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ID1115300200

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    Plenarprotokoll 11/153 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 153. Sitzung Bonn, Freitag, den 23. Juni 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 11557 A Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und den Richtlinien für Aktuelle Stunden in der Sitzungszeit vom 1. bis 8. September 1989 11557 B Tagesordnungspunkt: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Statistiken im Handwerk — Handwerkstatistikgesetz — Drucksache 11/4801 — 11557 B Tagesordnungspunkt 25: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (Drucksache 11/4610) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Roth, Dr. Jens, Pfuhl, Stiegler, Dr. Hauchler, Dr. Gautier, Jung (Düsseldorf), Dr. Martiny, Dr. Ehrenberg, Meyer, Dr. Mitzscherling, Müller (Pleisweiler), Reuschenbach, Dr. Skarpelis-Sperk, Dr. Sperling, Zeitler, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Stärkung des Wettbewerbs und Verhinderung des Mißbrauchs wirtschaftlicher Macht (Novellierung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen) (Drucksache 11/2017) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Saibold, Frau Vennegerts und der Fraktion DIE GRÜNEN: Demokratisierung der Wirtschaft und Erhalt der Lebensgrundlagen: Zur 5. GWB Novelle (Drucksache 11/4069) d) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 1985/1986 sowie über die Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (§ 50 GWB) (Drucksache 11/554) e) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sechstes Hauptgutachten der Monopolkommission 1984/85 hier: Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksache 11/555) f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Saibold, Frau Vennegerts und der Fraktion DIE GRÜNEN: Demokratisierung der Wirtschaft und Erhalt der Lebensgrundlagen: Zur Wettbewerbspolitik der Europäischen Gemeinschaft (Drucksache 11/4070) g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Roth, Dr. Jens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Für eine funktionsfähige europäische Wettbewerbsordnung (Drucksache 11/4378) h) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum 16. Bericht der Kommission der Europäischen Gemeinschaften über die Wettbewerbspolitik (Drucksache 11/1677) i) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem geänderten Vorschlag der Kommission an den Rat für eine Verordnung (EWG) über die Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen (Drucksache 11/3407) in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1989 Zusatztagesordnungspunkt 13: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 1987/88 sowie über die Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (§ 50 GWB) (Drucksache 11/4611) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 14: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Siebtes Hauptgutachten der Monopolkommission 1986/87 hier: Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksache 11/4804) Wissmann CDU/CSU 11558 C Dr. Jens SPD 11560D Grünbeck FDP 11564 D Frau Vennegerts GRÜNE 11566C Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 11568D Hinsken CDU/CSU 11570D Vahlberg SPD 11572 C Dr. Pinger CDU/CSU 11574 D Antrag der Fraktion der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Todesurteile in der Volksrepublik China (Drucksache 11/4873) 11575 C Tagesordnungspunkt 26: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes (Drucksache 11/4230) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes (Drucksache 11/4568) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Überwachung des Außenwirtschaftsverkehrs und zum Verbot von Atomwaffen, biologischen und chemischen Waffen (Drucksache 11/4609) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Zweiundsechzigste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste — Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 11/4355, 11/4683) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Dritte Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 11/4303, 11/4685) f) Erste Beratung des von den Abgeordneten Gansel, Frau Adler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Kriegswaffenkontrolle (Drucksache 11/2920) g) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Veröffentlichungspraxis der Bundesregierung zu Rüstungsexporten (Drucksache 11/4499) h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Beer, Frau Garbe, Dr. Lippelt (Hannover) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verbot der Forschung an B-Waffen, Toxinwaffen und C-Waffen (Drucksache 11/3940) i) Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Pleisweiler), Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rüstungsexporte deutscher Unternehmen in den Irak, Rumänien, Ägypten und Argentinien (Drucksache 11/4519) j) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Zwischenbericht über den Stand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen des Verdachts illegaler Ausfuhren von Ausrüstungsteilen zur Produktion chemischer Kampfstoffe im Irak (Drucksache 11/3762) k) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Vennegerts und der Fraktion DIE GRÜNEN: MBB die Erlaubnis zur Kriegswaffenproduktion entziehen (Drucksache 11/4498 [neu]) in Verbindung mit Zusatztagsordnungspunkt 15: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid und der Fraktion DIE GRÜNEN: Umsetzung der UNO-Resolution 591 in bundesdeutsches Recht (Drucksache 11/4825) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 16: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid und der Fraktion DIE GRÜNEN: Einhaltung des UNO-Rüstungsembargos gegenüber Südafrika (Drucksache 11/4826) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Pleisweiler), Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verminderung der Rüstungsexporte und verbesserte Rüstungsexportkontrolle (Drucksache 11/4842) in Verbindung mit Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1989 III Zusatztagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Pleisweiler), Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Keine Genehmigung für Waffenexporte in den Nahen und Mittleren Osten (Drucksache 11/4843) Kittelmann CDU/CSU . . . . 11578A, 11592 D Müller (Pleisweiler) SPD 11580 C Beckmann FDP 11583 B Stratmann GRÜNE 11585 A Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 11587A Vosen SPD 11588D Niegel CDU/CSU 11590 B Gansel SPD 11591B, 11593 A Tagesordnungspunkt 27: a) Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Polizeihilfe für Guatemala (Drucksachen 11/1813, 11/3579) b) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Einstellung der Polizeihilfe für Guatemala (Drucksache 11/2898) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Konditionierung der Entwicklungshilfe für El Salvador (Drucksachen 11/2405, 11/ 4574) d) Beratung der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Schutz von Bundesbürgern/Bundesbürgerinnen in El Salvador (Drucksachen 11/2844, 11/ 4551) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 19: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses a) zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Friedensprozeß in Mittelamerika b) zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Förderung des Friedensprozesses in Zentralamerika (Drucksachen 11/824, 11/1130, 11/4812) Volmer GRÜNE 11594A, 11601D Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU . . . . 11595B Wischnewski SPD 11596C, 11602A Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 11598B Irmer FDP 11599B Repnik, Parl. Staatssekretär BMZ . . . 11600A Duve SPD (Erklärung nach § 30 GO) . . 11602 B Volmer GRÜNE (zur GO) 11601D Vizepräsidentin Renger 11601 C Tagesordnungspunkt 15: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung eines Sozialversicherungsausweises und zur Änderung anderer Sozialgesetze (Drucksachen 11/2807, 11/4865) Seehofer, Parl. Staatssekretär BMA . . 11603 D von der Wiesche SPD 11605 A Kolb CDU/CSU 11606D Hoss GRÜNE 11608A Heinrich FDP 11609B Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Rechts der Vormundschaft und Pflegschaft für Volljährige (Betreuungsgesetz) (Drucksache 11/4528) Engelhard, Bundesminister BMJ 11610 C Dr. de With SPD 11611 C Dr. Langner CDU/CSU 11615A Frau Unruh GRÜNE 11616D Frau Dr. Berghofer-Weichner, Staatsminister des Freistaates Bayern 11617 D Funke FDP 11619D Nickels GRÜNE 11621B Nächste Sitzung 11622 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11623* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11623* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. Juni 1989 11557 153. Sitzung Bonn, den 23. Juni 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Andres SPD 23.06.89 Antretter SPD 23. 06. 89* Dr. Apel SPD 23. 06. 89 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 23. 06. 89 Bredehorn FDP 23.06.89 Dr. von Bülow SPD 23. 06. 89 Carstens (Emstek) CDU/CSU 23. 06. 89 Frau Conrad SPD 23. 06. 89 Diller SPD 23.06.89 Dr. Faltlhauser CDU/CSU 23. 06. 89 Fellner CDU/CSU 23.06.89 Gattermann FDP 23.06.89 Dr. Glotz SPD 23. 06. 89 Graf SPD 23.06.89 Großmann SPD 23.06.89 Hasenfratz SPD 23.06.89 Frau Hasselfeldt CDU/CSU 23. 06. 89 Dr. Hauchler SPD 23. 06. 89 Dr. Häfele CDU/CSU 23. 06. 89 Heistermann SPD 23.06.89 Dr. Hennig CDU/CSU 23. 06. 89 Frau Hensel GRÜNE 23. 06. 89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 23. 06. 89 Dr. Holtz SPD 23. 06. 89 * Frau Hürland-Büning CDU/CSU 23. 06. 89 Jung (Düsseldorf) SPD 23. 06. 89 Jung (Lörrach) CDU/CSU 23. 06. 89 Kalisch CDU/CSU 23.06.89 Klein (Dieburg) SPD 23. 06. 89 Dr. Knabe GRÜNE 23. 06. 89 Koschnick SPD 23.06.89 Dr. Kreile CDU/CSU 23. 06. 89 Dr.-Ing. Laermann FDP 23. 06. 89 Lamers CDU/CSU 23.06.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Lennartz SPD 23.06.89 Lenzer CDU/CSU 23. 06. 89 * Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 23. 06. 89 Dr. Müller CDU/CSU 23. 06. 89 * Poß SPD 23.06.89 Reddemann CDU/CSU 23. 06. 89 * Reuschenbach SPD 23.06.89 Dr. Riedl (München) CDU/CSU 23. 06. 89 Rixe SPD 23.06.89 Frau Rock GRÜNE 23. 06. 89 Frau Roitzsch CDU/CSU 23. 06. 89 (Quickborn) Ruf CDU/CSU 23.06.89 Dr. Scheer SPD 23. 06. 89 * Schmidbauer CDU/CSU 23.06.89 Schröer (Mülheim) SPD 23. 06. 89 Such GRÜNE 23.06.89 Tietjen SPD 23.06.89 Frau Trenz GRÜNE 23. 06. 89 Vogt (Duren) CDU/CSU 23. 06. 89 Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 23. 06. 89 Frau Wieczorek-Zeul SPD 23. 06. 89 Wiefelspütz SPD 23.06.89 Frau Wollny GRÜNE 23. 06. 89 Zander SPD 23.06.89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 23. 06. 89 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Innenausschuß Drucksache 11/883 Nr. 30 Drucksache 11/3882 Nr. 3.42 (Berichtigung 11/4019) Drucksache 11/4238 Nr. 2.1 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/2465 Nr. 2.24 Drucksache 11/4161 Nr. 2.22 Drucksache 11/4337 Nr. 24
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Matthias Wissmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir beraten heute mit der Änderung des Kartellrechts eine Änderung des Grundgesetzes unserer Marktwirtschaft und müssen uns daher darüber im klaren sein, daß es hier um Korrekturen geht, die nicht die Grundkoordinaten dieses Gesetzes in Frage stellen, sondern eine notwendige Weiterentwicklung dieses Gesetzes ermöglichen; eine Weiterentwicklung, wenn es um die Auseinandersetzung mit den zum Teil dramatischen Konzentrationsentwicklungen im Handel, insbesondere im Lebensmittelhandel, geht, eine Weiterentwicklung, wenn es um die Vorbereitung verschiedener Wirtschaftszweige auf den europäischen Binnenmarkt und darum geht, Privilegien, die das deutsche Kartellrecht noch für die Versorgungswirtschaft, für die Bank- und Versicherungswirtschaft bereithält, durch eine Änderung in den sogenannten Ausnahmebereichen des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen, §§ 102ff., in Zukunft zu vermindern oder ganz zu beseitigen.
    Meine Damen und Herren, Wettbewerbsschutz bedeutet Freiheitssicherung, denn Wettbewerb ist nicht nur ein Instrument zur Erzielung guter ökonomischer Ergebnisse. Markt und Wettbewerb haben auch eine politische Dimension. Ein wirksamer Wettbewerb ist die Grundlage der sozialen Marktwirtschaft. Er ermöglicht ein reichhaltiges Angebot an Waren und Dienstleistungen und damit eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung. Er führt zu einer dezentralen Steuerung der Märkte, soll einer Zusammenballung der Macht in der Hand weniger entgegenwirken und verhindert die Auswirkungen unternehmerischer Fehlentscheidungen. Es sollte daher, meine ich, keinem Zweifel unterliegen, und zwar in allen Fraktionen dieses Hauses, daß bei einer Vermachtung der Märkte durch Kartelle oder durch Konzentrationen und ohne eine Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen unsere pluralistische politische Ordnung Schaden nehmen würde.
    Aus dieser Überzeugung heraus hat Ludwig Erhard 1957 mit der CDU/CSU und der FDP das Kartellgesetz geschaffen, das den Wettbewerb gegen Beschränkungen schützt und das heute noch bei all seinen Problemen das wirksamste Wettbewerbsschutzgesetz in Europa ist.
    Wir, die Union, wollen zusammen mit der FDP durch die jetzige Kartellgesetznovelle dazu beitragen, den Wettbewerb zu sichern. Wir wissen, daß wir dies nur können, wenn wir bereit sind, das Wettbe-



    Wissmann
    werbsrecht weiterzuentwickeln und auf neue Herausforderungen einzustellen. Denn es gibt keinen Zweifel — der Tätigkeitsbericht des Kartellamts, der in den letzten Wochen veröffentlicht wurde, bestätigt dies —, daß insbesondere im Handel die Zahl der Wettbewerbsstörungen in den vergangenen Jahren in einem erheblichen, zum Teil sogar in einem dramatischen Maße zugenommen hat.
    Der Tätigkeitsbericht des Kartellamts weist darauf hin, daß der Konzentrationsprozeß im Handel auch im Berichtszeitraum 1987/88 erneut erheblich zugenommen hat. Bei 550 Übernahmen von Handelsunternehmen — so schreibt dieser Tätigkeitsbericht — betrafen 94 Zusammenschlüsse mit einem Umsatz von 28 Milliarden DM allein den deutschen Lebensmittelhandel. Ein bedeutender deutscher Wettbewerbsrechtler hat die Wettbewerbspraktiken, die u. a. mit zu diesem Konzentrationsprozeß führen, einmal als ein „Super-Chicago" bezeichnet. Professor Kartte, der Präsident des Bundeskartellamts, hat vor einiger Zeit darauf hingewiesen, daß es, wie er sagte, in der Konzentration des Lebensmittelhandels längst nicht mehr um „Tante Emma" geht. Vielmehr sagt er — ich zitiere — : „Zur Zeit wird die Mitte im Handel abgeräumt. "

    (Hinsken [CDU/CSU]: Leider hat er recht!)

    Meine Damen und Herren, in einer solchen Situation können verantwortliche Wirtschaftspolitiker nicht einfach zuschauen, sondern sie müssen dafür sorgen, daß Mißbrauchspraktiken, die einen solchen Konzentrationsprozeß verstärken und begünstigen, wirksamer im GWB konterkariert werden.
    Es geht nicht darum, einen Schutzzaun um den Mittelstand aufzubauen, es geht nicht darum, strukturkonservierend im Wettbewerbsrecht zu wirken, sondern es geht darum, mit den Mitteln des Kartellrechts, den Mitteln der Fusionskontrolle und den Mitteln der Begrenzung unbilliger Behinderungen stärker als bisher dem Mißbrauch der Nachfragemacht und dem Catch-as-catch-can in Teilen des deutschen Handels wirksamer als bisher zu begegnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Deswegen haben wir diese Novelle mit erarbeitet, und deswegen hat die Bundesregierung den Entwurf vorgelegt.
    Ich will nur zwei Beispiele nennen, um auch einer breiteren Öffentlichkeit zu zeigen, wie sich zum Teil die Wettbewerbsmethoden im Handel, vor allem im Lebensmittelhandel, darstellen:
    Da wird beispielsweise ein mittelständischer Hersteller von einem großen Handelsunternehmen kurzerhand, nachdem alles, was mit Rabatten und Preisen zu tun hat, schon verhandelt war, mit einer zusätzlichen Forderung nach 2 Millionen DM bar auf den Tisch, einem sogenannten Eintrittsgeld, konfrontiert,

    (Hinsken [CDU/CSU]: Unerhörte Praktik!)

    nach dem Motto: Wer nicht zahlt, der darf nicht weiter liefern.
    Oder da fordert ein frisch „vermählter", d. h. ein durch Fusion noch größer gewordener Handelsriese
    die Vertreter seiner Lieferanten zu einem gemeinsamen Treffen auf, wo diese dann — um im Bild zu bleiben — ihren „Hochzeitsrabatt" oder ihre „Morgengabe" von zwischen 1 To und 5 % des gemeinsam getätigten Umsatzes als „Eintrittsgeld" abzuliefern haben.
    Meine Damen und Herren, das hat nichts mehr mit fairem Leistungswettbewerb zu tun,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    sondern hier geht es um Methoden, die jeder, der von marktwirtschaftlichen Strukturen unserer Wirtschaftsordnung überzeugt ist, nicht hinnehmen kann. Deswegen soll dieser Gesetzentwurf dort, wo Marktmacht leistungswidrig eingesetzt wird, dieser Tendenz mit wirksameren Mitteln begegnen. Wir wollen an mehreren Punkten ansetzen.
    Erstens. Zur wirksamen Eindämmung von Diskriminierungen und unbilligen Behinderungen werden wir den alten § 37 a Abs. 3 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen praktikabler ausgestalten. Wir werden ihn als Verbotstatbestand in § 26 GWB eingliedern und eröffnen damit die Möglichkeit eines zivilrechtlichen Verfahrens. Oder anders und einfacher ausgedrückt: Derjenige, der sich unbillig behindert fühlt, oder sein Verband wird sich anders als im geltenden Recht in Zukunft mit den Mitteln der Zivilklage wehren können. Der Präsident des Bundeskartellamts sagt mit Recht: Allein die Androhung einer solchen Zivilklage wird manchen, der dazu tendiert, Marktmacht zu mißbrauchen, bei der Wahl seiner Methoden vorsichtiger machen. Die Vorfeldwirkung wird vermutlich größer sein als die Zahl von gerichtlichen Auseinandersetzungen. Ich meine, es ist besser, wir gehen auf dem Wege der zivilrechtlichen Klage vor, als daß wir alles den Behörden anlasten.

    (Stiegler [SPD]: Steine statt Brot ist das!)

    — Lieber Herr Kollege von der Sozialdemokratischen Partei, ich erinnere mich noch sehr gerne an eine Diskussion mit Ihrem wirtschaftspolitischem Sprecher, Herrn Roth, über dieses Thema. Da habe ich genauso wie hier diese Thesen vorgetragen und unseren Entwurf dargestellt. In dieser Diskussion hat Herr Roth mir gesagt, er finde die Ansätze der Union ausgezeichnet, die Union könne bei diesen Vorschlägen auf die Unterstützung der Sozialdemokraten rechnen. Insofern wäre ich an Ihrer Stelle vorsichtiger mit meiner Kritik. Ich höre gerne nachher von Herrn Jens, wie er sich denn zu den Einlassungen von Herrn Roth stellt.

    (Stiegler [SPD]: Es geht nicht um Sprüche, sondern es muß auch helfen!)

    Denn ich finde, daß ist kein Thema für parteipolitische Münze, sondern hier sollten eigentlich alle Parteien, die sich der Marktwirtschaft verpflichtet fühlen, sich zu gemeinsamem Handeln angespornt fühlen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU — Stiegler [SPD]: Es muß auch helfen, nicht nur Sprüche!)

    Meine Damen und Herren, die SPD ist aufgefordert, ihre Vorstellungen hier zu nennen.



    Wissmann
    Ich füge allerdings hinzu, Herr Bundeswirtschaftsminister: Die Union hält es für notwendig — das haben wir auch schon in den Gesprächen über die Novelle gesagt —, daß bei einem solchen zivilrechtlichen Verfahren gegen unbillige Behinderungen der Kläger in einem Zivilprozeß eine bessere Beweissituation bekommen kann als heute, oder anders ausgedrückt: daß wir noch zusätzliche Beweiserleichterungen im GWB schaffen, sofern es um Tatsachen geht, die im alleinigen Kenntnisbereich des Beklagten liegen. Ich weise darauf hin, daß die Bundesregierung sowohl beim Gesetz zur Bekämpfung der Produktpiraterie als auch beim Gesetzentwurf zum Thema Umwelthaftung ebenfalls eine solche Verbesserung der Klägerposition vorsieht. Ich bin sicher, wir werden im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens eine verfassungsrechtlich einwandfreie Lösung zur Verbesserung der Position des Klägers finden.
    Ein weiterer Ansatzpunkt der Kartellgesetznovelle ist die Erfassung der Nachfragemacht großer Handelsunternehmen im Rahmen der Fusionskontrolle. Das Phänomen der Nachfragemacht ist bisher als Aspekt der Marktbeherrschung im Kartellgesetz nicht berücksichtigt. Wir wollen durch entsprechende Regelungen im Rahmen des § 22 Abs. 1 Nr. 2 im Kartellgesetz dafür sorgen, daß in Zukunft für die Frage „Was ist eigentlich Marktbeherrschung im GWB?" auch die Nachfragemacht eines großen Handelsunternehmens, das die Bedingungen dem kleinen oder mittleren Hersteller häufig praktisch diktieren kann, mit in die Betrachtung einbezogen wird, damit, wenn es um die Frage geht: „Wer darf in Zukunft noch fusionieren? Können die größten Zehn im Lebensmittelhandel wirklich noch fusionieren?", dieser Aspekt eine entscheidende Rolle spielen wird.
    Meine Damen und Herren, es geht ja nicht nur um den Lebensmittelhandel. Auch im Möbelbereich, auch im Bereich der Drogerien, auch im Bereich der Spielwaren, also in dem, was man neudeutsch „Nonfood", „Nichtlebensmittel", nennt, gibt es inzwischen einen ebenfalls rasanten Konzentrationsprozeß, der nicht nur ein Ergebnis von fairem Leistungswettbewerb ist, sondern der zum Teil auch mit leistungswidrigen Praktiken zu tun hat — Verdrängungswettbewerb, Herr Kollege Dollinger, wie wir immer wieder feststellen müssen.
    Dritter Punkt: Wir wollen eine der wichtigsten Waffen kleiner und mittlerer Unternehmen, sich gegen große zu behaupten, nämlich die Einkaufskooperationen, im Gesetzentwurf absichern. Wir wollen damit dafür sorgen, daß sich kleine und mittlere Unternehmen mit marktwirtschaftlichen Mitteln gegenüber großen behaupten können. Dazu enthält der Gesetzentwurf eine entsprechende Formulierung. Ich sage offen: Dieser Vorschlag ist im Grunde richtig, aber er muß noch praktikabler gestaltet werden. Ich bin insbesondere der Meinung, daß das Verfahren so unbürokratisch gestaltet werden muß, daß es nicht zu einer Belastung der Einkaufskooperationen oder der kleinen und mittleren Betriebe führt, sondern zu einer Stärkung. Beispielsweise sollte auf jedes Anmeldeverfahren verzichtet werden.
    Es geht in diesem Teilbereich also um die Vorbereitung auf den europäischen Markt, in einem Segment,
    das weitgehend noch von nationalem Wettbewerb bestimmt ist. Und es geht darum — wie ich eingangs sagte — , daß wir in den sogenannten Ausnahmebereichen zusätzlichen frischen Wind des Wettbewerbs ermöglichen, daß wir Kartellprivilegien der Banken, der Versicherungswirtschaft, der Versorgungswirtschaft vermindern oder ganz beseitigen.
    Auch da würde ich gerne einmal hören, was denn die SPD dazu sagt; denn sie hat diesen Punkt immer auf ihre Fahnen geschrieben. Sie spricht von Begrenzung der Bankenmacht. Wir schlagen nun konkret vor, wie Kartellprivilegien von Banken und Versicherungen vermindert werden können. Es wäre interessant zu hören, ob Sie aus Ihren rhetorischen Übungen jetzt mit uns gemeinsam gesetzgeberische Taten werden lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich wäre froh, wenn Sie das heute deutlich machen könnten.
    Wir bitten das ganze Haus, diesen sorgfältig über nun fast zweieinhalb Jahre erarbeiteten Gesetzentwurf zu unterstützen und in den Beratungen der nächsten Monate dafür zu sorgen, daß wir in einzelnen Punkten noch Verbesserungen erreichen, aber auf jeden Fall sicherzustellen, daß der Gesetzentwurf am 1. Januar 1990 in Kraft treten kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Jens.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Uwe Jens


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist natürlich eine sehr — wir sagen in Hamburg — dröge Materie, mit der wir es heute zu tun haben. Es ist nicht ganz leicht, das ein bißchen nett darzustellen, so daß es auch Außenstehende verstehen.
    Ich will Ihnen gleich sagen: Herr Wissmann hat aus meiner Sicht

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das sehr gut gemacht!)

    so getan, als ob wir den kleinen und mittleren Unternehmen auf diese Art und Weise helfen würden. Ich sage, er hat falsche Hoffnungen geweckt;

    (Stiegler [SPD]: Illusionen!)

    denn unter dem Strich bringt der Gesetzentwurf im Wettbewerbskampf mit den Großen überhaupt nichts ein.

    (Frau Vennegerts [GRÜNE]: Vollkommen richtig! — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Wir werden deshalb auch diesen Gesetzentwurf der Bundesregierung ablehnen.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Sagen Sie mal, Kollege Dr. Jens, was Sie wollen! Ihre Alternative!)

    Das ist allerdings neu; denn bisher haben wir die Novellierungen des GWB immer gemeinsam verabschiedet. Deshalb ist es so bedauerlich, daß Sie meinen, im Schnellschußverfahren kurz vor der Wahl



    Dr. Jens
    noch einmal das GWB novellieren zu müssen, um sich ein Fleißkärtchen auszustellen.

    (Hauser [Krefeld] [CDU/CSU]: Zwei Jahre haben wir daran gearbeitet!)

    Die Bürger werden das nicht akzeptieren. Sie werden diese Geschaftlhuberei sehr wohl erkennen.

    (Stiegler [SPD]: Nur Placebos! — Zuruf von der CDU/CSU: Mit solchen Reden macht man sich unbeliebt!)

    Ich will zwei Vorbemerkungen machen. Ich will zunächst deutlich machen, daß es wirklich darauf ankommt — wie der Kollege Wissmann gesagt hat, und dafür sind wir ja auch —, kleinen und mittleren Unternehmen im Wettbewerbskampf Entlastung zu bringen. Das ist ganz furchtbar wichtig; denn wie die Erfahrung der letzten Jahre verstärkt gezeigt hat, sind es kleine und mittlere Unternehmen, die Arbeitsplätze geschaffen haben. Eine Untersuchung in den Vereinigten Staaten von Professor Adams zeigt, daß dort in den 500 größten Unternehmen seit 1975 nicht ein einziger Arbeitsplatz geschaffen wurde. Die 30 Millionen Arbeitsplätze wurden in kleinen und mittleren Unternehmen geschaffen. Diese Aussage aus den Vereinigten Staaten kann man im verkleinerten Ausmaß getrost auf die Bundesrepublik Deutschland übertragen.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Deshalb muß man wissen: Es hat keinen Zweck, die Großkonzerne zu fördern. Wir müssen verstärkt eine Politik zugunsten der kleinen und mittleren Unternehmen betreiben.

    (Dr. Pinger [CDU/CSU]: Dann stimmen Sie doch zu!)

    Meine zweite Bemerkung! Auf diesem Felde sind Sie in der Theorie so ein bißchen schwach. Sie klagen zur Zeit über die Preisentwicklung — und wir auch. Es ist zu viel, was an Preisentwicklung geschieht. Den Preisanstieg stellen wir vor allem in bestimmten oligopolistisch verengten Märkten fest, insbesondere im industriellen Bereich, in dem Großunternehmen dominieren. Dort wenigstens ist es so, daß die Preise bei jeder Gelegenheit heraufgesetzt werden und niemals sinken. Selbst bei stabilen Lohnstückkosten, wie wir sie in der letzten Zeit auf Grund einer vernünftigen Politik der Gewerkschaften zu verzeichnen hatten,

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    gab es keine Preissenkungen, sondern nur Preiserhöhungen.

    (Grünbeck [FDP]: Die Arbeitszeitverkürzungen sind da nennenswerte Beiträge!)

    Hierzu muß man der Bundesbank einmal sagen: Geldmengenverknappung oder eine scharfe Geldmengenpolitik hilft gegen diese Preisentwicklung überhaupt nicht. Sie führt nur dazu, daß vorhandene Kapazitäten nicht genutzt werden.
    Auch deshalb meine ich: Wir müssen wirklich mehr für kleine und mittlere Unternehmen auch im industriellen Bereich tun, um den Wettbewerb zu beleben und um diese Quelle der Preissteigerung auszumerzen.

    (Grünbeck [FDP]: Die Steuern senken!)

    Aber es ist völlig falsch — ich bin noch immer bei meiner Vorbemerkung — , daß diese Bundesregierung eine Politik betrieben hat, die nachweisbar dafür gesorgt hat, daß Hilfen für kleine und mittlere Unternehmen eingeschränkt wurden: Eigenkapitalhilfeprogramm, Lohnkostenzuschüsse für Forschung und Entwicklung, Beratungsförderung — alles haben Sie gekürzt. Gegeben haben Sie einigen wenigen Unternehmen, wie z. B. Siemens — denen wollen Sie demnächst etwas zur Produktion eines 64-Megabit-Chips geben — oder aber auch MBB, einem höchst zweifelhaften Unternehmen, zur Produktion von Hermes und Columbus. Dorthin fließt das Geld, und den Kleinen haben Sie es genommen — eine völlig verfehlte Politik! Das sollten Sie auch akzeptieren.

    (Grünbeck [FDP]: Ihre Hamburger Freunde sind anderer Ansicht!)

    Ich will etwas zur Kartellgesetznovelle der Bundesregierung sagen.

    (Dr. Pinger [CDU/CSU]: Um die geht es ja wohl auch!)

    Dies ist die 5. Novelle. Schauen wir uns doch einmal den § 5 c an! Dort geht es um die Absicherung von sogenannten Einkaufsvereinigungen. Am Anfang wollten die Einkaufsvereinigungen des Handels diese Novellierung. Dann ist eine Rechtsprechung im Falle Selex/Tania zustande gekommen, die sie voll befriedigt; jetzt wollen sie sie nicht mehr. Aber die Bundesregierung stellt sich mit Mannesmut hin: Wir werden dennoch den § Sc einführen! Sie redet öffentlich immer von Deregulierung und betreibt Regulierung. Das ist aus meiner Sicht ein ausgesprochener Unsinn. Streichen Sie also diesen § 5 c! Dann sind alle befriedigt, und Sie regulieren nicht, wo es überhaupt nicht notwendig ist.
    Besonders lustig — Herr Pinger spricht ja anschließend noch — ist aus meiner Sicht der § 26 Abs. 2. Ich habe grundsätzlich nichts gegen die Markenwarenindustrie; aber da geht es nur darum, der Markenwarenindustrie Hilfe zu gewähren. Sie hat viel geschrien. Sie sagen dazu: Das Diskriminierungsverbot wird eingeschränkt. Ich sage: Die Belief erungspflicht, die es zur Zeit nach § 26 Abs. 2 gibt, wird eingeengt. Und zwar will man in Zukunft nur noch kleine und mittlere Unternehmen beliefern lassen; Große sollen nicht beliefert werden. Man erzählt den Leuten im Handel, auf diese Art und Weise bekämen sie vielleicht von der Markenwarenindustrie etwas mehr. Das sind aber gerade die Marktstarken und zum Teil sogar Marktbeherrschenden — und die werden den Vorteil, den sie möglicherweise auf Grund Ihrer Gesetzesnovellierung erreichen, nicht freiwillig an die kleinen und mittleren Unternehmen weitergeben! Wer glaubt denn das? Das ist doch naiv! Das Ergebnis wird vielmehr sein: Die breiten Schichten, die Arbeitnehmer, werden bei Massa, bei Allkauf, bei Aldi, bei Asko usw. mehr für ihre Ware bezahlen, und die kleinen und mittleren Unternehmen, denen Sie etwas erzählen, haben überhaupt nichts von dieser Novellierung.
    Denken Sie bitte noch einmal darüber nach! Das sind nämlich die zwingenden Folgen dieses Novellierungsvorschlages zum § 26 Abs. 2.



    Dr. Jens
    Denken Sie doch auch noch einmal darüber nach, warum wir diesen Absatz eingeführt haben: Mit Hilfe dieses Paragraphen haben wir erreicht, daß in bestimmten Situationen die freien Tankstellen von den Mineralölkonzernen beliefert werden mußten.

    (Dr. Pinger [CDU/CSU]: Das wird auch in Zukunft so sein!)

    Wenn Sie den so ändern, wie Sie das vorhaben, wird diese Belieferungspflicht eingeschränkt, und möglicherweise, wenn die Situation wieder so ist, wird man viele freie Tankstellen kaputtmachen.

    (Dr. Pinger [CDU/CSU]: Daran ändert sich überhaupt nichts!)

    Dazu haben Sie dann die Hand gereicht.
    Denken Sie mal darüber nach: Mit diesem Paragraphen haben wir dafür gesorgt, daß auch öffentliche Unternehmen und daß auch öffentliche Verwaltungen unter Umständen gepackt werden können, wenn kleine Bauunternehmen diskriminiert wurden. Auch dieses wird jetzt mit Ihrer Hilfe eingeschränkt, und das kann doch nicht Sinn und Zweck dieser Novellierung sein.
    Selbst die Markenwarenindustrie sagt: Das reicht gar nicht aus, was Sie da vorhaben. Ich sage Ihnen: Tendenziell wird mit dieser Novellierung die Preisbindung der zweiten Hand gewissermaßen durch die Hintertür wieder eingeführt.

    (Dr. Pinger [CDU/CSU]: Das ist Unsinn!)

    Das ergibt überhaupt keinen Sinn, und wer so etwas macht, muß sich nicht wundern, daß aus dem Bundesrat die Forderung kommt, dann auch bitte sehr die Preisempfehlung gänzlich zu beseitigen.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Wieso hat uns Roth denn eigentlich unterstützt, wenn das alles so falsch ist?)

    — § 26 Abs. 4 hat Roth unterstützt — davon haben Sie auch gesprochen; Sie werden das alles noch ein bißchen nachlesen können, Herr Wissmann — , denn das stammt von uns, das steht in unserem Antrag, den wir viel früher eingebracht haben als Sie Ihren Gesetzentwurf. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie bei uns etwas abschreiben. Wenn Sie die Politik der Opposition übernehmen, habe ich nichts dagegen. Deshalb werden wir der Sache in § 26 Abs. 4 selbstverständlich auch zustimmen.
    Nur eines will ich Ihnen sagen: Für uns kommt es überhaupt nicht in Frage, daß mit Hilfe dieses Paragraphen unter Umständen ein generelles Verbot des Verkaufs unter Einstandspreisen eingeführt wird. Das kann es in einer marktwirtschaftlichen Ordnung nicht geben.

    (Hauser [Krefeld] [CDU/CSU]: Sie wollen doch den kleinen Betrieben helfen!)

    Das kommt für uns nicht in Frage, weil so etwas die Grundfesten einer marktwirtschaftlichen Ordnung zerstören müßte.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Ihre sozialistischen Kollegen in Österreich haben das gemacht! Dann soll er nach Österreich auf Urlaub fahren, da kann er das studieren!)

    Wenn wir nach unten hin die Preise im Interesse der kleinen Händler festmachen, dann müßten wir sie irgendwann auch nach oben limitieren, und das wollen die mit abloluter Sicherheit nicht.
    Zur Fusionskontrolle: Was Sie hier vorschlagen, zwei zusätzliche Kriterien zu den vorhandenen fünf, ist nichts als weiße Salbe, ist eine Beruhigungstablette und ändert überhaupt nichts an der Situation. Lesen Sie doch vielleicht mal den Kartellbericht des Bundeskartellamtes, der vor einigen Tagen bei Ihnen auf den Tischen gelandet ist! Da heißt es:
    Die vorgesehene Gesetzesänderung führt daher nicht zu einer entscheidenden Änderung der kartellrechtlichen Beurteilung von Handelszusammenschlüssen.
    Ich wiederhole also: Lassen Sie die Finger von dieser Kartellgesetznovelle! Richten Sie keinen zusätzlichen Schaden an! Nicht nur die Sozialdemokraten, auch alle Wissenschaftler, die etwas davon verstehen, und selbst das Bundeskartellamt sind dagegen, diese Novelle jetzt durchzubringen.

    (Wissmann [CDU/CSU]: „Alle Wissenschaftler" ! — Hinsken [CDU/CSU] : Sie wollen also gar nichts tun? Ihre Kollegen draußen reden ganz anders, Herr Dr. Jens! Die reden von dringendem Handlungsbedarf!)

    — Passen Sie doch mal auf, Herr Hinsken! Dann können Sie unter Umständen draußen detailliert argumentieren. Es wäre ganz schön, wenn Sie denen nichts Unsinniges erzählen.

    (Roth [SPD]: Das ist ja sein Fehler, daß er nicht zuhört! Deshalb lernt er auch nichts!)

    — Das ist wohl so.
    Den § 102 können wir also im Ausschuß sofort streichen, und § 26 Abs. 4 akzeptieren wir auch. Wir können überhaupt nicht einsehen, daß die Bundesregierung in den § 102 noch etwas verklausuliert hineinbringt. Zwingende Notwendigkeiten für Sparkassen und genossenschaftliche Kreditinstitute könnten wir durchaus vorne in den Ausnahmeparagraphen regeln, so daß die befriedigt werden, aber ansonsten sollte der § 102 weg. Das sagt sogar der Chef der Deutschen Bank, Herr Herrhausen. Sie trauen sich nicht ran.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Wir sind doch dran!)

    — Wissen Sie, woran das liegt? Er ist zwar nicht da, aber wir haben hier einen Oberlobbyisten der Versicherungswirtschaft in unseren Reihen sitzen, den Sie sicherlich alle kennen.

    (Bohl [CDU/CSU]: Wen meinen Sie denn? — Wissmann [CDU/CSU]: Mit dem zusammen beschränken wir die Privilegien der Versicherungswirtschaft!)

    Unser Antrag, den wir viel früher als Sie Ihren Gesetzentwurf vorgelegt hatten, von dem wir jetzt verlangen, daß er zunächst auf europäischer Ebene verhandelt wird, sieht vor, daß wir diesem Fusionsfieber im Handel ein Ende bereiten — das wollen wir ja



    Dr. Jens
    auch — , daß wir mit den Unternehmenszusammenschlüssen Schluß machen.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Wie denn?)

    Die wichtigste Voraussetzung dafür wäre, daß wir abkoppeln, daß wir nicht erst eine Fusion untersagen

    (Zuruf des Abg. Wissmann [CDU/CSU])

    — Vielleicht paßt du mal auf, Matthias — , wenn eine marktbeherrschende Stellung schon entstanden ist. Dann ist das Kind nämlich schon in den Brunnen gefallen. Die marktbeherrschende Stellung wollen wir ja nicht. Wir sollten vielmehr schon untersagen, wenn eine wesentliche Beeinträchtigung des Wettbewerbs stattfindet. Das wäre ein richtiger Ansatz, der auch von vielen Wissenschaftlern vertreten wird. Das haben wir immer vorgeschlagen, aber Sie können sich dazu nicht durchringen.
    Größtfusionen müßten nach unserer Ansicht in der Bundesrepublik ab etwa 20 Milliarden DM oder auf europäischer Ebene ab 50 Milliarden DM generell verboten werden, weil damit wirtschaftliche Macht einhergeht. Um die Grundfesten unserer Ordnung zu erhalten, muß es ein generelles Verbot von Größtfusionen geben!
    Schließlich brauchen wir nach unseren Vorstellungen dringend eine Entflechtungsregelung, um vor allem Konglomerate und Finanzbeteiligungen wieder auseinanderzudividieren und um mehr Wettbewerb einzuführen. Das wäre ein sinnvoller Ansatz. Wir haben ihn vorgelegt, und Sie könnten ihn unterstützen; das würde ich sehr begrüßen.
    Aber zur Zeit drängen wir die Bundesregierung, auf europäischer Ebene zu verhandeln — das macht unser zweiter Antrag auf Drucksache 11/4378 deutlich — und eine Fusionskontrolle zu verwirklichen, die weitgehend unseren Vorstellungen entspricht. Wir werden sehen, was sie zustande bringt. Ich befürchte, sie bringt nicht allzuviel zustande.
    Erst dann — das ergibt doch die Logik — , wenn wir auf europäischer Ebene dieses Problem geregelt haben, müssen wir uns unser Gesetz wieder ansehen. Dann müssen wir entsprechende Rückschlüsse für unser Gesetzgebungsvorhaben in der Bundesrepublik Deutschland ziehen. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, die Fusionskontrolle für Großunternehmen auf europäischer Ebene zu erleichtern — das kommt möglicherweise dabei heraus — und sie jetzt für kleine und mittlere Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland zu verschärfen. Was ist das für eine ökonomische Logik! Ich bitte Sie sehr, sich dies alles noch einmal zu überlegen.
    Wir haben unseren Antrag zur Begrenzung der Bankenmacht hier im Bundestag eingebracht, Herr Wissmann. Wir werden nach der Sommerpause hier in erster Lesung darüber befinden. Ich hoffe sehr, Sie sehen sich das noch einmal genau an, obwohl ich aus Ihren Reihen gehört habe: Die CDU/CSU lehnt eine Begrenzung der Bankenmacht ab. Die FDP hat wenigstens in Ansätzen schon Zustimmung signalisiert, was ich sehr begrüße.

    (Grünbeck [FDP]: Wir sind die Vorreiter!)

    Wir werden im Wirtschaftsausschuß wahrscheinlich eine Anhörung zu diesem Thema machen.

    (Grünbeck [FDP]: Ich darf doch bitten!)

    — Herr Grünbeck, es ist wirklich an der Zeit, dieses Thema aufzugreifen.

    (Grünbeck [FDP]: Wir sind doch die Vorreiter!)

    Wir haben in der Gesamtfraktion einstimmig ganz konkrete Vorschläge auf den Tisch gelegt. Es wäre schön, wenn ihr das wirklich unterstützen könntet.
    Von der CDU kann man das nach meinen bisherigen Kenntnissen nicht erwarten, was ich sehr bedauere.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Das ist überhaupt nicht wahr! Es müssen nur gute Vorschläge sein!)

    Sie zeigt damit wieder einmal, wo sie in ihrer geistigen Haltung im Grunde steht. Die Banken sind wirklich die Mächtigsten in der Wirtschaft; hier muß Macht eingeschränkt werden.

    (Beifall des Abg. Stiegler [SPD] — Wissmann [CDU/CSU]: Das tun wir bei diesem Gesetz!)

    Ein vorletztes Wort zur Fusion Daimler-Benz/MBB. Am 2. August wird die Monopolkommission ihr Gutachten vorlegen. Sie wissen ganz genau, wie es ausfällt. Auch die Monopolkommission wird mit höchster Wahrscheinlichkeit sagen: Diese Fusion DaimlerBenz/MBB ergibt aus gesamtwirtschaftlicher Sicht überhaupt keinen Sinn.
    Zunächst hat Herr Grünbeck, auch in der Öffentlichkeit, Kritik an dieser Fusion geübt, Graf Lambsdorff ebenfalls. Nach den Aussagen des Wirtschaftsministers Haussmann im Wirtschaftsausschuß aber sieht es so aus, als wenn die Fusion, vielleicht mit kleinen Auflagen, genehmigt würde.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Das hat er nicht gesagt! — Grünbeck [FDP]: Reine Spekulation!)

    — Wir sprechen uns wieder. Im September soll die Erlaubnis auf dem Tisch liegen. Das hat er wörtlich gesagt.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir stellen unseren Antrag zum Verbot dieser Fusion hier noch zur Abstimmung. Es wäre wirklich gut, wenn die Kollegen der CDA, die sich auch öffentlich dagegen ausgesprochen haben, und die Kollegen des Mittelstandskreises der CDU, die sich auch öffentlich dagegen ausgesprochen haben, hier mal Flagge zeigten und gemeinschaftlich dokumentierten, daß diese Fusion nicht im Interesse der Allgemeinheit liegt.

    (Beifall bei der SPD)