig unterbunden werden konnten.

    (Gansel [SPD]: Da hat die Regierung geschlafen oder schlafen wollen!)

    — Herr Kollege, lassen Sie mich doch einmal ausreden. Herr Gansel, ich weiß, daß Sie alles besser wissen. Aber auch wir haben unsere Feststellungen zu treffen.
    In manchen Fällen, meine ich, hätte man sich schon wünschen können, daß die Brisanz von scheinbar unbedenklichen Einzellieferungen, die sich zu einem bedenklichen Ganzen zusammenfügen können, von den Behörden rechtzeitig erkannt worden wäre.
    Meine Damen und Herren, die zuständigen Staatsanwaltschaften sind aktiv geworden. Wir vertrauen darauf, daß die komplizierten Zusammenhänge aufgeklärt und dann in einem ordentlichen Verfahren entschieden werden. Ermittlungen zu führen ist Sache der zuständigen Staatsanwaltschaften und nicht von politischen Instanzen.

    (Gansel [SPD]: Dann verhindern Sie doch nicht Ermittlungen!)

    Das deutsche Parlament kann und darf weder Staatsanwalt noch Richter spielen.

    (Beifall bei der FPD und der CDU/CSU)

    Allerdings ist der Deutsche Bundestag aufgefordert, die Konsequenzen aus den entdeckten Mißständen der Vergangenheit zu ziehen. Wir tun dies heute mit dem hier einzubringenden Gesetzentwurf eindeutig und ohne Zögern. Wir entscheiden heute über die Novellierung der Vorschriften im Außenwirtschaftsgesetz, über eine drastische Verschärfung des Strafmaßes und die weltweite Verfolgung von Verstößen gegen das Verbot der Produktion von Atomwaffen, biologischen und chemischen Waffen.
    Wir verschärfen die Verordnungen zur Außenwirtschaftsliste und schaffen die Voraussetzungen für eine wirksamere Kontrolle sensibler Ausfuhren. Wir verankern die Meldepflicht für Unternehmen mit sensibler Produktion und verbessern den Datenaustausch zwischen den beteiligten Regierungsstellen.
    Meine Damen und Herren, es wäre sicher verfehlt, pauschale Vorwürfe an die Adresse der gesamten deutschen Wirtschaft zu richten. Wir wollen auch das liberale Außenwirtschaftsrecht nicht zu einem Tribunal gegen exportwillige Unternehmen umfunktionieren lassen, wie es uns z. B. dfie GRÜNEN empfehlen.

    (Stratmann [GRÜNE]: Und die USA!)

    Aber wir rechnen fest damit, daß auch die Verantwortlichen in der Wirtschaft die Lehre verstanden haben. Nicht jedes verlockende Geschäft ist auch ein seriöses Geschäft. Ein schneller Gewinn kann sich leicht in einen schweren und dauerhaften Verlust umkehren, wenn nicht auf seiten der in Frage kommenden Unternehmen mit mehr Sorgfalt gearbeitet wird. Sie erfahren als erste, für welche Verwendung ihr Produkt benutzt werden soll, und sie wissen am besten, für welche militärischen Zwecke es eingesetzt werden kann.
    Selbst eine harmlose numerisch gesteuerte Drehbank ist heute ein Präzisionswerkzeug mit potentiellem militärischen Nutzen.
    Ich appelliere deswegen auch an dieser Stelle sehr eindringlich an die deutsche Wirtschaft, die gute Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen zu suchen, zweifelhafte Anfragen und Bestellungen zu hinterfragen und sensible Aufträge mit durchsichtigem Hintergrund abzulehnen. Nicht nur außenpolitischer Schaden ist sonst zu befürchten; auch das Renommee der gesamten deutschen Wirtschaft steht andernfalls auf dem Spiel.
    Meine Damen und Herren, die FDP-Fraktion wird den Gesetzentwurf der Bundesregierung gerne unterstützen, seine weitere Entwicklung im Verlauf des



    Beckmann
    Gesetzgebungsverfahrens begleiten und dem Bundeswirtschaftsminister hierbei jede Hilfestellung leisten.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FPD und der CDU/CSU)