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    Plenarprotokoll 11/113 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 113. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abg Frau Hoffmann (Soltau) 8093 A Erweiterung der Tagesordnung 8093 A Begrüßung des Botschafters der Französischen Republik, Boidevaix sowie des Koordinators für die deutsch-französische Zusammenarbeit, Dr. Barzel 8140 D Tagesordnungspunkt 3: Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland Dr. Kohl, Bundeskanzler 8094 A Dr. Vogel SPD 8100 A Lintner CDU/CSU 8103 D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 8106D Hoppe FDP 8109 A Diepgen, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 8110 C Büchler (Hof) SPD 8112 D Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . 8116 C Heimann SPD 8118 D Werner (Ulm) CDU/CSU 8121 C Frau Hensel GRÜNE 8124 A Ronneburger FDP 8126 C Hiller (Lübeck) SPD 8128 C Dr. Czaja CDU/CSU 8130 D Frau Terborg SPD 8133 A Tagesordnungspunkt 4: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte und der Patentanwälte (Drucksache 11/3253) b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 40 Titel 681 05 — Haushaltsjahr 1988 (Drucksache 11/3173) c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 14 05 Titel 525 21 — Aus- und Fortbildung, Umschulung (Drucksache 11/3193) d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 02 — Erstattung der Aufwendungen für die Krankenhilfe an Heimkehrer und durch Gesetz gleichgestellte Personengruppen (Drucksache 11/3268) 8135 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Abgeordneten Carstensen (Nordstrand), Eigen und Genossen und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Bredehorn, Richter, Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Seefischereigesetzes (Drucksache 11/3596) 8135 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in München, Dachauer Straße, gemäß § 64 Abs. 2 BHO (Drucksache 11/3567) 8135 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Conradi, Müntefering, Erler, Großmann, Menzel, Dr. Niese, Oesinghaus, Reschke, Scherrer, Tietjen, Weiermann, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Weiterentwicklung und Verbesserung der nach 1950 erbauten Großsiedlungen (Drucksache 11/2241) 8135 C Tagesordnungspunkt 5: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 4. Dezember 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Kuwait zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Belebung der wirtschaftlichen Beziehungen (Drucksachen 11/2553, 11/3559) 8135D Tagesordnungspunkt 6: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 23. November 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Venezuela zur Vermeidung der Doppelbesteuerung der Unternehmen der Luftfahrt und der Seeschiffahrt (Drucksachen 11/3091, 11/ 3600) 8136A Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Schaffung eines Vorrechts für Umlagen auf die Erzeugung von Kohle und Stahl (EGKS- UmVG) (Drucksachen 11/353, 11/3197) 8136 A Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fischwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 11/2852, 11/3252) . . . 8136B Zusatztagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksachen 11/2688, 11/3566) 8136B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Wahlkreiskommission für die 11. Wahlperiode des Deutschen Bundestages gemäß § 3 Bundeswahlgesetz (Drucksachen 11/2870, 11/3170) . 8136B Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 14 02 Titel 698 01 — Abgeltung von Schadensersatzansprüchen Dritter (Drucksachen 11/3051, 11/3296) 8136 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 89 zu Petitionen (Drucksache 11/3467) 8136 C Tagesordnungspunkt 11: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Protokollen vom 22. Januar 1988 zum Vertrag vom 22. Januar 1963 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über die deutsch-französische Zusammenarbeit (Drucksachen 11/3258, 11/3265, 11/3410, 11/3610, 11/3611) Dr. Dregger CDU/CSU 8137 D Voigt (Frankfurt) SPD 8140 D Dr. Feldmann FDP 8143 D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 8145 B Genscher, Bundesminister AA 8147 A Dr. Wieczorek SPD 8148 D Lamers CDU/CSU 8150 C Ebermann GRÜNE 8152 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 8152D Dr. Stercken CDU/CSU 8154 A Namentliche Abstimmung 8154 C Ergebnis 8158 D Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Montan-Mitbestimmung (Drucksachen 11/14, 11/3608) b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes, über Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten und zur Sicherung der Montan-Mitbestimmung (Drucksachen 11/2503, 11/3604, 11/3618, 11/3624) Scharrenbroich CDU/CSU 8155 B Andres SPD 8160 B Heinrich FDP 8164 A Hoss GRÜNE 8166 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 III Dr. Blüm, Bundesminister BMA 8168 C Urbaniak SPD 8172B Dr. Warrikoff CDU/CSU 8173 D Stratmann GRÜNE 8176D Peter (Kassel) SPD 8178A Frau Unruh GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 8179C Dr. Warrikoff CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 8179D Dreßler SPD (Erklärung nach § 31 GO) . 8180A Namentliche Abstimmung 8180 D Ergebnis 8181 B Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Fuchs (Verl), Dr. Böhme (Unna), Erler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/ Jagdflugzeug 90" (Drucksache 11/3018) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksache 11/3592) Frau Fuchs (Verl) SPD 8183B Francke (Hamburg) CDU/CSU 8186B Frau Schilling GRÜNE 8187D Ronneburger FDP 8189 B Würzbach, Parl. Staatssekretär BMVg . . 8191A Ronneburger FDP (Erklärung nach § 30 GO) 8192 C Horn SPD (Erklärung nach § 30 GO) . . . 8193 A Vizepräsident Westphal 8187D, 8189B Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 88 zu Petitionen (Drucksache 11/3291) Dr. Emmerlich SPD 8193 C Jung (Limburg) CDU/CSU 8194 A Häfner GRÜNE 8195 A Frau Dr. Segall FDP 8195 D Tagesordnungspunkt 14: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Wiederkehrerlaubnis für in der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsene Ausländer (Drucksache 11/ 1931) b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Bundesausländergesetz (Drucksache 11/2598) Schröer (Mülheim) SPD 8197 B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 8198D Frau Olms GRÜNE 8200 A Dr. Hirsch FDP 8201 A Wartenberg (Berlin) SPD 8202 B Dr. Kappes CDU/CSU 8204 A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Schmidt-Bott und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ursachen, Prävention und Behandlung der Unfruchtbarkeit, Entwicklung und Auswirkungen von Fortpflanzungstechniken und Embryonenforschung (Drucksachen 11/747, 11/2238) Frau Schmidt-Bott GRÜNE 8206 A Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 8207 C Frau Becker-Inglau SPD 8208 C Frau Würfel FDP 8209 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMA . . . 8211B Tagesordnungspunkt 16: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verhalten der Bundesregierung gegenüber dem österreichischen Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie in bezug auf die geplante atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (Drucksache 11/2873) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Erörterungstermin in Wackersdorf (Drucksache 11/2894) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags des Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (Drucksache 11/3597) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . . 8213 A Dr. Friedrich CDU/CSU 8214 D Schütz SPD 8217 A Frau Dr. Segall FDP 8218 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . . 8220B Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Kuhlwein, Dr. Penner, Odendahl, weiterer Abgeordneter und der IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Fraktion der SPD: Entwicklungsstand und Perspektiven der Fachhochschulen in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen 11/2211, 11/2603) Kuhlwein SPD 8222 B Daweke CDU/CSU 8226 A Wetzel GRÜNE 8228 B Neuhausen FDP 8230 A Möllemann, Bundesminister BMBW . . 8231 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Volkszählung 1987 (Drucksache 11/1762) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Übernahme der Kosten der Volkszählung am 25. Mai 1987 durch den Bund (Drucksache 11/3584) Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . . 8234 B Bohl CDU/CSU (zur GO) 8235 C Gerster (Mainz) CDU/CSU 8236 C Wartenberg (Berlin) SPD 8237 C Lüder FDP 8238 B Frau Schmidt-Bott GRÜNE 8239 A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 8240 D Nächste Sitzung 8241 D Berichtigungen 8242 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8243* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 8093 113. Sitzung Bonn, den 1. Dezember 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    8242 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Berichtigungen Nachtrag zum Plenarprotokoll 11/111, Seite 8034 D, Nr. 53: Im ersten Absatz der Erklärung der Abg. Frau Folz-Steinacker ist statt „109. Sitzung am 23. November 1988" zu lesen: „110. Sitzung am 24. November 1988". Auf Seite 7938 ist bei Nr. 42, Drucks. 11/3441, einzufügen: „Zweiter Spiegelstrich". Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* * 2. 12. Antretter 1. 12. Bindig * 2. 12. Frau Brahmst-Rock 2. 12. Büchner (Speyer)* * 2. 12. Buschbom 2. 12. Catenhusen 1. 12. Cronenberg (Arnsberg) 2. 12. Dr. Francke 2. 12. Dr. Geißler 1. 12. Dr. Glotz 1. 12. Dr. Hauff 2. 12. Irmer * 1. 12. Dr. Jenninger 2. 12. Frau Krieger 2. 12. Kühbacher 1. 12. Maaß 1. 12. Dr. Mahlo 2. 12. Mitzscherling 1. 12. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Müller 1. 12. Dr. Müller * * 1. 12. Niegel * 2. 12. Frau Pack 1. 12. Dr. Pick 2. 12. Paintner 2. 12. Rappe (Hildesheim) 2. 12. Roth 1. 12. Dr. Scheer 2. 12. Scherrer 1. 12. von Schmude 1. 12. Schulhoff 1. 12. Frau Trenz 2. 12. Tietjen 2. 12. Toetemeyer 2. 12. Vosen 1. 12. Weisskirchen (Wiesloch) 2. 12. Wieczorek 1. 12. Zeitler 2. 12. Zierer* 1. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Blüm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich habe noch viel zu sagen. Unser Gesetz bietet noch so viel, daß die sieben Minuten schon sehr knapp sind.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Auch das, was zur Einigungsstelle gesagt worden ist, fand ich sehr amüsant. Da muß man sich auch noch einmal ganz subtil die Arbeitnehmerferne vorstellen, die hier zu Protokoll gegeben wurde.
    Daß wir bei der Einigungsstelle das Honorar für den Vorsitzenden nicht zwischen diesem Vorsitzenden und dem Arbeitgeber ausgehandelt haben wollen, ist, so finde ich, so elementar, daß ich gedacht hätte, das würde sich auch von allein einstellen. Was würden wir eigentlich tun, wenn ein Schiedsrichter mit der Heimmannschaft den Preis für die Schiedsrichtertätigkeit aushandeln würde? Außerdem widerspricht es auch meinem sozialen Gefühl, daß sozusagen der Streitwert bestimmt, welches Honorar der Vorsitzende bekommt. Da geht es doch um Menschen und um Sozialpläne. Der Gesetzentwurf legt fest, daß dem Vorsitzenden der Aufwand entlohnt wird, den er zu erbringen hat. Aber ein Aushandeln oder eine Bezahlung nach der Rechtsanwaltsgebührenordnung halte ich bei Sozialplänen für einen großen Stilbruch.
    Nun zur Beteiligung der Arbeitnehmer bei der Einführung neuer Techniken. Wir sind keine Maschinenstürmer, wir wollen auch keine Computerstürmer. Für intelligente Produktionen braucht man intelligente Arbeitnehmer. Ich finde es auch sprachlich verräterisch, wenn man sagt, Menschen sollten Maschinen bedienen; denn sie müssen sie beherrschen. Dazu gehört, daß Arbeitnehmer auch mitreden, und zwar auch bei der Gestaltung ihres Arbeitsplatzes. Ich halte es auch für ein Überbleibsel aus obrigkeitsstaatlichen Tagen, zu glauben, die oben wüßten es immer besser.
    Ein vernünftiger Arbeitnehmer und ein vernünftiger Arbeitgeber werden sich darüber unterhalten, wie man einen solchen Arbeitsplatz einrichtet. Ein vernünftiger Arbeitgeber wird dies auch rechtzeitig tun. Ich glaube auch, daß bei den Arbeitnehmern ein großes Erfahrungspotential vorhanden ist, das von manchen Planungsfetischisten gar nicht genutzt wird. Dieses Potential muß systematisch ausgenutzt werden. Dies dient ja auch der Selbständigkeit der Arbeitnehmer. Der Begriff der Verantwortung würde amputiert, wenn die Verantwortung immer nur bei den Folgen gilt. Verantwortung muß bei der Gestaltung einsetzen. Verantwortung der Arbeitnehmer nur bei den Folgen — das blockiert geradezu die Kreativität.
    In diesen Zusammenhang gehört auch die Weiterbildung. Ich will dieses Thema jetzt aber nicht behandeln, weil es morgen ausführlich diskutiert wird.
    Nun noch zu dem Begriff des leitenden Angestellten. Dieser Begriff ist nicht erst mit diesem Gesetz ins Arbeitsrecht gekommen. Dieser Begriff steht bereits im Betriebsverfassungsgesetz. Wer hat eigentlich 1976 regiert? Durch das Mitbestimmungsgesetz von 1976 ist der leitende Angestellte auf die Unternehmensebene gekommen. Jetzt schaffen wir ihn auch auf die Betriebsebene.
    Ich will noch hinzufügen, daß die Sprecherausschüsse auch nichts Neues sind. Sie gibt es. Nur, wir schaffen die gesetzlichen Grundlagen. Ich finde es sehr wichtig, daß auch hier noch einmal klargestellt wurde: Das soll keine Konkurrenz zum Betriebsrat sein. Es sollen jetzt nicht zwei Betriebsräte in ein Konkurrenzmodell kommen.
    Den Begriff des leitenden Angestellten haben wir präziser, handhabbarer gefaßt. Ich will für meinen Teil — auch Herr Kollege Heinrich hat aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht — sagen: Ich bin
    8172 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988
    Bundesminister Dr. Blüm
    nicht derjenige, der ein übergroßes Bedürfnis hat, das Arbeitsrecht mit neuen Statusmerkmalen zu versehen. Ich glaube, daß die moderne Arbeitswelt sehr viel stärker auf Offenheit, Mobilität, Leistungsbereitschaft angelegt ist

    (Urbaniak [SPD]: Arbeitslosigkeit!)

    und daß das eigentlich die Platzanweiser einer modernen Industriegesellschaft sind.
    Ich will auch darauf hinweisen, daß sich Leistung nicht nur auf Leitung beschränkt. Ich glaube, auch das sollte unbestritten sein.
    Meine Damen und Herren, auch von der Sozialdemokratischen Partei: Die Entwicklung bei den leitenden Angestellten stellt auch eine Rückfrage an die Gewerkschaften, und zwar eine selbstkritische Rückfrage. Vielleicht ist die Bewegung der leitenden Angestellten auch deshalb entstanden, weil sie in der kollektiven Interessenvertretung nach Einheitsmuster zu kurz kamen. Vielleicht haben die Gewerkschaften zu spät den Differenzierungsprozeß in der Arbeitnehmerschaft erkannt. Die Einheitsmuster einer kollektiven Vertretung reichen in einer Zeit stärkerer Differenzierung nicht mehr. Wer in jeder Differenzierung schon eine Diskriminierung sieht, verpaßt neue Chancen der Emanzipation. Ich bin ganz sicher: Vielfalt ist der neue Name des Fortschritts. Das Kunststück, das wir alle, auch die Gewerkschaften, zu vollbringen haben

    (Dreßler [SPD]: Guten Tag, Herr Vielfalt!)

    — in der Tat; ich möchte in einer Gesellschaft leben, in der Vielfalt und nicht Uniformität lebt;

    (Dreßler [SPD]: Das hat sehr viel mit dem Thema zu tun!)

    ich bin ganz sicher, daß auch in der Arbeitnehmerschaft die Bedürfnisse höchst unterschiedlich sind —

    (Zuruf von der SPD)

    — nicht nur wir, auch die Gewerkschaften; wenn ich Ihnen dabei helfen könnte, würde ich Ihnen helfen — ,

    (Dreßler [SPD]: Reden wir mal über Uganda! Uganda ist genauso weit weg wie Ihre Rede!)

    ist, eine neue Balance zu schaffen zwischen Individualität und Solidarität, einer Individualität, die nicht zum Egoismus degeneriert, die nicht Gruppenegoismus ohne Blick zum Nachbarn etabliert, aber auch einer Solidarität, die nicht alles unterpflügt.
    Ich hoffe, daß unsere Gesetzgebung heute einen Beitrag leistet, diese Balance zwischen Individualität und Solidarität neu zu stärken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Urbaniak.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Eberhard Urbaniak


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bundesarbeitsminister hat seine Rede begonnen, indem er sagte: Wort gegeben, Wort gehalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dieses muß daran gemessen werden, was der Entwurf zur Montan-Mitbestimmung von CDU/CSU und FDP beinhaltet, und zwar hinsichtlich: dauerhafter Mitbestimmung.
    In der Anhörung ist uns von keinem der Sachverständigen erläutert worden, daß die Voraussetzungen mit diesem Entwurf dafür geschaffen sind. Ganz im Gegenteil, sie sagten: Es bestehen Umgehungsmöglichkeiten. — Darum trifft Ihr Wort, das Sie hier gesagt haben, nicht zu.
    Der zweite Punkt: Sie haben gesagt, Herr Kollege Blüm, die Montan-Mitbestimmung sei unter Adenauer geschaffen worden. Auf der rechten Seite im Parlament war damals ein großes Durcheinander, und nur die sozialdemokratische Bundestagsfraktion unter Schumacher hat die Voraussetzungen geschaffen, weil sie geschlossen der Montan-Mitbestimmung zugestimmt hat.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Das waren noch Sozialdemokraten!)

    Dies ist ein historisches Ereignis.

    (Beifall bei der SPD — Feilcke [CDU/CSU]: Vielen Dank auch!)

    — Sie haben sich ja an den Beratungen im Ausschuß herrlich mit dummen Bemerkungen beteiligt. Sonst können Sie doch nichts dazu beitragen, Herr Kollege Feilcke.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Dem muß ich leider zustimmen! — Feilcke [CDU/CSU]: Beton im Kopf!)

    Es ist so, wie es ist.
    Sie sagten dann, Kollege Blüm: Kompromisse sind nötig. Ich stimme Ihnen zu, aber Kompromisse, die die soziale Sicherheit und die Rechte der Arbeitnehmer demontieren, lehnen wir Sozialdemokraten ab. Dafür stehen Sie, und dies muß ich Ihnen vorhalten.

    (Beifall bei der SPD)

    Nun zur Sache. Meine sehr verehrten Damen und Herren, was die Montan-Mitbestimmung angeht, so habe ich einen zentralen Punkt bereits genannt: Die Vertreter der Gewerkschaften und die Sachverständigen haben Ihnen in der Anhörung bestätigt, daß es Umgehungsmöglichkeiten gibt. Ihnen ist auch vorgehalten worden, daß Sie die Arbeitnehmerseite und die Gewerkschaftsseite mit Ihrem Gesetz besonders schwächen. Dort ist festgestellt worden: Das Gewicht der außerbetrieblichen Gewerkschaftsvertreter ist zu gering. Insofern entfernt sich die Koalition vom Montan-Modell.
    Darüber hinaus wird festgestellt: Bei der Wahl der betrieblichen Gewerkschaftsvertreter ist Verhältniswahl vorgesehen. Dies führt zu einer weiteren Zersplitterung der Arbeitnehmerbank, während bei der Wahl der Anteilseigner durch die Hauptversammlung in aller Regel nach den Grundsätzen der Mehrheitswahl entschieden wird. Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum für die Arbeitnehmerbank ein Minderheitenschutz zwingend vorgeschrieben wird. Dies
    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 8173
    Urbaniak
    führt dazu, daß die Arbeitnehmerbank geschwächt wird.

    (Beifall bei der SPD — Feilcke [CDU/CSU]: Und da klatschen die auch noch Beifall!)

    Sie müssen doch auf diese Vorbehalte eingehen. Sie sagen lediglich: Wort gegeben, Wort gehalten.
    Die Sachverständigen haben festgestellt: Das Dreiecksverhältnis zwischen Arbeitgeber, Betriebsrat und Sprecherausschuß der leitenden Angestellten wird aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer Chaotisierung der Betriebsverfassung führen. Das haben Sie nicht ausgeräumt.
    Die Sachverständigen kommen — wie wir — zu der Feststellung: Der für die Sicherung der Montan-Mitbestimmung im eigenen Unternehmen gezahlte Preis erscheint politisch zu hoch.
    Dies sind doch ganz massive Vorwürfe, die wir Ihnen auch dann machen, wenn Sie den Anspruch erheben, Kollege Blüm: Wort gegeben, Wort gehalten.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Die Sozialdemokraten haben demgegenüber sehr frühzeitig einen Entwurf eingebracht, der die dauerhafte Sicherung der Montan-Mitbestimmung zum Ziel hat. Wir möchten die Montan-Mitbestimmung auch auf weitere Konzerne und Unternehmungen übertragen.
    Die Sachverständigen haben auch bestätigt, daß das Modell der Sozialdemokraten eine sehr begrüßenswerte Neuerung aufweist, nämlich den Grundgedanken der Vereinbarung des Tarifvertrages. Mit diesem Grundgedanken eines Memorandums der EG-Kommission an das Europäische Parlament vom 15. Juli 1988 zum Statut der europäischen Aktiengesellschaft eröffnen wir die Möglichkeit, das bei uns angewandte — nationale — Recht der paritätischen Mitbestimmung auf die europäische Aktiengesellschaft zu übertragen. Dies ist, bezogen auf den Binnenmarkt, in der Tat eine Perspektive für die Sicherung der Rechte der Arbeitnehmer in der Gemeinschaft.

    (Beifall bei der SPD)

    Dies haben Sie überhaupt nicht vorgesehen.
    Meine Damen und Herren, der Vertreter der FDP sagte, daß gerade im Montan-Bereich die Strukturveränderungen erschwert worden sind. Das Gegenteil ist der Fall. Die Stahlunternehmen und die Bergbauunternehmen sind die besten, die modernsten und die leistungsfähigsten Unternehmen in unserer Republik. Die Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten sind diejenigen, die den Arbeitgebern in der Frage der Investitionen und der Erneuerung überlegen sind; denn sie drängen darauf. Lesen Sie den Biedenkopf-Bericht nach, den es zu den Erfahrungen mit der Mitbestimmung gegeben hat.
    Wenn Sie Stahlindustrie und Bergbau monieren, dann dürfen Sie nicht verkennen, Herr Kollege, daß uns gerade das Unwesen der Subventionen in den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft geradezu erdrückt hat, weil es bei uns keine Subventionen gegeben hat, wir aber dennoch leistungsfähig geblieben sind.

    (Stratmann [GRÜNE]: Reden Sie doch nicht so einen Unsinn!)

    Subventionen, die wir zeitweilig gewährt haben, gibt es in der Zwischenzeit in der Stahlindustrie nicht mehr. Darum: Tragen Sie nicht Dinge vor, die überhaupt nicht stimmen.
    Ich sage das aus der Sorge heraus, daß auf uns eine europäische Entwicklung zukommen kann — möglicherweise in diesem Monat, wenn am 13. Dezember 1988 der Ministerrat Subventionen gewähren könnte —, die zu ganz großen Verschiebungen insbesondere im Montanbereich führen könnte. Das muß abgelehnt werden.
    Wenn wir uns die großen Leistungen vor Augen halten, die wir im Zusammenhang mit der Montan-Mitbestimmung erlebt haben — Verhinderung der Demontage, Aufbau der Republik auf Grund der Elemente Kohle und Stahl sowie der Disziplin und handwerklichen Fähigkeiten unserer Frauen und Männer in diesen Bereichen — , müssen wir sagen: Das ist eine ganz wichtige Voraussetzung gewesen, die uns Veranlassung geben sollte, heute nicht nur den Betriebsräten und den Arbeitsdirektoren für ihre Leistungen im Rahmen der Mitbestimmung zu danken, sondern auch eine Entwicklung für die paritätische Mitbestimmung auf europäischem Feld zu eröffnen. Wir Sozialdemokraten wissen, was mit den Gewerkschaften hier geleistet worden ist.
    Die Gewerkschaften müssen im Rahmen der Mitbestimmung gestärkt und dürfen nicht wie durch Ihren Gesetzentwurf geschwächt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Arbeitnehmerbank muß den Arbeitgebern paritätisch gegenüberstehen,

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    nicht aber so, wie es im Antrag der GRÜNEN vorgesehen ist, den wir deswegen ablehnen; denn wir wollen weiter die Parität, die partnerschaftliche Zusammenarbeit.
    Kollege Blüm, die soziale Flankierung für Kohle und Stahl haben wir mit Ehrenberg geschaffen. Sie haben sie nur auf den Grundlagen weiterentwickelt,

    (Dr. Blüm [CDU/CSU]: Frankfurter Vereinbarung!)

    die damals im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung einheitlich zustande gekommen sind. Sie sollten sich nicht mit fremden Federn schmücken, Kollege Blüm, sondern sich immer daran erinnern: Wort gegeben, aber wie — so frage ich — wurde es gehalten?

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Sehr gut hat er es gehalten!)