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    Plenarprotokoll 11/87 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 87. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Inhalt: Verzicht der Abg. Frau Simonis und des Abg. Jansen auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 5829 A Eintritt der Abg. Frau Dr. Sonntag-Wolgast und des Abg. Opel in den Deutschen Bundestag 5829 A Erweiterung der Tagesordnung 5829 B Absetzung des Punktes 3 — Entwurf eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes — von der Tagesordnung 5829 D Zur Geschäftsordnung Kleinert (Marburg) GRÜNE 5829 D Seiters CDU/CSU 5830 B Tagesordnungspunkt 2: a) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 (Drucksachen 11/2157, 11/2226, 11/2299, 11/2529, 11/2536, 11/2551) b) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abbau steuerlicher Härten für die Landwirtschaft (Drucksachen 11/676, 11/2529, 11/2536, 11/2531) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag des Abgeordneten Sellin und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kürzung der Berlin-Förderung und Bildung eines Finanzfonds zur Verbesserung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Situation der Stadt zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Apel, Roth, Dr. Spöri, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beseitigung steuerlicher Benachteiligungen von kleinen und mittleren Unternehmen (Drucksachen 11/1187 [neu], 11/1335, 11/2529, 11/2536) d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur steuerlichen Begünstigung von Zuwendungen an unabhängige Wählervereinigungen (Drucksachen 11/1316, 11/2554, 11/2555) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu dem Antrag der Abgeordneten Müntefering, Conradi, Amling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Wohnungsgemeinnützigkeit erhalten und stärken (Drucksachen 11/1389, 11/2516) Dr. Dregger CDU/CSU 5831 D Dr. Apel SPD 5837 B Gattermann FDP 5842D, 5922 D Hüser GRÜNE 5847C, 5924 A Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . . 5849 D Poß SPD 5856 B Glos CDU/CSU 5859 C Frau Vennegerts GRÜNE 5863 A Dr. Solms FDP 5865 C Huonker SPD 5868 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 5871 C Sellin GRÜNE 5873 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Rind FDP 5874 B Dr. Mitzscherling SPD 5877 B Dr. Neuling CDU/CSU 5879 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 5881 D Dr. Daniels (Bonn) CDU/CSU 5883 A Dr. Wieczorek SPD 5884 B Dr. Grünewald CDU/CSU 5887 A Reschke SPD 5889 A Doss CDU/CSU 5890 D Kleinert (Marburg) GRÜNE 5892 A Frau Will-Feld CDU/CSU 5892 D Wüppesahl fraktionslos (zur GO) . . . 5894 B Wüppesahl fraktionslos 5895A, 5925 B Kastning SPD 5897 A Jung (Lörrach) CDU/CSU 5898 C Namentliche Abstimmungen in der zweiten Beratung . . . 5900A, B, C, D, 5901A, B, 5902B Ergebnisse . . . 5903B, 5905A, 5907A, 5908D, 5910D, 5912D, 5914C, 5916C Dr. Fell CDU/CSU 5918 C Dr. Struck SPD 5919 C Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5926 B Dr. Vondran CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5926 C Niegel CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5927 A Rind FDP (Erklärung nach § 31 GO) . . 5927 B Namentliche Abstimmungen in der dritten Beratung 5928B, 5930 D Ergebnisse 5931A, 5941 D Zur Geschäftsordnung Kleinert (Marburg) GRÜNE 5928 C Bohl CDU/CSU 5929 A Jahn (Marburg) SPD 5929 B Seiters CDU/CSU 5930 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung „Hilfswerk für behinderte Kinder" (Drucksachen 11/2274, 11/2519, 11/2522) 5932 D Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Sammelübersichten 67, 68 und 69 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 11/2435, 11/2509, 11/2510) 5933 B Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung der Sammelübersicht 72 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/2544) . . . . 5933 B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Sammelübersicht 73 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/2545) . . . . 5933 B Tagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Unterstützung der Reformbemühungen der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (Drucksache 11/2543) 5933 C Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeskleingartengesetzes (Drucksache 11/200) 5933 D Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung (Drucksache 11/1867) 5933 D Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 26. März 1986 zur Änderung des Übereinkommens vom 4. Juni 1974 zur Verhütung der Meeresverschmutzung vom Lande aus (Drucksache 11/2272) 5933 D Tagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Erklärung vom 11. Dezember 1986 zu dem Übereinkommen vom 3. Dezember 1976 zum Schutze des Rheins gegen Verunreinigung durch Chloride (Drucksache 11/2273) . . . . 5933 D Tagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 20, 42, 56, 57, 61, 62, 68, 69, 75, 80, 100, 104, 106 a (neu), 122 a, Anlage 4 (Drucksache 11/2206) 5934 A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 III Tagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 28, 35, 106 (Drucksache 11/2207) 5934 B Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: §§ 6, 13, 30, 32, 69, 78, 127 (Drucksache 11/2208) 5934 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Biedenkopf, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Mechtersheimer und weiterer Abgeordneter: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages hier: Umstellung der Kapitel I bis V und Änderung der Kapitel VI und VIII (Drucksache 11/2209) 5934 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Abgeordneten Adler, Jansen, Kißlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rechtsverordnung für den Transport von Tieren (Drucksache 11/2441) 5935 A Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dreßler, Frau Fuchs (Köln), Egert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Reform des Gesundheitswesens (Drucksache 11/2500) 5935A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 1987 (Drucksachen 11/2034, 11/2528) Weiskirch, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages 5935 B Dr. Jenninger, Präsident des Deutschen Bundestages 5937 A Dr. Scholz, Bundesminister BMVg 5937D, 5950B Heistermann SPD 5938 C Breuer CDU/CSU 5943 C Dr. Mechtersheimer GRÜNE 5946 B Nolting FDP 5948 B Kolbow SPD 5951 A Tagesordnungspunkt 16: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes (Drucksachen 11/2420, 11/2517, 11/2518) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verzicht auf Diätenerhöhung — statt dessen Förderung von Arbeitsloseninitiativen (Drucksachen 11/2439, 11/2517) Becker (Nienberge) SPD 5954 C Dr. Lammert CDU/CSU 5955 A Stratmann GRÜNE 5955 D Beckmann FDP 5956 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksachen 11/2357, 11/2556) Dr. Hoffacker CDU/CSU 5958B Jaunich SPD 5959 A Frau Würfel FDP 5960 B Frau Wilms-Kegel GRÜNE 5961 B Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMJFFG . . 5962 A Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Blunck, Dr. Hauff, Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Eckpunkte für die Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes (Drucksache 11/1447) in, Verbindung mit IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Frau Flinner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Klare ökologische Schwerpunktsetzung im Bundesnaturschutzgesetz (Drucksache 11/2523) Frau Blunck SPD 5963 B Eylmann CDU/CSU 5964 A Brauer GRÜNE 5965 B Baum FDP 5966 A Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 5967 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), Stratmann, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Einführung eines einheitlichen linearen zeitvariablen Tarifs für alle Verbrauchergruppen und Stromanwendungsgebiete (Drucksache 11/2079) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . 5968 A Magin CDU/CSU 5968 D Jung (Düsseldorf) SPD 5970 A Beckmann FDP 5970 D Dr. Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi . . 5971D Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes, über Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten und zur Sicherung der MontanMitbestimmung (Drucksache 11/2503) Scharrenbroich CDU/CSU 5972 D Dreßler SPD 5975 D Cronenberg (Arnsberg) FDP 5977 D Stratmann GRÜNE 5980 D Dr. Warrikoff CDU/CSU 5982 D Peter (Kassel) SPD 5985 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 5987 A Urbaniak SPD 5990 A Nächste Sitzung 5991 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 5993* A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Steuerreformgesetzes (Drucksache 11/2157) (Abg. Bauer, Dr. Blank, Bohlsen, Bühler [Bruchsal], Carstensen [Nordstrand], Ehrbar, Fuchtel, Funk [Gutenzell], Ganz [St. Wendel], Hauser [Krefeld], Hinsken, Jung [Limburg], Dr.-Ing. Kansy, Dr. Kappes, Kossendey, Kroll-Schlüter, Frau Limbach, Dr. Daniels [Bonn], Link [Diepholz], Louven, Sauer [Stuttgart], Haungs, Börnsen [Bönstrup], Marschewski, Müller [Wadern], Pfeffermann, Scharrenbroich, Schemken, von Schmude, Schreiber, Dr. Schroeder [Freiburg], Schulhoff, Dr. Todenhöfer, Dr. Uelhoff, Dr. Voigt [Northeim], Würzbach [alle CDU/CSU] und Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher, Baum, Irmer, Dr. Hirsch, Frau Würfel und Lüder [alle FDP]) 5993* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5829 87. Sitzung Bonn, den 23. Juni 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Biedenkopf 24. 6. Bohlsen 24. 6. Dr. Böhme (Unna) 24. 6. Frau Brahmst-Rock 24. 6. Büchner (Speyer)* 24. 6. Catenhusen 24. 6. Eimer (Fürth) 24. 6. Engelhard 24. 6. Feilcke 24. 6. Frau Dr. Hartenstein 24. 6. Dr. Hauff 24. 6. Hedrich 23. 6. Frau Kelly 24. 6. Dr. Klejdzinski 24. 6. Menzel 24. 6. Meyer 23. 6. Dr. Müller ' 24. 6. Sauer (Salzgitter) 24. 6. Frau Schilling 24. 6. Stahl (Kempen) 24. 6. Verheugen 24. 6. Wilz 23. 6. Frau Wollny 24. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Steuerreformgesetzes (Drucksache 11/2157) Abgeordneter Bauer (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung werde ich für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Diese Entscheidung zerstört in den Augen der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Steuerreform und ist sachlich nicht geboten. Lediglich wegen der Gefährdung der Steuerreform und der dann vorliegenden Handlungsunfähigkeit der Koalition und des drohenden Verlustes der Regierungsfähigkeit werde ich meine Zustimmung erteilen. Abgeordneter Dr. Blanck (CDU/CSU): Ich stimme der Steuerbefreiung von Flugbenzin in der namentlichen Abstimmung nur deshalb zu, damit Anlagen zum Stenographischen Bericht das gesamte Steuerreformgesetz nicht scheitert, sondern in Kraft treten kann. Eine einzelne Frage, in der Öffentlichkeit zu Recht kritisch diskutiert, darf die in ihrer Gesamtheit notwendige und richtige Steuerreform nicht gefährden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP, zu der es keine Alternative gibt, darf nicht durch diese wenn auch noch so kritisch zu beurteilende Einzelentscheidung in Frage gestellt werden. Abgeordneter Bohlsen (CDU/CSU): In der am 23. 6. 1988 stattfindenden namentlichen Abstimmung werde ich trotz erheblicher Bedenken für die Steuerbefreiung von Flugbenzin stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Wenn eine steuerliche Vergünstigung für die Sportflieger geschieht, hätten auch die Sportbootfahrer einbezogen werden müssen. Mit Rücksicht auf die erhebliche Zunahme im Luftverkehr halte ich eine vollständige Besteuerung des innerdeutschen Flugverkehrs, der gegenwärtig zu 96 % freigestellt ist, für verkehrspolitisch sinnvoller. Leider sind die bisherigen Versuche auf europäischer Ebene gescheitert. Meine Zustimmung erteilte ich nur, um die Steuerreform nicht als Ganzes zu gefährden. Ein Scheitern der Steuerreform, die ich unter vielen Gesichtspunkten für erforderlich halte, könnte die Handlungsunfähigkeit der Koalition bedeuten. Abgeordneter Bühler (Bruchsal) (CDU/CSU): Ich habe in der heutigen namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer gestimmt, obwohl ich die Entscheidung für falsch halte. Hierdurch wird die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpakets in den Augen der Öffentlichkeit in Frage gestellt. Es hätte andere, gerechtere und für den Bürger einsichtige Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Meine Zustimmung in der namentlichen Abstimmung zur Abschaffung der Besteuerung von Flugbenzin für Privatflieger ist einzig und allein darin begründet, daß ich die endgültige Verabschiedung der gesamten Steuerreform mit ihren ansonsten positiven Auswirkungen und damit die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung bzw. die dieser zugrunde liegenden Mehrheitsverhältnisse im Bundestag nicht gefährden möchte. Abgeordneter Carstensen (Nordstrand) (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpo- 5994' Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 litischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordneter Ehrbahr (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung halte ich für einen gravierenden politischen Fehler. Da ich jedoch die Steuerreform mit ihrer entlastenden Wirkung insbesondere im unteren Einkommensbereich und bei Familien mit Kindern in ihrer Realisierung nicht gefährden will, habe ich mit „Enthaltung" gestimmt. Abgeordneter Fuchtel (CDU/CSU): Ich stimme für die Steuerreform inklusive der Restbefreiung von der Flugbenzinsteuer. Das Gesamtwerk der bisher größten Steuerreform darf nicht wegen eines Teilaspekts gefährdet und die gefundene Kompromißlinie nicht mit unsicherer inhaltlicher und zeitlicher Perspektive wieder in Frage gestellt werden. In der Sache hätte ich mir eine differenzierte Behandlung von geschäftlichem Reise-Flugverkehr und Hobby-Flugverkehr gewünscht und halte deswegen das Gesetz in diesem Punkt für sachlich unrichtig, was aber nicht dazu führen kann, daß durch entsprechende Abstimmungen die Handlungsfähigkeit der Koalition aufs Spiel gesetzt wird. Abgeordneter Funk (Gutenzell) (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpolitischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordneter Ganz (St. Wendel) (CDU/CSU): Ich halte die in Artikel 24 des Steuerreformgesetzes 1990 vorgesehene Änderung des Mineralölsteuergesetzes für nicht vertretbar. Ich habe bei der namentlichen Abstimmung nur deshalb für die Beibehaltung des Artikel 24 votiert, weil ich das Gesamtvorhaben Steuerreform nicht in Gefahr bringen wollte. Abgeordneter Hauser (Krefeld) (CDU/CSU): Um das Gesamtvorhaben der Steuerreform mit seiner Wirkung der Entlastung kinderreicher Familien und niedriger und mittlerer Einkommen nicht zu gefährden, habe ich meine ursprüngliche Absicht, bei der Steuerbefreiung für Flugbenzin mit Nein zu stimmen, aufgegeben und stimme zu. Abgeordneter Hinsken (CDU/CSU): Obwohl ich mit der Streichung der Investitionszulage nicht einverstanden bin, werde ich, um das Steuergesamtpaket, das ich insgesamt gesehen für gut finde, nicht zu gefährden, für die Regierungsvorlage stimmen. Abgeordneter Jung (Limburg) (CDU/CSU): Ich werde in der heutigen namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese Entscheidung für falsch halte. Sie zerstört in den Augen der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der Steuerreform und ist sachlich nicht geboten. Die in der Tat vorliegende steuerliche Ungleichbehandlung hätte anders beseitigt werden müssen. Nämlich mit der vollständigen Besteuerung des innerdeutschen Flugverkehrs, der momentan zu 96 % freigestellt ist. Lediglich wegen der Gefährdung der Steuerreform und der dann vorliegenden Handlungsunfähigkeit der Koalition und des drohenden Verlustes der Regierungsfähigkeit werde ich meine Zustimmung erteilen. Abgeordneter Dr.-Ing. Kansy (CDU/CSU): Zum Änderungsantrag der SPD-Fraktion bei der zweiten Lesung des Steuerreformgesetzes 1990, Flugbenzin für Geschäfts- und Sportflieger entgegen dem Beschluß des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages der Besteuerung zu unterziehen, erkläre ich: Ich halte die Entscheidung des Finanzausschusses für sachlich und politisch falsch. Da bei der Geschäftslage des Deutschen Bundestages die Annahme des SPD-Antrages — von der SPD auch so gewollt — nicht nur die Besteuerung des Flugbenzins, sondern auch das Scheitern der Verabschiedung der Steuerreform vor der Sommerpause und vielleicht sogar eine Krise der Koalition bedeuten würde, habe ich den SPD-Antrag abgelehnt. Die Verabschiedung dieser Reform und die Handlungsfähigkeit der Koalition hat nach ernsthafter Abwägung Vorrang vor der Durchsetzung der Besteuerung des Flugbenzins durch wechselnde Mehrheiten im Plenum. Abgeordneter Dr. Kappes (CDU/CSU): Zu meinem Abstimmungsverhalten in der Frage der Mineralölsteuerbefreiung zugunsten der Privat- und Sportflieger — Artikel 24 des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 — erkläre ich: Grundsätzlich bin ich der Auffassung, daß es in unserem Staat keine unterschiedliche Besteuerung desselben Verbrauchsgutes je nach Verwendungsabsicht des Käufers geben sollte. Dies muß auch für den Kauf von Flugbenzin gelten. Entweder sollen alle Flieger oder aber keiner Mineralölsteuer bezahlen. Ich selbst trete aus sozial-, steuer-, verkehrs-, energie- und umweltpolitischen Gründen dafür ein, daß in Zukunft alle, d. h. sowohl die großen Fluggesellschaften als auch die kleinen Lufttaxiunternehmen, der Werkflugverkehr und die Sportflieger in gleicher Weise zur Mineralölsteuer herangezogen werden. Meiner Meinung nach lassen sich die hier bestehenden Schwierigkeiten — insbesondere im Zusammenhang mit internationalen Abkommen — bei gutem Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5995 Willen ausräumen. Hierfür werde ich mich energisch einsetzen. Im Hinblick auf die unerwartet — vor allem wegen des Dollarverfalls und der Finanzsituation der Europäischen Gemeinschaft — bereits jetzt erforderlich gewordene Mineralölsteuererhöhung für Kraftfahrzeugbenzin hätte ich es für richtig gehalten, zunächst auf die grundsätzlich gebotene Änderung der bisher ungleichen Besteuerung des Flugbenzins bis zu einer möglichst baldigen Vereinheitlichung zu verzichten. Leider war dies nicht möglich. Insoweit habe ich volles Verständnis für die Verärgerung vieler Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis. Dennoch kann ich heute einer Streichung von Artikel 24 des Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1990 — Flugbenzinregelung — nicht zustimmen, weil dies in der jetzigen Beratungsphase offenkundig das Scheitern des gesamten, außerordentlich wichtigen und im wesentlichen gelungenen Reformvorhabens bedeuten und damit die Weiterarbeit der Regierungskoalition gefährden würde. So weitreichende Folgen sind aus meiner Sicht nicht zu verantworten. Abgeordneter Kossendey (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung zum Thema Befreiung von der Flugbenzinsteuer habe ich für diese Befreiung gestimmt, obwohl ich diese Entscheidung für sachlich ungerechtfertigt und politisch unklug halte. Diese Regelung bringt die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpaketes in den Augen der Öffentlichkeit in Mißkredit. Meines Erachtens hätte es gerechtere und für den Bürger einsichtigere Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Dabei wäre meiner Meinung nach einer generellen Besteuerung des Flugbenzins aus ökologischen wie auch aus Gründen der Gerechtigkeit der Vorzug zu geben gewesen, zumindest soweit es den innerdeutschen Flugbetrieb betrifft. Meine Zustimmung in einer namentlichen Abstimmung kann ich nur damit begründen, daß ich die ansonsten positive Wirkung der Steuerreform nicht gefährden und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aufrechterhalten wollte. Abgeordneter Kroll-Schlüter (CDU/CSU): Die Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie für einen politischen Mißgriff bei dem insgesamt positiven Vorhaben der Steuerreform. Dennoch werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um dem Gesamtwerk der Steuerreform mit seiner von mir unterstützten steuer- und finanzpolitischen Weichenstellung keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen. Abgeordnete Frau Limbach und Abgeordneter Dr. Daniels (Bonn) (beide CDU/CSU): Mein Verhalten in der heutigen Abstimmung richtet sich nach meiner Überzeugung, daß die Steuerreform richtig und notwendig ist. Ich kann es nicht verantworten, mit einer Einzelentscheidung die Steuerreform insgesamt zu gefährden mit der sich daraus möglicherweise ergebenden Einschränkung der Handlungsfähigkeit der Koalition und der Regierungsfähigkeit. Deshalb werde ich in der namentlichen Abstimmung für die Befreiung von der Flugbenzinsteuer stimmen, obwohl ich diese weder für sachlich geboten noch für politisch sinnvoll halte. Abgeordneter Link (Diepholz) (CDU/CSU): In der heutigen namentlichen Abstimmung zum Thema Befreiung von der Flugbenzinsteuer habe ich für diese Befreiung gestimmt, obwohl ich diese Entscheidung für sachlich ungerechtfertigt und politisch unklug halte. Diese Regelung bringt die Glaubwürdigkeit des gesamten Steuerreformpaketes in den Augen der Öffentlichkeit in Mißkredit. Meines Erachtens hätte es gerechtere und für den Bürger einsichtigere Möglichkeiten gegeben, dieses steuerrechtliche Randproblem zu lösen. Dabei wäre meiner Meinung nach einer generellen Besteuerung des Flugbenzins aus ökologischen wie auch aus Gründen der Gerechtigkeit der Vorzug zu geben gewesen, zumindest soweit es den innerdeutschen Flugbetrieb betrifft. Meine Zustimmung in einer namentlichen Abstimmung kann ich nur damit begründen, daß ich die ansonsten positive Wirkung der Steuerreform nicht gefährden und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung aufrechterhalten wollte. Abgeordnete Louven, Sauer (Stuttgart), Haungs und Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Um das Gesamtvorhaben der Steuerreform nicht zu gefährden, habe ich meine ursprüngliche Absicht, bei der Steuerbefreiung für Flugbenzin mit Nein zu stimmen, aufgegeben und mich der Stimme enthalten. Abgeordneter Marschewski (CDU/CSU): Ich habe bei der namentlichen Abstimmung nur deshalb für die Beibehaltung des Art. 24 votiert, weil ich das Gesamtvorhaben Steuerreform nicht in Gefahr bringen wollte. Ich halte die in Art. 24 des Steuerreformgesetzes 1990 vorgesehene Änderung des Mineralölsteuergesetzes in keiner Hinsicht für vertretbar. Abgeordneter Müller (Wadern) (CDU/CSU): Nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, bei der Abstimmung über die Frage Befreiung der Besteuerung von Flugbenzin der Bundesregierung nicht zuzustimmen. Die sachlichen Argumente zur Aufhebung dieser Steuer überzeugen mich nicht. Meine Fraktionsführung hat gebeten, aus übergeordneten Gründen dieser Vorlage zuzustimmen, und im Falle der Nichtannahme Konsequenzen für die Steuerreform insgesamt vorausgesagt. Auch diese Argumente vermag ich nicht zu teilen. 5996* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Da ich als Abgeordneter einer strukturschwachen Region ständig der Unterstützung der Bundesregierung und meiner Fraktion für diese Region bedarf und ich den Erfolg der Opposition nicht will, habe ich mich bei dieser Vorlage der Stimme enthalten. Abgeordneter Pfeffermann (CDU/CSU): Nach § 31 (2) der Geschäftsordnung erkläre ich hiermit, daß ich an der namentlichen Abstimmung über Artikel 24 nicht teilnehme. Abgeordneter Scharrenbroich (CDU/CSU): Die heute zu verabschiedende Steuerreform ist Ergebnis einer Koalitionsvereinbarung. Die Diskussion der letzten Tage hat deutlich gemacht, daß die Steuerreform nur rechtzeitig verabschiedet werden kann, wenn gleichzeitig auch die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten erfüllt wird, die Steuer auf Flugbenzin abzuschaffen. Um die Koalitionsvereinbarung nicht zu gefährden, sehe ich mich verpflichtet, der Abschaffung der Flugbenzinsteuer zuzustimmen. Zu dieser Haltung sehe ich mich veranlaßt, um die Steuerreform mit ihren großen Entlastungen für kinderreiche Familien und Arbeitnehmer sowie mit ihrer bedeutsamen beschäftigungspolitischen Wirkung nicht zu gefährden. Abgeordneter Schemken (CDU/CSU): Um die Steuerreform nicht zu gefährden, stimme ich in der namentlichen Abstimmung gegen den SPDAntrag (Drucksache 11/2560), obwohl ich die Mineralölsteuerbefreiung für Flugbenzin für nicht gerechtfertigt halte. Mir ist dabei klar, daß in der öffentlichen Wirkung der Eindruck einer sozialen Unausgewogenheit nicht zu vermeiden ist. Das größere Ziel des Steuerreformwerkes mit seinen entscheidenden Entlastungen, aber insbesondere die notwendige Unterstützung bei der zukünftigen Aufgabenbewältigung dieser Koalition haben für mich Vorrang. Abgeordneter von Schmude (CDU/CSU): Mit der Abschaffung der Flugbenzinsteuer kann ich mich nicht einverstanden erklären. Die sachlichen Argumente zur Aufhebung dieser Steuer überzeugen mich nicht. Nur auf Grund der zweimal getroffenen Mehrheitsentscheidungen meiner Fraktion stimme ich aus Gründen der Fraktionssolidarität und um die Steuerreform nicht zu gefährden, den geplanten Maßnahmen zu. Abgeordneter Schreiber (CDU/CSU): Die heute zu verabschiedende Steuerreform ist Ergebnis einer Koalitionsvereinbarung. Ich habe bis in die letzte Stunde der Verabschiedung dieser Steuerreform beabsichtigt, wegen der Abschaffung der Flugbenzinsteuer, diesem Punkt der Steuerreform nicht zuzustimmen. Ich halte nach wie vor die Abschaffung der Flugbenzinsteuer für eine Provokation der Bürger unseres Landes. Auf der anderen Seite ist mir klar geworden, daß die Steuerreform nur rechtzeitig verabschiedet werden kann, wenn die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten erfüllt wird, die Steuer auf Flugbenzin abzuschaffen. Nachdem die Steuerreform große Entlastungen für kinderreiche Familien und Arbeitnehmer mit sich bringen wird, möchte ich diese wichtige Entscheidung nicht gefährden. Deshalb sehe ich mich gezwungen, um das Gesamtpaket nicht zu gefährden, mich der Stimme zu enthalten. Zu einer Zustimmung zu diesem Punkt der Steuerreform (Abschaffung der Flugbenzinsteuer) kann ich mich nicht durchringen. Abgeordneter Dr. Schröder (Freiburg) (CDU/CSU): Mit der ersatzlosen Aufhebung der Mineralölsteuer auf Flugbenzin kann ich mich nicht einverstanden erklären. Die Argumente zur Abschaffung dieser Flugbenzinsteuer können mich — zumindest soweit hier auch die Befreiung der Hobbyflieger eingeschlossen ist — nicht überzeugen. Meine Fraktion hat zweimal mit Mehrheit für eine generelle Flugbenzinbefreiung gestimmt. Für den Fall eines Scheiterns der Flugbenzinbefreiung in der Schlußabstimmung im Plenum des Deutschen Bundestages wurden von der Fraktionsführung ein allgemeines Scheitern der gesamten Steuerreform und schwerwiegende Konsequenzen für die Koalition vorgetragen. Da ich solche weitergehenden Konsequenzen nicht verantworten kann, stimme ich den geplanten Maßnahmen zu. Abgeordneter Schulhoff (CDU/CSU): Obwohl ich der Steuerbefreiung von Flugbenzin für Privatflieger aus verkehrspolitischen, ökologischen und gesellschaftspolitischen Gründen ablehnend gegenüberstehe, werde ich dem zustimmen, um nicht die Steuerreform insgesamt zu gefährden. Diese Steuerreform ist auf Grund der unerträglichen Steuerbelastung breitester Bevölkerungsschichten nicht nur geboten, sondern sogar überfällig. Der gesenkte, linear progressive Tarif ist so wichtig, daß ich einer unverzüglichen Verabschiedung des Steuerreformgesetzes nicht im Wege stehen kann. Abgeordneter Dr. Todenhöfer (CDU/CSU): Ich kann dem Steuerreformgesetz aus zahlreichen Gründen nur als Gesamtpaket zustimmen und dies auch nur mit erheblichen Vorbehalten. Mein stärkster Vorbehalt betrifft die Besteuerung der Zuschläge für Schichtarbeit. Der jetzt zur Abstimmung anstehende Kompromiß über die Besteuerung der Schichtzuschläge ist für Schichtarbeiter und Schichtarbeiterinnen nicht akzeptabel. Durch ihn wird den besonderen Belastungen der Nachtarbeit und der Arbeit an Sonn- und Feiertagen in den unterschiedlichsten Berufen nicht ausreichend Rechnung getragen. Auch vor dem Hintergrund der Probleme des Industriestandorts Bundesrepublik Deutschland und der Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 87. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 5997' Notwendigkeit, die teuren Produktionsanlagen unseres Landes verstärkt auszulasten, hätte der Gesetzgeber dafür sorgen müssen, daß die Arbeit während der besonders belastenden Nacht- und Wochenendzeiten besonders attraktiv gestaltet wird. Der jetzige Kompromiß wird diesen Forderungen nicht gerecht und kann nicht als sozial bezeichnet werden. Ich lehne ihn daher ab. Abgeordneter Dr. Uelhoff (CDU/CSU): Die Steuerreform ist zur Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen ebenso wichtig wie für die Verbesserung des Eigenkapitals der Unternehmungen. Deshalb ist diese Reform notwendig, und sie darf nicht — wie von der Opposition beabsichtigt — durch eine Einzelentscheidung zur Steuerbefreiung von Flugbenzin gefährdet werden. Ich kann bei einem Entlastungsvolumen von ca. 50 Milliarden DM eine Subvention von ca. 25 Millionen DM nicht zur Grundlage meiner Entscheidung machen. Um die gesamte Steuerreform nicht zu gefährden, werde ich deshalb in der namentlichen Abstimmung der Steuerbefreiung beim Flugbenzin als Teilstück eines Kompromisses zustimmen, obwohl ich diese Einzelentscheidung weder für sachlich geboten noch für politisch sinnvoll halte. Abgeordneter Dr. Voigt (Northeim) (CDU/CSU): Ich stimme der Steuerbefreiung von Flugbenzin in der namentlichen Abstimmung nur deshalb zu, damit das gesamte Steuerreformgesetz nicht scheitert, sondern in Kraft treten kann. Eine einzelne Frage, in der Öffentlichkeit zu Recht kritisch diskutiert, darf die in ihrer Gesamtheit notwendige und richtige Steuerreform nicht gefährden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP, zu der es keine Alternative gibt, darf nicht durch diese wenn auch noch so kritisch zu beurteilende Einzelentscheidung in Frage gestellt werden. Abgeordneter Würzbach (CDU/CSU): Die jetzt geplante Steuerbefreiung für Flugbenzin bei privater Nutzung stößt wegen der gleichzeitig notwendig werdenden Steuererhöhung für Benzin, von der die Kraftfahrer betroffen sein werden, bei mir auf erhebliche Vorbehalte. Ich halte sie in der jetzigen Zeit — bei allem Verständnis für den sachlich gebotenen und überfälligen Regelungsbedarf in der Sache selbst — vor dem Hintergrund auch anderer vielfältiger anspruchsvoller gesetzlicher Reformvorhaben für eine politische Maßnahme, die das positive Vorhaben der Steuerreform in der politischen Umsetzung gleichermaßen unnötig wie schädlich belastet. Ich bedaure, daß die politisch parlamentarische Beratungsform so beschlossen wurde, daß keine Möglichkeit besteht, diesen Einzelpunkt abzulehnen und gleichzeitig das Gesetzesvorhaben insgesamt zu fördern. So werde ich trotz meiner Bedenken heute zustimmen, um das Gesamtwerk der Steuerreform mit seinen insgesamt positiven Auswirkungen zu unterstützen. Abgeordnete Frau Dr. Hamm-Brücher, Baum, Irmer, Dr. Hirsch, Frau Würfel und Lüder (alle FDP): Die Unterzeichner dieser persönlichen Erklärung sehen sich nach reiflicher Überlegung und gewissenhafter Güterabwägung aus folgenden Gründen außerstande, einer Steuerbefreiung für Benzin der Privatflieger zuzustimmen: — In einer Zeit wachsender Verschuldung der öffentlichen Haushalte, — in einer Zeit, in der Verbrauchsteuern, insbesondere für Benzin, drastisch erhöht und von den meisten Bürgern zusätzliche finanzielle Leistungen abverlangt werden müssen, sollte eine kleine Gruppe in unserer Bevölkerung nicht ungerechtfertigt privilegiert werden. Diese grundsätzlichen Einwände wiegen für uns stärker als alle vermeintlichen Sach- und Terminzwänge, die ein neuerliches Überdenken der Entscheidung und ihrer voraussehbaren Folgewirkungen angeblich nicht mehr möglich machen. Dem Gesamtpaket der Steuerreform werden wir aus übergeordneten Gründen zustimmen. Plenarprotokoll 11/87 (Berichtigung) Berichtigungen zum Stenographischen Bericht 87. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 23. Juni 1988 Seite 5974 D achte Zeile von unten: Statt „1985" ist „1975" zu lesen. Seite 5994 B, vorletzte Erklärung: Statt „Abgeordneter Hauser (Krefeld) (CDU/CSU)" ist „Abgeordneter Hauser (Esslingen) (CDU/CSU) " zu lesen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alfred Dregger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Am umweltfreundlichsten wäre es, wenn wir alle zu Fuß gingen, mit Rädern führen oder uns allenfalls mit Pferden bewegten und weder mit Autos noch mit Flugzeugen. Aber ich will Ihnen jetzt nicht die Gegenfrage stellen, ob Sie der Meinung sind, daß eine moderne Industrienation, die unter anderem von der Automobilindustrie und außerdem von der Luft- und Raumfahrt leben muß, auf diese Techniken verzichten kann. Wir können uns leider nicht ans Herdfeuer zurückziehen; das wäre im Grunde das Schönste, aber dafür brauchten wir ein größeres Land. Wir, eines der kleinsten Länder der



    Dr. Dregger
    Erde, ohne Bodenschätze, können nur durch Höchstleistungen in der Technik überleben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Mir ist völlig unbegreiflich, daß Sie als GRÜNER solche romantischen Ideen vertreten, wenn Sie gleichzeitig sagen: Die Grenzen müssen aufgemacht werden, und alle, die kommen wollen, müssen herein. Das paßt doch nicht zusammen, das geht doch gar nicht.

    (Dr. Vogel [SPD]: Kommen alle mit dem Flugzeug!)

    Vielleicht stellen Sie noch mehr solche intelligenten Zwischenfragen.
    Im Gegensatz zur Entlastung der kleinen und mittleren Steuerzahler ist die Entlastung bei den Unternehmensteuern geringfügig. Der Spitzensatz bei der Einkommensteuer, der wichtigsten Unternehmensteuer, die für die Masse unserer Unternehmen — etwa 90 % — ausschlaggebend ist, wird nur von 56 % auf 53 % vermindert. Der Körperschaftsteuersatz für den nicht entnommenen Gewinn, der im Betrieb bleibt, wird nur von 56% auf 50 % vermindert.
    Die Gesamtsteuerbelastung der deutschen Unternehmen, zu der u. a. noch die von den meisten von uns geliebte Gewerbesteuer gehört — auch ich könnte mich als ehemaliger Oberbürgermeister nur schwer von ihr trennen, aber man muß sie wenigstens mitrechnen; sie gibt es nämlich nur bei uns und sonst nirgendwo — , vermindert sich durch diese Steuerreform in der Spitze von zirka 70 % auf 66 %. Das sind die Tatsachen. In verschiedenen unserer Konkurrenzländer ist sie nur halb so hoch; in der Schweiz seit jeher, nach drastischen Steuersenkungen auch in Großbritannien, in den USA und anderswo.
    Wer diese Tatsachen zur Kenntnis nimmt und weder sich noch andere Täuschen will, muß einräumen: Es war von Anfang an eine böse Lügenpropaganda der SPD und ihrer Hilfstruppen

    (Oh-Rufe bei der SPD)

    zu behaupten, die von uns konzipierte Steuerreform sei etwas für die Reichen.

    (Zurufe von der SPD: Ist sie doch auch!) Das Gegenteil ist richtig.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Während bei den kleinen und mittleren Einkommen der Anteil am Entlastungsvolumen weit höher ist als das, was sie zum Steueraufkommen beitragen, ist es bei den höheren Einkommen genau umgekehrt. Die sogenannten Spitzenverdiener — unter ihnen die Personalunternehmen, die ihre Investitionen wenigstens zum Teil aus ihren Gewinnen finanzieren müssen — tragen zum Steueraufkommen 13,2 % bei. An der Steuerentlastung sind sie nur mit 7,5 %, also etwa der Hälfte beteiligt. Das ist die Wahrheit.
    Da unsere Steuerreform in erster Linie den kleinen und mittleren Steuerzahlern zugute kommt, bleibt die Unternehmensteuerentlastung — jedenfalls oberhalb des mittelständischen Bereichs — als unerledigte Aufgabe zurück. Wir müssen sie in der nächsten Legislaturperiode nachholen. Dabei geht es um die Wettbewerbsfähigkeit des Steuerstandortes und damit auch des Industriestandortes Bundesrepublik Deutschland. Das ist der Hintergund.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich frage die Damen und Herren der SPD, ob sie bereit sind, das einzuräumen. Ihre sozialistischen Parteifreunde in Österreich, in Frankreich und in anderen Ländern haben das längst begriffen. Wenn Sie dieser Erkenntnis nicht folgen, bleiben Sie auch in den kommenden Jahren eine regierungsunfähige Neidtruppe.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Mit Sozialneid kann man das soziale Klima vergiften. Mit Sozialneid kann man eine absolut unverantwortliche Opposition betreiben. Mit Sozialneid kann man sich aber nicht für die Führung eines Industriestaats qualifizieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Manchmal habe ich den Eindruck, daß Sie, meine Damen und Herren der SPD, diese Aufgabe, vor der Sie stehen, nicht einmal erkannt haben.

    (Zuruf von der SPD: Aber Sie, was!?)

    Mehr noch als Sozialneid ist es die geistige Unbeweglichkeit, die unsere Zukunft gefährdet. Allzu viele sind im Wohlstand schläfrig, egoistisch und unbeweglich geworden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Immobilität des Denkens und des Handelns hat ein erschreckendes Ausmaß angenommen. Gerade auf der Linken sind geradezu Anzeichen reaktionärer Unbeweglichkeit zu erkennen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Dr. Apel [SPD]: Was reden Sie eigentlich?)

    So können wir, meine Damen und Herren, den Wettbewerb mit den wieder leistungsfähig werdenden alten Industrienationen — Stichwort: Großbritannien — und den exzellenten neuen Industrienationen — Stichwort: Südostasien — nicht bestehen. So können wir es nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Machen wir uns klar: Wir sind ein kleines und an Rohstoffen und Energievorkommen armes Land. Das einzige, was wir haben, sind unsere Köpfe und unsere Hände. Wir müssen machen, was die anderen noch nicht machen. Wir müssen ständig Neues erfinden und ständig umschulen auf neue Aufgaben. Das heißt, wir müssen unsere Arbeit und teilweise auch unsere Lebensumstände ständig verändern. Wir, die Union, und mit uns die FDP haben das begriffen, auf der linken Seite des Hauses allzu viele nicht.

    (Poß [SPD]: Nehmen Sie doch mal Bildungsurlaub ! )

    Deshalb ist es auch heute ebenso wie übrigens auch in der Vergangenheit unsere Aufgabe, unser Land für die Zukunft fit zu machen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




    Dr. Dregger
    Deshalb haben wir nicht nur die große Steuerreform angepackt, sondern auch die Gesundheitsstrukturreform,

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Um Gottes willen!)

    die Rentenreform, die Reform der Agrarpolitik in der EG und bei uns selbst, die Reform des Umweltschutzes und die Reform der Bundespost.

    (Zurufe von der SPD)

    — Sie können das Wort „Reform" nicht hören. Sie sind erschrocken, wenn etwas Neues auf Sie zukommt. Sie möchten alles so lassen, wie es ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Reform der Bundespost wird drei große öffentliche Unternehmensgruppen schaffen, von denen Telekom, die die Informations und Kommunikationstechniken zusammenfaßt, von geradezu zukunftsentscheidender Bedeutung ist. Diese Industriezweige werden in den 90er Jahren in Japan die Automobilindustrie an Bedeutung übertreffen. Es geht um die Frage, ob auch wir einen Anteil an diesem Kuchen erhalten werden oder ob wir stehenbleiben oder sitzenbleiben wie Sie.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    All das, meine Damen und Herren, sind Reformaufgaben, die Sie, meine Damen und Herren von der SPD, einfach liegengelassen haben, weil Sie nicht konnten, was schon längst hätte geschehen müssen. Wir müssen jetzt unter Zeitdruck, aber nicht weniger sorgfältig nachholen, was Sie leider versäumt haben. Wir stellen uns den Reformaufgaben unter Führung des Bundeskanzlers Helmut Kohl. Wir tun es trotz aller Widerstände — manchmal machen Widerstände auch Freude — , damit unser Land auch in Zukunft zu den führenden Industrienationen gehört, damit es sich selbst, aber auch anderen helfen kann, z. B. den Deutschen im kommunistischen Machtbereich und den jungen Nationen in der Dritten Welt.
    Daß wir, die FDP, die CSU und die CDU, dieses große Werk der Steuerreform verwirklichen konnten, erfüllt mich mit Optimismus. Ich finde, das sollte uns alle mit Optimismus erfüllen. Optimismus — ich denke an Ludwig Erhard — ist schon die halbe Miete. Mit Optimismus, der sich auf Leistung gründet, werden wir die Zukunft gewinnen.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/ CSU und der FDP)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Apel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Apel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Bundestag behandelt heute in zweiter und dritter Lesung das Herzstück der Arbeit der Koalition in dieser Legislaturperiode. Das Steuerpaket sollte ein Jahrhundertwerk werden, das Markenzeichen, das Gütesiegel der Arbeit der Koalition. Geworden ist daraus ein Stück aus dem Tollhaus,

    (Beifall bei der SPD)

    ein Machwerk voller Ungerechtigkeiten und der brutalen Umverteilung von unten nach oben.

    (Weiß [Kaiserslautern] [CDU/CSU]: Das ist ja nicht wahr!)

    Sie stehen trotz der Rede Ihres Fraktonsvorsitzenden heute vor dem Scherbenhaufen Ihrer Steuerpolitik.

    (Beifall bei der SPD)

    Trotz der Reden, die wir hier noch hören werden, wissen Sie genau, daß die Öffentlichkeit Sie durchschaut hat. Sie peitschen dieses Steuerpaket durch. Sie wollen es beschließen, um es loszuwerden, um es anschließend am liebsten wie eine heiße Kartoffel zusammen mit dem Finanzminister fallenzulassen.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber, meine Damen und Herren, schauen wir uns insbesondere nach der Rede von Herrn Dregger doch einmal ganz nüchtern an, was der Finanzminister — und damit Sie — den Bürgerinnen und Bürgern in die sem Lande alles versprochen hat. Der Bundesfinanzminister hat am 11. Dezember 1986 im Deutschen Bundestag erklärt:
    Wir sind für eine Steuerreform, die zu einer dauerhaften Entlastung für die berufstätigen Menschen und die Betriebe führt.
    Noch heute verteilen Sie auf Kosten des Steuerzahlers bunte Faltblätter mit der Aufschrift: „Alles klar: Die Steuern gehen runter. "
    Nur, meine Damen und Herren, wissen die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes längst, daß der Finanzminister die Unwahrheit sagt, daß das Gegenteil eintritt.
    Da Sie, Herr Dregger, hier von Mehrwertsteuererhöhung reden, erinnere ich Sie daran, daß Sie die Mehrwertsteuer bereits erhöht haben,

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Wann?)

    die Sozialabgaben auf neue Rekordhöhen getrieben haben

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das war Ihre Zeit!)

    und daß der Finanzminister jetzt für das nächste Jahr zu einem Rundumschlag ansetzt: Benzin, Diesel, Erdgas, Zigaretten, Versicherungen und die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung sollen als Folge der Steuer- und Finanzpolitik des Herrn Stoltenberg teurer werden. Die Bundesregierung hat uns mitgeteilt, daß sie für 1989 eine Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge erwartet. Milliarden wollen Sie den Kranken über Selbstbeteiligung aus der Tasche ziehen. 1989 nimmt die Koalition den Bürgern 25 Milliarden DM aus der Tasche. 1990 werden 19 Milliarden DM an Steuern zurückgegeben. Ich füge hinzu: Dieser Betrug wird dadurch noch schlimmer, daß die Spitzenverdiener mehrere 10 000 DM Steuerentlastung erhalten, während die Normalverdiener mit einem Trinkgeld abgefunden werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich setze mich weiter mit den Fakten auseinander. Der Bundesfinanzminister hat am 5. September 1985 im Fernsehen versprochen, daß wir 1990 Vollbeschäf-



    Dr. Apel
    tigung haben werden. Am 24. März 1986 erklärt Stoltenberg in einem Zeitungsinterview in der „Welt" :
    Wir werden in den kommenden 4 Jahren daran gemessen, ob es in Verbindung mit einer erfolgreichen Wirtschafts- und Finanzpolitik zu einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit kommt.
    Meine Damen und Herren, der Finanzminister hat sich selbst sein eigenes Urteil über seine Steuer- und Finanzpolitik geschrieben; denn die Massenarbeitslosigkeit wächst weiter.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Allerdings! Er soll zurücktreten!)

    Aber damit nicht genug: Der Finanzminister nimmt den Verbrauchern im nächsten Jahr etwa 25 Milliarden DM an Kaufkraft weg. Dadurch wird die Massenarbeitslosigkeit weiter zunehmen. Das ist das Ergebnis Ihrer Politik. Das ist aus Ihren Versprechungen geworden.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Finanzminister hatte noch in der Haushaltsdebatte am 9. September 1987 gesagt:
    Ein deutliches Abbremsen des Anstiegs der Lohnnebenkosten gehört zu jeder ernsthaften Strategie für mehr Arbeitsplätze.
    Was geschieht? Die Lohnnebenkosten steigen auf breiter Front. Die Arbeitslosenversicherungsbeiträge sollen steigen. Die Krankenversicherungsbeiträge werden 1989 erhöht. Die Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge hat die Bundesregierung bereits angekündigt.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Furchtbar!)

    Damit betreibt die Bundesregierung eine Strategie für weniger Arbeitsplätze und mehr Arbeitslosigkeit. Das ist das Ergebnis Ihrer Politik. Das ist aus Ihren Versprechungen geworden.

    (Beifall bei der SPD)

    Am 18. Mai 1983 hatte der Finanzminister am Beginn seiner Arbeit vor der Bundespressekonferenz das Leitmotiv seiner Steuer- und Finanzpolitik definiert. Ich zitiere ihn: „Wir stärken die Investitions- und Innovationskraft der Wirtschaft."

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Denkste!)

    Sie wissen es doch selber: Das Gegenteil wurde erreicht. Die Investitionsquote unseres Landes geht laufend weiter zurück.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das ist eine schlechte Rede!)

    Der Bundesfinanzminister ruiniert die öffentlichen Investitionen. Der Anteil der Investitionen an den Bundesausgaben fällt Jahr für Jahr auf neue weitere Rekordtiefen.

    (Roth [SPD]: So ist es!)

    Die Investitionen der Städte und Gemeinden sind auf das reale Niveau der frühen 60er Jahre gefallen. Wir leben auf Grund Ihrer Politk von der Substanz. Damit steht unsere Zukunft, damit steht die dringend gebotene Modernisierung unserer Infrastruktur auf dem Spiel, Herr Kollege Dregger.
    Das ist das Ergebnis Ihrer Politik. Das ist aus Ihren Versprechungen geworden.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Finanzminister hatte am 2. Juni 1985 im Deutschlandfunk erklärt:
    Ich muß gegenüber denjenigen, die ständig, weil es so populär ist, nach noch schnelleren Steuerentlastungen rufen, sagen, wir dürfen auf gar keinen Fall die Neuverschuldung wieder ansteigen lassen;

    (Dr. Vogel [SPD]: Ja!)

    wir müssen sie in der kommenden Wahlperiode — also jetzt —
    nach meiner Auffassung unter 20 Milliarden DM bringen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Ja, ja!)

    In diesem Jahr macht der Bundesfinanzminister über 40 Milliarden DM neue Schulden.

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    In den nächsten Jahren wird er uns weitere Schuldenrekorde bescheren.

    (Dr. Struck [SPD]: Finanzminister Schuldenberg! — Dr. Vogel [SPD]: Schuldenmeister!)

    Der Finanzminister hat die Kontrolle über die Staatsfinanzen verloren.

    (Beifall bei der SPD)

    Er finanziert in diesem Haushaltsjahr laufende Ausgaben, so auch die Beamtengehälter, über Schulden.

    (Uldall [CDU/CSU]: Er müßte sich ein Beispiel an Finanzminister Apel nehmen!)

    Dieses Unglück ist nicht zufällig, Herr Kollege Uldall, über die Bundesfinanzen hereingebrochen.

    (Glos [CDU/CSU]: Nein, das war vorher!)

    Immer wieder haben wir Sozialdemokraten die Koalition in den letzten Jahren mit nüchternen Zahlen, mit unwiderlegbaren Berechnungen auf die verhängnisvollen Konsequenzen Ihrer Politik hingewiesen.
    Ich erinnere mich mit Bitterkeit daran: Immer wieder hat der Bundesfinanzminister unsere Warnungen als Horrorgemälde, als Verdrehungen, als bösartige Verdächtigungen — alles wörtliche Zitate — abgetan.
    Heute fallen seine polemischen Ausfälle auf ihn zurück.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Was ist denn das Problem dieses Ministers? Er war und er ist zu keinem Zeitpunkt bereit, der unabweisbaren Entwicklung der Staatsfinanzen und damit der Wahrheit ins Auge zu sehen. Er ist unbeirrt seinen Weg gegangen. Selbstgerecht hat er seine verfehlte



    Dr. Apel
    Steuer- und Finanzpolitik fortgesetzt und dabei auch sein politisches Ansehen verspielt.

    (Dr. Vogel [SPD]: Richtig!)

    Der Bundesfinanzminister trägt die volle Verantwortung für diesen Scherbenhaufen. Daran ändert sich auch dadurch nichts, daß er bis in die letzten Tage hinein zugelassen hat, daß immer wieder Dritte eingegriffen haben und auf diese Weise die Behandlung des Steuerpakets im Finanzausschuß zu einer Farce wurde.

    (Uldall [CDU/CSU]: Stimmt doch nicht!)

    Wir stellen fest: Der Finanzminister ist nicht mehr Herr des Verfahrens. Die Mächtigen dieser Koalition haben ihn zum Erfüllungsgehilfen ihrer Sonderinteressen gemacht.

    (Beifall bei der SPD — Jahn [Marburg] [SPD]: Und er hat sich dazu machen lassen!)

    Sie sind mit Ihrer Steuer- und Finanzpolitik am Ende. Nur, für die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes ist das Ende noch lange nicht erreicht.

    (Glos [CDU/CSU] : Für Sie aber!)

    Unsere Bürger werden die Konsequenzen daraus zu tragen haben,

    (Jahn [Marburg] [SPD]: Zahlen!)

    daß die Koalition die Kassen der Arbeitslosenversicherung mit versicherungsfremden Leistungen zur Entlastung des Bundeshaushalts leergeräumt hat.

    (Reimann [SPD]: Verschiebebahnhof!)

    Unsere Bürger werden die Folgen daraus zu tragen haben, daß Sie kein Geld mehr haben werden, um ab 1990 erhöhte Zuschüsse zur Rentenversicherung zu zahlen, um die Rentenkassen in Ordnung zu bringen. Unsere Bürger werden weitere Verbrauchsteuererhöhungen zu tragen haben, insbesondere nach den nächsten Bundestagswahlen eine kräftige Mehrwertsteueranhebung.
    Meine Damen und Herren, das ist dann das Ende vom Lied: Unser Gemeinwesen wird handlungsunfähig, kein Geld für unabweisbare staatliche Leistungen, kein Geld im Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit, aber höhere Beiträge zur Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung. Das ist Steuerpolitik als Mogelpackung.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Sehr peinlich!)

    Es kann doch nicht bestritten werden, daß die Normalverdiener ihre Lohn- und Einkommensteuerentlastung über höhere Verbrauchsteuern und Sozialabgaben selber finanzieren. Nur die Begüterten können zufrieden sein. Meine Damen und Herren, nur die Begüterten können sich den armen Staat leisten. Sie werden nicht davon getroffen, wenn unsere Gemeinden auf Grund Ihrer Politik — der Städtetag hat Ihnen das in diesen Tagen ins Stammbuch geschrieben — auf dem Gebiet des Sozialen, der Gesundheit, der Kultur und des Umweltschutzes ihre Leistungen zurücknehmen müssen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Weshalb haben Sie die Eingangssteuersätze nicht gesenkt? Ihr habt doch die Kleinen belastet!)

    So wird die Mehrheit der Bürger unseres Landes dann erneut von den Konsequenzen Ihrer verfehlten Politik getroffen.
    Meine Damen und Herren, wir Sozialdemokraten haben uns im Finanzausschuß bemüht, in der uns dafür von Ihnen zugestandenen Beratungszeit den Sachverstand zu mobilisieren, um wenigstens die schlimmsten Auswüchse Ihrer Steuerpolitik zu beseitigen. Vier Tage, nein eigentlich fünf Tage, haben wir Sachverständige und Experten angehört. Dabei hat sich u. a. ergeben:
    Teile des Steuerpaketes stehen nicht in Übereinstimmung mit unserer Verfassung. Sie streichen den Arbeitnehmerfreibetrag und den Weihnachtsfreibetrag und lösen ihn in eine allgemeine Arbeitnehmerpauschale zu Lasten der Arbeitnehmer auf. Sie ermöglichen es Steuerhinterziehern, künftig ohne Risiko die Erträge ihrer Finanzanlagen am Finanzamt vorbeizuführen. Sie beschließen eine Amnestie für Steuersünder. Alles dies ist verfassungswidrig. Die deutlichen Vorhaltungen der Experten haben Sie nicht beeindruckt.
    Auch wenn Sie auf Druck der Bundesländer die Investitionszulage für die strukturschwachen Gebiete in der Bundesrepublik, am Zonenrand und in Berlin um ein weiteres Jahr verlängern, bleibt es doch dabei, daß Sie unsere Problemgebiete ökonomisch ausbluten, um Ihre Steuerpolitik finanzieren zu können.

    (Beifall bei der SPD)

    Die eindringlichen Warnungen, Forderungen und Ratschläge der Experten schlagen Sie in den Wind.
    Sie bleiben dabei, die unsozialen Kinderfreibeträge noch ungerechter zu machen. Unsere Forderungen nach einem einheitlichen und kräftig erhöhten Kindergeld lehnen Sie ab.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das hätten Sie ja machen können!)

    Sie verletzen damit ein ehernes Prinzip der Familienpolitik, nach dem dem Staat jedes Kind gleichviel wert sein muß.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Anhörung der Experten hat ergeben, daß die materielle Absicherung der Familien mit Kindern nur dann gerecht ist, wenn für jedes Kind der gleiche Betrag an Unterstützung gezahlt wird, quasi als Sicherung des Existenzminimums der Familien mit Kindern. Auch diese überzeugenden Argumente der Sachverständigen schlagen Sie in den Wind.
    Aber die Erklärung liegt ja auf der Hand: Die Koalition ist so brüchig, und sie ist so schwach geworden, daß sie es sich nicht mehr leisten kann, ihr Steuerpaket 1990 dem frischen Wind des Sachverstandes und der begründeten Expertise auszusetzen.

    (Beifall bei der SPD)

    Veränderung, die mehr wäre als Kosmetik, brächte doch dieses Kartenhaus zum Einsturz.
    Meine Damen und Herren, wie müssen sich eigentlich die Abgeordneten der Koalition vorkommen, die diesem Steuerpaket heute in zweiter und dritter Lesung zustimmen? Wie können Sie es eigentlich mit



    Dr. Apel
    Ihrem Verstand und wie können Sie es eigentlich mit dem doch auch bei Ihnen vorhandenen Gefühl für Fairneß und Gerechtigkeit vereinbaren, daß die Sportflieger künftig mineralölsteuerbefreit fliegen dürfen, und das nur, weil Franz Josef Strauß will, daß jedem Sportflieger jährlich 3 500 DM Steuersubventionen gegeben werden.

    (Dr. Vogel [SPD]: Noch einmal die Zahl bitte!)

    — 3 500 DM jährlich! — , wenn Sie gleichzeitig die Autofahrer mit massiven Mineralölsteuererhöhungen überfallen?

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Sind Sie denn eigentlich nur noch die fremdbestimmten Notare eines dumpfen Koalitionswillens, um um jeden Preis politisch zu überleben?

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Ihr Prinzip, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Koalition, bei den heute vor uns liegenden Abstimmungen wird sein: Laßt uns dieses Monstrum hinter uns bringen, damit wir dieses schreckliche Thema endlich loswerden! Aber da irren Sie sich.

    (Zuruf von der SPD: Genau!)

    Die heute von Ihnen beschlossenen Ungerechtigkeiten werden sie einholen.

    (Zuruf von der SPD: Ja!)

    Die Konsequenzen für den Bundeshaushalt und die Haushalte von Ländern und Kommunen werden noch fühlbarer werden. Die konjunkturellen Konsequenzen Ihrer Steuer- und Abgabenerhöhungen werden wir alle im nächsten Jahr spüren. Sie werden an Ihrer Verantwortung festgehalten bleiben, und, meine Damen und Herren, Sie können sicher sein, daß der Finanzminister, der doch ganz augenscheinlich jegliche Orientierung verloren hat, für Sie weitere peinliche Überraschungen, weitere peinliche Pleiten in petto hat.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Herr Kollege Dregger, wenn Sie schon auf die Weltwirtschaft abheben, sage ich Ihnen: Unsere Partner in der Weltwirtschaft, insbesondere unsere Partner in der Europäischen Gemeinschaft, verlangen von uns energische Schritte zur Belebung der Binnenkonjunktur. Nur wenn wir mitziehen, kann es in den nächsten Jahren eine gute wirtschaftliche Entwicklung in der EG und in der Weltwirtschaft geben, eine Entwicklung, die uns Brüche und weiter zunehmende Arbeitslosigkeit erspart.
    Sie, meine Damen und Herren, leisten mit Ihren heutigen Beschlüssen und der massiven Steuer- und Abgabenbelastung im Jahre 1989 keinen Beitrag zur Stärkung der Konjunktur, im Gegenteil. Das ist nicht nur schlimm für die Weltwirtschaft; das ist am schlimmsten für unser Land selbst, denn auf diese
    Weise wird die Massenarbeitslosigkeit weiter kräftig zunehmen.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [GRÜNE] — Dr. Vogel [SPD]: Leider!)

    Herr Dregger, in Ihrer Rede ist deutlich geworden, daß Anspruch und Wirklichkeit in Ihrer Steuerpolitik nichts miteinander zu tun haben. Sie haben heute — wie bereits Ihre Fraktionskollegen in der ersten Lesung — gesagt, Ziele deses Steuerpaketes seien, das Steuersystem einfacher, gerechter, familienfreundlicher und wachstumsfördernder zu machen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: So ist es!)

    Wir Sozialdemokraten finden diese Ziele gut. Nur, meine Damen und Herren, wir finden es unerträglich, daß Sie in Wirklichkeit eine Steuerpolitik betreiben, die diesen Zielen genau zuwiderläuft.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Wie können Sie eigentlich von Steuervereinfachung sprechen, wo Sie doch selbst wissen,

    (Dr. Struck [SPD]: Dregger weiß das nicht! Der kann das gar nicht wissen!)

    daß dieses Steuergesetz unser Steuerrecht noch komplizierter macht und zusätzliche Bürokratie schafft? Insbesondere Ihre ungerechte Quellensteuer

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das war doch Ihre Idee!)

    wird bei Bürgern, Wirtschaft und Finanzverwaltung zu einem erheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand führen.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Allein die Finanzverwaltung braucht 2 000 zusätzliche Arbeitskräfte. Das nennen Sie Steuervereinfachung?

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sie wollten doch die Quellensteuer! — Abg. Dr. Faltlhauser [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

    — Nein!