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    Plenarprotokoll 11/113 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 113. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abg Frau Hoffmann (Soltau) 8093 A Erweiterung der Tagesordnung 8093 A Begrüßung des Botschafters der Französischen Republik, Boidevaix sowie des Koordinators für die deutsch-französische Zusammenarbeit, Dr. Barzel 8140 D Tagesordnungspunkt 3: Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland Dr. Kohl, Bundeskanzler 8094 A Dr. Vogel SPD 8100 A Lintner CDU/CSU 8103 D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 8106D Hoppe FDP 8109 A Diepgen, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 8110 C Büchler (Hof) SPD 8112 D Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . 8116 C Heimann SPD 8118 D Werner (Ulm) CDU/CSU 8121 C Frau Hensel GRÜNE 8124 A Ronneburger FDP 8126 C Hiller (Lübeck) SPD 8128 C Dr. Czaja CDU/CSU 8130 D Frau Terborg SPD 8133 A Tagesordnungspunkt 4: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte und der Patentanwälte (Drucksache 11/3253) b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 40 Titel 681 05 — Haushaltsjahr 1988 (Drucksache 11/3173) c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 14 05 Titel 525 21 — Aus- und Fortbildung, Umschulung (Drucksache 11/3193) d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 02 — Erstattung der Aufwendungen für die Krankenhilfe an Heimkehrer und durch Gesetz gleichgestellte Personengruppen (Drucksache 11/3268) 8135 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Abgeordneten Carstensen (Nordstrand), Eigen und Genossen und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Bredehorn, Richter, Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Seefischereigesetzes (Drucksache 11/3596) 8135 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in München, Dachauer Straße, gemäß § 64 Abs. 2 BHO (Drucksache 11/3567) 8135 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Conradi, Müntefering, Erler, Großmann, Menzel, Dr. Niese, Oesinghaus, Reschke, Scherrer, Tietjen, Weiermann, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Weiterentwicklung und Verbesserung der nach 1950 erbauten Großsiedlungen (Drucksache 11/2241) 8135 C Tagesordnungspunkt 5: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 4. Dezember 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Kuwait zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Belebung der wirtschaftlichen Beziehungen (Drucksachen 11/2553, 11/3559) 8135D Tagesordnungspunkt 6: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 23. November 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Venezuela zur Vermeidung der Doppelbesteuerung der Unternehmen der Luftfahrt und der Seeschiffahrt (Drucksachen 11/3091, 11/ 3600) 8136A Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Schaffung eines Vorrechts für Umlagen auf die Erzeugung von Kohle und Stahl (EGKS- UmVG) (Drucksachen 11/353, 11/3197) 8136 A Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fischwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 11/2852, 11/3252) . . . 8136B Zusatztagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksachen 11/2688, 11/3566) 8136B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Wahlkreiskommission für die 11. Wahlperiode des Deutschen Bundestages gemäß § 3 Bundeswahlgesetz (Drucksachen 11/2870, 11/3170) . 8136B Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 14 02 Titel 698 01 — Abgeltung von Schadensersatzansprüchen Dritter (Drucksachen 11/3051, 11/3296) 8136 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 89 zu Petitionen (Drucksache 11/3467) 8136 C Tagesordnungspunkt 11: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Protokollen vom 22. Januar 1988 zum Vertrag vom 22. Januar 1963 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über die deutsch-französische Zusammenarbeit (Drucksachen 11/3258, 11/3265, 11/3410, 11/3610, 11/3611) Dr. Dregger CDU/CSU 8137 D Voigt (Frankfurt) SPD 8140 D Dr. Feldmann FDP 8143 D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 8145 B Genscher, Bundesminister AA 8147 A Dr. Wieczorek SPD 8148 D Lamers CDU/CSU 8150 C Ebermann GRÜNE 8152 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 8152D Dr. Stercken CDU/CSU 8154 A Namentliche Abstimmung 8154 C Ergebnis 8158 D Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Montan-Mitbestimmung (Drucksachen 11/14, 11/3608) b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes, über Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten und zur Sicherung der Montan-Mitbestimmung (Drucksachen 11/2503, 11/3604, 11/3618, 11/3624) Scharrenbroich CDU/CSU 8155 B Andres SPD 8160 B Heinrich FDP 8164 A Hoss GRÜNE 8166 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 III Dr. Blüm, Bundesminister BMA 8168 C Urbaniak SPD 8172B Dr. Warrikoff CDU/CSU 8173 D Stratmann GRÜNE 8176D Peter (Kassel) SPD 8178A Frau Unruh GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 8179C Dr. Warrikoff CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 8179D Dreßler SPD (Erklärung nach § 31 GO) . 8180A Namentliche Abstimmung 8180 D Ergebnis 8181 B Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Fuchs (Verl), Dr. Böhme (Unna), Erler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/ Jagdflugzeug 90" (Drucksache 11/3018) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksache 11/3592) Frau Fuchs (Verl) SPD 8183B Francke (Hamburg) CDU/CSU 8186B Frau Schilling GRÜNE 8187D Ronneburger FDP 8189 B Würzbach, Parl. Staatssekretär BMVg . . 8191A Ronneburger FDP (Erklärung nach § 30 GO) 8192 C Horn SPD (Erklärung nach § 30 GO) . . . 8193 A Vizepräsident Westphal 8187D, 8189B Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 88 zu Petitionen (Drucksache 11/3291) Dr. Emmerlich SPD 8193 C Jung (Limburg) CDU/CSU 8194 A Häfner GRÜNE 8195 A Frau Dr. Segall FDP 8195 D Tagesordnungspunkt 14: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Wiederkehrerlaubnis für in der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsene Ausländer (Drucksache 11/ 1931) b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Bundesausländergesetz (Drucksache 11/2598) Schröer (Mülheim) SPD 8197 B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 8198D Frau Olms GRÜNE 8200 A Dr. Hirsch FDP 8201 A Wartenberg (Berlin) SPD 8202 B Dr. Kappes CDU/CSU 8204 A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Schmidt-Bott und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ursachen, Prävention und Behandlung der Unfruchtbarkeit, Entwicklung und Auswirkungen von Fortpflanzungstechniken und Embryonenforschung (Drucksachen 11/747, 11/2238) Frau Schmidt-Bott GRÜNE 8206 A Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 8207 C Frau Becker-Inglau SPD 8208 C Frau Würfel FDP 8209 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMA . . . 8211B Tagesordnungspunkt 16: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verhalten der Bundesregierung gegenüber dem österreichischen Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie in bezug auf die geplante atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (Drucksache 11/2873) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Erörterungstermin in Wackersdorf (Drucksache 11/2894) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags des Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (Drucksache 11/3597) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . . 8213 A Dr. Friedrich CDU/CSU 8214 D Schütz SPD 8217 A Frau Dr. Segall FDP 8218 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . . 8220B Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Kuhlwein, Dr. Penner, Odendahl, weiterer Abgeordneter und der IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Fraktion der SPD: Entwicklungsstand und Perspektiven der Fachhochschulen in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen 11/2211, 11/2603) Kuhlwein SPD 8222 B Daweke CDU/CSU 8226 A Wetzel GRÜNE 8228 B Neuhausen FDP 8230 A Möllemann, Bundesminister BMBW . . 8231 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Volkszählung 1987 (Drucksache 11/1762) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Übernahme der Kosten der Volkszählung am 25. Mai 1987 durch den Bund (Drucksache 11/3584) Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . . 8234 B Bohl CDU/CSU (zur GO) 8235 C Gerster (Mainz) CDU/CSU 8236 C Wartenberg (Berlin) SPD 8237 C Lüder FDP 8238 B Frau Schmidt-Bott GRÜNE 8239 A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 8240 D Nächste Sitzung 8241 D Berichtigungen 8242 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8243* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 8093 113. Sitzung Bonn, den 1. Dezember 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    8242 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Berichtigungen Nachtrag zum Plenarprotokoll 11/111, Seite 8034 D, Nr. 53: Im ersten Absatz der Erklärung der Abg. Frau Folz-Steinacker ist statt „109. Sitzung am 23. November 1988" zu lesen: „110. Sitzung am 24. November 1988". Auf Seite 7938 ist bei Nr. 42, Drucks. 11/3441, einzufügen: „Zweiter Spiegelstrich". Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* * 2. 12. Antretter 1. 12. Bindig * 2. 12. Frau Brahmst-Rock 2. 12. Büchner (Speyer)* * 2. 12. Buschbom 2. 12. Catenhusen 1. 12. Cronenberg (Arnsberg) 2. 12. Dr. Francke 2. 12. Dr. Geißler 1. 12. Dr. Glotz 1. 12. Dr. Hauff 2. 12. Irmer * 1. 12. Dr. Jenninger 2. 12. Frau Krieger 2. 12. Kühbacher 1. 12. Maaß 1. 12. Dr. Mahlo 2. 12. Mitzscherling 1. 12. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Müller 1. 12. Dr. Müller * * 1. 12. Niegel * 2. 12. Frau Pack 1. 12. Dr. Pick 2. 12. Paintner 2. 12. Rappe (Hildesheim) 2. 12. Roth 1. 12. Dr. Scheer 2. 12. Scherrer 1. 12. von Schmude 1. 12. Schulhoff 1. 12. Frau Trenz 2. 12. Tietjen 2. 12. Toetemeyer 2. 12. Vosen 1. 12. Weisskirchen (Wiesloch) 2. 12. Wieczorek 1. 12. Zeitler 2. 12. Zierer* 1. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Eckart Kuhlwein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich finde es schon bedauerlich, daß ein Thema, das im Augenblick mindestens 1,5 Millionen Studenten in der Bundesrepublik bewegt, durch die Parlamentsregie in die späten Abendstunden verbannt wird.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Im Schutz der Dunkelheit spricht es sich besonders gut!)

    Aber wir sollten die Debatte hier dennoch führen, weil
    ich glaube, daß das notwendig ist, und vielleicht kriegen wir ja auch mal wieder bessere Tageszeiten, Herr Minister.

    (Dr. Soell [SPD]: Das ist die Rache für die Studentenbewegung 1968!)

    Bei den Haushaltsberatungen zum Einzelplan 31 des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft haben wir in den vergangenen Woche absurdes Theater erlebt. Da kündigt der Bundesbildungsminister ein Hochschulsonderprogramm zur Verbesserung der Situation an den Hochschulen in besonders belasteten Fächern für den Fall an, daß die Länder zu zusätzlichen Überlastmaßnahmen in gleicher Höhe bereit sind. Dann sagt er wörtlich, die Bundesregierung sei entschlossen, „dem Parlament zu Beginn des nächsten Jahres einen entsprechenden Nachtragshaushalt vorzulegen" .

    (Frau Odendahl [SPD]: Im Januar!)

    Kurz darauf korrigiert ihn der Bundesfinanzminister, das Gespräch darüber sei innerhalb der Bundesregierung „eigentlich noch nicht abgeschlossen". Erst wenn geklärt sei, ob die Länder bereit seien, sich an „eventuellen — und mehr sage ich heute nicht — gemeinschaftlichen Initiativen zu beteiligen", sei die Bundesregierung in der Lage, „zu entscheiden, ob und zu welchem Zeitpunkt ein zusätzlicher Finanzbedarf besteht".

    (Frau Odendahl [SPD]: Im Januar!) Von einem Nachtragshaushalt war keine Rede.


    (Daweke [CDU/CSU]: Können wir jetzt etwas zum Thema hören?)

    — Herr Kollege Daweke, Sie wissen genau, daß dies auch zum Thema gehört, wenn wir die Fachhochschulen nicht immer separat von der allgemeinen Hochschulpolitik diskutieren wollen. Es war auch keine Rede — Herr Kollege Wetzel, ich will das hier wissenschaftlich korrekt machen — vom Beginn des nächsten Jahres, und dem staunenden Publikum blieb nach diesem Theaterskandal nur die Alternative, entweder weiter auf Godot zu warten oder das Parkett fluchtartig zu verlassen, weil der Bildungsminister ohne seine schönen neuen Kleider ziemlich bloß ausgesehen hat.
    Meine Fraktion hat dann die zweite Möglichkeit gewählt, um deutlich zu machen, daß wir uns mit bloßen Ankündigungen nicht mehr abspeisen lassen. Wer so wie der Bundesbildungsminister wochenlang den großen Zampano spielt,

    (Neuhausen [FDP]: Na, na!)

    der notfalls die Fesseln der selbstgemachten Finanzkrise sprengt und dem Finanzminister und Koalitionspartner mannhaft die Stirn der FDP-Parteitagsbeschlüsse bietet, der muß sich schon gefallen lassen, daß wir es nicht unkommentiert lassen, wenn er dabei auf die Nase fällt.

    (Beifall bei der SPD — Neuhausen [FDP]: Fällt er nicht!)

    Da wird es schon fast zur Petitesse, daß am selben Abend die FDP-Abgeordneten in diesem Haus in völlig unbußfertiger Einmütigkeit und namentlicher Abstimmung, von Adam-Schwaetzer über Neuhau-
    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 8223
    Kuhlwein
    sen bis Zywietz, genau das abgelehnt haben, was ein FDP-Parteitag vor kurzem auf Antrag des Bundesbildungsministers beschlossen hat.

    (Neuhausen [FDP]: Wir laufen doch nicht in jede Falle! — Gegenruf von den GRÜNEN: Nur in die eigene!)

    Das Schlimme daran ist nur, daß die Hochschulen, die in diesem Wintersemester 1,5 Millionen Studenten auf knapp 800 000 Studienplätzen zu verkraften haben, mit ihren Sorgen von der Bundesregierung erneut alleingelassen werden. Selbst wenn der Bundesbildungsminister das Kabinett in den nächsten Monaten noch bewegen sollte,

    (Frau Odendahl [SPD]: Im Januar!)

    1,05 Milliarden DM als Bundesanteil für ein Hochschulsonderprogramm in den nächsten sieben Jahren zur Verfügung zu stellen, dann wäre auf dem Weg zur Umsetzung wichtige Zeit verlorengegangen. Wir sagen Ihnen dennoch zu, Herr Möllemann, daß wir Sie dabei unterstützen werden, auch wenn Ihr Theaterdonner uns gelegentlich auf die Nerven geht.
    Sie werden Verständnis haben, daß ich Ihre bis heute mißglückte Initiative für ein Hochschulsonderprogramm an den Anfang einer Rede zu „Entwicklungsstand und Perspektiven der Fachhochschulen in der Bundesrepublik Deutschland" gestellt habe. Die Fachhochschulen leiden heute — wie die Universitäten — unter Überlast, unter einer Überlast, wie sie in der deutschen Hochschulgeschichte noch nicht dagewesen ist. Sie leiden unter Mangel an Räumen, an Personal und an Ausstattung. Mehr als 330 000 Studenten und Studentinnen teilen sich in diesem Wintersemester die rund 130 000 Studienplätze dort.
    Als Bildungspolitiker müssen wir uns die Frage gefallen lassen, ob diese Entwicklung nicht absehbar gewesen sei. Wir haben uns gemeinsam lange damit getröstet, daß der Studentenberg „untertunnelt" werden könnte. Das bedeutet konkret, daß wir die Fiktion aufrechterhalten haben, mit einem immer noch nicht erreichten Ausbauziel von 850 000 Studienplätzen für alle Hochschulen in der Bundesrepublik könnte man auskommen, wenn nur für einige Jahre mit starken Studentenzahlen eine gewisse Überlast in der Lehre gesichert würde.

    (Nolting [FDP]: Herr Kollege, etwas langsamer, die SPD kann gar nicht klatschen!)

    Inzwischen, meine Damen und Herren, ist die Überlast praktisch zu einem Dauerzustand geworden.

    (Frau Odendahl [SPD]: So ist das!)

    Das Licht am Ende des Tunnels ist noch lange nicht zu sehen, und es bestehen Zweifel, ob der Berg über dem Tunnel nicht einstürzt.

    (Frau Odendahl [SPD]: Dann gibt es lauter Verschüttete!)

    Wir werden uns deshalb von liebgewonnenen Planungszielen trennen müssen. Und die Finanzminister sind bereits auf dem Sprung, um spätestens dann, wenn die Studentenzahlen zurückgehen, Stellen einzusammeln, weil sie die jahrelange Überlast inzwischen zur Normallast umdefinieren. Wir werden dies tun müssen, weil auch die heutige Studentengeneration einen Anspruch auf ein geordnetes und qualifiziertes Studium hat. Wir werden dies tun müssen, weil die Studierneigung langfristig eher zunehmen wird und weil das den Rückgang der Jahrgangsstärken teilweise kompensieren dürfte. Und wir müssen das schließlich auch deshalb tun, weil neue Aufgaben, vor allem in der wissenschaftlichen Weiterbildung, auf die Hochschulen zukommen.
    Wenn der Bundeskanzler Mitte September mit den Ministerpräsidenten der Länder spricht, darf es deshalb nicht nur um ein gemeinsames Sonderprogramm zum Offenhalten von Betriebswirtschaft und Informatik für die nächsten sieben Jahre gehen. Wir brauchen vielmehr eine Verpflichtung von Bund und Ländern, eine neue, langfristig angelegte Anstrengung zum Ausbau unserer Hochschulen zu unternehmen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn wir, meine Damen und Herren, den neuen Herausforderungen für das Jahr 2000 im Hochschulbereich gerecht werden wollen, brauchen wir einen Hochschulgesamtplan, in dem sich Bund und Länder für zehn Jahre verpflichten, die notwendigen Mittel für Forschung und Lehre aufzubringen, damit das Herumgewurstel der letzten Jahre endlich aufhört.

    (Beifall des Abg. Rixe [SPD])

    Wir haben mit Genugtuung festgestellt, daß der Ansturm auf die Hochschulen in diesem Herbst keine Warnung vor einem neuen „akademischen Proletariat" hervorgerufen hat. Das mag damit zusammenhängen, daß die bevorzugten Fächer auf dem Arbeitsmarkt besonders gut verwertbar zu sein scheinen.

    (Daweke [CDU/CSU]: Das sind doch kluge junge Leute!)

    Immerhin gewinnt die Erkenntnis an Raum, daß die
    hochentwickelte Volkswirtschaft der Bundesrepublik
    immer mehr hochqualifizierte Arbeitskräfte benötigt

    (Frau Odendahl [SPD]: So ist das!)

    und daß es gesellschaftspolitisch eigentlich ein Grund zur Freude sein muß, Graf von Waldburg-Zeil, wenn immer mehr junge Menschen immer mehr lernen wollen. Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden, daß mit Betriebswirtschaft und Informatik allein eine menschenwürdige Zukunft nicht gewonnen werden kann. Angesichts des schnellen technologischen Wandels und der gleichzeitigen Drohung einer ökologischen Katastrophe müssen neben Natur- und Ingenieurwissenschaften auch Sozial- und Geisteswissenschaften gleichberechtigt berücksichtigt werden.

    (Beifall des Abg. Graf von Waldburg-Zeil [CDU/CSU])

    Die Hochschulen können uns helfen, Antwort auf die Frage zu finden, wie wir morgen leben wollen. Und das ist nicht nur die Frage, was technisch machbar oder ökonomisch verwertbar ist, sondern das ist auch eine Frage an die Psychologie, an die Soziologie oder an die Philosophie. Ich warne deshalb vor einer Hochschulstrukturpolitik, die hinter kurzfristigen ökonomischen Transfers herläuft und dabei Geistes- und Sozialwissenschaften ausblutet. Dabei sitzen wir dann alle gemeinsam im Glashaus.
    8224 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988
    Kuhlwein
    Ich kenne den Einwand, daß dies doch alles Sache der Länder sei. Und ich weiß genau wie Sie, daß der Bund im Hochschulbereich nur begrenzte Kompetenzen hat.

    (Zuruf von der SPD: Aber die muß er wahrnehmen!)

    Aber ich fühle mich mitverantwortlich. Der Wissenschaftsrat hat doch im Mai dieses Jahres daran erinnert, welche Möglichkeiten der Bund neben dem Hochschulbau in der Mitfinanzierung der Forschung und in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses hat, ohne die Grenzen der Verfassung zu verletzen. Es kommt nur darauf an, Herr Minister Möllemann, gesamtstaatliche Verantwortung auch anzunehmen und tragen zu wollen.
    Wir haben die Fachhochschulen spätestens mit der HRG-Novelle 1985 de jure zu einer gleichberechtigten Hochschulart gemacht. Wir haben uns damals gleichzeitig darauf verständigt, daß diese Hochschulart traditionell ein besonderes Profil hat und auch in Zukunft haben soll.
    Unsere Große Anfrage hat die Bundesregierung zu einem beinahe eindeutigen Bekenntnis zur Fachhochschule veranlaßt. Das ist gut so. Aber mit Bekenntnissen allein wollen wir es nicht bewenden lassen.

    (Zuruf von der SPD: Die Regierung hoffentlich auch nicht!)

    Wohlfeile Bekenntnisse zur Fachhochschule und praktisches politisches Handeln klaffen überall in der Bundesrepublik noch weit auseinander.
    Es ist richtig, daß kürzere und gestrafftere Studiengänge mit besonderem Praxis- und Anwendungsbezug den besonderen Charakter der Fachhochschule ausmachen. Aber das muß doch nicht auf Dauer bedeuten, daß Universitätsprofessoren im Jahr nur bis 216 Stunden, Fachhochschulprofessoren jedoch bis zu 684 Stunden zu lehren haben. Das muß auch nicht bedeuten, daß sie in der Regel auf wissenschaftliche Mitarbeiter verzichten müssen. Das muß auch nicht bedeuten, daß Fachhochschulstudenten kaum halb so viel kosten wie Studenten an den Universitäten. Das muß auch nicht bedeuten, daß sie bei den Stipendien, bei staatlichen Forschungsmitteln, bei der Personalstruktur und beim Hochschulbau erheblich benachteiligt werden. Das muß auch nicht bedeuten, daß die Absolventen von Fachhochschulen weniger qualifiziert seien und deshalb etwa im öffentlichen Dienst niedriger eingestuft werden könnten.
    Oder sind all die Bekenntnisse zum besonderen Wert und zum besonderen Profil der Fachhochschule letztlich nichts anderes als eine Vernebelung der Tatsache, daß es sich um für die öffentlichen Hände besonders preiswerte Studienplätze handelt? Diesen Verdacht wird man manchmal nicht los, wenn man zum Beispiel in den genannten Empfehlungen des Wissenschaftsrates vom Mai dieses Jahres liest, daß an den Fachhochschulen 1975 auf eine Stelle 4,1 Studenten im dritten Studienjahr kamen, daß diese Zahl jedoch bis 1986 auf 6,2 Studenten angestiegen ist. Da wurde im Vergleich mit den Universitäten noch relativ glimpflich verfahren. 1975 kamen 1,7 Studenten im vierten Studienjahr auf eine Wissenschaftlerstelle, 1986 2,3 Studenten.
    Mir scheint es fast ein Wunder zu sein, daß Fachhochschulabschlüsse in der privaten Wirtschaft immer wieder gelobt werden. Die Qualität der Ausbildung konnte dort nur mit einer sehr großen Kraftanstrengung gehalten werden. Auf Dauer werden die Fachhochschulen nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn sie auch faktisch, d. h. beim Hochschulbau, beim Personal und bei der Ausstattung, mit den Universitäten gleichziehen können.
    Dabei haben die Fachhochschulen zwei große Herausforderungen der 90er Jahre zu bestehen:
    Erstens. Der gemeinsame Binnenmarkt wird auch den Wettbewerb auch auf dem Arbeitsmarkt verschärfen. Die EG-Richtlinie zur Anerkennung von Hochschulabschlüssen, die jetzt auch vom Europaparlament gebilligt worden ist, schließt ausdrücklich auch dreijährige Studiengänge ein.
    Wir müssen an dieser Stelle den Studenten danken, die der Bundesregierung in dieser Frage Dampf gemacht haben, und der Bundesregierung müssen wir danken, daß sie sich davon hat beeindrucken lassen. Dieser Dank schließt ausdrücklich alle Beamten ein, die in den vielen Verhandlungen in Brüssel die Interessen der deutschen Fachhochschulen engagiert vertreten haben.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Die Absolventen unserer Fachhochschulen aus drei- bzw. dreieinhalbjährigen Studiengängen werden dennoch vor einer Anerkennung ihrer Diplome Berufserfahrung nachweisen oder gar einen Anpassungslehrgang oder eine Eignungsprüfung absolvieren müssen. Hätten wir in allen Bundesländern nur noch vierjährige Fachhochschulstudiengänge, die die Praxis- und Prüfungssemester integrieren, wären diese Hindernisse weniger bedeutsam.
    Zweitens. Im mittleren und gehobenen technischen und kaufmännischen Management werden immer stärker Schlüsselqualifikationen gefragt sein. Dazu gehören Handlungskompetenz, Sozialkompetenz, Systemdenken, Interdisziplinarität, Teamfähigkeit, Kritikfähigkeit und sicher verstärkt auch Sprachkenntnisse.
    Die Fachhochschulen sehen durchaus selbstkritisch, daß sie mit ihren engen fachspezifisch ausgerichteten Studiengängen und den derzeitigen äußeren Bedingungen mit solchen Bildungszielen Schwierigkeiten haben. Deshalb wird dort auch über die Einbeziehung von geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern in die technischen Studiengänge ebenso nachgedacht wie über die Aufnahme neuer Fächer und die Schaffung von Möglichkeiten für interdisziplinäre Projekte. Auch aus diesem Grunde ist es sinnvoll, hier über eine Aufstockung der Studienzeiten nachzudenken.
    Unsere Große Anfrage, die durch die Auseinandersetzung um die EG-Anerkennung der Diplome angestoßen wurde, hat inzwischen eine breite öffentliche Diskussion um die Zukunft der Fachhochschulen in Gang gesetzt. Dabei haben sich besonders der Hoch-
    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 8225
    Kuhlwein
    schullehrerbund, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und die Vereinigung Deutscher Studentenschaften engagiert.

    (Daweke [CDU/CSU]: Die letzte besonders!)

    In den Forderungskatalogen finden sich neben Sonderprogrammen zur Verbesserung der aktuellen Studienbedingungen der Wunsch nach Durchlässigkeit zwischen Fachhochschulen und Universitäten, eine bessere Absicherung der Praktiker und ihre Einbeziehung in ein achtsemestriges Studium, die Zuweisung von Haushaltsmitteln für Forschungszwecke, die Schaffung von Stellen für den Austausch mit dem Ausland, eine Anhebung des Anteils der C-3-Stellen, eine Senkung des Lehrdeputats, die Schaffung von Frauenförderplänen und die Einführung bzw. der Ausbau eines Mittelbaus an den Fachhochschulen.
    Wir werden mit der Diskussion über die Große Anfrage nicht im ersten Anlauf alle Merkwürdigkeiten des Systems ausräumen können, das die Fachhochschulen auf der einen Seite besonderes hofiert, um sie auf der anderen Seite in die Kniekehlen zu treten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Na, na!)

    Aber es ist schon ein verblüffender Mangel an Logik, wenn die Bundesregierung in ihrer Antwort auf der Seite 3 die vom Bundestag gewollte „hochschulpolitische/hochschulrechtliche Gleichwertigkeit" der verschiedenen Hochschulen beschwört, um dann auf der Seite 22 festzustellen, sie habe nicht von Gleichwertigkeit der Studiengänge gesprochen und schon gar nicht von Gleichwertigkeit in bezug auf die Einstellung in den öffentlichen Dienst. Da scheint, meine Damen und Herren, der Innenminister seine Duftmarke hinterlassen zu haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Pfui! — Kastning [SPD]: Und nicht zum erstenmal!)

    Wer ein weiteres Beispiel kennenlernen will, was die Gleichwertigkeit der Fachhochschulen wirklich bedeutet, der sollte die Richtlinie der Tarifgemeinschaft deutscher Länder für die Vergütung für studentische Hilfskräfte studieren. Die erhalten an Fachhochschulen DM 7,87 pro Stunde, an Universitäten jedoch DM 10,92. Nun wollen wir das denen nicht neiden, aber mir scheint das doch deutlich zu machen, daß es zwischen dem, was wir gemeinsam im HRG beschlossen haben,

    (Daweke [CDU/CSU]: Gemeinsam? Ihr wart gegen alles!)

    und der Wirklichkeit draußen noch erhebliche Differenzen gibt.
    Herr Kollege Daweke, wenn Sie sich an unsere Ausschußberatungen erinnern, wird Ihnen wieder bewußt werden, daß sich Ihre Kollegin Männle besonders verdient gemacht hat, indem sie dafür gesorgt hat, daß die Unterscheidung zwischen wissenschaftlichen Hochschulen auf der einen und Fachhochschulen auf der anderen Seite aus dem Hochschulrahmengesetz getilgt worden ist.

    (Zuruf von der FDP: Das war gut!)

    Die SPD-Bundestagsfraktion hat dem Haus zur heutigen Debatte einen Entschließungsantrag — Druck
    sache 11/3588 — vorgelegt, in dem wir eine Reihe von Forderungen zur Weiterentwicklung der Fachhochschulen formuliert haben. Wir wollen erreichen, daß die Fachhochschulen in dem von der Bundesregierung angekündigten Sonderprogramm mit einer Quote berücksichtigt werden, die ihrem Anteil an der Gesamtstudentenzahl entspricht. Wir wollen erreichen, daß für die Fachhochschulen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Hochschulb au ein Sonderprogramm aufgelegt wird. Wir wollen erreichen, daß im Hochschulbauförderungsgesetz die Bagatellgrenze für die Anschaffung von Großgeräten gesenkt wird. Wir wollen erreichen, daß die Regelstudienzeit an Fachhochschulen einheitlich auf vier Jahre festgelegt wird. Wir wollen erreichen, daß der Frauenanteil an Studierenden der Fachhochschulen insbesondere in den technischen Bereichen erhöht wird.

    (Zuruf von der FDP: Wie?)

    Wie wollen erreichen, daß Forschung und Entwicklung wie im Hochschulrahmengesetz vorgesehen auch als Aufgabe der Fachhochschulen sichergestellt werden. Wir wollen erreichen, daß Fachhochschulstudenten ohne große Umwege Promotionen ermöglicht werden. Wir wollen erreichen, daß Fachhochschulen im Rahmen der Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein besonderes Programm für anwendungsnahe Forschung und einen angemessenen Anteil erhalten. Wir wollen erreichen, daß die Fachhochschulen an den Forschungsförderungsprogrammen der Europäischen Gemeinschaft angemessen beteiligt werden. Wir wollen erreichen, daß Nachwuchswissenschaftlerinnen Stellen auch an den Fachhochschulen erhalten.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir wollen erreichen, daß die unterschiedliche Behandlung von Fachhochschulabsolventen und Universitätsabsolventen im öffentlichen Dienstrecht abgebaut wird. Wir wollen erreichen, daß Fachhochschulstudenten an den Begabtenförderungswerken, auch an der Studienstiftung des Deutschen Volkes, und bei Auslandsstipendien gleichberechtigt beteiligt werden. Wir wollen schließlich erreichen, daß durch eine Initiative der Bundesregierung gegenüber den Tarifparteien eine ausreichende Zahl von Praktikumsplätzen für Fachhochschulstudenten gesichert wird. Gerade wenn die Arbeitgeber in ihren großen Reden immer beschwören, Fachhochschulabsolventen seien besonders gut qualifiziert für mittleres und gehobenes Management in der Wirtschaft, sollten sie auch die Bereitschaft zeigen, die notwendigen Praktikumsplätze für ein organsiertes, inhaltsreiches und mit der Hochschule koordiniertes Praktikum zur Verfügung zu stellen.
    Meine Damen und Herren, wir wollen mit diesem Entschließungsantrag, der die Probleme der Fachhochschulen sicherlich noch nicht flächendeckend behandelt, den Anstoß für die weitere Diskussion geben. Wir bitten deshalb um Zustimmung für die Überweisung an die Ausschüsse für Bildung und Wissenschaft, Forschung und Technologie und an den Ausschuß für Wirtschaft.
    8226 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988
    Kuhlwein
    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit zu dieser späten Stunde.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Daweke.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus Daweke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsident! Meine Damen und Herren! Wir diskutieren heute abend eigentlich über ein Kleinod in der deutschen Bildungslandschaft, nämlich über die Fachhochschulen. Ich glaube, wenn man überlegt, weshalb die Fachhochschulen in der Hochschullandschaft die Bedeutung erlangt haben, die sie heute haben, dann wird man sich an ein paar Tugenden dieses Systems erinnern müssen, die es auszeichnen. Da ist die anwendungsbezogene Lehre. Da sind Lehrende, die aus der Praxis kommen. Da sind Studenten, die berufliche Erfahrung haben. Da sind FH-Absolventen, die — das kann ich aus eigener Anschauung sagen — von der Industrie am Ende ihres Studiums praktisch nahtlos übernommen werden.

    (Nolting [FDP]: So ist es!)

    Da sind Fachhochschulstudenten, die einen dringenden Bedarf in unserer Wirtschaft gerade im mittleren Management abdecken können. Da sind Studenten, die die Hochschulen anderer Art, die sie sonst besuchen würden, entlasten. Und schließlich: Die Fachhochschulen sind auch deshalb zum Kleinod geworden, weil sie, was den Wissenschaftstransfer angeht, in der Region eine große Bedeutung haben. Sie haben auch eine große Bedeutung, was den Technologietransfer angeht. Sie leisten schließlich auch etwas, von dem wir alle glauben, daß es in Zukunft wichtiger sein wird: Sie betreiben nämlich Weiterbildung in der Region. Sie haben auch deshalb ein hohes Ansehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)

    Der Beweis dafür wird täglich erbracht. Es findet eine Abstimmung mit den Füßen statt. Zur Zeit studieren ungefähr 350 000 junge Leute an Fachhochschulen. Es ist eben auch interessant: Die Fachhochschulen sind in zunehmendem Umfang auch für Abiturienten interessant. 40 % der Studienanfänger an Fachhochschulen sind heute Abiturienten. Das hätte niemand von uns, glaube ich, vor einigen Jahren geglaubt.
    Diese Entwicklung der Fachhochschulen haben wir alle zusammen gewollt. Die Koalitionsparteien haben deshalb im Hochschulrahmengesetz auch Vorsorge für diese Entwicklung getroffen.

    (Kuhlwein [SPD]: Das haben sie sich mühsam abringen müssen!)

    — Herr Kollege Kuhlwein, wir haben die Fachhochschulen im Hochschulrahmengesetz mit den anderen wissenschaftlichen Hochschulen gleichgestellt. Wir haben die angewandte Forschung als Aufgabe der Fachhochschulen im Hochschulrahmengesetz verankert. Wir haben, um mehr Aufstiegschancen für Lehrende an Fachhochschulen zu sichern, das Hausberufungsverbot, das Sie im ersten Hochschulrahmengesetz verankert hatten, aufgehoben, und wir haben schließlich gegen Ihren erbitterten Widerstand auch
    die Beschaffung von Drittmitteln an Fachhochschulen möglich gemacht. Das alles wollten Sie nicht. Ich finde es schon interessant, wie Sie sich hier hinstellen und jetzt — auch in Ihrem Antrag — das Hohelied der Fachhochschulen singen. Ich kann mich gut daran erinnern, mit welcher Skepsis Sie an dieses Thema herangegangen sind.
    In Ihrem Antrag steht:
    Im Hochschulrahmengesetz sind die Fachhochschulen den übrigen Hochschulen förmlich gleichgestellt. Sie sind Bestandteil des Hochschulbauförderungsprogramms des Bundes und der Länder im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau.
    Wenn ich das lese, dann kann ich nur sagen: Könnten Sie z. B. nicht einmal mit der absoluten SPD-Mehrheit im nordrhein-westfälischen Landtag reden? Denn dort hat man gerade einen Antrag abgelehnt, den die CDU und die FDP eingebracht haben und mit dem man die Diskriminierung der Fachhochschulen abwehren wollte. Diese Diskriminierung besteht darin, daß Sie darauf bestehen, Universitäten als „Wissenschaftliche Hochschulen" zu bezeichnen. Das impliziert ja wohl die Meinung, daß andere Hochschulen unwissenschaftlich arbeiten. Wir hatten Ihnen vorgeschlagen, zu sagen: Das eine sind Universitäten, und das andere sind Hochschulen. Wir wollten mit dieser Bezeichnung jene Art von Differenzierung, wie Sie sie hier nun einfordern, endlich beseitigen. Das stimmt ganz genau. Übrigens, im Saarland findet zur Zeit genau das gleiche mit absoluter SPD-Mehrheit statt. Deshalb müssen Sie sich einmal ein bißchen besser abstimmen unter den A-Ländern.

    (Abg. Frau Odendahl [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Bitte sehr.