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    Plenarprotokoll 11/113 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 113. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abg Frau Hoffmann (Soltau) 8093 A Erweiterung der Tagesordnung 8093 A Begrüßung des Botschafters der Französischen Republik, Boidevaix sowie des Koordinators für die deutsch-französische Zusammenarbeit, Dr. Barzel 8140 D Tagesordnungspunkt 3: Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland Dr. Kohl, Bundeskanzler 8094 A Dr. Vogel SPD 8100 A Lintner CDU/CSU 8103 D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 8106D Hoppe FDP 8109 A Diepgen, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 8110 C Büchler (Hof) SPD 8112 D Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . 8116 C Heimann SPD 8118 D Werner (Ulm) CDU/CSU 8121 C Frau Hensel GRÜNE 8124 A Ronneburger FDP 8126 C Hiller (Lübeck) SPD 8128 C Dr. Czaja CDU/CSU 8130 D Frau Terborg SPD 8133 A Tagesordnungspunkt 4: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte und der Patentanwälte (Drucksache 11/3253) b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 40 Titel 681 05 — Haushaltsjahr 1988 (Drucksache 11/3173) c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 14 05 Titel 525 21 — Aus- und Fortbildung, Umschulung (Drucksache 11/3193) d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 02 — Erstattung der Aufwendungen für die Krankenhilfe an Heimkehrer und durch Gesetz gleichgestellte Personengruppen (Drucksache 11/3268) 8135 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Abgeordneten Carstensen (Nordstrand), Eigen und Genossen und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Bredehorn, Richter, Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Seefischereigesetzes (Drucksache 11/3596) 8135 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in München, Dachauer Straße, gemäß § 64 Abs. 2 BHO (Drucksache 11/3567) 8135 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Conradi, Müntefering, Erler, Großmann, Menzel, Dr. Niese, Oesinghaus, Reschke, Scherrer, Tietjen, Weiermann, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Weiterentwicklung und Verbesserung der nach 1950 erbauten Großsiedlungen (Drucksache 11/2241) 8135 C Tagesordnungspunkt 5: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 4. Dezember 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Kuwait zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Belebung der wirtschaftlichen Beziehungen (Drucksachen 11/2553, 11/3559) 8135D Tagesordnungspunkt 6: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 23. November 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Venezuela zur Vermeidung der Doppelbesteuerung der Unternehmen der Luftfahrt und der Seeschiffahrt (Drucksachen 11/3091, 11/ 3600) 8136A Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Schaffung eines Vorrechts für Umlagen auf die Erzeugung von Kohle und Stahl (EGKS- UmVG) (Drucksachen 11/353, 11/3197) 8136 A Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fischwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 11/2852, 11/3252) . . . 8136B Zusatztagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksachen 11/2688, 11/3566) 8136B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Wahlkreiskommission für die 11. Wahlperiode des Deutschen Bundestages gemäß § 3 Bundeswahlgesetz (Drucksachen 11/2870, 11/3170) . 8136B Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 14 02 Titel 698 01 — Abgeltung von Schadensersatzansprüchen Dritter (Drucksachen 11/3051, 11/3296) 8136 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 89 zu Petitionen (Drucksache 11/3467) 8136 C Tagesordnungspunkt 11: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Protokollen vom 22. Januar 1988 zum Vertrag vom 22. Januar 1963 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über die deutsch-französische Zusammenarbeit (Drucksachen 11/3258, 11/3265, 11/3410, 11/3610, 11/3611) Dr. Dregger CDU/CSU 8137 D Voigt (Frankfurt) SPD 8140 D Dr. Feldmann FDP 8143 D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 8145 B Genscher, Bundesminister AA 8147 A Dr. Wieczorek SPD 8148 D Lamers CDU/CSU 8150 C Ebermann GRÜNE 8152 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 8152D Dr. Stercken CDU/CSU 8154 A Namentliche Abstimmung 8154 C Ergebnis 8158 D Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Montan-Mitbestimmung (Drucksachen 11/14, 11/3608) b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes, über Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten und zur Sicherung der Montan-Mitbestimmung (Drucksachen 11/2503, 11/3604, 11/3618, 11/3624) Scharrenbroich CDU/CSU 8155 B Andres SPD 8160 B Heinrich FDP 8164 A Hoss GRÜNE 8166 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 III Dr. Blüm, Bundesminister BMA 8168 C Urbaniak SPD 8172B Dr. Warrikoff CDU/CSU 8173 D Stratmann GRÜNE 8176D Peter (Kassel) SPD 8178A Frau Unruh GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 8179C Dr. Warrikoff CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 8179D Dreßler SPD (Erklärung nach § 31 GO) . 8180A Namentliche Abstimmung 8180 D Ergebnis 8181 B Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Fuchs (Verl), Dr. Böhme (Unna), Erler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/ Jagdflugzeug 90" (Drucksache 11/3018) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksache 11/3592) Frau Fuchs (Verl) SPD 8183B Francke (Hamburg) CDU/CSU 8186B Frau Schilling GRÜNE 8187D Ronneburger FDP 8189 B Würzbach, Parl. Staatssekretär BMVg . . 8191A Ronneburger FDP (Erklärung nach § 30 GO) 8192 C Horn SPD (Erklärung nach § 30 GO) . . . 8193 A Vizepräsident Westphal 8187D, 8189B Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 88 zu Petitionen (Drucksache 11/3291) Dr. Emmerlich SPD 8193 C Jung (Limburg) CDU/CSU 8194 A Häfner GRÜNE 8195 A Frau Dr. Segall FDP 8195 D Tagesordnungspunkt 14: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Wiederkehrerlaubnis für in der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsene Ausländer (Drucksache 11/ 1931) b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Bundesausländergesetz (Drucksache 11/2598) Schröer (Mülheim) SPD 8197 B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 8198D Frau Olms GRÜNE 8200 A Dr. Hirsch FDP 8201 A Wartenberg (Berlin) SPD 8202 B Dr. Kappes CDU/CSU 8204 A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Schmidt-Bott und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ursachen, Prävention und Behandlung der Unfruchtbarkeit, Entwicklung und Auswirkungen von Fortpflanzungstechniken und Embryonenforschung (Drucksachen 11/747, 11/2238) Frau Schmidt-Bott GRÜNE 8206 A Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 8207 C Frau Becker-Inglau SPD 8208 C Frau Würfel FDP 8209 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMA . . . 8211B Tagesordnungspunkt 16: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verhalten der Bundesregierung gegenüber dem österreichischen Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie in bezug auf die geplante atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (Drucksache 11/2873) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Erörterungstermin in Wackersdorf (Drucksache 11/2894) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags des Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (Drucksache 11/3597) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . . 8213 A Dr. Friedrich CDU/CSU 8214 D Schütz SPD 8217 A Frau Dr. Segall FDP 8218 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . . 8220B Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Kuhlwein, Dr. Penner, Odendahl, weiterer Abgeordneter und der IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Fraktion der SPD: Entwicklungsstand und Perspektiven der Fachhochschulen in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen 11/2211, 11/2603) Kuhlwein SPD 8222 B Daweke CDU/CSU 8226 A Wetzel GRÜNE 8228 B Neuhausen FDP 8230 A Möllemann, Bundesminister BMBW . . 8231 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Volkszählung 1987 (Drucksache 11/1762) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Übernahme der Kosten der Volkszählung am 25. Mai 1987 durch den Bund (Drucksache 11/3584) Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . . 8234 B Bohl CDU/CSU (zur GO) 8235 C Gerster (Mainz) CDU/CSU 8236 C Wartenberg (Berlin) SPD 8237 C Lüder FDP 8238 B Frau Schmidt-Bott GRÜNE 8239 A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 8240 D Nächste Sitzung 8241 D Berichtigungen 8242 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8243* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 8093 113. Sitzung Bonn, den 1. Dezember 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    8242 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Berichtigungen Nachtrag zum Plenarprotokoll 11/111, Seite 8034 D, Nr. 53: Im ersten Absatz der Erklärung der Abg. Frau Folz-Steinacker ist statt „109. Sitzung am 23. November 1988" zu lesen: „110. Sitzung am 24. November 1988". Auf Seite 7938 ist bei Nr. 42, Drucks. 11/3441, einzufügen: „Zweiter Spiegelstrich". Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* * 2. 12. Antretter 1. 12. Bindig * 2. 12. Frau Brahmst-Rock 2. 12. Büchner (Speyer)* * 2. 12. Buschbom 2. 12. Catenhusen 1. 12. Cronenberg (Arnsberg) 2. 12. Dr. Francke 2. 12. Dr. Geißler 1. 12. Dr. Glotz 1. 12. Dr. Hauff 2. 12. Irmer * 1. 12. Dr. Jenninger 2. 12. Frau Krieger 2. 12. Kühbacher 1. 12. Maaß 1. 12. Dr. Mahlo 2. 12. Mitzscherling 1. 12. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Müller 1. 12. Dr. Müller * * 1. 12. Niegel * 2. 12. Frau Pack 1. 12. Dr. Pick 2. 12. Paintner 2. 12. Rappe (Hildesheim) 2. 12. Roth 1. 12. Dr. Scheer 2. 12. Scherrer 1. 12. von Schmude 1. 12. Schulhoff 1. 12. Frau Trenz 2. 12. Tietjen 2. 12. Toetemeyer 2. 12. Vosen 1. 12. Weisskirchen (Wiesloch) 2. 12. Wieczorek 1. 12. Zeitler 2. 12. Zierer* 1. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
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    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Verabschiedung der beiden Protokolle über die Errichtung eines Verteidigungs- und Sicherheitsrates sowie eines Finanz- und Wirtschaftsrates im Deutschen Bundestag und in der Französischen Nationalversammlung ist gut und wichtig — nicht nur für das deutsch-französische Verhältnis, sondern für das ganze Europa.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Es bleibt bei der westlichen Strategie, dabei, daß alle unsere Anstrengungen nur ein Ziel haben, nämlich Krieg zu verhindern, aber nicht Krieg zu führen.

    (Zustimmung bei der FDP und der CDU/ CSU)

    Herr Kollege Mechtersheimer, den Frieden zu sichern heißt auch, den inneren Frieden zu bewahren. Zur Bewahrung des inneren Friedens gehört es auch, dem politischen Gegner und Konkurrenten nicht eine bösartige Gesinnung zu unterstellen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Dr. Mechtersheimer [GRÜNE]: Ich habe Parteitagsbeschlüsse zitiert!)

    Wir können streiten über die Ziele, wir können streiten über die Wege, diese Ziele zu erreichen, aber die Kraft einer demokratischen Gesellschaft, ihre Freiheitlichkeit und Toleranz lebt davon, daß man nicht der anderen Seite Ziele unterstellt, die sie nicht hat. Sie sollten sich überlegen, ob Sie wirklich bei dem bleiben können, was Sie heute den anderen Fraktionen des Deutschen Bundestages und unserem französischen Verbündeten unterstellt haben.

    (Dr. Mechtersheimer [GRÜNE]: Ich fürchte, ja! — Dr. Feldmann [FDP]: Der Kollege hat sich völlig vergaloppiert!)

    Wir setzen mit unserer Politik einen weiteren wichtigen Baustein für die Architektur der deutsch-französischen Beziehungen. Wir setzen konsequent eine Politik fort, die vor dem Hintergrund geschichtlicher Erfahrungen in Europa nicht nur für Deutsche und Franzosen wichtig ist, sondern wirklich für unseren ganzen Kontinent.
    Die enge deutsch-französische Partnerschaft ist ganz gewiß auch nicht allein das Ergebnis der Bemühungen aller Bundesregierungen. Sie wird getragen von dem Willen der Menschen in Frankreich und bei uns, das Schicksal unserer beiden Länder gemeinsam zu gestalten und gemeinsam für Europa zu arbeiten. Daraus schöpft die deutsch-französische Zusammenarbeit ihre Kraft, ihre Dynamik und ihre Vitalität.
    Deutsche und Franzosen haben sich die europäische Einigung zum Ziel gesetzt, und diese Ausrichtung unserer Zusammenarbeit verleiht ihr eine in der europäischen Geschichte bisher nicht dagewesene Dimension. Unsere europäischen Nachbarn verstehen und würdigen das gemeinsame deutsch-französische Engagement, weil sie wissen, daß sich diese Zusammenarbeit gegen niemanden richtet, daß sie aber allen Europäern nützt.
    Denken Sie an das Zustandekommen der Europäischen Gemeinschaft — wäre das ohne die Aussöhnung mit Frankreich möglich gewesen? — , an die Westeuropäische Union, an die Zusammenarbeit im technologischen Bereich, an die Fortentwicklung der Europäischen Gemeinschaft zur Europäischen Union. Das geht nur, wenn Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland gemeinsam handeln. Deshalb hat unsere Zusammenarbeit eine europäische Finalität. Der belgische Außenminister Tindemans hat schon recht, wenn er die deutsch-französische Zusammenarbeit als Laboratorium für europäische Kompromißfähigkeit bezeichnet.
    Die am 22. Januar dieses Jahres unterzeichneten Zusatzprotokolle zum Elysée-Vertrag sind ein sichtbares Zeichen dafür, was im deutsch-französischen Verhältnis erreicht wurde, und es ist mehr als ein symbolischer Akt, daß die beiden Parlamente zur gleichen Zeit darüber beraten.
    Mit der Schaffung eines deutsch-französischen Verteidigungs- und Sicherheitsrates werden Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland ihrer europäischen Friedensverantwortung gerecht. Sie gehen voran beim Aufbau und Ausbau des europäischen Einigungswerkes, das unvollständig bliebe, wenn es nicht auch Sicherheit und Verteidigung umfaßte. Die Europäische Union, der wir uns verpflichtet fühlen, muß auch die Dimension einer Sicherheitsunion haben.
    Wir Deutschen respektieren Frankreichs besondere Rolle im westlichen Bündnis. Frankreich ist sich bewußt, daß der eigene Sicherheitsraum nicht an seinen Landesgrenzen endet. Frankreich erkennt den bedeutsamen Beitrag an, den die Bundesrepublik Deutschland zur gemeinsamen Sicherheit aller Verbündeten leistet. Es erkennt den Friedens- und Freiheitsdienst der Soldaten der Bundeswehr an, der eine nicht ersetzbare Voraussetzung westlicher Sicherheit ist.
    Präsident Mitterrand hat sich in seinen großen Reden, die er bei seinem Staatsbesuch vor einem Jahr und anläßlich der Entgegennahme des Karlspreises in Aachen am 1. November dieses Jahres gehalten hat, eindrucksvoll zu den Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik Deutschland bekannt.
    Wir werden den gemeinsamen Verteidigungs- und Sicherheitsrat zielstrebig dazu nutzen, alle die Sicherheit Europas angehenden Fragen, die Verteidigungspolitik ebenso wie die Rüstungskontrolle und Abrüstung, mit unseren französischen Freunden abzustimmen und gemeinsame Vorstellungen weiterzuentwikkeln.
    Die Kernfrage der Sicherheit in Europa ist die Herstellung konventioneller Stabilität. Der letzte deutschfranzösische Gipfel hat erneut bestätigt, daß wir uns darin mit Frankreich einig sind und daß wir alles dafür tun, daß diese Verhandlungen schnell aufgenommen werden und bald zum Erfolg führen. Das Protokoll über den Verteidigungs- und Sicherheitsrat verpflichtet beide Länder, alle Anstrengungen zur Erhaltung des Friedens und zu seiner konstruktiven Gestaltung zu unternehmen. Unser Ziel ist die dauerhafte Friedenssicherung.
    Herr Präsident, schon der Elysée-Vertrag sieht ausdrücklich die Ausdehnung der deutsch-französischen
    8148 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988
    Bundesminister Genscher
    Zusammenarbeit auf neue Gebiete vor. Er fordert beide Regierungen auf, gemeinsam Mittel und Wege zu prüfen, ihre Zusammenarbeit im Rahmen des europäischen Einigungsprozesses in wichtigen Bereichen der Wirtschaftspolitik zu verstärken. Mit der Schaffung des deutsch-französischen Finanz- und Wirtschaftsrates wird dieser Auftrag des Elysée-Vertrages erfüllt.
    Beide Länder haben sich zum Ziel gesetzt, ihre Wirtschafts- und Währungspolitik aufeinander abzustimmen. Der gemeinsame Binnenmarkt bliebe unvollständig ohne eine europäische Wirtschafts- und Währungsunion und ohne eine europäische Zentralbank. Um zu der notwendigen Konvergenz der Wirtschafts- und Währungspolitiken innerhalb der Gemeinschaften zu kommen, wird es auch in Zukunft gemeinsamer Anstrengungen der Bundesrepublik Deutschland und Frankreichs bedürfen. Schon jetzt kann festgestellt werden, daß die enge Zusammenarbeit in diesem Bereich uns diesem Ziel nähergebracht hat.
    Ich denke, daß es auch ein gutes Zeichen ist, daß im Dezember zum erstenmal der deutsch-französische Kulturrat in Paris tagen wird. Damit geben wir unserer Zusammenarbeit auch die kulturelle Dimension, die unverzichtbar ist, um zur europäischen Identitätsfindung — und damit meine ich das ganze Europa — beizutragen.

    (Dr. Hornhues [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Deutsch-französische Partnerschaft hat das ganze Europa im Auge, das durch seine gemeinsame Geschichte, durch seine gemeinsame Kultur und durch die Aufgabe gemeinsamer Zukunftsgestaltung verbunden ist. Deutsche und Franzosen haben ein historisches Beispiel der Versöhnung gegeben. Sie müssen kühne Konzepte für das ganze Europa, vom Atlantik bis zum Ural, entwerfen und verfolgen, für ein Europa, in dem Staaten unterschiedlicher politischer und gesellschaftlicher Ordnung im friedlichen Wettbewerb miteinander leben können. Unsere gemeinsamen Anstrengungen sind auf das Ziel ausgerichtet, eine ganz Europa umfassende Friedensordnung zu schaffen.
    Präsident Mitterrand hat im Zusammenhang mit seinem Besuch in der Sowjetunion in der vergangenen Woche betont, daß die Annäherung der beiden Teile Europas die große Aufgabe am Ende dieses Jahrhunderts ist. Dieser großen Herausforderung wollen wir uns gemeinsam stellen. In der Präambel zum Protokoll über die Errichtung des Verteidigungs- und Sicherheitsrats bekennen sich beide Länder zu der für das Schicksal Europas entscheidenden Zielsetzung der Schaffung einer solchen europäischen Friedensordnung. Sie haben ihre gemeinsame Überzeugung zum Ausdruck gebracht, daß alle Völker unseres Kontinents das gleiche Recht auf ein Leben in Frieden und Freiheit haben und daß die Stärkung beider Voraussetzung für Fortschritte auf dem Weg zu einer gerechten und dauerhaften Friedensordnung in ganz Europa ist. Diese europäische Verpflichtung, die schon im Harmel-Bericht enthalten ist, erkennen wir, und danach handeln wir. Dieser Vertrag, diese Protokolle zeigen es; die Denkschrift, die wir der französischen Regierung zugeleitet haben, zeigt es auch.
    Natürlich müssen wir uns der Frage stellen, ob eine engere Zusammenarbeit in der Europäischen Gemeinschaft dem ganzen Europa dient oder nicht. Ich denke, die Entwicklung zeigt, daß eine auf Offenheit und Zusammenarbeit angelegte Europäische Gemeinschaft eine Chance für das ganze Europa ist.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Herr Kollege Mechtersheimer, Sie werfen die Frage auf, ob das nicht Europa auseinanderführt.

    (Dr. Mechtersheimer [GRÜNE]: Die militärische Komponente!)

    Darf ich, wenn Sie sich darum Sorge machen, die Gegenfrage stellen, warum dann Ihre Redner, wenn es um die deutsche Nation geht, etwas dagegen haben, daß im gemeinsamen europäischen Haus für die Deutschen die Chance offengehalten wird, in einer Wohnung zu leben.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Dr. Mechtersheimer [GRÜNE]: Die Frage ist berechtigt!)

    Meine Damen und Herren, wir haben im deutschfranzösischen Verhältnis viel erreicht. Die Bilanz, die wir in diesem Jahr anläßlich des 25. Jahrestages der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags ziehen konnten, spricht für sich selbst. Vieles bleibt noch zu tun. Deutsche und Franzosen sind sich bewußt, daß die Zeit nationaler Alleingänge unwiderruflich der Vergangenheit angehört. Die Gestaltung der Zukunft ist heute nur noch in europäischer Verantwortung möglich. Die Bundesrepublik Deutschland und Frankreich stellen sich gemeinsam dieser Verantwortung.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Wieczorek.

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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In der gemeinsamen Erklärung begrüßen wir ja die Zielsetzung für den gemeinsamen deutschfranzösischen Wirtschafts- und Finanzrat. Ich halte es für wichtig, daß der klare Hinweis, daß es sich um ein Konsultativorgan handelt, die anfänglichen Bedenken der Bundesbank, aber auch der Öffentlichkeit über die Stellung der Bundesbank zerstreut. Dabei erscheint mir die Aufregung ein bißchen künstlich; allerdings ist sie durch die — ich möchte es höflich ausdrücken — etwas ungewöhnliche Informationspolitik der Bundesregierung gegenüber der Bundesbank wohl mit verursacht worden.
    Die Frage der Autonomie ist sicher eine sehr wichtige. Aus der deutschen Geschichte mit ihren beiden Superinflationen in diesem Jahrhundert ist die Empfindsamkeit verständlich, die darauf zielt, die Zentralbank nicht zu einer abhängigen Institution werden zu lassen, die für die inflationäre Finanzierung von Defiziten mißbraucht werden kann. Es sollte aber nicht übersehen werden, daß es diese besondere Art von geschichtlicher Erfahrung nicht in allen europäischen Ländern gibt und daß eine andere Rechtsverfassung der Notenbanken nicht per se bedeutet, daß diese Notenbanken Erfüllungsgehilfen ihrer jeweiligen Finanzministerien sind. Das wäre nicht nur eine grobe Verkennung der Tatsachen, sondern wird — im priva-
    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 8149
    Dr. Wieczorek
    ten Gespräch gelegentlich auch so geäußert — fast schon als beleidigend empfunden. Notenbankpolitik und Notenbankautonomie sind nämlich nicht nur eine rechts-, sondern vor allen Dingen eine politische und wirtschaftspolitische Aufgabe und Zielsetzung. Die reale Einbettung einer Notenbank in das gesamtpolitische Gefüge ist dabei auf Dauer entscheidend für die Wirksamkeit und Gestaltungsfähigkeit der Notenbankpolitik.
    Da wir im Lauf der Geschichte der Bundesrepublik seit wir die Bundesbank haben, in der öffentlichen Diskussion eine gewisse Verengung der Aufgabensetzung der Bundesbank erlebt haben, bis hin zu der Meinung, im Bundesbankgesetz stünde, die Bundesbank sei für die Geldwertstabilität verantwortlich, während in Wirklichkeit darin steht, daß sie für die Währungsstabilität verantwortlich ist, möchte ich mir erlauben, ein etwas umfangreicheres Zitat unserer Vorgänger, nämlich aus der zweiten Legislaturperiode zu § 3 des Bundesbankgesetzes vorzutragen. Ich zitiere ausführlich aus der Begründung; das ist die Bundestags-Drucksache 2/2781. Dort heißt es:

    (stetiges Wachstum der Volkswirtschaft, Stabilität der Kaufkraft im Inland, Vollbeschäftigung, Konvertibilität, — die haben wir heute — Stabilität der Auslandskurse)

    Ich möchte ausdrücklich in Erinnerung rufen, was dort gesagt wurde.
    Die Stabilität der Inlandskaufkraft ist — wie hier hervorgehoben werden soll — von überragender Bedeutung, aber trotzdem darf die Stabilität der Auslandskaufkraft angesichts der Abhängigkeit unseres Verarbeitungs- und Ausfuhrlandes von der Weltwirtschaft nicht vernachlässigt,
    — wir erinnern uns an die Wechselkurspolitik der Notenbank in den späten 70er und frühen 80er Jahren; da wäre es nützlich gewesen, in diese Drucksache hineinzuschauen —
    die Vollbeschäftigung angesichts der politischen
    Verhältnisse Deutschlands nicht für unwichtig
    angesehen und das stetige Wachstum unserer
    Volkswirtschaft angesichts des steigenden Lebensstandards anderer Völker nicht außer Betracht gelassen werden.
    Ich finde es spannend, daß hier ausdrücklich das Thema Vollbeschäftigung genannt wird. Es wird immer so getan, als sei das gar nicht Aufgabe der Bundesbank. Das hat der Gesetzgeber, unser Vorgänger, anders gesehen.
    Ist also jedes dieser verschiedenen Ziele wichtig, so wird es manchmal nötig sein, unter Würdigung aller Umstände den für das „Gesamtinteresse" oder das „Wohl des Landes" optimalen Kompromiß zu finden. Kann aber die Notenbank unter gegebenen Umständen nur den optimalen Kompromiß zwischen verschiedenen Zielen anstreben und erreichen, so erscheint es bedenklich, ihr durch die Formulierung zwar idealer, aber nicht immer erreichbarer konkreter Einzelziele eine Verantwortung vor der öffentlichen Meinung aufzuerlegen, die sie gar nicht tragen kann.
    Es kommt hinzu, daß nicht allein die Notenbank für die Sicherung der Währung verantwortlich ist. Ihre Währungspolitik ist zwar von wesentlicher Bedeutung, aber ihr Erfolg ist letztlich nur garantiert bei einer gleichgerichteten, also die Sicherung der Währung fördernden oder doch jedenfalls nicht gefährdenden Politik der Regierung und aller sonst verantwortlichen Instanzen, insbesondere auf dem Gebiet der Lohn-, Preis-, Handels- und Sozialpolitik, der allgemeinen Wirtschaftspolitik sowie der Finanzpolitik. Deshalb ist eine gute Zusammenarbeit aller verantwortlichen Instanzen unter Einschluß der Notenbank nicht minder wichtig als deren noch besonders zu behandelnde Unabhängigkeit von anderen Instanzen.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, daß in dieser inhaltlichen Begründung und Interpretation der Aufgaben einer rechtlich autonomen Zentralbank, wie der Deutsche Bundestag sie 1956 getroffen hat, ein gutes Verständigungspotential für die Weiterentwicklung der europäischen Währungsverhältnisse in Richtung auf eine gemeinsame Währung und eine europäische Zentralbank liegt. Wir sollten das nicht unterschätzen.
    Der von uns heute zu beratende Vertrag geht ja auch zu Recht von der Notwendigkeit einer Beratung der gemeinsamen wirtschafts- und finanzpolitischen Zielsetzungen und Maßnahmen aus. Die Auseinandersetzungen Anfang der 80er Jahre haben gerade Frankreich und die Bundesrepublik gelehrt, daß eine gegenläufige Politik für beide wenig Nutzen bringt. Andererseits hat der realwirtschaftliche Integrationsprozeß aber auch die im Europäischen Währungssystem gefundene gemeinsame währungspolitische Basis zu einer durchaus mit Opfern verbundenen gemeinsamen Wirtschaftsentwicklung geführt. Die Volkswirtschaften unserer beiden Länder bewegen sich nicht mehr gegenläufig, sondern streben grundsätzlich gemeinsam ein möglichst inflationsfreies Wachstum an. Dieser Prozeß bedarf mit Sicherheit der intensiven Konsultation, dies um so mehr, wenn die große ungelöste Aufgabe, die Bewältigung der Arbeitslosigkeit, tatsächlich angegangen werden soll.
    8150 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988
    Dr. Wieczorek
    Zumindest in der Bundesrepublik bleibt noch eine ganze Menge zu tun. Wir sehen wenig Aktion von seiten der Regierung.
    Es ist auch die Befürchtung laut geworden — das ist ein weiterer Punkt im Zusammenhang mit den Verträgen —, daß durch die engere deutsch-französische Kooperation innerhalb der EG die Tendenz zu einer EG der verschiedenen Geschwindigkeiten verstärkt werden könnte. Diese Vermutung ist nicht von der Hand zu weisen, aber sie ist als Entwicklung vermutlich unumgänglich. Es ist auffällig, daß die südeuropäischen Länder diese Ansicht zum Teil offen vertreten. Problematisch ist die Situation eher für unsere unmittelbaren Nachbarn, z. B. Holland, die mit uns wirtschaftlich genauso eng verwoben sind wie Frankreich. Hier gilt es aufmerksam zu handeln, damit keine unnötigen Spannungen in den westeuropäischen Einigungsprozeß kommen. Hier haben wir, glaube ich, noch einiges zu tun, auch aus diesem Vertragswerk heraus, das wir heute beraten.
    Gerade das Europäische Währungssystem kann hierbei hilfreich sein, denn die gemeinsame Währungspolitik hat sicher ebenso die gemeinsame wirtschaftspolitische Entwicklung mitbedingt, wie diese Entwicklung ihrerseits zur Stabilisierung des Systems beigetragen hat. Gegenüber den europäischen Partnerländern, die noch nicht Mitglied des EWS sind, muß, auch wenn zur Zeit zwei oder mehr Geschwindigkeiten notwendig und deutlich sind — es ist übrigens gerade die Bundesbank, die darauf immer hinweist; sie redet vom harten Kern des Europäischen Währungssystems —, darauf geachtet werden, daß sie ihrem Willen entsprechend vollwertige Teilnehmer werden können. Dies bedeutet aber, will man nicht bei gegebenen Strukturunterschieden über laufende Wechselkursanpassungen diese Unterschiede ausgleichen, daß erhebliche zusätzliche Anstrengungen gemacht werden müssen, die bestehenden Strukturunterschiede zu überwinden. Das heißt, die Verstärkung der europäischen Strukturpolitik muß wesentlicher Teil einer Wirtschafts- und Währungspolitik sein, die einen tatsächlichen gemeinsamen Markt mit einer gemeinsamen Währung zum Inhalt hat.
    Kollegé Dregger, Sie haben vorhin gesagt, dieses würde durch die verteidigungspolitische Zusammenarbeit gefördert. Das mag so sein. Ich würde allerdings dafür plädieren, beides nicht zu eng miteinander zu verknüpfen; denn Störungen in dem einen Bereich sollten nicht Fortschritte in dem anderen Bereich behindern. Ich glaube, man muß es auch so sehen; ich könnte in diesem Zusammenhang den alten Ausdruck der Armeslänge verwenden.
    Ich habe die Beziehungen zu dritten Ländern innerhalb der EG angesprochen. Lassen Sie mich an dieser Stelle noch eine persönliche Bemerkung anfügen. Die verschiedenen Geschwindigkeiten, auf die ich eben eingegangen bin, sind nicht in allen Fällen strukturell bedingt und damit grundsätzlich bei gleicher Zielsetzung überwindbar. Mir scheint, daß Frau Thatcher zunehmend den Eindruck erweckt, den gemeinsamen Zug in das 21. Jahrhundert mit lenken und mit fahren zu wollen, aber inhaltlich eine Richtung zurück in die nationalstaatlichen und sozialen
    Vorstellungen des 19. Jahrhunderts einschlagen will.
    Ich glaube — und auch deshalb ist aus meiner persönlichen Sicht dieser Vertrag zu begrüßen — , daß eine mit den anderen Partnern abgestimmte engere Zusammenarbeit zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Großbritannien dazu anregen kann, seine Haltung zum westeuropäischen Einigungsprozeß zu überdenken.
    Zum Abschluß noch eine allgemeine kritische Anmerkung: Der Vertrag zur wirtschafts- und finanzpolitischen Zusammenarbeit hat eine wichtige Fehlstelle. Es fehlt eine Vereinbarung zu Konsultationen zur Entwicklung der Sozialstrukturen.

    (Zustimmung des Abg. Voigt [Frankfurt] [SPD])

    Diese sind nicht nur mitentscheidend, für die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Verhältnisse, sondern auch für die weitere Akzeptanz in unseren Bevölkerungen für den Einigungsprozeß. Es nutzt nichts, vom Sozialraum zu reden, in konkreten Vereinbarungen diesen Bereich aber außen vor zu lassen. Hier sind in Zukunft Ergänzung und Besserung notwendig.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD)