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    Plenarprotokoll 11/58 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 58. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 4. Februar 1988 Inhalt: Ausscheiden des Abg. Wüppesahl aus der Fraktion DIE GRÜNEN 3967 A Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 3963B, 4006A Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Beratung der Ergebnisse der Reise des Beauftragten des Bundeskanzlers ins südliche Afrika Frau Eid GRÜNE 3967C, 3978A Dr. Kohl, Bundeskanzler 3968 C Verheugen SPD 3970 B Dr. Haussmann FDP 3971 B Duve SPD 3972 A Dr. Bötsch CDU/CSU 3972 D Frau Wieczorek-Zeul SPD 3974 A Genscher, Bundesminister AA 3975 A Dr. Hornhues CDU/CSU 3977 A Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 3978 C Irmer FDP 3979 B Dr. Pinger CDU/CSU 3980 B Toetemeyer SPD 3981 B Schwarz CDU/CSU 3982 C Präsident Dr. Jenninger 3976 D Tagesordnungspunkt 2: a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: 25. Jahrestag der Unterzeichnung des Vertrags über die deutschfranzösische Zusammenarbeit und Ergebnisse des offiziellen Besuchs des Bundeskanzlers in der CSSR b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Zur deutsch-französischen Freundschaft anläßlich des 25. Jahrestages des Elysée-Vertrages (Drucksache 11/1685) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Zur deutsch-französischen Freundschaft anläßlich des 25. Jahrestages des Elysée-Vertrages (Drucksache 11/1759) Dr. Kohl, Bundeskanzler 3984 A Brandt SPD 3988 C Dr. Dregger CDU/CSU 3992 B Dr. Mechtersheimer GRÜNE 3995 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 3997 B Frau Kelly GRÜNE 3998 D Frau Geiger CDU/CSU 4000 C Duve SPD 4001 C Dr. Feldmann FDP 4005 A Zusatztagesordnungspunkt: Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN zur Änderung des Bundespersonalvertretungsgesetzes (Drucksache 11/1697) 4006B Tagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Änderungen vom 22. November 1980, 13. August 1982, 15. Juli 1983, 20. Oktober 1985 und 19. April 1986 der Anlage 1 und vom 28. Oktober 1980 und 20. Januar 1985 der Anlage 3 des Übereinkommens vom 1. September 1970 über Internationale Be- II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Februar 1988 förderungen leicht verderblicher Lebensmittel und über die besonderen Beförderungsmittel, die für diese Beförderungen zu verwenden sind (Gesetz zur Änderung der Anlagen 1 und 3 des ATP-Übereinkommens) (Drucksache 11/1612) 4006B Tagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Änderung vom 16. Oktober 1985 des Übereinkommens vom 3. September 1976 über die Internationale SeefunksatellitenOrganisation (INMARSAT-Übereinkommen) (Drucksache 11/1613) 4006 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Maßnahmen gegen die Spielhallenflut (Drucksache 11/1679) 4006 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Vorlage des Zwischenberichts der Enquete-Kommission „Gefahren von AIDS und wirksame Wege zu ihrer Eindämmung" (Drucksache 11/1754) 4006 C Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Übersichten 5 und 6 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 11/1658, 11/1433) 4006D Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 15 02 Titel 642 07 des Haushaltsjahres 1987 — Ausgaben nach § 8 Abs. 2 des Unterhaltsvorschußgesetzes — (Drucksachen 11/1205, 11/1647) 4007 A Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 32 08 Titel 870 07 — Inanspruchnahme aus Bürgschaften, Garantien oder sonstigen Gewährleistungen — (Drucksachen 11/1291, 11/1648) 4007 A Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 12 02 Titel 682 09 — Ausgleich gemeinwirtschaftlicher Leistungen im Straßenpersonenverkehr bei der Beförderung von Auszubildenden (Drucksachen 11/1356, 11/1649) 4007 A Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 25 02 Titel 893 01 — Prämie nach dem Wohnungsbau-Prämiengesetz — (Drucksachen 11/1357, 11/1650) 4007 B Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 15 02 Titel 685 02 des Haushaltsjahres 1987 — Einlage in eine Stiftung die zum Schutz des ungeborenen Lebens Hilfen für schwangere Frauen in Konfliktsituationen gewährt — (Drucksachen 11/1432, 11/1651) 4007 B Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union über den ersten Teil der 33. ordentlichen Sitzungsperiode der Versammlung der Westeuropäischen Union vom 1. bis 3. Juni 1987 in Paris (Drucksache 11/484) 4007 D Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Sammelübersichten 40 und 42 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 11/1638, 11/1694) 4007D Tagesordnungspunkt 3: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Menschenrechte in den Staaten des Warschauer Paktes Bericht der unabhängigen Wissenschaftlerkommission (Drucksache 11/1344) Engelhard, Bundesminister BMJ 4021 D Klose SPD 4023 A Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 4024 C Schily GRÜNE 4026 A Irmer FDP 4028 D Sielaff SPD 4030 A Lummer CDU/CSU 4031 C Dr. Schmude SPD 4033 A Reddemann CDU/CSU 4035 B Dr. Czaja CDU/CSU 4037 A Tagesordnungspunkt 14: a) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Konkretisierung und Erweiterung des Untersuchungsgegenstandes des 1. Untersuchungsausschusses (Drucksache 11/1684 (neu)) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Februar 1988 III b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid, Frau Beer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Herausgabe der HDW- Akten an den 1. Untersuchungsausschuß (Drucksache 11/1096) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid, Frau Beer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Aufkündigung und Überprüfung der Geschäftsbeziehungen zwischen Bundesregierung und IKL/HDW (Drucksache 11/1097) Dr. Struck SPD 4039 B Gansel SPD 4040 B Bohl CDU/CSU 4040 D Frau Beer GRÜNE 4043 A Frau Seiler-Albring FDP 4045 A Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF 4046 D Tagesordnungspunkt 15: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Haftung und Entschädigung für Ölverschmutzungsschäden durch Seeschiffe (Ölschadengesetz) (Drucksache 11/1108) Dr. Jahn, Parl. Staatssekretär BMJ 4048 C Schütz SPD 4049 B Dr. Hüsch CDU/CSU 4051 A Dr. Knabe GRÜNE 4052 A Kleinert (Hannover) FDP 4052 B Tagesordnungspunkt 16: Beratung der Sammelübersicht 41 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/1639) Frau Nickels GRÜNE 4053 C Jung (Limburg) CDU/CSU 4054 B von der Wiesche SPD 4055 A Frau Dr. Segall FDP 4055 D Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Oesterle-Schwerin, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Obdachlosigkeit und Wohnungsnot in der Bundesrepublik Deutschland und Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung (Drucksache 11/982) Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 4056 D Magin CDU/CSU 4058 B Reschke SPD 4060 D Dr. Hitschler FDP 4063 A Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 4064 D Tagesordnungspunkt 18: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN: Stopp der Atomexporte (Drucksache 11/1169) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN: Stopp des Exports von Atomkraftwerksteilen in den Iran (Drucksache 11/1171) Frau Rust GRÜNE 4066 C Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 4068 C Dr. Sperling SPD 4070 B Beckmann FDP 4071 C Dr. von Wartenberg, Parl. Staatssekretär BMWi 4072 D Tagesordnungspunkt 19: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Richtlinie des Rates zur Regelung gesundheitlicher Fragen bei der Herstellung und Vermarktung von Eiprodukten (Drucksachen 11/138 Nr. 3.138, 11/976) 4074 C Fragestunde — Drucksache 11/1734 vom 29. Januar 1988 — Praxis türkischer Konsulate, türkischen Staatsbürgern, die ihren Paß verlängern lassen wollen, den Paß zu entziehen MdlAnfr 41 29.01.88 Drs 11/1734 Frau Ganseforth SPD Antw StMin Schäfer AA 4008 B ZusFr Frau Ganseforth SPD 4008 B Zeichnung des 6. Zusatzprotokolls der Europäischen Menschenrechtskonvention zur Abschaffung der Todesstrafe durch die türkische Regierung MdlAnfr 42 29.01.88 Drs 11/1734 Frau Ganseforth SPD Antw StMin Schäfer AA 4008 D ZusFr Frau Ganseforth SPD 4008 D ZusFr Klein (Dieburg) SPD 4009 B Intervention für die Einhaltung der Menschenrechte in der Türkei; Amnestie für politische Gefangene MdlAnfr 43, 44 29.01.88 Drs 11/1734 Schreiner SPD Antw StMin Schäfer AA 4009 C ZusFr Schreiner SPD 4009C, 4010 C ZusFr Frau Ganseforth SPD 4010A, 4011A IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Februar 1988 ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 4010 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 4011 C Haltung der Bundesregierung gegenüber der Türkei angesichts der Verhaftung der Generalsekretäre der illegalen kommunistischen Parteien sowie der Foltervorwürfe MdlAnfr 45 29.01.88 Drs 11/1734 Frau Wieczorek-Zeul SPD Antw StMin Schäfer AA 4011D ZusFr Frau Wieczorek-Zeul SPD 4012A ZusFr Schreiner SPD 4012 C ZusFr Frau Ganseforth SPD 4012 D ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE 4013 A Steuererleichterungen für gemeinnützige Sportvereine MdlAnfr 47, 48 29.01.88 Drs 11/1734 Schmidt (Salzgitter) SPD Antw PStSekr Dr. Häfele BMF 4013 B ZusFr Schmidt (Salzgitter) SPD . 4013C, 4014 D ZusFr Lambinus SPD 4013D, 4015A ZusFr Büchner (Speyer) SPD 4014A, 4015B ZusFr Klein (Dieburg) SPD 4014B, 4015 C ZusFr Dr. Weng (Gerlingen) FDP 4014 C Erhöhung der Jugend- und Übungsleiterpauschale und steuerliche Verbesserungen für den gemeinnützigen Sport MdlAnfr 49, 50 29.01.88 Drs 11/1734 Lambinus SPD Antw PStSekr Dr. Häfele BMF 4015 C ZusFr Lambinus SPD 4015D, 4016C ZusFr Büchner (Speyer) SPD . 4016A, 4016D ZusFr Schmidt (Salzgitter) SPD 4016B, 4016C Steuerliche Erleichterungen für gemeinnützige Sportvereine und deren ehrenamtliche Mitarbeiter 1989 MdlAnfr 51, 52 29.01.88 Drs 11/1734 Klein (Dieburg) SPD Antw PStSekr Dr. Häfele BMF 4017 A ZusFr Klein (Dieburg) SPD 4017A, 4017 C ZusFr Büchner (Speyer) SPD 4017B, 4018A ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 4017 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 4017 D ZusFr Schmidt (Salzgitter) SPD 4018A Steuererleichterungen für ehrenamtlich Tätige, gemeinnützige Sportvereine und deren ehrenamtliche Mitarbeiter gemäß Ankündigungen des Bundeskanzlers MdlAnfr 53, 54 29.01.88 Drs 11/1734 Büchner (Speyer) SPD Antw PStSekr Dr. Häfele BMF 4018 B ZusFr Büchner (Speyer) SPD 4018B, 4018D ZusFr Klein (Dieburg) SPD 4019A ZusFr Schmidt (Salzgitter) SPD 4019B Modernisierung von Heizungsanlagen in Bundeswehrkasernen seit 1983; Energiepreise als Entscheidungsgrundlage für Umrüstungen MdlAnfr 58, 59 29.01.88 Drs 11/1734 Dr. Klejdzinski SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 4019 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 4019C, 4020 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 4020 B Antwort über die Gleichbehandlung weiblicher Sanitätsoffiziere entsprechend der Zusage von Bundesminister Dr. Wörner MdlAnfr 62 29.01.88 Drs 11/1734 Dr. Weng (Gerlingen) FDP Antw PStSekr Würzbach BMVg 4021A ZusFr Dr. Weng (Gerlingen) FDP 4021A ZusFr Frau Traupe SPD 4021 C Nächste Sitzung 4074 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 4075* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Punkt 19 der Tagesordnung: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Richtlinie des Rates zur Regelung gesundheitlicher Fragen bei der Herstellung und Vermarktung von Eiprodukten (Drucksachen 11/138 Nr. 3.138, 11/976) Dr. Voigt (Northeim) (CDU/CSU), Wittich (SPD), Heinrich (FDP), Frau Saibold (GRÜNE) 4075* B Anlage 3 Vereinbarungen des Bundeskanzlers mit der CSSR über künftige Visa-Regelungen an den Grenzübergängen MdlAnfr 8 29.01.88 Drs 11/1734 Stiegler SPD SchrAntw StMin Schäfer AA 4079* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Februar 1988 V Anlage 4 Haltung des Präsidenten der Oberpostdirektion München im Zusammenhang mit der Vergrößerung der Reichweite des Privatsenders tv weiß-blau in München MdlAnfr 28, 29 29.01.88 Drs 11/1734 Dr. Glotz SPD SchrAntw PStSekr Rawe BMP 4079* B Anlage 5 Regelungen bei der Gewährung von Sonderurlaub für teilzeitbeschäftigte Arbeiter(innen) der Bundespost MdlAnfr 30, 31 29.01.88 Drs 11/1734 Frau Dr. Dobberthien SPD SchrAntw PStSekr Rawe BMP 4079* C Anlage 6 Auswirkungen der schwedisch-sowjetischen Einigung über den Grenzverlauf in der Ostsee MdlAnfr 40 29.01.88 Drs 11/1734 Hiller (Lübeck) SPD SchrAntw StMin Schäfer AA 4080* A Anlage 7 Unterrichtung des UNO-Embargo-Ausschusses über das Verfahren der OFD Kiel betreffend die militärische Kooperation zwischen deutschen und südafrikanischen Firmen MdlAnfr 46 29.01.88 Drs 11/1734 Gansel SPD SchrAntw StMin Schäfer AA 4080* B Anlage 8 Hilfsmaßnahmen für die von einer Einschränkung ihrer Fanggebiete (vor Gotland) betroffenen deutschen Fischer MdlAnfr 55 29.01.88 Drs 11/1734 Hiller (Lübeck) SPD SchrAntw PStSekr Gallus BML 4080* C Anlage 9 Gegenseitige Anerkennung der Jägerprüfung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz mit Ausnahme der in der Schweiz lebenden Deutschen MdlAnfr 56, 57 29.01.88 Drs 11/1734 Dörflinger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Gallus BML 4080* D Anlage 10 Blockierung einer Hochbehältertankanlage durch die im Bundeswehrstandort Feldkirchen abgestellten 92 Eisenbahnwaggons mit kontaminiertem Molkepulver und Gründe für die Überschreitung der vereinbarten Lagerzeit MdlAnfr 60, 61 29.01.88 Drs 11/1734 Leidinger SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg 4081* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Februar 1988 3967 58. Sitzung Bonn, den 4. Februar 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    *) Anlage 2 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amling 5. 2. Frau Beck-Oberdorf 5. 2. Brauer 5. 2. Frau Dempwolf 5. 2. Dr. Dollinger 5. 2. Eigen 4. 2. Frau Flinner 5. 2. Frau Garbe 5. 2. Dr. von Geldern 5. 2. Gerster (Worms) 5. 2. Hasenfratz 5. 2. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 5. 2. Frau Dr. Hellwig 5. 2. Dr. h. c. Herkenrath 5. 2. Jung (Düsseldorf) 4. 2. Kiechle 5. 2. Kißlinger 5. 2. Klein (München) 5. 2. Dr. Köhler (Wolfsburg) 5. 2. Kossendey 5. 2. Leonhart 5. 2. Dr. Mertens 4. 2. Mischnick 5. 2. Dr. Müller * 5. 2. Frau Pack * 4. 2. Pfeffermann 5. 2. Poß 4. 2. Repnik 5. 2. Rühe 5. 2. Frau Schilling 5. 2. Frau Schoppe 5. 2. Dr. Spöri 5. 2. Dr. Stoltenberg 5. 2. Frau Terborg 5. 2. Voigt (Frankfurt) ** 5. 2. Dr. Waffenschmidt 5. 2. Dr. Wernitz 5. 2. Wieczorek (Duisburg) 5. 2. Wischnewski 5. 2. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden Zu Punkt 19 der Tagesordnung: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (13. Ausschuß) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Richtlinie des Rates zur Regelung gesundheitlicher Fragen bei der Herstellung und Vermarktung von Eiprodukten - Drucksachen 11/138 Nr. 3.138, 11/976 - Anlagen zum Stenographischen Bericht Dr. Voigt (Northeim) (CDU/CSU): Der Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit hat im Oktober 1987 den Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Regelung gesundheitlicher Fragen bei der Herstellung und Vermarktung von Eiprodukten diskutiert. Wir sind dabei zu der Entscheidung gekommen, daß der vorliegende Richtlinienvorschlag zu begrüßen ist und daß eine solche Gemeinschaftsregelung dringend notwendig ist. Sie sollte mit Nachdruck vorangebracht werden. Wir sind der Auffassung, daß die Bundesregierung auf die Verabschiedung der Richtlinien im ersten Halbjahr 1988 drängen sollte, da seitens des Ausschusses ein dringender Handlungsbedarf gesehen wird. Der deutsche Vorsitz in der EG im Jahre 1988 sollte die Verpflichtung enthalten, dieses Thema vorrangig auf die Tagesordnung zu setzen. Der Richtlinienvorschlag dient dem vorbeugenden Verbraucherschutz vor der Verwendung verdorbener bebrüteter, verschmutzter und sonst ungeeigneter Eier zur Herstellung von Eiprodukten. In der Vergangenheit war die Verwendung bebrüteter, aber unbefruchteter Hühnereier zur Herstellung von Eiprodukten erlaubt, wenn sie nicht länger als fünf Tage bebrütet waren. Nach den alten traditionellen Verfahren wurden diese Eier mit der Durchleuchtungsmethode aussortiert. Dieses Verfahren war sehr kostenaufwendig und wurde deshalb in den Großbrütereien immer mehr eingeschränkt. Letztlich wurden die Eier erst am 18. Tag oder gar nicht mehr aussortiert. Alle Eier, aus denen keine Küken geschlüpft waren, wurden am 21. Tag nicht selten verbotswidrig den Eiproduktherstellern zugeführt und dort durch verschiedene Arbeitsmethoden zur Herstellung von Eiprodukten verwendet. Diese Eiprodukte waren der Ausgangspunkt für den sogenannten Ei-Skandal in Baden-Württemberg. In allererster Linie durch deutsche Initiative wurde das Verbot der Verwendung bebrüteter Hühnereier zur Herstellung von Eiprodukten im Jahre 1986 durch Änderung der EG-Vermarktungsordnung für Eier durchgesetzt. Diese Verordnung regelt aber nicht in ausreichendem Maße die hygienischen Bedingungen für die Herstellung von Eiprodukten, insbesondere, daß keine ungeeignete Rohware in die Eiprodukten-betriebe verbracht werden darf. Diese Betriebe stellen in nicht wenigen Fällen - insbesondere im EG-Ausland - auch sogenannte technische Eiprodukte her. Auf diese Art und Weise können sie dann auch die bebrüteten Eier oder die Dotterkugeln aus Hennenschlachtungen oder sonst verschmutzte oder ungeeignete Eier in ihren Betrieb bringen. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Überwachung sehr problematisch, insbesondere auch deshalb, weil nicht selten die gleichen Geräte und Maschinen bei der Herstellung der technischen Eiprodukte verwendet werden. Dieser Sachverhalt war auch Ursache für den sogenannten zweiten Ei-Skandal in Baden-Württemberg (Verwendung ungeeigneter Eiprodukte bei einigen Fleischwarenherstellern). Die Kommission der EG hat zur Ergänzung der Vermarktungsordnung für Eier, nicht zuletzt auf deutsches Drängen, den oben genannten Richtlinienentwurf vorgelegt. Der Richtlinienvorschlag ist im allge- 4076* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Februar 1988 meinen zu begrüßen. Er bedarf jedoch in einigen Punkten der Ergänzung. Die Ergänzung betrifft in erster Linie die Trennung von Lebensmittelbetrieben und Betrieben zur Herstellung von technischen Eiprodukten. Die Ausschüsse des Bundesrates haben den Richtlinienvorschlag eingehend erörtert und dazu Stellung genommen. Das Plenum des Bundesrates ist dieser Stellungnahme gefolgt und hat die Bundesregierung aufgefordert, wegen der besonderen Dringlichkeit die für Eiprodukte geltenden nationalen Rechtsvorschriften im Vorgriff auf die EG-Richtlinien baldmöglich im Sinne der Beschlüsse der Ausschüsse zu ändern. Die Bundesregierung hat auf Grund der Bundesratsempfehlung bereits einen Verordnungsentwurf zur Änderung der Eiproduktenverordnung an die Bundesländer versandt. Die Stellungnahmen zu diesem Verordnungsentwurf laufen zum gegenwärtigen bei dem Ministerium ein. Der federführende Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit plädiert neben der Annahme des Richtlinienvorschlages dafür, daß darauf hinzuwirken ist, daß die Richtlinien nicht nur für den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr mit Eiprodukten Anwendung findet, sondern im Hinblick auf die Probleme der Überwachung und die Möglichkeiten mißbräuchlicher Handlangung auch auf den Handel innerhalb der einzelnen Mitgliedstaaten. Darüber hinaus sollten die Richtlinien in dem Sinne geändert werden, daß es bei der Genehmigung der Vorbehandlung von Eiprodukten zu Lebensmittelzwecken verboten wird, in solchen Betrieben Industrieeier vorzubehandeln, selbst wenn eine innerbetriebliche Trennung der Produktion gegeben sein sollte. Auf diese Weise sollen Lebensmittelbetriebe und Spezialbetriebe scharf voneinander getrennt werden. In den letzten Jahren ist die Verwendung ungeeigneter Eiprodukte zur Herstellung von Lebensmitteln mehrfach in die Schlagzeilen geraten. Diese Ereignisse haben das Vertrauen des Verbrauchers in die Qualität der Lebensmittel erschüttert. Es muß daher ein Interesse der Lebensmittelwirtschaft daran bestehen, die Lebensmittelüberwachung durch die Behörden auf einer gesetzlichen Grundlage für besonders empfindliche Lebensmittel zu verbessern. Verdorbene Eier und Eiprodukte stellen für den Verbraucher eine gesundheitliche Gefährdung dar, der rechtzeitig durch EG-weite Richtlinien zu begegnen ist. Eiweiß ist ein idealer Nährboden für Mikroorganismen, Salmonellen, Bakterien und andere pathogene Keime. Darüber hinaus stellen Stoffwechselprodukte, die durch unsachgemäße Behandlung der Eiweißmaterie entstehen können, eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Auch wenn diese Vorschriften bei der Durchsetzung und Einhaltung der verschiedenen Bestimmungen ein hohes Maß an Bürokratie erfordern, glaube ich doch, daß der hohe Grad der Gefährdung durch verdorbene Ausgangsprodukte diese Bürokratie rechtfertigen. Wittich (SPD): In der Stellungnahme des Bundesrates zum „Vorschlag des Rates zur Regelung gesundheitlicher Fragen bei der Herstellung und Vermarktung von Eiprodukten" heißt es wörtlich — ich zitiere den ersten Satz dieses Positionspapieres — : „Die wiederholte Verwendung verdorbener Eiprodukte zur Herstellung von Lebensmitteln hat das Vertrauen des Verbrauchers in die Qualität der Lebensmittel erschüttert. " Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Hier möchte ich ergänzend anmerken: Die fragwürdigen Praktiken und kriminellen Machenschaften der Hersteller, Vermarkter und Weiterverarbeiter von Eiprodukten — nicht aller, aber bestimmter — haben zu diesem dramatischen Vertrauensverlust der Menschen in einen wirksamen Schutz des Verbrauchers geführt. Jahrelang haben wir z. B. arglos Nudeln verzehrt, die mit Kükenembryos, Bakterien und Hühnerkot vermischt waren — aber nicht nur Nudeln, sondern auch Back- und Süßwaren, Liköre, Wurst- und Fleischprodukte. Jahrelang haben gerissene, aber verantwortungslose Manager das Geschäft ihres Lebens gemacht, indem sie unter dem falschen Etikett „FlüssigEi" namhaften deutschen Lebensmittelproduzenten tonnenweise Waren aus angebrüteten Eiern andrehten. Diese endlose Kette von Skandalen in der Vergangenheit — ich darf in diesem Zusammenhang auf Frostschutzmittel im Wein und auf illegale Bestrahlung von Lebensmitteln verweisen — hat uns in fataler Weise daran erinnert, daß in manchen Direktionsetagen nicht die Gesundheit des Menschen, sondern die Maximierung des Gewinns an erster Stelle rangiert. Das dürfen wir nicht mehr länger hinnehmen — schon angesichts unserer Verantwortung für unsere Kinder und deren Wohlergehen! Und deshalb müssen wir denjenigen das Handwerk legen, die sich rücksichtslos und brutal über die Interessen und den Schutz der Menschen vor gesundheitlichen Risiken hinwegsetzen. Die Kette von Lebensmittelskandalen hat darüber hinaus auch die Mängel staatlicher Kontrollsysteme schonungslos aufgedeckt. Den gerissenen Geschäftemachern ist es immer wieder gelungen, diese Systeme permanent zu unterlaufen. Dazu kam die menschliche Unzulänglichkeit der Kontrolleure. Heute wissen wir, daß z. B. die Behörden in Baden-Württemberg den Informationen des Bundesministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit über kriminelle Machenschaften mit Flüssig-Ei nicht nachgegangen sind. Auch schriftliche Hinweise auf Betrügereien des holländischen Großunternehmers van Loon konnten die Behörden nicht zum wirksamen Kontrollieren und sofortigen Handeln bewegen. Wirklich: eine unrühmliche Rolle, die deutsche Kontrollbehörden in diesem Lebensmittelskandal gespielt haben, aber nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in anderen Ländern der Bundesrepublik. Warum habe ich die Aufhellung dieser Hintergründe und die Bewertung dieser Skandale an den Anfang meiner Ausführungen gestellt? Ich gebe die Antwort: Wir, die verantwortlichen Politiker in diesem Parlament, sind in die Pflicht genommen, auf der Grundlage dieser Analyse gravierende Fehlentwicklungen nicht nur aufzuzeigen, sondern auch abzustellen — im Interesse des Schutzes der Verbraucher und Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Februar 1988 4077* der Gesundheit der Bevölkerung. Und deshalb begrüßen wir den Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Regelung gesundheitlicher Fragen bei der Herstellung und Vermarktung von Eiprodukten. Der Richtlinienvorschlag dient dem vorbeugenden, EG-weiten Verbraucherschutz vor der Verwendung verdorbener, bebrüteter und verschmutzter Eier zur Herstellung von Eiprodukten. Er enthält insbesondere Bestimmungen und Auflagen bezüglich der technologischen Struktur und der Herstellungshygiene der Produktionsstätten, um eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit auszuschließen. Darüber hinaus enthält die Beschlußempfehlung Regelungen — darauf weist die Abgeordnete Dr. Götte in ihrem Bericht vom 14. Oktober 1987 hin —, die sowohl Ergänzungen als auch Verschärfungen gegenüber dem Kommissionsentwurf beinhalten. So fordert der Deutsche Bundestag die Bundesregierung in Übereinstimmung mit der Stellungnahme des Bundesrates vom 26. Juni 1987 in seinem Beschluß auf, mit Nachdruck darauf hinzuwirken, daß die Richtlinie nicht nur auf den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr mit Eiprodukten Anwendung findet, sondern auch auf den Handel innerhalb der Mitgliedstaaten. Hier geht es auch und nicht zuletzt darum, die hohen deutschen Sicherheitsstandards nicht nur im zwischenstaatlichen, sondern auch im innerstaatlichen Bereich durchzusetzen, wie es u. a. auch der Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in seiner Sitzung am 22. Mai 1987 dem federführenden Ausschuß empfohlen hat. Wir begrüßen des weiteren die Forderung des Deutschen Bundestages, die Genehmigung für die Vorbehandlung von Eiprodukten zu Lebensmittelzwecken von erhöhten hygienischen Anforderungen abhängig zu machen. Produktqualität, vor allem unter gesundheitlichen Gesichtspunkten, muß hier gegenüber der Produktionssteigerung eindeutig Vorrang haben. Ferner unterstützen wir das Verlangen des Deutschen Bundestages, bei der Genehmigung der Vorbehandlung von Eiprodukten eine scharfe Trennung zwischen Lebensmittelbetrieben und „Spezialbetrieben" herbeizuführen. Schließlich begrüßen wir die Forderung des Deutschen Bundestages nach Einführung von Überprüfungskriterien und Toleranzgrenzen, um alle Rückstände von Stoffen mit pharmakologischer oder hormonaler Wirkung sowie von Antibiotika, Schädlingsbekämpfungsmitteln, Reinigungsmitteln und anderen Stoffen festzustellen. Ich habe eingangs darauf hingewiesen, daß bei dem Hin- und Hergeschiebe des verseuchten Flüssigeis über die Grenzen zwischen den und innerhalb der Staaten die Kontrollen versagt und nicht gegriffen haben. Wer die Menschen vor den vielfältigen Gefährdungen ihrer Gesundheit bewahren will, muß endlich mit einer wirksamen staatlichen Kontrolle ernst machen. Diese Richtlinie ist zweifelsfrei ein erster Schritt, ich gebe zu: ein kleiner — aber ein Schritt nach vorne. Die nach Artikel 6 Absatz 2 regelmäßig durchzuführende Inspektion der zugelassenen Betriebe seitens der zuständigen Behörde findet unsere uneingeschränkte Zustimmung, desgleichen die Stichprobenkontrolle an Eiern und Eiprodukten, wie es der Artikel 5 zur Feststellung gefährlicher Stoffe vorsieht. Für uns ist es selbstverständlich, daß, falls die untersuchten Eiprodukte Spuren von Rückständen zeigen, welche die zulässigen Grenzwerte überschreiten, ihr Ausschluß von der Vermarktung die Folge sein muß. Erlauben Sie mir, daß ich abschließend auf einen Gesichtspunkt hinweise, der in diesem Zusammenhang oft vergessen wird. Bei den Regelungen bezüglich des Lebensmittelrechts und hinsichtlich der Kontrollen vor Ort tragen die Regierungen auch ein hohes Maß an arbeitsmarktpolitischer Verantwortung. Nur zu oft wird das irrtümlicherweise so verstanden, daß die Anforderungen an die Unternehmen nicht zu hoch gestellt werden dürfen, um die Produktion und Beschäftigung zu sichern. Diese Überlegungen eröffnen den wirtschaftlich Mächtigen vielfältige Möglichkeiten der Erpressung, wie das auch aus der Umweltschutz- und Arbeitsschutzdiskussion hinreichend bekannt ist. In welchem Maße solche vorgeschobenen Argumente die wirklichen Verhältnisse auf den Kopf stellen, zeigt sich jedenfalls ganz deutlich im Nahrungsmittelbereich. Schon 1985 hatte der größte badenwürttembergische Nudelhersteller nach der Aufdekkung des Eiskandals einen massiven Umsatzeinbruch mit entsprechenden Folgen für die betroffenen Arbeitnehmer. Mitte 1987 stand derselbe Lebensmittelproduzent zum zweitenmal am Pranger. In seinen Nudeln waren gesundheitliche Rückstände aus Medikamenten entdeckt und nachgewiesen worden. Die Folge: Kurzarbeit für 2 000 Arbeitnehmer. Hiermit ist in überzeugender Weise der Beweis erbracht, daß der Verzicht auf Verbraucherschutz keine zusätzlichen Arbeitsplätze schafft. Im Gegenteil: die Interessen der betroffenen Arbeitnehmer blieben auf der Strecke. Zum anderen ist das Verhalten der Verbraucher ein unübersehbarer Hinweis für die zunehmende Sensibilität der Menschen für die Bedeutung einer gesunden Ernährung. In diesem Prozeß der Bewußtmachung hat ganz gewiß die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl eine entscheidende Rolle gespielt. Wir, die sozialdemokratischen Mitglieder dieses Hauses begrüßen den vorliegenden Richtlinien-Vorschlag. Er verfolgt das Ziel, Hygiene und Qualität der Lebensmittelproduktion auf hohem Niveau zu sichern. Er verfolgt weiter das Ziel, die Produzenten nicht aus ihrer Verantwortung für die Herstellung von Eiprodukten zu entlassen, die den Gesundheitsvorschriften dieser Richtlinie entsprechen. Weil wir Sozialdemokraten der Gesundheit des Menschen Vorrang vor allen wirtschaftlichen Überlegungen einräumen, stimmen wir dem Vorschlag des Rates zur Regelung gesundheitlicher Fragen bei der Herstellung und Vermarktung von Eiprodukten zu. Heinrich (FDP) : Die Vorreiterrolle der Bundesrepublik zugunsten der Verbraucher hat sich gelohnt. Jahrtausendelang war das Ei Inbegriff für Appetitlichkeit und unantastbare Originalität. „Wie aus dem Ei gepellt" — das war unübertroffen. Es sollte der Nah- 4078* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Februar 1988 rungsmittelindustrie und -technologie vorbehalten bleiben, durch Herstellung von Eiprodukten wie Schleuderei und Eisuppe — es sollte wohl besser Eibrühe heißen — dieses Image so nachhaltig zu zerstören, daß sich viele Verbraucher mit Grausen von unter Verwendung dieser Eiprodukte hergestellten Nahrungsmitteln abwenden. Nicht jeder hat es so gut wie ich, daß er nur Eier von ihm persönlich bekannten Hühnern zu essen braucht, aber, meine Damen und Herren, es ist mir gerade deshalb ein Anliegen, daß dem Verbraucher das wohlschmeckende und biologisch hochwertige Nahrungsmittel Ei in seiner unverfälschten Qualität zu Verfügung steht. Die Initiative der Bundesrepublik Deutschland, im Jahre 1986 das Verbot der Verwendung bebrüteter Eier und heute während unserer EG-Präsidentschaft eine Verordnung über weitere wichtige hygienische Verbesserungen durchzusetzen, zeigt deutlich, daß sich in diesem Falle die Vorreiterrolle der Bundesrepublik Deutschland zugunsten unserer Verbraucher gelohnt hat. Ich unterstütze auch nachhaltig die in der Beschlußfassung des federführenden Ausschusses aufgeführten Forderungen, daß es bei der Genehmigung der Vorbehandlung von Eiprodukten zu Lebensmittelzwecken verboten wird, in solchen Betrieben „Industrieeier" vorzubehandeln, selbst wenn eine innerbetriebliche Trennung der Produktion gegeben sein sollte — auf diese Weise sollen Lebensmittelbetriebe und „Spezialbetriebe" scharf voneinander getrennt werden — und daß im Interesse eines wirksamen Verbraucherschutzes Toleranzgrenzen für bestimmte Stoffe unmittelbar in die Richtlinie aufgenommen werden, nämlich für Stoffe mit pharmakologischer oder hormonaler Wirkung sowie für Antibiotika, Schädlingsbekämpfungsmittel, Reinigungsmittel und andere Stoffe, die schädlich sind oder den Genuß der Eiprodukte für die menschliche Gesundheit gefährlich oder schädlich machen könnten. Dabei müssen die festgesetzten Toleranzgrenzen sowohl für Eier gelten, die zum unmittelbaren Verzehr bestimmt sind, wie auch für solche Eier, die zur Herstellung von Eiprodukten bestimmt sind. Denn innerhalb der EG stehen Eier in jeder gewünschten Menge zur Verfügung; der Preis ist seit 40 Jahren konstant. Zum Schluß möchte ich an die Ernährungsindustrie appellieren, daß Ereignisse wie die Verwendung bebrüteter Eier oder von Eidotterkugeln, die bei der Schlachtung anfallen, nicht mehr vorkommen, daß sie sich ihrer Verantwortung bewußt ist und ein hohes Maß an Eigenkontrolle erkennen läßt. Frau Saibold (GRÜNE): Der vorliegende Richtlinienvorschlag ist ein beredtes Beispiel dafür, was nicht nur die GRÜNEN, sondern beispielsweise auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten von der Harmonisierung des Binnenmarktes befürchten: die Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Die ständigen Beteuerungen der Koalition, nur auf dem nöchsten Niveau harmonisieren zu wollen, werden hier einmal mehr als Farce entlarvt. Das, was uns hier als Verbraucherschutz angepriesen wird, ist eher ein schlechter Witz. Dies ist um so bedauerlicher, als der Unterausschuß „Eiprodukte" des Gesundheitsministeriums einige gute Verbesserungsvorschläge machte, die jedoch in der Beschlußempfehlung des Gesundheitsausschusses nicht berücksichtigt sind. So sind zwar Rückstandskontrollen an Eiern und Eiprodukten vorgesehen, und der federführende Ausschuß empfiehlt zu Recht, die zulässigen Toleranzgrenzen nicht erst durch die Kommission festlegen zu lassen, sondern direkt in die Richtlinien aufzunehmen. Es ist jedoch ein Unding, wenn die Stichprobenkontrollen auf Rückstände nur dann durchgeführt werden sollen, wenn die zulässigen Toleranzgrenzen überschritten werden. Dieses Verfahren sieht die Richtlinie tatsächlich vor! Welcher Unsinn, wenn man bedenkt, daß doch erst die Kontrollen über die Rückstandshöhe Auskunft geben! Was völlig in den Hintergrund gerät, sind die grundsätzlichen Probleme, die die industrielle Lebensmittelverarbeitung mit sich bringt. Da sind zum einen die nahezu unbegrenzten Mißbrauchsmöglichkeiten. Nicht zuletzt die diversen Eierskandale zeigten, daß wir es hier mit verantwortungsloser Wirtschaftskriminalität zu tun haben. Weil niedrige Endverbraucherpreise angestrebt werden, um die Konkurrenz auszustechen, griffen auch renommierte Nudelfabrikanten zu ekelerregender und gesundheitsgefährdender Eipampe — auch Flüssig-Ei genannt. Sie erinnern sich: In diesem sogenannten Flüssig-Ei befanden sich neben diversen chemischen Substanzen auch Schalen-, Feder- und Kotreste sowie Teile von abgestorbenen Hühnerembryonen! Damals war es aber nicht etwa so, daß die verdorbene Ware nur aus dem Ausland stammte, vielmehr zeigten sich auch deutsche Brütereien äußerst geschäftstüchtig, indem sie erst kurz vor dem Schlüpftermin der Küken aussortierten und damit keinesfalls genußtaugliche Eier ins Ausland verschacherten, wo aus diesem Abfall Schleuderei hergestellt wurde. Das Schleuderei wiederum wurde, mit gefälschten Papieren versehen, als hochwertige Zutat in Nudeln, Süßwaren, Babynahrung, Maultauschen und anderem uns ahnungslosen Verbrauchern aufgetischt. Die andere Seite des Problems ist völlig legal. Es geht darum, was Verordnungstexte so alles beinhalten und regeln. Es bleibt in diesem Fall nicht dabei, daß sich hinter dem Begriff „Eiprodukte" Flüssig-Ei, Eipulver, Trockeneigelb, kristallisiertes Eiweiß und anders aus Hühner-, Enten- oder Gänseeiern verbirgt, nein, diese Erzeugnisse heißen irreführenderweise auch dann noch „Eiprodukte", wenn sie bis zu 50 % Stärke, Getreideerzeugnisse oder andere Zusätze enthalten. Selbst für die Verarbeiter und erst recht für die Lebensmittelkontrolleure wird es immer undurchschaubarer, was letztendlich in einem solchen Nahrungsmittelbestandteil alles zu erwarten ist. Daraus werden dann die „hochwertigen Nahrungsmittel" produziert, die uns von der Ernährungsindustrie und ihrer Lobby immer so ans Herz gelegt werden. Schon im Ausschuß haben wir die Forderungen der GRÜNEN klar zum Ausdruck gebracht: Wir sprechen uns für eine Regelung aus, nach der nur frische Eier in Lebensmittel verarbeitet werden dürfen. Wenn „Ei" draufsteht, soll auch Ei drin sein! Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Februar 1988 4079* Der Gesetzgeber scheut sich vor dem entsprechenden Schritt, doch längst haben die Verbraucher in dieser Hinsicht ihre Macht demonstriert. Noch vor nicht allzu langer Zeit hieß es, es sei für größere Betriebe völlig unrationell und praktisch nicht machbar, Eier für die Verarbeitung in größerem Umfang selbst aufzuschlagen; deshalb seien sie auf den Bezug von Eiprodukten aus Spezialfirmen angewiesen. Heute beweisen viele, auch größere Firmen, daß genau dies sehr wohl machbar ist. Unter dem Druck der Umsatzrückgänge und der Verbraucherforderungen schlägt eine Reihe von Firmen die Eier wieder selbst unmittelbar vor der Verarbeitung auf. Der Druck von unten macht's möglich! Nur durch solche grundlegenden Veränderungen in der Verarbeitung und natürlich durch entsprechende Umstrukturierung in Erzeugung und Vermarktung und nicht durch weitere Verordnungen können die Mißstände auf dem Lebensmittelsektor eingedämmt werden. Aus diesem Grunde werden wir heute die vorliegende Beschlußempfehlung ganz ablehnen. Anlage 3 Antwort des Staatsministers Schäfer auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 11/1734 Frage 8) : Hat der Bundeskanzler mit seinen Gesprächspartnern in Prag eine konkrete Vereinbarung über die künftige Erteilung von Visa an den Grenzübergängen von der Bundesrepublik Deutschland in die CSSR getroffen, und konnte er dabei auch zusichern, daß auf bundesdeutscher Seite Gegenseitigkeit gewährleistet ist? Der Bundeskanzler hat keine derartige konkrete Vereinbarung getroffen. Er hat sich jedoch mit Nachdruck für eine größere Durchlässigkeit der Grenze eingesetzt, die vor allem der Bevölkerung in der Grenzregion zugute kommen soll. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Glotz (SPD) (Drucksache 11/1734 Fragen 28 und 29): Trifft es zu, daß der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei mit „vielfältigen Interventionen bei Bundespostminister Dr. Schwarz-Schilling und Staatssekretär Dr. Florian" versucht hat, die angebliche „fast destruktive Haltung des Präsidenten der Oberpostdirektion München" anzuprangern, um zu erreichen, daß der Privatsender tv weiß-blau in München eine größere Reichweite erlangt, nämlich durch Umschaltung zum Olympiaturm? Teilt die Bundesregierung die Ansicht des Leiters der Bayerischen Staatskanzlei, wonach der Präsident der Oberpostdirektion München sich „fast destruktiv" verhalten habe? Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien hat als eine der ersten Landesmedienanstalten schon Ende 1985 den Aufbau eines lokalen Fernsehsenders in München in Auftrag gegeben. Dem Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen waren die Nutzer für den Kanal 59 seinerzeit nicht bekannt. Parallel dazu hat die Bayerische Staatskanzlei sich ebenfalls schon frühzeitig bemüht, eine schnelle Nutzung der bayerischen Frequenzen und in diesem Zusammenhang auch eine frühe Nutzung des Olympiaturms in München zu erreichen. Dementsprechend konnte der Sender München auf Kanal 59 bereits im Oktober 1986 als Provisorium (d. h. zunächst beim Standort Blutenburgstraße und Umschaltung auf den Olympiaturm im Januar 1988) in Betrieb genommen werden. Diese Zeitspannen entsprechen der normalen Abwicklung eines solchen Senderbauvorhabens. Auch die Einflußnahme Dritter hätte die Zeiträume nicht beeinflussen können. Im übrigen hat es zu keiner Zeit einen Meinungsunterschied zwischen dem Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen und dem Präsidenten der Oberpostdirektion zu dem angesprochenen Themenkomplex gegeben. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Dobberthien (SPD) (Drucksache 11/1734 Fragen 30 und 31): Trifft es zu, daß die Deutsche Bundespost (DBP) beabsichtigt, daß bei der DBP teilzeitbeschäftigte Arbeiter und Arbeiterinnen Sonderurlaub nur noch dann erhalten sollen, wenn sie in einer Nebenabrede ihr Einverständnis zu einer Änderung der Eingruppierung bzw. der arbeitsvertraglich vereinbarten Wochenarbeitszeit bei Wiederaufnahme der Beschäftigung erklären? Teilt die Bundesregierung die Ansicht, daß eine solche Regelung eine Benachteiligung Teilzeitbeschäftigter, insbesondere teilzeitbeschäftigter Arbeiterinnen im Vergleich zu teilzeitbeschäftigten Angestellten ist? Bei der Deutschen Bundespost sind gegenwärtig rd. 20 000 Kräfte ohne Bezüge beurlaubt; die Zahl der Beurlaubten nimmt gegenwärtig zu. Bei Beendigung der Beurlaubung treten Unterbringungsprobleme auf, weil Ersatzkräfte eingestellt worden sind, deren Entlassung nach Möglichkeit vermieden werden soll. Um die Lösung dieser Probleme zu erleichtern, wird gegenwärtig zwischen den Tarifpartnern ein Modell erörtert, nach dem ein Teil der außertariflich zu beurlaubenden Angestellten und Arbeiter sich vor Beginn ihrer Beurlaubung mit einer Änderung der Arbeitsbedingungen bei Wiederaufnahme der Arbeit einverstanden erklärt. Es soll durch eine detaillierte Regelung sichergestellt werden, daß die Beurlaubten nicht besser, aber auch nicht schlechter gestellt werden als nicht beurlaubte Arbeitnehmer. Die Erörterungen der Tarifpartner sind noch nicht abgeschlossen. Die Bundesregierung teilt nicht die Ansicht, daß die vorgesehene Regelung eine Benachteiligung Teilzeitbeschäftigter, insbesondere teilzeitbeschäftigter Arbeiterinnen, im Vergleich zu teilzeitbeschäftigten 4080' Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Februar 1988 Angestellten darstellt. Die Regelung soll gleichmäßig für Angestellte und Arbeiter gelten. Anlage 6 Antwort des Staatsministers Schäfer auf die Frage des Abgeordneten Hiller (Lübeck) (SPD) (Drucksache 11/1734 Frage 40) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkungen der Vereinbarungen zwischen den Regierungen Schwedens und der Sowjetunion über den Verlauf der Grenze zwischen beiden Staaten in der Ostsee? Die Bundesregierung begrüßt die nach langjährigen und schwierigen Verhandlungen zwischen Schweden und der Sowjetunion zustandegekommene Einigung über die beiderseitige Abgrenzung der Meeresgebiete ostwärts von Gotland als einen wichtigen Beitrag zum Interessenausgleich und zur Zusammenarbeit in einem der Bundesrepublik Deutschland eng benachbarten Gebiet. Die Bundesregierung hat von Anfang an auch die grundsätzlichen Aspekte der unterschiedlichen Standpunkte beider Seiten in der Abgrenzungsfrage mit Aufmerksamkeit verfolgt. Die Bundesregierung hofft — hierzu hat der Parlamentarische Staatssekretär Dr. von Geldern in der Fragestunde vom 20. Januar 1988 bereits Stellung genommen — , daß es in Verhandlungen zwischen der Europäischen Gemeinschaft und Schweden im Rahmen des bestehenden Fischereiabkommens möglich sein wird, einen Ausgleich zu schaffen für den zu erwartenden Wegfall des freien Zugangs insbesondere auch der Fischer aus der Bundesrepublik Deutschland zu dem bisherigen umstrittenen Gebiet. Anlage 7 Antwort des Staatsministers Schäfer auf die Frage des Abgeordneten Gansel (SPD) (Drucksache 11/1734 Frage 46) : In welcher Weise hat das Auswärtige Amt den Embargo-Ausschuß der Vereinten Nationen über das Verfahren der Oberfinanzdirektion Kiel in Sachen militärischer Kooperation zwischen Firmen in der Bundesrepublik Deutschland und Südafrika informiert? Die Bundesregierung hat den Vorsitzenden des Arms Embargo Committee des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen über das Bußgeldverfahren der Oberfinanzdirektion Kiel mit Schreiben des Ständigen Vertreters der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen vom 5. und vom 24. Dezember 1986, vom 27. Februar 1987 und, zuletzt, vom 15. Januar 1988 unterrichtet. Darüber hinaus wurde ein Schreiben des Ständigen Vertreters bei den VN vom 5. Februar 1987 an den Direktor der „World Campaign against Military and Nuclear Collaboration with South Africa", Abdul S. Minty, im Arms Embargo Committee zirkuliert. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Frage des Abgeordneten Hiller (Lübeck) (SPD) (Drucksache 11/ 1734 Frage 55): Welche Hilfsmaßnahmen für die von einer weiteren Einschränkung ihrer Fanggebiete (bisherige Grauzone vor Gotland) betroffenen deutschen Fischer beabsichtigt die Bundesregierung, und sieht sie Möglichkeiten für eine Verbesserung der Ertragssituation der deutschen Fischer durch einen Tausch von Fangquoten in Verhandlungen mit der DDR? Wie bereits in der Fragestunde vom 20. Januar 1988 auf eine Frage des Herrn Abgeordneten Carstensen (CDU/CSU) mitgeteilt worden ist, berührt die Einigung zwischen Schweden und der UdSSR über die Abgrenzung der Wirtschaftszonen in der Ostsee östlich von Gotland die Befugnisse unserer Fischer auf Zugang zu diesem bisher internationalen Gewässer. Der Bundesregierung liegen jedoch bisher weder der konkrete Vertragstext noch offizielle Stellungnahmen seitens der beiden Vertragsparteien vor. Weitergehende konkrete Aussagen über die zukünftigen Fangrechte der deutschen Fischerei werden erst nach Vorliegen dieser offiziellen Dokumente möglich sein. Es ist jedoch damit zu rechnen, daß der Zugang zu diesen Fanggebieten in Zukunft nur noch im Rahmen von Abkommen der Europäischen Gemeinschaft mit Schweden bzw. der UdSSR möglich sein wird. Nach hiesiger Kenntnis beabsichtigt die schwedische Regierung für ihr Gebiet — etwa 75 % der betroffenen Fläche — eine Übergangsregelung bis zum Juli 1988. Die Bundesregierung hat jedoch bereits — unmittelbar nach Bekanntwerden der eingangs erwähnten Vereinbarung zwischen Schweden und der UdSSR — zusammen mit der Regierung Dänemarks die Kommission der EG ersucht, die notwendigen Vertragsverhandlungen mit Schweden und ggf. der UdSSR baldmöglichst aufzunehmen. Angesichts der vorgenannten Sach- und Rechtslage und auch im Hinblick auf die derzeit noch in keiner Weise überschaubare weitere Entwicklung der Fangmöglichkeiten im Vertragsgebiet sieht die Bundesregierung derzeit keinen Anlaß zur Prüfung eventueller Hilfsmaßnahmen für die betroffenen deutschen Fischereiunternehmen. Die in der Frage abschließend angesprochene Möglichkeit einer Vereinbarung über Fangrechte mit der DDR liegt — als Teil der Außenbeziehungen — ausschließlich in der Zuständigkeit der Kommission der EG. Die Bundesregierung hat die Kommission der EG dementsprechend bereits wiederholt aufgefordert, Gespräche mit den Ostsee-Anrainerstaaten aufzunehmen mit dem Ziel, neue Fangmöglichkeiten für die deutsche Fischerei zu eröffnen. Erste Sondierungstermine sind zwischenzeitlich festgelegt worden, konkrete Verhandlungen stehen jedoch noch aus. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Fragen des Abgeordneten Dörflinger (CDU/CSU) (Drucksache 11/1734 Fragen 56 und 57): Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 58. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Februar 1988 4081* Ist der Bundesregierung bekannt, daß das Land Baden-Württemberg und die Schweizer Kantone Aargau, Basel-Land, Luzern, Solothurn und Thurgau ihre Jägerprüfung im Gegenrecht als gleichwertig anerkennen, wie der baden-württembergische Ministerpräsident Späth im Juni 1985 ausdrücklich schriftlich bestätigt hat? Hält es die Bundesregierung angesichts ihrer Fürsorgepflicht gegenüber im Ausland lebenden Deutschen und angesichts der aus Artikel 3 des Grundgesetzes resultierenden Verpflichtungen für vertretbar, daß die Jagdbehörden in der Schweiz lediglich den Nachweis der deutschen Jägerprüfung verlangen, während die deutschen Jagdbehörden die in der Schweiz lebenden Deutschen zurückweisen, selbst dann, wenn sie seit über 20 Jahren ihren ständigen Wohnsitz in der Schweiz haben? Zu Frage 56: Bevor ich Ihre Fragen beantworte, darf ich darauf hinweisen, daß Sie bereits im September 1985 eine schriftliche Anfrage in derselben Angelegenheit gestellt haben. Die Rechtsauffassung der Bundesregierung hat sich seither nicht geändert. Ich darf daher Ihre Fragen wie folgt beantworten: Der Ministerpräsident Baden-Württembergs hat Ihnen in dem von Ihnen zitierten Schreiben vom Juni 1985 mitgeteilt, daß sich nach der in Baden-Württemberg geübten Praxis das sog. Ausländerprivileg bei der Jagdscheinerteilung auf ausländische Staatsangehörige beschränkt, sich jedoch nicht auf im Ausland lebende Deutsche erstreckt. Herr Ministerpräsident Späth hat in diesem Schreiben ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sich das Land Baden-Württemberg insoweit in völliger Übereinstimmung mit der diesbezüglichen Rechtsauffassung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten befindet. Zu Frage 57: Nach § 15 Abs. 5 des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) ist die erste Erteilung eines Jagdscheins davon abhängig, daß der Bewerber im Geltungsbereich des Bundeswaldgesetzes eine Jägerprüfung bestanden hat. Ausnahmen davon können bei der Erteilung von Jagdscheinen an Ausländer (d. h. Personen, die nicht Deutsche im Sinne des Artikel 116 des Grundgesetzes sind) und an Mitglieder der Ständigen Vertretung der Deutschen Demokratischen Republik gemacht werden (§ 15 Abs. 6 BJagdG). Diese Regelung verwehrt die erste Erteilung eines Jagdscheins an deutsche Staatsangehörige aufgrund einer im Ausland abgelegten Prüfung und zwar unabhängig davon, ob sie im Inland oder Ausland ihren Wohnsitz begründet haben. Ziel dieser Regelung ist es, die vergleichsweise hohen Anforderungen der deutschen Jägerprüfung zu sichern und ein Ausweichen auf ausländische Jägerprüfungen auszuschließen. Der Umstand, daß die Schweiz im Gegensatz zur bundesdeutschen Regelung bei ihren Staatsbürgern unter bestimmten Voraussetzungen auch eine ausländische — hier deutsche — Jägerprüfung für die Jagdausübung für ausreichend hält, vermag hinsichtlich der bundesdeutschen Regelung weder einen Verstoß gegen Artikel 3 des Grundgesetzes noch gegen eine etwaig bestehende Fürsorgepflicht zu begründen. Diese Ungleichbehandlung von Deutschen in der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zu Schweizern in der Schweiz beruht auf unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen zweier souveräner Staaten. Die Bundesregierung sieht keinen Grund, diese Regelung im BJagdG, die sich auch im Sinne einer klaren, der Rechtssicherheit dienenden Lösung bewährt hat, zu ändern. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Leidinger (SPD) (Drucksache 11/1734 Fragen 60 und 61) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß durch die im Bundeswehrstandort Feldkirchen abgestellten 92 Eisenbahnwaggons mit kontaminiertem Molkepulver eine Hochbehältertankanlage blockiert wird, wodurch Millionen Liter Treibstoff auf der Straße zum Umschlagplatz in dieser Kasernenanlage gebracht werden müssen, und welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung eingeleitet, um die damit verbundenen Risiken und Umweltgefährdungen auszuschließen? Womit begründet die Bundesregierung, fast neun Monate nach Auslaufen der getroffenen Ressortvereinbarung zur Lagerung des verstrahlten Molkepulvers in Bundeswehreinrichtungen, die Aussage des Bundesministers der Verteidigung, er befinde sich weiter in der Pflicht zur Amtshilfe, und wie gedenkt die Bundesregierung im Interesse der betroffenen Soldaten und der Zivilbevölkerung deren Rechte und Sicherheit zu gewährleisten? Zu Frage 60: Ja, der in der Fragestellung enthaltene Sachverhalt ist richtig. Solange allerdings davon ausgegangen werden konnte, das Molkepulver in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum zu entsorgen, war der Straßentransport von Betriebsstoff in Kauf zu nehmen. Nachdem im Oktober vergangenen Jahres absehbar wurde, daß sich der Dekontaminierungsprozeß voraussichtlich noch bis in das Jahr 1989 erstrecken wird, wurden Möglichkeiten für eine Abhilfe geprüft. Es ist nunmehr beabsichtigt, die Gleisanlage in der Gäuboden-Kaserne Feldkirchen provisorisch so zu verlängern, daß die Betriebsstoffzuführung für die Liegenschaft über die Schiene wieder möglich wird. Zu dieser Lösung gibt es unter den gegebenen Umständen keine Alternative. Zu Frage 61: Seit Aufnahme des Molkepulvers in die Bundeswehrliegenschaften hat sich an der Begründung für die Zwischenlagerung als Akt staatlicher Vorsorge grundsätzlich nichts geändert. Dies gilt auch in Anbetracht der Tatsache, daß es dem Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit nicht gelungen ist, die zunächst in Hungen/Hessen geplante Dekontaminierung des Molkepulvers zu realisieren und die Dekontaminierung im neuen Projekt Lingen sich nunmehr voraussichtlich bis in das Jahr 1989 erstrecken wird. Von dem in den Bundeswehrliegenschaften gelagerten Molkepulver geht nach wie vor keine Gefahr für Mensch und Umwelt aus; die Rechte und die Sicherheit von Soldaten und Zivilbevölkerung waren zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt. Die Absicht einer provisorischen Verlängerung der Gleisanlage in der Gäuboden-Kaserne entspricht dem wohlverstandenen Verlangen nach Wiederherstellung einer gesicherten und eine Umweltgefährdung ausschließenden Betriebsstoffversorgung. Diese Maßnahme bedeutet nicht, daß das Molkepulver deshalb länger an seinem derzeitigen Standort verbleibt, als unter den gegenwärtigen Bedingungen absehbar ist.
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    von der Bereitschaft zu Unternehmenskooperation über die Öffnung neuer Grenzübergänge bis hin zu großzügigen Lösungen für humanitäre Fragen.
    In allen meinen Gesprächen war die Lage der Menschen und insbesondere der Christen und der Kirchen in der CSSR ein wichtiger Punkt. Ich habe mich, wie Sie wissen, bereits vor meiner Reise nach Prag in einer Rede in Tutzing sehr grundsätzlich zu diesem Thema geäußert. Für mich war jetzt in Prag das Gespräch mit Kardinal Tomaschek besonders wichtig. Bekanntlich hat in den Tagen meines Prag-Besuches eine Delegationen des Vatikans die katholischen Bistümer der CSSR bereist und mit der Regierung über die Neubesetzungen von zehn vakanten Bischofssitzen verhandelt. Zehn von 13 Bischofssitzen sind nicht besetzt. Ich hoffe, daß beide Seiten zu einer Einigung gelangen werden; denn man muß es immer wieder aussprechen: Religionsfreiheit ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Menschenrechte.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Ich habe in Prag auch unmißverständlich zum Ausdruck gebracht, daß die Frage, wie die politische Führung der CSSR Andersdenkende behandelt, für uns in der deutschen Öffentlichkeit ungeachtet unserer unterschiedlichen politischen Überzeugungen allergrößtes Gewicht hat. Auf meine Bitte hin haben der Kollege Rühe und Mitarbeiter von mir Gespräche mit führenden Vertretern der Charta 77 geführt.
    Während des Prag-Besuches haben der Kollege Warnke und sein CSSR-Partner das deutsch-tschechoslowakische Binnenschiffahrtsabkommen unterzeichnet. Auch dies empfinde ich als ein gutes Signal, wenn man bedenkt, daß über zehn Jahre an diesem Thema gearbeitet wurde und daß der Vertrag jetzt endlich abgeschlossen werden konnte.
    Noch bis zum Tage vor meiner Anreise wurde um eine befriedigende Einbeziehung von Berlin (West) gerungen. Lassen Sie mich auch an dieser Stelle den Beitrag würdigen, den die amtlichen Stellen der CSSR zu dieser Einigung geleistet haben.
    Dieses Abkommen hat seine Bedeutung nicht nur für die künftige Nutzung des Main-Donau-Kanals, sondern es wird ab sofort auf den Elbe-Seitenkanal angewendet. Zum wirtschaftlichen Hintergrund erwähne ich nur, daß Hamburg heute der wichtigste Exporthafen der CSSR ist

    (Duve [SPD]: Seit Jahrhunderten!)

    — seit Jahrhunderten, bis heute, wenn Sie damit einverstanden sind — und künftig auch der slowakische
    Landesteil an die Nordseehäfen angebunden sein wird.
    Mit Ministerpräsident Strougal habe ich in insgesamt achtstündigen Gesprächen mit zahlreichen Details die bilaterale Zusammenarbeit erörtert. Wir haben uns auf eine Liste von Themen verständigt, die in der allernächsten Zeit behandelt werden und, wenn irgend möglich, einer Lösung nähergebracht werden sollen.
    Ich nenne einige davon. Dazu gehört beispielsweise der regelmäßige politische Dialog auf höchster Ebene. Ich darf hier einfügen: Es war für mich schon bei der Vorbereitung meiner Reise eine erstaunliche Erfahrung, daß vor dem Kollegen Brandt vor 15 Jahren überhaupt noch nie ein deutscher Regierungschef Prag besucht hat, d. h. auch in der ganzen Zeit der Weimarer Republik nicht, und daß umgekehrt in den 14 Jahren der Weimarer Republik kein Regierungschef aus Prag Berlin besucht hat. Man sieht auch hier die Dimension der geschichtlichen Vorbelastung. Es ist Zeit, daß wir hier die notwendige Konsequenz ziehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich nenne ferner den Ausbau der Parlamentsbeziehungen, und zwar ohne jemanden auszuschließen. Ich nenne die Vereinbarung weiterer Städtepartnerschaften — zur Zeit wird über sieben Projekte verhandelt. Wir waren uns einig, daß es dringend notwendig ist, Erleichterungen an der Grenze einzuführen. Ich nenne die Projektierung der Autobahn Prag—Nürnberg, was den direkten Anschluß an das europäische Autobahnnetz bedeuten würde. Ich nenne konkrete Maßnahmen beim grenzüberschreitenden Umweltschutz; hier gilt es, das im Herbst 1987 unterzeichnete Umweltabkommen zügig umzusetzen. Ich nenne den Austausch von Kulturinstituten, der nach meiner Überzeugung angesichts der kulturellen Beziehungen unserer Länder überfällig ist. Ich nenne die Intensivierung des Jugendaustauschs und nicht zuletzt — dies ist für die Menschen gerade in der Bundesrepublik von größter Bedeutung — eine vernünftige, menschlich überzeugende Lösung der anstehenden humanitären Angelegenheiten.
    Die genannten Fragen werden nunmehr im Kontakt der beiderseitigen Außenministerien und der Fachressorts sowie in der Gemischten Wirtschaftskommission mit Vorrang weiter behandelt.
    Aus einer Summe von Erfahrungen heraus haben Ministerpräsident Strougal und ich vereinbart, daß wir gemeinsam im kommenden Sommer in einem direkten Kontakt eine Art von Leistungskontrolle vornehmen wollen — um festzustellen, ob den Reden auch die notwendigen Taten folgen.

    (Bahr [SPD]: Sehr gut!)

    Von seiten der CSSR wurde uns auch eine umfassende Wunschliste interessanter Projekte für die Unternehmenskooperation überreicht. Sie wird jetzt im Bundeswirtschaftsministerium geprüft, und wir werden die notwendigen Gespräche mit Unternehmensverbänden und Unternehmen aufnehmen.
    Der Ministerpräsident der CSSR hat sein nachhaltiges Interesse an der Gründung von deutsch-tschecho-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    slowakischen joint ventures bekundet, und er hat die dazu notwendigen gesetzgeberischen Maßnahmen für die CSSR angekündigt.
    Ich habe dies ausdrücklich begrüßt und angeboten, nunmehr auch bald Verhandlungen über einen Vertrag zum Schutz und zur Förderung von Investitionen aufzunehmen. Auch ein Abkommen über den Austausch von Informationen über kerntechnische Anlagen wollen wir aushandeln.
    Besonders hervorheben möchte ich die in Prag zum Ausdruck gekommene Bereitschaft der CSSR, auch im Bereich des Jugendaustauschs neue Wege zu gehen. Ich hoffe auf eine baldige Vereinbarung. Gerade hier gibt es einen erheblichen Nachholbedarf.
    In diesen Zusammenhang gehört auch die Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen unseren Universitäten. Es war für mich ein Grund großer Genugtuung, der Karls-Universität zunächst einmal für ein Jahr eine Gastprofessur in Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zur Verfügung stellen zu können.
    Wir wollen — ich sagte es schon — über den Austausch von Kulturinstituten verhandeln. Ein deutsches Kulturinstitut gehört einfach nach Prag; das zeigt schon ein kurzer Gang durch diese Stadt. Es wäre für uns von hoher Bedeutung, wenn auch die heute noch in Prag und in der CSSR wohnenden Deutschen Gelegenheit haben könnten, ihre Sprache und damit ihre Identität ganz offen zu pflegen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, ich habe in Prag in meiner Tischrede gesagt: „Pragmatische Lösung humanitärer Fragen ist der Eckstein eines wirklich gutnachbarlichen Verhältnisses". Ich würdige es deshalb, daß die Regierung der CSSR im Vorfeld meines Besuchs eine Reihe von schwierigen Einzelfragen endlich zugunsten der Betroffenen entschieden hat. Es handelte sich um insgesamt 24 Fälle von Familienzusammenführung, Haftentlassung und Reisemöglichkeit. Ich begrüße die Erklärung von Ministerpräsident Strougal, die Regierung der CSSR werde auch künftig humanitäre Fragen auf der Grundlage unseres Briefwechsels, im Geiste der Schlußakte von Helsinki, d. h. in großzügiger Weise, entscheiden.
    Meine Damen und Herren, Ministerpräsident Strougal und ich waren uns einig, daß zusätzlich zum engen Kontakt der Minister beider Seiten sich auch die Regierungschefs zukünftig häufiger und regelmäßiger treffen sollten. Ich habe deshalb Ministerpräsident Strougal eingeladen, unser Land zu besuchen, um damit erneut gemeinsam den Willen zu guter Nachbarschaft zu bekunden.
    Herr Präsident, meine Damen und Herren, ich selbst bekräftige die Politik der Bundesregierung: Wir sind entschlossen, auf der festen Grundlage der abgeschlossenen Verträge und Dokumente, an deren Buchstaben und anderen Geist wir uns halten, mit unseren östlichen uns südöstlichen Nachbarn zukunftsgewandt zusammenzuarbeiten. Wir wollen damit einen Beitrag leisten, die Teilung Europas und die Teilung unseres eigenen Vaterlandes zu überwinden. Wir wollen einen Beitrag zu einer Friedensordnung in Europa leisten, in dem alle Europäer und alle Deutschen in gemeinsamer Freiheit zueinander finden können.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Brandt.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Willy Brandt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die im ganzen erfreuliche Vertiefung der deutsch-französischen Zusammenarbeit, nicht nur der amtlichten, gehört zu den eindeutigen Positiva der Entwicklungen seit dem Zweiten Weltkrieg, und darüber freuen sich nicht zuletzt diejenigen, deren Tradition des Ausgleichs noch ein Stück weiter zurückreicht als bis zum großen Wendejahr 1945.

    (Beifall bei der SPD)

    Trotzdem darf auch beim Jubiläum des Vertrages vom Januar 1963 gefragt werden, wie weit die Annäherung zwischen Texten und Realitäten reicht. Kritische Fragen können nicht schaden; denn gewiß ist es nicht schlecht, wenn wichtige Bereiche der auswärtigen Politik aus der innenpolitischen Kontroverse herausgenommen werden können, doch niemandem ist damit gedient, wenn Meinungsunterschiede oder Unklarheiten durch wohlklingende Formulierungen überspielt werden.
    Auch die in Paris gehaltenen Reden — ich habe sie sehr genau gelesen — waren noch etwas hübscher als die Wirklichkeit. So problemfrei steht es auch um das Verhältnis zwischen Bonn und Paris nicht, wie es selbstgefällige Sprachregelungen zuweilen glauben machen möchten. Wo immer sich reale Fortschritte festmachen lassen, d. h. wo immer gedeihlich fortgeführt wird, was früher auf den Weg gebracht wurde, verdient das Anerkennung und Unterstützung.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Aber es bedarf der Bestätigung im Tatsächlichen, ob etwa durch neue Bezeichnungen der eingespielten Konsultationsmechanismen — auf dem Gebiet von Sicherheitspolitik zumal, auch auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik — eine veränderte Wirklichkeit geschaffen wird.

    (V o r s i t z : Vizepräsident Cronenberg)

    Bewegung entsteht bekanntlich nicht dadurch, daß man sie beschwört. Ein falsches Bild ungetrübter Harmonie kann leicht von dem ablenken, was erst noch zu tun ist.
    Meint man wirklich — so möchte ich fragen — , für die beiderseitige Sicherheit sei schon Wesentliches gewonnen, wenn nicht zunächst in etwa die Strategie auf einen Nenner gebracht wird? Was heißt das dann konkret in bezug auf die französische Nuklearstrategie, über die doch nach allem, was ich erkennen kann — auch in Paris höre — , doch wohl kein noch so schön aussehender gemeinsamer Rat zu befinden haben wird?

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Ich kann übrigens auch nicht dazu raten, das jetzt zu versuchen.



    Brandt
    Ich unterschätze nicht die Rolle, die Symbolismen spielen können. Doch Entscheidungen zur Substanz können nicht durch Symbolik ersetzt werden. Das gilt dann auch für die gemeinsame Heereseinheit — die berühmte Brigade — und deren Verhältnis oder Nichtverhältnis zur NATO.
    Wenn ich die innerfranzösische Debatte richtig verstehe, meine verehrte Kolleginnen und Kollegen, beginnt übrigens die Erwägung an Boden zu gewinnen, daß taktische Atomwaffen schon deshalb ein zweifelhaftes Instrument der Verteidigung sind, weil sie geeignet wären, einen vernichtenden Schlag gegen das eigene Land geradezu herauszufordern.
    ' Die Anhebung und die Neubenennung der Konsultationsmechanismen müssen nicht schaden. Ob sie viel nützen werden, muß sich zeigen. Gerade auch über die sehr erstrebenswerte gemeinsame Währungspolitik wird gewiß nicht nach dem Motto „Alle Macht den Räten" entschieden werden,

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    sondern es wird sehr hart zu ringen sein um die Struktur, d. h. strukturelle Unabhängigkeit einer westeuropäischen Notenbank, die objektiv geboten ist, aber eben doch voraussetzt, daß nicht allein die Wirtschaftspolitik der beteiligten Ländern erheblich mehr, als das der Fall ist, aufeinander abgestimmt wird.
    Damit es keine Mißverständnisse gibt: Ich bin, meine politischen Freunde sind für eine einheitliche europäische Währung, für ein europäisches Notenbanksystem. Das muß vernünftigerweise heißen: Nicht das System des einen oder des anderen Staates wird einfach unbesehen zu übernehmen sein, sondern es wird ein neues europäisches System zu entwickeln sein, und zwar eines, das auf politische Unabhängigkeit angelegt ist

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    und das hoffentlich der Wechselkurs- wie der Geldwertstabilität einen gleichermaßen hohen Rang einräumt. Darüber brauchen wir nicht zu streiten.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn man mit interessierten Bürgern vor Ort spricht, läßt sich allerdings rasch feststellen, wie weit wir auf beiden Seiten des Rheins immer noch auseinander sind oder wie weit das Gros der Bürger noch von dem entfernt ist, was von Ministern und Experten empfohlen oder sogar beschlossen wird. In Frankreich höre ich, die reichen Deutschen — man hält uns häufig für noch reicher, als wir sind — seien doch wohl reichlich egoistisch. Hierzulande wird vermutet, andere wollten uns ausnehmen und unseren Wohlstand schmälern. Hüben spöttelt man gelegentlich über eine an uns grenzende Weltmacht honoris causa.

    (Heiterkeit bei der SPD und den GRÜNEN)

    Drüben glauben nicht wenige, es sei nur eine Frage der Zeit und Gelegenheit, bis wir uns — könnten wir so zur nationalen Einheit gelangen — auf östliche Sondertouren einließen und unseren Verbündeten gleichermaßen den blanken Hintern zeigten.
    Ich spreche auf Grund eines wichtigen Teils persönlicher Erfahrungen, zumal in den letzten Jahren. Dazu gehört die Begegnung mit vielen französischen Nachbarn und Freunden, also weit über die dortige französische classe politique hinaus. Wer an Ort und Stelle und über längere Zeiträume so viel freundliche Aufmerksamkeit erfährt, wie ich es von mir sagen kann, der kann wirklich bestätigen, daß sich in der Breite unserer Völker im Verhältnis zueinander vieles zum Besseren verändert hat. Und trotzdem — machen wir uns bitte nichts vor — : Der Abbau von Vorurteilen braucht mehr als zwei Generationen. Und die Nachwachsenden hängen zu einem nicht geringen Teil an neuen oder — wo nicht noch — wieder an alten Klischees.
    Jenseits und diesseits der Grenze reden nur wenige schlecht über den anderen — und das ist zu begrüßen — , aber viele stehen doch weiterhin oder erneut mit dem Rücken statt mit dem Gesicht zueinander. Das kann vielleicht schon deshalb nicht viel anders sein, weil man sich auch 25 Jahre nach dem Freundschaftsvertrag noch wenig Mühe gibt, sich die Sprache der Nachbarn anzueignen. Freunde sollten sich ohne Dolmetscher verständlich machen können!

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Mitglieder der Regierung und Abgeordnete aus Bund und Ländern sollten da mit gutem Beispiel vorangehen. Dann ließe sich der vom Bundeskanzler konstatierte Nachholbedarf auch leichter abbauen.
    Als ein ziemliches Mißverständnis, meine Damen und Herren, hat es sich erwiesen, vom Massentourismus — ich bin wirklich nicht dagegen, daß viele reisen — könnte ein massenhaftes und gleichsam automatisches Verstehen eines anderen Volks- und Kulturlebens ausgehen. Ich befinde es zudem als recht bedrückend, mit wieviel Fleiß nicht wenige Träger der veröffentlichten Meinung aneinander vorbeischweigen mit der Folge, daß die Medien unterbelichtet sind.

    (Dr. Stercken [CDU/CSU]: So ist es!)

    Im franzöischen Fernsehen erfahre ich während langer Wochen über Deutschland überhaupt nichts,

    (Duve [SPD]: Hört! Hört!)

    es sei denn, es gäbe in Kiel oder sonstwo einen Skandal, der aus dem Rahmen fällt, oder eine Friedensmanifestation könnte herhalten, um vor vermeintlichem Neutralismus und möglichem deutschen Abdriften zu warnen, oder irgendwo habe sich ein Nazi mausig gemacht.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt!)

    Da sind dann rechte und linke — eher linke — Blätter von Rang nahe beieinander.
    Ein Franzose in Deutschland kommt wahrscheinlich auch nicht auf seine Kosten. Vielleicht stimmt er mir zu, daß mit jener Form von Angleichung wenig gewonnen ist, die sich darin ausdrückt, daß wir — dort wie hier — abendelang dieselben Filme von jenseits des „großen Wassers" sehen:

    (Zustimmung bei der SPD)




    Brandt
    hier „Denver", dort „Dynasty", hier „Miami Vice", dort „Deux Flics Miami".

    (Heiterkeit und Beifall bei allen Fraktionen) Ich sehe sowas manchmal auch ganz gern;


    (Seiters [CDU/CSU]: Aber nicht den J. R.!)

    das gebe ich offen zu. Aber für die Selbstbehauptung Europas läßt sich daraus nicht viel Honig saugen.

    (Heiterkeit und Beifall bei allen Fraktionen)

    Im übrigen wage ich die These, daß Regierungen gelegentlich — auch sogar nicht selten — hinter den Völkern zurück sein können, statt ihnen mindestens einen halben Schritt voraus zu sein. Erfreulich und ermutigend ist jedoch vieles, was sich auf dem Gebiet der Partnerschaften und des Jugendaustausches entwickelt hat. Viele Städte sind weit über die eher bürokratischen Begegnungen hinausgekommen. Schulklassen, Sportvereine, ich glaube, das alles ist sehr wichtig. Wissenschaft und Kunst kommen nach dem, was ich sehen kann, auch ganz gut zu Rande. Die Regierungen sollten sie fördern und nicht durch Gängelung stören, auch nicht bei Instituten. Mein Freund Freimut Duve wird sich zu Fragen der kulturellen Zusammenarbeit und wohl auch zu dem vorgesehenen Kulturrat äußern. Ich will ihm nicht weiter vorgreifen.
    Hinter den Völkern zurück? habe ich gefragt. Jawohl. Franzosen, die ich außerhalb des Pariser Politmilieus treffe, glauben nicht an den zuweilen auch von Amtspersonen verbreiteten Unsinn, ein gesteigertes Interesse an der Sicherung des Friedens sei Pazifismus und dieser verwerflich. Meine Gesprächspartner machen uns auch nicht den Vorwurf des „romanticisme", wenn man sich bei uns ernsthaft damit befaßt, was der natürlichen Umwelt wegen getan werden muß. In der französischen Provinz wachsen das Bewußtsein für Umweltpolitik und auch die Nachdenklichkeit über die Zukunft der Energiepolitik in Europa und im eigenen Lande.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Deutschen auf der anderen Seite glauben ja auch nicht mehr — so sie es je glaubten — , daß jene Oberleutnants sie erschöpfend aufklärten, die Frivolitäten mit ganz Paris und Leichtsinn mit ganz Frankreich identifizierten. Nein, die meisten Deutschen wissen mehr, und sie wissen es besser. Aber was wir auf beiden Seiten an der Last veralteten, ja musealen Denkens noch erheblich zu schleppen haben — wer wollte das bestreiten? Richtig bleibt die simple Erkenntnis, daß die Regierungen unserer beiden Länder zwar nicht so tun dürfen, als seien sie Europa und könnten für andere mitentscheiden, daß aber natürlich vom Verhältnis zwischen Bonn und Paris weiterhin in hohem Maße abhängt, welche Richtung die westeuropäische Einigung nimmt. Richtig ist natürlich auch — davon war schon die Rede —, daß hiervon auch für die gesamteuropäischen Entwicklungen einiges abhängt.
    Dies kann dann allerdings die Frage anderer herausfordern, ob Paris und Bonn miteinander, ohne den übrigen Partnern etwas aufzwingen zu wollen — was sie ja nicht dürfen — , nicht schon mehr hätten tun können, um die Europäische Gemeinschaft besser
    funktionieren zu lassen und um dafür zu sorgen, daß wir uns miteinander in rascherem Tempo natürlich auf 1992, aber im ganzen sowohl auf die wissenschaftlichtechnischen Umwälzungen wie auf sich dramatisch wandelnde weltpolitische Gegebenheiten einstellen.
    Wir sind hier überwiegend einig darin, daß eine Weiterentwicklung der westeuropäischen Wirtschafts- und Währungspolitik mit dem Ziel — ich sage es noch einmal — auch einer gemeinsamen Währung und Notenbank dringend geboten ist. Wie es der Antrag der sozialdemokratischen Fraktion zu diesem Gegenstand zum Ausdruck bringt, wünschen wir, daß auf die einschlägigen französischen Anregungen nicht in erster Linie und überwiegend mit Bedenken reagiert wird, sondern daß davon soviel wie irgend möglich aufgegriffen und ernsthaft erörtert wird.
    Denken wir an die Strukturpolitik. Es bleibt doch tief enttäuschend, daß am Ausgangspunkt neuer westeuropäischer Zusammenarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg die Montanunion stand, daß es jedoch in keiner Weise gelungen ist, der Kohle- und Stahlkrise gemeinsam Herr zu werden. Das hat gerade auch junge Menschen in den Revieren stärker beeindruckt als die Wunschzettel der Europaunion.

    (Beifall bei der SPD der Abg. Frau Unruh [GRÜNE] und des Abg. Dr. Haussmann [FDP])

    Mit meinen Freunden hoffe ich, daß eine gut aufeinander abgestimmte deutsch-französische Haltung entscheidend dazu beitragen kann, die akuten Schwierigkeiten der Europäischen Gemeinschaft zu überwinden. Sie sind ja nach allem, was man erkennen kann, ziemlich ernst.
    Lassen Sie mich hinzufügen: So verständlich und sogar begrüßenswert ich es finde, daß Großbritannien hartnäckig darauf besteht, unzumutbare Finanzbelastungen der Gemeinschaft durch die Agrarüberschüsse rascher als angeblich vorgesehen abzubauen, für so bedauerlich halte ich es, halten auch wir es, die britische Zurückhaltung gegenüber dem Europäischen Währungssystem weiterhin zur Kenntnis nehmen zu müssen. Ich sage nur: Man kann auch zu spät kommen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Im übrigen, Herr Bundeskanzler, nächste Woche in Brüssel: Nicht notwendigerweise einer Regierung zuliebe, nicht um etwas zu übertünchen, sondern dieser Bundesrepublik zuliebe und Europa zuliebe wünschen wir, daß ein Erfolg aus Brüssel herauskommt.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Mindestens so wichtig ist mir der andere Hinweis, daß nämlich der Inhalt gemeinsamer Sicherheitspolitik rasch einer weiteren Klärung bedarf.

    (Koschnick [SPD]: Sehr wahr!)

    Wenn es zum einen im Protokoll über den Rat für Sicherheit heißt, die Strategie der Abschreckung und Verteidigung müsse sich weiterhin auf eine „geeignete Zusammensetzung nuklearer und konventioneller Streitkräfte " stützen, so darf das meiner Überzeu-



    Brandt
    gung nach nicht bedeuten, daß uns ein händebindendes Junktim untergejubelt wird.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Deutschland darf sich nicht ins Zwielicht begeben, und künftigen europäischen Initiativen dürfen nicht unnötige Fesseln angelegt werden.
    Dem Bundeskanzler ist nicht zu widersprechen, wenn er uns eben gesagt hat, bei der Sicherheit Europas gehe es nicht nur um Abrüstung und Rüstungskontrolle. Aber gerade darum geht es doch auch. Es ist schade, daß in den Pariser Texten eine Strategie der Kriegsverhinderung nicht einmal angedeutet wird.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Das darf nicht bedeuten, hinter jene Einsichten zurückzufallen, die immerhin schon vor 20 Jahren im sonst häufig zitierten Harmel-Bericht niedergelegt wurden.

    (Bahr [SPD]: Sehr wahr!)

    Europa hat sich — dessen bin ich ganz sicher — mehr auf Abrüstung als auf Aufrüstung zu konzentrieren.

    (Beifall bei der SPD, der Abg. Frau Unruh [GRÜNE] sowie des Abg. Dr. Feldmann [FDP])

    Texte hin, Texte her: Die eigentlichen Probleme wollen beantwortet werden. Zu welchen Konsequenzen sind wir, sind Bonn und Paris bereit, um ein westeuropäisches Sicherheitssystem mit eigenem Oberbefehl im Rahmen des Atlantischen Bündnisses Wirklichkeit werden zu lassen? Sind wir uns einig oder werden wir uns einig, daß die Europäer jedenfalls beteiligt werden, beteiligt sein müssen, wenn die nuklearen Weltmächte über Sicherheit und Abrüstung in Europa verhandeln?

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Meine Damen und Herren, wenn die europäische OstWest-Politik mit der Zwangsvorstellung verbunden bleibt, die Deutschen müßten bei der Wahrnehmung ihrer mitmenschlichen und zugleich nationalen Interessen einer Art besonderen Kontrolle unterworfen werden, so kann das zu nichts Gutem führen.
    Deutsche und französische Ostpolitik sind nicht deckungsgleich, aber sie können einander gut ergänzen. In dieser Richtung haben sich ja im Laufe der Jahre durchaus bemerkenswerte Berührungen ergeben. Wer könnte etwas dagegen haben, sich hierum wieder und weiter zu bemühen?
    Ein kluger Kommentator aus der Schweiz — ich meine François Bondy — meinte kürzlich, es sei eine Schwierigkeit des deutsch-französischen Dialogs, daß die Partner manchmal den Platz wechselten; der eine sage das Gegenteil von gestern, der andere auch,

    (Heiterkeit bei der SPD)

    so daß man sich wiederum nicht ganz verstehe.
    In der Tat, Frankreich war uns beispielsweise vor allem zu Zeiten Charles de Gaulles ein gutes Stück
    voraus, als es zusätzlich zur westeuropäischen Zusammenarbeit und Einigung das ganze Europa vom Atlantik bis zum Ural ins Auge faßte, sicherheitspolitisch, aber natürlich auch wirtschaftlich und kulturell. Heute braucht nur ein sowjetischer Außenminister nach Bonn zu kommen, und in Paris rätseln nicht wenige, welche deutschen Seitensprünge sich daraus wohl ableiten mögen. Aber vielleicht hat es ja auch bei uns einige gegeben, die Herrn Honeckers Besuch in Paris mit einem Mangel an Gelassenheit beobachteten.
    Der Bundeskanzler hat in seine Regierungserklärung einen Bericht über seinen Prager Besuch aufgenommen. Ich meine, es war gut, daß dieser Besuch in der CSSR stattgefunden hat, auch wenn sich der sachliche Ertrag der Besprechungen — bei aller Vielzahl der registrierten Themen — in Grenzen zu halten scheint. Diejenigen, die damals, vor 15 Jahren, beim Prager Vertrag das für richtig hielten, was inzwischen auch der gegenwärtige Bundeskanzler für richtig hält, können nichts dagegen haben, daß mit Prag wie mit allen unseren Nachbarn im Osten die Zusammenarbeit zum beiderseitigen Nutzen im Rahmen des Möglichen ausgebaut wird.

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Zum Nutzen der Menschen!)

    Herr Bundeskanzler, was Reisen angeht: Ich höre, Ungarn wäre bereit, einem visumfreien Reiseverkehr zuzustimmen. Ich weiß nicht, ob Prag auch schon bereit ist. Ist es so, daß die Sicherheitsbehörden bei uns dies nicht für möglich halten?

    (Duve [SPD]: Hört! Hört!)

    Ich denke, man müßte diesem Thema — neben vielen anderen Themen — weiter nachgehen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)