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    6. Beckmann.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/125 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 125. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Rawe 9127 A Bestimmung des Abg. Wilz als ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Wimmer (Neuss) 9127 B Bestimmung des Abg. Pfuhl zum Mitglied des Verwaltungsrats der Deutschen Ausgleichsbank an Stelle des ausgeschiedenen Herrn Heinz Rapp 9127 B Erweiterung der Tagesordnung 9127 B Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 22. April 1988 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Simbabwe zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen, vom Vermögen und von den Gewinnen aus der Veräußerung von Vermögen (Drucksache 11/3645) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Steuerberatungsgesetzes (Drucksache 11/3915) c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Straßenbaubericht 1987 (Drucksache 11/3069) d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verbesserung des Produkthaftungsgesetzes (Drucksache 11/3718) e) Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Düsseldorf gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung (Drucksache 11/3797) f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), Stratmann, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Energiesparprogramm für den Wärmemarkt (Drucksache 11/2318) 9128 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Baugesetzbuches — Eindämmung der Spielhallenflut und sonstiger städtebaulich nicht vertretbarer Nutzungen — (Drucksache 11/3952) 9128 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Verhülsdonk, Dr.-Ing. Kansy, Dr. Hornhues, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Grünbeck, Lüder, Dr. Hitschler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verhinderung von negativen städtebaulichen Auswirkungen von Spielhallen und Änderung der umsatzsteuerlichen Behandlung von Geldspielgeräten (Drucksache 11/3999) 9128 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 Tagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" (Drucksache 11/2583) Dr. Kohl, Bundeskanzler 9129A Duve SPD 9131 D Neumann (Bremen) CDU/CSU 9135 C Frau Dr. Vollmer GRÜNE 9138 C Beckmann FDP 9141A Frau Odendahl SPD 9142 D Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 9144 A Conradi SPD 9146 A Lüder FDP 9147 C Tagesordnungspunkt 5: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 1989 der Bundesregierung (Drucksache 11/3917) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresgutachten 1988/ 89 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Drucksache 11/3478) c) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes über Finanzhilfen des Bundes nach Artikel 104 a Abs. 4 des Grundgesetzes an die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Freie Hansestadt Bremen, Freie und Hansestadt Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Saarland (Zukunftsinitiative Montanregionen — Zukunftsprogramm Küste) (Drucksachen 11/1551, 11/3647, 11/3848) d) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung über den jährlichen Bericht der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über die wirtschaftliche Lage in der Gemeinschaft und die Festlegung der wirtschaftspolitischen Leitlinien für 1989 „mehr Wachstum und Beschäftigung auf dem Weg zum Binnenmarkt" (Drucksache 11/3757) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Sofortprogramm „Arbeit, Umwelt und Investitionen" (Drucksachen 11/1552, 11/3262) Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi 9149B, 9185D Roth SPD 9152 C Wissmann CDU/CSU 9157 A Stratmann GRÜNE 9160D Dr. Graf Lambsdorff FDP 9164 D Dr. Jens SPD 9169A Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF 9171D Frau Matthäus-Maier SPD 9174 B Hinsken CDU/CSU 9177 C Kittelmann CDU/CSU 9179 D Vahlberg SPD 9181 B Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 9183 A Uldall CDU/CSU 9184 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde betr. die Situation in Afghanistan Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 9186C, 9193 B Dr. Todenhöfer CDU/CSU 9187 B Dr. Holtz SPD 9188 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 9188D Duve SPD 9189 C Höffkes CDU/CSU 9190 C Frau Luuk SPD 9191 B Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 9192 A Dr. Glotz SPD 9193 D Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 9194 D Frau Würfel FDP 9195 C Tagesordnungspunkt 6: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 26. November 1976 zum Abkommen vom 22. November 1950 über die Einfuhr von Gegenständen erzieherischen, wissenschaftlichen oder kulturellen Charakters (Drucksachen 11/2277, 11/3922) 9196B Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Einhundertfünfte Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — (Drucksachen 11/3323, 11/3936) 9196B Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Verordnung (EGKS, EWG, EURATOM) des Rates zur Durchführung des Beschlusses vom 24. Juni 1988 über das System der eigenen Mittel der Gemeinschaften (Drucksachen 11/3200 Nr. 2.3, 11/3868) 9196 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 III Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 32 08 Titel 870 01 — Inanspruchnahme aus Bürgschaften, Garantien oder sonstigen Gewährleistungen — (Drucksachen 11/3565, 11/3636 Nr. 1.5, 11/3869) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1988 bei Kapitel 10 02 Titel 656 51 — Altershilfe für Landwirte — (Drucksachen 11/3481, 11/3636 Nr. 1.3, 11/3870) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 656 03 — Zuschuß des Bundes an die knappschaftliche Rentenversicherung — (Drucksachen 11/3470, 11/3636 Nr. 1.2, 11/3871) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 06 — Leistungen des Bundes für Aufwendungen aus der Anrechnung von Zeiten der Kindererziehung — (Drucksachen 11/3564, 11/3636 Nr. 1.4, 11/3872) 9197 A Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 97 zu Petitionen (Drucksache 11/3914) 9197 A Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Nickels und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der medizinischen Versorgung für Gefangene (Drucksache 11/3243) Frau Nickels GRÜNE 9197 B Geis CDU/CSU 9199 A Dr. de With SPD 9201 B Funke FDP 9202 D Engelhard, Bundesminister BMJ 9204 A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung „Sport und Umwelt" (Drucksache 11/2134) Nelle CDU/CSU 9205 B Lambinus SPD 9207 D Baum FDP 9209B Brauer GRÜNE 9211B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 9212 C Dr. Wernitz SPD 9214 B Tagesordnungspunkt 16: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Umweltzerstörung und zum Schutz der Meeresschildkröte Caretta caretta in der Türkei im Rahmen deutscher Entwicklungszusammenarbeit (Drucksache 11/2657) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Schanz, Bindig, Frau Blunck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Einrichtung eines Nationalparks und ökologisch verträgliche Entwicklung im Dalyan-Delta (Drucksache 11/3452) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Frau Eid, Frau Hensel, Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ökologisch verträgliche Tourismusentwicklung u. a. im Dalyan-Delta und Einrichtung eines Nationalparks (Drucksache 11/3454) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Brauer, Frau Hensel, Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Finanzielle Beteiligung des Bundes an dem naturzerstörenden Hotelbauprojekt im Dalyan-Delta (Türkei) zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Dr. Hartenstein, Frau Blunck, Hiller (Lübeck), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Finanzmittel der DEG zum Bau eines Touristik-Hotels in Dalyan (Türkei) (Drucksachen 11/1666, 11/1872, 11/2352) Dr. Pohlmeier CDU/CSU 9216B Schanz SPD 9217 D Frau Folz-Steinacker FDP 9219A Frau Hensel GRÜNE 9221A Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ 9222 D Tagesordnungspunkt 17: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung einge- IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 brachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 18. Oktober 1969 zur Errichtung der Karibischen Entwicklungsbank (Drucksachen 11/3140, 11/3953, 11/3954) Schreiber CDU/CSU 9224 D Dr. Holtz SPD 9226 A Frau Folz-Steinacker FDP 9227 D Volmer GRÜNE 9228 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ 9229 A Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie des Rates vom 27. Juni 1985 über die Umweltverträglichkeitsprüfung bei bestimmten öffentlichen und privaten Projekten (85/337/EWG) (Drucksache 11/3919) Dörflinger CDU/CSU 9230 B Schäfer (Offenburg) SPD 9232 B Baum FDP 9234 B Brauer GRÜNE 9236 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU 9237 B Frau Dr. Hartenstein SPD 9239 B Tagesordnungspunkt 19: Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Düsseldorf), Frau Adler, Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Maßnahmen zur Verringerung der Umweltbelastung durch Asbest (Drucksache 11/2642) Müller (Düsseldorf) SPD 9241 C Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 9243 B Frau Garbe GRÜNE 9244 A Frau Dr. Segall FDP 9245 A Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 9246 A Tagesordnungspunkt 20: a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen (Eisenbahnkreuzungsgesetz) (Drucksachen 11/2387, 11/3633) b) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundesbahngesetzes (Drucksache 11/3e0) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Frau Rock und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verstoß gegen § 5 Bundesbahngesetz durch den Deutschen Bundestag (Drucksache 11/3648) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausbau der Bundesbahnstrecke München—MühldorfFreilassing (Drucksache 11/3973) Bohlsen CDU/CSU 9248 A Dr. Niese SPD 9249 C Kohn FDP 9250 D Weiss (München) GRÜNE 9251 D Jung (Limburg) CDU/CSU 9253 A Kretkowski SPD 9255 C Nächste Sitzung 9256 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 9257 A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 125. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Februar 1989 9127 125. Sitzung Bonn, den 16. Februar 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 17. 2. Austermann 16. 2. Bauer 16. 2. Bindig 17. 2. Dr. von Billow 16. 2. Egert 17. 2. Eylmann 16. 2. Frau Flinner 16. 2. Gallus 17. 2. Glos 16. 2. Dr. Haack 17. 2. Dr. Hauchler 17. 2. Dr. Hauff 17. 2. Frhr. Heereman von Zuydtwyck 17. 2. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Heimann 17. 2. Jaunich 17. 2. Frau Karwatzki 17. 2. Klose 16. 2. Dr. Kreile 16. 2. Dr.-Ing. Laermann 17. 2. Maaß 17. 2. Dr. Mitzscherling 17. 2. Möllemann 17. 2. Pfuhl 16. 2. Poß 16. 2. Reuschenbach 17. 2. Frhr. von Schorlemer 16. 2. Verheugen 17. 2. Voigt (Frankfurt) ** 16. 2. Dr. Warnke 16. 2. Weisskirchen (Wiesloch) 17. 2. Wetzel 17. 2. Frau Dr. Wisniewski 16. 2. Würtz 17. 2. Zierer * 17. 2. Dr. Zimmermann 17. 2.
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    Rede von Dr. Antje Vollmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lange, sehr lange hat es gedauert, bis das Parlament nun endlich über die Projekte und einen reellen Gesetzentwurf über den Plan, ein Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zu bauen, um Debatte gebeten wird. In diesem späten Zeitpunkt steckt selbst ein Stückchen Geschichtsverständnis, ebenso wie in der Frage, die wir auch zu entscheiden haben, ob es hier nur um ein Gebäude geht und sich deswegen der Bauausschuß damit beschäftigen muß oder ob es mit diesem Haus der Geschichte um ein Stück Einfluß auf die Politik im Innern unseres Landes, um ein Stück Sinnstiftung geht, und dann gehört es natürlich in den Innenausschuß.
    Nachdem die Bundesrepublik viele Fakten gesetzt hat, sachverständige Gremien, Beiräte und nicht zuletzt ein Kuratorium eingesetzt hat, haben wir hier heute die Möglichkeit, die weitgehend fertigen Pläne und Konzepte noch einmal zur Kenntnis zu nehmen. Das ist konzeptionell fürsorgliche Belagerung von oben. Der staatlich und fachmännisch verordnete Sinn tröpfelt sozusagen von oben auf das Volk und auf das Parlament herab.
    Ich beginne mit einem Zitat:
    Unsere Aufgabe ist nicht einfach. Freilich, die Opposition hat die Wende immer unterschätzt. Das zeigt nur, daß sie noch nie verstanden hat, was man politisch mit Kultur machen kann. Und solange sie am Ruder war, hat sie dieses Gebiet ja auch brachliegen lassen. Nun haben unsere Vordenker (im Konrad-Adenauer-Haus) sich da ein Projekt ausgedacht, das auf den ersten Blick einleuchtet. Sie sind nämlich wirklich ein Stück weitergekommen, weiter zurück. Sie sagen nicht mehr, wer über die Jugend, sondern wer über die Vergangenheit verfüge, habe die Zukunft. Wäre ja auch wirklich einfacher, wenn wir nicht mehr die gegenwärtigen Probleme lösen, sondern nur noch die Vergangenheit ändern müßten, um die Zukunft bestimmen zu können. Der Gedanke ist von altfränkischer Genialität. In unserem Fall ist das Problem nur, daß wir ja früher gesagt haben, wir sollten eher vorne Witterung zeigen, dann würden wir unseren nationalen Rattenschwanz schon los.
    — Das war sozusagen das Ethos der Wirtschaftswundergeneration und ihre Überlebensstrategie. —
    Wie kriegen wir ihn jetzt wieder dran? Und wie können wir ihn frisieren, damit er auch paßt?
    An sich war es ja auch eine schöne Geste, fast cäsarisch, als sich der Kanzler aus dem Reichstag lehnte, den Arm ausstreckte, wie einst Wilhelm II. den Daumen, und auf das Nichts deutete, wo einst die Kroll-Oper stand, und bedeutete, da



    Frau Dr. Vollmer
    müsse es hin, das neue Museum für Deutsche Geschichte. Endlich sollten wir auch eins kriegen, wie andere Nationen auch.
    — Sozusagen ein Centre Pompidou. —
    War natürlich Kohl, hat aber keiner gemerkt. Denn welche europäische Nation hat schon ein Museum, wo ihr ihre Geschichte erzählt wird? Die haben doch ihre Geschichte.
    — Und die erzählen sie sich nicht im Museum. —

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Und Sie haben Ihre Geschichten!)

    Und die haben richtige Museen und Galerien, keine Legendenschreine wie im Osten.
    Dieses Zitat, diese Charakteristik des Museumsbaus verdanke ich dem Historiker Lutz Niethammer, von dem ich so viel gelernt habe, daß ich ihn ihm Lauf dieser Rede noch mehrfach zitieren möchte.
    Dabei ist der Gedanke vielleicht gar nicht so dumm, daß unser Mangel an Tradition, dieses merkwürdig Brüchige in unserer deutschen Identität uns eher mit denen verbindet, die sich eine solche Tradition erst fabrizieren müssen, und daß wir deswegen ein bißchen behutsamer und nicht ganz so plattfüßig durch die Weltgeschichte latschen.
    Unsere Vordenker haben die Diskussion über den postmateriellen Wertwandel genau angesehen:
    — sagt Lutz Niethammer —
    Mit kleiner Münze ist kein Staat mehr zu machen, es wird großer Sinn gesucht — ab geht die Post zu den Müttern. Das ist nicht nur beunruhigend, weil ja niemand weiß, wo die sind und wohin sie weisen.
    Das ist auch beunruhigend, weil es eigentlich ganz unnötig erscheint, auch im Sinne der Konservativen. Vielleicht, so sage ich mal, hätte man das Ganze auch lassen können, weil es ja eine Tatsache ist, daß die Bundesrepublik doch längst ihren verschwiegenen Sinn hatte. Wir
    waren doch längst auf dem besten Weg, eine Nation zu werden, und zwar ganz ohne die alten Zöpfe von wegen Kulturnation oder Staatsnation: einfach so, weil es den Westdeutschen gut ging, und besser als den meisten anderen. Und weil sie Distanz von ihrer Geschichte gewonnen hatten.
    Man rührt also — Fluch der bösen Tat — an eine gefährliche Normalität bei dem, was Sie da tun, wenn das, zu dem eine solche Distanz schon besteht, nun mit staatlicher Autorität einer einheitlichen Deutung nahegebracht werden soll. So von nahem betrachtet fallen natürlich die Lücken ganz besonders auf, so vor allen Dingen diese garstig große Lücke, die nur mit zwei kleinen Sonderausstellungen ausgefüllt werden soll, die zwischen dem Berliner Museum, das im wesentlichen im Jahre 1933 endet, und dem Bonner Museum, das im Jahre 1949 beginnt, sozusagen im Niemandsland auf der grünen Wiese liegt.

    (Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP]: Das wollen wir nicht hoffen! — Duve [SPD]: Wir müssen ein drittes Museum in Helmstedt machen! — Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Das ist Ihr Verständnis dieser Republik! — Frau Präsidentin, geben Sie ihr noch fünf Minuten! — Dr. Möller [CDU/CSU]: Sie sagen die Unwahrheit!)

    Sie treten aus diesem Berliner Museum heraus und denken: Da war doch was. Wo ist das, was da gewesen ist, denn eigentlich hin? Wo ist ein Loch, das groß genug wäre, um diese Lücke verschwinden zu lassen?
    Geschichte als Ganzes sollte gedeutet werden, hatte der Bundeskanzler gesagt, und Sie haben auf diese zwei Sonderausstellungen hingewiesen. Ich glaube allerdings, daß dieses Riesenloch an Sinnlosigkeit mit solchen Floskeln nicht zu füllen ist. Diese Lücke gibt auch so ihren geheimen Sinn frei, vergleicht man sie nämlich mit den Konzepten, die für die anderen Teile vorgesehen sind. Sie folgen alle, insbesondere das Bonner Museum, dem geheimen Lehrplan, zu sagen: So wie es war, war es sehr gut, und gut war es eben deswegen, weil wir wieder wer sind.
    Das ist ein eigenartiges Verständnis von Geschichte. Dieses Verständnis von Geschichte ist letztlich glücksbesessen und deterministisch. Daß die Geschichte aus lauter Knotenpunkten besteht, wo historische Entscheidungen gefällt werden, die auch mit Schuld gegenüber den nicht ergriffenen Möglichkeiten zu tun haben, daß es historische Weggabelungen gibt, die wie verzweigte Flußarme aussehen, das alles wird zu einem breiten, sozusagen betonierten historischen Fluß begradigt: So wie es war, war es gut.
    Daß etwas hätte anders werden können, daß andere, ebenso spannende Entwicklungen möglich gewesen sind — bei anderen politischen Entscheidungen — , das darf nicht diskutiert werden. So zwingen einen auch die vorliegenden Pläne, nur in eine Richtung zu denken und zu gehen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich erinnere hier nur an die deutschlandpolitisch hochbrisante Situation nach der Stalin-Note Anfang der 50er Jahre, als sehr wohl eine die folgenden Jahrzehnte bestimmende Grundentscheidung gegen die Wiedervereinigung in einem möglicherweise neutralen Deutschland zu gunsten der Westintegration gefällt wurde. Gilt es da nicht nachträglich etwas zu reflektieren?
    Ich erinnere auch an das andere Beispiel, das höchst problematische Beispiel aus den Museumsplänen, mit dem Sie die Geschichte der Studentenbewegung und der Aufbruchphase in den 60er und 70er Jahren mit brutaler Konsequenz im Terrorismus enden lassen wollen, als habe es als Ergebnis dieser Studentenbewegung keine Schulreform, keine Bildungsreform, keine ökologische Bewegung, keine Friedensbewegung, keine Frauenbewegung gegeben. Was soll ein solcher Aufriß sinnlich-rational vermitteln? Der Raum der Studentenbewegung soll also einer sein, den man mit Horror und Schrecken verläßt, um wieder in die Räume zu kommen, wo „man sich wohlfühlt", und zwar gemäß den Gesetzen einer affirmativen Ideologie.



    Frau Dr. Vollmer
    Nun hat zwar auch Herr Professor Schäfer verschiedentlich bescheiden darauf hingewiesen, daß in seiner Planung durchaus der Charakter des Notbehelfs, des Provisoriums vorgesehen sei. Mich persönlich hat gerade dieser provisorische Charakter überzeugt. Ich weiß nicht, ob Ihnen die kulturelle Bedeutung sogenannter Provisorien bewußt ist. Die spannendsten Theater-, Konzert- und Filmaufführungen nach dem Krieg fanden und finden teilweise immer noch in sogenannten Provisorien statt. Ich glaube, auch die spannendsten Parlamentsdebatten fanden eher in dem Provisorium des alten Bundestages statt.

    (Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP]: Da ist viel Wahres dran! — Zuruf von der SPD: Wir sind ja auch in einem Provisorium!)

    Der Vergleich mit den Aufführungen in den nachfolgenden repräsentativen Neubauten fällt für die letztere so nicht unbedingt gut aus. Die berühmte Dialektik von Form und Inhalt läßt sich auch im geplanten Haus der Geschichte nicht einfach wegmogeln. Niethammer sagt:
    Irgendwie sitzt der ideologische Zuschnitt in unserem Fall nicht richtig. Der Verschub auf die nationale Ebene trifft nicht
    — bei den Deutschen jedenfalls nicht —
    auf Selbstverständlichkeit und Stolz. Die Westdeutschen — sagen unsere Demoskopen — sind das Schlußlicht in der internationalen Hitliste des Nationalstolzes (vorne sind die Luxemburger, noch vor unseren amerikanischen Freunden).
    — Die das auch prächtig können. —
    Und ist man erst einmal auf der Ebene der Nation, dann gibt es noch ganz andere Tretminen .. . Immer haben sich zwei Fünftel der Westdeutschen zum Neutralismus bekannt, diese Drückeberger.
    Auch haben wir ja in der letzten Zeit diese fatale Erfahrung gemacht, daß der Rückbezug auf das Nationale, wobei ja jene Zeit, die in den beiden Museumsneubauten, wie gesagt, so wenig vorkommt, ja auch nicht ganz und gar zu vermeiden ist, immer eigenartige Querschläge erzeugt, in Bitburg z. B., neulich hier im Bundestag z. B.
    Wie soll man da in Ruhe eine neue nationale Tradition aufbauen ... Was wir brauchen, ist Ruhe an der Heimatfront. Jedenfalls, wenn ich eines gelernt habe, ... die nationale Ebene ist ein Minenfeld, da ist schlecht ackern.
    Was Herr Kohl versucht, „ist die Quadratur des Zirkels". Er hat sich folgendes als Aufgabe gestellt: Wir wollen die Wertprobleme des Westens auf die nationale Ebene herunterziehen und mit Rückenwind aus der Vergangenheit ideologisch kompensieren. Wie man es dreht und wendet, es gelingt sehr schlecht, ein Museum wächst eben nicht in der flachen Hand eines politischen Zauberlehrlings.
    Da bieten sich dann die Historiker als Sinnberater an. Es geht um die Kontinuitätskonstruktion, die Tradition aus der Retorte. Wenn die gerade Linie, wie wir gesehen haben, nicht so einfach zu ziehen ist, bietet sich ja das Baukastensystem an: So ist der Plan des Museums. Geschachtelt, wie die Pläne aussehen, fällt
    dann vielleicht nicht auf, wenn hier und da ein Baustein fehlt.
    Das hat nun aber doch die SPD gemerkt. An dieser Stelle fängt sie mit dem Diskurs an und sagt: Da muß doch mehr Arbeiterbewegung rein. Und die FDP sagt: Auch die großen Liberalen fehlen. — Aber gerne, machen wir, sagt das Bauministerium. Kriegen die noch ein paar Quadratmeter Flachware für die Gewerkschaften und die großen Einzelpersönlichkeiten. Auch für die GRÜNEN ist noch die eine oder andere Ecke zu besetzen. — Das scheint wie eine neue Unübersichtlichkeit. Es wird auch keiner vergrätzt. Aber das, was suggeriert werden soll, das, was gefunden werden soll, das gibt es eben nicht. Es ist dieses unaussprechliche Ding, das die Deutschen nun einfach nicht haben wollen.
    Gehen wir einmal kurz zurück nach Berlin, zu jener Stelle, wo wir Helmut Kohl, an einem Fenster des Reichstagsgebäudes sinnend lehnend verlassen haben. Er hat gemerkt: Das Reichstagsgebäude stand dort etwas einsam und leer, und er hat ihm die Gesellschaft eines anderen historischen Gebäudes gewünscht. Es haben auch schon andere empfunden, daß es da eine Leere gab. Da haben die Historiker auch etwas gefunden. Genau hier, dem vergangenen Reichstag vis-à-vis und neben der großdeutschen Halle des Volkes, genau hier an dieser Stelle zufällig sollte einst das deutsche Weltreich sein Zentrum haben. Dort sollte das Führer-Palais stehen. Dazu ist es nicht gekommen, und natürlich kann kein Platz der Welt etwas für die Phantasien, die über ihn ausgegossen werden.
    Helmut Kohl hat das wohl auch nicht wissen können. Es hat ihm wohl auch keiner gesagt. Ich zitiere noch einmal Lutz Niethammer:

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Der hätte besser selber hier gesprochen!)

    Vielleicht war's ja nicht nur Nachkriegsarmut und Wiedervereinigungsanspruch, sondern auch ein Quentchen Einsicht und Trauer, daß die Zeitgenossen das für Hitlers Zentrum ausgehobene Riesenloch am Königsplatz nach dem Krieg einfach zuschütten und das Gebäude verkommen ließen. Will sagen: daß sie pathetisch diesen Ort unpathetischen Nutzungen überließen: dem Gesträuch, den Kindern, den Fußballspielern, nachdem die Gemüsefelder der Blockadezeit abgeräumt waren.
    Aber selbst das, dieser vielleicht einzig sinnstiftende Gebrauch eines Platzes, dessen GebäudePhantasien zum Glück und symbolisch nie fertig wurden, selbst der ist dann irgendwann vergessen worden in den letzten 40 Jahren. Warum wohl? Ich glaube, es ist uns eben so passiert . . .

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD — Dr. Ing. Kansy [CDU/CSU]: Hoffentlich haben die Berliner gut zugehört! — Kalisch [CDU/CSU]: Selten so einen Blödsinn gehört!)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Beckmann.




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus Beckmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen, meine Herren! In den vergangenen Jahren ist häufig über die Errichtung des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland nachgedacht und diskutiert worden. Ich glaube, es gibt nicht allzu oft Projekte, die mit derartiger Sorgfalt und Besonnenheit, aber auch leidenschaftlicher Auseinandersetzung in der Sache wie gerade dieses beispielhafte Vorhaben beraten werden.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Die FDP-Fraktion begrüßt ausdrücklich, daß mit dem nun vorliegenden Gesetzentwurf die Debatte aus der vergangenen Legislaturperiode aufgegriffen und die parlamentarische Verantwortung für die Vermittlung der Geschichte unserer Demokratie durch dieses Haus neuerlich augenfällig wird. Mir scheint, daß bereits der politische Meinungsaustausch zwischen den Abgeordneten, daß die fachliche Auseinandersetzung innerhalb der Historikerzunft als Hinweis für die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges gelten können. Um so mehr gilt dies für das unverkennbare Interesse der Öffentlichkeit an dieser Debatte. Wir können feststellen, daß schon unser Ringen um ein zeitgeschichtliches Museum, in dem Zeugnisse unserer jüngsten Geschichte gesammelt und lebendig vermittelt werden, die Beschäftigung mit Werden und Entwicklung unserer parlamentarischen Demokratie befruchtet und beflügelt.
    Aus meiner Sicht sollte man es daher keineswegs negativ bewerten, daß seit der Ankündigung in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers vom 13. Oktober 1982 reichlich viel Zeit vergangen ist, bis nunmehr auch die gesetzliche Fundierung der Stiftung für dieses Projekt, von den bisherigen haushaltspolitischen Entscheidungen des Parlaments einmal abgesehen, in Reichweite gelangt ist; denn diese Zeit — und das Kompliment gebührt allen Beteiligten — ist gut genutzt worden.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: So ist es!)

    Die Vorarbeiten an der Konzeption schreiten zügig voran. Erste öffentlichkeitswirksame Aktivitäten wie etwa die bisherigen Ausstellungen stoßen auf eine erfreuliche Aufnahmebereitschaft. Der Kollege Neumann hat dies eben schon ausgeführt. Kuratorium, Wissenschaftlicher Beirat und Arbeitskreise gesellschaftlicher Gruppen versehen seit langem kompetent und diskussionsfreudig ihre Arbeit im Rahmen der noch unselbständigen Stiftung. Die Qualität dieser praktischen Bemühungen und Erfolge hat manchen voreilig geäußerten Bedenken bereits den Boden entzogen.
    Die seit 1982 geleistete Aufbauarbeit wie auch der Wunsch nach Kontinuität sprechen im übrigen auch dafür, an der bisherigen Federführung beim Bundesbauminister nichts zu ändern.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Ich möchte ihm ausdrücklich für sein persönliches Engagement in dieser Sache danken.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir können heute feststellen: Dieses Projekt Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland hat an Akzeptanz und an
    Selbstverständlichkeit gewonnen. Dabei soll aber auch nicht vergessen werden, wie sehr das Vorhaben der Bundesregierung gelegentlich mit heftiger Ablehnung, mit Mißtrauen überschüttet wurde, vor allem, aber nicht nur aus den Reihen der parlamentarischen Opposition. Jedoch der entscheidende Vorwurf, das geplante Haus der Geschichte könne etwa ein einseitiges, sozusagen national-konservatives Geschichtsbild regierungsamtlich ins Bild setzen, war von vornherein unbegründet,

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    aus der eigenen Geschichtsauffassung der Kritiker vielleicht verständlich, freilich doch unbegründet. Das muß hier festgestellt werden.

    (Duve [SPD]: Die Kritik war aber nötig, um diesen Zustand zu erreichen!)

    Von Anfang an haben die Freien Demokraten deutlich gemacht, Herr Kollege Duve, an welchen Orientierungspunkten sich die Arbeit der Stiftung ausrichten muß, um ihrem Zweck gerecht zu werden, nämlich die Entstehung und Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland einschließlich ihrer Voraussetzungen auf wissenschaftlicher Grundlage repräsentativ darzustellen und einer breiten Öffentlichkeit durch Sammlung, Dokumentation, ständige Ausstellung, Sonderausstellungen und Informationen zu veranschaulichen.
    Diese Grundpfeiler sahen und sehen aus liberalem Verständnis wie folgt aus: Erstens größtmögliche Objektivität und Repräsentativität in der Darstellung historischer Fakten, zweitens Pluralität und überfachliche Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Ansätze, Methoden und Richtungen, drittens Offenheit des Geschichtsbildes für breite, auch kontroverse Diskussion und Meinungsbildung und — nicht zuletzt — viertens eine Stiftungsstruktur mit flexiblen und sorgfältigen Beratungsabläufen einerseits, auf der anderen Seite aber auch klaren und durchschaubaren Entscheidungskompetenzen.
    Meine Damen und Herren, ich glaube, der vorliegende Gesetzentwurf trägt diesen Gesichtspunkten ausgewogen und überlegt Rechnung. Überparteilichkeit der Gremienzusammensetzung sowie der fachwissenschaftliche Ruf von Gutachtern, Gründungsdirektorium, Sachverständigen und heutigem Direktor sind — lassen Sie mich das ohne Einschränkung konstatieren — über jeden vernünftigen Zweifel erhaben. Selbst der interessierte historische Laie vermag unschwer zu erkennen, daß die namhaften Wissenschaftler, die zur Mitwirkung gewonnen wurden, ein breites Spektrum unterschiedlicher Auffassungen repräsentieren und zu den Spitzenvertretern ihres jeweiligen Faches zählen. Selbst ausgesprochene Kritiker einer sogenannten Nationalgeschichtsschreibung haben — übrigens vom Start weg — ihr Wissen und Können an ausschlaggebender Stelle eingebracht und dies dankenswerterweise auch für die zukünftige Arbeit zugesagt. Das müßte, wie ich meine, manchen Skeptiker zur Überprüfung seiner Haltung anregen.

    (Duve [SPD]: Skepsis ist ein Teil der Qualität!)




    Beckmann
    Die Schaffung organisatorischer Voraussetzungen und deren personelle Umsetzung haben dafür gesorgt, daß in der praktischen Arbeit die Forderung meiner Fraktion nicht außer acht bleibt, wie ich sie bereits im Dezember 1986 vor diesem Hause vertreten habe, nämlich kein verbindliches Geschichtsbild zu vermitteln. So entbehren denn auch Spekulationen über eine amtlich verordnete Geschichtsauffassung, durch die anderen die eigene Sicht und Deutung unserer Zeitgeschichte aufgedrängt würde, schlicht der Realität. Niemand sollte heute noch leichtfertig diesem hinfälligen und bei dem derzeitigen Stand der Diskussion und Erkenntnismöglichkeit vielleicht auch böswilligen Verdacht anhängen, sofern er nicht selber, Frau Kollegin Vollmer, die Besorgnis nähren möchte, seinerseits das eigene, vorgefertigte Urteil über unseren geschichtlichen Weg verabsolutieren zu wollen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir sehen allenthalben, wie das Interesse an der Geschichte, an einer Aufarbeitung unserer jüngsten Geschichte zunimmt. Das wissen wir nicht erst seit dem Historikerstreit, der zeitlich mit den Erörterungen um das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zusammenfiel und der ja nicht zufällig unter lebhaftester Anteilnahme der Öffentlichkeit ausgetragen wurde. Ich finde, es ist gut, daß es überhaupt zu einer solchen Kontroverse kommen konnte.

    (Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP]: Sehr wahr!)

    Es ist auch gut, daß die zunächst extremen Positionen dieses Disputs, der sich zeitweilig in wechselseitigen Anschuldigungen apologetischer Sinnstiftung bzw. ideologiefixierter Vergangenheitsbewältigung zuspitzte und zu verrennen drohte, mittlerweile in eine fruchtbare und vorausweisende Debatte eingemündet sind, aus der wir alle Nutzen und Einsicht ziehen können.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Das hat der Herr Duve immer noch nicht erkannt!)

    Dabei, meine Damen und Herren, mangelt es uns auch nicht an der Erkenntnis, mit welcher großen Verantwortung wir Politiker, wir politisch denkende und handelnde Menschen mit eigener Meinung zu den Geschehnissen unserer Zeit an die heiklen Aufgaben heran müssen, den Verlust der Geschichte, wie Alfred Heuß es treffend charakterisiert hat, den Verlust unserer jüngsten Geschichte überwinden zu helfen. Wir stehen in der Pflicht, besonders den jungen Menschen Möglichkeiten zu schaffen, ihren Blick auf die zurückliegenden Jahrzehnte zu schärfen, die ihrem eigenen Erleben entzogen waren, und sich gegebenenfalls erstmals einen Begriff von der historischen Wende unserer nächsten Vergangenheit — ich meine die Zerschlagung der Diktatur und Begründung der freiheitlichen Demokratie — zu machen. Uns ist heute bewußt, daß die zeitweilige Vernachlässigung der Vermittlung historischen Wissens in den schulischen Lehrplänen ein Irrweg war.

    (Beifall der Abg. Lüder [FDP] und Duve [SPD])

    Der Nachholbedarf ist beträchtlich. Wir müssen uns
    dies nicht zuletzt durch die nach wie vor virulente
    Verführungskraft nationalistischer, extremistischer und demokratiefeindlicher Parolen schmerzhaft vor Augen führen lassen.
    Mit der Entstehung des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wollen wir als Gesetzgeber einen wirksamen Schritt tun, unserer Verpflichtung als Demokraten nachzukommen, auch unsere Zeitgeschichte vor allem der Jugend, aber natürlich auch den jährlich über 400 000 Besuchern der Bundeshauptstadt, viele darunter aus dem Ausland, in der ungeschmälerten Pluralität zu veranschaulichen, die der Offenheit und Freiheitlichkeit unseres Staatswesens entspricht.
    Meine Damen und Herren, wir wären schöne Parlamentarier und Demokraten,

    (Duve [SPD]: Auf die Schönheit kommt es nicht an!)

    wenn wir es törichterweise der DDR überließen, sich allein und mit gehörigem Aufwand um die Pflege unserer deutschen Vergangenheit zu bemühen und ihrer marxistischen Geschichtsauffassung einen Monopolanspruch zu verschaffen. Die Demokratie darf sich ihrer Selbstvergewisserung und historischen Selbstdarstellung nicht entziehen. Mit dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wollen wir auch dazu beitragen, dem Geschichtsverständnis und der Festigung von Freiheit und Demokratie in Deutschland einen Orientierungspunkt zu geben.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Duve [SPD])