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ID1108407100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/84 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 84. Sitzung Bonn, Freitag, den 10. Juni 1988 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde für die Sitzungswochen ab 13. Juni 1988 und ab 20. Juni 1988 5663 A Erweiterung der Tagesordnung 5663 B Begrüßung des stellvertretenden Staatsratsvorsitzenden der Volksrepublik Polen und einer Delegation 5680 D Tagesordnungspunkt 20: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" für den Zeitraum 1988 bis 1991 (Drucksache 11/2153) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (Drucksachen 11/675, 11/2418, 11/2456, 11/2444) b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Förderung der Stillegung landwirtschaftlicher Nutzflächen sowie der Extensivierung und Umstellung der Erzeugung (Extensivierungsgesetz) (Drucksachen 11/2158, 11/2418, 11/2456, 11/2444) Kiechle, Bundesminister BML 5664 C Müller (Schweinfurt) SPD 5665 D Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 5669 B Frau Flinner GRÜNE 5671 B Bredehorn FDP 5672 D Michels CDU/CSU 5674 B Namentliche Abstimmung . . . 5675B, 5675 D Ergebnisse 5683B, 5684 D Tagesordnungspunkt 21: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Kommunales Wahlrecht für Ausländer (Drucksache 11/1964) Dr. Penner SPD 5676 B Dr. Blank CDU/CSU 5677 D Frau Trenz GRÜNE 5679 A Richter FDP 5680 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 5681 A Gerster (Mainz) CDU/CSU (zur GO) . . . 5682 D Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Schäfer (Offenburg), Frau Blunck, Conrad, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Maßnahmen zur Rettung der Nordsee und der Ostsee (Drucksache 11/2425) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Laufs, Carstensen (Nordstrand) und der Fraktion der CDU/CSU sowie der II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Freitag, den 10. Juni 1988 Abgeordneten Baum und Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP: Algenmassenentwicklung und Seehundsterben in Bereichen der Nord- und Ostsee (Drucksache 11/2457) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Wollny, Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Dr. Knabe und der Fraktion DIE GRÜNEN: Notprogramm gegen das Nordsee- und Ostseesterben (Drucksache 11/2399) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Abgeordneten Schäfer (Offenburg), Frau Blunck, Frau Conrad, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Konzertierte Aktion zur Rettung der Nordsee und der Ostsee (Drucksache 11/2426) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Garbe und der Fraktion DIE GRÜNEN: Schutz der Nordsee zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Schutz der Nordsee — II. Internationale Nordseeschutzkonferenz November 1987 in London zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Laufs, Carstensen (Nordstrand), Austermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Baum, Frau Dr. Segall, Wolfgramm (Göttingen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: 2. Internationale Nordseeschutzkonferenz zu dem Bericht der Bundesregierung zur Vorbereitung der 2. Internationalen Nordseeschutz-Konferenz (2. INK) vom 21. September 1987 (Drucksachen 11/247, 11/299, 11/878, 11/1048, 11/2184) Frau Garbe GRÜNE 5686 D Wüppesahl fraktionslos (zur GO) . . . 5688 C Seiters CDU/CSU (zur GO) 5689 C Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . 5689 D Schäfer (Offenburg) SPD 5691 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 5693 C Wüppesahl fraktionslos 5695 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 5696 A Namentliche Abstimmung 5699 D Tagesordnungspunkt 22: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung asylverfahrensrechtlicher und ausländerrechtlicher Vorschriften (Drucksache 11/2302) Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 5701 A Wartenberg (Berlin) SPD 5701 D Dr. Olderog CDU/CSU 5703 C Frau Olms GRÜNE 5704 D Dr. Hirsch FDP 5705 D Tagesordnungspunkt 23: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 22. März 1985 zum Schutz der Ozonschicht (Drucksache 11/2271) Schmidbauer CDU/CSU 5707 B Müller (Düsseldorf) SPD 5708 D Frau Dr. Segall FDP 5709 D Dr. Knabe GRÜNE 5710D Grüner, Parl. Staatssekretär BMU . . . . 5711 C Frau Ganseforth SPD 5712 D Nächste Sitzung 5713 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 5715* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Göhner (CDU/CSU) nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (Zusatztagesordnungspunkt 6 a) 5715 * C Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 5715* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Freitag, den 10. Juni 1988 5663 84. Sitzung Bonn, den 10. Juni 1988 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens ** 10. 6. Antretter ** 10. 6. Frau Beck-Oberdorf 10. 6. Dr. Becker (Frankfurt) 10. 6. . Becker (Nienberge) 10. 6. Frau Berger (Berlin) 10. 6. Böhm (Melsungen) * 10. 6. Dr. Bötsch 10. 6. Frau Brahmst-Rock 10. 6. Brandt 10. 6. Breuer 10. 6. Büchner (Speyer) ** 10. 6. Bühler (Bruchsal) ** 10. 6. Conradi 10. 6. Daubertshäuser 10. 6. Daweke 10. 6. Duve ** 10. 6. Francke (Hamburg) 10. 6. Dr. Glotz 10. 6. Graf 10. 6. Gries 10. 6. Dr. Haack 10. 6. Haack (Extertal) 10. 6. Haar 10. 6. Dr. Hauff 10. 6. Dr. Haussmann 10. 6. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 10. 6. Frau Hensel 10. 6. Ibrügger 10. 6. Jansen 10. 6. Frau Karwatzki 10. 6. Kiehm 10. 6. Kittelmann ** 10. 6. Klein (München) 10. 6. Dr. Klejdzinski ** 10. 6. Dr. Köhler (Wolfsburg) 10. 6. Dr.-Ing. Laermann 10. 6. Lambinus 10. 6. Lenzer ** 10. 6. Lutz 10. 6. Frau Luuk * 10. 6. Dr. Müller ** 10. 6. Niegel ** 10. 6. Frau Pack ** 10. 6. Paterna 10. 6. Pesch 10. 6. Dr. Probst 10. 6. Rappe (Hildesheim) 10. 6. Reddemann ** 10. 6. Rühe 10. 6. Sauer (Salzgitter) 10. 6. Scharrenbroich 10. 6. Frau Schilling 10. 6. Schmidt (München) ** 10. 6. von Schmude ** 10. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Seidenthal 10. 6. Dr. Schneider (Nürnberg) 10. 6. Freiherr von Schorlemer 10. 6. Schröer (München) 10. 6. Dr. Soell ** 10. 6. Steiner ** 10. 6. Stobbe 10. 6. Frau Terborg 10. 6. Dr. Thomae 10. 6. Dr. Vogel 10. 6. Voigt (Frankfurt) 10. 6. Vosen 10. 6. Dr. Warnke 10. 6. Weisskirchen (Wiesloch) 10. 6. Wieczorek (Duisburg) 10. 6. Wischnewski 10. 6. Dr. Wörner 10. 6. Würzbach 10. 6. Zander 10. 6. Dr. Zimmermann 10. 6. Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Göhner (CDU/CSU) nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (Zusatztagesordnungspunkt 6 a) Ich habe mich der Stimme enthalten, weil ich die Integration des Extensivierungsgesetzes in das Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe für falsch halte. Die umweltpolitische Komponente kommt dadurch nicht hinreichend zum Ausdruck; ich verweise im übrigen zur Begründung meines Abstimmungsverhaltens auf die Beschlußfassung zum Extensivierungsgesetz-Entwurf durch den Bundestagsausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 20. Mai 1988 beschlossen, zu dem nachstehenden Gesetz einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz zur Änderung des Hypothekenbankgesetzes und anderer Vorschriften für Hypothekenbanken Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 11/883 Nr. 123 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/138 Nr. 1.6 Drucksache 11/883 Nr. 127, 131 Drucksache 11/1107 Nr. 1.9 5716* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Freitag, den 10. Juni 1988 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß sie die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen haben: Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/1895 Nr. 2.34 Drucksache 11/2089 Nr. 29 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 11/1365 Nr. 3.28 Der Chef des Bundeskanzleramtes hat mit Schreiben vom 27. Mai 1988 gemäß § 20 Abs. 5 des Milch- und Fettgesetzes die vom Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu erlassende Dritte Verordnung zur Änderung der Milch-Güteverordnung mit Begründung und Vorblatt mit der Bitte um Bekanntgabe übersandt. Die Verordnung liegt im Parlamentsarchiv zur Einsicht aus. Der Bundeskanzler hat mit Schreiben vom 7. Juni 1988 gemäß § 32 Abs. 6 des Bundesbahngesetzes den Jahresabschluß der Deutschen Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1986 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Jahresabschluß liegt im Parlamentsarchiv zur Einsicht aus.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Charlotte Garbe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Herren und Damen! Als auf Sylt die ersten Seehunde angeschwemmt wurden, sagte ein Wissenschaftler nur drei Worte: Es ist soweit. Als in Skandinavien das Massensterben von Fischen einsetzte, weil sie an der explosionsartigen Vermehrung einer Algenart erstickten, verglichen Wissenschaftler diese Katastrophe mit der von Tschernobyl. Die „Zeit" schreibt



    Frau Garbe
    dazu: Treffender läßt es sich nicht zusammenfassen. Es heißt da:
    Alarm an der Nordsee — darüber kann sich freilich nur wundern, wer seit 20 Jahren krampfhaft weghört und wer seit 1980 — dem warnenden Nordseegutachten für die Bundesregierung — auch noch Augenklappen benutzt. Nichts an der Katastrophe von 1988 ist überraschend. Wir alle hätten wissen können, was da auf uns zukommt. Aber wir taten es den drei Affen nach, die nichts hören, nichts sehen, nichts sagen wollen; sie sind zum Leitbild der Ökologie geworden.
    Meine Herren und Damen, man muß wissen: Selbst wenn dieses Parlament und alle Parlamente der Anrainerstaaten heute einen totalen Stopp aller Schadstoffeinleitungen in die Nord- und die Ostsee verfügen würden, würde es noch 15 Jahre dauern, bis die weiteren Verschlechterungen des Zustandes dieser Meere überhaupt zum Stillstand kommen würden.
    Aber kaum waren die ersten Ergebnisse der Untersuchungen der Ursache der Krankheit der Robben über die Medien verbreitet worden, da traten die Berufsverharmloser der Nation auf den Plan.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Nach Ansicht der CDU ist es gottlob nur ein Virus, das die Robben tötet. Damit war der Schuldige ausgemacht. Umweltbeeinflussung? Keine Spur!
    In Wirklichkeit sehen die Dinge anders aus. Es ist richtig: Eine Viruserkrankung führte zu den tödlichen Lungenentzündungen. Aber was führte zu der Viruserkrankung? Das erfährt man erst, wenn man sich die Schadstoffbelastung dieser Tiere einmal anschaut; denn die spiegelt die ganze Giftfracht der Nordsee wider, die seit Jahrzehnten mit offizieller Genehmigung aus den Giftküchen der Großchemie kommt.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Hochgefährliche Chlorkohlenwasserstoffe und
    Schwermetalle haben sich bereits in hohen Konzentrationen in den Fischen angereichert, Gifte, die sich dann im Seehund als einem ausschließlichen Fischverzehrer in so großen Mengen anhäufen, daß dadurch das Immunsystem dieser Tiere entscheidend geschwächt wird. Der Anreicherungsfaktor liegt bei den Robben bei 1 : 75 Millionen, und das macht die Robben wehrlos gegen die Viren.
    Meine Herren und Damen, das Wort „makaber" reicht bei weitem nicht aus, wenn ich umschreibe, was einer der Oberabwiegler der CDU in Sachen Nordsee dem Parlament hat weismachen wollen. Am 14. Juni 1985 haben Sie, Herr Kollege Carstensen, während einer Aktuellen Stunde, die wir GRÜNEN damals schon zum Thema „Nordseesterben" beantragt hatten, doch tatsächlich noch behauptet — ich zitiere — :
    Der Seefisch aus der Nordsee ist sauber und für den Verzehr geschmacklich und gesundheitlich bestens geeignet.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Da habe ich auch immer noch recht!)

    Und weiter:
    Die Panikexperten verstehen es aber, denen, die gesund leben möchten, auch noch den letzten Appetit und die Freude an wahrhaft gutem Essen zu verderben.
    Meldungen über verseuchte Seefische haben Sie als phantastischen Horror bezeichnet.
    Wahr ist dagegen, daß das Bundesgesundheitsamt schon vor 1985 vor einem übermäßigen Verzehr von Fischen gewarnt hat.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Aus der Elbe! — Eigen [CDU/CSU]: Sie leben nur vom Skandal!)

    Wahr ist: Das Bundesgesundheitsamt hat inzwischen festgestellt, daß der Haupteintrag der gefährlichen Dioxine in den menschlichen Körper aus der Milch und von den hochbelasteten Fischen stammt.
    Als wir 1985 in der erwähnten Aktuellen Stunde Warnungen aussprachen, die heute ihre furchtbare Bestätigung gefunden haben, wurden wir hier im Parlament verspottet und verleumdet.

    (Sehr richtig! bei den GRÜNEN)

    Der Staatssekretär Spranger nannte uns „die GRÜNE Gruppe der Horrorspezialisten, der Angst- und Panikmacher". Horror und Panik haben sich jetzt jedoch in großen Teilen der Küstenbevölkerung breitgemacht, aber nicht durch unsere Kassandrarufe, sondern durch Ihr Abwiegeln, durch Ihre Untätigkeit und durch das Verschieben auf den Sankt-Nimmerleins-Tag!

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Aus den Lektionen, die wir Ihnen, meine Herren und Damen von den Koalitionsfraktionen, erteilt haben, haben Sie gelernt. Statt des Ankündigungsministers Zimmermann mit seinen Bauchlandungen in Sachen Katalysator und Tschernobyl-Abwiegelung, statt des Weichmachers „Wally" Wallmann tritt nunmehr das Showtalent Töpfer auf den Plan. Gerade hat das staunende Fernsehpublikum mit angesehen, wie er einem sterbenden Robbenbaby an der Nordsee ins blutig schäumende Maul schaut, da erlebt es Herrn Töpfer bereits auf der Zugspitze als Festredner zum „Tag der Umwelt".
    Sie verstehen es meisterhaft, das Umweltimage der Bundesregierung aufzupolieren, Herr Töpfer, jedoch haben Sie der Umwelt damit keinen Deut geholfen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    So war auch die Londoner Nordseeschutz-Konferenz ein riesiger Flop.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das ist falsch!)

    Sie haben immer wieder behauptet, Herr Töpfer, daß Sie eine Verminderung des Schadstoffeintrags der Flüsse von 50 % innerhalb von zehn Jahren in London durchgesetzt hätten. Vor lauter 50-%-Getöse haben Sie es versäumt zu sagen: 50 % wovon? Von welchen realen Größen gehen Sie denn aus? Welche Belastungswerte für welchen Fluß sollen denn zugrunde gelegt werden? Sie schlagen die Halbierung einer nicht genannten Größe mit nicht genannten Mitteln vor. Phantastisch, sage ich da nur. Außerdem machen



    Frau Garbe
    einige wesentliche Einschränkungen diesen Beschluß unkontrollierbar und unwirksam.
    Das ist alles in den Anhängen des Konferenzbeschlusses nachzulesen. Diese Anhänge benennen weder konkret noch verbindlich auch nur einen einzigen Stoff, der vermieden werden soll. Ähnliches gilt für die Verminderung des Nährstoffeintrages.
    Ihnen war auch der Vorschlag Dänemarks unannehmbar, die Verbrennung von Chemieabfällen auf See schon bis 1991 einzustellen. Sie, Herr Töpfer, haben dies für 1994 durchgedrückt; denn mehr als die Hälfte der verbrannten Gifte stammen aus der Bundesrepublik. Für das Ende von Verklappung, Bergwerksabraum, Klärschlämmen und Baggergut ist kein Termin festgesetzt worden.
    Sie, Herr Minister, haben es noch nicht einmal vermocht, ein Verbot durchzusetzen, Apfelsinen- und Bananenschalen von Schiffen aus in die Nordsee zu werfen. Als Ergebnis ist festzustellen, daß Sie die Hausaufgaben, die Ihnen die chemische Industrie aufgetragen hat, in London gut gelöst haben, Herr Verhandlungsminister.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Die GRÜNEN sind dieses nutzlose Verhandlungsgerede satt. Wir haben nach den Katastrophen in Nord- und Ostsee erneut gehandelt. Neben allumfassenden Sanierungsmaßnahmen, die mittel- und langfristig wirksam sind, ist ein konsequentes Notprogramm gegen das Nordsee- und Ostseesterben erforderlich, das wir als Antrag hier eingebracht haben.
    Wir fordern darin unter anderem: eine „Schwarze Liste Produktion" als ersten wichtigen Schritt in Richtung Null-Emission. Keiner der Stoffe, welche unsere Umwelt und damit auch unsere Meere verseuchen, darf mehr hergestellt werden.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Statt freiwilliger Scheinvereinbarungen mit der Industrie brauchen wir ein Waschmittelgesetz mit Biß.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Phosphathaltige Waschmittel müssen endlich verboten werden. Keine Gemeinde, kein Bauernhof und keine Siedlung dürfen mehr ihre Abwässer ungeklärt in Flüsse oder Bäche einleiten.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Bringen Sie das in den Ländern ein!)

    Gewerbe- und Industriebetriebe, die in die Kanalisation einleiten, dürfen die Kläranlagen nicht zusätzlich belasten. Kläranlagen müssen sofort umgerüstet werden, um die Nitrat- und Phosphatfracht auf ein Mindestmaß zu verringern. In einem Bund-Länder-Sofortprogramm kann die Maßnahme innerhalb von neun bis elf Monaten erfolgen und kostet ca. 15 Milliarden DM. Das ist weniger, als für den Jäger 90 in erster Stufe ausgegeben wird; und der Bau des Jäger 90 wurde in einem nationalen Alleingang beschlossen.
    Wir fragen Sie, Herr Töpfer, und die Bundesregierung: Ist Ihnen die angebliche Bedrohung aus dem Osten mehr an Finanzaufwand wert als der Kampf gegen die Bedrohung unserer Meere?

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Sie werden die Antwort hier geben müssen, Herr Minister. Sie, meine Herren und Damen, möchte ich ersuchen, das Notprogramm gegen das Nordsee- und Ostseesterben zu unterstützen, das wir als Änderungsantrag zur Beschlußempfehlung zur namentlichen Abstimmung stellen werden.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort zur Geschäftsordnung hat der Abgeordnete Wüppesahl erbeten.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Wüppesahl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Das Hin und Her um meinen Debattenbeitrag zu diesem Tagesordnungspunkt ist schon etwas aufregend.
    Ich stelle zwei Anträge zur Geschäftsordnung, die sich entsprechend § 29 Abs. 1 unserer Geschäftsordnung auf den zur Beratung stehenden Verhandlungsgegenstand und auf die Tagesordnung beziehen.
    Meine Damen und Herren, ich bedaure, daß ich während dieser Debatte das Wort zur Geschäftsordnung ergreifen muß, aber folgendes ist jetzt geschehen: Mir wurde gestern signalisiert und bis vorhin auch bestätigt, daß ich zu diesem Tagesordnungspunkt drei Minuten Redezeit bekommen soll. Ich hatte fünf Minuten beantragt, und mir wurde kurz vor der Beschlußfassung gesagt, daß heute eine Runde gesprochen werden soll, also nur von den Fraktionen, und konzediert, daß ich fünf Minuten sprechen kann. Jetzt habe ich eben erfahren, daß das wiederum auf drei Minuten reduziert worden ist. Deshalb stelle ich den Antrag, daß mein eigener Redebeitrag auf fünf Minuten angesetzt wird. Das ist der erste Geschäftsordnungsantrag.
    Dazu möchte ich eine kurze Begründung anführen. Ihnen ist sicherlich geläufig, daß der Minderheitenschutz als wesentliches Prinzip eines Parlamentsbetriebs Verfassungsrang hat. Ihnen ist sicherlich auch leicht nachvollziehbar, was mit wenigen Zahlen zu veranschaulichen ist, daß wir bei 22 Sitzungswochen im Kalenderjahr und ungefähr 20 Sitzungsstunden pro Sitzungswoche insgesamt 540 Stunden roundabout pro Kalenderjahr an Debattenbeiträgen haben. Davon müssen wir, wenn wir nur die Fraktion betrachten wollen, ungefähr 40 Stunden für die Bundesregierung abziehen und fünf Stunden für den Bundesrat, so daß noch ungefähr 390 zu vergebende Debattenstunden an die Einzelabgeordneten verbleiben.
    Ich rechne Ihnen jetzt noch folgendes vor: Wenn ich bloß 15 Minuten pro Sitzungswoche reden könnte, wären das fünf Stunden pro Kalenderjahr. Das ist schon wenig genug. Ich weiß inzwischen, daß Einzelabgeordnete zwischen 20 und 40 Minuten pro Kalenderjahr gesprochen haben. Die Ausnahme ist Herr Gruhl mit zwei Stunden pro Kalenderjahr gewesen.
    Ich halte dies für unzureichend. Sie werden mich nicht mit einem Hinterbänkler aus Ihren Fraktionen vergleichen können, der selten das Wort ergreift, sondern ich denke sehr wohl, daß es möglich sein muß, daß ich zu den aktuell und virulent diskutierten tagespolitischen Themen als Einzelabgeordneter Flagge zeigen kann, selbstverständlich auch zu meinem Fachthema, also innere Sicherheit im besonderen,



    Wüppesahl
    Recht und Demokratie mit Schwerpunkt Polizeifragen.
    Ich halte das, was auch gerade heute mit diesem Hin und Her zu meinen drei bzw. fünf Minuten gelaufen ist, für wirklich beschämend. Das ist Plattwalzen von Fraktion über einen Einzelabgeordneten in diesem Hause hinweg.
    Ich möchte Sie wirklich bitten, den Minderheitenschutz so zu praktizieren, wie er in seiner Substanz gedacht ist, und mir die ursprünglich gedachten fünf Minuten zu gewähren.

    (Eigen [CDU/CSU]: Die fünf Minuten sind schon herum!)

    — Ja, Herr Eigen, das Problem ist, daß ich jetzt zwar schon vier Minuten gesprochen habe, aber nicht zur Sache. Ich habe gesagt, ich bedaure, daß ich hierzu das Wort ergreife. Ich finde das unwürdig für mich und auch für das Haus und vor allem für das Thema, daß zu diesem Tagesordnungspunkt debattiert werden muß.
    Der zweite Geschäftsordnungsantrag, den ich jetzt auf Grund der Tatsache, daß ich ohnehin schon das Wort zur Geschäftsordnung ergriffen habe, zusätzlich stelle, ist, daß die Debattenzeit zu diesem Punkt verdoppelt wird.

    (Seiters [CDU/CSU]: Das geht überhaupt nicht mehr!)

    — Das geht sehr wohl, Herr Seiters. Dazu möchte ich Ihnen folgendes erläutern. Ich bin nicht im Ältestenrat vertreten. Sie haben diese lächerlichen 50 Minuten für solch ein Thema ausgehandelt. Bei anderen Themen ist es kein Problem, die doppelte oder dreifache Verhandlungsdauer an einem Sitzungstag einzuschieben; egal, ob zu Hattingen, zur Rentenreform oder Gesundheitsreform. Und hier geht es um sehr viel mehr als bei der Gesundheitsreform oder der Rentenfinanzierung; denn hier geht es um existentielle Grundlagen. Im Europäischen Parlament ist es so, daß fraktionslose Einzelabgeordnete im Ältestenrat beratende Stimme haben. Ich kann meine Interessen dort nicht einmal vertreten. Wer macht das denn für mich dort?
    Dann kommen natürlich solche Ergebnisse wie mit meiner Redezeit dabei heraus, und auch die Tatsache, daß viel zuwenig Zeit insgesamt für diese Problematik heute angesetzt ist.
    Diese beiden Geschäftsordnungsanträge bitte ich einzeln zur Abstimmung zu stellen. Und in jedem Fall bitte ich den Bereich des Minderheitenschutzes nach diesem ungeheuerlichen Hin und Her heute zu wahren.

    (Beifall bei den GRÜNEN)