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    Plenarprotokoll 11/94 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 94. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. September 1988 Inhalt: Worte zur Freilassung von Rudolf Cordes aus der Geiselhaft 6369 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Becker (Frankfurt) und Frau Dr. Hartenstein 6369 B Bestimmung des Abg. Dr. Kreile zum ordentlichen Mitglied im Gemeinsamen Ausschuß an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Sauter (Ichenhausen) 6369 C Wahl des Abg. Geis als ordentliches Mitglied des Wahlprüfungsausschusses an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Sauter (Ichenhausen) 6369 C Wahl des Abg. Pfuhl als stellvertretendes Mitglied in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Dr. Glotz 6369 D Erweiterung der Tagesordnung 6369 D Absetzung der Tagesordnungspunkte 20 a bis 20e 6370 A Abwicklung der Tagesordnung 6370 A Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Zeugnisverweigerungsrecht der Mitarbeiter/innen von Presse, Rundfunk und Film (Drucksache 11/2000) Häfner GRÜNE 6370 A Dr. Langner CDU/CSU 6371 D Schmidt (München) SPD 6373 A Funke FDP 6374 C Dr. Jahn, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . 6375 C Tagesordnungspunkt 3: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neustrukturierung des Post-und Fernmeldewesens und der Deutschen Bundespost (Poststrukturgesetz) (Drucksache 11/2854) in Verbindung mit b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Die Reform des Post-und Fernmeldewesens in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 11/ 2855) Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 6377 A Börnsen (Ritterhude) SPD 6381 C Pfeffermann CDU/CSU 6384 D Dr. Briefs GRÜNE 6388 C Funke FDP 6392 C Paterna SPD 6395 B Linsmeier CDU/CSU 6398 C Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 6400 C Bernrath SPD 6402 D Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 6404 B Frau Faße SPD 6405 C Tagesordnungspunkt 4: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zusatzvertrag vom 21. Oktober 1986 zum Auslieferungsvertrag vom 20. Juni 1978 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 94. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. September 1988 Amerika (Drucksachen 11/1610, 11/ 2289) 6406 D Tagesordnungspunkt 5: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 5. Mai 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Östlich des Uruguay zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksachen 11/1831, 11/2777) 6407 A Tagesordnungspunkt 6: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 29. Oktober 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Marokko über die Rechtshilfe und Rechtsauskunft in Zivil- und Handelssachen (Drucksachen 11/ 2026, 11/2896) 6407 B Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung von Anhang I der Verordnung (EWG) Nr. 426/86 über die gemeinsame Marktorganisation für Verarbeitungserzeugnisse aus Obst und Gemüse (Drucksachen 11/2089 Nr. 15, 11/ 2281) 6407 C Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Entscheidung des Rates für eine spezifische Hilfe zur Entwicklung der Landwirtschaftsstatistik in Irland (Drucksachen 11/2350 Nr. 2.9, 11/ 2574) 6407 C Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Antrag auf Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens (Drucksache 11/2906) 6407 D Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Sammelübersichten 77, 78, 79, 80, 81 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 11/ 2883, 11/2884, 11/2885, 11/2886, 11/ 2887) 6407 D Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 4. Dezember 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Kuwait zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Belebung der wirtschaftlichen Beziehungen (Drucksache 11/2553) 6408 A Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Neuorganisation der Marktordnungsstellen (Drucksache 11/2675) . . 6408B Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Agrarstatistiken (Agrarstatistikgesetz) (Drucksache 11/2851) . . . 6408B Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fischwirtschaftsgesetzes (Drucksache 11/2852) 6408 C Tagesordnungspunkt 15: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung von Meldungen in der Mineralölwirtschaft (Mineralöldatengesetz) (Drucksache 11/2043) . . . 6408 C Tagesordnungspunkt 16: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Rock, Frau Teubner, Weiss (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Erhöhung der Sicherheit von Lkw-Transporten, insbesondere beim Transport von Sonderabfällen und Gefahrgut (Drucksache 11/2878) 6408 C Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zur weiteren Finanzierung des Projekts „Schneller Brüter" in Kalkar Schäfer (Offenburg) SPD 6415 A Dr. Laufs CDU/CSU 6416 A Wetzel GRÜNE 6416 D Dr.-Ing. Laermann FDP 6418A, 6429B Stahl (Kempen) SPD 6419 A Gerstein CDU/CSU 6420 B Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 6421 B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 94. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. September 1988 III Einert, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 6423 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 6425 B Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . 6427 A Dr. Göhner CDU/CSU 6427 C Vosen SPD 6428 C Vahlberg SPD 6430 B Seesing CDU/CSU 6431 C Fellner CDU/CSU 6432 B Vizepräsident Stücklen 6433 C Tagesordnungspunkt 17: a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 22. März 1985 zum Schutz der Ozonschicht (Drucksachen 11/2271, 11/2946, 11/2947) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Montrealer Protokoll vom 16. September 1987 über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen (Drucksache 11/2676) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hauff, Schäfer (Offenburg), Frau Dr. Hartenstein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Schutz der Ozonschicht durch Verbot des Einsatzes von Fluorchlorkohlenwasserstoffen zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Briefs, Dr. Daniels (Regensburg), Frau Garbe, Dr. Knabe, Wetzel und der Fraktion DIE GRÜNEN: Klimaschutzprogramm: Sofortmaßnahmen gegen den Abbau der Ozonschicht und die Auswirkungen des Treibhauseffekts (Drucksachen 11/678, 11/788, 11/2472) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags der Abgeordneten Müller (Düsseldorf), Schäfer (Offenburg), Ganseforth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Schutz der Ozonschicht (Drucksache 11/2939) Schmidbauer CDU/CSU 6434 B Müller (Düsseldorf) SPD 6437 A Frau Dr. Segall FDP 6439 D Dr. Knabe GRÜNE 6441D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 6443 D Frau Ganseforth SPD 6446 A Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 6448 A Frau Dr. Hartenstein SPD 6450 B Tagesordnungspunkt 18: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Wieczorek-Zeul, Daubertshäuser, Antretter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Stationierung von Flugzeugen der US-Streitkräfte auf dem Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim (Drucksache 11/2868 [neu]) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Mechtersheimer, Frau Schilling, Schily und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Stationierung von US-Kampfhubschraubern auf dem Flughafen Wiesbaden-Erbenheim (Drucksache 11/2890) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Mechtersheimer, Frau Schilling, Schily und der Fraktion DIE GRÜNEN: Rücknahme der Einverständniserklärung der Bundesregierung zur Stationierung von amerikanischen Kampfhubschraubern auf dem Militärflughafen Wiesbaden-Erbenheim (Drucksache 11/ 2891) Frau Wieczorek-Zeul SPD 6453 C Frau Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU . . 6455 C Frau Schilling GRÜNE 6456 D Gries FDP 6458 A Dr. Scholz, Bundesminister BMVg . . . 6459 B Tagesordnungspunkt 20: Beratung der Sammelübersichten 74, 75, 76 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 11/2546, 11/ 2547, 11/2548) Ibrügger SPD 6460 B Kossendey CDU/CSU 6461 A Frau Garbe GRÜNE 6461 D Frau Dr. Segall FDP 6463A, 6468 A Peter (Kassel) SPD 6464 A Dr. Grünewald CDU/CSU 6465 A Dr. Briefs GRÜNE 6466 C Peter (Kassel) SPD (Erklärung nach § 30 GO) 6468D Tagesordnungspunkt 19: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Luftverunreinigungen in Innenräumen Sondergutachten des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen vom Mai 1987 (Drucksache 11/613) Schmidbauer CDU/CSU 6469 B Weiermann SPD 6470 D Frau Dr. Segall FDP 6472 C Frau Garbe GRÜNE 6473 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 6475 A IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 94. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. September 1988 Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): Fragestunde — Drucksachen 11/2924 vom 16. September 1988 und 2943 vom 21. September 1988 — Erkenntnisse der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Attentat auf Staatssekretär Dr. Tietmeyer DringlAnfr 1 21.09.88 Drs 11/2943 Wüppesahl fraktionslos DringlAnfr 2 21.09.88 Drs 11/2943 Wüppesahl fraktionslos Antw StSekr Neusel BMI . . . . 6409A, 6409 C ZusFr Wüppesahl fraktionslos . . 6409A, 6409 C Begnadigung der RAF-Terroristen Speitel und Boock und der ehemaligen RAF-Mitglieder Wackernagel und Jänschke MdlAnfr 7, 8 16.09.88 Drs 11/2924 Niegel CDU/CSU Antw PStSekr Frau Berger BK 6409 D ZusFr Niegel CDU/CSU 6410 A ZusFr Wüppesahl fraktionslos 6410 C Erschwerung der Gründung deutscher Vereinigungen in Polen MdlAnfr 13, 14 16.09.88 Drs 11/2924 Werner (Ulm) CDU/CSU Antw StMin Schäfer AA . . . . 6410D, 6411B ZusFr Werner (Ulm) CDU/CSU . 6410D, 6411B ZusFr Jäger CDU/CSU 6411 D Verhinderung negativer Auswirkungen der amerikanischen Steuerrechtsänderungen auf deutsche Stipendiaten und Wissenschaftler MdlAnfr 15, 16 16.09.88 Drs 11/2924 Kastning SPD Antw StMin Schäfer AA . . . 6412A, 6412 C ZusFr Kastning SPD 6412A, 6412D Auswirkungen der Einführung eines Tempolimits in der Schweiz und in Italien auf die Zahlen der Verkehrsunfälle und auf die Schadstoffemissionen MdlAnfr 62, 63 16.09.88 Drs 11/2924 Antretter SPD Antw StSekr Dr. Knittel BMV . . 6413B, 6414 C ZusFr Antretter SPD 6413 D, 6414 C ZusFr Jäger CDU/CSU 6414 D Nächste Sitzung 6477 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 6478' A Anlage 2 Erklärung gemäß § 31 Abs. 1 GO der Abgeordneten Nolting (FDP) und Dr. Göhner (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Antrag des Petitionsausschusses zu der in der Sammelübersicht 74 aufgeführten Petition (Drucksache 11/2546) 6478* C Anlage 3 Gültigkeit der Feindstaatenklauseln der UN-Charta (Art. 53 und 107) MdlAnfr 17, 18 16.09.88 Drs 11/2924 Lowack CDU/CSU SchrAntw StMin Schäfer AA 6479* A Anlage 4 Erweiterung der Übungskapazität der Bundesluftwaffe in Goose Bay (Labrador); Verbesserung der sozialen Lage der von der Auslandstätigkeit betroffenen Piloten und Techniker MdlAnfr 50, 51 16.09.88 Drs 11/2924 Steiner SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . . 6479* B Anlage 5 Privatisierung der Bundesbahn-Tochter Schenker und Co. GmbH MdlAnfr 59 16.09.88 Drs 11/2924 Dr. Weng (Gerlingen) FDP SchrAntw StSekr Dr. Knittel BMV . . . . 6479* D Anlage 6 Erhaltung des Grenzrangierbahnhofs Passau MdlAnfr 60, 61 16.09.88 Drs 11/2924 Dr. Rose CDU/CSU SchrAntw StSekr Dr. Knittel BMV . . . . 6480* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 94. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. September 1988 6369 94. Sitzung Bonn, den 22. September 1988 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 22. 9. Bindig* * 23. 9. Böhm (Melsungen) 22. 9. Brauer 23. 9. Clemens 23. 9. Frau Dr. Däubler-Gmelin 23. 9. Dr. Dollinger 23. 9. Eylmann 22. 9. Frau Fischer* * 23. 9. Frau Geiger* * 23. 9. Dr. Glotz 23. 9. Graf 22. 9. Gröbl 22. 9. Dr. Haack 23. 9. Dr. Hauff 23. 9. Frhr. Heereman von Zuydtwyck 23. 9. Frau Hensel 23. 9. Frau Hoffmann (Soltau) 23. 9. Dr. Holtz* * 23. 9. Hüser 23. 9. Irmer* * 23. 9. Frau Kelly 23. 9. Kiechle 22. 9. Dr. Köhler (Wolfsburg) 23. 9. Dr. Kreile 23. 9. Magin 23. 9. Dr. Müller 22. 9. Frau Olms 23. 9. Opel 23. 9. Frau Pack 23. 9. Pfeifer 23. 9. Dr. Pohlmeier* * 23. 9. Reuschenbach 23. 9. Dr. Scheer* 23. 9. Frau Schmidt (Nürnberg) 23. 9. Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) 23. 9. Schwarz 23. 9. Spilker 23. 9. Spranger 23. 9. Dr. Stavenhagen 23. 9. Steiner 22. 9. Dr. Stercken* * 23. 9. Dr. Stoltenberg 23. 9. Frau Teubner 23. 9. Tietjen 23. 9. Frau Dr. Timm* * 23. 9. Frau Trenz* * 23. 9. Westphal 23. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der 80. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Erklärung gemäß § 31 Abs. 1 GO der Abgeordneten Nolting (FDP) und Dr. Göhner (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Antrag des Petitionsausschusses zu der in der Sammelübersicht 74 aufgeführten Petiion (Drucksache 11/2546): Die Prüfung dieser Petition mußte sich auf die in die Bundeszuständigkeit fallenden Fragen beschränken. Ich teile zwar die Auffassung, daß eine andere Trassenführung bei wohlwollender Haltung aller Beteiligten, insbesondere der Westfälischen Ferngas AG, möglich gewesen wäre. Im Rahmen der Prüfung der Petition des Bundestages war jedoch nur über die Rechtsfrage zu entscheiden, ob eine Genehmigung gemäß § 31 des Bundeswasserstraßengesetzes versagt werden kann. Alle anderen Fragen hinsichtlich der Trassenführung liegen außerhalb der Bundeszuständigkeit. Deshalb hat auch der Petitionsausschuß des Landtages im Rahmen seiner Zuständigkeit auf Grund einer entsprechenden Petition der gleichen Petentin diese Fragen umfassend geprüft. Der Petitionsausschuß hat - entgegen anderslautenden Behauptungen - keine Möglichkeit gesehen, die Landesregierung zu einer anderen Trassenführung zu veranlassen. Der Petitionsausschuß des Landtages hat zwar bedauert, „daß die Landesregierung (Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie) endgültig bei ihrer ablehnenden Entscheidung verbleibt" . Aber mit diesem Bedauern hat der Petitionsausschuß des Landtages diese Trassenführung akzeptiert. Es ist daher nicht redlich, die Stellungnahme des Petitionsausschusses des Landtages gegen die Beschlußfassung des Petitionsausschusses des Bundestages anzuführen, wo es allein um die genannte Rechtsfrage gehen kann. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hätte die Möglichkeit gehabt, eine andere Trassenführung durchzusetzen. Die Bundesregierung hat diese Möglichkeit nicht. Sie könnte - theoretisch - allenfalls die Genehmigung nach § 31 des Bundeswasserstraßengesetzes versagen. Nach den uns im Petitionsausschuß vorgetragenen Standpunkten wäre eine solche Versagung jedoch rechtswidrig. Ich halte es in hohem Maße für unredlich, die Bundesregierung zu einem rechtswidrigen Verhalten aufzufordern, ohne daß auch nur eine in sich schlüssige Begründung für eine etwaige Versagung der Genehmigung vorgetragen wird. Argumente für eine andere Trassenführung, die die Landesregierung-NW leider ignoriert hat, könne nicht die begrenzte Rechtsfrage, die der Bund zu entscheiden hat, beeinflussen. Hier ging es nur um die Frage, ob ein Rechtsanspruch auf Genehmigung besteht oder nicht. Aus diesen Gründen gibt es keine andere Möglichkeit, als der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses zuzustimmen. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 94. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. September 1988 6479* Anlage 3 Antwort des Staatsministers Schäfer auf die Fragen des Abgeordneten Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 11/2924 Fragen 17 und 18) : Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß die sogenannten Feindstaatenklauseln der UN-Charta (Artikel 53 und 107) rechtsunwirksam geworden sind, und gibt es entsprechende eindeutige Hinweise und Festlegungen seitens der Vereinten Nationen bzw. ihren Mitgliedern? Warum wurde die Streichung der Feindstaatenklauseln nicht als Voraussetzung für den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur UNO geltend gemacht? Zu Frage 17: Die genannten Klauseln gelten formal fort. Ihre Streichung ist auf absehbare Zeit nicht zu erreichen, weil gemäß Art. 108 der VN-Charta eine Änderung der Charta von zwei Dritteln der Mitglieder der Vereinten Nationen in der Generalversammlung angenommen und dann von zwei Dritteln der Mitglieder einschließlich aller ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates ratifiziert werden muß. Falsch wäre es, aus der formalen Fortgeltung der genannten Klauseln eine mindere Stellung der Bundesrepublik Deutschland gegenüber anderen VN-Mitgliedstaaten und insbesondere gegenüber den Siegermächten des 2. Weltkrieges abzuleiten. Zu Frage 18: Angesicht der in meiner vorigen Antwort umrissenen Lage hielt es die Bundesrepublik Deutschland im Zeitpunkt ihres Beitritts zu den Vereinten Nationen nicht für angebracht, die Frage der beiden Klauseln in den VN zu erörtern. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Steiner (SPD) (Drucksache 11/2924 Fragen 50 und 51): Was bedeutet konkret die Entscheidung des Bundesministers der Verteidigung, wonach die Erweiterung der Übungskapazität der Luftwaffe in Goose Bay mit Nachdruck vorangetrieben werden soll? Welche Maßnahmen sind vorgesehen, damit sich die soziale Lage der Piloten und Techniker, die bereits heute wegen der Tiefflugausbildung im Ausland drei Monate von ihren Familien getrennt sind, nicht noch weiter verschärft? Zu Frage 50: Wir werden die Übungskapazitäten in Goose Bay von derzeit ca. 4 000 Tiefflugstunden um weitere 2 000 Stunden auf ca. 6 000 Stunden erhöhen. Dazu ist Vorbedingung, daß eine Flugzeughalle fertiggestellt wird. Diese Infrastrukturmaßnahmen werden wir in Anbetracht der klimatischen Bedingungen in Labrador quasi in Rekordzeit bis Mitte 1990 abgeschlossen haben. Gleichzeitig werden wir ein Betreuungskonzept verwirklichen, welches deutliche Verbesserungen für das dort befindliche Personal beinhaltet wie z. B. modernere Unterkünfte, erweiterte Sportmöglichkeiten, eigener Zollshop und vieles andere mehr. Dies wird es uns ermöglichen, den Ausbildungsbetrieb in Goose Bay von 54 Ausbildungswochen auf 68 Ausbildungswochen zu steigern, denn wir werden mehr Flugzeuge und mehr Personal für eine längere Verweildauer in Goose Bay halten können. Zu Frage 51: Es wird anerkannt, daß sich die insgesamt hohen Trennungszeiten auf die Soldaten und ihre Familien belastend auswirken. Das fliegende und technische Personal der Luftwaffe wird zur Zeit durch Flugdienst, Aus- und Weiterbildung sowie aus anderen Gründen jährlich für etwa drei Monate von ihren Familien getrennt. Davon werden allerdings im Durchschnitt nur ca. drei Wochen durch die Tiefflugausbildung im Ausland verursacht. Möglichkeiten, die Trennungszeiten zu reduzieren, werden nicht in nennenswertem Umfang gesehen. Für diese Dauer des Übungsplatzaufenthaltes in Goose Bay/Kanada erhalten sie zur Abgeltung des dienstlich bedingten finanziellen Mehraufwandes eine für alle Dienstgrade einheitliche tägliche Aufwandsvergütung. Diese wird von den betroffenen Soldaten als unzureichend bewertet. Wir bemühen uns daher, eine zusätzliche Erschwerniszulage zu verwirklichen. Änderungen im Reisekostengesetz werden zur Zeit ebenfalls auf Realisierbarkeit untersucht. Auch wollen wir den Familienangehörigen bessere Mitflugmöglichkeiten an Bord von Luftfahrzeugen der Bundeswehr ermöglichen. Anlage 5 Antwort des Staatssekretärs Dr. Knittel auf die Frage des Abgeordneten Dr. Weng (Gerlingen) (FDP) (Drucksache 11/2924 Frage 59): Verfolgt die Bundesregierung die zugesagte Privatisierung der Bundesbahn-Tochter, Spedition Schenker, weiter, und welches ist der augenblickliche Stand des Verfahrens? Die Deutsche Bundesbahn verfolgt die der Bundesregierung zugesagte Teilprivatisierung der Fa. Schenker & Co GmbH weiter. Die hierzu erforderlichen Wirtschaftsprüfer-Gutachten liegen inzwischen vor. Mit einer Entscheidung ist noch 1988 zu rechnen. Die Realisierung ist für 1989 vorgesehen. 6480* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 94. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. September 1988 Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Dr. Knittel auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Rose (CDU/CSU) (Drucksache 11/2924 Fragen 60 und 61) Wie beurteilt die Bundesregierung die Absicht der Deutschen Bundesbahn, im grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr zwischen Deutschland und Österreich den Grenzrangierbahnhof Passau zugunsten des neuen Rangierbahnhofs Regensburg-Ost „auszutrocknen"? Ist sich die Bundesregierung bewußt, daß sie durch diese Absicht zahlreiche Arbeitsplätze bei Speditionen und bei der Deutschen Bundesbahn selbst gefährdet, zumal in einer Arbeitsmarktregion mit hoher Dauerarbeitslosigkeit? Zu Frage 60: Mit dem Ziel, den internationalen Güterverkehr zwischen Österreich und der Bundesrepublik Deutschland zu beschleunigen, untersucht die Deutsche Bundesbahn zur Zeit zusammen mit den Österreichischen Bundesbahnen den Grenzübergang Passau. Erst nach Abschluß dieser Untersuchung, mit dem die Deutsche Bundesbahn Mitte 1989 rechnet, lassen sich Aussagen über etwaige Aufgabenverlagerungen von Passau zu einem anderen Rangierbahnhof machen. Die Bundesregierung begrüßt angesichts der zunehmenden Bedeutung des grenzüberschreitenden Güterverkehrs alle Bemühungen, die dem Ziel dienen, diese Verkehre zu beschleunigen. Zu Frage 61: Erst nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse am Grenzübergang Passau sind Aussagen über Auswirkungen auf die Arbeitsplatzsituation im Passauer Raum möglich. Zwischen den Eisenbahnverwaltungen Österreichs und der Bundesrepublik Deutschland besteht Einverständnis, die Leistungsqualität in diesem grenzüberschreitenden Verkehr nachhaltig zu verbessern.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ulrich Briefs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS/LL)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich kann es mir nicht versagen, diese Debatte hier als das zu bezeichnen, was sie nach meiner Auffassung ist, nämlich eine Farce.

    (Zuruf von der SPD: Richtig!)

    Sie mag eine wichtige Farce sein, aber sie zeigt irgendwie auch das Elend des bürgerlichen Parlamentarismus. Die Entscheidungen zur Postreform sind doch längst gefallen und werden exekutiert. Die Kraft der Argumente verpufft, zumindest in diesem Hohen Hause. Die Verhältnisse sind zementiert, sind betoniert. Sie liegen wie Packeis auf dieser Republik und auf ihren politischen Institutionen.
    Nun zur Postreform. Ich glaube, es gibt in der gegenwärtigen politischen Landschaft in der Bundesrepublik kaum ein Vorhaben, das so überflüssig und unsinnig ist wie diese sogenannte Postreform.

    (Beifall bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Es gibt keinen Grund und keine Erfahrung, die die sogenannte Postreform auch nur im mindesten begründen könnten.

    (Dr. Knabe [GRÜNE]: Aber man kann daran verdienen!)

    Was Sie, Herr Bundespostminister, betreiben, ist Fledderei, allerdings nicht an Leichen, sondern an dem am besten wirtschaftenden öffentlichen Unternehmen in der Bundesrepublik. Sie reformieren nicht, sie zerschlagen.

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Sie plündern oder, genauer: Sie geben die Bundespost zur Plünderung durch die Wirtschaft und insbesondere durch große Konzerne der Telekommunikations- und Datenverarbeitungsindustrie frei.
    Die Bundespost, an der wir als GRÜNE durchaus unsere Kritik haben, hat es aber immerhin geschafft, zu arbeiten, ohne Versorgungslücken entstehen zu lassen, ohne rote Zahlen zu arbeiten, anders als beispielsweise die Deutsche Bundesbahn, die Sie mit Ihrer verheerenden Verkehrspolitik bereits großenteils zugrunde gerichtet haben. Das gleiche, fürchte ich, steht jetzt auch bei der Bundespost bevor. Sie hat es geschafft, der Bundesrepublik eine moderne, in weiten Bereichen an der Spitze im internationalen Vergleich liegende Post- und Fernmeldestruktur zu ge-



    Dr. Briefs
    ben. Und was tun Sie ohne jeden Anlaß? Sie opfern dieses Unternehmen der Lüsternheit der Wirtschaft,

    (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

    als ob die Wirtschaft in der Bundesrepublik, der größte Exporteur in der Welt, eine Wirtschaft mit einem hochmodernen Produktionsapparat das brauchte.
    Allerdings — das gebe ich gerne zu, das haben wir an anderer Stelle auch immer wieder gesagt — : Wir sehen auch die Probleme, die gerade damit verbunden sind, daß die Wirtschaft nicht arm ist wie z. B. in der Zeit unmittelbar nach dem Krieg, sondern daß sie inzwischen ungeheuer reich geworden ist und daß neue Märkte und neue Möglichkeiten, Kapital profitabel anzulegen, her müssen. Genau darauf zielt Ihre Postreform.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Haben Sie das jetzt selber verstanden?)

    — Herr Pfeffermann, was Sie verstehen, haben wir soeben u. a. in Ihren Ausführungen und in Ihren sehr, sehr dürftigen Witzen gesehen.
    Wir müssen natürlich sehen, daß die Postreform nicht einfach so da ist. Ich finde dabei am bedenklichsten, daß postpolitische Gesichtspunkte — Versorgung der Bevölkerung, vernünftige Organisation von Telekommunikations-, Brief- und Paketdiensten usw. — eigentlich gar keine Rolle spielen. Was hier geschieht, ist eine rein wirtschaftspolitische Maßnahme, ist eine ordnungspolitische Maßnahme.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Hier wird ein großer Teil des Volksvermögens praktisch privaten Interessen zur Verfügung gestellt.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zuruf von der SPD: So ist es! — Pfeffermann [CDU/CSU]: Quatsch!)

    Das ist — wie wir es jetzt auch in anderen Bereichen in kleinen Formen sehen; ich erinnere an das Verschenken von Minitels, das ist immerhin öffentliches Vermögen, in bestimmten Bereichen der Wirtschaft — eine Verschleuderung von Volksvermögen, die sich hier anbahnt. — Das nur so am Rande.
    Eines jedenfalls gebe ich gerne zu: Sie verfolgen sehr konsequent die Interessen der Wirtschaft, die in der Tat — ich betone das noch einmal — nicht von Armut geprägt ist, sondern von einem schier überquellenden Reichtum, der nach Anlage sucht, der sich insbesondere in den riesigen vagabundierenden Kapitalien großer Konzerne in allen möglichen Bereichen niederschlägt.

    (Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Das ist es!)

    Dafür wollen Sie die Bundespost zerschlagen, natürlich mit dem Ziel, insbesondere die nach Ihrer Auffassung so ungeheuer wachstumsträchtigen Märkte der Telekommunikation für private Interessen zu öffnen.
    Ihre Postreform hat nichts, aber auch gar nichts mit den Interessen der Bürger und Bürgerinnen zu tun. Sie ist verbal zunächst eine Opfergabe für den Fetisch Wettbewerb, in Wirklichkeit aber wohl ein Preis, den Sie jetzt schlicht und einfach für die politische Unterstützung durch die Wirtschaft, gerade die Großwirtschaft, zahlen müssen. Die Bundespost soll so werden, wie die sonstigen Bereiche der sogenannten sozialen Marktwirtschaft insgesamt sind. Auch bei der Bundespost sollen Menschen von heute auf morgen
    — „flexibel" nennen Sie das dann — auf die Straße gesetzt werden können. Auch bei der Bundespost soll der Druck, der Verschleiß an den Arbeitsplätzen, noch größer werden, als er jetzt schon ist. Auch bei der Bundespost soll, wenn es nach Ihren Vorstellungen von einer Postreform geht, der gnadenlose Wettbewerb um Arbeitsplätze, Aufstieg, Einkommen usw.
    — auch und gerade zu Lasten der Frauen — stattfinden. Die Bundespost mit mehr als 500 000 Beschäftigten — unter 50 Beschäftigten in der Bundesrepublik ist einer bei der Bundespost beschäftigt; insgesamt sind davon weit mehr als eine Million Menschen betroffen — soll so inhuman werden, soll in ihren inneren und äußeren Verhaltensweisen und Verhältnissen so menschenverachtend werden, soll insbesondere auch noch stärker so frauenfeindlich werden, wie es heute bereits viele Bereiche in der reichen, sehr reichen Wirtschaft der BRD sind

    (Zuruf von der CDU/CSU: Unglaublich! — Dr. Solms [FDP]: Das disqualifiziert sich selbst!)

    — Sie ertragen die Wahrheit schlicht und einfach nicht! — , und das alles, um Ihrem Phantasiegebilde „Wettbewerb" Rechnung zu tragen.
    Der größte Witz ist doch folgender. Sie wollen mehr Wettbewerb schaffen, und wem bieten Sie die Bundespost zur Fledderei an? Vor allem den großen internationalen Konzernen, die im Weltmaßstab operieren.

    (Dr. Solms [FDP] : Von welchem Land reden Sie eigentlich?)

    — Von der Bundesrepublik, in der Sie allzu lange
    — zumindest in einem gewissen Maße, eigentlich ja die Kräfte, die hinter Ihnen stehen — das Sagen gehabt haben. — Wie gesagt, Sie sagen „Wettbewerb", und in Wirklichkeit meinen Sie Cash, meinen Sie Bares für Ihre Freunde in der Wirtschaft und, wie ich vermute, über gewisse andere Prozesse irgendwie auch für Sie als politische Institution.
    Wie wenig Substanz Ihre Postpolitik hat, Herr Bundespostminister, zeigt, daß Ihre Mitarbeiter, wie ich letztens feststellen konnte, bei öffentlichen Anhörungen etwa im gewerkschaftlichen Bereich dann kneifen, wenn die kritischen Positionen der Opposition zu Wort kommen sollen.

    (Zuruf von der FDP: Sind Sie die Opposition?)

    Jetzt kommt der nächste Punkt in diesem Zusammenhang. Dies alles sollen auch noch die Bürger und Bürgerinnen und die Beschäftigten bezahlen: die Bürger und Bürgerinnen mit höheren Postgebühren und mit Dienstleistungsverschlechterungen — es sind hier schon einige Dinge zur Sprache gekommen —, die Beschäftigten mit mehr Disziplin, mehr Leistungsdruck, mehr Malocherei, mehr Nacht- und Schichtarbeit, mit Einkommensschmälerungen usw. usf. Ich glaube, das ist das konkrete Projekt, das Sie im Auge haben.



    Dr. Briefs
    Ich sage nochmals ganz deutlich — so müssen wir es auch in der Zukunft diskutieren, und zwar diskutieren nicht unter den 30 oder bestenfalls 40 hier anwesenden Abgeordneten, sondern draußen im Lande, dort, wo die betroffenen Menschen sind — : Das, was Sie hier vorantreiben, ist kein postpolitisches Projekt — was immer das sein mag —, sondern Ordnungspolitik, Wirtschaftspolitik,

    (Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Ja! — Richtig, Wirtschaftspolitik! — Gott sei Dank Ordnungspolitik!)

    und zwar falsche Wirtschaftspolitik.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Sie haben nicht verstanden, was in dieser Wirtschaft wirklich abläuft; Sie machen sich ja auch nicht die Mühe, einmal mit Menschen in den Betrieben zu sprechen.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Pfeffermann [CDU/CSU]: Aber Sie!)

    Ihre Politik beruht auf einer grundlegend falschen Analyse der Wirtschaftssituation in der BRD und gerade auch der Entwicklung der Weltwirtschaft.
    Die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit Dienstleistungen der Post ist heute in den meisten Fällen noch gut, trotz dieses Postministers Schwarz-Schilling, der z. B. bei der Nachtleerung von Briefkästen Dienstverschlechterungen anordnete. Um die Bundesrepublik mit Dienstleistungen auch in Zukunft zu versorgen, ist dieser Gesetzentwurf nicht nur unnötig, sondern geradezu schädlich. Die Dienste der Bundespost sind für die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes lebensnotwendig. Außerdem ist — ich habe schon darauf hingewiesen — die Bundespost größter Arbeitgeber dieser Republik. Sie ist ein wichtiger Faktor im Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit. Versuchen Sie, das noch irgendwie zu nutzen, wenn Sie da diese drei Unternehmen mit ihren wahnsinnig vielen bürokratischen Instanzen haben! Dazu komme ich gleich noch.
    Die heutige Bundespost ist vom Parlament beauftragt worden, Dienstleistungen für alle und flächendeckend zu gleichen Bedingungen anzubieten. Betriebswirtschaftliche Aspekte haben gegenüber dem Gemeinwohl zurückzustehen. Dies ist richtig und gut so. Dazu gehört auch die soziale Gestaltung der Tarife und der Finanzausgleich zwischen gewinn- und verlustträchtigen Bereichen, also zwischen Brief- und Paketpost und Telekommunikationspost. Genau das wollen Sie mit Ihrer Postreform auf lange Sicht beseitigen, obwohl Sie das inzwischen sehr behutsam behandeln, weil Sie wissen: Das mögen die Leute draußen nicht. Das also beabsichtigen Sie.
    Die Bundesrepublik folgt mit ihrem Konzept — ich habe es schon gesagt — ordnungspolitisch den Wünschen der Industrie nach einer Umverteilung von unten nach oben. Insofern paßt die Postreform hervorragend zu den sonstigen unsozialen — ich gehe weiter — , sozialreaktionären sogenannten Reformvorhaben,

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Nehmen Sie einmal Baldrian!)

    die Sie gegenwärtig im Bereich der Steuerpolitik und im Bereich der Gesundheitspolitik durchführen.

    (Dr. Solms [FDP]: Komischerweise geht es den Menschen immer besser!)

    — Ihnen geht es besser, nicht den Menschen draußen. Sehen Sie sich einmal ein bißchen um.
    Es kann bei diesem Strukturgesetz nicht um mehr Wettbewerb gehen, denn die Nutznießer sind — ich habe es schon gesagt — die Multis, große internationale Unternehmen. Die Regierung will einer Wirtschaft, die in Geld schwimmt und nach lukrativen Anlagemöglichkeiten sucht, für ihre vagabundierenden Kapitalien Anlagemöglichkeiten verschaffen. Das heißt aber, hier zu Lasten der kleinen Leute noch mehr Geld in die prallvollen Kassen der Wirtschaft zu scheffeln. Zu diesem Zweck sollen alte und neue Telekommunikationsdienste privatisiert und Tarife für Telekommunikationsleistungen und Postdienste der Unternehmen dagegen gesenkt werden. Über die negativen Auswirkungen zu Lasten der Bundesbevölkerung braucht man nicht zu spekulieren; sie sind heute bereits spürbar. Die Gemeinwohlverpflichtung wird durch den Gesetzentwurf langfristig ausgehöhlt, trotz aller schönen Beteuerungen des Postministers.
    Dies zeigt sich bereits heute in den aktuell vorgenommenen Tarifänderungen beim Telefon und im Briefbereich. Ferngespräche zu Bürozeiten werden erheblich verbilligt, während die Gebühren für öffentliche Fernsprecher um 50 % steigen und der Zeittakt im Ortsbereich von acht auf sechs Minuten verringert wird.

    (Zuruf von der FDP: Fasse dich kurz!)

    Die Mischfinanzierung und der Finanzausgleich zwischen den einzelnen Postbereichen ist zwar im Gesetz — ich habe es eben auch schon angedeutet — formal festgeschrieben, aber Dienste wie etwa Bildschirmtext zu subventionieren, die von Ihnen, Herr Pfeffermann, genannt werden, finde ich völlig falsch. Die vorangetriebene Verkabelung und die Computerisierung des Telefonnetzes erweisen sich als Milliardengräber und werden sich in der Zukunft noch stärker so erweisen. Sie verringern die Überschüsse im Telefonbereich, die durch die Privatisierung sowieso sinken werden. Für einen Finanzausgleich zwischen gelber und grauer Post wird somit in der Zukunft nichts übrigbleiben. Als Folge kommt es dann zu schleichenden weiteren Verschlechterungen der Brief- und Paketdienste. Insbesondere — es ist schon gesagt worden, ich wiederhole es auch noch einmal; es kann nicht oft genug wiederholt werden, auch in diesem Hohen Hause — besteht die Gefahr des Rückzugs aus der Fläche. In abgelegenen Gebieten wird die Post-und Paketzustellung einfach abgebaut. Zusätzlich bedeutet die verstärkte Verlagerung des Posttransports von der Schiene auf die Straße und die Ausdehnung des Nachtflugsystems der Post einen weiteren Anstieg ökologischer Belastungen aller Menschen in diesem Lande.
    Wie kurzsichtig dieser Postminister ist, zeigt sich beispielsweise im Jahresbericht 1986. Dort wurde noch stolz auf die Umstellung der Postkraftfahrzeuge auf „umweltfreundlichen Dieselkraftstoff " verwiesen. 1987 hat man dann angesichts der nicht mehr ver-



    Dr. Briefs
    schweigbaren Gefahren auf einen solchen Hinweis im Postbericht verzichtet.
    Die Beschäftigten der Bundespost sind heute bereits die Leidtragenden des verschärften Arbeitsdrucks. Ich habe es bereits angesprochen. Sie werden das in der Zukunft noch starker sein. Sie bekommen mit als erste die Folgen der Postreform zu spüren. Der Rationalisierungsdruck wird verschärft, und schrittweise werden Vollzeitarbeitsplätze zu sozial schlecht gesicherten Teilzeitarbeitsplätzen umgewandelt. Die unmenschlichen Vorstellungen dieser Verwaltung, die dabei zum Zuge kommen, zeigt der Begriff der sogenannten Entrümpelungsaktion. In einer vom Bundespostministerium so benannten Aktion soll der Abbau einer großen Zahl von Arbeitsplätzen bewerkstelligt werden. Menschen als verstaubte, nicht mehr gebrauchsfähige Gegenstände zu bezeichnen und sie dann aus dem Betrieb zu schaffen erinnert mich ein wenig an das Wörterbuch des Unmenschen. Dies geschieht nicht, weil die Beschäftigten es so wünschen, sondern vor allem weil der Einsatz der Informations-und Kommunikationstechnik das offenbar aus Ihrer Sicht erforderlich macht. Denn mit diesen Techniken steigen Leistungsdruck und Überwachung am Arbeitsplatz. Die wachsende Konkurrenz soll die Beschäftigten gegeneinanderhetzen.
    Der vorgelegte Gesetzentwurf beschneidet dabei die Rechte der Personalvertretungen, da es keinen gemeinsamen Gesamtpersonalrat der Beschäftigten mehr geben wird und da die zukünftigen Entscheidungsverf ahren, an denen die Personalvertretungen irgendwie mit sehr unzulänglichen Rechten bislang mitwirken müssen, nach Ihrer Postreform so unübersichtlich, langwierig und bürokratisch werden, wie es bisher in der ganzen Geschichte der Reichspost und Bundespost noch nie der Fall gewesen ist. Das ist also auch von dieser Seite her eine völlig absurde Geschichte, die Sie hier betreiben.
    In Tarifverhandlungen werden die Kolleginnen und Kollegen der defizitären Teilunternehmen zu Lohndrückern für alle Beschäftigten in den verschiedenen Bereichen der neu gegliederten Bundespost gemacht. Die Änderung des Dienstrechts fördert die Elitenbildung und Hierarchisierung zwischen den Beschäftigten nach dem altbekannten Motto: „Teile und herrsche! "
    Einziger Nutznießer — ich habe es schon mehrfach gesagt, man muß es immer wiederholen — sind vor allem in den Ballungsgebieten die Wirtschaft und insbesondere die Großwirtschaft.

    (Linsmeier [CDU/CSU]: Das glauben nur Sie, daß Sie das immer wiederholen müssen!)

    — Herr Linsmeier, Sie werden es auch noch lernen. — Diese wünscht, für Dienstleistungen der Bundespost möglichst niedrige Kosten zahlen zu müssen, und will selber als Anbieter auf den Märkten der Telekommunikation auftreten. Die teuren Investitionen für die Fernmeldenetze im Sinne verursachungsgemäßer Kostenzurechnung überläßt sie jedoch gern allein der Post bzw. den anderen Postkunden, insbesondere den „kleinen" Leuten, die mit ihren paar Groschen das auch noch mitfinanzieren. Daran besteht jedenfalls zur Zeit aus unserer Sicht, ebenso auf lange Sicht,
    prinzipiell überhaupt kein Interesse. Daran besteht nur in den Bereichen ein Interesse, deren Gesichtspunkte und Vorstellungen Sie hier vertreten und propagieren. So finanziert die Rentnerin — das wollen Sie — mit ihrem überbezahlten Telefongespräch Leistungen für die im Geld schwimmende Wirtschaft.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Vor allen Dingen mit dem Ortsgespräch!)

    Die Unternehmen nutzen die neuen Dienste vor allem zur Rationalisierung in den Betrieben, insbesondere in den bislang von Rationalisierung noch nicht so ganz in allen Bereichen, allen Hinsichten erfaßten Büros und sonstigen Verwaltungs- und Dienstleistungsbereichen.
    Arbeitsplatzvernichtung ist eine Folge, für die wiederum alle abhängig Arbeitenden über die Arbeitslosenversicherung in diesem Lande dann die Kosten tragen müssen. Auf der Suche nach neuen profitablen Märkten benutzt die Industrie die Post regelrecht als so etwas wie ein Versuchskaninchen oder einen Minenhund; Herr Linsmeier, nehmen Sie, was Sie wollen. Den Nutzen haben private Unternehmer, die Risiken trägt die Post, auch wenn sie dabei zumindest in Teilbereichen regelrecht draufgeht, wie wir es aus internationalen Erfahrungen wissen. Die Post finanziert neue Dienste, wie etwa Bildschirmtext, die Verkabelung, die Digitalisierung des Telefons. Wenn es sich nicht lohnt, bezahlen es alle Bürger und Bürgerinnen, wenn es aber Profit abwirft, dann tritt die Industrie prompt für eine Privatisierung ein, und mit der Industrie dann auch Sie.
    Die unverantwortliche Politik dieses Postministers bei neuen Diensten hat die Post allein im Jahr 1987 1,2 Miliarden DM gekostet, aber trotz eines Flops wie des Bildschirmtexts, der heute nur 10 % der erwarteten Teilnehmerzahlen tatsächlich erreicht hat, hält Bundespostminister Schwarz-Schilling mit seinen neuen Diensten das Postschiff auf Kurs in Richtung Eisberg. Kein Wunder, er hat seinen Platz im Rettungsboot, absaufen müssen andere.
    Gesamtwirtschaftlich und ökologisch bedeutet die Postreform einen weiteren Schritt auf dem verhängnisvollen Weg der derzeitigen Bundesregierung. Gerade der Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnik ist alles andere als umweltfreundlich. Hier ist eine Legende. Wir werden demnächst im Rahmen des Schwerpunkts „Informationstechnik 2000" gerade auch darüber diskutieren, und wir werden uns bemühen, diese Legende endlich und ein für allemal zu zerstören.
    Bereits die Herstellung elektronischer Bauteile bringt massive Gefahren mit sich. In dem berühmten Silicon Valley in den USA reiht sich eine Chip-Fabrik
    — „Chip" ist jetzt kein Kartoffelchip, sondern es handelt sich um höchstintegrierte Schaltungen — an die andere.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Für so dämlich halten Sie die Leute! Die ganze Rede ist darauf angelegt! — Weitere Zurufe)

    — Schauen Sie, bei den kleinen, unwesentlichen Dingen am Rande werden Sie lebendig. — Aus dem Silicon Valley kommen inzwischen vielfältige Berichte
    6392 Deutscher Bundestag — 1 i. Wahlperiode — 94. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. September 1988
    Dr. Briefs
    über Grundwasserverunreinigung durch giftige und hochgiftige Substanzen, Chemikalien, die in diesen Fabriken eingesetzt werden müssen. Es geht nun einmal technisch-naturwissenschaftlich nicht anders.

    (Zuruf von der SPD: Doch!)

    — Illusionen können Sie so viele haben, wie Sie wollen. — Eine gewisse Parallele zur Rheinvergiftung in der BRD zeigt sich als Gefahr. An die Stelle des Siliziums treten gegenwärtig — Herr Roth, verfolgen Sie einmal die fertigungstechnische Diskussion in diesem Bereich — Substanzen wie das Galliumarsenid, also eine Arsenverbindung. Das nur einmal so beiläufig.


Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Abgeordneter, ich darf Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie Ihre gesamte Redezeit bis auf eine Minute ausgenutzt haben.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ulrich Briefs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS/LL)

    Auch die durchcomputerisierte Fabrik schafft insgesamt nicht weniger, sondern mehr Umweltbelastungen.
    Ich komme zum Schluß. Ich möchte noch einen Punkt ausdrücklich anführen. Die Bundesregierung und die Vertreter der Regierungsparteien führen bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Wort vom Abbau der Bürokratie im Munde. Ähnlich, wie die Benutzung des Begriffs Wettbewerb von den wirklichen Absichten, nämlich der Bereicherung einiger weniger Reicher und Mächtiger, ablenken soll, ist es auch hier. Kommt die Postreform, so werden in den riesigen Bürokratien der internationalen Konzerne — um zunächst einmal diesen Aspekt zu betrachten — vom Typ IBM, ATT oder auch Siemens und Bosch ebenso bürokratische oder unbürokratische Entscheidungen gefällt wie in den entsprechend großen Bürokratien der Bundespost oder in anderen vergleichbaren öffentlichen Unternehmen. Gucken Sie sich einmal die Verhältnisse an! Da von weniger Bürokratie zu sprechen ist schlicht und einfach absurd.