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ID1110034100

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    Plenarprotokoll 11/100 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 100. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 Inhalt: Gedenkworte für den verstorbenen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß 6791 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Knabe und Dr. Dollinger . . . . 6792 C Bestimmung der Abg. Frau Matthäus-Maier zum ordentlichen Mitglied im Gemeinsamen Ausschuß und im Vermittlungsausschuß an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Dr. Apel 6792 A Wahl der Abg. Höffkes und Bindig als stellvertretende Mitglieder in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Lemmrich und Duve 6792 C Erweiterung der Tagesordnung 6792 D Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung der Französischen Republik und einer Delegation 6793 A Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Geschäftswertes bei land- oder forstwirtschaftlichen Betriebsübergaben (Drucksache 11/2343) b) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Unvereinbarkeit eines Abgeordnetenmandats im Europäischen Parlament mit einem Abgeordnetenmandat in einem nationalen Parlament (Drucksache 11/2735) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Abgeordneten Wüppesahl, Frau Schmidt-Bott und der Fraktion DIE GRÜNEN Datenverarbeitungspraxis des Bundeskriminalamts hier: Datei über die grenzpolizeiliche Ein- und Ausreisekontrolle (Drucksache 11/1156) 6793 B Tagesordnungspunkt 4: a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Montrealer Protokoll vom 16. September 1987 über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen (Drucksachen 11/2676, 11/3093, 11/3094) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hauff, Schäfer (Offenburg), Frau Dr. Hartenstein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Schutz der Ozonschicht durch Verbot des Einsatzes von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (Drucksache 11/678) Schmidbauer CDU/CSU 6794 B Müller (Düsseldorf) SPD 6796 A Baum FDP 6798 A Dr. Knabe GRÜNE 6799 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 6801B Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 6803 D Frau Ganseforth SPD 6805 D Tagesordnungspunkt 5: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Ergebnisse der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Berlin vom 27. bis 29. September 1988 II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hauchler, Dr. Mitzscherling, Dr. Wieczorek, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Berlin vom 27. bis 29. September 1988 (Drucksache 11/2765) c) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Gemeinsame Jahresversammlung 1988 des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank (Drucksache 11/2988) d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Auswirkungen der Anpassungsprogramme von Weltbank und Internationalem Währungsfonds in der Dritten Welt (Drucksache 11/1793) e) Beratung des Antrags des Abgeordneten Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kein zweiter Energiesektorkredit für Brasilien (Drucksache 11/2881) f) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hauchler, Bindig, Bernrath, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Zukunftsprogramm Dritte Welt (Drucksachen 11/828, 11/2567) Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . . 6809 C Frau Matthäus-Maier SPD 6813 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 6818 A Volmer GRÜNE 6820 D Dr. Grünewald CDU/CSU 6824 B Klein, Bundesminister BMZ 6825 D Dr. Hauchler SPD 6828 A Dr. Pinger CDU/CSU 6830 B Frau Folz-Steinacker FDP 6831 C Feilcke CDU/CSU 6832 C Dr. Gautier SPD 6833 C Kittelmann CDU/CSU 6836 A Frau Matthäus-Maier (Erklärung nach § 30 GO) 6837 A Zusatztagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde betr. jüngste Einschränkungen der Meinungsfreiheit in Ost-Berlin und der DDR Lintner CDU/CSU 6840 D Büchler (Hof) SPD 6841 C Ronneburger FDP 6842B, 6849 B Frau Hensel GRÜNE 6843A, 6848 D Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . . 6844 A Duve SPD 6845 A Lummer CDU/CSU 6845 D Dr. Haack SPD 6846 D Reddemann CDU/CSU 6847 C Böhm (Melsungen) CDU/CSU 6849 D Niggemeier SPD 6850 D Werner (Ulm) CDU/CSU 6851 C Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 1988 der Bundesregierung (Drucksachen 11/1924, 11/2584) . . . 6852 C Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 1988 der Bundesregierung (Drucksachen 11/1923, 11/2618) . . . 6852 C Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kap. 15 02 Tit. 652 11 — Beihilfen an junge Zuwanderer für ihre Schul- und Berufsausbildung (Drucksachen 11/2682, 11/2955) . 6852 C Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 84 zu Petitionen (Drucksache 11/3006) 6853 A Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur fünften Änderung der Richtlinie 76/768/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für kosmetische Mittel (Drucksachen 11/2841 Nr. 12, 11/3049) 6853 A Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Parteiengesetzes und anderer Gesetze (Drucksache 11/2421) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung des Parteiengesetzes (Drucksache 11/3097) Spilker CDU/CSU 6853 C Bernrath SPD 6855 D Dr. Hirsch FDP 6857 D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 III Frau Dr. Vollmer GRÜNE 6859 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 6862 B Conradi SPD 6864 D Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Abgeordneten Mischnick, Cronenberg (Arnsberg), Wolfgramm (Göttingen), Beckmann und Genossen: Gestaltung des neuen Plenarsaales hier: Änderung des Beschlusses über die Sitzordnung (Drucksache 11/2537 [neu]) Mischnick FDP 6866D, 6880 A Conradi SPD 6868 D Bohl CDU/CSU 6871 C Häfner GRÜNE 6873 C Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 6875 B Frau Weyel SPD 6877 B Martin, Staatsminister des Landes Rheinland-Pfalz 6878B Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 6879 A Namentliche Abstimmung 6881 A Ergebnis 6883 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 64 zu Petitionen (Drucksache 11/2337) Frau Bulmahn SPD 6881 B Haungs CDU/CSU 6882 B Hoss GRÜNE 6882 D Funke FDP 6884 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 66 zu Petitionen (Drucksache 11/2434) Schäfer, Staatsminister AA 6885 C Peter (Kassel) SPD 6886 A Dr. Göhner CDU/CSU 6887 A Frau Nickels GRÜNE 6887 D Funke FDP 6888 C Tagesordnungspunkt 15: a) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Lage der Stahlindustrie (Drucksache 11/1537) b) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission an den Rat für eine Verordnung zur Einführung eines Gemeinschaftsprogramms zugunsten der Umstellung von Eisen- und Stahlrevieren (Programm RESIDER) Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission an den Rat für einen Beschluß über einen Beitrag an die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl zu Lasten des Gesamthaushaltsplans der Gemeinschaften zur Finanzierung von Sozialmaßnahmen im Rahmen der Umstrukturierung der Eisen- und Stahlindustrie und Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission an den Rat für die von bestimmten Voraussetzungen abhängige Einführung eines neuen Quotensystems für bestimmte Erzeugnisse mit einer Laufzeit von drei Jahren (Drucksache 11/1676) Dr. von Wartenberg, Parl. Staatssekretär BMWi 6889 C Dr. Jens SPD 6890 D Dr. Lammert CDU/CSU 6892 B Sellin GRÜNE 6893 C Frau Würfel FDP 6894 D Tagesordnungspunkt 16: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Krieger, Frau Rust, Frau Schoppe und der Fraktion DIE GRÜNEN: Gegen die Verschärfung des § 218 StGB (Drucksache 11/2957) Frau Schoppe GRÜNE 6896 A Geis CDU/CSU 6897 A Frau Dr. Götte SPD 6899 D Funke FDP 6901 C Engelhard, Bundesminister BMJ 6903 A Sauter, Staatssekretär des Freistaates Bayern 6904 B Tagesordnungspunkt 17: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften (Drucksache 11/2212) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung besoldungs- und wehrsoldrechtlicher Vorschriften (Drucksache 11/2383) Heistermann SPD 6907 D Frau Hürland-Büning, Parl. Staatssekretär BMVg 6909 C Richter FDP 6910 D Frau Schilling GRÜNE 6911D Ganz (St. Wendel) CDU/CSU 6912 C IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 Tagesordnungspunkt 18: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Maßnahmen zur Förderung der ostdeutschen Kulturarbeit gemäß § 96 BVFG in den Jahren 1984 und 1985 (Drucksache 11/2572) Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . . . 6914 B Dr. Nöbel SPD 6915 A Dr. Czaja CDU/CSU 6918A Wolfgramm (Göttingen) FDP 6920 B Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung der Sonderstellung von psychisch Kranken in der Krankenversicherung (Drucksache 11/2594) Egert SPD 6921 B Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 6922 D Hoss GRÜNE 6923 D Heinrich FDP 6924 B Höpfinger, Parl. Staatssekretär BMA . . 6924 D Tagesordnungspunkt 2 (Fortsetzung) : Fragestunde — Drucksache 11/3080 vom 7. Oktober 1988 — Anfertigung einer amtlichen deutschen Übersetzung des UN-Seerechtsübereinkommens einschließlich der Schlußakte MdlAnfr 12 07.10.88 Drs 11/3080 Grunenberg SPD Antw StMin Schäfer AA 6837 D ZusFr Grunenberg SPD 6838 A ZusFr Gansel SPD 6838 B Stand der Verhandlungen über den WEU-Beitritt Spaniens und Portugals; Beitritt aller europäischen Mitgliedsländer der Atlantischen Allianz MdlAnfr 13, 14 07.10.88 Drs 11/3080 Antretter SPD Antw StMin Schäfer AA 6838 C ZusFr Dr. Scheer SPD 6838 D ZusFr Gansel SPD 6839 A ZusFr Antretter SPD 6839 B Intervention für die Freilassung der in Afghanistan festgehaltenen Deutschen MdlAnfr 15 07.10.88 Drs 11/3080 Gansel SPD Antw StMin Schäfer AA 6839 D ZusFr Gansel SPD 6840 A ZusFr Duve SPD 6840 C Nächste Sitzung 6926 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 6927* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abg. Schulhoff (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Antrag betr. „Gestaltung des neuen Plenarsaales; hier: Änderung des Beschlusses über die Sitzordnung" 6927* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 6791 100. Sitzung Bonn, den 13. Oktober 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 14. 10. Dr. Ahrens 14. 10. Dr. Biedenkopf 13. 10. Brandt 14. 10. Cronenberg (Arnsberg) 14. 10. Frau Dempwolf 14. 10. Frau Garbe 14. 10. Dr. Hauff 14. 10. Hauser (Krefeld) 14. 10. Hedrich 14. 10. Hiller (Lübeck) 14. 10. Frau Karwatzki 13. 10. Frau Kelly 14. 10. Kißlinger 14. 10. Klose 14. 10. Leonhart 14. 10. Lüder 14. 10. Dr. Müller 13. 10. Paintner 14. 10. Poß 14. 10. Reuschenbach 14. 10. Schluckebier 14. 10. Frau Schmidt (Nürnberg) 14. 10. Schröer (Mülheim) 14. 10. Frau Dr. Segall 14. 10. Sielaff 13. 10. Dr. Sperling 14. 10. Stratmann 14. 10. Frau Dr. Süssmuth 13. 10. Tietjen 14. 10. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Vondran 14. 10. Dr. Waigel 14. 10. Dr. Warnke 13. 10. Dr. Zimmermann 14. 10. Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abg. Schulhoff (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Antrag betr. „Gestaltung des neuen Plenarsaales; hier: Änderung des Beschlusses über die Sitzordnung": Ich werde mich an der Abstimmung zum Tagesordnungspunkt 12 nicht beteiligen, da ich kein Vertrauen mehr zu den architektonischen Vorgaben habe, insbesondere was deren Realisationsmöglichkeiten in preislicher und zeitlicher Hinsicht anbetrifft. Der Abriß des alten Plenarsaales wurde damals damit begründet, dies Verfahren sei billiger und ginge auch schneller, eine Sanierung würde teurer und auch länger dauern. Genau das Gegenteil ist jedoch eingetreten: Die Baukosten haben sich bis jetzt schon um 50 % erhöht, und der Fertigstellungstermin hat sich um ein Jahr verzögert. Ich fühle mich zutiefst getäuscht und möchte mich im Hinblick auf möglicherweise noch kommende Weiterungen nicht weiter einbinden lassen. Leider wurde bisher nur etwas realisiert, nämlich der Abriß eines Denkmals, in dem fast 40 Jahre deutsche Nachkriegsgeschichte stattfand.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jürgen Egert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir kommen zu später Stunde zur Beratung des Gesetzentwurfs der SPD-Fraktion. Anlaß unserer Gesetzesinitiative ist das sogenannte GesundheitsReformgesetz. Wir haben bei der inhaltlichen Prüfung dieses Gesetzentwurfes — abgesehen von den sonstigen Defiziten, den Leistungsausgrenzungen und den schlagseitigen Belastungen der Krankenversicherten — feststellen müssen, daß eine wesentliche Aufgabe einer Strukturreform im Gesundheitswesen, die den Namen auch verdient, überhaupt nicht angegangen worden ist. Ich spreche von der Verbesserung der Versorgungssituation der psychisch Kranken.
    Der seit vielen Jahren bestehende Skandal ist, daß psychisch Kranke Kranke zweiter Klasse sind.

    (Zuruf von der SPD: Leider wahr!)

    Der Krankheitsbegriff, der den Regelungen zur gesetzlichen Krankenversicherung zugrunde liegt, geht noch immer einseitig von somatischen Krankheiten aus. Psychosomatische Zusammenhänge und psychische Krankheiten werden weitestgehend ausgeklammert.
    Der beschriebene Zustand findet sich in der Finanzierung wieder. Immer noch wird die Finanzierung der Behandlung und Wiedereingliederung psychisch Kranker von den Sozialhilfeträgern aufgebracht. Das ist, gemessen an einem sinnvollen, umfassenden
    Krankheitsbegriff, nicht nur systemwidrig, sondern auch ein Skandal für die betroffenen Menschen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ihre Schlechterstellung bei der Finanzierung der Krankheitskosten heißt: Sie müssen im Gegensatz zu den übrigen Patienten mit ihrem vollen Einkommen und Vermögen für ihre Behandlungskosten einstehen. Wenn sie bei den Sozialhilfeträgern vorstellig werden, erleiden sie das angesichts ihrer spezifischen Leiden besonders fatale und demütigende Verfahren der Bedürftigkeitsprüfung. Diese Diskriminierung in der Finanzierung entspricht der Diskriminierung der psychisch Kranken in unserer Gesellschaft.
    Der Titel unseres Gesetzentwurfs beschreibt ein Programm. Es geht um die längst überfällige Beseitigung der Sonderstellung von psychisch Kranken in der Krankenversicherung. Die Situation der psychisch Kranken muß verbessert werden, aber nicht dadurch, daß laufend weitere Sonderregelungen für sie geschaffen werden, sondern dadurch, daß ihre Behandlung endlich im Rahmen der Krankenversicherung angemessen und sachgerecht abgesichert wird. Das ist die Position der Sozialdemokraten.
    Wir haben deshalb unsere Gesetzesinitiative aus der vorherigen Legislaturperiode aktualisiert wiederaufleben lassen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich sage: aktualisiert. Aktuell ist die laufende Diskussion um die sogenannte Gesundheitsreform. Ich will die Gelegenheit nutzen, den GRG-Entwurf noch einmal daraufhin abzuklopfen, was er denn für psychisch Kranke bringt. Das ist um so notwendiger, als uns ja — wie Ihnen inzwischen wohl hinreichend bekannt ist — für die parlamentarische Behandlung dieses Gesetzeswerks gerade noch die Zeit bleibt, die Nummern all der Änderungsanträge zu lesen. Uns inhaltlich schlau zu machen, eine fundierte Meinung zu bilden ist nicht mehr erwünscht und wird massiv zu verhindern versucht.
    Bevor ich im einzelnen auf die Punkte im GRG eingehe, einige weitere Bemerkungen zur traurigen Geschichte der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei geht es vor allem um die Erfahrungen mit der Psychiatrie-Enquete aus dem Jahre 1972 und um das „Modellprogramm Psychiatrie".Die in den 70er Jahren vom Deutschen Bundestag eingesetzte Psychiatrie-Enquete hat in ihrem Bericht schwerwiegende Mißstände und Benachteiligungen bei der Behandlung und Pflege psychisch Kranker und seelisch Behinderter offengelegt. Dies hat die SPD/FDP-Koalition dazu bewogen, ein Modellprogramm aufzulegen, mit dem neue Formen einer angemessenen und zeitgerechten Betreuung und Behandlung psychisch kranker Mitbürger erprobt werden sollten.
    Die für die Durchführung des Programms ursprünglich vorgesehene Summe von 500 Millionen DM verringerte sich, weil sich ein Teil der Bundesländer weigerte, sich an diesem 1980 entwickelten Programm der Bundesregierung zu beteiligen.
    Aber auch der reduzierte Umfang des Programms läßt nach fünfjähriger Erfahrung eine Bewertung zu:



    Egert
    Durch den modernen Behandlungskonzeptionen gerecht werdenden Neu- und Umbau in dem früher dominierenden und als Ergebnis geschichtlicher Entwicklungen übergroßen und fehlplazierten stationären Bereich, durch die Einrichtung gemeindenaher Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern und entsprechend kleiner Sonderkrankenhäuser konnte ein Teil der Mißstände in der Psychiatrie im stationären Bereich abgebaut werden.
    Durch den Auf- und Ausbau gemeindenaher sozialpsychiatrischer Dienste konnte in vielen Fällen die stationäre Aufnahme der Patienten verhindert werden. Auch die stärkere Nutzung teilstationärer oder komplementärer Einrichtungen hat zu einer Verbesserung der Situation der psychisch kranken Patienten beigetragen.
    Die Durchführung des Modellprogramms hat insgesamt eine Reihe positiver Erfahrungen ergeben. Es käme nun darauf an, Einrichtungen und Dienste, die sich bewährt haben, nach Abschluß der Modellphase weiterzuführen und sie finanziell abzusichern, um sie allen psychisch Kranken, die der Behandlung in diesen Einrichtungen bedürfen, zu öffnen.
    Nun hat im GRG-Entwurf die Bundesregierung gesagt, sie wolle, bevor sie Regelungen trifft, die Modellprogramme auswerten und insbesondere abwarten, was die Expertenkommission sagt. Die Expertenkommission hat im Zusammenhang mit dem GesundheitsReformgesetz im Mai des Jahres 1988 Vorschläge zu einer Novellierung des Gesundheits-Reformgesetzes der für das Modellprogramm zuständigen Ministerin — die im übrigen hier nicht auf der Regierungsbank vertreten ist — vorgelegt. Ich habe bei der Gesundheitsreform-Diskussion auch nicht erlebt, daß diese schweigsame Dame zu diesen Vorschlägen eine Stellungnahme abgegeben hat. Die Experten erwarten, daß während der Gesetzgebung ihre Vorschläge zum Gesundheits-Reformgesetz erörtert werden. Ich habe es als Vorsitzender des federführenden Ausschusses wenigstens schaffen können, in der Ausschußdrucksache 603 — das sage ich, damit Sie es in dem Wust von Papier wiederfinden — die Stellungnahme der „Aktion psychisch Kranke", die federführend ist für die Abwicklung des Modellprogramms und für die Arbeit der Expertenkommission, zugänglich zu machen, damit Sie angeregt werden, trotz der kurzen Beratungszeit bei der Gesundheitsreform Regelungen im Interesse der psychisch Kranken, die als dringend notwendig empfunden wird, im Gesetz zu verankern.

    (Bohl [CDU/CSU]: Aber sie haben doch noch den Durchblick!)

    Die Bundesregierung hat es in den Diskussionen zwischen dem Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung und dem Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit bisher versäumt, deutlich zu machen, was sie zu tun gedenkt. Diese Schweigsamkeit ist ein weiteres trauriges Kapitel in der Geschichte der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der SPD) In der Begründung sagen Sie:

    Mit dem „Gesetz zur Verbesserung der ambulanten und teilstationären Versorgung psychisch Kranker" sind im Jahre 1986 bereits erste Verbesserungen im Leistungsrecht erreicht worden. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird dieser Ansatz weiterverfolgt ... Weitere Schritte erscheinen erst sinnvoll, wenn die Ergebnisse
    — heißt es dann einschränkend —
    der wissenschaftlichen Begleitforschung des Modellprogramms und die Reformvorschläge der Expertenkommission vorliegen.
    Sie liegen seit Mai 1988 vor. Zur gleichen Zeit, als der Gesetzentwurf eingebracht wurde, gab es diese Vorschläge. Seitdem gibt es keine Kundmachung aus dem Kreis der Koalitionsfraktionen.
    Nun frage ich Sie, ob wir — neben dem Selbstlob, das Sie sich in der Begründung geben — dem eklatanten Handlungsbedarf Rechnung tragen werden und ob insbesondere Sie während des anstehenden Gesetzgebungsverfahrens Anträge stellen werden. Wir sind trotz der kurzen Beratungszeit dazu bereit, dies wegen des schweren Schicksals der psychisch Kranken gemeinsam mit Ihnen aufzugreifen. In unserem Gesetzentwurf haben Sie eine ganze Reihe von sinnvollen Anregungen, die dazu führen würden, daß wir im Bereich der teilstationären und der stationären Einrichtungen sowie hinsichtlich der notwendigen, aus den Modellerfahrungen geborenen Einsichten zu Wohngemeinschaften usw. die finanzielle Absicherung schaffen. Dazu reichen wir Ihnen die Hand. Wir wären bereit, das mit Ihnen gemeinsam zu tun.
    Wir wollen mit unserem Gesetzentwurf deutlich machen, daß wir künftig eindeutige sozialversicherungsrechtliche Grundlagen für die Behandlung der psychisch Kranken schaffen, damit wir einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung der psychisch Kranken in einem Land leisten, das es eigentlich als kulturelle Schande empfinden muß, daß dies noch nicht geschehen ist. Wir wollen die diskriminierende Sonderstellung psychisch Kranker nicht verstetigen. Wir wollen innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung endlich zur Gleichstellung der psychisch Kranken mit den somatisch Kranken kommen. Wir laden Sie herzlich dazu ein, dies mit uns gemeinsam zu tun.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Becker.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Becker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zu später Stunde trifft sich wieder der Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung. Wir sind das in dieser ganzen Legislaturperiode ja gewohnt. Lassen Sie mich in dieser späten Stunde zur Sache folgendes sagen:
    Die SPD-Bundestagsfraktion hat in diesem Sommer einen neunseitigen Gesetzentwurf zur Beseitigung der Sonderstellung von psychisch Kranken in der Krankenversicherung eingebracht. Bis auf die Überschrift und einen kleinen Spiegelstrich-Absatz auf der zweiten Seite ist dieser Gesetzentwurf wörtlich mit



    Dr. Becker (Frankfurt)

    einem SPD-Gesetzentwurf zur Verbesserung der Versorgung psychisch Kranker, der 1985 eingebracht wurde, identisch.
    Damals wurde der Entwurf im Zusammenhang mit unserem CDU/CSU-FDP-Gesetzentwurf zur Verbesserung der ambulanten und teilstationären Versorgung psychisch Kranker hier im Parlament behandelt. Den größten Teil der SPD-Vorschläge mußten wir damals ablehnen; viele Voraussetzungen für eine Zustimmung lagen nicht vor. Auch heute trifft die mangelhafte Zustimmungsvoraussetzung noch weitgehend zu. Daher bin ich der Meinung: Wenn Sie schon den alten Entwurf wieder einbringen wollten, hätten Sie damit bis zum rechten Zeitpunkt warten sollen.

    (Egert [SPD]: Was ist denn der rechte Zeitpunkt, bitte?)

    Sie wissen, daß die Regierungskoalition damals, 1985, die gesicherten Erkenntnisse über die Wirksamkeit von psychiatrischen Institutsambulanzen aus dem Modellprogramm der Bundesregierung durch entsprechende Vergütungsregelungen umsetzte, ehe überhaupt der Bericht über ein entsprechendes wissenschaftliches Begleitprogramm vorlag. Auch die nichtärztlichen Leistungen wurden mit einbezogen. Beides konnte eindeutig dem Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung zugeordnet werden.
    Wir haben bereits damals festgelegt, daß der psychisch Kranke einen unmittelbaren Zugang zur teilstationären Behandlung haben muß, nicht erst auf dem kostentreibenden Umweg über eine Einweisung in stationäre Behandlung. Dazu bedurfte es keiner ausdrücklichen Regelung im Gesetz, sondern lediglich der Streichung eines Halbsatzes, der eine solche Regelung hemmen konnte. Damit war die tagesklinische Behandlung der psychisch Kranken bereits gesichert, und sie ist das heute auch. Trotzdem hat die SPD dieses bereits gelöste Problem wieder in ihren Entwurf aufgenommen.
    Die SPD weiß auch, daß der für weitere Entscheidungen unbedingt notwendige wissenschaftliche Bericht über das 1985 ausgelaufende Psychiatrie-Modellprogramm noch nicht vorliegt. Es sind zwar einzelne Ergebnisse bekanntgeworden, aber der Bericht selbst ist noch nicht im Bundestag.