Rede von
Klaus
Daweke
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Frau Präsident! Meine Damen und Herren! Wir diskutieren heute abend eigentlich über ein Kleinod in der deutschen Bildungslandschaft, nämlich über die Fachhochschulen. Ich glaube, wenn man überlegt, weshalb die Fachhochschulen in der Hochschullandschaft die Bedeutung erlangt haben, die sie heute haben, dann wird man sich an ein paar Tugenden dieses Systems erinnern müssen, die es auszeichnen. Da ist die anwendungsbezogene Lehre. Da sind Lehrende, die aus der Praxis kommen. Da sind Studenten, die berufliche Erfahrung haben. Da sind FH-Absolventen, die — das kann ich aus eigener Anschauung sagen — von der Industrie am Ende ihres Studiums praktisch nahtlos übernommen werden.
Da sind Fachhochschulstudenten, die einen dringenden Bedarf in unserer Wirtschaft gerade im mittleren Management abdecken können. Da sind Studenten, die die Hochschulen anderer Art, die sie sonst besuchen würden, entlasten. Und schließlich: Die Fachhochschulen sind auch deshalb zum Kleinod geworden, weil sie, was den Wissenschaftstransfer angeht, in der Region eine große Bedeutung haben. Sie haben auch eine große Bedeutung, was den Technologietransfer angeht. Sie leisten schließlich auch etwas, von dem wir alle glauben, daß es in Zukunft wichtiger sein wird: Sie betreiben nämlich Weiterbildung in der Region. Sie haben auch deshalb ein hohes Ansehen.
Der Beweis dafür wird täglich erbracht. Es findet eine Abstimmung mit den Füßen statt. Zur Zeit studieren ungefähr 350 000 junge Leute an Fachhochschulen. Es ist eben auch interessant: Die Fachhochschulen sind in zunehmendem Umfang auch für Abiturienten interessant. 40 % der Studienanfänger an Fachhochschulen sind heute Abiturienten. Das hätte niemand von uns, glaube ich, vor einigen Jahren geglaubt.
Diese Entwicklung der Fachhochschulen haben wir alle zusammen gewollt. Die Koalitionsparteien haben deshalb im Hochschulrahmengesetz auch Vorsorge für diese Entwicklung getroffen.
— Herr Kollege Kuhlwein, wir haben die Fachhochschulen im Hochschulrahmengesetz mit den anderen wissenschaftlichen Hochschulen gleichgestellt. Wir haben die angewandte Forschung als Aufgabe der Fachhochschulen im Hochschulrahmengesetz verankert. Wir haben, um mehr Aufstiegschancen für Lehrende an Fachhochschulen zu sichern, das Hausberufungsverbot, das Sie im ersten Hochschulrahmengesetz verankert hatten, aufgehoben, und wir haben schließlich gegen Ihren erbitterten Widerstand auch
die Beschaffung von Drittmitteln an Fachhochschulen möglich gemacht. Das alles wollten Sie nicht. Ich finde es schon interessant, wie Sie sich hier hinstellen und jetzt — auch in Ihrem Antrag — das Hohelied der Fachhochschulen singen. Ich kann mich gut daran erinnern, mit welcher Skepsis Sie an dieses Thema herangegangen sind.
In Ihrem Antrag steht:
Im Hochschulrahmengesetz sind die Fachhochschulen den übrigen Hochschulen förmlich gleichgestellt. Sie sind Bestandteil des Hochschulbauförderungsprogramms des Bundes und der Länder im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau.
Wenn ich das lese, dann kann ich nur sagen: Könnten Sie z. B. nicht einmal mit der absoluten SPD-Mehrheit im nordrhein-westfälischen Landtag reden? Denn dort hat man gerade einen Antrag abgelehnt, den die CDU und die FDP eingebracht haben und mit dem man die Diskriminierung der Fachhochschulen abwehren wollte. Diese Diskriminierung besteht darin, daß Sie darauf bestehen, Universitäten als „Wissenschaftliche Hochschulen" zu bezeichnen. Das impliziert ja wohl die Meinung, daß andere Hochschulen unwissenschaftlich arbeiten. Wir hatten Ihnen vorgeschlagen, zu sagen: Das eine sind Universitäten, und das andere sind Hochschulen. Wir wollten mit dieser Bezeichnung jene Art von Differenzierung, wie Sie sie hier nun einfordern, endlich beseitigen. Das stimmt ganz genau. Übrigens, im Saarland findet zur Zeit genau das gleiche mit absoluter SPD-Mehrheit statt. Deshalb müssen Sie sich einmal ein bißchen besser abstimmen unter den A-Ländern.
— Bitte sehr.