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    Plenarprotokoll 11/102 Deutscher Stenographischer Bericht 102. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung Jung (Düsseldorf) SPD 6981 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6981D Müller (Wadern) CDU/CSU 6981 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6981 D Stahl (Kempen) SPD 6982 A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6982 A Dr. Sperling SPD 6982 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6982 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 6982 C Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6982 D Becker (Nienberge) SPD 6982 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6982 D Gerstein CDU/CSU 6982 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6983 A Dr. Jens SPD 6983 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6983 B Dr. Lammert CDU/CSU 6983 C Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6983 D Stratmann GRÜNE 6983 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 6984 A Kohn FDP 6984 B Dr. Schulte, Parl. Staatssekretär BMV 6984 C Dreßler SPD 6984 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6984 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 6985 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6985 B Frau Unruh GRÜNE 6985 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6985 D Heyenn SPD 6986 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6986 A Bohl CDU/CSU 6986 B Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 6986 B Hoss GRÜNE 6986 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6986 C Gansel SPD 6986 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 6986 D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 6987 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. jüngste öffentliche Äußerungen über die deutschen Aussiedler Gerster (Mainz) CDU/CSU 7003 C Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 7004 C, 7017D Dr. Graf Lambsdorff FDP 7006 B Frau Olms GRÜNE 7007 B Schreiber CDU/CSU 7008 B Frau Hämmerle SPD 7009 B Spranger, Parl. Staatssekretär BMI 7010 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 7011 C Lüder FDP 7012 B Frau Terborg SPD 7012 D Lintner CDU/CSU 7013 D Wartenberg (Berlin) SPD 7014 B Dr. Czaja CDU/CSU 7015 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 7016 C Seiters CDU/CSU 7018 C Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksache 11/3174 vom 25. Oktober 1988 — Ermöglichung des Verkaufs von acht Kampfflugzeugen des Typs MRCA Tornado an Jordanien durch Kreditzusagen der Kreditanstalt für Wiederaufbau DringlAnfr 1 25.10.88 Drs 11/3174 Dr. Mechtersheimer GRÜNE Antw StSekr Dr. Voss BMF 6987 C ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE 6987 C ZusFr Dr. Feldmann FDP 6987 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6988 A ZusFr Sellin GRÜNE 6988 B ZusFr Gansel SPD 6988 B ZusFr Dr. Hirsch FDP 6988 C ZusFr Dr. Knabe GRÜNE 6988 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6988 D ZusFr Dr. Sperling SPD 6989 A ZusFr Dr. Jens SPD 6989 B ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 6989 B ZusFr Grünbeck FDP 6989 C ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 6989 C ZusFr Dr. Lammert CDU/CSU 6989 D ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE 6989 D ZusFr Dr. de With SPD 6990 B ZusFr Stahl (Kempen) SPD 6990 C Dr. Ehmke (Bonn) SPD (zur GO) 6990 D Kleinert (Marburg) GRÜNE zur GO 6990 D Dr. Laufs CDU/CSU (zur GO) 6991 A Vizepräsident Westphal 6991B, 7003 B Stellungnahme der Bundesregierung gegen den geplanten Verkauf von Tornado-Kampfflugzeugen an Jordanien durch Ausübung ihres Konsultationsrechts gegenüber der britischen Regierung DringlAnfr 4 25.10.88 Drs 11/3174 Voigt (Frankfurt) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 6991 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6991 D ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 6992 B ZusFr Dr. Feldmann FDP 6992 C ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6992 D ZusFr Dr. Sperling SPD 6993 A ZusFr Dr. Hirsch FDP 6993 B ZusFr Gansel SPD 6993 C ZusFr Dr. Knabe GRÜNE 6993 D ZusFr Frau Traupe SPD 6994 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6994 A ZusFr Sellin GRÜNE 6994 C ZusFr Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 6994 D ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE 6994 D ZusFr Baum FDP 6995 A ZusFr Dr. de With SPD 6995 B ZusFr Vahlberg SPD 6995 B Gründe, die die in der Presse erwähnten Kabinettsmitglieder und andere Stellen an einer Stellungnahme hindern DringlAnfr 2 25.10.88 Drs 11/3174 Dr. Mechtersheimer GRÜNE Antw BMin Dr. Stoltenberg BMF 6995 D ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE 6996 A ZusFr Dr. Feldmann FDP 6996 C ZusFr Sellin GRÜNE 6996 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6997A ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 6997 B ZusFr Gansel SPD 6997 C ZusFr Dr. Sperling SPD 6997 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6998 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6998 B ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE 6998 C ZusFr Dr. Hirsch FDP 6999 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 6999 A ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD 6999 B ZusFr Dr. Jens SPD 6999 C ZusFr Bohl CDU/CSU 6999 C Beurteilung der geplanten Teilfinanzierung des Verkaufs von Tornado-Kampfflugzeugen an Jordanien durch die Vertreter der Bundesregierung im Verwaltungsrat der Kreditanstalt für Wiederaufbau DringlAnfr 3 25.10.88 Drs 11/3174 Frau Wieczorek-Zeul SPD Antw BMin Dr. Stoltenberg BMF 7000A ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 7000 B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 7000 B ZusFr Kleinert (Marburg) GRÜNE 7000D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 7000 D ZusFr Dr. Sperling SPD 7001 A ZusFr Sellin GRÜNE 7001 B ZusFr Gansel SPD 7001 C ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 7001C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988 III ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 7002 A ZusFr Baum FDP 7002 B ZusFr Dr. Jens SPD 7002 C ZusFr Bohl CDU/CSU 7002 D ZusFr Dr. Feldmann FDP 7002 D ZusFr Lüder FDP 7003 A Nächste Sitzung 7019 C Berichtigung 7019 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 7020* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988 6981 102. Sitzung Bonn, den 26. Oktober 1988 Beginn: 13.01 Uhr
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    Berichtigung 100. Sitzung, Seite 6883C: Beim endgültigen Ergebnis ist unter „nein" statt „269" „270" und unter „ungültig" statt „3" „2" zu lesen. Auf Seite 6884 ist unter „Nein" bei der SPD der Name „Pfuhl" einzufügen. Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 28. 10. Dr. Ahrens ** 27. 10. Frau Beck-Oberdorf 28. 10. Frau Berger (Berlin) 26. 10. Frau Dempwolf 28. 10. Dr. Dregger 27. 10. Frau Garbe 28. 10. Dr. Geißler 28. 10. Dr. Hauff 28. 10. Dr. Hennig 26. 10. Dr. Kappes 28. 10. Kittelmann ** 26. 10. Dr. Kohl 27. 10. Leonhart 28. 10. Frau Dr. Martiny-Glotz 28. 10. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Meyer 27. 10. Dr. Mitzscherling 28. 10. Dr. Müller * 28. 10. Frau Pack * 28. 10. Paintner 28. 10. Peter (Kassel) 28. 10. Reddemann ** 26. 10. Repnik 28. 10. Frau Rock 28. 10. Rühe 27. 10. Schäfer (Mainz) 26. 10. Schily 26. 10. von Schmude 28. 10. Frau Schoppe 28. 10. Schwarz 26. 10. Dr. Soell * 28. 10. Dr. Stavenhagen 28. 10. Frau Steinhauer 28. 10. Frau Dr. Timm 28. 10. Frau Trenz 28. 10. von der Wiesche 28. 10. Wissmann 28. 10. Würtz 26. 10.
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    Rede von Gerd Wartenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist ja das gute Recht der CDU, zu welchem Thema auch immer, eine Aktuelle Stunde zu beantragen. Wenn es um dieses Thema geht, über das geredet wird, dann sollte sich die CDU auch darüber Gedanken machen, wen sie hier eigentlich reden läßt.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn sich Herr Spranger mit Tremolo in der Stimme Sorgen um die Menschheit macht und vor Rührung feuchte Füße bekommt, wenn er die Herzenskälte des Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine beklagt, dann ist die Ekelgrenze erreicht.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Das ist doch jenseits des Erträglichen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Wissen Sie, dieser Mann hat noch vor 14 Tagen der Bevölkerung suggeriert, daß Ausländer überwiegend kriminell sind. Lesen Sie doch nur die Presseberichterstattung, die dieser Mann pausenlos in der Öffentlichkeit auslöst.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Aber Herr Wartenberg, jetzt einmal ganz langsam! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU — Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich glaube, es gibt eine Möglichkeit, auch sachlich über dieses Thema zu reden, aber suchen Sie sich dann andere Redner aus.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Teilen Sie das, was Lafontaine sagt? Sagen Sie das mal!)

    Meine Damen und Herren, im Art. 116 des Grundgesetzes ist festgelegt, daß Menschen mit deutscher Kultur- und Volkszugehörigkeit, die im Ostblock leben, auch einen Anspruch auf deutsche Staatsbürgerschaft und damit auch Anspruch auf ein Leben in der Bundesrepublik Deutschland haben. Ebenso haben die Gründungsväter der Bundesrepublik in Art. 16 festgelegt, daß derjenige, der politisch verfolgt ist, Recht auf Schutz vor Verfolgung in der Bundesrepublik Deutschland haben wird. In beiden Fällen haben unsere Verfassungsväter Menschen nicht ausgegrenzt, sondern positiv beschrieben.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich glaube, die Debatte sollte einmal stärker um das gehen, was das Wunderbare an unserer Verfassung ist: daß hier positiv über Menschengruppen gesprochen wird. Man sollte die Ausgrenzungsdiskussion — von wem auch immer geführt — verdammt noch einmal endlich vermeiden.
    Ich sage das auch deswegen, weil jeder weiß, daß bei beiden Verfassungsnormen eine Mehrheit für eine Änderung überhaupt nicht vorhanden sein wird. Warum reden Politiker — Herr Späth jetzt wieder — pausenlos über eine Verfassungsänderung von Art. 16 des Grundgesetzes?

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Sagen Sie mal etwas zu Herrn Lafontaine! Teilen Sie, was Herr Lafontaine sagt?)

    Insofern sollte in der Bundesrepublik endlich Konsens darüber bestehen, das, was in der Verfassung festgelegt worden ist — unsere Verfassungsväter haben das ja aus einem guten Grund festgelegt — , zu akzeptieren.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Warum machen Sie denn so einen Eiertanz?)

    Ich meine, daß unsere Verfassungsväter das in der Verfassung auch deswegen festgelegt haben — und



    Wartenberg (Berlin)

    nicht nur unverbindlich in der Landschaft haben stehen lassen —,

    (Freiherr von Schorlemer [CDU/CSU]: Sind Sie nun für Vogel oder Lafontaine?)

    weil sie uns vor uns selbst schützen wollten; denn nichts ist für eine Gesellschaft problematischer, als aus tagespolitischem Opportunismus heraus zu versuchen, restriktiv zu werden, etwa wenn einmal mehr Asylsuchende oder mehr Aussiedler kommen, als man gerade erwartet hat. Diese Grundsätze in der Verfassung sind eine Bremse, die uns selbst gesetzt worden ist. Dazu sollten wir uns bekennen.
    Nun bekennen sich hier alle zu der positiven Aufnahme, die Asylbewerber und auch die Aussiedler bei uns haben sollten.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Aber Lafontaine nicht!)

    Nun gehen Sie einmal auf den Frankfurter Flughafen. Da stehen keine Blumenmädchen, übrigens für beide Gruppen nicht. Gucken Sie sich einmal an, wie das abläuft, wenn dort die Aussiedler und Asylbewerber — in großen Mengen teilweise — ankommen. Das ist nicht das freundliche Bild der Bundesrepublik. Da ist jeder sich selbst überlassen, und weitestgehend ist es der Bundesgrenzschutz, der sie in Empfang nimmt, sich allerdings nicht immer in adäquater Weise um diese Gruppen kümmert. Das ist sehr häufig das Bild, das die Menschen haben, wenn sie zu uns kommen. Darüber muß man vielleicht auch einmal nachdenken.
    Man muß auch einmal darüber nachdenken — das ist vielleicht der positive Aspekt unserer Auseinandersetzung in der Bundesrepublik — , daß trotz dieser merkwürdigen politischen Diskussion und trotz der Belastungen gerade die Kommunalpolitiker in den letzten Jahren ungeheuer flexibel und ungeheuer engagiert Integrationsprogramme bewältigt haben; übrigens für alle Gruppen, ob es Asylbewerber oder Aussiedler sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich finde, das gibt uns auch ein bißchen Stolz. Vielleicht könnte der Stolz auf diese Leistung, die in der westlichen Welt fast einmalig ist — 300 000 Menschen in einem Jahr hat nicht einmal das Einwanderungsland Kanada zu integrieren — , etwas mehr das Klima unsere Diskussion bestimmen.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Was ist denn mit Lafontaine?)

    Aber dieser Stolz kann nur dann weiterbestehen, wenn auch die Bundesregierung bereit ist, den Kommunen die Mittel zur Verfügung zu stellen, die erforderlich sind, um die Leistungen zu erbringen, die erwartet werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Eine der Leistungen ist die, daß Wohnungen geschaffen werden; denn derjenige, der wohnungsversorgt ist, tritt nicht mehr als Konkurrent auf, und damit ist ein Vorurteil weniger vorhanden. Derjenige, der einen Arbeitsplatz hat, tritt nicht mehr als Konkurrent auf dem Arbeitsmarkt auf. Es ist ein Vorurteil weniger
    da. Und der, der die Sprache beherrscht, tritt nicht mehr als Fremder auf.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Sie müssen Ihren Blick nach links richten! Da sitzt er!)

    Der wird in der Bundesrepublik Deutschland auch besser zu integrieren sein.
    Wenn wir diese beiden Verfassungsverpflichtungen ernst nehmen, Asylbewerber und Aussiedler nicht gegeneinander ausspielen,

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Jetzt distanziert er sich von Lafontaine!)

    können wir, glaube ich, mit den Erfahrungen, mit dem Stolz, den wir auf Grund der bisherigen Bewältigung dieser Probleme eigentlich besitzen sollten, in den nächsten Monaten und Jahren die Schwierigkeiten meistern, vorausgesetzt, die Bundesregierung ergreift die richtigen Maßnahmen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD — Gerster [Mainz] [CDU/ CSU] [zur SPD zeigend]: Dahin gucken! Sie sind auf einem Auge blind, Herr Wartenberg. Das war einäugig!)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Czaja.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Herbert Czaja


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte nicht nur eine Reihe von Fragen zum Gesamtkomplex stellen, sondern insbesondere nach den Ausführungen von Frau Hämmerle herauszufinden versuchen, wieweit ein positiver Mindestkonsens mit der SPD in diesen Dingen erzielt werden kann. Deshalb einige Fragen.
    Sollten wir einerseits nicht gemeinsam den — für manche allerdings unangenehmen — Leistungswillen vieler Aussiedler als Hilfs- und Facharbeiter — beim Handwerk sehr wohl registriert — gegen bequem gewordene Wohlstandsbürger verteidigen, andererseits Aussiedlern aus Verwaltungsberufen verstärkt durch Umschulungs- und Sofortmaßnahmen helfen, damit sie die Schwierigkeiten bei der Erstaufnahme einer Arbeit überwinden? Sollten wir uns selbst und die Bevölkerung nicht mehr darüber informieren, wie schwer daheim der Alltag dieser Aussiedler war — zusätzlich zu den allgemeinen Menschenrechtsverletzungen und der Not — die Diskriminierung als Deutsche, die Entnationalisierung, unterschiedlich in der Lage in Kasachstan, in Siebenbürgen, im Banat, in Oberschlesien? Hätten vielleicht nicht erst seit einem Jahr, sondern seit zehn Jahren viele Politiker darauf drängen müssen: keine neuen wirtschaftlichen Vorteile, solange die nationalen Verfolgungen nicht eingeschränkt werden?

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Hätte nicht die angeblich neue Ostpolitik schon seit 1970 nicht nur eine — bald gestoppte, bald beschleunigte — erkaufte Ausreise, sondern entschieden auch unabdingbare kulturelle, muttersprachliche Rechte in der Heimat fordern sollen, damit die Leute nicht herkommen müssen?

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD)

    7016 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 102, Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. Oktober 1988
    Dr. Czaja
    Haben unsere zahlreichen in den Ostblock reisenden Politiker so wie der Staatssekretär Spranger die Deutschen in der Heimat besucht und sie dort in ihrem Selbstbewußtsein gestärkt?

    (Lintner [CDU/CSU]: Nicht jeder!)

    Wir sind hier aber auch in der Debatte sehr ernst auch nach unserem Verhältnis gegenüber unserem Volk gefragt. Dazu stand doch auch Kurt Schumacher, und niemand, meine Damen und Herren, hat ihn der Deutschtümelei beschuldigt, auch nicht den Kardinal Höffner, als er beim Neujahrsempfang 1985 sagte, daß wir die sittliche und die religiöse Pflicht der — so wörtlich — Liebe zu Volk und Vaterland beachten müssen.

    (Frau Oesterle-Schwerin [GRÜNE]: Zu wem?)

    Gibt es nicht bei vielen Politikern Nachholbedarf im Bekenntnis zu den geschichtlich und natürlich gewachsenen engeren menschlichen Gemeinsamkeiten, also auch zu Volk und Staat, ohne daß das Menschsein preisgegeben wird?
    Haben Sie, Herr Ministerpräsident Lafontaine, Ziffer 41 des immerhin noch nicht ganz begrabenen Godesberger Programms ganz vergessen, oder kennen Sie diese Ziffer nicht? Dürfen Sie als Verfassungsorgan — ich betone: Verfassungsorgan — das Staatsangehörigkeitsrecht — 65 % der Aussiedler haben ja die Heimat als deutsche Staatsangehörige und deren Abkömmlinge verlassen —, dürfen Sie das Bundesvertriebenengesetz, dürfen Sie die Art. 11 und 116 des Grundgesetzes zur Seite schieben? Wissen Sie, daß es den Begriff „deutschstämmig" zwar im Dritten Reich gab, aber in keinem unserer Gesetze gibt?
    Bekennt man sich ebenso klar wie beim Datenschutz zur Verfassung und zu ihrer verbindlichen Auslegung in Karlsruhe, wenn es um die Pflichten für Deutschland und die Deutschen, also um die Präambel, die Art. 23, 146, 11, 116 und 16 des Grundgesetzes und die Entscheidung von Karlsruhe vom 7. Juli 1975 geht?

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Besteht nicht angesichts des besonders mutigen Ringens von Kohl in Moskau um Menschenrechte vor unserer Tür, um die Zukunft unseres Volkes und Deutschlands ein für viele Aussiedler unverständlicher Nachholbedarf vieler deutscher Politiker? Wären wir in einem sachlichen Mindestkonsens in der Vertretung gesamtdeutscher Anliegen, in der Treue zu Deutschland nicht weiter, als wir heute sind? Sagen uns nicht viele Aussieder mit Recht, daß man auch auf ein zehnfaches Njet ungebeugt seine Forderungen in den Kernfragen erheben muß, um später einen Durchbruch zu erreichen? Kann und darf sich das Engagement der Opposition — nehmen Sie es mir nicht übel, daß ich diese Frage stelle, und beantworten Sie sie nicht zu rasch — in dieser doch brennend werdenden gesamtdeutschen Aktualität abhängen lassen? Ich möchte das nicht.
    Letzte Frage: Sollten wir die Aussiedler nicht penetrant nach ihren freundschaftlich-menschlichen Erfahrungen mit den Angehörigen der Nachbarvölker ebenso fragen wie nach dem geringen Maß der
    Perestroika im Alltag, nach Täuschungen und Enttäuschungen?
    Meine Damen und Herren, Fehlleistungen in den Aussagen über Aussiedler und das zeitgleiche Ringen in Moskau sollten wohl Anlaß zur aktuellen Neubesinnung im Gesamtkomplex Volk, Staat und Mindestkonsens über Deutschland und die Deutschen sein.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)