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    Plenarprotokoll 11/125 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 125. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Rawe 9127 A Bestimmung des Abg. Wilz als ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Wimmer (Neuss) 9127 B Bestimmung des Abg. Pfuhl zum Mitglied des Verwaltungsrats der Deutschen Ausgleichsbank an Stelle des ausgeschiedenen Herrn Heinz Rapp 9127 B Erweiterung der Tagesordnung 9127 B Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 22. April 1988 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Simbabwe zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen, vom Vermögen und von den Gewinnen aus der Veräußerung von Vermögen (Drucksache 11/3645) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Steuerberatungsgesetzes (Drucksache 11/3915) c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Straßenbaubericht 1987 (Drucksache 11/3069) d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verbesserung des Produkthaftungsgesetzes (Drucksache 11/3718) e) Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Düsseldorf gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung (Drucksache 11/3797) f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), Stratmann, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Energiesparprogramm für den Wärmemarkt (Drucksache 11/2318) 9128 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Baugesetzbuches — Eindämmung der Spielhallenflut und sonstiger städtebaulich nicht vertretbarer Nutzungen — (Drucksache 11/3952) 9128 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Verhülsdonk, Dr.-Ing. Kansy, Dr. Hornhues, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Grünbeck, Lüder, Dr. Hitschler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verhinderung von negativen städtebaulichen Auswirkungen von Spielhallen und Änderung der umsatzsteuerlichen Behandlung von Geldspielgeräten (Drucksache 11/3999) 9128 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 Tagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" (Drucksache 11/2583) Dr. Kohl, Bundeskanzler 9129A Duve SPD 9131 D Neumann (Bremen) CDU/CSU 9135 C Frau Dr. Vollmer GRÜNE 9138 C Beckmann FDP 9141A Frau Odendahl SPD 9142 D Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 9144 A Conradi SPD 9146 A Lüder FDP 9147 C Tagesordnungspunkt 5: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 1989 der Bundesregierung (Drucksache 11/3917) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresgutachten 1988/ 89 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Drucksache 11/3478) c) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes über Finanzhilfen des Bundes nach Artikel 104 a Abs. 4 des Grundgesetzes an die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Freie Hansestadt Bremen, Freie und Hansestadt Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Saarland (Zukunftsinitiative Montanregionen — Zukunftsprogramm Küste) (Drucksachen 11/1551, 11/3647, 11/3848) d) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung über den jährlichen Bericht der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über die wirtschaftliche Lage in der Gemeinschaft und die Festlegung der wirtschaftspolitischen Leitlinien für 1989 „mehr Wachstum und Beschäftigung auf dem Weg zum Binnenmarkt" (Drucksache 11/3757) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Sofortprogramm „Arbeit, Umwelt und Investitionen" (Drucksachen 11/1552, 11/3262) Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi 9149B, 9185D Roth SPD 9152 C Wissmann CDU/CSU 9157 A Stratmann GRÜNE 9160D Dr. Graf Lambsdorff FDP 9164 D Dr. Jens SPD 9169A Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF 9171D Frau Matthäus-Maier SPD 9174 B Hinsken CDU/CSU 9177 C Kittelmann CDU/CSU 9179 D Vahlberg SPD 9181 B Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 9183 A Uldall CDU/CSU 9184 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde betr. die Situation in Afghanistan Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 9186C, 9193 B Dr. Todenhöfer CDU/CSU 9187 B Dr. Holtz SPD 9188 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 9188D Duve SPD 9189 C Höffkes CDU/CSU 9190 C Frau Luuk SPD 9191 B Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 9192 A Dr. Glotz SPD 9193 D Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 9194 D Frau Würfel FDP 9195 C Tagesordnungspunkt 6: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 26. November 1976 zum Abkommen vom 22. November 1950 über die Einfuhr von Gegenständen erzieherischen, wissenschaftlichen oder kulturellen Charakters (Drucksachen 11/2277, 11/3922) 9196B Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Einhundertfünfte Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — (Drucksachen 11/3323, 11/3936) 9196B Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Verordnung (EGKS, EWG, EURATOM) des Rates zur Durchführung des Beschlusses vom 24. Juni 1988 über das System der eigenen Mittel der Gemeinschaften (Drucksachen 11/3200 Nr. 2.3, 11/3868) 9196 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 III Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 32 08 Titel 870 01 — Inanspruchnahme aus Bürgschaften, Garantien oder sonstigen Gewährleistungen — (Drucksachen 11/3565, 11/3636 Nr. 1.5, 11/3869) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1988 bei Kapitel 10 02 Titel 656 51 — Altershilfe für Landwirte — (Drucksachen 11/3481, 11/3636 Nr. 1.3, 11/3870) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 656 03 — Zuschuß des Bundes an die knappschaftliche Rentenversicherung — (Drucksachen 11/3470, 11/3636 Nr. 1.2, 11/3871) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 06 — Leistungen des Bundes für Aufwendungen aus der Anrechnung von Zeiten der Kindererziehung — (Drucksachen 11/3564, 11/3636 Nr. 1.4, 11/3872) 9197 A Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 97 zu Petitionen (Drucksache 11/3914) 9197 A Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Nickels und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der medizinischen Versorgung für Gefangene (Drucksache 11/3243) Frau Nickels GRÜNE 9197 B Geis CDU/CSU 9199 A Dr. de With SPD 9201 B Funke FDP 9202 D Engelhard, Bundesminister BMJ 9204 A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung „Sport und Umwelt" (Drucksache 11/2134) Nelle CDU/CSU 9205 B Lambinus SPD 9207 D Baum FDP 9209B Brauer GRÜNE 9211B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 9212 C Dr. Wernitz SPD 9214 B Tagesordnungspunkt 16: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Umweltzerstörung und zum Schutz der Meeresschildkröte Caretta caretta in der Türkei im Rahmen deutscher Entwicklungszusammenarbeit (Drucksache 11/2657) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Schanz, Bindig, Frau Blunck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Einrichtung eines Nationalparks und ökologisch verträgliche Entwicklung im Dalyan-Delta (Drucksache 11/3452) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Frau Eid, Frau Hensel, Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ökologisch verträgliche Tourismusentwicklung u. a. im Dalyan-Delta und Einrichtung eines Nationalparks (Drucksache 11/3454) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Brauer, Frau Hensel, Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Finanzielle Beteiligung des Bundes an dem naturzerstörenden Hotelbauprojekt im Dalyan-Delta (Türkei) zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Dr. Hartenstein, Frau Blunck, Hiller (Lübeck), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Finanzmittel der DEG zum Bau eines Touristik-Hotels in Dalyan (Türkei) (Drucksachen 11/1666, 11/1872, 11/2352) Dr. Pohlmeier CDU/CSU 9216B Schanz SPD 9217 D Frau Folz-Steinacker FDP 9219A Frau Hensel GRÜNE 9221A Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ 9222 D Tagesordnungspunkt 17: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung einge- IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 brachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 18. Oktober 1969 zur Errichtung der Karibischen Entwicklungsbank (Drucksachen 11/3140, 11/3953, 11/3954) Schreiber CDU/CSU 9224 D Dr. Holtz SPD 9226 A Frau Folz-Steinacker FDP 9227 D Volmer GRÜNE 9228 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ 9229 A Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie des Rates vom 27. Juni 1985 über die Umweltverträglichkeitsprüfung bei bestimmten öffentlichen und privaten Projekten (85/337/EWG) (Drucksache 11/3919) Dörflinger CDU/CSU 9230 B Schäfer (Offenburg) SPD 9232 B Baum FDP 9234 B Brauer GRÜNE 9236 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU 9237 B Frau Dr. Hartenstein SPD 9239 B Tagesordnungspunkt 19: Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Düsseldorf), Frau Adler, Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Maßnahmen zur Verringerung der Umweltbelastung durch Asbest (Drucksache 11/2642) Müller (Düsseldorf) SPD 9241 C Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 9243 B Frau Garbe GRÜNE 9244 A Frau Dr. Segall FDP 9245 A Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 9246 A Tagesordnungspunkt 20: a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen (Eisenbahnkreuzungsgesetz) (Drucksachen 11/2387, 11/3633) b) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundesbahngesetzes (Drucksache 11/3e0) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Frau Rock und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verstoß gegen § 5 Bundesbahngesetz durch den Deutschen Bundestag (Drucksache 11/3648) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausbau der Bundesbahnstrecke München—MühldorfFreilassing (Drucksache 11/3973) Bohlsen CDU/CSU 9248 A Dr. Niese SPD 9249 C Kohn FDP 9250 D Weiss (München) GRÜNE 9251 D Jung (Limburg) CDU/CSU 9253 A Kretkowski SPD 9255 C Nächste Sitzung 9256 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 9257 A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 9127 125. Sitzung Bonn, den 16. Februar 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 17. 2. Austermann 16. 2. Bauer 16. 2. Bindig 17. 2. Dr. von Billow 16. 2. Egert 17. 2. Eylmann 16. 2. Frau Flinner 16. 2. Gallus 17. 2. Glos 16. 2. Dr. Haack 17. 2. Dr. Hauchler 17. 2. Dr. Hauff 17. 2. Frhr. Heereman von Zuydtwyck 17. 2. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Heimann 17. 2. Jaunich 17. 2. Frau Karwatzki 17. 2. Klose 16. 2. Dr. Kreile 16. 2. Dr.-Ing. Laermann 17. 2. Maaß 17. 2. Dr. Mitzscherling 17. 2. Möllemann 17. 2. Pfuhl 16. 2. Poß 16. 2. Reuschenbach 17. 2. Frhr. von Schorlemer 16. 2. Verheugen 17. 2. Voigt (Frankfurt) ** 16. 2. Dr. Warnke 16. 2. Weisskirchen (Wiesloch) 17. 2. Wetzel 17. 2. Frau Dr. Wisniewski 16. 2. Würtz 17. 2. Zierer * 17. 2. Dr. Zimmermann 17. 2.
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    Rede von Doris Odendahl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich möchte als Bildungspolitikerin in dieser Debatte über die Errichtung einer Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" das Wort ergreifen, aber zuerst mein Bedauern darüber ausdrücken, daß sich die Bundesregierung so lange Zeit gelassen hat, bis wir uns hier im Parlament in der Sache auseinandersetzen können.
    Mein Kollege Duve ist ausführlich auf die Geschichte der Geschichte eingegangen

    (Dr. Müller [CDU/CSU]: Aber nicht richtig!)

    und hat deutlich gemacht, daß die Bundesregierung in dem nun vorliegenden Gesetzentwurf aus unserer Sicht nachgebessert hat. Es wäre verheerend gewesen, die Geschichtsdarstellung mit dem Jahr 1945 beginnen zu lassen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: War nie geplant!)

    Wie hätten wir den jungen Menschen, die die Zeit vorher nicht erlebt haben, erklären können, warum die Bundesrepublik Deutschland und warum die Deutsche Demokratische Republik in den heutigen Staatsformen entstanden sind?
    Es ist gut, daß wir nun wenigstens unsere Forderung nach einem Bericht des Direktors des Hauses der Geschichte durchsetzen konnten, damit die öffentli-



    Frau Odendahl
    che Diskussion darüber wachgehalten wird und auch stattfinden kann, wenn auch der vorgesehene zweijährige Turnus den aktuellen Bezug einschränken wird.
    Ich hoffe sehr, daß die lange Vorgeschichte dieses Hauses der Geschichte mit zur Klärung beigetragen hat, daß sich eine demokratische Gesellschaft kein Geschichtsbild verordnen läßt, und sei der Rahmen eines solchen Bildes auch noch so prachtvoll.
    Seine Geschichte kann man sich in der Tat nicht auswählen oder gar schönen. Sie ist auch nicht nur Stoff für Wissenschaftler und Historiker; denn sie wurde gelebt und erlebt, gerade von denen, die das Haus besuchen werden.
    Zu unserer Geschichte gehören die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Ausrottung der deutschen Juden und des europäischen Judentums genauso wie die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg. Sie ist Teil unserer Identität, und wir können uns nicht vorbeimogeln.
    40 Jahre Bundesrepublik Deutschland sind Anlaß zu Feiern, für die die Bundesregierung ein umfangreiches Programm entwickelt hat. Sie sind aber auch Anlaß zu der Erkenntnis, daß sich die Bundesrepublik Deutschland bei der Aufarbeitung ihrer Geschiche 40 Jahre Verspätung geleistet hat. Wie denn sonst hätten Rechtsradikalismus, Neonazismus und Fremdenhaß in dem heutigen Umfang wieder aufleben können, ganz abgesehen von der Ermutigung, die diese ewig Gestrigen immer wieder durch führende Politiker und Rechtsintellektuelle erfahren dürfen?
    Natürlich trägt auch der Bildungsbereich für das Geschichtsbild ein hohes Maß an Verantwortung. Wie steht es denn damit, wenn verantwortliche Kultusminister — wie dies Herr Mayer-Vorfelder in BadenWürttemberg tat — die erste Strophe des Deutschlandlieds wieder zum Unterrichtsstoff machen? Das ist ein Auswendiglernen eines Liedverses ohne Bewußtsein dafür, welche Verbrechen von 1933 bis 1945 mit dem Anspruch „von der Maas bis an die Memel" begangen wurden.
    Wo bleibt denn die Erziehung zu mündigen Bürgern, ohne die ein demokratischer Staat nicht leben kann, wenn die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte eingeengt wird?
    Kann es sich unsere Gesellschaft noch länger leisten, Naturwissenschaft und Technik gegen die Geisteswissenschaften auszuspielen,

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Und umgekehrt!)

    unter dem Motto: Das erstere ist die Zukunft, das letztere die Vergangenheit? Können wir es uns leisten, sie dadurch auf Dauer zu trennen? Wie steht es denn mit der Freiheit der Wissenschaft, wenn Gesamtzusammenhänge schon beim Einstieg in ein Wissensgebiet gar nicht mehr vermittelt werden?
    Ich will das an einem ganz einfachen Beispiel abfragen: Muß nicht ein Forscher mit der Gentechnologie anders umgehen, wenn er über die Menschenversuche in deutschen Konzentrationslagern umfassend Bescheid weiß? Wäre es nicht undenkbar, daß deutsche Mediziner heute mit Skeletteilen ermordeter Juden und politischer Häftlinge an deutschen Universitäten unterrichten, wenn sie auch nur einmal gefordert gewesen wären, aus der Geschichte zu lernen?

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    In der Bildungspolitik sind die Ansätze für eine kritische Auseinandersetzung eher zurückgegangen. Man streitet sich über Quantitätsprobleme. Man meint, Wichtigeres zu tun zu haben. Ich gehe hier deshalb ausführlich auf diese Zusammenhänge ein, weil ich damit aus meiner Sicht auf die wichtigste Aufgabe eines Hauses der Geschichte und auch auf die Defizite hinweisen will, die endlich aufgearbeitet werden müssen.
    Ich habe eingangs kritisch vermerkt, daß sich die Bundesregierung viel Zeit gelassen hat, um einen gesetzlichen Rahmen für diese Stiftung vorzulegen. Der Antrag wurde am 24. Juni des vergangenen Jahres eingebracht. Meine Damen und Herren, wäre die Debatte in diesem Hause darüber früher erfolgt, hätte vielleicht die Gedenkveranstaltung zur 50jährigen Wiederkehr der Reichspogromnacht eine andere Gestaltung erfahren und nicht einen so beklemmenden Verlauf genommen.
    Ich bin davon überzeugt, daß bei der Aufgabe, aus der Geschichte zu lernen, Politiker eine Vorbildfunktion einnehmen müssen. Deshalb kann es nicht darum gehen, daß wir dieses Haus der Geschichte als ein Museum einrichten, in dem schöne interessante Dinge ausgestellt sind, sondern wir müssen damit auch ein Haus schaffen, in dem sich die Bürger unserer Republik mit unserer Geschichte auseinandersetzen können.
    Ich begrüße es, daß mit dem heute zur Debatte stehenden Gesetzentwurf die viel zu lange währende gesetzlose Zeit für die Stiftung des Hauses der Geschichte ein Ende findet. Wenn auch aus unserer Sicht mit diesem Gesetzentwurf der Bundesregierung nicht alle Bedenken ausgeräumt sind, werden wir dennoch nach der Verabschiedung im Kuratorium mitarbeiten. Denn auch schon bisher hat unsere Kritik dazu beigetragen, daß nachgebessert wurde.

    (Duve [SPD]: Wir haben mitgearbeitet!)

    Wir müssen mitarbeiten mit dem Anspruch, daß aus diesem Haus kein Museum im traditionellen Sinne wird, sondern unsere Geschichte mit ihren ganzen Widersprüchlichkeiten dargestellt werden muß. Dieses Haus bietet eine Chance, die über 40 Jahre aufgeschobene, vernachlässigte Auseinandersetzung mit unserer jüngsten Geschichte, die zum Entstehen der Bundesrepublik Deutschland geführt hat, endlich zu führen und die Öffentlichkeit dazu aufzufordern.
    Ein berühmter Mensch hat einmal gesagt: Wer nicht bereit ist, aus der Geschichte zu lernen, ist dazu verurteilt, sie noch einmal zu erleben.
    Wir müssen dazu beitragen, daß das Lernen aus der Geschichte in diesem Hause möglich wird. Kein Historikerstreit kann uns von der Aufgabe entbinden, die öffentliche Auseinandersetzung in allen Kreisen unserer Bevölkerung über unser Geschichtsbild zu führen. Wenn das Haus der Geschichte dafür nicht geeignet ist, hätte es wenig Sinn, mit einer Stiftung dafür Geld zu investieren.



    Frau Odendahl
    Meine Damen und Herren, wir brauchen sicher keine Bonner Walhalla, sondern ein offenes Haus, in dem sich die Bürgerinnen und Bürger unserer Republik mit unserer Geschichte auseinandersetzen können. Wenn die Debatte heute dazu auch einen Anstoß gegeben hat, dann war sie sehr wichtig.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Waren Sie schon einmal dort? Kann man in der Walhalla nicht diskutieren?)

    — In der Walhalla wird nicht diskutiert. Ich war dort. Ich habe mich sehr erhaben gefühlt.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Kansy.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr.-Ing. Dietmar Kansy


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Der Bundeskanzler und mein Kollege Bernd Neumann haben bereits ausführlich zum Ziel und zur Konzeption des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Stellung genommen. Diese Fragen stehen natürlich, Frau Vollmer, heute und auch künftig zu Recht im Mittelpunkt unserer Auseinandersetzungen im Deutschen Bundestag. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, daß nicht auch die Kolleginnen und Kollegen im Städtebauausschuß mit dem gleichen Herzblut dieses Projekt begleiten und nicht alle Betonköpfe sind, was ich etwas zwischen Ihren Worten herausgehört habe.

    (Widerspruch der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE])

    Wenn wir aber Ziel und Konzeption als Mittelpunkt nehmen, möchte ich diese Minuten doch dazu nutzen, zu einem anderen Gesichtspunkt etwas zu sagen. Die Idee und die inhaltliche Herausforderung finden bereits unser parlamentarisches Interesse. Doch am Ende steht auch ein Bauwerk. Standort und Gestaltung sagen auf ihre Art und Weise etwas darüber aus, wie wir dieses Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland sehen. Mit dem Ausdruck „sehen" meine ich durchaus das Sehen im wahrsten Sinne des Wortes.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Zunächst noch einmal zum Standort. Natürlich ist er Bonn. Aber ist das wirklich so natürlich? Bonn ist die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland und als Bundeshauptstadt untrennbar mit ihrer Geschichte verbunden. Dennoch — das ist bereits in den Ausführungen meines Kollegen Neumann zum Ausdruck gekommen — wollen wir mit diesem Haus den unzähligen Besuchern Bonns aus dem Inland und auch aus dem Ausland, die in zunehmendem Maß nur die Bundesrepublik Deutschland kennen, nicht den Eindruck vermitteln, die Bundesrepublik Deutschland sei Deutschland und das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein Nationalmuseum.
    Der Bundeskanzler hat bereits in seiner Regierungserklärung vom Oktober 1982, in der er die Errichtung des Hauses der Geschichte ankündigte, dargelegt, daß dieses Haus, das in vielfältiger Weise Geschichte und Gegenwart der Bundesrepublik Deutschland darstellen wird, im erkennbaren Bewußtsein errichtet wird, daß die Geschichte unseres Staates, auf die wir stolz sein können, auch die Geschichte einer geteilten Nation ist.
    Deswegen, Frau Vollmer, wird parallel zu diesem Bauvorhaben in Berlin das Deutsche Historische Museum entstehen, ein Geschenk des Bundes an die deutsche Hauptstadt Berlin.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Blödsinn!)

    — Das war nicht für jeden hörbar. Der Zwischenruf der GRÜNEN zu diesem Thema lautete: „Blödsinn!". Vielleicht hört das auch der eine oder andere in Berlin.
    In diesem Museum wird die gesamte deutsche Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart dargestellt. Der Platz, den wir dafür gewählt haben, Frau Kollegin Vollmer, im Spreebogen im Zentrum Berlins,

    (Conradi [SPD]: Sie waren das!)

    ist primär nicht das Loch, an dem sich Herr Speer als Hitlers Baumeister versucht hat. Es ist eine Stelle, die über ein ganzes Jahrhundert mit der jüngeren deutschen Geschichte unmittelbar verbunden ist, wo der erste Reichstag gestanden hat, wo die erste Republik ausgerufen wurde, wo die Nationalsozialisten das Symbol dieser Republik verbrannten. Und Sie stellen sich hin und reduzieren die Bedeutung des ganzen Platzes auf Herrn Speer und würden dort am liebsten Kaninchen und Kraut sehen! Wenn das Ihre Konzeption für Berlin ist, dann sagen Sie das den Berlinern, am besten, bevor dort gewählt wird!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE] — Zuruf von der CDU/CSU: Das muß man den Berlinern sagen!)

    Zurück zum Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Der Standort ist natürlich Bonn. Aber wo in Bonn? Die Bundeshauptstadt ist als Provisorium entstanden. Viele Verfassungsorgane waren deswegen ebenfalls provisorisch und meist unzulänglich untergebracht, selbst dann noch, als man Zeit und Geld gehabt hätte, dies zu ändern. Dennoch hat sich die Bundesrepublik Deutschland in der ersten Zeit ihres Bestehens als Bauherr verständlicherweise schwergetan. Man wollte — dies ist verständlich — angesichts der Teilung des deutschen Vaterlandes den provisorischen Charakter Bonns auch in baulicher und städtebaulicher Hinsicht unterstreichen. Am 10. Mai dieses Jahres wird Bonn 40 Jahre Bundeshauptstadt sein. Herr Oberbürgermeister, im Gegensatz zu anderen Jubiläumsdaten ist dies auch völlig unumstritten.

    (Heiterkeit — Beifall bei der CDU/CSU)

    Ohne daß wir den Anspruch aufgeben, die Einheit und Freiheit ganz Deutschlands in freier Selbstbestimmung zu erreichen, wie wir es in der Präambel unseres Grundgesetzes verankert haben, wissen wir heute deutlicher als am Beginn dieser Republik und am Beginn Bonns als Bundeshauptstadt, daß wir dies als Teil des freien Europas nur durch Überwindung der Spaltung ganz Europas erreichen müssen.



    Dr.-Ing. Kansy
    Der Deutsche Bundestag, die Bundesregierung und die Bundeshauptstadt Bonn haben vor diesem Hintergrund eine Konzeption entwickelt, die auch in städtebaulicher Hinsicht — nicht monumental, aber mit der gebotenen Würde vor den Verfassungsorganen dieser Republik und in Verantwortung für unsere Bundeshauptstadt, Herr Oberbürgermeister — Zeichen setzt. Und ohne die kulturelle Vielfalt unseres föderativ verfaßten Staates zu verleugnen — ich würde sagen: im Gegenteil, sie eher unterstreichend — sollen die inländischen und ausländischen Besucher in der Bundeshauptstadt, hier in Bonn, etwas von dem geistigen und kulturellen Reichtum der ganzen Bundesrepublik Deutschland spüren können.
    Als Bauplatz — wir wissen es, aber vielleicht nicht alle, die uns zuhören — für das Haus der Geschichte wurde ein Grundstück an der Adenauerallee ausgewählt, direkt gegenüber der sogenannten künftigen Parlamentsvorzone, von unserem Bundestagspräsidenten zwischenzeitlich als „Volksgarten der Demokratie" bezeichnet. Um diesen Freiraum zwischen der heutigen Görresstraße und der Adenauerallee werden dann der Deutsche Bundestag mit seinen Nebengebäuden, der Bundesrat, das Bundeskanzleramt und das Haus der Geschichte liegen, in sehr engen räumlichen Zusammenhängen auch zur Kunst- und Ausstellungshalle, die ebenfalls vom Bund errichtet wird, und zu dem Städtischen Kunstmuseum, das, mit Unterstützung des Bundes und des Landes NordrheinWestfalen, von der Stadt Bonn errichtet wird.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Aber meine Wohnung wollt ihr abreißen! — Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Wir bekennen und bekunden als Deutscher Bundestag damit auch unsere Verantwortung für die besonderen Aufgaben und Belastungen der Stadt Bonn als Bundeshauptstadt, die wir nicht nur den Bürgern dieser Stadt aufbürden wollen. Ich bin sicher, Herr Oberbürgermeister, das wird sich auch in der Verlängerung der sogenannten Bonn-Vereinbarung ausdrücken, die ja dieses Jahr ansteht.
    Der Deutsche Bundestag selber hat ebenfalls fast ein Vierteljahrhundert gezögert, sein Provisorium in Frage zu stellen, und, wie wir wissen, 15 schmerzhafte Jahre gebraucht, seine Baulichkeiten neu zu gestalten. Wie auch das neue Kanzleramt sind die Bauten unserer Verfassungsorgane keine Prunkbauten. Dennoch haben wir uns vernünftigerweise dazu durchgerungen, sie nicht ausschließlich als Zweckbauten zu betrachten. Hier, in dieser Region, ist das Herz der Republik. Und da Bauen auch ein Ausdruck des Selbstverständnisses des Bauherrn ist, also hier, Herr Kollege Conradi,

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Herr Conradi ist überhaupt nicht zuständig — damit es hier keinen Irrtum gibt!)

    ein Teil des Selbstverständnisses der Bundesrepublik Deutschland, schaffen wir mit diesem Konzept auch einen städtebaulichen Raum, damit die Bürger dieses Landes, die Bonn besuchen, nicht nur durch entsprechende Anleitung merken, daß sie tatsächlich im Mittelpunkt der Bundesrepublik sind.
    Meine Damen und Herren, dieser Mittelpunkt wäre ohne eine kulturelle Komponente kaum erlebbar. Wir wollen dabei nicht mit Berlin oder anderen Hauptstädten konkurrieren, die gleichzeitig große Kulturmetropolen sind. Aber am Sitz von Parlament und Regierung muß einfach erkennbar sein, daß die Bundesrepublik Deutschland mehr ist als ein wirtschaftlicher und politischer Machtfaktor in Europa,

    (Beifall bei der CDU/CSU und des Abg. Conradi [SPD])

    eben auch eine Kulturnation. Deswegen im Herzen der Republik auch das Haus der Geschichte, auch die Kunst- und Ausstellungshalle, auch das Kunstmuseum!
    Das Haus der Geschichte selber — man soll sie hier nennen: nach dem Entwurf der Architekten Ingeborg und Hartmut Rüdiger in Zusammenarbeit mit der Bundesbaudirektion — soll nach Auffassung der Planer das, was hier vorhin als geistige Pluralität dieses Museums diskutiert wurde, auch als Bauwerk ausdrücken, eine Identifizierung des Besuchers, des Beschauers mit der demokratischen Geschichte dieses Staates ermöglichen, einen offenen Umgang auch in der baulichen Gestalt anregen und vor allen Dingen
    — dies gibt der Entwurf her — jede Feierlichkeit und irgendwelche monumentalen Ansprüche vermeiden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und des Abg. Conradi [SPD])

    — Vielen Dank, Herr Kollege Conradi, Mitglied des Städtebauausschusses, trotzdem qualifiziert, zu den Fragen Stellung zu nehmen.

    (Heiterkeit)

    Meine Damen und Herren, die Öffnung dieses Gebäudes in den neuen Freiraum der Parlamentsvorzone lädt die zwischenzeitlich jährlich über eine halbe Million Besucher Bonns dazu ein, Vergangenheit und Gegenwart sozusagen ineinandergewoben zu erleben. Ohne unsere historische Aufgabe für ganz Deutschland, ohne die deutsche Hauptstadt Berlin zu vergessen, sagen wir mit der Neugestaltung dieses Parlaments und Regierungsviertels und mit diesem Bau des Hauses der deutschen Geschichte auch städtebaulich ein bewußtes Ja zu unserem Staat Bundesrepublik Deutschland und seiner Hauptstadt Bonn und gestalten Bonn auch ein wenig als Visitenkarte dieses Staates.
    Das Haus der Geschichte, mit dessen Bau wir dieses Jahr beginnen und das 1993, so hoffe ich, fertiggestellt sein wird, ist ein Teil dieses Selbstverständnisses. Es wurde schon gesagt, daß es den jüngeren Menschen
    — aber um Gottes willen nicht nur denen — , die die Anfänge der Republik nicht bewußt erlebt haben, ermöglicht, die Geschichte dieses Staates zu verstehen, zu begreifen, nachzuvollziehen und auch in der Aktualität mitzuerleben. Es wird auch in der baulichen Gestaltung ein lebendiges Ausstellungs- und Informationszentrum werden, getragen von der Stiftung des öffentlichen Rechts, die wir heute debattieren. So wie das Kuratorium der Stiftung aus Vertretern des Deutschen Bundestages, der Bundesländer und der Bundesregierung besteht, zeigt auch die städtebauliche Nachbarschaft dieses Bauwerkes mit Bundestag, Bundesrat und Kanzleramt die angestrebte vertrau-



    Dr.-Ing. Kansy
    ensvolle innige Zusammenarbeit bei dem Bau des Museums.
    Meine Damen und Herren, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt nicht nur die Initiative des Bundeskanzlers 1982 zu diesem Vorhaben und dem Gesetzentwurf, denen sie zustimmen wird, sondern sie möchte an dieser Stelle auch allen, die an diesem Projekt bisher gearbeitet haben, herzlichen Dank sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)