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    Plenarprotokoll 11/87 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 87. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Inhalt: Verzicht der Abg. Frau Simonis und des Abg. Jansen auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 5829 A Eintritt der Abg. Frau Dr. Sonntag-Wolgast und des Abg. Opel in den Deutschen Bundestag 5829 A Erweiterung der Tagesordnung 5829 B Absetzung des Punktes 3 — Entwurf eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes — von der Tagesordnung 5829 D Zur Geschäftsordnung Kleinert (Marburg) GRÜNE 5829 D Seiters CDU/CSU 5830 B Tagesordnungspunkt 2: a) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 (Drucksachen 11/2157, 11/2226, 11/2299, 11/2529, 11/2536, 11/2551) b) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abbau steuerlicher Härten für die Landwirtschaft (Drucksachen 11/676, 11/2529, 11/2536, 11/2531) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag des Abgeordneten Sellin und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kürzung der Berlin-Förderung und Bildung eines Finanzfonds zur Verbesserung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Situation der Stadt zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Apel, Roth, Dr. Spöri, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beseitigung steuerlicher Benachteiligungen von kleinen und mittleren Unternehmen (Drucksachen 11/1187 [neu], 11/1335, 11/2529, 11/2536) d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur steuerlichen Begünstigung von Zuwendungen an unabhängige Wählervereinigungen (Drucksachen 11/1316, 11/2554, 11/2555) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu dem Antrag der Abgeordneten Müntefering, Conradi, Amling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Wohnungsgemeinnützigkeit erhalten und stärken (Drucksachen 11/1389, 11/2516) Dr. Dregger CDU/CSU 5831 D Dr. Apel SPD 5837 B Gattermann FDP 5842D, 5922 D Hüser GRÜNE 5847C, 5924 A Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . . 5849 D Poß SPD 5856 B Glos CDU/CSU 5859 C Frau Vennegerts GRÜNE 5863 A Dr. Solms FDP 5865 C Huonker SPD 5868 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 5871 C Sellin GRÜNE 5873 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Rind FDP 5874 B Dr. Mitzscherling SPD 5877 B Dr. Neuling CDU/CSU 5879 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 5881 D Dr. Daniels (Bonn) CDU/CSU 5883 A Dr. Wieczorek SPD 5884 B Dr. Grünewald CDU/CSU 5887 A Reschke SPD 5889 A Doss CDU/CSU 5890 D Kleinert (Marburg) GRÜNE 5892 A Frau Will-Feld CDU/CSU 5892 D Wüppesahl fraktionslos (zur GO) . . . 5894 B Wüppesahl fraktionslos 5895A, 5925 B Kastning SPD 5897 A Jung (Lörrach) CDU/CSU 5898 C Namentliche Abstimmungen in der zweiten Beratung . . . 5900A, B, C, D, 5901A, B, 5902B Ergebnisse . . . 5903B, 5905A, 5907A, 5908D, 5910D, 5912D, 5914C, 5916C Dr. Fell CDU/CSU 5918 C Dr. Struck SPD 5919 C Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5926 B Dr. Vondran CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5926 C Niegel CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5927 A Rind FDP (Erklärung nach § 31 GO) . . 5927 B Namentliche Abstimmungen in der dritten Beratung 5928B, 5930 D Ergebnisse 5931A, 5941 D Zur Geschäftsordnung Kleinert (Marburg) GRÜNE 5928 C Bohl CDU/CSU 5929 A Jahn (Marburg) SPD 5929 B Seiters CDU/CSU 5930 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung „Hilfswerk für behinderte Kinder" (Drucksachen 11/2274, 11/2519, 11/2522) 5932 D Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Sammelübersichten 67, 68 und 69 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 11/2435, 11/2509, 11/2510) 5933 B Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung der Sammelübersicht 72 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/2544) . . . . 5933 B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Sammelübersicht 73 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/2545) . . . . 5933 B Tagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Unterstützung der Reformbemühungen der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (Drucksache 11/2543) 5933 C Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeskleingartengesetzes (Drucksache 11/200) 5933 D Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung (Drucksache 11/1867) 5933 D Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 26. März 1986 zur Änderung des Übereinkommens vom 4. Juni 1974 zur Verhütung der Meeresverschmutzung vom Lande aus (Drucksache 11/2272) 5933 D Tagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Erklärung vom 11. Dezember 1986 zu dem Übereinkommen vom 3. Dezember 1976 zum Schutze des Rheins gegen Verunreinigung durch Chloride (Drucksache 11/2273) . . . . 5933 D Tagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 20, 42, 56, 57, 61, 62, 68, 69, 75, 80, 100, 104, 106 a (neu), 122 a, Anlage 4 (Drucksache 11/2206) 5934 A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 III Tagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 28, 35, 106 (Drucksache 11/2207) 5934 B Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 6, 13, 30, 32, 69, 78, 127 (Drucksache 11/2208) 5934 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: Umstellung der Kapitel I bis V und Änderung der Kapitel VI und VIII (Drucksache 11/2209) 5934 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Abgeordneten Adler, Jansen, Kißlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rechtsverordnung für den Transport von Tieren (Drucksache 11/2441) 5935 A Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dreßler, Frau Fuchs (Köln), Egert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Reform des Gesundheitswesens (Drucksache 11/2500) 5935A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 1987 (Drucksachen 11/2034, 11/2528) Weiskirch, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages 5935 B Dr. Jenninger, Präsident des Deutschen Bundestages 5937 A Dr. Scholz, Bundesminister BMVg 5937D, 5950B Heistermann SPD 5938 C Breuer CDU/CSU 5943 C Dr. Mechtersheimer GRÜNE 5946 B Nolting FDP 5948 B Kolbow SPD 5951 A Tagesordnungspunkt 16: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes (Drucksachen 11/2420, 11/2517, 11/2518) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verzicht auf Diätenerhöhung — statt dessen Förderung von Arbeitsloseninitiativen (Drucksachen 11/2439, 11/2517) Becker (Nienberge) SPD 5954 C Dr. Lammert CDU/CSU 5955 A Stratmann GRÜNE 5955 D Beckmann FDP 5956 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksachen 11/2357, 11/2556) Dr. Hoffacker CDU/CSU 5958B Jaunich SPD 5959 A Frau Würfel FDP 5960 B Frau Wilms-Kegel GRÜNE 5961 B Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMJFFG . . 5962 A Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Blunck, Dr. Hauff, Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Eckpunkte für die Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes (Drucksache 11/1447) in, Verbindung mit IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Frau Flinner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Klare ökologische Schwerpunktsetzung im Bundesnaturschutzgesetz (Drucksache 11/2523) Frau Blunck SPD 5963 B Eylmann CDU/CSU 5964 A Brauer GRÜNE 5965 B Baum FDP 5966 A Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 5967 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), Stratmann, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Einführung eines einheitlichen linearen zeitvariablen Tarifs für alle Verbrauchergruppen und Stromanwendungsgebiete (Drucksache 11/2079) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . 5968 A Magin CDU/CSU 5968 D Jung (Düsseldorf) SPD 5970 A Beckmann FDP 5970 D Dr. Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi . . 5971D Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes, über Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten und zur Sicherung der MontanMitbestimmung (Drucksache 11/2503) Scharrenbroich CDU/CSU 5972 D Dreßler SPD 5975 D Cronenberg (Arnsberg) FDP 5977 D Stratmann GRÜNE 5980 D Dr. Warrikoff CDU/CSU 5982 D Peter (Kassel) SPD 5985 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 5987 A Urbaniak SPD 5990 A Nächste Sitzung 5991 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 5993* A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Steuerreformgesetzes (Drucksache 11/2157) (Abg. Bauer, Dr. Blank, Bohlsen, Bühler [Bruchsal], Carstensen [Nordstrand], Ehrbar, Fuchtel, Funk [Gutenzell], Ganz [St. Wendel], Hauser [Krefeld], Hinsken, Jung [Limburg], Dr.-Ing. Kansy, Dr. Kappes, Kossendey, Kroll-Schlüter, Frau Limbach, Dr. Daniels [Bonn], Link [Diepholz], Louven, Sauer [Stuttgart], Haungs, Börnsen [Bönstrup], Marschewski, Müller [Wadern], Pfeffermann, Scharrenbroich, Schemken, von Schmude, Schreiber, Dr. Schroeder [Freiburg], Schulhoff, Dr. Todenhöfer, Dr. Uelhoff, Dr. Voigt [Northeim], Würzbach [alle CDU/CSU] und Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher, Baum, Irmer, Dr. Hirsch, Frau Würfel und Lüder [alle FDP]) 5993* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5829 87. Sitzung Bonn, den 23. Juni 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Biedenkopf 24. 6. Bohlsen 24. 6. Dr. Böhme (Unna) 24. 6. Frau Brahmst-Rock 24. 6. Büchner (Speyer)* 24. 6. Catenhusen 24. 6. Eimer (Fürth) 24. 6. Engelhard 24. 6. Feilcke 24. 6. Frau Dr. Hartenstein 24. 6. Dr. Hauff 24. 6. Hedrich 23. 6. Frau Kelly 24. 6. Dr. Klejdzinski 24. 6. Menzel 24. 6. Meyer 23. 6. Dr. Müller ' 24. 6. Sauer (Salzgitter) 24. 6. Frau Schilling 24. 6. Stahl (Kempen) 24. 6. Verheugen 24. 6. Wilz 23. 6. Frau Wollny 24. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Steuerreformgesetzes (Drucksache 11/2157) Abgeordneter Bauer (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung werde ich für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Diese Entscheidung zerstört in den Augen der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Steuerreform und ist sachlich nicht geboten. Lediglich wegen der Gefährdung der Steuerreform und der dann vorliegenden Handlungsunfähigkeit der Koalition und des drohenden Verlustes der Regierungsfähigkeit werde ich meine Zustimmung erteilen. Abgeordneter Dr. Blanck (CDU/CSU): Ich stimme der Steuerbefreiung von Flugbenzin in der namentlichen Abstimmung nur deshalb zu, damit Anlagen zum Stenographischen Bericht das gesamte Steuerreformgesetz nicht scheitert, sondern in Kraft treten kann. Eine einzelne Frage, in der Öffentlichkeit zu Recht kritisch diskutiert, darf die in ihrer Gesamtheit notwendige und richtige Steuerreform nicht gefährden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP, zu der es keine Alternative gibt, darf nicht durch diese wenn auch noch so kritisch zu beurteilende Einzelentscheidung in Frage gestellt werden. Abgeordneter Bohlsen (CDU/CSU): In der am 23. 6. 1988 stattfindenden namentlichen Abstimmung werde ich trotz erheblicher Bedenken für die Steuerbefreiung von Flugbenzin stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Wenn eine steuerliche Vergünstigung für die Sportflieger geschieht, hätten auch die Sportbootfahrer einbezogen werden müssen. Mit Rücksicht auf die erhebliche Zunahme im Luftverkehr halte ich eine vollständige Besteuerung des innerdeutschen Flugverkehrs, der gegenwärtig zu 96 % freigestellt ist, für verkehrspolitisch sinnvoller. Leider sind die bisherigen Versuche auf europäischer Ebene gescheitert. Meine Zustimmung erteilte ich nur, um die Steuerreform nicht als Ganzes zu gefährden. Ein Scheitern der Steuerreform, die ich unter vielen Gesichtspunkten für erforderlich halte, könnte die Handlungsunfähigkeit der Koalition bedeuten. Abgeordneter Bühler (Bruchsal) (CDU/CSU): Ich habe in der heutigen namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer gestimmt, obwohl ich die Entscheidung für falsch halte. Hierdurch wird die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpakets in den Augen der Öffentlichkeit in Frage gestellt. Es hätte andere, gerechtere und für den Bürger einsichtige Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Meine Zustimmung in der namentlichen Abstimmung zur Abschaffung der Besteuerung von Flugbenzin für Privatflieger ist einzig und allein darin begründet, daß ich die endgültige Verabschiedung der gesamten Steuerreform mit ihren ansonsten positiven Auswirkungen und damit die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung bzw. die dieser zugrunde liegenden Mehrheitsverhältnisse im Bundestag nicht gefährden möchte. Abgeordneter Carstensen (Nordstrand) (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpo- 5994' Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 litischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordneter Ehrbahr (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung halte ich für einen gravierenden politischen Fehler. Da ich jedoch die Steuerreform mit ihrer entlastenden Wirkung insbesondere im unteren Einkommensbereich und bei Familien mit Kindern in ihrer Realisierung nicht gefährden will, habe ich mit „Enthaltung" gestimmt. Abgeordneter Fuchtel (CDU/CSU): Ich stimme für die Steuerreform inklusive der Restbefreiung von der Flugbenzinsteuer. Das Gesamtwerk der bisher größten Steuerreform darf nicht wegen eines Teilaspekts gefährdet und die gefundene Kompromißlinie nicht mit unsicherer inhaltlicher und zeitlicher Perspektive wieder in Frage gestellt werden. In der Sache hätte ich mir eine differenzierte Behandlung von geschäftlichem Reise-Flugverkehr und Hobby-Flugverkehr gewünscht und halte deswegen das Gesetz in diesem Punkt für sachlich unrichtig, was aber nicht dazu führen kann, daß durch entsprechende Abstimmungen die Handlungsfähigkeit der Koalition aufs Spiel gesetzt wird. Abgeordneter Funk (Gutenzell) (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpolitischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordneter Ganz (St. Wendel) (CDU/CSU): Ich halte die in Artikel 24 des Steuerreformgesetzes 1990 vorgesehene Änderung des Mineralölsteuergesetzes für nicht vertretbar. Ich habe bei der namentlichen Abstimmung nur deshalb für die Beibehaltung des Artikel 24 votiert, weil ich das Gesamtvorhaben Steuerreform nicht in Gefahr bringen wollte. Abgeordneter Hauser (Krefeld) (CDU/CSU): Um das Gesamtvorhaben der Steuerreform mit seiner Wirkung der Entlastung kinderreicher Familien und niedriger und mittlerer Einkommen nicht zu gefährden, habe ich meine ursprüngliche Absicht, bei der Steuerbefreiung für Flugbenzin mit Nein zu stimmen, aufgegeben und stimme zu. Abgeordneter Hinsken (CDU/CSU): Obwohl ich mit der Streichung der Investitionszulage nicht einverstanden bin, werde ich, um das Steuergesamtpaket, das ich insgesamt gesehen für gut finde, nicht zu gefährden, für die Regierungsvorlage stimmen. Abgeordneter Jung (Limburg) (CDU/CSU): Ich werde in der heutigen namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Sie zerstört in den Augen der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Steuerreform und ist sachlich nicht geboten. Die in der Tat vorliegende steuerliche Ungleichbehandlung hätte anders beseitigt werden müssen. Nämlich mit der vollständigen Besteuerung des innerdeutschen Flugverkehrs, der momentan zu 96 % freigestellt ist. Lediglich wegen der Gefährdung der Steuerreform und der dann vorliegenden Handlungsunfähigkeit der Koalition und des drohenden Verlustes der Regierungsfähigkeit werde ich meine Zustimmung erteilen. Abgeordneter Dr.-Ing. Kansy (CDU/CSU): Zum Änderungsantrag der SPD-Fraktion bei der zweiten Lesung des Steuerreformgesetzes 1990, Flugbenzin für Geschäfts- und Sportflieger entgegen dem Beschluß des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages der Besteuerung zu unterziehen, erkläre ich: Ich halte die Entscheidung des Finanzausschusses für sachlich und politisch falsch. Da bei der Geschäftslage des Deutschen Bundestages die Annahme des SPD-Antrages — von der SPD auch so gewollt — nicht nur die Besteuerung des Flugbenzins, sondern auch das Scheitern der Verabschiedung der Steuerreform vor der Sommerpause und vielleicht sogar eine Krise der Koalition bedeuten würde, habe ich den SPD-Antrag abgelehnt. Die Verabschiedung dieser Reform und die Handlungsfähigkeit der Koalition hat nach ernsthafter Abwägung Vorrang vor der Durchsetzung der Besteuerung des Flugbenzins durch wechselnde Mehrheiten im Plenum. Abgeordneter Dr. Kappes (CDU/CSU): Zu meinem Abstimmungsverhalten in der Frage der Mineralölsteuerbefreiung zugunsten der Privat- und Sportflieger — Artikel 24 des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 — erkläre ich: Grundsätzlich bin ich der Auffassung, daß es in unserem Staat keine unterschiedliche Besteuerung desselben Verbrauchsgutes je nach Verwendungsabsicht des Käufers geben sollte. Dies muß auch für den Kauf von Flugbenzin gelten. Entweder sollen alle Flieger oder aber keiner Mineralölsteuer bezahlen. Ich selbst trete aus sozial-, steuer-, verkehrs-, energie- und umweltpolitischen Gründen dafür ein, daß in Zukunft alle, d. h. sowohl die großen Fluggesellschaften als auch die kleinen Lufttaxiunternehmen, der Werkflugverkehr und die Sportflieger in gleicher Weise zur Mineralölsteuer herangezogen werden. Meiner Meinung nach lassen sich die hier bestehenden Schwierigkeiten — insbesondere im Zusammenhang mit internationalen Abkommen — bei gutem Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5995 Willen ausräumen. Hierfür werde ich mich energisch einsetzen. Im Hinblick auf die unerwartet — vor allem wegen des Dollarverfalls und der Finanzsituation der Europäischen Gemeinschaft — bereits jetzt erforderlich gewordene Mineralölsteuererhöhung für Kraftfahrzeugbenzin hätte ich es für richtig gehalten, zunächst auf die grundsätzlich gebotene Änderung der bisher ungleichen Besteuerung des Flugbenzins bis zu einer möglichst baldigen Vereinheitlichung zu verzichten. Leider war dies nicht möglich. Insoweit habe ich volles Verständnis für die Verärgerung vieler Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis. Dennoch kann ich heute einer Streichung von Artikel 24 des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 — Flugbenzinregelung — nicht zustimmen, weil dies in der jetzigen Beratungsphase offenkundig das Scheitern des gesamten, außerordentlich wichtigen und im wesentlichen gelungenen Reformvorhabens bedeuten und damit die Weiterarbeit der Regierungskoalition gefährden würde. So weitreichende Folgen sind aus meiner Sicht nicht zu verantworten. Abgeordneter Kossendey (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung zum Thema Befreiung von der Flugbenzinsteuer habe ich für diese Befreiung gestimmt, obwohl ich diese Entscheidung für sachlich ungerechtfertigt und politisch unklug halte. Diese Regelung bringt die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpaketes in den Augen der Öffentlichkeit in Mißkredit. Meines Erachtens hätte es gerechtere und für den Bürger einsichtigere Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Dabei wäre meiner Meinung nach einer generellen Besteuerung des Flugbenzins aus ökologischen wie auch aus Gründen der Gerechtigkeit der Vorzug zu geben gewesen, zumindest soweit es den innerdeutschen Flugbetrieb betrifft. Meine Zustimmung in einer namentlichen Abstimmung kann ich nur damit begründen, daß ich die ansonsten positive Wirkung der Steuerreform nicht gefährden und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aufrechterhalten wollte. Abgeordneter Kroll-Schlüter (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpolitischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordnete Frau Limbach und Abgeordneter Dr. Daniels (Bonn) (beide CDU/CSU): Mein Verhalten in der heutigen Abstimmung richtet sich nach meiner Überzeugung, daß die Steuerreform richtig und notwendig ist. Ich kann es nicht verantworten, mit einer Einzelentscheidung die Steuerreform insgesamt zu gefährden mit der sich daraus möglicherweise ergebenden Einschränkung der Handlungsfähigkeit der Koalition und der Regierungsfähigkeit. Deshalb werde ich in der namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese weder für sachlich geboten noch für politisch sinnvoll halte. Abgeordneter Link (Diepholz) (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung zum Thema Befreiung von der Flugbenzinsteuer habe ich für diese Befreiung gestimmt, obwohl ich diese Entscheidung für sachlich ungerechtfertigt und politisch unklug halte. Diese Regelung bringt die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpaketes in den Augen der Öffentlichkeit in Mißkredit. Meines Erachtens hätte es gerechtere und für den Bürger einsichtigere Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Dabei wäre meiner Meinung nach einer generellen Besteuerung des Flugbenzins aus ökologischen wie auch aus Gründen der Gerechtigkeit der Vorzug zu geben gewesen, zumindest soweit es den innerdeutschen Flugbetrieb betrifft. Meine Zustimmung in einer namentlichen Abstimmung kann ich nur damit begründen, daß ich die ansonsten positive Wirkung der Steuerreform nicht gefährden und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aufrechterhalten wollte. Abgeordnete Louven, Sauer (Stuttgart), Haungs und Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Um das Gesamtvorhaben der Steuerreform nicht zu gefährden, habe ich meine ursprüngliche Absicht, bei der Steuerbefreiung für Flugbenzin mit Nein zu stimmen, aufgegeben und mich der Stimme enthalten. Abgeordneter Marschewski (CDU/CSU): Ich habe bei der namentlichen Abstimmung nur deshalb für die Beibehaltung des Art. 24 votiert, weil ich das Gesamtvorhaben Steuerreform nicht in Gefahr bringen wollte. Ich halte die in Art. 24 des Steuerreformgesetzes 1990 vorgesehene Änderung des Mineralölsteuergesetzes in keiner Hinsicht für vertretbar. Abgeordneter Müller (Wadern) (CDU/CSU): Nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, bei der Abstimmung über die Frage Befreiung der Besteuerung von Flugbenzin der Bundesregierung nicht zuzustimmen. Die sachlichen Argumente zur Aufhebung dieser Steuer überzeugen mich nicht. Meine Fraktionsführung hat gebeten, aus übergeordneten Gründen dieser Vorlage zuzustimmen, und im Falle der Nichtannahme Konsequenzen für die Steuerreform insgesamt vorausgesagt. Auch diese Argumente vermag ich nicht zu teilen. 5996* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Da ich als Abgeordneter einer strukturschwachen Region ständig der Unterstützung der Bundesregierung und meiner Fraktion für diese Region bedarf und ich den Erfolg der Opposition nicht will, habe ich mich bei dieser Vorlage der Stimme enthalten. Abgeordneter Pfeffermann (CDU/CSU): Nach § 31 (2) der Geschäftsordnung erkläre ich hiermit, daß ich an der namentlichen Abstimmung über Artikel 24 nicht teilnehme. Abgeordneter Scharrenbroich (CDU/CSU): Die heute zu verabschiedende Steuerreform ist Ergebnis einer Koalitionsvereinbarung. Die Diskussion der letzten Tage hat deutlich gemacht, daß die Steuerreform nur rechtzeitig verabschiedet werden kann, wenn gleichzeitig auch die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten erfüllt wird, die Steuer auf Flugbenzin abzuschaffen. Um die Koalitionsvereinbarung nicht zu gefährden, sehe ich mich verpflichtet, der Abschaffung der Flugbenzinsteuer zuzustimmen. Zu dieser Haltung sehe ich mich veranlaßt, um die Steuerreform mit ihren großen Entlastungen für kinderreiche Familien und Arbeitnehmer sowie mit ihrer bedeutsamen beschäftigungspolitischen Wirkung nicht zu gefährden. Abgeordneter Schemken (CDU/CSU): Um die Steuerreform nicht zu gefährden, stimme ich in der namentlichen Abstimmung gegen den SPDAntrag (Drucksache 11/2560), obwohl ich die Mineralölsteuerbefreiung für Flugbenzin für nicht gerechtfertigt halte. Mir ist dabei klar, daß in der öffentlichen Wirkung der Eindruck einer sozialen Unausgewogenheit nicht zu vermeiden ist. Das größere Ziel des Steuerreformwerkes mit seinen entscheidenden Entlastungen, aber insbesondere die notwendige Unterstützung bei der zukünftigen Aufgabenbewältigung dieser Koalition haben für mich Vorrang. Abgeordneter von Schmude (CDU/CSU): Mit der Abschaffung der Flugbenzinsteuer kann ich mich nicht einverstanden erklären. Die sachlichen Argumente zur Aufhebung dieser Steuer überzeugen mich nicht. Nur auf Grund der zweimal getroffenen Mehrheitsentscheidungen meiner Fraktion stimme ich aus Gründen der Fraktionssolidarität und um die Steuerreform nicht zu gefährden, den geplanten Maßnahmen zu. Abgeordneter Schreiber (CDU/CSU): Die heute zu verabschiedende Steuerreform ist Ergebnis einer Koalitionsvereinbarung. Ich habe bis in die letzte Stunde der Verabschiedung dieser Steuerreform beabsichtigt, wegen der Abschaffung der Flugbenzinsteuer, diesem Punkt der Steuerreform nicht zuzustimmen. Ich halte nach wie vor die Abschaffung der Flugbenzinsteuer für eine Provokation der Bürger unseres Landes. Auf der anderen Seite ist mir klar geworden, daß die Steuerreform nur rechtzeitig verabschiedet werden kann, wenn die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten erfüllt wird, die Steuer auf Flugbenzin abzuschaffen. Nachdem die Steuerreform große Entlastungen für kinderreiche Familien und Arbeitnehmer mit sich bringen wird, möchte ich diese wichtige Entscheidung nicht gefährden. Deshalb sehe ich mich gezwungen, um das Gesamtpaket nicht zu gefährden, mich der Stimme zu enthalten. Zu einer Zustimmung zu diesem Punkt der Steuerreform (Abschaffung der Flugbenzinsteuer) kann ich mich nicht durchringen. Abgeordneter Dr. Schröder (Freiburg) (CDU/CSU): Mit der ersatzlosen Aufhebung der Mineralölsteuer auf Flugbenzin kann ich mich nicht einverstanden erklären. Die Argumente zur Abschaffung dieser Flugbenzinsteuer können mich — zumindest soweit hier auch die Befreiung der Hobbyflieger eingeschlossen ist — nicht überzeugen. Meine Fraktion hat zweimal mit Mehrheit für eine generelle Flugbenzinbefreiung gestimmt. Für den Fall eines Scheiterns der Flugbenzinbefreiung in der Schlußabstimmung im Plenum des Deutschen Bundestages wurden von der Fraktionsführung ein allgemeines Scheitern der gesamten Steuerreform und schwerwiegende Konsequenzen für die Koalition vorgetragen. Da ich solche weitergehenden Konsequenzen nicht verantworten kann, stimme ich den geplanten Maßnahmen zu. Abgeordneter Schulhoff (CDU/CSU): Obwohl ich der Steuerbefreiung von Flugbenzin für Privatflieger aus verkehrspolitischen, ökologischen und gesellschaftspolitischen Gründen ablehnend gegenüberstehe, werde ich dem zustimmen, um nicht die Steuerreform insgesamt zu gefährden. Diese Steuerreform ist auf Grund der unerträglichen Steuerbelastung breitester Bevölkerungsschichten nicht nur geboten, sondern sogar überfällig. Der gesenkte, linear progressive Tarif ist so wichtig, daß ich einer unverzüglichen Verabschiedung des Steuerreformgesetzes nicht im Wege stehen kann. Abgeordneter Dr. Todenhöfer (CDU/CSU): Ich kann dem Steuerreformgesetz aus zahlreichen Gründen nur als Gesamtpaket zustimmen und dies auch nur mit erheblichen Vorbehalten. Mein stärkster Vorbehalt betrifft die Besteuerung der Zuschläge für Schichtarbeit. Der jetzt zur Abstimmung anstehende Kompromiß über die Besteuerung der Schichtzuschläge ist für Schichtarbeiter und Schichtarbeiterinnen nicht akzeptabel. Durch ihn wird den besonderen Belastungen der Nachtarbeit und der Arbeit an Sonn- und Feiertagen in den unterschiedlichsten Berufen nicht ausreichend Rechnung getragen. Auch vor dem Hintergrund der Probleme des Industriestandorts Bundesrepublik Deutschland und der Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5997' Notwendigkeit, die teuren Produktionsanlagen unseres Landes verstärkt auszulasten, hätte der Gesetzgeber dafür sorgen müssen, daß die Arbeit während der besonders belastenden Nacht- und Wochenendzeiten besonders attraktiv gestaltet wird. Der jetzige Kompromiß wird diesen Forderungen nicht gerecht und kann nicht als sozial bezeichnet werden. Ich lehne ihn daher ab. Abgeordneter Dr. Uelhoff (CDU/CSU): Die Steuerreform ist zur Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen ebenso wichtig wie für die Verbesserung des Eigenkapitals der Unternehmungen. Deshalb ist diese Reform notwendig, und sie darf nicht — wie von der Opposition beabsichtigt — durch eine Einzelentscheidung zur Steuerbefreiung von Flugbenzin gefährdet werden. Ich kann bei einem Entlastungsvolumen von ca. 50 Milliarden DM eine Subvention von ca. 25 Millionen DM nicht zur Grundlage meiner Entscheidung machen. Um die gesamte Steuerreform nicht zu gefährden, werde ich deshalb in der namentlichen Abstimmung der Steuerbefreiung beim Flugbenzin als Teilstück eines Kompromisses zustimmen, obwohl ich diese Einzelentscheidung weder für sachlich geboten noch für politisch sinnvoll halte. Abgeordneter Dr. Voigt (Northeim) (CDU/CSU): Ich stimme der Steuerbefreiung von Flugbenzin in der namentlichen Abstimmung nur deshalb zu, damit das gesamte Steuerreformgesetz nicht scheitert, sondern in Kraft treten kann. Eine einzelne Frage, in der Öffentlichkeit zu Recht kritisch diskutiert, darf die in ihrer Gesamtheit notwendige und richtige Steuerreform nicht gefährden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP, zu der es keine Alternative gibt, darf nicht durch diese wenn auch noch so kritisch zu beurteilende Einzelentscheidung in Frage gestellt werden. Abgeordneter Würzbach (CDU/CSU): Die jetzt geplante Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt wegen der gleichzeitig notwendig werdenden Steuererhöhung für Benzin, von der die Kraftfahrer betroffen sein werden, bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie in der jetzigen Zeit — bei allem Verständnis für den sachlich gebotenen und überfälligen Regelungsbedarf in der Sache selbst — vor dem Hintergrund auch anderer vielfältiger anspruchsvoller gesetzlicher Reformvorhaben für eine politische Maßnahme, die das positive Vorhaben der Steuerreform in der politischen Umsetzung gleichermaßen unnötig wie schädlich belastet. Ich bedaure, daß die politisch parlamentarische Beratungsform so beschlossen wurde, daß keine Möglichkeit besteht, diesen Einzelpunkt abzulehnen und gleichzeitig das Gesetzesvorhaben insgesamt zu fördern. So werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um das Gesamtwerk der Steuerreform mit seinen insgesamt positiven Auswirkungen zu unterstützen. Abgeordnete Frau Dr. Hamm-Brücher, Baum, Irmer, Dr. Hirsch, Frau Würfel und Lüder (alle FDP): Die Unterzeichner dieser persönlichen Erklärung sehen sich nach reiflicher Überlegung und gewissenhafter Güterabwägung aus folgenden Gründen außerstande, einer Steuerbefreiung für Benzin der Privatflieger zuzustimmen: — In einer Zeit wachsender Verschuldung der öffentlichen Haushalte, — in einer Zeit, in der Verbrauchsteuern, insbesondere für Benzin, drastisch erhöht und von den meisten Bürgern zusätzliche finanzielle Leistungen abverlangt werden müssen, sollte eine kleine Gruppe in unserer Bevölkerung nicht ungerechtfertigt privilegiert werden. Diese grundsätzlichen Einwände wiegen für uns stärker als alle vermeintlichen Sach- und Terminzwänge, die ein neuerliches Überdenken der Entscheidung und ihrer voraussehbaren Folgewirkungen angeblich nicht mehr möglich machen. Dem Gesamtpaket der Steuerreform werden wir aus übergeordneten Gründen zustimmen. Plenarprotokoll 11/87 (Berichtigung) Berichtigungen zum Stenographischen Bericht 87. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Seite 5974 D achte Zeile von unten: Statt „1985" ist „1975" zu lesen. Seite 5994 B, vorletzte Erklärung: Statt „Abgeordneter Hauser (Krefeld) (CDU/CSU)" ist „Abgeordneter Hauser (Esslingen) (CDU/CSU) " zu lesen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gunter Huonker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Markenzeichen des Steuerunternehmens Dr. Stoltenberg habe ich in der ersten Lesung auf folgende Nenner gebracht: erstens Steuersenkung auf Pump, zweitens ökonomische Unvernunft, drittens soziale Ungerechtigkeit, viertens Unaufrichtigkeit, Täuschung, Trickserei.
    Die Ausschußberatungen haben diese Wertungen erhärtet. Wären Sie, Herr Dr. Stoltenberg, ein am Markt operierendes Unternehmen, dann wären Sie wegen Ihrer Steuerpolitik schon längst beim Konkursrichter.

    (Beifall bei der SPD)

    Schaut man nämlich näher hin, so entpuppt sich hinter der Hochglanzbroschüren-Drapierung ein Steuergesetz, das unterm Strich Groß- und Spitzenverdienern viel, den Durchschnittsverdienern — nicht zuletzt wegen der Verbrauchsteuererhöhungen — nur ein paar Brosamen bringt und das für bestimmte Arbeitnehmergruppen zu einer deutlichen Mehrbelastung führt.
    Die Bürgerinnen und Bürger haben trotz Ihrer kostspieligen Werbefeldzüge, Herr Dr. Stoltenberg, längst gemerkt, daß Sie hier mit einer Mogelpackung hausieren. Die jüngste EMNID-Umfrage beweist das eindeutig. Danach erwarten nur 9 % der Befragten für sich eine Entlastung durch die Steuerreform, 75 % versprechen sich keinen Vorteil, 84 % meinen, daß Spitzenverdiener davon am meisten profitieren

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Die sind der Propaganda zum Opfer gefallen!)

    — werden Sie nicht nervös; wir haben Ihnen auch zugehört — , und 72 % glauben, daß die Bundesregierung, Herr Dr. Stoltenberg, ihr selbstgesetztes Ziel einer größeren Steuergerechtigkeit verfehlt hat.
    Meine Damen und Herren, die Erkenntnisse aus den knappen Wochen der parlamentarischen Beratungen zwingen dazu, die vier genannten Markenzeichen um zwei weitere zu ergänzen, nämlich um fünftens: Der Bundesfinanzminister setzt sich bei der Steuergesetzgebung mit einer Bedenkenlosigkeit über unsere Verfassung hinweg, die ihresgleichen in der Steuergesetzgebung in diesem Hause sucht.

    (Beifall bei der SPD)

    Daß die Koalition, vor allem unter dem Druck des von uns beantragten Hearings zu verfassungsrechtlichen Fragen des Gesetzentwurfs und auf Grund des Drucks der Öffentlichkeit, die Pauschalierung der Kosten für das häusliche Arbeitszimmer von Arbeitnehmern und vor allem die sogenannte Dreizehntelung der Jahreslohnsteuer aus dem Gesetzentwurf herausgenommen hat, ist gut.

    (Abg. Gattermann [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gunter Huonker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich möchte im Zusammenhang reden. Im Hinblick auf die demnächst eintretende Mittagspause lasse ich sie nicht zu. Ich bitte um Nachsicht.
    Daß aber Herr Dr. Stoltenberg diese offenkundig verfassungswidrigen Bestimmungen überhaupt vorgelegt hat, bleibt nach wie vor unentschuldbar.

    (Beifall bei der SPD)

    Sechstens. Der Bundesfinanzminister hat durch die Art und Weise, wie er die Steueroperation vorbereitet, präsentiert und im Parlament begleitet hat, sein Ansehen, und zwar bis weit hinein in seine eigenen Reihen, weitgehend verspielt. Er hat sich als inkompetent auf dem Gebiet der Steuerpolitik und auch als durchsetzungsunfähig erwiesen. Das werde ich beweisen. Die sozialen Ungerechtigkeiten des Steuerpakets werden durch die Änderungen im Finanzausschuß unter dem Strich nicht abgemildert, sondern verschärft, meine Damen und Herren.
    Wir sind froh — ich sagte das schon — , daß der Plan vereitelt werden konnte, daß künftig weit mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer durch die Dreizehntelung Monat für Monat mehr Steuern abführen sollten, als sie tatsächlich schulden. Mit diesem Bubenstück, Herr Stoltenberg, sollte verschleiert werden, daß der Weihnachtsfreibetrag und der Arbeitnehmerfreibetrag ersatzlos gestrichen werden und daß Sie, Herr Dr. Stoltenberg, damit Ihr vor dem Bundestag am 9. September des vergangenen Jahres gegebenes Wort eindeutig gebrochen haben. Um die Verschleierung dieses Vorgangs geht es Ihnen.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Koalitionsfraktionen haben sich zur Begründung für den Verzicht auf die Dreizehntelung u. a. ein Argument aus der Anhörung zu eigen gemacht. Das möchte ich Ihnen zitieren: „Man könne es" — so heißt es dort — „aus staatsbürgerlicher Sicht für angebracht halten" — aus staatsbürgerlicher Sicht, Herr Bundesfinanzminister — , „daß der Bürger die Auswirkung des Progressionsprinzips insbesondere im Weihnachtsmonat klar erkennen kann. " Sie wollten genau dieses durch Ihre Tricksereien verhindern. Ich sage: Schlimmer ist noch kein Bundesfinanzminister von seinen eigenen Freunden bloßgestellt worden als Sie hier durch die eigene Koalition.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Vennegerts [GRÜNE])

    Bei der ersatzlosen Streichung des Weihnachts-
    und des Arbeitnehmerfreibetrags bleibt es, meine Damen und Herren. Für die Arbeitnehmer bedeutet dies eine Steuermehrbelastung von 6,3 Milliarden DM. — Dafür, daß Sie jetzt nicht zuhören, Herr Dr. Stoltenberg, habe ich Verständnis, weil das, was ich Ihnen sagen möchte, unbequem ist. — Inzwischen
    Deutscher Bundestag — 11, Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5869
    Huonker
    ist nämlich die kunstvoll inszenierte und in Millionen Exemplaren unter die Bürger gebrachte Täuschung aufgeflogen, der sogenannte Arbeitnehmerpauschbetrag sei nichts anderes — das haben Sie veröffentlicht und auch wiederholt gesagt, Herr Dr. Stoltenberg — als eine Zusammenfassung des heutigen Werbungskostenpauschbetrags, des Arbeitnehmer- und des Weihnachtsfreibetrags. Dann fügen Sie unverfroren noch hinzu: Insgesamt werde deren Summe noch erhöht.
    Sie sind zugleich auch naiv, Herr Dr. Stoltenberg. Haben Sie tatsächlich geglaubt, Sie brauchten im § 9 a des Einkommensteuergesetzes, der die Überschrift „Pauschbeträge für Werbungskosten" trägt, nur vor das Wort „Pauschbetrag" das Wort „Arbeitnehmer" einzusetzen und dann das Wort „Arbeitnehmer" und das Wort „Pauschbetrag" mit einem Bindestrich zu verbinden, um damit zu vertuschen, daß der an einer ganz anderen Stelle im Gesetz geregelte Arbeitnehmerfreibetrag abgeschafft wird?

    (Beifall bei der SPD — Poß [SPD]: Sehr wahr!)

    Das sagt viel über das handwerkliche Können auch derer aus, die Sie an diesem Punkt beraten haben.
    Dabei haben der Finanzminister und seine Helfershelfer doch tatsächlich übersehen, daß der Wortlaut des Satzes, in dem Sie, Herr Dr. Stoltenberg, das Wort „Pauschbetrag" durch das Wort „ArbeitnehmerPauschbetrag" ersetzt haben, auch nach dieser Änderung immer noch eindeutig ist. Er lautet in Ihrer Fassung:
    Für Werbungskosten sind bei der Ermittlung der Einkünfte die folgenden Pauschbeträge abzuziehen, wenn nicht höhere Werbungskosten nachgewiesen werden:
    1. von den Einnahmen aus nichtselbständiger Arbeit: ein Arbeitnehmer-Pauschbetrag von 2 000 Deutsche Mark.
    Woher nehmen Sie eigentlich den Mut, um nicht zu sagen die Unverfrorenheit, noch immer davon zu reden, beim Arbeitnehmerpauschbetrag handele es sich um irgend etwas anderes als um einen Werbungskostenpauschbetrag, obwohl dies -nach der von Ihnen vorgelegten Gesetzesänderung völlig eindeutig ist?
    Ich habe von Ihren Helfershelfern gesprochen, Herr Dr. Stoltenberg. Ich lege Wert auf die Feststellung, daß ich damit nicht jene vielen Beamten Ihres Hauses meine, die Tag und Nacht auf Grund des Zeitdrucks, den Sie und Ihr Bundeskanzler produziert haben, arbeiteten, die ihr Bestes gegeben haben, loyal waren gegenüber der Bundesregierung und auch uns im Ausschuß als Opposition fair behandelt haben. Respekt und Dank an die Herren und Damen aus dem Finanzministerium, und in diesen Dank will ich ausdrücklich die Mitarbeiter des Sekretariats des Finanzausschusses und auch den Vorsitzenden einschließen. Wir streiten über die Inhalte. Aber ich stelle fest: Die Verhandlungsführung war objektiv, fair. Wir haben für diese Art der Verhandlungsführung, Herr Gattermann, zu danken.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Der Unterschied zwischen einem Werbungskostenpauschbetrag — ich komme auf das Thema zurück — und Arbeitnehmer- und Weihnachtsfreibetrag ist fundamental. In den Genuß der Steuersenkung durch diese Freibeträge kommt jeder Arbeitnehmer. Ein Werbungskostenpauschbetrag gilt, wie der Name schon sagt, Werbungskosten in pauschalierter Form ab. Wer im Einzelfall keine Werbungskosten hat, hat aus dem Pauschbetrag gewiß einen Vorteil, Herr Bundesfinanzminister, wessen tatsächliche Werbungskosten die Höhe des Pauschbetrages hingegen erreichen oder überschreiten, hat vom Werbungskostenpauschbetrag nicht eine einzige Mark Vorteil. Damit ist unwiderlegbar klar, daß Ihr Arbeitnehmerpauschbetrag und dessen Erhöhung nur dazu dienen soll, steuerrechtsunkundige Arbeitnehmer über die Abschaffung von Arbeitnehmer- und Weihnachtsfreibetrag zu täuschen.

    (Beifall bei der SPD)

    Nach den Zahlen der Bundesregierung — Sie haben sie selbst auf das Jahr 1990, von 1983 ausgehend, mit 20 % hochgerechnet — hat im Jahr 1990 etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer Werbungskosten bis zu 677 DM. Sie müssen künftig im Vergleich zu heute unter Einschluß der Abschaffung des Arbeitnehmer- und Weihnachtsfreibetrages 356 DM weniger versteuern. Die andere Hälfte hat nach Ihren eigenen Angaben, Herr Bundesfinanzminister, im Durchschnitt Werbungskosten von über 2 000 DM. Sie stellen sich natürlich schlechter als heute. Sie verlieren die Steuervorteile aus dem Weihnachts- und den Arbeitnehmerfreibetrag zu 100 %, soweit ihre Werbungskosten im Einzelfall den Betrag von 2 000 DM überschreiten. Nach den Berechnungen des Bundesfinanzministeriums saldieren sich die Steuerbelastungen der Arbeitnehmer aus der Abschaffung des Arbeitnehmer- und des Weihnachtsfreibetrages und die Steuerausfälle aus der Erhöhung des Werbungskostenpauschbetrages auf Mehreinnahmen zu Lasten der Arbeitnehmer in Höhe von 1,6 Milliarden DM.

    (Hört, hört! bei der SPD)

    Deshalb fordere ich Sie, Herr Dr. Stoltenberg, erneut auf: Treten Sie hier ans Pult, bekennen Sie sich wenigstens jetzt zu Ihrem Wortbruch in bezug auf die Beibehaltung des Arbeitnehmerfreibetrages, nehmen Sie Ihre bewußt eingeführten Täuschungsformeln hier und heute zurück,

    (Beifall bei der SPD) stehen Sie endlich zu Ihren Taten!

    Der Arbeitnehmerpauschbetrag wird vor dem Bundesverfassungsgericht wahrscheinlich keinen Bestand haben.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Abwarten!)

    Die Zeit erlaubt es mir nicht, dies hier im einzelnen zu begründen. Ich verweise auf den ausgezeichneten Bericht des Finanzausschusses. Ich danke den beiden Berichterstattern, Herrn Meyer zu Bentrup und Herrn Poß. In dem Bericht ist alles präzise nachzulesen, unsere Argumente, auch die Argumente der Regierungskoalition.

    (Dr. Faltlhauser [CDU/CSU]: Da habt ihr aber sehr partiell gelesen!)




    Huonker
    Herr Gattermann, Ihr Hinweis vorhin, die SPD hätte im Finanzausschuß ja nur eine Kürzung des Arbeitnehmerpauschbetrages um einige hundert Mark beantragen müssen, dann wären die verfassungsrechtlichen Bedenken ausgeräumt, stellt — ich habe Ihnen genau zugehört — die Dinge auf den Kopf. Uns geht es um die Aufrechterhaltung des Arbeitnehmer- und des Weihnachtsfreibetrages. Ob daneben der Werbungskostenpauschbetrag erhöht werden kann, darüber kann man natürlich mit den Sozialdemokraten reden. Das ist nicht der Punkt. Hier haben Sie das schief dargestellt.
    Sie von der Koalition sagen, der Verstoß gegen das Leistungsprinzip durch den Arbeitnehmerpauschbetrag werde durch den Vereinfachungseffekt geheilt. Ich muß sagen: Das ist grotesk. Wenn Sie das Gesetz einer Gesamtschau unterziehen, dann ist das für Bürger und Finanzverwaltung unter dem Thema „Steuervereinfachung" ein ungeheures Monster. Die Einbeziehung bisher steuerfreier Lohnersatzleistungen, wie Mutterschaftsgeld und Kindergeld, in die Besteuerung bringt Geld für den Fiskus, führt aber zugleich dazu, daß jährlich über 400 000 Bürger allein wegen dieser Abschaffung einer Steuervergünstigung zum Finanzamt müssen. Die Umstellung der Auszahlung der Arbeitnehmersparzulage von den Arbeitgebern auf das Finanzamt zwingt etwa 1,2 Millionen Arbeitnehmer, jedes Jahr einen gesonderten Antrag beim Finanzamt zu stellen, wenn sie auf ihre Arbeitnehmersparzulage nicht verzichten wollen.
    Ich sage Ihnen abschließend zu dem Thema der Arbeitnehmerpauschale, Herr Dr. Stoltenberg: Wenn im Herbst 1990 zum erstenmal unter dem neuen Recht das Weihnachtsgeld ausbezahlt werden wird, dann merkt der letzte Bürger, was Sie hier mit Ihrer Steuerpolitik anrichten,

    (Beifall bei der SPD)

    weil dieses Weihnachtsgeld so hoch mit Steuern und Abgaben belastet sein wird wie niemals zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Das ist die Wahrheit. Wer etwas anderes behauptet, der lügt.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Präsident, meine Damen und Herren, wir wenden uns nach wie vor gegen die Besteuerung der Sonntags-, Feiertags- und Nachtzuschläge, auch in der jetzt geänderten Form. Wir halten es unverändert für einen Skandal, daß jene Arbeitnehmer in besonderem Maße zur Finanzierung Ihrer Steuersenkungen zur Kasse gebeten werden, die, wie insbesondere viele Drucker, nachts, Weihnachten und Ostern arbeiten, damit wir alle — auch Sie, Herr Dr. Stoltenberg —, gut ausgeschlafen, zum Frühstück unsere Tageszeitung lesen können. Deswegen sage ich: Unsere Solidarität gehört diesen Druckern, und sie gehört gleichermaßen jenen Kolleginnen und Kollegen, die als Stahlarbeiter oder in den Versorgungsunternehmen durch Ihre Steuerpolitik ganz besonders getroffen werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Glaubt denn die Koalition wirklich, daß sie bei den Arbeitnehmern einen Blumentopf gewinnen kann, weil bei der Besteuerung der Belegschaftsrabatte der
    Abzugsbetrag von 3 auf 4 % erhöht wird? Ich weiß, diese Frage muß in erster Linie mein Freund Dieter Spöri an Lothar Späth in Stuttgart stellen. Nur soviel steht fest: Dies ist keine Besserstellung, das ist eher Kosmetik.
    Außer der Quellensteuer ist nach der Streichung des Arbeitnehmer- und des Weihnachtsfreibetrages, die zweitgrößte Geldbeschaffungsquelle der Bundesregierung zur Finanzierung der Steuersenkungen ausgerechnet die Arbeitnehmersparzulage. Hier wird um ein Drittel, um 600 Millionen DM, gekürzt. Ich kann mich aus Zeitgründen nur mit einem Aspekt befassen.
    Wo bleibt denn der Widerstand des christlichen Arbeitnehmerflügels, wo ist denn der Aufschrei der Frau Süssmuth, dagegen daß ausgerechnet bei Familien mit drei und mehr Kindern die Arbeitnehmersparzulage — das gilt insbesondere für das Bausparen — um 50 % gekürzt wird,

    (Beifall bei der SPD)

    daß dort jährlich 80 Millionen DM hereingeholt werden, damit für die Besserverdienenden ohne Kinder die Einkommensgrenzen erhöht werden können, damit auch die in den Genuß der Arbeitnehmersparzulage kommen? Dies ist ein Skandal größten Ausmaßes.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Dr. Stoltenberg, ich muß vehement um Ihre Aufmerksamkeit bitten. — Ich habe noch zwei Minuten; ich muß zum Ende kommen. — Herr Bundesfinanzminister, Sie werden mir zustimmen, daß die Koalition Ihr Instrument der Vollverzinsung durch die Abzugsfähigkeit aller Zinsen mit Ausnahme der Hinterziehungszinsen ins Gegenteil dessen verkehrt hat was Sie wollen. Gleichzeitig verlieren Sie dadurch 515 Millionen DM. Die neue Regelung bedeutet, daß es beim heutigen Zinsniveau vielfach besser ist, die Steuern so spät wie möglich zu zahlen und darauf 6 Zinsen zu zahlen, als einen Bankkredit aufzunehmen, den es so billig nicht gibt. Sie haben tatenlos zugesehen, wie dieses Kernstück aus ihrem Gesetzentwurf herausgebrochen worden ist. Sie haben bei der Verschiebung des Termins des Inkrafttretens von zwei von Ihnen als besonders wichtig angesehenen Gesetzesänderungen schlicht zugesehen. Ich frage Sie: Hat ein Finanzminister, der sich so behandeln läßt, wie Sie von der Koalition in den letzten Monaten behandelt worden sind, denn wirklich noch die Kraft, in dieser schwierigen Lage die Hauptverantwortung für die Finanzpolitik in der Bundesrepublik Deutschland zu tragen?

    (Frau Dr. Hellwig [CDU/CSU]: Was habt Ihr mit euren Finanzministern gemacht? Wieviel habt ihr denn verschlissen? — Dr. Schroeder [Freiburg] [CDU/CSU]: Der hat es aber gut mit uns ausgehandelt, der Finanzminister!)

    Diese Frage stellen heißt, Herr Dr. Stoltenberg — ich meine das so, wie ich das sage — : Sie haben bewiesen, daß Sie nicht mehr in der Lage sind, diese Verantwortung zu tragen.

    (Beifall bei der SPD)




    Huonker
    Drei Bemerkungen, meine Damen und Herren, zu dem Thema Mineralölsteuerbefreiung von Privatfliegern. Ich bitte Sie von den Koalitionsfraktionen, folgendes zu bedenken. Wenn man das Flugbenzin von der Steuer ausnimmt, so wird, da die Benzinsteuer für Pkw erhöht wird, der Liter Flugbenzin 1990 sage und schreibe 16 Pf. billiger als das unverbleite PkwNormalbenzin, obwohl das Flugbenzin viermal mehr Blei enthält als das verbleite Pkw-Benzin.
    Zu Ihrer Entschließung sage ich Ihnen schlicht und einfach:

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Daß der Nahverkehr künftig mit Flugzeugen gemacht wird!)

    In der Europäischen Gemeinschaft gibt es überhaupt nur ein einziges Land, das die generelle Steuerbefreiung für Privatflieger kennt, und das ist Dänemark. Sie können doch nicht auf den Gipfeln, Herr Finanzminister, wie jetzt in Hannover, vom EG-Binnenmarkt reden und hier zulassen, daß eine Bestimmung geschaffen wird, die im Gegensatz zu dem steht, was unter Mitwirkung Ihrer Beamten in Brüssel in Sachen Steuerharmonisierung erarbeitet worden ist.
    Meine Damen und Herren, hier handelt es sich gewiß nicht um eine Gewissensfrage.

    (Glos [CDU/CSU]: Hier handelt es sich um scheinheilige Diskussionen!)

    Aber es handelt sich um eine Frage der Gerechtigkeit und des politischen Anstands.

    (Beifall bei der SPD)

    Gefragt, meine Damen und Herren von der Koalition, ist natürlich vor allem persönlicher Mut. Da es Ihnen schwerfällt, mir jetzt zuzuhören, und da einige von Ihnen im Gegensatz zu ihrem Verhalten im Finanzausschuß wohl schon beschlossen haben, nachher bei der Abstimmung umzufallen, weil Ihnen dieser Mut fehlt, von dem ich spreche,

    (Glos [CDU/CSU]: So ist es! Das würde Ihnen so gefallen! — Gattermann [FDP]: Uns fehlt der Mut, der SPD zu einem Sieg zu verhelfen!)

    bitte ich Sie, meine Damen und Herren der Koalition, schlicht und einfach: Widerstehen Sie dem politischen Erpressungsversuch von Franz Josef Strauß! Widerstehen Sie dem Druck Ihrer Fraktionsführungen! Entscheiden Sie so, wie Sie es für richtig halten! Dann findet die Mineralölsteuerbefreiung für die Privatflieger — dieser Skandal — in diesem Haus keine Mehrheit. Entscheiden Sie so, wie Sie es für richtig halten! Dann fällt die Entscheidung richtig aus.
    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)