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    Plenarprotokoll 11/84 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 84. Sitzung Bonn, Freitag, den 10. Juni 1988 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde für die Sitzungswochen ab 13. Juni 1988 und ab 20. Juni 1988 5663 A Erweiterung der Tagesordnung 5663 B Begrüßung des stellvertretenden Staatsratsvorsitzenden der Volksrepublik Polen und einer Delegation 5680 D Tagesordnungspunkt 20: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" für den Zeitraum 1988 bis 1991 (Drucksache 11/2153) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (Drucksachen 11/675, 11/2418, 11/2456, 11/2444) b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Förderung der Stillegung landwirtschaftlicher Nutzflächen sowie der Extensivierung und Umstellung der Erzeugung (Extensivierungsgesetz) (Drucksachen 11/2158, 11/2418, 11/2456, 11/2444) Kiechle, Bundesminister BML 5664 C Müller (Schweinfurt) SPD 5665 D Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 5669 B Frau Flinner GRÜNE 5671 B Bredehorn FDP 5672 D Michels CDU/CSU 5674 B Namentliche Abstimmung . . . 5675B, 5675 D Ergebnisse 5683B, 5684 D Tagesordnungspunkt 21: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Kommunales Wahlrecht für Ausländer (Drucksache 11/1964) Dr. Penner SPD 5676 B Dr. Blank CDU/CSU 5677 D Frau Trenz GRÜNE 5679 A Richter FDP 5680 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 5681 A Gerster (Mainz) CDU/CSU (zur GO) . . . 5682 D Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Schäfer (Offenburg), Frau Blunck, Conrad, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Maßnahmen zur Rettung der Nordsee und der Ostsee (Drucksache 11/2425) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Laufs, Carstensen (Nordstrand) und der Fraktion der CDU/CSU sowie der II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Freitag, den 10. Juni 1988 Abgeordneten Baum und Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP: Algenmassenentwicklung und Seehundsterben in Bereichen der Nord- und Ostsee (Drucksache 11/2457) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Wollny, Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Dr. Knabe und der Fraktion DIE GRÜNEN: Notprogramm gegen das Nordsee- und Ostseesterben (Drucksache 11/2399) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Abgeordneten Schäfer (Offenburg), Frau Blunck, Frau Conrad, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Konzertierte Aktion zur Rettung der Nordsee und der Ostsee (Drucksache 11/2426) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Garbe und der Fraktion DIE GRÜNEN: Schutz der Nordsee zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Schutz der Nordsee — II. Internationale Nordseeschutzkonferenz November 1987 in London zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Laufs, Carstensen (Nordstrand), Austermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Baum, Frau Dr. Segall, Wolfgramm (Göttingen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: 2. Internationale Nordseeschutzkonferenz zu dem Bericht der Bundesregierung zur Vorbereitung der 2. Internationalen Nordseeschutz-Konferenz (2. INK) vom 21. September 1987 (Drucksachen 11/247, 11/299, 11/878, 11/1048, 11/2184) Frau Garbe GRÜNE 5686 D Wüppesahl fraktionslos (zur GO) . . . 5688 C Seiters CDU/CSU (zur GO) 5689 C Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . 5689 D Schäfer (Offenburg) SPD 5691 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 5693 C Wüppesahl fraktionslos 5695 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 5696 A Namentliche Abstimmung 5699 D Tagesordnungspunkt 22: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung asylverfahrensrechtlicher und ausländerrechtlicher Vorschriften (Drucksache 11/2302) Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 5701 A Wartenberg (Berlin) SPD 5701 D Dr. Olderog CDU/CSU 5703 C Frau Olms GRÜNE 5704 D Dr. Hirsch FDP 5705 D Tagesordnungspunkt 23: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 22. März 1985 zum Schutz der Ozonschicht (Drucksache 11/2271) Schmidbauer CDU/CSU 5707 B Müller (Düsseldorf) SPD 5708 D Frau Dr. Segall FDP 5709 D Dr. Knabe GRÜNE 5710D Grüner, Parl. Staatssekretär BMU . . . . 5711 C Frau Ganseforth SPD 5712 D Nächste Sitzung 5713 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 5715* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Göhner (CDU/CSU) nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (Zusatztagesordnungspunkt 6 a) 5715 * C Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 5715* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Freitag, den 10. Juni 1988 5663 84. Sitzung Bonn, den 10. Juni 1988 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens ** 10. 6. Antretter ** 10. 6. Frau Beck-Oberdorf 10. 6. Dr. Becker (Frankfurt) 10. 6. . Becker (Nienberge) 10. 6. Frau Berger (Berlin) 10. 6. Böhm (Melsungen) * 10. 6. Dr. Bötsch 10. 6. Frau Brahmst-Rock 10. 6. Brandt 10. 6. Breuer 10. 6. Büchner (Speyer) ** 10. 6. Bühler (Bruchsal) ** 10. 6. Conradi 10. 6. Daubertshäuser 10. 6. Daweke 10. 6. Duve ** 10. 6. Francke (Hamburg) 10. 6. Dr. Glotz 10. 6. Graf 10. 6. Gries 10. 6. Dr. Haack 10. 6. Haack (Extertal) 10. 6. Haar 10. 6. Dr. Hauff 10. 6. Dr. Haussmann 10. 6. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 10. 6. Frau Hensel 10. 6. Ibrügger 10. 6. Jansen 10. 6. Frau Karwatzki 10. 6. Kiehm 10. 6. Kittelmann ** 10. 6. Klein (München) 10. 6. Dr. Klejdzinski ** 10. 6. Dr. Köhler (Wolfsburg) 10. 6. Dr.-Ing. Laermann 10. 6. Lambinus 10. 6. Lenzer ** 10. 6. Lutz 10. 6. Frau Luuk * 10. 6. Dr. Müller ** 10. 6. Niegel ** 10. 6. Frau Pack ** 10. 6. Paterna 10. 6. Pesch 10. 6. Dr. Probst 10. 6. Rappe (Hildesheim) 10. 6. Reddemann ** 10. 6. Rühe 10. 6. Sauer (Salzgitter) 10. 6. Scharrenbroich 10. 6. Frau Schilling 10. 6. Schmidt (München) ** 10. 6. von Schmude ** 10. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Seidenthal 10. 6. Dr. Schneider (Nürnberg) 10. 6. Freiherr von Schorlemer 10. 6. Schröer (München) 10. 6. Dr. Soell ** 10. 6. Steiner ** 10. 6. Stobbe 10. 6. Frau Terborg 10. 6. Dr. Thomae 10. 6. Dr. Vogel 10. 6. Voigt (Frankfurt) 10. 6. Vosen 10. 6. Dr. Warnke 10. 6. Weisskirchen (Wiesloch) 10. 6. Wieczorek (Duisburg) 10. 6. Wischnewski 10. 6. Dr. Wörner 10. 6. Würzbach 10. 6. Zander 10. 6. Dr. Zimmermann 10. 6. Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Göhner (CDU/CSU) nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (Zusatztagesordnungspunkt 6 a) Ich habe mich der Stimme enthalten, weil ich die Integration des Extensivierungsgesetzes in das Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe für falsch halte. Die umweltpolitische Komponente kommt dadurch nicht hinreichend zum Ausdruck; ich verweise im übrigen zur Begründung meines Abstimmungsverhaltens auf die Beschlußfassung zum Extensivierungsgesetz-Entwurf durch den Bundestagsausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 20. Mai 1988 beschlossen, zu dem nachstehenden Gesetz einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz zur Änderung des Hypothekenbankgesetzes und anderer Vorschriften für Hypothekenbanken Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 11/883 Nr. 123 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/138 Nr. 1.6 Drucksache 11/883 Nr. 127, 131 Drucksache 11/1107 Nr. 1.9 5716* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Freitag, den 10. Juni 1988 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß sie die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen haben: Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/1895 Nr. 2.34 Drucksache 11/2089 Nr. 29 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 11/1365 Nr. 3.28 Der Chef des Bundeskanzleramtes hat mit Schreiben vom 27. Mai 1988 gemäß § 20 Abs. 5 des Milch- und Fettgesetzes die vom Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu erlassende Dritte Verordnung zur Änderung der Milch-Güteverordnung mit Begründung und Vorblatt mit der Bitte um Bekanntgabe übersandt. Die Verordnung liegt im Parlamentsarchiv zur Einsicht aus. Der Bundeskanzler hat mit Schreiben vom 7. Juni 1988 gemäß § 32 Abs. 6 des Bundesbahngesetzes den Jahresabschluß der Deutschen Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1986 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Jahresabschluß liegt im Parlamentsarchiv zur Einsicht aus.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Willfried Penner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Das war nicht freundlich.

    (Erneute Heiterkeit)

    *) Ergebnis Seite 5684 D
    Nun zur Sache:
    Die Menschen in den einzelnen Staaten der Gemeinschaft müssen ein gemeinsames politisches Bewußtsein entwickeln, nennen wir es ruhig europäischen Patriotismus.... Europa muß für den einzelnen konkret erfahrbar werden.
    So Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl in der Regierungserklärung vom 18. März 1987.
    Was man danach aus den Reihen der Regierungskoalition zu dem Gedanken an ein politisches Europa generell und zur politischen Partizipation seiner Bürger über die Grenzen hinweg gehört hat, war gekennzeichnet durch Kleinmut, Zaudern, Zittern und Zagen. Meine Damen und Herren, wir alle führen Klage darüber, daß es mit Europa politisch nicht so recht vorwärts geht. Von Stagnation und von Auf-der-StelleTreten ist die Rede. Vergangenheitsbewußte beschwören die 50er Jahre und denken dabei an politischen Aufbruch, der heutzutage durch Brüsseler Bürokratentum, durch Endlossitzungen, durch Milchquoten, durch Butterberge und Weinseen kaputtgemacht würde.
    Wie gesagt, mit der politischen Idee Europas steht es nicht zum besten. Aber genügt politisches Einvernehmen darüber, daß Europa nicht zum Tummelplatz der Pfeffersäcke und Verwaltungsmissionare verkommen dürfe? Ich denke, das Bedauern richtet sich gegen uns selbst, besonders aber an die Adresse derjenigen, die für uns in und für Europa Politik machen können. Das sind nicht zuletzt die Regierungen.
    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir wollen den Bundeskanzler mit unserem Antrag dazu ermuntern, und, wie wir hoffen, darin bestärken, die Zeit seiner EG-Präsidentschaft auch dafür zu nutzen, das kommunale Wahlrecht für EG-Ausländer in EG-Europa durchzusetzen.

    (Beifall bei der SPD)

    Es wäre die Konsequenz der seit Jahrzehnten möglichen und praktizierten Freizügigkeit und Niederlassungsfreiheit in der EG und wäre eine Wegstrecke hin zu mehr politischem Europa.
    Wahrscheinlich wird es nie den Europäer im staatsrechtlichen Sinn geben. Vielleicht sollte es ihn auch nie geben. Aber für den italienischen Europäer, den deutschen wie den britischen Europäer, den französischen wie den belgischen Europäer, müßte es doch Möglichkeiten geben, auch außerhalb seines Heimatlandes, innerhalb der EG, ein Minimum an politischer Partizipation zu bekommen. Warum soll der Deutsche, warum soll der Brite, warum soll der Franzose, warum soll der Belgier, der Niederländer oder der Italiener nur in seinem Stammland politisch mitwirken dürfen und außerhalb seiner Heimat nur, wenn er seine alte Staatsangehörigkeit aufgibt? Ist es denn nicht gesicherte Überzeugung, daß Europa nur in seiner Vielfalt Chancen hat?
    Es gibt auch bei uns Leute, die auch bei Europa in den Schablonen überkommenen staatsrechtlichen Denkens verharren und die Staatsangehörigkeit als Mauer zur Verhinderung, als Mauer gegen ein politisches Europa verstehen und auch so praktizieren, als ob nach 30 Jahren EG-Europa die überkommenen Be-



    Dr. Penner
    griffe der allgemeinen Staatslehre nicht verblaßt und durch neue Entwicklungen ersetzt worden wären.
    Für geradezu kleinlich halten wir den Hinweis auf die Verfassung, die politische Partizipation von Ausländern auch nur zum kommunalen Wahlrecht ausschlösse. Ist es nicht bezeichnend, daß das nicht gerade für rasende Fortschrittlichkeit ausgewiesene Oberverwaltungsgericht Lüneburg da auf geschlossener ist als der Bundesminister des Inneren? Wenn es denn überzeugende verfassungsrechtliche Bedenken gäbe, sehen wir sie nicht. Warum beißt sich der Bundesinnenminister daran fest. Es gibt niemanden, auch nicht unter den ausgewiesenen Zweiflern, die eine Verfassungsänderung für unmöglich hielten.
    So sehen es die politischen Freunde des Bundesinnenministers in Europa übrigens auch, die, wie auch durchweg die europäischen Sozialisten und Sozialdemokraten das kommunale Wahlrecht für EG-Europäer wiederholt gefordert haben. Das ist nicht ohne Widerhall geblieben, nicht zuletzt auf Grund des einschlägigen Berichts unseres Kollegen Heinz Oskar Vetter. Die Arbeiten für eine europäische Richtlinie, die für alle EG-Staaten verbindlich wäre, stehen kurz vor dem Ende. Es wäre ein Beleg für europapolitisches Engagement und gegen unappetitliche Stammtischweisheiten, wenn der Bundeskanzler die Zeit seiner Ratspräsidentschaft dafür nützte.
    In der Sache selbst erscheinen die politischen Argumente gegen ein kommunales Wahlrecht für Ausländer bisweilen eher schmählich. Die erwünschte Integration wird dadurch nicht verbessert, sondern geschmälert, so ist manchmal zu hören. Wenn es nur um Franzosen, Briten, Spanier, Niederländer und Italiener ginge, dann ließe sich darüber reden, so wird erzählt, aber die Türken. Und die anderen EG-Länder wollten auch nicht, und wenn, sei die Gleichzeitigkeit des Vorgehens innerhalb der EG-Staaten unverzichtbar. Hindernisse und Hindernisse werden aufeinandergetürmt. Und da wundert man sich über politischen Rückschritt.
    Wenn es denn politisches Trudeln in Europa gibt: Nichts offenbart das mehr als die Art und Weise der Auseinandersetzung, der Stil der Auseinandersetzung um das Ausländerwahlrecht.

    (Beifall bei der SPD)

    Kleinkrämerisch im Geben wie im Nehmen, mit Zügen von Apartheid, die nur mühsam mit staatspolitischer Weisheit verkleistert werden, demontieren Politiker selbst die große europäische Idee des Zusammengehens vieler Menschen unterschiedlicher Nationalität in Europa.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich weiß, das sich dabei auch meine Partei, die SPD, nicht immer mit Ruhm bekleckert hat und Beschlußlagen unterschiedlicher Parteigremien für ein kommunales Wahlrecht seit den 70er Jahren erst mühsam politisch an Boden gewonnen haben. Aber die Initiativen in den Bundesländern, die uns nahestehen, und auch dieser Antrag sind Zeugnis dafür, daß der internationale politische Ansatz der SPD weiter lebendig ist. Wir ermutigen daher die Länder, Wege zum Ausländerwahlrecht auch ohne Bundesbeteiligung zu suchen und sich nicht in rechtlichen Zwirnsfäden zu verheddern, die nach Ablehnung in der Sache selbst aussehen könnten.

    (Beifall bei der SPD)

    Unser Antrag fordert zwar nur das kommunale Wahlrecht für EG-Europäer. Diese Beschränkung ist nur formeller Natur. Anders ausgedrückt: Wir sind für das kommunale Wahlrecht aller Ausländer und damit auch derer, deren Probleme größer sind als die anderer. Es geht um politische Mitwirkungsmöglichkeiten gerade derjenigen, deren politische Interessen sonst durch den Rost fallen könnten, weil es keine Wähler und weil es keine Gewählten gibt, die gehört werden müßten, und das, obwohl die Gebiete mit starken Ausländeranteilen die größten kommunalen Sorgen machen wegen der Wohnungsdichte, wegen der Altbauten, wegen der Mietqualität, wegen der Schulen, wegen der Kindergärten, wegen der sozialen Dienste und nicht zuletzt wegen Formen besonderer Kriminalität.
    Nachbarn wie die Niederlande, skandinavische Länder nicht ausgenommen, ja selbst einige Schweizer Kantone haben gute Erfahrungen mit dem Ausländerwahlrecht auf kommunaler Ebene gemacht. Wir sollten da nicht zurückstehen, auch weil wir gute Europäer sein wollen.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch deshalb können wir nicht mit dem Überweisungsvorschlag des Ältestenrats einverstanden sein. Wir fordern Abstimmung in der Sache. Bitte schließen Sie sich uns an.
    Schönen Dank. (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Blank.

(Brück [SPD]: Jetzt bin ich aber gespannt!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Joseph-Theodor Blank


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Einführung eines kommunalen Wahlrechts ist mit dem geltenden Verfassungsrecht nicht vereinbar.

    (Frau Hämmerle [SPD]: Wer sagt denn das?)

    In der gewohnten guten Arbeitsteilung zwischen Bundesregierung und CDU/CSU-Fraktion wird Staatssekretär Waffenschmidt im Verlaufe dieser Debatte die verfassungsrechtliche Seite des Problems behandeln.

    (Brück [SPD]: Wollen Sie oder wollen Sie nicht?)

    Ich möchte einige politische Gründe gegen die Einführung eines kommunalen Wahlrechts auch für die Bürger der EG-Mitgliedstaaten jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt in die Debatte einführen.
    Die SPD sieht im kommunalen Wahlrecht ein entscheidendes Mittel zur Integration ausländischer Mitbürger.

    (Zuruf von der SPD: So ist es!)




    Dr. Blank
    Sie macht damit den zweiten Schritt vor dem ersten; denn sie verringert die Bereitschaft der wahlberechtigten Ausländer, die deutsche Staatsbürgerschaft anzustreben. Sie stellt die Ausländer zudem außerhalb der Loyalitätspflichten, die jeder Bundesbürger hat.

    (Dr. Nöbel [SPD]: Das verstehen Sie falsch, Herr Blank!)

    Sie propagiert die unserer Verfassung fremde Ideologie der sogenannten Betroffenheitsdemokratie.

    (Wartenberg [Berlin] [SPD]: Wie bitte?)

    Doch Betroffenheit ist keine staatsverfassungsrechtliche Kategorie, sondern eine solche des Rechtsschutzes und der Verfahrensrechte, die ohnehin schon jetzt Ausländern zugute kommen.
    Ein zweiter Gesichtspunkt: Diejenigen, die den betroffenen Ausländern eine Teilhabe am politischen Entscheidungsprozeß versprechen, sind mithin auch verantwortlich für deren enttäuschte Erwartungen. Die für die Ausländer wichtigsten Entscheidungen, Herr Kollege Penner, wie etwa Arbeits- und Schulverhältnisse werden nämlich nicht auf der kommunalen Ebene, sondern auf Bundes- und Landesebene entschieden.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Müßte man dann nicht konsequenterweise auch für ein allgemeines Wahlrecht unserer ausländischen Mitbürger eintreten? Ich frage die SPD, wie sie dazu steht.
    Nach einer 1985 veröffentlichten Umfrage sprechen sich 70 % der bei uns lebenden Ausländer für ein kommunales Wahlrecht aus. 85 % davon wollen aber gleichzeitig das Wahlrecht für Bund und Länder.