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    Plenarprotokoll 11/125 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 125. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Rawe 9127 A Bestimmung des Abg. Wilz als ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Wimmer (Neuss) 9127 B Bestimmung des Abg. Pfuhl zum Mitglied des Verwaltungsrats der Deutschen Ausgleichsbank an Stelle des ausgeschiedenen Herrn Heinz Rapp 9127 B Erweiterung der Tagesordnung 9127 B Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 22. April 1988 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Simbabwe zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen, vom Vermögen und von den Gewinnen aus der Veräußerung von Vermögen (Drucksache 11/3645) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Steuerberatungsgesetzes (Drucksache 11/3915) c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Straßenbaubericht 1987 (Drucksache 11/3069) d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verbesserung des Produkthaftungsgesetzes (Drucksache 11/3718) e) Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Düsseldorf gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung (Drucksache 11/3797) f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), Stratmann, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Energiesparprogramm für den Wärmemarkt (Drucksache 11/2318) 9128 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Baugesetzbuches — Eindämmung der Spielhallenflut und sonstiger städtebaulich nicht vertretbarer Nutzungen — (Drucksache 11/3952) 9128 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Verhülsdonk, Dr.-Ing. Kansy, Dr. Hornhues, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Grünbeck, Lüder, Dr. Hitschler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verhinderung von negativen städtebaulichen Auswirkungen von Spielhallen und Änderung der umsatzsteuerlichen Behandlung von Geldspielgeräten (Drucksache 11/3999) 9128 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 Tagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" (Drucksache 11/2583) Dr. Kohl, Bundeskanzler 9129A Duve SPD 9131 D Neumann (Bremen) CDU/CSU 9135 C Frau Dr. Vollmer GRÜNE 9138 C Beckmann FDP 9141A Frau Odendahl SPD 9142 D Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 9144 A Conradi SPD 9146 A Lüder FDP 9147 C Tagesordnungspunkt 5: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 1989 der Bundesregierung (Drucksache 11/3917) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresgutachten 1988/ 89 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Drucksache 11/3478) c) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes über Finanzhilfen des Bundes nach Artikel 104 a Abs. 4 des Grundgesetzes an die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Freie Hansestadt Bremen, Freie und Hansestadt Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Saarland (Zukunftsinitiative Montanregionen — Zukunftsprogramm Küste) (Drucksachen 11/1551, 11/3647, 11/3848) d) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung über den jährlichen Bericht der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über die wirtschaftliche Lage in der Gemeinschaft und die Festlegung der wirtschaftspolitischen Leitlinien für 1989 „mehr Wachstum und Beschäftigung auf dem Weg zum Binnenmarkt" (Drucksache 11/3757) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Sofortprogramm „Arbeit, Umwelt und Investitionen" (Drucksachen 11/1552, 11/3262) Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi 9149B, 9185D Roth SPD 9152 C Wissmann CDU/CSU 9157 A Stratmann GRÜNE 9160D Dr. Graf Lambsdorff FDP 9164 D Dr. Jens SPD 9169A Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF 9171D Frau Matthäus-Maier SPD 9174 B Hinsken CDU/CSU 9177 C Kittelmann CDU/CSU 9179 D Vahlberg SPD 9181 B Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 9183 A Uldall CDU/CSU 9184 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde betr. die Situation in Afghanistan Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 9186C, 9193 B Dr. Todenhöfer CDU/CSU 9187 B Dr. Holtz SPD 9188 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 9188D Duve SPD 9189 C Höffkes CDU/CSU 9190 C Frau Luuk SPD 9191 B Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 9192 A Dr. Glotz SPD 9193 D Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 9194 D Frau Würfel FDP 9195 C Tagesordnungspunkt 6: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 26. November 1976 zum Abkommen vom 22. November 1950 über die Einfuhr von Gegenständen erzieherischen, wissenschaftlichen oder kulturellen Charakters (Drucksachen 11/2277, 11/3922) 9196B Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Einhundertfünfte Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — (Drucksachen 11/3323, 11/3936) 9196B Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Verordnung (EGKS, EWG, EURATOM) des Rates zur Durchführung des Beschlusses vom 24. Juni 1988 über das System der eigenen Mittel der Gemeinschaften (Drucksachen 11/3200 Nr. 2.3, 11/3868) 9196 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 III Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 32 08 Titel 870 01 — Inanspruchnahme aus Bürgschaften, Garantien oder sonstigen Gewährleistungen — (Drucksachen 11/3565, 11/3636 Nr. 1.5, 11/3869) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1988 bei Kapitel 10 02 Titel 656 51 — Altershilfe für Landwirte — (Drucksachen 11/3481, 11/3636 Nr. 1.3, 11/3870) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 656 03 — Zuschuß des Bundes an die knappschaftliche Rentenversicherung — (Drucksachen 11/3470, 11/3636 Nr. 1.2, 11/3871) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 06 — Leistungen des Bundes für Aufwendungen aus der Anrechnung von Zeiten der Kindererziehung — (Drucksachen 11/3564, 11/3636 Nr. 1.4, 11/3872) 9197 A Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 97 zu Petitionen (Drucksache 11/3914) 9197 A Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Nickels und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der medizinischen Versorgung für Gefangene (Drucksache 11/3243) Frau Nickels GRÜNE 9197 B Geis CDU/CSU 9199 A Dr. de With SPD 9201 B Funke FDP 9202 D Engelhard, Bundesminister BMJ 9204 A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung „Sport und Umwelt" (Drucksache 11/2134) Nelle CDU/CSU 9205 B Lambinus SPD 9207 D Baum FDP 9209B Brauer GRÜNE 9211B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 9212 C Dr. Wernitz SPD 9214 B Tagesordnungspunkt 16: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Umweltzerstörung und zum Schutz der Meeresschildkröte Caretta caretta in der Türkei im Rahmen deutscher Entwicklungszusammenarbeit (Drucksache 11/2657) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Schanz, Bindig, Frau Blunck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Einrichtung eines Nationalparks und ökologisch verträgliche Entwicklung im Dalyan-Delta (Drucksache 11/3452) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Frau Eid, Frau Hensel, Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ökologisch verträgliche Tourismusentwicklung u. a. im Dalyan-Delta und Einrichtung eines Nationalparks (Drucksache 11/3454) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Brauer, Frau Hensel, Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Finanzielle Beteiligung des Bundes an dem naturzerstörenden Hotelbauprojekt im Dalyan-Delta (Türkei) zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Dr. Hartenstein, Frau Blunck, Hiller (Lübeck), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Finanzmittel der DEG zum Bau eines Touristik-Hotels in Dalyan (Türkei) (Drucksachen 11/1666, 11/1872, 11/2352) Dr. Pohlmeier CDU/CSU 9216B Schanz SPD 9217 D Frau Folz-Steinacker FDP 9219A Frau Hensel GRÜNE 9221A Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ 9222 D Tagesordnungspunkt 17: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung einge- IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 brachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 18. Oktober 1969 zur Errichtung der Karibischen Entwicklungsbank (Drucksachen 11/3140, 11/3953, 11/3954) Schreiber CDU/CSU 9224 D Dr. Holtz SPD 9226 A Frau Folz-Steinacker FDP 9227 D Volmer GRÜNE 9228 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ 9229 A Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie des Rates vom 27. Juni 1985 über die Umweltverträglichkeitsprüfung bei bestimmten öffentlichen und privaten Projekten (85/337/EWG) (Drucksache 11/3919) Dörflinger CDU/CSU 9230 B Schäfer (Offenburg) SPD 9232 B Baum FDP 9234 B Brauer GRÜNE 9236 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU 9237 B Frau Dr. Hartenstein SPD 9239 B Tagesordnungspunkt 19: Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Düsseldorf), Frau Adler, Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Maßnahmen zur Verringerung der Umweltbelastung durch Asbest (Drucksache 11/2642) Müller (Düsseldorf) SPD 9241 C Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 9243 B Frau Garbe GRÜNE 9244 A Frau Dr. Segall FDP 9245 A Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 9246 A Tagesordnungspunkt 20: a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen (Eisenbahnkreuzungsgesetz) (Drucksachen 11/2387, 11/3633) b) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundesbahngesetzes (Drucksache 11/3e0) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Frau Rock und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verstoß gegen § 5 Bundesbahngesetz durch den Deutschen Bundestag (Drucksache 11/3648) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausbau der Bundesbahnstrecke München—MühldorfFreilassing (Drucksache 11/3973) Bohlsen CDU/CSU 9248 A Dr. Niese SPD 9249 C Kohn FDP 9250 D Weiss (München) GRÜNE 9251 D Jung (Limburg) CDU/CSU 9253 A Kretkowski SPD 9255 C Nächste Sitzung 9256 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 9257 A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 9127 125. Sitzung Bonn, den 16. Februar 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 17. 2. Austermann 16. 2. Bauer 16. 2. Bindig 17. 2. Dr. von Billow 16. 2. Egert 17. 2. Eylmann 16. 2. Frau Flinner 16. 2. Gallus 17. 2. Glos 16. 2. Dr. Haack 17. 2. Dr. Hauchler 17. 2. Dr. Hauff 17. 2. Frhr. Heereman von Zuydtwyck 17. 2. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Heimann 17. 2. Jaunich 17. 2. Frau Karwatzki 17. 2. Klose 16. 2. Dr. Kreile 16. 2. Dr.-Ing. Laermann 17. 2. Maaß 17. 2. Dr. Mitzscherling 17. 2. Möllemann 17. 2. Pfuhl 16. 2. Poß 16. 2. Reuschenbach 17. 2. Frhr. von Schorlemer 16. 2. Verheugen 17. 2. Voigt (Frankfurt) ** 16. 2. Dr. Warnke 16. 2. Weisskirchen (Wiesloch) 17. 2. Wetzel 17. 2. Frau Dr. Wisniewski 16. 2. Würtz 17. 2. Zierer * 17. 2. Dr. Zimmermann 17. 2.
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    Rede von Peter Kittelmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die weltwirtschaftliche Entwicklung ist auch im Jahre 1989 weiter auf Expansionskurs. Wir können gemeinsam erfreut feststellen, daß auch die Bundesrepublik Deutschland durch ihre Wirtschaftspolitik einen großen Anteil daran hat.
    Wenn der Jahreswirtschaftsbericht eindrucksvoll belegt, daß die Entwicklung im Jahre 1989 noch posi-



    Kittelmann
    tiver verlaufen wird, als es ursprünglich von Instituten und nach dem Börsenkrach von vielen erwartet worden ist, so kann uns dies nur erfreuen. Vor allen Dingen die Sozialdemokraten sollten vorsichtiger mit Prognosen sein. Die Entwicklung, die hier verlaufen ist, ist klassisch: Vor einem oder zwei Jahren haben Sie versucht, die Stimmung in der Bevölkerung mies zu machen. Sie haben Chaosstimmung verbreitet, Sie hab en Weltuntergangsstimmung verbreitet. Sie haben nicht recht gehabt, und Frau Matthäus-Maier sagt hier: Man kann sich doch auch einmal irren.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Sie haben sich doch auch geirrt!)

    Meine Damen und Herren, wer sich mehrfach hintereinander irrt, wer falsche Daten prognostiziert und in der Bevölkerung Besorgnisse hervorruft, die nicht berechtigt sind, verliert den Anspruch auf Seriosität. In Ihrer Wirtschaftspolitik haben Sie diesen Anspruch sowieso seit langem verloren.

    (Dr. Briefs [GRÜNE]: Sie sind doch ein einziger Irrtum! — Heiterkeit bei den GRÜNEN und der SPD)

    Es ist erfreulich festzustellen, daß das weltwirtschaftliche Wachstum mit sich bringt, wie die OECD belegt, daß wir in diesem Jahr eine Steigerungsrate von 7,5 % verzeichnen können. Die OECD prognostiziert für 1990 wiederum 7 %. Wie schon mehrfach dargelegt und wie von uns täglich optimistisch und mit Freude zur Kenntnis genommen wird, befindet sich auch die deutsche Wirtschaft zu Beginn des Jahres 1989 wieder in einem kräftigen Aufwärtsschwung. Dies sollten wir doch gemeinsam begrüßen.
    Es kann daher nicht häufig genug wiederholt werden — ich gebe zu, die CDU/CSU und die Koaltion haben darin ein bißchen Nachholbedarf — : Wie befinden uns seit sieben Jahren

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Im Tiefflug!) in einem bemerkenswerten Aufschwung.


    (Wissmann [CDU/CSU]: So ist es! — Stahl [Kempen] [SPD]: Die Berliner Wahlen haben Ihnen gezeigt, wie Sie im Aufwind sind!)

    Das ist die Folge einer positiven Wirtschaftspolitik. Diese gute Stimmung läßt sich auch an Aufträgen in der Wirtschaft, im verarbeitenden Gewerbe, nachweisen. Obwohl von Ihnen seit Jahren vorhergesagt wird, daß das nicht funktionieren werde, ist die Stütze des Wachstums die Binnenmarktnachfrage. Darüber hinaus ist erfreulicherweise festzustellen, daß auch der Export daran seinen Anteil hat.
    Den Grundstein für diese erfolgreiche Politik hat die Bundesregierung durch die Schaffung solider Rahmenbedingungen gelegt. Die Bundesregierung hat ihr Versprechen gehalten, obwohl Sie immer daran gezweifelt haben, daß das sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber durchhaltbar sein würde. Wir haben gesagt: Leistung muß sich wieder lohnen. — Wir haben gemeinsam bewiesen, daß wir dieses politische Rezept auch erfolgreich umsetzen konnten.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Bei der Gesundheitsreform besonders!)

    Meine Damen und Herren, eine weitere Voraussetzung für unsere wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit sind nicht nur hohe Qualität der Produkte, Lieferpünktlichkeit, Service, politische Rahmenbedingungen, sondern auch die Möglichkeit, daß wir die Technologie der Zukunft wesentlich mitbestimmen können.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Haben Sie noch ein paar Sprüche?)

    Jede Form von arroganter Technologiefeindlichkeit gefährdet Arbeitsplätze. Wir müssen in der Weltwirtschaft Märkte der Zukunft mitbestimmen. Wir dürfen nicht negativ von Kapitalflucht sprechen. Eine solche findet nicht statt. Wir müssen uns vielmehr durch Investitionen auf Märkten der Zukunft beteiligen, nicht nur in den USA, sondern in Südamerika und vor allen Dingen im ASEAN-Bereich.
    Voraussetzung im Hinblick auf liberalen Welthandel ist, daß die Bundesregierung weiterhin gegen jede Beschränkung der offenen Märkte auftritt. Diese Grundsätze müssen vor allen Dingen auch für die Schaffung des Europäischen Binnenmarktes gelten. Der Europäische Binnenmarkt wird uns eine Vielfalt von Chancen bieten. Die Uhr läuft, meine Damen und Herren. Das Datum 1. Januar 1993 ist nicht mehr weit.
    In immer stärkerem Maße sehen unsere Unternehmen, vor allen Dingen auch mittelständische Unternehmen, ihre Chancen im Binnenmarkt.
    Die Bundesregierung muß vor allen Dingen — und dies müssen wir ernster nehmen, als es sehr häufig geschieht — dem Schlagwort von der „Festung Europa" nicht nur eine klare Absage erteilen, sondern dieses ohne Wenn und Aber auch international immer wieder klarmachen, vor allen Dingen gegenüber den USA und Japan.

    (Wissmann [CDU/CSU]: So ist es!)

    Es kann nicht häufig genug wiederholt werden: Der Binnenmarkt wird Vorteile für uns bringen, viele Vorteile.

    (Duve [SPD]: Das ist die Gebetsmühle!)

    Aber zunächst gibt es nur eine Option auf diese Vorteile. Ob wir sie dann, wenn der Binnenmarkt da sein wird, auch realisieren können, wenn wir gemeinsam wollen — und ich hoffe, daß die Sozialdemokraten zumindest darin noch mit uns übereinstimmen —, wird sich herausstellen. Aber ich möchte auch hier, damit kein Zweifel aufkommt, sagen: Die CDU/CSU wünscht einen Binnenmarkt ohne Herabstufung des erreichten sozialen Standards.
    Übrigens, meine Damen und Herren von der SPD, kann man dieser Regierung an sich kein größeres Kompliment für gute Wirtschafts- und Sozialpolitik machen, als immer wieder unsere Spitzenstellung in Europa als Herausforderung zu betonen. Deshalb kann unsere Politik der letzten Jahre so schlecht nicht gewesen sein.

    (Dr. Jens [SPD]: Aber es reicht schon!)

    Die Bundesregierung darf in ihrem Bemühen, den internationalen Protektionismus einzudämmen, nicht nachlassen. Es ist ein offenes Geheimnis, daß die



    Kittelmann
    Prinzipien der Marktwirtschaft sehr häufig verletzt werden, in Europa genauso wie in den USA und Japan. Es liegt an uns, etwas dagegen zu tun.
    Eine Äußerung der neuen amerikanischen Handelsbeauftragten Clara Hill vor wenigen Tagen gegenüber Senatoren ist für uns trotz dieses protektionistischen Handelsgesetzes eine Ermutigung. Sie sagte: „Sie sollen in mir eine Handelsbeauftragte sehen, mit der wir die Märkte aufbrechen und aufhalten. " Dieses sind andere Töne, als wir sie im Zusammenhang mit protektionistischen Gesetzgebungsvorhaben aus dem Kongreß hören.
    Meine Damen und Herren, wir müssen jede Reglementierung, jedes Anzeichen von Protektionismus im Inland, in der EG und in den Drittmärkten bekämpfen; denn nur dann sind wir glaubwürdig.
    Darüber hinaus möchte ich auch noch darauf eingehen, daß uns die laufende GATT-Runde eine große Verantwortung auferlegt. Der Versuch, in Montreal Erfolge zu erzielen, ist gescheitert. Es ist nur zu hoffen, daß der Schock von Montreal mit dazu beitragen wird, daß man GATT ernster nimmt und auch mit dafür sorgt, daß ein vernünftiges GATT-System ein Ersatz dafür sein kann, daß in vielen Bereichen sowohl in der EG als auch in den Vereinigten Staaten als auch in Japan falsche Politik gemacht wird.

    (Wissmann [CDU/CSU]: So ist es!)

    Meine Damen und Herren, wir müssen für handelspolitische Ausgewogenheit sorgen und so die notwendigen Grundlagen für weiteren liberalen Handel legen. Unsere Wirtschaft ist wie keine andere auf die Durchführung und Durchsetzung einer liberalen Handelspolitik angewiesen. Es muß immer wieder in Erinnerung gebracht werden: Jeder dritte Arbeitsplatz in der Bundesrepublik Deutschland lebt vom Export. Jeder dritte Arbeitsplatz!

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Das wissen wir inzwischen alle!)

    — Richtig. Aber vieles, was hier gesagt worden ist, birgt unter Umständen die Gefahr, daß es immer weniger werden. Vieles, was hier gesagt worden ist, bedeutet keine Arbeitsplatzsicherung. — Unsere Wirtschaft ist, wie gesagt, wie keine andere auf eine liberale Handelspolitik angewiesen. Die CDU/CSU erwartet — sie ist sich sicher, daß sie in dem neuen Wirtschaftsminister darin voll unterstützt wird — eine Durchsetzung und eine Erweiterung dieser liberalen Handelspolitik.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Stahl [Kempen] [SPD]: Hurra! Hurra! Hurra! kann man da nur sagen!)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Vahlberg.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jürgen Vahlberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bundesregierung hätte den Jahreswirtschaftsbericht als eine Chance nutzen können, auf dem für unsere Gesellschaft so wichtigen wirtschaftspolitischen Feld ihre Ideen, ihre Konzepte zur Lösung von Problemen vorzustellen. Die Bundesregierung
    — das kann man als Fazit sagen — hat diese Chance nicht genutzt.

    (Beifall des Abg. Scherrer [SPD])

    Sie beschränkt sich auf langatmige, unpräzise Problembeschreibungen, um dann schließlich jeweils zu dem Schluß zu kommen, man werde prüfen, man werde untersuchen, man werde überlegen.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Das ist die neue Politik!)

    Dort, wo man als Schlußfolgerung aus der Problembeschreibung einen Lösungsansatz erwartet hätte, steht jeweils nur eine Platitüde.
    Der Mangel an Ideen wird in diesem Bericht durch den Mangel an Dynamik bei der Umsetzung der fehlenden Ideen voll ausgeglichen.
    Schwammig, nichtssagend sind die Feststellungen des Berichts zur Unternehmensbesteuerung. Offensichtlich ist Minister Haussmann nach seinen forschen Amtsantrittsankündigungen zur Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer, der Börsenumsatzsteuer und zur weiteren Senkung der Vermögensteuer von Stoltenberg zurückgepfiffen worden. Das wäre in diesem Fall auch nicht so unvernünftig. Denn eine allgemeine und milliardenschwere Erleichterung für die Unternehmen paßt nicht in die politische Landschaft. Was gefragt ist, sind intelligente — Herr Hinsken — , aufkommensneutrale Strukturreformen, die den Produktionsfaktor Arbeit entlasten, die Investitionskraft der Firmen stärken und sie in stärkerem Maße als bisher anregen, in Sachkapital zu investieren.

    (Beifall des Abg. Scherrer [SPD])

    Wenn Sie mich aus der Zeitung „Selbständig" zitieren — ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, daß Sie sie bekanntmachen —,

    (Beifall des Abg. Becker [Nienberge] [SPD])

    dann will ich Ihnen sagen: Das ist richtig. Ich habe dort ausgeführt: Man muß nicht zum alten Spitzensteuersatz zurückkehren. Das bedeutet aber nicht, daß ich generell die steuerliche Belastung der Unternehmen senken will. Sie wissen sehr wohl, daß es nicht nur auf den Steuersatz ankommt, sondern auch auf die Bemessungsgrundlage. Hier haben deutsche Unternehmen einen großen Gestaltungsspielraum, wenn es darum geht, die Gewinne zu ermitteln, die Gewinne auszuweisen, jedenfalls einen größeren als die Unternehmen in den Vereinigten Staaten. So kommt es, daß in den Vereinigten Staaten zwar der Spitzensteuersatz auf 35 To gesenkt worden ist, die Unternehmen dort insgesamt aber heute mehr Steuern zahlen als vorher. Es kommt darauf an, wie meine Kollegin Matthäus ausgeführt hat, die Schlupflöcher zu stopfen, eine andere Bemessungsgrundlage zu realisieren.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Das liest sich hier aber anders!)

    — Das liest sich genauso.
    Wolkig, fahrig und konzeptionslos ist auch das, was in diesem Bericht zur Arbeitslosigkeit gesagt wird. Meine Kollegen sind darauf schon eingegangen. Seit



    Vahlberg
    zwei Jahren nimmt diese Bundesregierung rund 2 Millionen Arbeitslose — das ist jedenfalls die offizielle Statistik — hin. Die stille Reserve macht noch einmal 1,2 Millionen Menschen aus. 60 Milliarden DM jährlich kostet diese Arbeitslosigkeit. Damit muß sie finanziert werden. Dieses Geld müßte man in arbeitsplatzschaffende kommunale, soziale, ökologische Investitionen stecken. Das wäre jedenfalls viel sinnvoller.