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    Plenarprotokoll 11/87 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 87. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Inhalt: Verzicht der Abg. Frau Simonis und des Abg. Jansen auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 5829 A Eintritt der Abg. Frau Dr. Sonntag-Wolgast und des Abg. Opel in den Deutschen Bundestag 5829 A Erweiterung der Tagesordnung 5829 B Absetzung des Punktes 3 — Entwurf eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes — von der Tagesordnung 5829 D Zur Geschäftsordnung Kleinert (Marburg) GRÜNE 5829 D Seiters CDU/CSU 5830 B Tagesordnungspunkt 2: a) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 (Drucksachen 11/2157, 11/2226, 11/2299, 11/2529, 11/2536, 11/2551) b) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abbau steuerlicher Härten für die Landwirtschaft (Drucksachen 11/676, 11/2529, 11/2536, 11/2531) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag des Abgeordneten Sellin und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kürzung der Berlin-Förderung und Bildung eines Finanzfonds zur Verbesserung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Situation der Stadt zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Apel, Roth, Dr. Spöri, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beseitigung steuerlicher Benachteiligungen von kleinen und mittleren Unternehmen (Drucksachen 11/1187 [neu], 11/1335, 11/2529, 11/2536) d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur steuerlichen Begünstigung von Zuwendungen an unabhängige Wählervereinigungen (Drucksachen 11/1316, 11/2554, 11/2555) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu dem Antrag der Abgeordneten Müntefering, Conradi, Amling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Wohnungsgemeinnützigkeit erhalten und stärken (Drucksachen 11/1389, 11/2516) Dr. Dregger CDU/CSU 5831 D Dr. Apel SPD 5837 B Gattermann FDP 5842D, 5922 D Hüser GRÜNE 5847C, 5924 A Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . . 5849 D Poß SPD 5856 B Glos CDU/CSU 5859 C Frau Vennegerts GRÜNE 5863 A Dr. Solms FDP 5865 C Huonker SPD 5868 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 5871 C Sellin GRÜNE 5873 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Rind FDP 5874 B Dr. Mitzscherling SPD 5877 B Dr. Neuling CDU/CSU 5879 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 5881 D Dr. Daniels (Bonn) CDU/CSU 5883 A Dr. Wieczorek SPD 5884 B Dr. Grünewald CDU/CSU 5887 A Reschke SPD 5889 A Doss CDU/CSU 5890 D Kleinert (Marburg) GRÜNE 5892 A Frau Will-Feld CDU/CSU 5892 D Wüppesahl fraktionslos (zur GO) . . . 5894 B Wüppesahl fraktionslos 5895A, 5925 B Kastning SPD 5897 A Jung (Lörrach) CDU/CSU 5898 C Namentliche Abstimmungen in der zweiten Beratung . . . 5900A, B, C, D, 5901A, B, 5902B Ergebnisse . . . 5903B, 5905A, 5907A, 5908D, 5910D, 5912D, 5914C, 5916C Dr. Fell CDU/CSU 5918 C Dr. Struck SPD 5919 C Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5926 B Dr. Vondran CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5926 C Niegel CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5927 A Rind FDP (Erklärung nach § 31 GO) . . 5927 B Namentliche Abstimmungen in der dritten Beratung 5928B, 5930 D Ergebnisse 5931A, 5941 D Zur Geschäftsordnung Kleinert (Marburg) GRÜNE 5928 C Bohl CDU/CSU 5929 A Jahn (Marburg) SPD 5929 B Seiters CDU/CSU 5930 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung „Hilfswerk für behinderte Kinder" (Drucksachen 11/2274, 11/2519, 11/2522) 5932 D Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Sammelübersichten 67, 68 und 69 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 11/2435, 11/2509, 11/2510) 5933 B Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung der Sammelübersicht 72 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/2544) . . . . 5933 B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Sammelübersicht 73 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/2545) . . . . 5933 B Tagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Unterstützung der Reformbemühungen der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (Drucksache 11/2543) 5933 C Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeskleingartengesetzes (Drucksache 11/200) 5933 D Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung (Drucksache 11/1867) 5933 D Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 26. März 1986 zur Änderung des Übereinkommens vom 4. Juni 1974 zur Verhütung der Meeresverschmutzung vom Lande aus (Drucksache 11/2272) 5933 D Tagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Erklärung vom 11. Dezember 1986 zu dem Übereinkommen vom 3. Dezember 1976 zum Schutze des Rheins gegen Verunreinigung durch Chloride (Drucksache 11/2273) . . . . 5933 D Tagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 20, 42, 56, 57, 61, 62, 68, 69, 75, 80, 100, 104, 106 a (neu), 122 a, Anlage 4 (Drucksache 11/2206) 5934 A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 III Tagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 28, 35, 106 (Drucksache 11/2207) 5934 B Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 6, 13, 30, 32, 69, 78, 127 (Drucksache 11/2208) 5934 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: Umstellung der Kapitel I bis V und Änderung der Kapitel VI und VIII (Drucksache 11/2209) 5934 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Abgeordneten Adler, Jansen, Kißlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rechtsverordnung für den Transport von Tieren (Drucksache 11/2441) 5935 A Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dreßler, Frau Fuchs (Köln), Egert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Reform des Gesundheitswesens (Drucksache 11/2500) 5935A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 1987 (Drucksachen 11/2034, 11/2528) Weiskirch, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages 5935 B Dr. Jenninger, Präsident des Deutschen Bundestages 5937 A Dr. Scholz, Bundesminister BMVg 5937D, 5950B Heistermann SPD 5938 C Breuer CDU/CSU 5943 C Dr. Mechtersheimer GRÜNE 5946 B Nolting FDP 5948 B Kolbow SPD 5951 A Tagesordnungspunkt 16: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes (Drucksachen 11/2420, 11/2517, 11/2518) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verzicht auf Diätenerhöhung — statt dessen Förderung von Arbeitsloseninitiativen (Drucksachen 11/2439, 11/2517) Becker (Nienberge) SPD 5954 C Dr. Lammert CDU/CSU 5955 A Stratmann GRÜNE 5955 D Beckmann FDP 5956 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksachen 11/2357, 11/2556) Dr. Hoffacker CDU/CSU 5958B Jaunich SPD 5959 A Frau Würfel FDP 5960 B Frau Wilms-Kegel GRÜNE 5961 B Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMJFFG . . 5962 A Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Blunck, Dr. Hauff, Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Eckpunkte für die Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes (Drucksache 11/1447) in, Verbindung mit IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Frau Flinner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Klare ökologische Schwerpunktsetzung im Bundesnaturschutzgesetz (Drucksache 11/2523) Frau Blunck SPD 5963 B Eylmann CDU/CSU 5964 A Brauer GRÜNE 5965 B Baum FDP 5966 A Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 5967 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), Stratmann, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Einführung eines einheitlichen linearen zeitvariablen Tarifs für alle Verbrauchergruppen und Stromanwendungsgebiete (Drucksache 11/2079) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . 5968 A Magin CDU/CSU 5968 D Jung (Düsseldorf) SPD 5970 A Beckmann FDP 5970 D Dr. Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi . . 5971D Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes, über Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten und zur Sicherung der MontanMitbestimmung (Drucksache 11/2503) Scharrenbroich CDU/CSU 5972 D Dreßler SPD 5975 D Cronenberg (Arnsberg) FDP 5977 D Stratmann GRÜNE 5980 D Dr. Warrikoff CDU/CSU 5982 D Peter (Kassel) SPD 5985 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 5987 A Urbaniak SPD 5990 A Nächste Sitzung 5991 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 5993* A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Steuerreformgesetzes (Drucksache 11/2157) (Abg. Bauer, Dr. Blank, Bohlsen, Bühler [Bruchsal], Carstensen [Nordstrand], Ehrbar, Fuchtel, Funk [Gutenzell], Ganz [St. Wendel], Hauser [Krefeld], Hinsken, Jung [Limburg], Dr.-Ing. Kansy, Dr. Kappes, Kossendey, Kroll-Schlüter, Frau Limbach, Dr. Daniels [Bonn], Link [Diepholz], Louven, Sauer [Stuttgart], Haungs, Börnsen [Bönstrup], Marschewski, Müller [Wadern], Pfeffermann, Scharrenbroich, Schemken, von Schmude, Schreiber, Dr. Schroeder [Freiburg], Schulhoff, Dr. Todenhöfer, Dr. Uelhoff, Dr. Voigt [Northeim], Würzbach [alle CDU/CSU] und Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher, Baum, Irmer, Dr. Hirsch, Frau Würfel und Lüder [alle FDP]) 5993* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5829 87. Sitzung Bonn, den 23. Juni 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Biedenkopf 24. 6. Bohlsen 24. 6. Dr. Böhme (Unna) 24. 6. Frau Brahmst-Rock 24. 6. Büchner (Speyer)* 24. 6. Catenhusen 24. 6. Eimer (Fürth) 24. 6. Engelhard 24. 6. Feilcke 24. 6. Frau Dr. Hartenstein 24. 6. Dr. Hauff 24. 6. Hedrich 23. 6. Frau Kelly 24. 6. Dr. Klejdzinski 24. 6. Menzel 24. 6. Meyer 23. 6. Dr. Müller ' 24. 6. Sauer (Salzgitter) 24. 6. Frau Schilling 24. 6. Stahl (Kempen) 24. 6. Verheugen 24. 6. Wilz 23. 6. Frau Wollny 24. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Steuerreformgesetzes (Drucksache 11/2157) Abgeordneter Bauer (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung werde ich für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Diese Entscheidung zerstört in den Augen der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Steuerreform und ist sachlich nicht geboten. Lediglich wegen der Gefährdung der Steuerreform und der dann vorliegenden Handlungsunfähigkeit der Koalition und des drohenden Verlustes der Regierungsfähigkeit werde ich meine Zustimmung erteilen. Abgeordneter Dr. Blanck (CDU/CSU): Ich stimme der Steuerbefreiung von Flugbenzin in der namentlichen Abstimmung nur deshalb zu, damit Anlagen zum Stenographischen Bericht das gesamte Steuerreformgesetz nicht scheitert, sondern in Kraft treten kann. Eine einzelne Frage, in der Öffentlichkeit zu Recht kritisch diskutiert, darf die in ihrer Gesamtheit notwendige und richtige Steuerreform nicht gefährden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP, zu der es keine Alternative gibt, darf nicht durch diese wenn auch noch so kritisch zu beurteilende Einzelentscheidung in Frage gestellt werden. Abgeordneter Bohlsen (CDU/CSU): In der am 23. 6. 1988 stattfindenden namentlichen Abstimmung werde ich trotz erheblicher Bedenken für die Steuerbefreiung von Flugbenzin stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Wenn eine steuerliche Vergünstigung für die Sportflieger geschieht, hätten auch die Sportbootfahrer einbezogen werden müssen. Mit Rücksicht auf die erhebliche Zunahme im Luftverkehr halte ich eine vollständige Besteuerung des innerdeutschen Flugverkehrs, der gegenwärtig zu 96 % freigestellt ist, für verkehrspolitisch sinnvoller. Leider sind die bisherigen Versuche auf europäischer Ebene gescheitert. Meine Zustimmung erteilte ich nur, um die Steuerreform nicht als Ganzes zu gefährden. Ein Scheitern der Steuerreform, die ich unter vielen Gesichtspunkten für erforderlich halte, könnte die Handlungsunfähigkeit der Koalition bedeuten. Abgeordneter Bühler (Bruchsal) (CDU/CSU): Ich habe in der heutigen namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer gestimmt, obwohl ich die Entscheidung für falsch halte. Hierdurch wird die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpakets in den Augen der Öffentlichkeit in Frage gestellt. Es hätte andere, gerechtere und für den Bürger einsichtige Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Meine Zustimmung in der namentlichen Abstimmung zur Abschaffung der Besteuerung von Flugbenzin für Privatflieger ist einzig und allein darin begründet, daß ich die endgültige Verabschiedung der gesamten Steuerreform mit ihren ansonsten positiven Auswirkungen und damit die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung bzw. die dieser zugrunde liegenden Mehrheitsverhältnisse im Bundestag nicht gefährden möchte. Abgeordneter Carstensen (Nordstrand) (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpo- 5994' Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 litischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordneter Ehrbahr (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung halte ich für einen gravierenden politischen Fehler. Da ich jedoch die Steuerreform mit ihrer entlastenden Wirkung insbesondere im unteren Einkommensbereich und bei Familien mit Kindern in ihrer Realisierung nicht gefährden will, habe ich mit „Enthaltung" gestimmt. Abgeordneter Fuchtel (CDU/CSU): Ich stimme für die Steuerreform inklusive der Restbefreiung von der Flugbenzinsteuer. Das Gesamtwerk der bisher größten Steuerreform darf nicht wegen eines Teilaspekts gefährdet und die gefundene Kompromißlinie nicht mit unsicherer inhaltlicher und zeitlicher Perspektive wieder in Frage gestellt werden. In der Sache hätte ich mir eine differenzierte Behandlung von geschäftlichem Reise-Flugverkehr und Hobby-Flugverkehr gewünscht und halte deswegen das Gesetz in diesem Punkt für sachlich unrichtig, was aber nicht dazu führen kann, daß durch entsprechende Abstimmungen die Handlungsfähigkeit der Koalition aufs Spiel gesetzt wird. Abgeordneter Funk (Gutenzell) (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpolitischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordneter Ganz (St. Wendel) (CDU/CSU): Ich halte die in Artikel 24 des Steuerreformgesetzes 1990 vorgesehene Änderung des Mineralölsteuergesetzes für nicht vertretbar. Ich habe bei der namentlichen Abstimmung nur deshalb für die Beibehaltung des Artikel 24 votiert, weil ich das Gesamtvorhaben Steuerreform nicht in Gefahr bringen wollte. Abgeordneter Hauser (Krefeld) (CDU/CSU): Um das Gesamtvorhaben der Steuerreform mit seiner Wirkung der Entlastung kinderreicher Familien und niedriger und mittlerer Einkommen nicht zu gefährden, habe ich meine ursprüngliche Absicht, bei der Steuerbefreiung für Flugbenzin mit Nein zu stimmen, aufgegeben und stimme zu. Abgeordneter Hinsken (CDU/CSU): Obwohl ich mit der Streichung der Investitionszulage nicht einverstanden bin, werde ich, um das Steuergesamtpaket, das ich insgesamt gesehen für gut finde, nicht zu gefährden, für die Regierungsvorlage stimmen. Abgeordneter Jung (Limburg) (CDU/CSU): Ich werde in der heutigen namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Sie zerstört in den Augen der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Steuerreform und ist sachlich nicht geboten. Die in der Tat vorliegende steuerliche Ungleichbehandlung hätte anders beseitigt werden müssen. Nämlich mit der vollständigen Besteuerung des innerdeutschen Flugverkehrs, der momentan zu 96 % freigestellt ist. Lediglich wegen der Gefährdung der Steuerreform und der dann vorliegenden Handlungsunfähigkeit der Koalition und des drohenden Verlustes der Regierungsfähigkeit werde ich meine Zustimmung erteilen. Abgeordneter Dr.-Ing. Kansy (CDU/CSU): Zum Änderungsantrag der SPD-Fraktion bei der zweiten Lesung des Steuerreformgesetzes 1990, Flugbenzin für Geschäfts- und Sportflieger entgegen dem Beschluß des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages der Besteuerung zu unterziehen, erkläre ich: Ich halte die Entscheidung des Finanzausschusses für sachlich und politisch falsch. Da bei der Geschäftslage des Deutschen Bundestages die Annahme des SPD-Antrages — von der SPD auch so gewollt — nicht nur die Besteuerung des Flugbenzins, sondern auch das Scheitern der Verabschiedung der Steuerreform vor der Sommerpause und vielleicht sogar eine Krise der Koalition bedeuten würde, habe ich den SPD-Antrag abgelehnt. Die Verabschiedung dieser Reform und die Handlungsfähigkeit der Koalition hat nach ernsthafter Abwägung Vorrang vor der Durchsetzung der Besteuerung des Flugbenzins durch wechselnde Mehrheiten im Plenum. Abgeordneter Dr. Kappes (CDU/CSU): Zu meinem Abstimmungsverhalten in der Frage der Mineralölsteuerbefreiung zugunsten der Privat- und Sportflieger — Artikel 24 des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 — erkläre ich: Grundsätzlich bin ich der Auffassung, daß es in unserem Staat keine unterschiedliche Besteuerung desselben Verbrauchsgutes je nach Verwendungsabsicht des Käufers geben sollte. Dies muß auch für den Kauf von Flugbenzin gelten. Entweder sollen alle Flieger oder aber keiner Mineralölsteuer bezahlen. Ich selbst trete aus sozial-, steuer-, verkehrs-, energie- und umweltpolitischen Gründen dafür ein, daß in Zukunft alle, d. h. sowohl die großen Fluggesellschaften als auch die kleinen Lufttaxiunternehmen, der Werkflugverkehr und die Sportflieger in gleicher Weise zur Mineralölsteuer herangezogen werden. Meiner Meinung nach lassen sich die hier bestehenden Schwierigkeiten — insbesondere im Zusammenhang mit internationalen Abkommen — bei gutem Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5995 Willen ausräumen. Hierfür werde ich mich energisch einsetzen. Im Hinblick auf die unerwartet — vor allem wegen des Dollarverfalls und der Finanzsituation der Europäischen Gemeinschaft — bereits jetzt erforderlich gewordene Mineralölsteuererhöhung für Kraftfahrzeugbenzin hätte ich es für richtig gehalten, zunächst auf die grundsätzlich gebotene Änderung der bisher ungleichen Besteuerung des Flugbenzins bis zu einer möglichst baldigen Vereinheitlichung zu verzichten. Leider war dies nicht möglich. Insoweit habe ich volles Verständnis für die Verärgerung vieler Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis. Dennoch kann ich heute einer Streichung von Artikel 24 des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 — Flugbenzinregelung — nicht zustimmen, weil dies in der jetzigen Beratungsphase offenkundig das Scheitern des gesamten, außerordentlich wichtigen und im wesentlichen gelungenen Reformvorhabens bedeuten und damit die Weiterarbeit der Regierungskoalition gefährden würde. So weitreichende Folgen sind aus meiner Sicht nicht zu verantworten. Abgeordneter Kossendey (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung zum Thema Befreiung von der Flugbenzinsteuer habe ich für diese Befreiung gestimmt, obwohl ich diese Entscheidung für sachlich ungerechtfertigt und politisch unklug halte. Diese Regelung bringt die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpaketes in den Augen der Öffentlichkeit in Mißkredit. Meines Erachtens hätte es gerechtere und für den Bürger einsichtigere Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Dabei wäre meiner Meinung nach einer generellen Besteuerung des Flugbenzins aus ökologischen wie auch aus Gründen der Gerechtigkeit der Vorzug zu geben gewesen, zumindest soweit es den innerdeutschen Flugbetrieb betrifft. Meine Zustimmung in einer namentlichen Abstimmung kann ich nur damit begründen, daß ich die ansonsten positive Wirkung der Steuerreform nicht gefährden und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aufrechterhalten wollte. Abgeordneter Kroll-Schlüter (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpolitischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordnete Frau Limbach und Abgeordneter Dr. Daniels (Bonn) (beide CDU/CSU): Mein Verhalten in der heutigen Abstimmung richtet sich nach meiner Überzeugung, daß die Steuerreform richtig und notwendig ist. Ich kann es nicht verantworten, mit einer Einzelentscheidung die Steuerreform insgesamt zu gefährden mit der sich daraus möglicherweise ergebenden Einschränkung der Handlungsfähigkeit der Koalition und der Regierungsfähigkeit. Deshalb werde ich in der namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese weder für sachlich geboten noch für politisch sinnvoll halte. Abgeordneter Link (Diepholz) (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung zum Thema Befreiung von der Flugbenzinsteuer habe ich für diese Befreiung gestimmt, obwohl ich diese Entscheidung für sachlich ungerechtfertigt und politisch unklug halte. Diese Regelung bringt die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpaketes in den Augen der Öffentlichkeit in Mißkredit. Meines Erachtens hätte es gerechtere und für den Bürger einsichtigere Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Dabei wäre meiner Meinung nach einer generellen Besteuerung des Flugbenzins aus ökologischen wie auch aus Gründen der Gerechtigkeit der Vorzug zu geben gewesen, zumindest soweit es den innerdeutschen Flugbetrieb betrifft. Meine Zustimmung in einer namentlichen Abstimmung kann ich nur damit begründen, daß ich die ansonsten positive Wirkung der Steuerreform nicht gefährden und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aufrechterhalten wollte. Abgeordnete Louven, Sauer (Stuttgart), Haungs und Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Um das Gesamtvorhaben der Steuerreform nicht zu gefährden, habe ich meine ursprüngliche Absicht, bei der Steuerbefreiung für Flugbenzin mit Nein zu stimmen, aufgegeben und mich der Stimme enthalten. Abgeordneter Marschewski (CDU/CSU): Ich habe bei der namentlichen Abstimmung nur deshalb für die Beibehaltung des Art. 24 votiert, weil ich das Gesamtvorhaben Steuerreform nicht in Gefahr bringen wollte. Ich halte die in Art. 24 des Steuerreformgesetzes 1990 vorgesehene Änderung des Mineralölsteuergesetzes in keiner Hinsicht für vertretbar. Abgeordneter Müller (Wadern) (CDU/CSU): Nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, bei der Abstimmung über die Frage Befreiung der Besteuerung von Flugbenzin der Bundesregierung nicht zuzustimmen. Die sachlichen Argumente zur Aufhebung dieser Steuer überzeugen mich nicht. Meine Fraktionsführung hat gebeten, aus übergeordneten Gründen dieser Vorlage zuzustimmen, und im Falle der Nichtannahme Konsequenzen für die Steuerreform insgesamt vorausgesagt. Auch diese Argumente vermag ich nicht zu teilen. 5996* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Da ich als Abgeordneter einer strukturschwachen Region ständig der Unterstützung der Bundesregierung und meiner Fraktion für diese Region bedarf und ich den Erfolg der Opposition nicht will, habe ich mich bei dieser Vorlage der Stimme enthalten. Abgeordneter Pfeffermann (CDU/CSU): Nach § 31 (2) der Geschäftsordnung erkläre ich hiermit, daß ich an der namentlichen Abstimmung über Artikel 24 nicht teilnehme. Abgeordneter Scharrenbroich (CDU/CSU): Die heute zu verabschiedende Steuerreform ist Ergebnis einer Koalitionsvereinbarung. Die Diskussion der letzten Tage hat deutlich gemacht, daß die Steuerreform nur rechtzeitig verabschiedet werden kann, wenn gleichzeitig auch die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten erfüllt wird, die Steuer auf Flugbenzin abzuschaffen. Um die Koalitionsvereinbarung nicht zu gefährden, sehe ich mich verpflichtet, der Abschaffung der Flugbenzinsteuer zuzustimmen. Zu dieser Haltung sehe ich mich veranlaßt, um die Steuerreform mit ihren großen Entlastungen für kinderreiche Familien und Arbeitnehmer sowie mit ihrer bedeutsamen beschäftigungspolitischen Wirkung nicht zu gefährden. Abgeordneter Schemken (CDU/CSU): Um die Steuerreform nicht zu gefährden, stimme ich in der namentlichen Abstimmung gegen den SPDAntrag (Drucksache 11/2560), obwohl ich die Mineralölsteuerbefreiung für Flugbenzin für nicht gerechtfertigt halte. Mir ist dabei klar, daß in der öffentlichen Wirkung der Eindruck einer sozialen Unausgewogenheit nicht zu vermeiden ist. Das größere Ziel des Steuerreformwerkes mit seinen entscheidenden Entlastungen, aber insbesondere die notwendige Unterstützung bei der zukünftigen Aufgabenbewältigung dieser Koalition haben für mich Vorrang. Abgeordneter von Schmude (CDU/CSU): Mit der Abschaffung der Flugbenzinsteuer kann ich mich nicht einverstanden erklären. Die sachlichen Argumente zur Aufhebung dieser Steuer überzeugen mich nicht. Nur auf Grund der zweimal getroffenen Mehrheitsentscheidungen meiner Fraktion stimme ich aus Gründen der Fraktionssolidarität und um die Steuerreform nicht zu gefährden, den geplanten Maßnahmen zu. Abgeordneter Schreiber (CDU/CSU): Die heute zu verabschiedende Steuerreform ist Ergebnis einer Koalitionsvereinbarung. Ich habe bis in die letzte Stunde der Verabschiedung dieser Steuerreform beabsichtigt, wegen der Abschaffung der Flugbenzinsteuer, diesem Punkt der Steuerreform nicht zuzustimmen. Ich halte nach wie vor die Abschaffung der Flugbenzinsteuer für eine Provokation der Bürger unseres Landes. Auf der anderen Seite ist mir klar geworden, daß die Steuerreform nur rechtzeitig verabschiedet werden kann, wenn die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten erfüllt wird, die Steuer auf Flugbenzin abzuschaffen. Nachdem die Steuerreform große Entlastungen für kinderreiche Familien und Arbeitnehmer mit sich bringen wird, möchte ich diese wichtige Entscheidung nicht gefährden. Deshalb sehe ich mich gezwungen, um das Gesamtpaket nicht zu gefährden, mich der Stimme zu enthalten. Zu einer Zustimmung zu diesem Punkt der Steuerreform (Abschaffung der Flugbenzinsteuer) kann ich mich nicht durchringen. Abgeordneter Dr. Schröder (Freiburg) (CDU/CSU): Mit der ersatzlosen Aufhebung der Mineralölsteuer auf Flugbenzin kann ich mich nicht einverstanden erklären. Die Argumente zur Abschaffung dieser Flugbenzinsteuer können mich — zumindest soweit hier auch die Befreiung der Hobbyflieger eingeschlossen ist — nicht überzeugen. Meine Fraktion hat zweimal mit Mehrheit für eine generelle Flugbenzinbefreiung gestimmt. Für den Fall eines Scheiterns der Flugbenzinbefreiung in der Schlußabstimmung im Plenum des Deutschen Bundestages wurden von der Fraktionsführung ein allgemeines Scheitern der gesamten Steuerreform und schwerwiegende Konsequenzen für die Koalition vorgetragen. Da ich solche weitergehenden Konsequenzen nicht verantworten kann, stimme ich den geplanten Maßnahmen zu. Abgeordneter Schulhoff (CDU/CSU): Obwohl ich der Steuerbefreiung von Flugbenzin für Privatflieger aus verkehrspolitischen, ökologischen und gesellschaftspolitischen Gründen ablehnend gegenüberstehe, werde ich dem zustimmen, um nicht die Steuerreform insgesamt zu gefährden. Diese Steuerreform ist auf Grund der unerträglichen Steuerbelastung breitester Bevölkerungsschichten nicht nur geboten, sondern sogar überfällig. Der gesenkte, linear progressive Tarif ist so wichtig, daß ich einer unverzüglichen Verabschiedung des Steuerreformgesetzes nicht im Wege stehen kann. Abgeordneter Dr. Todenhöfer (CDU/CSU): Ich kann dem Steuerreformgesetz aus zahlreichen Gründen nur als Gesamtpaket zustimmen und dies auch nur mit erheblichen Vorbehalten. Mein stärkster Vorbehalt betrifft die Besteuerung der Zuschläge für Schichtarbeit. Der jetzt zur Abstimmung anstehende Kompromiß über die Besteuerung der Schichtzuschläge ist für Schichtarbeiter und Schichtarbeiterinnen nicht akzeptabel. Durch ihn wird den besonderen Belastungen der Nachtarbeit und der Arbeit an Sonn- und Feiertagen in den unterschiedlichsten Berufen nicht ausreichend Rechnung getragen. Auch vor dem Hintergrund der Probleme des Industriestandorts Bundesrepublik Deutschland und der Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5997' Notwendigkeit, die teuren Produktionsanlagen unseres Landes verstärkt auszulasten, hätte der Gesetzgeber dafür sorgen müssen, daß die Arbeit während der besonders belastenden Nacht- und Wochenendzeiten besonders attraktiv gestaltet wird. Der jetzige Kompromiß wird diesen Forderungen nicht gerecht und kann nicht als sozial bezeichnet werden. Ich lehne ihn daher ab. Abgeordneter Dr. Uelhoff (CDU/CSU): Die Steuerreform ist zur Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen ebenso wichtig wie für die Verbesserung des Eigenkapitals der Unternehmungen. Deshalb ist diese Reform notwendig, und sie darf nicht — wie von der Opposition beabsichtigt — durch eine Einzelentscheidung zur Steuerbefreiung von Flugbenzin gefährdet werden. Ich kann bei einem Entlastungsvolumen von ca. 50 Milliarden DM eine Subvention von ca. 25 Millionen DM nicht zur Grundlage meiner Entscheidung machen. Um die gesamte Steuerreform nicht zu gefährden, werde ich deshalb in der namentlichen Abstimmung der Steuerbefreiung beim Flugbenzin als Teilstück eines Kompromisses zustimmen, obwohl ich diese Einzelentscheidung weder für sachlich geboten noch für politisch sinnvoll halte. Abgeordneter Dr. Voigt (Northeim) (CDU/CSU): Ich stimme der Steuerbefreiung von Flugbenzin in der namentlichen Abstimmung nur deshalb zu, damit das gesamte Steuerreformgesetz nicht scheitert, sondern in Kraft treten kann. Eine einzelne Frage, in der Öffentlichkeit zu Recht kritisch diskutiert, darf die in ihrer Gesamtheit notwendige und richtige Steuerreform nicht gefährden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP, zu der es keine Alternative gibt, darf nicht durch diese wenn auch noch so kritisch zu beurteilende Einzelentscheidung in Frage gestellt werden. Abgeordneter Würzbach (CDU/CSU): Die jetzt geplante Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt wegen der gleichzeitig notwendig werdenden Steuererhöhung für Benzin, von der die Kraftfahrer betroffen sein werden, bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie in der jetzigen Zeit — bei allem Verständnis für den sachlich gebotenen und überfälligen Regelungsbedarf in der Sache selbst — vor dem Hintergrund auch anderer vielfältiger anspruchsvoller gesetzlicher Reformvorhaben für eine politische Maßnahme, die das positive Vorhaben der Steuerreform in der politischen Umsetzung gleichermaßen unnötig wie schädlich belastet. Ich bedaure, daß die politisch parlamentarische Beratungsform so beschlossen wurde, daß keine Möglichkeit besteht, diesen Einzelpunkt abzulehnen und gleichzeitig das Gesetzesvorhaben insgesamt zu fördern. So werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um das Gesamtwerk der Steuerreform mit seinen insgesamt positiven Auswirkungen zu unterstützen. Abgeordnete Frau Dr. Hamm-Brücher, Baum, Irmer, Dr. Hirsch, Frau Würfel und Lüder (alle FDP): Die Unterzeichner dieser persönlichen Erklärung sehen sich nach reiflicher Überlegung und gewissenhafter Güterabwägung aus folgenden Gründen außerstande, einer Steuerbefreiung für Benzin der Privatflieger zuzustimmen: — In einer Zeit wachsender Verschuldung der öffentlichen Haushalte, — in einer Zeit, in der Verbrauchsteuern, insbesondere für Benzin, drastisch erhöht und von den meisten Bürgern zusätzliche finanzielle Leistungen abverlangt werden müssen, sollte eine kleine Gruppe in unserer Bevölkerung nicht ungerechtfertigt privilegiert werden. Diese grundsätzlichen Einwände wiegen für uns stärker als alle vermeintlichen Sach- und Terminzwänge, die ein neuerliches Überdenken der Entscheidung und ihrer voraussehbaren Folgewirkungen angeblich nicht mehr möglich machen. Dem Gesamtpaket der Steuerreform werden wir aus übergeordneten Gründen zustimmen. Plenarprotokoll 11/87 (Berichtigung) Berichtigungen zum Stenographischen Bericht 87. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Seite 5974 D achte Zeile von unten: Statt „1985" ist „1975" zu lesen. Seite 5994 B, vorletzte Erklärung: Statt „Abgeordneter Hauser (Krefeld) (CDU/CSU)" ist „Abgeordneter Hauser (Esslingen) (CDU/CSU) " zu lesen.
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    Rede von Paul Breuer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nicht jeder Jahresbericht des Wehrbeauftragten ist so umfangreich in der Öffentlichkeit diskutiert worden wie der Jahresbericht 1987. Aber alljährlich haben die Jahresberichte den Medien Anlaß für Schlagzeilen gegeben. Dies ist bei ruhiger, sachlicher Bewertung an sich eine Bestätigung dafür, daß die Institution Wehrbeauftragter einer hohen öffentlichen Aufmerksamkeit sicher sein kann.
    Im § 1 Abs. 1 des Gesetzes über den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages heißt es — ich zitiere — :
    Der Wehrbeauftragte nimmt seine Aufgaben als Hilfsorgan des Bundestages bei der Ausübung der parlamentarischen Kontrolle wahr.
    Aufgabe des Wehrbeauftragten ist es, sein Wächteramt so auszuüben, daß jedermann in der Bundesrepublik Deutschland sicher sein kann: Der Bereich hinter dem Kasernentor unterliegt der parlamentarischen Kontrolle.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der SPD sowie der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Insofern kann dieses Parlament über die öffentliche Aufmerksamkeit für den Bericht des Wehrbeauftragten erfreut sein. Der Jahresbericht des Wehrbeauftragten führt gerade auf Grund seines Charakters als Mängelbericht nicht zu einem Vertrauensverlust der Öffentlichkeit gegenüber der Bundeswehr. Im Gegenteil: Er ist die Grundlage für Vertrauensbildung, denn z. B. für keinen privatwirtschaftlichen Betrieb gibt es eine vergleichbare Einrichtung.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Der Wehrbeauftragte rechtfertigt auch unseren Anspruch, daß die Bundeswehr integrierter Bestandteil unserer offenen Gesellschaft ist. Wer behauptet oder unterschwellig empfindet, die Mängelliste des Wehrbeauftragten sei dazu geeignet, Mißtrauen der Öffentlichkeit gegenüber der Bundeswehr zu begründen und ihrem Ansehen zu schaden, stellt die Kausalitäten auf den Kopf; er verwechselt also Ursache und Wirkung.
    Das Ansehen der Bundeswehr, meine Damen und Herren, beschädigen diejenigen, die das Vorgesetztenverhältnis mißbrauchen und denen es an dem notwendigen Gespür für die Anwendung der Prinzipien der Inneren Führung mangelt.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der SPD sowie der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Die weit überwiegende Mehrheit der Vorgesetzten aller Ebenen in der Bundeswehr handelt pflichtgemäß.

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Sehr gut!)




    Breuer
    Sie verdient unsere Achtung und Anerkennung. Die wenigen Verfehlungen aber, die Ausnahmen, verdienen unsere Aufmerksamkeit und Wachsamkeit.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU und der SPD)

    Die Bundeswehr ist insgesamt in Ordnung. Zu diesem Schluß kommt auch der Wehrbeauftragte in seinem Bericht. Dies war in den letzten Jahren nicht anders. Die Bundeswehr kann selbstbewußt an ihre Aufgaben herangehen. Sie ist aber auch gefestigt genug, Offenheit für konstruktive Kritik zu beweisen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Die Ursache der öffentlichen Diskussion — das müssen die Vorgesetzten in den Streitkräften wissen
    — ist nicht der Jahresbericht des Wehrbeauftragten, sondern sind die berechtigten Eingaben der Untergebenen. Diese Eingaben sind auf Fehlverhalten ihrer Kameraden, der Kameraden dieser Vorgesetzten, zurückzuführen. Fehlverhalten — das ist ein Appell an die Vorgesetzten in der Wahrnehmung ihrer Aufgabe
    — ist unkameradschaftlich gegenüber allen anderen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der SPD — Frau Unruh [GRÜNE]: Wenn es nur das wäre!)

    Das Prinzip von Befehl und Gehorsam ist für die Streitkräfte unverzichtbar. Doch gerade dieses besondere Gewaltverhältnis in der Bundeswehr fordert unsere Sorgfaltspflicht. Es fordert die Sorgfaltspflicht aller Vorgesetzten. Alle Möglichkeiten, Verstöße gegen die Prinzipien der Inneren Führung zu bekämpfen, und sei der Prozentsatz noch so klein, müssen genutzt werden.
    Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages
    — Willi Weiskirch hat dies in seiner Rede vorhin betont — streut nicht etwa Sand ins Getriebe. Im Gegenteil: Nur wenn die Steinchen und Sandkörner im Getriebe aufgespürt werden, können die Situation und die Motivation der Soldaten verbessert werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Namens der CDU/CSU-Bundestagsfraktion möchte ich mich in diesem Sinne bei dem Wehrbeauftragten Willi Weiskirch — auch bei seinen Mitarbeitern — für seinen Jahresbericht und seine umsichtige und engagierte Arbeit bedanken und ihn unserer Unterstützung versichern.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Die öffentliche Kritik von Truppenführern, meine Damen und Herren, am Bericht des Wehrbeauftragten war verfehlt.

    (Zuruf von der SPD: Skandalös!)

    Sie, die Truppenführer, sind entsprechend und angemessen gerügt worden. Die Kommandeure — wir haben dies vom Bundesminister der Verteidigung hier vorhin gehört — haben ihrem Dienstherren gegenüber mittlerweile ihr Bedauern erklärt. Ich gehe davon aus, daß diese Sache, bezogen auf die Personen, damit erledigt ist.
    Jüngste Veröffentlichungen von Pensionären der Bundeswehr kann ich allerdings nur als Schüsse aus dem Hinterhalt bezeichnen. Aus der sicheren Dekkung des nicht mehr in Verantwortung Stehenden glaubt man, durch Kritik am Verhalten der Parteien die Kontrollaufgabe des Parlaments gegenüber der Bundeswehr in Frage stellen zu können.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sehr wahr!)

    Hier ist dann, meine Damen und Herren, in der Tat der Primat der Politik bezweifelt. Diese Herren irren, wenn sie glauben, in der Bundeswehr große Unterstützung zu haben.
    Bei der Beratung des Gesetzes über den Wehrbeauftragten des Bundestages in diesem Hohen Hause am 11. April 1957 sagte unser ehemaliger Kollege Dr. Richard Jaeger:
    Meine Damen und Herren, wenn Sie der Meinung sind, der Wehrbeauftragte würde zu einer Figur des Mißtrauens, müßten Sie daraus folgern, daß die parlamentarische Kontrolle überhaupt ein Ausfluß des Mißtrauens ist.

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Eine gute Formulierung!)

    Wir haben aber immer wieder erklärt, daß parlamentarische Kontrolle sowohl gegenüber der Regierung als auch gegenüber der Bundeswehr ebenso wie gegenüber der Bürokratie wie gegenüber jeder Form staatlicher Betätigung eine selbstverständliche Äußerung demokratischen Denkens und höchstens ein Ausdruck der Wachsamkeit, niemals aber ein Ausdruck des Mißtrauens sein kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

    Dem, meine Damen und Herren, ist nichts hinzuzufügen.
    Noch einmal an die Adresse der Leserbriefschreiber und aller, die mit ihnen einer Meinung sind: Auslöser für die öffentliche Kritik und die daraus entstehende Irritation ist nicht der Wehrbeauftragte,

    (Frau Traupe [SPD]: Richtig!)

    sondern sind diejenigen, die immer noch nicht begriffen haben, welchen konstitutiven Wert die Innere Führung für unsere Bundeswehr hat und welch enorm wichtige Rolle die Qualität der Menschenführung bei der Darstellung der Bundeswehr nach außen besitzt.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Wenn ich, meine Damen und Herren, mit Eltern von Wehrpflichtigen oder auch mit Grundwehrdienstleistenden und Reservisten rede, dann wird — das muß hier gesagt werden — kaum über den Umgangston geklagt, auch sehr selten über Schikanen. Vielmehr bedauern die Betroffenen, daß die Soldaten vielfach zu wenig gefordert werden. Oder — so wird geklagt — die im Zivilleben gewonnenen Fähigkeiten werden nicht ausreichend genutzt. Der Wehrbeauftragte mahnt insbesondere einen fordernden und angemessenen Einsatz von Reservisten an.
    Die Personalknappheit der Bundeswehr in den 90er Jahren ist eine mittlerweile weit verbreitete Tatsache.



    Breuer
    Die Konkurrenz der Personalgewinnung zur Wirtschaft werden wir nur dann bestehen können, wenn der Dienst in der Bundeswehr attraktiv ist: ideell, materiell, aber auch von seiner Ausgestaltung her. Wenn Wehrpflichtige, ob Grundwehrdienstleistende oder Reservisten, ihren Pflichtdienst als verlorene Zeit empfinden, wird die Bereitschaft, Wehrdienst zu leisten, geringer. Auch die Bereitschaft der Wirtschaft zur Koordination würde sinken. Genauso name die Motivation der Längerdienenden ab. Ich möchte allen Verantwortlichen in der Bundeswehr zurufen: Mehr Mut, meine Herren, zu einem angemessenen, fordernden Dienst, mehr Einfallsreichtum in der Dienstausgestaltung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Der Dienst des Soldaten — darauf verweist Willi Weiskirch zu Recht — ist kein Job und ist kein Beruf wie jeder andere.
    Der Wehrbeauftragte spricht in seinem Bericht noch einmal das skandalöse Frankfurter Urteil an, nach dem Soldaten potentielle Mörder genannt werden dürfen. Noch einmal von dieser Stelle: Diejenigen, die als Soldaten Frieden und Freiheit eines demokratischen Landes bewahren, sind Lebensretter, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Dieses skandalöse Urteil muß aus der Welt.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Unsere Soldaten bedürfen unserer öffentlichen Unterstützung. Die Mehrheit der Öffentlichkeit steht der Bundeswehr zwar positiv gegenüber, aber dies, meine Damen und Herren — das muß kritisch gesagt werden — , ist vielfach nicht mehr als eine wohlwollende Lethargie.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Bei eigener Betroffenheit durch Lärm oder andere Unannehmlichkeiten schlägt sie leicht in Ablehnung um. Wir benötigen eine ganz selbstverständlich positive Einstellung zur Notwendigkeit der Landesverteidigung.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Zum Fluglärm!)

    Das muß auch weitgehend losgelöst sein von der Empfindung von Bedrohung, die sich subjektiv ständig ändern kann. Der Wehrbeauftragte stellt in seinem Bericht fest:
    Das Gefühl, militärisch bedroht zu sein, hat in gleichem Maße abgenommen, in dem Fortschritte bei den Abrüstungsverhandlungen sichtbar geworden sind.

    (Zuruf von der SPD: Ist doch gut!)

    Damit dürfte auch die Zahl derjenigen, die den Wehrdienst verweigern wollen, steigen.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Na prima!)

    Diese Befürchtung von Willi Weiskirch mag man teilen, doch unsere Aufgabe ist es, die Zusammenhänge
    klarzumachen. Der historisch bisher einmalige Abrüstungserfolg konnte nur auf der Basis einer gesicherten Verteidigungsfähigkeit erzielt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundeswehr hat mit ihrer Existenz einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Es muß doch geradezu motivierend wirken, in dem Bewußtsein zur Bundeswehr gehen zu können, daß dieser Dienst tatsächlich ein Dienst zum Frieden ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Um so bedauerlicher ist es, wenn der Bericht erneut die Praxis des staatspolitischen Unterrichts in der Bundeswehr kritisiert. Meine Erfahrung als Reservist ist die, daß sich der staatspolitische Unterricht in der Bundeswehr vielfach in einem Dämmerzustand befindet. Der staatspolitische Unterricht ist sowohl Ort der Wissensvermittlung als auch Ort der Diskussion für die Staatsbürger in Uniform. Er ist deshalb gerade auch als Motivationsfaktor unverzichtbar.
    Mehr als zwei Drittel der Eingaben an den Wehrbeauftragten befassen sich mit Fürsorge und Personalangelegenheiten. Ich finde, daß gerade dieser Anteil jenseits der Probleme, die ich eben aufgezeigt habe, eine große Bedeutung hat. Ähnlich wie beim Petitionsausschuß des Deutschen Bundestages kann man im Hinblick insbesondere auf die Häufung der Eingaben wichtige Feststellungen treffen. Je häufiger bestimmte begründete und berechtigte Eingaben eines Inhaltes, einer Problematik den Wehrbeauftragten erreichen, um so mehr kann man darauf schließen, daß es nicht nur Einzelprobleme, sondern Probleme für viele Soldaten sind und somit ein Regelungsbedarf besteht.
    Die Familien der Soldaten müssen — das stellt der Wehrbeauftragte im Jahresbericht 1987 erneut fest — die Belastung des Vaters Ehemannes mittragen. Viele dieser Eingaben beziehen sich auf die Problematik der Soldatenfamilien. Das gilt für die Abwesenheit von der Familie durch Truppenübungsplatzaufenthalte, Lehrgänge, Übungen, usw., das gilt für die hohe Dienstzeitbelastung, das gilt für die Folgen der Versetzung, die Versetzungshäufigkeit und den Familienumzug.
    Diese Bundesregierung und die sie tragende Koalition haben im sozialen Bereich erhebliche und gute Verbesserungen erzielt.

    (Heistermann [SPD]: Und noch manchen Mangel müssen Sie beseitigen!)

    Wir arbeiten weiter, um die festgestellten Mängel zu beseitigen. Dies muß Schritt für Schritt erfolgen. Die Zielsetzung ist insbesondere, existierende Vorschriften flexibler zu machen, insbesondere bei der Dienstzeitbelastung. Die besten Überstunden — wenn ich den Begriff aus dem Zivilleben einmal gebrauchen darf — sind diejenigen, die gar nicht stattfinden. Freizeitausgleich für geleistete Überstunden steht an erster Stelle der Vergütung, und dann folgen individuelle materielle Vergütungen.
    Aber — ich sagte es eben schon, und der Wehrbeauftragte stellt es im Jahresbericht fest — Soldatsein ist nicht ein Beruf wie jeder andere, und deswegen



    Breuer
    widersprechen wir, was ich hier noch einmal zum Ausdruck bringen möchte, einer gesetzlichen Dienstzeitregelung, die gerade dies beinhalten könnte.
    Verbesserung und Flexibilisierung des Umzugs-und Trennungsgeldrechtes ist eine Forderung, die weiter erhoben wird und verfolgt werden muß. Die Zielsetzung insgesamt, gerade im Hinblick auf die Problematik der 90er Jahre und darüber hinaus, was Personalgewinnung für die Bundeswehr angeht, muß professionelle Zufriedenheit für die Soldaten sein.
    Ein wichtiger Gesichtspunkt in diesem Zusammenhang ist die Förderung der beruflichen Qualifkation für Längerdiener während der Bundeswehrzeit. Wir haben uns im Zuge dieser Legislaturperiode bemüht, die Soldaten stärker gegen das Risiko der Arbeitslosigkeit abzusichern. Die beste Möglichkeit, gegen das Risiko der Arbeitslosigkeit abgesichert zu sein, ist eine gute berufliche Qualifikation. Wir sollten im Hinblick auf die Herausforderung der 90er Jahre neue Modelle, neue Wege finden, um noch bessere berufliche Qualifkationen für Soldaten zu finden.

    (Koschnick [SPD]: Machen Sie Vorschläge!)

    Der Übergang zum Berufsleben muß verbessert werden.
    Meine Damen und Herren, noch einmal namens der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Dank an den Wehrbeauftragten, Dank aber auch an die Arbeit des Bundesministers der Verteidigung. In dem, was ich an Problemen angesprochen habe, sind wir sicher, auf der Hardthöhe beste Unterstützung im Sinne der Sachverwaltung für die Soldaten der Bundeswehr zu finden.
    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Mechtersheimer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alfred Mechtersheimer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Jahrelang wurde versucht, den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages durch Nichtbeachtung bedeutungslos zu machen. Es ist für das Parlament ein Glücksfall, daß sich Willi Weiskirch mit einer bewundernswerten Hartnäckigkeit nicht hat entmutigen lassen. Seine berechtigten Warnungen vor der Verletzung der Grundrechte hat bei führenden Offizieren zu einer konzertierten Einschüchterungsaktion gegen diesen Wehrbeauftragten geführt. Daß es sich beim Wehrbeauftragten um ein Organ des Parlaments handelt, kümmert die Generale offenkundig nicht. Was man auf der Hardthöhe vom Parlament hält, hat kürzlich der Generalinspekteur Wellershoff unter Beweis gestellt, als er in einem Kommandeursbrief der Truppe bereits die Zustimmung des Verteidigungsausschusses zu einer Dienstzeitregelung mitteilte, noch bevor sich das Parlament mit der Vorlage überhaupt hatte befassen können. Bis heute hat sich der Generalinspekteur dafür nicht entschuldigt; was er dazu gesagt hat, ist nicht ausreichend.
    Diese Einschätzung des Bundestages als Vollzugsorgan der Regierung zeigt eine erschreckende Unkenntnis demokratischer Spielregeln, aber mehr noch, es ist Ausdruck für die Geisteshaltung der militärischen Führung der Bundeswehr, wenn natürlich auch der Bundestag selbst zu der Einschätzung, nur Vollzugsorgan der Regierung zu sein, erheblich beiträgt.
    Man sollte in diesem Zusammenhang auch im Rückblick auf den heutigen Nachmittag und Abend daran erinnern dürfen, daß es auch in den Streitkräften politische Kräfte gibt, die versuchen, den Vertrauensschwund zu nutzen, der von diesem Parlament selbst ausgeht.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Manche Entscheidungen in diesem Haus, sicher auch die heutige, stärken antiparlamentarisches und antidemokratisches Denken.
    Es ist bemerkenswert, daß sich die Generale für ihr Aufbegehren gegenüber dem politischen Primat — darum handelt es sich — als Prügelknaben ausgerechnet ein Organ des Bundestages ausgewählt haben.
    Die rüde Kritik am Wehrbeauftragten muß deshalb sehr ernst genommen werden, weil sie nur die Spitze eines Eisberges ist. Im Offizierskorps der Bundeswehr zeigt sich nämlich eine erschreckende Tendenz zum Reichswehrdenken. Es lassen sich heute ganz deutlich die typischen Kennzeichen dieses antidemokratischen Denkens ausmachen. Dazu gehört z. B. die Vorstellung: Die Politik vertritt die Interessen der Armee nicht mehr — —

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Gift und Galle!)

    — Hören Sie bitte genau zu Herr Wimmer, das ist auch Ihr Problem. —

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Sie denken noch nicht einmal konsequent!)

    Die Politik — das ist eine Tendenz — vertritt die Interessen der Armee nicht mehr, deshalb müssen die Militärs diese Aufgabe selbst übernehmen. Ihre Existenz muß die Armee selbst begründen, das wird als Klage aus der Generalität immer wieder laut.

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: In welchem Land leben Sie eigentlich?)

    Wenn sich Politiker an der öffentlichen Meinung orientieren, dann wird das den Politikern in Unkenntnis demokratischer Prinzipien zum Vorwurf gemacht. (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Höchstens als
    Sie noch dabei waren!)
    Man nennt das Kotau. Kritik an Parteien und Parlament wird umgemünzt in einen Gegensatz zwischen dem guten Staat und den schlechten Parteien. Nehmen Sie auch dies bitte ernst. Der Staat wird nach diesem Verständnis dann letzten Endes nur noch durch die Armee repräsentiert.

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Abenteuerlich! Typisch Mechtersheimer!)

    Das ist eine Tendenz, die in ihrer Gefährlichkeit durchaus mit Vorstellungen vom Staat im Staate vergleichbar ist.



    Dr. Mechtersheimer
    Wie konnte es zu diesen Ansätzen — da ist es wichtig, sehr früh hellhörig zu werden — überhaupt kommen? Ich sehe drei Gründe. Die Unionsparteien haben während ihrer Oppositionsjahre der militärischen Führung Hoffnungen gemacht, die Sie, jetzt in der Regierung, nicht erfüllen können. Zwar wurden viele Waffen bestellt, aber der Finanzminister kann dafür die Mittel nicht aufbringen. Die Bundeswehr hat für viele Offiziere keine rechte Perspektive mehr. Das heißt, letzten Endes haben die Unionsparteien selbst dazu beigetragen, eine Frustration in der Armee entstehen zu lassen.
    Zweitens. Die Personalpolitik der derzeitigen Regierung hat zu einer Bevorzugung — ich formuliere das vorsichtig — solcher Offiziere geführt, die das Primat der Politik nur akzeptieren wollen, wenn es militärfreundlich ist.

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Warum muß man dann die Leute gleich beleidigen?)

    Drittens. Die innenpolitischen und außenpolitischen Veränderungen — da können wir uns vielleicht ein bißchen annähern — werden gerade von den eben erwähnten Soldaten nicht verkraftet.
    Es sind zahlreiche Gründe, die zu einer tiefen Verunsicherung in der Armee geführt haben. Dazu gehören die öffentliche Abwertung der Bundeswehr als Sicherheitsfaktor, die Erosion des Feindbildes Sowjetunion, die stetig steigende Zahl von Kriegsdienstverweigerern und nicht zuletzt auch Orientierungsprobleme angesichts zweifelhaft gewordener nuklearer US-Garantien infolge auch des INF-Vertrages. Das sind Gründe, die in der Bundeswehr zu dieser Verunsicherung geführt haben.

    (Biehle [CDU/CSU]: Die haben Sie doch mit verursacht!)

    — Ich stelle das lediglich fest. Ich sage gar nicht, daß der Prozeß schlecht ist. Sie werden gleich noch staunen.

    (Biehle [CDU/CSU]: Zuerst haben Sie die Lunte gelegt, und jetzt schreien Sie, die Feuerwehr soll kommen!)

    — Nein, die Feuerwehr braucht gar nicht zu kommen. Das ist ein Prozeß, den wir ganz unterschiedlich bewerten können. Man sollte sich vielleicht darüber verständigen, daß das stattfindet. Das wäre immerhin schon einmal ein Fortschritt.
    Der Entfremdungsprozeß zwischen Armeeführung und Politik, den ich beschrieben habe, wird sich dann zwangsläufig verschärfen, wenn sich der Abrüstungsprozeß fortsetzen sollte, was wir doch wohl hoffentlich alle hoffen. Dann wird immer deutlicher werden, daß es zwischen Militär und demokratischer Gesellschaft eben doch eine prinzipielle Unvereinbarkeit gibt ungeachtet aller erfreulichen Versuche wie der Inneren Führung.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Wollen Sie sagen, daß die Bundeswehr gegen die Abrüstung ist?)

    Was damit gemeint ist, hat der Ex-Luftwaffengeneral
    Sommerhoff in seinem Leserbrief ja auf erschrekkende Weise deutlich gemacht. Der Satz ist so wichtig,
    daß ich ihn wiederholen möchte — Herr Heistermann hat ihn schon zitiert — :
    Die Wahrheit — das weiß man auch in der Bundeswehr — wird im politischen Bereich unseres Gemeinwesens mehr denn je durch die Mehrheit ersetzt.
    Wer so denkt, ist kein Demokrat;

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    denn er müßte in der Konsequenz dieses Satzes das demokratische Mehrheitsverfahren durch den Obrigkeitsbefehl ersetzen.
    Wer so denkt — das sind nach allem, was Kenner der Bundeswehr mit großer Sorge feststellen, nicht wenige — , mißbraucht den Freiraum, der auch einem Bürger in Uniform zusteht. Aber hier geht es ja nicht um individuelle Freiheitsrechte, sondern um die Frage, ob eine Armee als das zweifellos wichtigste Organ staatlicher Gewalt der politischen Führung und Kontrolle entgleiten könnte.
    Die Generäle, die den Wehrbeauftragten attackieren, haben sich der Unbotmäßigkeit gegenüber der Verfassung schuldig gemacht. Dahinter steckt ein starker Wille, der auf die Beeinflussung der Politik, des Offiziers- und Unteroffizierskorps, der Wehrpflichtigen und der Öffentlichkeit zielt. Das ist eine Herausforderung, die, meine ich, von allen Parteien angenommen werden muß.
    Deshalb ist auch die hier grundsätzlich sichtbar gewordene Solidarität mit dem Wehrbeauftragten in diesem Konflikt durchaus eine Angelegenheit des ganzen Parlamentes, auch ein Gebot seiner Selbstachtung. Deshalb muß die Funktion des Wehrbeauftragten gestärkt werden, und seine Aufgaben müssen künftig ernster genommen werden.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Der Wehrbeauftragte ist auch deswegen eine ganz wichtige demokratische Einrichtung, weil er für viele Wehrpflichtige noch der einzige Anwalt, die einzige Ansprechstelle ist. Denn es wird ja oft übersehen, daß diese Armee insbesondere angesichts der Schwierigkeiten, den Umfang zu erhalten, wesentlich auf dem Rücken einer ausgebeuteten Minderheit, nämlich der Wehrpflichtigen, überhaupt nur noch betrieben werden kann. Ein Wehrpflichtiger kostet am Tag 9,50 DM. Und sehr oft wird er genauso behandelt.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Das sollte sich niemand mit irgendwelcher Soldatenromantik verdrängen lassen. Die Wehrpflichtigen sind die Heloten des Wettrüstens. Auf ihrem Rücken wird sehr viel ausgetragen, was sonst nicht mehr verantwortet werden kann,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ausgemachter Unsinn!)

    sei es als Grundwehrdienstübender oder sei es als Wehrübungsleistender.

    (Biehle [CDU/CSU]: Wollen wir lieber nicht darüber streiten, wo die nützlichen Idioten sitzen!)

    Diese Abkapselung, die zwischen der Armee und dem zivilen Umfeld sichtbar wird, ist ein ernstes Pro-



    Dr. Mechtersheimer
    blem. Es besteht die Gefahr, daß das Gefühl von Nicht-verstanden-Werden bei den Offizieren in eine größere Repression innerhalb dieser Streitkräfte umschlägt.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Ein ganz ernster Punkt, der uns Anlaß gibt, das sehr kritisch weiterzuverfolgen.
    Der neue Verteidigungsminister sollte seine bisherige Distanz zum Militärischen positiv nutzen und Vorbereitungen für ein Revirement der militärischen Führung treffen, wobei ich nicht bestreiten möchte, daß das sehr schwer ist, wenn es zu dem Ergebnis führen soll, die Einhaltung des politischen Primats sicherzustellen. Insgesamt reicht das aber nicht aus; denn ohne eine gravierende Verringerung des Streitkräfteumfangs und einen Verzicht auf nicht finanzierbare Großprojekte wie den Jäger 90 werden die Krisen in der Bundeswehr sicher nicht bewältigt werden können.
    Es müssen außerdem Vorkehrungen getroffen werden, damit die ohnehin bestehende Verschmelzung von militärischer Elite und Rüstungsindustrie nicht weiter fortschreitet;

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    denn es besteht die Gefahr, daß durch eine solche Machtkonzentration Widerstand gegen Abrüstungsschritte aufgebaut wird. Das ist ein weiterer Grund, warum wir so sensibel sind gegenüber dieser Entwicklung.
    Wenn es in absehbarer Zeit deutliche Reduzierungen im konventionellen Bereich geben wird, dann könnte dies zu einem Lackmustest für die Wirksamkeit der politischen Kontrolle des Militärs werden.
    Die Frage ist erlaubt: Hat vielleicht das politische Primat bisher nur unter den Bedingungen eines fortgesetzten Wettrüstens funktioniert? Dann würde allerdings ein großer Konflikt zwischen demokratischem Staat und bewaffneter Macht erst noch vor uns liegen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei den GRÜNEN)