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    Plenarprotokoll 11/87 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 87. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Inhalt: Verzicht der Abg. Frau Simonis und des Abg. Jansen auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 5829 A Eintritt der Abg. Frau Dr. Sonntag-Wolgast und des Abg. Opel in den Deutschen Bundestag 5829 A Erweiterung der Tagesordnung 5829 B Absetzung des Punktes 3 — Entwurf eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes — von der Tagesordnung 5829 D Zur Geschäftsordnung Kleinert (Marburg) GRÜNE 5829 D Seiters CDU/CSU 5830 B Tagesordnungspunkt 2: a) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 (Drucksachen 11/2157, 11/2226, 11/2299, 11/2529, 11/2536, 11/2551) b) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abbau steuerlicher Härten für die Landwirtschaft (Drucksachen 11/676, 11/2529, 11/2536, 11/2531) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag des Abgeordneten Sellin und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kürzung der Berlin-Förderung und Bildung eines Finanzfonds zur Verbesserung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Situation der Stadt zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Apel, Roth, Dr. Spöri, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beseitigung steuerlicher Benachteiligungen von kleinen und mittleren Unternehmen (Drucksachen 11/1187 [neu], 11/1335, 11/2529, 11/2536) d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur steuerlichen Begünstigung von Zuwendungen an unabhängige Wählervereinigungen (Drucksachen 11/1316, 11/2554, 11/2555) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu dem Antrag der Abgeordneten Müntefering, Conradi, Amling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Wohnungsgemeinnützigkeit erhalten und stärken (Drucksachen 11/1389, 11/2516) Dr. Dregger CDU/CSU 5831 D Dr. Apel SPD 5837 B Gattermann FDP 5842D, 5922 D Hüser GRÜNE 5847C, 5924 A Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . . 5849 D Poß SPD 5856 B Glos CDU/CSU 5859 C Frau Vennegerts GRÜNE 5863 A Dr. Solms FDP 5865 C Huonker SPD 5868 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 5871 C Sellin GRÜNE 5873 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Rind FDP 5874 B Dr. Mitzscherling SPD 5877 B Dr. Neuling CDU/CSU 5879 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 5881 D Dr. Daniels (Bonn) CDU/CSU 5883 A Dr. Wieczorek SPD 5884 B Dr. Grünewald CDU/CSU 5887 A Reschke SPD 5889 A Doss CDU/CSU 5890 D Kleinert (Marburg) GRÜNE 5892 A Frau Will-Feld CDU/CSU 5892 D Wüppesahl fraktionslos (zur GO) . . . 5894 B Wüppesahl fraktionslos 5895A, 5925 B Kastning SPD 5897 A Jung (Lörrach) CDU/CSU 5898 C Namentliche Abstimmungen in der zweiten Beratung . . . 5900A, B, C, D, 5901A, B, 5902B Ergebnisse . . . 5903B, 5905A, 5907A, 5908D, 5910D, 5912D, 5914C, 5916C Dr. Fell CDU/CSU 5918 C Dr. Struck SPD 5919 C Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5926 B Dr. Vondran CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5926 C Niegel CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5927 A Rind FDP (Erklärung nach § 31 GO) . . 5927 B Namentliche Abstimmungen in der dritten Beratung 5928B, 5930 D Ergebnisse 5931A, 5941 D Zur Geschäftsordnung Kleinert (Marburg) GRÜNE 5928 C Bohl CDU/CSU 5929 A Jahn (Marburg) SPD 5929 B Seiters CDU/CSU 5930 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung „Hilfswerk für behinderte Kinder" (Drucksachen 11/2274, 11/2519, 11/2522) 5932 D Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Sammelübersichten 67, 68 und 69 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 11/2435, 11/2509, 11/2510) 5933 B Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung der Sammelübersicht 72 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/2544) . . . . 5933 B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Sammelübersicht 73 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/2545) . . . . 5933 B Tagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Unterstützung der Reformbemühungen der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (Drucksache 11/2543) 5933 C Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeskleingartengesetzes (Drucksache 11/200) 5933 D Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung (Drucksache 11/1867) 5933 D Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 26. März 1986 zur Änderung des Übereinkommens vom 4. Juni 1974 zur Verhütung der Meeresverschmutzung vom Lande aus (Drucksache 11/2272) 5933 D Tagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Erklärung vom 11. Dezember 1986 zu dem Übereinkommen vom 3. Dezember 1976 zum Schutze des Rheins gegen Verunreinigung durch Chloride (Drucksache 11/2273) . . . . 5933 D Tagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 20, 42, 56, 57, 61, 62, 68, 69, 75, 80, 100, 104, 106 a (neu), 122 a, Anlage 4 (Drucksache 11/2206) 5934 A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 III Tagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 28, 35, 106 (Drucksache 11/2207) 5934 B Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 6, 13, 30, 32, 69, 78, 127 (Drucksache 11/2208) 5934 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: Umstellung der Kapitel I bis V und Änderung der Kapitel VI und VIII (Drucksache 11/2209) 5934 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Abgeordneten Adler, Jansen, Kißlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rechtsverordnung für den Transport von Tieren (Drucksache 11/2441) 5935 A Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dreßler, Frau Fuchs (Köln), Egert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Reform des Gesundheitswesens (Drucksache 11/2500) 5935A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 1987 (Drucksachen 11/2034, 11/2528) Weiskirch, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages 5935 B Dr. Jenninger, Präsident des Deutschen Bundestages 5937 A Dr. Scholz, Bundesminister BMVg 5937D, 5950B Heistermann SPD 5938 C Breuer CDU/CSU 5943 C Dr. Mechtersheimer GRÜNE 5946 B Nolting FDP 5948 B Kolbow SPD 5951 A Tagesordnungspunkt 16: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes (Drucksachen 11/2420, 11/2517, 11/2518) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verzicht auf Diätenerhöhung — statt dessen Förderung von Arbeitsloseninitiativen (Drucksachen 11/2439, 11/2517) Becker (Nienberge) SPD 5954 C Dr. Lammert CDU/CSU 5955 A Stratmann GRÜNE 5955 D Beckmann FDP 5956 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksachen 11/2357, 11/2556) Dr. Hoffacker CDU/CSU 5958B Jaunich SPD 5959 A Frau Würfel FDP 5960 B Frau Wilms-Kegel GRÜNE 5961 B Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMJFFG . . 5962 A Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Blunck, Dr. Hauff, Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Eckpunkte für die Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes (Drucksache 11/1447) in, Verbindung mit IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Frau Flinner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Klare ökologische Schwerpunktsetzung im Bundesnaturschutzgesetz (Drucksache 11/2523) Frau Blunck SPD 5963 B Eylmann CDU/CSU 5964 A Brauer GRÜNE 5965 B Baum FDP 5966 A Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 5967 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), Stratmann, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Einführung eines einheitlichen linearen zeitvariablen Tarifs für alle Verbrauchergruppen und Stromanwendungsgebiete (Drucksache 11/2079) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . 5968 A Magin CDU/CSU 5968 D Jung (Düsseldorf) SPD 5970 A Beckmann FDP 5970 D Dr. Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi . . 5971D Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes, über Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten und zur Sicherung der MontanMitbestimmung (Drucksache 11/2503) Scharrenbroich CDU/CSU 5972 D Dreßler SPD 5975 D Cronenberg (Arnsberg) FDP 5977 D Stratmann GRÜNE 5980 D Dr. Warrikoff CDU/CSU 5982 D Peter (Kassel) SPD 5985 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 5987 A Urbaniak SPD 5990 A Nächste Sitzung 5991 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 5993* A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Steuerreformgesetzes (Drucksache 11/2157) (Abg. Bauer, Dr. Blank, Bohlsen, Bühler [Bruchsal], Carstensen [Nordstrand], Ehrbar, Fuchtel, Funk [Gutenzell], Ganz [St. Wendel], Hauser [Krefeld], Hinsken, Jung [Limburg], Dr.-Ing. Kansy, Dr. Kappes, Kossendey, Kroll-Schlüter, Frau Limbach, Dr. Daniels [Bonn], Link [Diepholz], Louven, Sauer [Stuttgart], Haungs, Börnsen [Bönstrup], Marschewski, Müller [Wadern], Pfeffermann, Scharrenbroich, Schemken, von Schmude, Schreiber, Dr. Schroeder [Freiburg], Schulhoff, Dr. Todenhöfer, Dr. Uelhoff, Dr. Voigt [Northeim], Würzbach [alle CDU/CSU] und Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher, Baum, Irmer, Dr. Hirsch, Frau Würfel und Lüder [alle FDP]) 5993* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5829 87. Sitzung Bonn, den 23. Juni 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Biedenkopf 24. 6. Bohlsen 24. 6. Dr. Böhme (Unna) 24. 6. Frau Brahmst-Rock 24. 6. Büchner (Speyer)* 24. 6. Catenhusen 24. 6. Eimer (Fürth) 24. 6. Engelhard 24. 6. Feilcke 24. 6. Frau Dr. Hartenstein 24. 6. Dr. Hauff 24. 6. Hedrich 23. 6. Frau Kelly 24. 6. Dr. Klejdzinski 24. 6. Menzel 24. 6. Meyer 23. 6. Dr. Müller ' 24. 6. Sauer (Salzgitter) 24. 6. Frau Schilling 24. 6. Stahl (Kempen) 24. 6. Verheugen 24. 6. Wilz 23. 6. Frau Wollny 24. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Steuerreformgesetzes (Drucksache 11/2157) Abgeordneter Bauer (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung werde ich für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Diese Entscheidung zerstört in den Augen der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Steuerreform und ist sachlich nicht geboten. Lediglich wegen der Gefährdung der Steuerreform und der dann vorliegenden Handlungsunfähigkeit der Koalition und des drohenden Verlustes der Regierungsfähigkeit werde ich meine Zustimmung erteilen. Abgeordneter Dr. Blanck (CDU/CSU): Ich stimme der Steuerbefreiung von Flugbenzin in der namentlichen Abstimmung nur deshalb zu, damit Anlagen zum Stenographischen Bericht das gesamte Steuerreformgesetz nicht scheitert, sondern in Kraft treten kann. Eine einzelne Frage, in der Öffentlichkeit zu Recht kritisch diskutiert, darf die in ihrer Gesamtheit notwendige und richtige Steuerreform nicht gefährden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP, zu der es keine Alternative gibt, darf nicht durch diese wenn auch noch so kritisch zu beurteilende Einzelentscheidung in Frage gestellt werden. Abgeordneter Bohlsen (CDU/CSU): In der am 23. 6. 1988 stattfindenden namentlichen Abstimmung werde ich trotz erheblicher Bedenken für die Steuerbefreiung von Flugbenzin stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Wenn eine steuerliche Vergünstigung für die Sportflieger geschieht, hätten auch die Sportbootfahrer einbezogen werden müssen. Mit Rücksicht auf die erhebliche Zunahme im Luftverkehr halte ich eine vollständige Besteuerung des innerdeutschen Flugverkehrs, der gegenwärtig zu 96 % freigestellt ist, für verkehrspolitisch sinnvoller. Leider sind die bisherigen Versuche auf europäischer Ebene gescheitert. Meine Zustimmung erteilte ich nur, um die Steuerreform nicht als Ganzes zu gefährden. Ein Scheitern der Steuerreform, die ich unter vielen Gesichtspunkten für erforderlich halte, könnte die Handlungsunfähigkeit der Koalition bedeuten. Abgeordneter Bühler (Bruchsal) (CDU/CSU): Ich habe in der heutigen namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer gestimmt, obwohl ich die Entscheidung für falsch halte. Hierdurch wird die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpakets in den Augen der Öffentlichkeit in Frage gestellt. Es hätte andere, gerechtere und für den Bürger einsichtige Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Meine Zustimmung in der namentlichen Abstimmung zur Abschaffung der Besteuerung von Flugbenzin für Privatflieger ist einzig und allein darin begründet, daß ich die endgültige Verabschiedung der gesamten Steuerreform mit ihren ansonsten positiven Auswirkungen und damit die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung bzw. die dieser zugrunde liegenden Mehrheitsverhältnisse im Bundestag nicht gefährden möchte. Abgeordneter Carstensen (Nordstrand) (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpo- 5994' Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 litischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordneter Ehrbahr (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung halte ich für einen gravierenden politischen Fehler. Da ich jedoch die Steuerreform mit ihrer entlastenden Wirkung insbesondere im unteren Einkommensbereich und bei Familien mit Kindern in ihrer Realisierung nicht gefährden will, habe ich mit „Enthaltung" gestimmt. Abgeordneter Fuchtel (CDU/CSU): Ich stimme für die Steuerreform inklusive der Restbefreiung von der Flugbenzinsteuer. Das Gesamtwerk der bisher größten Steuerreform darf nicht wegen eines Teilaspekts gefährdet und die gefundene Kompromißlinie nicht mit unsicherer inhaltlicher und zeitlicher Perspektive wieder in Frage gestellt werden. In der Sache hätte ich mir eine differenzierte Behandlung von geschäftlichem Reise-Flugverkehr und Hobby-Flugverkehr gewünscht und halte deswegen das Gesetz in diesem Punkt für sachlich unrichtig, was aber nicht dazu führen kann, daß durch entsprechende Abstimmungen die Handlungsfähigkeit der Koalition aufs Spiel gesetzt wird. Abgeordneter Funk (Gutenzell) (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpolitischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordneter Ganz (St. Wendel) (CDU/CSU): Ich halte die in Artikel 24 des Steuerreformgesetzes 1990 vorgesehene Änderung des Mineralölsteuergesetzes für nicht vertretbar. Ich habe bei der namentlichen Abstimmung nur deshalb für die Beibehaltung des Artikel 24 votiert, weil ich das Gesamtvorhaben Steuerreform nicht in Gefahr bringen wollte. Abgeordneter Hauser (Krefeld) (CDU/CSU): Um das Gesamtvorhaben der Steuerreform mit seiner Wirkung der Entlastung kinderreicher Familien und niedriger und mittlerer Einkommen nicht zu gefährden, habe ich meine ursprüngliche Absicht, bei der Steuerbefreiung für Flugbenzin mit Nein zu stimmen, aufgegeben und stimme zu. Abgeordneter Hinsken (CDU/CSU): Obwohl ich mit der Streichung der Investitionszulage nicht einverstanden bin, werde ich, um das Steuergesamtpaket, das ich insgesamt gesehen für gut finde, nicht zu gefährden, für die Regierungsvorlage stimmen. Abgeordneter Jung (Limburg) (CDU/CSU): Ich werde in der heutigen namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Sie zerstört in den Augen der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Steuerreform und ist sachlich nicht geboten. Die in der Tat vorliegende steuerliche Ungleichbehandlung hätte anders beseitigt werden müssen. Nämlich mit der vollständigen Besteuerung des innerdeutschen Flugverkehrs, der momentan zu 96 % freigestellt ist. Lediglich wegen der Gefährdung der Steuerreform und der dann vorliegenden Handlungsunfähigkeit der Koalition und des drohenden Verlustes der Regierungsfähigkeit werde ich meine Zustimmung erteilen. Abgeordneter Dr.-Ing. Kansy (CDU/CSU): Zum Änderungsantrag der SPD-Fraktion bei der zweiten Lesung des Steuerreformgesetzes 1990, Flugbenzin für Geschäfts- und Sportflieger entgegen dem Beschluß des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages der Besteuerung zu unterziehen, erkläre ich: Ich halte die Entscheidung des Finanzausschusses für sachlich und politisch falsch. Da bei der Geschäftslage des Deutschen Bundestages die Annahme des SPD-Antrages — von der SPD auch so gewollt — nicht nur die Besteuerung des Flugbenzins, sondern auch das Scheitern der Verabschiedung der Steuerreform vor der Sommerpause und vielleicht sogar eine Krise der Koalition bedeuten würde, habe ich den SPD-Antrag abgelehnt. Die Verabschiedung dieser Reform und die Handlungsfähigkeit der Koalition hat nach ernsthafter Abwägung Vorrang vor der Durchsetzung der Besteuerung des Flugbenzins durch wechselnde Mehrheiten im Plenum. Abgeordneter Dr. Kappes (CDU/CSU): Zu meinem Abstimmungsverhalten in der Frage der Mineralölsteuerbefreiung zugunsten der Privat- und Sportflieger — Artikel 24 des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 — erkläre ich: Grundsätzlich bin ich der Auffassung, daß es in unserem Staat keine unterschiedliche Besteuerung desselben Verbrauchsgutes je nach Verwendungsabsicht des Käufers geben sollte. Dies muß auch für den Kauf von Flugbenzin gelten. Entweder sollen alle Flieger oder aber keiner Mineralölsteuer bezahlen. Ich selbst trete aus sozial-, steuer-, verkehrs-, energie- und umweltpolitischen Gründen dafür ein, daß in Zukunft alle, d. h. sowohl die großen Fluggesellschaften als auch die kleinen Lufttaxiunternehmen, der Werkflugverkehr und die Sportflieger in gleicher Weise zur Mineralölsteuer herangezogen werden. Meiner Meinung nach lassen sich die hier bestehenden Schwierigkeiten — insbesondere im Zusammenhang mit internationalen Abkommen — bei gutem Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5995 Willen ausräumen. Hierfür werde ich mich energisch einsetzen. Im Hinblick auf die unerwartet — vor allem wegen des Dollarverfalls und der Finanzsituation der Europäischen Gemeinschaft — bereits jetzt erforderlich gewordene Mineralölsteuererhöhung für Kraftfahrzeugbenzin hätte ich es für richtig gehalten, zunächst auf die grundsätzlich gebotene Änderung der bisher ungleichen Besteuerung des Flugbenzins bis zu einer möglichst baldigen Vereinheitlichung zu verzichten. Leider war dies nicht möglich. Insoweit habe ich volles Verständnis für die Verärgerung vieler Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis. Dennoch kann ich heute einer Streichung von Artikel 24 des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 — Flugbenzinregelung — nicht zustimmen, weil dies in der jetzigen Beratungsphase offenkundig das Scheitern des gesamten, außerordentlich wichtigen und im wesentlichen gelungenen Reformvorhabens bedeuten und damit die Weiterarbeit der Regierungskoalition gefährden würde. So weitreichende Folgen sind aus meiner Sicht nicht zu verantworten. Abgeordneter Kossendey (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung zum Thema Befreiung von der Flugbenzinsteuer habe ich für diese Befreiung gestimmt, obwohl ich diese Entscheidung für sachlich ungerechtfertigt und politisch unklug halte. Diese Regelung bringt die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpaketes in den Augen der Öffentlichkeit in Mißkredit. Meines Erachtens hätte es gerechtere und für den Bürger einsichtigere Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Dabei wäre meiner Meinung nach einer generellen Besteuerung des Flugbenzins aus ökologischen wie auch aus Gründen der Gerechtigkeit der Vorzug zu geben gewesen, zumindest soweit es den innerdeutschen Flugbetrieb betrifft. Meine Zustimmung in einer namentlichen Abstimmung kann ich nur damit begründen, daß ich die ansonsten positive Wirkung der Steuerreform nicht gefährden und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aufrechterhalten wollte. Abgeordneter Kroll-Schlüter (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpolitischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordnete Frau Limbach und Abgeordneter Dr. Daniels (Bonn) (beide CDU/CSU): Mein Verhalten in der heutigen Abstimmung richtet sich nach meiner Überzeugung, daß die Steuerreform richtig und notwendig ist. Ich kann es nicht verantworten, mit einer Einzelentscheidung die Steuerreform insgesamt zu gefährden mit der sich daraus möglicherweise ergebenden Einschränkung der Handlungsfähigkeit der Koalition und der Regierungsfähigkeit. Deshalb werde ich in der namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese weder für sachlich geboten noch für politisch sinnvoll halte. Abgeordneter Link (Diepholz) (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung zum Thema Befreiung von der Flugbenzinsteuer habe ich für diese Befreiung gestimmt, obwohl ich diese Entscheidung für sachlich ungerechtfertigt und politisch unklug halte. Diese Regelung bringt die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpaketes in den Augen der Öffentlichkeit in Mißkredit. Meines Erachtens hätte es gerechtere und für den Bürger einsichtigere Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Dabei wäre meiner Meinung nach einer generellen Besteuerung des Flugbenzins aus ökologischen wie auch aus Gründen der Gerechtigkeit der Vorzug zu geben gewesen, zumindest soweit es den innerdeutschen Flugbetrieb betrifft. Meine Zustimmung in einer namentlichen Abstimmung kann ich nur damit begründen, daß ich die ansonsten positive Wirkung der Steuerreform nicht gefährden und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aufrechterhalten wollte. Abgeordnete Louven, Sauer (Stuttgart), Haungs und Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Um das Gesamtvorhaben der Steuerreform nicht zu gefährden, habe ich meine ursprüngliche Absicht, bei der Steuerbefreiung für Flugbenzin mit Nein zu stimmen, aufgegeben und mich der Stimme enthalten. Abgeordneter Marschewski (CDU/CSU): Ich habe bei der namentlichen Abstimmung nur deshalb für die Beibehaltung des Art. 24 votiert, weil ich das Gesamtvorhaben Steuerreform nicht in Gefahr bringen wollte. Ich halte die in Art. 24 des Steuerreformgesetzes 1990 vorgesehene Änderung des Mineralölsteuergesetzes in keiner Hinsicht für vertretbar. Abgeordneter Müller (Wadern) (CDU/CSU): Nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, bei der Abstimmung über die Frage Befreiung der Besteuerung von Flugbenzin der Bundesregierung nicht zuzustimmen. Die sachlichen Argumente zur Aufhebung dieser Steuer überzeugen mich nicht. Meine Fraktionsführung hat gebeten, aus übergeordneten Gründen dieser Vorlage zuzustimmen, und im Falle der Nichtannahme Konsequenzen für die Steuerreform insgesamt vorausgesagt. Auch diese Argumente vermag ich nicht zu teilen. 5996* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Da ich als Abgeordneter einer strukturschwachen Region ständig der Unterstützung der Bundesregierung und meiner Fraktion für diese Region bedarf und ich den Erfolg der Opposition nicht will, habe ich mich bei dieser Vorlage der Stimme enthalten. Abgeordneter Pfeffermann (CDU/CSU): Nach § 31 (2) der Geschäftsordnung erkläre ich hiermit, daß ich an der namentlichen Abstimmung über Artikel 24 nicht teilnehme. Abgeordneter Scharrenbroich (CDU/CSU): Die heute zu verabschiedende Steuerreform ist Ergebnis einer Koalitionsvereinbarung. Die Diskussion der letzten Tage hat deutlich gemacht, daß die Steuerreform nur rechtzeitig verabschiedet werden kann, wenn gleichzeitig auch die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten erfüllt wird, die Steuer auf Flugbenzin abzuschaffen. Um die Koalitionsvereinbarung nicht zu gefährden, sehe ich mich verpflichtet, der Abschaffung der Flugbenzinsteuer zuzustimmen. Zu dieser Haltung sehe ich mich veranlaßt, um die Steuerreform mit ihren großen Entlastungen für kinderreiche Familien und Arbeitnehmer sowie mit ihrer bedeutsamen beschäftigungspolitischen Wirkung nicht zu gefährden. Abgeordneter Schemken (CDU/CSU): Um die Steuerreform nicht zu gefährden, stimme ich in der namentlichen Abstimmung gegen den SPDAntrag (Drucksache 11/2560), obwohl ich die Mineralölsteuerbefreiung für Flugbenzin für nicht gerechtfertigt halte. Mir ist dabei klar, daß in der öffentlichen Wirkung der Eindruck einer sozialen Unausgewogenheit nicht zu vermeiden ist. Das größere Ziel des Steuerreformwerkes mit seinen entscheidenden Entlastungen, aber insbesondere die notwendige Unterstützung bei der zukünftigen Aufgabenbewältigung dieser Koalition haben für mich Vorrang. Abgeordneter von Schmude (CDU/CSU): Mit der Abschaffung der Flugbenzinsteuer kann ich mich nicht einverstanden erklären. Die sachlichen Argumente zur Aufhebung dieser Steuer überzeugen mich nicht. Nur auf Grund der zweimal getroffenen Mehrheitsentscheidungen meiner Fraktion stimme ich aus Gründen der Fraktionssolidarität und um die Steuerreform nicht zu gefährden, den geplanten Maßnahmen zu. Abgeordneter Schreiber (CDU/CSU): Die heute zu verabschiedende Steuerreform ist Ergebnis einer Koalitionsvereinbarung. Ich habe bis in die letzte Stunde der Verabschiedung dieser Steuerreform beabsichtigt, wegen der Abschaffung der Flugbenzinsteuer, diesem Punkt der Steuerreform nicht zuzustimmen. Ich halte nach wie vor die Abschaffung der Flugbenzinsteuer für eine Provokation der Bürger unseres Landes. Auf der anderen Seite ist mir klar geworden, daß die Steuerreform nur rechtzeitig verabschiedet werden kann, wenn die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten erfüllt wird, die Steuer auf Flugbenzin abzuschaffen. Nachdem die Steuerreform große Entlastungen für kinderreiche Familien und Arbeitnehmer mit sich bringen wird, möchte ich diese wichtige Entscheidung nicht gefährden. Deshalb sehe ich mich gezwungen, um das Gesamtpaket nicht zu gefährden, mich der Stimme zu enthalten. Zu einer Zustimmung zu diesem Punkt der Steuerreform (Abschaffung der Flugbenzinsteuer) kann ich mich nicht durchringen. Abgeordneter Dr. Schröder (Freiburg) (CDU/CSU): Mit der ersatzlosen Aufhebung der Mineralölsteuer auf Flugbenzin kann ich mich nicht einverstanden erklären. Die Argumente zur Abschaffung dieser Flugbenzinsteuer können mich — zumindest soweit hier auch die Befreiung der Hobbyflieger eingeschlossen ist — nicht überzeugen. Meine Fraktion hat zweimal mit Mehrheit für eine generelle Flugbenzinbefreiung gestimmt. Für den Fall eines Scheiterns der Flugbenzinbefreiung in der Schlußabstimmung im Plenum des Deutschen Bundestages wurden von der Fraktionsführung ein allgemeines Scheitern der gesamten Steuerreform und schwerwiegende Konsequenzen für die Koalition vorgetragen. Da ich solche weitergehenden Konsequenzen nicht verantworten kann, stimme ich den geplanten Maßnahmen zu. Abgeordneter Schulhoff (CDU/CSU): Obwohl ich der Steuerbefreiung von Flugbenzin für Privatflieger aus verkehrspolitischen, ökologischen und gesellschaftspolitischen Gründen ablehnend gegenüberstehe, werde ich dem zustimmen, um nicht die Steuerreform insgesamt zu gefährden. Diese Steuerreform ist auf Grund der unerträglichen Steuerbelastung breitester Bevölkerungsschichten nicht nur geboten, sondern sogar überfällig. Der gesenkte, linear progressive Tarif ist so wichtig, daß ich einer unverzüglichen Verabschiedung des Steuerreformgesetzes nicht im Wege stehen kann. Abgeordneter Dr. Todenhöfer (CDU/CSU): Ich kann dem Steuerreformgesetz aus zahlreichen Gründen nur als Gesamtpaket zustimmen und dies auch nur mit erheblichen Vorbehalten. Mein stärkster Vorbehalt betrifft die Besteuerung der Zuschläge für Schichtarbeit. Der jetzt zur Abstimmung anstehende Kompromiß über die Besteuerung der Schichtzuschläge ist für Schichtarbeiter und Schichtarbeiterinnen nicht akzeptabel. Durch ihn wird den besonderen Belastungen der Nachtarbeit und der Arbeit an Sonn- und Feiertagen in den unterschiedlichsten Berufen nicht ausreichend Rechnung getragen. Auch vor dem Hintergrund der Probleme des Industriestandorts Bundesrepublik Deutschland und der Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5997' Notwendigkeit, die teuren Produktionsanlagen unseres Landes verstärkt auszulasten, hätte der Gesetzgeber dafür sorgen müssen, daß die Arbeit während der besonders belastenden Nacht- und Wochenendzeiten besonders attraktiv gestaltet wird. Der jetzige Kompromiß wird diesen Forderungen nicht gerecht und kann nicht als sozial bezeichnet werden. Ich lehne ihn daher ab. Abgeordneter Dr. Uelhoff (CDU/CSU): Die Steuerreform ist zur Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen ebenso wichtig wie für die Verbesserung des Eigenkapitals der Unternehmungen. Deshalb ist diese Reform notwendig, und sie darf nicht — wie von der Opposition beabsichtigt — durch eine Einzelentscheidung zur Steuerbefreiung von Flugbenzin gefährdet werden. Ich kann bei einem Entlastungsvolumen von ca. 50 Milliarden DM eine Subvention von ca. 25 Millionen DM nicht zur Grundlage meiner Entscheidung machen. Um die gesamte Steuerreform nicht zu gefährden, werde ich deshalb in der namentlichen Abstimmung der Steuerbefreiung beim Flugbenzin als Teilstück eines Kompromisses zustimmen, obwohl ich diese Einzelentscheidung weder für sachlich geboten noch für politisch sinnvoll halte. Abgeordneter Dr. Voigt (Northeim) (CDU/CSU): Ich stimme der Steuerbefreiung von Flugbenzin in der namentlichen Abstimmung nur deshalb zu, damit das gesamte Steuerreformgesetz nicht scheitert, sondern in Kraft treten kann. Eine einzelne Frage, in der Öffentlichkeit zu Recht kritisch diskutiert, darf die in ihrer Gesamtheit notwendige und richtige Steuerreform nicht gefährden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP, zu der es keine Alternative gibt, darf nicht durch diese wenn auch noch so kritisch zu beurteilende Einzelentscheidung in Frage gestellt werden. Abgeordneter Würzbach (CDU/CSU): Die jetzt geplante Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt wegen der gleichzeitig notwendig werdenden Steuererhöhung für Benzin, von der die Kraftfahrer betroffen sein werden, bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie in der jetzigen Zeit — bei allem Verständnis für den sachlich gebotenen und überfälligen Regelungsbedarf in der Sache selbst — vor dem Hintergrund auch anderer vielfältiger anspruchsvoller gesetzlicher Reformvorhaben für eine politische Maßnahme, die das positive Vorhaben der Steuerreform in der politischen Umsetzung gleichermaßen unnötig wie schädlich belastet. Ich bedaure, daß die politisch parlamentarische Beratungsform so beschlossen wurde, daß keine Möglichkeit besteht, diesen Einzelpunkt abzulehnen und gleichzeitig das Gesetzesvorhaben insgesamt zu fördern. So werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um das Gesamtwerk der Steuerreform mit seinen insgesamt positiven Auswirkungen zu unterstützen. Abgeordnete Frau Dr. Hamm-Brücher, Baum, Irmer, Dr. Hirsch, Frau Würfel und Lüder (alle FDP): Die Unterzeichner dieser persönlichen Erklärung sehen sich nach reiflicher Überlegung und gewissenhafter Güterabwägung aus folgenden Gründen außerstande, einer Steuerbefreiung für Benzin der Privatflieger zuzustimmen: — In einer Zeit wachsender Verschuldung der öffentlichen Haushalte, — in einer Zeit, in der Verbrauchsteuern, insbesondere für Benzin, drastisch erhöht und von den meisten Bürgern zusätzliche finanzielle Leistungen abverlangt werden müssen, sollte eine kleine Gruppe in unserer Bevölkerung nicht ungerechtfertigt privilegiert werden. Diese grundsätzlichen Einwände wiegen für uns stärker als alle vermeintlichen Sach- und Terminzwänge, die ein neuerliches Überdenken der Entscheidung und ihrer voraussehbaren Folgewirkungen angeblich nicht mehr möglich machen. Dem Gesamtpaket der Steuerreform werden wir aus übergeordneten Gründen zustimmen. Plenarprotokoll 11/87 (Berichtigung) Berichtigungen zum Stenographischen Bericht 87. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Seite 5974 D achte Zeile von unten: Statt „1985" ist „1975" zu lesen. Seite 5994 B, vorletzte Erklärung: Statt „Abgeordneter Hauser (Krefeld) (CDU/CSU)" ist „Abgeordneter Hauser (Esslingen) (CDU/CSU) " zu lesen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Heribert Scharrenbroich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich meine, zu dieser späten Stunde sollten wir es keinem Kollegen mehr zumuten, daß wir die Diskussion hier noch durch Zwischenfragen verlängern. Ich bitte, daß wir das jetzt sein lassen. — Auch hier hatten wir bei dem Thema „leitende Angestellte" eine Erblast der sozialliberalen Koalition zu bewältigen, .die 1972 eine unklare Begriffsbestimmung für die leitenden Angestellten kreiert hat. Wie unklar der Begriff war, beweisen Tausende von Gerichtsverfahren.
    Zweitens — und darauf kommt es mir hier besonders an — : Ein Sprecherausschuß soll die Arbeit des Betriebsrats nicht behindern. Dies war auch nicht die



    Scharrenbroich
    Absicht der Verfechter der Sprecherausschüsse in der Koalition.

    (Dreßler [SPD]: Aber die Auswirkung ist entsprechend!)

    Das kann ich für alle drei Koalitionsparteien sagen. — Das werden wir im Hearing zu prüfen haben. Ich glaube, gegebenenfalls sind alle Mitglieder des Hauses bereit, auch entsprechende Korrekturen vorzunehmen. — Und dort, wo es auf Grund einer ganz natürlichen unterschiedlichen Interessenlage des Betriebsrates und des Sprecherausschusses eine Interessenkollision gibt, greift ein mehrstufiges Verfahren, das dem Sprecherausschuß zwei Wochen lang die Möglichkeit gibt, eine Einigung zu einer Betriebsvereinbarung zu suchen. Nach dieser Frist tritt die Vereinbarung auf jeden Fall in Kraft. Ich glaube, es ist auch für die Betriebsräte wichtig, dies zu wissen.
    Zum Thema Neue Techniken: Die Gesetzesvorlage verbessert die Unterrichtungs- und Beratungsrechte des Betriebsrates, man kann auch sagen: erhöht die Unterrichtungspflichten des Arbeitgebers. Dies hat besondere Bedeutung, weil der technische Fortschritt jetzt in einem rasanten Tempo in den Unternehmen Einzug hält und halten muß.

    (Andres [SPD]: In einem so rasanten Tempo, wie Sie Ihre Rede halten! Eine heruntergelesene Rede! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Hören Sie doch einmal zu! — Solche Arbeitgeber die bedauerlicherweise ein problematisches Verhältnis zu ihrem Betriebsrat haben, kann ich beruhigen, und den Arbeitnehmern wollen wir keinen Sand in die Augen streuen: Dieses Gesetz bringt keine Erweiterung der Mitbestimmungsrechte bei Einführung Neuer Techniken.

    (Andres [SPD]: Sehr richtig!)

    Aber es verbessert für die praktische Betriebsratsarbeit die Rechte der Arbeitnehmer auf Information und Beratung:

    (Andres [SPD]: Das ist falsch!)

    Nach § 91 muß der Arbeitgeber den Betriebsrat künftig über die Planung informieren, indem er die erforderlichen Planungsunterlagen rechtzeitig vorlegt.

    (Stratmann [GRÜNE]: Und wie sieht die Sanktion aus, Herr Scharrenbroich?)

    Der bisher unklare Begriff „rechtzeitig" ist präzisiert, weil es jetzt heißt: Die Unterrichtung hat so rechtzeitig zu geschehen, daß Vorschläge und Bedenken des Betriebsrates bei der Planung berücksichtigt werden können. Und darauf kommt es uns an!

    (Dreßler [SPD]: Alles alte Suppe!)

    Für die Beschäftigten ist es sicher wichtig, daß die Koalition in einer Vorlage sogar über die Koalitionsvereinbarung hinausgegangen ist und einen neuen Abs. 3 des § 81 des BVG einbringt, wonach der Arbeitgeber verpflichtet ist, dem einzelnen Arbeitnehmer — immer dort, wo es notwendig ist — bei Einführung Neuer Techniken zu helfen, daß seine beruflichen Kenntnisse und Fähigkeiten den künftigen Anforderungen angepaßt werden. Das ist menschengerechte Arbeitnehmerpolitik!

    (Andres [SPD]: Das ist unglaublich, was Sie erzählen! — Schreiner [SPD]: Wir sind hier wohl in einer Märchenstunde, was? — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Natürlich. —
    Besonders stolz kann die Union darauf sein (Zuruf von der SPD: Stolz?)

    — ja — , daß es ihr gelungen ist, einen Grundpfeiler der Sozialen Marktwirtschaft auf Dauer zu sichern, was Sie nicht geschafft haben: die Montan-Mitbestimmung.

    (Andres [SPD]: Es ist bedauerlich, daß Sie einen solchen Kram hier vertreten!)

    — Das ist doch kein „Kram", Herr Kollege Andres.

    (Andres [SPD]: Doch, Kram ist das!)

    — Wenn das Ihre Auffassung ist, daß die dauerhafte Sicherung der Montan-Mitbestimmung Kram ist, dann bedaure ich das sehr.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Die heutige Gesetzesvorlage beweist erneut die Funktionsfähigkeit der Koalition. Ich bedanke mich deswegen bei der FDP, daß sie hier über ihren eigenen Schatten gesprungen ist. Ich füge noch einmal hinzu: Dies ist der Grund, warum auch die Arbeitnehmer-Abgeordneten der Unions-Fraktion die Einführung von Sprecherausschüssen akzeptieren, nachdem sichergestellt ist, daß dadurch die Arbeit des Betriebsrats nicht wesentlich behindert wird.
    Man kann das auf Ihre Schreierei hin auch anders formulieren: Gewerkschafter, die trotz der bekannten Mehrheitsverhältnisse im Deutschen Bundestag von den Arbeitnehmer-Abgeordneten der Koalition fordern, die Sprecherausschüsse für leitende Angestellte auf jeden Fall abzulehnen, müssen gleichzeitig sagen, daß sie auf die Sicherung der Montan-Mitbestimmung verzichten wollen. Ich glaube aber, daß diese Forderung ernsthaft nur von solchen Ideologen erhoben werden kann, die die Gesetzesvorlage für das Sprecherausschußgesetz nicht gelesen haben.

    (Andres [SPD]: Dafür spricht Herr Dr. Warrikoff nach Ihnen!)

    — Also, meine Damen und Herren von der SPD, ich habe das hier mitgebracht, weil ich mir ja vorstellen konnte, welche Zwischenrufe Sie machen.

    (Schreiner [SPD]: Jetzt kommt der völlige Ernst!)

    Ich habe hier „AfA aktuell" vom Juni 1985. Dort wird aus dem Beschluß des AfA-Kongresses vom 14. Juni zitiert.

    (Dreßler [SPD]: Den lesen Sie aber jetzt mal ganz vor!)

    — Daraus lese ich vor; ja.

    (Dreßler [SPD]: Ganz!)

    — Ich lese die wichtigsten Punkte vor:



    Scharrenbroich
    Die Bundeskonferenz ... fordert die SPD-Bundestagsfraktion und die SPD-Mitglieder der Bundesregierung auf, ihr Versprechen aus der Regierungserklärung einzulösen

    (Dreßler [SPD]: Richtig!)

    und die Mitbestimmung noch in der laufenden Legislaturperiode zu verwirklichen.

    (Dreßler [SPD]: Richtig!)

    Diese Mitbestimmung muß sicherstellen:

    (Dreßler [SPD]: Richtig!)

    1. Die volle Parität muß gewährleistet sein. (Dreßler [SPD]: Richtig!)

    Sie wissen genau, wie die Kollegin Maria Weber sagte: Sie haben 1976 ein gelbes Gesetz verabschiedet.

    (Dreßler [SPD]: Richtig!)

    — Was heißt hier „Richtig! "? Sie haben Ihrem eigenen Beschluß nicht entsprochen.

    (Dreßler [SPD]: Das wird doch nicht bestritten, Herr Kollege! Wir machen keine Wortschöpfung!)

    Weiter heißt es:
    2. Die Bundeskonferenz der AfA wendet sich dagegen, daß den leitenden Angestellten bei der Vertretung der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat eine Sonderstellung eingeräumt wird.

    (Dreßler [SPD]: Richtig! — Zuruf von der CDU/CSU: Das haben Sie gemacht, nicht wir!)

    Ein Sondervorschlags- oder Wahlrecht der leitenden Angestellten würde sich von den Vorstellungen der SPD entfernen,

    (Dreßler [SPD]: Richtig! — Andres [SPD]: Cronenberg muß das vorlesen!)

    Jetzt kommt der entscheidende Satz —
    so daß in dieser Legislaturperiode eher auf eine gesetzliche Regelung der Mitbestimmung verzichtet werden sollte.

    (Dreßler [SPD]: Richtig!)

    — Genau das Gegenteil haben Sie gemacht.

    (Dreßler [SPD]: Richtig! Bloß, wir reden nicht drum herum wie Sie! Das ist der Unterschied!)

    Ich halte fest: Bisher war die Montan-Mitbestimmung auf Dauer nur gesichert, wenn auf die MontanUnternehmen eines Konzerns mehr als die Hälfte der Wertschöpfung des Gesamtkonzerns entfiel. Diese Grenze wird durch den Gesetzentwurf von CDU/CSU und FDP drastisch gesenkt: Künftig reicht es aus, daß eine einzige der folgenden Forderungen erfüllt ist: Wenn erstens auf die dem Montan-Mitbestimmungsgesetz unterliegenden Tochterunternehmen und abhängigen Unternehmen eines Konzerns insgesamt 20 % der Wertschöpfung des Gesamtkonzerns entfallen oder wenn zweitens

    (Schreiner [SPD]: Sag doch mal was Vernünftiges!)

    in diesem Montan-Mitbestimmungsbereich des Konzerns mehr als 2 000 Arbeitnehmer beschäftigt werden.
    Gleichzeitig vereinheitlichen wir die Wahlvorschriften für die Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsräten nach dem Montan-Mitbestimmungs-Ergänzungsgesetz. Wir stärken die Möglichkeiten der Belegschaften, die Arbeitnehmervertreter selber vorzuschlagen und dies nicht einem Wahlmännergremium überlassen zu müssen. Wir stärken auch die Möglichkeiten der Belegschaften, die Wahl aller Arbeitnehmervertreter selber durchzuführen und nicht einem Wahlmännergremium überlassen zu müssen. In Großbetrieben kann das natürlich der Fall sein; aber sie haben die Möglichkeit, das anders durchzuführen. Dafür greifen wir auf das, wie ich meine, Gute des Mitbestimmungsgesetzes von 1976 zurück, ohne das Schlechte zu übernehmen.

    (Andres [SPD]: Hahaha!)

    Das heißt, die Belegschaften bekommen so viele Rechte bei der Bestimmung ihrer Vertreter, wie 1976 vorgesehen.

    (Andres [SPD]: Die ULA-Vertreter grinsen auf der Tribüne!)

    Allerdings erhalten die leitenden Angestellten keinen eigenen Vertreter auf der Arbeitnehmerbank garantiert.
    Zusammenfassend kann man sagen:

    (Schreiner [SPD]: Alles fest im Griff auf dem sinkenden Schiff!)

    Die Gesetzesvorlage, die jetzt in den Ausschüssen weiter beraten wird, sichert die Montan-Mitbestimmung und stärkt die Einflußmöglichkeiten der Beschäftigten auf ihre Vertretung.
    Ich glaube, daß wir diese Vorstellungen und diese dauerhafte Sicherung der Montan-Mitbestimmung und die Erweiterung der Mitbestimmungsrechte sehr gut in der deutschen Arbeitnehmerschaft vertreten können.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Heyenn [SPD]: Das glaubt doch keiner! — Andres [SPD]: Das glaubt kein Mensch! Es tut einem wirklich leid, Herr Scharrenbroich, was Sie aus sich machen! Er verbiegt sich genau wie der Blüm! — Gegenruf Louven [CDU/CSU]: Wenn Blüm, dann „Herr Blüm" !)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dreßler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rudolf Dreßler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wie wichtig für die CDU/CSU Arbeitnehmer-



    Dreßler
    interessen sind, zeigt sich schon daran, welchen Zeitpunkt Sie für diese Debatte gewählt haben.

    (Beifall bei der SPD)

    0.25 Uhr abends, sozusagen unter Ausschluß der Öffentlichkeit.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das liegt an euren namentlichen Abstimmungen!)

    Wer sich Ihren Gesetzentwurf sorgfältig durchliest, weiß, warum Sie diese Änderungen heimlich, still und leise vorstellen wollen.
    Erinnern wir uns, meine Damen und Herren: 198.5 hat die Koalition schon einmal einen Gesetzentwurf zur Betriebsverfassung eingebracht. Auch damals wollten Sie sogenannte Sprecherausschüsse für sogenannte leitende Angestellte schaffen. Auch damals wollten Sie unter dem Deckmantel des sogenannten Minderheitenschutzes die einheitliche Interessenvertretung im Betrieb schwächen.
    Zu diesem Vorläufergesetzentwurf hat es am 23. April 1986 im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung eine Anhörung gegeben. Das Interesse, das diese Anhörung fand, war so überwältigend, daß wir sie nicht in den Räumen des Bundestages, sondern in der Beethovenhalle durchführen mußten.

    (Andres [SPD]: Das Ergebnis war vernichtend!)

    Genauso beeindruckend war die Einschätzung der Sachverständigen, kamen sie aus der Wissenschaft oder aus der Praxis. Ihr Gesetzentwurf wurde damals zerrissen. Gelernt haben Sie aus alledem nichts, im Gegenteil: Es ist noch viel schlimmer geworden.
    Wieder legen Sie einen Gesetzentwurf vor, mit dem Sprecherausschüsse für leitende Angestellte installiert werden sollen. Daß dafür kein wirkliches Bedürfnis besteht, ist Ihnen immer wieder von Arbeitgebern, von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, von Gewerkschaften gesagt worden. Das alles kümmert Sie aber keinen Deut. Ihnen sind die ständischen Interessen einiger weniger wichtiger als die Interessen des Ganzen. Das versteckt sich dahinter.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie schaffen, Herr Vogt — das wissen Sie selber ganz genau — , ein Zwei-Klassen-System im Betrieb. Es soll keine einheitliche Interessenvertretung mehr geben, sondern zwei miteinander konkurrierende Gremien, den Betriebsrat und den Sprecherausschuß. Es wird dann keine Betriebsversammlung für alle Beschäftigten des Betriebes mehr geben. Nein, es gibt eine Versammlung für die normalen Arbeitnehmer und eine Versammlung für die sogenannten leitenden Angestellten.
    Der Sinn liegt auf der Hand: Anstatt sich darüber zu freuen, daß die historisch überholten Unterschiede zwischen Arbeitern und Angestellten endlich aufhören, daß Arbeiter und Angestellte in den Betriebsräten nicht mehr gegeneinander arbeiten und daß sich beide sowohl in der Arbeit als auch in den Forderungen und Interessen einander angenähert hatten, wollen Sie neue Gräben ziehen.
    Damit provozieren Sie, die Belegschaften in Streitigkeiten untereinander zu verwickeln. Der Sprecherausschuß kann nämlich sogar die Arbeit des Betriebsrates blockieren. Das haben wir gerade noch einmal bestätigt bekommen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist unwahr!)

    Denn er kann die Aufhebung von Betriebsvereinbarungen vor dem Arbeitsgericht erzwingen.
    Geradezu abenteuerlich wird es, wenn man sich anguckt, wer nach Ihren Vorstellungen unter den Begriff des leitenden Angestellten fallen soll. Ein unbestimmler Rechtsbegriff reiht sich an den anderen. So ganz trauen CDU/CSU und FDP ihren eigenen Formulierungen nicht. Denn sie haben im § 5 einen Abs. 4 angefügt, in dem sie jetzt schon Auslegungsregeln für die mit Sicherheit aufkommenden Zweifel an ihren eigenen Formulierungen anbieten. Diese Hilfestellungen, die sie da anbieten, sind dann wirklich die Krönung. Im Zweifel soll die Höhe des Gehaltes ausschlaggebend sein.
    Alles in allem sind das also Vorschriften, die nur Unfrieden und eine Flut von Prozessen bringen werden.

    (Scharrenbroich [CDU/CSU]: Das hat doch Ihr Gesetz damals gebracht!)

    Das gleiche gilt bei den Vorschriften zum sogenannten Minderheitenschutz. Die geänderten Wahlvorschriften und besonders die Anwendung der Grundsätze des Verhältniswahlrechtes bei der Besetzung von Betriebsratsausschüssen und bei der Freistellung von Betriebsratsmitgliedern nutzen allein Splittergruppierungen und Minigewerkschaften. Ihnen soll, obwohl sie bei den Betriebsratswahlen eine Absage erteilt bekommen haben, doch noch der Weg bereitet werden, in die Betriebsräte einzuziehen.

    (Günther [CDU/CSU]: Wenn sie kein Mandat haben, geht das ja wohl nicht!)

    Dieser Listenproporz führt zur Fraktionierung im Betriebsrat. Herr Günther, der Betriebsrat ist kein Parlament. Solche Bestimmungen bedeuten nicht mehr Demokratie im Betrieb. Das Ziel ist, die betriebliche Interessenvertretung zu schwächen.

    (Beifall bei der SPD)

    Deshalb sage ich: Das ist auch kein Wunder, denn Arbeitnehmervertreter haben in dieser Koalition ohnehin nichts zu sagen.

    (Beifall bei der SPD)

    Noch im Mai hat der Bundesvorstand der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft u. a. folgendes beschlossen: Die Betriebs- und Personalräte müssen, Herr Kollege Scharrenbroich, bei sozialen und personellen Auswirkungen neuer Techniken ein echtes Mitbestimmungsrecht haben. Kein Wort davon findet sich in Ihrem Gesetzentwurf. Sie reden allein von der Ausweitung der Unterrichtungs- und Beratungsrechte. Was vorgelegt wird, ist in Wirklichkeit weiße Salbe.

    (Sehr richtig! bei der SPD)




    Dreßler
    Inhaltlich wird das Gesetz keineswegs verbessert, denn das, was hier mit anderen Worten umschrieben wird, steht schon jetzt im Gesetz.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Eine Verbesserung ist das nicht. Mit diesem Gesetzentwurf lösen Sie kein einziges Problem in der Praxis; Sie schaffen nur neue Probleme.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Dabei wäre es dringend notwendig, die betriebliche Mitbestimmung den heutigen Erfordernissen entsprechend fortzuentwickeln. Das Betriebsverfassungsgesetz 1972 hat sich nämlich grundsätzlich bewährt. Die Auswirkungen der neuen Technologien konnten damals jedoch noch nicht übersehen werden. Die SPD-Fraktion wird deshalb in der Sommerpause einen Gesetzentwurf vorstellen, der diese Probleme anpackt.

    (Scharrenbroich [CDU/CSU]: Darauf haben wir schon lange gewartet!)

    Er enthält folgende unverzichtbare Punkte — hören Sie gut zu, Herr Scharrenbroich; jetzt erzähle ich Ihnen einmal, was Mitbestimmung ist, damit Ihr Herz sich daran erfreut, denn in Ihrem komischen Entwurf findet sich davon nichts — :
    Erstens. Die Betriebsräte erhalten bei uns ein Mitbestimmungsrecht bei der Einführung, Anwendung, Änderung oder Erweiterung neuer technischer Einrichtungen und Verfahren.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Zweitens. Die Mitbestimmungs- und Kontrollrechte bei der Personaldatenverarbeitung einschließlich der Erhebung, Veränderung und Übermittlung von Personaldaten werden ausgebaut.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Drittens. Die Mitbestimmungsrechte bei der Personalplanung werden präzisiert.

    (Beifall bei der SPD)

    Viertens. Die Mitbestimmungsrechte bei Betriebsänderungen/Sozialplanregelungen werden ausgebaut.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Fünftens. Die Mitbestimmungsrechte bei Einstellungen, Kündigungen und anderen personellen Einzelmaßnahmen werden erweitert.

    (Beifall bei der SPD)

    Sechstens. Der Betriebsrat erhält bei der Bestellung und Abberufung der betrieblichen Datenschutzbeauftragten, der Betriebsärzte und Betriebsärztinnen, der Fachkräfte für Arbeitssicherheit, der Ausbilder und Ausbilderinnen sowie von betrieblichen Beauftragten für den Umweltschutz und für die Gleichstellung von Frau und Mann ein Mitbestimmungsrecht, Herr Scharrenbroich.

    (Beifall bei der SPD)

    Siebtens. Die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates werden auf Maßnahmen, die dem betrieblichen Umweltschutz dienen, erweitert.

    (Beifall bei der SPD — Louven [CDU/CSU]: Wenn ihr den Entwurf fertig habt, könnt ihr ihn doch vorlegen!)

    Achtens. Durch eine Änderung der Wahlvorschriften wird der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts Rechnung getragen.
    Neuntens. Der Begriff der leitenden Angestellten wird eindeutig eingrenzend definiert.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Zehntens. Der Begriff des Tendenzträgers bzw. der Tendenzträgerin wird definiert.
    Von all diesen Forderungen findet sich bei Ihnen nichts.

    (Andres [SPD]: Null!)

    Der Grund ist klar: Ihr Bild der Arbeitnehmer und der Bedingungen, unter denen die Menschen leben und arbeiten sollen, ist das Bild von gestern, wenn nicht von vorgestern.
    Für uns ist der arbeitende Mensch ein Bürger in einem demokratischen Staat, der ein Recht auf Mitverantwortung und Mitgestaltung hat, und das nicht nur nach Feierabend, sondern auch während seiner Arbeitszeit. Unser Anspruch an die Technik und ihre Entwicklung ist moderner. Für uns ist technische Entwicklung erst dann fortschrittlich, wenn sie auch zu sozialem Fortschritt führt.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein Technikeinsatz, der den Arbeitnehmer an die elektronische Kette legen will, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.

    (Beifall bei der SPD)

    Es führt deshalb kein Weg daran vorbei: Nur der auch im Betrieb zur Mitsprache und Mitentscheidung berechtigte Mensch macht eine wirklich humane und fortschrittliche Industriegesellschaft möglich. Meine Damen und Herren, da reichen bloße Informationsrechte eben nicht aus. Für die Vorlage dieses rückschrittlichen Gesetzentwurfes haben Sie wirklich lange gebraucht, und wir diagnostizieren: Das Ergebnis ist niederschmetternd.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Widerspruch bei der CDU/CSU — Scharrenbroich [CDU/CSU]: Das war eine typische Oppositionsrede!)