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    Plenarprotokoll 11/81 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 81. Sitzung Bonn, Freitag, den 20. Mai 1988 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt 7: Aktuelle Stunde betr. die jüngsten Äußerungen des Bundesministers der Verteidigung, Dr. Rupert Scholz, zum Verteidigungsetat und zu der Entwicklung in der Sowjetunion Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 5447 B Wimmer (Neuss) CDU/CSU 5448 C Koschnick SPD 5449 B Ronneburger FDP 5450 A Frau Beer GRÜNE 5450 D Francke (Hamburg) CDU/CSU 5451 B Erler SPD 5451 D Dr. Hoyer FDP 5452 D Dr. Scholz, Bundesminister BMVg . . . 5453 D Lowack CDU/CSU 5454 D Steiner SPD 5455 B Dr. Friedmann CDU/CSU 5456 B Jungmann SPD 5457 B Repnik CDU/CSU 5457 D Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Miltner, Gerster (Mainz), Dr. Kappes, Regenspurger und der Fraktion der CDU/CSU sowie den Abgeordneten Dr. Hirsch, Lüder, Richter, Gries, Cronenberg (Arnsberg), Dr. Thomae, Heinrich, Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bildung von Jugend- und Auszubildendenvertretungen in den Verwaltungen (Drucksache 11/2264) Dr. Kappes CDU/CSU 5459 A Lutz SPD 5459 C Richter FDP 5461 B Frau Hillerich GRÜNE 5462 A Tagesordnungspunkt 22: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Oesterle-Schwerin, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Anwendungsverbot für Asbest und Verbot des Inverkehrbringens asbesthaltiger Produkte (Drucksache 11/2185) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Oesterle-Schwerin, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Sonderprogramm zur „Sanierung von asbestverseuchten Gebäuden" (Drucksache 11/2186) Frau Teubner GRÜNE 5463 C Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 5465 B Müller (Düsseldorf) SPD 5467 A Frau Dr. Segall FDP 5468 C Frau Teubner GRÜNE (zur GO) 5470 A Bohl CDU/CSU (zur GO) 5470 B Tagesordnungspunkt 23: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Beruf der Rettungsassistentin und des Rettungsassistenten (Rettungsassistentengesetz) (Drucksache 11/ 2275) Werner (Ulm) CDU/CSU 5470 D Wittich SPD 5471 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 81. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Mai 1988 Frau Würfel FDP 5473 A Frau Wilms-Kegel GRÜNE 5473 D Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFFG 5474 D Tagesordnungspunkt 24: a) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Gesunde Lebensmittel (Drucksache 11/616) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Radioaktive Bestrahlung von Lebensmitteln (Drucksache 11/1745) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Saibold und der Fraktion DIE GRÜNEN: Erlaß einer Verordnung über technische Hilfsstoffe — hier vornehmlich Extraktionslösungsmittel — und einer Extraktionslösungsmittel-Höchstmengen-Verordnung (Drucksache 11/ 2177) Frau Dr. Martiny-Glotz SPD 5476 A Frau Saibold GRÜNE 5477 C Dr. Rüttgers CDU/CSU 5479 A Frau Würfel FDP 5481 A Frau Dr. Götte SPD 5482 C Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFFG 5483 D Nächste Sitzung 5486 C Anlage i Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5487* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 5487* C Anlage 3 Aufhebung der französischen Tiefflug-Trainingsstrecke Colmar—Verdun zur Umgehung des Kernkraftwerks Cattenom MdlAnfr 67, 68 13.05.88 Drs 11/2303 Diller SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . . 5487* D Anlage 4 Zahl der täglich von einem Musterungsarzt zu musternden Wehrpflichtigen MdlAnfr 69 13.05.88 Drs 11/2303 Dr. Weng (Gerlingen) FDP SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . . 5488* A Anlage 5 Übernahme von Auszubildenden im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung nach Beendigung der Ausbildung 1988; Begleitung des Personalabbaus bei der Wehrverwaltung durch parallele Maßnahmen bei den Streitkräften MdlAnfr 70, 71 13.05.88 Drs 11/2303 Steiner SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . . . 5488* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 81. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Mai 1988 5447 81. Sitzung Bonn, den 20. Mai 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete() entschuldigt bis einschließlich Frau Dr. Adam-Schwaetzer 20. 5. Dr. Ahrens 20. 5. Bahr 20. 5. Dr. Biedenkopf 20. 5. Bredehorn 20. 5. Bühler (Bruchsal) 20. 5. Dr. von Bülow 20. 5. Catenhusen 20. 5. Dr. Ehmke (Bonn) 20. 5. Fellner 20. 5. Frau Fuchs (Verl) 20. 5. Dr. Glotz 20. 5. Dr. Götz 20. 5. Dr. Haack 20. 5. Haar 20. 5. Frau Hämmerle 20. 5. Dr. Hauff 20. 5. Hauser (Krefeld) 20. 5. Heyenn 20. 5. Hoss 20. 5. Dr. Hüsch 20. 5. Ibrügger 20. 5. Klose 20. 5. Koltzsch 20. 5. Kroll-Schlüter 20. 5. Dr.-Ing. Laermann 20. 5. Dr. Laufs 20. 5. Leidinger 20. 5. Lüder 20. 5. Möllemann 20. 5. Dr. Müller 20. 5. Paintner 20. 5. Reuschenbach 20. 5. Schäfer (Mainz) 20. 5. Scheu 20. 5. Frau Schilling 20. 5. Frau Schmidt-Bott 20. 5. Dr. Schöfberger 20. 5. Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) 20. 5. Frau Simonis 20. 5. Frau Dr. Skarpelis-Sperk 20. 5. Spilker 20. 5. Stahl (Kempen) 20. 5. Stobbe 20. 5. Dr. Todenhöfer 20. 5. Dr. Unland 20. 5. Volmer 20. 5. Vosen 20. 5. Dr. Warnke 20. 5. Frau Wieczorek-Zeul 20. 5. Frau Will-Feld 20. 5. Wissmann 20. 5. Zierer 20. 5. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 10/6601 Drucksache 11/607 Drucksache 11/1491 Haushaltsausschuß Drucksache 11/1338 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 10/3613 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß sie die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen haben: Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/439 Nr. 2.6-2.8 Drucksache 11/1895 Nr. 2.11-2.32 Drucksache 11/1938 Nr. 7-9 Drucksache 11/1998 Nr. 2.5 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 11/1998 Nr. 2.6 Drucksache 11/2089 Nr. 28 Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Drucksache 11/1895 Nr. 2.39 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/883 Nr. 136 Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Diller (SPD) (Drucksache 11/2303 Fragen 67 und 68) : Kann die Bundesregierung bestätigen, daß es eine vom Institut Geographique National herausgegebene offizielle ICAO-Karte gibt, welche die Existenz eines Trainingsgebietes für Strahlflugzeuge (Restricted Area R 45) auf der Strecke ColmarLuneville- Cattenom -Mont Medy - Verdun ausweist (vgl. Trierischer Volksfreund vom 2. Mai 1988: Tiefflugschneise über dem Kernkraftwerk Cattenom)? Ist die Bundesregierung gegebenenfalls bereit, mit der französischen Regierung über eine sofortige Aufhebung dieser Trainingsstrecke zu verhandeln, weil es überhaupt nicht ausreicht, über dem Atomkraftwerk Cattenom die Flugbeschränkung lediglich von mindestens 250 Metern auf mindestens 450 Meter über Grund anzuheben? Zu Frage 67: Ja. Das französische Flugbeschränkungsgebiet LFR 45 ist in den entsprechenden zivilen und militärischen Luftfahrtsveröffentlichungen und Luftfahrtkarten enthalten. Die von Ihnen genannten Orte liegen in der Nähe bzw. innerhalb dieses Gebietes. Innerhalb des Gebietes werden Tiefflüge militärischer Strahlflugzeuge, d. h. Flüge unterhalb von 1 500 Fuß (ca. 450 m) über Grund durchgeführt. Zu Frage 68: Nein. Im weiteren Bereich um das Kernkraftwerk Cattenom ist die Mindestflughöhe auf 1 500 Fuß über 5488* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 81. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Mai 1988 Grund angehoben, d. h. Tiefflug ist in der Nähe des Kernkraftwerkes nicht zulässig. Insofern ist eine deutsche Initiative zur Aufhebung des Flugbeschränkungsgebietes weder angebracht noch erforderlich. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Dr. Weng (Gerungen) (FDP) (Drucksache 11/2303 Frage 69): Hat die Bundesregierung die Zahl der täglich von einem Musterungsarzt zu musternden Wehrpflichtigen, die auf Grund der seinerzeitigen Nagold-Affäre auf 25 herabgesetzt wurde, zu irgendeinem Zeitpunkt entsprechend der seither um 8 Stunden von 48 Stunden auf 40 Stunden verkürzten Wochenarbeitszeit verändert? Die verkürzte Wochenarbeitszeit reichte — auch unter Berücksichtigung der sonstigen Aufgaben der Musterungsärzte — aus, selbst in gelegentlich schwierigen und zeitaufwendigen Fällen eine der Bedeutung der ärztlichen Feststellungen angemessene Tauglichkeitsuntersuchung zu gewährleisten. Anläßlich der Übertragung neuer Aufgaben auf dem Gebiet des Wehrersatzwesens ist eine entsprechende Anrechnung auf die Musterungsquote angeordnet worden. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Steiner (SPD) (Drucksache 11/2303 Fragen 70 und 71) : Wie viele Auszubildende im Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung erstreben nach Beendigung ihrer Ausbildung im Haushaltsjahr 1988 eine Übernahme als Facharbeiter/-in, als Verwaltungsfachangestellte(r) oder Bürogehilfe/-in oder Beamter/-in im Vorbereitungsdienst bzw. auf Probe (z. A.), und wie viele davon können nicht übernommen werden, jeweils getrennt aufgeführt für die Wehrbereiche I bis VI? Läßt der Personalabbau bei der Wehrverwaltung durch Stellenkürzung und Wiederbesetzungssperre Schlüsse auf parallele Maßnahmen bei den Streitkräften zu — im Sinne der Äußerung des Bundesministers der Verteidigung bei seiner Verabschiedung in Wiesbaden: „Ohne die Verwaltung findet Bundeswehr nicht statt — ohne Streitkräfte brauchten wir aber auch keine Wehrverwaltung. "? Zu Frage 70: Im Jahre 1988 werden voraussichtlich 2 909 Beamtenanwärter sowie Auszubildende ihre Abschlußprüfung ablegen. Hiervon haben bereits jetzt rund 1 830 ihr Interesse an einer Übernahme in den Dienst der Bundeswehr bekundet. Die Hauptprüfungstermine im Juni/Juli/August stehen noch aus. Hinzu kommt eine noch nicht bezifferbare Zahl derer, die eine Einstellung als Soldat auf Zeit/GWDL anstreben und bis dahin eine Übergangsbeschäftigung suchen. Gegenwärtig steht der Übernahme nach der Abschlußprüfung in den Bundesdienst die gesetzliche Einsparauflage verbunden mit der Wiederbesetzungssperre des Haushaltsgesetzes 1988 entgegen. Alle Wehrbereiche sind in gleicher Weise betroffen. Die Bundesregierung versucht, mit der Unterstützung des Haushaltsausschusses alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um zumindest einem Teil der Betroffenen die Weiterbeschäftigung zu eröffnen. Zu Frage 71: Die Bundesregierung setzt alles daran, den Personalbestand der Streitkräfte trotz sinkender Jahrgangsstärken auch in Zukunft sicherzustellen. BMVg hat ein Maßnahmenbündel vorgesehen, welches die Attraktivität weiterhin verbessern wird. Dazu gehören neben der Erhöhung des Kernbestandes beispielsweise auch finanzielle Anreize ebenso, wie eine moderne Laufbahngestaltung mit attraktiven Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, sowie ein stetes Bemühen um eine zeitgemäße Dienstzeitgestaltung. Die Streitkräfte haben gegenwärtig den besten Personalbestand seit Einrichtung der Bundeswehr. Sie sind ausdrücklich von der Einsparung des Haushaltsgesetzes 1988 ausgenommen.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mehr als zehn Monate sind vergangen, seit die SPD-Bundestagsfraktion am 16. Juli vergangenen Jahres ihren Antrag „Gesunde Lebensmittel" eingebracht hat. Zehn Monate, in denen zu den bereits bekannten Lebensmittelskandalen mit Wein, Öl und Nudeln weitere hinzutraten: die Würmer im Fisch und Lösungsmittelsrückstände im Olivenöl. An der Problematik hat sich nichts geändert, jedenfalls nichts zum Besseren. Eine positive Entwicklung wurde in der Zwischenzeit nicht eingeleitet.
    Nun soll dieser Antrag zur weiteren Beratung den Ausschüssen überwiesen werden. Es sind deren vier: federführend der Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, mitberatend die Ausschüsse für Wirtschaft, für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Alle vier Ausschüsse haben sicherlich wichtiges zu der Problematik zu sagen; trotzdem ist einem nicht wohl bei diesem Verfahren. Denn das, was die SPD-Fraktion beabsichtigt hatte, nämlich die Herstellung von Öffentlichkeit für ein Thema, das sie seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten, besonders wichtig nimmt, nämlich gesunde Lebensmittel, dieser Wunsch nach Transparenz und Öffentlichkeit ist am Freitagvormittag vor Pfingsten sicherlich schwerlich zu befriedigen. Aber schließlich hat auch die Schlußabstimmung zur Gesamtreform des Lebensmittelgesetzes 1974 in Konkurrenz zum Endspiel der Fußballweltmeisterschaft stattgefunden. Auch da galt die größere Transparenz sicherlich dem Fußball und nicht den Lebensmitteln.
    Dabei beschäftigt die Menschen nichts so sehr wie ihre Gesundheit. Sie ist ihnen wichtiger als jede andere Frage ihres Lebens, und zwar je älter die Menschen werden um so stärker. Der Wunsch nach Gesundheit erstreckt sich nicht nur auf die eigene Person, sondern immer auch auf die nächsten Angehörigen und deren Wohlergehen, wie sich nach Tschernobyl besonders gezeigt hat, wo in den Verbraucherberatungsstellen ganz viele Großeltern erschienen sind, die um die Gesundheit ihrer Enkel bangten. Vor diesem Hintergrund ist eine Gesundheitspolitik, die sich bei den Lebensmitteln und beim Überlebensmittel Natur und Umwelt wirklich nur von Skandal zu Skandal hangelt, ohne gestaltend einzugreifen, menschenverachtend,

    (Gilges [SPD]: Sehr richtig!)

    denn sie geht am wichtigsten Wunsch der Menschen tagtäglich, wöchentlich, monatlich, jahrelang konstant und konsequent vorbei.
    Unser Antrag nimmt Bezug auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 12. Mai 1987, das exemplarisch eine erschreckende Lücke in unserem Lebensmittelrecht aufgezeigt hat. Dieses Urteil erlaubt nämlich formaljuristisch das In-Verkehr-bringen von mit Pflanzenschutzmittelinhaltsstoffen belasteten Gemüsen — Entschuldigung, das klingt sehr theoretisch, aber so ist es bei den Juristen —, wenn die Schuld für die Verseuchung nicht beim Bauern, sondern bei Dritten, im Beispielsfall bei einem Industrieunternehmen, liegt. Dieses Urteil führt in unschöner Konsequenz direkt zur Absicht der Bundesregierung bei dem vom Kabinett inzwischen verabschiedeten Produkthaftungsgesetz, hierbei nämlich die agrarische Urproduktion von der Haftung auszunehmen. Das heißt, künftig soll für ein unbehandeltes Lebensmittel, wenn es gesundheitsschädlich ist, der Erzeuger nicht haften müssen. Erst von den Verarbeitungsstufen an soll die Haftung einsetzen. Wie aber soll bitte schön aus einem vergifteten Rohprodukt ein gesundes Lebensmittel werden?

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Gute Frage!)

    Die Ängste und Sorgen der Bevölkerung um ihre Gesundheit müssen endlich ernstgenommen werden, dies auch aus dem Interesse der anbietenden Wirtschaft heraus, denn gesicherte Absatzchancen hat nur der, dem die Kundinnen und Kunden vertrauen. Die Chemieindustrie, die Atomlobby, die Kreditvermittler, die Haustürverkäufer können ein Lied davon singen, wie schwer verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen ist.
    Nun werden sich nicht überall kleinteilige und überschaubare Erzeugungs-, Herstellungs- und Vermarktungsbedingungen für unsere Lebensmittel herstellen lassen, aber es ist notwendig, daß sich solche Bedingungen künftig nicht mehr so ausschließlich nach den Interessen insbesondere der industriellen Großproduzenten und Händler ausrichten. Wenn wir kleinteiligere überschaubarere Marktstrukturen hätten, würde sich in vielen Fällen die Verwendung von Agrarchemikalien, von Zusatzstoffen und Farbstoffen und von vielen fragwürdigen Methoden des Haltbarmachens von Lebensmitteln von selbst erledigen.
    Ein Weiteres kommt nämlich hinzu: Zwar haben die verbesserten technologischen und organisatorischen Möglichkeiten dazu geführt, daß die Bevölkerung insgesamt bei uns und generell in Mitteleuropa sehr viel besser als noch vor 50 Jahren mit hochwertigen und gesunden Lebensmitteln versorgt ist, der gesundheitliche Wert vieler Lebensmittel ist dabei aber oft fragwürdig geworden. In vielen Fällen bleibt er weit hinter den eigentlich gegebenen Möglichkeiten zurück. Wir müssen also ernsthaft darüber nachdenken, ob wir zu dezentralen Versorgungsstrukturen beitragen können und ob in manchen Regionen ein Ausbau der Direktvermarktung nicht äußerst vorteilhaft für die Verbraucherinnen und Verbraucher wäre.

    (Beifall bei der SPD — Zustimmung der Abg. Frau Garbe [GRÜNE])

    Es gibt mir sehr zu denken, wenn ein ehemaliger Großhersteller von Fleisch- und Wurstwaren, nämlich Herr Schweisfurth, privates Geld in eine Stiftung eingebracht hat, um mit dieser in Südbayern solche Produktions- und Vermarktungsstrukturen zu erproben,



    Frau Dr. Martiny-Glotz
    die näher am Verbraucher sind und die kleinteiliger ansetzen.

    (Gilges [SPD]: Und wir im Rheinland kriegen das andere! Das ist aber auch nicht besonders fein!)

    — Das gehört inzwischen Nestlé.
    Wichtig aber wäre vor allem, daß die Verbraucherseite besser informiert wird. Zusatzstoffe müssen offen gekennzeichnet werden, und die Klassenbezeichnungen sind so unverständlich, daß man sie eigentlich als Kennzeichnung nicht mehr bezeichnen kann, sondern sie eine Irreführung nennen muß. Vor einigen Wochen haben wir uns über die notwendigen Kennzeichnung von schadstoffärmer produzierten Produkten unterhalten und waren uns einig, daß zur Vermeidung von Irreführung und zur Vermeidung von Geldschneiderei Kriterien erarbeitet werden müssen, nach denen man diese absatzfördernden Vorsilben „öko" und „bio " verwenden darf.
    Viele andere Dinge kommen aber hinzu: Fettgehalt, Alkoholgehalt, Nährwert, Herstellungsdatum und Herkunftsland, aber auch Hinweise auf die gewählten Konservierungsverfahren sind in vielen Fällen für die Verbraucherseite von unschätzbarem Nutzen. Wir fordern aber auch Hinweise darauf, wo möglicherweise Gefährdungen der Verbraucherinnen und Verbraucher liegen könnten. Jahr für Jahr wächst nämlich komischerweise die Zahl von Salmonellenvergiftungen; etwas, was man sich wirklich nur in Not- und Kriegszeiten als — wenn überhaupt — zu rechtfertigen denken kann. In einem hochzivilisierten Land ist eine Salmonellenvergiftung eigentlich ein Anachronismus. Sie ist meistens auf mangelnde Hygiene und auf Verderbnis zurückzuführen.
    Schwerer nachzuweisen sind aber oft die gegenseitigen Wirkungsbeeinflussungen der in Lebensmitteln enthaltenen Schadstoffe und Rückstände, worüber zentral geforscht werden müßte, um eine Art Frühwarnsystem aufstellen zu können. Immer noch stehen auch wichtige Grenzwerte für gefährliche Umweltschadstoffe aus.
    Die weithin noch lange nicht zufriedenstellende Situation mit der gesundheitlichen Unbedenklichkeit unserer Lebensmittel gewinnt dramatische Akzente vor dem Hintergrund des bis 1992 herzustellenden gemeinsamen Binnenmarkts. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten werden die Sorge nicht los, daß hier wegen des im Grunde verständlichen und unterstützenswerten Harmonisierungsbestrebens Hürden im Gesundheitsschutz fallen könnten, die wir für wichtig halten. Deshalb streiten wir ja so sehr dafür, daß die nötige Forschung jetzt geleistet wird, daß beim Bundesgesundheitsamt jetzt die Forschungskapazitäten dafür bereitgestellt werden, daß sich die Überwachung der Lebensmittelimporte jetzt verschärft und daß sich die Verbraucherberatung auf Bundes- und Länderebene intensiviert.
    Wir wollen keine Polizeistaatsmethoden, die hinter jede Konsumentin und jeden Konsumenten einen Kontrolleur und Polizisten stellen. Wir wollen auch nicht im Vorschriftendschungel ersticken oder die Wettbewerbssituation im Lebensmittelhandel deshalb zusätzlich verschärfen, weil weitere Auflagen
    und Reglementierungen Platz greifen. Manches veraltete Verfahren kann aber sicher aus dem Verkehr gezogen werden. Man muß durch die Gewerbeaufsichtsämter auch nicht immer die gleichen Raviolidosen in unterschiedlichen Geschäften prüfen lassen. Es sind bessere Verfahren denkbar. Die Kontrolleure könnten Nützlicheres tun.
    Unser Antrag versucht, konstruktive Hinweise zu geben, wie wir zu einem noch besseren Lebensmittelangebot kommen, das keine skandalträchtigen Schlagzeilen mehr liefert. Wir hoffen zuversichtlich, daß die Ausschußberatungen dazu führen, daß die Bundesgesundheitsministerin sofort und durchgreifend handelt. Unser Antrag liefert die richtigen Stichworte.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich gebe jetzt dem weiteren Antragsteller das Wort. Frau Abgeordnete Saibold, bitte.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hannelore Saibold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Antrag der SPD ist mit „Gesunde Lebensmittel" überschrieben. Ich möchte diesen viel gebrauchten und oft auch schon mißbrauchten Begriff auf den ursprünglichen Sinn zurückführen. Lebensmittel sollen Mittel zum Leben sein, die uns gesund erhalten. Von Hippokrates ist folgender Ausspruch überliefert: „Unsere Nahrung sei unser Heilmittel — unser Heilmittel sei unsere Nahrung! "
    Davon sind wir heute leider meilenweit entfernt, und zwar in Theorie und Praxis. Die immensen Kosten für ernährungsbedingte Krankheiten in Höhe von 52 Milliarden DM sind der Beweis dafür. Dieses Ergebnis ist ja auch kein Wunder; denn das, was heute schön aufwendig verpackt in den Regalen der Supermärkte steht, verdient die Bezeichnung „Lebensmittel" nicht.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Sehr wahr! — Bohl [CDU/CSU]: Warum eigentlich nicht?)

    — Ich erkläre es Ihnen gleich, Herr Bohl.
    Es sind mit Umweltgiften, Rückständen von Agrarchemikalien, Reinigungsmitteln und chemischen Hilfsstoffen belastete Konstruktionen aus isolierten Nährstoffen, Emulgatoren, Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffen, Trenn- und Säuerungs-, Gelier- und Verdickungsmitteln, Antioxydantien, Stabilisatoren und anderen Zusatzstoffen.
    Wenn die GRÜNEN von Lebensmittelqualität sprechen, spuken in unseren Köpfen nicht nur jede Menge Schad- und Zusatzstoffe, Bequerels und Nährwertangaben herum. Lebensmittelqualität ist mehr als die Summe der chemischen Analysewerte. Darin liegt eigentlich das Hauptproblem der Misere; denn zu wenige wissen heute etwas über die Wichtigkeit der Naturbelassenheit der Lebensmittel. Zu wenige bedenken, welche negativen Auswirkungen allein aus der Zerteilung und Bearbeitung z. B. eines Weizenkorns oder aber auch einer Kartoffel, die ja beide lebendige Systeme sind, auf die Dauer resultieren. Die einzelnen Bestandteile, wie z. B. Weizenkeime, Kleie, Weißmehl Type 405 und Weizenkeimöl, erzielen — selbst wenn sie in gleicher Menge gegessen wer-



    Frau Saibold
    den — eine wesentlich weniger positive Wirkung als die gleiche Menge frisch gemahlenen Weizens.
    Für die Zerlegung in einzelne Bestandteile oder aber die Extraktion und Isolierung von einzelnen Inhaltsstoffen werden eine Reihe von technischen Bearbeitungsmethoden sowie eine breite Palette chemischer Substanzen zum Einsatz gebracht. Dies führt neben der Wertminderung zu einer weiteren unnötigen Belastung der Lebensmittel. Was passiert eigentlich in den Fabrikhallen und in den Labors der Ernährungsindustrie? Ich bin sicher, daß weder Sie, Frau Süssmuth, die Sie ja angeblich auch Gesundheitsministerin sind, noch sonst jemand im Saal darüber Bescheid weiß, durch welche Prozeduren und durch Zuhilfenahme welcher chemischen Substanzen Speiseöl, Instantprodukte oder aber auch der so beliebte Orangensaft hergestellt wird.

    (Frau Teubner [GRÜNE]: Glasnost bei Dr. Oetker!)

    Weder der Vertreter des BGA noch der Vertreter der Chemischen Industrie konnten bei der Anhörung am letzten Mittwoch darüber Auskunft geben, mit welchen Lösungsmitteln Aroma- und Farbstoffe der Orangenschale extrahiert werden, um sie anschließend den transportgerechten Saftkonzentraten wieder zuzusetzen.

    (Frau Teubner [GRÜNE]: Vielleicht wollten sie keine Auskunft geben!)

    Schließlich soll das zur besseren Ausbeutung enzymatisch angedaute, geklärte, erhitzte und eingedampfte Produkt wieder nach Saft schmecken!
    Durch den PER-Skandal beim Olivenöl ist ein Problembereich ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt, der bisher praktisch keinerlei Beachtung fand. Die Extraktion von diversen Inhaltsstoffen natürlicher Lebensmittel ist ein weites Betätigungsfeld der Lebensmitteltechnologen.
    In der Drucksache 11/2177 beantragen wir daher eine Verordnung über technische Hilfsstoffe, insbesondere für Extraktions- und Lösungsmittel, sowie Höchstgrenzwerte hierfür. Für diese Stoffe gibt es nicht nur keine Regelung, sondern auch keine Übersicht, obwohl hier u. a. halogenierte Kohlenwasserstoffe mit nerven- und organschädigenden Wirkungen eingesetzt werden oder die zum Teil im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen oder Erbgut zu schädigen.
    Bei der entscheidenden Novellierung des Lebensmittelgesetzes von 1974, die unter der Obhut der SPD-Regierung entstanden ist, wurde die Unterwerfung der technischen Hilfsstoffe unter das Verbotsprinzip ganz bewußt ausgenommen und damit einer Gleichstellung mit den Zusatzstoffen entzogen. Zum damaligen Zeitpunkt bestanden noch Chancen, auf EG-Ebene nur Wasser, Wein, Spirituosen, Fette und Speiseöle als Extraktionsmittel zuzulassen, die auch heute noch ausreichend wären. Diese Chance haben Sie von der SPD damals verspielt. Heute weht natürlich ein anderer Wind in der EG.
    In unserem zweiten Antrag wird die Bundesregierung aufgefordert, sich für ein weltweites Verbot der verbrauchertäuschenden und gesundheitsschädlichen radioaktiven Bestrahlung von Lebensmitteln
    einzusetzen. Dadurch sollen die diesbezüglichen Bemühungen der internationalen Verbraucherverbände unterstützt werden, die sich beim Weltkongreß 1987 in Madrid nachdrücklich gegen dieses unnötige großtechnische Konservierungsverfahren ausgesprochen haben. Gleichzeitig wird die Bundesregierung aufgefordert, einen Bericht zu erstellen, der Aufschluß über die Rolle der Internationalen Atomenergiebehörde — IAEO — bei der Förderung der Lebensmittelbestrahlung und darüber gibt, wie weit die Entwicklung von praktikablen Nachweismöglichkeiten für Importe gediehen ist, und über die zwischenzeitlich eingetretene Weiterentwicklung unschädlicherer und verbraucherfreundlicherer Konservierungsmethoden. Da das Verbot der radioaktiven Bestrahlung auch in dem ebenfalls zur Beratung anstehenden SPD-Antrag enthalten ist, müßte unser Antrag eigentlich auf eine breite Unterstützung stoßen.
    Bevor ich jedoch kurz noch auf den SPD-Antrag eingehe, möchte ich noch einige Fragen stellen: Warum müssen wir uns eigentlich ständig gegen die Einführung neuer Techniken wehren? Warum werden die Inhalte von Lebensmitteln heute in solcher Menge isoliert, wenn dadurch eine Wertminderung eintritt und eine überflüssige Belastung mit chemischen Substanzen erfolgt?
    Die Hauptursache besteht darin, daß das übliche Ernährungswissen sowohl in der Industrie als auch in den Schulbüchern von der einseitig naturwissenschaftlichen Grundhaltung zu Beginn dieses Jahrhunderts geprägt ist. Danach zählt nur, was meß- und wiegbar ist. Auf Wechselwirkungen oder Synergismen von Lebensmittelbestandteilen oder verschiedenen Lebensmitteln bei einer Mahlzeit wurde keine Rücksicht genommen. Noch heute werden deshalb praxisferne Kalorien- und Nährwerttabellen, vielleicht noch durch Bequerel-Listen ergänzt, als Grundlage für die Bewertung der Mahlzeit verwendet.
    Ein Beispiel soll das Problem besser begreifbar machen: Stellen Sie sich vor, wir würden Bücher nur nach der Papier- und Druckqualität sowie dem Gewicht beurteilen! Wenn wir diese Grundeinstellung nicht verändern, dann werden wir mit weiteren Kontrollen, besserer Etikettierung und ähnlichem nur eine reine Symptombehandlung betreiben.
    Beim SPD-Antrag stellt sich mir, obwohl er sich, wenn man ihn oberflächlich liest, ganz gut anhört, die Frage, ob er nicht ein Schauantrag ist. Sie fordern darin die Kennzeichnung der biologisch erzeugten Produkte. Unseren Antrag auf die gesetzliche Regelung der Bio-Kennzeichnung haben Sie strikt abgelehnt; ebenso haben Sie eine wirtschaftlich unabhängige Informationskampagne für die Verbraucher und Verbraucherinnen abgelehnt. Ich hoffe, daß wir in der weiteren Beratung trotzdem zu günstigeren Ergebnissen kommen; denn ich gehe auch davon aus, daß die SPD, aber auch die Damen und Herren der Regierungskoalition lernfähig sind und die Konsequenzen ziehen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Gilges [SPD]: Vielleicht waren die Vorschläge schlecht, Frau Saibold! So schlecht sind wir nicht immer bei der Beurteilung von schlechten Entwürfen!)




    Frau Saibold
    — Und was haben Sie gemacht? Sie stellen eine Forderung und machen überhaupt keinen konkreten Vorschlag.