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ID1110224500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/102 Deutscher Stenographischer Bericht 102. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung Jung (Düsseldorf) SPD 6981 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6981D Müller (Wadern) CDU/CSU 6981 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6981 D Stahl (Kempen) SPD 6982 A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6982 A Dr. Sperling SPD 6982 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6982 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 6982 C Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6982 D Becker (Nienberge) SPD 6982 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6982 D Gerstein CDU/CSU 6982 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6983 A Dr. Jens SPD 6983 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6983 B Dr. Lammert CDU/CSU 6983 C Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6983 D Stratmann GRÜNE 6983 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6984 A Kohn FDP 6984 B Dr. Schulte, Parl. Staatssekretär BMV 6984 C Dreßler SPD 6984 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6984 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 6985 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6985 B Frau Unruh GRÜNE 6985 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6985 D Heyenn SPD 6986 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6986 A Bohl CDU/CSU 6986 B Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 6986 B Hoss GRÜNE 6986 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6986 C Gansel SPD 6986 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 6986 D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 6987 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. jüngste öffentliche Äußerungen über die deutschen Aussiedler Gerster (Mainz) CDU/CSU 7003 C Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 7004 C, 7017D Dr. Graf Lambsdorff FDP 7006 B Frau Olms GRÜNE 7007 B Schreiber CDU/CSU 7008 B Frau Hämmerle SPD 7009 B Spranger, Parl. Staatssekretär BMI 7010 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 7011 C Lüder FDP 7012 B Frau Terborg SPD 7012 D Lintner CDU/CSU 7013 D Wartenberg (Berlin) SPD 7014 B Dr. Czaja CDU/CSU 7015 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 7016 C Seiters CDU/CSU 7018 C Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksache 11/3174 vom 25. Oktober 1988 — Ermöglichung des Verkaufs von acht Kampfflugzeugen des Typs MRCA Tornado an Jordanien durch Kreditzusagen der Kreditanstalt für Wiederaufbau DringlAnfr 1 25.10.88 Drs 11/3174 Dr. Mechtersheimer GRÜNE Antw StSekr Dr. Voss BMF 6987 C ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE 6987 C ZusFr Dr. Feldmann FDP 6987 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6988 A ZusFr Sellin GRÜNE 6988 B ZusFr Gansel SPD 6988 B ZusFr Dr. Hirsch FDP 6988 C ZusFr Dr. Knabe GRÜNE 6988 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6988 D ZusFr Dr. Sperling SPD 6989 A ZusFr Dr. Jens SPD 6989 B ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 6989 B ZusFr Grünbeck FDP 6989 C ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 6989 C ZusFr Dr. Lammert CDU/CSU 6989 D ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE 6989 D ZusFr Dr. de With SPD 6990 B ZusFr Stahl (Kempen) SPD 6990 C Dr. Ehmke (Bonn) SPD (zur GO) 6990 D Kleinert (Marburg) GRÜNE zur GO 6990 D Dr. Laufs CDU/CSU (zur GO) 6991 A Vizepräsident Westphal 6991B, 7003 B Stellungnahme der Bundesregierung gegen den geplanten Verkauf von Tornado-Kampfflugzeugen an Jordanien durch Ausübung ihres Konsultationsrechts gegenüber der britischen Regierung DringlAnfr 4 25.10.88 Drs 11/3174 Voigt (Frankfurt) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 6991 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6991 D ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 6992 B ZusFr Dr. Feldmann FDP 6992 C ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6992 D ZusFr Dr. Sperling SPD 6993 A ZusFr Dr. Hirsch FDP 6993 B ZusFr Gansel SPD 6993 C ZusFr Dr. Knabe GRÜNE 6993 D ZusFr Frau Traupe SPD 6994 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6994 A ZusFr Sellin GRÜNE 6994 C ZusFr Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 6994 D ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE 6994 D ZusFr Baum FDP 6995 A ZusFr Dr. de With SPD 6995 B ZusFr Vahlberg SPD 6995 B Gründe, die die in der Presse erwähnten Kabinettsmitglieder und andere Stellen an einer Stellungnahme hindern DringlAnfr 2 25.10.88 Drs 11/3174 Dr. Mechtersheimer GRÜNE Antw BMin Dr. Stoltenberg BMF 6995 D ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE 6996 A ZusFr Dr. Feldmann FDP 6996 C ZusFr Sellin GRÜNE 6996 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6997A ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 6997 B ZusFr Gansel SPD 6997 C ZusFr Dr. Sperling SPD 6997 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6998 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6998 B ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE 6998 C ZusFr Dr. Hirsch FDP 6999 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6999 A ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD 6999 B ZusFr Dr. Jens SPD 6999 C ZusFr Bohl CDU/CSU 6999 C Beurteilung der geplanten Teilfinanzierung des Verkaufs von Tornado-Kampfflugzeugen an Jordanien durch die Vertreter der Bundesregierung im Verwaltungsrat der Kreditanstalt für Wiederaufbau DringlAnfr 3 25.10.88 Drs 11/3174 Frau Wieczorek-Zeul SPD Antw BMin Dr. Stoltenberg BMF 7000A ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 7000 B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 7000 B ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE 7000D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 7000 D ZusFr Dr. Sperling SPD 7001 A ZusFr Sellin GRÜNE 7001 B ZusFr Gansel SPD 7001 C ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 7001C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988 III ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 7002 A ZusFr Baum FDP 7002 B ZusFr Dr. Jens SPD 7002 C ZusFr Bohl CDU/CSU 7002 D ZusFr Dr. Feldmann FDP 7002 D ZusFr Lüder FDP 7003 A Nächste Sitzung 7019 C Berichtigung 7019 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 7020* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988 6981 102. Sitzung Bonn, den 26. Oktober 1988 Beginn: 13.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 100. Sitzung, Seite 6883C: Beim endgültigen Ergebnis ist unter „nein" statt „269" „270" und unter „ungültig" statt „3" „2" zu lesen. Auf Seite 6884 ist unter „Nein" bei der SPD der Name „Pfuhl" einzufügen. Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 28. 10. Dr. Ahrens ** 27. 10. Frau Beck-Oberdorf 28. 10. Frau Berger (Berlin) 26. 10. Frau Dempwolf 28. 10. Dr. Dregger 27. 10. Frau Garbe 28. 10. Dr. Geißler 28. 10. Dr. Hauff 28. 10. Dr. Hennig 26. 10. Dr. Kappes 28. 10. Kittelmann ** 26. 10. Dr. Kohl 27. 10. Leonhart 28. 10. Frau Dr. Martiny-Glotz 28. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Meyer 27. 10. Dr. Mitzscherling 28. 10. Dr. Müller * 28. 10. Frau Pack * 28. 10. Paintner 28. 10. Peter (Kassel) 28. 10. Reddemann ** 26. 10. Repnik 28. 10. Frau Rock 28. 10. Rühe 27. 10. Schäfer (Mainz) 26. 10. Schily 26. 10. von Schmude 28. 10. Frau Schoppe 28. 10. Schwarz 26. 10. Dr. Soell * 28. 10. Dr. Stavenhagen 28. 10. Frau Steinhauer 28. 10. Frau Dr. Timm 28. 10. Frau Trenz 28. 10. von der Wiesche 28. 10. Wissmann 28. 10. Würtz 26. 10.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Herbert Czaja


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte nicht nur eine Reihe von Fragen zum Gesamtkomplex stellen, sondern insbesondere nach den Ausführungen von Frau Hämmerle herauszufinden versuchen, wieweit ein positiver Mindestkonsens mit der SPD in diesen Dingen erzielt werden kann. Deshalb einige Fragen.
    Sollten wir einerseits nicht gemeinsam den — für manche allerdings unangenehmen — Leistungswillen vieler Aussiedler als Hilfs- und Facharbeiter — beim Handwerk sehr wohl registriert — gegen bequem gewordene Wohlstandsbürger verteidigen, andererseits Aussiedlern aus Verwaltungsberufen verstärkt durch Umschulungs- und Sofortmaßnahmen helfen, damit sie die Schwierigkeiten bei der Erstaufnahme einer Arbeit überwinden? Sollten wir uns selbst und die Bevölkerung nicht mehr darüber informieren, wie schwer daheim der Alltag dieser Aussiedler war — zusätzlich zu den allgemeinen Menschenrechtsverletzungen und der Not — die Diskriminierung als Deutsche, die Entnationalisierung, unterschiedlich in der Lage in Kasachstan, in Siebenbürgen, im Banat, in Oberschlesien? Hätten vielleicht nicht erst seit einem Jahr, sondern seit zehn Jahren viele Politiker darauf drängen müssen: keine neuen wirtschaftlichen Vorteile, solange die nationalen Verfolgungen nicht eingeschränkt werden?

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Hätte nicht die angeblich neue Ostpolitik schon seit 1970 nicht nur eine — bald gestoppte, bald beschleunigte — erkaufte Ausreise, sondern entschieden auch unabdingbare kulturelle, muttersprachliche Rechte in der Heimat fordern sollen, damit die Leute nicht herkommen müssen?

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD)

    7016 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 102, Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988
    Dr. Czaja
    Haben unsere zahlreichen in den Ostblock reisenden Politiker so wie der Staatssekretär Spranger die Deutschen in der Heimat besucht und sie dort in ihrem Selbstbewußtsein gestärkt?

    (Lintner [CDU/CSU]: Nicht jeder!)

    Wir sind hier aber auch in der Debatte sehr ernst auch nach unserem Verhältnis gegenüber unserem Volk gefragt. Dazu stand doch auch Kurt Schumacher, und niemand, meine Damen und Herren, hat ihn der Deutschtümelei beschuldigt, auch nicht den Kardinal Höffner, als er beim Neujahrsempfang 1985 sagte, daß wir die sittliche und die religiöse Pflicht der — so wörtlich — Liebe zu Volk und Vaterland beachten müssen.

    (Frau Oesterle-Schwerin [GRÜNE]: Zu wem?)

    Gibt es nicht bei vielen Politikern Nachholbedarf im Bekenntnis zu den geschichtlich und natürlich gewachsenen engeren menschlichen Gemeinsamkeiten, also auch zu Volk und Staat, ohne daß das Menschsein preisgegeben wird?
    Haben Sie, Herr Ministerpräsident Lafontaine, Ziffer 41 des immerhin noch nicht ganz begrabenen Godesberger Programms ganz vergessen, oder kennen Sie diese Ziffer nicht? Dürfen Sie als Verfassungsorgan — ich betone: Verfassungsorgan — das Staatsangehörigkeitsrecht — 65 % der Aussiedler haben ja die Heimat als deutsche Staatsangehörige und deren Abkömmlinge verlassen —, dürfen Sie das Bundesvertriebenengesetz, dürfen Sie die Art. 11 und 116 des Grundgesetzes zur Seite schieben? Wissen Sie, daß es den Begriff „deutschstämmig" zwar im Dritten Reich gab, aber in keinem unserer Gesetze gibt?
    Bekennt man sich ebenso klar wie beim Datenschutz zur Verfassung und zu ihrer verbindlichen Auslegung in Karlsruhe, wenn es um die Pflichten für Deutschland und die Deutschen, also um die Präambel, die Art. 23, 146, 11, 116 und 16 des Grundgesetzes und die Entscheidung von Karlsruhe vom 7. Juli 1975 geht?

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Besteht nicht angesichts des besonders mutigen Ringens von Kohl in Moskau um Menschenrechte vor unserer Tür, um die Zukunft unseres Volkes und Deutschlands ein für viele Aussiedler unverständlicher Nachholbedarf vieler deutscher Politiker? Wären wir in einem sachlichen Mindestkonsens in der Vertretung gesamtdeutscher Anliegen, in der Treue zu Deutschland nicht weiter, als wir heute sind? Sagen uns nicht viele Aussieder mit Recht, daß man auch auf ein zehnfaches Njet ungebeugt seine Forderungen in den Kernfragen erheben muß, um später einen Durchbruch zu erreichen? Kann und darf sich das Engagement der Opposition — nehmen Sie es mir nicht übel, daß ich diese Frage stelle, und beantworten Sie sie nicht zu rasch — in dieser doch brennend werdenden gesamtdeutschen Aktualität abhängen lassen? Ich möchte das nicht.
    Letzte Frage: Sollten wir die Aussiedler nicht penetrant nach ihren freundschaftlich-menschlichen Erfahrungen mit den Angehörigen der Nachbarvölker ebenso fragen wie nach dem geringen Maß der
    Perestroika im Alltag, nach Täuschungen und Enttäuschungen?
    Meine Damen und Herren, Fehlleistungen in den Aussagen über Aussiedler und das zeitgleiche Ringen in Moskau sollten wohl Anlaß zur aktuellen Neubesinnung im Gesamtkomplex Volk, Staat und Mindestkonsens über Deutschland und die Deutschen sein.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Dr. Däubler-Gmelin.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Herta Däubler-Gmelin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Über Glaubwürdigkeit redet der eine oder andere von uns immer wieder; auch heute ist das Wort gefallen. Ich habe den Eindruck, daß wir bei der Frage, wie wir die Menschen eingliedern, die als Aussiedler und Umsiedler zu uns kommen, und wie wir mit den politischen Flüchtlingen umgehen, leicht beweisen können, daß wir es damit ernst meinen.

    (Lintner [CDU/CSU]: Sehr gut! Fangen Sie bei Ihrem Stellvertreter an!)

    Und, meine Damen und Herren, auch heute ist genau das die Frage: Wie gehen wir mit diesen Menschen um?
    Lieber Herr Gerster, ich verstehe ja schon, daß Sie das parteitaktische Interesse haben, Herrn Lafontaine was ans Hemd zu kleben.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Nein, er muß das zurücknehmen, er muß das zurücknehmen!)

    Aber glauben Sie mir: Das ist in bezug auf das Problem, über das wir heute reden, abwegig und verächtlich; Sie können ganz sicher sein, daß jeder von uns das Grundgesetz kennt. Sie wissen auch ganz genau, daß Ihr ständiger Versuch, einen Keil zwischen Herrn Lafontaine und die Sozialdemokraten zu treiben, einfach lächerlich ist.

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Vor allen Dingen aber, Herr Gerster: Glauben Sie doch bitte nicht, daß die Menschen, die dieser Debatte heute zuhören, nicht genau merken, worum es Ihnen geht. Sie sehen auch ganz genau, worum es uns geht. Was Frau Hämmerle und Frau Terborg gesagt haben, ist der eigentliche Anlaß unserer Debatte.

    (Beifall bei der SPD)

    Schauen Sie, die Tatsachen, um die es uns gemeinsam gehen müßte, sind doch alle ganz klar:

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Es gibt die Äußerung von Lafontaine, das ist auch eine Tatsache!)

    Wir wissen, daß in diesem Jahr 200 000 Aussiedler und Umsiedler zu uns kommen; im nächsten Jahr werden es wahrscheinlich ebenso viele sein. Wir wissen auch ganz genau, daß sie alle Wohnungen und Arbeitsplätze brauchen.



    Frau Dr. Däubler-Gmelin
    Die dritte Tatsache, die wir alle genau kennen, ist, daß die Schlangen vor den Wohnungsämtern, vor den Sozialämtern, wo es Berechtigungsscheine für bezahlbare Wohnungen gibt, doch nicht nur in Hannover oder Mainz oder Stuttgart, sondern mittlerweile auch in den kleineren und den Mittelstädten immer länger werden.
    Und jetzt frage ich Sie — denn mit der Massenarbeitslosigkeit ist es doch genau das gleiche — : Was glauben Sie wohl, was eine Familie aus Rumänien oder aus der Sowjetunion, die jahrelang darum gekämpft hat, hier herkommen zu dürfen — und Entschuldigung: wir alle haben ihnen doch dabei geholfen, wenn wir das konnten; ich jedenfalls hatte in meiner Sprechstunde immer wieder Verwandte solcher Familien, die mich gebeten haben, zu helfen; und ich habe das natürlich getan — , hier in der Bundesrepublik empfindet, wenn sie auf eine zunehmend feindselige Stimmung stößt?

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Angeheizt durch Sie! Genau das ist der Punkt, genau darum geht es! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Und warum stößt sie darauf? Weil sie ganz genau weiß, daß nicht nur sie auf Wohnungen, die bezahlt werden können, und auf einen Arbeitsplatz wartet.

    (Rossmanith [CDU/CSU]: Sagen Sie das Herrn Lafontaine!)

    Und die Verknappung der Arbeitsplätze und der Wohnungen gehört — jetzt kann ich Ihnen einen Vorwurf nicht ersparen — wegen Ihrer bewußten und gewollten Politik seit Jahren zu den größten Übeln dieses Landes.

    (Beifall bei der SPD — Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: Die Aussiedlerprogramme habt ihr abgeschafft!)

    Meine Damen und Herren, wer diese Stimmung nicht will — und wir im Bundestag können sie gemeinsam nicht wollen —,

    (Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: Die Wohnungsbauprogramme habt ihr abgeschafft!)

    der muß an die Ursachen ran.
    Da beginnt — Graf Lambsdorff, lassen Sie mich das sagen — schlicht und einfach die Kunst des Rechnens. Wir wissen ganz genau, daß jetzt in jedem Jahr zusätzlich mindestens 30 000 bis 50 000 Wohnungen zur Verfügung gestellt werden müssen, die man bezahlen kann. Sie wissen ganz genau, daß auch ein Sonderprogramm das nicht schafft. Wir wissen ganz genau, daß heute bereits mehr als 2 Millionen Arbeitslose Arbeitsplätze suchen und daß jährlich etwa 100 000 Um- und Aussiedler zusätzlich danach fragen werden. Das heißt: Dies hat das Programm der Bundesregierung allein nicht berücksichtigt.
    Meine Damen und Herren, die Eingliederung und die Unterbringung dieser Menschen — ohne daß die Konkurrenz mit denen, die hier schon lange auf Wohnungen und Arbeitsplätze warten, zunimmt — sind in der Tat eine nationale Aufgabe. Die kann man nicht durch Appelle lösen — obwohl Kirchen und Verbände hier sehr hilfreich sind — , die kann man auch nicht dadurch lösen, daß man — wie Herr Spranger und das
    Innenministerium — den Schwarzen Peter ständig an Länder oder an Gemeinden weitergibt; denn die können hier nicht helfen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Aufgabe können wir nur dadurch lösen, daß wir sie hier im Bundestag selber in die Hand nehmen und dieser Regierung, die Sie, liebe Kollegen von CDU/ CSU und FDP mehrheitsmäßig tragen, sagen: Es muß ein größeres, ein realistisches Programm her — nicht nur für Aussiedler, sondern auch für die, die bei uns schon lange auf Wohnungen und auf Arbeitsplätze warten — , und diese Entscheidungen müssen bald her.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch eines festhalten. Es gibt auch eine Äußerung, die mir heute neben vielem, was mir nicht gefallen hat, z. B. die polemischen Äußerungen von Herrn Gerster über Verfassungswidrigkeiten, sehr gut gefallen hat. Das war Ihre Aussage, Graf Lambsdorff, daß es ein Ausspielen von Ausländern, Flüchtlingen, Aussiedlern und Umsiedlern mit der FDP nicht geben werde. Ich sage Ihnen: Auch mit den Sozialdemokraten gibt es das nicht.

    (Beifall bei der SPD — Lintner [CDU/CSU]: Das stimmt aber nicht!)

    Daß heute Kollegen von CDU und CSU gesagt haben, daran sei auch bei ihnen nicht gedacht, habe ich ebenfalls mit großer Freude gehört. Nur, meine Herren, darf ich Sie daran erinnern, daß Herr Späth gerade jetzt seine Forderung nach einer Grundgesetzänderung, nach der des Art. 16, mit Zustimmung von Herrn Stoiber in die Diskussion gebracht hat. Ich glaube, Sie sollten ihm Ihre Auffassung mitteilen, damit das zurückgezogen wird.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Was ist mit Herrn Lafontaine? Was wird da zurückgezogen? Sie kneifen ja auch! Die Kneiferpartei!)

    Gerlinde Hämmerle hat hier sehr deutlich gemacht, was wir für wichtig halten. Das werden wir weiter diskutieren und einfordern. Lieber Herr Gerster, Ihre Bemerkungen in bezug auf das, was Sie Herrn Lafontaine gern unterschieben wollen, beunruhigen mich außerordentlich wenig.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Er soll das hier mal ausräumen!)

    Es geht um die Menschen und nicht um CDU-Taktik.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)