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    Plenarprotokoll 11/100 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 100. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 Inhalt: Gedenkworte für den verstorbenen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß 6791 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Knabe und Dr. Dollinger . . . . 6792 C Bestimmung der Abg. Frau Matthäus-Maier zum ordentlichen Mitglied im Gemeinsamen Ausschuß und im Vermittlungsausschuß an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Dr. Apel 6792 A Wahl der Abg. Höffkes und Bindig als stellvertretende Mitglieder in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Lemmrich und Duve 6792 C Erweiterung der Tagesordnung 6792 D Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung der Französischen Republik und einer Delegation 6793 A Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Geschäftswertes bei land- oder forstwirtschaftlichen Betriebsübergaben (Drucksache 11/2343) b) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Unvereinbarkeit eines Abgeordnetenmandats im Europäischen Parlament mit einem Abgeordnetenmandat in einem nationalen Parlament (Drucksache 11/2735) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Abgeordneten Wüppesahl, Frau Schmidt-Bott und der Fraktion DIE GRÜNEN Datenverarbeitungspraxis des Bundeskriminalamts hier: Datei über die grenzpolizeiliche Ein- und Ausreisekontrolle (Drucksache 11/1156) 6793 B Tagesordnungspunkt 4: a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Montrealer Protokoll vom 16. September 1987 über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen (Drucksachen 11/2676, 11/3093, 11/3094) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hauff, Schäfer (Offenburg), Frau Dr. Hartenstein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Schutz der Ozonschicht durch Verbot des Einsatzes von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (Drucksache 11/678) Schmidbauer CDU/CSU 6794 B Müller (Düsseldorf) SPD 6796 A Baum FDP 6798 A Dr. Knabe GRÜNE 6799 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 6801B Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 6803 D Frau Ganseforth SPD 6805 D Tagesordnungspunkt 5: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Ergebnisse der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Berlin vom 27. bis 29. September 1988 II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hauchler, Dr. Mitzscherling, Dr. Wieczorek, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Berlin vom 27. bis 29. September 1988 (Drucksache 11/2765) c) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Gemeinsame Jahresversammlung 1988 des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank (Drucksache 11/2988) d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Auswirkungen der Anpassungsprogramme von Weltbank und Internationalem Währungsfonds in der Dritten Welt (Drucksache 11/1793) e) Beratung des Antrags des Abgeordneten Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kein zweiter Energiesektorkredit für Brasilien (Drucksache 11/2881) f) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hauchler, Bindig, Bernrath, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Zukunftsprogramm Dritte Welt (Drucksachen 11/828, 11/2567) Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . . 6809 C Frau Matthäus-Maier SPD 6813 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 6818 A Volmer GRÜNE 6820 D Dr. Grünewald CDU/CSU 6824 B Klein, Bundesminister BMZ 6825 D Dr. Hauchler SPD 6828 A Dr. Pinger CDU/CSU 6830 B Frau Folz-Steinacker FDP 6831 C Feilcke CDU/CSU 6832 C Dr. Gautier SPD 6833 C Kittelmann CDU/CSU 6836 A Frau Matthäus-Maier (Erklärung nach § 30 GO) 6837 A Zusatztagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde betr. jüngste Einschränkungen der Meinungsfreiheit in Ost-Berlin und der DDR Lintner CDU/CSU 6840 D Büchler (Hof) SPD 6841 C Ronneburger FDP 6842B, 6849 B Frau Hensel GRÜNE 6843A, 6848 D Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . . 6844 A Duve SPD 6845 A Lummer CDU/CSU 6845 D Dr. Haack SPD 6846 D Reddemann CDU/CSU 6847 C Böhm (Melsungen) CDU/CSU 6849 D Niggemeier SPD 6850 D Werner (Ulm) CDU/CSU 6851 C Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 1988 der Bundesregierung (Drucksachen 11/1924, 11/2584) . . . 6852 C Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 1988 der Bundesregierung (Drucksachen 11/1923, 11/2618) . . . 6852 C Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kap. 15 02 Tit. 652 11 — Beihilfen an junge Zuwanderer für ihre Schul- und Berufsausbildung (Drucksachen 11/2682, 11/2955) . 6852 C Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 84 zu Petitionen (Drucksache 11/3006) 6853 A Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur fünften Änderung der Richtlinie 76/768/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für kosmetische Mittel (Drucksachen 11/2841 Nr. 12, 11/3049) 6853 A Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Parteiengesetzes und anderer Gesetze (Drucksache 11/2421) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung des Parteiengesetzes (Drucksache 11/3097) Spilker CDU/CSU 6853 C Bernrath SPD 6855 D Dr. Hirsch FDP 6857 D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 III Frau Dr. Vollmer GRÜNE 6859 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 6862 B Conradi SPD 6864 D Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Abgeordneten Mischnick, Cronenberg (Arnsberg), Wolfgramm (Göttingen), Beckmann und Genossen: Gestaltung des neuen Plenarsaales hier: Änderung des Beschlusses über die Sitzordnung (Drucksache 11/2537 [neu]) Mischnick FDP 6866D, 6880 A Conradi SPD 6868 D Bohl CDU/CSU 6871 C Häfner GRÜNE 6873 C Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 6875 B Frau Weyel SPD 6877 B Martin, Staatsminister des Landes Rheinland-Pfalz 6878B Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 6879 A Namentliche Abstimmung 6881 A Ergebnis 6883 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 64 zu Petitionen (Drucksache 11/2337) Frau Bulmahn SPD 6881 B Haungs CDU/CSU 6882 B Hoss GRÜNE 6882 D Funke FDP 6884 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 66 zu Petitionen (Drucksache 11/2434) Schäfer, Staatsminister AA 6885 C Peter (Kassel) SPD 6886 A Dr. Göhner CDU/CSU 6887 A Frau Nickels GRÜNE 6887 D Funke FDP 6888 C Tagesordnungspunkt 15: a) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Lage der Stahlindustrie (Drucksache 11/1537) b) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission an den Rat für eine Verordnung zur Einführung eines Gemeinschaftsprogramms zugunsten der Umstellung von Eisen- und Stahlrevieren (Programm RESIDER) Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission an den Rat für einen Beschluß über einen Beitrag an die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl zu Lasten des Gesamthaushaltsplans der Gemeinschaften zur Finanzierung von Sozialmaßnahmen im Rahmen der Umstrukturierung der Eisen- und Stahlindustrie und Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission an den Rat für die von bestimmten Voraussetzungen abhängige Einführung eines neuen Quotensystems für bestimmte Erzeugnisse mit einer Laufzeit von drei Jahren (Drucksache 11/1676) Dr. von Wartenberg, Parl. Staatssekretär BMWi 6889 C Dr. Jens SPD 6890 D Dr. Lammert CDU/CSU 6892 B Sellin GRÜNE 6893 C Frau Würfel FDP 6894 D Tagesordnungspunkt 16: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Krieger, Frau Rust, Frau Schoppe und der Fraktion DIE GRÜNEN: Gegen die Verschärfung des § 218 StGB (Drucksache 11/2957) Frau Schoppe GRÜNE 6896 A Geis CDU/CSU 6897 A Frau Dr. Götte SPD 6899 D Funke FDP 6901 C Engelhard, Bundesminister BMJ 6903 A Sauter, Staatssekretär des Freistaates Bayern 6904 B Tagesordnungspunkt 17: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften (Drucksache 11/2212) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung besoldungs- und wehrsoldrechtlicher Vorschriften (Drucksache 11/2383) Heistermann SPD 6907 D Frau Hürland-Büning, Parl. Staatssekretär BMVg 6909 C Richter FDP 6910 D Frau Schilling GRÜNE 6911D Ganz (St. Wendel) CDU/CSU 6912 C IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 Tagesordnungspunkt 18: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Maßnahmen zur Förderung der ostdeutschen Kulturarbeit gemäß § 96 BVFG in den Jahren 1984 und 1985 (Drucksache 11/2572) Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . . . 6914 B Dr. Nöbel SPD 6915 A Dr. Czaja CDU/CSU 6918A Wolfgramm (Göttingen) FDP 6920 B Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung der Sonderstellung von psychisch Kranken in der Krankenversicherung (Drucksache 11/2594) Egert SPD 6921 B Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 6922 D Hoss GRÜNE 6923 D Heinrich FDP 6924 B Höpfinger, Parl. Staatssekretär BMA . . 6924 D Tagesordnungspunkt 2 (Fortsetzung) : Fragestunde — Drucksache 11/3080 vom 7. Oktober 1988 — Anfertigung einer amtlichen deutschen Übersetzung des UN-Seerechtsübereinkommens einschließlich der Schlußakte MdlAnfr 12 07.10.88 Drs 11/3080 Grunenberg SPD Antw StMin Schäfer AA 6837 D ZusFr Grunenberg SPD 6838 A ZusFr Gansel SPD 6838 B Stand der Verhandlungen über den WEU-Beitritt Spaniens und Portugals; Beitritt aller europäischen Mitgliedsländer der Atlantischen Allianz MdlAnfr 13, 14 07.10.88 Drs 11/3080 Antretter SPD Antw StMin Schäfer AA 6838 C ZusFr Dr. Scheer SPD 6838 D ZusFr Gansel SPD 6839 A ZusFr Antretter SPD 6839 B Intervention für die Freilassung der in Afghanistan festgehaltenen Deutschen MdlAnfr 15 07.10.88 Drs 11/3080 Gansel SPD Antw StMin Schäfer AA 6839 D ZusFr Gansel SPD 6840 A ZusFr Duve SPD 6840 C Nächste Sitzung 6926 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 6927* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abg. Schulhoff (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Antrag betr. „Gestaltung des neuen Plenarsaales; hier: Änderung des Beschlusses über die Sitzordnung" 6927* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Oktober 1988 6791 100. Sitzung Bonn, den 13. Oktober 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 14. 10. Dr. Ahrens 14. 10. Dr. Biedenkopf 13. 10. Brandt 14. 10. Cronenberg (Arnsberg) 14. 10. Frau Dempwolf 14. 10. Frau Garbe 14. 10. Dr. Hauff 14. 10. Hauser (Krefeld) 14. 10. Hedrich 14. 10. Hiller (Lübeck) 14. 10. Frau Karwatzki 13. 10. Frau Kelly 14. 10. Kißlinger 14. 10. Klose 14. 10. Leonhart 14. 10. Lüder 14. 10. Dr. Müller 13. 10. Paintner 14. 10. Poß 14. 10. Reuschenbach 14. 10. Schluckebier 14. 10. Frau Schmidt (Nürnberg) 14. 10. Schröer (Mülheim) 14. 10. Frau Dr. Segall 14. 10. Sielaff 13. 10. Dr. Sperling 14. 10. Stratmann 14. 10. Frau Dr. Süssmuth 13. 10. Tietjen 14. 10. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Vondran 14. 10. Dr. Waigel 14. 10. Dr. Warnke 13. 10. Dr. Zimmermann 14. 10. Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abg. Schulhoff (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Antrag betr. „Gestaltung des neuen Plenarsaales; hier: Änderung des Beschlusses über die Sitzordnung": Ich werde mich an der Abstimmung zum Tagesordnungspunkt 12 nicht beteiligen, da ich kein Vertrauen mehr zu den architektonischen Vorgaben habe, insbesondere was deren Realisationsmöglichkeiten in preislicher und zeitlicher Hinsicht anbetrifft. Der Abriß des alten Plenarsaales wurde damals damit begründet, dies Verfahren sei billiger und ginge auch schneller, eine Sanierung würde teurer und auch länger dauern. Genau das Gegenteil ist jedoch eingetreten: Die Baukosten haben sich bis jetzt schon um 50 % erhöht, und der Fertigstellungstermin hat sich um ein Jahr verzögert. Ich fühle mich zutiefst getäuscht und möchte mich im Hinblick auf möglicherweise noch kommende Weiterungen nicht weiter einbinden lassen. Leider wurde bisher nur etwas realisiert, nämlich der Abriß eines Denkmals, in dem fast 40 Jahre deutsche Nachkriegsgeschichte stattfand.
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    Rede von Dr. Wilhelm Nöbel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zu später Stunde wird der Bericht behandelt, aber er wird behandelt. Warum sage ich das? Weil es Zeiten gegeben hat, als dies ganz anders war. Ich habe vor zehn Jahren in diesem Hause gesagt — da ging es um die Regierungsberichte 1973 bis 1975 — :
    Die bisherigen Berichte — sechs an der Zahl — über die Jahre 1957 bis 1972 blieben meist aus verschiedenen Geheimhaltungsgründen der Öffentlichkeit vorenthalten.
    Heute sind die Geheimhaltungsgründe überhaupt nicht mehr verbergenswert. Die damalige Bundesregierung war der Meinung, daß die gesamte deutsche Ostarbeit — das hieß „Ostarbeit" — einschließlich der Kulturarbeit und in besonderem Maße die deutsche Ostforschung in den Ostblockstaaten mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und mit propagandistischer Zielsetzung zum Anlaß genommen würden, deutschen Stellen revanchistische und imperialistische Motive zu unterschieben.
    Meine Damen und Herren, es hat sich doch manches verändert; vieles ist in Bewegung gekommen. Dazu gehört auch das Eintreten für bessere Lebensverhältnisse der Deutschstämmigen in Osteuropa, um ihr Verbleiben dort zu erleichtern. Gleichzeitig müssen wir Sorge dafür tragen, ostdeutsches Kulturgut dort zu erhalten und zu fördern, wo es entstanden ist und seinen historischen Platz hat. Das Auswärtige Amt muß alle Möglichkeiten nutzen und in verstärktem Umfang schaffen, um diejenigen Deutschen, die in ihrer Heimat bleiben wollen, durch Gründung von Goethe-Instituten, durch Zuleitung deutscher Literatur, Schulbücher, Gesangbücher usw. zum Verbleiben zu bewegen.
    So selbstverständlich, wie das klingt — die Aufgabe ist neu. Die Förderung der ostdeutschen Kulturarbeit kann nämlich sehr leicht falsch bzw. einseitig verstanden werden. Soll nur wichtig sein, was war? Nein. Es
    gibt mehrere neue Aufgaben. Ich nenne eine als Beispiel: Europa. Hier bietet sich die große Chance der Gemeinsamkeit aller politischen Richtungen. Während bei der mitteldeutschen Kultur der aktuelle politische Aspekt vorgegeben ist, wird meines Erachtens bei der Förderung der ostdeutschen Kulturarbeit immer wieder die Gefahr eines gefährlichen Mißverständnisses offenkundig — es wäre gut, wenn diese Gefahr augenscheinlicher als bisher würde — , nämlich daß sie allzu einseitig verstanden wird als das, was war, vielleicht sogar als das, was doch längst vorbei bzw. abgeschrieben ist. Nein, meine Damen und Herren, Kulturerbe bedeutet Blick in die Zukunft; sonst hat man sein Erbe nicht verdient. Da gibt es Perspektiven; die eine heißt, wie gesagt, Europa. Bei aller kritischen Auseinandersetzung in Sachen Kultur bleibt das einigende Band, das da Kulturnation heißt. Und jetzt, wie gesagt, Europa: Binnenmarkt, Integration, Föderalismus hier, Regionen überall, Nationen, Kulturen.
    Mein Satz gilt, den ich zum letzten Bericht im Plenum gesagt habe:
    Es hat in Deutschland niemals ost-, mittel- und westdeutsche Kultur gegeben, sondern immer nur deutsche Kultur in unterschiedlichen Landschaften.
    Niemand wird bestreiten: Es gibt, seit es Europa gibt, europäische Kultur. Gerade jetzt müssen wir uns in Begleitung der politischen und wirtschaftlichen Schritte der kulturellen Chance — gemeinsam mit der sozialpolitischen Komponente — bewußt sein oder zumindest werden.
    Es stellt sich die Frage, ob der Föderalismus überhaupt noch eine Chance hat, geschweige denn die deutsche Kultur der Landschaften außerhalb der Bundesrepublik. Wenn wir mit Blick auf 1990/1992 sogar fragen müssen, ob der Föderalismus hier zu einem politischen Anachronismus oder sogar zu einem politischen Ärgernis wird — wie kürzlich der Präsident des nordrhein-westfälischen Landtages sagte —, könnten wir Zweifel an der Zukunftsträchtigkeit der Förderung ostdeutscher Kultur haben.
    Wir dürfen nicht zweifeln; denn Europa will ja gar nicht heißen: weg mit den regionalen Wurzeln und gewachsenen Traditionen.

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Nein, in diesem größeren Europa werden die Eigenheiten, die Besonderheiten der Staaten und Regionen sozusagen automatisch größer geschrieben als bisher, weil eine ganz andere Qualität des Ansporns da ist. Das hat sich in der Geschichte immer wieder erwiesen. Klar ist nämlich, daß gerade die Kultur zum zentralen Traditionspunkt wird, während verwaltungsmäßig die Bürokratie aufbläht. Kultur wird zwischen den einzelnen Landschaften zum Wettbewerbsfaktor und zum wesentlichen demokratischen Element, nicht zuletzt in ihrer Gesamtheit zur gesamteuropäischen Klammer.
    Die neue Aufgabe heißt außer Europa auch — ich sage das aus aktuellem Anlaß — , die kulturelle Ei-



    Dr. Nöbel
    genart der Aussiedler und Übersiedler zu berücksichtigen und zu unterstützen.

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Leider hat, Herr Czaja — wie Sie wissen — , unser Antrag zur Aufstockung der Mittel für den Fonds Soziokultur im Innenausschuß kein Wohlwollen der Mehrheit gefunden. Ich weiß, daß Sie sich noch bemüht haben, etwas zu tun. Leider hat es nicht funktioniert.
    Wir meinen und bleiben dabei, daß ein neues Aufgabenfeld der Soziokultur in den Bemühungen um die kulturelle Integration von Aussiedlern und Übersiedlern erwächst. Die diesem Personenkreis gewährten Eingliederungshilfen beschränken sich zur Zeit auf wirtschaftliche und soziale Aspekte, während der Aspekt der kulturellen Integration vernachlässigt wird.

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Sehr richtig!) Dabei darf es jedoch nicht bleiben.

    Aussiedler und Übersiedler, die aus Ländern mit einer strengen staatlichen Ordnung kommen, müssen die hier geltenden Werte und Normen erst kennenlernen und Wissen über Gesellschaft, Staat und Kultur der Bundesrepublik nachholen. Die Soziokultur, die die Entfaltung der ästhetischen, kommunikativen und sozialen Bedürfnisse und Fähigkeiten aller Bürger fördern und sie damit zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermutigen und befähigen will, kann hierbei wertvolle Hilfestellung leisten. Aus diesen Anmerkungen zu neuen Aufgaben, meine Damen und Herren, leite ich das Erfordernis der Flexibilität ab.
    In diesem Bericht faßt die Bundesregierung ihre Arbeit in den Jahren 1984 und 1985 zusammen. Darüber hinaus umfaßt das Papier ein Aktionsprogramm des Bundesministers des Innern zur Förderung der ostdeutschen Kulturarbeit in den Jahren 1988 bis 1993, das die Perspektiven der Arbeit aufzuzeigen versucht.
    Im Berichtszeitraum sind insgesamt 31 Millionen DM aus dem Bundesetat für ostdeutsche Kulturarbeit aufgewendet worden. Unterstützt wurden — das betone ich besonders — Museumsprojekte ostdeutscher Regionen wie das Ostpreußische Landesmuseum Lüneburg, das Pommersche Landesmuseum LübeckTravemünde ebenso wie Forschungsprojekte an deutschen Universitäten.
    Meine Damen und Herren, wir begrüßen diese Initiativen. Wir begrüßen sie insbesondere deshalb, weil in diesem Bericht erstmalig erkennbar ist, daß vorrangig Projekte gefördert worden sind und werden,

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    die zentrale Bedeutung haben. Wir begrüßen ferner, daß das innerdeutsche Ministerium begonnen hat, Förderungen vorzunehmen, die die früheren Provinzen des mitteldeutschen Raumes berücksichtigen. Was allerdings noch fehlt, ist ein Aktionsprogramm für die mitteldeutsche Kulturarbeit, ein Programm für Bewahrung und Erhaltung, wie es für die ostdeutsche Kulturarbeit vorhanden ist.
    Natürlich ist klar, meine Damen und Herren, daß eine Konzeption für die Kulturarbeit im mitteldeutschen Raum andere Voraussetzungen und Bedingungen erfüllen muß als ein Programm für die ostdeutsche Kulturarbeit. Das geht in der Tat hin bis zu den Fragen um die innerdeutschen Begegnungen, um die Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls, um die Aufgabe, die wir in der Bundesrepublik und in der DDR gemeinsam zu lösen haben, nämlich die Bewahrung des gemeinsamen Kulturerbes. Das ist aktuelle Deutschlandpolitik. Da geht es um den Grad der Verwirklichung des Kulturabkommens vom Mai 1986, um Informations- und Forschungsarbeit.
    Wir haben zu akzeptieren, daß noch kein Aktionsprogramm vorliegt, aber wir nehmen zur Kenntnis, daß durch den Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen zur Zeit eine Bestandsaufnahme der Förderungsmaßnahmen für die Kulturfragen des mitteldeutschen Raums in Angriff genommen wird, die Grundlage für das noch ausstehende Aktionsprogramm sein wird.
    Neben der europäischen Sicht und der aktuellen Problematik der kulturellen Betreuung der Aussiedler zeigt sich also auch, und zwar ganz naturgemäß, bei der mitteldeutschen Betrachtung, daß Bewegungsfreiheit — Flexibilität — unerläßlich ist. Gerade deshalb, weil die innerdeutsche Regierungsseite noch nicht zu einem Aktionsprogramm gefunden hat, kann und muß sie die Chance nutzen, ihr Programm offenzuhalten und für neue Aufgaben zu gestalten. Dies muß auch im Programm des Innenministers möglich gemacht werden, Herr Parlamentarischer Staatssekretär.
    Es wäre fatal, wenn sich der Eindruck bestätigte, daß ein Verband die Mittel so ausreizt, daß kein Spielraum mehr bleibt, was ja bedeutet, nicht der Minister, sondern eben jener Verband hat die Verfügungsgewalt über jenen Fonds. Ich habe volles Verständnis dafür, wenn Kollegen dieses Hauses Mittel und Wege und Durchsetzungskraft zu besitzen wissen, um einen Topf für ihren Verband mit beiden Händen fest im Griff zu halten. Nur frage ich den Minister, warum er sich selbst jeglichen Handlungsspielraum nehmen läßt. Bedarf ist akut vorhanden, wie ich vorher berichtet habe. Aus diesem Grunde ist verständlich, warum auch die Frage nach der Relation der institutionellen Förderung zu den Eigenmitteln gestellt wird. Das muß man verstehen.
    Es ist auch nicht der Sache förderlich, wenn in Veröffentlichungen wie der von der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat herausgegebenen „Kulturpolitischen Korrespondenz", wie mir anläßlich der Debatte hier vor zwei Jahren geschehen, das Wort im Mund verdreht wird. In diesem sensiblen Bereich — ich sage das an alle Fraktionen — muß Sachlichkeit ganz extrem gefragt sein. Es ist unsere gemeinsame Kultur, die sich nicht an eine Gruppe verpachten läßt.

    (Heistermann [SPD]: So ist es!)

    Deshalb plädiere ich dafür, immer wieder aufs neue die integrierende Kraft zu suchen.

    (Beifall des Abg. Heistermann [SPD])

    Ich will Ihnen sagen, was ich großartig finde:



    Dr. Nöbel
    1984
    — so heißt es im Bericht —
    gab sich die Künstlergilde
    — gemeint ist die in Esslingen —
    eine neue Satzung, um nunmehr jedem Künstler (nicht nur aus dem Kreis der Vertriebenen und Flüchtlinge), der sich um die Pflege des ostdeutschen Kulturguts bemüht, die Möglichkeit zu geben, im Verein mitzuarbeiten und dessen Einrichtungen zu nutzen.

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Das ist auch gut so!)

    — Ja, ich sage, das finde ich großartig. — Denn die eine Seite ist ja die — und sie ist nicht nur verständlich, sondern selbstverständlich — : Wenn der oder die der bzw. die aus seiner bzw. ihrer Heimat vertrieben wurde, sich für angestammte Kultur interessiert und sich zu ihr bekennt, sich für sie einsetzt, so ist das, meine Damen und Herren, wie gesagt, selbstverständlich bzw. sozusagen ganz natürlich. Aber wenn sich einer, der in Bonn geboren ist, dann nicht nur mit rheinischer Landeskunde, sondern mit spätmittelalterlichen Fragen Osteuropas befaßt oder gar darüber promoviert, Herr Dr. Czaja, so nehme ich an, daß ihm dies nicht als Verirrung anzukreiden ist.

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Ich lobe das sehr!)

    — Ich weiß das. Ich wußte, daß dieser Beifall kam.
    Manchmal gibt es Kritik an Landesregierungen
    — ich weiß, nicht von Ihnen —, wobei ich den Eindruck habe, daß diese Kritik deshalb kommt, weil das jeweilige Land sozialdemokratisch regiert ist. Deshalb erinnere ich an ein Gespräch des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen mit Johannes Rau vor zwei Jahren, nämlich am 17. September 1986. Ich weiß, daß es noch spätere Zusammenkünfte und spätere Aussagen zu würdigen gibt. In dem gemeinsamen Kommuniqué heißt es:
    Es bestand Übereinstimmung, daß die Pflege des Kulturerbes der Ost- und Sudetendeutschen und der Deutschen aus den Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa als Bestandteil der deutschen Nationalkultur weiterhin nach Kräften gefördert werden soll. Hierbei komme der Weiterführung der ostdeutschen kulturellen und wissenschaftlichen Arbeit im Sinne des § 96 des Bundesvertriebenengesetzes große Bedeutung zu.
    Johannes Rau hob in diesem Zusammenhang hervor, daß sich an dieser Arbeit nicht nur die Vertriebenenverbände und Landsmannschaften beteiligen sollten, sondern dies sei Aufgabe aller Deutschen und insbesondere jeder Bundes- und Landesregierung.
    Deutlicher ist es nicht zu sagen. Ich möchte auch an die Patenschaften Nordrhein-Westfalens über die Siebenbürger Sachsen und über die Thüringer, über die Sachsen und Oberschlesier erinnern.
    Ich glaube, festgestellt zu haben, daß das Interesse der Menschen in der Bundesrepublik an unseren östlichen Nachbarn stark gewachsen ist. Es gibt zahllose wissenschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle
    Kontakte, die vor wenigen Jahren exotisch erschienen.
    Natürlich haben wir durch die Existenz zweier deutscher Staaten einen Zustand des Auseinanderfallens nationaler und staatlicher Gemeinschaft, also anders als unsere Nachbarn. In der deutschen Geschichte ist es jedoch eigentlich nichts Neues. Aber um so wichtiger ist es gerade deshalb, uns an die mitteleuropäische Geschichte zu erinnern und von der Verabsolutierung des Staates weg und hin zur Orientierung an den eigentlichen Werten zu gelangen, die eine Gemeinschaft der Nation ausmachen. Dann kommen wir nämlich zum Kulturbegriff, der zum Kulturstaat führt, der wiederum viel umfassender ist als der Rechts- und Sozialstaat. Er schließt ihn sozusagen ein.
    Meine Damen und Herren, die Pflege des ostdeutschen Kulturgutes muß eingebettet sein in die Friedens-, Entspannungs- und Versöhnungspolitik, muß dieser Politik dienen und darf nicht zu einer erneuten Konfrontationspolitik mißbraucht werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie hat deshalb im Geiste der geltenden Ostverträge der Bundesrepublik Deutschland mit der Sowjetunion, der Volksrepublik Polen und im Geiste des deutsch-deutschen Grundlagenvertrages zu geschehen. In diesen Punkten muß Einigkeit in diesem Hause herrschen.
    Da gerade das ostdeutsche Kulturgut eng mit Geist und Kultur der Nachbarvölker verflochten ist, hat die Pflege dieses Kulturgutes die besondere Verpflichtung, das Gemeinsame, Versöhnende und die wechselseitige Beeinflussung der Kulturen in den früheren deutschen Gebieten jenseits der Oder-Neiße-Grenze, in Südosteuropa und der UdSSR darzustellen.
    Deshalb bitten wir die Bundesregierung, in Zukunft ausführlicher auf die deutschlandpolitische Bildungs-, Öffentlichkeits- und Publikationsarbeit der Verbände und Landsmannschaften und die dafür eingesetzten öffentlichen Mittel einzugehen. Die Regierung sollte sich nicht scheuen, über mögliche radikale Tendenzen und die eventuell zu beobachtenden Veränderungen zu berichten. Sie sollte die Aufklärungsarbeit über die Haltung der Bundesregierung zur Frage der Unverletztlichkeit der bestehenden Grenzen bei den Verbänden und Landsmannschaften vertiefen, die innerdeutschen Beziehungen und Begegnungen und den kulturellen Austausch mit der DDR intensivieren, das Schrifttum über eine gesamteuropäische Sicherheits- und Friedensordnung intensivieren und schließlich die Kenntnis über die wechselseitige geschichtliche und kulturelle Entwicklung — von deutscher, polnischer, österreichischer und russischer Seite — im ostdeutschen Kulturraum vertiefen helfen.
    Ich habe noch eine Minute Zeit, aber wenn ich jetzt weitermache, brauche ich noch eine halbe Stunde, Herr Präsident.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das ist im Interesse der Nachtruhe, die wir uns alle wünschen.
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Czaja.




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Herbert Czaja


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zwischen den Mehrheiten in den Parteien der Mitte scheint es — das zeigt auch die beachtliche Rede des Kollegen Dr. Nöbel — gravierende Gegensätze zur Notwendigkeit der gesetzlich aufgegebenen Förderung ostdeutscher Kulturarbeit nicht zu geben. Ich halte mich da — ich wußte nicht, welche Zitate Sie bringen, Herr Kollege Dr. Nöbel — an den stellvertretenden Vorsitzenden der SPD und Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau. Sie haben ihn von früher zitiert; ich zitiere ihn aus neuerer Zeit.
    Im Haus des deutschen Ostens in Düsseldorf bekannte er sich am 22. Juni abermals in diesem Sommer zur Pflicht, das Kulturerbe der Ostdeutschen, der Sudetendeutschen und der Deutschen aus den Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa, so wie Sie es eben sagten, als Bestandteil der gemeinsamen deutschen Kultur zu erhalten und auch, wie er sagte, das Heimatbewußtsein der Vertriebenen zu pflegen und an die nachwachsende Generation weiterzugeben.
    Der Fraktionsvorsitzende der FDP, Herr Mischnick, hat sich in einer Presseerklärung vor nicht zu langer Zeit zu einer Verstärkung kultureller Breitenarbeit der Vertriebenen und vor allem — Herr Nöbel, auch da waren Sie auf einer ähnlichen Linie — zu einer verbesserten wissenschaftlichen Ausstattung der Landesmuseen und landeskundlichen Institute bekannt.

    (Beifall des Abg. Wolfgramm [Göttingen] [FDP])

    Die FDP nehme — jetzt können Sie noch einmal Matschen — die Verpflichtung des § 96 des Bundesvertriebenengesetzes sehr ernst; so Herr Mischnick.

    (Wolfgramm [Göttingen] [FDP]: Das hatte ich mir vorbehalten, selbst zu sagen!)

    Unsere Fraktion begrüßt diese Grundübereinstimmung in diesen Fragen lebhaft. Sie hat diese Anschauungen seit Jahren vertreten. An den Rändern des Hauses, die, so wie die Mehrheit, ebenfalls nicht sehr vertreten sind, mag es auch Kritiker geben. Die GRÜNEN sind im Moment überhaupt nicht vertreten.

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Das stimmt nicht!)

    Sie sollten aber nicht pauschal und nicht unbestimmt, Herr Kollege, und nicht mit ideologischen Gemeinplätzen kritisieren. Überzeugen Sie sich vielmehr selbst, Herr Kollege, nachdem Sie jetzt da sind, von den Leistungen, z. B. von den Ergebnissen wissenschaftlicher Projekte! Dann kann man inhaltlich darüber reden, was einer Korrektur bedarf.
    Natürlich gibt es in diesem kulturellen Bereich viele Nuancen. Den verantwortlichen Organen der Verbände — Sie haben einen genannt, den ich nicht näher repräsentieren kann — und ihres Gesamtverbandes wird man in der kulturellen und wissenschaftlichen Arbeit aber wohl kaum nachweisen können, daß sie etwas tun oder etwas sagen, was nicht auf dem Fundament des Grundgesetzes, seiner Verpflichtung zur Selbstbestimmung und Kontinuität Deutschlands, was nicht im Dienst einer freiheitlich-europäischen Einigung gründet.
    Selbstverständlich wird dabei auch — das ist nicht von Übel — das Geschichtsbewußtsein der Deutschen gepflegt, ohne dunkle Flecken zu verschweigen. Die sittliche Pflicht gegenüber unserem Volk und gegenüber Deutschland, aber auch gegenüber der Würde unserer Nachbarn wird geachtet. Das ist in meinen Augen nicht schlauer Verbalismus, sondern darum bemühe ich mich seit Jahren.
    Mit großer Mehrheit hat der Bundestag wiederholt beschlossen, daß bei den geförderten landeskundlichen und wissenschaftlichen Projekten und in der kulturellen Breitenarbeit — hier zitiere ich wieder Johannes Rau — „das Erfahrungswissen der Schlesier, der Oberschlesier, der Ostpreußen, der Pommern, der Sudetendeutschen und anderer Volksgruppen genutzt werde" — Ende des Zitats. In der ostdeutschen Kulturarbeit muß also das kulturelle Alltagsleben möglichst lange durch Zeitzeugen aus den Verbänden präsent sein.
    Die vorliegenden Jahresberichte 1984 und 1985 liegen etwas hinter den gegenwartsnahen Zahlen und aktuellen notwendigen Maßnahmen zurück. Schon bald ist aber der Bericht 1986/1987 fällig. Er wird in den Zahlen noch gegenwartsnäher sein.
    Wir begrüßen es, daß die Förderungsmittel in einem mittelfristigen Plan schrittweise angehoben werden. Aber der Bericht der Bundesregierung selbst stellt fest — ich zitiere jetzt — : Die Förderungsmittel sind noch unzureichend. Von allen Ministerien wird für die gesamte ostdeutsche Kulturarbeit eigentlich weniger ausgegeben, als eine mittlere Großstadt für das gesamte kulturelle Leben ihres Bereiches aufwendet. Das angesprochene Aktionsprogramm für die ostdeutsche Kulturarbeit ist ein Programm, das sich das Ministerium setzt. Es ist kein Gesetz, keine Rechtsverordnung, es soll und muß flexibel bleiben und muß Empfehlungen aus dem Parlament zu Änderungen nutzen. Wichtiger aber als Programme sind, meine Damen und Herren, die Maßnahmen, ihre zügige Abwicklung. Die Haushaltsvorschriften sind zu beachten, aber es ist auch, dem Ablauf wissenschaftlicher und kultureller Arbeiten angepaßt, verantwortungsbewußt zu entscheiden. Ich meine, das Bundesinnenministerium muß auch in Zukunft noch mehr darum ringen, daß nicht sogar in einen Regierungsbericht hineingeschrieben werden muß: Die Mittel sind noch nicht zureichend.
    Hierbei verweise ich nochmals auf die Beschlußempfehlungen dieses Hauses in den Drucksachen 8/4299, 10/1671 und 10/6212. Sie waren präzise und mit großer Mehrheit verabschiedet worden. In einzelnen Teilen des Berichts wird darauf eingegangen. Nicht in allen wird gesagt, wieweit dem Rechnung getragen wurde. In den Ausschußberatungen werden wir die Verwirklichung mancher weiterer Beschlußempfehlungen anmahnen.
    Nun zu einigen Schwerpunkten des Berichts. Förderung von Kunst und Kultur hat eine gute Tradition. Es bleibt zu wünschen, daß weiterhin Wertvolles in diesem Bereich gelingen möge, auch in dem Sinne, wie Sie es sagten.
    Wichtiger Schwerpunkt — das hat das Ministerium und das haben auch Sie gestreift — werden die ostdeutschen Landesmuseen. Nach den früheren Berich-



    Dr. Czaja
    ten und dem Aktionsprogramm sollten nicht nur neuere Landesmuseen für größere Provinzen entstehen, sondern es sollten auch frühere Bemühungen von Ländern und Verbänden um einzelne bereits bestehende Museen, z. B. in Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg, durch Ausbaumaßnahmen belohnt werden. Das ostpreußische und das pommersche Landesmuseum sind neu errichtet und inzwischen tätig. Hier und da gibt es Anfangsschwierigkeiten. Dem Ministerium und der Zonenrandförderung gebührt Dank dafür. Der Haushalt für das nächste Jahr — wenn ich etwas vorgreifen darf — sieht zum erstenmal auch Summen für den Ausbau bestehender Landesmuseen vor, was ich dankbar unterstreichen möchte.
    Die Beschlußempfehlungen des Bundestages forderten ein Landesmuseum für jede geschichtlich gewachsene ostdeutsche Provinz und für die großen Siedlungsgebiete außerhalb Deutschlands. Auf dieser Grundlage sollten die Absichten gegliedert und diese Terminologie sollte verwandt werden. Sie ist vielleicht klarer als vage Verweise auf „ostdeutsche Kulturlandschaften" , was immer das sein mag.
    Mit dem Lob für die guten Ansätze verbinden wir ein Wort des Dankes auch für die großen Anstrengungen einzelner Patenländer und einiger Landsmannschaften. Beachtlich ist, daß auch Träger einzelner Museen unseren Bundestagsempfehlungen folgen und mit diesen Museen wissenschaftliche landeskundliche Institute verbinden. Dringend wird es sein, die institutionelle Ausstattung der neuen und der erweiterten Landesmuseen zu gewährleisten und die Hilfen für ihre Bibliotheken und Archivbestände so zu fördern, daß sie ein Sammelpunkt für die kulturellen und wissenschaftlichen Aktivitäten der betreffenden Heimatregion sein können. Vorbildlich entwickelt sich das im Bereich der Sudetendeutschen.
    Ich möchte nicht verhehlen, daß wegen der Bodenkosten und der Nachkriegsentwicklung sich manche Standorte dieser Museen nicht als problemlos erweisen. Desto mehr muß die wissenschaftliche Leistungskraft der mit ihnen verbundenen landeskundlichen Institute zur anziehenden Wirkung kommen.
    Besondere Aufmerksamkeit erfordert auch das Kapitel „Bildung, Wissenschaft und Forschung". Da ist noch vieles nachzuholen. In diesen Bereich wurde das Schrifttum einbezogen. Etwas zu wenig hat man die Förderung des schöngeistigen ostdeutschen Schrifttums und des Schrifttums über ostdeutsche Gebiete berücksichtigt.
    Sehr wichtig bleibt die Vermehrung — Sie haben es angesprochen — der wissenschaftlichen landeskundlichen Projekte. Mit ihrer Hilfe wird eine größere Zahl von Wissenschaftlern — nicht nur ostdeutschen —, Universitätsprofessoren, aber auch jungen Nachwuchskräften an die ostdeutsche wissenschaftliche Landeskunde herangeführt. Einige Universitäten arbeiten mit landeskundlichen wissenschaftlichen Instituten und Landesmuseen gut zusammen. Ich nenne die Universität Münster, aber auch den Projektbereich „Schlesische Geschichte" an der Universität Stuttgart. In einem Zwischenbericht verweist der Dekan für Politikwissenschaften der Universität Münster, Professor Wittkämper, der auch hier im Bundestag wissenschaftlich tätig war, auf die gewaltigen Forschungslücken im Bereich der ostdeutschen Geschichte, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Er belegt eindeutig mit Zahlen und anderen Nachweisen, welch große Vorsprünge in einem bestimmten Bereich östliche Nachbarstaaten durch konzentrierte Förderung der Landeskunde über deutsche Provinzen und Siedlungsgebiete in den letzten Jahrzehnten erreichten, wobei Zahl und Inhalt einseitiger Schriften drohen — nicht immer, aber manchmal und nicht selten —, ein schiefes Bild über die kulturellen Leistungen der Deutschen in der Heimat entstehen zu lassen.
    In den nächsten Berichten sollte über die geförderten größeren Einzelprojekte und nicht nur über die Tätigkeit regionaler Kulturwerke berichtet werden.
    Schwer zu beurteilen bleibt die Gesamtdarstellung der deutschen Geschichte im Osten, für die Verträge geschlossen sein sollen. Ich gebe zu, ich hätte gewünscht, daß zuerst manche Lücken im Bereich der zeitgemäßen Einzelforschung geschlossen würden.
    Offene Fragen gibt es auch bezüglich Projektmaßnahmen einer Kommission für das Studium der deutschen Geschichte und Kultur im Osten in Bonn. Abweichend von den Ausführungen des Ministerpräsidenten Rau und den Empfehlungen des Bundestages auf Drucksache 10/1671 sucht man dort kaum die enge Zusammenarbeit mit den im Hinblick auf ostdeutsche Erfahrungen bewährten Institutionen, Verbänden und Zeitzeugen.
    Im historischen Bereich braucht man wegen der Quellenforschung — das wissen Sie, Herr Dr. Nöbel — eine längere Vorbereitung für Publikationen als beispielsweise im Bereich des Staats- und Völkerrechts. Im In- und Ausland sind eine Reihe Staats- und völkerrechtlicher Schriften der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen namhafter, insbesondere vorn Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen geförderter Wissenschaftler, sehr hoch geschätzt. Allerdings sollte diese Stiftung, was die Zahl der Mitarbeiterstellen betrifft, weniger stiefmütterlich behandelt werden. Man könnte fast meinen, daß die anerkannte Leistung für manche unbequem wird.
    Nähere Zusammenarbeit mit den genannten Verbänden möchte man im übrigen auch überregionalen Kulturwerken und Stiftungen wünschen. Sie verfügen auf Grund der Westvermögenszuführungsverordnung über gerettetes Kapital aus der Heimat. Die Aufteilung dieses Kapitals und der Zinsen liegt lange zurück. Inzwischen haben sich aber neue Schwerpunkte der Forschung entwickelt, die nicht beiseitegeschoben werden dürften.
    Die Hilfen für die unentbehrlichen Periodika, die Sie ebenfalls angesprochen haben, Herr Nöbel, sind zu begrüßen, besonders die Förderung durch Ankauf von Exemplaren guter wissenschaftlicher Schriften, um sie an Bibliotheken, Gesellschaften und publizistischen Multiplikatoren und im pädagogischen und politischen Bereich des In- und Auslands zu verbreiten.
    Die Bemühungen des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen zugunsten größerer Forschungsmaßnahmen sind ebenfalls anzuerkennen. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses



    Dr. Czaja
    bedarf noch einer präziseren Überlegung. Die Eigenleistung verschiedener Institutionen ist auch auf diesem Gebiet nicht gering.
    Das Auswärtige Amt legt zwar eine Zahlenübersicht vor, doch tauchen im Bereich der Förderung von Vortragsreisen zum Umweltschutz z. B., aber auch von Soziologen und Strafrechtlern Namen auf, die im ostdeutschen Forschungsbereich wenig bekannt waren. Die in diesem Ressort ausgegebenen 2,2 Millionen DM sollten also nicht für Maßnahmen ausgegeben werden, die nur am Rande mit den Zielen von § 96 des Bundesvertriebenengesetzes in Beziehung stehen.
    Im langfristigen Aktionsprogramm ebenso wie im Sonderprogramm für Aussiedler — das hat Herr Nöbel sehr betont angesprochen, und ich unterstreiche das — fehlt fast völlig — wenn ich über 1985 hinaus vorgreifen darf — der kulturelle Teil mit Bezug auf die wachsenden Aussiedlerzahlen. Insbesondere sollte man geeignete sprachkundige Nachwuchswissenschaftler nicht auf Arbeitslosengeld setzen, sondern zur Mithilfe an wissenschaftlichen Projekten unter Leitung hiesiger Ordinarien im Bereich der landeskundlichen Forschungen auch mit ihren Sprachkenntnissen einsetzen. Diese Lücke auch im Bereich des Sonderprogramms bedarf vielleicht noch der Bereinigung. Das muß man überlegen.
    Man hat im personellen Bereich, nach gewissen Mißständen im Jahr 1987 und im ersten Halbjahr 1988, nun das Verwaltungspersonal für die Aufnahme, das ja auch niedrig war, sehr erweitert. Aber dann bleibt für die geistig-wissenschaftliche Arbeit und für entsprechende Stellenverbesserungen wenig übrig. Das muß man doch mit Sorge sagen.
    Eine Schlußbemerkung. Einzelnes mag man kritisieren, aber eine grundlegende Ablehnung der Förderung wäre gegenüber einem sinnvollen Geschichtsbewußtsein und der Treue zur eigenen Geschichte nicht zu verantworten. Besser wäre es, auf breiter Basis Verbesserungen anzustreben.
    Auf die Anlage zum Aktionsprogramm wollen wir nach den Beratungen im Ausschuß noch besonders zu sprechen kommen.
    Meine Damen und Herren, ich möchte aber schon jetzt manchem eifrigen Mitarbeiter des Bundesinnenministers, des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen und anderer Häuser, der mit der Förderung befaßt war, für die Mühen und Zielstrebigkeit danken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ebenfalls einige Minuten an Redezeiten ersparend, möchte ich schließen: Anerkennenswertes Tun werden wir immer würdigen, möglichst auf breiter Ebene zwischen den Parteien. Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und FDP und der SPD)