Rede von
Klaus
Daweke
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Da sie zum gleichen Thema ist, nicht, Frau Präsident; denn ich will weiterkommen.
Parallel zu dieser Entwicklung hat sich die finanzielle Ausstattung der Fachhochschulen in der Bundesrepublik systematisch verbessert. Die Fachhochschulen bekommen aus dem Hochschulbauförderungstitel des Bundes Unterstützung. Sie sind von der Deutschen Forschungsgemeinschaft anerkannt. Ich will allerdings gleich kritisch hinzufügen, daß mir manchmal der Dünkel, den die SPD gegen diese Art von Bildung hat,
auch durchzuschlagen scheint bei manchen, die die Projekte von Fachhochschulen in der Deutschen Forschungsgemeinschaft prüfen müssen. Es ist richtig, daß angewandte Forschung und Grundlagenforschung etwas Unterschiedliches sind. Aber beides ist nach unserem Verständnis Forschung.
Ich möchte von dieser Stelle die Damen und Herren in diesem Gremium bitten, sich vielleicht einmal in die vom Gesetzgeber gewollte Richtung zu bewegen.
Ich meine, in diesem Zusammenhang müßte man auch darauf hinweisen, daß bei unseren Überlegungen für das Überlastprogramm des nächsten Jahres die Fachhochschulen selbstverständlich eine große Rolle spielen werden. Aber auch hier darf ich vielleicht einmal folgendes einfordern.
— Wir denken — das wissen Sie doch — an 150 Millionen DM für das nächste Jahr. Davon sollen die Fachhochschulen einen Anteil von mindestens 20, 25% erhalten. Das ist unsere Vorstellung. Das darf ich hier vielleicht einmal sagen, ohne daß Sie gleich zu irgendwelchen Zaubertricks greifen, um das Plenum lahmzulegen.
Ich will in dem Zusammenhang nur noch gerne darauf hinweisen — weil Sie sich, Herr Kuhlwein, eben auch aufgeplustert haben —:
Wenn Sie das Überlastprogramm voranbringen wollen, wäre es vielleicht ganz nützlich, daß einmal etwas passiert, was jetzt von Herrn Wallmann und Herrn Gerhardt in Hessen auf den Weg gebracht worden ist, daß nämlich ein konkretes Angebot eines SPD-regierten Bundeslandes auf den Tisch gelegt wird — am besten suchen Sie sich ein Land aus, das Sie noch nicht so lange regieren; sonst werden die betreffenden Länder alle möglichen Gründe vorbringen können, weshalb sie mit ihren Vorschlägen so spät gekommen sind —, damit man sieht, wie denn SPD-regierte Länder dieses Überlastprogramm des Bundes flankieren wollen.
Was zur Zeit in meinem Bundesland stattfindet — ich meine Nordrhein-Westfalen —, ist etwas ganz anderes. Dort sammelt Frau Brunn zur Zeit alle möglichen Stellen ein, die sie sich dann über einen Umweg vom Bund wieder holen will. Ich finde, das ist eine ganz miese Methode, diesem Problem gerecht zu werden.
Ich möchte gerne noch fünf Punkte nennen, die sich auf die Zukunft der Fachhochschulen beziehen. Aus meiner Sicht läuft alles auf die Frage hinaus, ob es gelingen wird, das eigene Profil der Fachhochschulen zu erhalten. Dazu möchte ich — ich mache das in Frageform — eben diese fünf Punkte noch kurz vortragen.
Das eine ist: Wie kann man den Praxisbezug auch in Zukunft erhalten? Ich habe vorhin schon darauf hingewiesen: Wir haben jetzt einen hohen Anteil von Studenten an Fachhochschulen, die Abiturienten sind. Wenn 40 oder 50% Abiturienten in den traditionellen Studiengängen der Fachhochschulen sitzen, verändert das die Zusammensetzung so, daß man sich fragen muß, wie dann Praxisbezug in der täglichen Lehre auch tatsächlich stattfinden kann.
Das zweite, was ich in diesem Zusammenhang erwähnen will, ist eine interessante Entwicklung, die ich mir kürzlich in Bayern selbst ansehen konnte. Das bayerische Kultusministerium sagt — wie ich finde, in konsequenter Anwendung des Prinzips Gleichwertigkeit von beruflicher Bildung und anderer Bildung, allgemeiner Bildung — : Wir müssen überlegen, ob wir nicht für diejenigen, die im Bereich der Wirtschaft eine Meisterprüfung gemacht haben, die Zulassung zu Fachhochschulen ermöglichen sollten.
Ich finde, das ist eine zu Ende gedachte Überlegung,
wenn man tatsächlich von Gleichwertigkeit ausgeht.
Das dritte, was ich sagen will, ist: Wenn Sie den Praxisbezug an den Fachhochschulen aufrechterhalten wollen, müssen Sie dafür sorgen, daß es den Fachhochschulen zukünftig gelingt — das ist eine Aufgabe, über die in den Ländern diskutiert werden muß — , auch aus der Wirtschaft gute Leute für die Lehre zu bekommen. In diesem Zusammenhang ist tatsächlich die Frage sehr wichtig, was denn mit den C-3-Professorenstellen wird. Es stellt sich hier die Frage: Wie können wir auch attraktive Aufstiegschancen schaffen?
— Ich habe keine Zeit mehr, Herr Wetzel.
Als zweiten Punkt möchte ich im Zusammenhang mit der Erhaltung des eigenen Profils folgendes nennen: Ich bin im Gegensatz zu Herrn Kuhlwein der Meinung, daß man die kurzen Studienzeiten an den Fachhochschulen erhalten muß.
Sie haben eben von der Verlängerung der Studienzeit geredet. Dann würde in der Tat eines der attraktivsten Merkmale von Fachhochschulen verlorengehen.
8228 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988
Daweke
— Drei plus eins oder drei; mir ist beides recht. — Ich finde, einer so undifferenzierten Propagierung der Verlängerung von Studienzeiten dürfen Sie wirklich nicht das Wort reden. Auch vor dem Hintergrund Europa nehmen Sie uns damit einen ganz wichtigen Vorteil weg.
Drittens — ich habe es schon gesagt — : Ich bin der Meinung, daß auch die angewandte Forschung an den Fachhochschulen ihren Platz hat; wir alle haben das im Hochschulrahmengesetz gewollt. Aber ich sage noch einmal: Dann bitte ich in diesem Zusammenhang doch auch die DFG, vielleicht einmal ihr Gutachterwesen zu überprüfen, auch die große Bürokratie, die mit diesen Gutachten verbunden ist.
Als vierten Punkt möchte ich nennen: Ich finde, wir müssen die Fachhochschulen — ich gebe zu, das haben wir gemeinsam angefangen — mehr in die Tätigkeit im Ausland einbeziehen. Da sind erste Anfänge zu verzeichnen. Wir haben damals alle gemeinsam dafür gesorgt, daß Fachhochschüler auch FulbrightStipendiaten in den USA werden können; der DAAD hat entsprechende Programme — ein wichtiger Punkt, gerade vor dem Hintergrund Europas.
Das fünfte ist: Ich glaube, daß die Förderungswerke — ich selbst sitze im Kuratorium von Villigst, bei der evangelischen Kirche — sich mit der Einbeziehung von Absolventen von Fachhochschulen nicht so schwertun müssen.
Es gibt, glaube ich, von den großen Förderungswerken nur drei oder vier in der Bundesrepublik, die Fachhochschulprogramme haben.
Es gibt im übrigen auch hier — ganz im Gegensatz zu der Entwicklung, die vorhin beklagt worden ist — bei den Förderungswerken eh viel zuwenig Technikförderung. Es gibt traditionell die Förderung der philosophischen Disziplinen, später der Wirtschaftswissenschaft. Aber es gibt sehr wenig Förderung von Technik. Deshalb paßt bei manchen Förderungswerken auch schlecht die Förderung von Fachhochschülern in ihr Programm. Aber ich finde, das ist eine wichtige Aufgabe für die Zukunft. Wenn man die Zahlen der Leute sieht, die heute an Fachhochschulen studieren, dann wird man sich auch dieser Forderung kaum entziehen können.
Wenn diese Punkte abzuhaken wären, dann, denke ich, könnten wir auf dieses System mit großer Gelassenheit gucken. Ich habe die Zahlen vorhin schon vorgetragen; ich bin sicher, sie werden noch ansteigen. Diese Fachhochschulen werden dann auch den Wettbewerb mit den anderen Hochschulen sicherlich gut bestehen können.
Herzlichen Dank.