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    Plenarprotokoll 11/87 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 87. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Inhalt: Verzicht der Abg. Frau Simonis und des Abg. Jansen auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 5829 A Eintritt der Abg. Frau Dr. Sonntag-Wolgast und des Abg. Opel in den Deutschen Bundestag 5829 A Erweiterung der Tagesordnung 5829 B Absetzung des Punktes 3 — Entwurf eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes — von der Tagesordnung 5829 D Zur Geschäftsordnung Kleinert (Marburg) GRÜNE 5829 D Seiters CDU/CSU 5830 B Tagesordnungspunkt 2: a) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 (Drucksachen 11/2157, 11/2226, 11/2299, 11/2529, 11/2536, 11/2551) b) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abbau steuerlicher Härten für die Landwirtschaft (Drucksachen 11/676, 11/2529, 11/2536, 11/2531) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag des Abgeordneten Sellin und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kürzung der Berlin-Förderung und Bildung eines Finanzfonds zur Verbesserung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Situation der Stadt zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Apel, Roth, Dr. Spöri, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beseitigung steuerlicher Benachteiligungen von kleinen und mittleren Unternehmen (Drucksachen 11/1187 [neu], 11/1335, 11/2529, 11/2536) d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur steuerlichen Begünstigung von Zuwendungen an unabhängige Wählervereinigungen (Drucksachen 11/1316, 11/2554, 11/2555) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu dem Antrag der Abgeordneten Müntefering, Conradi, Amling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Wohnungsgemeinnützigkeit erhalten und stärken (Drucksachen 11/1389, 11/2516) Dr. Dregger CDU/CSU 5831 D Dr. Apel SPD 5837 B Gattermann FDP 5842D, 5922 D Hüser GRÜNE 5847C, 5924 A Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . . 5849 D Poß SPD 5856 B Glos CDU/CSU 5859 C Frau Vennegerts GRÜNE 5863 A Dr. Solms FDP 5865 C Huonker SPD 5868 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 5871 C Sellin GRÜNE 5873 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Rind FDP 5874 B Dr. Mitzscherling SPD 5877 B Dr. Neuling CDU/CSU 5879 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 5881 D Dr. Daniels (Bonn) CDU/CSU 5883 A Dr. Wieczorek SPD 5884 B Dr. Grünewald CDU/CSU 5887 A Reschke SPD 5889 A Doss CDU/CSU 5890 D Kleinert (Marburg) GRÜNE 5892 A Frau Will-Feld CDU/CSU 5892 D Wüppesahl fraktionslos (zur GO) . . . 5894 B Wüppesahl fraktionslos 5895A, 5925 B Kastning SPD 5897 A Jung (Lörrach) CDU/CSU 5898 C Namentliche Abstimmungen in der zweiten Beratung . . . 5900A, B, C, D, 5901A, B, 5902B Ergebnisse . . . 5903B, 5905A, 5907A, 5908D, 5910D, 5912D, 5914C, 5916C Dr. Fell CDU/CSU 5918 C Dr. Struck SPD 5919 C Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5926 B Dr. Vondran CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5926 C Niegel CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5927 A Rind FDP (Erklärung nach § 31 GO) . . 5927 B Namentliche Abstimmungen in der dritten Beratung 5928B, 5930 D Ergebnisse 5931A, 5941 D Zur Geschäftsordnung Kleinert (Marburg) GRÜNE 5928 C Bohl CDU/CSU 5929 A Jahn (Marburg) SPD 5929 B Seiters CDU/CSU 5930 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung „Hilfswerk für behinderte Kinder" (Drucksachen 11/2274, 11/2519, 11/2522) 5932 D Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Sammelübersichten 67, 68 und 69 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 11/2435, 11/2509, 11/2510) 5933 B Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung der Sammelübersicht 72 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/2544) . . . . 5933 B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Sammelübersicht 73 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/2545) . . . . 5933 B Tagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Unterstützung der Reformbemühungen der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (Drucksache 11/2543) 5933 C Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeskleingartengesetzes (Drucksache 11/200) 5933 D Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung (Drucksache 11/1867) 5933 D Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 26. März 1986 zur Änderung des Übereinkommens vom 4. Juni 1974 zur Verhütung der Meeresverschmutzung vom Lande aus (Drucksache 11/2272) 5933 D Tagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Erklärung vom 11. Dezember 1986 zu dem Übereinkommen vom 3. Dezember 1976 zum Schutze des Rheins gegen Verunreinigung durch Chloride (Drucksache 11/2273) . . . . 5933 D Tagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 20, 42, 56, 57, 61, 62, 68, 69, 75, 80, 100, 104, 106 a (neu), 122 a, Anlage 4 (Drucksache 11/2206) 5934 A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 III Tagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 28, 35, 106 (Drucksache 11/2207) 5934 B Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 6, 13, 30, 32, 69, 78, 127 (Drucksache 11/2208) 5934 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: Umstellung der Kapitel I bis V und Änderung der Kapitel VI und VIII (Drucksache 11/2209) 5934 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Abgeordneten Adler, Jansen, Kißlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rechtsverordnung für den Transport von Tieren (Drucksache 11/2441) 5935 A Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dreßler, Frau Fuchs (Köln), Egert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Reform des Gesundheitswesens (Drucksache 11/2500) 5935A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 1987 (Drucksachen 11/2034, 11/2528) Weiskirch, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages 5935 B Dr. Jenninger, Präsident des Deutschen Bundestages 5937 A Dr. Scholz, Bundesminister BMVg 5937D, 5950B Heistermann SPD 5938 C Breuer CDU/CSU 5943 C Dr. Mechtersheimer GRÜNE 5946 B Nolting FDP 5948 B Kolbow SPD 5951 A Tagesordnungspunkt 16: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes (Drucksachen 11/2420, 11/2517, 11/2518) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verzicht auf Diätenerhöhung — statt dessen Förderung von Arbeitsloseninitiativen (Drucksachen 11/2439, 11/2517) Becker (Nienberge) SPD 5954 C Dr. Lammert CDU/CSU 5955 A Stratmann GRÜNE 5955 D Beckmann FDP 5956 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksachen 11/2357, 11/2556) Dr. Hoffacker CDU/CSU 5958B Jaunich SPD 5959 A Frau Würfel FDP 5960 B Frau Wilms-Kegel GRÜNE 5961 B Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMJFFG . . 5962 A Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Blunck, Dr. Hauff, Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Eckpunkte für die Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes (Drucksache 11/1447) in, Verbindung mit IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Frau Flinner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Klare ökologische Schwerpunktsetzung im Bundesnaturschutzgesetz (Drucksache 11/2523) Frau Blunck SPD 5963 B Eylmann CDU/CSU 5964 A Brauer GRÜNE 5965 B Baum FDP 5966 A Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 5967 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), Stratmann, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Einführung eines einheitlichen linearen zeitvariablen Tarifs für alle Verbrauchergruppen und Stromanwendungsgebiete (Drucksache 11/2079) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . 5968 A Magin CDU/CSU 5968 D Jung (Düsseldorf) SPD 5970 A Beckmann FDP 5970 D Dr. Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi . . 5971D Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes, über Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten und zur Sicherung der MontanMitbestimmung (Drucksache 11/2503) Scharrenbroich CDU/CSU 5972 D Dreßler SPD 5975 D Cronenberg (Arnsberg) FDP 5977 D Stratmann GRÜNE 5980 D Dr. Warrikoff CDU/CSU 5982 D Peter (Kassel) SPD 5985 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 5987 A Urbaniak SPD 5990 A Nächste Sitzung 5991 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 5993* A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Steuerreformgesetzes (Drucksache 11/2157) (Abg. Bauer, Dr. Blank, Bohlsen, Bühler [Bruchsal], Carstensen [Nordstrand], Ehrbar, Fuchtel, Funk [Gutenzell], Ganz [St. Wendel], Hauser [Krefeld], Hinsken, Jung [Limburg], Dr.-Ing. Kansy, Dr. Kappes, Kossendey, Kroll-Schlüter, Frau Limbach, Dr. Daniels [Bonn], Link [Diepholz], Louven, Sauer [Stuttgart], Haungs, Börnsen [Bönstrup], Marschewski, Müller [Wadern], Pfeffermann, Scharrenbroich, Schemken, von Schmude, Schreiber, Dr. Schroeder [Freiburg], Schulhoff, Dr. Todenhöfer, Dr. Uelhoff, Dr. Voigt [Northeim], Würzbach [alle CDU/CSU] und Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher, Baum, Irmer, Dr. Hirsch, Frau Würfel und Lüder [alle FDP]) 5993* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5829 87. Sitzung Bonn, den 23. Juni 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Biedenkopf 24. 6. Bohlsen 24. 6. Dr. Böhme (Unna) 24. 6. Frau Brahmst-Rock 24. 6. Büchner (Speyer)* 24. 6. Catenhusen 24. 6. Eimer (Fürth) 24. 6. Engelhard 24. 6. Feilcke 24. 6. Frau Dr. Hartenstein 24. 6. Dr. Hauff 24. 6. Hedrich 23. 6. Frau Kelly 24. 6. Dr. Klejdzinski 24. 6. Menzel 24. 6. Meyer 23. 6. Dr. Müller ' 24. 6. Sauer (Salzgitter) 24. 6. Frau Schilling 24. 6. Stahl (Kempen) 24. 6. Verheugen 24. 6. Wilz 23. 6. Frau Wollny 24. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Steuerreformgesetzes (Drucksache 11/2157) Abgeordneter Bauer (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung werde ich für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Diese Entscheidung zerstört in den Augen der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Steuerreform und ist sachlich nicht geboten. Lediglich wegen der Gefährdung der Steuerreform und der dann vorliegenden Handlungsunfähigkeit der Koalition und des drohenden Verlustes der Regierungsfähigkeit werde ich meine Zustimmung erteilen. Abgeordneter Dr. Blanck (CDU/CSU): Ich stimme der Steuerbefreiung von Flugbenzin in der namentlichen Abstimmung nur deshalb zu, damit Anlagen zum Stenographischen Bericht das gesamte Steuerreformgesetz nicht scheitert, sondern in Kraft treten kann. Eine einzelne Frage, in der Öffentlichkeit zu Recht kritisch diskutiert, darf die in ihrer Gesamtheit notwendige und richtige Steuerreform nicht gefährden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP, zu der es keine Alternative gibt, darf nicht durch diese wenn auch noch so kritisch zu beurteilende Einzelentscheidung in Frage gestellt werden. Abgeordneter Bohlsen (CDU/CSU): In der am 23. 6. 1988 stattfindenden namentlichen Abstimmung werde ich trotz erheblicher Bedenken für die Steuerbefreiung von Flugbenzin stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Wenn eine steuerliche Vergünstigung für die Sportflieger geschieht, hätten auch die Sportbootfahrer einbezogen werden müssen. Mit Rücksicht auf die erhebliche Zunahme im Luftverkehr halte ich eine vollständige Besteuerung des innerdeutschen Flugverkehrs, der gegenwärtig zu 96 % freigestellt ist, für verkehrspolitisch sinnvoller. Leider sind die bisherigen Versuche auf europäischer Ebene gescheitert. Meine Zustimmung erteilte ich nur, um die Steuerreform nicht als Ganzes zu gefährden. Ein Scheitern der Steuerreform, die ich unter vielen Gesichtspunkten für erforderlich halte, könnte die Handlungsunfähigkeit der Koalition bedeuten. Abgeordneter Bühler (Bruchsal) (CDU/CSU): Ich habe in der heutigen namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer gestimmt, obwohl ich die Entscheidung für falsch halte. Hierdurch wird die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpakets in den Augen der Öffentlichkeit in Frage gestellt. Es hätte andere, gerechtere und für den Bürger einsichtige Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Meine Zustimmung in der namentlichen Abstimmung zur Abschaffung der Besteuerung von Flugbenzin für Privatflieger ist einzig und allein darin begründet, daß ich die endgültige Verabschiedung der gesamten Steuerreform mit ihren ansonsten positiven Auswirkungen und damit die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung bzw. die dieser zugrunde liegenden Mehrheitsverhältnisse im Bundestag nicht gefährden möchte. Abgeordneter Carstensen (Nordstrand) (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpo- 5994' Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 litischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordneter Ehrbahr (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung halte ich für einen gravierenden politischen Fehler. Da ich jedoch die Steuerreform mit ihrer entlastenden Wirkung insbesondere im unteren Einkommensbereich und bei Familien mit Kindern in ihrer Realisierung nicht gefährden will, habe ich mit „Enthaltung" gestimmt. Abgeordneter Fuchtel (CDU/CSU): Ich stimme für die Steuerreform inklusive der Restbefreiung von der Flugbenzinsteuer. Das Gesamtwerk der bisher größten Steuerreform darf nicht wegen eines Teilaspekts gefährdet und die gefundene Kompromißlinie nicht mit unsicherer inhaltlicher und zeitlicher Perspektive wieder in Frage gestellt werden. In der Sache hätte ich mir eine differenzierte Behandlung von geschäftlichem Reise-Flugverkehr und Hobby-Flugverkehr gewünscht und halte deswegen das Gesetz in diesem Punkt für sachlich unrichtig, was aber nicht dazu führen kann, daß durch entsprechende Abstimmungen die Handlungsfähigkeit der Koalition aufs Spiel gesetzt wird. Abgeordneter Funk (Gutenzell) (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpolitischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordneter Ganz (St. Wendel) (CDU/CSU): Ich halte die in Artikel 24 des Steuerreformgesetzes 1990 vorgesehene Änderung des Mineralölsteuergesetzes für nicht vertretbar. Ich habe bei der namentlichen Abstimmung nur deshalb für die Beibehaltung des Artikel 24 votiert, weil ich das Gesamtvorhaben Steuerreform nicht in Gefahr bringen wollte. Abgeordneter Hauser (Krefeld) (CDU/CSU): Um das Gesamtvorhaben der Steuerreform mit seiner Wirkung der Entlastung kinderreicher Familien und niedriger und mittlerer Einkommen nicht zu gefährden, habe ich meine ursprüngliche Absicht, bei der Steuerbefreiung für Flugbenzin mit Nein zu stimmen, aufgegeben und stimme zu. Abgeordneter Hinsken (CDU/CSU): Obwohl ich mit der Streichung der Investitionszulage nicht einverstanden bin, werde ich, um das Steuergesamtpaket, das ich insgesamt gesehen für gut finde, nicht zu gefährden, für die Regierungsvorlage stimmen. Abgeordneter Jung (Limburg) (CDU/CSU): Ich werde in der heutigen namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Sie zerstört in den Augen der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Steuerreform und ist sachlich nicht geboten. Die in der Tat vorliegende steuerliche Ungleichbehandlung hätte anders beseitigt werden müssen. Nämlich mit der vollständigen Besteuerung des innerdeutschen Flugverkehrs, der momentan zu 96 % freigestellt ist. Lediglich wegen der Gefährdung der Steuerreform und der dann vorliegenden Handlungsunfähigkeit der Koalition und des drohenden Verlustes der Regierungsfähigkeit werde ich meine Zustimmung erteilen. Abgeordneter Dr.-Ing. Kansy (CDU/CSU): Zum Änderungsantrag der SPD-Fraktion bei der zweiten Lesung des Steuerreformgesetzes 1990, Flugbenzin für Geschäfts- und Sportflieger entgegen dem Beschluß des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages der Besteuerung zu unterziehen, erkläre ich: Ich halte die Entscheidung des Finanzausschusses für sachlich und politisch falsch. Da bei der Geschäftslage des Deutschen Bundestages die Annahme des SPD-Antrages — von der SPD auch so gewollt — nicht nur die Besteuerung des Flugbenzins, sondern auch das Scheitern der Verabschiedung der Steuerreform vor der Sommerpause und vielleicht sogar eine Krise der Koalition bedeuten würde, habe ich den SPD-Antrag abgelehnt. Die Verabschiedung dieser Reform und die Handlungsfähigkeit der Koalition hat nach ernsthafter Abwägung Vorrang vor der Durchsetzung der Besteuerung des Flugbenzins durch wechselnde Mehrheiten im Plenum. Abgeordneter Dr. Kappes (CDU/CSU): Zu meinem Abstimmungsverhalten in der Frage der Mineralölsteuerbefreiung zugunsten der Privat- und Sportflieger — Artikel 24 des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 — erkläre ich: Grundsätzlich bin ich der Auffassung, daß es in unserem Staat keine unterschiedliche Besteuerung desselben Verbrauchsgutes je nach Verwendungsabsicht des Käufers geben sollte. Dies muß auch für den Kauf von Flugbenzin gelten. Entweder sollen alle Flieger oder aber keiner Mineralölsteuer bezahlen. Ich selbst trete aus sozial-, steuer-, verkehrs-, energie- und umweltpolitischen Gründen dafür ein, daß in Zukunft alle, d. h. sowohl die großen Fluggesellschaften als auch die kleinen Lufttaxiunternehmen, der Werkflugverkehr und die Sportflieger in gleicher Weise zur Mineralölsteuer herangezogen werden. Meiner Meinung nach lassen sich die hier bestehenden Schwierigkeiten — insbesondere im Zusammenhang mit internationalen Abkommen — bei gutem Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5995 Willen ausräumen. Hierfür werde ich mich energisch einsetzen. Im Hinblick auf die unerwartet — vor allem wegen des Dollarverfalls und der Finanzsituation der Europäischen Gemeinschaft — bereits jetzt erforderlich gewordene Mineralölsteuererhöhung für Kraftfahrzeugbenzin hätte ich es für richtig gehalten, zunächst auf die grundsätzlich gebotene Änderung der bisher ungleichen Besteuerung des Flugbenzins bis zu einer möglichst baldigen Vereinheitlichung zu verzichten. Leider war dies nicht möglich. Insoweit habe ich volles Verständnis für die Verärgerung vieler Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis. Dennoch kann ich heute einer Streichung von Artikel 24 des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 — Flugbenzinregelung — nicht zustimmen, weil dies in der jetzigen Beratungsphase offenkundig das Scheitern des gesamten, außerordentlich wichtigen und im wesentlichen gelungenen Reformvorhabens bedeuten und damit die Weiterarbeit der Regierungskoalition gefährden würde. So weitreichende Folgen sind aus meiner Sicht nicht zu verantworten. Abgeordneter Kossendey (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung zum Thema Befreiung von der Flugbenzinsteuer habe ich für diese Befreiung gestimmt, obwohl ich diese Entscheidung für sachlich ungerechtfertigt und politisch unklug halte. Diese Regelung bringt die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpaketes in den Augen der Öffentlichkeit in Mißkredit. Meines Erachtens hätte es gerechtere und für den Bürger einsichtigere Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Dabei wäre meiner Meinung nach einer generellen Besteuerung des Flugbenzins aus ökologischen wie auch aus Gründen der Gerechtigkeit der Vorzug zu geben gewesen, zumindest soweit es den innerdeutschen Flugbetrieb betrifft. Meine Zustimmung in einer namentlichen Abstimmung kann ich nur damit begründen, daß ich die ansonsten positive Wirkung der Steuerreform nicht gefährden und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aufrechterhalten wollte. Abgeordneter Kroll-Schlüter (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpolitischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordnete Frau Limbach und Abgeordneter Dr. Daniels (Bonn) (beide CDU/CSU): Mein Verhalten in der heutigen Abstimmung richtet sich nach meiner Überzeugung, daß die Steuerreform richtig und notwendig ist. Ich kann es nicht verantworten, mit einer Einzelentscheidung die Steuerreform insgesamt zu gefährden mit der sich daraus möglicherweise ergebenden Einschränkung der Handlungsfähigkeit der Koalition und der Regierungsfähigkeit. Deshalb werde ich in der namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese weder für sachlich geboten noch für politisch sinnvoll halte. Abgeordneter Link (Diepholz) (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung zum Thema Befreiung von der Flugbenzinsteuer habe ich für diese Befreiung gestimmt, obwohl ich diese Entscheidung für sachlich ungerechtfertigt und politisch unklug halte. Diese Regelung bringt die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpaketes in den Augen der Öffentlichkeit in Mißkredit. Meines Erachtens hätte es gerechtere und für den Bürger einsichtigere Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Dabei wäre meiner Meinung nach einer generellen Besteuerung des Flugbenzins aus ökologischen wie auch aus Gründen der Gerechtigkeit der Vorzug zu geben gewesen, zumindest soweit es den innerdeutschen Flugbetrieb betrifft. Meine Zustimmung in einer namentlichen Abstimmung kann ich nur damit begründen, daß ich die ansonsten positive Wirkung der Steuerreform nicht gefährden und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aufrechterhalten wollte. Abgeordnete Louven, Sauer (Stuttgart), Haungs und Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Um das Gesamtvorhaben der Steuerreform nicht zu gefährden, habe ich meine ursprüngliche Absicht, bei der Steuerbefreiung für Flugbenzin mit Nein zu stimmen, aufgegeben und mich der Stimme enthalten. Abgeordneter Marschewski (CDU/CSU): Ich habe bei der namentlichen Abstimmung nur deshalb für die Beibehaltung des Art. 24 votiert, weil ich das Gesamtvorhaben Steuerreform nicht in Gefahr bringen wollte. Ich halte die in Art. 24 des Steuerreformgesetzes 1990 vorgesehene Änderung des Mineralölsteuergesetzes in keiner Hinsicht für vertretbar. Abgeordneter Müller (Wadern) (CDU/CSU): Nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, bei der Abstimmung über die Frage Befreiung der Besteuerung von Flugbenzin der Bundesregierung nicht zuzustimmen. Die sachlichen Argumente zur Aufhebung dieser Steuer überzeugen mich nicht. Meine Fraktionsführung hat gebeten, aus übergeordneten Gründen dieser Vorlage zuzustimmen, und im Falle der Nichtannahme Konsequenzen für die Steuerreform insgesamt vorausgesagt. Auch diese Argumente vermag ich nicht zu teilen. 5996* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Da ich als Abgeordneter einer strukturschwachen Region ständig der Unterstützung der Bundesregierung und meiner Fraktion für diese Region bedarf und ich den Erfolg der Opposition nicht will, habe ich mich bei dieser Vorlage der Stimme enthalten. Abgeordneter Pfeffermann (CDU/CSU): Nach § 31 (2) der Geschäftsordnung erkläre ich hiermit, daß ich an der namentlichen Abstimmung über Artikel 24 nicht teilnehme. Abgeordneter Scharrenbroich (CDU/CSU): Die heute zu verabschiedende Steuerreform ist Ergebnis einer Koalitionsvereinbarung. Die Diskussion der letzten Tage hat deutlich gemacht, daß die Steuerreform nur rechtzeitig verabschiedet werden kann, wenn gleichzeitig auch die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten erfüllt wird, die Steuer auf Flugbenzin abzuschaffen. Um die Koalitionsvereinbarung nicht zu gefährden, sehe ich mich verpflichtet, der Abschaffung der Flugbenzinsteuer zuzustimmen. Zu dieser Haltung sehe ich mich veranlaßt, um die Steuerreform mit ihren großen Entlastungen für kinderreiche Familien und Arbeitnehmer sowie mit ihrer bedeutsamen beschäftigungspolitischen Wirkung nicht zu gefährden. Abgeordneter Schemken (CDU/CSU): Um die Steuerreform nicht zu gefährden, stimme ich in der namentlichen Abstimmung gegen den SPDAntrag (Drucksache 11/2560), obwohl ich die Mineralölsteuerbefreiung für Flugbenzin für nicht gerechtfertigt halte. Mir ist dabei klar, daß in der öffentlichen Wirkung der Eindruck einer sozialen Unausgewogenheit nicht zu vermeiden ist. Das größere Ziel des Steuerreformwerkes mit seinen entscheidenden Entlastungen, aber insbesondere die notwendige Unterstützung bei der zukünftigen Aufgabenbewältigung dieser Koalition haben für mich Vorrang. Abgeordneter von Schmude (CDU/CSU): Mit der Abschaffung der Flugbenzinsteuer kann ich mich nicht einverstanden erklären. Die sachlichen Argumente zur Aufhebung dieser Steuer überzeugen mich nicht. Nur auf Grund der zweimal getroffenen Mehrheitsentscheidungen meiner Fraktion stimme ich aus Gründen der Fraktionssolidarität und um die Steuerreform nicht zu gefährden, den geplanten Maßnahmen zu. Abgeordneter Schreiber (CDU/CSU): Die heute zu verabschiedende Steuerreform ist Ergebnis einer Koalitionsvereinbarung. Ich habe bis in die letzte Stunde der Verabschiedung dieser Steuerreform beabsichtigt, wegen der Abschaffung der Flugbenzinsteuer, diesem Punkt der Steuerreform nicht zuzustimmen. Ich halte nach wie vor die Abschaffung der Flugbenzinsteuer für eine Provokation der Bürger unseres Landes. Auf der anderen Seite ist mir klar geworden, daß die Steuerreform nur rechtzeitig verabschiedet werden kann, wenn die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten erfüllt wird, die Steuer auf Flugbenzin abzuschaffen. Nachdem die Steuerreform große Entlastungen für kinderreiche Familien und Arbeitnehmer mit sich bringen wird, möchte ich diese wichtige Entscheidung nicht gefährden. Deshalb sehe ich mich gezwungen, um das Gesamtpaket nicht zu gefährden, mich der Stimme zu enthalten. Zu einer Zustimmung zu diesem Punkt der Steuerreform (Abschaffung der Flugbenzinsteuer) kann ich mich nicht durchringen. Abgeordneter Dr. Schröder (Freiburg) (CDU/CSU): Mit der ersatzlosen Aufhebung der Mineralölsteuer auf Flugbenzin kann ich mich nicht einverstanden erklären. Die Argumente zur Abschaffung dieser Flugbenzinsteuer können mich — zumindest soweit hier auch die Befreiung der Hobbyflieger eingeschlossen ist — nicht überzeugen. Meine Fraktion hat zweimal mit Mehrheit für eine generelle Flugbenzinbefreiung gestimmt. Für den Fall eines Scheiterns der Flugbenzinbefreiung in der Schlußabstimmung im Plenum des Deutschen Bundestages wurden von der Fraktionsführung ein allgemeines Scheitern der gesamten Steuerreform und schwerwiegende Konsequenzen für die Koalition vorgetragen. Da ich solche weitergehenden Konsequenzen nicht verantworten kann, stimme ich den geplanten Maßnahmen zu. Abgeordneter Schulhoff (CDU/CSU): Obwohl ich der Steuerbefreiung von Flugbenzin für Privatflieger aus verkehrspolitischen, ökologischen und gesellschaftspolitischen Gründen ablehnend gegenüberstehe, werde ich dem zustimmen, um nicht die Steuerreform insgesamt zu gefährden. Diese Steuerreform ist auf Grund der unerträglichen Steuerbelastung breitester Bevölkerungsschichten nicht nur geboten, sondern sogar überfällig. Der gesenkte, linear progressive Tarif ist so wichtig, daß ich einer unverzüglichen Verabschiedung des Steuerreformgesetzes nicht im Wege stehen kann. Abgeordneter Dr. Todenhöfer (CDU/CSU): Ich kann dem Steuerreformgesetz aus zahlreichen Gründen nur als Gesamtpaket zustimmen und dies auch nur mit erheblichen Vorbehalten. Mein stärkster Vorbehalt betrifft die Besteuerung der Zuschläge für Schichtarbeit. Der jetzt zur Abstimmung anstehende Kompromiß über die Besteuerung der Schichtzuschläge ist für Schichtarbeiter und Schichtarbeiterinnen nicht akzeptabel. Durch ihn wird den besonderen Belastungen der Nachtarbeit und der Arbeit an Sonn- und Feiertagen in den unterschiedlichsten Berufen nicht ausreichend Rechnung getragen. Auch vor dem Hintergrund der Probleme des Industriestandorts Bundesrepublik Deutschland und der Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5997' Notwendigkeit, die teuren Produktionsanlagen unseres Landes verstärkt auszulasten, hätte der Gesetzgeber dafür sorgen müssen, daß die Arbeit während der besonders belastenden Nacht- und Wochenendzeiten besonders attraktiv gestaltet wird. Der jetzige Kompromiß wird diesen Forderungen nicht gerecht und kann nicht als sozial bezeichnet werden. Ich lehne ihn daher ab. Abgeordneter Dr. Uelhoff (CDU/CSU): Die Steuerreform ist zur Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen ebenso wichtig wie für die Verbesserung des Eigenkapitals der Unternehmungen. Deshalb ist diese Reform notwendig, und sie darf nicht — wie von der Opposition beabsichtigt — durch eine Einzelentscheidung zur Steuerbefreiung von Flugbenzin gefährdet werden. Ich kann bei einem Entlastungsvolumen von ca. 50 Milliarden DM eine Subvention von ca. 25 Millionen DM nicht zur Grundlage meiner Entscheidung machen. Um die gesamte Steuerreform nicht zu gefährden, werde ich deshalb in der namentlichen Abstimmung der Steuerbefreiung beim Flugbenzin als Teilstück eines Kompromisses zustimmen, obwohl ich diese Einzelentscheidung weder für sachlich geboten noch für politisch sinnvoll halte. Abgeordneter Dr. Voigt (Northeim) (CDU/CSU): Ich stimme der Steuerbefreiung von Flugbenzin in der namentlichen Abstimmung nur deshalb zu, damit das gesamte Steuerreformgesetz nicht scheitert, sondern in Kraft treten kann. Eine einzelne Frage, in der Öffentlichkeit zu Recht kritisch diskutiert, darf die in ihrer Gesamtheit notwendige und richtige Steuerreform nicht gefährden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP, zu der es keine Alternative gibt, darf nicht durch diese wenn auch noch so kritisch zu beurteilende Einzelentscheidung in Frage gestellt werden. Abgeordneter Würzbach (CDU/CSU): Die jetzt geplante Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt wegen der gleichzeitig notwendig werdenden Steuererhöhung für Benzin, von der die Kraftfahrer betroffen sein werden, bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie in der jetzigen Zeit — bei allem Verständnis für den sachlich gebotenen und überfälligen Regelungsbedarf in der Sache selbst — vor dem Hintergrund auch anderer vielfältiger anspruchsvoller gesetzlicher Reformvorhaben für eine politische Maßnahme, die das positive Vorhaben der Steuerreform in der politischen Umsetzung gleichermaßen unnötig wie schädlich belastet. Ich bedaure, daß die politisch parlamentarische Beratungsform so beschlossen wurde, daß keine Möglichkeit besteht, diesen Einzelpunkt abzulehnen und gleichzeitig das Gesetzesvorhaben insgesamt zu fördern. So werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um das Gesamtwerk der Steuerreform mit seinen insgesamt positiven Auswirkungen zu unterstützen. Abgeordnete Frau Dr. Hamm-Brücher, Baum, Irmer, Dr. Hirsch, Frau Würfel und Lüder (alle FDP): Die Unterzeichner dieser persönlichen Erklärung sehen sich nach reiflicher Überlegung und gewissenhafter Güterabwägung aus folgenden Gründen außerstande, einer Steuerbefreiung für Benzin der Privatflieger zuzustimmen: — In einer Zeit wachsender Verschuldung der öffentlichen Haushalte, — in einer Zeit, in der Verbrauchsteuern, insbesondere für Benzin, drastisch erhöht und von den meisten Bürgern zusätzliche finanzielle Leistungen abverlangt werden müssen, sollte eine kleine Gruppe in unserer Bevölkerung nicht ungerechtfertigt privilegiert werden. Diese grundsätzlichen Einwände wiegen für uns stärker als alle vermeintlichen Sach- und Terminzwänge, die ein neuerliches Überdenken der Entscheidung und ihrer voraussehbaren Folgewirkungen angeblich nicht mehr möglich machen. Dem Gesamtpaket der Steuerreform werden wir aus übergeordneten Gründen zustimmen. Plenarprotokoll 11/87 (Berichtigung) Berichtigungen zum Stenographischen Bericht 87. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Seite 5974 D achte Zeile von unten: Statt „1985" ist „1975" zu lesen. Seite 5994 B, vorletzte Erklärung: Statt „Abgeordneter Hauser (Krefeld) (CDU/CSU)" ist „Abgeordneter Hauser (Esslingen) (CDU/CSU) " zu lesen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerhard Stoltenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein, Herr Kollege Westphal, das kann ich Ihnen so nicht bestätigen. Sie haben begrenzte Tarifkorrekturen vorgenommen,

    (Westphal [SPD]: Zählen Sie das einmal zusammen, Herr Minister!)

    aber Sie haben das Grundübel unseres Steuersystems nicht beseitigt, nämlich den drastischen Anstieg der Tarifprogression, die diejenigen, die momentan entlastet wurden, schon zwei, drei Jahre später wieder in eine unerträglich hohe Belastung hineingebracht hat.

    (Westphal [SPD]: Herr Minister, Sie haben sie fünf Jahre in der hohen Progression warten lassen!)

    Das haben Sie nicht erreicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Kollege Apel, ich will Ihnen nur einmal die Begründung des letzten Gesetzentwurfs Ihrer Regierungsära aus dem Jahre 1982 in Erinnerung rufen; alle anderen Dokumente stelle ich Ihnen dann noch persönlich zur Verfügung, wenn Sie sie nicht zur Hand haben.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Von heute und von der Zukunft wollen wir etwas hören!)

    Sie haben im Jahre 1982 einen Gesetzentwurf eingebracht,

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Wir leben doch nicht von gestern!)

    der im Kern eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um 2 Punkte — das heißt, auf die heutige Situation bezogen, um 20 Milliarden DM — vorsah. Neben diesem Gesetzentwurf gab es eine Absichtserklärung, zu einem späteren Zeitpunkt die Einkommen- und Lohnsteuer zu senken. Bei diesem fabelhaften Gesetzentwurf einer einseitigen und massiven Erhöhung der indirekten Steuern hieß es — ich zitiere mit Genehmigung des Herrn Präsidenten —
    Durch die Erhöhung der Umsatzsteuer zum 1. Juli 1983 soll eine Entlastung bei der direkten Besteuerung zunächst im Unternehmenssektor,

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    dann zum 1. Januar 1984 bei der Lohn- und Einkommensteuer und somit eine Umschichtung von der direkten zur indirekten Besteuerung ermöglicht werden, um das Steuersystem leistungs- und investitionsfreundlicher zu gestalten.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Wenn Sie noch einen Funken Erinnerung an diese Jahre haben, muß es Ihnen peinlich sein, so zu reden, wie Sie, Herr Apel, es hier im Deutschen Bundestag heute wieder getan haben. Es muß Ihnen doch wirklich peinlich sein!

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie haben, auf heutige Größenordnungen bezogen, die Umsatzsteuer um 20 Milliarden DM erhöhen wollen, haben ein kleines Stück Senkung bei den spezifischen Unternehmensteuern ins Gesetz hineingeschrieben — was heute immer eine „Begünstigung der Reichen" ist — und haben eine Absichtserklärung für eine spätere Absenkung der Einkommensteuer abgegeben, und das unter der Überschrift „für ein leistungsfreundlicheres und beschäftigungsfreundlicheres Steuersystem". Es ist an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten, was Sie sich hier leisten, Herr Kollege Apel. Ich sage Ihnen das hier im Deutschen Bundestag noch einmal.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Unruhe bei der SPD — Dr. Vogel [SPD]: Jetzt hilft nur noch Schreien!)

    Meine Damen und Herren, auch heute sieht es hinsichtlich der Klarheit und Konsequenz der sozialdemokratischen Steuerpolitik nicht sehr gut aus. Herr Apel hat hier in wenigen Andeutungen eigener Vorstellungen gesagt: Wir fordern dieses und jenes. Nur, was Sie fordern, wird doch von großen Teilen Ihrer eigenen Partei bekämpft und abgelehnt.

    (Dr. Apel [SPD]: Das ist doch völlig falsch! Das wissen Sie genau! Wir haben klare Mehrheiten!)

    — Klare Mehrheiten? Ich komme gleich einmal auf die Informationslage zu sprechen. Ich will das, was ich hier sage, ja belegen.
    Herr Kollege Apel, im April haben Sie ein solches Konzept entwickelt. Die deutsche Presse hat unwidersprochen berichtet, daß es darüber zu massiven Auseinandersetzungen gekommen ist. Wie das mit den klaren Mehrheiten aussieht, sieht man daran, daß im sozialdemokratischen Pressedienst vom 26. April Ihr Fraktionskollege Stiegler geschrieben hat:
    Die von Apel vorgeschlagene Nettoentlastung verträgt sich in den nächsten fünf Jahren nicht mit der Notwendigkeit, die Arbeitslosigkeit abzubauen und wichtige Umweltaufgaben zu erledigen.
    Alles klar bei der SPD, meine Damen und Herren!

    (Dr. Apel [SPD]: Armer Mann! Er redet nicht mehr über sich selbst, sondern über Herrn Stiegler! — Dr. Vogel [SPD]: Kümmerliche Ablenkung!)

    — Zur Zeit rede ich über Sie, Herr Apel. Wenn wir
    über die SPD reden, ist es eine Ablenkung. Das ist



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    eine lustige Rollenverteilung, meine Damen und Herren, die Sie hier vorsehen.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU) Ich lese dann am 27. April:


    (Dr. Vogel [SPD]: Wir wollen etwas über das „Jahrhundertwerk" hören!)

    Streit um Steuern im SPD-Vorstand.
    Das stammt von einem angesehenen Bonner Korrespondenten und stand im „Kölner Stadtanzeiger"

    (Dr. Vogel [SPD]: Sie mit Ihrer Jammertruppe da müssen über Streit reden!)

    — Sie werden mich durch Ihre Zwischenrufe nicht hindern, das hier vorzutragen, was zur SPD zu sagen ist, Herr Kollege Vogel.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    In einem freien Parlament teilen Sie Kritik aus. Sie sind dabei nicht zimperlich. Dann müssen auch Sie sich Kritik anhören. Das ist mein Verständnis von parlamentarischer Debatte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Hier wird eine lärmende Geräuschkulisse vom Kollegen Vogel entfaltet, der wie eine Mimose reagiert, wenn bei seinen staatstragenden Ausführungen auch nur ein Zwischenruf aus den Reihen der CDU/CSU kommt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, ich komme auf diesen Beitrag zurück, Herr Kollege Vogel. Dort heißt es:
    Die Meinungsgegensätze in der SPD um die Steuerpolitik sind größer als bisher erkennbar.
    Hier wird zitiert, mit welcher Massivität

    (Dr. Vogel [SPD]: Welche Zeitung lesen Sie denn gerade?)

    etwa der Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokratischen Partei im nordrhein-westfälischen Landtag, Herr Farthmann, die Vorschläge von Herrn Apel abgelehnt hat.
    Zum Schluß heißt es dann — ich zitiere mit Genehmigung des Herrn Präsidenten — :
    Klargestellt wurde im SPD-Vorstand, daß das Konzept Apels nur für die Auseinandersetzung mit dem Regierungsentwurf im Bundestag, also voraussichtlich bis zum Sommer, Gültigkeit haben sollte.

    (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Dann seid ihr ja pleite!)

    Ich erspare mir jeden Kommentar und will nur noch drei andere Stimmen aus Ihren Reihen kurz anführen.
    Ich habe mit Interesse gelesen, Herr Kollege Vogel, daß am 26. Mai, also vor wenigen Wochen, Ihr Stellvertreter im Vorsitz der SPD-Bundestagsfraktion, der Kollege Schäfer, Forderungen seiner Partei nach umfassenden Energiesteuern damit begründet, daß sie als eine von mehreren Umweltabgaben ein finanzieller Anreiz zu energiesparendem und umweltfreundlichem Verhalten seien.

    (Dr. Vogel [SPD]: Töpfer sagt genau das gleiche!)

    Dann habe ich mit Interesse von der Deutschen Presse-Agentur gelesen, daß sich Ihr Parteifreund, der stellvertretende Bundesvorsitzende Oskar Lafontaine, für eine zusätzliche Erhöhung von Verbrauchsteuern als Beitrag zum Umweltschutz und zur Gesundheitspolitik ausgesprochen hat. Wahrscheinlich will er damit bei der bekannten Finanzlage des Saarlandes auch das Spitzengehalt für den saarländischen Koch in der Bonner Vertretung vernünftig finanzieren, meine Damen und Herren. Das könnte dann zur Gesundheitspolitik beitragen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Apel [SPD]: Erbärmliches Niveau!)

    Ferner, meine Damen und Herren, habe ich auch mit Interesse gelesen, daß der Bremer Bürgermeister, Herr Wedemeier — —

    (Dr. Vogel [SPD]: Kein Wunder, daß ihr Schleswig-Holstein verloren habt! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Ja, Sie machen nur noch Lärm, wenn man sich kritisch mit Ihnen auseinandersetzt. Das ist kein guter parlamentarischer Stil und kein Ausdruck gefestigter Gemütsverfassung, meine Damen und Herren von der Opposition.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dann habe ich mit Interesse gelesen, daß der Bremer Bürgermeister Klaus Wedemeier in Verbindung mit der bekannten Initiative der sieben Länder, der Initiative von Ernst Albrecht und anderen, eine Erhöhung der Verbrauchsteuern zur Finanzierung des von den norddeutschen Regierungschefs verabschiedeten Modells für sehr sinnvoll hält.
    Herr Apel, Sie haben einen erheblichen Klärungsbedarf in der eigenen Partei, bevor Sie die nächste steuerpolitische Rede hier im Deutschen Bundestag nach der Sommerpause halten. Ich will das nur zusammenfassend dazu feststellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Haben Sie denn gar nichts?)

    Meine Damen und Herren, ich möchte dann zu den sozialen Wirkungen noch etwas sagen. Der Vorwurf der Sozialdemokraten, die Steuerreform sei sozial unausgewogen, ist völlig unzutreffend. Er geht übrigens auch an den Zielen und Aufgaben einer zukunftsweisenden Finanz- und Steuerpolitik vollkommen vorbei, denn die Steuerreform bedeutet eine Stärkung der Grundlagen von Wachstum und Beschäftigung. Wir orientieren uns an den Notwendigkeiten der Zukunft, und wir wollen, daß ehrliche Arbeit stärker anerkannt wird. Mit der Steuerreform geben wir den Bürgern einen Teil von dem zurück, was sie durch eigene Anstrengungen und Leistungen erreicht haben.
    Wie das aber mit den sozialen Wirkungen ist, will ich Ihnen an zwei Beispielen erläutern. Auch nach der



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Verabschiedung dieses Gesetzes, also ab 1990, werden diejenigen, die höhere Einkommen erzielen, selbstverständlich wesentlich stärker zur Finanzierung der Gemeinschaftsaufgaben beitragen als andere. Für einen Ledigen sind es 9 % Steuerbelastung bei 50 000 DM Einkommen, bei 100 000 DM 28 % und bei 200 000 DM 40 %. Entsprechend zahlt eine Familie mit zwei Kindern bei einem Jahresbruttoverdienst von 50 000 DM 9 % ihres Einkommens an Lohnsteuer, bei 100 000 DM 18 %, bei 200 000 DM 27 %. Natürlich bleibt die Progressionswirkung massiv bestehen.
    Übrigens, Herr Apel, wer Ihnen aufgeschrieben hat, daß der Durchschnittsverdiener mit Kindern nur um 2 DM entlastet würde,

    (Dr. Apel [SPD]: Das ist leider richtig!)

    der muß eine falsche Statistik gelesen haben. Ich will das nur als Fußnote zu einer der vielen unzutreffenden Behauptungen sagen, die Sie hier vorgetragen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Apel [SPD]: Das ist leider richtig!)

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich schließlich sagen: Natürlich müssen wir die Steuerreform auch im internationalen Trend sehen, wenn wir eine ernsthafte Diskussion führen wollen. Die Vereinigten Staaten haben es erreicht, weil es einen Wettbewerb der großen demokratischen Parteien im Kongreß um die beste Form der Steuerreform gab, zu einer bedeutenden Leistung zu kommen.

    (Dr. Wieczorek [SPD]: Das war auch eine richtige Reform!)

    Wenn Sie sagen, daß das eine beachtliche Leistung war — so habe ich es verstanden — , dann will ich Sie daran erinnern, daß nach dieser amerikanischen Steuerreform, getragen von Republikanern und Demokraten, fast einstimmig verabschiedet, der Spitzensatz der Bundessteuern bei der Einkommensteuer bei 28 liegt.

    (Beifall des Abg. Cronenberg [Arnsberg] [FDP])

    Und auch jene demokratischen Abgeordneten, die in ihren Vorstellungen wahrscheinlich — dort gibt es ja keine Labour Party — der Sozialdemokratischen Partei bei uns nahestehen, haben diesem Konzept zugestimmt, weil sie verstanden haben, daß der massive Abbau von Steuersubventionen sozial gerechter ist als die Aufrechterhaltung künstlicher Höchstsätze, die von den Reichen zunehmend durch Schlupflöcher und Gestaltungsmöglichkeiten umgangen werden können. Das haben Sie, meine Damen und Herren, bis heute nicht begriffen. Das will ich Ihnen sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Das ist die Situation in den Vereinigten Staaten.

    Und dann schauen Sie sich einmal die Entwicklung in Großbritannien an,

    (Dr. Vogel [SPD]: Ja, die schauen wir an, weiß Gott!)

    in den Niederlanden, in Frankreich, in Japan.

    (Dr. Vogel [SPD]: Das ist schlimm!) Da ich weiß, Herr Kollege Vogel, das Großbritannien für Sie in der politischen Perspektive nicht ein sehr gutes Beispiel ist, empfehle ich Ihnen


    (Dr. Vogel [SPD]: Aber für Sie! Sie lieben die Maggie!)

    — nein, nein, der Trend ist viel breiter, als Sie annehmen —,

    (Dr. Vogel [SPD]: Und ruinöser!)

    das schon erwähnte Österreich in seiner Steuerpolitik genau zu analysieren, aber auch sozialistisch regierte Länder wie Australien und Neuseeland.

    (Dr. Vogel [SPD]: Kommen Sie doch mal nach Bonn! Sie sind immer im Ausland!)

    — Nein, nein, Herr Kollege Vogel, es genügt nicht, zu sagen: Kommen Sie nach Bonn. — Wir müssen, wenn wir die Zukunft unseres Landes in den zentralen Fragen der Wirtschaft, der Wettbewerbsfähigkeit, des Arbeitsmarktes, des Steuersystems bedenken, endlich einmal aus dem Provinzialismus heraus, den Sie hier ständig betreiben. Das ist die schlichte Wahrheit zu Ihrem Zwischenruf.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Was ist denn in Mauritius?)

    — Nein, ich rede jetzt nicht von Mauritius; ich rede von bedeutenden Ländern wie Australien, Österreich und einem wichtigen Land wie Neuseeland, das in mancher Hinsicht sehr interessant ist.

    (Dr. Vogel [SPD]: 3 Millionen Einwohner!)

    — Ich empfehle Ihnen, von der Überheblichkeit gegenüber anderen, kleineren Ländern auch in Zwischenrufen Abstand zu nehmen. Das steht Ihnen gar nicht gut an.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Neuseeland ist deswegen so interessant, weil hier eine Labour-Regierung unter dem in anderem Zusammenhang, durch internationale Auseinandersetzungen bekanntgewordenen Premierminister Lange die sogenannte flat tax verwirklicht, die in der internationalen finanzwissenschaftlichen Diskussion eine bedeutende Rolle spielt. Flat tax bedeutet — um das kurz zu sagen — , natürlich mit einer Freistellung der untersten Einkommensgruppen, einen durchgehenden Steuersatz von dort knapp 30 %, aber zugleich den radikalen Abbau aller Sondermöglichkeiten, Gestaltungsmöglichkeiten und Abzugsmöglichkeiten,

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Aha!)

    mit einer Konsequenz, Frau Kollegin, wie sie in Deutschland niemand vertreten würde. Dies geht auch über unser Denken hinaus. Nur ein System mit sehr niedrigen Steuersätzen und weniger Sondergestaltungsmöglichkeiten ist im Ergebnis gerechter als das überkommene System, wie wir es auch in Deutschland hatten. Davon bin ich zutiefst überzeugt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, ich will im letzten Teil noch einige Bemerkungen zu der Diskussion über



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Steuerreform, wirtschaftliche Entwicklung und Haushaltspolitik machen.

    (Lambinus [SPD]: Jetzt kommt er zum Thema!)

    Es ist wahr, wir haben in den Jahren 1986/87 vor allem durch die dramatischen Wechselkursveränderungen, durch die Tatsache, daß die Deutsche Mark im Verhältnis zum Dollar in zwei Jahren um fast 100 % aufgewertet hat, ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum erlebt, und das hat für uns Probleme gebracht, nicht zuletzt auch Belastungen in der Finanzpolitik. Daß die Opposition die daraus erwachsenden Schwierigkeiten kritisiert, ist ihr gutes Recht. Das Gewicht Ihrer Argumente wird man kritisch prüfen müssen. Stimmungen von Schadenfreude sind nicht angebracht, Herr Kollege Apel. Sie sind vor allem deshalb nicht angebracht, weil 1988 ein Jahr von einer unerwartet starken wirtschaftlichen Dynamik wird, und das ist eine großartige Entwicklung, die wir in dieser Debatte auch einmal hervorheben sollten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Gerade weil wir alle — manche noch viel stärker als die Bundesregierung — nach den Erschütterungen des 19. Oktober, also nach dem Absturz der Aktien- und Devisenkurse, Sorge hatten, es könne zu schweren Belastungen für die deutsche und internationale Entwicklung dieses Jahres kommen, ist der positive Trend um so mehr hervorzuheben. Wir haben eine Dynamik in der Binnennachfrage, die auch im internationalen Vergleich durchaus zur Spitzengruppe gehört. Wir haben eine erhebliche Zunahme des privaten Verbrauchs, aber beginnend — noch zögerlich — erfreulicherweise auch der Investitionen. Der Grund, Herr Kollege Apel, ist Ihnen doch bekannt. Sie als Opposition kritisieren fast alles, aber niemand von Ihnen hat die Feststellung der Bundesbank vor sechs Wochen kritisiert, daß in den vergangenen zwei Jahren die real verfügbaren Einkommen der arbeitenden Menschen und der Rentner im Schnitt um 8 % angestiegen sind, real, preisbereinigt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, bei allen Unterschieden, die es gibt, und ohne jene zu übersehen, die im Schatten leben und Sorgen haben — wir reden immer von Durchschnittswerten — : Das hat es in Ihrer ganzen Regierungszeit auf Grund der überhöhten Inflationsraten nicht gegeben. Das ist sozialer Fortschritt, und das hat die Kaufkraft und die Investitions- und Sparfähigkeit der Menschen gestärkt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Diese Entwicklung geht ja 1988 weiter, und sie wird auch 1989 ihre Wirkungen haben. Wir sind hier in der Prognose anderer Auffassung als Sie, wobei die Steuerentlastung dieses Jahres von 14 Milliarden DM nach den Aussagen fast aller — vom Sachverständigenrat bis zu den unabhängigen Experten der Institute — einen bedeutenden und positiven Beitrag leistet.
    Für uns ist es ein positiver Test, daß die von Ihnen so heftig kritisierte Steuerentlastung dieses Jahres und die weiterführende Konzeption für 1990 sehr wohl unserer Konjunktur, sehr wohl den wirtschaftlichen
    Aussichten und langsam — noch nicht mit befriedigenden Zahlen — auch einer wieder deutlicher ansteigenden Beschäftigungsentwicklung hilft. Dieser Testfall ermutigt uns. Natürlich — Herr Apel, weil Sie so ganz kurz meinten, wir hätten international wieder so große Schwierigkeiten mit der Vermittlung unserer Politik — wird dies auch international anerkannt. Der Bundeskanzler, der Außenminister, Herr Kollege Bangemann und ich waren ja nun gerade vier Tage in Toronto.

    (Dr. Vogel [SPD]: Das waren schöne Tage!)

    Das Verständnis für die deutsche Finanzpolitik, für den deutschen Beitrag zum Abbau der Ungleichgewichte, für unsere wichtige Funktion bei der Herstellung der Zusammenarbeit zur Wechselkursstabilisierung ist unvergleichlich besser und größer als bei der mit Scheuklappen behafteten deutschen Opposition der Sozialdemokratischen Partei, meine Damen und Herren. Das will ich an dieser Stelle nur sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Insofern, Herr Kollege Apel, ist die von Ihnen hier angestellte Vorausschau des Zusammenbruchs der öffentlichen Finanzwirtschaft, mit großem Pathos vorgetragen, unzutreffend. Sie ist eine falsche Prognose.
    Schauen Sie einmal: In Ihrer Regierungszeit, auch in Ihrer Zeit als Finanzminister, betrug die jährliche Neuverschuldung von Bund, Ländern und Gemeinden seit 1973 zwischen 3 und 4,5 % des Bruttosozialproduktes. Wir haben sie 1986 auf 2,2 % zurückgeführt. 1987 betrug sie 2,5 %; da wirkte sich die Wachstumsbremsung schon ein Stück aus. Die Neuverschuldung wird in diesem Jahr, 1988, durch die Steuersenkung und die Faktoren, die Alfred Dregger erwähnt hat, bei 3 % liegen: der verlorene Bundesbankgewinn; in sechs Wochen war er weg. Beim heutigen Dollarkurs hätten wir seit dem 15. Januar einen Bundesbankgewinn von 7 Milliarden DM; aber man kann es nicht ändern, daß der letzte Tag des vergangenen Jahres, der Ultimo, der Stichtag war.

    (Dr. Vogel [SPD]: Sie wollten doch keinen Bundesbankgewinn!)

    — Das haben wir nie gesagt, Herr Vogel; das ist ein großes Mißverständnis. Sie finden von mir kein entsprechendes Zitat.

    (Dr. Vogel [SPD]: Januar 1982!)

    — Sie können Ihre ganzen Archivkästen durchsuchen, ein entsprechendes Zitat finden Sie nicht von mir.

    (Dr. Vogel [SPD]: Hab' ich im Kopf, brauche ich keinen Archivkasten!)

    — Sie können es mir gerne einmal zuleiten.
    Meine Damen und Herren, wir kommen in diesem Jahr auf Grund von Sonderfaktoren bei der Neuverschuldung auf 3 %. Aber unser Ziel ist unverändert, vor allem durch eine deutliche Rückführung der Neuverschuldung des Bundes im nächsten Jahr wieder auf etwa 2,5 % zu kommen. Damit liegen wir weit unter den Werten sozialdemokratischer Regierungszeit seit 1973.



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Ich rate Ihnen, Herr Kollege Apel, daß Sie einmal zusammen mit Herrn Hüser die Zahlen der Opposition zum Thema Verbrauchsteueranhebung oder Beitragsanhebungen abstimmen. Sie sprachen von 25 Milliarden DM, Herr Hüser von 18,5 Milliarden DM. Der Kollege Gattermann hat überzeugend dargestellt, daß keine dieser beiden Zahlen zutreffend ist.

    (Dr. Apel [SPD]: Wir schicken Ihnen gerne unsere Aufstellung zu!)

    Ich rate, die Debatte nicht mit Phantasiezahlen zu führen, sondern auf die großen Themen konzentriert.
    Bei allen Auseinandersetzungen der letzten Monate, bei allem, was wir in Verbindung mit der Steuerdebatte auch an Schwierigkeiten erlebt haben — auch mit dem einen oder anderen aus den eigenen Reihen, nicht so sehr im Deutschen Bundestag, sondern mit manchen, die aus anderen Regionen die Diskussionen mit beeinflußt haben — , hat mir zweierlei Mut gemacht: Zum einen ist es die hervorragende Arbeit der Kolleginnen und Kollegen im Finanz- und Steuerausschuß, die in einer großartigen intensiven Leistung die Voraussetzungen dafür geschaffen haben, daß wir die Abstimmung vor der Sommerpause durchführen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich danke Ihnen allen. Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ich beziehe — wie Herr Gattermann — ausdrücklich auch die Vertreter der Opposition im Ausschuß damit ein und bedanke mich, daß Sie dies geleistet haben.
    Mein Dank — das werden Sie verstehen — gilt ganz besonders auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bundesfinanzministerium, die eine ganz ungewöhnliche Arbeitslast zu tragen hatten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, bis zum Schluß gehen über Einzelpunkte die Emotionen hoch. — Alfred Dregger hat die Position unserer Fraktion zu dem Thema Flugbenzin klar und eindeutig umrissen. Ich schließe mich dem an. — Wir müssen das Wesentliche vom weniger Wesentlichen unterscheiden. Insofern fühle ich mich durch das ermutigt, was der Wissenschaftliche Beirat des Bundesfinanzministeriums bei manchen kritischen Anmerkungen zu Einzelpunkten gesagt hat: Er hat nämlich gesagt, daß dies eine Steuerreform sei, die den Namen verdient, daß sie, die hervorragenden Finanzwissenschaftler, die teilweise über Jahrzehnte den Gesetzgeber kritisch begleitet haben, im Grunde mit einer so weitreichenden Reform kaum noch gerechnet haben.
    Wir sollten diese Reform heute verabschieden.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Poß.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joachim Poß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach dieser Rede kann man mit Fug und Recht sagen: Es sprach zu Ihnen die Verkörperung des
    Standortnachteils der Bundesrepublik Deutschland, Herr Dr. Stoltenberg.

    (Oh-Rufe bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Schwacher Anfang!)

    An dieser Rede war auch abzulesen, wie aus einem Jahrhundertwerk ein Jahrhundertirrtum wurde.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Herr Bundesfinanzminister war nämlich peinlich bemüht, über die Steuerpolitik gar nicht mehr zu sprechen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Er hat so getan, als wäre er nur noch im Ausland. Herr Dr. Stoltenberg, auch die Präsenz Ihrer Fraktion bei Ihrer Rede hat doch etwas nach draußen signalisiert: Es will sich keiner von Ihren Kolleginnen und Kollegen aus Ihrer Fraktion im Fernsehen mit dem Thema identifizieren lassen, sonst hätten hier mehr gesessen.

    (Beifall bei der SPD)

    In vier Schritten vollzog sich bisher die Steuerpolitik des Bundesfinanzministers. Am Anfang stand die Mehrwertsteuererhöhung 1983, am Ende ebenfalls Verbrauchsteuererhöhungen, nämlich die von 1989. Es wurde und wird bewußt verdrängt, daß Dr. Stoltenberg seine Amtszeit damit begann, die Mehrwertsteuer von 13 % auf 14 % zu erhöhen. Das Steueraufkommen wurde zur Absenkung der Gewerbe- und Vermögensteuer eingesetzt. Damit wurde vor allem die Großindustrie begünstigt. Für mittlere und kleine Betriebe fiel von dieser Unternehmensteuersenkung nicht viel ab.
    Für die Senkung der Unternehmensteuer hat der Bundesfinanzminister 11 Milliarden DM verbraucht. Das waren 11 Milliarden DM, die ihm für die Reform 1986/88 nicht mehr zur Verfügung standen. Sie waren damit, Herr Dr. Stoltenberg, nicht in der Lage, die ständig wachsende Lohnsteuerbelastung bei der Mehrheit unserer Bürger zu stoppen. Deshalb ging der Marsch in den Lohnsteuerstaat immer weiter.

    (Beifall bei der SPD)

    Heute reden wir über das, was von dem ursprünglichen 45-Milliarden-DM-Paket aus der Koalitionsvereinbarung von März 1987 übriggeblieben ist. Von 25 Milliarden DM Subventionsabbau war ursprünglich die Rede. 1 000 DM Steuersenkung für jeden wurde versprochen.

    (Zuruf von der SPD: Mindestens!)

    Verschwiegen haben Sie aber allzulange, wer denn diese Steuergeschenke bezahlen soll.

    (Dr. Vogel [SPD]: Richtig!)

    Politisch geschickt, nannten die einen vor Jahresfrist den Bundesfinanzminister, der zuerst die Steuergeschenke versprach und die Ausarbeitung der Finanzierung auf später verschob. Die anderen bezeichneten diese Form der Steuerpolitik von Anfang an als Wählerbetrug. Heute wird diese Meinung von fast allen geteilt.
    Das ergibt sich eindeutig aus allen Umfragen. Ich meine nicht die Umfragen über Ihre Person, Herr Bun-



    Poß
    desfinanzminister, in denen sich Ihre Plazierung in kürzester Zeit vom Spitzenwert bei der Union von 2,6 auf den absoluten Negativwert von —1,1 verändert hat. Ich meine nicht die Glaubwürdigkeit Ihrer Person, sondern die Glaubwürdigkeit der Steuerpolitik dieser Bundesregierung schlechthin, für die Dr. Kohl verantwortlich zeichnet und nicht nur Herr Stoltenberg.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren von der Koalition, machen Sie sich nichts vor, wenn Sie lediglich vom schlechten Verkaufen der Steuerreform reden. Der heutigen Enttäuschung der Bürger über Ihre Steuerreform ist die Täuschung der Bürger durch Sie vorausgegangen.

    (Beifall bei der SPD — Glos [CDU/CSU]: Unglaublich!)

    Aber auch das Parlament hat der Bundesfinanzminister viele Monate mit falschen Zahlen hinters Licht geführt. In seinem Gesetzentwurf zur Steuerreform hat er den Umfang der vorzunehmenden Nettosteuersenkungen um 2,5 Milliarden DM zu hoch ausgewiesen. Erst beim Abschluß der Beratungen im Finanzausschuß gab der Finanzminister zu, daß er zwar die Gegenfinanzierung nach den aktuellen Schätzwerten berechnet hat, daß er aber bei dem Umfang der Steuersenkung, wo ja Milch und Honig fließen sollten, eine Anpassung seit 1986 nicht vorgenommen hat.
    Herr Bundesfinanzminister, falls Ihre Fraktionskollegen Ihnen Ihr Täuschungsmanöver noch nicht vorgehalten haben sollten: ich werfe Ihnen vor, daß dies eine grobe Mißachtung des Parlaments war.

    (Beifall bei der SPD)

    Denn schon ab Mai 1987 war offensichtlich, daß die Einschätzungen der Bundesregierung über das Wachstum der Wirtschaft und damit auch über das Wachstum der Steuern völlig falsch waren, nämlich viel zu hoch lagen. Nichts zeigt die falschen Wachstumsankündigungen des Bundesfinanzministers und deren verheerende Folgen für die Einnahmeentwicklung der öffentlichen Haushalte deutlicher als diese Zahl: 25,5 Milliarden DM Steuerausfälle für 1990 wegen falscher Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung für das Jahr 1990. Das ist weit mehr als die heute zu verabschiedende Nettoentlastung für das Jahr 1990.
    Bevor aber der dritte Schritt des Steuerpakets überhaupt Gesetz geworden ist, macht der Bundesfinanzminister mit dem vierten Schritt, der Verbrauchsteuererhöhung ab 1989, seine konjunktur- und wachstumsschädliche Steuerpolitik vollends perfekt. Sie wollen die Bürger mit hoher Mineralölsteuer auf Benzin und Heizöl, mit hoher Tabaksteuer und hoher Versicherungssteuer belasten. Einschließlich der Anhebung der Kraftfahrzeugsteuer, Herr Dr. Stoltenberg, macht dies ein Volumen von mehr als 7 Milliarden DM aus. Das können Sie nicht bestreiten. Zusammen mit der bereits seit 1989 eingeführten Quellensteuer ergibt sich für die Bürger in nächsten Jhr eine Mehrbelastung von über 10 Milliarden DM. Dazu kommen noch die Beitrags- und Abgabenerhöhungen in Milliardenhöhe. Das ist das Ergebnis Ihrer Politik, das ist aus Ihren Versprechungen geworden, die Steuer- und Abgabenlast zu senken.
    Welche Mißachtung des Parlaments hat sich nicht im Verfahren durch die mangelhafte Vorbereitung der Steuererhöhungsmaßnahmen durch den Bundesfinanzminister gezeigt? Warum mußten die Ausschüsse des Bundestages über Vorschläge der Koalition in größter Hektik tagen? Woran lag es, daß immer wieder Abänderungen von Änderungen auf den Tisch kamen, über 100 allein in den letzten Tagen der Ausschußberatung? Das Motto der parlamentarischen Beratung hieß: mit Vollgas durch den Nebel.

    (Dr. Vogel [SPD]: Augen zu und durch!)

    — Augen zu und durch kann man auch zutreffend sagen.
    Der entscheidende Grund für dieses unverantwortliche Verfahren war doch, daß der Bundesfinanzminister seine Aufgabe, dem Parlament einen fertigen ausgereiften Gesetzentwurf vorzulegen, nicht erfüllt hatte. Dieser Bundesfinanzminister hat sich bei der Gesetzgebung über die Steuerreform in den letzten Monaten lediglich als ein Berater von irgendwelchen politischen Zirkeln verstanden und benommen, nicht aber als verantwortlicher Bundesfinanzminister.

    (Beifall bei der SPD)

    Er hat sich als entscheidungsunfähig und politisch abgewirtschaftet dargestellt. Wegtauchen war die Devise.
    Die erhöhten Verbrauchsteuern sind der Preis, den die Bürger, Herr Dr. Stoltenberg, zahlen müssen, auch die Bürger, die nichts von der Steuerentlastung haben; Arbeitslose, Rentner, Behinderte und Sozialhilfeempfänger müssen den Preis für diese verfehlte Politik zahlen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Weil wegen der verfehlten Politik des Bundesfinanzministers kein Geld da ist, weil er keinerlei Reserven für die schon lange erkennbaren EG-Risiken vorgesehen hat, versucht er, die vorgesehene Verbrauchsteuererhöhung als ein „Europaopfer" darzustellen. Herr Dr. Stoltenberg, sagen Sie doch der Öffentlichkeit, daß dies nur Propaganda ist. Erklären Sie, daß es den Grundsatz der Gesamtdeckung gibt und daß die Bundeshaushaltsordnung vorschreibt, daß alle Einnahmen als Deckungsmittel für alle Ausgaben dienen. Damit ist eindeutig klargestellt, daß mit der Verbrauchsteuererhöhung vom kommenden Jahr ab die für 1990 vorgesehene Steuersenkung schon vorher wieder beim Steuerzahler abkassiert wird. Das ist die Wahrheit.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch von anderen Propagandasprüchen müssen Sie jetzt angesichts der Zahlen und Fakten Abschied nehmen. Natürlich waren es falsche Ankündigungen, das Steuerpaket werde keine Finanzierungsprobleme für die öffentlichen Haushalte mit sich bringen. Jetzt zeigt sich, daß Ihre Steuerreform riesige Finanzierungslöcher in die Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden gerissen hat. Was waren das für Sprüche: Die Steuerreform werde nur zu einer geringfügigen und vorübergehenden Erhöhung der Neu-



    Poß
    verschuldung führen. Ist die von Ihnen ausgewiesene Neuverschuldung von 70 Milliarden DM für 1990 nur eine geringfügige Erhöhung? Dann ist es nur ein Beweis dafür, wie salopp Sie mit Zahlen umgehen. Statt der angekündigten Zurückführung der Neuverschuldung des Bundeshaushalts auf 20 Milliarden DM müssen Sie jetzt die doppelte Höhe einplanen, und ich zitiere Ihre Zahlen, nicht unsere.