Rede:
ID1108402700

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 6
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Bredehorn.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/84 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 84. Sitzung Bonn, Freitag, den 10. Juni 1988 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde für die Sitzungswochen ab 13. Juni 1988 und ab 20. Juni 1988 5663 A Erweiterung der Tagesordnung 5663 B Begrüßung des stellvertretenden Staatsratsvorsitzenden der Volksrepublik Polen und einer Delegation 5680 D Tagesordnungspunkt 20: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" für den Zeitraum 1988 bis 1991 (Drucksache 11/2153) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (Drucksachen 11/675, 11/2418, 11/2456, 11/2444) b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Förderung der Stillegung landwirtschaftlicher Nutzflächen sowie der Extensivierung und Umstellung der Erzeugung (Extensivierungsgesetz) (Drucksachen 11/2158, 11/2418, 11/2456, 11/2444) Kiechle, Bundesminister BML 5664 C Müller (Schweinfurt) SPD 5665 D Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 5669 B Frau Flinner GRÜNE 5671 B Bredehorn FDP 5672 D Michels CDU/CSU 5674 B Namentliche Abstimmung . . . 5675B, 5675 D Ergebnisse 5683B, 5684 D Tagesordnungspunkt 21: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Kommunales Wahlrecht für Ausländer (Drucksache 11/1964) Dr. Penner SPD 5676 B Dr. Blank CDU/CSU 5677 D Frau Trenz GRÜNE 5679 A Richter FDP 5680 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 5681 A Gerster (Mainz) CDU/CSU (zur GO) . . . 5682 D Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Schäfer (Offenburg), Frau Blunck, Conrad, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Maßnahmen zur Rettung der Nordsee und der Ostsee (Drucksache 11/2425) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Laufs, Carstensen (Nordstrand) und der Fraktion der CDU/CSU sowie der II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Freitag, den 10. Juni 1988 Abgeordneten Baum und Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP: Algenmassenentwicklung und Seehundsterben in Bereichen der Nord- und Ostsee (Drucksache 11/2457) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Wollny, Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Dr. Knabe und der Fraktion DIE GRÜNEN: Notprogramm gegen das Nordsee- und Ostseesterben (Drucksache 11/2399) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Abgeordneten Schäfer (Offenburg), Frau Blunck, Frau Conrad, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Konzertierte Aktion zur Rettung der Nordsee und der Ostsee (Drucksache 11/2426) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Garbe und der Fraktion DIE GRÜNEN: Schutz der Nordsee zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Schutz der Nordsee — II. Internationale Nordseeschutzkonferenz November 1987 in London zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Laufs, Carstensen (Nordstrand), Austermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Baum, Frau Dr. Segall, Wolfgramm (Göttingen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: 2. Internationale Nordseeschutzkonferenz zu dem Bericht der Bundesregierung zur Vorbereitung der 2. Internationalen Nordseeschutz-Konferenz (2. INK) vom 21. September 1987 (Drucksachen 11/247, 11/299, 11/878, 11/1048, 11/2184) Frau Garbe GRÜNE 5686 D Wüppesahl fraktionslos (zur GO) . . . 5688 C Seiters CDU/CSU (zur GO) 5689 C Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . 5689 D Schäfer (Offenburg) SPD 5691 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 5693 C Wüppesahl fraktionslos 5695 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 5696 A Namentliche Abstimmung 5699 D Tagesordnungspunkt 22: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung asylverfahrensrechtlicher und ausländerrechtlicher Vorschriften (Drucksache 11/2302) Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 5701 A Wartenberg (Berlin) SPD 5701 D Dr. Olderog CDU/CSU 5703 C Frau Olms GRÜNE 5704 D Dr. Hirsch FDP 5705 D Tagesordnungspunkt 23: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 22. März 1985 zum Schutz der Ozonschicht (Drucksache 11/2271) Schmidbauer CDU/CSU 5707 B Müller (Düsseldorf) SPD 5708 D Frau Dr. Segall FDP 5709 D Dr. Knabe GRÜNE 5710D Grüner, Parl. Staatssekretär BMU . . . . 5711 C Frau Ganseforth SPD 5712 D Nächste Sitzung 5713 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 5715* A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Göhner (CDU/CSU) nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (Zusatztagesordnungspunkt 6 a) 5715 * C Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 5715* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Freitag, den 10. Juni 1988 5663 84. Sitzung Bonn, den 10. Juni 1988 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens ** 10. 6. Antretter ** 10. 6. Frau Beck-Oberdorf 10. 6. Dr. Becker (Frankfurt) 10. 6. . Becker (Nienberge) 10. 6. Frau Berger (Berlin) 10. 6. Böhm (Melsungen) * 10. 6. Dr. Bötsch 10. 6. Frau Brahmst-Rock 10. 6. Brandt 10. 6. Breuer 10. 6. Büchner (Speyer) ** 10. 6. Bühler (Bruchsal) ** 10. 6. Conradi 10. 6. Daubertshäuser 10. 6. Daweke 10. 6. Duve ** 10. 6. Francke (Hamburg) 10. 6. Dr. Glotz 10. 6. Graf 10. 6. Gries 10. 6. Dr. Haack 10. 6. Haack (Extertal) 10. 6. Haar 10. 6. Dr. Hauff 10. 6. Dr. Haussmann 10. 6. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 10. 6. Frau Hensel 10. 6. Ibrügger 10. 6. Jansen 10. 6. Frau Karwatzki 10. 6. Kiehm 10. 6. Kittelmann ** 10. 6. Klein (München) 10. 6. Dr. Klejdzinski ** 10. 6. Dr. Köhler (Wolfsburg) 10. 6. Dr.-Ing. Laermann 10. 6. Lambinus 10. 6. Lenzer ** 10. 6. Lutz 10. 6. Frau Luuk * 10. 6. Dr. Müller ** 10. 6. Niegel ** 10. 6. Frau Pack ** 10. 6. Paterna 10. 6. Pesch 10. 6. Dr. Probst 10. 6. Rappe (Hildesheim) 10. 6. Reddemann ** 10. 6. Rühe 10. 6. Sauer (Salzgitter) 10. 6. Scharrenbroich 10. 6. Frau Schilling 10. 6. Schmidt (München) ** 10. 6. von Schmude ** 10. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Seidenthal 10. 6. Dr. Schneider (Nürnberg) 10. 6. Freiherr von Schorlemer 10. 6. Schröer (München) 10. 6. Dr. Soell ** 10. 6. Steiner ** 10. 6. Stobbe 10. 6. Frau Terborg 10. 6. Dr. Thomae 10. 6. Dr. Vogel 10. 6. Voigt (Frankfurt) 10. 6. Vosen 10. 6. Dr. Warnke 10. 6. Weisskirchen (Wiesloch) 10. 6. Wieczorek (Duisburg) 10. 6. Wischnewski 10. 6. Dr. Wörner 10. 6. Würzbach 10. 6. Zander 10. 6. Dr. Zimmermann 10. 6. Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Göhner (CDU/CSU) nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (Zusatztagesordnungspunkt 6 a) Ich habe mich der Stimme enthalten, weil ich die Integration des Extensivierungsgesetzes in das Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe für falsch halte. Die umweltpolitische Komponente kommt dadurch nicht hinreichend zum Ausdruck; ich verweise im übrigen zur Begründung meines Abstimmungsverhaltens auf die Beschlußfassung zum Extensivierungsgesetz-Entwurf durch den Bundestagsausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 20. Mai 1988 beschlossen, zu dem nachstehenden Gesetz einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz zur Änderung des Hypothekenbankgesetzes und anderer Vorschriften für Hypothekenbanken Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 11/883 Nr. 123 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/138 Nr. 1.6 Drucksache 11/883 Nr. 127, 131 Drucksache 11/1107 Nr. 1.9 5716* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 84. Sitzung. Bonn, Freitag, den 10. Juni 1988 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß sie die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen haben: Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/1895 Nr. 2.34 Drucksache 11/2089 Nr. 29 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 11/1365 Nr. 3.28 Der Chef des Bundeskanzleramtes hat mit Schreiben vom 27. Mai 1988 gemäß § 20 Abs. 5 des Milch- und Fettgesetzes die vom Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu erlassende Dritte Verordnung zur Änderung der Milch-Güteverordnung mit Begründung und Vorblatt mit der Bitte um Bekanntgabe übersandt. Die Verordnung liegt im Parlamentsarchiv zur Einsicht aus. Der Bundeskanzler hat mit Schreiben vom 7. Juni 1988 gemäß § 32 Abs. 6 des Bundesbahngesetzes den Jahresabschluß der Deutschen Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1986 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Jahresabschluß liegt im Parlamentsarchiv zur Einsicht aus.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dora Flinner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Nein, Herr Gallus. Wir streiten uns wieder im Ausschuß. Mit den automatischen Preissenkungen für Agrarprodukte, wie sie die sogenannten Stabilisatoren vorsehen, geraten die Einkommen der Bauernfamilien immer weiter unter Druck.

    (Eigen [CDU/CSU]: Deswegen machen wir doch Flächenstillegung!)

    — Was von der Regierung als ideale Landwirtschaft angestrebt wird, Herr Eigen, hat längst nichts mehr mit selbständiger bäuerlicher Arbeit zu tun. Im Gegenteil, genau wie beim Grünbracheprogramm in Niedersachsen soll eine großangelegte Vorbereitung der Gesamtumstellung unserer Landschaft zur Produktionsfläche für Industriepflanzen erreicht werden.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    — Das ist Tatsache. Das haben wir ja hier gesehen. Es ist in Niedersachsen, Herr Carstensen, ganz genauso in den Beiträgen gesagt worden.

    (Bredehorn [FDP]: Wo haben Sie denn in Niedersachsen hingeguckt?)

    — Hören Sie mal zu, was die Leute dort sagen.
    Die wirklich bäuerlich wirtschaftenden Betriebe sollen dabei als Störfaktoren möglichst bald herausgedrängt werden. Wenn Herr Gallus schon andeutet, das Landschaftsbild sei nichts Statisches, sei nicht für immer vorgegeben, ahnen wir, was uns blüht: nicht nur Aufforstung landwirtschaftlicher Nutzflächen, sondern großangelegte Nutzung mit Industriepflanzen. Daß gerade diese Industriepflanzen auch die stärksten ökologischen Belastungen mit sich bringen,

    (Eigen [CDU/CSU]: Völliger Unsinn!)

    — ich denke beispielsweise an den Maisanbau, Herr Eigen — stört die Herren bei der Planung dieser Industrielandschaft überhaupt nicht.
    Natürlich ist dann dort auch kein Platz mehr für bäuerliche Arbeitsstrukturen, sondern nur noch Platz für ein paar Industriearbeiter; alle anderen sind wegrationalisiert. Mit dem sehnsüchtigen Blick auf die Weltmarktpreise will die Regierung diese Rohstoffproduktion so billig gestalten lassen, daß nur eine rücksichtslose Flächenindustrialisierung und Arbeitsplatzrationalisierung in Frage kommen.

    (Zuruf des Abg. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU])

    Herr Gallus hat weit gedacht: Er will dazu gleich das Forst- und Naturschutzrecht flexibler gestalten, wie er sagt.

    (Bredehorn [FDP]: Absolut richtig!)

    Angesichts dessen wirkt es lächerlich, daß in der Einleitung der Beschlußempfehlung des Ausschusses von Regelungen gesprochen wird, die „bei Durchführung von Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes auch ökologische Erfordernisse" beachten. Dabei ist doch längst wissenschaftlich erwiesen, wie verheerend sich die Flächenstillegung auf die Ökologie auswirkt.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zuruf von der FDP: Das stimmt nicht!)

    — Doch!



    Frau Flinner
    Unsere heutige Kulturlandschaft verdanken wir einer jahrhundertealten bäuerlichen land- und forstwirtschaftlichen Nutzung. Ihr entspringt weitgehend die jetzt bedrohte Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt. Zwar veränderte auch schon früher im Lauf der Jahrhunderte die Landschaft manchmal ihr Gesicht, meistens durch Eingriffe von uns Menschen. Aber noch nie hat es so viele einschneidende und nicht mehr wiedergutzumachende Veränderungen wie in jüngster Zeit gegeben. Mit dem Flächenstillegungsprogramm und den dadurch vorbereiteten weitergehenden Maßnahmen die Veränderung der Landschaft und des Naturhaushalts noch zu beschleunigen ist unverantwortlich. Im Rahmen der EG-Vorlage hätten wir sehr wohl Möglichkeiten gehabt, wirkungsvollen Überschußabbau anzuregen, die ökologische Situation zu verbessern und sinnvolle Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu schaffen. Von alledem hat man zur Zeit genau das Gegenteil vor. Leidtragende der Fehlplanungen sind in erster Linie die Bauern und Bäuerinnen, aber auch alle Bürgerinnen und Bürger.
    Wir GRÜNE fordern insbesondere die Bäuerinnen und Bauern auf, sich gegen dieses Programm zur Vernichtung der bäuerlichen Existenzen zur Wehr zu setzen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Eigen [CDU/ CSU]: Das ist ja ungeheuerlich!)

    Schon lange ist man in Fachkreisen der einhelligen Überzeugung, daß die Flächenstillegung keine Entlastung von den Überschußproblemen bringen wird, weil Ertragssteigerungen durch den biologisch-technischen Fortschritt und weitere Intensivierung der verbleibenden Flächen die Ertragsminderungen auf stillgelegten Flächen bei weitem ausgleichen werden. Lediglich eine Verminderung der Marktanteile und Marktchancen der deutschen Landwirtschaft gegenüber den Nachbarstaaten haben wir zu erwarten. Schon jetzt freut man sich in Holland auf die in Deutschland frei werdenden Marktanteile; in den Niederlanden und im Pariser Becken werden die Weizenmengen produziert werden, die wir freiwillig nicht erzeugen. Die anderen Länder werden die Gewinne der Maßnahme mitnehmen, während hier die Auflagen streng eingehalten und scharf kontrolliert werden.
    In der Bundesrepublik gibt es sehr unterschiedliche Landschaften und landwirtschaftliche Strukturen. Die Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden sind so groß, daß es nicht möglich ist, mit einem Gesamtprogramm das ganze Bundesgebiet angemessen berücksichtigen zu wollen.
    Dadurch, daß die Flächenstillegungsmaßnahmen aus Zeitgründen jetzt in den Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe gestellt werden sollen, hat der Agrarausschuß und damit das Parlament überhaupt keine Einwirkungsmöglichkeiten mehr, d. h. die Angelegenheit wird der parlamentarischen Kontrolle entzogen. Zudem sind die Länder in der Auseinandersetzung um die Finanzierung sehr in Schwierigkeiten geraten. Die Klärung der Finanzfrage ist noch nicht abschließend und zur Zufriedenheit aller Beteiligten erfolgt. Auch hier wirkt sich die Eile, mit der vorgegangen wird, unheilvoll aus. Diese Eile hat aber System: Das Gesetz soll beschlossen werden, bevor die Bauern zur Herbstaussaat kommen. Sonst, so heißt es, sei es sinnlos. Aber — so frage ich — will man hier nicht schnell etwas beschließen, bevor allen klar ist, daß es ohnehin den vorgegebenen Sinn nicht erfüllt?
    In Wirklichkeit ist Eile durchaus geboten, aber nicht für das vorgelegte Programm, sondern für Maßnahmen, die der Umweltkatastrophe wirkungsvoll entgegengestellt werden.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Es ist höchste Zeit, wirkliche Problemlösungen vorzunehmen. Angesichts des Meeressterbens muß schnellstens gehandelt werden.
    Das sogenannte Extensivierungsgesetz der Regierung ist dazu völlig ungeeignet. Es verhindert die Fortsetzung sinnvoller bäuerlicher Landwirtschaft in der Bundesrepublik. In unserem Entschließungsantrag fordern wir konkrete umsetzbare Maßnahmen, die für uns Menschen und der gesamten Natur die Überlebenschancen sichern.
    Wir beantragen hier eine namentliche Abstimmung, damit sich jeder Verantwortliche eindeutig für oder gegen die Bauern und Bäuerinnen, für oder gegen die Ökologie aussprechen muß.
    Danke schön.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Bredehorn.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Günther Bredehorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit intensiver Arbeit und zeitlicher Anspannung sind wir nach den Brüsseler Vorgaben darangegangen, die Maßnahmen zur Flächenstillegung und zur Produktionsaufgaberente auf den Weg zu bringen. Dies sind entscheidende Schritte, um die Überproduktion zu drosseln und die strukturelle Benachteiligung der deutschen Landwirtschaft gegenüber den anderen Mitgliedstaaten abzumildern.
    Die Flächenstillegung kann mit der heutigen Verabschiedung einer Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" zum 1. Juli 1988 auf den Weg gebracht werden. Neben den ökologischen Vorteilen, die eine Flächenstillegung mit Grünbrache zweifellos bringt und die wir uns vor einigen Tagen in Niedersachsen ansehen konnten — leider haben Sie ja wohl gar nicht zugeschaut, Frau Flinner; ich kann mir sonst gar nicht erklären, wie Sie hier solche Dinge erzählen können — , ist Hauptziel dieses Gesetzes die Rückführung der Getreideproduktionsmengen.

    (Frau Flinner [GRÜNE]: 1,8 % zurückgeführt!)

    — Darauf werde ich gleich noch eingehen.
    Die Flächenstillegung dient also der Marktentlastung und einer umweltschonenden Landbewirtschaftung. Für die FDP war es von Anfang an klar, die Bundesländer in den Gesetzesvorgang einzubeziehen und ihnen damit Gestaltungsmöglichkeiten einzuräumen. Schließlich muß die Flächenstillegung in den Bundesländern umgesetzt werden. Ich bedaure es,



    Bredehorn
    daß sich die Länder bei der Finanzierung dieses Gesetzes so schwergetan haben. Denn immerhin hatte man durch die Propagierung eines Jahrhundertvertrags für die Landwirtschaft bei den Landwirten große Hoffnungen erweckt.
    Es ist erfreulich, daß man sich bei den Verhandlungen des Bundeskanzlers mit den Ministerpräsidenten am 19. Mai geeinigt hat, die Flächenstillegung mit in die Gemeinschaftsaufgabe zu übernehmen. Das ist aus fachlicher Sicht zu begrüßen. Denn nun kann die Flächenstillegung flexibel und sachgerecht in den einzelnen Bundesländern umgesetzt werden. Bei der Finanzierung der Maßnahmen beteiligen sich die Länder mit 30 %.
    Den Vorwurf der oppositionellen SPD, die Gesetzesvorlage sei überhastet durchgezogen worden — Herr Müller hat das hier nochmals dargestellt — und eine ordnungsgemäße parlamentarische Beratung sei nicht möglich gewesen, weise ich für die FDP zurück. Wenn es auch durch die zögerliche Haltung der Bundesländer zunächst einige Unsicherheiten gab, so haben die Koalitionsfraktionen durch die Einbringung und Beratung eines Extensivierungsgesetzes doch das Gesetz des Handelns übernommen. Durch die ausführlichen Beratungen in den Koalitionsfraktionen und im Ernährungsausschuß haben wir wichtige Fragen geklärt und Durchführungsgrundsätze vorgeschlagen. Es ist schade, daß sich die SPD nach ihrer bisherigen konstruktiven Mitarbeit am Dienstag im Ausschuß und wohl auch heute, wie Herr Müller das angekündigt hat, nicht in der Lage sah bzw. sieht, diesem Änderungsgesetz zuzustimmen. Herr Müller, daß sich die Mengenrückführung nicht entsprechend positiv darstellen ließe, wie Sie das ausgeführt haben, ist doch nach unserem Besuch in Niedersachsen widerlegt. Sie waren doch dabei und haben sicherlich auch zugehört. Man kann das einfach nicht mit den Verhältnissen in den USA vergleichen. Es kam ganz deutlich heraus, daß bei 1 % Flächenrückführung der Erfolg in der Menge 0,8 % beträgt.
    Das haben die Ergebnisse in Niedersachsen, die wir jetzt im zweiten Jahr haben, gezeigt. Man kann das nicht mit den Ergebnissen in den USA vergleichen.
    Nun zum Inhalt des Gesetzes. In den letzten Wochen und Monaten haben wir gemeinsam mit unserem Koalitionspartner intensiv über die Ausgestaltung der Durchführungsgrundsätze debattiert. Das betraf vor allem den Beitrag der Flächenstillegung zur Marktentlastung, die Auswirkung auf den Pachtmarkt, die von einigen gesehene Gefahr der Verödung des ländlichen Raums und den ökologischen Nutzen der Flächenstillegung. Wir haben uns zu einer einheitlichen Linie durchgerungen, die jetzt als Richtschnur des Bundes auch für die PLANAK-Beratung, so hoffe ich jedenfalls und so müssen wir auch fordern, gelten muß.
    Aus Sicht der FDP sind folgende Eckwerte und Eckpunkte für die Beratung im Planungsausschuß von besonderer Bedeutung.
    Erstens. Wir haben eine Einstiegsprämie von 800 DM bei einer Bodenpunktzahl von 30 vorgeschlagen. Nun haben wir in Niedersachsen gehört, daß es dort bei 30 Bodenpunkten eine Beihilfeprämie von
    1 150 DM gibt. In Gesprächen mit praktischen Landwirten ist mir gesagt worden, daß eine Summe von 800 DM im Grunde genommen nicht ausreichend sei, damit dieses Programm genügend in Anspruch genommen wird. Wir müssen also darauf achten, daß wir uns bei der Höhe der Summe am Deckungsbeitrag orientieren. Ich hoffe, daß das bei den Beratungen im PLANAK gebührend berücksichtigt wird.
    Zweitens. Die Beihilfeschwelle ist in einem Koalitionsgespräch auf 60 000 DM bzw. 80 000 DM festgesetzt worden. Das bedeutet, daß bei einer Beihilfe von über 60 000 DM nur noch 75% des Beihilfesatzes gezahlt werden und bei über 80 000 DM nur noch 50 %. Ich meine, das ist ein guter Kompromiß, an dem wir festhalten sollten.
    Drittens. Wir Liberalen wollen nach wie vor keine Obergrenze der stillgelegten Fläche pro Betrieb. Auf diese Weise würde mit deutscher Akribie einer unnötigen Bürokratie Vorschub geleistet, die weder von Brüssel vorgesehen ist noch der Zielsetzung dieses Gesetzes, nämlich den Markt zu entlasten, entspricht.
    Viertens. Die Flächenstillegung hat einen sehr positiven ökologischen Nutzen, insbesondere wenn die Rotationsbrache gewählt wird. Auf unbewirtschafteten Flächen, wo weder Mineraldünger noch Gülle oder Pflanzenbehandlungsmittel angewendet werden dürfen, werden sich Flora und Fauna erholen und entwickeln. Bei dem jetzt im zweiten Jahr laufenden Grünbracheprojekt in Niedersachen konnte eine Zunahme artgefährdeter Pflanzen sowie eine Zunahme von Kleinlebewesen und Käfern festgestellt werden. Auch das Wild hatte auf diesen Flächen einen idealen Standort.

    (Zuruf der Abg. Frau Flinner [GRÜNE])

    — Es tut mir leid, Frau Flinner, wenn Sie nicht richtig zugehört und zugesehen haben. Dann hätten Sie sich die Reisekosten sparen können.

    (Frau Flinner [GRÜNE]: Nein, das habe ich sehr wohl mitgekriegt!)

    Fünftens. Die Aufforstung von stillgelegten Flächen mit standortgerechten Baumarten ist ökologisch sinnvoll und volkswirtschaftlich wünschenswert. Unsere viel zu starren forst- und naturschutzrechtlichen Bestimmungen müssen entsprechend angepaßt werden, um den Landwirten auch diese Möglichkeiten zu bieten.
    Sechstens. Die von einigen befürchteten negativen Auswirkungen von Flächenstillegung und Grünbrache für den Landpachtmarkt sind nach den Erfahrungen Niedersachsens nicht zu erwarten. Der Bauernverband hat auf mögliche nachteilige Konsequenzen für den ländlichen Raum hingewiesen, wenn keine Obergrenze pro Betrieb eingezogen wird. Dazu folgendes:
    Wir alle wissen nicht genau, welche tatsächlichen Auswirkungen die Flächenstillegung und die Produktionsaufgaberente auf den ländlichen Raum und seine Sozialstruktur haben werden. Sollte der Bauernverband mit seinen Bedenken recht haben, was ich persönlich nicht glaube, müßten die gesetzlichen Vorgaben selbstverständlich korrigiert werden.



    Bredehorn
    Im übrigen bin ich sehr gespannt, wie der Arbeitseifer in den übrigen EG-Ländern aussieht, dieses Gesetz rechtzeitig, spätestens bis 15. Juli, umzusetzen.
    Gleichzeitig mit der Flächenstillegung wollen wir den Landwirten ab 1. Januar 1989 die Produktionsaufgaberente anbieten, damit die große Gruppe unter ihnen, für die eine Entscheidungsalternative zwischen beiden Maßnahmen besteht, auch rechtzeitig vor der Herbstaussaat disponieren kann. Wir müssen alles daransetzen, daß noch vor der Sommerpause hierzu ein Kabinettsbeschluß fällt, und zwar auf der Grundlage des Referentenentwurfes. Die Bauern brauchen Klarheit.
    Die Funkstille des Finanzministers bezüglich der Mittelbewilligung ist inzwischen besorgniserregend geworden. Die FDP will auf keinen Fall eine Plafondierung der Mittel, sondern wir wollen bei der Produktionsaufgaberente eine rentenrechtliche Lösung. Wir messen der Produktionsaufgaberente einen sehr hohen Stellenwert bei; denn die Nachfrage unter den Landwirten nach ihr ist groß. Wir dürfen die Erwartungen derjenigen, die ihr Leben lang hart und dies womöglich unter Inkaufnahme von gesundheitlichen Schäden gearbeitet oder keinen Hofnachfolger haben, nicht enttäuschen.
    Nach Ansicht der FDP ist bei der Produktionsaufgaberente ein Windhundverfahren undenkbar. Jeder anspruchsberechtigte Landwirt muß auch bedient werden. Andernfalls gäbe es neue Unruhe und Unzufriedenheit in den Dörfern. Wir dürfen hier nicht halbherzig handeln, sondern müssen die notwendigen Mittel, die durchaus vorhanden sind, auch bereitstellen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich freue mich, daß wir heute die von der FDP 1985 in ihren „Perspektiven der Agrarpolitik" vorgeschlagene Produktionsmengenanpassung durch Flächenstillegung, Produktionsaufgaberente und Extensivierung auf den Weg bringen. Die FDP-Fraktion wird dem Änderungsgesetz zur Gemeinschaftsaufgabe zustimmen.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)