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    Plenarprotokoll 11/113 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 113. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abg Frau Hoffmann (Soltau) 8093 A Erweiterung der Tagesordnung 8093 A Begrüßung des Botschafters der Französischen Republik, Boidevaix sowie des Koordinators für die deutsch-französische Zusammenarbeit, Dr. Barzel 8140 D Tagesordnungspunkt 3: Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland Dr. Kohl, Bundeskanzler 8094 A Dr. Vogel SPD 8100 A Lintner CDU/CSU 8103 D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 8106D Hoppe FDP 8109 A Diepgen, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 8110 C Büchler (Hof) SPD 8112 D Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . 8116 C Heimann SPD 8118 D Werner (Ulm) CDU/CSU 8121 C Frau Hensel GRÜNE 8124 A Ronneburger FDP 8126 C Hiller (Lübeck) SPD 8128 C Dr. Czaja CDU/CSU 8130 D Frau Terborg SPD 8133 A Tagesordnungspunkt 4: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte und der Patentanwälte (Drucksache 11/3253) b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 40 Titel 681 05 — Haushaltsjahr 1988 (Drucksache 11/3173) c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 14 05 Titel 525 21 — Aus- und Fortbildung, Umschulung (Drucksache 11/3193) d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 02 — Erstattung der Aufwendungen für die Krankenhilfe an Heimkehrer und durch Gesetz gleichgestellte Personengruppen (Drucksache 11/3268) 8135 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Abgeordneten Carstensen (Nordstrand), Eigen und Genossen und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Bredehorn, Richter, Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Seefischereigesetzes (Drucksache 11/3596) 8135 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in München, Dachauer Straße, gemäß § 64 Abs. 2 BHO (Drucksache 11/3567) 8135 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Conradi, Müntefering, Erler, Großmann, Menzel, Dr. Niese, Oesinghaus, Reschke, Scherrer, Tietjen, Weiermann, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Weiterentwicklung und Verbesserung der nach 1950 erbauten Großsiedlungen (Drucksache 11/2241) 8135 C Tagesordnungspunkt 5: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 4. Dezember 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Kuwait zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Belebung der wirtschaftlichen Beziehungen (Drucksachen 11/2553, 11/3559) 8135D Tagesordnungspunkt 6: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 23. November 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Venezuela zur Vermeidung der Doppelbesteuerung der Unternehmen der Luftfahrt und der Seeschiffahrt (Drucksachen 11/3091, 11/ 3600) 8136A Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Schaffung eines Vorrechts für Umlagen auf die Erzeugung von Kohle und Stahl (EGKS- UmVG) (Drucksachen 11/353, 11/3197) 8136 A Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fischwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 11/2852, 11/3252) . . . 8136B Zusatztagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksachen 11/2688, 11/3566) 8136B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Wahlkreiskommission für die 11. Wahlperiode des Deutschen Bundestages gemäß § 3 Bundeswahlgesetz (Drucksachen 11/2870, 11/3170) . 8136B Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 14 02 Titel 698 01 — Abgeltung von Schadensersatzansprüchen Dritter (Drucksachen 11/3051, 11/3296) 8136 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 89 zu Petitionen (Drucksache 11/3467) 8136 C Tagesordnungspunkt 11: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Protokollen vom 22. Januar 1988 zum Vertrag vom 22. Januar 1963 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über die deutsch-französische Zusammenarbeit (Drucksachen 11/3258, 11/3265, 11/3410, 11/3610, 11/3611) Dr. Dregger CDU/CSU 8137 D Voigt (Frankfurt) SPD 8140 D Dr. Feldmann FDP 8143 D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 8145 B Genscher, Bundesminister AA 8147 A Dr. Wieczorek SPD 8148 D Lamers CDU/CSU 8150 C Ebermann GRÜNE 8152 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 8152D Dr. Stercken CDU/CSU 8154 A Namentliche Abstimmung 8154 C Ergebnis 8158 D Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Montan-Mitbestimmung (Drucksachen 11/14, 11/3608) b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes, über Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten und zur Sicherung der Montan-Mitbestimmung (Drucksachen 11/2503, 11/3604, 11/3618, 11/3624) Scharrenbroich CDU/CSU 8155 B Andres SPD 8160 B Heinrich FDP 8164 A Hoss GRÜNE 8166 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 III Dr. Blüm, Bundesminister BMA 8168 C Urbaniak SPD 8172B Dr. Warrikoff CDU/CSU 8173 D Stratmann GRÜNE 8176D Peter (Kassel) SPD 8178A Frau Unruh GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 8179C Dr. Warrikoff CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 8179D Dreßler SPD (Erklärung nach § 31 GO) . 8180A Namentliche Abstimmung 8180 D Ergebnis 8181 B Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Fuchs (Verl), Dr. Böhme (Unna), Erler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/ Jagdflugzeug 90" (Drucksache 11/3018) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksache 11/3592) Frau Fuchs (Verl) SPD 8183B Francke (Hamburg) CDU/CSU 8186B Frau Schilling GRÜNE 8187D Ronneburger FDP 8189 B Würzbach, Parl. Staatssekretär BMVg . . 8191A Ronneburger FDP (Erklärung nach § 30 GO) 8192 C Horn SPD (Erklärung nach § 30 GO) . . . 8193 A Vizepräsident Westphal 8187D, 8189B Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 88 zu Petitionen (Drucksache 11/3291) Dr. Emmerlich SPD 8193 C Jung (Limburg) CDU/CSU 8194 A Häfner GRÜNE 8195 A Frau Dr. Segall FDP 8195 D Tagesordnungspunkt 14: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Wiederkehrerlaubnis für in der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsene Ausländer (Drucksache 11/ 1931) b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Bundesausländergesetz (Drucksache 11/2598) Schröer (Mülheim) SPD 8197 B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 8198D Frau Olms GRÜNE 8200 A Dr. Hirsch FDP 8201 A Wartenberg (Berlin) SPD 8202 B Dr. Kappes CDU/CSU 8204 A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Schmidt-Bott und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ursachen, Prävention und Behandlung der Unfruchtbarkeit, Entwicklung und Auswirkungen von Fortpflanzungstechniken und Embryonenforschung (Drucksachen 11/747, 11/2238) Frau Schmidt-Bott GRÜNE 8206 A Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 8207 C Frau Becker-Inglau SPD 8208 C Frau Würfel FDP 8209 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMA . . . 8211B Tagesordnungspunkt 16: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verhalten der Bundesregierung gegenüber dem österreichischen Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie in bezug auf die geplante atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (Drucksache 11/2873) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Erörterungstermin in Wackersdorf (Drucksache 11/2894) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags des Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (Drucksache 11/3597) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . . 8213 A Dr. Friedrich CDU/CSU 8214 D Schütz SPD 8217 A Frau Dr. Segall FDP 8218 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . . 8220B Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Kuhlwein, Dr. Penner, Odendahl, weiterer Abgeordneter und der IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Fraktion der SPD: Entwicklungsstand und Perspektiven der Fachhochschulen in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen 11/2211, 11/2603) Kuhlwein SPD 8222 B Daweke CDU/CSU 8226 A Wetzel GRÜNE 8228 B Neuhausen FDP 8230 A Möllemann, Bundesminister BMBW . . 8231 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Volkszählung 1987 (Drucksache 11/1762) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Übernahme der Kosten der Volkszählung am 25. Mai 1987 durch den Bund (Drucksache 11/3584) Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . . 8234 B Bohl CDU/CSU (zur GO) 8235 C Gerster (Mainz) CDU/CSU 8236 C Wartenberg (Berlin) SPD 8237 C Lüder FDP 8238 B Frau Schmidt-Bott GRÜNE 8239 A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 8240 D Nächste Sitzung 8241 D Berichtigungen 8242 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8243* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 8093 113. Sitzung Bonn, den 1. Dezember 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    8242 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Berichtigungen Nachtrag zum Plenarprotokoll 11/111, Seite 8034 D, Nr. 53: Im ersten Absatz der Erklärung der Abg. Frau Folz-Steinacker ist statt „109. Sitzung am 23. November 1988" zu lesen: „110. Sitzung am 24. November 1988". Auf Seite 7938 ist bei Nr. 42, Drucks. 11/3441, einzufügen: „Zweiter Spiegelstrich". Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* * 2. 12. Antretter 1. 12. Bindig * 2. 12. Frau Brahmst-Rock 2. 12. Büchner (Speyer)* * 2. 12. Buschbom 2. 12. Catenhusen 1. 12. Cronenberg (Arnsberg) 2. 12. Dr. Francke 2. 12. Dr. Geißler 1. 12. Dr. Glotz 1. 12. Dr. Hauff 2. 12. Irmer * 1. 12. Dr. Jenninger 2. 12. Frau Krieger 2. 12. Kühbacher 1. 12. Maaß 1. 12. Dr. Mahlo 2. 12. Mitzscherling 1. 12. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Müller 1. 12. Dr. Müller * * 1. 12. Niegel * 2. 12. Frau Pack 1. 12. Dr. Pick 2. 12. Paintner 2. 12. Rappe (Hildesheim) 2. 12. Roth 1. 12. Dr. Scheer 2. 12. Scherrer 1. 12. von Schmude 1. 12. Schulhoff 1. 12. Frau Trenz 2. 12. Tietjen 2. 12. Toetemeyer 2. 12. Vosen 1. 12. Weisskirchen (Wiesloch) 2. 12. Wieczorek 1. 12. Zeitler 2. 12. Zierer* 1. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Regula Schmidt-Bott


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Antwort der Bundesregierung offenbart ein fundamentales Unwissen über alle wesentlichen Aspekte der in unserer Großen Anfrage thematisierten Probleme und ein völliges Desinteresse an der Erforschung der Ursachen von Unfruchtbarkeit.
    Die Antworten sind durchgehend vage gehalten. Mühsame Versuche, die Wissenslücken zu bemänteln durch Verweise auf Untersuchungen in anderen Ländern, können nicht darüber hinwegtäuschen, daß das Grundlagenwissen über Unfruchtbarkeit, ihre Ursachen, ihr Ausmaß und sinnvolle Therapieformen einfach dürftig sind.
    Was wird nicht gewußt? Worüber wird nicht nachgedacht? Was wird nicht erforscht? Die Liste ist erschreckend lang: Studien zur Häufigkeit von ungewollter Unfruchtbarkeit liegen in der Bundesrepublik nicht vor. Umfassende Untersuchungen über die Veränderung der Häufigkeit von Unfruchtbarkeit sind in der Bundesrepublik nicht bekannt. Es fehlen arbeits- und umweltmedizinische Forschungen zu den Einflüssen von Arbeitsbedingungen, Umweltbelastungen, giftigen Stoffen in der Ernährung sowie Streß auf die Fruchtbarkeit. Es fehlen Untersuchungen zur Auslösung von Unfruchtbarkeit durch Medikamente, insbesondere durch Hormonbehandlungen und Verhütungsmittel.
    Es gibt nur naturwissenschaftlich orientierte Forschung, die Fortpflanzung allein als biochemischen und biophysikalischen Prozeß begreift. Es fehlen Untersuchungen, die die lebensweltlichen und psychosomatischen Dimensionen von Fortpflanzung und Unfruchtbarkeit erforschen. Es können keine umfassenden Angaben gemacht werden zum Wissensstand bei Ärztinnen und Ärzten und anderen Multiplikatorengruppen über die Ursachen und die Möglichkeiten der Vermeidung von Unfruchtbarkeit.
    Der düstere Kenntnisstand ist deshalb so aufschlußreich, weil gleichzeitig eine rasante Entwicklung bei den Methoden zur künstlichen Befruchtung und eine sehr einseitige Orientierung auf medizinisch-technische Abhilfe stattfinden.
    Nach verschiedenen Schätzungen ist laut Bundesregierung von 10 % bis 15 % ungewollter Kinderlosigkeit bei Ehepaaren im reproduktionsfähigen Alter auszugehen.
    Diesen Zahlen liegt die Definition von Unfruchtbarkeit bei nicht erfolgter Konzeption innerhalb von zwei Jahren zugrunde. Von wem diese Definition stammt, sagt die Bundesregierung nicht. Dafür erfahren wir, wie die WHO Unfruchtbarkeit definiert, nämlich etwas anders: Keine Konzeption innerhalb eines Jahres bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr.
    Wie nach der WHO-Definition die Zahlen für die Bundesrepublik zu schätzen wären, bleibt offen. Warum wohl?
    Ich denke, daß das Verwirrspiel über verläßliche Daten Methode hat. Das schafft nämlich den Spielraum, je nach politischer Opportunität unterschiedlich vorzugehen und politische Vorgaben je nach Gusto zu legitimieren.
    So ist es sehr interessant, daß die gleiche Bundesregierung, die in der Großen Anfrage — die Antwort stammt vom Mai 1988 — konstatiert, „daß in der Bundesrepublik keine dramatischen Veränderungen der Unfruchtbarkeit bzw. Spermaqualität in den letzten 20 Jahren eingetreten sind" , in ihrem „Kabinettsbericht zur künstlichen Befruchtung beim Menschen" drei Monate vorher, im Februar 1988, ungewollte Kinderlosigkeit aber als „Massenphänomen" bezeichnet.
    Was denn nun? Ist ungewollte Kinderlosigkeit ein „Massenphänomen", oder ist sie es nicht? Gibt es dramatische Veränderungen in den letzten 20 Jahren, oder nicht?
    Oder muß ab und zu dramatisiert und gut dosiert wieder abgewiegelt werden, damit die Methoden zur künstlichen Befruchtung zunächst für wenige — als Ausnahme und letztes Mittel deklariert — gesellschaftlich durchgesetzt werden können, um uns alle schleichend an die Reproduktionstechniken zu gewöhnen und uns von Protest und Widerstand gegen all das abzuhalten, was als Ursache für Unfruchtbarkeit zum Teil schon nachgewiesen, zum Teil mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist?
    Wissenschaftler der Technischen Hochschule Aachen wiesen 1987 darauf hin, daß sich der Anteil der ungewollt kinderlosen Ehen in der Bundesrepublik in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt habe: von 7 % auf 15 %. Sie vermuteten einen Zusammenhang mit Umweltbelastungen, da die Unfruchtbarkeit bei Berufsgruppen, die mit Chemikalien und Pestiziden arbeiten, überproportional hoch ist.
    Barbara Menning, Gründerin einer Organisation in den USA zur Beratung ungewollt kinderloser Paare, kommt zu folgender Einschätzung: „Ich glaube, die Fortpflanzungsorgane sind eine Art Frühwarnsystem für die Menschheit. " Das ist zitiert nach: Gena Corea, Die Muttermaschine.
    Und Anna Dorothea Brockmann — zitiert nach Streit, März 1988 — sagt:
    Sterilität als Normalitätsabweichung und Krankheit verschiebt den Blick von gesellschaftlichen Ursachen reproduktiver Stagnation auf individuelle Verantwortlichkeit und private Heilungsangebote, also weg von Vergiftung, Verseuchung, Verstrahlung, Streß, Medikamenten oder auch sozialer Rollenverweigerung hin zu individualisierter Versagenszuschreibung und zu Reparaturtechniken der Gynäkologie.
    Ungewollt kinderlos zu sein und sich keiner der machbaren Behandlungsarten zu unterziehen wird bei derartiger Definition nunmehr legitimationsbedürftig, auch subjektiv. Denn Unfruchtbarkeit gilt so als unnatürlicher Mangel, der der gesunden „Natur" der Frau widerspricht — womit die Reproduktionsmedizin einmal mehr den sozialen Zwang zur „mütterlichen Natur" der Frau unterstreicht und ausdehnt.
    Also — sage ich — : Wenn die Natur es nicht mehr schafft oder sich weigert, muß halt die Technik ran.
    Sterilitätsstörungen liegen zu fast gleichen Anteilen bei Mann und Frau; die Verantwortung, die Last der
    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 8207
    Frau Schmidt-Bott
    Untersuchungen und vor allem die oft qualvollen Behandlungen aber traditionell einseitig wieder bei den Frauen.
    Traute Schönenberg und Ute Winkler vom Femministischen Frauengesundheitszentrum Frankfurt, das seit zwei Jahren eine Beratung für ungewollt kinderlose Frauen anbietet, berichten, daß häufig Frauen zu ihnen kommen, die gynäkologisch bereits völlig „auf den Kopf gestellt" wurden, ohne daß sich ein Hinweis auf Schwangerschaftshemmnisse ergab. Die Autorinnen stellen dazu fest:
    Die Partner der Frauen werden nicht oder erst zu einem späteren Zeitpunkt untersucht, da sie sowohl von den Gynäkologen als auch von den Frauen selbst „geschützt" werden.
    In der Antwort der Bundesregierung liest sich das so:
    ... bei der Frau sind zur Feststellung oder zum Ausschluß einer Sterilitätsursache ungleich mehr Diagnoseschritte erforderlich als beim Mann. Da sich auch die Behandlungsmöglichkeiten vorwiegend auf die Frau beziehen, werden Frauen wegen ungewollter Kinderlosigkeit ungleich mehr behandelt als Männer. Das gilt in Ermangelung kausaler Therapien bei männlich bedingter Fruchtbarkeitsstörung z. T. auch, wenn die Kinderlosigkeit eindeutig durch den Mann bedingt ist.
    Im Klartext: Frauen werden wegen Unfruchtbarkeit behandelt, obwohl sie gar nicht unfruchtbar sind. Frauen sind das Experimentierfeld für die Reproduktionsmediziner, denen es um den Embryo als Forschungsmaterial geht. Ich zitiere den englischen Gynäkologen Steptoe:
    Hätten wir nicht an Embryos geforscht, wäre die künstliche Befruchtung niemals so weit gekommen ... Und wir mußten dafür einige hundert Embryos sezieren.
    Zitiert nach „Gen-Report 1988".
    Frauen werden zu „Eispenderinnen" degradiert, die das Rohmaterial liefern und die tendenziell ganz aus dem Vorgang des „Menschenmachens" ausgeschaltet werden sollen.
    In Bologna gelang es in diesem Sommer einem Ärzteteam, eine aus einer Frau entfernte Gebärmutter künstlich mit Sauerstoffzufuhr und Hormongabe am „Leben" zu erhalten. Der implantierte Embryo entwickelte sich nach dem Bericht der Ärzte „ganz normal", bis nach 52 Stunden die Gebärmutter „zusammenbrach".
    Herr Prof. Kurt Semm, Leiter des Kieler IVF-Teams, ist da ebenfalls ganz sachlich:
    Die Aufzucht des homo sapiens im Reagenzglas ist auch meines Erachtens ein technisches Problem und nicht unlösbar ... warum soll es nicht möglich sein, die Plazenta, die ja lediglich nur an einer Membrane sitzt und die ganzen Nährstoffe der Mutter ... austauscht, an irgendeine Wand zu setzen, die wir technisch entwickeln und wo der ganze Embryo genauso genährt wird, wie in ihrem Unterleib?
    — Zitiert nach „Gen-Report 1988".
    Nach der extrakorporalen Befruchtung folgt jetzt also auch noch die künstliche Gebärmutter. Fürwahr ein schöner Fortschritt!
    Die Entwicklung der gentechnologisch fabrizierten herbizid- und antibiotikaresistenten Pflanzen werden begleitet von der Vision des künstlich hergestellten Menschen, resistent gemacht gegen chlorierte Kohlenwasserstoffe und Pestizide, nach Eugenik-TÜV qualitätsgeprüft und für brauchbar befunden. Wenn wir aber sagen: hört auf mit dieser Frankensteintechnologie, dann gelten wir als Fortschrittsfeinde.
    Stimmt: solchem Fortschritt stehen wir feindlich gegenüber.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Voigt (Northeim).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Peter Voigt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube, wir kommen einmal auf den Boden der Realitäten zurück.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Das wollen Sie nicht gerne hören, was alles so passiert!)

    Zunächst möchte ich der Bundesregierung sehr herzlich für den sehr ausführlichen und sensiblen Bericht zu einem Themenbereich danken, der zweifelsohne politisches Handeln verlangt; ich will das gleich versuchen aufzuzeigen. Ich glaube, dieser Bericht zeigt genau das auf, wo gehandelt werden muß, und er stellt die Frage, die wir hier erörtern, in den richtigen Zusammenhang.
    Wir, seitens der CDU/CSU, unterstreichen diesen Weg und sind auch der Auffassung, daß zum einen politisches Handeln — in Anbetracht der Zahlen, die wir eben auch von Ihnen schon, Frau Schmidt-Bott, gehört haben, daß nämlich 10 bis 15 % der Ehepaare ungewollt kinderlos bleiben — notwendig ist, und wir sind zum anderen auch der Auffassung, daß es nicht darum geht, daß man die vielgelobte Technik der Medizin, die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung, als das allein seligmachende Prinzip hinstellen soll, sondern daß wir uns der Frage zuwenden müssen, daß soundso viel Bürger in unserem Lande und darüberhinaus auch in anderen europäischen Industrieländern ohne Kind bleiben, obwohl der Kinderwunsch da ist. Wir müssen dies sehr ernst nehmen und versuchen, den Zusammenhang der Psychosomatik herzustellen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir eine Präventionsstrategie entwickeln wollen — ich unterstütze das; das wird in dem Bericht sehr deutlich — , dann müssen wir im Vorfeld einige Fragen klären. Präventionsstrategie bedeutet für mich, daß nur nach sehr differenzierten Anamnesen, nach sehr differenzierter Betrachtung des sozialen Umfeldes, d. h. der Umgebung, in der die einzelnen Menschen leben, daß erst dann, wenn eine medikamentöse Therapie nicht mehr zu einem Erfolg führt und wenn Mann und Frau gleichwertig behandelt sind — Frau Schmidt-Bott, ich stimme Ihnen zu; da gibt es einiges nachzuholen; wir wissen auch, daß das nicht immer
    8208 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988
    Dr. Voigt (Northeim)

    der Fall ist — , eine künstliche Befruchtung in Betracht kommt.
    Daß die Unfruchtbarkeit oder der nicht erfüllte Kinderwunsch sehr häufig die Ursache auch beim Mann hat, ist in der Zwischenzeit bekannt, aber nicht immer herrschender Stand im Umgang mit dem Patienten bzw. mit den angesprochenen Menschen; das ist gar keine Frage.
    Wenn alle Methoden nicht zum Erfolg geführt haben, dann bin ich der Auffassung, daß wir in solchen Fällen selbstverständlich als die letzte Möglichkeit davon Gebrauch machen sollten, die künstliche Befruchtung einzuleiten, aber nur unter den strengen Kriterien, wie wir sie immer gefordert und gewünscht haben, nämlich in einem Team von vielen hochklassigen Medizinern.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir wissen auch, daß genau in diesem Anwendungsbereich noch sehr, sehr viel Forschungsarbeit nötig ist. Denn der Erfolg, den wir im Augenblick sehen und der weit unter 20 % liegt, kann uns nicht befriedigen und zeigt einfach auch, daß hier nach wie vor in der Technik ein sehr großes Risiko liegt.
    Welche Fragen sind zu klären, bevor wir ein Konzept der Prävention entwickeln können?
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, es geht darum, daß wir — das wird ja in dem Bericht auch deutlich — von dem Schwerpunkt der medizinisch-biologischen Forschung abkehren und daß wir zur Forschung im gesellschaftlichen Umfeld hingehen. Wir müssen uns zweifelsohne, bevor wir überhaupt Präventionsstrategien entwickeln können, anschauen, welche Ursachen tatsächlich zur Sterilität führen. Wir müssen prüfen, ob sie beim Mann oder bei der Frau liegen. Wir müssen sehen, ob eine Abhängigkeit vom Lebensalter besteht. Wir müssen beobachten lernen, ob die Zunahme in den letzten Jahren in irgendeiner Abhängigkeit von Umwelteinflüssen, von Infektionen, von dem Genuß von Arzneimitteln und ähnlichem steht.
    Hier gibt es einen riesigen Forschungsbedarf. Ich möchte noch einmal für die CDU ganz deutlich machen, daß wir der Meinung sind, daß es hier wichtige Arbeit aufzuholen gilt. Auch dies wird in dem Bericht in meinen Augen außergewöhnlich deutlich.
    Lassen Sie mich zum Schluß noch zu einem weiteren Punkt kommen, weil es hier am Ende angesprochen ist. Ich glaube, ich kann es sehr kurz machen. wir haben im Frühjahr dieses Jahres sehr intensiv über die Frage des Embryonenschutzgesetzes diskutiert. Ich möchte hier noch einmal dieses Embryonenschutzgesetz anmahnen. Wir sind der Auffassung, daß hier eine gesetzliche Regelung — Sie wissen, daß wir eine sehr strenge Regelung haben möchten — notwendig ist und daß sie bald kommen muß. Wir fordern die Bundesregierung auf, so schnell wie möglich auf diesem Feld zu handeln.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)