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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/113 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 113. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abg Frau Hoffmann (Soltau) 8093 A Erweiterung der Tagesordnung 8093 A Begrüßung des Botschafters der Französischen Republik, Boidevaix sowie des Koordinators für die deutsch-französische Zusammenarbeit, Dr. Barzel 8140 D Tagesordnungspunkt 3: Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland Dr. Kohl, Bundeskanzler 8094 A Dr. Vogel SPD 8100 A Lintner CDU/CSU 8103 D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 8106D Hoppe FDP 8109 A Diepgen, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 8110 C Büchler (Hof) SPD 8112 D Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . 8116 C Heimann SPD 8118 D Werner (Ulm) CDU/CSU 8121 C Frau Hensel GRÜNE 8124 A Ronneburger FDP 8126 C Hiller (Lübeck) SPD 8128 C Dr. Czaja CDU/CSU 8130 D Frau Terborg SPD 8133 A Tagesordnungspunkt 4: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte und der Patentanwälte (Drucksache 11/3253) b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 40 Titel 681 05 — Haushaltsjahr 1988 (Drucksache 11/3173) c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 14 05 Titel 525 21 — Aus- und Fortbildung, Umschulung (Drucksache 11/3193) d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 02 — Erstattung der Aufwendungen für die Krankenhilfe an Heimkehrer und durch Gesetz gleichgestellte Personengruppen (Drucksache 11/3268) 8135 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Abgeordneten Carstensen (Nordstrand), Eigen und Genossen und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Bredehorn, Richter, Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Seefischereigesetzes (Drucksache 11/3596) 8135 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in München, Dachauer Straße, gemäß § 64 Abs. 2 BHO (Drucksache 11/3567) 8135 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Conradi, Müntefering, Erler, Großmann, Menzel, Dr. Niese, Oesinghaus, Reschke, Scherrer, Tietjen, Weiermann, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Weiterentwicklung und Verbesserung der nach 1950 erbauten Großsiedlungen (Drucksache 11/2241) 8135 C Tagesordnungspunkt 5: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 4. Dezember 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Kuwait zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Belebung der wirtschaftlichen Beziehungen (Drucksachen 11/2553, 11/3559) 8135D Tagesordnungspunkt 6: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 23. November 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Venezuela zur Vermeidung der Doppelbesteuerung der Unternehmen der Luftfahrt und der Seeschiffahrt (Drucksachen 11/3091, 11/ 3600) 8136A Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Schaffung eines Vorrechts für Umlagen auf die Erzeugung von Kohle und Stahl (EGKS- UmVG) (Drucksachen 11/353, 11/3197) 8136 A Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fischwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 11/2852, 11/3252) . . . 8136B Zusatztagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksachen 11/2688, 11/3566) 8136B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Wahlkreiskommission für die 11. Wahlperiode des Deutschen Bundestages gemäß § 3 Bundeswahlgesetz (Drucksachen 11/2870, 11/3170) . 8136B Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 14 02 Titel 698 01 — Abgeltung von Schadensersatzansprüchen Dritter (Drucksachen 11/3051, 11/3296) 8136 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 89 zu Petitionen (Drucksache 11/3467) 8136 C Tagesordnungspunkt 11: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Protokollen vom 22. Januar 1988 zum Vertrag vom 22. Januar 1963 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über die deutsch-französische Zusammenarbeit (Drucksachen 11/3258, 11/3265, 11/3410, 11/3610, 11/3611) Dr. Dregger CDU/CSU 8137 D Voigt (Frankfurt) SPD 8140 D Dr. Feldmann FDP 8143 D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 8145 B Genscher, Bundesminister AA 8147 A Dr. Wieczorek SPD 8148 D Lamers CDU/CSU 8150 C Ebermann GRÜNE 8152 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 8152D Dr. Stercken CDU/CSU 8154 A Namentliche Abstimmung 8154 C Ergebnis 8158 D Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Montan-Mitbestimmung (Drucksachen 11/14, 11/3608) b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes, über Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten und zur Sicherung der Montan-Mitbestimmung (Drucksachen 11/2503, 11/3604, 11/3618, 11/3624) Scharrenbroich CDU/CSU 8155 B Andres SPD 8160 B Heinrich FDP 8164 A Hoss GRÜNE 8166 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 III Dr. Blüm, Bundesminister BMA 8168 C Urbaniak SPD 8172B Dr. Warrikoff CDU/CSU 8173 D Stratmann GRÜNE 8176D Peter (Kassel) SPD 8178A Frau Unruh GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 8179C Dr. Warrikoff CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 8179D Dreßler SPD (Erklärung nach § 31 GO) . 8180A Namentliche Abstimmung 8180 D Ergebnis 8181 B Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Fuchs (Verl), Dr. Böhme (Unna), Erler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/ Jagdflugzeug 90" (Drucksache 11/3018) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksache 11/3592) Frau Fuchs (Verl) SPD 8183B Francke (Hamburg) CDU/CSU 8186B Frau Schilling GRÜNE 8187D Ronneburger FDP 8189 B Würzbach, Parl. Staatssekretär BMVg . . 8191A Ronneburger FDP (Erklärung nach § 30 GO) 8192 C Horn SPD (Erklärung nach § 30 GO) . . . 8193 A Vizepräsident Westphal 8187D, 8189B Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 88 zu Petitionen (Drucksache 11/3291) Dr. Emmerlich SPD 8193 C Jung (Limburg) CDU/CSU 8194 A Häfner GRÜNE 8195 A Frau Dr. Segall FDP 8195 D Tagesordnungspunkt 14: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Wiederkehrerlaubnis für in der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsene Ausländer (Drucksache 11/ 1931) b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Bundesausländergesetz (Drucksache 11/2598) Schröer (Mülheim) SPD 8197 B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 8198D Frau Olms GRÜNE 8200 A Dr. Hirsch FDP 8201 A Wartenberg (Berlin) SPD 8202 B Dr. Kappes CDU/CSU 8204 A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Schmidt-Bott und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ursachen, Prävention und Behandlung der Unfruchtbarkeit, Entwicklung und Auswirkungen von Fortpflanzungstechniken und Embryonenforschung (Drucksachen 11/747, 11/2238) Frau Schmidt-Bott GRÜNE 8206 A Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 8207 C Frau Becker-Inglau SPD 8208 C Frau Würfel FDP 8209 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMA . . . 8211B Tagesordnungspunkt 16: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verhalten der Bundesregierung gegenüber dem österreichischen Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie in bezug auf die geplante atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (Drucksache 11/2873) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Erörterungstermin in Wackersdorf (Drucksache 11/2894) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags des Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (Drucksache 11/3597) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . . 8213 A Dr. Friedrich CDU/CSU 8214 D Schütz SPD 8217 A Frau Dr. Segall FDP 8218 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . . 8220B Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Kuhlwein, Dr. Penner, Odendahl, weiterer Abgeordneter und der IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Fraktion der SPD: Entwicklungsstand und Perspektiven der Fachhochschulen in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen 11/2211, 11/2603) Kuhlwein SPD 8222 B Daweke CDU/CSU 8226 A Wetzel GRÜNE 8228 B Neuhausen FDP 8230 A Möllemann, Bundesminister BMBW . . 8231 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Volkszählung 1987 (Drucksache 11/1762) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Übernahme der Kosten der Volkszählung am 25. Mai 1987 durch den Bund (Drucksache 11/3584) Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . . 8234 B Bohl CDU/CSU (zur GO) 8235 C Gerster (Mainz) CDU/CSU 8236 C Wartenberg (Berlin) SPD 8237 C Lüder FDP 8238 B Frau Schmidt-Bott GRÜNE 8239 A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 8240 D Nächste Sitzung 8241 D Berichtigungen 8242 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8243* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 8093 113. Sitzung Bonn, den 1. Dezember 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    8242 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Berichtigungen Nachtrag zum Plenarprotokoll 11/111, Seite 8034 D, Nr. 53: Im ersten Absatz der Erklärung der Abg. Frau Folz-Steinacker ist statt „109. Sitzung am 23. November 1988" zu lesen: „110. Sitzung am 24. November 1988". Auf Seite 7938 ist bei Nr. 42, Drucks. 11/3441, einzufügen: „Zweiter Spiegelstrich". Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* * 2. 12. Antretter 1. 12. Bindig * 2. 12. Frau Brahmst-Rock 2. 12. Büchner (Speyer)* * 2. 12. Buschbom 2. 12. Catenhusen 1. 12. Cronenberg (Arnsberg) 2. 12. Dr. Francke 2. 12. Dr. Geißler 1. 12. Dr. Glotz 1. 12. Dr. Hauff 2. 12. Irmer * 1. 12. Dr. Jenninger 2. 12. Frau Krieger 2. 12. Kühbacher 1. 12. Maaß 1. 12. Dr. Mahlo 2. 12. Mitzscherling 1. 12. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Müller 1. 12. Dr. Müller * * 1. 12. Niegel * 2. 12. Frau Pack 1. 12. Dr. Pick 2. 12. Paintner 2. 12. Rappe (Hildesheim) 2. 12. Roth 1. 12. Dr. Scheer 2. 12. Scherrer 1. 12. von Schmude 1. 12. Schulhoff 1. 12. Frau Trenz 2. 12. Tietjen 2. 12. Toetemeyer 2. 12. Vosen 1. 12. Weisskirchen (Wiesloch) 2. 12. Wieczorek 1. 12. Zeitler 2. 12. Zierer* 1. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Daniels


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Vor mehr als vier Monaten begann unter skandalösen Umständen in Neunburg vorm Wald in der schönen Oberpfalz der Erörterungstermin für die zweite Teilerrichtungsgenehmigung der geplanten Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf. Doch was soll eine Öffentlichkeitsbeteiligung in einem atomrechtlichen Verfahren mitten in der Hauptreisezeit und quasi am Ende der Welt in einem Ort, den man nicht einmal mit der Bahn erreichen kann? Vielleicht haben die für das Genehmigungsverfahren der WAA Verantwortlichen gedacht, sie könnten auf diese Weise möglichst unauffällig ihre gesetzliche Verpflichtung hinter sich bringen.
    Dabei haben sie aber den Widerstand der Menschen in Bayern und Österreich falsch eingeschätzt. Aus dem WAA-Erörterungstermin wurde ein WAA-
    Erschütterungstermin, ein Tribunal gegen die Antragstellerin DWK wie gegen ihre zu deutlich als Handlanger agierenden Verbündeten in den bayerischen Behörden. Über 20 000 Menschen konnten verfolgen, wie die Gesellschaft mit beschränkter Haftung und WAA-Erbauerin DWK, die staatlichen Gutachter und die Genehmigungsbehörden von den WAA-Gegnern und ihren Sach- und Rechtsbeiständen regelrecht demontiert wurden. Das möchte ich mit einigen Beispielen kurz erläutern.
    Der Standort Wackersdorf ist wegen der möglichen Gefährdung des größten Grundwasserreservoirs Süddeutschlands den Genehmigungswünschen auf dem Papier angepaßt worden. Die von der DWK aufgestellte These von der Existenz einer dichten doppelten Barriere war von Anfang an eine falsche These, von der die Betreiber wußten, daß sie nicht aufrechtzuerhalten ist. Die DWK mußte im Laufe der Verhandlungen eingestehen, daß die geologischen Voraussetzungen völlig andere sind, als von ihr behauptet worden war. Die angeblich grundwassersichernden Tonschichten sind entweder nicht vorhanden oder von tektonischen Brüchen durchzogen.
    Zur Bestimmung der Strahlenbelastung durch die WAA und damit insbesondere des radioaktiven Inventars der Anlage und der Emissionen verwendet die DWK ein völlig veraltetes Rechenprogramm. Alle bisher gemachten offiziellen Aussagen zur Strahlenbelastung müssen als irrelevant betrachtet und bezweifelt werden. Die tatsächliche Gefährdung von Mensch und Natur wird also in ihren bisherigen Berechnungen bewußt heruntergespielt.
    Das sind nur zwei Beispiele fehlender Zuverlässigkeit von Antragstellerin und Genehmigungsbehörde, die sich über die Meteorologie, die Seismik bis hin zur Bautechnik beliebig verlängern ließe.
    Nach 23 Sitzungstagen retteten die bayerischen Genehmigungsbehörden die DWK vor dem endgültigen Waterloo. Jeder weitere Anhörungstag hätte neue Skandale ans Licht gebracht.
    Viele Themen sind noch gar nicht angesprochen worden: die Brennelementfabrik, die Verglasungsanlage, die Lagergebäude für hoch- bis leichtaktiven Atommüll oder Störfälle wie Brände, Explosionen und Leckagen in allen relevanten Anlagenteilen und dabei insbesondere im Hauptprozeßgebäude.
    Die Bundesregierung sucht nun kurioserweise die Schuld bei den Einwendern und Einwenderinnen, wie sie uns auf unsere Kleine Anfrage mitteilt. Die Hartnäckigkeit der WAA-Gegner und -Gegnerinnen hat es überhaupt ermöglicht, der DWK die Antworten zu entlocken, vor denen sie die parteiische Versammlungsleitung schützen wollte.
    Logisch, daß der Umweltminister Töpfer nur zu gerne so täte, als hätte er mit den gesamten Vorgängen um die WAA überhaupt nichts zu tun. Das ist aus seiner Sicht verständlich; denn schon jetzt sage ich Ihnen voraus: Auch die zweite Teilerrichtungsgenehmigung wird im gleichen Desaster enden wie die erste.
    In München will die CSU hinter vorgehaltener Hand schon aussteigen, dachten wir noch bis heute morgen. Herr Streibl und Herr Kohl lassen sich aber den WAA-Wahnsinn weitere 90 Millionen DM kosten. Mit diesen Geldern sollen der betroffenen Bevölkerung die zu erwartenden Gefährdungen und Ängste abgekauft werden.
    Dabei erwartet den Bau und die Planung der WAA ein ähnliches Schicksal wie den Schnellen Brüter in Kalkar, mit dem bislang einzigen Unterschied, daß die Nordrhein-Westfalen zehn Jahre Vorsprung und bislang 5 Milliarden DM verbaut haben.
    Wer aber die DWK-eigenen Prognosen für die Baukosten verfolgt und sich die Erfahrungen von Kalkar vor Augen hält, kann sich ausrechnen, wann die Bayern die Nordrhein-Westfalen überholt haben werden.
    Die DWK hat nicht nur ihre Unfähgikeit und Unseriosität gezeigt, sie wird auch noch unverschämt: Meine Fraktion war vorgestern in Wackersdorf. In einer scharfen Diskussion mit den Repräsentanten der DWK war der Delegationsleiter, Herr Harms, nicht in der Lage, irgendeine Obergenze für die zu erwartenden Kosten der WAA anzugeben. Im Klartext bedeutet das: Die Wiederaufarbeitungsanlage kann kosten, was sie will, die Zeche zahlt der Stromverbraucher.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Daweke [CDU/ CSU]: Bei Ihrer Kassenführung die Steuerzahler!)

    Herr Töpfer, ich frage Sie: Kann unter diesen Bedingungen noch von der wirtschaftlichen Vertretbarkeit, wie sie der § 9 a des Atomgesetzes vorschreibt, ausgegangen werden?
    Hier noch weitere drei Gesichtspunkte, die bei unserem Arbeitsbesuch in der Oberpfalz eine Rolle gespielt haben. Ich glaube, daß auch Sie Ihre Meinung ändern würden, wenn Sie sich einmal konkret vor Ort informieren würden und wüßten, wie die Leute dort denken, wie da gearbeitet wird und welche Schlampereien dort passieren.

    (Schmidbauer [CDU/CSU]: Sie können sicher sein, daß wir schon dort waren!)

    8214 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988
    Dr. Daniels (Regensburg)

    — Mit wem haben Sie dort geredet? Haben Sie einmal mit den Leuten der Bürgerinitiative geredet? Dann würden Sie wissen, daß die große Mehrheit der Bevölkerung nicht hinter dieser Anlage steht.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Der Herr Gröbl hat mit dem Landratskollegen geredet!)

    Die Anhörung am Montagabend hat gezeigt, daß die gewaltigen Kryptonemissionen aus der Wiederaufarbeitungsanlage das Bild der klimarettenden Kernenergie zerstören. Das radioaktive Edelgas Krypton beeinflußt das elektromagnetische Feld der Luft. Die Wolkenbildungsrate wird dadurch verändert. Schlußfolgerung — das müßte gerade die Herren aus der Enquete-Kommission Klimaschutz interessieren — : Gerade wegen der Klimakatastrophe müssen wir heute aus der Kernenergie aussteigen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Schmidbauer [CDU/CSU]: Mit dem Wissen werden Sie als Gutachter nicht eingeladen!)

    — Darauf können wir ruhig genauer noch einmal zu sprechen kommen. Bisher ist diese Gefahr völlig unterschätzt worden. Sie muß bei den Betrachtungen der Klimaproblematik mit hineingenommen werden.
    Zweitens. Unsere Gespräche mit dem zweiten und dritten Bürgermeister in Wackersdorf,

    (Gröbl [CDU/CSU]: Warum nicht mit dem ersten?)

    alle mit SPD-Parteibuch, haben gezeigt, wie sich die SPD mit einem lumpigen zinslosen 3-Millionen-DM-
    Kredit vor Ort kaufen ließ.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Frau Garbe [GRÜNE]: In Gorleben auch so geschehen!)

    Vor Ort, liebe Kollegen von der SPD, könnten Sie die Baugenehmigungen verhindern. Sie jedoch setzen nicht die Beschlüsse Ihrer Partei um, sondern lassen sich vor Ort einkaufen, einwickeln und korrumpieren.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Schmidbauer [CDU/CSU]: Herr Lennartz, Sie hören, was er behauptet!)

    Drittens. Die Betriebsräte der Maxhütte haben uns den Zusammenhang zwischen dem systematischen und gewollten Niedergang der Maxhütte und der WAA gezeigt: Nur in einer dünn besiedelten Region
    — so selbst die Bayerische Staatsregierung — kann eine WAA stehen. Aber das reicht noch nicht: Trostlos müssen die Lebensperspektiven in dieser Region werden, wenn die Menschen gezwungen werden, eine Arbeit anzunehmen, bei der die Gefahr besteht, daß sie radioaktiv verseucht werden. Damit in einem ohnehin monostrukturierten Gebiet die WAA gebaut werden kann, mußte der größte Arbeitgeber, die Maxhütte, dichtmachen.
    Schon vor der offiziellen Standortentscheidung haben Strauß und Albrecht in einem Kuhhandel um die Stahlstandorte die Zukunft dieser Region besiegelt. Aber selbst Strauß war zuletzt offensichtlich kein WAA-Fan mehr. Ihm waren Zweifel an seinen Atomindustrialisierungsplänen für die Oberpfalz gekommen. In seinem letzten Interview legte er noch besonderen Wert auf die Feststellung, daß das Genehmigungsverfahren für die WAA nur in Auftragsverwaltung für den Bund stattfände. Das mutet seltsam und auffällig unambitioniert an. Von der anfänglichen Begeisterung für die Wiederaufarbeitungsanlage ist jedenfalls nichts mehr zu spüren.
    Wäre es also jetzt für die Koalitionsfraktionen nicht an der Zeit, eine Denkpause einzulegen und sich den offensichtlich unkontrollierbaren Entwicklungen sowohl bei der katastrophalen Situation im Bereich der Atommüllentsorgung als auch bei der atomaren Wiederaufarbeitungsanlage entgegenzustellen?
    „Nichts ist so schwierig wie der Weg vorwärts zurück zur Vernunft" , hat Brecht einmal gesagt. Trotzdem fordern wir Sie auf, sich nicht hinter Ihren Mehrheiten zu verschanzen, sondern sich Ihrer Verantwortung in der von uns beantragten Kommission zu stellen und mitzuarbeiten. Diese soll sich mit der Genehmigungsfähigkeit der WAA auseinandersetzen. Dazu soll die Kommission dem Beispiel unserer Fraktion folgen und auch in Wackersdorf selber mit den Betreibern und den Menschen der Region die Zukunft dieses Projektes bewerten. Damit können Sie die abgebrochene Anhörung von Neunburg fortsetzen.
    Es ist für mich selbstverständlich — — Vizepräsident Frau Renger: Ende Ihrer Redezeit!


Rede von Dr. Wolfgang Daniels
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ich bin gleich fertig.
Es ist für mich selbstverständlich, daß bis zum Abschluß der Arbeit dieser Kommission die Arbeiten in Wackersdorf ruhen müssen, damit nicht weiterhin vollendete Tatsachen geschaffen werden. Die indirekte Subventionierung der Anlage durch den Bundeshaushalt muß ein Ende haben.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Annemarie Renger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Nun müssen auch Sie ein Ende machen. Bitte, Sie haben schon eine Minute überzogen.