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    Plenarprotokoll 11/87 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 87. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Inhalt: Verzicht der Abg. Frau Simonis und des Abg. Jansen auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 5829 A Eintritt der Abg. Frau Dr. Sonntag-Wolgast und des Abg. Opel in den Deutschen Bundestag 5829 A Erweiterung der Tagesordnung 5829 B Absetzung des Punktes 3 — Entwurf eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes — von der Tagesordnung 5829 D Zur Geschäftsordnung Kleinert (Marburg) GRÜNE 5829 D Seiters CDU/CSU 5830 B Tagesordnungspunkt 2: a) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 (Drucksachen 11/2157, 11/2226, 11/2299, 11/2529, 11/2536, 11/2551) b) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abbau steuerlicher Härten für die Landwirtschaft (Drucksachen 11/676, 11/2529, 11/2536, 11/2531) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag des Abgeordneten Sellin und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kürzung der Berlin-Förderung und Bildung eines Finanzfonds zur Verbesserung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Situation der Stadt zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Apel, Roth, Dr. Spöri, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beseitigung steuerlicher Benachteiligungen von kleinen und mittleren Unternehmen (Drucksachen 11/1187 [neu], 11/1335, 11/2529, 11/2536) d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur steuerlichen Begünstigung von Zuwendungen an unabhängige Wählervereinigungen (Drucksachen 11/1316, 11/2554, 11/2555) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu dem Antrag der Abgeordneten Müntefering, Conradi, Amling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Wohnungsgemeinnützigkeit erhalten und stärken (Drucksachen 11/1389, 11/2516) Dr. Dregger CDU/CSU 5831 D Dr. Apel SPD 5837 B Gattermann FDP 5842D, 5922 D Hüser GRÜNE 5847C, 5924 A Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . . 5849 D Poß SPD 5856 B Glos CDU/CSU 5859 C Frau Vennegerts GRÜNE 5863 A Dr. Solms FDP 5865 C Huonker SPD 5868 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 5871 C Sellin GRÜNE 5873 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Rind FDP 5874 B Dr. Mitzscherling SPD 5877 B Dr. Neuling CDU/CSU 5879 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 5881 D Dr. Daniels (Bonn) CDU/CSU 5883 A Dr. Wieczorek SPD 5884 B Dr. Grünewald CDU/CSU 5887 A Reschke SPD 5889 A Doss CDU/CSU 5890 D Kleinert (Marburg) GRÜNE 5892 A Frau Will-Feld CDU/CSU 5892 D Wüppesahl fraktionslos (zur GO) . . . 5894 B Wüppesahl fraktionslos 5895A, 5925 B Kastning SPD 5897 A Jung (Lörrach) CDU/CSU 5898 C Namentliche Abstimmungen in der zweiten Beratung . . . 5900A, B, C, D, 5901A, B, 5902B Ergebnisse . . . 5903B, 5905A, 5907A, 5908D, 5910D, 5912D, 5914C, 5916C Dr. Fell CDU/CSU 5918 C Dr. Struck SPD 5919 C Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5926 B Dr. Vondran CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5926 C Niegel CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5927 A Rind FDP (Erklärung nach § 31 GO) . . 5927 B Namentliche Abstimmungen in der dritten Beratung 5928B, 5930 D Ergebnisse 5931A, 5941 D Zur Geschäftsordnung Kleinert (Marburg) GRÜNE 5928 C Bohl CDU/CSU 5929 A Jahn (Marburg) SPD 5929 B Seiters CDU/CSU 5930 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung „Hilfswerk für behinderte Kinder" (Drucksachen 11/2274, 11/2519, 11/2522) 5932 D Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Sammelübersichten 67, 68 und 69 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 11/2435, 11/2509, 11/2510) 5933 B Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung der Sammelübersicht 72 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/2544) . . . . 5933 B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Sammelübersicht 73 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/2545) . . . . 5933 B Tagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Unterstützung der Reformbemühungen der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (Drucksache 11/2543) 5933 C Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeskleingartengesetzes (Drucksache 11/200) 5933 D Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung (Drucksache 11/1867) 5933 D Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 26. März 1986 zur Änderung des Übereinkommens vom 4. Juni 1974 zur Verhütung der Meeresverschmutzung vom Lande aus (Drucksache 11/2272) 5933 D Tagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Erklärung vom 11. Dezember 1986 zu dem Übereinkommen vom 3. Dezember 1976 zum Schutze des Rheins gegen Verunreinigung durch Chloride (Drucksache 11/2273) . . . . 5933 D Tagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 20, 42, 56, 57, 61, 62, 68, 69, 75, 80, 100, 104, 106 a (neu), 122 a, Anlage 4 (Drucksache 11/2206) 5934 A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 III Tagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 28, 35, 106 (Drucksache 11/2207) 5934 B Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 6, 13, 30, 32, 69, 78, 127 (Drucksache 11/2208) 5934 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: Umstellung der Kapitel I bis V und Änderung der Kapitel VI und VIII (Drucksache 11/2209) 5934 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Abgeordneten Adler, Jansen, Kißlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rechtsverordnung für den Transport von Tieren (Drucksache 11/2441) 5935 A Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dreßler, Frau Fuchs (Köln), Egert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Reform des Gesundheitswesens (Drucksache 11/2500) 5935A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 1987 (Drucksachen 11/2034, 11/2528) Weiskirch, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages 5935 B Dr. Jenninger, Präsident des Deutschen Bundestages 5937 A Dr. Scholz, Bundesminister BMVg 5937D, 5950B Heistermann SPD 5938 C Breuer CDU/CSU 5943 C Dr. Mechtersheimer GRÜNE 5946 B Nolting FDP 5948 B Kolbow SPD 5951 A Tagesordnungspunkt 16: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes (Drucksachen 11/2420, 11/2517, 11/2518) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verzicht auf Diätenerhöhung — statt dessen Förderung von Arbeitsloseninitiativen (Drucksachen 11/2439, 11/2517) Becker (Nienberge) SPD 5954 C Dr. Lammert CDU/CSU 5955 A Stratmann GRÜNE 5955 D Beckmann FDP 5956 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksachen 11/2357, 11/2556) Dr. Hoffacker CDU/CSU 5958B Jaunich SPD 5959 A Frau Würfel FDP 5960 B Frau Wilms-Kegel GRÜNE 5961 B Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMJFFG . . 5962 A Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Blunck, Dr. Hauff, Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Eckpunkte für die Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes (Drucksache 11/1447) in, Verbindung mit IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Frau Flinner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Klare ökologische Schwerpunktsetzung im Bundesnaturschutzgesetz (Drucksache 11/2523) Frau Blunck SPD 5963 B Eylmann CDU/CSU 5964 A Brauer GRÜNE 5965 B Baum FDP 5966 A Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 5967 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), Stratmann, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Einführung eines einheitlichen linearen zeitvariablen Tarifs für alle Verbrauchergruppen und Stromanwendungsgebiete (Drucksache 11/2079) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . 5968 A Magin CDU/CSU 5968 D Jung (Düsseldorf) SPD 5970 A Beckmann FDP 5970 D Dr. Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi . . 5971D Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes, über Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten und zur Sicherung der MontanMitbestimmung (Drucksache 11/2503) Scharrenbroich CDU/CSU 5972 D Dreßler SPD 5975 D Cronenberg (Arnsberg) FDP 5977 D Stratmann GRÜNE 5980 D Dr. Warrikoff CDU/CSU 5982 D Peter (Kassel) SPD 5985 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 5987 A Urbaniak SPD 5990 A Nächste Sitzung 5991 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 5993* A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Steuerreformgesetzes (Drucksache 11/2157) (Abg. Bauer, Dr. Blank, Bohlsen, Bühler [Bruchsal], Carstensen [Nordstrand], Ehrbar, Fuchtel, Funk [Gutenzell], Ganz [St. Wendel], Hauser [Krefeld], Hinsken, Jung [Limburg], Dr.-Ing. Kansy, Dr. Kappes, Kossendey, Kroll-Schlüter, Frau Limbach, Dr. Daniels [Bonn], Link [Diepholz], Louven, Sauer [Stuttgart], Haungs, Börnsen [Bönstrup], Marschewski, Müller [Wadern], Pfeffermann, Scharrenbroich, Schemken, von Schmude, Schreiber, Dr. Schroeder [Freiburg], Schulhoff, Dr. Todenhöfer, Dr. Uelhoff, Dr. Voigt [Northeim], Würzbach [alle CDU/CSU] und Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher, Baum, Irmer, Dr. Hirsch, Frau Würfel und Lüder [alle FDP]) 5993* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5829 87. Sitzung Bonn, den 23. Juni 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Biedenkopf 24. 6. Bohlsen 24. 6. Dr. Böhme (Unna) 24. 6. Frau Brahmst-Rock 24. 6. Büchner (Speyer)* 24. 6. Catenhusen 24. 6. Eimer (Fürth) 24. 6. Engelhard 24. 6. Feilcke 24. 6. Frau Dr. Hartenstein 24. 6. Dr. Hauff 24. 6. Hedrich 23. 6. Frau Kelly 24. 6. Dr. Klejdzinski 24. 6. Menzel 24. 6. Meyer 23. 6. Dr. Müller ' 24. 6. Sauer (Salzgitter) 24. 6. Frau Schilling 24. 6. Stahl (Kempen) 24. 6. Verheugen 24. 6. Wilz 23. 6. Frau Wollny 24. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Steuerreformgesetzes (Drucksache 11/2157) Abgeordneter Bauer (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung werde ich für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Diese Entscheidung zerstört in den Augen der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Steuerreform und ist sachlich nicht geboten. Lediglich wegen der Gefährdung der Steuerreform und der dann vorliegenden Handlungsunfähigkeit der Koalition und des drohenden Verlustes der Regierungsfähigkeit werde ich meine Zustimmung erteilen. Abgeordneter Dr. Blanck (CDU/CSU): Ich stimme der Steuerbefreiung von Flugbenzin in der namentlichen Abstimmung nur deshalb zu, damit Anlagen zum Stenographischen Bericht das gesamte Steuerreformgesetz nicht scheitert, sondern in Kraft treten kann. Eine einzelne Frage, in der Öffentlichkeit zu Recht kritisch diskutiert, darf die in ihrer Gesamtheit notwendige und richtige Steuerreform nicht gefährden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP, zu der es keine Alternative gibt, darf nicht durch diese wenn auch noch so kritisch zu beurteilende Einzelentscheidung in Frage gestellt werden. Abgeordneter Bohlsen (CDU/CSU): In der am 23. 6. 1988 stattfindenden namentlichen Abstimmung werde ich trotz erheblicher Bedenken für die Steuerbefreiung von Flugbenzin stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Wenn eine steuerliche Vergünstigung für die Sportflieger geschieht, hätten auch die Sportbootfahrer einbezogen werden müssen. Mit Rücksicht auf die erhebliche Zunahme im Luftverkehr halte ich eine vollständige Besteuerung des innerdeutschen Flugverkehrs, der gegenwärtig zu 96 % freigestellt ist, für verkehrspolitisch sinnvoller. Leider sind die bisherigen Versuche auf europäischer Ebene gescheitert. Meine Zustimmung erteilte ich nur, um die Steuerreform nicht als Ganzes zu gefährden. Ein Scheitern der Steuerreform, die ich unter vielen Gesichtspunkten für erforderlich halte, könnte die Handlungsunfähigkeit der Koalition bedeuten. Abgeordneter Bühler (Bruchsal) (CDU/CSU): Ich habe in der heutigen namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer gestimmt, obwohl ich die Entscheidung für falsch halte. Hierdurch wird die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpakets in den Augen der Öffentlichkeit in Frage gestellt. Es hätte andere, gerechtere und für den Bürger einsichtige Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Meine Zustimmung in der namentlichen Abstimmung zur Abschaffung der Besteuerung von Flugbenzin für Privatflieger ist einzig und allein darin begründet, daß ich die endgültige Verabschiedung der gesamten Steuerreform mit ihren ansonsten positiven Auswirkungen und damit die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung bzw. die dieser zugrunde liegenden Mehrheitsverhältnisse im Bundestag nicht gefährden möchte. Abgeordneter Carstensen (Nordstrand) (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpo- 5994' Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 litischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordneter Ehrbahr (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung halte ich für einen gravierenden politischen Fehler. Da ich jedoch die Steuerreform mit ihrer entlastenden Wirkung insbesondere im unteren Einkommensbereich und bei Familien mit Kindern in ihrer Realisierung nicht gefährden will, habe ich mit „Enthaltung" gestimmt. Abgeordneter Fuchtel (CDU/CSU): Ich stimme für die Steuerreform inklusive der Restbefreiung von der Flugbenzinsteuer. Das Gesamtwerk der bisher größten Steuerreform darf nicht wegen eines Teilaspekts gefährdet und die gefundene Kompromißlinie nicht mit unsicherer inhaltlicher und zeitlicher Perspektive wieder in Frage gestellt werden. In der Sache hätte ich mir eine differenzierte Behandlung von geschäftlichem Reise-Flugverkehr und Hobby-Flugverkehr gewünscht und halte deswegen das Gesetz in diesem Punkt für sachlich unrichtig, was aber nicht dazu führen kann, daß durch entsprechende Abstimmungen die Handlungsfähigkeit der Koalition aufs Spiel gesetzt wird. Abgeordneter Funk (Gutenzell) (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpolitischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordneter Ganz (St. Wendel) (CDU/CSU): Ich halte die in Artikel 24 des Steuerreformgesetzes 1990 vorgesehene Änderung des Mineralölsteuergesetzes für nicht vertretbar. Ich habe bei der namentlichen Abstimmung nur deshalb für die Beibehaltung des Artikel 24 votiert, weil ich das Gesamtvorhaben Steuerreform nicht in Gefahr bringen wollte. Abgeordneter Hauser (Krefeld) (CDU/CSU): Um das Gesamtvorhaben der Steuerreform mit seiner Wirkung der Entlastung kinderreicher Familien und niedriger und mittlerer Einkommen nicht zu gefährden, habe ich meine ursprüngliche Absicht, bei der Steuerbefreiung für Flugbenzin mit Nein zu stimmen, aufgegeben und stimme zu. Abgeordneter Hinsken (CDU/CSU): Obwohl ich mit der Streichung der Investitionszulage nicht einverstanden bin, werde ich, um das Steuergesamtpaket, das ich insgesamt gesehen für gut finde, nicht zu gefährden, für die Regierungsvorlage stimmen. Abgeordneter Jung (Limburg) (CDU/CSU): Ich werde in der heutigen namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Sie zerstört in den Augen der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Steuerreform und ist sachlich nicht geboten. Die in der Tat vorliegende steuerliche Ungleichbehandlung hätte anders beseitigt werden müssen. Nämlich mit der vollständigen Besteuerung des innerdeutschen Flugverkehrs, der momentan zu 96 % freigestellt ist. Lediglich wegen der Gefährdung der Steuerreform und der dann vorliegenden Handlungsunfähigkeit der Koalition und des drohenden Verlustes der Regierungsfähigkeit werde ich meine Zustimmung erteilen. Abgeordneter Dr.-Ing. Kansy (CDU/CSU): Zum Änderungsantrag der SPD-Fraktion bei der zweiten Lesung des Steuerreformgesetzes 1990, Flugbenzin für Geschäfts- und Sportflieger entgegen dem Beschluß des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages der Besteuerung zu unterziehen, erkläre ich: Ich halte die Entscheidung des Finanzausschusses für sachlich und politisch falsch. Da bei der Geschäftslage des Deutschen Bundestages die Annahme des SPD-Antrages — von der SPD auch so gewollt — nicht nur die Besteuerung des Flugbenzins, sondern auch das Scheitern der Verabschiedung der Steuerreform vor der Sommerpause und vielleicht sogar eine Krise der Koalition bedeuten würde, habe ich den SPD-Antrag abgelehnt. Die Verabschiedung dieser Reform und die Handlungsfähigkeit der Koalition hat nach ernsthafter Abwägung Vorrang vor der Durchsetzung der Besteuerung des Flugbenzins durch wechselnde Mehrheiten im Plenum. Abgeordneter Dr. Kappes (CDU/CSU): Zu meinem Abstimmungsverhalten in der Frage der Mineralölsteuerbefreiung zugunsten der Privat- und Sportflieger — Artikel 24 des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 — erkläre ich: Grundsätzlich bin ich der Auffassung, daß es in unserem Staat keine unterschiedliche Besteuerung desselben Verbrauchsgutes je nach Verwendungsabsicht des Käufers geben sollte. Dies muß auch für den Kauf von Flugbenzin gelten. Entweder sollen alle Flieger oder aber keiner Mineralölsteuer bezahlen. Ich selbst trete aus sozial-, steuer-, verkehrs-, energie- und umweltpolitischen Gründen dafür ein, daß in Zukunft alle, d. h. sowohl die großen Fluggesellschaften als auch die kleinen Lufttaxiunternehmen, der Werkflugverkehr und die Sportflieger in gleicher Weise zur Mineralölsteuer herangezogen werden. Meiner Meinung nach lassen sich die hier bestehenden Schwierigkeiten — insbesondere im Zusammenhang mit internationalen Abkommen — bei gutem Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5995 Willen ausräumen. Hierfür werde ich mich energisch einsetzen. Im Hinblick auf die unerwartet — vor allem wegen des Dollarverfalls und der Finanzsituation der Europäischen Gemeinschaft — bereits jetzt erforderlich gewordene Mineralölsteuererhöhung für Kraftfahrzeugbenzin hätte ich es für richtig gehalten, zunächst auf die grundsätzlich gebotene Änderung der bisher ungleichen Besteuerung des Flugbenzins bis zu einer möglichst baldigen Vereinheitlichung zu verzichten. Leider war dies nicht möglich. Insoweit habe ich volles Verständnis für die Verärgerung vieler Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis. Dennoch kann ich heute einer Streichung von Artikel 24 des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 — Flugbenzinregelung — nicht zustimmen, weil dies in der jetzigen Beratungsphase offenkundig das Scheitern des gesamten, außerordentlich wichtigen und im wesentlichen gelungenen Reformvorhabens bedeuten und damit die Weiterarbeit der Regierungskoalition gefährden würde. So weitreichende Folgen sind aus meiner Sicht nicht zu verantworten. Abgeordneter Kossendey (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung zum Thema Befreiung von der Flugbenzinsteuer habe ich für diese Befreiung gestimmt, obwohl ich diese Entscheidung für sachlich ungerechtfertigt und politisch unklug halte. Diese Regelung bringt die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpaketes in den Augen der Öffentlichkeit in Mißkredit. Meines Erachtens hätte es gerechtere und für den Bürger einsichtigere Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Dabei wäre meiner Meinung nach einer generellen Besteuerung des Flugbenzins aus ökologischen wie auch aus Gründen der Gerechtigkeit der Vorzug zu geben gewesen, zumindest soweit es den innerdeutschen Flugbetrieb betrifft. Meine Zustimmung in einer namentlichen Abstimmung kann ich nur damit begründen, daß ich die ansonsten positive Wirkung der Steuerreform nicht gefährden und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aufrechterhalten wollte. Abgeordneter Kroll-Schlüter (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpolitischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordnete Frau Limbach und Abgeordneter Dr. Daniels (Bonn) (beide CDU/CSU): Mein Verhalten in der heutigen Abstimmung richtet sich nach meiner Überzeugung, daß die Steuerreform richtig und notwendig ist. Ich kann es nicht verantworten, mit einer Einzelentscheidung die Steuerreform insgesamt zu gefährden mit der sich daraus möglicherweise ergebenden Einschränkung der Handlungsfähigkeit der Koalition und der Regierungsfähigkeit. Deshalb werde ich in der namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese weder für sachlich geboten noch für politisch sinnvoll halte. Abgeordneter Link (Diepholz) (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung zum Thema Befreiung von der Flugbenzinsteuer habe ich für diese Befreiung gestimmt, obwohl ich diese Entscheidung für sachlich ungerechtfertigt und politisch unklug halte. Diese Regelung bringt die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpaketes in den Augen der Öffentlichkeit in Mißkredit. Meines Erachtens hätte es gerechtere und für den Bürger einsichtigere Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Dabei wäre meiner Meinung nach einer generellen Besteuerung des Flugbenzins aus ökologischen wie auch aus Gründen der Gerechtigkeit der Vorzug zu geben gewesen, zumindest soweit es den innerdeutschen Flugbetrieb betrifft. Meine Zustimmung in einer namentlichen Abstimmung kann ich nur damit begründen, daß ich die ansonsten positive Wirkung der Steuerreform nicht gefährden und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aufrechterhalten wollte. Abgeordnete Louven, Sauer (Stuttgart), Haungs und Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Um das Gesamtvorhaben der Steuerreform nicht zu gefährden, habe ich meine ursprüngliche Absicht, bei der Steuerbefreiung für Flugbenzin mit Nein zu stimmen, aufgegeben und mich der Stimme enthalten. Abgeordneter Marschewski (CDU/CSU): Ich habe bei der namentlichen Abstimmung nur deshalb für die Beibehaltung des Art. 24 votiert, weil ich das Gesamtvorhaben Steuerreform nicht in Gefahr bringen wollte. Ich halte die in Art. 24 des Steuerreformgesetzes 1990 vorgesehene Änderung des Mineralölsteuergesetzes in keiner Hinsicht für vertretbar. Abgeordneter Müller (Wadern) (CDU/CSU): Nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, bei der Abstimmung über die Frage Befreiung der Besteuerung von Flugbenzin der Bundesregierung nicht zuzustimmen. Die sachlichen Argumente zur Aufhebung dieser Steuer überzeugen mich nicht. Meine Fraktionsführung hat gebeten, aus übergeordneten Gründen dieser Vorlage zuzustimmen, und im Falle der Nichtannahme Konsequenzen für die Steuerreform insgesamt vorausgesagt. Auch diese Argumente vermag ich nicht zu teilen. 5996* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Da ich als Abgeordneter einer strukturschwachen Region ständig der Unterstützung der Bundesregierung und meiner Fraktion für diese Region bedarf und ich den Erfolg der Opposition nicht will, habe ich mich bei dieser Vorlage der Stimme enthalten. Abgeordneter Pfeffermann (CDU/CSU): Nach § 31 (2) der Geschäftsordnung erkläre ich hiermit, daß ich an der namentlichen Abstimmung über Artikel 24 nicht teilnehme. Abgeordneter Scharrenbroich (CDU/CSU): Die heute zu verabschiedende Steuerreform ist Ergebnis einer Koalitionsvereinbarung. Die Diskussion der letzten Tage hat deutlich gemacht, daß die Steuerreform nur rechtzeitig verabschiedet werden kann, wenn gleichzeitig auch die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten erfüllt wird, die Steuer auf Flugbenzin abzuschaffen. Um die Koalitionsvereinbarung nicht zu gefährden, sehe ich mich verpflichtet, der Abschaffung der Flugbenzinsteuer zuzustimmen. Zu dieser Haltung sehe ich mich veranlaßt, um die Steuerreform mit ihren großen Entlastungen für kinderreiche Familien und Arbeitnehmer sowie mit ihrer bedeutsamen beschäftigungspolitischen Wirkung nicht zu gefährden. Abgeordneter Schemken (CDU/CSU): Um die Steuerreform nicht zu gefährden, stimme ich in der namentlichen Abstimmung gegen den SPDAntrag (Drucksache 11/2560), obwohl ich die Mineralölsteuerbefreiung für Flugbenzin für nicht gerechtfertigt halte. Mir ist dabei klar, daß in der öffentlichen Wirkung der Eindruck einer sozialen Unausgewogenheit nicht zu vermeiden ist. Das größere Ziel des Steuerreformwerkes mit seinen entscheidenden Entlastungen, aber insbesondere die notwendige Unterstützung bei der zukünftigen Aufgabenbewältigung dieser Koalition haben für mich Vorrang. Abgeordneter von Schmude (CDU/CSU): Mit der Abschaffung der Flugbenzinsteuer kann ich mich nicht einverstanden erklären. Die sachlichen Argumente zur Aufhebung dieser Steuer überzeugen mich nicht. Nur auf Grund der zweimal getroffenen Mehrheitsentscheidungen meiner Fraktion stimme ich aus Gründen der Fraktionssolidarität und um die Steuerreform nicht zu gefährden, den geplanten Maßnahmen zu. Abgeordneter Schreiber (CDU/CSU): Die heute zu verabschiedende Steuerreform ist Ergebnis einer Koalitionsvereinbarung. Ich habe bis in die letzte Stunde der Verabschiedung dieser Steuerreform beabsichtigt, wegen der Abschaffung der Flugbenzinsteuer, diesem Punkt der Steuerreform nicht zuzustimmen. Ich halte nach wie vor die Abschaffung der Flugbenzinsteuer für eine Provokation der Bürger unseres Landes. Auf der anderen Seite ist mir klar geworden, daß die Steuerreform nur rechtzeitig verabschiedet werden kann, wenn die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten erfüllt wird, die Steuer auf Flugbenzin abzuschaffen. Nachdem die Steuerreform große Entlastungen für kinderreiche Familien und Arbeitnehmer mit sich bringen wird, möchte ich diese wichtige Entscheidung nicht gefährden. Deshalb sehe ich mich gezwungen, um das Gesamtpaket nicht zu gefährden, mich der Stimme zu enthalten. Zu einer Zustimmung zu diesem Punkt der Steuerreform (Abschaffung der Flugbenzinsteuer) kann ich mich nicht durchringen. Abgeordneter Dr. Schröder (Freiburg) (CDU/CSU): Mit der ersatzlosen Aufhebung der Mineralölsteuer auf Flugbenzin kann ich mich nicht einverstanden erklären. Die Argumente zur Abschaffung dieser Flugbenzinsteuer können mich — zumindest soweit hier auch die Befreiung der Hobbyflieger eingeschlossen ist — nicht überzeugen. Meine Fraktion hat zweimal mit Mehrheit für eine generelle Flugbenzinbefreiung gestimmt. Für den Fall eines Scheiterns der Flugbenzinbefreiung in der Schlußabstimmung im Plenum des Deutschen Bundestages wurden von der Fraktionsführung ein allgemeines Scheitern der gesamten Steuerreform und schwerwiegende Konsequenzen für die Koalition vorgetragen. Da ich solche weitergehenden Konsequenzen nicht verantworten kann, stimme ich den geplanten Maßnahmen zu. Abgeordneter Schulhoff (CDU/CSU): Obwohl ich der Steuerbefreiung von Flugbenzin für Privatflieger aus verkehrspolitischen, ökologischen und gesellschaftspolitischen Gründen ablehnend gegenüberstehe, werde ich dem zustimmen, um nicht die Steuerreform insgesamt zu gefährden. Diese Steuerreform ist auf Grund der unerträglichen Steuerbelastung breitester Bevölkerungsschichten nicht nur geboten, sondern sogar überfällig. Der gesenkte, linear progressive Tarif ist so wichtig, daß ich einer unverzüglichen Verabschiedung des Steuerreformgesetzes nicht im Wege stehen kann. Abgeordneter Dr. Todenhöfer (CDU/CSU): Ich kann dem Steuerreformgesetz aus zahlreichen Gründen nur als Gesamtpaket zustimmen und dies auch nur mit erheblichen Vorbehalten. Mein stärkster Vorbehalt betrifft die Besteuerung der Zuschläge für Schichtarbeit. Der jetzt zur Abstimmung anstehende Kompromiß über die Besteuerung der Schichtzuschläge ist für Schichtarbeiter und Schichtarbeiterinnen nicht akzeptabel. Durch ihn wird den besonderen Belastungen der Nachtarbeit und der Arbeit an Sonn- und Feiertagen in den unterschiedlichsten Berufen nicht ausreichend Rechnung getragen. Auch vor dem Hintergrund der Probleme des Industriestandorts Bundesrepublik Deutschland und der Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5997' Notwendigkeit, die teuren Produktionsanlagen unseres Landes verstärkt auszulasten, hätte der Gesetzgeber dafür sorgen müssen, daß die Arbeit während der besonders belastenden Nacht- und Wochenendzeiten besonders attraktiv gestaltet wird. Der jetzige Kompromiß wird diesen Forderungen nicht gerecht und kann nicht als sozial bezeichnet werden. Ich lehne ihn daher ab. Abgeordneter Dr. Uelhoff (CDU/CSU): Die Steuerreform ist zur Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen ebenso wichtig wie für die Verbesserung des Eigenkapitals der Unternehmungen. Deshalb ist diese Reform notwendig, und sie darf nicht — wie von der Opposition beabsichtigt — durch eine Einzelentscheidung zur Steuerbefreiung von Flugbenzin gefährdet werden. Ich kann bei einem Entlastungsvolumen von ca. 50 Milliarden DM eine Subvention von ca. 25 Millionen DM nicht zur Grundlage meiner Entscheidung machen. Um die gesamte Steuerreform nicht zu gefährden, werde ich deshalb in der namentlichen Abstimmung der Steuerbefreiung beim Flugbenzin als Teilstück eines Kompromisses zustimmen, obwohl ich diese Einzelentscheidung weder für sachlich geboten noch für politisch sinnvoll halte. Abgeordneter Dr. Voigt (Northeim) (CDU/CSU): Ich stimme der Steuerbefreiung von Flugbenzin in der namentlichen Abstimmung nur deshalb zu, damit das gesamte Steuerreformgesetz nicht scheitert, sondern in Kraft treten kann. Eine einzelne Frage, in der Öffentlichkeit zu Recht kritisch diskutiert, darf die in ihrer Gesamtheit notwendige und richtige Steuerreform nicht gefährden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP, zu der es keine Alternative gibt, darf nicht durch diese wenn auch noch so kritisch zu beurteilende Einzelentscheidung in Frage gestellt werden. Abgeordneter Würzbach (CDU/CSU): Die jetzt geplante Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt wegen der gleichzeitig notwendig werdenden Steuererhöhung für Benzin, von der die Kraftfahrer betroffen sein werden, bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie in der jetzigen Zeit — bei allem Verständnis für den sachlich gebotenen und überfälligen Regelungsbedarf in der Sache selbst — vor dem Hintergrund auch anderer vielfältiger anspruchsvoller gesetzlicher Reformvorhaben für eine politische Maßnahme, die das positive Vorhaben der Steuerreform in der politischen Umsetzung gleichermaßen unnötig wie schädlich belastet. Ich bedaure, daß die politisch parlamentarische Beratungsform so beschlossen wurde, daß keine Möglichkeit besteht, diesen Einzelpunkt abzulehnen und gleichzeitig das Gesetzesvorhaben insgesamt zu fördern. So werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um das Gesamtwerk der Steuerreform mit seinen insgesamt positiven Auswirkungen zu unterstützen. Abgeordnete Frau Dr. Hamm-Brücher, Baum, Irmer, Dr. Hirsch, Frau Würfel und Lüder (alle FDP): Die Unterzeichner dieser persönlichen Erklärung sehen sich nach reiflicher Überlegung und gewissenhafter Güterabwägung aus folgenden Gründen außerstande, einer Steuerbefreiung für Benzin der Privatflieger zuzustimmen: — In einer Zeit wachsender Verschuldung der öffentlichen Haushalte, — in einer Zeit, in der Verbrauchsteuern, insbesondere für Benzin, drastisch erhöht und von den meisten Bürgern zusätzliche finanzielle Leistungen abverlangt werden müssen, sollte eine kleine Gruppe in unserer Bevölkerung nicht ungerechtfertigt privilegiert werden. Diese grundsätzlichen Einwände wiegen für uns stärker als alle vermeintlichen Sach- und Terminzwänge, die ein neuerliches Überdenken der Entscheidung und ihrer voraussehbaren Folgewirkungen angeblich nicht mehr möglich machen. Dem Gesamtpaket der Steuerreform werden wir aus übergeordneten Gründen zustimmen. Plenarprotokoll 11/87 (Berichtigung) Berichtigungen zum Stenographischen Bericht 87. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Seite 5974 D achte Zeile von unten: Statt „1985" ist „1975" zu lesen. Seite 5994 B, vorletzte Erklärung: Statt „Abgeordneter Hauser (Krefeld) (CDU/CSU)" ist „Abgeordneter Hauser (Esslingen) (CDU/CSU) " zu lesen.
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    Rede von Christa Vennegerts


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    : Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich dachte, der Herr Minister Stoltenberg würde seine Redezeit heute besser nutzen, nämlich dafür, die ach so verwirrten Bürgerinnen und Bürger unseres Landes über dieses phantastische Reformwerk, wie Sie immer sagen, aufzuklären.

    (Uldall [CDU/CSU]: Sie haben Ihre Redezeit noch nie genutzt!)

    Bloß, was haben Sie statt dessen gemacht, Herr Stoltenberg? Einen Ausflug in die große weite Welt. Jetzt sollen wir auch noch glauben, das ist ein weltweites internationales Reformprojekt. Und Sie haben sich an der Vergangenheit abgearbeitet, statt die Redezeit hier zu nutzen und sich solche Anzeigen zu ersparen, wie eine etwa am 1. Juni im „Handelsblatt" erschienen ist, überschrieben: „Unsere Steuerreform: Merkwürdig! " Dazu kann ich nur sagen: Das ist wahrscheinlich der einzige ehrliche Satz, der im letzten halben Jahr aus der Feder des Finanzministeriums geflossen ist. Das kann ich nur unterstreichen: „Merkwürdig! "

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD — Dr. Waigel [CDU/CSU]: Jetzt gehen Sie einen Schritt zu weit!)

    Die Steuerreform ist noch mehr als das. Sie ist unsozial — auch wenn Sie es nicht mehr hören können; bloß, sie ist es leider —, unsolide und unwirksam.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Das nehmen Sie aber sofort zurück!)

    Kurz: Sie ist gemessen an dem großspurigen Anspruch, mit der Steuerreform — ich zitiere — „eine der wichtigsten innenpolitischen Aufgaben gelöst zu haben" , nicht nur merkwürdig, sondern unwürdig. Würde diese Steuerreform mit all ihren politischen Folgen, vor allem auch mittel- und langfristig, nicht so katastrophale Konsequenzen für unser Land mit sich bringen, könnte man sich als Oppositionsparteien hier genüßlich zurücklehnen und brauchte nur noch zuzuschauen, wie dieses Potemkinsche Dorf endgültig in sich zusammenbricht. Bloß, leider können wir das nicht, weil die Folgen für unsere Bevölkerung unerträglich sind.
    Seit ihrem Regierungsantritt im Jahre 1983 wandeln CDU/CSU und FDP die bundesrepublikanische Gesellschaft langsam, aber sicher in einen Selbstbedienungsladen um. Die Steuerreform ist das Kernstück einer Politik der Individualisierung und des rücksichtslosen Egoismus.
    Zu einem Zeitpunkt, in dem eine neue Solidarität und eine neue gemeinsame soziale Verantwortlichkeit gefragt sind,

    (Dr. Faltlhauser [CDU/CSU]: Wann nützen Sie denn Ihre Redezeit endlich sinnvoll?)

    und zu einem Zeitpunkt, in dem die Luftfahrt an ihre objektiven Wachstumsgrenzen stößt und das Risikopotential für die Allgemeinheit so anwächst, daß man nur noch mit Grausen an die beginnende Feriensaison denken kann, wird einzelnen Gruppen der Zugang zu Erwerb und Haltung von Privatflugzeugen erleichtert. Zu einer Zeit, in der das Überleben der Nordsee fraglich ist, können sich die Privatpiloten, vertreten durch ihren Lobbyisten Strauß, immer noch mehr Gehör verschaffen als die bedrohte Umwelt.

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Die können sich dann die Umweltkatastrophe von oben angucken!)

    Die Regierung gerät nicht auf Grund ihrer katastrophalen Umweltpolitik ins Trudeln — das müßte ja eigentlich so sein — , sondern durch den Streit über die Absicherung des Luxus einiger weniger Privilegierter. Da trudeln Sie ganz schön; das werden wir heute nachmittag hier nämlich sehen.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Herr Glos, wenn Sie davon sprechen, das sei ein Nebenschauplatz, dann frage ich mich, warum sich der Parteitag der CDU hauptsächlich mit dem Thema Flugbenzin befaßt hat.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD — Lachen bei der CDU/CSU — Dr. Waigel [CDU/CSU]: Erzählen Sie doch mal was über Ihre Parteitage! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Da muß Ihnen etwas entgangen sein.
    Wer am lautesten schreit und wer die stärksten Ellbogen hat, kommt an die Fleischtöpfe, die — das ist der große Haken an dieser Sache — in der Realität überhaupt nicht mehr finanzierbar sind.
    Da können Sie, Herr Stoltenberg, auch gar nicht so sehr auf die Vergangenheit der Sozialdemokraten hinweisen und sagen, daß diese eine Rekordverschuldung hatten. Sie haben sie inzwischen. Ich denke, das ist ein Rekord, auf den Sie mit Sicherheit nicht stolz sein können. Nur sollten Sie endlich einmal zur Kenntnis nehmen, daß Sie der Finanzminister mit der höchsten Verschuldung sind.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD — Zuruf von der SPD: Zugeben soll er es!)

    Die größte Fingerfertigkeit hat das Finanzministerium in den letzten Monaten im geschickten Hinbiegen und im irreführenden Kombinieren von Zahlenkolonen entwickelt. Dem Bundesbürger werden dabei immer nur Teilausschnitte präsentiert; das Gesamtkunstwerk bleibt ihm verborgen.
    Nehmen wir nur ein Beispiel: Da wird uns die gesamte Steuersenkung von 1986 bis 1990 mit der imposanten Summe von 50 Milliarden DM aufgetischt. Das hört sich ja erst einmal ganz toll an.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Ist es auch!)

    Dagegen rechnet das Finanzministerium immer nur die Erhöhung von indirekten Steuern in der Größenordnung von 8 Milliarden DM auf. Das ist doch plumpste Bauernfängerei. Hier wird nur die Verbrauchsteuererhöhung auf den Tisch gelegt, und alles andere, von der Erhöhung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung über die Quellensteuer bis zur Zusammenfassung der Arbeitnehmerfreibeträge, wird unter den Tisch gefegt.
    Jetzt rechne ich Ihnen einmal etwas vor: Nimmt man dagegen die Bruttoentlastung für 1990 — das



    Frau Vennegerts
    sind 37,2 Milliarden DM — und mindert sie um die Belastungen von 18,1 Milliarden DM, die innerhalb des Steuerreformgesetzes vorgesehen sind, und um die Belastungen, die außerhalb des Steuerreformgesetzes entstehen werden — diese 18,6 Milliarden DM rechnen Sie nicht mit, Herr Stoltenberg; das sollten Sie aber einmal tun; auch wenn das Gespräch jetzt sehr interessant ist, könnten Sie ruhig einmal zuhören; das würde Ihnen gar nicht schaden — , dann ergibt das für die Bundesbürger eine effektive Nettoentlastung von nur 500 Millionen DM an Stelle der offiziell angegebenen Entlastung von 18,3 Milliarden DM. Das bedeutet eine jährliche Durchschnittsentlastung von sage und schreibe 20 DM pro Bundesbürger. Das muß man sich einmal vorstellen: 20 DM statt der von der Bundesregierung versprochenen 1 000 DM. So lächerlich sieht das Ganze aus.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie können offenbar nicht rechnen!)

    Denn in der Darstellung der Regierung sind die übrigen geplanten Kostenbelastungen nicht berücksichtigt. Stichwort: höhere Selbstbeteiligung der Versicherten an den Krankheitskosten. Das ist hier schon genannt worden. Das sind 6,5 Milliarden DM im Jahre 1989.
    Am Horizont droht eine Rentenreform, die zu drastischen Beitragserhöhungen führen wird. Dann haben wir das steigende Defizit bei der Bundesanstalt für Arbeit, das in diesem Jahr auf 1,5 Milliarden DM und im nächsten Jahr auf 5 Milliarden DM geschätzt wird. Dazu kommt das ständig steigende Haushaltsdefizit mit einer Lücke von jetzt schon 40 Milliarden DM. Anfang der 90er Jahre — so behaupte ich — sind wir in Richtung auf 70 Milliarden DM unterwegs.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU] : So haben wir das noch nie gehört!)

    — Ja, Herr Waigel, ich weiß, Sie wollen die Wahrheit nicht zur Kenntnis nehmen. Das macht aber absolut nichts, denn Sie werden — da bin ich ganz sicher und frohen Mutes — davon eingeholt werden.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD — Dr. Waigel [CDU/CSU]: Ich bewundere Ihre Hellsicht!)

    Und Sie werden letztendlich um eine Erhöhung der Mehrwertsteuer doch nicht herumkommen; denn wie wollen Sie es sonst in den Griff bekommen?
    Faßt man all diese Belastungen zusammen, so wird der Bundesbürger am Ende nicht nur seine Steuerentlastung zu 100 % selber finanzieren, sondern unter dem Strich auch noch draufzahlen. Das wissen Sie auch ganz genau, nur können Sie es hier natürlich nicht vertreten; das ist mir schon klar.
    Etwas, was man wirklich nur immer wieder betonen kann — und da diffamieren Sie bitte nicht die Gewerkschaften mit ihren seriösen Rechenbeispielen —, ist, daß die Höherverdienenden in dieser Gesellschaft über alle Maßen von dieser Steuerreform profitieren. Da können Sie hin- und herrechnen; das steht bei Ihnen, bei der Gewerkschaft und bei uns so auf dem Papier.
    Nehmen Sie bitte dies zur Kenntnis: Ein Drittel unserer Gesellschaft, nämlich die Arbeitslosen, die Sozialhilfeempfänger und die Rentner, die ohnehin im Schatten unserer Wohlstandsgesellschaft stehen, wird durch die Verbrauchsteuererhöhungen und die Kürzungen von Leistungen an Arbeitslose zusätzlich belastet. Die Betroffenen haben inzwischen kapiert, was da abläuft, und bezeichnen es nur noch als verantwortungslos. Reden Sie einmal mit den Leuten;

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Die kennen die gar nicht!)

    dann merken Sie, was da eigentlich los ist.
    Nach dem von Ihnen vorgeschlagenen Finanzierungsplan werden den Kommunen nach Berechnungen des Deutschen Städtetages ab 1991 jährlich 5,4 Milliarden DM entgehen. An der Erhöhung von Mineralöl-, Tabak- und Versicherungsteuer sind sie jedoch nicht beteiligt. Da hat der Bund dafür gesorgt, erst einmal sein Schäfchen ins Trockene zu bringen. Der Bürger wird sich dann auf kommunaler Ebene mit weiterem Personalabbau, Leistungskürzungen, Schließung sozialer Einrichtungen und Rückgang von dringend erforderlichen sozialen und ökologischen Investitionen abzufinden haben. Wie sollen z. B. die zur Nordseesanierung dringend benötigten Kläranlagen gebaut werden, wenn die Kommunen vor leeren Kassen stehen? Erzählen Sie mir das doch einmal! Da kann sich Herr Töpfer mit seinem 10-Punkte-Programm hinstellen und sagen: Ihr Länder, macht bitte mal; die Frage ist doch dann: Womit denn?

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Hier kommen wir zum eigentlichen politischen Kern der Steuerreform. Der Staat soll sich aus seiner sozialen Verantwortung verabschieden. Die Lösung sämtlicher Probleme wird einer entsolidarisierten Gesellschaft überlassen. Das ist das Ziel, das Sie damit verfolgen!

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Glauben Sie das wirklich?)

    Jegliche soziale Verpflichtung wird auf dem Altar einer Ideologie stetigen Wirtschaftswachstums geopfert,

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Sind Sie gegen Wirtschaftswachstum?)

    obwohl, was immer wieder vom Bundesfinanzminister beschworen wird, der Wachstums- und Beschäftigungsboom inzwischen auch schon von den Wirtschaftswissenschaftlern, die der Regierung nahestehen, in Abrede gestellt wird.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Sind es 4,2 % oder nicht?)

    Bis in den letzten Winkel der Bundesrepublik hat sich herumgesprochen, daß der Zusammenhang zwischen Gewinnentwicklung und Investitionstätigkeit in der Realität eben nicht lehrbuchgerecht besteht.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Sie sollten die „Winkel" nicht so schlecht darstellen! Dort leben gute Menschen!)

    — Moment, Herr Waigel! Ihre wirtschaftspolitische Rechnung geht nicht auf, und das wissen Sie auch.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Sie kennen meine Rechnung ja gar nicht!)




    Frau Vennegerts
    Statt daß investiert wird, werden die Gewinne angelegt. Das steht im Bundesbankbericht, und den werden Sie ja wohl noch anerkennen. Das ist nicht die „linke Kampfpresse", die Sie so gerne angreifen.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Alle Welt bewundert uns! — Dr. Waigel [CDU/CSU]: Sie an Stelle von Herrn Pöhl, das wäre eine interessante Variante!)

    Die insgesamt geplante Erhöhung der Verbrauchsteuern entspricht im Ausmaß einer Anhebung des Mehrwertsteuersatzes um fast 1 %. Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel sagt voraus, daß diese Erhöhung ab 1989 zu einem zusätzlichen Anstieg des Preisniveaus führen wird. Sie können sich vorstellen, wie die Reaktion der Bundesbank auf eine solche Entwicklung aussehen wird. Die dann folgenden konjunkturdämpfenden Effekte können Sie sich an Ihren fünf Fingern abzählen.
    Besonders düster sehen die Entwicklungen auf der Ausgabeseite aus. Nachdem zuerst die Streichung von Subventionen als Nonplusultra zur Stopfung der Finanzierungslöcher verkauft wurde, nachdem man dann zwangsweise wieder zur Steuererhöhung übergehen mußte, dies alles nun aber immer noch nicht ausreicht, geht das Finanzministerium jetzt mit dem Programm der Ausgabensparsamkeit hausieren. Selbst Staatssekretär Voss benutzt das Wort „Ausgabendisziplin" immer häufiger, als ob es ein Losungswort des Finanzministers wäre. Sie, Herr Stoltenberg, hangeln sich sozusagen argumentativ von Ast zu Ast; kaum ist einer abgebrochen, klammern Sie sich an den nächsten.
    Hier stellt sich nun die Frage, woher denn das riesige Einsparpotential eigentlich kommen soll. Das Verteidigungsministerium meldet Ansprüche in Höhe von 40 Milliarden DM für die nächsten 13 Jahre an, und zwar — wie es genannt wird — zur Verbesserung der Heeresstruktur. Mit dem Jäger 90 wurde uns ein fliegendes Milliardengrab beschert. Auch die Ausgabendisziplin ist schon jetzt unglaubwürdig geworden — wie das gesamte Vorgehen der Bundesregierung, besonders des Finanzministers, bei dieser Wahnsinnsreform.
    In der Stellungnahme zur Regierungserklärung am 19. März 1987 habe ich diese Reform im Hinblick auf die sozialen, ökologischen und wirtschaftspolitischen Aspekte als einen „steuerpolitischen Flop " bezeichnet. Das war sicher mehr als berechtigt. Wenn ich jetzt sehe, wie das „Glanzstück" dieser Koalition zu einem Flickwerk mit eindeutiger Zielrichtung heruntergekommen ist, dann habe ich damals eher noch untertrieben.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit; denn diese Steuerreform wird von Ihnen heute mit einer Art Mut der Verzweiflung auf die Bürgerinnen und Bürger losgelassen, und damit werden die sozialen Beziehungen in dieser Gesellschaft weiterhin grundlegend zu Lasten der Schwächeren verschlechtert.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Dieses Land darf nicht wie ein Selbstbedienungsladen geführt werden. Die Schicksalsgemeinschaft von Steuerreform und Finanzminister Stoltenberg hat in der Bevölkerung den letzten Kredit verspielt. Da brauche ich gar keine Meinungsumfragen mehr; das ist so!
    Die Quittung für diese verfehlte Politik, meine Damen und Herren von der Regierungskoalition, wird Ihnen in absehbarer Zeit — da bin ich mir relativ sicher — präsentiert werden.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD — Dr. Waigel [CDU/CSU]: Das war aber nicht toll!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Solms.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Als neutraler Zuhörer und Zuschauer

    (Lachen bei den GRÜNEN — Zuruf von der SPD: Sie haften mit! — Weitere Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    muß man zu einem Bild kommen, als stünde das Chaos vor der Tür, als bräche die Volkswirtschaft zusammen, als stimmten die Zahlen nirgends mehr. All dies ist ja nicht wahr!
    Wir stehen am Ende einer mehrjährigen Diskussion über ein langfristiges Konzept der Umgestaltung der Steuerstruktur. Umstritten ist dieses Gesamtkonzept deshalb so sehr, weil viele einzelne und Gruppen um die Begünstigungen, die sie bisher hatten, kämpfen. Das ist der eigentliche Grund, der dahintersteht.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Natürlich versucht die Oppostion, sich das zunutze zu machen. Das ist ihr gutes Recht. Das würde jede Opposition so tun. Aber das soll natürlich nicht von den Grundüberlegungen ablenken, die hinter einer solchen Aufgabe stehen.
    Auf diese Grundüberlegungen will ich noch einmal eingehen; denn diese vielen Zahlenbeispiele hier gegeneinander vorzurechnen, führt doch nur zu einer weiteren Verwirrung. Der Worte sind genug gewechselt — die Bürger wollen Taten sehen! Deswegen muß heute die Entscheidung getroffen werden. Dann können die Bürger, wenn das Gesetz in Kraft getreten ist, für sich selbst errechnen, ob für sie ein Vorteil oder ein Nachteil dabei herauskommt.

    (Zuruf von der SPD: Das merken die dann schon!)

    Das kann man dann jedem einzelnen genau ausrechnen. Dazu stehen ja auch die Steuerberater, die Lohnsteuerhilfevereine und andere zur Verfügung. Das ist eine Rechnung, bei der es keine Zweifelsfragen mehr geben wird.
    Ich will auf die Grundüberlegungen zurückkommen, die die CDU/CSU-FDP-Koalition angestellt hat, als sie die dreistufige Steuerreform 1986/88/90 auf den Weg gebracht hat.
    Die deutsche Volkswirtschaft steht — was in diesem Hause allseits anerkannt wird — wie die Weltwirtschaft überhaupt inmitten eines dramatischen Struk-



    Dr. So1ms
    turwandels. Die Herausforderungen, die dieser Strukturwandel an die Volkswirtschaft, d. h. an die Wissenschaft, die Wirtschaft, die Arbeitnehmerschaft, die Politik, stellt, verlangen die Mitarbeit der gesamten Bevölkerung. Diese Mitarbeit können wir nur erreichen, wenn wir nicht gleichzeitig die Mitarbeit durch zu hohe Belastungen bestrafen. Die Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmer und die Investitionsfähigkeit der Unternehmen sind nur zu stärken, wenn die Abgaben- und Auflagenlast gesenkt wird. Die Parole muß also heißen: weniger Auflagen, weniger Steuern und Abgaben, weniger Bürokratie, kurz: weniger Staat, dafür mehr Freiraum und mehr Selbstverantwortung für den Bürger.

    (Zuruf von der SPD: Und mehr Selbstbeteiligung!)

    Die heutige Situation erinnert an die Zeit nach dem Krieg. Man stand vor der großen Herausforderung des Wiederaufbaus. An den Anfängen der Bundesrepublik versuchte man auf Veranlassung der Besatzungsmächte, durch eine sehr hohe Steuerbelastung, bis zu 90 %, die öffentlichen Haushalte in Ordnung zu bringen.
    Die Folgen waren,
    wie Sie im Einkommensteuerrechtskommentar von Littmann nachlesen könnte,
    daß die untragbare Steuerlast die bis dahin intakte Steuermoral allmählich aushöhlte und schließlich ganz in Verfall geraten ließ, so daß trotz Anziehens der Steuerschraube bis zum Äußersten die Steuergelder immer spärlicher flossen und schließlich auch das Gleichgewicht der öffentlichen Haushalte ins Wanken zu geraten drohte. Der Druck, der als ungerecht empfunden wurde, trieb auch die bis dahin ehrlichen Steuerpflichtigen vielfach vom anständigen Geschäftsgebaren weg zum Schwarzen Markt.
    Wenn Sie die Entwicklung heute betrachten, können Sie unzweifelhaft feststellen, wenn natürlich auch nicht in dieser Dramatik, daß der Trend hin zur Schwarzarbeit, zur Schattenwirtschaft laufend zunimmt und daß die Investitionsbereitschaft bereits in den letzten fünfzehn, zwanzig Jahren stetig abgenommen hat. Dies sind zweifellos Folgen der zu hohen Abgabenbelastung.
    Der frühere Finanzminister Fritz Schäffer, dessen 100. Geburtstag wir am 12. Mai feiern konnten, begründete denn auch in seiner Einbringungsrede zur Steuerreform und Steuersenkung 1953 die geplante Steuerpolitik der damaligen Bundesregierung, an der die jetzigen Koalitionspartner ebenfalls beteiligt waren, folgendermaßen — ich zitiere — :
    Die Bundesregierung ist der Überzeugung, daß die hemmenden Einflüsse, die eine steuerliche Überlastung für unser Wirtschaftsleben im allgemeinen und für die Lösung der sozialpolitischen Aufgaben im besonderen bringt, nur auf diese Weise beseitigt werden können, daß also die Senkung der Tarife eine Stärkung unserer Wirtschaftskraft zur Folge haben wird.
    Damals bediente man sich der gleichen Systematik,
    die unsere heutige Steuerreform charakterisiert.
    Schäffer sagte damals weiter — ich zitiere wiederum — :
    Das Wesen dieser Reform soll darin bestehen, daß auf der einen Seite die Tarifsätze, und zwar möglichst gleichmäßig in allen Gruppen gesenkt werden, daß aber auf der anderen Seite der Abbau der allzu zahlreichen und zum Teil zeitbedingten Steuervergünstigungen eingeleitet wird.
    Die damalige Steuerpolitik führte schließlich zu einem Tarif 1955, dessen progressiver Teil bei nur 10 % begann und bei einem Einkommen von 200 000 DM bei einem Steuersatz von etwa 35 % endete — Spitzensteuersatz 1955. Daran erinnere ich. Diese dramatische, weit über das heutige Maß hinausgehende Steuersenkung hat schließlich den Freiraum für das Wirtschaftswunder in der Bundesrepublik geschaffen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Der Wirtschaft verblieb infolge dieser Steuersenkung der wesentliche Teil ihrer Gewinne und Einnahmen für Investitionen, für den Aufbau des Kapitalstocks, zur Vorbereitung für die Zukunft. Und den Arbeitnehmern, die in der Masse damals mit nicht viel mehr als 10 % besteuert worden sind, verblieb der Hauptteil ihrer Einkünfte für die Einrichtung ihrer Haushalte, für die notwendigen konsumtiven Nachfragen und für einen allmählichen Aufbau von Wohneigentum. Es hat sich gezeigt, daß diese radikalen Entlastungsmaßnahmen natürlich die schöpferischen und leistungsbereiten Kräfte der Wirtschaft und der gesamten Arbeitnehmerschaft angeregt haben, diese Herausforerung zu bewältigen. Und genau diese Aufgabe haben wir auch heute. — Mir ging es darum, auf diesen Grundgedanken hinzuweisen.
    Die vergleichbaren Industrieländer haben das erkannt und tun das. Sie wissen, daß die Steuerreformen in den USA, in Großbritannien insbesondere, weitgehend dieses Konzept verfolgen und daß andere Industrieländer, mit denen wir in Wettbewerb stehen, vergleichbare Ziele haben, allerdings nicht mit einer so weitgehenden Wirkung.
    Dieses Umfeld müssen wir betrachten, wenn wir unsere Steuerpolitik beurteilen wollen. Deshalb gibt es für die Steuerpolitik dieser Koalition und für diese Steuerreform keine Alternative. Das ist eine gute Reform, die die wesentlichen Verwerfungen der Steuerstruktur korrigiert und weitgehend beseitigt.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wegen der Herausforderung des grundlegenden Strukturwandels, wegen der Globalisierung der Geld- und Gütermärkte und wegen der Intensivierung des internationalen Wettbewerbs müssen wir heute den gleichen Weg beschreiten, den Fritz Schäffer 1953 eingeschlagen hat.
    Das Vorzeigestück dieser Reform — darauf will ich im einzelnen noch mal eingehen — ist die Einführung des linear-progressiven Tarifs.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Jetzt endlich wird der „Mittelstandsbauch", der doch heute ein Facharbeiterbauch ist — das sage ich bewußt in Richtung auf die SPD —, endgültig, restlos beseitigt. Seit Jahrzehnten träumen Steuerpolitiker



    Dr. Solms
    und Steuertheoretiker von einem solchen Tarif, und heute, da es darum geht, diesen, Tarif zu verwirklichen, wird er von allen zerredet. Ich halte das für eine Schande.

    (Zustimmung bei der FDP)

    Ich habe dem Vertreter des DGB, Herrn Dr. Wehner, in der Anhörung die Frage stellt, wie der DGB diesem Tarif gegenüber eingestellt ist. Er hat sehr ausweichend geantwortet — alle werden sich erinnern — , weil — das war meine Überzeugung — er der Meinung ist, daß dieser Tarif gut ist. Sicherlich hat er über den Spitzensteuersatz eine völlig andere Meinung als ich — zugegeben —, aber zu der Linearisierung des Tarifs kann es eigentlich keine gut begründete abweichende Meinung geben. Ich halte das für ein eminent wichtiges Werk, denn damit wird verhindert, daß der Fiskus in Zukunft geldgierig in die Taschen der Bezieher mittlerer Einkommen greifen kann. Das sind doch die Handwerker, die Facharbeiter, die Ingenieure, die Monteure, die Angestellten, die leitenden Angestellten, die die tägliche Last der Wirtschaft tragen müssen. Insbesondere sie werden durch diese Beschneidung des Tarifs entlastet.
    Der Tarif zwingt darüber hinaus zukünftige Regierungen zu einer sparsamen Haushaltsführung, denn die Finanzminister werden nicht mehr in dem Maße Gewinner an Wachstums- und Inflationsprozessen sein, wie sie das beim bisherigen Tarif waren.

    (Reuschenbach [SPD]: Sie verschulden sich etwas mehr!)

    — Das heißt: Sie müssen noch disziplinierter über die Ausgaben wachen. Das geht uns alle an, denn wir Politiker sind ja immer bereit, neue Ausgaben zu veranlassen, weil wir Geschenke verteilen wollen.

    (Sellin [GRÜNE]: Diätenerhöhung! Parteienfinanzierung!)

    Nur, wir können nur das verteilen, war vorher erwirtschaftet worden ist. Deswegen ist das eine Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen.
    Daher auch noch einmal meine Frage an die SPD als Opposition, ob es richtig ist, daß Sie in Ihren Vorschlägen zur Steuerpolitik, wenn ich sie richtig verstanden habe, davon ausgehen, daß bei einem Jahreseinkommen von 50 000 DM die Besteuerung bereits höher sein soll als im bisherigen Tarif. Denn wenn das so ist, dann bauen Sie für den deutschen Facharbeiter eine Steuerfalle auf.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Folgt man Ihren Vorschlägen, so würde der deutsche Facharbeiter in den nächsten Jahren wieder übermäßig besteuert.
    Laut Aussage des Deutschen Gewerkschaftsbundes in seinen „Wirtschaftspolitischen Informationen" wird beispielsweise der Facharbeiter in der Mineralölindustrie 1990 bereits ein Bruttoeinkommen von 65 000 DM erzielen, der durchschnittliche Industriearbeiter ein Einkommen von 45 000 DM. Diese Arbeitnehmer würden nach den Vorstellungen der SPD bereits 1990 deutlich stärker besteuert als heute, oder sie würden angesichts des Wachstumsprozesses sehr schnell in eine höhere Besteuerung hineingeraten.
    Was daran arbeitnehmerfreundlich sein soll, bleibt das steuerpolitische Geheimnis des Kollegen Apel. Ich kann es jedenfalls nicht verstehen, denn diese Auswirkungen muß doch jeder sehen.
    Der neben dem linearen Tarif herausragende Erfolg dieser Steuerreform ist das große Volumen des Abbaus von Steuervergünstigungen. Meine Damen und Herren, 18 Milliarden DM Abbau von Steuervergünstigungen, wobei natürlich über jedes Detail gestritten werden kann, ist ein Ergebnis, das uns niemand zugetraut hatte. Natürlich hat das erhebliche Widerstände ausgelöst, aber wir haben uns diesen Widerständen nicht gebeugt, sondern wir werden dies durchsetzen. Damit erweist sich die Koalition als handlungsfähig und letztlich auch als regierungsfähig.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich will nicht im Detail darauf eingehen, daß die Besteuerung der Unternehmen in der Bundesrepublik auch nach dieser Steuerreform weiterhin zu hoch ist. Wir müssen die Aufgabe der Reform der Unternehmensbesteuerung für die nächste Legislaturperiode im Sinne, in der Erinnerung behalten. Das muß mit einer Reform des Gemeindefinanzsystems verbunden werden, denn die Gewerbesteuer als ein wesentlicher Teil der Unternehmensbesteuerung ist ja die Haupteinnahmequelle der Gemeinden.

    (Bindig [SPD]: Düstere Aussichten!)

    Das heißt: Wir müssen gemeinsam — das wird wahrscheinlich nicht ohne die SPD gehen — zu einer Gemeindefinanzreform kommen.
    Lassen Sie mich abschließend noch eine Bemerkung machen: Das zur Verabschiedung anstehende Steuerreformgesetz beruht natürlich auf einem politischen Kompromiß zwischen den Koalitionspartnern CDU, CSU und FDP. In diese Vereinbarung hat jeder Partner Wünsche eingebracht und durchgesetzt, aber auch Zugeständnisse machen müssen, wie das bei Kompromissen immer notwendig und üblich ist.
    Die FDP bekennt sich zu diesen Vereinbarungen. Wir sind auch dann ein vertragstreuer Partner, wenn wir nicht mit jeder Einzelheit einverstanden sind. Auch bei diesem Gesetz mußten wir einige Kröten schlucken.
    Die politisch für uns unerfreulichsten Entscheidungen liegen in der Steuerbefreiung für das Flugbenzin und in der getroffenen Rabattregelung für Jahreswagen. Wir wollen die Verabschiedung des Steuerreformgesetzes nicht in Frage stellen, doch soll auf die Verantwortlichkeit hingewiesen werden: Das Flugbenzin geht auf eine Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß zurück, die Jahreswagenregelung auf eine Forderung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth.
    In beiden Fällen zeigt sich leider, daß der Bundesrat als Brechstange mißbraucht werden kann, um persönliche Sonderwünsche politisch durchzusetzen, wenn man sich auf die absolute Mehrheit in einem Lande stützen kann. Diese schadet der verfassungsrechtlich gebotenen Zusammenarbeit zwischen Bundestag und Bundesrat, die sich auf den Ausgleich von Bundes-



    Dr. Solms
    und Landesinteressen richten sollte. Beide Wünsche berühren aber die Länderinteressen nicht erkennbar. Deshalb führt dies zu einer weiteren Belastung der politischen Kultur, für deren Verbesserung zu arbeiten wir alle aufgerufen sind.
    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)