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    Plenarprotokoll 11/131 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 131. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. März 1989 Inhalt: Wahl des Abg. Eich zum ordentlichen Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Dr. Mechtersheimer 9585 A Erweiterung der Tagesordnung 9585 B Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 14. April 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Australien über die Auslieferung (Drucksache 11/3864) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 26. Januar 1988 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik über den Binnenschiffsverkehr (Drucksache 11/3957) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwufs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 15. Januar 1988 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Ungarischen Volksrepublik über die Binnenschiffahrt (Drucksache 11/3958) d) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat für eine Verordnung zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 3820/85 über die Harmonisierung bestimmter Sozialvorschriften im Straßenverkehr und der Verordnung (EWG) Nr. 3821/85 über das Kontrollgerät im Straßenverkehr Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat für eine Richtlinie über einheitliche Kontrollverfahren zur Anwendung der Verordnung (EWG) Nr. 3820/85 über die Harmonisierung bestimmter Sozialvorschriften im Straßenverkehr und der Verordnung (EWG) Nr. 3821/85 über das Kontrollgerät im Straßenverkehr (Drucksache 11/3754) e) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat für eine Verordnung über die Strukturbereinigung in der Binnenschiffahrt (Drucksache 11/3755) 9585 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Abgeordneten Günther, Straßmeir, Fischer (Hamburg) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Heinrich, Richter, Funke, Dr. Thomae und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften der See-Unfallversicherung in der Reichsversicherungsordnung (Drucksache 11/4082) 9586 B Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Ersten Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi- II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. März 1989 cherheit zum Ersten Zwischenbericht der Enquete-Kommission: Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre (Drucksachen 11/3246, 11/4133) Schmidbauer CDU/CSU 9586 C Schäfer (Offenburg) SPD 9589 D Frau Dr. Segall FDP 9592 C Dr. Knabe GRÜNE 9594 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 9597 C Müller (Düsseldorf) SPD 9600 B Seesing CDU/CSU 9602 B Frau Ganseforth SPD 9603 B Fellner CDU/CSU 9605 A Tagesordnungspunkt 5: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Umweltgutachten 1987 (Drucksache 11/1568) Dr. Friedrich CDU/CSU 9607 B Lennartz SPD 9609 B Baum FDP 9611D Frau Wollny GRÜNE 9614 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 9616 C Frau Blunck SPD 9620 A Fellner CDU/CSU 9622 A Kiehm SPD 9624 B Dr. von Wartenberg, Parl. Staatssekretär BMWi 9626 A Tagesordnungspunkt 6: Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Wegfall der Befristung einer Ausbildungsregelung bei den Berufen des Masseurs, des Masseurs und medizinischen Bademeisters und des Krankengymnasten (Drucksachen 11/3409, 11/4035) 9627 A Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrechnungshofes: Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 1987 — Einzelplan 20 — (Drucksachen 11/2593, 11/4014) 9627 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: — Sammelübersicht 100 zu Petitionen — mit Statistik über die beim Deutschen Bundestag in der Zeit vom 18. Februar 1987 bis 31. Dezember 1988 eingegangenen Petitionen — (Drucksache 11/4058) 9627 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde betr. Ausländer/innenFeindlichkeit im hessischen Wahlkampf und die Auswirkungen auf den Bund Kleinert (Marburg) GRÜNE 9627 C Dr. Langner CDU/CSU 9629 B Reuter SPD 9630 C Gries FDP 9631 D Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 9633 A Dr. Blens CDU/CSU 9634 C Frau Trenz GRÜNE 9635 C Dr. Hirsch FDP 9636 A Frau Wieczorek-Zeul SPD 9637 B Weirich CDU/CSU 9638 C Lutz SPD 9639 C Dr. Kappes CDU/CSU 9640 B Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 9641 C Vizepräsident Cronenberg . . . 9642B, 9647 C Tagesordnungspunkt 8: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vierter Immissionsschutzbericht der Bundesregierung zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Knabe, Brauer und der Fraktion DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vierter Immissionsschutzbericht der Bundesregierung (Drucksachen 11/2714, 11/3179, 11/4126) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zum Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion DIE GRÜNEN Maßnahmen gegen Luftverschmutzung zum Entschließungsantrag der Abgeordneten Brauer und der Fraktion DIE GRÜNEN zur Großen Anfrage der Fraktion DIE GRÜNEN Maßnahmen gegen Luftverschmutzung (Drucksachen 11/559, 11/560, 11/3905) Schmidbauer CDU/CSU 9643 A Frau Dr. Hartenstein SPD 9645 B Baum FDP 9647 D Brauer GRÜNE 9649 C Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . . 9651 C Weiermann SPD 9653 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . . 9655 D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. März 1989 III Tagesordnungspunkt 9: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Errichtung eines Bundesamtes für Strahlenschutz (Drucksache 11/4086) b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den IAEO-Übereinkommen vom 26. September 1986 über die frühzeitige Benachrichtigung bei nuklearen Unfällen sowie über Hilfeleistung bei nuklearen Unfällen oder radiologischen Notfällen (Gesetz zu dem IAEO-Benachrichtigungsübereinkommen und zu dem IAEO-Hilfeleistungsübereinkommen) (Drucksachen 11/2391, 11/3937) Harries CDU/CSU 9658 D Schütz SPD 9659 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 9661 D Frau Wollny GRÜNE 9662 C Wüppesahl fraktionslos 9663 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 9664 B Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft (Drucksache 11/4087) Bayha CDU/CSU 9666 D Oostergetelo SPD 9668 C, 9674 C Paintner FDP 9670 D Frau Flinner GRÜNE 9671D Kiechle, Bundesminister BML 9673 A Kalb CDU/CSU 9676A Tagesordnungspunkt 11: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Tierschutzbericht 1989 und Bericht über den Stand der Entwicklung des Tierschutzes (Drucksache 11/ 3846) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Adler, Frau Dr. Hartenstein, Kißlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Aktionsprogramm zur Bekämpfung des Mißbrauchs von Hormonen in der Tiermast (Drucksache 11/3102) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Adler, Frau Dr. Hartenstein, Ibrügger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Artgerechte und umweltverträgliche Nutztierhaltung (Drucksache 11/3891) Kiechle, Bundesminister BML 9678 A Frau Adler SPD 9679D, 9695 A Michels CDU/CSU 9682 C Frau Garbe GRÜNE 9685 A Bredehorn FDP 9686 B Sielaff SPD 9688 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 9690 D Frau Saibold GRÜNE 9692 C Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . 9693 C Tagesordnungspunkt 12: a) Beratung der Großen Anfrage betr. Menschenrechtsverletzungen an Frauen (Drucksachen 11/1801 [neu], 11/3250 [neu], 11/3623) b) Beratung der Großen Anfrage betr. Menschenhandel mit ausländischen Mädchen und Frauen, sogenannte Heiratsvermittlung und Prostitutionstourismus (Drucksachen 11/2210, 11/3580) Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 9696 C Frau Luuk SPD 9698 D Frau Männle CDU/CSU 9701 A Frau Nickels GRÜNE 9702 A Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 9703 C Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 9705 A Frau Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU . . 9706 C Frau Schmidt (Hamburg) GRÜNE . . . 9708 D Frau Pack CDU/CSU 9709 D Peter (Kassel) SPD 9711 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . . 9712D Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 9713 C Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 26. November 1987 zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (Drucksache 11/4028) Engelhard, Bundesminister BMJ 9715 A Dr. de With SPD 9715D Seesing CDU/CSU 9717 A Frau Hensel GRÜNE 9717 D Irmer FDP 9718 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Konditionierung der Entwicklungshilfe für El Salvador (Drucksache 11/2405) in Verbindung mit IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. März 1989 Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Schutz von Bundesbürgern/ Bundesbürgerinnen in El Salvador (Drucksache 11/2844) Volmer GRÜNE 9720B Höffkes CDU/CSU 9721 B Frau Luuk SPD 9722 B Frau Folz-Steinacker FDP 9723 A Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . . 9724 B Nächste Sitzung 9725 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 9726* A Anlage 2 Vorlage eines Embryonen-Schutz-Gesetzes durch die Bundesregierung MdlAnfr 2 03.03.89 Drs 11/4119 Jäger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Kinkel BMJ . . . . 9726* B Anlage 3 Arbeitsplatzverluste und Geschäftsaufgaben durch die Ansiedlung von Großunternehmen des Lebensmittelhandels, insbesondere von Co-op-Märkten; Arbeits- und Ausbildungsplätze im Lebensmittelhandel bezogen auf den Umsatz seit 1984 MdlAnfr 11, 12 03.03.89 Drs 11/4119 Hinsken CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Riedl BMWi . . . . 9726* C Anlage 4 Auswirkungen der Unsicherheit über die künftige Energiepolitik der Bundesregierung auf den Kohlebergbau; Vorgaben des Bundesministers für Wirtschaft für ein von Prognos und der Fraunhofer-Gesellschaft zu erstellendes Gutachten über die Kohle- und Energiepolitik bis zum Jahr 2010 MdlAnfr 17, 18 03.03.89 Drs 11/4119 Vosen SPD SchrAntw PStSekr Dr. Riedl BMWi . . . . 9727* B Anlage 5 Weigerung der Firma MBB, Zivildienstleistende zu beschäftigen MdlAnfr 23, 24 03.03.89 Drs 11/4119 Frau Terborg SPD SchrAntw PStSekr Höpfinger BMA . . . 9727* C Anlage 6 Weigerung der Firma MBB, Zivildienstleistende zu beschäftigen; Einstellung der Subventionen für die Firma MBB wegen Nichtachtung des Diskriminierungsverbots nach Art. 3 Abs. 3 GG bei der Anstellung von Zivildienstleistenden MdlAnfr 25, 26 03.03.89 Drs 11/4119 Conradi SPD SchrAntw PStSekr Höpfinger BMA . . . 9727* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. März 1989 9585 131. Sitzung Bonn, den 9. März 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 10. 03. 89 * Austermann CDU/CSU 10.03.89 Bohl CDU/CSU 10.03.89 Böhm (Melsungen) CDU/CSU 10. 03. 89 ** Brandt SPD 10.03.89 Dr. von Bülow SPD 10. 03. 89 Catenhusen SPD 10.03.89 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 9. 03. 89 Egert SPD 10.03.89 Ehrbar CDU/CSU 10.03.89 Gattermann FDP 10.03.89 Dr. Gautier SPD 10. 03. 89 Genscher FDP 10.03.89 Dr. Götz CDU/CSU 10. 03. 89 Dr. Hauchler SPD 10. 03. 89 Dr. Hauff SPD 10. 03. 89 Frhr. Heereman von CDU/CSU 09. 03. 89 Zuydtwyck Huonker SPD 09.03.89 Ibrügger SPD 10.03.89 Jung (Limburg) CDU/CSU 9. 03. 89 Dr. Klejdzinski SPD 10. 03. 89 * Koltzsch SPD 10.03.89 Koschnick SPD 10.03.89 Frau Matthäus-Maier SPD 9. 03. 89 Meneses Vogl GRÜNE 10. 03. 89 Meyer SPD 10.03.89 Mischnick FDP 10.03.89 Möllemann FDP 09.03.89 Dr. Müller CDU/CSU 10. 03. 89 ** Müller (Schweinfurt) SPD 10. 03. 89 Niegel CDU/CSU 10. 03. 89 * Dr. Scheer SPD 10. 03. 89 * Schmidt (München) SPD 10. 03. 89 ** Frhr. von Schorlemer CDU/CSU 10. 03. 89 Frau Dr. Skarpelis-Sperk SPD 10. 03. 89 Frau Dr. Timm SPD 10. 03. 89 Dr. Vogel SPD 10. 03. 89 Dr. Vondran CDU/CSU 10. 03. 89 Dr. Waigel CDU/CSU 9. 03. 89 Wilz CDU/CSU 10.03.89 Wischnewski SPD 10.03.89 Würtz SPD 09.03.89 Zierer CDU/CSU 10. 03. 89 ** * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Antwort des Staatssekretärs Dr. Kinkel auf die Frage des Abgeordneten Jäger (CDU/CSU) (Drucksache 11/4119 Frage 2): Wann ist mit der Vorlage des Gesetzentwurfs für das geplante Embryonen-Schutz-Gesetz durch die Bundesregierung zu rechnen, und wird dies so rechtzeitig geschehen, daß der Entwurf im Deutschen Bundestag beraten und verabschiedet werden kann, ehe die Legislaturperiode zu Ende ist? Die Vorarbeiten für den Entwurf des Embryonenschutzgesetzes sind weitgehend abgeschlossen. Einer abschließenden Entscheidung bedarf lediglich noch der Fragenkreis der heterologen Insemination. Sobald die in diesem Zusammenhang noch offenen Fragen entschieden sind, wird der Entwurf vorgelegt werden. Ich bin sicher, daß das Gesetzgebungsverfahren noch in dieser Legislaturperiode abgeschlossen werden kann. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Riedl auf die Fragen des Abgeordneten Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 11/4119 Fragen 11 und 12): Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, wie viele kleine und mittlere Geschäfte mit wie vielen Beschäftigten durch die Ansiedlung von Großunternehmen des Lebensmittelhandels, besonders von co-op-Märkten, ihr Geschäft aufgeben mußten? Gibt es Zahlen darüber, wie viele Mitarbeiter auf jeweils 1 Million DM Umsatz, bezogen in Lebensmittel-Unternehmen mit 1 Million, 10 Millionen, 100 Millionen, 500 Millionen, 1 Milliarde, 8,8 Milliarden und 12,45 Milliarden DM in den letzten fünf Jahren beschäftigt sind, und wie viele Ausbildungsplätze bei gleichen Umsatzergebnissen vorgehalten werden bzw. wurden? Zu Frage 11: Der Bundesregierung liegen keine entsprechenden Angaben vor, wie viele kleine und mittlere Geschäfte und wie viel Beschäftigte im Lebensmittelhandel durch die Ansiedlung von Großunternehmen aufgeben mußten. Zwar hat sich im Lebensmitteleinzelhandel ein starker Abschmelzungsprozeß sowohl in der Zahl der Unternehmen wie der Geschäfte seit Anfang der 60er Jahre ergeben. Eine exakte oder eine einigermaßen verläßliche Zurechnung auf einzelne Ursachen läßt sich allerdings nicht vornehmen. Zu dem Rückgang der Unternehmen bzw. der Geschäfte hat eine Vielzahl von Faktoren beigetragen. Neben Gründen, die im normalen Strukturwandlungsprozeß liegen, wie die Änderungen im Verbraucherverhalten, der verstärkte Trend zur Selbstbedienung und zu größeren Verkaufseinheiten usw., persönlichen Gründen wie Alter, Krankheit, Nachfolgeproblemen hat sicher auch der intensive Wettbewerb in dieser Branche zum Ausscheiden geführt, ohne daß sich diese Gründe im einzelnen isolieren und quantifizieren lassen. Zu Frage 12: Der Bundesregierung liegt kein entsprechendes Zahlenmaterial vor, wie viele Mitarbeiter jeweils auf eine bestimmte Umsatzgröße (z. B. bei 1 Million DM, 8,8 Milliarden DM, 12,45 Milliarden DM usw.) entfal- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. März 1989 9727 len. Eine amtliche Ausweisung allein nach konkreten Umsatzergebnissen wird nicht praktiziert. Die amtliche Statistik unterscheidet die erfaßten Unternehmen nach Umsatzgrößenklassen (z. B. Umsatzgrößenklasse bis unter 1 Million DM, 1 Million bis 5 Millionen DM, 5 Millionen bis 10 Millionen DM usw.). Eine solche Tabelle könnte dem Fragesteller zur Verfügung gestellt werden. Zur Situation der Ausbildungsplätze läßt sich allgemein sagen, daß die Zahl der den Arbeitsämtern insgesamt gemeldeten Ausbildungsplätze für eine Reihe von Ausbildungsberufen die u. a. auch von Lebensmittel-Unternehmen angeboten werden, in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen hat (z. B. Einzelhandelskaufleute; Verkäuferin; Verkäufer/in im Nahrungsmittelhandwerk) . Gleichzeitig handelt es sich dabei um Ausbildungsberufe, in denen eine überproportional hohe und wachsende Zahl von Ausbildungsplätzen in den letzten Jahren nicht besetzt werden konnte. So waren zum 30. September 1988 für die beispielhaft genannten Ausbildungsberufe in Arbeitsämtern insgesamt rd. 69 000 Ausbildungsplätze gemeldet, von denen knapp 10 000 (ca. 14 %) bis dahin noch nicht besetzt waren (durchschnittlicher Anteil der unbesetzten Ausbildungsplätze am gemeldeten Angebot ca 11 %). Detailliertere statistische Daten über angebotene bzw. vorgehaltene Ausbildungsplätze nach einzelnen Unternehmensbereichen sowie Umsatzgrößenklassen liegen der Bundesregierung nicht vor. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Riedl auf die Fragen des Abgeordneten Vosen (SPD) (Drucksache 11/4119 Fragen 17 und 18) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß die derzeitige Unsicherheit über den Standpunkt der künftigen Energiepolitik den Kohlebergbau, der auf Grund geologischer Verhältnisse langfristige Planungs- und Rahmenbedingungen in den Gruben benötigt, durch ihr Nichthandeln, trotz freundlicher Aussagen, in arge Bedrängnis bringt, und wann ist damit zu rechnen, daß der Schwebezustand aufhört? Welche Eckwerte bzw. Vorgaben bezüglich der künftigen Kohle- und Energiepolitik bis zum Jahr 2010 hat der Bundesminister für Wirtschaft als Grundaussage für die Erarbeitung des Gutachtens an Prognos und Fraunhofer-Gesellschaft, das im September 1989 vorliegen soll und das im bekannten Sprechzettel des Bundesministers für Wirtschaft sowie der Presse die Runde machte, vorgegeben? Zu Frage 17: Die Bundesregierung hat ihre Position zur Energiepolitik zuletzt im Jahreswirtschaftsbericht eingehend dargelegt. Sie verhandelt derzeit intensiv mit den Beteiligten des Jahrhundertvertrages über die Stabilisierung des Verstromungsfonds für die kommenden Jahre. Zu Frage 18: Das Gutachten „Die energiewirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland bis zum Jahr 2010" wird von der Prognos AG (Unterauftragnehmer Fraunhofer-Gesellschaft) in voller wissenschaftlicher Unabhängigkeit durchgeführt. Das Auftragsschreiben vom 16. August 1988 enthält entsprechend weder Eckwerte noch Vorgaben bezüglich der langfristigen Kohle- und Energiepolitik. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Höpfinger auf die Fragen der Abgeordneten Frau Terborg (SPD) (Drucksache 11/4119 Fragen 23 und 24): Hält die Bundesregierung die vom SPIEGEL vom 27. Februar 1989 gemeldete Diskriminierung von Bewerbern, die einen Antrag auf Anerkennung als Zivildienstleistende gestellt haben, durch den Raumfahrtkonzern MBB für gerechtfertigt, oder sieht sie nicht auch die Möglichkeit, diese Bewerber in ausschließlich zivilen Bereichen des Konzerns zu beschäftigen? Auf welche arbeitsrechtlichen Vorschriften stützt sich der obengenannte Konzern bei seiner Diskriminierungsentscheidung, und wird die Bundesregierung, sofern diese fehlen, auf das Unternehmen einwirken? Die Bundesregierung wird die Firma Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) schriftlich um Auskunft zu der Frage bitten, ob es zutrifft, daß anerkannte Wehrdienstverweigerer bzw. Zivildienstleistende auch im zivilen Bereich dieser Firma nicht eingestellt werden, und wenn diese Frage bejaht wird, aus welchen Gründen dies geschieht. Versuche, auf telefonischem Wege von der Firma MBB darüber Auskünfte zu erhalten, waren leider erfolglos. Die mit diesem Komplex vertrauten Personen waren telefonisch nicht erreichbar. Unter der Voraussetzung, daß die Schilderung der Verfahrensweise bei der Firma MBB in der Zeitschrift „Der Spiegel" zutrifft, halte ich aus arbeits- und sozialpolitischer Sicht die Nichteinstellung von anerkannten Wehrdienstverweigerern bzw. Zivildienstleistenden für den Bereich der Produktion von Rüstungsgütern im allgemeinen wohl für vertretbar. Dies kommt ja auch in Ihrer Fragestellung zum Ausdruck. Rechtlich läßt sich der Sachverhalt noch nicht beurteilen, solange die Stellungnahme der Firma MBB noch nicht vorliegt. Sobald mir die Antwort der Firma MBB vorliegt, werde ich Ihnen eine schriftliche Stellungnahme zukommen lassen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Höpfinger auf die Fragen des Abgeordneten Conradi (SPD) (Drucksache 11/4119 Fragen 25 und 26) : Was unternimmt die Bundesregierung gegen die Praxis der Firma Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB), in ihrem zivilen Bereich keine anerkannten Wehrdienstverweigerer bzw. Zivildienstleistende einzustellen? Ist die Bundesregierung bereit, ihre Subventionen für die Firma MBB einzustellen bis gewährleistet ist, daß MBB das Grundrecht des Artikels 3 Abs. 3 GG einhält, „niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, 9728' Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 131. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. März 1989 seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden"? Die Bundesregierung wird die Firma Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) schriftlich um Auskunft zu der Frage bitten, ob es zutrifft, daß anerkannte Wehrdienstverweigerer bzw. Zivildienstleistende auch im zivilen Bereich dieser Firma nicht eingestellt werden, und wenn diese Frage bejaht wird, aus welchen Gründen dies geschieht. Von der Antwort der Firma Messerschmitt-BölkowBlohm (MBB) wird abhängig sein, ob ggf. Konsequenzen im Hinblick auf Subventionen für die Firma MBB zu ziehen sind.
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    Rede von Klaus Lennartz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Was ist symptomatisch für die Umweltpolitik der 80er Jahre? Was ist typisch? Was bezeichnet kurz und treffend das Wirken der Bundesregierung im Umweltschutzbereich? Dies, meine Damen und Herren!

    (Der Redner hält eine ganzseitige Zeitungsanzeige hoch)

    Das ist ein gutes Beispiel für das, was sich seit Jahren unter dem Namen Umweltpolitik abspielt. Der Bundesumweltminister wird in Serien von ganzseitigen Anzeigen der Spraydosenindustrie gelobt. Blendax, Henkel, Schwarzkopf, Wella — sonst harte Konkurrenten beim Absatz von Duftendem und Schäumendem — zahlen unisono die großen Anzeigenlettern, mit denen geschrieben steht: Erfolg für Bundesumweltminister Klaus Töpfer — Spraydosen ohne FCKW.

    (Frau Blunck [SPD]: Aha!)

    Das ist peinlich, sagen die einen. Lob von der falschen Seite unter Vernachlässigung der wichtigen Tatsache, daß die Treibmittel nur mit 25 % am nationalen FCKW-Ausstoß beteiligt waren vor deren Ersatz.
    Das ist typisch — sage ich — , weil es einiges offenbart.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Es zeigt nämlich erstens, daß die Spraydosenhersteller allén Grund zur Freude über die sanfte,

    (Frau Blunck [SPD]: Leider wahr!)

    freiwillige Vereinbarung mit dem Umweltminister haben, also offensichtlich unterfordert worden sind.

    (Zuruf von der SPD: Richtig!)

    Zweitens wird bedauerlicherweise vorgeführt, daß man bei Schwarzkopf aus der unseligen Verquickung von geschäftlichen und politischen Interessen immer noch nichts gelernt hat.

    (Richtig! bei der SPD)

    Drittens wird exemplarisch vorgeführt, wie die verhängnisvolle sektorale Betrachtungsweise von Einzelproblemen in der Umweltpolitik mehr und mehr Kreise zieht. Dabei zeigt das Umweltgutachten 1987 des Sachverständigenrates für Umweltfragen, wie dringend eine vorsorgende und gesundheitsverträgliche Umweltpolitik aus einem Guß ist.
    Ihr Weg des Teilens und Trennens und Separierens ist falsch. Die Natur schert sich wenig darum, ob ein Problem in vier Einzelprobleme zerlegt wird, von denen zwei Probleme dann zwar keine echten Probleme sind, deren angebliche Lösung sich aber prächtig feiern läßt.

    (Beifall bei der SPD)

    „Die Umweltpolitik der 1980er Jahre und der beginnenden 1990er Jahre erfordert ein allgemeines, sektorübergreifendes und in sich abgestimmtes Konzept";

    (Zustimmung bei der SPD)

    so, meine Damen und Herren, formuliert es der Sachverständigenrat im Vorwort.
    Es tut mir leid, feststellen zu müssen: Dieses Konzept ist bei dieser Bundesregierung auch nach über sechs Jahren nirgends zu finden, nicht einmal in Ansätzen. Oder ist es etwa ein Konzept, Herr Minister Töpfer, wenn man auf der Zweiten Internationalen Nordseeschutzkonferenz im November 1987 auf Beschlüsse zur Reinigung der Nordsee pocht, nach Hause kommt und erzählt, man habe längst nicht alles durchsetzen können, was man habe durchsetzen wollen, ein Jahr später beim Robbensterben noch draufsattelt und dann, Herr Minister Töpfer, für den Haushalt des Jahres 1989 vom Finanzminister die Gelder für den Gewässerschutz dermaßen zusammengestrichen bekommt, daß nicht einmal die Einhaltung der Minimalforderung der Nordseeschutzkonferenz 1987 durch die Bundesrepublik gewährleistet ist?

    (Zustimmung bei der SPD)

    Oder ist es ein Konzept, Herr Minister Töpfer, wenn der Stickoxidausstoß aus Kraftfahrzeugen bis zur Jahrtausendwende steigen wird, während die Bundesregierung die zwangsweise Einführung von Katalysatoren und ein Tempolimit scheut wie der Teufel das Weihwasser?

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Ist es ein Konzept, Herr Töpfer, wenn Sie Energie sparen wollen — ich unterstelle Ihnen wirklich einmal die gute Absicht — , um weniger Abgase zu produzieren, während die steuerlichen Sonderabschreibungen für Maßnahmen zur Energieeinsparung an Gebäuden gestrichen werden?



    Lennartz
    Macht es dann Sinn, die Förderung des Fernwärmeausbaus — ein riesiges Potential für das Energiesparen — gegen Null zu streichen, die Sonderabschreibungen für Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen, die eine unverzichtbare Hilfe zur Markteinführung von Techniken für erneuerbare Energien sind, zu streichen? Ist es wirklich ein Konzept, Herr Töpfer, wenn man die Förderung dessen, was man fordert, streicht?
    Man sollte die Intelligenz deutscher Wissenschaftler, Ingenieure und Arbeitnehmer, auch vieler mittlerer und kleinerer Betriebe anreizen, statt alles in die Kassen der Großen zu scheffeln. Dies wäre eine vernünftige Politik, Herr Kollege Töpfer.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Konzeptionslosigkeit zeichnet die Umweltpolitik dieser Bundesregierung aus. Es fehlen sowohl Konzepte zur Lösung von Einzelproblemen als auch zur Lösung der komplex vernetzten Umweltproblematik.
    Wo auch immer der Bundesumweltminister als Hauptemittent von vollmundigen Ankündigungen agiert, bescheinigt ihm der Sachverständigenrat Versagen. Die Defizite, Herr Kollege Töpfer, werden überdeutlich. Das Umweltgutachten erklärt die Politik der Bundesregierung zum Schutz vor Kraftfahrzeugemissionen für gescheitert. Die Förderung des Dieselautos war ein Fehlgriff. Die Abgasreinigung bei Lastwagen wurde bisher verschlampt und ist längst überfällig. Meine Damen und Herren, Handlungsbedarf ist angesagt.

    (Zustimmung der Abg. Frau Blunck [SPD])

    Die Novellierung des Baugesetzbuches, als Jahrhundertreform gefeiert, habe den Lärmschutz verschlechtert, beklagen die Sachverständigen. Handlungsbedarf ist angesagt.
    Auf die Wiederaufarbeitung von Atommüll, Herr Kollege Dr. Friedrich, soll verzichtet werden; nachzulesen auf Seite 523, 537. Sie müssen das Gutachten in seiner Gesamtheit lesen und verstehen, Herr Kollege.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Der ständige Rückgang wildlebender Pflanzen und Tierarten sei — so der Rat — auch ein Produkt der Landwirtschaft, die heute viel umweltverträglicher produzieren könnte, wenn die Bundesregierung es nur wollte. Handlungsbedarf ist angesagt.
    Das, was wir essen und trinken, bekommt uns unter dem Strich immer weniger, stellt der Rat fest. Auch hier ist die Bundesregierung handlungsunfähig, weil ihr mehr daran gelegen ist, Unbedenklichkeitsgrenzen für einzelne Lebensmittel festzulegen, als darüber nachzudenken, was insgesamt für den menschlichen Organismus gefährlich ist.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Die Grenzen der Belastungen von Lebensmitteln mit Dioxinen, Blei, Cadmium, mit Nitraten und Pestiziden ist laut Sachverständigenrat erreicht und überschritten. Was tut denn die Bundesregierung, Herr
    Kollege Töpfer? Nichts. Handlungsbedarf ist angesagt.
    Operettengrenzwerte für private Hausfeuerungsanlagen, eine schwabbelige Technische Anleitung Luft, Herr Kollege Töpfer, eine Großfeuerungsanlagen-Verordnung, die erst nach einer drastischen Nachbesserung durch die Länder, vor allem durch die SPD-Bundesländer, umweltwirksam wurde.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der FDP)

    Sehen Sie sich bitte mal das Land Nordrhein-Westfalen im Hinblick auf die Großfeuerungsanlagen-Verordnung an! Herr Kollege Baum, die ruinösen Bestimmungen des Wasserhaushaltsgesetzes und des Pflanzenschutzgesetzes, die aus lauter Ausnahmen bestehen und unser Trinkwasser niemals wirksam schützen können,

    (Beckmann [FDP]: Was ist mit der Braunkohle?)

    die üble Ausbeutung unserer Böden durch eine frühkapitalistische landwirtschaftliche Massenproduktion, zu der Sie, Herr Kollege, die Landwirte förmlich zwingen,

    (Dr. Laufs [CDU/CSU]: Wen wollen Sie eigentlich damit beeindrucken?)

    das Anwachsen unserer Müllberge, Ihre Tatenlosigkeit in Sachen Altlastensanierung, Chemikaliengesetz und Bundesnaturschutzgesetz, Ihre Verschleppungstaktik bei der versprochenen Staatszielbestimmung Umweltschutz

    (Baum [FDP]: Dann stimmen Sie doch zu!)

    Ihr Zieren und Zögern beim Umwelthaftungsrecht, Ihr Nullkonzept für Energiepolitik und Ihr blanker Atomlobbyismus,

    (Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)

    all das sind einige Beispiele für die skandalösen, verantwortungslosen Handlungsdefizite dieser Bundesregierung im Umweltschutz.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU und der FDP)

    — Herr Kollege, wenn Sie möchten, können Sie gern eine Frage stellen. Ich beantworte Ihnen das gerne. Wenn Sie es nicht wissen, dann lassen Sie bitte Ihre Zwischenrufe.

    (Beckmann [FDP]: Erzählen Sie mal was von der Wasserwirtschaft bei der Braunkohle!)

    Meine Damen und Herren, man kann hier feststellen: Reden — sehr gut, Handeln — mangelhaft. So gehört es auf Ihr Zeugnis, Herr Töpfer. Gäbe es eine Technische Anleitung heiße Luft, würden Sie sofort stillgelegt, Herr Minister Töpfer.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Es ist doch wahrhaftig nicht so, als hätten wir Zeit genug. Wie soll denn noch deutlicher als in diesem Umweltgutachten ausgedrückt werden, daß alles den Bach hinuntergeht, wenn wir nicht endlich handeln



    Lennartz
    und wirksame sektorübergreifende Umweltpolitik betreiben? Dies ist das Ziel.

    (Zustimmung der Abg. Frau Blunck [SPD])

    Wir und die Menschen im Land haben allen Grund, daran zu zweifeln, daß die jetzige Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen überhaupt in der Lage und in der Verfassung sind, das Steuer in der Umweltpolitik herumzureißen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer Probleme aufspaltet und am Stückwerk herumdoktert, aber praktisch nichts in den Griff bekommt, von dem kann man keine vernetzten Problemlösungen erwarten, denn die Vernetzung von Problemlösungen ist den konservativen Technokraten, weil sie das Blickfeld erweitern könnten, geradezu ein Greuel. Ein erweitertes Blickfeld irritiert den konservativen Ideologen, der meint, in 3 % Wachstum des Bruttosozialprodukts liege das Heil aller Selbstregulierungskräfte.

    (Beckmann [FDP]: Sie versuchen es ja jetzt in Berlin!)

    Ein erweitertes Blickfeld würde vieles zeigen, was zum Innehalten und zum Umsteuern mahnt, Herr Kollege, und Innehalten ist nun wirklich nichts für konservative Wachstumsideologen. So werden wir wohl auf den nächsten Regierungswechsel warten müssen, bis in der Bundesrepublik Deutschland verantwortungsvolle Umweltpolitik gemacht wird. Hoffentlich ist es dann nicht zu spät.

    (Beifall bei der SPD)

    Wie sagen die Umwelträte? Sie drücken sich vielleicht vornehmer aus, sagen aber dasselbe — ich zitiere —:
    Die sektoral ausgerichtete Umweltpolitik stieß jedoch an Grenzen, da sektorale Probleme immer häufiger nicht wirklich gelöst, sondern nur durch eine Verschiebung in einen anderen Umweltsektor zeitweilig bewältigt wurden.
    Wir sagen: Schluß mit dem konservativen Verschiebebahnhof!

    (Beifall bei der SPD)

    Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ist gewappnet für eine komplexe, vernetzte Umweltpolitik. Sie ist bereit zu einer ökologischen Modernisierung der Volkswirtschaft.

    (Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/ CSU und der FDP)

    Sie schafft die Klammer zwischen Markt und Natur, zwischen Arbeit und Umwelt.

    (Beifall bei der Abg. Frau Blunck [SPD])

    Wir sind bereit, die innovativen Kräfte unserer Volkswirtschaft anzureizen und zu nutzen, ökologisches und ökonomisches Wirtschaften herauszufordern. Wir sind für eine ökologische Vorreiterrolle der Bundesrepublik in der Europäischen Gemeinschaft, weil damit auch viel Geld verdient werden kann.

    (Frau Blunck [SPD]: Richtig! Genauso ist es!)

    Wir werden jedoch gerade im Zuge des europäischen Binnenmarktes keine weiteren Wettbewerbsverzerrungen durch Umweltschutz zu Lasten der deutschen Wirtschaft hinnehmen, sondern unseren Nachbarn in die Pflicht nehmen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wirtschaft und Staat sind bei der ökologischen Erneuerung aufeinander angewiesen. Die deutsche Industrie hat längst begriffen, daß Umweltschutz die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen kann, in der Bundesrepublik und auf dem Weltmarkt. Die Industrie weiß, daß mit Umweltschutzinvestitionen oft auch eine Modernisierung weiterer Betriebsteile einhergeht, mit höherer Produktivität als Folge. Die Bundesregierung verhält sich so, als hätte sie davon noch nie etwas gehört.
    Verläßliche langfristige Vorgaben und Zeitpläne, ökonomische Anreize, freie Entfaltung von Ingenieurkönnen und Verordnungen, Verordnungen, die auch kreative und ungewöhnliche Lösungen zulassen: so heißen unsere Angebote an die Wirtschaft. Schutz und Wiederherstellung unserer natürlichen Lebensgrundlagen sind für uns genauso Ziele einer ökologischen Wirtschaftspolitik wie Preisstabilität, Vollbeschäftigung und außenwirtschaftliches Gleichgewicht.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Baum.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gerhart Rudolf Baum


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das sind die Reden, die im Lande draußen durch selbstgerechte Schwarzweißmalerei zur Politikverdrossenheit beitragen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Der politische Gegner wird niedergemacht; die Kritik ist total und einseitig; es wird nicht gesehen, was positiv geleistet worden ist. Es werden auch die Übereinstimmungen verschwiegen. In der Enquete-Kommission hatten wir ein ganz anderes Klima. Es wird ebenfalls verschwiegen, wo man selber Blößen und Schwächen hat. Ich will Sie gar nicht darin einschränken, daß Sie die Regierung kritisieren; das ist Ihr gutes Recht. Aber die Art und Weise, wie Sie es gemacht haben, kann ich überhaupt nicht akzeptieren, Herr Lennartz, und es wird auch keine Beachtung finden.
    Der Sachverständigenrat für Umweltfragen, der 1971 vom damaligen Innenminister Genscher eingerichtet worden ist, hat sich bewährt. In einer Vielzahl von speziellen und umfassenen Gutachten ist er ein unverzichtbarer Begleiter und Ratgeber in der Umweltpolitik geworden. Er vermittelt wichtige Darstellungen, Analysen und Vorschläge. Ich möchte zu Beginn meiner Ausführungen den Sachverständigen und ihren Mitarbeitern für diese Leistungen danken.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Der Rat hat mit seinem Gutachten 1987 erneut einen Beitrag zur Versachlichung der Umweltpolitik geleistet; das hätten Sie einmal herausarbeiten müssen. Er hat natürlich auch die Regierung und die, die politi-



    Baum
    sche Verantwortung haben, kritisiert, aber nicht nur die Bundesregierung, sondern auch die Landesregierungen, etwa in bezug auf das Vollzugsdefizit. Herr Kollege Lennartz, er hat natürlich auch Ihre Positionen zum Teil kritisiert. Das hätten Sie ehrlich herausarbeiten müssen.
    Ich glaube, wenn wir uns an diesem Gutachten einmal orientieren — Herr Kollege Friedrich hat ja versucht, allgemeine Konsequenzen daraus zu ziehen, auf welche Art und Weise wir umweltpolitische Themen behandeln — , könnten wir in der Umweltpolitik weiterkommen.
    Es gibt eine ganz wichtige Feststellung des Rates — es ist übrigens eine Feststellung von 1978, die er hier wiederholt. Er sagt:
    Nur mit den Mitteln der technisch-industriellen Zivilisation können die Probleme, die diese Zivilisation geschaffen hat, erkannt und überwunden werden. Sich dieser Aufgabe zu stellen ist schwieriger, anspruchsvoller und auch undankbarer, als die Haltung eines Rigorismus einzunehmen, der die wirklichen Probleme — Entscheidungen über Güterkollisionen, Bewertung von Nutzen und Risiken einzelner Techniken, Entwurf und Durchsetzung kalkulierbarer Handlungskonzepte — hinter der unerfüllbaren Forderung nach Null-Emissionen versteckt.
    Ich halte das für einen ganz wichtigen Beitrag zur Versachlichung unserer Politik.
    In dem Gutachten wird noch einmal darauf hingewiesen, daß die Basis für eine konsequente Umweltvorsorgepolitik die Ökologie ist. Die Ökologie ist keine naturwissenschaftlich verbrämte Ideologie, sondern eine Wissenschaft, die Wissenschaft, die das Zusammenwirken und die wechselseitigen Abhängigkeiten der Umweltfaktoren untersucht und damit die Grenzen der Belastbarkeit der Umwelt feststellen möchte.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Wir müssen handeln!)

    Sie untersucht die Wechselwirkungen, auf Grund deren ein Eingriff an einer Stelle Auswirkungen an anderen Stellen hat. Wir brauchen für diese Umweltvorsorgepolitik politische Eckwerte. Auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene müssen wir konkrete Stoff- und medienbezogene Umweltqualitätsziele formulieren.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Das ist richtig!)

    Diese Aufgabe ist sehr schwierig und noch lange nicht erledigt.
    Meine Partei hat 1980 in ihrem Umweltprogramm gesagt:
    Langfristig müssen ökologische Verflechtungen mit den wechselseitigen Abhängigkeiten und Querverbindungen zu einem ökologischen Datenkranz entwickelt werden, der die Rahmenbedingungen für alle anderen Politikbereiche bildet.
    Dieses Ziel müssen wir mit Nachdruck weiter verfolgen.
    Ganz wichtig ist auch das, was der Rat mit folgendem sagt:
    Es kann nicht wissenschaftlich entschieden werden, was optimale Zustände einer Umweltqualität sind. Vielmehr müssen Gesellschaft und Parteien gewillt sein, in demokratischen, partizipatorischen und notfalls auch konflikterfüllten Verfahren einen Konsens über die jeweils anzustrebende Umweltqualität zu suchen.
    Das ist eine ständige Aufgabe auch des Streits unter uns, aber sie kann wesentlich sachlicher erfüllt werden, als es manchmal geschieht.
    Der Rat sagt weiter — und ich unterstütze diese Feststellung —, daß im Hinblick auf die Realisierung umweltpolitischer und ökologischer Ziele Handeln und Verhalten wichtiger sind als Einstellung und Wissen. Wir wissen eine Menge, und die Einstellung der Bevölkerung ist nicht schlecht; das Problem liegt darin, wie wir handeln und wie wir uns verhalten. Hier kann man nur, anknüpfend an das, was auch meine Partei immer erklärt hat, generell sagen: Wir brauchen eine tiefgreifende Überprüfung und Änderung bestimmter Lebensgewohnheiten in allen Bereichen unserer Gesellschaft.
    In einer weiteren Bemerkung bedauert der Rat, daß die praktische Umweltpolitik stärker ökonomisch ausgerichteten Instrumenten vergleichsweise wenig Gewicht beigemessen hat. Ich unterstütze diese Feststellung. Der Rat empfiehlt der Bundesregierung, Herr Töpfer, bei der Realisierung ihrer Umweltpolitik künftig stärker als bisher den Einsatz ökonomischer und flexibler Instrumente zu erwägen. Der Spielraum ist nicht sehr groß, aber es gibt noch einen Spielraum, und den müssen wir ausschöpfen, um das ordnungsrechtliche Instrumentarium zu ergänzen. Wir dürfen nicht zu stark, nicht einseitig auf dieses ordnungsrechtliche Instrumentarium setzen. Das gilt für die Produktionsanlagen wie für die Produkte. Unser Ziel sind nicht allgemeine Umweltsteuern, die keine spezielle Umweltentlastung bewirken. Wir brauchen vielmehr wirklich Lenkungsinstrumente, Anreize, die unmittelbar wirken.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wir werden ja eine Debatte darüber führen, und wir müssen das hier sicher vertiefen. All dies entspricht dem Verursacherprinzip. Wir brauchen also zusätzliche Anreize für umweltfreundliches Verhalten der Verbraucher und der Investoren. Es muß sich eben in den Bilanzen der Unternehmen und in den Haushaltskassen unserer Familien auswirken, ob man sich umweltfreundlich oder nicht umweltfreundlich verhält.

    (Sehr wahr! bei der FDP — Zuruf von den GRÜNEN: Und wie kriegt man die dazu?)

    Umweltschädigende Produkte sollten mit einer Abgabe belegt werden, wie wir es beispielsweise beim bleihaltigen Benzin machen. Ich fordere auch die Finanzpolitiker und die Wirtschaftspolitiker in diesem Hause auf, sich mit uns zusammen einmal kreativ über die Spielräume zu unterhalten, die es noch gibt.
    Die Bundesregierung steht auch vor der Aufgabe, die steuerlichen und sonstigen Förderungen von Maß-



    Baum
    nahmen zur Energieeinsparung und zur rationellen Energienutzung neu zu konzipieren. Die Förderung integrierter Umwelttechnologien halte ich für sinnvoll. Es müssen wieder Anreize für umweltverbessernde Investitionen festgelegt werden. Wir können uns nicht damit abfinden, daß die bisherigen Anreize ersatzlos wegfallen. Sie müssen modernisiert werden!
    Der Sachverständigenrat fordert für die künftige Umweltpolitik ein allgemeines, sektorübergreifendes und in sich abgestimmtes Konzept. Meine Damen und Herren, das ist keine neue Zielsetzung. Das war beispielsweise die Grundlage von Aufträgen, die die frühere Bundesregierung an Professor Bick und seine Arbeitsgruppe hier in Bonn mit dem Ergebnis eines wichtigen Ökologiegutachtens gegeben hat. Wir brauchen diese mittelfristigen Konzepte, in die die Einzelmaßnahmen einfließen. Auch ich bin der Meinung, daß Umweltverbesserungen in Teilbereichen nicht helfen, wenn die Zusammenhänge nicht aufgezeigt werden. Anzustreben ist stets eine umfassende Ökobilanz unter Einbeziehung aller umweltrelevanten Aspekte.
    Ich möchte ein aktuelles Beispiel nennen: Wir müssen uns bequemen, ein mittelfristiges Konzept für die Entwicklung des Verkehrs in der Bundesrepublik zu erarbeiten: Was läuft künftig auf der Schiene? Was läuft auf der Straße? unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnis, daß das Auto noch viel stärker Sorgenkind geblieben ist, als wir uns das eigentlich gewünscht haben, sowohl unter dem Gesichtspunkt der Stickoxidemissionen als auch unter dem Gesichtspunkt der Kohlendioxidemissionen.

    (Frau Traupe [SPD]: Da gab es zu Ihrer Zeit als Innenminister schon genügend Warner!)

    — Na ja, gut. Aber bitte, wollen Sie doch nicht so selbstgerecht sein, die heutigen Erkenntnisse auf eine frühere Situation zu übertragen. Ich habe als Innenminister einmal gesagt: Das Auto ist der Umweltfeind Nummer eins. Ich kann Ihnen aufzeigen, was ich da für Proteste bekommen habe.
    Im übrigen waren wir damals auf einem Weg, der sich jetzt wieder öffnet. Wir wollten die Kohlendioxidemissionen beim Auto einschränken. Jetzt ist das d a s europäische Thema. Wir müssen beides tun: Stickoxid und Kohlendioxid verringern. Sehen Sie, eine Zeitlang, zu der Zeit, als ich Innenminister war, wurde das Auto unter dem Gesichtspunkt Kohlendioxide diskutiert, dann kam die Diskussion um die Stickoxide, und jetzt ist beides Thema.
    Hervorheben möchte ich die notwendige Verbesserung des Naturschutzrechtes, ein zentraler Punkt. Nur eine gründliche Neufassung der Naturschutzgesetze und ihr energischer Vollzug können die Situation verbessern. Die Aussage des Sachverständigenrates, daß die gegenwärtige Situation in diesem Bereich durch einen immer noch größer werdenden Gegensatz zwischen den Zielen des Naturschutzgesetzes und dem tatsächlichen ökologischen Zustand gekennzeichnet ist, halten wir für außerordentlich beunruhigend. Auçh die Ausweisung von Naturschutzgebieten in den Ländern — das können sie ja jetzt schon tun, und das müssen sie auch tun — ist unbefriedigend. Es bedarf dazu keiner neuen Gesetze, aber es kostet Geld.
    Meine Damen und Herren, das Umweltgutachten macht weiter deutlich, daß Bundesgesetze und immer wieder vorzunehmende Novellierungen von solchen Gesetzen nicht ausreichen. Wir müssen immer wieder die Tatsache sehen, daß wir Vollzugsdefizite haben, daß Gesetze, die wir in diesem Hause beschlossen haben, nicht ausreichend oder erst nach langer Verzögerungsphase angewandt werden. Es hat überhaupt keinen Sinn, stolz auf die im Bundesgesetzblatt publizierten Gesetze hinzuweisen und zu verdrängen, daß diese Vollzugsdefizite bestehen. Ich möchte anregen, daß der Rat eines seiner nächsten Gutachten dem Thema der Vollzugsdefizite mit dem Motto widmet: „Vollzug des Umweltrechts in der Bundesrepublik Deutschland" , damit wir einmal Klarheit haben, was wirklich mit dem Instrumentarium geschieht, das wir beschlossen haben.
    Ein weiterer Bereich ist der Gewässerschutz. Wir brauchen hier Produktions- und Anwendungsbeschränkungen und -verbote. Die Sicherung des Grundwassers und der Trinkwasserversorgung wird zu den wichtigsten Herausforderungen der Umweltpolitik der 90er Jahre gehören, meine Damen und Herren.
    Wir sind der Meinung, daß die Europäische Gemeinschaft eine ganz wichtige Rolle spielt. Sie muß zu einer Umweltgemeinschaft mit hohen Standards ausgebaut werden. Wir begrüßen die Vorschläge des EGKommissionspräsidenten zum EG-Umweltamt und zum EG-Umweltfonds. Die EG muß in der Umweltpolitik deutlicher Flagge zeigen. Wir müssen uns auch einmal sehr sorgfältig darüber unterhalten, welche Wirkung der Binnenmarkt eigentlich auf den Umweltschutz hat. Das muß genau untersucht werden,

    (Beifall bei der FDP — Schäfer [Offenburg] [SPD]: Das wird aber Zeit!)

    und zwar positiv und negativ.