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    Plenarprotokoll 11/153 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 153. Sitzung Bonn, Freitag, den 23. Juni 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 11557 A Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und den Richtlinien für Aktuelle Stunden in der Sitzungszeit vom 1. bis 8. September 1989 11557 B Tagesordnungspunkt: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Statistiken im Handwerk — Handwerkstatistikgesetz — Drucksache 11/4801 — 11557 B Tagesordnungspunkt 25: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (Drucksache 11/4610) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Roth, Dr. Jens, Pfuhl, Stiegler, Dr. Hauchler, Dr. Gautier, Jung (Düsseldorf), Dr. Martiny, Dr. Ehrenberg, Meyer, Dr. Mitzscherling, Müller (Pleisweiler), Reuschenbach, Dr. Skarpelis-Sperk, Dr. Sperling, Zeitler, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Stärkung des Wettbewerbs und Verhinderung des Mißbrauchs wirtschaftlicher Macht (Novellierung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen) (Drucksache 11/2017) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Saibold, Frau Vennegerts und der Fraktion DIE GRÜNEN: Demokratisierung der Wirtschaft und Erhalt der Lebensgrundlagen: Zur 5. GWB Novelle (Drucksache 11/4069) d) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 1985/1986 sowie über die Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (§ 50 GWB) (Drucksache 11/554) e) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sechstes Hauptgutachten der Monopolkommission 1984/85 hier: Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksache 11/555) f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Saibold, Frau Vennegerts und der Fraktion DIE GRÜNEN: Demokratisierung der Wirtschaft und Erhalt der Lebensgrundlagen: Zur Wettbewerbspolitik der Europäischen Gemeinschaft (Drucksache 11/4070) g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Roth, Dr. Jens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Für eine funktionsfähige europäische Wettbewerbsordnung (Drucksache 11/4378) h) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum 16. Bericht der Kommission der Europäischen Gemeinschaften über die Wettbewerbspolitik (Drucksache 11/1677) i) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem geänderten Vorschlag der Kommission an den Rat für eine Verordnung (EWG) über die Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen (Drucksache 11/3407) in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1989 Zusatztagesordnungspunkt 13: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 1987/88 sowie über die Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (§ 50 GWB) (Drucksache 11/4611) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 14: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Siebtes Hauptgutachten der Monopolkommission 1986/87 hier: Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksache 11/4804) Wissmann CDU/CSU 11558 C Dr. Jens SPD 11560D Grünbeck FDP 11564 D Frau Vennegerts GRÜNE 11566C Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 11568D Hinsken CDU/CSU 11570D Vahlberg SPD 11572 C Dr. Pinger CDU/CSU 11574 D Antrag der Fraktion der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Todesurteile in der Volksrepublik China (Drucksache 11/4873) 11575 C Tagesordnungspunkt 26: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes (Drucksache 11/4230) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes (Drucksache 11/4568) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Überwachung des Außenwirtschaftsverkehrs und zum Verbot von Atomwaffen, biologischen und chemischen Waffen (Drucksache 11/4609) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Zweiundsechzigste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste — Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 11/4355, 11/4683) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Dritte Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 11/4303, 11/4685) f) Erste Beratung des von den Abgeordneten Gansel, Frau Adler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Kriegswaffenkontrolle (Drucksache 11/2920) g) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Veröffentlichungspraxis der Bundesregierung zu Rüstungsexporten (Drucksache 11/4499) h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Beer, Frau Garbe, Dr. Lippelt (Hannover) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verbot der Forschung an B-Waffen, Toxinwaffen und C-Waffen (Drucksache 11/3940) i) Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Pleisweiler), Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rüstungsexporte deutscher Unternehmen in den Irak, Rumänien, Ägypten und Argentinien (Drucksache 11/4519) j) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Zwischenbericht über den Stand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen des Verdachts illegaler Ausfuhren von Ausrüstungsteilen zur Produktion chemischer Kampfstoffe im Irak (Drucksache 11/3762) k) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Vennegerts und der Fraktion DIE GRÜNEN: MBB die Erlaubnis zur Kriegswaffenproduktion entziehen (Drucksache 11/4498 [neu]) in Verbindung mit Zusatztagsordnungspunkt 15: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid und der Fraktion DIE GRÜNEN: Umsetzung der UNO-Resolution 591 in bundesdeutsches Recht (Drucksache 11/4825) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 16: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid und der Fraktion DIE GRÜNEN: Einhaltung des UNO-Rüstungsembargos gegenüber Südafrika (Drucksache 11/4826) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Pleisweiler), Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verminderung der Rüstungsexporte und verbesserte Rüstungsexportkontrolle (Drucksache 11/4842) in Verbindung mit Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1989 III Zusatztagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Pleisweiler), Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Keine Genehmigung für Waffenexporte in den Nahen und Mittleren Osten (Drucksache 11/4843) Kittelmann CDU/CSU . . . . 11578A, 11592 D Müller (Pleisweiler) SPD 11580 C Beckmann FDP 11583 B Stratmann GRÜNE 11585 A Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 11587A Vosen SPD 11588D Niegel CDU/CSU 11590 B Gansel SPD 11591B, 11593 A Tagesordnungspunkt 27: a) Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Polizeihilfe für Guatemala (Drucksachen 11/1813, 11/3579) b) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Einstellung der Polizeihilfe für Guatemala (Drucksache 11/2898) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Konditionierung der Entwicklungshilfe für El Salvador (Drucksachen 11/2405, 11/ 4574) d) Beratung der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Schutz von Bundesbürgern/Bundesbürgerinnen in El Salvador (Drucksachen 11/2844, 11/ 4551) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 19: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses a) zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Friedensprozeß in Mittelamerika b) zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Förderung des Friedensprozesses in Zentralamerika (Drucksachen 11/824, 11/1130, 11/4812) Volmer GRÜNE 11594A, 11601D Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU . . . . 11595B Wischnewski SPD 11596C, 11602A Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 11598B Irmer FDP 11599B Repnik, Parl. Staatssekretär BMZ . . . 11600A Duve SPD (Erklärung nach § 30 GO) . . 11602 B Volmer GRÜNE (zur GO) 11601D Vizepräsidentin Renger 11601 C Tagesordnungspunkt 15: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung eines Sozialversicherungsausweises und zur Änderung anderer Sozialgesetze (Drucksachen 11/2807, 11/4865) Seehofer, Parl. Staatssekretär BMA . . 11603 D von der Wiesche SPD 11605 A Kolb CDU/CSU 11606D Hoss GRÜNE 11608A Heinrich FDP 11609B Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Rechts der Vormundschaft und Pflegschaft für Volljährige (Betreuungsgesetz) (Drucksache 11/4528) Engelhard, Bundesminister BMJ 11610 C Dr. de With SPD 11611 C Dr. Langner CDU/CSU 11615A Frau Unruh GRÜNE 11616D Frau Dr. Berghofer-Weichner, Staatsminister des Freistaates Bayern 11617 D Funke FDP 11619D Nickels GRÜNE 11621B Nächste Sitzung 11622 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11623* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11623* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1989 11557 153. Sitzung Bonn, den 23. Juni 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Andres SPD 23.06.89 Antretter SPD 23. 06. 89* Dr. Apel SPD 23. 06. 89 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 23. 06. 89 Bredehorn FDP 23.06.89 Dr. von Bülow SPD 23. 06. 89 Carstens (Emstek) CDU/CSU 23. 06. 89 Frau Conrad SPD 23. 06. 89 Diller SPD 23.06.89 Dr. Faltlhauser CDU/CSU 23. 06. 89 Fellner CDU/CSU 23.06.89 Gattermann FDP 23.06.89 Dr. Glotz SPD 23. 06. 89 Graf SPD 23.06.89 Großmann SPD 23.06.89 Hasenfratz SPD 23.06.89 Frau Hasselfeldt CDU/CSU 23. 06. 89 Dr. Hauchler SPD 23. 06. 89 Dr. Häfele CDU/CSU 23. 06. 89 Heistermann SPD 23.06.89 Dr. Hennig CDU/CSU 23. 06. 89 Frau Hensel GRÜNE 23. 06. 89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 23. 06. 89 Dr. Holtz SPD 23. 06. 89 * Frau Hürland-Büning CDU/CSU 23. 06. 89 Jung (Düsseldorf) SPD 23. 06. 89 Jung (Lörrach) CDU/CSU 23. 06. 89 Kalisch CDU/CSU 23.06.89 Klein (Dieburg) SPD 23. 06. 89 Dr. Knabe GRÜNE 23. 06. 89 Koschnick SPD 23.06.89 Dr. Kreile CDU/CSU 23. 06. 89 Dr.-Ing. Laermann FDP 23. 06. 89 Lamers CDU/CSU 23.06.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Lennartz SPD 23.06.89 Lenzer CDU/CSU 23. 06. 89 * Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 23. 06. 89 Dr. Müller CDU/CSU 23. 06. 89 * Poß SPD 23.06.89 Reddemann CDU/CSU 23. 06. 89 * Reuschenbach SPD 23.06.89 Dr. Riedl (München) CDU/CSU 23. 06. 89 Rixe SPD 23.06.89 Frau Rock GRÜNE 23. 06. 89 Frau Roitzsch CDU/CSU 23. 06. 89 (Quickborn) Ruf CDU/CSU 23.06.89 Dr. Scheer SPD 23. 06. 89 * Schmidbauer CDU/CSU 23.06.89 Schröer (Mülheim) SPD 23. 06. 89 Such GRÜNE 23.06.89 Tietjen SPD 23.06.89 Frau Trenz GRÜNE 23. 06. 89 Vogt (Duren) CDU/CSU 23. 06. 89 Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 23. 06. 89 Frau Wieczorek-Zeul SPD 23. 06. 89 Wiefelspütz SPD 23.06.89 Frau Wollny GRÜNE 23. 06. 89 Zander SPD 23.06.89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 23. 06. 89 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Innenausschuß Drucksache 11/883 Nr. 30 Drucksache 11/3882 Nr. 3.42 (Berichtigung 11/4019) Drucksache 11/4238 Nr. 2.1 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/2465 Nr. 2.24 Drucksache 11/4161 Nr. 2.22 Drucksache 11/4337 Nr. 24
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Kittelmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt ausdrücklich die vorliegenden Gesetzentwürfe der Bundesregierung zur besseren Überwachung des Außenwirtschaftsverkehrs. Wir hoffen, daß die vorgeschlagenen Maßnahmen künftig den illegalen Export von Technologien und Produkten wirkungsvoll verhindern, die zur Herstellung von Waffen oder waffenfähigem Material gebraucht werden könnten.
    Wir unterstützen die in dem Entwurf enthaltene Absicht der Bundesregierung: weitere Exportverbote für militärisch nutzbare Güter zu erlassen, die Informationsbasis der Kontrollbehörden und den Informationsaustausch zwischen den Behörden zu verbessern, die bestehenden Straf- und Bußgeldbestimmungen zu verschärfen und auch die Mitwirkung an der Herstellung oder Verbreitung von ABC-Waffen unter Strafe zu stellen, wenn diese im Ausland geschehen.
    Voraussetzung für all dies ist eine ausreichende personelle und materielle Ausstattung der Kontrollbehörden. Auch hier hat die Bundesregierung gehandelt.
    Dabei werden wir uns im Wirtschaftsausschuß auch mit der notwendigen Umorganisation des Bundesamts für Wirtschaft beschäftigen.

    (Gansel [SPD]: Aha!)

    Herr Minister Haussmann, Sie haben dazu gestern im Untersuchungsausschuß Ausführungen gemacht. Ich bin sicher, es ist auch in Ihrem Interesse, daß wir im Wirtschaftsausschuß darauf zurückkommen.
    Auf Anregung der CDU/CSU hat der Wirtschaftsausschuß die Durchführung einer Anhörung zu den vorliegenden Gesetzentwürfen beschlossen. Damit möchten wir die Wichtigkeit des Gesamtthemas unterstreichen und alles Notwendige zu einer schnellen Gesetzesentscheidung unternehmen.
    Die CDU/CSU-Fraktion appelliert an die Opposition, sich an einer schnellen und zügigen Beratung zu beteiligen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Komm, komm, komm!)

    Es ist auch im Interesse der deutschen Wirtschaft, daß die vorliegenden Gesetze so schnell wie möglich verabschiedet werden;

    (Dr. Vogel [SPD]: Seit Jahren drängen wir euch, und jetzt ermuntert ihr uns!)

    es muß zur Rechtsklarheit kommen. Die betroffenen Betriebe haben einen Anspruch darauf, Herr Dr. Vogel, daß dies so schnell wie möglich geschieht.

    (Dr. Vogel [SPD]: Schlafmützen! — Bohl [CDU/CSU]: Die treiben wieder Obstruktion im Ausschuß; das wissen wir doch!)

    Um es noch einmal herauszustellen: Unsere Wirtschaft ist in hohem Maß exportabhängig, und ihre Erfolge hängen vom internationalen Renommee ab. Dabei kann aber nichts das Renommee so nachhaltig gefährden wie illegale Handelspraktiken, ganz gleich, ob es sich dabei um Waffen oder waffenfähige Technologien handelt. Bei dieser Gelegenheit sei nochmals klar herausgestellt: Bei den meisten Betrieben bedarf es keiner gesetzlichen neuen Regelung, denn unsere Unternehmer handeln seit Jahrzehnten im Rahmen auch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung.

    (Stratmann [GRÜNE]: Reden Sie doch nicht so einen Quatsch, Mann!)

    — Auch wenn dies bestimmte Gruppen innerhalb dieses Hauses, wie dieser Zwischenruf von Herrn Stratmann zeigt, zu Unrecht bestreiten, beweisen deutsche Unternehmen täglich, daß Moral und Geschäft keine Gegensätze sind.
    Die vergangenen Monate haben in der Öffentlichkeit zur Versachlichung der Diskussion beigetragen. Daran haben vor allem die Wirtschaftsverbände einen erheblichen Anteil. Ich würde mich freuen, wenn auch die SPD-Opposition — sie hat dazu gleich Gelegenheit — einen stärkeren Beitrag zu dieser Versachlichung leisten würde. Sie hat einen erheblichen Nachholbedarf.

    (Haack [Extertal] [SPD]: Mensch, Kittelmann!)

    Dabei muß jedem verantwortlichen Politiker klar sein, daß nicht schon irgendein zweifelhafter Bericht ohne konkrete Beweise Anlaß für undifferenzierte Vorwürfe gegen Unternehmen sein darf.
    Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen: Die Behörden müssen jedem ernsthaften Verdacht nachgehen. Es muß dort kontrolliert werden, wo es sich als notwendig erweist. Aber es muß verhindert werden, daß eine überzogene Regelung zu übermäßigen Einschränkungen führt.
    Auch wenn ich einleitend für die CDU/CSU die vorliegenden Gesetzentwürfe begrüßt habe, bedaure ich gleichzeitig, daß sie notwendig geworden sind. Immer wieder müssen wir uns als Parlament mit der Frage auseinandersetzen, ob wir die Freiräume und das selbstverantwortliche Handeln des einzelnen nicht zu sehr einschränken. Ich betone ausdrücklich, daß ich



    Kittelmann
    für diese Sorgen ein immer stärkeres Verständnis habe.
    Denn der freiheitliche Rechtsstaat kann und muß auf eine permanente Kontrolle seiner Bürger verzichten. Dies kann aber nur so lange gelten, wie diese Liberalität nicht mißbraucht wird.
    Das heißt für den hier von uns diskutierten Sachverhalt: Verbesserte Technologien und verfeinerte Möglichkeiten, vorhandene Gesetze zu umgehen, erfordern neues Nachdenken.

    (Gansel [SPD]: Aha! — Haack [Extertal] [SPD]: Jawohl!)

    Die CDU/CSU-Fraktion ist überzeugt, daß die Vorkommnisse der letzten Zeit ein Handeln zwingend notwendig machen.

    (Vosen [SPD]: Endlich kapiert!)

    Wenn Teile des Gemeinwesens gegen die gemeinsamen Regeln verstoßen, muß der Staat Kontrollmechanismen in Gang setzen. Er muß denjenigen Sanktionen androhen, die gegen Gesetze verstoßen, und er muß diese Sanktionen gegebenenfalls auch anwenden.

    (Beckmann [FDP]: Sehr gut!)

    Sie müssen denjenigen die Unrechtmäßigkeit ihres Verhaltens deutlich machen, die sich darüber nicht im klaren sind, oder sie müssen denjenigen erhebliche Folgen androhen, die aus Gewinnsucht böswillig gegen diese Regeln verstoßen.

    (Vosen [SPD]: Mein Gott!)

    Die hinter uns liegende Diskussion hat aufgezeigt, daß an einer Strafverschärfung also kein Weg vorbeiführt. Dann ist es aber um so notwendiger, daß diejenigen, die im Einklang mit den Gesetzen handeln, nicht zu Unrecht verdächtigt werden. Dies gilt für den einzelnen genauso wie für gesellschaftliche Gruppen und Unternehmen als Teil des Gemeinwesens.
    Deshalb gehen wir auch in Zukunft grundsätzlich von der Freiheit des Außenhandels aus. Lediglich in ganz bestimmten Fällen ist eine Genehmigung erforderlich. Dies betrifft z. B. den Waffenexport. Es ist kaum bekannt und muß immer wiederholt werden, daß die Bundesrepublik Deutschland schon heute zu den Industrieländern gehört, die eine strenge, die strengste Exportkontrolle im Rüstungsbereich hat. Dabei sind auch Technologien einbezogen, die Drittstaaten in die Lage versetzen, Waffen herzustellen.
    Der CDU/CSU ist bekannt, daß die von der Bundesregierung vorgeschlagenen Maßnahmen zum Teil wesentlich über den international üblichen Rahmen hinausgehen. Deshalb ist es für ihre Wirksamkeit von großer Bedeutung, daß auch andere Exportländer ihre Kontrollen ergänzen und eine enge Abstimmung mit deren Außenwirtschaftskontrollinstanzen stattfindet.
    Hierbei ist besonders die Europäische Gemeinschaft gefordert. Die CDU/CSU begrüßt es deshalb, daß die Bundesregierung die Kommission der Europäischen Gemeinschaft aufgefordert hat, möglichst rasch einen Verordnungsentwurf über Ausfuhrbeschränkungen für chemische Vorprodukte, die zur
    Herstellung chemischer Kampfstoffe verwendet werden können, vorzulegen.
    Ich darf Ihnen bei dieser Gelegenheit in Erinnerung rufen, daß auch die COCOM-Liste — Herr Dr. Vogel, hier ist Nachdenken Ihrerseits erforderlich — eine wesentliche Einrichtung bleibt, um Mißbräuche zu verhindern.

    (Zuruf von der SPD: Deshalb werden unter Ihrer Führung Raketen nach Rumänien exportiert!)

    Vielleicht verhilft diese Tatsache denen zur Nachdenklichkeit, die bisher lautstark für die Abschaffung von COCOM plädierten. Ich höre, das ist noch immer der Fall.
    Der Anlaß für die heutige Beratung liegt u. a. in der Lieferung einer Giftgasfabrik nach Libyen und in der damit verbundenen berechtigten internationalen und deutschen Empörung, die jetzt unser Handeln mitbestimmt.

    (Vosen [SPD]: Endlich gemerkt!)

    Weil wir bei dieser Gelegenheit feststellen mußten, daß die bisherigen Gesetze zur Verhinderung künftiger Verstöße nicht ausreichend waren, werden die Vorschriften verschärft.
    Leider gibt es besonders in der Dritten Welt zu viele Staaten, die an Militärtechnik und modernen Waffen interessiert sind. Sie verzehren sich teilweise in dem Ehrgeiz, sich in Besitz des Wissens um die Herstellung dieser Waffen zu bringen. Dabei spielt der Preis häufig keine Rolle.
    Wenn es also Staaten gibt, die diese Waffen haben wollen, wie am Beispiel Libyens nachzuvollziehen ist, ist es auch nicht auszuschließen, daß sich Unternehmen durch erhebliche Gewinnerwartung zum Gesetzesverstoß bewegen lassen könnten. Genau dem muß begegnet werden.
    Natürlich wäre es segensreicher, wenn diese Staaten die Gelder in ihre wirtschaftliche Entwicklung investieren würden, aber leider gilt auch in der Dritten Welt häufig nationales Prestige mehr als das Wohl der eigenen Bevölkerung. Die kürzlich veröffentlichten Zahlen, daß z. B. der Krieg zwischen Iran und Irak mehrere hundert Milliarden DM gekostet hat, sind ein Beispiel für diesen Wahnsinn. Diese Fakten sind Ursache dafür, daß die Kontrollmöglichkeiten ausgebaut und Strafen und Verbote erweitert werden müssen.
    Bei der von uns beantragten Anhörung im Wirtschaftsausschuß werden wir auch darüber zu sprechen haben, ob die verstärkte Erfassung von Wirtschaftsdaten ausreicht oder das erforderliche Maß bereits überschreitet.
    Erfaßt werden darf nur, was zwingend gebraucht wird, um Wirtschaftskriminalität nachzuweisen.
    Wer grundsätzlich für die informationelle Selbstbestimmung plädiert, wie sie das Bundesverfassungsgericht fordert, darf diese den Unternehmen eigentlich auch nicht verweigern. Eine Abweichung kann für die CDU/CSU nur aus übergeordneten Gründen in Frage kommen, also nur dann, wenn die verschiedenen Maßnahmen geeignet sind, etwaige Verstöße vereinzelter Unternehmen leichter deutlich zu machen. Da-



    Kittelmann
    bei bleibt der Bericht der Bundesregierung Maßstab unseres Handelns, in dem festgestellt wird: „Bei einer stärkeren Vernetzung von Informationen hätten wahrscheinlich zu einem früheren Zeitpunkt Konsequenzen ergriffen werden können."

    (Vosen [SPD]: Sehr richtig! Viel früher!)

    Die CDU/CSU unterstützt auch die Ausdehnung außenwirtschaftlicher Strafmaßnahmen auf Deutsche im Ausland: Damit wird rechtliches Neuland betreten. Die CDU/CSU nimmt zur Kenntnis, daß die Bundesregierung diese Verschärfung für unverzichtbar hält.
    Dabei dürfen wir uns nie der Illusion hingeben, daß eine absolute Kontrolle möglich ist. Selbst wenn wir mit den Möglichkeiten des Datenaustauschs bis an die Grenze des Datenschutzrechts gehen, selbst wenn wir eine perfekte weltweite Verbotsliste erstellen, wird dies nicht alle Probleme lösen. Auch wenn wir die Kontrollbehörden materiell und personell optimal ausstatten, wenn wir die Straf- und Bußgeldnormen erheblich verschärfen, wird dies nicht hundertprozentig den Verstoß gegen diese Regeln verhindern können.

    (Zuruf von der SPD: Die Bundesregierung muß endlich sagen, was sie will! Das ist entscheidend!)

    Dafür sind die Technologien zu komplex. Darüber hinaus kann eine neue Technologie erst dann in eine Verbotsliste aufgenommen werden, wenn die Gefahren bekannt sind, die sich aus ihr ergeben.
    Um so mehr begrüßen wir die mehrfach angebotene und schon praktizierte Selbstkontrolle der Wirtschaft.
    Dabei besteht für die CDU/CSU grundsätzlich nochmals Anlaß zu betonen: Wir halten am Prinzip der Exportfreiheit fest. Dieser liberale Grundsatz ist für uns bei allen notwendigen Einschränkungen unverzichtbar. Dazu zwingen uns auch die faktischen Verhältnisse. Ich darf die Zahlen in Erinnerung bringen: Die deutsche Wirtschaft exportiert Jahr für Jahr Waren im Wert von 550 Milliarden DM. Das bedeutet, daß Monat für Monat 1,2 Millionen Lieferungen unser Land verlassen. Eine vollständige Kontrolle ist weder möglich noch wünschenswert.

    (Vosen [SPD]: Das verlangt doch keiner!) — Sie vielleicht nicht, aber man hört es häufig.

    Wir sind das Land mit dem höchsten Exportanteil, weil wir im harten Wettbewerb nicht nur qualitativ höherwertige Produkte anbieten, sondern weil unser Service auch den meisten anderen Mitbewerbern überlegen ist. Dazu gehört aber vor allem die Einhaltung von Lieferfristen.
    Meine Damen und Herren, deshalb darf dies auch nicht durch eine verschärfte Außenwirtschaftskontrolle in Zukunft in Frage gestellt werden. Wer dies aufgibt, gefährdet leichtfertig Arbeitsplätze und die Leistungsfähigkeit unseres Sozialstaates.
    Ich denke, daß es der Bundesregierung mit dem vorgelegten Gesetzentwurf zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes gelungen ist, ein effektives Kontrollsystem vorzuschlagen, das nicht zu rechtfertigende Behinderungen der korrekt handelnden Betriebe vermeidet. Die CDU/CSU wird in der von ihr beantragten Anhörung vor allem die Praktikabilität dieser Maßnahmen mit den Vertretern der Wirtschaft und der Bundesregierung diskutieren.
    Die vor uns liegenden Beratungen werden die Koalitionsfraktionen sehr gründlich, aber auch zügig führen, und wir bitten die Opposition dabei um ihre konstruktive Unterstützung.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Das haben wir immer gemacht!)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Müller (Pleisweiler).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Albrecht Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Am 27. Januar dieses Jahres erlebten wir hier eine jener nicht so häufigen bemerkenswerten Debatten. Wir diskutierten über den geplanten Export von acht Tornados nach Jordanien. Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen sprachen sich damals — offenbar noch unter dem Eindruck der Giftgasaffäre mit Libyen — für eine restriktivere Rüstungsexportpolitik aus. Es war von der Notwendigkeit die Rede, die Rüstungsexportspirale anzuhalten. Damals vereinbarten wir auch, gemeinsam in eine ernsthafte Grundsatzdebatte über unsere Rüstungsexportpraxis einzutreten.
    Ich frage: Wo ist der Geist jener Debatte, wo ist die damals spürbare Nachdenklichkeit geblieben?
    Gut, zugegeben, Herr Minister, die Bundesregierung hat Änderungen der einschlägigen Bestimmungen vorgelegt. Dies ist ein Fortschritt. Aber die Entwürfe sind im Prozeß der Willensbildung innerhalb der Bundesregierung entschärft und verwässert worden. Das ist nicht gut. — Noch schlimmer ist jedoch die fortwährende Praxis der Bundesregierung. Mein Kollege Bachmaier, der sich mit anderen zusammen im 2. Untersuchungsausschuß um die Aufklärung illegaler Nuklearexporte bemüht, kann ein Lied davon singen, genauso wie Norbert Gansel und die Kollegen im U-Boot-Untersuchungsausschuß. Dort ist von dem bemerkenswerten Geist der Debatte vom 27. Januar 1989, von Umdenken und von Nachdenklichkeit bei Rüstungsexporten nichts zu spüren.

    (Dr. Vogel [SPD]: Sehr wahr! — Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Kittelmann [CDU/CSU]: Übertreiben Sie nicht ein bißchen?)

    — Herr Kittelmann, ich will zwei konkrete Beispiele nennen. Die Bundesrepublik unterstützt zwar auf der einen Seite das UNO-Waffenembargo gegen Südafrika, auf der anderen Seite werden aber von deutschen Firmen klammheimlich Baupläne für U-Boote geliefert.
    Ist dafür, Herr Minister Haussmann, bisher jemand zur Verantwortung gezogen worden? Im Gegenteil, Beamte verschiedener Ministerien berieten am 24. Mai 1989, also vier Monate nach unserer Debatte im Januar, darüber, wie sie die Ermächtigung zur Strafverfolgung zweier Firmen verweigern können, die U-Boot-Konstruktionsunterlagen — VS-Geheim



    Müller (Pleisweiler)

    eingestuft — nach Südafrika geliefert hatten. Wörtlich heißt es in dem Besprechungsprotokoll jener Bundesbeamten — ich lese vor — :
    Von Vertretern des Verteidigungsministeriums und ZB
    — einer Unterabteilung bei Herrn Haussmann —
    wurde darauf hingewiesen, daß die mit einer Verweigerung der Ermächtigung zwangsläufig verbundene Durchbrechung des „Legalitätsprinzips" hingenommen werden könne,

    (Dr. Vogel [SPD]: Aha!)

    — und jetzt müssen Sie zuhören —
    weil der Unrechtsgehalt, der mit einer Weitergabe von VS-Sachen an Südafrika verbunden wäre, verhältnismäßig gering zu bewerten ist.

    (Dr. Vogel [SPD]: Hört! Hört! — Gansel [SPD]: Und das mitten im Rechtsstaat! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Beamte dieser Bundesregierung

    (Vosen [SPD]: Beamte!)

    nehmen also an, die Weitergabe von militärisch geheimen Blaupausen an Südafrika sei von einem — wörtlich — „verhältnismäßig geringen" Unrechtsgehalt. Das ist eine skandalöse Fehleinschätzung, das ist ein unglaublicher Vorgang.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Kittelmann [CDU/CSU]: Eine unglaubliche Übertreibung!)

    In der Zeitung „Die Zeit" ist im Zusammenhang mit der U-Boot-Affäre schon einmal davon geschrieben worden, das Verhalten der Bundesregierung bewege sich am Rande der Rechtsbeugung. Dies scheint rückblickend und in Kenntnis des neuerlichen Vorgangs eine sehr zurückhaltende Beurteilung gewesen zu sein.

    (Beifall des Abg. Scherrer [SPD] — Gansel [SPD]: So ist es!)

    Herr Minister Haussmann, ich halte Ihnen persönlich ja den guten Willen zugute, die Rüstungsexport-praxis in den Griff zu bekommen. Diese Gesprächsnotiz jedoch ist ein Dokument der Unfähigkeit, die Durchsetzung von Recht und Gesetz in den eigenen Reihen sicherzustellen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Rüstungsexporteure auch in Zukunft — Herr Kittelmann, das ist das Entscheidende — darauf setzen können, daß sich die Beamten der Bundesregierung zusammenhocken, um darüber nachzudenken, wie sie Gesetzesbrecher vor der Strafverfolgung schützen können,

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Herr Müller, ist das nicht eine unfaire Übertreibung, was Sie da machen?! — Gegenruf des Abg. Dr. Vogel [SPD]: Sie waren doch gar nicht dabei! — Kittelmann [CDU/CSU]: Aber er verallgemeinert doch! Ich nehme die Beamten in Schutz! Das ist eine Verallgemeinerung, die man so nicht hinnehmen kann!)

    dann können Sie Ihre Gesetzesnovellen, Herr Minister, am besten gleich in den Papierkorb werfen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Das zweite Beispiel für die Kluft zwischen Absichtserklärung und Praxis: Deutsche Firmen haben bei der Entwicklung von Raketen im Irak eine Schlüsselrolle gespielt. Das Projekt SAAD 16 ist der jüngste skandalöse Fall einer Weiterverbreitung von Raketentechnologie. Die zugesagten außenpolitischen Kontrollen durch die Bundesregierung sind umgangen worden. Sie waren offenbar ausgesprochen lasch. Daß die Bundesregierung von diesen Vorgängen etwas wußte, kann ich mir nur schwer vorstellen. Daß Sie davon nichts wissen wollten, dafür spricht allerdings die bisherige Erfahrung.

    (Beifall bei der SPD — Gansel [SPD]: So ist es leider!)

    Ich frage Sie, Herr Minister Haussmann: Warum tun Sie nichts zur Offenlegung des Raketenskandals? Warum überlassen Sie die mühsame Aufklärung der Zusammenhänge der Opposition und den Journalisten von „Stern", „Spiegel" und anderen Zeitschriften? Warum lassen Sie sich — wie bei der LibyenAffäre — die Wahrheit stückchenweise wie Würmer aus der Nase ziehen?

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Bringen Sie doch einmal etwas Neues!)

    Ich frage Sie: Wo bleibt eigentlich die fällige Prüfung der Zuverlässigkeit der Firma MBB nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz? Warum kommt sie nicht? Wollen Sie das verantwortliche Management im Amte halten, bis die von der Bundesregierung befürwortete Fusion von Daimler-Benz und MBB über die Bühne gegangen ist? Ich werde das Gefühl nicht los: Wenn — —

    (Grünbeck [FDP]: Wollen Sie vorverurteilen? — Gegenruf des Abg. Jungmann [SPD]: Aber die Frage darf man doch noch stellen!)

    — Herr Grünbeck, es geht hier um die Prüfung der Zuverlässigkeit, um die Einleitung dieser Prüfung, nicht um Vorverurteilung.

    (Vosen [SPD]: Sehr gut! — Kittelmann [CDU/ CSU]: Warum vorverurteilen Sie denn dann?)

    Ich werde das Gefühl nicht los: Wenn deutsche Unternehmen eine bestimmte Größe überschritten haben, wenn sie über Einfluß und die nötigen Mittel zur Öffentlichkeitsarbeit verfügen, dann können sie sich den Verstoß gegen Buchstaben und Geist der Gesetze leisten, ohne daß der Staat gegen diese Regelverletzungen einschreitet.

    (Beifall bei der SPD und Abgeordneten der GRÜNEN)

    Hinter uns liegen eine Fülle von Rüstungsexportskandalen. Dennoch läßt, wie beschrieben, auch die Praxis der letzten Wochen nicht auf eine Umkehr schließen, die wir nach dieser Debatte vom 27. Januar erwartet haben.

    (Vosen [SPD]: Das liegt an der Gesinnung!)




    Müller (Pleisweiler)

    Ich fürchte, die Bundesregierung ist nicht bereit und offenbar auch nicht fähig, den Trend zu immer mehr Rüstungsexport und Rüstung zu brechen.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Aber das Gegenteil ist der Fall!)

    Das ist schade; denn dieser Trend läuft der Chance zur Abrüstung diametral entgegen.
    Gegenwärtig werden auf der Welt jährlich 1 000 Milliarden Dollar für die Rüstung ausgegeben. Die Summe der Weltrüstungsausgaben macht mehr aus als das Einkommen der gesamten armen Hälfte der Weltbevölkerung. 5 To des Weltbruttosozialprodukts werden in die Rüstung gesteckt.

    (Frau Flinner [GRÜNE]: Traurig, traurig!)

    Hier stecken die Ressourcen, die wir dringend bräuchten, um gegen Armut und Unterentwicklung, gegen Hunger und Umweltkatastrophen anzugehen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Wir müssen diesen Trend zu immer mehr Rüstung und Rüstungsexport brechen. Wir können dies auch ohne Sorge um unsere Volkswirtschaft tun, denn Rüstungsexport ist, volkswirtschaftlich betrachtet, eine Null. Er lohnt sich gesamtwirtschaftlich wirklich nicht. Da muß man einmal die Zahlen sehen. Wirklich hoch geschätzt sind es nur 0,5 % unseres Gesamtexports und gut geschätzt nur 0,2 % unseres Bruttosozialprodukts. Wegen dieser 0,2 % handeln wir uns außenpolitische Schwierigkeiten, die Beschädigung unseres Ansehens und die Dauerbeschäftigung des Parlaments ein!

    (Beifall bei der SPD)

    Daß dennoch so viele Menschen und Politiker glauben, unser Heil hänge vom Rüstungsexport ab, hat damit etwas zu tun, daß sich die am Rüstungsexport Interessierten weltweit gut organisiert haben und sich gegenseitig hochschaukeln in Bewunderung und Stimmungsmache für diese Produkte. Es hat auch etwas damit zu tun — das muß man ganz nüchtern sehen —, daß in diesem Geschäft offenbar unheimlich gut verdient wird und — das füge ich hinzu — vermutlich auch unheimlich gut geschmiert wird. Im Zusammenhang mit dem erwähnten Tornado-Geschäft — das ist wohl einer der Gründe gewesen, warum es geplatzt ist — war die Rede von einer halben Milliarde Schmiergeldern. Wenn es nur 200 Millionen waren, ist das schon ein unglaublicher Skandal. Das erklärt vieles von dem, weshalb wir von diesen Dingen nicht wegkommen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Volkswirtschaftlich bringt Rüstungsexport offensichtlich nichts. Wäre dies anders, dann müßten die Rüstungsexporteure, die UdSSR, die USA, Frankreich und Großbritannien, die Stars der Weltwirtschaft sein. Sie sind es aber nicht. Für uns ist es nicht erstrebenswert, im Rüstungsexportwettlauf zu diesen Nationen aufzuschließen. Das leuchtet auch ein, denn Ingenieurkapazitäten, die für Bomben, für Jäger und für Raketen eingesetzt werden, sind nicht frei für Mikrochips, für Werkzeugmaschinen und für Umwelttechnik. Aber dafür sollten sie frei sein.
    Mit unserem Antrag betreffend Verminderung der Rüstungsexporte und verbesserte Rüstungsexportkontrolle fordern wir konkrete Ergänzungen und Verschärfungen der von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzesnovelle. Ich möchte einige unserer ergänzenden Vorschläge nennen:
    Wir wollen erstens, daß das Strafmaß bei Verstößen gegen die Bestimmungen des Außenwirtschaftsgesetzes auf zehn Jahre erhöht wird. Wir raten zweitens zu freiwilligen Vereinbarungen mit den betroffenen Industrieverbänden. Wir drängen drittens auf eine EG-weite Regelung der Rüstungskontrolle. Viertens sollten Ministerien, Behörden und Gerichte verpflichtet werden, in Verdachtsfällen die Strafverfolgungsbehörden zu unterrichten. Fünftens sollten Unternehmen, die gegen Rüstungsexportbestimmungen verstoßen, damit rechnen müssen, daß ihnen Subventionen gestrichen werden. Sechstens schlagen wir eine Endverbleibsklausel vor, mit der jedes Exportunternehmen verbindlich erklärt, daß nach seiner Kenntnis die exportierten Güter nur zum angegebenen friedlichen Verwendungszweck genutzt werden. Siebtens fordern wir, die Raketentechnologie in das Kriegswaffenkontrollrecht zu übernehmen.
    Wenn Sie diese und die anderen in unserem Antrag enthaltenen Vorschläge prüfen, werden Sie feststellen, Herr Kittelmann und die anderen Kollegen, daß wir nicht auf die komplette bürokratische Kontrolle setzen. Im Gegenteil!

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Das meiste ist schon in dem Vorschlag der Bundesregierung enthalten!)

    — Um so wichtiger ist unsere entscheidende Forderung an die Bundesregierung: Wir verlangen von ihr, zu einer Politik zurückzukehren, mit der der Trend zu immer mehr Rüstungsexporten umgekehrt und die Rüstungsexportspirale auch wirklich angehalten werden kann. Wir verlangen von der Bundesregierung, endlich wieder ein politisches Klima zu schaffen, in dem Geschäftemacherei mit Rüstung und Rüstungsexport nicht gedeihen kann.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Das ist das Entscheidende. Es muß für jeden deutschen Staatsbürger und für jede deutsche Firma klar sein: Die Lieferung von Waffen in Entwicklungs- und Schwellenländer, in Kriegs- und Spannungsgebiete schadet unserem Volk. Es darf nicht so sein, wie es in diesem Protokoll zum Ausdruck kommt. Es muß klar sein: Wer gegen diesen politischen Willen und gegen die Regeln verstößt, muß mit Sanktionen aller rechnen. Diese politische Willenserklärung der Bundesregierung ist wichtiger als die bürokratischen Regelungen.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese politische Erklärung kann auch sofort abgegeben werden. Da bedarf es keiner Hearings und keiner weiteren Beratungen.
    An diesem klaren Willen der Bundesregierung fehlt es aber nach meiner Einschätzung bisher.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)




    Müller (Pleisweiler)

    Deshalb häufen sich die Skandale. Das kann doch nicht so weiterlaufen!

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Sie haben nur Dinge genannt, die seit zwei Jahren bekannt sind!)

    — Das ist ein neues Protokoll. Die Raketengeschichte ist neu. Es war mühsam, aus Ihnen überhaupt herauszuziehen, daß MBB weitergemacht hat. Früher war von anderen Daten die Rede. Das ist alles noch ein Versteckspiel.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Für Sie ist es so!)

    Das deutet darauf hin, daß Ihre klare Willenserklärung eben nicht da ist.
    Die Koalition tut gut daran, sich der Debatte vom Januar zu erinnern. Wir hoffen, daß die Mehrheit unsere sachlichen Vorschläge ernsthaft prüft. Wir hoffen auf eine konstruktive Zusammenarbeit in den Ausschüssen.
    Viele Menschen trauen den verantwortlichen Politikern wirkliche Schritte zur Rüstungskontrolle und damit auch zur Exportkontrolle nicht zu. Sie liegen damit so sehr neben der Wahrheit nicht, wie ich finde. Viele Menschen mißtrauen uns Politikern. Sie halten Regierung und Parlament für gefügige Partner der Rüstungsindustrie. Wenn man die Skandale anschaut, dann kann man dieses Mißtrauen verstehen.
    Die Neuregelung der Rüstungsexportkontrolle ist deshalb auch ein Test auf die Entscheidungsfreiheit und damit auf die Vertrauenswürdigkeit des deutschen Parlaments. Wir sollten gemeinsam versuchen, dieses Vertrauen zurückzugewinnen.

    (Nolting [FDP]: Was hätte Helmut Schmidt dazu gesagt?)

    — Lassen Sie mich zu diesem Zuruf noch nachtragen: In der Debatte am 27. Januar, auf die ich mich vorhin bezogen hatte, war es eine gute Eigenart, daß genau diese Aufrechnung der Geschichte nicht gemacht worden ist. Da war nämlich klar, daß man durchaus selbstkritisch auf die eigene Vergangenheit zurückblicken kann. Wenn wir davon ausgehen, daß das nicht möglich ist, dann können wir gleich aufgeben, ernsthaft über solche Dinge zu diskutieren.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)